Lutz Oelsner - zwei:c Werbeagentur GmbH

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30.11.2012 Aufrufe

Die Schiffbau-Versuchsanstalt in Hamburg Bitte mal die Welle machen In Hamburg ist das Meer 300 Meter lang und sechs Meter tief. Auf diesem Modell-Ozean wird all das ausprobiert, was Reeder künftig auf den sieben Weltmeeren einsetzen wollen: die Schiffe der Zukunft. „Standpunkte“ war zu Besuch im Testlabor der maritimen Industrie. NORDMETALL Standpunkte 6 / 2009

JÜRGEN FRIESCH gehört zu den wenigen in Deutschland, die im Herbst 2009 noch Schiffe bauen. Zugegeben: Seine sind aus Holz und nur ein paar Meter lang. Aber sie sind ein Hoffnungsschimmer: Denn solange Jürgen Friesch und seine Leute noch kleine Schiffe bauen, glauben seine Auftraggeber daran, dass es wieder eine Zeit für große Schiffe gibt. Jürgen Friesch ist der Chef der HamburgischenSchiffbau-Versuchsanstalt (HSVA). Hier wird Grips und Leim in die Zukunft der maritimen Industrie gesteckt: In riesigen Wasserbecken werden Schiffsmodelle zum Beispiel dem Seegang ausgesetzt, um herauszufinden, wie die Schiffe von morgen gebaut oder die Schiffe von heute umgebaut werden müssen. Unten: Im Eistank simulieren die Schiffstester, ob Eisbrecher ihrem Namen gerecht werden GRÖNLAND IST NUR SCHRITTE ENTFERNT Hinter einer besonders dicken Tür treibt das Packeis und die menschliche Haut bricht neue Rekorde bei der Bildung von Gänsehaut. Minus zwölf Grad ist es hier drin, wo man auf Knopfdruck die Arktis zaubern kann. Die Raumtemperatur stürzt ab und auf dem großen Wasserbecken entstehen die ersten Eisschollen. Dann werden Schiffsmodelle so NORDMETALL Standpunkte 6 / 2009 REPORTAGE / 17 groß wie ein Ruderboot zu Wasser gelassen und es folgt die Probe aufs Exempel: Ist diese Schiffsform für die Eisfahrt geeignet? Auch Modelle von Bohrinseln und Bohrschiffen müssen in den Eistank, bevor sie auf der Werft gebaut werden. Doch es geht nicht immer um maritime Technik fürs extreme Klima. Die meisten Tests laufen in normal temperiertem Leitungswasser. Zum Beispiel damals, als die HSVA den Auftrag bekam, das Fährunglück der gesunkenen „Estonia“ zu untersuchen. Und immer öfter sieht man hier Modelle von Montage- und Wartungsschiffen für Offshore-Windkrafträder. Die HSVA muss mit der Zeit gehen. „Die letzten Boomjahre waren stark von Hamburger Reedern getrie- Links: Schiffbau-Ingenieur Jürgen Friesch ist seit 30 Jahren bei der Versuchsanstalt tätig, seit 2004 als Geschäftsführer ben“, erzählt Jürgen Friesch. „Die haben die Konstruktionen hier in Hamburg testen lassen, selbst wenn die Schiffe in Asien gebaut wurden.“ Nicht nur die Nähe zu den Reedern ist ein Standortvorteil der HSVA – sie gehört auch zu den wenigen unabhängigen Versuchsanstalten. In China, Korea und Japan gehören die Einrichtungen meist einer Werft. Für Reeder keine optimale Lösung. Hinzu kommt das Know-how der Hamburger: „Bei der Optimierung von Schiffsformen braucht man mehr Wissen als beim Bleche schweißen“, schmunzelt Friesch. Aber er weiß auch: In Asien wachsen exzellente Hydrodynamiker nach. Die Vorteile der langen Erfahrung schmelzen dahin. WO SIND DIE KUNDEN VON MORGEN? 1913 wurde die HSVA als erste privatwirtschaftliche und damals größte Versuchseinrichtung ihrer Art gegründet. Nach dem Zweiten Weltkrieg ließen die Briten die Anlagen demontieren. Doch seit 1953 läuft der Betrieb im Hamburger Norden wieder.

JÜRGEN FRIESCH gehört zu den wenigen in<br />

Deutschland, die im Herbst 2009 noch Schiffe bauen.<br />

Zugegeben: Seine sind aus Holz und nur ein paar<br />

Meter lang. Aber sie sind ein Hoffnungsschimmer:<br />

Denn solange Jürgen Friesch<br />

und seine Leute noch kleine<br />

Schiffe bauen, glauben seine<br />

Auftraggeber daran, dass es<br />

wieder eine Zeit für große<br />

Schiffe gibt. Jürgen Friesch<br />

ist der Chef der HamburgischenSchiffbau-Versuchsanstalt<br />

(HSVA). Hier wird Grips<br />

und Leim in die Zukunft der<br />

maritimen Industrie gesteckt:<br />

In riesigen Wasserbecken<br />

werden Schiffsmodelle<br />

zum Beispiel dem Seegang<br />

ausgesetzt, um herauszufinden,<br />

wie die Schiffe von morgen<br />

gebaut oder die Schiffe<br />

von heute umgebaut werden<br />

müssen.<br />

Unten: Im Eistank simulieren<br />

die Schiffstester, ob Eisbrecher<br />

ihrem Namen gerecht werden<br />

GRÖNLAND IST NUR SCHRITTE<br />

ENTFERNT<br />

Hinter einer besonders dicken Tür treibt das<br />

Packeis und die menschliche Haut bricht neue Rekorde<br />

bei der Bildung von Gänsehaut. Minus zwölf<br />

Grad ist es hier drin, wo man auf Knopfdruck die<br />

Arktis zaubern kann. Die Raumtemperatur stürzt ab<br />

und auf dem großen Wasserbecken entstehen die<br />

ersten Eisschollen. Dann werden Schiffsmodelle so<br />

NORDMETALL Standpunkte 6 / 2009<br />

REPORTAGE / 17<br />

groß wie ein Ruderboot zu Wasser gelassen und es<br />

folgt die Probe aufs Exempel: Ist diese Schiffsform<br />

für die Eisfahrt geeignet? Auch Modelle von Bohrinseln<br />

und Bohrschiffen müssen in den Eistank, bevor<br />

sie auf der Werft gebaut werden.<br />

Doch es geht nicht immer<br />

um maritime Technik<br />

fürs extreme Klima. Die<br />

meisten Tests laufen in normal<br />

temperiertem Leitungswasser.<br />

Zum Beispiel damals,<br />

als die HSVA den Auftrag<br />

bekam, das Fährunglück<br />

der gesunkenen „Estonia“ zu<br />

untersuchen. Und immer öfter<br />

sieht man hier Modelle<br />

von Montage- und Wartungsschiffen<br />

für Offshore-Windkrafträder.<br />

Die HSVA muss mit der<br />

Zeit gehen. „Die letzten<br />

Boomjahre waren stark von<br />

Hamburger Reedern getrie-<br />

Links: Schiffbau-Ingenieur Jürgen Friesch<br />

ist seit 30 Jahren bei der Versuchsanstalt<br />

tätig, seit 2004 als Geschäftsführer<br />

ben“, erzählt Jürgen Friesch. „Die haben die Konstruktionen<br />

hier in Hamburg testen lassen, selbst<br />

wenn die Schiffe in Asien gebaut wurden.“ Nicht nur<br />

die Nähe zu den Reedern ist ein Standortvorteil der<br />

HSVA – sie gehört auch zu den wenigen unabhängigen<br />

Versuchsanstalten. In China, Korea und Japan<br />

gehören die Einrichtungen meist einer Werft. Für<br />

Reeder keine optimale Lösung. Hinzu kommt das<br />

Know-how der Hamburger: „Bei der Optimierung<br />

von Schiffsformen braucht man mehr Wissen als<br />

beim Bleche schweißen“, schmunzelt Friesch. Aber<br />

er weiß auch: In Asien wachsen exzellente Hydrodynamiker<br />

nach. Die Vorteile der langen Erfahrung<br />

schmelzen dahin.<br />

WO SIND DIE KUNDEN VON MORGEN?<br />

1913 wurde die HSVA als erste privatwirtschaftliche<br />

und damals größte Versuchseinrichtung ihrer<br />

Art gegründet. Nach dem Zweiten Weltkrieg ließen<br />

die Briten die Anlagen demontieren. Doch seit 1953<br />

läuft der Betrieb im Hamburger Norden wieder.

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