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INITIATIVEKOMPAKTDas kleine 1 x 1der Sozialen MarktwirtschaftEin Schnupperkurs in Sachen ÖkonomieWWW.<strong>INSM</strong>.DE


InhaltVorwort 2Ich, du, er, sie, wir sind die Wirtschaft 4Die Marktwirtschaft und die unsichtbare Hand 9Angebot trifft Nachfrage: Wie Märkte (nicht) funktionieren 12Ist Wirtschaft + Politik = Wirtschaftspolitik? 18Geld regiert die Welt: Jedes Ding hat seinen Preis 26Die Börse: Wo sich DAX und Schweinebäuche treffen 32Die Wirtschaft: Über Gewinne und andere Vorurteile 36www.globalisierung.insm.de – Freiheit statt Staatsgläubigkeit 42Für Neugierige: Lesetipps, Internetadressen und Projekte 501


VorwortÖkonomie? Kannitverstan!Vor zweihundert Jahren erzähl-tigen Schiffs im Hafen undder Trauernden und bekommtHaus, an sein reiches Schiffte Johann Peter Hebel in seinenerfährt: „Kannitverstan.“zur Antwort: „Kannitverstan.“und an sein enges Grab.“„Kalendergeschichten“ von derDa schießen dem Burschen dieReise eines armen deutschen„Wenn ich’s doch nur auchTränen in die Augen. „ArmerDie Moral von der Geschicht’Handwerksburschen aus Tutt-einmal so gut bekäme, wieKannitverstan, was hast du nunist, im besten Sinne, eine dop-lingen nach Amsterdam. Tiefdieser Herr Kannitverstan esvon allem deinem Reichtum?“,pelte: Zum einen zeigt sie, dassbeeindruckt von der großenhat“, denkt sich der Hand-klagt er und geht zurück inSprache und Worte weit weni-und reichen Handelsstadt er-werksbursche und erblickt imseine Herberge. „Und wenn esger selbstverständlich sind, alskundigt er sich bei einem Ein-gleichen Moment einen Lei-ihm wieder einmal schwerwir gemeinhin annehmen. Dieheimischen danach, wem dennchenwagen, begleitet vonfallen wollte“, so endet dieAmsterdamer verstehen den„dieses wunderschöne Haus“einem langen Zug aus Ver-Geschichte, „dass so viele LeuteHandwerksburschen nicht, undgehöre. „Kannitverstan“, be-wandten und Bekannten desin der Welt so reich seien undder Handwerksbursche verstehtkommt er zu hören. DannVerstorbenen. „Das muss wohler so arm, so dachte er nur andie Amsterdamer falsch. Zumfragt er einen Amsterdamerein guter Freund von Euchden Herrn Kannitverstan inanderen lässt das traurige Endenach dem Besitzer des präch-gewesen sein“, sagt er zu einemAmsterdam, an sein großesdes vermeintlichen Herrn Kan-2


nitverstan den Burschen ausTuttlingen sein eigenes Schicksalmit anderen Augen sehen.Er hat, dank Kannitverstan,etwas verstanden – und sei esnur, dass alles und jeder vergänglichist.In der modernen Variante dieserGeschichte düsen Millionenjunger und jung gebliebenerFrauen und Männer aus Tuttlingen,Dresden oder Hamburgvia Flugzeug oder Internetdurch die globalisierte Welt,und auch sie kommen aus demStaunen nicht mehr heraus.Wie schnell sich doch alleshaben Ein-Euro-Jobs. Wergestern noch ein Mannesmannwar, arbeitet heute schon fürVodafone und morgen vielleichtfür – wer weiß dasschon?ökonomischen Laien, die gerneetwas mehr von dem verstehenmöchten, was tagtäglich in derWirtschaft passiert. Und weildie Menschen das meiste davonaus dem Fernsehen oder derZeitung erfahren, macht sichfür die Bildung und den zunehmendenEinfluss der EUauf die nationale Wirtschaftspolitik.Andere Themen, wiedie Börse, die internationalenKapitalverflechtungen und dasweite Feld der seit 2008 gras-verändert! Noch ihre Elterngenerationschrieb eine einzigeBewerbung im Leben, die Zukunftwar planbar und dieRente sicher, denn „made inGermany“ hielt das Wachstumauf Trab und die Konkurrenzin Grenzen. Heute kommendie T-Shirts aus China, dieMP3-Player aus Japan, dieSoftware aus Indien, die Äpfelaus Neuseeland, der Deutsche-Bank-Chef aus der Schweizund der Pizza-Bäcker aus Wanne-Eickel.Es gibt keine D-Mark mehr, keine lebenslangenJobs, keine Grenzen. Die einenmachen Millionen, die anderenDas ist Marktwirtschaft, heißtes; die Fachleute aus Wirtschaftund Politik reden von Globalisierungund Gewinnmaximierung,von Investitionen undProduktivität, von Wettbewerbund Wachstumsraten, vonBemessungsgrenzen undGrenzsteuersätzen, von Inflationund Deflation, von Strukturwandelund Steuervergünstigungsabbaugesetzen.Kannitverstan?„Das kleine 1 x 1 der SozialenMarktwirtschaft“ will dasändern. Es richtet sich an alleauch diese Broschüre die Medienzunutze: Wo immer es geht,greifen wir für unsere Reise indie weite Welt der Ökonomieauf TV- und Presse-Berichtezurück – sie dienen uns alsgemeinsame Diskussionsgrundlage.„Das kleine 1 x 1 der SozialenMarktwirtschaft“ will undkann kein umfassendes Lexikonsein. Schon aus Platzgründenmussten wir viele Themen,die direkt oder indirekt mit derWirtschaft zu tun haben, gänzlichaussparen. Das gilt zumBeispiel für den Umweltschutz,sierenden Finanz- und Wirtschaftskrise,konnten wir lediglichanreißen. Auch hatten wirnicht die Absicht, ein Lehrbuchim Miniformat zu schreiben.Deshalb finden Sie aufden folgenden Seiten wederkomplizierte Formeln nochlangatmige Theorien und auchkeine unverständlichen Statistiken.Ganz ohne Zahlen gehtes allerdings auch nicht, dochkeine Angst vor Kannitverstan:Wer das kleine 1 x 1 und dasABC beherrscht, der verstehtauch diese Broschüre.3


Ich, du, er, sie, wir sind die WirtschaftDaniel Deutsch kann es ein-mit kräftigen Worten gespickteplätze zu schaffen“, behauptetdas manchmal so eine Sache.fach nicht lassen. Der guteAbhandlungen, die er mal aner. Stattdessen würden dieEr ist, um es mit Albert Ein-Mann, dessen richtiger Namediese, mal an jene ZeitungChefinnen und Chefs lieber ge-stein zu sagen, „eine Sammlunghier nichts zur Sache tut, istschickt und die sich haupt-nau das tun, was schon jedemvon Vorurteilen, die man bisInhaber und Geschäftsführersächlich um eine Frage drehen:Wirtschaftsstudenten auf derzum achtzehnten Lebensjahreiner kleinen Unternehmens-Warum gibt es in DeutschlandUniversität eingetrichtert wer-erworben hat“. Und Sie, lieberberatung in Bayern und hat esso viele Arbeitslose?de und was auch der „gesundeDaniel Deutsch, sind einemsich offenbar zur Lebensauf-Menschenverstand“ empfehle,davon aufgesessen. Denn „mitgabe gemacht, DeutschlandDie Sache ...nämlich „mit dem geringstendem geringsten Aufwand denzu retten. Er verfolgt diesesAufwand den größten Gewinngrößten Gewinn zu erzielen“hehre und ehrgeizige Ziel unterDaniel Deutsch hat dazu einezu erzielen“.– an dieser Aufgabe wäre wohlanderem dadurch, dass er mitgewagte These aufgestellt.selbst Albert Einstein verzwei-wahrlich missionarischem Eifer„Kein Unternehmer auf derTja, Herr Deutsch, mit demfelt.Leserbriefe schreibt – lange,Welt hat den Wunsch, Arbeits-gesunden Menschenverstand ist4


www.wichtige-wirtschafts-wörter.deIn den Wirtschaftsnachrichten tauchen immer wieder Begriffeauf, die zwar alle zu kennen meinen, die aber ein ums andereMal für Verwirrung und Verwechslungen sorgen:Prozent/Prozentpunkte: Angenommen, ein Produkt kostete100 Euro plus 16 Prozent Mehrwertsteuer, also insgesamt 116Euro. Nun wurde die Mehrwertsteuer auf 19 Prozent erhöht(also um 3 Prozentpunkte), also steigt der Gesamtpreis auf119 Euro. Die Differenz zwischen 116 und 119 Euro aberbeträgt nicht 3 Prozent, sondern knapp 2,6 Prozent.Brutto/netto: Im Gegensatz zu brutto bezeichnet netto eineResidualgröße, also eine Art „Rest“: So ist der Nettolohn das,was vom Bruttolohn nach Abzug von Steuern und Sozialabgabenübrig bleibt.Nominal/real: Nominal bedeutet in der Wirtschaft „zumNennwert“. So ist zum Beispiel der Nominallohn nichtsanderes als der Betrag, der auf dem Gehaltszettel steht (also„genannt“ wird). Der Reallohn gibt dagegen an, wie sich dietatsächliche („reale“) Kaufkraft des Nominallohns entwickelthat – und wird berechnet, indem man die Nominallohnentwicklungum die Inflationsrate bereinigt.Steuern/Abgaben: Steuern sind Geldleistungen an den Staat,für die dieser keine konkreten Gegenleistungen zu erbringenhat – die Kfz-Steuer etwa muss nicht für den Bau von Straßeneingesetzt werden. Abgaben wie Gebühren und Beiträge sinddagegen an Gegenleistungen geknüpft – wer Rentenbeiträgeentrichtet, erwirbt damit auch einen Rentenanspruch.Strukturell/konjunkturell: Wenn zum Beispiel von der strukturellenArbeitslosigkeit die Rede ist, dann ist damit jeneErwerbslosigkeit gemeint, die auf die wirtschaftspolitischenRahmenbedingungen zurückzuführen ist, also etwa auf diezu hohen Arbeitskosten oder die mangelnde Ausbildung.Konjunkturell bedingt ist Arbeitslosigkeit dagegen, wenn dieUnternehmen zum Beispiel aufgrund schlecht ausgelasteter KapazitätenPersonal abbauen, das wieder eingestellt wird, sobaldes wirtschaftlich wieder aufwärtsgeht.Effektiv/effizient: Effektiv bedeutet, dass etwas wirkt, dass eineSache also einen Effekt hat; effizient bedeutet, dass eine Sachewirtschaftlich ist, dass sie sich also lohnt. So kann es zwar effektivsein, mit Kanonen auf Spatzen zu schießen – effizientaber ist es bestimmt nicht.mehr“ – ein kleiner, aber fei-tumsraten, Arbeitslosenquotenals Unternehmer, als Freiberuf-wollen wir wohnen? Soll ich inner Unterschied (siehe Kastenoder Steuersätzen den meistenler, als Angestellte, als Käufer,Aktien investieren oder in eineoben).Menschen nicht gerade Freu-als Rentnerin, als Student, alsLebensversicherung? Welcherdentränen in die Augen treibt,Wähler, als Sparer oder als Ar-Anbieter hat die günstigstenNatürlich kann man über solchdoch was, bitte, wäre denn diebeitsloser – alle Menschen tref-Handy-Tarife? Und so weitervermeintliche KleinigkeitenAlternative?fen permanent ökonomischeund so weiter und so fort.auch lächelnd hinwegsehenEntscheidungen. Meist betref-Wirtschaftliche Überlegungen,– zumal sie doch zeigen, dassWichtige Entscheidungen ...fen sie „nur“ den heutigen Tag,das mag man gutheißen oderauch „ganz oben“ nur mitoft genug aber stellen sie dieauch nicht, bestimmen unserWasser gekocht wird. DochEs gibt keine, denn die Wirt-Weichen für viele Jahre oderLeben heutzutage mehr alsHand aufs Herz: Wenn schonschaft geht uns alle an. Siegar das ganze Leben: Welchenjemals zuvor in der Mensch-die grundlegendsten Dinge wieist, wie es Walther Rathenau,Beruf wähle ich? Wie sorge ichheitsgeschichte.Kraut und Rüben durcheinan-Sohn des AEG-Gründers undfürs Alter vor? Gehe ich zu Aldidergehen – wie soll dann erstin den zwanziger Jahren desoder in den Feinkostladen?Eine der wichtigsten Entschei-das große Ganze aussehen? Es20. Jahrhunderts deutscherReicht mein Geld für eine grö-dungen aber scheint auf denmag ja sein, dass die Beschäfti-Außenminister, einmal aus-ßere Wohnung? Wollen wir einersten Blick nicht allzu viel mitgung mit Themen wie Wachs-drückte, „unser Schicksal“. Obzweites Kind? In welcher StadtÖkonomie zu tun zu haben:6


Ich, du, er, sie, wir sind die WirtschaftWelcher Partei gebe ich meineStimme? Doch „gerade inZeiten, in denen die Sozialordnungunseres Landes aufgrunddes gewaltigen demografi schenWandels zunehmend belastetwird, ist die Wahrnehmung derpolitischen Verantwortung alsWähler wichtig“, warnt Rüdigervon Rosen. Der Wirtschaftsprofessorkritisiert seitJahren, dass Deutschland dieschulische Ausbildung in SachenWirtschaft geradezu sträflichvernachlässigt – ohne ökonomischeGrundkenntnisseaber ist eine fundierte Auseinandersetzungmit den Strategiender Parteien unmöglich.... fürs PortemonnaieNoch drastischer ausgedrückt:Wer sich im Zeitalter der Globalisierungund eines geradezumörderischen Wettbewerbsnicht wenigstens mit den wichtigstenSpielregeln der Wirtschaftsweltauskennt, der darfsich kaum Hoffnungen machen,ein eigenverantwortlichesLeben in Wohlstand zu führen.Dies gilt umso mehr, als dieZeiten einer quasi lebenslangenRundumversorgung durch denArbeitgeber und den Staatdefinitiv vorbei sind.Nein, wir wollen hier wederPanik noch Ängste schüren.Aber wir wollen und dürfenauch nichts beschönigen.Denn ganz egal, ob es nun umArbeitsmarktpolitik, um Bildung,um die Finanzierung derSozialsysteme, um Steuern, umdie Europäische Union oderum Subventionen geht, nahezualles hat einen mittelbaren oderunmittelbaren Einfluss auf dasLeben und das Portemonnaieeines jeden Einzelnen.Ein Beispiel: Es vergeht keineinziges Jahr, in dem die Nachrichtensendungennicht mindestenseinmal über dieTarifverhandlung en zwischenArbeitgebern und Gewerkschaftenberichten. Was die„Tagesschau“ oder „N24“ dannvermelden, klingt irgendwieimmer gleich, nämlich ungefährso: „Im Tarifstreit derMetall- und Elektro-Industriesind am Freitag die Verhandlungenergebnislos vertagt worden.Der Verhandlungsführerder Arbeitgeber sagte, die völligüberzogene Forderung derIG Metall nach fünf Prozentmehr Lohn und Gehalt tragenicht dazu bei, Arbeitsplätzeim Land zu halten. Dagegenverwies der Verhandlungsführerder Gewerkschaft auf diegute wirtschaftliche Entwicklungder Metallbranche sowieauf die allgemein schwacheKonsumnachfrage. Nur wenndie Verbraucher wieder mehrGeld in der Tasche hätten,könne auch die Gesamtwirtschaftwieder wachsen.“Und nun stellen Sie sich vor, mehr Arbeitsplätze ins billigereSie sitzen vor dem Fernseher Ausland verlagern; aber wahrund hören diese Meldung. Was ist doch auch, dass die Unternehmenseit Jahren einen Ex-denken Sie, welche der beidenSeiten hat recht? Klingen nicht portrekord nach dem anderenbeide Argumentationen irgendwieeinleuchtend? Es stimmt im Inland brachliegt und dasfeiern, während die Nachfragedoch, dass die Unternehmen gesamtwirtschaftliche Wachstumdeshalb bei Weitem nichtaufgrund der hohen Arbeitskostenin Deutschland immer ausreicht, um neue Arbeitsplätzezu schaffen – oder?Was ist das?ArbeitskostenDie Arbeitskosten setzen sich aus zwei Komponentenzusammen. Teil eins umfasst den Stundenlohn einschließlichder Zuschläge für Überstunden und Schichtzulagen.Ökonomen sprechen deshalb vom „Direktentgeltfür tatsächlich geleistete Arbeit“. Entgegen der weitverbreiteten Meinung sind die Stundenlöhne in Deutschlandaber nur ein Teil des Problems – Länder wie Dänemark,Norwegen und die Schweiz zahlen höhere. DassDeutschland dennoch regelmäßig zu den Ländern mitden weltweit höchsten Arbeitskosten zählt, liegt vielmehran den sogenannten Personalzusatzkosten. Diese zweiteKomponente der Arbeitskosten besteht im Wesentlichenaus Sonderzahlungen wie dem 13. Monatsgehalt, demUrlaubsgeld, dem Lohn für bezahlte Freizeit sowie ausden Arbeitgeberbeiträgen zur Sozialversicherung, derLohnfortzahlung im Krankheitsfall und anderen sozialenExtras wie der betrieblichen Altersversorgung. Dieser„zweite Lohn“ ist in Westdeutschland höher als injedem anderen Industrieland der Welt. Wenn deutscheUnternehmen also ihre Produktion zum Beispiel nachTschechien verlagern, dann unter anderem auch deshalb:Dort kostet eine Arbeiterstunde in der Industrie nichteinmal ein Sechstel dessen, was hierzulande fällig ist –Autos oder Maschinen bauen können die Tschechen abergenauso gut wie die Deutschen.7


Des Tarifrätsels Lösung liegtnicht auf der Hand, sondernim Kopf: Denn wer entscheidenwill oder muss, wie hochdie Lohnerhöhungen in einerBranche oder einem Unternehmenausfallen dürfen, damitsowohl Arbeitnehmer als auchArbeitgeber „überleben“, derkann sich ja schlecht auf seinpersönliches „Bauchgefühl“verlassen – das schreit immernach mehr, mehr, mehr. Stattdessenbraucht man Fakten,Fakten, Fakten. In unseremTarifbeispiel muss man ebenwissen, was die Löhne mit denPreisen und der Beschäftigungzu tun haben. Man musswissen, was passiert, wenn andieser oder jener Stellschraubegedreht wird. Und vor allemmuss man das große Ganze imBlick haben – nicht umsonstreden wir von Volks-Wirtschaft.Was ist das?Nun definiert der BegriffVolkswirtschaft zwar das WERund WO, nicht aber das WIE.Auch die frühere DDR unddie UdSSR waren Volkswirtschaften,allerdings bestimmtendort allein die Planer derVolkswirtschaftUnter einer Volkswirtschaft versteht man einen Wirtschaftsraum(üblicherweise also ein Land), in dem alleAkteure (die Haushalte, die Unternehmen und der Staat)wirtschaftlich miteinander verbunden und voneinanderabhängig sind. Und da heutzutage praktisch alle Ländermit anderen Staaten Handel treiben, spricht man auchvon offenen Volkswirtschaften. Ohne den Außenhandel(Ausfuhren und Einfuhren) wäre eine Volkswirtschaftdagegen geschlossen – mit gewissen Einschränkungentraf dies früher auf kommunistische und sozialistischeStaaten wie die DDR oder die UdSSR zu.Regierung, welche Waren undDienstleistungen angebotenwerden, wer sie produziert undwer wie viel davon bekommt.Deshalb werden solche WirtschaftssystemePlan- oderZentralverwaltungswirtschaftgenannt. Die politisch-ideologischeIdee dahinter ist, dassallein die Regierung alle volkswirtschaftlichenAktivitätenso organisieren und steuernkann, dass es allen Beteiligtengut geht – gleich gut, um esim Kommunisten-Deutsch zusagen. Tatsächlich aber führtdie Zentralverwaltungswirtschaftdazu, dass es allen gleichschlecht geht – denn sie istvor allem durch eines geprägt:den Mangel.8


und nicht aus Eigennutz.“ Dieseerfrischend ehrliche Grundhaltungdes Schotten gipfeltein einem Satz, den noch heutejeder Wirtschaftsstudent imSchlaf herunterbeten kann:„Nicht vom Wohlwollen derMetzger, Bäcker und Brauererwarten wir das, was wir zumLeben brauchen, sondern weildiese ihre eigenen Ziele verfolgen.“Smith, der schon mit27 Jahren zum Professor fürLogik ernannt wurde, betonteausdrücklich, dass die Menschenin aller Regel weder dasGemeinwohl im Auge habennoch wissen, ob und wie siees fördern. Dass sie es de factodennoch tun, erklärte er mitder „unsichtbaren Hand“,einer Art kapitalistischen Gemeinschaftswohlmaschine:Man kippt oben Eigeninteressehinein – und schwups, kommtunten Gemeinwohl heraus.Grenzenlose ChancenZugegeben, das klingt ziemlichverrückt. Aber prinzipiellstimmt es. Nehmen wir zumBeispiel einen der reichstenMänner der Welt, Bill Gates:Mit 20 Jahren brach er seinStudium in Harvard ab undgründete 1975 zusammenmit Paul Allen die MicrosoftCorporation in Redmond,nahe Seattle. Im ersten Monat,so wird berichtet, teilten sichdie beiden einen Verdienst von1.516 Dollar – inzwischenbeschäftigen sie knapp 60.000Mitarbeiter und erwirtschafteneinen Umsatz von fast 40Milliarden Dollar. Wer quasiaus dem Nichts heraus 60.000Arbeitsplätze geschaffen hat,der muss seinen Beitrag zumGemeinwohl eigentlich nichtmehr unter Beweis stellen, BillGates aber tut es trotzdem.Zusammen mit seiner Fraugründete er die „Belinda andBill Gates Foundation“, eineStiftung, in die er mehr als29 Milliarden Dollar seinesPrivatvermögens steckte unddie sich unter anderem umGesundheitsprojekte in Afrikaund Asien kümmert.Im Jahr 2006 gesellte sich derUS-Milliardär und Finanz-Guru Warren Buffet hinzu undverdoppelte das Stiftungsvermögen.Mit insgesamt rund60 Milliarden Dollar verfügtdie nun größte private Charity-Organisationder Welt überein fünfmal so hohes Kapitalwie das Budget der VereintenNationen. Übrigens: Bill Gateswill nach eigenen Angabenbis zu seinem Tod 90 bis 95Prozent seines Gesamtvermögensspenden. Einen Egoisten,eine „Heuschrecke“ oder einen„Raubtier-Kapitalisten“ stelltman sich doch irgendwie andersvor – oder?Ja, ja, schon gut, wir ahnen,was die Markt-Kritiker sagenwollen: Natürlich sind BillGates und Warren Buffet absoluteAusnahmeerscheinungen.Wer 50 Milliarden Dollar aufdem Konto hat, der kann lockerauch 99,9 Prozent davonverschenken und behält nochimmer viel, viel mehr übrig(nämlich 50 Millionen Dollar),als ein Normalverdienerin einem ganzen Arbeitslebenverdienen könnte. Doch darumgeht es gar nicht. Es geht, wiees so schön heißt, ums Prinzip,in diesem Fall also darum,dass in einer Marktwirtschaftgrundsätzlich jeder die Chancehat, förmlich alles zu erreichen– und dies kann nun wirklichkein anderes Wirtschaftssystemfür sich in Anspruch nehmen.Was der Einzelne aus dieserChance macht, steht selbstverständlichauf einem ganzanderen Blatt.Ich, du, er, sie, wir sind dieWirtschaft – aber leider lässt„Der Mensch ansich ist nichts.Er ist nur einegrenzenlose Chance.Aber er ist dergrenzenlos Verantwortlichefür dieseChance.“Albert Camussich über die Wirtschaft nunmal schlecht reden, ohne Zahlenzu nennen. Bevor wir alsoauf den nächsten Seiten ansEingemachte gehen, hier einpaar grundlegende Daten undFakten über ich, du, er, sie, wir.Alle Angaben stammen ausdem Frühjahr 2009 und gebenden jeweils neusten Standwieder:In Deutschland leben rund 82,2 Millionen Menschen• Es gibt 39,1 Millionen Privathaushalte; davon sind– 37 Prozent Single-Haushalte– 25 Prozent Ehepaare ohne Kinder im Haushalt– 24 Prozent Ehepaare mit Kindern im Haushalt– 8 Prozent nichteheliche Lebensgemeinschaften– 6 Prozent Alleinerziehende• Es gibt 43,3 Millionen Erwerbspersonen, davon sind– 3,6 Millionen erwerbslos (internationale Definition)– 39,7 Millionen erwerbstätig, davon arbeiten– 68 Prozent als sozialversicherungspflichtigBeschäftigte, davon– 67 Prozent im Dienstleistungssektor– 32 Prozent im Produzierenden Gewerbe– 1 Prozent in der Landwirtschaft10


Ich, du, er, sie, wir sind die Wirtschaft11


Angebot trifft Nachfrage:Wie Märkte (nicht) funktionierenIm August 2008 veröffent lichtedie Hamburger Wochenzeitschrift„Die Zeit“ in ihrerOnline-Ausgabe folgendeMeldung (Auszüge):Im Juni 2008 veröffentlichtedas Internetportal „T-Online“folgende Meldung:Weltbank-Studie: 1,4 Milliarden Menschen sind armNoch immer lebt ein Viertel der Menschheit in Armut, schätzt die Weltbank. Während in Asiender Wohlstand wächst, hungern die Menschen in weiten Teilen Afrikas weiter.Trotz Fortschritten im Kampf gegen die globale Armut schätzt die Weltbank die Zahl der Armenrund um den Erdball auf 1,4 Milliarden und damit ein Viertel der Weltbevölkerung. Allerdings seidurch neue Daten über die Preisentwicklung die Armutsgrenze angehoben worden, heißt es ineiner am Dienstagabend veröffentlichten Studie der Entwicklungshilfeorganisation. Danach giltals arm, wer im Durchschnitt von weniger als 1,25 Dollar am Tag (rund 85 Cent) leben muss.Bisher war es ein Dollar. „Die Entwicklungsländer sind ärmer, als wir bisher angenommen haben“,heißt es in der Untersuchung.Dennoch komme der Kampf gegen die weltweite Armut voran. Die Zahl der Menschen, die vonweniger als 1,25 Dollar am Tag leben müssen, habe sich zwischen 1981 und 2005 um 500 Millionenverringert. […] Die Fortschritte seien jedoch sehr ungleich verteilt. Die größten Erfolgehabe es in Asien gegeben. Dort hätten 1981 noch 80 Prozent der Bevölkerung mit weniger als1,25 Dollar am Tag auskommen müssen. 2005 seien es nur noch 18 Prozent gewesen. Allein inChina hätten 600 Millionen Menschen den Sprung über die Armutsschwelle geschafft. Dagegenlebe in Afrika südlich der Sahara weiterhin etwa die Hälfte der Bevölkerung in extremer Armut.Mehr als zehn Millionen Millionäre weltweitDie Zahl der Dollar-Millionäre ist weltweit drastisch gestiegen. Im vergangenen Jahr waren esmit 10,1 Millionen sechs Prozent mehr als im Vorjahr, wie aus einer veröffentlichten Studie derConsulting-Firma Capgemini und der Investmentbank Merrill Lynch hervorgeht.Der Kreis der besonders Wohlhabenden mit mehr als 30 Millionen Dollar Vermögen erweitertesich noch schneller: um mehr als 8,8 Prozent auf 103.320 Menschen. […] Das durchschnittlicheVermögen der Reichen übersprang 2007 erstmals die Marke von vier Millionen US-Dollar. Zusammenverfügten sie über 40,7 Billionen Dollar (26,2 Billionen Euro) – ein Plus von 9,4 Prozentgegenüber 2006.[…] Nach der Studie dürfte sich das Vermögen der Millionäre bis 2012 um jährlich 7,7 Prozentauf dann 59,1 Billionen US-Dollar erhöhen.„Die Unterschiede im Lebensstandardrund um die Weltsind erschütternd“, bestätigtder Harvard-Professor NicholasGregory Mankiw in seinemStandardwerk „Die Grundzügeder Volkswirtschaftslehre“ (dasübrigens auch interessiertenNicht-Ökonomen empfohlensei; siehe Literaturliste). Dochwie kann das sein? Wieso mussein Viertel der Weltbevölkerungmit je 1,25 Dollar amTag auskommen, während die10 Millionen Millionäre (dassind 0,15 Prozent der Weltbevölkerung)insgesamt mehrals 40 Billionen Dollar aufihren Konten haben? Warumerwirtschaften die Menschenin Sierra Leone oder Malawiein Bruttoinlandsprodukt von12


und 300 Dollar pro Kopf undstandards sind fast gänzlichgen) ausgestattet sind bzw. dasin Land A eine größere Güter-Jahr, die Luxemburger aberden Unterschieden in der Pro-Land über mehr Wissen undmenge pro Zeiteinheit herstel-mehr als 80.000 Dollar?duktivität geschuldet.Know-how verfügt als Land B.len können als die Menschenin Land B, dann erzielen sieLassen wir einmal alle soziolo-Wenn Ökonomen von unter-Warum investieren?auch höhere Einkommen,gischen, kulturellen, religiösenschiedlichen Produktivitätensprich einen höheren Lebens-und ideologischen Erklärungenreden, dürfen wir das aberDas ist auch der Grund dafür,standard. Für die Wirtschafts-beiseite und konzentrieren unskeinesfalls missverstehen. Einedass in den meisten modernenpolitiker in Land B kann dasganz auf das Ökonomische,höhere Arbeitsproduktivität inVolkswirtschaften die Arbeits-also nur heißen: Sie müssen diedann ist die Antwort auf dieseLand A bedeutet nicht, dassproduktivität langfristig steigt,Produktivität erhöhen, indemFragen „überraschend einfach“,die Beschäftigten dort „flei-während die Kapitalproduktivi-sie zum Beispiel für bessere Bil-wie Ökonom Mankiw sagt:ßiger“ sind als die in Land B,tät stagniert oder sogar fällt.dung und eine bessere Ausstat-Die Unterschiede der Lebens-sondern nur, dass die Arbeits-Wenn nun die Beschäftigtentung mit Produktionsmittelnplätze in Land A mit einemwie Anlagen und MaschinenWas ist das?leistungsfähigeren Kapitalstock(das sind Maschinen und Anla-Was ist das?sorgen. Kurzum: Land B mussseine Investitionen erhöhen.Produktivität„Er war heute wieder besonders produktiv“ – solcheAussagen hören wir zwar fast jeden Tag, doch mit derProduktivität im ökonomischen Sinne hat das nur wenigzu tun. Produktiv sein, darunter versteht der Volksmundmeist, „besonders viel getan zu haben“ oder „besonderskreativ“ zu sein. Die Volkswirtschaftslehre aber definiertProduk tivität so:OutputInputProduktivität ist also das Verhältnis zwischen der produziertenMenge und den dafür eingesetzten Mitteln. Ökonomenkennen drei Produktivitäten:• Die Arbeitsproduktivität gibt an, welche Menge anGütern und Dienstleistungen (Output) pro eingesetzteArbeitsstunde (Input) produziert wird.• Die Kapitalproduktivität gibt an, welche Menge anGütern und Dienstleistungen (Output) im Verhältniszum eingesetzten Kapital (Input) erwirtschaftet wird.• Die Faktorproduktivität berücksichtigt beides, Arbeitund Kapital. Sie gibt also an, welche Menge an Güternund Dienstleistungen (Output) im Verhältnis zur eingesetztenArbeit und zum eingesetzten Kapital (Input)produziert wird.Investitionen„Ich hab’ heute in ein neues Fahrrad investiert“ – auchdas ist ein Satz, den Bodo und Berta Bundesbürger sound so ähnlich tagtäglich sagen, der aber die wahre Bedeutungvon Investitionen verkennt. Denn als Investitiongelten nur Ausgaben, die darauf abzielen, zukünftigErträge zu erwirtschaften. Der Kauf eines Fahrrads wärealso nur dann eine Investition, wenn man mit diesemFahrrad Geld verdienen will – zum Beispiel als Fahrrad-Kurier.In einer Volkswirtschaft gibt es verschiedene Investitionen:Sachinvestitionen in Maschinen, Werkhallen oderdie Infrastruktur sollen die Leistungs- und Wettbewerbsfähigkeiterhöhen. Werden lediglich alte durch neueMaschinen ersetzt, spricht man von Ersatz investitionen.Kommt zu den vorhandenen Maschinen noch eine weiterehinzu, wird also der Kapitalstock erweitert, so nenntman das Erweiterungsinvestitionen. Werden noch funktionstüchtige,aber technisch veraltete Anlagen gegen moderneausgetauscht, dann sind das Rationalisierungsinvestitionen.Außerdem gibt es noch Finanzinvestitionen,zum Beispiel der Kauf von Aktien, sowie Bildungsinvestitionen,zum Beispiel in neue Hochschulen. Darüberhinaus unterscheidet man noch zwischen staatlichen undprivaten (unternehmerischen) Investitionen.13


???Hätten Sie , s gewusst• Im Mai 2006 ist die Verschuldung der öffentlichen Haushaltein Deutschland erstmals über die Marke von 1,5 BillionenEuro gestiegen. Bis zum Frühjahr 2009 kamen weitere36 Milliarden Euro hinzu – ein Grund dafür waren die Konjunkturpakete,mit denen die Bundesregierung die Folgen derweltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise abfedern will.• Statistisch gesehen belasten die Staatsschulden jeden einzelnenBundesbürger mit fast 19.000 Euro. Um ein weiteresAusufern der Staatsverschuldung zu verhindern, hat derGesetzgeber eine „Schuldenbremse“ beschlossen: Demnachgilt ab 2016 (Bund) bzw. 2020 (Länder) ein sogenanntesNeuverschuldungsverbot.• Nach Angaben des Bundes der Steuerzahler wächst deröffentliche Schuldenberg in jeder einzelnen Sekunde ummehr als 4.400 Euro. Allein in der Zeit, die Sie für das Lesendieses kleinen Kastens brauchen, steigt die Staatsverschuldungum mehr als 100.000 Euro.Um zu sehen, wie überlebenswichtigInvestitionen für eine genden StaatsverschuldungDie Folgen der rasant stei-Volkswirtschaft sind, müssen werden uns auf unserer Reisewir aber nicht nach Afrika oder durch die Marktwirtschaftin all die anderen bettelarmen leider noch oft begleiten. AnStaaten dieser Welt schauen, dieser Stelle aber geht es erstsondern können uns getrost einmal „nur“ um die Auswirkungender Verschuldung aufan die eigene Nase fassen. Fürdas Jahr 2006 hatte die deutscheBundesregierung zum schen Volkswirtschaft.die Leistungsfähigkeit der deut-wiederholten – und vorerst Ein kurzer Rückblick: Jahrzehntelangwar „made inletzten – Mal in Folge einenverfassungswidrigen Haushalt Germany“ so etwas wie eineaufgestellt. Dies ist nach Artikel115 des Grundgesetzes Wohlstand. Deutsche Waren,Garantie für Wachstum undimmer dann der Fall, wenn der insbesondere Maschinen, Anlagenund Autos, waren weltweitStaat in einem Jahr mehr neueSchulden macht, als er für neue so begehrt, dass es sich die VolkswirtschaftDeutschland schein-Straßen, Forschungsprojekte,Universitäten und andere bar locker leisten konnte, denInves titionsprojekte ausgibt. Beschäftigten immer höhereLöhne zu zahlen und der Bevölkerungimmer umfassendereSozialleistungen zu gewähren. ausgelösten gewaltigen Globalisierungsschub.Wie wir bereits gesehen haben,Auch wenn eshat dies unter anderem dazu das Phänomen der Globalisie-geführt, dass sich Deutschland rung in Wahrheit schon früherschon mehrmals mit dem unrühmlichenTitel des „Arbeits-Zusammenbruch desgegeben hat – was sich seit demKommu-kosten-Weltmeisters“ schmückenmusste. Die hohen Löhne in der Wirtschaftswelt abspielt,und Gehälter waren so lange ist in der Tat einmalig.kein Problem, wienismus und der PlanwirtschaftDeutschlandmit einer entsprechend hohen Nehmen wir nur das BeispielProduktivität dagegenhalten der EU-Erweiterung um diekonnte.osteuropäischen Staaten imJahr 2005: Mit einem SchlagIm Nachhinein lässt sich kaum ist die europäische Staatenge-exakt sagen, wann der deutsche meinschaft um 75 MillionenProduktivitätsvorsprung verlorengegangen ist, doch datieren diese 75 Millionen Menschenwir die „Wende“ der Einfach-sind auchMenschen gewachsen – undKonkurrenten.heit halber auf die wohl größte Deutsche Unternehmen (aber(wirtschafts-)politische Zäsur natürlich auch britische, französische,spanische und vielenach dem Zweiten Weltkrieg:den Fall der Berliner Mauer, andere) bauen Produktionsstättenin Polen, Ungarn oderalso den Zusammenbruch desOstblocks und den dadurch Lettland. Dort werden mit???Hätten Sie , s gewusstDie Kennzeichnung „made in Germany“ wurde Ende des19. Jahrhunderts in Großbritannien erfunden – und zwar auseinem ganz bestimmten Grund: Die Briten, aber auch andereeuropäische Industrienationen, wollten sich damit gegen„minderwertige Nachahmungsprodukte“ schützen, wie es imHandelsmarkengesetz von 1887 hieß. Die Kennzeichnung„made in Germany“ sollte es der britischen Bevölkerungleichter machen, die Waren des Gegners zu erkennen und zuboykottieren. Zwar wurde die Kennzeichnung auch nachdem Krieg beibehalten – allerdings entpuppte sie sich schnellals Eigentor: Weil nämlich die Qualität der Waren ausDeutschland in der Regel sehr gut war, entwickelte sich„made in Germany“ in kurzer Zeit zu einem weltweit anerkanntenQualitätssiegel.14


Angebot trifft Nachfrage: Wie Märkte (nicht) funktionierenmodernster Technik (wir erinnernuns: mit einem leistungsfähigenKapitalstock) Autos,Maschinen, Handys und vieleandere Produkte hergestellt,die sich durch zweierlei auszeichnen:Zum einen sind siequalitativ genauso gut wie diein Deutschland hergestelltenWaren – vor allem aber könnensie aufgrund der wesentlichniedrigeren Löhne zu vielniedrigeren Kosten hergestelltwerden. So muss ein Unternehmenfür einen westdeutschenArbeitnehmer rund 3.800 Euroim Monat aufbringen, Polenoder Tschechen erledigen dengleichen Job für 800 Euro.Teufelskreis VerschuldungLange Rede, kurzer Sinn: DieVolkswirtschaft Deutschlandkann ihre exorbitant hohenLöhne nicht mehr mit einerentsprechend hohen Produktivitäterwirtschaften undmüsste, um wieder konkurrenzfähigzu werden, dringendinvestieren – sehr dringend.Und genau hier liegt der Haseim Pfeffer: Statt zum Beispielin neue Technologien zu investieren,statt also Geld auszugeben,um künftig Erträgezu erzielen, hat Deutschlandin den vergangenen Jahrzehntenimmer mehr Geld„verfrühstückt“, sprich fürsoziale Wohltaten ausgegeben.Zwischen 1960 und 2006 sinddie Sozialausgaben je Einwohnervon knapp 600 Euro proWas ist das?BIP und BSP„Ja, ja, ja, jetzt wird wieder in die Hände gespuckt, wir steigern das Bruttosozialprodukt“– mit diesem Ohrwurm eroberte die Gruppe „Geier Sturzflug“ 1983 nicht nur Platz einsder deutschen Hitparade, der Song „Bruttosozialprodukt“ eroberte auch Platz eins inÖsterreich und der Schweiz und wurde zudem ins Französische, Englische und Niederländischeübersetzt. Doch was ist eigentlich das Bruttosozialprodukt (BSP) und wie unterscheidetes sich vom Bruttoinlandsprodukt (BIP)?• Das Bruttoinlandsprodukt gibt den Marktwert aller Güter (wie Möbel oder Autos) undaller Dienstleistungen (wie einen Friseurbesuch oder eine Autoreparatur) an, die in einemLand in einem bestimmten Zeitabschnitt hergestellt werden. Wichtig ist dabei die Eingrenzung„in einem Land“: Denn arbeitet zum Beispiel ein Türke vorübergehend in Deutschland,zählt seine Leistung auch zum deutschen Bruttoinlandsprodukt; dagegen zählt das,was ein deutscher Staatsbürger mit seinem Betrieb in der Türkei herstellt, zum türkischenBIP. Das Bruttoinlandsprodukt ist also ein INLANDskonzept: Es misst die gesamteProduktion in einem Land, unabhängig davon, welche Staatsangehörigkeit die Produzentenhaben.• Das Bruttosozialprodukt, heute Bruttonationaleinkommen genannt, erfasst grundsätzlichdas Gleiche wie das BIP, allerdings mit einem Unterschied: Während das BIP auf dasInland abzielt, geht es beim BSP um die INLÄNDER: Es misst den Marktwert aller Warenund Dienstleistungen, die von Personen erbracht werden, die dauerhaft in einem Landleben. Wenn also ein türkischer Staatsbürger nur vorübergehend in Deutschland arbeitet,zählt seine Leistung nicht zum deutschen BSP, sondern zum türkischen. Und das, was eindeutscher Staatsbürger mit seinem Unternehmen in der Türkei herstellt, erhöht das deutscheBSP, nicht aber das türkische.Der Unterschied zwischen BIP und BSP in Zahlen: Im Jahr 2007 betrug das deutsche BIP2.423,8 Milliarden Euro, das BSP war mit 2.446,4 Milliarden Euro um 22,6 MilliardenEuro oder 0,9 Prozent höher.Jahr auf 8.500 Euro gestiegen– ein Zuwachs von rund1.300 Prozent. Machten dieSozialleistungen damals nochrund 21 Prozent des Bruttoinlandsprodukts(BIP) aus, sosind es inzwischen schon über30 Prozent, also fast ein Drittelall dessen, was jedes Jahr erwirtschaftetwird.Nun muss man eigentlichnicht Adam Riese heißen, umzu erkennen, dass das beimbesten Willen nicht gutgehenkonnte. Doch ob nun KonradAdenauer, Ludwig Erhard,Kurt Georg Kiesinger, WillyBrandt, Helmut Schmidt,Helmut Kohl oder GerhardSchröder: Bis auf wenige Aus-nahmejahre haben alle bisherigenBundeskanzler und ihreMinisterriegen stets wesentlichmehr Geld ausgegeben als siean (Steuer-)Einnahmen verbuchenkonnten. Allein seit derWiedervereinigung haben sichdie Bundesschulden mehr alsverdreifacht.15


Was ist das?Der Europäische StabilitätspaktIm Jahr 1991 beschloss die Europäische Union im holländischenMaastricht die Einführung des Euro. Da die damals15 Mitgliedsstaaten aber die Hoheit über ihren Staatshaushaltbehalten haben und die Stabilität einer Währungnicht zuletzt von der Haushaltsdisziplin abhängt, müssendie einzelnen Staatshaushalte seitdem bestimmte Anforderungenerfüllen, die sogenannten Maastricht-Kriterien.Bezogen auf das Bruttoinlandsprodukt (BIP) darf danach• die Gesamtverschuldung maximal 60 Prozent betragenund• die jährliche Neuverschuldung maximal 3 Prozentausmachen.Hier schließt sich also der Teufelskreis:Weil der Staat sichimmer mehr verschuldet unddas geliehene Geld noch nichteinmal investiert, sondernsprichwörtlich auf den Kopfgehauen hat, ist dem Wachstumförmlich der Boden unterden Füßen weggebrochen.Konnte die Bundesrepublikdiese fatale Wirtschaftspolitikin den Jahren nach der Wiedervereinigungnoch kaschieren– man nahm einfach nochmehr und noch mehr Krediteauf – setzte der EuropäischeStabilitätspakt dem Treibenenge Grenzen.Wohin die angeblich so sozialeMarktwirtschaft geführthat, zeigt die Entwicklung derwichtigsten ökonomischenKennziffern in den neunzigerJahren. Dieses Jahrzehnt, indem praktisch die gesamteWirtschaftswelt neu definiertworden ist, muss für Deutschlandals verlorenes Jahrzehntgelten. Denn:Die Wachstumsrate derdeutschen Volkswirtschaft istseit 1993 (davor gab es nocheinen zweijährigen „Wiedervereinigungs-Boom“)in jedemeinzelnen Jahr unter dem europäischenDurchschnitt geblieben.Gleich mehrmals landeteDeutschland, immerhin diegrößte Volkswirtschaft Europas,sogar auf dem letzten Platzder damals 15 EU-Mitglieder.Die Einkommen je Einwohnersind von 1991 bis 2003zwar um 41 Prozent auf umgerechnet27.350 Dollar pro Jahrgestiegen. Doch was auf denersten Blick noch recht passabelaussieht, entpuppt sichim internationalen Vergleichals äußerst dürftig: Erstens istDeutschland mit diesem Einkommensniveauvon Platz vierauf Platz acht in der EU-15abgerutscht; zweitens habenselbst die einstigen europäischen„Armenhäuser“ Irland(153 Prozent), Griechenland(60 Prozent) und Portugal (57Prozent) besser abgeschnitten;und drittens belegen die Deutschenmit ihrem Zuwachs von41 Prozent ebenfalls den letztenPlatz im EU-Ranking.Die Arbeitslosenquote lag imJahr 2005 nach internationalerDefinition bei 9,5 Prozentund damit deutlich über demEU-Durchschnitt von 8,8 Prozent.Länder wie Luxemburg,Irland, die Niederlande undÖsterreich hatten sogar nurQuoten von höchstens 5 Prozent.Umgekehrt musste sichdie Bundesrepublik zusammenmit Dänemark und Italien beieinem Plus von rund 3 Prozentmit dem niedrigsten Beschäftigungszuwachsseit 1990zufriedengeben – Irland undLuxemburg dagegen konntendie Zahl der Arbeitsplätzejeweils um rund die Hälfteerhöhen.Und was lernen wir daraus?„Jeden Morgen erwachtin Afrika eineGazelle. Sie weiß,dass sie schnellersein muss als derschnellste Löwe.Jeden Morgen erwachtin Afrika einLöwe. Er weiß, dasser nicht langsamersein darf als dielangsamste Gazelle.Egal ob wir Gazellesind oder Löwe – wirmüssen rennen!“Heinz DürrAlso renn’, Deutschland, renn’.Nur: wohin? Oder andersgefragt: Wenn die Wirtschaftspolitikder vergangenen Jahrzehnteoffensichtlich falschwar, wie sieht dann die richtigeaus? Was müssen wir tun,damit die deutsche Volkswirtschaftwieder wächst, damitneue Arbeitsplätze entstehenund der Wohlstand steigt?Zugegeben, den meisten Bundesbürgerngeht es nach wievor vergleichsweise gut. Dochselbst die größten Optimistenmüssen eingestehen: Es gehtin geradezu atemberaubendemTempo bergab. Hier nur dreiBeispiele, die im wahrstenSinne des Wortes zeigen,wie arm es um die Zukunft16


Angebot trifft Nachfrage: Wie Märkte (nicht) funktionierenDeutschlands bestellt ist, wennwir nicht grundlegend umsteuern:▼ Nach Angaben der Bundesagenturfür Arbeit hat sich dieZahl der Kinder, die auf Sozialhilfeniveauleben, von 2004 bisMitte 2006 auf 2,5 Millionenverdoppelt.▼ Nach dem jüngstenArmutsbericht der Bundesregierungist die Zahl derHaushalte, die unterhalb derArmutsgrenze leben, von 12,2Prozent im Jahr 1989 aufinzwischen 17,3 Prozent gestiegen.▼ Nach den Ergebnissen derPISA-Studie hängen die Bildungschancender jungen Generationenin keinem anderenLand so sehr von der sozialenHerkunft ab wie in Deutschland.Im beschämenden Klartext:Arbeiterkinder werdenenorme Probleme, die jüngerenGenerationen adäquat aufdie Herausforderungen derZukunft vorzubereiten. Soschneiden deutsche Schüler beiinternationalen Leistungsvergleichenwie dem PISA-Testerschreckend schlecht ab; undjedes Jahr bekommen Zehntausendevon Jugendlichen keineAusbildungsstelle, weil sie„Die WettbewerbsfähigkeiteinesLandes beginntnicht in der Fabrikhalleoder im Forschungslabor.Siebeginnt im Klassenzimmer.“Strategie. Wir müssen uns einZiel setzen und dann überlegen,wie wir es erreichen. DasZiel ist wohl allen klar: Wirwollen, dass die Wirtschaftwieder nachhaltig wächst, dassalso neue Arbeitsplätze geschaffenwerden und möglichstviele Menschen am Wohlstandteilhaben können. Bleibt dieFrage, wie wir das erreichenArbeiter, Chefarztkinder werdenChefarzt.Wir haben nicht umsonst dreiBeispiele gewählt, die direktoder indirekt mit dem Nachwuchszu tun haben. Denn sowie die fehlenden Investitioneneinfach nicht die nötigen schulischenund persönlichen Voraussetzungenfür eine Ausbildungmitbringen. Im einstigenLand der Dichter und Denkersind die Defizite an Bildung,Leistungsbereitschaft und sozialerKompetenz inzwischenHenry FordAlso zurück auf die Schulbank.Thema heute: Wirtschaftspolitik.Daniel Deutsch, erklärenSie uns doch mal, was Wirtschaftspolitiküberhaupt istund welche Arten es gibt.können. Hat jemand dazuirgendwelche Vorschläge?„Wir könnten die Löhne allerBeschäftigten verdoppeln.Dann können die Leute massenhaftGeld ausgeben, alsosteigt die Nachfrage, die Wirt-dem Wachstum den Bodenentziehen, krankt auch derdeutsche Arbeitsmarkt an einerwegbrechenden Basis – undso groß, dass sich Gesellschaftund Politik ernsthaft Sorgenmachen müssen, ob sich diejungen Generationen auf den„Die Unternehmen wollenmit dem geringsten Einsatzden größtmöglichen –“ ...schaft wächst wieder und dieUnternehmen schaffen neueArbeitsplätze.“das gleich doppelt: Einerseitswerden immer weniger Kindergeboren; andererseits hatdie Gesellschaft offensichtlichdurch und durch von hartenKonkurrenzkämpfen geprägtenMärkten noch behauptenkönnen.Schluss! Aus! Ende! So wirddas nichts. Also: Als Erstesbrauchen wir einen Plan, eineSo, so – und wer bezahlt das alles?Wo soll denn zum Beispielder Bäcker um die Ecke dasGeld dafür hernehmen, seinen17


Angestellten von heute aufmorgen das doppelte Gehaltzu zahlen? Dieses Geld mussder Bäcker doch erst einmalverdienen – müsste er dannnicht auch die Preise für seineBrötchen und seinen Kuchenverdoppeln?„Tja … äh …“Nun gut, wir ahnen schon– ganz so einfach ist die Sachemit der Wirtschaftspolitiknicht. Deshalb schlagen wirjetzt einmal das Lehrbuch aufund schauen nach, ob und mitwelchen Maßnahmen der Staatdie Konjunktur steuern kann.Und ob er das überhaupt soll.Ist Wirtschaft+ Politik = Wirtschaftspolitik?Mal steigen die Preise, mal fallensie; das eine Unternehmenmuss alle seine Mitarbeiter entlassen,ein anderes sucht händeringendFacharbeiter; demHäuslebauer sind die Zinsenzu hoch, dem Sparbuchbesitzerzu niedrig; der eine verdientMillionen, der andere muss miteinem Niedriglohn zurechtkommen– die Marktwirtschaftist das perfekte Spiegelbilddes richtigen Lebens: Der einewill dies, der andere das; malregnet es, dann wieder scheintdie Sonne. Doch so banal dieseErkenntnis auch sein mag,den meisten Menschen ist dasewige Auf und Ab ein Graus.Stattdessen wollen sie am liebstenheute schon wissen, wasmorgen passiert – sie sehnensich nach Stabilität und Sicherheit.So gesehen ist staatlicheWirtschafts- oder Konjunkturpolitikim Grunde genommennichts anderes als der Versuch,das Sicherheitsbedürfnis derMenschen zu befriedigen.Nun muss man kein Nobelpreisträgerfür Wirtschaftswissenschaftensein, um zuerkennen, dass dieser Versuchwahrlich einer Sisyphus-Aufgabegleicht. Denn egal ob esum die Produktion geht, umdie Beschäftigung, die Einkommenoder die Preise – in einerMarktwirtschaft ist alles einempermanenten Wandel unterworfen.Trotzdem (oder geradedeshalb?) geben sich die Regierungenauf der ganzen Weltalle erdenkliche Mühe, die ansich unausweichlichen Schwankungenim Konjunkturzykluszu glätten.In Deutschland hat man dazusogar eigens das „StabilitätsundWachstumsgesetz“ erfunden.Es beginnt mit einemrecht unscheinbaren Satz:„Bund und Länder haben beiihren wirtschafts- und finanzpolitischenMaßnahmen dieErfordernisse des gesamtwirtschaftlichenGleichgewichtszu beachten.“ Doch dieses„gesamtwirtschaftliche Gleichgewicht“ist nicht ohne – eshat (siehe Kasten unten) sogaretwas Magisches an sich.Das „Magische Viereck“ ist einParadebeispiel für das Grundproblemeiner jeden Wirt-Was ist das?schaftspolitik: Welches Zielsie auch immer verfolgt undwelche Maßnahmen sie auchimmer dafür einsetzt – da esdie eierlegende Wollmilchsaunun einmal nicht gibt, hat allesimmer zwei Seiten: Chanceund Risiko, Gewinner undVerlierer, Pro und Contra. An-Gesamtwirtschaftliches GleichgewichtMan nehme vier Zutaten: ein stabiles Preisniveau, einehohe Beschäftigung, ein außenwirtschaftliches Gleichgewichtsowie ein angemessenes und stetiges Wirtschaftswachstum– und fertig ist das gesamtwirtschaftlicheGleichgewicht. So jedenfalls stellte es sich die damaligeBundesregierung unter Kurt Georg Kiesinger vor, als sieim Jahr 1967 das „Stabilitäts- und Wachstumsgesetz“aus der Taufe hob. Unter Ökonomen sind die vier in§1 formulierten wirtschaftspolitischen Ziele auch als„Magisches Viereck“ bekannt. Zu Recht, denn tatsächlichwürde es schon an Zauberei grenzen, wenn alle vier Zielegleichzeitig erreicht würden. Das kann schon deshalbnicht funktionieren, weil sie teilweise in Konkurrenzzueinander stehen.Solch ein Zielkonflikt ergibt sich zum Beispiel dann,wenn ein Staat versucht, gleichzeitig eine hohe Inflation(Ziel: Preisstabilität) und eine hohe Arbeitslosigkeit (Ziel:hohe Beschäftigung) zu bekämpfen. Stark vereinfachtdargestellt besteht das Dilemma in diesem Fall darin: Umden Preisanstieg zu bremsen, verkleinert die EuropäischeZentralbank (das ist sozusagen die Bundesbank der EU)die Geldmenge. Sie tut das, indem sie die Zinsen erhöht,sodass die Verbraucher und die Unternehmen wenigerKredite aufnehmen. Dadurch haben die Menschen logischerweiseweniger Geld, das sie ausgeben können. Daswiederum führt zu weniger Umsatz bei den Unternehmenund, im schlimmsten Falle, zu Entlassungen. Zumindestfür eine gewisse Zeit wird also das Ziel Preisstabilität miteiner höheren Arbeitslosigkeit „erkauft“ – sprich das Zieleiner hohen Beschäftigung verfehlt.18


Angebot trifft Nachfrage: Wie Märkte (nicht) funktionierenschauungsmaterial dafür liefertder Alltag zuhauf: Wir könnennicht einerseits die Steuernmassiv senken und andererseitsdie staatlichen Leistungenerhöhen. Wer niedrigere Sozialbeiträgefordert, kann nichtauf steigende Rentenzahlungenhoffen. Kürzere Arbeitszeitenund gleichzeitig mehr Lohn– wie soll das gehen? Geiz magfür die Verbraucher geil sein,für den kleinen Einzelhändlerum die Ecke kann er das Ausbedeuten.Damit erst gar kein Missverständnisaufkommt: DieTatsache, dass praktisch jedewirtschaftspolitische Maßnahmefür den einen oder anderenauch unerwünschte Nebenwirkungenhat, darf keineswegsals Bankrotterklärung derMarktwirtschaft interpretiertwerden. Nein, es ist sogar umgekehrt:Die Marktwirtschaftlebt geradezu davon! Gewinnehier, Verluste da; eine Firmabekommt den Auftrag, dieandere geht leer aus; ein Landist Wachstumsweltmeister, einanderes hält die rote Laterne– die Marktwirtschaft ist wiedie Fußballbundesliga oder„Deutschland sucht den Superstar“oder das Leben überhaupt:Sie lebt vom Wettbewerb,denn sie ist Wettbewerb.Doch um zu gewinnen, mussman eine Niederlage riskieren.Wettbewerb ist nichts Verwerfliches,sondern geradezu natür-Was ist das?Ordnungspolitik„Ordnung ist das halbe Leben – woraus mag die andere Hälfte bestehen?“ Zumindestin Sachen Wirtschaftspolitik können wir diese eher rhetorische Frage von Heinrich Böllleicht beantworten: Die andere Hälfte, das sind all jene Maßnahmen, mit denen die Wirtschaftspolitikkurzfristig in den Verlauf des Geschehens eingreift. Zu dieser Ablauf- oderProzesspolitik gehört zum Beispiel alles rund ums Geld, also etwa die Themen Steuernund Preise.Bei der Ordnungspolitik dagegen geht es um die langfristige Wirtschaftspolitik, also darum,eine dauerhafte marktwirtschaftliche Ordnung (auch Rahmenbedingungen genannt)zu organisieren und zu erhalten. Weil dies vor allem durch Gesetze geschieht, ist Ordnungspolitikeine Aufgabe der Legislative, in erster Linie also der Parlamente auf BundesundLandesebene. Das Kernstück der Ordnungspolitik ist die Wettbewerbspolitik. Sie solldafür sorgen, dass die marktwirtschaftlichen Prinzipien nicht ausgehebelt werden. Ordnungspolitiksetzt auf den freien Wettbewerb und die „unsichtbare Hand“ des Marktes,um Wohlstand für alle zu schaffen.Ordnungspolitische Prinzipien• Der Staat hat den freien Wettbewerb der Individuen und Gruppen zu gewährleisten,indem er zum Beispiel Preisabsprachen oder Kartelle unterbindet (wenn Unternehmenmit dem Zweck kooperieren, den Wettbewerb zu verhindern oder zu beschränken).• Die staatliche Sozialpolitik hat dem Prinzip der Hilfe zur Selbsthilfe (Subsidiaritätsprinzip)zu entsprechen. Das heißt: Die Freiheit und Verantwortung des Einzelnen hatVorrang vor dem staatlichen Handeln – auf Deutsch: Was der kleine oder große Mannselbst erledigen kann, daraus soll sich der Staat raushalten.• Subventionen, also staatliche (Finanz-)Hilfen, dürfen nur ausnahmsweise und vorübergehendgewährt werden; sie dienen als Anpassungshilfe, nicht aber zur Erhaltungvon Wirtschaftsstrukturen oder -zweigen.Beispiele ordnungspolitischer Maßnahmen• Die Liberalisierung des Telekommunikationsmarktes 1998, die das Monopol der Telekomim Festnetz abschaffte.• Die Novelle der Handwerksordnung 2004, die den Meisterzwang in vielen Handwerksbereichenabschaffte.• Die Wirtschafts-, Währungs- und Sozialunion mit der ehemaligen DDR im Jahr 1990.• Der Beitritt der Bundesrepublik zur Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) imJahr 1957 und die Mitunterzeichnung der Einheitlichen Europäischen Akte (EEA) imJahr 1986, die den europäischen Binnenmarkt schafften.• Das Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen (Kartellgesetz) im Jahr 1957 und dessenNovellierung sowie die Einführung der Fusionskontrolle im Jahr 1973.• Die Errichtung einer politisch unabhängigen Notenbank (Deutsche Bundesbank) imJahr 1957, die der Geldwertstabilität verpflichtet ist.19


lich: Kleinkinder messen ihrejeder Legislaturperiode haben1972 verschlimmbessertefatalen Folgen für die Arbeits-Kräfte im Spiel, Hunde laufenPolitiker und Funktionäre dieArbeits- und Sozialmini-kosten: Ohne Reformen werdenum die Wette, Pflanzen wett-grundlegenden Regeln derster Walter Arendt (SPD)die Pflege-Beiträge von heuteeifern ums Sonnenlicht. Wett-Marktwirtschaft missachtet –Adenauers dynamische Rente1,7 Prozent des Bruttolohns aufbewerb ist die Suche nach demangeblich stets „zum Wohledurch die Einführung einer6 Prozent im Jahr 2040 steigen.Besseren, nach Fortschritt undder Bürger“, doch tatsächlichflexiblen Altersgrenze. BinnenErkenntnis – ohne dieses Stre-zu deren Schaden. Hier einigezehn Jahren sank dadurch das2002 schwieg Verkehrsmi-ben säße der Mensch noch heu-Beispiele:durchschnittliche Rentenalternister Manfred Stolpe (SPD)te auf den Bäumen und würdeum 2,5 Jahre – und bis heutebeharrlich zu den Zweckent-die Erde noch immer für eine1955 sorgte Agrarministerwerden ältere Arbeitnehmerfremdungen der Gelder ausScheibe halten. Doch so wieHeinrich Lübke (CDU) mitauf Kosten der Sozialkassen ausdem Solidarpakt durch diedie Natur bestimmten Gesetzenseinem „Landwirtschaftsgesetz“dem Arbeitsmarkt gedrängt.ostdeutschen Ministerpräsi-unterliegt, so braucht auch diedafür, dass fortan Produktions-denten. Leidtragende sind dieMarktwirtschaft Regeln. Damitmittel wie Dünger und Diesel1985 sorgten SozialpolitikerSteuerzahler, die die Milliar-sind wir bei einem Schlüssel-sowie Endprodukte wie Milchwie Norbert Blüm (CDU)den-Lasten schultern.begriff der Wirtschaftspolitikund Eier subventioniert wur-dafür, dass das Arbeitslosen-angelangt: der Ordnungspolitikden. Im Jahr 1957 folgte diegeld auf zwei Jahre verlängert2008/09 2008/2009 wurden(siehe Kasten Seite 19).„Gemeinsame Agrarpolitik“ deswurde – eine Maßnahme, diefür einige Branchen Mindest-EG-Vertrages; seither bestim-Arbeitslosen lange Zeit denlöhne eingeführt. Diese staat-Politik und Ordnungmen Preiseingriffe, Ausgleichs-Anreiz nahm, sich einen neuenlich festgelegten Löhne sind einzahlungen, Stützungskäufe,Arbeitsplatz zu suchen.Eingriff in die Tarifautonomie.Man kann es Ironie des Schick-FlächenstilllegungsprämienArtikel 9 Absatz 3 des Grund-sals nennen oder einfach nurund Direktzahlungen das Ge-1991 erfand Heinrich Franke,gesetzes garantiert nämlich diekurios – fest steht: Sowohl denschehen auf den europäischenChef der Bundesanstalt für Ar-Koalitionsfreiheit, gibt also denBegriff als auch das KonzeptAgrarmärkten – alles Subventi-beit, die Arbeitsbeschaffungs-Tarifparteien (das sind in derder Ordnungspolitik gibt es nuronen, die den Strukturwandelmaßnahmen (ABM). WennRegel die Arbeitgeberverbändein Deutschland. Und dennochbehindern, den Wettbewerbdie Privatwirtschaft nichtund die Gewerkschaften) dashaben deutsche Bundesregie-verzerren und zudem fürgenügend Jobs schaffe, müsseRecht, ihre Tarifverträge freirungen nichts so oft und soüberhöhte Lebensmittelpreiseeben der Staat einspringen,von staatlichen Eingriffen ab-sträflich vernachlässigt wie diesorgen.so die Idee. Doch obwohl diezuschließen.ordnungspolitischen Prinzipien.Sinnlosigkeit von ABM längstWer wissen will, warum sich1967 initiierte Wirtschafts-bewiesen ist, werden sie auch2009 wurde in der gesetz-die größte Volkswirtschaftminister Karl Schiller (SPD)heute noch praktiziert – auflichen KrankenversicherungEuropas heute in einem derartdas „Stabilitäts- und Wachs-Kosten der Beitragszahler.der Gesundheitsfonds einge-miserablen Zustand befindet,tumsgesetz“, mit dem der Staatführt. Seitdem gilt ein kassen-der braucht lediglich in diepraktisch verpflichtet wurde,1995 rief Arbeitsministereinheitlicher Beitragssatz vonArchive der deutschen Gesetz-bei einer schwachen privatenNorbert Blüm (CDU) die Pfle-15,5 Prozent – damit wird dergebung einzutauchen. DortNachfrage einzugreifen undgeversicherung ins Leben. DochWettbewerb unter den Kran-befindet sich das „Gruselkabi-z. B. Konjunkturprogrammestatt sie durch private Absiche-kenkassen geschwächt. Zwarnett der deutschen Ordnungs-aufzulegen. Es dauerte aller-rung (Kapital) zu finanzieren,können die Beitragssätze durchpolitik“, wie die Tageszeitungdings nicht lange, bis Schillerbaute Blüm sie gegen alleRückerstattungen und Zusatz-„Die Welt“ die lange Liste derselbst einsah, dass das Konzeptökonomische Vernunft in dasbeiträge weiterhin variieren,Verfehlungen einmal so tref-der Globalsteuerung mehrohnehin überforderte umlagefi-weil diese beiden Instrumentefend genannt hat. Praktisch inProbleme schafft als es löst.nanzierte Sozialsystem ein. Mitaber stark beschränkt sind, ist20


Angebot trifft Nachfrage: Wie Märkte (nicht) funktionierendie potenzielle Beitragsspanneden USA sind diese Rechterung eine Klausel ein, nachweniger Auto fährt, gefährdetwesentlich geringer als vorher:geradezu heilig, in Deutsch-der die älteren Generationendie Rente seiner Oma.Konnten die Versicherten vorland aber werden sie schoneinen Teil der durch die demo-Einführung des Einheitssatzesdurch einen Kassenwechsel bisvom Grundgesetz drastischeingeschränkt: In Artikel 14grafische Entwicklung steigendenLasten tragen sollen,▲ Auch mit der Tabaksteuerverfolgt der Staat zwei wider-zu 1.800 Euro jährlich einspa-Absatz 2 heißt es: „Eigentumdie nächste Regierung (Schrö-sprüchliche Ziele: Einerseitsren, so sind es jetzt nur nochverpflichtet. Sein Gebrauch sollder) schafft diese Klauselsoll sie dem Finanzminister1.000 Euro.zugleich dem Wohle der Allge-um gehend wieder ab – um siemöglichst viel Geld zur De-meinheit dienen.“ Zugegeben,dann zwei Jahre später unterckung des Staatshaushalts ein-Wie kann so etwas passieren?dieses Gebot ist ohne Zweifelanderem Namen (Nachhaltig-bringen, andererseits sieht dasWie kann es sein, dass Politikergut gemeint, doch von einerkeitsfaktor) wieder aufleben zuGesundheitsministeriumaller Parteien einerseits lauthalsfreiheitlichen Wirtschafts-lassen.darin eine sogenannte Len-das Loblied der Marktwirt-verfassung zeugt es nun wirk-kungssteuer, die den Tabak-schaft singen, andererseits aberimmer und immer wiederlich nicht. Man stelle sichnur einmal vor, Artikel 14▲ Die Öko-Steuer soll angeblichden Energieverbrauch undkonsum bremsen soll. Völligabsurd war dann die ErhöhungGesetze verabschieden undAbsatz 2 würde, entsprechenddamit die Umweltverschmut-der Tabaksteuer im Jahr 2003:Maßnahmen ergreifen, dieabgewandelt, auch im Sportzung reduzieren, gleichzeitigDie Mehreinnahmen von jähr-offenbar einzig und allein dasgelten: „Siege verpflichten. Ihrwerden die Einnahmen darauslich ca. 3 Milliarden Euro flie-Ziel haben, die Menschen vorErringen soll zugleich demaber zur Auffüllung der leerenßen in vollem Umfang an diegenau dieser MarktwirtschaftWohle der Allgemeinheit die-Rentenkasse gebraucht. MitKrankenkassen, um das Ge-„zu schützen“? Eine Antwortnen.“ Was könnte das bedeu-anderen Worten: Wer jetztsundheitssystem zu entlastendarauf ist die geradezu para-ten? Hätte sich Michael Schu-– im Klartext: Je mehr die Leu-noide Angst der Deutschen vormacher absichtlich von seinente rauchen, desto besser istvermeintlichen Ungerechtig-Konkurrenten überholen lassendas für die Krankenkassen.keiten und davor, als „Kleiner“müssen? Oder hätte er seinevon den „Großen“ gefressen zuGagen mit dem Formel-1-werden.Publikum teilen sollen? Oder„Wenn der Deutschehinfällt, dannsteht er nicht auf,sondern schaut,wer schadensersatzpflichtigist.“mit allen Autofahrern, allenItalienern, allen Deutschen?Wohin solche inhaltlichenUngereimtheiten und Widersprüchein der Praxis führen,spüren wir alle Tag für Tag ameigenen Leib. In dem Wahn,es möglichst allen recht zuKurt Tucholskymachen, verheddert sich diedeutsche Wirtschaftspolitik seitEin Musterbeispiel für dieJahrzehnten in einem GestrüppHaltung, sich möglichst gegenaus Widersprüchen.alles und jeden abzusichern,ist die deutsche Interpretationder Freiheits- und Eigentumsrechte.In Großbritannien undDrei Beispiele:▲ Die eine Regierung (Kohl)führt in die Rentenversiche-21


Beispiele wie diese zeigen unsin aller Deutlichkeit, was ausländischeExperten meinen,wenn sie sagen: Die meistender deutschen Probleme sindhausgemacht, sprich selbstverschuldet.Und in der Tat: Auchandere Industrieländer habenmit der demografischen Entwicklungzu kämpfen, auch siestehen im harten Gegenwindder Globalisierung – doch imGegensatz zu Deutschlandhaben sie die Zeichen der Zeiterkannt und frühzeitig umgesteuert.Deutschland dagegensucht erstens die Schuldigenund gründet zweitens eineKommission. Oder einen RundenTisch. Wahlweise auch einBündnis, einen Vermittlungsausschuss,eine Schlichterstelleoder irgendein anderes Gremium,in dem hoch bezahlteExperten eine Lösung ausbaldowern– die wird dann abernicht eins zu eins umgesetzt,sondern in den Mühlen derParteipolitik bis zur Unkenntlichkeitzermahlen.Von Ego und IsmusDoch Vorsicht! Wenn wir vonParteipolitik sprechen, dannmeinen wir keineswegs nur dieParteien selber, sondern auchund vor allem jene gesellschaftlichenGruppen, die sich vonden jeweiligen Parteien vertretenfühlen. Es ist ein offenesGeheimnis: In Deutschlandkann praktisch kein Gesetzentwurf,keine Reform underst recht kein Vorschlag eineseinzelnen Experten so umgesetztwerden wie geplant. ObSteuerreform, Arbeitsmarktreformoder Gesundheitsreform:Immer fühlt sich irgendeineGruppe benachteiligt, alsowerden die ursprünglichenKonzepte den unterschiedlichenEgoismen entsprechendangepasst – und zwar selbstdann, wenn dadurch nicht nureinzelne, sondern sogar alleverlieren.Ja, auch so etwas gibt es ineiner Marktwirtschaft: Entscheidungen,bei denen alleverlieren. Zwar ist eine gesundePortion Egoismus für einefunktionierende Marktwirtschaftnicht nur wünschenswert,sondern geradezu überlebenswichtig,doch Egoismusgepaart mit Unwissen kannganz schön in die Hose gehen– wie die höchst interessanteGeschichte zweier kleiner Gaunerzeigt:Das Gefangenen-DilemmaZwei Männer, nennen wir sie Ego und Ismus, werden von der Polizei gefangen genommen.Der Staatsanwalt wirft ihnen vor, gemeinsam mehrere Überfälle begangen zu haben. Da erjedoch keine Beweise hat und die beiden alles vehement abstreiten, bietet er ihnen unabhängigvoneinander einen Handel an: „Wir haben genug Indizien in der Hand, um euch beide jeweilsfür zwei Jahre hinter Gitter zu bringen, falls ihr weiterhin schweigt. Wenn du aber deinenKollegen verrätst und alles zugibst, dann lassen wir dich zur Belohnung frei und dein Kollegebekommt fünf Jahre Strafe.“ Und wenn beide die Überfälle zugeben, so der Staatsanwalt weiter,„dann können wir uns eine Menge Arbeit sparen und jeder bekommt eine mittelschwere Strafevon vier Jahren“.Ego und Ismus, die sich ja nicht miteinander beraten können, überlegen. Jeder von ihnen hatzwei Strategien: gestehen oder schweigen. Insgesamt stehen ihnen also vier Möglichkeiten zurVerfügung:Ego Ismus Strafe für Ego Strafe für Ismus Strafe insgesamtschweigt schweigt 2 Jahre 2 Jahre 4 Jahreschweigt gesteht 5 Jahre frei 5 Jahregesteht schweigt frei 5 Jahre 5 Jahregesteht gesteht 4 Jahre 4 Jahre 8 JahreSo weit, so schlecht – denn nun kommt das Dilemma: Keiner von beiden weiß, was der jeweilsandere tun wird. Weil jedoch beide so glimpflich wie möglich davonkommen wollen, be ginntdas große Rechnen. Für Ego ist die Sache schnell klar: „Wenn Ismus schweigt, muss ich gestehen,dann bin ich frei. Wenn er jedoch gesteht, muss ich ebenfalls gestehen, denn dann bekommeich nur vier statt fünf Jahre. Also bin ich – egal was Ismus macht – am besten dran, wennich gestehe.“ Dummerweise ist aber auch Ismus nicht dumm – er kommt, ganz der Logikfolgend, zu demselben Ergebnis wie Ego.Also kommt, was kommen musste: Am Ende gestehen beide und wandern für insgesamtacht Jahre hinter Gitter – die höchste aller möglichen Strafen. Hätten sie sich dagegen absprechenkönnen, dann hätten beide geschwiegen und wären mit insgesamt 4 Jahren davongekommen– vorausgesetzt natürlich, beide hätten sich auch an die Absprache gehalten.22


Angebot trifft Nachfrage: Wie Märkte (nicht) funktionierenWir ahnen schon: Mit einbisschen Phantasie lässt sichdas Gefangenen-Dilemmaauf unser Thema, die Wirtschaftspolitik,übertragen. Einaktuelles Beispiel dafür ist dieGesundheitsreform: Ego undIsmus heißen hier Unionsparteienund Sozialdemokraten– und weil beide Seiten derjeweils anderen nicht so rechtüber den Weg trauten, ist amEnde, trotz einiger Fortschritte,eine ziemlich schlechte Lösungherausgekommen: Statt dasGesundheitssystem effizienterzu machen, müssen die Versichertennun höhere Beiträgeund die Unternehmen höhereArbeitskosten tragen; statt wenigerBürokratie gibt es mehr(allein der Gesetzentwurf istmehr als 500 Seiten stark);und die einstige Idee voneinem kostensparenden Wettbewerbist sogar in ihr genauesGegenteil verkehrt worden –alle Krankenkassen erhebenseit Januar 2009 ein- unddenselben Beitragssatz.Einmal mehr müssen wir unsfragen, wie so etwas passierenkann. Warum bringt Deutschlandin schöner RegelmäßigkeitReformen auf den Weg, diedas Problem nicht beseitigen,sondern eher noch verschärfen?Und das, obwohl sich im Vorfelddoch eigentlich alle (Politik,Wirtschaft, Wissenschaftund die Bevölkerung) darübereinig waren, dass es so wie bishernicht weitergehen kann.Was ist das?Angebots- und NachfragepolitikOb in den alljährlichen Tarifverhandlungen oder in den öffentlichen Diskussionen überdie Steuer-, Renten- oder Gesundheitsreform: Beim Streit um die richtige Wirtschaftspolitikkristallisieren sich fast immer zwei gänzlich gegensätzliche Argumentations linien heraus:• Die Anhänger der Nachfragepolitik sind davon überzeugt, dass wirtschaftliche Problemevor allem durch Schwankungen der Nachfrage verursacht werden – eine Theorie,die in den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts von dem britischen Ökonomen JohnMaynard Keynes entwickelt wurde und deshalb Keynesianismus genannt wird. Leideteine Volkswirtschaft zum Beispiel unter einem schwachen Wirtschaftswachstum, plädierendie Keynesianer für eine Stärkung der Binnennachfrage durch den Staat. Er soll sichbei schwacher Konjunktur verschulden, also Kredite aufnehmen, und mit dem Geld danndie Nachfrage ankurbeln, indem er zum Beispiel mehr staatliche Aufträge vergibt. Läuftdann die Konjunktur wieder auf Hochtouren, kann der Staat seine Ausgaben reduzierenund die Schulden zurückzahlen.Diese „antizyklische“ Wirtschaftspolitik wurde insbesondere in den sechziger und siebzigerJahren auch in Deutschland praktiziert, einer Zeit, in der die Bundesrepublik nachdem Wirtschaftswunder der fünfziger Jahre die ersten großen Konjunkturkrisen zu bewältigenhatte. Dass die Nachfragepolitik aber offenbar nicht der Weisheit letzter Schlussist, liegt vor allem an einem Phänomen: Politiker tun sich zwar leicht, neue Kredite aufzunehmenund ihren Wählern damit möglichst viele Wünsche zu erfüllen – mit der Rückzahlungder Schulden dagegen haben die wenigsten etwas am Hut. Ein Beispiel: Alleinvon 1960 bis 1982 (dem Jahr des Regierungswechsels von Helmut Schmidt auf HelmutKohl) verzehnfachte sich die Staatsverschuldung von 29 auf 311 Milliarden Euro.• Die Anhänger der Angebotspolitik dagegen sehen die Ursachen für eine Störung desgesamtwirtschaftlichen Gleichgewichts vor allem darin, dass sich die marktwirtschaftlichenKräfte und der Wettbewerb nicht ungehindert entfalten können. Statt mehr Staat fordernsie also mehr Markt, sprich mehr private und unternehmerische Eigeninitiative. Die Angebotspolitikzielt vor allem auf höhere Investitionen und plädiert deshalb für Maßnahmenwie eine Vereinfachung des Steuersystems, eine Senkung der Steuern und der Staatsquote(das sind die Staatsausgaben in Relation zum Bruttoinlandsprodukt) sowie für wenigerSozialleistungen, sprich mehr private Vorsorge. Auch die Angebotspolitik hat allerdingsihre Schattenseiten.Während staatliche Ausgabenprogramme schnell zu organisieren sind und deshalb beimWähler (als Nachfrager) entsprechend gut ankommen, entfaltet sich der Segen von angebotsorientiertenMaßnahmen nur langsam – im Zweifel kann also die Ernte erst dann eingefahrenwerden, wenn jene, die die Saat ausgelegt haben, gar nicht mehr im Amt sind.Zu den bekanntesten politischen Verfechtern der Angebotspolitik gehören der frühereUS-Präsident Ronald Reagan und die Ex-Premierministerin des Vereinigten Königreichs,Margaret Thatcher.23


politische Entscheidungendieser Regierung sind deshalbpolitische Kompromisse, dieweder der Nachfrage- nochder Angebotspolitik gerechtwerden und deshalb, strengökonomisch gesehen, ziemlichfaul sind.Zum Glück gibt es die Wirtschaftaber auch ohne Politik.Statt um Angebots- undNachfragepolitik kümmern wiruns jetzt um die Essenz: umAngebot und Nachfrage. Unddie wollen bekanntlich ausgeglichensein. Das wiederumgeschieht vor allem über denNeben den bereits genannteneine stringente angebotsorien-Politischer MischmaschPreis. Womit wir bei einemGründen (die Eigeninteres-tierte Politik; die „Christlichunheimlich spannenden The-sen der jeweiligen Gruppen)Demokratische Union“ (CDU),Im politischen Alltag jedochma wären: Geld.kommt hier ein weiteresDilemma zum Vorschein:Nämlich die schwierige Entscheidung,welche wirtschaftspolitischeStrategie eine Regierung/Gesellschaftverfolgensoll. Grundsätzlich gibt es heutein der Marktwirtschaft zweiunterschiedliche Denkschulen– die Angebotspolitik und dieNachfragepolitik (siehe KastenSeite 23).die „Christlich Soziale Union“(CSU) sowie die „SozialdemokratischePartei Deutschlands“(SPD) praktizieren jeweilsunterschiedliche Mischformen,wobei die beiden Unionsparteieneher der Angebotspolitikund die Sozialdemokraten eherder Nachfragepolitik zuneigen;„Bündnis90/Die Grünen“haben mehr nachfrage- alsangebots orientierte Ansätze imsind diese – ohnehin starkvereinfachten – Zuordnungenpraktisch gar nichts mehr wert.Nur in 3 der 16 Bundesländerregiert derzeit (Frühjahr 2009)eine Partei allein, in allen anderengibt es entweder große Koalitionen(aus CDU und SPD)oder kleine Koalitionen (CDUoder SPD mit einer oder mehrerenanderen Parteien). Indieser Gemengelage haben die„Im Deutschenreimt sich Geldauf Welt: Es istkaum möglich,dass es einenvernünftigerenReim gebe.“Georg Christoph LichtenbergProgramm und vertreten eineeinzelnen Parteien praktischWie es die Parteien in Deutsch-Symbiose aus Ökologie undkeine Chance, „ihre“ Wirt-land mit der Angebots- bzw.Ökonomie; „Die Linke“ gibtschaftspolitik durchzusetzen.Nachfragepolitik halten, istsich nachfrageorientiert, bestehtDiese Tatsache gilt erst rechtnicht ganz leicht zu beantwor-aber immer noch aus vielenfür die derzeitige Bundesregie-ten. Nimmt man die Partei-Kommunisten oder Sozialisten,rung: Bundeskanzlerin Angelaund Grundsatzprogramme alsalso aus mehr oder wenigerMerkel (CDU) führt ein Kabi-Maßstab, ergibt sich noch eingroßen Skeptikern der Markt-nett an, das aus fünf Bundes-relativ klares Bild: Danach ver-wirtschaft.ministern von der CDU, zweitritt die „Freie Demokratischevon der CSU und acht von derPartei“ (FDP) noch am ehestenSPD besteht. Viele wirtschafts-24


Angebot trifft Nachfrage: Wie Märkte (nicht) funktionieren25


Geld regiert die Welt:Jedes Ding hat seinen PreisAch ja, das liebe Geld! Erstaunlichviele (wenn nicht alle)Menschen haben ein recht sonderbaresVerhältnis dazu. Fürdie einen ist Geld der Grundall ihres Strebens, sie messenihren Erfolg, ihr Prestige, ja ihrGlück daran. Für die anderenist es der Mangel an Geld, dersie umtreibt – und kurioserweisemessen auch diese Menschen„Geld macht nichtglücklich. Aberwenn man unglücklichist, ist esschöner, in einemTaxi zu weinen alsin einer Straßenbahn.“Wie keine zweite Nation aufdieser Welt haben die Deutschenihr Selbstwertgefühl alsVolk bis vor wenigen Jahrenmit ihrer Währung verbunden:Die D-Mark, das war für dieBundesbürger 50 Jahre langnicht einfach nur ein Zahlungsmittel,sondern in ersterLinie ein Symbol dafür, dassDeutschland seine dunkelstedie Italiener auf ihren Fußball,die Briten auf ihr Königshausund die Amerikaner auf ihreunbegrenzten Möglichkeiten– die Deutschen hatten (bis zurEinführung des Euro) ihreMark, ein in Metall gegossenesund auf Papier gedrucktes Synonymfür Stabilität, Sicherheitund den berühmten „Wohlstandfür alle“.ihren Erfolg, ihr Prestige undMarcel Reich-RanickiZeit, das nationalsozialistischeihr Glück daran. Kurzum:Regime, ein für alle Mal hinterDas Pathos um das liebe GeldEgal, wer wir sind und wo wirDass den Deutschen ein be-sich gelassen und einen neuenfindet sich auch in der Spracheleben, eines haben offenbarsonders schwieriges VerhältnisPlatz in der Weltgemeinschaftwieder. Während die prag-(fast) alle Menschen gemein-zum Geld nachgesagt wird, hatgefunden hat. Mögen die Fran-matischen Amerikaner Geldsam: zu wenig Geld.einen ganz eigenen Grund.zosen auf ihre Kultur stolz sein,einfach „machen“ (to make26


Der Lebenslauf des Euro1995 beschließt der Europäische Rat den Namen der neuenWährung.1996 werden die ersten Entwürfe der Geldscheine präsentiert.1997 fällt die Entscheidung über die Gestaltung der Münz-Vorderseiten.1998 legt der Europäische Rat in Zusammensetzung derStaats- und Regierungschefs der damals 15 EU-Mitgliederfest, welche Länder 1999 in die Währungsunion starten:Belgien, Deutschland, Finnland, Frankreich, Irland, Italien,Luxemburg, die Niederlande, Österreich, Portugal und Spanien.Nicht dabei sind vorerst Großbritannien, Dänemarkund Schweden (diese Länder wollen – noch – nicht) sowieGriechenland, das als einziges Land die Maastricht-Kriteriennicht erfüllt. Im selben Jahr wird die Europäische Zentralbank(EZB) mit Sitz in Frankfurt am Main gegründet.1999 wird der Euro als Buchgeld eingeführt und es beginntdie Produktion der Münzen und der Banknoten.2001 wird der Euro zum „Kennenlernen“ u.a. an Banken,den Einzelhandel und die Industrie ausgegeben. EinzelneLänder beginnen aus dem gleichen Grund mit der Ausgabesogenannter „Starterkits“.2002 löst der Euro die bisherigen nationalen Währungen alsalleiniges Zahlungsmittel ab.money) und die kühl-distanziertenBriten es ebenso einfach„ernten“ (to earn money), müssenes sich die Deutschen mühsam„verdienen“. Und so kannes eigentlich auch niemandenverwundern, dass es natürlichdie Deutschen waren, die demEuro schon kurz nach seinerGeburt ein hässliches Etikettangeklebt haben: Teuro.„Hat eigentlich schon jemandvorgeschlagen, den Euro mitdem Oscar auszuzeichnen?“,fragte das Magazin „Stern“ imMärz 2003 mit einer gehörigenPortion Zynismus. Immerhinsei es die „beste schauspielerischeLeistung“, die eine Währungerbracht habe. „Ständigtut er so unschuldig und behauptet,dass mit ihm keineswegsalles teurer geworden sei.Eine glatte Lüge. […] Wo manauch hinschaut: überall saftigePreiserhöhungen.“ Was folgt,ist eine lange Inflations-Listean Beweisen: Bienenhonig plus39 Prozent, Eier plus 15 Prozent,Rasierklingen plus 14Prozent, eine Stunde Autorepa-Was ist das?Inflation und DeflationWir schreiben das Jahr 1921: Wer sich damals in Deutschland eine Tageszeitung kaufte, musste dafür 30 Pfennigeauf den Tisch legen – kurze Zeit später, im November1922, kostete die gleiche Zeitung 70 Millionen Mark.Und auch für alle anderen Waren schossen die Preise insUnermessliche. Der Hintergrund für diese Hyperinflationwaren übrigens die Schulden, die der Erste Weltkrieghinterließ: Um sie zu finanzieren, warf die Reichsregierungder Weimarer Republik einfach ihre Geldpressen anund druckte schiere Unmengen an Geld. Und wie immer,wenn Angebot und Nachfrage nicht zueinanderpassen,regelte sich das Ganze über den Preis – in diesem Falleüber eine „galoppie rende“ Inflation.Heute geht es dagegen gemäßigter zu. Der deutsche„Preisindex für die Lebenshaltung aller privaten Haushalte“,so die offizielle Bezeichnung für das bekanntesteInflationsmaß, weist schon seit mehr als zehn Jahren lediglicheinen jährlichen Anstieg der Verbraucherpreisezwischen rund 0,5 und 2 Prozent aus. Die Ursachen füreinen Preisanstieg reichen von Preissteigerungen im Ausland,die zum Beispiel über Importe von Öl ins Inlandkommen (importierte Inflation) über Kostensteigerungenim Inland (wie höhere Löhne) bis hin zu einem Nachfrageboom(wenn also das Warenangebot kleiner ist als dieNachfrage). Deflation ist, vereinfacht gesagt, die Negationvon Inflation: Alles wird immer billiger, das Preisniveausinkt. Nun könnte man meinen, eine Deflation sei für dieVerbraucher das Paradies – doch weit gefehlt. Deflationist wie Hyperinflation ein Horrorszenario und kann diegesamte Weltwirtschaft ins Chaos stürzen. So geschehen1930: Ein – zunächst nur leichter – Wachstumsrückgangder US-Wirtschaft ließ den spekulativ überbewertetenAktienmarkt im Oktober 1929 zusammenbrechen. Vonheute auf morgen wurden Gelder, die zuvor in andereVolkswirtschaften investiert worden waren, abgezogen. InEuropa und anderswo brach die ohnehin schwache Wirtschaftzusammen – allein in Deutschland verloren mehrals sechs Millionen Menschen ihren Job.27


atur plus 13 Prozent, eineKinokarte plus 8 Prozent –insgesamt, so zitierte der„Stern“ eine Studie des Institutsfür Angewandte Verbraucherforschung,seien 46 von100 ausgesuchten Waren undDienstleistungen um mehr alsfünf Prozent teurer geworden.„Gefühlte“ Infl ationZum Glück haben die Stern-Redakteure dann aber dochnoch die Kurve gekriegt undjene gefragt, die sich vonBerufs wegen mit Preisenbeschäftigen: die Fachleutevom Statistischen Bundesamtin Wiesbaden. Und siehe da:„Unser Geld hat durch dieEuro-Einführung nichts anWert verloren“, behauptetendie Wiesbadener damals (wieauch heute) und legten ihrerseitsBeweise vor. So sei derVerbraucherpreisindex, mitdem das Statistische Bundesamtjeden Monat die durchschnittlichePreisentwicklungvon 750 Waren und Dienstleistungennachzeichnet, im Jahr2003 lediglich um 1,1 Prozentgestiegen – das sei immerhindie niedrigste Inflation seit vierJahren.Also was denn nun? Wiekann so vieles so viel teurerwerden, ohne dass die Lebenshaltunginsgesamt teurerwird? Schuld daran ist die„gefühlte“ Inflation, also diesubjektive Preiswahrnehmungder Menschen. Die Statistikeraus Wiesbaden erklären dasso: Teurer geworden sind nachder Euro-Einführung vor allemkleinere Dienstleistungen wieder Besuch von Kino, Kneipeund Friseur; alles Leistungen,die wir traditionell bar bezahlenund deren Preisanstieg wirdeshalb besonders stark wahrnehmen.Wie sehr allerdingsdie „gefühlte“ Inflation täuschenkann, zeigt die Tatsache,dass der Durchschnittsdeutschegerade mal 3 Prozent seinesBudgets für den Besuch vonRestaurants, Cafés und Imbissbudenausgibt und auch nur1 Prozent seines verfügbarenEinkommens beim Friseurlässt. Ganz anders dagegen unsereAufmerksamkeit für Preisewie die Miete: Weil sie automatischvom Konto abgebuchtwird, bekommen die wenigstenMenschen mit, dass diesergroße Kostenblock (er macht30 bis 35 Prozent eines durchschnittlichenMonatsbudgetsaus) nach der Euro-Einführungkaum oder gar nicht teurergeworden ist. Der gleiche Effektgreift bei Dingen, die wireher selten kaufen. Wer sichzum Beispiel einen Computeroder einen Fernseher zulegt,der tut dies höchstens ein paarMal im Leben – auf jeden Fallzu selten, um sich der Tatsachebewusst zu werden, dass diePreise für langlebige Konsumgütertendenziell eher fallen alssteigen.„Geiz ist geil“, dieser Werbesloganeiner bundesweitagierenden Elektro-Kette istlängst zur Einkaufsmaxime dermeisten Bundesbürger geworden.Ob im Internet, im Fernsehenoder in den Printmedien– überall wimmelt es geradezuvor Preisvergleichen, die denLeuten haarklein vorrechnen,wo und wie sie noch den einenoder anderen Cent sparenkönnen. Die Schnäppchenjagdist nicht nur zum Volkssportgeworden, sie ist geradezu desBürgers erste Pflicht – dennDie Kaufkraft der Lohnminutesonst, so glauben jedenfallsviele, werden sie doch nur wiederabgezockt.Wie wenig belastbar dieTheorie von der „gefühlten“Inflation ist, zeigt ein Kaufkraftvergleich.Diese recht einfacheMethode zeigt, wie langejemand arbeiten muss, umsich eine bestimmte Menge anWaren oder Dienstleistungenleisten zu können. Ein Beispiel:Im Jahr 1960 verdiente einwestdeutscher Arbeitnehmerumgerechnet 1,27 Euro nettopro Stunde. Weil ein Fernseherdamals rund 450 Euro kostete,musste man also gut 350 Stundenarbeiten, um in die Röhregucken zu können. Heute verdienenArbeitnehmer ungefähr13,55 Euro netto pro Stundeund ein Fernseher ist schon fürgut 300 Euro zu haben – istalso schon in rund 22 Stundenverdient. Die folgenden Beispielezeigen, dass es sich mitden meisten Gütern ganz ähnlichverhält:1960 2007Preis in Euro Arbeitszeit Preis in Euro Arbeitszeit1 kg Mischbrot 0,41 20 Min. 2,36 10 Min.10 Eier 1,07 51 Min. 1,60 7 Min.1 Damenkleid 33,64 1.588 Min. 91,29 404 Min.1 l Normalbenzin 0,31 14 Min. 1,33 6 Min.1 Kühlschrank 198,89 9.390 Min. 327,83 1.452 Min.1 Paar Herrenschuhe 15,65 739 Min. 68,47 303 Min.1 Monat Tageszeitung 2,13 101 Min. 22,01 97 Min.200 kWh Haushaltsstrom 12,86 607 Min. 43,56 193 Min.Arbeitszeit: bei einer Nettolohn- und Gehaltssumme je geleistete Arbeitsstunde von 1,27 Euro im Jahr 1960 und13,55 Euro im Jahr 2007; Ursprungsdaten: Statistisches Bundesamt, Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung28


Geld regiert die Welt: Jedes Ding hat seinen PreisEine kurze Geschichte über das GeldEs muss so 5.000 bis 6.000 Jahr her sein, da machten unsereVorfahren einen riesigen Sprung. Zwar hatten sie noch keinenblassen Schimmer von Produktivität und solch modernen Sachen,dennoch brachten sie eines Tages deutlich mehr Fleisch,Felle und Früchte nach Hause, als die Sippe essen oder lagernkonnte. Also kamen sie auf die Idee, ihre Überproduktion benachbartenFamilien anzubieten. Weil es aber damals noch keinGeld gab, tauschten sie Trommeln gegen Töpfe, Eisendolchegegen Pelze, Esel gegen Ziegenböcke. Der Naturaltausch hatteallerdings auch so seine Tücken: Da waren nicht nur das Transportproblem(Esel können sehr störrisch sein!) sowie dieS chwierigkeit, einen Tausch partner zu finden, der genau dashatte, was man haben wollte und gleichzeitig auch genau daswollte, was man selbst anzubieten hatte; nein, das größte Kopfzerbrechenbereiteten Fragen wie diese: Wie viel Sack Gerste istdenn ein Esel wert? Und selbst wenn die Antwort gefunden war(sagen wir: 20 Sack Gerste sind 1 Esel), blieb immer noch einFragezeichen: Was, wenn der Eselbesitzer nur 5 Sack Gerstebraucht?Es dauerte nicht lange, da hatten die Menschen eine rettendeIdee: Sie benutzten Gebrauchs- und Schmuckgegenstände wieBeile, Ringe und Perlen als Zwischentauschmittel und hattendamit das Naturalgeld erfunden. Dessen großer Vorteil: DerWert der Tauschgegenstände war allgemein bekannt und anerkannt,zudem waren sie meist leicht zu transportieren und zuteilen. Noch Anfang des 15. Jahrhunderts gab es eine englischisländischeMarktordnung, wonach zum Beispiel 48 Ellen Tuch120 Stockfische wert waren, während eine halbe Tonne Transchon für 15 Stockfische zu haben war. Die bekannteste Formdes Naturalgeldes ist übrigens noch heute ein gültiges Zahlungsmittel:Auf den melanesischen Inseln in der Südsee zahlen dieMenschen mit „Diwarra“ oder „Tambu“ – und das sind nichtsanderes als Kaurimuscheln.Irgendwann dann entdeckten die Menschen ihre Vorliebe fürGold, Silber und Kupfer – das Metallgeld war geboren. Um etwaszu bezahlen, wurden die Metalle abgewogen, ein Umstand,dem übrigens das britische Pfund seinen Namen verdankt.So ungefähr 650 Jahre vor Christus wurde das Metall dann inFormen gegossen und geprägt, es entstand das erste Münzgeld.Zunächst fertigte man ausschließlich Münzen, deren Metallwertdem aufgeprägten Wert entsprach (Kurantmünzen) – allerdingsbereicherte sich so mancher Fürst dadurch, dass er Münzen inUmlauf brachte, bei denen der aufgeprägte Wert höher war alsder tatsächliche. Später prägte man nur noch solche „unterwertigen“Münzen, sie werden bis heute Scheidemünzen genannt(übrigens: auch im Euro ist lange nicht das drin, was draufsteht).Mit dem Münzgeld entstand auch das Gewerbe der Geldwechsler.Sie hatten die Aufgabe, die vielen unterschiedlichen Münzenvoneinander zu unterscheiden und ihren Wert zu schätzen – einJob, der übrigens viele von ihnen steinreich gemacht haben soll.Je nachdem, wie viel man zu bezahlen hatte, konnte der Transportdes Münzgelds allerdings ganz schön in die Arme gehen.Was lag also näher, als eine Erfindung der Chinesen zu nutzen:das Papiergeld. Marco Polo, so wird berichtet, soll auf seinenReisen im Jahr 1276 die kaiserlichen Banknoten entdeckt haben,manche Geschichtsbücher nennen auch den Schweden JohanPalmstruch als Erfinder des Papiergelds. Doch wie auch immer:Fest steht, Papiergeld braucht Vertrauen, nämlich darauf, dass esvon jedermann zu jeder Zeit in Waren oder andere Vermögenswerteumgetauscht wird. Früher wurde dies dadurch gewährleistet,dass das Geld einer Nation vollständig durch Gold gedecktwar, heute haben wir es ausschließlich mit sogenannten „freienWährungen“ zu tun.Oder auch nicht, denn tatsächlich spielt Geld heutzutage keinegroße Rolle mehr. Zumindest nicht in Form von Bargeld: Sogibt es in Deutschland derzeit nur ca. 204 Milliarden Euro, davon200 Milliarden Euro als Banknoten und 4 Milliarden Euroals Münzen. Das Bargeld macht nur etwa 12 Prozent des gesamtenGeldumlaufs aus – der große Rest befindet sich als Buchgeldauf den Konten und wird von Bankkonto zu Bankkonto weitergegeben,weshalb es auch Giralgeld heißt (vom italienischen giro= der Kreis). Buchgeld hat gegenüber allen früheren Geldformenentscheidende Vorteile: Es ermöglicht einfache und schnelleZahlungen, ist leicht zu transportieren, haltbar – und: Es stinktnicht. Diese Feststellung stammt angeblich von Kaiser Vespasian,der kurz nach Christi Geburt eine Steuer für Bedürfnisanstalteneingeführt hatte und deswegen von seinem Sohn Tituszur Rede gestellt worden war. Der Kaiser hielt seinem Sohn dieersten Steuereinnahmen unter die Nase und forderte ihn auf zuriechen – und tatsächlich: Pecunia non olet – Geld stinkt nicht.29


Wer Preise miteinander verglei-dieselbe Dienstleistung gibt esdass bei sinkenden Preisen dasmer pünktlichst zu Ferienbe-chen will, der darf aber nichtheute nicht einen, nicht zwei,Angebot eingeschränkt und dieginn – lassen schon mal Zwei-nur auf die Preisschilder schau-sondern viele verschiedeneNachfrage ausgedehnt wird.fel über die freie Preisbildungen, sondern muss auch diePreise. Wer zum Beispiel vonaufkommen.Waren bzw. DienstleistungenHamburg nach München flie-So weit, so theoretisch. Inselber genau in Augenscheingen will, der hat nicht nur dieder Praxis aber ist es keines -Ein Paradebeispiel für dasnehmen. Um unser Beispiel(Preis-)Auswahl zwischen ver-wegs so, dass Angebot undZustandekommen von Markt-vom Fernseher noch einmalschiedenen Fluglinien, auch einNachfrage immer zueinander-preisen liefert die Telekommu-aufzugreifen: Zwar kostet eineund dieselbe Fluggesellschaftfinden, sprich ausgeglichennikations-Branche. NachdemFlimmerkiste heute im Durch-bietet diesen Flug zu verschie-sind. In solchen Fällen bleibtim Jahr 1998 das Monopol derschnitt genauso viel oder wenigdenen Preisen an. Je nachdem,ein Unternehmen auf seinenDeutschen Telekom endgültigwie vor 50 Jahren, die Qualitätwer (Vielflieger oder nicht) dasProdukten sitzen oder es kanngebrochen worden ist, dürfenaber ist viel besser als damals:Ticket wie (im Reisebüro odernicht genug davon liefern. Sollauch andere UnternehmenAus den klobigen Schwarz-im Internet) und wann (langeder Tauschhandel doch nochsogenannte „SprachdiensteWeiß-Geräten mit drei oderim Voraus oder Last Minute)zustande kommen, müssenaußerhalb geschlossener Benut-vier Bedienungsknöpfen sindkauft, kann es 19 Euro oderAnbieter und Nachfrager ihrezergruppen“ anbieten – undFarbfernseher mit Fernbedie-auch 450 Euro kosten.Preisvorstellungen korrigierendie neuen Anbieter schossennung und automatischem Sen-– je nach Lage der Dinge ent-wie die berühmten Pilze ausdersuchlauf sowie zahlreichenanderen Funktionen geworden.Oder nehmen wir das Auto:Wer sich einmal die Mühemacht, die Ausstattung einesAutos aus den sechziger Jahrenmit der von heute zu vergleichen,wird in Sachen Qualitätregelrechte Quantensprüngefeststellen. Und trotzdem arbei-„Alles im Lebenhat seinen Preis;auch die Dinge,von denen mansich einbildet,man kriegt siegeschenkt.“weder nach oben oder nachunten. Der so entstehendePreis ist der Marktpreis.Viele Preise – ein MarktDieser Markt- oder Preismechanismuskann allerdingsnur funktionieren, wenn sichdie Preise frei bilden könnendem Boden. Für den einstigenMonopolisten weht seitdemein rauer Wind. In Großstädtenwie Hamburg beherrschtdie Konkurrenz inzwischen60 Prozent des Marktes, bundesweitverliert die Telekomin manchen Monaten bis zu100.000 Kunden. Die marktwirtschaftlicheFolge: Imtet der DurchschnittsdeutscheTheodor Fontane– das aber ist bei WeitemAugust 2006 kündigte die Te-heute für einen 15.000-Euro-nicht immer der Fall. Werlekom kräftige PreissenkungenWagen mit Airbag und ABSWie aber entstehen Preise über-einmal mit dem Herzen einesan – die Verbraucher wird’slediglich 1.115 Stunden, wäh-haupt? Und welche FunktionSchnäppchenjägers und derfreuen.rend die 2.000 Euro teure Stan-haben sie in einer Marktwirt-Sicht eines Ökonomen durchdardversion des VW-Käfer imschaft? Die Grundregel für diedie große bunte WarenweltGeschichten wie diese zeigen,Jahr 1960 mit 1.600 StundenPreisbildung ist relativ simpel,geht, der kann sich manchmalwelche Funktionen der Preis inArbeit verdient werden musste.denn sie folgt dem Gesetz vonnur die Augen reiben. In Groß-einer Marktwirtschaft im Ideal-Angebot und Nachfrage: Da-städten wie Köln zum Beispielfall erfüllt, nämlich diese:Ein Ding – viele Preisenach erhöhen Haushalte undkann man jeden beliebigenUnternehmen mit steigendenSupermarkt zu jeder beliebigenInformation. Preise informie-Der wohl größte UnterschiedPreisen ihr Angebot (die einenJahreszeit betreten – ein Ki-ren uns darüber, ob ein Gutzwischen den Preisen vonbieten ihre Arbeitskraft an, dielogramm Äpfel kostet immerknapp ist oder nicht. Steigen1960 und heute aber betrifftanderen Waren und Dienstleis-und überall 1,99 Euro. Auchzum Beispiel die Preise fürihre Anzahl: Für ein und das-tungen) und verringern ihredie für Autofahrer ärgerlichenheimisches Gemüse, dann spie-selbe Produkt oder ein undNachfrage. Umgekehrt gilt,Benzinpreiserhöhungen – im-gelt sich darin – wie im Jahr30


Geld regiert die Welt: Jedes Ding hat seinen Preis2006 – das Wetter wider: DieRekordtemperaturen des Julihaben vielerorts die Felder ausgedörrt,die Bauern konntenentweder nur wenig oder sogarnichts ernten. Preise geben aberauch Auskunft über die sozialeWertschätzung einzelner Güter– zum Beispiel, wenn wir fürBio-Gemüse mehr zu zahlenbereit sind als für Gemüse auskonventionellem Anbau.Koordination. Preise koordinierenAngebot und Nachfrage.Da sich die Bedürfnisse ständigwandeln, ist diese Ausgleichsfunktionder Preise ein permanenterProzess. Bringt einUnternehmen zum Beispieleine technische Innovationwie den Flachbildfernseher aufden Markt, wird zunächst dieNachfrage wesentlich höhersein als das Angebot – also sindFlachbildfernseher teuer. Weildie hohe Nachfrage jedochnach und nach auch andereHersteller zur Produktion vonFlachbildschirmen animiert,steigt das Angebot – und diePreise fallen.„Mit scharfem Blick, nach Kennerweiseseh’ ich zunächst mal nach dem Preise.Und bei genauerer Betrachtungsteigt mit dem Preise auch die Achtung.“Lenkung. Preise lenken dieProduktionsfaktoren (Arbeitund Kapital) in jene Bereiche,in denen die Nachfrage unddie zu erzielenden Einkommenbzw. Gewinne am höchstensind – und das ist immer dortder Fall, wo die Knappheit amgrößten ist. Preise setzen alsoWilhelm BuschAnreize: Gibt es beispielsweisein einer Volkswirtschaft zu wenigeIngenieure, dann könnendiese entsprechende Gehälterverlangen (auch der Lohn istein Preis). Das wiederum wirdviele Abiturienten dazu veranlassen,ein Ingenieurstudiumaufzunehmen. Die Folge: Ein31


land auch beim besten Willendie Geburtsstunde dessen, wasnicht mehr mithalten.wir heute die Börse nennen.Auf diesem Markt der MärkteGnadenlose Auslesewird beinahe alles gehandelt:Aktien, Anleihen, Fonds,Die Textilindustrie ist die Au-Optionen und Devisen, abertoindustrie ist die Elektronikin-auch Erdnussöl, Molybdän-dustrie ist die Chemieindustrieoxyd und Schweinebäuche.– nahezu in jeder Branche sindDie acht deutschen Börsendie deutschen Unternehmensitzen in Berlin, Bremen, Düs-einem zunehmend härterenseldorf, Hamburg, Hannover,Konkurrenz- und PreisdruckMünchen, Stuttgart undausgesetzt. Selbst Traditions-Frankfurt/Main, dem wohlunternehmen sind nicht mehrbekanntesten Börsenplatz. Waspaar Jahre später gibt es dann„plötzlich“ zu viele Ingenieure– und deren Löhne werdentendenziell sinken.Auslese. Preise sind gnadenlos:Auf der einen Seite teilensie das vorhandene Angebotjenen Nachfragern zu, derenZahlungsbereitschaft amhöchsten ist; ganz nach dembekannten Ebay-Motto: drei,zwei, eins – meins. Auf deranderen Seite können nur jeneAnbieter überleben, die ihreWaren und Dienste zumindestkostendeckend an den Mannbringen. Unternehmen, die dasnicht schaffen, werden aus demMarkt gedrängt.Insbesondere die Auslesefunktionder Preise können undmüssen wir seit einigen Jahrenhautnah miterleben. Wer mag,sollte zum Beispiel einmaldurch die Abteilungen desschwedischen ModehausesH&M (oder irgendeines anderen)gehen und sich die Etikettenin den Kleidungsstückengenauer anschauen. Fast aufjedem steht entweder „made inChina“, „made in Bangladesh“oder „made in Turkey“. Doch„made in Sweden“ oder gar„made in Germany“ – Fehlanzeige.Das mögen die Schwedenverschmerzen (sie habenmehr als 1.200 Filialen in 22Ländern), doch für die deutscheTextil- und Bekleidungsindustrieist es alles andere alslustig. Im Jahr 1950 war dieBranche einer der wichtigstenIndustriezweige in Westdeutschland,rund 700.000Menschen waren dort beschäftigt.Heute zählt die Branchebundesweit gerade einmal135.000 Mitarbeiter, allein seitdem Jahr 2000 sind 50.000Arbeitsplätze weggefallen. Und„schuld“ an allem sind – diePreise: Eine chinesische Näherinbekommt umgerechnetetwa 50 Cent die Stunde – dakönnen Betriebe in Deutsch-davor gefeit, den Kampf umdie Kunden zu verlieren undsang- und klanglos vom Marktgeschluckt zu werden. Dochbevor wir uns im nächstenKapitel ausführlich mit denGründen und Hintergründendieser Entwicklung beschäftigen,bevor wir uns also demspannenden Thema Globalisierungwidmen, wollen wir abschließendnoch einen kurzenBlick auf einen ganz besonderenMarkt werfen. Er (oderbesser gesagt: sie) ist sozusagendie Mutter aller Märkte: dieBörse.Die Börse: Wo sichDAX und SchweinebäuchetreffenVor rund 500 Jahren trafensich in Brügge einige eifrigeMänner regelmäßig zur Mittagszeitim Haus der Patrizierfamilievan der Beurse,um Münzen zu tauschen undHandel zu treiben. Das wardort und auf dem internationalenParkett geschieht, kennendie meisten Bundesbürger nuraus dem Fernsehen: Der DAX,so melden die Nachrichtenzum Beispiel, habe „leichtergeschlossen“, dagegen tendiereder Dow-Jones „freundlich“und der Nikkei mache eine„Seitwärtsbewegung“. Unddann erzählt uns der beredteBörsen-Korrespondent nochirgendwas von institutionellenAnlegern, von Bullenmärkten,sinkenden Umlaufrenditen undbevorstehenden Zinsschrittender Fed.Fed? Nikkei? Bullenmarkt?„Wovon reden die bloß?“, fragensich wohl Millionen vonBundesbürgern. Und weil dereine oder andere es vielleichtgenau wissen will, nimmt erdie Zeitung zur Hand, schlägtden Börsenteil auf – und liestdann doch lieber den Sportteil.Denn wo für Profis ein kurzerBlick genügt, um festzustellen,ob gerade der pessimistische32


Geld regiert die Welt: Jedes Ding hat seinen PreisDas kleine Börsen-Lexikon• Aktie. Die Aktie ist ein Anteilsschein an einer Aktiengesellschaft(AG). Ihr Nennwert gibt an, mit welchem Anteil sie amGrundkapital einer AG beteiligt ist – zum Beispiel 50 Euro.Diese 50 Euro sind jedoch nicht zu verwechseln mit dem Aktienkurs– der kann sowohl höher als auch niedriger liegen.Die meisten Aktien sind Stammaktien – hier haben die Aktionärealle üblichen Rechte, vor allem also das Stimmrecht aufder Hauptversammlung und das Recht auf einen Dividendenanteil.Bei Vorzugsaktien entfällt das Stimmrecht, dafür gibtes meist eine höhere Dividende. Stückaktien sind Aktien ohneNennwert; Inhaberaktien sind solche, die beim Verkauf ohneFormalitäten den Eigentümer wechseln können, während beiNamensaktien die persönlichen Daten des Aktionärs in einAktienregister eingetragen werden.• Anleihen. Das sind festverzinsliche Wertpapiere – der Käuferverleiht sein Geld, bekommt dafür einen festen jährlichenZins und erhält am Ende der Laufzeit sein Kapital zurück.Bundesanleihen werden von der Bundesrepublik Deutschlandals Staatsanleihen herausgegeben. Ihre Laufzeit beträgt in derRegel 10 bis 30 Jahre. Ein Kursrisiko, wie bei Aktien, hat derKäufer nur, wenn er sie zwischenzeitlich verkauft – auch Anleihenwerden nämlich an der Börse gehandelt. Bundesobligationenunterscheiden sich von Bundesanleihen im Wesentlichennur durch ihre kürzere Laufzeit von 5 Jahren. Nicht nur derBund, auch Bundesländer, Städte oder Sonderinstitute wie dieDeutsche Ausgleichsbank geben Anleihen heraus. Diese öffentlichenAnleihen unterscheiden sich von den Bundespapierenmeist nur durch ihre Ausgabevolumina.• DAX. Der deutsche Leitindex wurde 1988 eingeführt undstartete mit 1.000 Punkten. Die im DAX vertretenen 30 größtendeutschen Aktiengesellschaften (auch Blue Chips genannt)sind nach ihrem Börsenwert gewichtet – die Spanne reichtderzeit von 0,11 Prozent (Infineon AG) über 4,71 Prozent(Daimler AG) bis 9,27 Prozent (Siemens AG). Weitere wichtigedeutsche Indizes sind der MDAX (das M steht für Midcap, also mittelgroße Aktienwerte), der SDAX (S wie small,also klein) sowie der TecDAX (Technologieunternehmen).• Investmentfonds. In einem Investmentfonds bündelt eineFondsgesellschaft das Kapital der Anleger, um es in verschiedeneVermögenswerte (Aktien, Anleihen, Festgelder) zu investieren.Wer Fondsanteile kauft, hat also nicht eine Aktieoder eine Anleihe im Depot, sondern ist – je nach Fonds –an Dutzenden oder gar Hunderten Wertpapieren prozentualbeteiligt und streut damit sein Anlagerisiko.• Kurszusätze. In vielen Tageszeitungen sind hinter den Aktienkursenverschiedene Kürzel angegeben, die wichtige Informationenliefern. B bedeutet Brief – zu diesem Kurs wurdenzwar Aktien angeboten, gekauft hat jedoch niemand. G bedeutetGeld – es lagen zwar Kaufwünsche vor, verkauft hat jedochzu diesem Kurs niemand. bB bedeutet bezahlt Brief – zwarwurden zu diesem Kurs einige Aktien verkauft, aber nicht alleAngebote fanden einen Abnehmer. bG bedeutet bezahlt Geld– wiederum wurden zwar Papiere verkauft, diesmal ging aberein Teil der Käufer leer aus. T bedeutet Taxkurs – das ist einvom Aktienmakler geschätzter Kurs, der zeigt, dass die Aktiean diesem Tag keinen Umsatz hatte; ex bedeutet ausschließlich– und weist darauf hin, dass es sich um den ersten Kurs nachder Hauptversammlung einer AG handelt; an diesem Tag wirdder Kurs abzüglich der Dividende angegeben.• Rendite. Sie errechnet sich aus Dividende plus Kursanstiegbezogen auf das eingesetzte Kapital. Wer also eine Aktie für100 Euro gekauft hat und dafür 2 Euro Dividende erhält,kommt bei einem Kursanstieg auf 105 Euro auf eine Jahresrenditevon 7 Prozent.• Stoppmarken. Um Verluste zu begrenzen (oder auchGewinne zu sichern) kann man Stoppmarken setzen. Dabeigibt man der Bank einen bestimmten Kurs an – sobald dieAktie unter diesen Kurs fällt, wird sie ohne Wenn und Aberverkauft.33


Bär (er steht an der Börse fürTeil der Wirtschaft völlig au-ist; wieder andere, weil sieTeil dessen leisten wird, was dieKursrückgänge) oder der opti-ßer Acht lässt, der wie kaumselbst Aktien oder Fonds ge-Rentnerinnen und Rentner vonmistische Bulle (er symbolisiertein anderer über ihre Zukunftkauft haben – und alle zusam-morgen zum Leben brauchen.den Aufschwung) regiert,entscheidet.men, weil der Wechselkurs desDer weitaus größere Teil abermüssen Otto und LieschenEuro für die heimische Wirt-wird an der Börse verdient.Normalbürger meistens passen:Das ist keineswegs übertrieben:schaft von genauso essenziellerDenn egal, bei welcher Gesell-Sie können den Buchstaben-Denn jeder, wirklich jeder hatBedeutung ist wie der Ölpreis;schaft der Einzelne für seineund Zahlensalat im Börsenteildirekt oder indirekt etwas mitweil eine so sehr exportori-private Altersvorsorge einzahltzwar lesen, aber nicht wirklichAktien, Anleihen oder dementierte Volkswirtschaft wie– Allianz, Hamburg-Mannhei-verstehen. Das ist schade, dennÖlpreis zu tun. Die einen, weilDeutschland auf stabile Börsenmer, Axa & Co. erwirtschaftenwie wir gleich sehen werdensie selbst, ihr Vater oder ihre(sprich eine stabile Wirtschaft)die versprochenen Gewinnbe-– sooo schwer ist es nun auchMutter bei einem Unterneh-in ihren Abnehmerländernteiligungen fast ausschließlichwieder nicht. Und es ist jam-men arbeiten, das an der Börsegeradezu angewiesen ist. Undan der Börse.merschade, weil es zeigt, dassnotiert ist; die anderen, weil ihrvor allem, weil die staatlichedas Gros der Deutschen mitArbeitgeber der größte Zuliefe-Rentenversicherung bekannt-Der inzwischen verstorbeneder Börse ausgerechnet jenenrer eines DAX-Unternehmenslich nur noch einen kleinenBörsen-Altmeister AndréDiv. 22.8. 21.8. Veränd. Tages- 52-Wochen KGV Gesamt- Markt- ISINSchluss Schluss in % Eröff./Hoch/Tief Hoch/Tief 2006 umsatz Kapital.Adidas 0,33 37,66 37,40 +0,70 37,65/37,85/37,21 43,58/34,16 15 43532 6,85 DE0005003404Allianz 2 130,10 131,24 -0,87 131,48/131,85/128,88 139,53/103,10 11 421179 51,51 DE0008404005Erläuterungen am Beispiel der Adidas-AktieDiv. steht für Dividende. Die Angabe 0,33 bedeutet, dass Adidasim abgelaufenen Geschäftsjahr pro Aktie einen Gewinnanteilvon 0,33 Euro ausgeschüttet hat. Gelegentlich gibt es auchAngaben wie „5 +2“, das heißt dann, für diese Aktie gab es5 Euro Dividende plus einen Bonus von 2 Euro.22.8. Schluss heißt, die Aktie wurde zum Börsenschluss am 22.August zu einem Kurs von 37,66 Euro notiert. 21.8. Schlussgibt, zum Vergleich, den Kurs vom Vortag an. Veränderungin % drückt den Unterschied zwischen diesen beiden Schlusskursenin Prozent aus, in diesem Fall plus 0,7 Prozent.Tages-Eröffnung/Hoch/Tief zeigt den Kursverlauf einer Aktiewährend eines Handelstages. Am 22. August betrug der Eröffnungskursder Adidas-Aktie also 37,65 Euro, der höchste Kursnotierte bei 37,85 Euro, der niedrigste bei 37,21 Euro. 52 WochenHoch/Tief informiert über die Entwicklung der Aktie inden vergangenen 52 Wochen. Die Adidas-Aktie war in dieserZeit höchstens 43,58 Euro und mindestens 34,16 Euro wert.KGV 2006 ist das Kurs-Gewinn-Verhältnis für das Jahr 2006.Diese Kennzahl gibt an, in welchem Verhältnis der erwarteteGewinn einer Aktiengesellschaft zu ihrer aktuellen Börsenbewertungsteht. Errechnet wird das KGV, indem man den aktuellenKurs einer Aktie durch den für das nächste Jahr erwartetenGewinn pro Aktie teilt. Bei einem niedrigen Kurs-Gewinn-Verhältnisgilt eine Aktie als günstig, bei einem hohen KGV als ungünstig,sprich zu teuer. Als Vergleichsmaßstäbe für das KGVgelten vor allem die KGVs vergleichbarer Unternehmen (gleicheBranche), historische Durchschnitts-KGVs (im deutschenAktienmarkt ca. 15) sowie bei Wachstumswerten die erwarteteWachstumsrate.Der Gesamtumsatz ist die Summe aller Umsätze, die mit einerAktie an allen deutschen Börsen einschließlich des elektronischenHandels (des sogenannten Xetra-Handels) an diesemTag gemacht wurden, angegeben in tausend Euro.Die Marktkapitalisierung gibt den Börsenwert einer Aktiengesellschaftin Milliarden Euro an. Sie errechnet sich aus der Zahlder Aktien multipliziert mit dem aktuellen Kurs.ISIN steht für „International Securities Identifications Number“,eine Art Code, mit dem sich jedes Wertpapier eindeutig identifizierenlässt.34


Geld regiert die Welt: Jedes Ding hat seinen PreisKostolany erklärte das Ganzeeinmal so: „Mit der Wirtschaftund der Börse verhält es sichwie mit dem Mann und seinemHund beim Spaziergang.Der Mann läuft langsam undgleichmäßig weiter. Der Hundläuft vor und zurück. Aberbeide bewegen sich in die gleicheRichtung. Der Mann istdie Wirtschaft, der Hund dieBörse.“Egal ob Mann oder Frau – folgenwir einmal dem Hund undschauen, wie sich sein Vor undZurück im Börsenteil einerTageszeitung darstellt und wasdie Angaben bedeuten (sieheKasten Seite 34):„Der Oktober ist einer der besondersgefährlichen Monate, um mit Wertpapierenzu spekulieren. Die anderensind Juli, Januar, September, April,November, Mai, März, Juni, Dezember,August und Februar.“Er hat ja so recht, dieser MarkTwain – das zumindest scheintdas Gros der Deutschen zudenken. Nur jeder Achte besitztAktien oder Fonds, allein imzweiten Halbjahr 2007 habensich fast 400.000 Bundesbürgervon ihren Wertpapieren getrennt.Warum, darüber istschon viel spekuliert worden.Mark TwainWar es das Desaster mit derT-Aktie, die im Jahr 1996 fastzwei Millionen Bundesbürgerzum Preis von 28,50 DM(14,57 Euro) zeichneten, unddie dann binnen vier Jahren auf104 Euro hochschoss – umschon im nächsten Jahr auf15 Euro abzustürzen? Odersind die Deutschen von Naturaus Aktienmuffel? Oder habensie, wie eine Studie des BundesverbandesDeutscher Investmentgesellschaftennahelegt,einfach zu wenig Ahnung?Es klingt unglaublich, abertatsächlich weiß nicht einmalein Drittel der Fondsbesitzer,was ein Fonds überhaupt ist.Wenn Sie nur die erste derfolgenden Regeln beachten,kann Ihnen das schon nichtmehr passieren.10 goldene Börsenregeln▲ Kaufen Sie nie ein Wertpapier, das Sie nicht verstehen.▲ Kaufen Sie nichts, ohne die Alternativen geprüft zu haben.▲ Überprüfen Sie Ihre Informationen.▲ Nutzen Sie das Internet – aber überprüfen Sie anonyme Hinweise.▲ Spekulieren Sie nur mit Geld, das Sie langfristig nicht brauchen – und niemals auf Kredit.▲ Keine Panik und nervöse Reaktionen – The trend ist your friend!▲ Beobachten Sie die Aktien in Ihrem Portfolio.▲ Laufen Sie nie einem heißen Tipp hinterher.▲ Streuen Sie Werte und Branchen in Ihrem Depot, verzetteln Sie sich nicht mit vielenkleinen Positionen.▲ Setzen Sie sich immer ein Limit – und setzen Sie Stopps.Quelle: Börse Düsseldorf35


Die Wirtschaft:Über Gewinne und andere VorurteileNun haben wir schon so vielEben. Und genauso geht es denUnd wer einmal eine T-AktieWelche deutschen Unterneh-von der Wirtschaft gesprochenmeisten Bundesbürgern. Wür-hatte, für den ist bestimmtmen kennen Sie?– doch wer ist eigentlich „diede man sie auf der Straße ein-Ron Sommer so ein Name ausDeutsche Bank, Daimler,Wirtschaft“? Sicher: Ich, du, er,fach mal auffordern, ein paarder Wirtschaft, wer sie immerSiemens, Telekom, VW,sie, wir alle sind die Wirtschaft,aktuelle Namen zu nennen, dienoch hält, kennt wohl eherBASF, Lufthansa, Allianz,das stimmt schon. Doch Handihnen im Zusammenhang mitdessen (inzwischen ebenfallsEon, Bayer, BMW, Henkel,aufs Herz: Wenn die Nachrich-„der Wirtschaft“ einfallen, dieabgelösten) Nachfolger, Kai-Philips …ten melden, „mit der deutschenmeisten würden wohl antwor-Uwe Ricke. Und sonst? WerWirtschaft geht es wiederten: „Der von der Deutschenfällt Ihnen noch ein? Wie heißtStopp! Philips ist ein nieder-bergauf“ oder „die WirtschaftBank, wie heißt er noch? Achzum Beispiel der amtierendeländisches Unternehmen,fordert von der Bundesregie-ja, Ackermann.“ Dem einenBundeswirtschaftsminister?aber ansonsten: alle Achtung!rung eine Reform der Unter-oder anderen BahnpendlerKommt ja wie aus der Pis-nehmenssteuern“ – fühlen Siekäme vielleicht auch der NameO.K., lassen wir das und fragentole geschossen. Eines fälltsich dann angesprochen?Mehdorn über die Lippen.stattdessen nach Firmennamen.allerdings auf: Alle genannten36


deutschen Unternehmen sind• 70,6 Prozent aller Beschäf-eher als die „übrigen“ rundbilden Unternehmensmel-im DAX vertreten, gehörentigten3,5 Millionen Betriebe.dungen wie die von Josefalso zu den 30 größten deut-• 47,2 Prozent der gesamtenAckermann Anfang Mai 2006:schen Aktiengesellschaften.NettowertschöpfungEin typisches Beispiel für dieDamals verkündete der ChefNa und, werden Sie vielleicht• 38,3 Prozent aller Umsätzeselektive Wahrnehmung „derder Deutschen Bank, sein Haussagen, das sind doch deutscheWirtschaft“ ist die Berichter-habe gerade das erfolgreichsteUnternehmen. Stimmt. AberWarum aber viele Bundesbür-stattung zum heiklen ThemaQuartal der Firmengeschichteselbst wenn wir alle 30 DAX-ger die wenigen großen DAX-Gewinne. Verfolgt man dieabsolviert – der Gewinn vorKonzerne aufzählen, haben wirKonzerne fälschlicherweise mitRegenbogenpresse der vergan-Steuern sei um sage und schrei-lediglich 0,00001 Prozent aller„der Wirtschaft“ gleichsetzen,genen ein, zwei Jahre, dannbe 46 Prozent gestiegen.deutschen Unternehmen bei-ist schnell erklärt: So wird eskönnte man fast den Eindrucksammen. Ja, Sie haben richtigihnen von vielen Medien sug-gewinnen, die deutsche Wirt-Gleichzeitig hielt Ackermanngelesen: Null Komma null nullgeriert.schaft bestehe ausschließlichaber an dem Plan fest, insge-null null eins Prozent! Sogaraus „Managern ohne Moral“samt 6.400 Mitarbeiter zuwenn wir alle anderen AGs undInsbesondere die Boule-und „Turbo-Kapitalisten“, dieentlassen. Ähnliche Entwick-die Kommanditgesellschaftenvardpresse sowie die ähnlichalle nur eines im Kopf hätten:lungen gab und gibt es beimauf Aktien (KGaA) hinzuzäh-bunten und vereinfachendensich selbst und die Aktionäre soReifenhersteller Continental,len, stellen die insgesamt knappTV-Magazine lechzen geradezureich wie möglich zu machenbei Siemens, bei der Telekom –7.200 Aktiengesellschaften le-nach schlagzeilenträchtigen– koste es so viele Arbeitsplät-kurzum: bei vielen DAX-Un-diglich 0,2 Prozent aller Unter-Nachrichten und marktschreie-ze, wie es wolle.ternehmen. Sie machen Ge-nehmen in Deutschland – „dierischen Superlativen – und diewinnsprünge von 20 ProzentWirtschaft“ repräsentieren sieliefern die international tätigenDen Hintergrund für solchund mehr, gleichzeitig aberalso nun wirklich nicht.30 DAX-Konzerne nun einmalpopulistische Vereinfachungenwerden Zigtausende Mitarbei-Dieser Titel gebührt eindeutigdem Mittelstand. Das sindjene Betriebe, die weniger als500 Mitarbeiter beschäftigenund maximal 50 MillionenEuro Jahresumsatz haben. Insgesamtstellt der Mittelstandin Deutschland nach denjüngsten Zahlen (2007):• 99,7 Prozent aller Unternehmen• 83,0 Prozent aller AuszubildendenDeutsche Wirtschaft: Einzelunternehmen dominierenZahl der UnternehmenEinzelunternehmen 2.253.131Personengesellschaften wie Offene Handelsgesellschaften (OHG) undKommanditgesellschaften (KG) 407.412Kapitalgesellschaften wie Aktiengesellschaften (AG) undGesellschaften mit beschränkter Haftung (GmbH) 573.985Sonstige Rechtsformen 232.597Insgesamt 3.467.125Stand: 31.12.2007; Sonstige Rechtsformen: Erwerbs- und Wirtschaftsgenossenschaften, Betriebe gewerblicher Art vonKörperschaften des öffentlichen Rechts; Quelle: Statistisches Bundesamt37


ter entlassen oder müssen zumindestempfindliche finanzielleEinbußen hinnehmen.Wenn „der kleine Mann aufder Straße“ dann noch hörtoder liest, dass so manchesUnternehmen angeblich überhauptkeine Steuern mehr zahltund so mancher Spitzenmanagerin einem einzigen Jahrmehr Geld bekommt, als einDurchschnittsverdiener in 200oder 300 Jahren verdienenkönnte, kocht nicht nur derVolkszorn so richtig hoch –auch die Vorurteile schießenins Kraut.Was nun die Gewinne „derWirtschaft“ angeht, so habenviele Bundesbürger geradezuabenteuerliche Vorstellungen.Als das MeinungsforschungsinstitutEmnid vor ein paarJahren einmal fragte, wie vielGewinn einem Unternehmenwohl von 100 Euro Umsatzübrig bleibt, antwortete fastjeder Zweite: mindestens5 Euro. Jeder sechste Deutschewar sogar davon überzeugt,dass die Betriebe die Hälfteihres Umsatzes als Gewinneinstreichen. Tatsächlich aber,das belegen die Zahlen derDeutschen Bundesbank vomJuni 2006, bleiben den Unternehmenvon 100 Euro Umsatzim Durchschnitt nur 2,90 EuroGewinn.Unternehmen, Unternehmer und die SteuernAnfang 2005 meldete die „Netzeitung“, die Steuereinnahmen in Deutschland seien deutlichgesunken. „Größere Unternehmen haben statt Steuern zu zahlen sogar Geld vom Staat zurückerstattetbekommen.“ Ökonomische Laien interpretieren solche Meldungen allerdings oft anders,als sie gemeint sind. Sie glauben doch tatsächlich, Unternehmer und Manager würden ihre(Millionen-)Gehälter einfach kleinrechnen (Stichwort: Steuerschlupflöcher) und so am Finanzamtvorbeischleusen. Der Grund für dieses Missverständnis ist ein einziger Buchstabe, nämlichder Unterschied zwischen Unternehmen und Unternehmer.• Unternehmen sind rechtlich, wirtschaftlich und finanziell selbstständige Wirtschaftseinheiten,die in zwei verschiedenen Rechtsformen geführt werden können: als Einzelunternehmen oderals Gesellschaftsunternehmen. Bei einem Einzelunternehmen sind Unternehmen und Unternehmeridentisch, bei Gesellschaftsunternehmen unterscheidet man zwischen Personenunternehmenund Kapitalgesellschaften. Während Personenunternehmen wie Einzelunternehmender Einkommenssteuer unterliegen, zahlen Kapitalgesellschaften Körperschaftssteuer. Wennalso die Aktiengesellschaft X angeblich keine Steuern mehr zahlt, dann ist damit ausschließlichdie Körperschaftssteuer gemeint. Die Einkommen des Vorstandsvorsitzenden und der Manageraber unterliegen, wie die Löhne und Gehälter der Arbeitnehmer auch, der Einkommenssteuer.• Unternehmer sind nach amtlicher Lesart Selbstständige. Dazu zählen alle, die „einen Betrieboder eine Arbeitsstätte gewerblicher oder landwirtschaftlicher Art wirtschaftlich und organisatorischals Eigentümer oder Pächter leiten (einschließlich selbstständiger Handwerker) sowie allefreiberuflich Tätigen, Hausgewerbetreibende und Zwischenmeister“. Besonders wichtig ist dabeifolgende Unterscheidung: Ein Unternehmer ist (Mit-)Eigentümer eines Unternehmens, er odersie leitet also einen Betrieb eigenverantwortlich und übernimmt dabei ein persönliches Risiko.Dem Manager dagegen fehlt die typische Voraussetzung des klassischen Unternehmers: derBesitz, das Kapital. Ein Manager arbeitet also nicht „in seinem“ Betrieb, sondern „für einen“Betrieb – und er zahlt, wie jeder Arbeitnehmer, Einkommenssteuer.„Das schlimmsteVerbrechen gegendie arbeitendeBevölkerung ist es,keine Profite zumachen.“Samuel GompersWarum aber braucht eineVolkswirtschaft überhaupt Gewinne– und vor allem: hoheGewinne? Warum muss daseine Unternehmen unbedingteine höhere Rendite erzielenals das andere? Wäre es nichteinfacher und gerechter, wennalle (Volkswirtschaften, Branchen,Unternehmen, Manager,Arbeitnehmer) zu gleichenTeilen profitieren würden?Eine rhetorische Gegenfrage:Wollen Sie immer das gleicheGehalt bekommen, egal,welche Ausbildung Sie haben,welchen Beruf Sie ausüben,wie viel Sie arbeiten und wiegut Ihre Leistungen sind?Konkurrenz belebt das Geschäft,sagt der Volksmund,und in einer Marktwirtschaftgilt diese Regel allemal. Denntatsächlich braucht der Marktdas Konkurrenzprinzip sonötig wie der Ottomotor dasBenzin, nur dass der Treibstoffdes Marktes die Gewinne sind.Sie signalisieren: Hier lohntes sich zu investieren! Hier istGeld zu verdienen! Hier entstehenneue Arbeitsplätze!38


Die Wirtschaft: Über Gewinne und andere VorurteileGewinn: Was vom Umsatz übrig bleibtin EuroUmsatz 100,00+ Übrige Erträge 4,61= Gesamterträge 104,61– Materialaufwand 62,40– Personalaufwand 18,00– Abschreibungen 3,04– Zinsaufwendungen 1,09– Betriebssteuern 1,81– Übrige Aufwendungen 14,52= Jahresergebnis vor Gewinnsteuern 3,75– Steuern vom Einkommen und Ertrag 0,84= Jahresergebnis (Gewinn) 2,91Stand: 2004; Umsatz: einschließlich Bestandsveränderungen; Übrige Erträge:zum Beispiel Zinserträge; Ursprungsdaten: Deutsche Bundesbank 2006Das Konkurrenzprinzip funktioniertso: Angenommen, dasUnternehmen X bringt eininnovatives Produkt auf denMarkt, also etwas, was es bisdahin so nicht gegeben hat– wie zum Beispiel seinerzeitden Walkman. Weil es dieseInnovation anfangs nur beidiesem Unternehmen gibt,kann es hohe Preise verlangenund macht auch entsprechendhohe Gewinne (der erste Walkmankam übrigens 1979 unterdem Namen TPS-L2 heraus,kostete 200 Dollar und wurdeweltweit 330 Millionen Malverkauft). Wow! sagt sichnun die Konkurrenz – undschwups, schon kommen dieersten Nachahmer aus ihrenStartlöchern, um die erfolgreicheIdee zu kopieren oder zuimitieren. Aus marktwirtschaftlicherSicht ist dabei Folgendespassiert: Durch die Innovationwurden Investitionsentscheidungenausgelöst – das knappeKapital wurde quasi automatisch(wir erinnern uns: die„unsichtbare Hand“ desMarktes) in jene Bereiche gelenkt,die den größten Gewinnversprechen. Logisch, dassgleichzeitig Kapital aus wenigerlukrativen Feldern abgezogenwird – denn für die Wirtschaftgilt genau dasselbe wie für jedenEinzelnen: Jeder Euro kannnur einmal ausgegeben werden.„Die Lust am Geldverdienenist fürdie wirtschaftlicheEntwicklung derWelt ebenso notwendigwie die Lustam Beischlaf fürdie Volksvermehrung.“Eugen SchmalenbachJetzt haben wir zwar mit demVorurteil exorbitanter Gewinneaufgeräumt, was aber ist dranan der Behauptung, die Unternehmenwürden ihre Strategieder „Gewinnmaximierung“auf Kosten angeblich gesunderArbeitsplätze durchsetzen?Konkret gefragt: Warum willdie Deutsche Bank 6.400Mitarbeiter entlassen, wennsie doch ihren Gewinn kräftigsteigern konnte? Und warumwill die Telekom sogar 32.000Beschäftigte vor die Tür setzen?Die Antwort auf diese durchausberechtigte Frage ist allesandere als einfach. Bleiben wireinmal bei der Telekom, dannzählen zu den Gründen für dengeplanten Jobabbau einerseitsdie bekannten Fakten – alsodie scharfe Konkurrenz durchneue Anbieter mit der Folgesinkender Preise, Umsätze undGewinne. Auf der anderenSeite aber sind gerade GlobalPlayer wie die Telekom aucheinem Wettbewerbsdruck ausgesetzt,der weniger von außenals vielmehr von innen kommt:durch Finanzinvestoren.Was diese, von manchen als„Heuschrecken“ abgekanzeltenInvestoren bewirken können,beschrieb „Der Spiegel“ imAugust 2006 so: „… der Telekom-Chefhat in den Reihender Kontrolleure [gemeint istder Aufsichtsrat] neuerdingseinen mächtigen Gegenspieler:den Finanzinvestor Blackstone.Das auf Firmenübernahmenund anschließende Zerlegungspezialisierte Unternehmen warim April bei der Telekom eingestiegen.[…] Für einen Preisvon 14 Euro je Aktie kaufteBlackstone 4,5 Prozent derTelekom-Anteile – und sitztnach dem gewaltigen Kursrutschnun auf Verlusten voninzwischen rund 500 MillionenEuro. Das ist für das erfolgsverwöhnteUS-Unternehmennicht nur äußerst peinlich.Es könnte, befürchtet manin Bonn [dem Hauptsitz derTelekom], auch dazu führen,dass der von Blackstone in denTelekom-Aufsichtsrat entsandteLawrence Guffey auf deutlichweitreichendere Änderungenpocht, als Ricke sie bisher plant– und dafür bei anderen Kontrolleurenauch Unterstützungfindet.“Das große FressenWas auch immer „deutlichweitreichendere Änderungen“konkret bedeuten mögen, eineszeigt das Telekom-Beispiel sonnenklar:Es gibt keine „deutschen“Konzerne mehr, sondernallenfalls noch Konzernein Deutschland. Und es istauch (fast) egal, wie groß oderwie traditionell ein Unternehmenist – im Zeitalter der Globalisierunggibt es immer nocheinen größeren Fisch, der sichden kleineren gerne einverleibt.Die Liste der prominentenGefressenen jedenfalls wird von39


Jahr zu Jahr länger: Der Indus-Der Übernahmeexperte vonlen Konkurrenten auszustre-ternehmen wie etwa die Deut-trieriese Mannesmann, bis zumder Siemens AG prophezeitcken. Fusions-Experte Lucks:sche Bank stellen müssen.Jahr 2000 ein DAX-Schwer-Deutschland eine regelrechte„Die chinesische Führunggewicht, wurde vom britischenÜbernahme- und Fusions-hat in ihren Zwei-, Drei- undWenn wir dieses Szenario ernstMobilfunkanbieter Vodafonewelle, bei der die Käufer ausFünfjahresplänen Deutschlandnehmen, und das sollten wir,übernommen; der seit AnfangLändern kommen werden, vonals Zielland genannt.“dann erscheinen die Diskussi-2009 insolvente Modellbahn-denen die meisten Deutschenonen um Gewinnmaximierunghersteller Märk lin gehörte zu-bislang wohl kaum gedachtUnd was heißt das für dieund Verlagerung von Arbeits-vor ebenfalls einem britischenhätten, dass sie einmal eineUnternehmen in Deutschland,plätzen ins Ausland in einemFinanzinvestor; Apollinaris isternsthafte Konkurrenz darstel-insbesondere die Global Player?anderen Licht. Die Managervom US-Konzern Coca-Colalen könnten: Brasilien, Russ-Sagen wir es ohne Umschwei-großer Konzerne peilen zwei-geschluckt worden und dieland, Indien und China – diefe: Entweder sie passen sichstellige Renditen nicht deshalbHypo-Vereinsbank gehört dersogenannten BRIC-Länder.dem internationalen Markt anan, um sich selbst die Taschenitalienischen Unicredito.Vor allem im Reich der Mitte– oder sie werden angepasst.vollzustopfen (obwohl es auchgibt es inzwischen viele großeUnd das schließt durchaus diesolche schwarzen Schafe gibt),Ausverkauf Deutschland?Staatsunternehmen und zuneh-Möglichkeit ein, von einemsondern um ihre Unterneh-mend auch schlagkräftige Pri-ausländischen Konkurrentenmen so weit zu „mästen“, dassDoch das war erst der An-vatunternehmen, die sich erstoder Finanzinvestor übernom-sich potenzielle Aufkäufer diefang. „Es rollt ein Tsunamizusammenschließen, um dannmen zu werden, ein Risiko,Zähne an ihnen ausbeißen.auf uns zu“, warnt Kai Lucks.ihre Fühler nach internationa-dem sich selbst so potente Un-Gelingt das den Unterneh-40


Die Wirtschaft: Über Gewinne und andere VorurteileNettoumsatzrenditen: Deutschland unter ferner liefenJahresüberschuss 2007 nach Steuern in Prozent des UmsatzesRussland 15,4Indien 11,5Brasilien 11,4Schweiz 10,9Norwegen 9,9Vereinigtes Königreich 9,1Spanien 8,6Dänemark 8,4Belgien 8,4Schweden 7,9Portugal 7,8China 7,7Finnland 7,5Kanada 7,2Österreich 6,6Italien 6,6Niederlande 6,5Frankreich 6,1Griechenland 6,0USA 5,8Deutschland 5,0Japan 3,6für einen Bruchteil der deutschenKosten zu haben ist. Sobitter das für die betroffenenMitarbeiter in Deutschlandauch ist, aus volkswirtschaftlicherSicht ist dieser Wegimmer noch der bessere. Denn:standsvorsitzender so unglaublichviel Geld verdienen undgleichzeitig Zigtausende seinerMitarbeiter vor die Tür setzen?Oder müsste der Staat alsGesetzgeber dem nicht einenRiegel vorschieben und die[…] „Zum Beispiel Adidas, das Musterexemplar einesglobalen Unternehmens: Herzogenaurach, wo die Markeeinst erfunden wurde, ist zwar immer noch Stammsitz desKonzerns und wird es nach Ansicht des VorstandschefsHerbert Hainer auch bleiben. Aber der weltweite Einkaufwird in Hongkong erledigt, das Marketing in Amsterdam,der Großteil der Produktionsentwicklung im amerikanischenPortland und das Design unter anderem in Tokiound New York. Hergestellt werden die Schuhe und Trikotszu 95 Prozent in Asien. […] Dennoch zeigt Adidas, dassGlobal Player mit Sitz in Deutschland auch hierzulandeneue Jobs schaffen können, wenn sie erfolgreich sind. Inden vergangenen zehn Jahren hat der Sportartikelherstellerdie Zahl seiner Beschäftigten in Deutschland von 1200 auf2580 mehr als verdoppelt. In diesem Jahr sollen nochmals150 Stellen, vor allem im Marketing und Vertrieb, dazukommen.“Jahresüberschuss: Konzerne der gewerblichen Wirtschaft ohne Banken undVersicherungen; Ursprungsdaten: Osiris-Datenbank (Bureau van Dijk)men nicht, werden sie an denFinanz märkten abgestraft: DerAktienkurs sinkt und mit ihmder Übernahmepreis für potenzielleAufkäufer. Wie nötigeine Gewinn-Mastkur ist, zeigtein internationaler Vergleichder Nettoumsatzrenditen, alsodes Gewinns nach Steuern inProzent des Umsatzes: Danacherwirtschaften die Konzernein Deutschland die zweitniedrigstenGewinne von 22 großenIndustrienationen.Arbeitsplatzverlagerungenins Ausland dienen (auch,aber nicht nur) dem gleichenZweck: Gewinne machen, alsoauch Kosten senken, um imharten Wettbewerb zu bestehen.Da die Arbeitskosten inDeutschland aber bekanntlichzu den höchsten der Welt zählen,bleibt vielen Unternehmennur eine Alternative: Entwedersie machen weiter wie bisherund gehen sehenden Auges unter,oder sie verlagern zumindestdie besonders arbeits- unddamit kostenintensiven Produktionsbereichein Länder wieTschechien, Rumänien oderUngarn, wo eine ArbeitsstundeJobverlagerungen ins Auslandschaffen und sichern auchArbeitsplätze in Deutschland –wie obenstehende Geschichteaus dem Nachrichtenmagazin„Der Spiegel“ (Ausgabe17/2005) belegt.Ach ja, und dann sind da nochdie Millionen-Gehälter derManager. Knapp 12 MillionenEuro, so stand es überall zulesen, soll zum Beispiel JosefAckermann bekommen. ZwölfMillionen in einem einzigenJahr – dafür müsste ein Durchschnittsverdienermit 13 Monatsgehälternvon rund 2.700Euro brutto 340 Jahre arbeiten.Darf das sein? Darf ein Vor-Manager-Gehälter auf, sagenwir, 2 Millionen Euro pro Jahrbegrenzen? Beantworten wirdie letzte Frage einmal mit Ja.Und dann? Wenn wir die Manager-Gehälterdeckeln, wasmachen wir dann zum Beispielmit …… Michael Schumacher? DerFormel-1-Rekordweltmeisterverdiente angeblich (offizielleAngaben gibt es keine) zwischen50 und 100 MillionenEuro – pro Saison.… Michael Ballack? Der Kapitänder Fußballnationalmannschaftverdiente in seiner Bayern-Zeitangeblich 6,5 Millio-41


nen Euro im Jahr. Und beiseinem neuen Club, dem FCChelsea, sollen es 200.000Euro sein – pro Woche.… dem 41-jährigen Krankenpflegeraus Nordrhein-Westfalen?Er hat im Oktober 2006den größten Lotto-Jackpot allerZeiten geknackt und 37,6 MillionenEuro gewonnen.Damit keine Missverständnisseaufkommen: Selbstverständlichdarf und muss eine demokratischeund pluralistische Gesellschaftdarüber diskutieren,wie sie ihren erwirtschaftetenWohlstand verteilt. Aber dieGesellschaft muss sich auchentscheiden, was sie will:Marktwirtschaft oder Sozialismus?Und wenn sie sich, wieDeutschland, für die Marktwirtschaftentschieden hat,dann gelten auch deren Regeln.Im Klartext: Ob Josef Acker-Und noch ein Letztes musszum Thema Millionen-Gehälterund Spitzenverdiener gesagtwerden: Es mag ja sein, dass beidem einen oder anderen Maßund Ziel verloren gegangensind; und es mag auch sein,dass die (übrigens vom Gesetzgeberselbst eingerichteten)sogenannten Steuerschlupflöcherzuweilen recht schamlosausgenutzt werden.Wahr ist aber auch: Das Grosder Topverdiener in Deutschlandzahlt brav und ehrlichseine Einkommenssteuern– und das nicht zu knapp: Faktist, dass im Jahr 2004 nach Angabendes Bundesfinanzministeriumsdie 5 Prozent der Steuerpflichtigenmit den höchstenEinkommen für mehr als 40Prozent der gesamten Einnahmenaus der Einkommenssteuersorgten. Auf der anderenSeite trugen die 50 Prozent derSteuerpflichtigen mit den nied-www.globalisierung.insm.de–Freiheit stattStaatsgläubigkeit„Kapitalismus? Find ich scheiße.“Mit diesen brachialenWorten reagierte ein jungerMann aus Bayern im August2006 auf die Titelgeschichtedes „Spiegel“ über die „GenerationPraktikum“. Darin ginges um Berufseinsteiger, dieeinfach keinen festen Job mehrfinden können – und das,obwohl sie so gut ausgebildet,mobil und flexibel sind wiekeine Generation vor ihnen.„Stattdessen“, so das Nachrichtenmagazin,„hangeln sichheute immer mehr Berufsanfängerals Praktikanten, Mehrfachjobberoder Honorarkräftedurch die neue Arbeitswelt, mitbefristeten Verträgen oder ganzohne, mit schlechter oder garkeiner Bezahlung […]“.Globalisierung. Kaum ein anderesWort aus der Wirtschaftverunsichert die Menschenheute so sehr wie dieses. Vieleverbinden damit ausschließlichNegatives: permanente Angstum den eigenen Arbeitsplatz,zunehmenden Leistungsdruck,finanzielle Existenznöte undeine Gesellschaft, in der dasSoziale auf dem Altar derÖkonomie geopfert wird.Das Phantom Globalisierungerschreckt aber keineswegsnur die „kleinen Leute“, auchprominente Wissenschaftlerkommen zuweilen ins Grübeln.„Der Markt erdrückt den sozialenAusgleich und vielerortsdie Justiz. Das ‚Recht des Stärkeren‘obsiegt. Damit gerät diefreiheitliche Marktwirtschaft ineine Glaubwürdigkeitskrise“,schreibt zum Beispiel ErnstUlrich von Weizsäcker, Neffedes ehemaligen BundespräsidentenRichard von Weizsäckerund Dekan an der Universitymann 12 oder 2 MillionenEuro bekommt, entscheideteinzig und allein der Aufsichtsratder Deutschen Bank. Dennlaut Gesetz ist der Aufsichtsratdie Kontrollinstanz einer Kapitalgesellschaft– er überwachtdie Geschäftsführung, bestelltdie Vorstandsmitglieder undbestimmt deren Gehalt. Undnicht zu vergessen: Der Aufsichtsratwird von der Hauptversammlunggewählt – dortkann jeder einzelne Aktionärseine Stimme erheben.rigsten Einkommen lediglichetwas mehr als 8 Prozent zumSteueraufkommen bei.„Es ist nichtsfalsch daran, dassMenschen Reichtümerbesitzen,falsch wird es,wenn ReichtümerMenschenbesitzen.“„Wir sind die Generation desNichts“, schreibt der jungeMann aus Bayern in seinemLeserbrief weiter. „Für vielegeht es nur noch ums momentaneÜberleben. Unddas nutzen die Unternehmengnadenlos aus.“ Andere Leserund Leserinnen pflichten ihmbei und schreiben vom „Grundübelder Ausbeutung“ und vonden „Schattenseiten der Globalisierung“.of California, in der Wochenzeitung„Die Zeit“.Verzagte DeutscheOhne Frage: Viele der Ängsteund Sorgen sind nachvollziehbar.Wer trotz guterAusbildung und trotz vielpersönlichen Engagements imExtremfall von Hartz IV undeinem Ein-Euro-Job lebenmuss, der hat wahrlich Grundgenug, an der Marktwirtschaftund der Globalisierung zuBilly Grahamzweifeln. Fatal aber wird es42


Die Wirtschaft: Über Gewinne und andere Vorurteileimmer dann, wenn die be-– besser schneiden von denheißt der Grund für all dieseausgerechnet jene, die dochrechtigten Sorgen der konkret15 „alten“ EU-Staaten nurÄngste: Globalisierung.eigentlich das große Ganze imBetroffenen in kollektive Angstnoch die Niederlande ab.Blick haben sollten, immerumschlagen und selbst jeneMenschen in Weltuntergangsstimmungversetzen, die objektivbetrachtet gar keinen Anlassdazu haben. Und das ist – auchdas gehört zu einer fairen Diskussionüber Globalisierungund Marktwirtschaft – immerWarum aber sind dann geradedie Deutschen so verzagt? Lautder Online-Umfrage „PerspektiveDeutschland“, an der sichim Jahr 2004 mehr als einehalbe Million Bundesbürgerbeteiligte, glauben gerade„Furcht besiegtmehr Menschenals irgendetwasanderes auf derWelt.“Ralph Waldo Emersonwieder Sätze wie diesen sagen:„Die Globalisierung ist nichtaufzuhalten.“ Mit Verlaub, aberwas für ein Quatsch! Wer soetwas behauptet, unterstellt,dass die Globalisierung etwasGottgegebenes ist – eine Entwicklung,der die Menschen sonoch die große Mehrheit: Nacheinmal 28 Prozent der Bevölke-hilflos ausgesetzt sind wie einereiner Studie der Europäischenrung, dass man in fünf bis zehnNun wollen wir es uns nichtNaturkatastrophe. In Wahr-Union sind in DeutschlandJahren noch gut in Deutsch-allzu einfach machen und dieheit aber gibt es keine einzigezum Beispiel nur 6 Prozent derland leben kann. Sechs vonVerantwortung für die kollek-Facette der Globalisierung,Bevölkerung von „dauerhafterzehn Bürgern fürchten einentive Depression in Deutschlanddie nicht einzig und allein vonArmut“ betroffen, das heißt, siefinanziellen Abstieg, vier vonpauschal den Politikern, denMenschenhand gemacht ist.mussten oder müssen mindes-zehn machen sich ernsthafteMachern aus der WirtschaftIch, du, er, sie, wir alle machentens drei Jahre lang mit einemSorgen um ihren Job – in an-oder den Medien in die Schuhedie Globalisierung – wer dennJahreseinkommen von wenigerderen Umfragen sind es sogarschieben. Trotzdem muss dieauch sonst?als 10.000 Euro auskommendoppelt so viele. Und meistFrage erlaubt sein, warum43


Sozialdumping undJobverlagerungen? „Selbst schuld!“Im September 2006 stellte „Die Zeit“ eine These auf: „ObNiedriglöhne, Stellenabbau oder Umweltzerstörung: Wasuns als Bürger empört, fördern wir als Kunden.“[…] „Der Mensch ist schlecht. Ein Homo oeconomicus.Und noch viel Schlimmeres. Wir wissen von unseren Vergehen.Vor allem in dem Bereich, in dem wir täglich wählen:dem des Konsums. […] Wir buchen Flüge zu Preisen, vondenen wir wissen, dass sie auf Niedriglöhnen und Stellenabbauberuhen. Wir kaufen ein in Supermärkten, deren Preiseangemessene Gewinne für die Produzenten ausschließen– ebenso wie eine umwelt- und tiergerechte Produktion. Wirhaben gelesen, dass den Angestellten hinter der Kasse landesüblicheRechte vorenthalten werden. Wir wissen, dass Hosenund Pullover, Computer und DVD-Player, die wir zu Spottpreisenkaufen, nicht in Deutschland, sondern im Auslandgefertigt werden, in sogenannten Niedriglohnländern.Sozialdumping, Stellenabbau, Verlagerungen der Produktionins Ausland – als Kunde fördern wir alles, was uns alsBürger empört. Wir tun genau das, was wir Politikern undManagern vorwerfen. Wie die Manager an der Spitze derKonzerne treiben wir Globalisierung und Deregulierungvoran. Die Manager schauen auf jeden Cent und nehmennur das Billigste? Genau das tun wir, als fortwährend rechnendeund vergleichende Kunden, als knallharte Managerunserer Lebenshaltung. Wir drücken die Preise, bis als Produktionsstandortunserer Waren nur noch Fernost infragekommt. Wir sind die globalen Heuschrecken. Volk und Elitesind sich einig in ihrem radikalen Ökonomismus. Und wiedie Elite sind wir teils getrieben, teils Treibende. […] Wirschimpfen über die Schließung deutscher Standorte undkaufen am selben Tag eine Hose für 30 Euro, die in Bangladeschgenäht wurde. […] Als Bürger sind wir Sozialisten –Verfechter der alten sozialen Errungenschaften. Als Kundensind wir Neoliberale. Marktradikale. Uns ist recht, was billigist.“Bleibt die Frage, wie wir das,was wir Globalisierung nennen,gestalten wollen. Wer sichjetzt der Hoffnung hingibt, aufdiese Frage eine allgemeingültigeAntwort zu bekommen,den müssen wir enttäuschen:Nicht dass es keine Antwortengäbe, weit gefehlt. Es gibt vielmehrMilliarden Antworten,nämlich genau so viele, wie esMenschen auf der Welt gibt!Denn genau das ist die Cruxan der Globalisierung und ander Marktwirtschaft und ander Demokratie: Jeder ist seinesGlückes Schmied. The sky isthe limit – alles ist möglich.Vorbild IrlandZugegeben, Karrieren wie dievon William Wrigley Jr. oderBill Gates sind eher Einzelfälle.Das heißt aber keineswegs, dassGlobalisierung und Marktwirtschaftnur für Einzelnevon Vorteil sind. Ganz imGegenteil: Wenn ich, du, er,sie, wir alle mitmachen, dannWie man aus 32 Dollar23 Milliarden Dollar machtIm Jahr 1891 zieht es einen gewissen William Wrigley Jr. vonPhiladelphia an den Lake Michigan. Gerade einmal 29 Jahrealt und mit 32 Dollar in der Tasche, will er in Chicago seinGlück als Handelsvertreter versuchen und gründet die WrigleyJr. Company. Seife – William Wrigley Jr. produziert undverkauft Seife, wie sein Vater. Doch weil der Junior fremd istin Chicago und weil aller Anfang bekanntlich schwer ist, legter in jede Lieferung, die seine Firma verlässt, zwei PäckchenBackpulver. Es dauert nicht lange, da interessieren sich dieLeute mehr für das kleine Werbegeschenk als für die Seife.Also lässt Wrigley Seife Seife sein und verkauft fortan lieberBackpulver – natürlich nicht, ohne jede seiner Lieferungenmit einer kleinen Gratisbeigabe zu versüßen. Diesmal ist eseine Kugel Kaugummi. Der Rest von diesem wahr gewordenenMärchen ist schnell erzählt: Von wegen Backpulver –die Leute reißen sich nur noch um das Kaugummi. Also widmetWrigley seine Firma ein zweites Mal um und bringt nurzwei Jahre nach seiner Ankunft in Chicago das mittlerweileweltberühmte „Wrigley’s Spearmint“ auf den Markt.Auch heute noch sitzt ein gewisser William Wrigley Jr.,Urenkel des gleichnamigen Gründers, im Aufsichtsrat derFirma. Sie ist im Oktober 2008 von der Mars Incorporatedübernommen worden. Kaufpreis: 23 Milliarden Dollar.44


Die Wirtschaft: Über Gewinne und andere Vorurteileprofitieren auch alle (na ja,jedenfalls fast alle) davon. EinParadebeispiel dafür ist Irland:Noch zu Beginn der neunzigerJahre zählte die grüne Insel zuden Armenhäusern Europas.Irland galt als rückständig, derStaat war hoch verschuldet,die Arbeitslosenquote und dieArmutsquote waren zweistelligund immer mehr junge Leutekehrten ihrem Land denRücken und wanderten aus.Heute ist das irische Bruttoinlandsproduktje Einwohnerhöher als das in Deutschland,die Wirtschaft wächst seit Jahrenum durchschnittlich real6 Prozent, die Arbeitslosenquotesowie die Armutsquoteliegen deutlich unter 5 Prozentund es zieht immer mehrqualifizierte Arbeitskräfte undInvestoren auf die Insel.Möglich war dieser Umschwung,weil es die Iren verstandenhaben, die Chancender Globalisierung zu nutzen.Statt pauschal auf die „Heuschrecken“zu schimpfen,ließen die Iren ausländischeInvestoren ins Land. Und stattweiterhin auf Pump zu leben,schlossen Regierung, Arbeitgeberund Gewerkschaften einAbkommen: Einerseits wurdendie staatlichen Ausgaben gekürztund die Gewerkschaftenverpflichteten sich zu Lohnzurückhaltung;andererseitssenkte der Staat die Steuernund Abgaben, sodass die Nettoeinkommentrotz staatlicherGlobalisierung –Milliarden neuer KonkurrentenKennen Sie Chongqing? Die Stadt am Yangtze ist eine vonderzeit insgesamt 52 chinesischen Millionenstädten undzählt nach der Zusammenlegung mit umliegenden Regionenund Kleinstädten mehr als 30 Millionen Einwohner. Undjedes Jahr kommen 200.000 weitere hinzu, um an demschier unaufhaltsamen Aufstieg der Metropole im SüdenChinas teilzuhaben. Denn in Chongqing, so heißt es, hatdie Privatwirtschaft den staatlich gelenkten Sektor längstüberholt. Die Stadt investiert gewaltige Summen in dieBildung und die Wissenschaft, die Absolventen der Wirtschaftsuniversitäthaben beste Aussichten auf eine steile Karriere,die medizinische Hochschule leistet Pionierarbeit inder Krebsforschung und Yin Mingshan, Nummer eins unterden chinesischen Motorrad- und Automobilherstellern, hatvor kurzem einen umweltfreundlichen Kleinwagen auf denMarkt gebracht, der sogar in den USA verkauft werden soll.Chongqing, die „Stadt der Wissenschaft“, ist ein Paradebeispielfür den Aufstieg Chinas zur größten Wirtschaftsnationder Welt. Heute erwirtschaften die 1,3 Milliarden Chinesenein Bruttoinlandsprodukt (BIP) von umgerechnet 9,4 BillionenDollar und liegen damit noch knapp hinter Westeuropa(11,8 Billionen Dollar) und den USA (12,3 BillionenDollar). Bis zum Jahr 2050 werden die Chinesen ihr BIPfast verfünffacht haben – damit wird ihre Wirtschaftskraftfast genauso stark sein wie die der USA und Westeuropaszusammen.Nicht weniger ambitioniert ist das zweite Milliardenvolk, dieInder. Bis zum Jahr 2050 wird die Zahl der Einwohner vonheute gut 1 Milliarde auf dann 1,6 Milliarden steigen; unddas indische BIP wird sich im gleichen Zeitraum von heute3,6 Billionen Dollar auf fast 28 Billionen Dollar verachtfachen.Damit werden die Inder Westeuropa abhängen undfast auf Augenhöhe mit den US-Amerikanern sein.Ausgabenkürzungen undschmaler Lohnzuwächse stiegen.Was Irland kann, sollteDeutschland eigentlich auchkönnen – kann es aber offenbarnicht. Denn egal, welcheKriterien wir heranziehen– ob Wirtschaftswachstum,Erwerbstätigenquote, Einkommenszuwachsoder Bildungsniveau– bei internationalenVergleichen landet die größteVolkswirtschaft Europas schonseit Jahren regelmäßig auf hinterenPlätzen.Nachzügler DeutschlandWas ist der Grund für dieseRückständigkeit? Lassen wireinmal die konkreten Einzelursachenbeiseite und konzentrierenuns mehr auf das Allgemeine,auf das „typisch Deutsche“,dann ist das Kernproblemschnell gefunden: Die Deutschen,so scheint es, haben einebesonders ausgeprägte Angstvor Veränderungen; stattdessenleben und lieben sie den Konsens,das Alles-bleibt-wie-es-ist.Wie stark dieses stoische Beharrenausgeprägt ist, zeigte imJahr 2004 eine Umfrage desMeinungsforschungsinstitutsForsa: Danach würde ein Fünftelder Bundesbürger (12 Prozentim Osten und doppelt soviele im Westen) sogar amliebsten die Mauer wieder aufbauen.Die Deutschen: Woandere Chancen sehen, witternsie nur Risiken.45


„Wer jedes Risikoausschalten will,der zerstört auchalle Chancen.“Hans-Olaf HenkelWie wäre es denn, wenn wirstattdessen mal etwas Neueswagen würden? Wir könntenuns zur Abwechslung einmaldazu durchringen, das Konzeptder Marktwirtschaft auch wirklichumzusetzen – und nichtimmer nur eine abgespeckteVariante davon. Mehr Marktwirtschaft,das hieße vor allem:weniger Staat. Doch warumeigentlich? Warum soll sich derStaat soweit es geht zurückziehenund dem Markt Platzmachen?Die Antwort lautet: 8. Juli2008, 7 Uhr 57. Das nämlichwar nach Berechnungen desBundes der Steuerzahler exaktder Zeitpunkt, bis zu demalle Deutschen ihr gesamtesEinkommen, das sie bis dahinin diesem Jahr erwirtschaftethatten, in Form von Steuernund Sozialabgaben an dieStaatskassen abführten. Vonden 366 Tagen des Jahres 2008arbeiteten wir also 190 Tageausschließlich für den Staat –und nur 176 Tage fürs eigenePortemonnaie. Oder andersgerechnet: Von jedem einzelnenEuro Verdienst geht mehrals die Hälfte an den Staat.Keine Frage, ohne Staat gehtes auch nicht. Wir, die Gesellschaft,brauchen die Polizei,die Bundeswehr, Ämter undBehörden, die Justiz, Universitäten,Straßen und dergleichenmehr. Das alles kostet Geld.Was aber ist mit jenen AbermilliardenEuro, die der Staatund die Sozialkassen jedes Jahrvon den Bundesbürgern undden Unternehmen einsammeln,nur um sie dann – imNamen der Gerechtigkeit –über Subventionen und Sozialleistungenwieder an die Bürgerund Betriebe zurückzugeben?Ist diese Umverteilung, wieÖkonomen das Ganze nennen,überhaupt noch sinnvoll?Machen wir die Probe aufsExempel: Das deutsche Sozialbudgethat sich seit 1960 vondamals rund 33 MilliardenEuro auf mittlerweile fast 700Milliarden Euro erhöht. DiesesGeld fließt in die Renten-,Kranken-, Pflege-, Unfall- undArbeitslosenversicherung, eswird ausgegeben für Beamtenpensionen,Altershilfen fürLandwirte, die Entgeltfortzahlungbei Krankheit, Kindergeld,Erziehungsgeld, sozialeEntschädigungen, Wohngeld,Jugendhilfe und Sozialhilfe.„Ich weiß, derStaat kann einemnichts geben, waser einem nicht vorhergenommen hat.Das ist nur rechtund … nein, alsobillig ist es nicht.“Karl FarkasJahr für Jahr gibt Deutschlandmehr und mehr Geld dafür???Hätten Sie , s gewusstDie Sozialausgaben pro Einwohner sind in Deutschlandvon 588 Euro im Jahr 1960 auf 8.500 Euro im Jahr 2006gestiegen. Damit erhöhte sich die Sozialquote (Sozialausgabenin Prozent des Bruttoinlandsprodukts) von 21,1 auf30,3 Prozent. Die Sozialausgaben des Jahres 2006 stammtenaus folgenden Quellen:27,1 Prozent von den privaten Haushalten26,2 Prozent von den Unternehmen24,8 Prozent vom Bund10,5 Prozent von den Ländern9,5 Prozent von den Gemeinden1,4 Prozent von privaten Organisationen0,4 Prozent von den Sozialversicherungenaus, die Risiken des Lebensabzusichern und abzufedern.Mit Erfolg? Mitnichten! DieRentenversicherungen hangelnsich von Monat zu Monat;die Pflegeversicherung istein finanzielles Desaster; dasdeutsche Gesundheitssystemverschlingt Milliarden, giltaber nach internationalenMaßstäben als ineffizient; dieArbeitslosigkeit ist trotz ABM,Frühverrentung und all deranderen Programme gestiegenund gestiegen; und die Förderungder Familie über KinderundErziehungsgeld hat allesMögliche bewirkt – nur nichtden dringend benötigten Anstiegder Geburtenrate und derFrauenerwerbstätigkeit.Was für die Bürger die Sozialleistungensind, sind für dieUnternehmen die Subventionen.Und auch für diesenBereich gilt: Gut gemeint, abermeistens schlecht gemacht.Es ist nun einmal unsinnig,nicht konkurrenzfähige Unternehmenoder sogar ganzeBranchen mit viel Geld künstlicham Leben zu erhalten.Das verzögert nicht nur dennotwendigen Strukturwandel(darunter versteht man zumBeispiel den Wandel von derIndustrie- zur DienstleistungsoderWissensgesellschaft), esführt auch zu solch absurdenErgebnissen wie dem, dasswettbewerbsfähige Unternehmenvon subventioniertenverdrängt werden.46


Die Wirtschaft: Über Gewinne und andere VorurteileWelch groteske Ausmaße dieplätze schaffen und so höher zuden?“ Diese Worte stammen,es zumindest in einigen Berei-deutsche Subventionspolitikbewerten im Moment als dieman glaubt es kaum, von derchen gute Gründe dafür gibt);zuweilen annimmt, zeigt eingesundheitsschädigende Wir-damaligen Drogenbeauftragtenwir wollen auch nicht daraufBeispiel aus Brandenburg. Dortkung der Produkte, die dortder Bundesregierung im Bun-herumreiten, dass die Be-hat die Landesregierung imhergestellt werden.“desgesundheitsministerium.diensteten von Bund, LändernJahr 2006 die Kampagne„Brandenburg soll rauchfreiwerden“ gestartet – und gleichzeitigsubventioniert sie dieAnsiedlung einer neuen Zigarettenfabrikmit insgesamt13 Millionen Euro aus Steuergeldern.Dazu die Landesmi-Nicht minder abstrus ist dieBegründung, warum sich auchder Bund mit 3,25 MillionenEuro an den brandenburgischenSubventionen beteiligt:„Wenn wir das jetzt sehen, dassdort wie gesagt Arbeitsplätze„Alle menschlichenEinrichtungen sindunvollkommen– am allermeistenstaatliche.“und Gemeinden Jahr für Jahretliche Milliarden an Steuergeldernregelrecht zum Fensterhinauswerfen (zum Beispieljene 35 Millionen Euro fürden Ausbau des FlughafensSchwerin-Parchim, der im Jahr2004 ganze 4.671 Fluggästenisterin für Gesundheit imARD-Magazin „Kontraste“:geschaffen werden, Raucherweiter den Tabak, die Zigaret-Otto von Bismarckzählte); müßig auch darüber zudiskutieren, warum die neue„Es ist nicht die tollste Lösung.Aber wir haben eine Förderrichtlinie,die eine Gleichbehandlungerfordert und deshalbsind die Kriterien Arbeits-ten dort konsumieren, dannmuss man sich die Frage stellen:Würden die wirklich alleaufhören, wenn wir jetzt dortnicht subventionieren wür-Wenn man vom Staat redet,sind die Bürokraten nicht weit.Nein, keine Sorge, wir wollenjetzt nicht die Abschaffung desBeamtentums fordern (obwohlBundesregierung drei Staatssekretäremehr braucht als diealte (nach Berechnungen desSteuerzahlerbundes kostet jederStaatssekretär den Steuerzahler47


eine halbe Million Euro proJahr) – nein, lassen wir dasFreiheit gewinntDenn es sind schließlich wir,die Steuerzahler, die dafürIch, du, er, sie, wir alle verstoßengegen die Regeln derund lesen stattdessen einensüffisanten Artikel aus dem„Spiegel“ (Ausgabe 18/2006).Darin geht es, am Beispiel derMehrwertsteuererhöhung, umdie Frage, wie viel Staat wireigentlich brauchen. Und vorallem: welchen?Natürlich könnte man sichüber solche Eskapaden förmlichtotlachen – wenn, ja wennes nicht so ernst wäre. Undnicht so teuer. Und nicht sowidersinnig. Denn, man kannDoch ist es nicht genau umgekehrt?Ist nicht die sozialeBalance in Deutschland geradedeshalb aus den Fugen geraten,WEIL wir – der Staat, die Gesellschaft– krampfhaft versuchen,die Schicksale von mehrals 80 Millionen Menschen inein einziges, nämlich das vomStaat vorgegebene Korsett zuzwängen? Und muss diesesEinheits-Korsett nicht zwangsläufigso geschneidert sein, dasses letztlich keinem passt?aufkommen müssen, dass essich einzelne Unternehmenoder ganze Wirtschaftszweigein der aus Subventionen gestricktenHängematte nur allzubequem machen. Und unseraller Geld ist es auch, mitdem es sich zum Beispiel jenejunge Frau gutgehen lässt, dieseit Jahren jeden Job ablehntund in einem RTL-Magazinauch noch damit prahlte, siemache halt „einen auf HartzIV“, arbeite „noch ’n bisschenschwarz“ und verbringe anson-Wirtschaft, wenn wir diese Art„Fürsorge“ auch noch finanzieren.Mit sozialer und freierMarktwirtschaft jedenfalls hatdas nichts zu tun. Wer einenSozialstaat will, der muss sichauch sozial verhalten. Und werfrei sein will, der darf sich seineFreiheit nicht durch die Unfreiheitanderer erkaufen.es nicht oft genug wiederholen:Das alles geschieht „unter demGesichtspunkt der sozialenBalance“, wie es der Bundesfinanzministerformulierte.Übrigens: Man ist weder Moralapostelnoch Neoliberaleroder gar ein Gegner des Staates,wenn man die wahnwitzigestaatliche Umverteilung an denPranger stellt.sten etliche Monate im Jahr ander Südküste der Türkei – wosie sich, jung und hübsch wiesie ist, ebenfalls auf Kostenanderer Leute durchs Lebenschmarotzt.„Im steten Bemühen, das Steuerrecht möglichst exakt derLebenswirklichkeit anzupassen, haben sich die Spitzenbeamtendes Bundesfinanzministeriums gründlich in diePferdematerie eingearbeitet. Es geht um die Frage, welchesTier bei einem Kauf mit dem normalen Mehrwertsteuersatzzu belegen ist und welches mit dem ermäßigten Satz. […]Klar ist: Pferd ist nicht gleich Pferd. Während für „Hengste,Wallache, Stuten, Fohlen“ grundsätzlich der ermäßigte Steuersatzgelte, sei auf „Przewals ki-Pferde, Tarpane (Mongolei)sowie Zebras und Zebroide“ der volle Satz anzuwenden.„Kreuzungen zwischen Eselhengst und Pferdestute (Maultier)sowie zwischen Pferdehengst und Eselstute (Maulesel)werden steuerlich gefördert, der einfache Esel hingegennicht – jedenfalls nicht zu Lebzeiten. Geschlachtet und zumVerzehr bestimmt, erfreut auch er sich der steuerlichen Begünstigung.[…] Auch die Verarbeitung von Lebensmitteln istfür die Steuerbehörde von allergrößter Bedeutung. SolangeGewürze wie „Spargelmehl, Knoblauchschrot und Majoran(gerebelt oder gemahlen)“ sauber voneinander getrennt sind,ist alles in Ordnung. Der Staat gewährt einen Steuernachlass.Doch wehe, es handelt sich um „zusammengesetzte Würzmittel“oder gar „getrocknete Erzeugnisse für Zwecke derMedizin“. Dann schlägt der Fiskus mit dem vollen Satz zu. […]Ziermais wird vom Staat gefördert, Zuckermais nicht. Pilzeund Trüffel werden subventioniert, sofern sie nicht in Essigeingelegt wurden. Die Umsatzsteuer auf Leitungswasser istermäßigt, nicht aber die Steuer auf Abwasser. […] Malbücherfür Kinder? Werden gefördert – aber nur, wenn auszuschließenist, dass „auf mehr als der Hälfte der Seiten“ eine Bastelscherezum Einsatz kommen soll. Beinprothesen? Die Grundausstattungwird subventioniert, die Ersatzteilbeschaffung hingegennicht. […]„Ein Irrsinn“, schlussfolgert denn auch FDP-Politiker Wissing.Die Beamten des Finanzministeriums hingegen scheint dasKompendium des Mehrwertsteuerwahns mit einigem Stolz zuerfüllen. „Der Gesetzgeber“, heißt es in ihrem Schreiben, habe„ein Gesamtkonzept für alle Bereiche des täglichen Lebensentwickelt“.48


Die Wirtschaft: Über Gewinne und andere VorurteileHätten Sie's gewusst???Hier einige Superlative aus der Wirtschaft; die Angaben geben den jeweils jüngsten Standsowie in Klammern das dazugehörende Land wieder:Kriterium Höchster Wert Niedrigster Wert• BIP in $ 14,5 Billionen (USA) 112 Millionen (Kiribati)• BIP je Einwohner in $ 70.145 (Luxemburg) 103 (Kongo)• Wirtschaftswachstum in % 22,2 (Aserbaidschan) –5,0 (Simbabwe)• Agrarproduktion je Einwohner in $ 4.089 (Island) 24 (Eitrea)• Industrieproduktion je Einwohner in $ 31.339 (Katar) 18 (Äthiopien)• Dienstleistungen je Einwohner in $ 67.713 (Luxemburg) 51 (Burundi)• BIP-Anteil der Landwirtschaft in % 56,0 (Myanmar) 0,2 (Katar)• BIP-Anteil der Industrie in % 88,8 (Äquatorialguinea) 8,0 (Myanmar)• BIP-Anteil der Dienstleistungen in % 84,6 (Luxemburg) 8,2 (Äquatorialguinea)• Inflationsrate in % 184,2 (Simbabwe) –0,5 (Garbun)• Arbeitskräfte absolut 819.800.000 (China) 10.000 (Palau)• Arbeitslosigkeit absolut 75.421.600 (China) 440 (Palau)• Arbeitslosigkeit in % 82,0 (Simbabwe) 0,9 (Usbekistan)• Staatshaushalt, Einnahmen in $ 2,4 Billionen (USA) 57,0 Millionen (Gambia)• Staatshaushalt, Ausgaben in $ 2,7 Billionen (USA) 67,8 Millionen (Gambia)• Staatsausgaben in % des BIP 90,6 (Äquatorialguinea) 8,3 (Afghanistan)• Staatsverschuldung in $ 78,8 Billionen (USA) 666,4 Millionen (Estland)• Staatsverschuldung % des BIP 192,2 (Libanon) 4,4 (Estland)• Staatsverschuldung je Einwohner in $ 66.690 (Japan) 75 (Nigeria)• Exporte in $ 1,2 Billionen (Deutschland) 50.000 (Nauru)• Importe in $ 2,1 Billionen (USA) 6,0 Millionen (Nauru)• Außenverschuldung in $ 9,6 Billionen (USA) 202 Millionen (Malta)• Gold und Währungsreserven in $ 1,3 Billionen (China) 30,8 Millionen (Eritrea)Quelle: www.welt-in-zahlen.de„Lasst uns mehr Freiheit wagen“,forderte im November2005 auch Angela Merkel inihrer Regierungserklärung.Dem ist eigentlich nichtshinzuzufügen – außer vielleichtdas:„Die Freiheit ist ein wundersames TierUnd manche Menschen haben Angst vor ihrDoch hinter Gitterstäben geht sie einDenn nur in Freiheit kann die Freiheit Freiheit sein.“Georg Danzer49


Für Neugierige: Lesetipps, Internetadressen und ProjekteDie folgenden Empfehlungen an Büchern, Artikeln und Internetadressenrichten sich an Interessierte mit unterschiedlichemVorwissen – vor allem aber an Lernende und Lehrende.Bücher und ArtikelBeck, Hanno: „Der Alltags-Ökonom – Warum Warteschlangeneffizient sind. Und wie man das Beste aus seinem Leben macht“,F.A.Z.-Institut für Management-, Markt- und MedieninformationenGmbH, Frankfurt am Main 2004, ISBN 3-89981-032-5Der Spiegel: „Kapitalismus total global“, zehnteilige Serie, beginnendin der Ausgabe 17/2005Die Zeit: „Wie werden wir die nächsten hundert Jahre überleben?Zehn deutsche Wissenschaftler antworten“, unter www.zeit.de/online/2006/34/bildergalerie-ueberlebenInstitut der deutschen Wirtschaft Köln (Hrsg.): „SozialeMarktwirtschaft – Elemente einer erfolgreichen Wirtschaftsordnung“,Deutscher Instituts-Verlag GmbH, Köln 1997,ISBN 3-602-14436-4Jeske, Jürgen / Barbier, Hans D.: „So nutzt man den Wirtschaftsteileiner Tageszeitung“, Societäts-Verlag, Frankfurt 2000,ISBN 3-7973-0744-6Lekachman, Robert / van Loon, Boris: „Kapitalismus für Anfänger“,Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek bei Hamburg1982, ISBN 3-499-17540-1Mankiw, Nicholas Gregory: „Grundzüge der Volkswirtschaftslehre“,Schäffer-Poeschel Verlag, Stuttgart 2004;ISBN 3-7910-1853-1von Rosen, Rüdiger: „Was geht uns das Thema Wirtschafteigentlich an?“ Essay unter www.bpb.de/Themen/Wirtschaft/Wirtschaftsordnung (Bundeszentrale für politische Bildung)Internetadressenwww.bpb.de (Bundeszentrale für politische Bildung): Unterder Rubrik Themen/Wirtschaft finden sich zahlreiche Schwerpunktthemen,Dossiers, Aufsätze, Zahlen und Fakten sowieUnterrichtsmaterial für Lehrer.www.netschool.de: Die virtuelle Schule vermittelt das ThemaWirtschaft mit einem ganzheitlichen pädagogischen Ansatz füralle Altersstufen und Bildungsgänge. Außerdem können dortUnternehmen ihre Informationen zu Stellenangeboten, Praktika,Workshops usw. anbieten.www.welt-in-zahlen.de: Ein Muss für alle, die umfangreicheInformationen aller Art (Wirtschaft, Politik, Geografie,Geschichte) über praktisch jedes Land der Welt suchen.www.wigy.de (Wirtschaft & Gymnasium): In dem eingetragenenVerein engagieren sich mehr als 400 Schulen und Unternehmenfür die ökonomische Bildung an allgemeinbildenden Schulen. Indem Internetauftritt finden sich u. a. ein Wirtschaftslexikon sowieaktuelle Meldungen und Artikel aus dem „Handelsblatt“, aufbereitetfür den Wirtschaftsunterricht.www.wirtschaftundschule.de: Die Website ist ein Angebot derInitiative Neue Soziale Marktwirtschaft (<strong>INSM</strong>) und vertrittpartei- und branchenübergreifend die ordnungspolitischenGrundgedanken der Sozialen Marktwirtschaft.http://titan.bsz-bw.de/bibscout (Bibliotheksservice-ZentrumBaden-Württemberg): Unter der Rubrik Wirtschaftswissenschaftenfinden sich ca. 200.000 Bücher zum Thema Wirtschaft.Projektewww.juniorprojekt.de: Das vom Institut der deutschen WirtschaftKöln (IW) initiierte Projekt wendet sich an Schülerinnenund Schüler ab der 9. Klasse. Jeweils 10 bis 15 Schüler gründenfür eine bestimmte Zeit ein Unternehmen, bei dem sie alle Funktionenbis hin zum Vorstandsvorsitzenden selbst besetzen und soan unternehmerisches Denken und Handeln herangeführt werden.Der Wettbewerb findet seit 1994 jährlich statt, er startet inden Bundesländern, geht dann als Bundeswettbewerb weiter undendet schließlich auf internationaler Ebene. Auf der Junior-Homepage finden sich auch die Links zu den Partnerprojekten„fit für die Wirtschaft“ (ein modulares Unterrichtskonzept fürSchülerinnen und Schüler der 8. und 9. Klasse) und „Go! toschool“ (hier bekommen Schüler die Chance, Selbstständigkeitals Berufsperspektive zu entdecken).www.destatis.de (Statistisches Bundesamt Deutschland):Wer Zahlen und Fakten über die deutsche Wirtschaft sucht –hier findet sich praktisch alles.50


StichwortverzeichnisDie angegebenen Seitenzahlen beziehen sich jeweils auf die Textstellen,wo das Stichwort ausführlich behandelt wird.Aktie 33Angebotspolitik 23Anleihen 33Arbeitskosten 7Börse 32Bruttoinlandsprodukt/Bruttosozialprodukt 15Deflation 27Deutscher Aktienindex (DAX) 33Euro 27Europäischer Stabilitätspakt 16Geld 26Gesamtwirtschaftliches Gleichgewicht 18Gewinne 38Globalisierung 42Inflation 27Investitionen 13Kaufkraft 28Konkurrenzprinzip 38Marktwirtschaft 9Mittelstand 37Nachfragepolitik 23Ökonomisches Prinzip 5Ordnungspolitik 19Personalzusatzkosten 7Preise 30Produktivität 13Sozialausgaben 46Steuern 46Subventionen 46Umverteilung 46Unternehmen 38Unternehmer/Manager 38Verschuldung 15Volkswirtschaft 8Wirtschaftspolitik 1851


3., überarbeitete Auflage© 2009 Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (<strong>INSM</strong>)Gustav-Heinemann-Ufer 84-8850968 Kölninfo@insm.dewww.insm.deErschienen im Deutschen Instituts-Verlag GmbHText und Redaktion: Andreas WodokISBN 978-3-602-14752-6Postfach 51 06 70, 50942 KölnTelefon: 0221 4981-452Fax: 0221 4981-445div@iwkoeln.dewww.divkoeln.deGestaltung und Produktion:edition agrippa, Köln · BerlinFotos: DDP, MEV, project photosIllustrationen: Dirk Meissner, Ulf KDruck: Warlich Druck Meckenheim GmbH


Die mit Förderung der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft(<strong>INSM</strong>) entstandene Broschüre „Das kleine 1 x 1der Marktwirtschaft“ richtet sich an Leser, die mit demThema Wirtschaft bisher noch wenig vertraut sind. Aufunterhaltsame und allgemeinverständliche Weise wirderklärt, wie die Soziale Marktwirtschaft funktioniert undwie Wett bewerb zum Nutzen aller wirkt. Das Heft thematisiertanschaulich und kompakt die aktuellen Problemein unserem Wirtschafts- und Sozialsystem und zeigt auf,was mehr Wachstum und Beschäftigung entgegensteht.Behandelt werden auch Arbeitsplatzverlagerungen insAusland und die in der Öffentlichkeit oft umstrittenenGewinne der Unternehmen. Aktien und Börse sindThema eines Erklärstücks. Zum Schluss widmet der Autorauch der Globalisierung ein Kapitel. Es soll Mut machen,sich auf die neuen Herausforderungen einzulassen: Denndie grenzüberschreitende Freiheit eröffnet neue wirtschaftlicheChancen – vor allem für jene Menschen, diedie Zukunft mit Eigeninitiative und dem Glauben an dieeigene Leistung optimistisch angehen.Die <strong>INSM</strong> wendet sich auch im Internet mit wirtschaftsbezogenenBildungs- und Informationsangeboten an dieÖffentlichkeit.www.insm.dewww.wohlstandsbilanz-deutschland.dewww.wirtschaftundschule.deISBN 978-3-602-14752-6

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