Lutz Oelsner - zwei:c Werbeagentur GmbH

Sämtliche Schiffsmodelle werden in der eigenen Tischlerei
von Hand gefertigt. Mehrere hundert sind auf Lager,
zusätzlich 4.000 Modell-Schiffsschrauben
male Geschwindigkeit, denn langsam fahren ist
nicht immer umweltschonend. Oder es geht um optimierte
Routen oder sogar um die optimale Trimmung
der Ladung: „Wenn man den Tiefgang vorne
oder hinten verändert, kann man das Schiff möglicherweise
in eine effizientere Schwimmlage bringen“,
erklärt Jürgen Friesch.
Gibt es das überhaupt, das ideale Schiff? Friesch
lacht: „Nein, dafür gibt es bei der Berechnung zu viele
Parameter.“ Es fang ja schon damit an, dass jedes
Schiff seinen individuellen Propeller habe. Auch hier
bei der HSVA. 4.000 Modell-Schiffsschrauben lagern
in den Regalen. Alle aus Messing gefräst und per
Hand poliert.
NORDMETALL Standpunkte 6 / 2009
HIER UNTERSUCHT:
DAS ESTONIA-UNGLÜCK
REPORTAGE / 19
Ist der Holzrumpf geformt und die Schraube
montiert, geht’s ins Wasser: Aufgehängt an einem
Schleppwagen wird das Schiff durch das Becken,
den „Schlepptank“ gezogen. Alles soll so echt wie
möglich sein. Die Schienen links und rechts, auf denen
der Schleppwagen läuft, sind sogar der Erdkrümmung
nachempfunden. Das Becken in der
schier unendlichen Halle ist nicht nur 300 Meter
lang, sondern mit 18 Metern auch eines der breitesten
der Welt. Bald wird dieser Schlepptank der einzige
sein, in dem man nicht nur Wellen von vorn und
achtern, sondern auch von der Seite simulieren
kann. Wichtig für Kreuzfahrer, Fähren, aber auch
Offshore-Wartungsschiffe, die seitlich an ein Windrad
im Wasser heranfahren. 2,4 Millionen Euro hat
Jürgen Friesch für die neue Anlage von der Stadt
Hamburg bekommen. „Bald können wir als einzige
die wichtigsten Fragen in nur einem Becken untersuchen“,
sagt er. In der Krise investieren, um fitter aus
ihr hervorzugehen – auch in diesem Punkt ist die
HSVA ein wahrer „Modell“-Betrieb. PH
Fotos (8): HSVA / Haas