9 Die Perschling ein Juwel in einer eintönigen ... - IPP - Boku
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E<strong>in</strong>e kurze Anmerkung bei NESEMANN 1999 (S. 87) war der Anlaß zur genaueren Untersuchung der Molluskenfauna<br />
der <strong>Perschl<strong>in</strong>g</strong> (<strong>in</strong>sgesamt vier Besuche zwischen August 1999 und Oktober 2001). <strong>Die</strong> <strong>Perschl<strong>in</strong>g</strong> ist<br />
zwischen Atzenbrugg und Pischelsdorf <strong>e<strong>in</strong></strong> Niederungsfluß mit Staustufen und <strong>e<strong>in</strong></strong>em meist wasserlosen<br />
Hochwasserkanal. Der Fluß (eigentlich das Flüßchen) führt durch <strong>in</strong>tensiv landwirtschaftlich genutztes Hügelland<br />
<strong>in</strong> das Tullner Becken und mündet westlich von Tulln <strong>in</strong> den Donauauen <strong>in</strong> die Donau. Der gesamte<br />
Lauf ist von <strong>e<strong>in</strong></strong>em dichten Ufergehölz begleitet, der die Auswirkungen der Landwirtschaft verr<strong>in</strong>gert. <strong>Die</strong> Breite<br />
des Flusses beträgt ca. 3 bis 5 Meter bei <strong>e<strong>in</strong></strong>er Wassertiefe von <strong>e<strong>in</strong></strong>em Meter. Er wird <strong>in</strong>tensiv befischt<br />
(Karpfen, Zander, Hecht, Schlei, Aal, Regenbogenforelle, Weißfische). Das Gewässer muß als kritisch belastet<br />
gelten (nach eigenen Untersuchungen <strong>in</strong> den Fließbereichen biologische Gewässergüte II - III, <strong>in</strong> den<br />
Staubereichen III mit sauerstoffarmer Tiefenzone). Umso überraschender ist die reiche Molluskenfauna.<br />
Wegen ihrer Artenzusammensetzung ist die <strong>Perschl<strong>in</strong>g</strong> als echter Tieflandfluß mit <strong>e<strong>in</strong></strong>em ausgeprägten Potamal<br />
<strong>e<strong>in</strong></strong>zustufen. <strong>Die</strong>ser Gewässertyp ist <strong>in</strong> Niederösterreich kaum vorhanden. Vor allem die Rote-Liste-Arten der<br />
Stufen 1 - 3 zeichnen ihn als <strong>e<strong>in</strong></strong>zigartig aus. Dennoch ist die <strong>Perschl<strong>in</strong>g</strong> durch k<strong>e<strong>in</strong></strong>erlei Schutzstatus hervorgehoben<br />
(nicht <strong>e<strong>in</strong></strong>mal <strong>in</strong> der Erstfassung der Natura-2000-Gebiete berücksichtigt).<br />
Im September 2001 wurden während <strong>e<strong>in</strong></strong>es Hochwassers tausende, lebende Gem<strong>e<strong>in</strong></strong>e Teichmuscheln<br />
Anodonta anat<strong>in</strong>a attenuata (HELD 1836) (3 Jahre alt) <strong>in</strong> das Hochwasserger<strong>in</strong>ne ausgeschwemmt und fielen<br />
nach dem Versiegen des Zuflusses <strong>in</strong> dem ausgetrockneten Hochwasserger<strong>in</strong>ne trocken. Sie wurden damit<br />
zu <strong>e<strong>in</strong></strong>er wehrlosen Beute für den Bisam [Ondatra zibethica (LINNÉ), der sich wie im Schlaraffenland vorgekommen<br />
s<strong>e<strong>in</strong></strong> muß. Besonders bemerkenswert waren auch zahlreiche lebende und frisch ausgefressene,<br />
drei- und vierjährige Gem<strong>e<strong>in</strong></strong>e Flußmuscheln Unio crassus cytherea KÜSTER 1836, <strong>e<strong>in</strong></strong>e Art, die nach der FFH-<br />
Richtl<strong>in</strong>ie zu schützen ist. Es wurden alle lebenden Muscheln <strong>in</strong>s Wasser zurückgesetzt. Ebenfalls ausgeschwemmt<br />
und lebend waren zwei juvenile Exemplare der <strong>e<strong>in</strong></strong>geschleppten Ch<strong>in</strong>esischen Teichmuschel<br />
S<strong>in</strong>anodonta woodiana (LEA 1834), die aus Österreich bisher aus March und Thaya und aus <strong>e<strong>in</strong></strong>em Donauarm<br />
bei Korneuburg bekannt war (EDLINGER & DAUBAL 2000, REISCHÜTZ & REISCHÜTZ 2000).<br />
Theodoxus danubialis (C. PFEIFFER 1828) ist lebend tiefschwarz. Erst abgestorbene und abgeriebene Schalen<br />
zeigen das typische Muster. Bemerkenswerterweise wurde <strong>in</strong> nicht <strong>e<strong>in</strong></strong>mal 500 Meter Entfernung <strong>in</strong> der Donau<br />
<strong>in</strong>dividuenreiche Theodoxus-Populationen festgestellt, die der Art Th. fluviatilis (LINNÉ 1758) zuzuordnen s<strong>in</strong>d<br />
(<strong>in</strong> Österreich <strong>e<strong>in</strong></strong>geschleppt; vergl. SCHULTZ & SCHULTZ 2001).<br />
Leider sch<strong>e<strong>in</strong></strong>t die Reliktfauna der <strong>Perschl<strong>in</strong>g</strong> <strong>in</strong> nächster Zeit akut bedroht. “<strong>Die</strong> Sanierung der Pielach mit<br />
allen Nebenflüssen, Bächen und Ger<strong>in</strong>nen, der Fladnitz, Traisen, <strong>Perschl<strong>in</strong>g</strong> und Tulln ist <strong>e<strong>in</strong></strong> dr<strong>in</strong>gendes<br />
Bezirkserfordernis” (Zitat aus dem Bezirkskonzept St. Pölten). Nach “Sanierungen” von Gewässern <strong>in</strong> Österreich<br />
s<strong>in</strong>d diese <strong>in</strong> der Regel völlig vernichtet.<br />
Maßnahmen zur Erhaltung der Molluskenfauna: Dezimierung des Bisam, Verh<strong>in</strong>derung jedes Schlamm-,<br />
Sand- und Düngemittel<strong>e<strong>in</strong></strong>trages, Sanierung der Kläranlagen und Verh<strong>in</strong>derung der E<strong>in</strong>leitung zusätzlicher<br />
Abwässer, Aufbau <strong>e<strong>in</strong></strong>er natürlichen Fischfauna mit der Elritze als wichtigstem Fisch, höchste Sorgfalt bei<br />
Baumaßnahmen am und im Bach. Restdotierung für den Hochwasserkanal. K<strong>e<strong>in</strong></strong>e Veränderungen, da es<br />
<strong>e<strong>in</strong></strong>en Grund hat, daß die Arten sich gerade <strong>in</strong> der <strong>Perschl<strong>in</strong>g</strong> erhalten haben.<br />
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