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Mobbing in der Schule - Jugend und Gewalt

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<strong>Mobb<strong>in</strong>g</strong><strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong>Autor: Haennes Kunz2. überarbeitete Auflage 2011E<strong>in</strong> Produkt von:© 2011 Redaktion «sicher!gs<strong>und</strong>!», Amt für Volksschule St.Gallen


2Auf den folgenden Seiten f<strong>in</strong>den Sie den Son<strong>der</strong>druck e<strong>in</strong>es Kapitels aus demSammelordner «sicher!gs<strong>und</strong>!». Dieser Ordner ist e<strong>in</strong>e Geme<strong>in</strong>schaftsproduktiondes Bildungsdepartements, des Ges<strong>und</strong>heitsdepartements, des Departements desInnern sowie des Sicherheits- <strong>und</strong> Justizdepartements. Die Leitung <strong>der</strong> Redaktion«sicher!gs<strong>und</strong>!» ist beim Amt für Volksschule, Davidstrasse 31, 9001 St.Gallen(Tel. 058 229 32 00), E-Mail: rosmarie.obertuefer@sg.ch. Die Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Redaktionskommissionf<strong>in</strong>den Sie nachstehend aufgeführt.Die Kapitel s<strong>in</strong>d als Hilfestellung für Lehrpersonen <strong>und</strong> Behörden zur Prävention,Früherfassung <strong>und</strong> Krisen<strong>in</strong>tervention konzipiert. Sie enthalten nebst H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong><strong>in</strong>formationen<strong>und</strong> Anregungen auch Literaturtipps <strong>und</strong> Internet-L<strong>in</strong>ks.Bis März 2011 s<strong>in</strong>d folgende Kapitel erschienen:• <strong>Schule</strong> <strong>und</strong> <strong>Gewalt</strong>• K<strong>in</strong>desmisshandlung• Essstörungen• Rassismus <strong>und</strong> Rechtsextremismus• Drohungen gegenüber Lehrpersonen• <strong>Jugend</strong>suizid• <strong>Mobb<strong>in</strong>g</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong>• Cannabis <strong>und</strong> Partydrogen• sicher?!onl<strong>in</strong>e:-)• Sexualpädagogik• Stress- <strong>und</strong> Ressourcenmanagement• Schulstress muss nicht se<strong>in</strong>!• Schulabsentismus• Tod <strong>und</strong> Trauer• Alkohol im <strong>Jugend</strong>alterDer Gesamtordner mit den ersten 8 Kapiteln ist zum Preis von Fr. 47.40 (Schulpreis)beim Kantonalen Lehrmittelverlag St.Gallen, Wash<strong>in</strong>gtonstr. 34, Postfach,9401 Rorschach, zu beziehen. <strong>in</strong>fo@lehrmittelverlag.chAutor dieses Kapitels:Haennes Kunz, ZEPRA Prävention <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsför<strong>der</strong>ung, 9001 St.GallenFür dieses Kapitel verantwortliche Redaktionsmitglie<strong>der</strong> «sicher!gs<strong>und</strong>!»:Rosmarie Obertüfer Amt für VolksschuleNorbert Würth Amt für Ges<strong>und</strong>heitsvorsorgeBruno Metzger Sicherheitsberatung KantonspolizeiElisabeth Frölich Amt für SozialesSt.Gallen, März 2011


3InhaltsübersichtVorwort……………………………………………………………………………………..41. <strong>Mobb<strong>in</strong>g</strong> – Was hat die <strong>Schule</strong> damit zu tun?1.1 E<strong>in</strong>leitung…………………………………………………………………………61.2 Was ist <strong>Mobb<strong>in</strong>g</strong>?…………………………………………………………………71.3 Wo passiert <strong>Mobb<strong>in</strong>g</strong> <strong>und</strong> wie oft?………………………………………………81.4 Warum geschieht <strong>Mobb<strong>in</strong>g</strong>?……………………………………………………..91.5 Wie entwickelt sich <strong>Mobb<strong>in</strong>g</strong>?………………………………………………….121.6 Wie zeigt sich <strong>Mobb<strong>in</strong>g</strong>?……………………………………………………….151.7 Cyber-<strong>Mobb<strong>in</strong>g</strong>…………………………………………………………………171.8 Welche Folgen hat <strong>Mobb<strong>in</strong>g</strong>?………………………………………………….192. <strong>Mobb<strong>in</strong>g</strong> – Was kann die <strong>Schule</strong> dagegen tun?2.1 Gr<strong>und</strong>sätze für Prävention <strong>und</strong> Intervention………………………………….212.2 Ansätze zur Prävention…………………………………………………………242.3 Und wenns passiert – Möglichkeiten zur Intervention………………………262.4. K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>und</strong> <strong>Jugend</strong>liche beim Ausstieg unterstützen………………………..273. Fachstellen3.1 Fachstellen für <strong>Mobb<strong>in</strong>g</strong>-Prävention…………………………………………..303.2 Fachstellen für <strong>Mobb<strong>in</strong>g</strong>-Intervention…………………………………………304. <strong>Mobb<strong>in</strong>g</strong> – Literatur <strong>und</strong> Lehrmittel zur Prävention4.1 Gr<strong>und</strong>lagenliteratur zum Thema «<strong>Mobb<strong>in</strong>g</strong>/<strong>Gewalt</strong>»………………………..314.2 Erhebungsbogen zum Thema «<strong>Mobb<strong>in</strong>g</strong>/<strong>Gewalt</strong>»………………………….334.3 Lehrmittel zum Thema «<strong>Mobb<strong>in</strong>g</strong>/<strong>Gewalt</strong>»…………………………………..33


4VorwortSeit Jahren beschäftigt uns «<strong>Mobb<strong>in</strong>g</strong>» <strong>in</strong> immer wie<strong>der</strong> neuen, oft auch schwernachzuvollziehenden Facetten. Sowohl am Arbeitsplatz als auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> ist<strong>Mobb<strong>in</strong>g</strong> e<strong>in</strong> häufig zu beobachtendes Phänomen. Im Kanton St.Gallen wird dieKrisen<strong>in</strong>terventionsgruppe des Schulpsychologischen Dienstes momentan etwa20-mal pro Jahr mit <strong>Mobb<strong>in</strong>g</strong>situationen <strong>in</strong> Schulklassen konfrontiert; dabei handeltes sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel nur um die schwersten <strong>Mobb<strong>in</strong>g</strong>situationen; die Dunkelzifferdürfte generell sehr hoch se<strong>in</strong>.E<strong>in</strong>erseits ist das Bewusstse<strong>in</strong> gewachsen, dass es <strong>Mobb<strong>in</strong>g</strong> gibt <strong>und</strong> dassman/frau sich nicht alles gefallen lassen muss. Sich zu wehren ist legitim <strong>und</strong> oftauch absolut notwendig. Allerd<strong>in</strong>gs ist das nicht immer so e<strong>in</strong>fach. Vorgesetzte amArbeitsplatz <strong>und</strong> Lehrpersonen <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> müssen deshalb ihre Verantwortungwahrnehmen <strong>und</strong> entschieden e<strong>in</strong>greifen, wenn Klagen über <strong>Mobb<strong>in</strong>g</strong> an sie herangetragenwerden o<strong>der</strong> wenn sie selbst <strong>Mobb<strong>in</strong>g</strong> <strong>in</strong> ihrem Umfeld feststellen.An<strong>der</strong>erseits beobachten wir <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> wie <strong>in</strong> an<strong>der</strong>n Gesellschaftsbereichene<strong>in</strong>e allzu tolerante Haltung. Zuweilen stehlen sich Lehrpersonen <strong>und</strong> Eltern aus <strong>der</strong>Verantwortung; sie s<strong>in</strong>d nicht bereit, Normen <strong>und</strong> Grenzen festzulegen <strong>und</strong> dieseauch durchzusetzen. In Konfliktsituationen fehlen dann die verb<strong>in</strong>dlichen Massstäbe,die anhaltende Schikanen o<strong>der</strong> gar <strong>Gewalt</strong>anwendungen verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n. Daskann dazu führen, dass K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>und</strong> <strong>Jugend</strong>liche mit Neigung zu dom<strong>in</strong>antem Verhalten<strong>und</strong> wenig sozialer Verantwortung e<strong>in</strong>er ganzen Gruppe ihre Normen aufzw<strong>in</strong>gen.Damit man «dazugehört», ist es «notwendig», bestimmte Klei<strong>der</strong> zu tragen,Suchtmittel zu konsumieren (Alkohol, Tabak, Drogen), <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> die Leistung zuverweigern, sexuelle Übergriffe zu begehen <strong>und</strong>/o<strong>der</strong> zu ertragen, <strong>Gewalt</strong> anzuwendenetc. Wer nicht mitmacht, gilt als Aussenseiter/-<strong>in</strong> <strong>und</strong> wird ausgegrenzt.<strong>Mobb<strong>in</strong>g</strong> geht häufig von E<strong>in</strong>zelnen aus <strong>und</strong> wird von Mitläufer(<strong>in</strong>ne)n getragen bzw.unterstützt – aus Angst, selbst <strong>Mobb<strong>in</strong>g</strong>-Opfer zu werden.In den USA wird dieses Problem seit längerer Zeit diskutiert. Dort wurde beobachtet,dass es sich bei den Verursachern von Schiessereien an <strong>Schule</strong>n gehäuft um<strong>Jugend</strong>liche handelt, die vor ihrer Tat regelmässig <strong>und</strong> über Jahre gemobbt wurden.Irgendwann ist für diese aus Opfern zu Tätern gewordenen Personen die Belastung<strong>der</strong>art gross geworden, dass sie sich nur noch rächen <strong>und</strong> gleichzeitig oft auchselbst umbr<strong>in</strong>gen wollen (Aggressionen gegen aussen <strong>und</strong> gegen sich selbst liegenhier nahe beie<strong>in</strong>an<strong>der</strong>). Programme zur Prävention von <strong>Mobb<strong>in</strong>g</strong> s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> den USAdeshalb <strong>in</strong>zwischen weitverbreitet.Bei uns s<strong>in</strong>d die Verhältnisse glücklicherweise weniger dramatisch. Aber auch wirbegegnen <strong>Jugend</strong>lichen, die z.B. mit Messern aufe<strong>in</strong>an<strong>der</strong> losgehen. Was mit relativbelanglosen Plagereien beg<strong>in</strong>nt, kann zu brutaler <strong>Gewalt</strong> führen, wenn nicht rechtzeitige<strong>in</strong>geschritten wird.Seit e<strong>in</strong>igen Jahren beobachten wir <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e auch <strong>Mobb<strong>in</strong>g</strong> über Handy <strong>und</strong>Internet. Dabei werden Demütigungen, Schikanen, kompromittierende Fotos <strong>und</strong>Texte über Handy <strong>und</strong>/o<strong>der</strong> Internet weiter verbreitet. Das Fatale daran ist, dassetwas, das e<strong>in</strong>mal <strong>in</strong>s Internet gestellt wurde, praktisch nicht mehr korrigiert bzw.«zurückgeholt» werden kann. Dessen s<strong>in</strong>d sich viele nicht bewusst; <strong>und</strong> es istdavon auszugehen, dass sich künftig auch die Justiz mit diesem Teil von «<strong>Mobb<strong>in</strong>g</strong>»befassen muss (z.B. Zahlung von Schadenersatz <strong>und</strong> Genugtuung).


5<strong>Mobb<strong>in</strong>g</strong> be<strong>in</strong>haltet häufig Eskalation; diese zu erkennen, rechtzeitig e<strong>in</strong>zugreifen<strong>und</strong> fatalen Entwicklungen entschieden entgegenzutreten, ist e<strong>in</strong>e <strong>der</strong> wichtigstenerzieherischen Aufgaben unserer Zeit. <strong>Mobb<strong>in</strong>g</strong> geschieht sowohl <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> alsauch auf dem Schulweg. Deshalb ist die verbesserte Zusammenarbeit von <strong>Schule</strong><strong>und</strong> Elternhaus gefor<strong>der</strong>t. Dies ist auch bereits e<strong>in</strong> Schritt im S<strong>in</strong>ne <strong>der</strong> Prävention:Wo Erziehung wahrgenommen, Informationen ausgetauscht <strong>und</strong> bestimmte Werte<strong>und</strong> Haltungen auch durchgesetzt werden, besteht viel weniger Raum für <strong>Mobb<strong>in</strong>g</strong>.Geme<strong>in</strong>sam müssen wir unsere Bestrebungen darauf richten, dass <strong>Mobb<strong>in</strong>g</strong> erstgar nicht entstehen kann.Rorschach, Februar 2011Dr. Hermann Blöchl<strong>in</strong>gerLeiter Schulpsychologischer Dienst des Kantons St.Gallen


61. <strong>Mobb<strong>in</strong>g</strong> – Was hat die <strong>Schule</strong> damit zu tun?1.1 E<strong>in</strong>leitungAlle sprechen von <strong>Mobb<strong>in</strong>g</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> – K<strong>in</strong><strong>der</strong>, Eltern, die Medien, manchmalauch Lehrer<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Lehrer. E<strong>in</strong> <strong>Mobb<strong>in</strong>g</strong>-Problem haben <strong>Schule</strong>n <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regelaber nicht – o<strong>der</strong> erst dann, wenn betroffene Schüler<strong>in</strong>nen o<strong>der</strong> Schüler den Unterrichtverweigern, verzweifelte Eltern e<strong>in</strong>en Schulwechsel for<strong>der</strong>n.Untersuchungen gehen davon aus, dass r<strong>und</strong> 10% aller <strong>Jugend</strong>lichen im Verlaufihrer Schulzeit Opfer von <strong>Mobb<strong>in</strong>g</strong> werden. Wahrsche<strong>in</strong>lich können deshalb fast alle<strong>Jugend</strong>lichen am Ende ihrer Schulzeit von Erfahrungen berichten, wo sie o<strong>der</strong>Kolleg<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Kollegen über längere Zeit geplagt worden s<strong>in</strong>d. Und vielleichter<strong>in</strong>nern Sie sich auch an die eigene Schulzeit, <strong>in</strong> <strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong>Schüler – o<strong>der</strong> gar Sie selbst – jahrelang systematisch ausgegrenzt, abgewertet<strong>und</strong> schikaniert wurden.Die Frage, ob <strong>Mobb<strong>in</strong>g</strong> e<strong>in</strong> neuer Begriff für e<strong>in</strong> Phänomen ist, das schon immerexistierte, wenn Menschen mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> arbeiten, lernen o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>fach zusammenlebeno<strong>der</strong> ob <strong>Mobb<strong>in</strong>g</strong> e<strong>in</strong>e Form von <strong>Gewalt</strong> ist, die sich <strong>in</strong> den letzten Jahrzehntenimmer öfter manifestierte, kann nicht schlüssig beantwortet werden. OhneZweifel neu ist das Phänomen, dass K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>und</strong> <strong>Jugend</strong>liche über elektronischeMedien beleidigt, bedroht <strong>und</strong> blossgestellt werden. Die Grenze zwischen alltäglichenKonflikten, die mit unfairen Mitteln ausgetragen werden <strong>und</strong> beabsichtigten, gezieltenAngriffen <strong>und</strong> Schikanen ist unscharf. So o<strong>der</strong> so ist entscheidend, mit welcherHaltung Lehrpersonen, Behörden <strong>und</strong> Eltern auf solche Situationen reagieren. S<strong>in</strong>dsie bereit, h<strong>in</strong>zuschauen <strong>und</strong> fühlen sie sich verantwortlich, <strong>Mobb<strong>in</strong>g</strong> o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en<strong>Gewalt</strong>formen konsequent entgegenzutreten?Auffallend ist nämlich, dass sich viele Lehrpersonen für Konflikte <strong>und</strong> Vorkommnisseausserhalb <strong>der</strong> Unterrichtszeit, des eigenen Schulzimmers o<strong>der</strong> <strong>in</strong> den Schulanlagennicht mehr zuständig fühlen. Auch bei klar geäusserten <strong>Mobb<strong>in</strong>g</strong>-Klagen wird <strong>in</strong> <strong>der</strong>Regel nicht genügend ernsthaft e<strong>in</strong>geschritten, die «Schuld» nicht selten den Klagendenselbst zugewiesen. Mangelnde Zeit, unklare Zuständigkeiten o<strong>der</strong> eigeneHilf- <strong>und</strong> Ratlosigkeit werden als Gründe angeführt, das Problem zu verdrängen. Soentsteht <strong>in</strong> den <strong>Schule</strong>n e<strong>in</strong> Klima <strong>der</strong> Verunsicherung, e<strong>in</strong> Machtvakuum, das e<strong>in</strong>igemissbrauchen, um die eigene Macht auszubauen <strong>und</strong> Übergriffe zu begehen.Das Kapitel «<strong>Mobb<strong>in</strong>g</strong>» für den Sammelordner «sicher!gs<strong>und</strong>!» soll folgende Zieleerfüllen:1. Sachliche Informationen über <strong>Mobb<strong>in</strong>g</strong>, dessen Ursachen, Ersche<strong>in</strong>ungsformen<strong>und</strong> Folgen vermitteln.2. Voraussetzungen <strong>und</strong> Wege für die Prävention von <strong>und</strong> Intervention bei <strong>Mobb<strong>in</strong>g</strong>resp. Anzeichen von <strong>Mobb<strong>in</strong>g</strong> aufzeigen.3. Materialien zur För<strong>der</strong>ung e<strong>in</strong>es entspannten Klassen-/Schulklimas <strong>und</strong> Beratungsangebotefür die <strong>Mobb<strong>in</strong>g</strong>-Prävention bzw. <strong>Mobb<strong>in</strong>g</strong>-Vorkommnisse vorstellen.Haennes KunzZEPRA Prävention <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsför<strong>der</strong>ung, 9001 St.Gallen


71.2 Was ist <strong>Mobb<strong>in</strong>g</strong>?«<strong>Mobb<strong>in</strong>g</strong>» ist <strong>in</strong> aller M<strong>und</strong>e, wird aber als Ausdruck häufig falsch verwendet, z.B.für Alltagskonflikte zwischen Vorgesetzten <strong>und</strong> Mitarbeitenden. Damit besteht dieGefahr, dass echtes <strong>Mobb<strong>in</strong>g</strong> mit se<strong>in</strong>en schwerwiegenden Konsequenzen nichtmehr genügend ernst genommen wird. E<strong>in</strong>e Begriffsklärung soll dazu beitragen,«normale» Konfliktsituationen von <strong>Mobb<strong>in</strong>g</strong> zu unterscheiden.Mit dem Begriff «<strong>Mobb<strong>in</strong>g</strong>», <strong>der</strong> vom englischen Verb «to mob» = schikanieren,anpöbeln abgeleitet wurde, war ursprünglich «konfliktbeladene Kommunikation amArbeitsplatz» geme<strong>in</strong>t. Mitarbeitende werden von Gleichgestellten, Untergebeneno<strong>der</strong> Vorgesetzten beleidigt, ausgegrenzt o<strong>der</strong> mit kränkenden Arbeiten beauftragt.Folgende Merkmale s<strong>in</strong>d typisch für <strong>Mobb<strong>in</strong>g</strong>situationen:1. E<strong>in</strong> Konflikt hat sich verfestigt.5 Merkmale2. Die angegriffene Person (selten mehrere) ist unterlegen.Die Angriffe s<strong>in</strong>d systematisch <strong>und</strong> häufig (z.B. wöchentlich).3. Angriffe geschehen über längere Zeit (3 – 4 Monate o<strong>der</strong> länger).4. Die gemobbte Person hat kaum die Möglichkeit, aus eigener Kraft <strong>der</strong> Situationzu entkommen.5. «Ziel» <strong>der</strong> Angriffe ist oft <strong>der</strong> Ausschluss aus dem Arbeitsteam o<strong>der</strong> <strong>der</strong>Klassengeme<strong>in</strong>schaft.Die Merkmale Nr. 1– 5 müssen gleichzeitig erfüllt se<strong>in</strong>, damit von <strong>Mobb<strong>in</strong>g</strong> gesprochenwerden kann. Bei e<strong>in</strong>er Streitigkeit unter Schüler<strong>in</strong>nen o<strong>der</strong> Schülern, die e<strong>in</strong>igeWochen andauert, kann also genauso wenig von <strong>Mobb<strong>in</strong>g</strong> gesprochen werden wiewenn e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d Schwierigkeiten hat, Anschluss zu f<strong>in</strong>den, aber von den Kolleg<strong>in</strong>neno<strong>der</strong> Kollegen <strong>in</strong> Ruhe gelassen wird. Wenn wir die Merkmale etwas an<strong>der</strong>s – aus<strong>der</strong> Sicht des Opfers – formulieren, wird die Dramatik e<strong>in</strong>er <strong>Mobb<strong>in</strong>g</strong>-Situationbesser erkennbar als durch die nüchterne Def<strong>in</strong>ition:- Das <strong>Mobb<strong>in</strong>g</strong>-Opfer ist e<strong>in</strong>er Vielzahl verschiedenster Angriffe hilflos ausgeliefert,hat kaum e<strong>in</strong>e Chance, diesen auszuweichen.dramatische Situationfür Opfer- Es muss während Monaten o<strong>der</strong> Jahren praktisch dauernd mit irgende<strong>in</strong>er Formvon Demütigung, körperlicher o<strong>der</strong> seelischer <strong>Gewalt</strong> rechnen.- Das <strong>Mobb<strong>in</strong>g</strong>-Opfer spürt unterschwellig, dass die Übergriffe durch den o<strong>der</strong> dieVerfolger/-<strong>in</strong>nen ganz gezielt <strong>und</strong> <strong>in</strong> voller Absicht geschehen. Es wird immerstärker isoliert <strong>und</strong> ist oft völlig alle<strong>in</strong>.In den frühen 70er-Jahren wurde <strong>in</strong> den skand<strong>in</strong>avischen Län<strong>der</strong>n durch Dan Olweuserstmals mit systematischen Untersuchungen über <strong>Gewalt</strong> unter K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>und</strong><strong>Jugend</strong>lichen begonnen. In den 80er-Jahren begann He<strong>in</strong>z Leymann mit Forschungenzu Konflikten am Arbeitsplatz <strong>in</strong> Schweden. Seit <strong>der</strong> ersten Hälfte <strong>der</strong> 90er-Jahre ist <strong>Mobb<strong>in</strong>g</strong> als Phänomen benannt <strong>und</strong> durch Literatur, vor allem aber durchdie Medien <strong>in</strong>s Bewusstse<strong>in</strong> <strong>der</strong> Öffentlichkeit gerückt.


81.3 Wo passiert <strong>Mobb<strong>in</strong>g</strong> <strong>und</strong> wie oft?Ursprünglich wurde <strong>Mobb<strong>in</strong>g</strong> mit <strong>der</strong> Arbeitswelt <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung gebracht. Heute ist<strong>der</strong> Begriff <strong>Mobb<strong>in</strong>g</strong> für Konflikte im oben beschriebenen S<strong>in</strong>n <strong>in</strong> allen Lebensbereichengebräuchlich, <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong>/Ausbildung, <strong>in</strong> Freizeit-Institutionen (z.B. Vere<strong>in</strong>en),<strong>in</strong> <strong>der</strong> Nachbarschaft o<strong>der</strong> <strong>in</strong>nerhalb von Familien <strong>und</strong> Sippen.alle LebensbereicheIm Schul- <strong>und</strong> Bildungsbereich ist <strong>Mobb<strong>in</strong>g</strong> erstaunlich weitverbreitet. Täter/-<strong>in</strong> resp.Opfer können be<strong>in</strong>ahe alle an <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> Beteiligten se<strong>in</strong>:◆ Schüler/-<strong>in</strong> ➪ Schüler/-<strong>in</strong>◆ Lehrer/-<strong>in</strong> ➪ Schüler/-<strong>in</strong>◆ Schüler/-<strong>in</strong>nen ➪ Lehrer/-<strong>in</strong>◆ Lehrer/-<strong>in</strong> ➪ Lehrer/-<strong>in</strong>◆ Schulleiter/-<strong>in</strong> ➪ Lehrer/-<strong>in</strong>◆ Lehrer/-<strong>in</strong> ➪ Schulleiter/-<strong>in</strong>◆ Eltern ➪ Lehrer/-<strong>in</strong>Zahlen über die Häufigkeit von <strong>Mobb<strong>in</strong>g</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> variieren von Studie zu Studie.Unter an<strong>der</strong>em spielt das Alter <strong>der</strong> Untersuchungsgruppe e<strong>in</strong>e wichtige Rolle.Gemäss vergleichbaren Studien aus verschiedenen Län<strong>der</strong>n werden 5 –15% <strong>der</strong>befragten Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler wöchentlich o<strong>der</strong> öfters geplagt. Sie s<strong>in</strong>ddeshalb als <strong>Mobb<strong>in</strong>g</strong>-Opfer zu bezeichnen. Knapp die Hälfte <strong>der</strong> Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong>Schüler ist e<strong>in</strong>deutig nicht am Plagen beteiligt <strong>und</strong> ungefähr e<strong>in</strong> Viertel kann Opfer,Täter o<strong>der</strong> Opfer-Täter se<strong>in</strong>. (Alsaker, Quälgeister <strong>und</strong> ihre Opfer, 2003, S. 61 ff.)jede/-r sechsteSchüler/-<strong>in</strong> betroffenIn <strong>der</strong> Regel herrscht die Me<strong>in</strong>ung vor, <strong>Gewalt</strong>vorkommnisse unter K<strong>in</strong><strong>der</strong>n fändenvor allem auf dem Schulweg statt. Untersuchungen von Olweus bestätigen dieseAnsicht nicht, im Gegenteil: Innerhalb <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> wurden doppelt so viele Schüler<strong>und</strong> Schüler<strong>in</strong>nen gemobbt wie auf dem Schulweg. Die <strong>Schule</strong> selber ist zweifellos<strong>der</strong> Ort, an dem von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n o<strong>der</strong> <strong>Jugend</strong>lichen am meisten gemobbt wird. In Fällenvon <strong>Mobb<strong>in</strong>g</strong> auf dem Schulweg erhalten Betroffene allerd<strong>in</strong>gs bedeutend wenigerHilfe als <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong>. Täter<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Täter plagen oft jüngere Opfer, meistens dort,wo die Aufsicht durch Erwachsene nur bed<strong>in</strong>gt o<strong>der</strong> gar nicht vorhanden ist.MarkusMarkus besucht die 1. Klasse <strong>der</strong> Realschule. Seit Wochen s<strong>in</strong>d se<strong>in</strong>e Klei<strong>der</strong>beschmutzt, wenn er von <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> nach Hause kommt. E<strong>in</strong>mal waren siesogar zerrissen. Auf Nachfragen reagiert Markus ausweichend, erzählt von Missgeschickeno<strong>der</strong> kle<strong>in</strong>en Raufereien.Gegenüber den Eltern ist Markus sehr aufbrausend. Auch auf se<strong>in</strong>e Geschwisterreagiert er ungewohnt heftig <strong>und</strong> aggressiv. Markus' bisher fröhliche, unbeschwerte<strong>und</strong> spontane Natur ist e<strong>in</strong>em mürrischen, jähzornigen <strong>und</strong> verschlossenenVerhalten gewichen, ohne dass dafür von aussen gesehen nachvollziehbareGründe erkennbar s<strong>in</strong>d.Als dann auch das Semesterzeugnis extrem schlecht ausfällt, wird den Elternklar, dass mit ihrem Sohn etwas nicht stimmt.


91.4 Warum geschieht <strong>Mobb<strong>in</strong>g</strong>?Gängige Annahmen besagen, dass <strong>Mobb<strong>in</strong>g</strong> vor allem durch übergrosse Klasseno<strong>der</strong> bei starkem Leistungsdruck <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er <strong>Schule</strong> ausgelöst wird. Olweus wi<strong>der</strong>sprichtauch diesen Vorstellungen. Auffallend bei Untersuchungen von Horst Kasperist, dass sich die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit von <strong>Mobb<strong>in</strong>g</strong>-Vorkommnissen von <strong>Schule</strong> zu<strong>Schule</strong> <strong>und</strong> <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong>selben Institution von Klasse zu Klasse deutlich unterscheidenkann. Offensichtlich s<strong>in</strong>d verschiedene Faktoren an <strong>der</strong> Entstehung von<strong>Mobb<strong>in</strong>g</strong> beteiligt.<strong>Mobb<strong>in</strong>g</strong> entsteht,- wenn <strong>in</strong> Klassen <strong>und</strong> <strong>Schule</strong>n das soziale Klima von Misstrauen, Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzungen<strong>und</strong> Machtkämpfen geprägt ist.- wenn ke<strong>in</strong>e Regeln für e<strong>in</strong>en respektvollen Umgang mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> bestehen o<strong>der</strong>vorhandene Regeln nicht konsequent durchgesetzt werden.- wenn auf Konflikte mit Schuldzuweisung statt lösungsorientiert reagiert wird.- wenn nicht geklärt ist, wer Grenzen setzt <strong>und</strong> bei Übertretungen e<strong>in</strong>greift.- wenn emotionale Unterstützung für Opfer <strong>und</strong> Täter/-<strong>in</strong> fehlt.<strong>Mobb<strong>in</strong>g</strong> kann auch durch problematische persönliche Haltungen von Täter<strong>in</strong>nen/Tätern bee<strong>in</strong>flusst se<strong>in</strong>:- Fremdenfe<strong>in</strong>dlichkeit, Rassismus, Neid- Hang zu Ausgrenzung <strong>und</strong> Machtausübung o<strong>der</strong> Machtmissbrauch- Suche nach Sündenböcken bei eigenem Versagen- Neigung zum Missbrauch eigener Macht/Stärke.gespannteBeziehungenproblematischeHaltungenÜber die bereits genannten E<strong>in</strong>flüsse h<strong>in</strong>aus kann z.B. die Zusammensetzung e<strong>in</strong>erKlasse zur Entstehung von <strong>Mobb<strong>in</strong>g</strong> beitragen, <strong>in</strong>dem «unverträgliche» Persönlichkeitstypenaufe<strong>in</strong>an<strong>der</strong> treffen. Auch starre Rollenzuschreibungen (Sündenbock,Klassenbeste/-r, Klassenclown, Anführer/-<strong>in</strong> etc.) <strong>in</strong> den Klassen durch die Lehrpersoneno<strong>der</strong> Mitschüler/-<strong>in</strong>nen för<strong>der</strong>n <strong>Mobb<strong>in</strong>g</strong>.


10E<strong>in</strong> vorhandenes <strong>Mobb<strong>in</strong>g</strong>-Risiko wird verstärkt, wenn erste Übergriffe durch dieTäter/-<strong>in</strong>nen ke<strong>in</strong>e o<strong>der</strong> diffuse Reaktionen von Eltern, Lehrpersonen o<strong>der</strong> Gleichaltrigenzur Folge haben. Täter/-<strong>in</strong>nen fühlen sich dadurch <strong>in</strong> ihrem Verhaltenbestärkt, <strong>in</strong>dem sie den «Sieg» über ihr Opfer ohne o<strong>der</strong> mit wenig negativen Folgenerreicht haben.Zudem werden Kontrollmechanismen gegen bisher «neutrale» Beobachter wieKlassenkamerad(<strong>in</strong>n)en o<strong>der</strong> Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler an<strong>der</strong>er Klassengeschwächt, wodurch bei diesen die Hemmschwelle zur <strong>Gewalt</strong> bröckelt. Schleichendentwickelt sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Klasse <strong>und</strong> schliesslich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er <strong>Schule</strong> e<strong>in</strong> verän<strong>der</strong>tesGefühl <strong>der</strong> persönlichen Verantwortlichkeit bei <strong>Gewalt</strong>vorkommnissen, gepaart mits<strong>in</strong>ken<strong>der</strong> E<strong>in</strong>fühlsamkeit gegenüber dem Opfer.Daraus kann sich e<strong>in</strong>e Dynamik <strong>in</strong> Klassen o<strong>der</strong> ganzen <strong>Schule</strong>n (auch ausserschulischenGruppen) entwickeln, <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Mobb<strong>in</strong>g</strong> quasi als Naturgesetz ersche<strong>in</strong>t:unklare ReaktionenfehlendesVerantwortungsgefühlungünstigeKonfliktlösungen- Man unternimmt alles, um nicht selber <strong>in</strong> die Aussenseiterrolle zu geraten o<strong>der</strong>gar <strong>Mobb<strong>in</strong>g</strong>-Opfer zu werden.- <strong>Mobb<strong>in</strong>g</strong> ist erlaubt, da offensichtlich niemand etwas unternimmt.- Das Bewusstse<strong>in</strong> für Unrecht schw<strong>in</strong>det.- Das Opfer ist ja selbst schuld (Warum verhält sich <strong>der</strong>/die auch so unmöglich!)<strong>und</strong> darf verletzt werden.Nach den bereits erwähnten Untersuchungen sche<strong>in</strong>t es tatsächlich so zu se<strong>in</strong>,dass von Lehrer<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Lehrern verhältnismässig wenig unternommen wird, um<strong>Mobb<strong>in</strong>g</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> zu stoppen. Warum? <strong>Mobb<strong>in</strong>g</strong> spielt sich oft im Verborgenenab <strong>und</strong> was Lehrpersonen mitbekommen, ist nur e<strong>in</strong> Bruchteil dessen, was tatsächlichgeschieht. Viele wissen zu wenig über <strong>Mobb<strong>in</strong>g</strong> <strong>und</strong> welche Folgen es für alle Beteiligtenhaben kann. Schliesslich fehlen <strong>in</strong> <strong>Schule</strong>n oft Kenntnisse darüber, wie aufaggressives Verhalten <strong>und</strong> bei gespannten Beziehungen wirkungsvoll reagiertwerden kann. Damit ist auch kaum Unterstützung durch das Team o<strong>der</strong> die Schulleitungmöglich.Eltern s<strong>in</strong>d sich des Problems kaum bewusst, da sie mit ihren K<strong>in</strong><strong>der</strong>n nur wenigdarüber sprechen. Dies gilt vor allem dort, wo K<strong>in</strong><strong>der</strong> o<strong>der</strong> <strong>Jugend</strong>liche <strong>Mobb<strong>in</strong>g</strong>täters<strong>in</strong>d. Gleichaltrige s<strong>in</strong>d überfor<strong>der</strong>t, müssen ihre eigene Haut retten <strong>und</strong> beteiligensich o<strong>der</strong> bleiben zum<strong>in</strong>dest passiv. Das Opfer ist somit alle<strong>in</strong>, hilf- <strong>und</strong> schutzlosallen Schikanen <strong>und</strong> <strong>Gewalt</strong>akten ausgeliefert.<strong>Mobb<strong>in</strong>g</strong> bei K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>und</strong> <strong>Jugend</strong>lichen <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> entsteht also nicht durch Des<strong>in</strong>teressevon Lehrpersonen, Schulleitungen o<strong>der</strong> Schulbehörden am Thema«<strong>Mobb<strong>in</strong>g</strong>». Es s<strong>in</strong>d fehlende Gegenmassnahmen bei Übergriffen, die dazu führen,dass sich <strong>Mobb<strong>in</strong>g</strong> entwickeln <strong>und</strong> ausbreiten kann. Im schlimmsten Fall werdenausbleibende Interventionen als Zustimmung zu Angriffen verstanden <strong>und</strong> verschärfendamit die <strong>Mobb<strong>in</strong>g</strong>-Situation.ke<strong>in</strong>eGegenmassnahmenbei ÜbergriffenKonflikte zwischen K<strong>in</strong><strong>der</strong>n s<strong>in</strong>d zwar Teil ihrer sozialen Entwicklung. Damit sie abernicht eskalieren, sich verfestigen, <strong>in</strong> Unterdrückung <strong>und</strong> Diskrim<strong>in</strong>ierung münden,braucht es Grenzen <strong>und</strong> Regeln. Zur E<strong>in</strong>haltung <strong>und</strong> Durchsetzung ist aktives E<strong>in</strong>greifenvon Lehrpersonen, Mitschüler(<strong>in</strong>ne)n o<strong>der</strong> Eltern nötig. Selbstverständlichmuss <strong>der</strong> konstruktive Umgang mit Konflikten o<strong>der</strong> Me<strong>in</strong>ungsverschiedenheiten Teil<strong>der</strong> Erziehung im Elternhaus <strong>und</strong> Unterrichtsthema <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> se<strong>in</strong>.


11Stellt sich noch die Frage, welche Bedeutung <strong>der</strong> Persönlichkeit von Täter(<strong>in</strong>ne)n<strong>und</strong> Opfern beizumessen ist. Gibt es Menschen – K<strong>in</strong><strong>der</strong> o<strong>der</strong> Erwachsene –, diestärker zu <strong>Mobb<strong>in</strong>g</strong> neigen resp. eher Opfer von <strong>Mobb<strong>in</strong>g</strong> werden als an<strong>der</strong>e? DieVerhaltensforschung geht davon aus, dass 75% des menschlichen Verhaltens vomjeweiligen Kontext geprägt s<strong>in</strong>d: Lebensbewältigungs-Ressourcen – auch solche fürKonfliktsituationen – s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie vom sozialen Umfeld, z.B. vom Beziehungsnetz,bee<strong>in</strong>flusst. Je<strong>der</strong> Mensch kann durch <strong>Mobb<strong>in</strong>g</strong> zu Schaden kommen, weildurch das Versagen des Umfelds die Bewältigung dieser Krise nicht gel<strong>in</strong>gt.Bei <strong>der</strong> Suche nach <strong>Mobb<strong>in</strong>g</strong>-Ursachen auf spezielle Eigenarten e<strong>in</strong>er Person zuschliessen, birgt vor allem <strong>in</strong> Bezug auf die Opfer das Risiko, Ursache <strong>und</strong> Wirkungzu verwechseln. Lang dauernde <strong>Mobb<strong>in</strong>g</strong>-Prozesse bee<strong>in</strong>trächtigen das Selbstwertgefühlvon Opfern sehr stark <strong>und</strong> können sogar zu Persönlichkeitsstörungenführen. Wenn die Umgebung auf <strong>Mobb<strong>in</strong>g</strong> aufmerksam wird, geschieht das oft zue<strong>in</strong>em Zeitpunkt, wo Störungen beim Opfer bereits e<strong>in</strong>getreten s<strong>in</strong>d. Von aussengesehen ist es dann naheliegend, die Folge des <strong>Mobb<strong>in</strong>g</strong>s als dessen Ursache zudeuten. E<strong>in</strong> solcher Irrtum stürzt <strong>Mobb<strong>in</strong>g</strong>-Opfer <strong>in</strong> noch tiefere Verzweiflung.Risiko, Ursache<strong>und</strong> Wirkung zuverwechselnDie Frage, wie es zu <strong>Mobb<strong>in</strong>g</strong> <strong>in</strong> Schulklassen kommt, ist oft nicht e<strong>in</strong>deutig zubeantworten. Viel wichtiger, als die Ursachen zu klären, ist deshalb kluges Handeln,um <strong>Mobb<strong>in</strong>g</strong> erfolgreich zu stoppen.GabiGabis Geburtstag steht bevor. Sie hat alle ihre Mitschüler<strong>in</strong>nen zu e<strong>in</strong>er Partye<strong>in</strong>geladen, obwohl diese sie oft l<strong>in</strong>ks liegen lassen. Zu ihrer Überraschunghaben alle die E<strong>in</strong>ladung angenommen. Voller Vorfreude trifft Gabi die Vorbereitungen<strong>und</strong> hofft, dass die Party zu e<strong>in</strong>er Verbesserung des Verhältnisses mitden Kolleg<strong>in</strong>nen beitragen würde.Am Geburtstag ist zur vere<strong>in</strong>barten Zeit noch niemand aufgetaucht, auch e<strong>in</strong>eViertelst<strong>und</strong>e, e<strong>in</strong>e halbe St<strong>und</strong>e später nicht. Gabi wartet vergeblich auf ihreGäste. Niemand ersche<strong>in</strong>t! Gabi ist sehr verletzt <strong>und</strong> tieftraurig.Am nächsten Tag <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> weichen ihr alle Mitschüler<strong>in</strong>nen aus, beobachtensie jedoch aus den Augenw<strong>in</strong>keln, schauen sie schräg an <strong>und</strong> tuscheln mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong>.Gabi kann sich verständlicherweise nicht dazu durchr<strong>in</strong>gen, die Kolleg<strong>in</strong>nenauf ihr Fernbleiben anzusprechen.


121.5 Wie entwickelt sich <strong>Mobb<strong>in</strong>g</strong>?<strong>Mobb<strong>in</strong>g</strong> folgt e<strong>in</strong>em Ablauf, <strong>der</strong> sich gr<strong>und</strong>sätzlich immer gleich zeigt, auch wennbeteiligte Personen, Ort <strong>und</strong> Art <strong>der</strong> Übergriffe verschieden s<strong>in</strong>d.In <strong>der</strong> Regel besteht <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Gruppe o<strong>der</strong> Organisation bereits e<strong>in</strong>e gespannte,von Misstrauen geprägte Gr<strong>und</strong>stimmung. Meistens s<strong>in</strong>d unverarbeitete Konfliktedie Ursache dafür, aber niemand unternimmt etwas dagegen, teilweise ausAngst vor unangenehmen <strong>und</strong> unabsehbaren Folgen, teils auch aus Bequemlichkeit.Misstrauen alsGr<strong>und</strong>stimmung1. Konflikt: E<strong>in</strong> neuer Konflikt kann <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er von Misstrauen geprägten Atmosphärezum Auslöser für e<strong>in</strong>en <strong>Mobb<strong>in</strong>g</strong>-Prozess werden. Manchmal bieten Menschen,die neu zu e<strong>in</strong>er Gruppe gestossen s<strong>in</strong>d, e<strong>in</strong>e Projektions- <strong>und</strong> Angriffsfläche. Siestören das labile Gleichgewicht, vor allem dann, wenn sie an ungeschriebenenGesetzen rütteln, neue Ideen e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen wollen o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>fach «etwas an<strong>der</strong>smachen». Oft ist den Beteiligten nicht bewusst, dass e<strong>in</strong> <strong>Mobb<strong>in</strong>g</strong>-Prozess <strong>in</strong>Gang kommt, da negative Gefühle o<strong>der</strong> Konflikte eben nicht angesprochen <strong>und</strong>geklärt werden. <strong>Mobb<strong>in</strong>g</strong>-Opfer können jedenfalls selten genau beschreiben,wann das <strong>Mobb<strong>in</strong>g</strong> gegen sie begonnen hat.neuer Konflikt alsAuslöser(Die folgenden kursiv gedruckten Abschnitte s<strong>in</strong>d Beispiele aus dem Schulbereich.)Der Zuzug e<strong>in</strong>es Schülers/e<strong>in</strong>er Schüler<strong>in</strong> kann <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Klasse die Gruppendynamik<strong>in</strong> Bewegung br<strong>in</strong>gen <strong>und</strong> Konflikte auslösen.2. Fe<strong>in</strong>dseligkeiten: Die Folge davon s<strong>in</strong>d Fe<strong>in</strong>dseligkeiten <strong>in</strong> Form von Gehässigkeitengegenüber bestimmten Personen, oft gegenüber kritischen, <strong>in</strong>novativenMenschen. Sie werden nun zu Sündenböcken, an denen Frustrationen abreagiertwerden o<strong>der</strong> die man ganz e<strong>in</strong>fach daran h<strong>in</strong><strong>der</strong>n will, an den «bewährten»Zuständen etwas zu än<strong>der</strong>n, gerade wenn es um E<strong>in</strong>fluss <strong>und</strong> Macht geht. Dieursprünglichen Konflikte werden <strong>in</strong> den H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> gedrängt. Es bilden sich Par-ParteienbildungRollenzuschreibung


13teien, Opfer <strong>und</strong> Täter erhalten ihre Rollen. Mythen über das Opfer entstehenunter dem Motto: «Wenn W. nicht wäre, könnten wir besser, schneller arbeiten.»Bei Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schülern ist es eher die Angst vor dem Verlust von Bezugspersonen<strong>in</strong> <strong>der</strong> Peergruppe, die zu <strong>der</strong>artigen Abwehrreaktionen führt. Der o<strong>der</strong>die «Neue» kennt die verschiedenen ungeschriebenen Normen <strong>der</strong> Klasse nochnicht, verhält sich deshalb manchmal «komisch» <strong>und</strong> wird deswegen ausgegrenzt.3. Abwehr: Bei Opfern <strong>der</strong>artiger Angriffe, die meist sehr subtil <strong>und</strong> unauffälliggeschehen, s<strong>in</strong>kt die Motivation <strong>und</strong> steigt die Angst vor Fehlern. Normalerweisewehrt sich die betreffende Person. Sie verlangt Aussprachen, will angehört werden<strong>und</strong> wendet sich gegen unkorrekte Vorwürfe. In <strong>Mobb<strong>in</strong>g</strong>situationen wird ihrjedoch das Recht auf Gehör verwehrt resp. Wi<strong>der</strong>stand negativ ausgelegt.Angst, AbwehrBetroffene Schüler/-<strong>in</strong>nen ziehen sich oft zurück o<strong>der</strong> reagieren mit Aggression.Beides wird wie<strong>der</strong>um als unangemessenes Verhalten e<strong>in</strong>gestuft <strong>und</strong> entsprechenddarauf reagiert.4. Übergriffe: Die nächste Phase ist durch Rechts- <strong>und</strong> Machtübergriffe gekennzeichnet.Niemand will mehr mit <strong>der</strong> gemobbten Person zusammenarbeiten. Siewird nicht mehr akzeptiert <strong>und</strong> respektiert.5. Verunsicherung: Dadurch wird das Opfer zusehends unsicherer, macht Fehler<strong>und</strong> fällt auf. Dies kann sich <strong>in</strong> Überachtsamkeit, Konzentrations- o<strong>der</strong> Artikulationsproblemenäussern. An<strong>der</strong>e ziehen sich zurück <strong>und</strong> machen Dienst nachVorschrift, verweigern die Übernahme weiter gehen<strong>der</strong> Aufgaben.6. Ausgrenzung: Die schlechte Verfassung des Opfers, die ja erst durch <strong>Mobb<strong>in</strong>g</strong>entstanden ist, dient zur Rechtfertigung weiter gehen<strong>der</strong> Ausgrenzungs-Aktionen.Da gewohnte Abläufe durch Fehler des Opfers zusehends gestört werden, empf<strong>in</strong>detman die gemobbte Person mehr <strong>und</strong> mehr als lästig.Rechts-/MachtübergriffeFehler, RückzugverstärkteAusgrenzungSchulprobleme, zum Beispiel schwache Leistungen (schulische Überfor<strong>der</strong>ung)o<strong>der</strong> auch überdurchschnittliche Leistungen (schulische Unterfor<strong>der</strong>ung beiHochbegabung) sowie häufiges Fernbleiben vom Unterricht können bei K<strong>in</strong><strong>der</strong>n<strong>und</strong> <strong>Jugend</strong>lichen die Folgen <strong>der</strong> Ausgrenzung se<strong>in</strong>. Auch Lehrpersonen nehmenspätestens zu diesem Zeitpunkt e<strong>in</strong> gemobbtes K<strong>in</strong>d oft als «schwierig» wahr.Wird die Ursache <strong>der</strong> Probleme nicht erkannt o<strong>der</strong> falsch <strong>in</strong>terpretiert, könnenauch Lehrpersonen bewusst o<strong>der</strong> unbewusst das <strong>Mobb<strong>in</strong>g</strong> verstärken.7. Krankheit: Die soziale Isolation, die andauernden Vorwürfe <strong>und</strong> Zurückweisungenbelasten die Ges<strong>und</strong>heit des Opfers bis h<strong>in</strong> zu schweren Erkrankungen. DasUnfallrisiko steigt, die Arbeitsleistung s<strong>in</strong>kt <strong>und</strong> Arbeitsausfälle häufen sich.belastete Ges<strong>und</strong>heit,Unfallrisiko8. Fehldiagnosen: Auch <strong>in</strong> dieser Situation f<strong>in</strong>det e<strong>in</strong> <strong>Mobb<strong>in</strong>g</strong>-Opfer oft ke<strong>in</strong> Verständnis,geschweige denn Hilfe. Mangels Kenntnis <strong>der</strong> H<strong>in</strong>tergründe werdenärztliche <strong>und</strong> psychologische Fehldiagnosen gestellt.9. Ausschluss: Die letzte Phase bildet schliesslich <strong>der</strong> Ausschluss aus dem Arbeitsprozess<strong>in</strong> Form von lang dauern<strong>der</strong> Arbeitsunfähigkeit, Frührente o<strong>der</strong> Kündigung.Im Extremfall versuchen <strong>Mobb<strong>in</strong>g</strong>opfer ihre ausweglose Situation mit<strong>Gewalt</strong> gegen an<strong>der</strong>e o<strong>der</strong> sich selbst (Suizid) zu lösen.Selbst wenn erkannt wird, dass e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> das Opfer von <strong>Mobb<strong>in</strong>g</strong> ist,kommt es nicht selten vor, dass das Opfer die Klasse o<strong>der</strong> die <strong>Schule</strong> wechselnmuss <strong>und</strong> nicht die Täter/-<strong>in</strong>nen.KündigungArbeitsunfähigkeitVgl. Kapitel«<strong>Jugend</strong>suizid»/Alarmzeichen


14KatjaKatja hat e<strong>in</strong>en IQ von 140 (Hochbegabung). Ihre schulischen Leistungen s<strong>in</strong>ddurchwegs hervorragend. Katja wird seit Monaten von e<strong>in</strong>er Gruppe Mitschüler<strong>in</strong>nenals Streber<strong>in</strong> bezeichnet. Trotzdem geht sie unbeirrt ihren Weg <strong>und</strong>nimmt ihre schulische Arbeit ernst. Verbalen Attacken folgen nun an<strong>der</strong>e Vorkommnisse:Turnschuhe verschw<strong>in</strong>den, Kleidungsstücke f<strong>in</strong>den sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> WC-Schüssel wie<strong>der</strong>, das Velo steht oft ohne Luft da. Katja wird nie mehr an Partyse<strong>in</strong>geladen, <strong>in</strong> «Geheimnisse» nicht mehr e<strong>in</strong>geweiht. Die Ausgrenzung istoffensichtlich <strong>und</strong> für Katja sehr schmerzlich. Sie wendet sich <strong>in</strong> ihrer Not an denKlassenlehrer.Dieser ist unsicher, wie er angemessen reagieren kann <strong>und</strong> wendet sich anse<strong>in</strong>e Kolleg<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Kollegen. Die Me<strong>in</strong>ungen s<strong>in</strong>d geteilt <strong>und</strong> entsprechendauch die Ratschläge, die er erhält:a) Katja solle sich selber aktiv um Beziehungen zu den Klassenkamerad<strong>in</strong>nenbemühen. Dann werde das schon werden. Aber es brauche natürlich Zeit.b) Die Situation sei ernst zu nehmen. Er solle das Problem mit Katja <strong>und</strong> <strong>der</strong>Klasse besprechen.c) Das Thema <strong>Mobb<strong>in</strong>g</strong> sollte unabhängig von Katjas Situation über längereZeit während des Unterrichts thematisiert werden (eventuell unter Beizugexterner Fachleute).d) Der Umgang mit <strong>der</strong> vielfältigen Klassenzusammensetzung (Heterogenität)müsse angesprochen werden <strong>und</strong> die Lehrperson den Unterricht durch <strong>in</strong>dividualisierendeMassnahmen <strong>der</strong> Situation <strong>in</strong> <strong>der</strong> Klasse anpassen.


151.6 Wie zeigt sich <strong>Mobb<strong>in</strong>g</strong>?Im Wesentlichen handelt es sich bei <strong>Mobb<strong>in</strong>g</strong> um Angriffe auf fünf verschiedenenEbenen:1. Angriffe auf die Möglichkeit, sich mitzuteilenDas <strong>Mobb<strong>in</strong>g</strong>-Opfer wird systematisch daran geh<strong>in</strong><strong>der</strong>t, sich zu äussern. Diesgeschieht direkt über Befehle o<strong>der</strong> nonverbal <strong>und</strong> im Versteckten. Das Opfer wirdübergangen, u.U. <strong>der</strong> Lüge bezichtigt, lächerlich gemacht, bis es verstummt.- Jemanden nicht zu Wort kommen lassen («De<strong>in</strong>e Me<strong>in</strong>ung ist nicht gefragt ...»)- E<strong>in</strong>e Kolleg<strong>in</strong> / e<strong>in</strong>en Kollegen <strong>und</strong> ihr/se<strong>in</strong> Anliegen nicht ernst nehmen («Wasdu denkst <strong>in</strong>teressiert doch niemanden ...»)- Jemandem dauernd <strong>in</strong>s Wort fallen, ihn/sie nicht ausreden lassen- Sich beim Reden abwenden, Zeichen machen, die Augen verdrehen- Andeutungen o<strong>der</strong> Unterstellungen machen («Die <strong>und</strong> krank? Die schwänztdoch e<strong>in</strong>fach wie<strong>der</strong>!»)- Geheimnisse verraten, die ihnen anvertraut wurden- Schadenfreudig lachen, wenn e<strong>in</strong> Missgeschick passiert2. Angriffe auf soziale BeziehungenAuf subtile bis offene Art werden beim <strong>Mobb<strong>in</strong>g</strong> e<strong>in</strong>zelne Personen <strong>in</strong> die Isolationgetrieben, Beziehungen zwischen Opfern <strong>und</strong> an<strong>der</strong>en Gruppenmitglie<strong>der</strong>nuntergraben. Aus Furcht, selber zur Zielscheibe von Angriffen zu werden, wendensich auch neutrale Kolleg(<strong>in</strong>n)en o<strong>der</strong> Fre<strong>und</strong>e ab bzw. gegen das Opfer.verunmöglichteKommunikationIsolation- H<strong>in</strong>ter dem Rücken von jemandem schlecht reden- K<strong>in</strong><strong>der</strong>, die sich mit dem Opfer solidarisieren, unter Druck setzen- An<strong>der</strong>e K<strong>in</strong><strong>der</strong> zu aggressiven Taten gegen das Opfer aufhetzen- Pseudowahrheiten o<strong>der</strong> Pe<strong>in</strong>lichkeiten verbreiten, <strong>in</strong> die Klasse tragen- Ausschluss aus Gruppen- Ausschluss von Anlässen• Partys• Spiele• Gruppenarbeiten3. Angriffe auf das soziale Ansehen<strong>Mobb<strong>in</strong>g</strong> zeigt sich oft dar<strong>in</strong>, dass die Integrität des Opfers mehr <strong>und</strong> mehr zerstörtwird.zerstörte Integrität- H<strong>in</strong>ter dem Rücken schlecht reden- Vor an<strong>der</strong>n lächerlich machen- Blossstellen- Falsche Gerüchte verbreiten- Spott über das Aussehen• Nase• Frisur• Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung• Figur- Unterstellung von Dummheit- Verbreitung von Pseudowahrheiten / Pe<strong>in</strong>lichkeiten


164. Angriffe auf Körper <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitGerade <strong>Mobb<strong>in</strong>g</strong> unter K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>und</strong> <strong>Jugend</strong>lichen zeigt sich oft <strong>in</strong> Übergriffen, diesämtliche Formen körperlicher Belästigung <strong>und</strong> <strong>Gewalt</strong> umfassen.- Körperliche Übergriffe• Stossen• Schlagen• Kneifen• Treten• Be<strong>in</strong> stellen• Tätscheln• Streicheln- Verletzungen zufügen- Sexuelle ÜbergriffeBelästigungen, <strong>Gewalt</strong>5. Angriffe auf die Lebensqualität <strong>in</strong> <strong>Schule</strong> <strong>und</strong> Alltag- Schaden zufügen• Hefte <strong>und</strong> an<strong>der</strong>es Material beschmutzen, zerstören, verstecken• Velo beschädigen• Schuhe/Kleidungsstücke verstecken/zerstören• Schulsachen beschmieren• Druck durch ständige Kritik- Heimweg verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n- Anp<strong>in</strong>keln, Ur<strong>in</strong> tr<strong>in</strong>ken lassen- Demütigungen• SMS, E-Mails, Briefe mit Drohungen o<strong>der</strong> Beleidigungen• Zeichnungen mit Blossstellungen <strong>und</strong> Demütigungen• Znüni wegnehmen, verstecken- Bedrohungen- <strong>Gewalt</strong>androhungmaterielle SchädenDemütigungenDrohungenFreddyFreddy schreit im Unterricht ab <strong>und</strong> zu laut auf, sche<strong>in</strong>bar ohne Gr<strong>und</strong>. Er wirdvom Lehrer als Störer des Unterrichts im Klassenbuch vermerkt.Der Gr<strong>und</strong> für Freddys Verhalten: Er muss sich von Zeit zu Zeit Luft machen,weil er heimlich schikaniert wird. E<strong>in</strong> Kollege hat gemerkt, dass <strong>der</strong> Todestagdes H<strong>und</strong>s se<strong>in</strong>es Onkels mit Freddys Geburtstag übere<strong>in</strong>stimmt. Der Kollegebehauptet nun, das sei e<strong>in</strong> Fall von Seelenwan<strong>der</strong>ung. Die H<strong>und</strong>eseele sei beiFreddys Geburt <strong>in</strong> dessen Körper gefahren.Seither gibt die Klasse für den Lehrer unhörbare Knurrlaute von sich, um Freddyan se<strong>in</strong>e H<strong>und</strong>eseele zu er<strong>in</strong>nern. Freddy fühlt sich beleidigt <strong>und</strong> <strong>in</strong> die Engegetrieben, f<strong>in</strong>det aber ke<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>e Möglichkeit als das Schreien, um se<strong>in</strong>er Wut<strong>und</strong> Hilflosigkeit Ausdruck zu verleihen.


171.7 Cyber-<strong>Mobb<strong>in</strong>g</strong>Immer häufiger setzen Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler auch mo<strong>der</strong>ne Kommunikationsmittelwie Internet <strong>und</strong> Handys e<strong>in</strong>, um an<strong>der</strong>e K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>und</strong> <strong>Jugend</strong>liche zu belästigen,zu beschimpfen, zu bedrohen o<strong>der</strong> lächerlich zu machen. Diese Form des Mobbenswird Cyber-<strong>Mobb<strong>in</strong>g</strong> o<strong>der</strong> Cyber-Bully<strong>in</strong>g genannt. Beide Begriffe werden synonymverwendet.In Chatrooms, sozialen Netzwerken (z. B. Facebook) o<strong>der</strong> auf Videoplattformen(z. B. You Tube) können beleidigende Texte <strong>und</strong> Bil<strong>der</strong> unter e<strong>in</strong>em Pseudonymo<strong>der</strong> «Nicknamen» veröffentlicht werden. Die Anonymität <strong>und</strong> die Tatsache, dassTäter<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Täter das Leid <strong>der</strong> Opfer nicht unmittelbar miterleben, senken dieHemmschwelle. Die Palette an Angriffen über elektronische Medien ist gross:- SMS-Beschimpfungen an das Opfer o<strong>der</strong> Kolleg<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Kollegen versenden- R<strong>und</strong>mails <strong>und</strong> Chatnachrichten mit bösartigen o<strong>der</strong> verleum<strong>der</strong>ischen Inhaltenan viele Adressaten verschicken- Unter dem Namen des Opfers Beleidigungen gegenüber Dritten veröffentlichen- Opfer mit anonymen Anrufen, E-Mails <strong>und</strong> Chatnachrichten belästigen, bedroheno<strong>der</strong> erpressen- Heimlich aufgenommene Bil<strong>der</strong> <strong>und</strong> mit Handys aufgenommene Kurzfilme vonpe<strong>in</strong>lichen Situationen veröffentlichen- Fotomontagen- Sogenannte Hass-Foren eröffnen <strong>und</strong> an<strong>der</strong>e auffor<strong>der</strong>n, das Opfer mit kränkendenKommentaren o<strong>der</strong> sexuellen Anspielungen zu belästigen- Das Opfer <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Fake-Profil (falsches Profil) negativ darstellenCyber-<strong>Mobb<strong>in</strong>g</strong> ist aus verschiedenen Gründen e<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>s schwerwiegende,kränkende <strong>und</strong> belastende Form von Angriff:- Die Anonymität <strong>der</strong> Täter/-<strong>in</strong>nen erhöht die Angst <strong>und</strong> kann e<strong>in</strong> tiefes Misstrauengegenüber an<strong>der</strong>en Menschen auslösen.- Demütigungen <strong>und</strong> Schikanen f<strong>in</strong>den e<strong>in</strong> viel grösseres Publikum als direkteAngriffe. Gr<strong>und</strong>sätzlich können sie sich weltweit verbreiten.- <strong>Mobb<strong>in</strong>g</strong>-Handlungen im Internet können nie mehr mit endgültiger Sicherheit entferntwerden. So besteht das Risiko, dass auch Jahre o<strong>der</strong> Jahrzehnte späterVorgesetzte o<strong>der</strong> spätere Partner/-<strong>in</strong>nen auf beschämende Texte o<strong>der</strong> Bil<strong>der</strong>stossen.- Bei Cyber-Bully<strong>in</strong>g gibt es praktisch ke<strong>in</strong>en geschützten Raum mehr. Angriffes<strong>in</strong>d r<strong>und</strong> um die Uhr möglich, auch zu Hause.Cyber-<strong>Mobb<strong>in</strong>g</strong> ist <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel mit strafbaren Handlungen verb<strong>und</strong>en <strong>und</strong>soll angezeigt werden. Oft kann <strong>der</strong>/die Urheber/-<strong>in</strong> eruiert <strong>und</strong> zur Rechenschaftgezogen werden.Cyber-Bully<strong>in</strong>gAnonymität <strong>der</strong>elektrischen MedienvielfältigeBelästigungenbeson<strong>der</strong>s belastendgrosses Publikumstrafbare Handlungen


18Sabr<strong>in</strong>a, Patrick, Tanja <strong>und</strong> SteffiDie 12-jährige Sabr<strong>in</strong>a probiert heimlich die Unterwäsche ihrer älteren Schwestervor dem Spiegel an <strong>und</strong> fotografiert sich mit ihrem Fotohandy. Das Handykommt <strong>in</strong> die Hände e<strong>in</strong>es Mitschülers <strong>und</strong> damit beg<strong>in</strong>nt e<strong>in</strong> Alptraum. Sabr<strong>in</strong>aerhält ständig SMS-Beschimpfungen, <strong>in</strong> denen sie als «Nutte» o<strong>der</strong> «geileSchlampe» beschimpft wird. Wo sie auftaucht, wird getuschelt. Sabr<strong>in</strong>a möchtesich am liebsten nur noch verkriechen <strong>und</strong> nicht mehr zur <strong>Schule</strong> gehen.Patrick leidet schon seit langer Zeit unter <strong>Mobb<strong>in</strong>g</strong>-Attacken se<strong>in</strong>er Mitschüler.Auf e<strong>in</strong>er Schulreise wird ihm von e<strong>in</strong>igen Klassenkameraden e<strong>in</strong> Brechmittele<strong>in</strong>geflösst. Anschliessend wird er dabei gefilmt, wie er sich übergeben muss.Diese Aufnahmen tauchen kurz darauf im Internet auf. Patrick bricht zusammen<strong>und</strong> versucht, sich das Leben zu nehmen.Die Fre<strong>und</strong>schaft zwischen Tanja <strong>und</strong> Tim zerbrach, weil sich Tanja <strong>in</strong> e<strong>in</strong>enan<strong>der</strong>en Jungen verliebt hatte. Tim rächt sich, <strong>in</strong>dem er Aufnahmen von Tanja<strong>in</strong> erotischen Posen verschickt. Seither bekommt Tanja fast täglich Mails mitbeleidigenden, sexistischen Botschaften.Steffi leidet bereits seit vielen Wochen. Mitschüler<strong>in</strong>nen haben e<strong>in</strong> Forum mitdem Titel «Ich hasse Steffi» e<strong>in</strong>gerichtet. 28 Mitglie<strong>der</strong> haben sich angemeldet<strong>und</strong> e<strong>in</strong>en regelrechten Wettkampf begonnen, Steffi zu beleidigen. So f<strong>in</strong>densich E<strong>in</strong>träge wie «Du hast ke<strong>in</strong>e Fre<strong>und</strong>e mehr», «Lass dich nicht mehr <strong>in</strong> de<strong>in</strong>emWohnort blicken», «Du bist e<strong>in</strong>e beh<strong>in</strong><strong>der</strong>te Schlampe» o<strong>der</strong> «In drei Tagenbist du tot».Quelle: Cyber-<strong>Mobb<strong>in</strong>g</strong>, Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaft K<strong>in</strong><strong>der</strong>- <strong>und</strong> <strong>Jugend</strong>schutz NRW, Drei-W-Verlag, 2010


191.8 Welche Folgen hat <strong>Mobb<strong>in</strong>g</strong>?Die Folgen für <strong>Mobb<strong>in</strong>g</strong>-Opfer s<strong>in</strong>d gravierend. Leichtere mentale Verstimmungenbis h<strong>in</strong> zu psychiatrischen Krankheitsbil<strong>der</strong>n s<strong>in</strong>d auf <strong>der</strong> psychischen Ebene möglich.Auch körperliche Symptome bee<strong>in</strong>trächtigen die Lebensqualität <strong>und</strong> Leistungsfähigkeit<strong>der</strong> Opfer. Durch den Verlust des Selbstwertgefühls, seelische <strong>und</strong> körperlicheErschöpfungszustände ist auch das Privatleben tangiert, <strong>in</strong>dem z.B. Energie<strong>und</strong> Lust für Kontakte im Fre<strong>und</strong>eskreis fehlen. Damit dehnt sich die Isolation von<strong>Mobb<strong>in</strong>g</strong>-Opfern über den Schulbereich h<strong>in</strong>aus auf private Beziehungen aus.Oft leiden <strong>Mobb<strong>in</strong>g</strong>-Opfer lebenslang an den Folgen ihrer traumatischen Erfahrungen:Die Neigung zu suchtartigen Verhaltensweisen <strong>und</strong> Suizidalität, herabgesetztekörperliche Wi<strong>der</strong>standsfähigkeit o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e erhöhte Aggressionsbereitschaft zeigensich bei Menschen mit <strong>Mobb<strong>in</strong>g</strong>-Erfahrungen.Verlust desSelbstwertgefühlsKrankheit, Sucht,Suizidalität<strong>Mobb<strong>in</strong>g</strong> h<strong>in</strong>terlässt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Seele tiefe W<strong>und</strong>en. Bei erwachsenen <strong>Mobb<strong>in</strong>g</strong>-Opferns<strong>in</strong>d die Langzeitfolgen oft gravieren<strong>der</strong> als bei K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>und</strong> <strong>Jugend</strong>lichen.Offenbar normalisiert sich nämlich die Situation für viele jugendliche <strong>Mobb<strong>in</strong>g</strong>-Opferim Erwachsenenalter. Dies ist u.a. darauf zurückzuführen, dass sie nun bedeutendmehr Freiheiten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Wahl von Bezugspersonen <strong>und</strong> Lebensraum haben. Trotzdems<strong>in</strong>d bei ehemaligen <strong>Mobb<strong>in</strong>g</strong>-Opfern folgende Merkmale festzustellen:• Sie s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel schneller nie<strong>der</strong>geschlagen.• Sie haben e<strong>in</strong> schwächeres Selbstwertgefühl.• Sie entwickeln e<strong>in</strong>e Gr<strong>und</strong>haltung des Misstrauens gegenüber an<strong>der</strong>en Menschen.MisstrauenWenn ke<strong>in</strong>e Folgeschäden <strong>in</strong> Form von e<strong>in</strong>geschränkter Arbeitsfähigkeit zurückgebliebens<strong>in</strong>d, so genügen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel mobb<strong>in</strong>gähnliche E<strong>in</strong>zelfälle, um bei ehemaligenOpfern erneut entsprechende Symptome auszulösen!


20FabianFabian erhält von se<strong>in</strong>em Cous<strong>in</strong> Sven e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>ladung für Computerspiele beisich zu Hause. Normalerweise erlebt Fabian regelmässig Schikanen durchSven <strong>und</strong> dessen Fre<strong>und</strong>e. Umso mehr freut er sich auf den Spielnachmittag<strong>und</strong> macht sich arglos auf den Weg.Kaum haben die beiden Knaben mit dem Spiel begonnen, tauchen zwei vonSvens Fre<strong>und</strong>en auf, e<strong>in</strong>er als Samurai mit Schwert gekleidet <strong>und</strong> ausgerüstet.Sie überreden Fabian zu e<strong>in</strong>em Samurai-Spiel im Garten. Trotz <strong>der</strong> kalten Jahreszeitverlangen sie, dass er ohne Jacke <strong>und</strong> Schuhe <strong>in</strong>s Freie kommt.Dort zw<strong>in</strong>gen sie ihn zu erniedrigenden Handlungen, z.B. muss er allen dreiKnaben die Füsse küssen. Das üble Spiel endet mit e<strong>in</strong>er Sche<strong>in</strong>h<strong>in</strong>richtung:E<strong>in</strong>er von Svens Fre<strong>und</strong>en setzt e<strong>in</strong>e ungeladene Kle<strong>in</strong>kaliberwaffe auf FabiansStirn <strong>und</strong> drückt ab.Auch sonst ist Fabian <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> täglich irgendwelchen Quälereien durchMitschüler ausgesetzt.


212. <strong>Mobb<strong>in</strong>g</strong> – Was kann die <strong>Schule</strong> dagegen tun?2.1 Gr<strong>und</strong>sätze für Prävention <strong>und</strong> InterventionElementare Voraussetzung für optimales Lernen ist e<strong>in</strong> angstfreies Klima, verb<strong>und</strong>enmit gegenseitiger Akzeptanz <strong>und</strong> Wohlbef<strong>in</strong>den für alle Mitglie<strong>der</strong> des Systems<strong>Schule</strong>. E<strong>in</strong>e hohe soziale Schulqualität schafft überhaupt erst die Möglichkeit, dassSchüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler Offenheit <strong>und</strong> Bereitschaft fürs Lernen entwickeln können.Sie entscheidet also letztlich über den Lernerfolg. Gleichzeitig ist sie <strong>der</strong> zentraleschulische E<strong>in</strong>flussfaktor im Schulbereich auf die Entstehung von <strong>Mobb<strong>in</strong>g</strong> <strong>und</strong><strong>Gewalt</strong> <strong>in</strong> jeglicher Ausprägung.soziale Schulqualität<strong>Mobb<strong>in</strong>g</strong> untergräbt die Beziehungsqualität <strong>in</strong> Klassen <strong>und</strong> <strong>Schule</strong>n. Nicht nur Opferleiden unter <strong>der</strong> Situation. Auch die unbeteiligten Zuschauer fühlen sich verunsichert<strong>und</strong> bedroht, wenn e<strong>in</strong>zelne Schüler<strong>in</strong>nen o<strong>der</strong> Schüler Macht ausüben können <strong>und</strong>an<strong>der</strong>e quälen, ohne dass ihr Handeln gestoppt <strong>und</strong> sanktioniert wird. <strong>Mobb<strong>in</strong>g</strong>- <strong>und</strong><strong>Gewalt</strong>prävention ist so gesehen e<strong>in</strong>e pädagogische <strong>und</strong> lernpsychologische Notwendigkeit.geme<strong>in</strong>samakzeptierte HaltungDie Voraussetzung für erfolgreiche <strong>Mobb<strong>in</strong>g</strong>-Prävention ist, dass sämtliche Aktivitätenauf e<strong>in</strong>er geme<strong>in</strong>sam akzeptierten Haltung abgestützt s<strong>in</strong>d. Alle Lehrpersonen,Schulleitung <strong>und</strong> Schulbehörde (<strong>und</strong> auch die Eltern) müssen sich dar<strong>in</strong> e<strong>in</strong>ig se<strong>in</strong>,dass sie angemessenes soziales Verhalten im Schulrahmen optimal durchsetzenwollen. Lehrpersonen <strong>und</strong> Schulleitung e<strong>in</strong>igen sich auf geme<strong>in</strong>same Werte <strong>und</strong> Normenals Gr<strong>und</strong>lage ihres Handelns im Bereich <strong>Mobb<strong>in</strong>g</strong>- <strong>und</strong> <strong>Gewalt</strong>prävention <strong>und</strong>Intervention. Sie entwickeln e<strong>in</strong>e konstruktive, lösungsorientierte Haltung betreffend Umgangmit aggressivem Verhalten <strong>und</strong> Konflikten.WertelösungsorientierterUmgang mit Konflikten Sie verstehen <strong>Gewalt</strong>prävention als Beitrag zur Erhaltung <strong>der</strong> Schulqualität.


22Präventionsaktivitäten <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> <strong>und</strong> von LehrpersonenAllgeme<strong>in</strong>e Akzeptanz müssen vor allem auch die entsprechenden Massnahmenf<strong>in</strong>den. Lehrpersonen <strong>der</strong> verschiedenen Stufen, Klassen <strong>und</strong> Unterrichtsfächerhalten sich verb<strong>in</strong>dlich an geme<strong>in</strong>sam vere<strong>in</strong>barte Themen <strong>und</strong> Zielsetzungen zur<strong>Gewalt</strong>prävention <strong>in</strong> ihrem Unterricht/ihrer Klasse <strong>und</strong> auf Schulhausebene. Statt«Kampf gegen <strong>Mobb<strong>in</strong>g</strong> <strong>und</strong> <strong>Gewalt</strong>» steht dabei <strong>der</strong> geme<strong>in</strong>same E<strong>in</strong>satz fürpositive Beziehungen, für Respekt im Umgang mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong>, für Sicherheit <strong>und</strong>Wohlbef<strong>in</strong>den im Zentrum. Damit <strong>Mobb<strong>in</strong>g</strong>-Prävention gel<strong>in</strong>gt <strong>und</strong> leistbar ist, s<strong>in</strong>dfolgende Aspekte zu berücksichtigen:verb<strong>in</strong>dliche Themen<strong>und</strong> Ziele Präventionsaktivitäten werden nach Kriterien <strong>der</strong> Wirksamkeit ausgewählt, geplant<strong>und</strong> umgesetzt. Sie s<strong>in</strong>d auf Beziehungsgestaltung ausgerichtet, vermitteln E<strong>in</strong>stellungen un<strong>der</strong>möglichen Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g <strong>und</strong> Anwendung von prosozialem Verhalten, das auch denUmgang mit schwierigen Situationen e<strong>in</strong>schliesst. Sie erweitern das Verhaltensrepertoire von Schüler<strong>in</strong>nen/Schülern <strong>und</strong> ihrenLehrpersonen zur Lösung von Konflikten.BeziehungsgestaltungVerhaltenstra<strong>in</strong><strong>in</strong>gKonfliktmanagement Sie s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> die Gestaltung des Schulalltags e<strong>in</strong>gebettet. (Isolierte Projekte o<strong>der</strong><strong>Mobb<strong>in</strong>g</strong> als theoretisches Unterrichtsthema s<strong>in</strong>d nur bed<strong>in</strong>gt wirksam.)<strong>Mobb<strong>in</strong>g</strong>- <strong>und</strong> <strong>Gewalt</strong>prävention wirkt aber letztlich nur dann, wenn die gewähltenAktivitäten von Lehrer<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Lehrern aus Überzeugung <strong>und</strong> mit hohem Engagementdurchgeführt werden <strong>und</strong> langfristig angelegt s<strong>in</strong>d.Wirkung dank überzeugtemHandelnRegelungen, SanktionenRegeln s<strong>in</strong>d ke<strong>in</strong> Repressions<strong>in</strong>strument, son<strong>der</strong>n e<strong>in</strong> verb<strong>in</strong>dlicher Orientierungsrahmen,<strong>der</strong> allen Beteiligten Sicherheit bezüglich ihres Verhaltens gibt. Schulregelnmit hoher Akzeptanz werden nicht «von oben» verordnet, son<strong>der</strong>n geme<strong>in</strong>sam vonLehrpersonen, Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schülern, Behörden, Hauswartpersonal <strong>und</strong> Elternerarbeitet. Dabei s<strong>in</strong>d wenige Regeln, die tatsächlich durchgesetzt werden, wirkungsvollerals e<strong>in</strong> detailliertes, unübersichtliches Regelwerk.wenige aber durchgesetzteRegeln Jedes Schulhaus o<strong>der</strong> jede <strong>Schule</strong> def<strong>in</strong>iert griffige Regeln bezüglich angemessenen,zwischenmenschlichen Verhaltens im Schulrahmen sowie Sanktionen<strong>und</strong> Massnahmen bei Regelverstössen. Schüler/-<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Lehrpersonen sowie Externe kennen die Regeln <strong>und</strong> haltensich verb<strong>in</strong>dlich daran. Regeln bezüglich sozialen Verhaltens s<strong>in</strong>d Teil e<strong>in</strong>es allgeme<strong>in</strong>en Regelwerks<strong>der</strong> <strong>Schule</strong>, welches dazu dient, e<strong>in</strong>e verb<strong>in</strong>dlich erklärte Ordnung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Organisationaufrechtzuerhalten.


23Früh<strong>in</strong>terventionLehrpersonen, Schulleitung sowie Schulbehörden müssen adäquate Interventionenplanen <strong>und</strong> durchführen, wenn sie e<strong>in</strong>e problematische Entwicklung, zum Beispielregelmässiges aggressives Verhalten, Plagen <strong>und</strong> Ausgrenzungen wahrnehmen.Beobachtete Verän<strong>der</strong>ungen e<strong>in</strong>zuordnen <strong>und</strong> angemessen zu reagieren verlangtF<strong>in</strong>gerspitzengefühl <strong>und</strong> e<strong>in</strong> professionelles Vorgehen. E<strong>in</strong> Früh<strong>in</strong>terventionskonzept (Handlungsplan) schafft Sicherheit. Es def<strong>in</strong>iertZeitpunkt <strong>und</strong> Art von Interventionen sowie die Zusammenarbeit mit Schulleitung,Kollegium, Schulsozialarbeit, schulpsychologischem Dienst, Behörden, Eltern<strong>und</strong> externen Institutionen.Früherkennungskonzept Die Lehrpersonen müssen wissen, wann die Erziehungsberechtigten <strong>und</strong> dieBehörden <strong>in</strong>formiert <strong>und</strong> e<strong>in</strong>bezogen werden müssen bzw. welche <strong>in</strong>ternen <strong>und</strong>externen Hilfen zu welchem Zeitpunkt beigezogen werden können o<strong>der</strong> müssen. Lehrer<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Lehrer s<strong>in</strong>d Früherfasser/-<strong>in</strong>nen. Sie übernehmen ke<strong>in</strong>e therapeutischenAufgaben. Sie müssen ihre persönlichen Grenzen sowie jene ihrerBerufsrolle kennen <strong>und</strong> akzeptieren. Das heisst, dass sie frühzeitig die Schulsozialarbeit,externe Fachstellen sowie Behörden <strong>und</strong> Eltern <strong>in</strong> die Verantwortung<strong>und</strong> Intervention e<strong>in</strong>beziehen.persönliche GrenzenanerkennenUnterstützungPrävention ist e<strong>in</strong> Auftrag, <strong>der</strong> im Verb<strong>und</strong> geleistet werden muss. <strong>Schule</strong>n s<strong>in</strong>d <strong>in</strong><strong>der</strong> Prävention <strong>und</strong> bei Interventionen auf externes Know-how angewiesen. DiePflege <strong>der</strong> Beziehungen mit ausserschulischen Institutionen <strong>und</strong> Fachstellen br<strong>in</strong>gtEntlastung. <strong>Schule</strong>n sollen zur Planung <strong>und</strong> Durchführung von Präventionsprojektendie Unterstützung durch Präventionsfachstellen <strong>und</strong> -fachpersonen beanspruchen.E<strong>in</strong>e grosse Bedeutung hat zudem die Zusammenarbeit mit den Eltern. Für gel<strong>in</strong>gendePräventionsansätze ist es wichtig, dass diese von den Eltern unterstützt,zum<strong>in</strong>dest jedoch nicht beh<strong>in</strong><strong>der</strong>t werden.Know-how <strong>und</strong>Unterstützung vonaussen


242.2 Ansätze zur PräventionErhebungenUm entscheiden zu können, welche Vorhaben umgesetzt werden sollen, ist es hilfreich,e<strong>in</strong> realistisches Bild <strong>der</strong> aktuellen Situation zu <strong>Mobb<strong>in</strong>g</strong> <strong>und</strong> <strong>Gewalt</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong><strong>Schule</strong> zu erhalten. Dazu eignen sich schriftliche Umfragen mit Hilfe von bestehendeno<strong>der</strong> selber zusammengestellten Erhebungsbogen. Die SMOB-Erhebung (Schüler/-<strong>in</strong>nen-<strong>Mobb<strong>in</strong>g</strong>-Erhebung) von Horst Kasper ist e<strong>in</strong> mögliches, wenn auch ziemlichaufwendiges Verfahren. (Siehe Literaturliste.)UmfragenVerträgeE<strong>in</strong>e Antimobb<strong>in</strong>g-Konvention o<strong>der</strong> ganz e<strong>in</strong>fach geme<strong>in</strong>sam entwickelte Regeln mitMassnahmen bei Verstössen s<strong>in</strong>d wichtige Orientierungsmittel für alle Beteiligten.Sie br<strong>in</strong>gen den geme<strong>in</strong>samen Willen zum Ausdruck, wie Schüler/-<strong>in</strong>nen, Lehrpersonen,Hauswarte <strong>und</strong> an<strong>der</strong>e Beteiligte e<strong>in</strong>an<strong>der</strong> begegnen. Sie unterstützen dieUmsetzung, stecken den Spielraum ab <strong>und</strong> regeln Verantwortlichkeiten.RegelnKlassenaktivitäten, Schulveranstaltungen<strong>Mobb<strong>in</strong>g</strong>-Prävention f<strong>in</strong>det im Alltag statt, <strong>in</strong> <strong>der</strong> täglichen geme<strong>in</strong>samen Arbeit,beim Spiel <strong>in</strong> <strong>der</strong> Pause. Zur Umsetzung <strong>der</strong> Vere<strong>in</strong>barungen, zum E<strong>in</strong>üben vonneuen Kommunikationsformen o<strong>der</strong> Konfliktlösungsstrategien, zur Pflege von Kontakten<strong>und</strong> Beziehungen über Klassen- <strong>und</strong> Stufengrenzen h<strong>in</strong>weg s<strong>in</strong>d geplante,gezielte Aktivitäten <strong>in</strong> Klassen o<strong>der</strong> mit <strong>der</strong> ganzen <strong>Schule</strong> nötig: z.B. koord<strong>in</strong>ierte,stufengerechte Unterrichtssequenzen zu bestimmten Themen, Gefässe für die Mitsprachevon K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>und</strong> <strong>Jugend</strong>lichen o<strong>der</strong> Erfahrungsaustausch, Konfliktlösungs<strong>in</strong>strumente,Klassentausch, Anlässe <strong>in</strong> altersgemischten Gruppen, geme<strong>in</strong>sameFeiern etc.KommunikationKonfliktbewältigungBeziehungspflegeDas Angebot an Fachliteratur <strong>und</strong> Lehrmitteln mit Anregungen <strong>und</strong> Materialien zurVerbesserung des Schulklimas o<strong>der</strong> von Konfliktlösungsmöglichkeiten ist reichhaltig.(Siehe Literaturliste.)Organisatorische AnpassungenManchmal s<strong>in</strong>d auch auf <strong>der</strong> organisatorischen Ebene Abläufe an<strong>der</strong>s zu regeln, umdas Risiko von <strong>Mobb<strong>in</strong>g</strong> <strong>und</strong> <strong>Gewalt</strong> zu reduzieren. E<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>e Präsenz von Lehrpersonenauf dem Pausenplatz o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e Klassene<strong>in</strong>teilung, die auch unter demAspekt <strong>der</strong> Vermeidung von Konfliktherden vorgenommen wird, kann präventivwirken.geregelte AbläufeBeizug von Fachpersonen o<strong>der</strong> FachstellenIn den letzten Jahren s<strong>in</strong>d verschiedene Projekte entwickelt worden, die <strong>Schule</strong>n beiihren Bemühungen gegen <strong>Gewalt</strong> <strong>und</strong> <strong>Mobb<strong>in</strong>g</strong> unterstützen. Fachpersonen bietenSchulungen an o<strong>der</strong> begleiten Präventions-Projekte. Auch für Krisensituationenbestehen Hilfsangebote.Unterstützung vonaussen


25Katr<strong>in</strong>Die neunjährige Katr<strong>in</strong> ist sportlich, geschickt, <strong>und</strong> schnell, hat e<strong>in</strong> starkesSelbstbewusstse<strong>in</strong> <strong>und</strong> spielt seit dem K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten beson<strong>der</strong>s gern mit gleichaltrigenKnaben.Während <strong>der</strong> dritten Klasse wird sie aber immer häufiger von drei Knaben ihrerKlasse geplagt <strong>und</strong> ausgegrenzt. Auf dem Pausenplatz kreisen sie zum Beispielacht Jungen e<strong>in</strong> <strong>und</strong> richten fiktive Schusswaffen mit entsprechenden Geräuschenauf sie.«Achtung, Verseuchungsgefahr!», «Die st<strong>in</strong>kt, passt auf!» muss sich Katr<strong>in</strong> imSchulalltag immer wie<strong>der</strong> anhören. Auch die Mädchen <strong>der</strong> Klasse distanzierensich mehr <strong>und</strong> mehr von Katr<strong>in</strong>. Dass ihr laufend Gegenstände entwendet o<strong>der</strong>zerstört werden, sie auf dem Schulweg beschimpft <strong>und</strong> ausgelacht wird, daran hatsie sich schon fast gewöhnt. E<strong>in</strong>es Tages trifft <strong>der</strong> Lehrer nach dem Werken mit<strong>der</strong> ganzen Klasse auf e<strong>in</strong>e Wandtafelzeichnung: Kriegsmasch<strong>in</strong>en <strong>und</strong> Panzers<strong>in</strong>d gegen e<strong>in</strong> Mädchen gerichtet; es ist unverkennbar Katr<strong>in</strong> damit geme<strong>in</strong>t.Seit diesem Tag ist Katr<strong>in</strong> häufig krank <strong>und</strong> möchte am liebsten gar nicht mehrzur <strong>Schule</strong> gehen, obwohl ihre aussergewöhnlich guten Leistungen stabil bleiben.Sie erzählt ihrer Grossmutter, dass sie sich auf dem Weg zur <strong>Schule</strong> immerwie<strong>der</strong> überlegt, vor e<strong>in</strong>en Zug o<strong>der</strong> e<strong>in</strong> Auto zu spr<strong>in</strong>gen.


262.3 Und wenns passiert – Möglichkeiten zur InterventionFür jede <strong>Mobb<strong>in</strong>g</strong>-Situation ist die Intervention auf zwei Ziele auszurichten:- Opfer schützen <strong>und</strong> stützen- Täter/-<strong>in</strong> stoppenJe früher <strong>Mobb<strong>in</strong>g</strong>-Vorkommnisse erkannt werden, desto grösser s<strong>in</strong>d die Chancen,ohne Hilfe von aussen e<strong>in</strong>e Lösung zu f<strong>in</strong>den. Wesentlich ist, dass dabei e<strong>in</strong> Vorgehengewählt wird, das sich nicht auf Schuldzuweisungen an Täter/-<strong>in</strong>nen konzentriert.Für das <strong>Mobb<strong>in</strong>g</strong>-Opfer ist es wichtig, ernst genommen zu werden. Es muss spüren,dass es <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er schwierigen Situation nicht alle<strong>in</strong> gelassen wird <strong>und</strong> auf Unterstützungdurch die Lehrperson, die Schulleitung, Eltern <strong>und</strong> Mitschüler/-<strong>in</strong>nen zählenkann.Tätern o<strong>der</strong> Täter<strong>in</strong>nen muss klar signalisiert werden, dass <strong>Mobb<strong>in</strong>g</strong>-Handlungennicht akzeptiert werden <strong>und</strong> sich nicht wie<strong>der</strong>holen dürfen. Sie sollen dabei jedochnicht blossgestellt o<strong>der</strong> bestraft, son<strong>der</strong>n für e<strong>in</strong> Verhalten gewonnen werden, dasweitere Übergriffe ausschliesst. Oft s<strong>in</strong>d sich Täter/-<strong>in</strong>nen nicht bewusst, was ihreHandlungen beim Opfer auslösen. Deshalb muss ihnen erklärt werden, welcheFolgen Ausgrenzung <strong>und</strong> Schikane bei Opfern bewirken.Wenn sich <strong>der</strong> Konflikt noch nicht verhärtet hat <strong>und</strong> das <strong>Mobb<strong>in</strong>g</strong>-Opfer e<strong>in</strong>verstandenist, kann <strong>der</strong> Konflikt auch im Klassenrahmen thematisiert werden. In jedem <strong>Mobb<strong>in</strong>g</strong>-Prozessgibt es Mitläufer/-<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Unbeteiligte. Mit dem Fokus auf die Verbesserungdes Klassenklimas <strong>und</strong> den Gew<strong>in</strong>n, <strong>der</strong> für alle daraus entsteht, könnenMöglichkeiten gesucht werden, das Opfer <strong>in</strong> kritischen Momenten zu unterstützen<strong>und</strong> Täter/-<strong>in</strong>nen zurückzuhalten.FrüherkennungOpfer schützen<strong>Mobb<strong>in</strong>g</strong>-HandlungenstoppenKlassenklimaverbessern<strong>Mobb<strong>in</strong>g</strong> zeigt sich von Fall zu Fall <strong>in</strong> unterschiedlichen Ausprägungen. Deshalb iste<strong>in</strong> gezieltes, abgestimmtes Vorgehen nötig. Folgende Punkte sollten dabei beachtetwerden:- E<strong>in</strong>e Person wird mit <strong>der</strong> Bearbeitung des Falls beauftragt. Das kann z.B. dieKlassenlehrperson se<strong>in</strong>. Wenn <strong>der</strong> <strong>Mobb<strong>in</strong>g</strong>-Prozess weiter fortgeschritten ist, istes s<strong>in</strong>nvoll, e<strong>in</strong>er neutraleren Stelle wie z.B. <strong>der</strong> Schulleitung diese Aufgabe zuübertragen.- Über das konkrete Vorgehen <strong>und</strong> die Ergebnisse von Gesprächen muss für alleBetroffenen <strong>und</strong> Beteiligten Transparenz herrschen. Dies baut Ängste ab <strong>und</strong>schafft Vertrauen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e konstruktive Lösungsf<strong>in</strong>dung.geklärteVerantwortlichkeitTransparenz- Wer auch immer die Verantwortung für die Bearbeitung <strong>der</strong> <strong>Mobb<strong>in</strong>g</strong>-Situationübernimmt: die Absprache mit betroffenen Lehrpersonen, Schulleitung <strong>und</strong>Behörden gibt Sicherheit <strong>und</strong> verh<strong>in</strong><strong>der</strong>t ungünstige Lösungsversuche. Auchexterne Beratungsstellen können kontaktiert werden, um sich betreffend Vorgehensweiseberaten zu lassen.


272.4 K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>und</strong> <strong>Jugend</strong>liche beim Ausstieg unterstützen<strong>Mobb<strong>in</strong>g</strong> geschieht nie überraschend, son<strong>der</strong>n entwickelt sich langsam. In <strong>der</strong> Vorphasekönnen aus unterschiedlichen Interessen o<strong>der</strong> Bedürfnissen von BeteiligtenStreit <strong>und</strong> Fe<strong>in</strong>dschaft entstehen. Wenn ke<strong>in</strong>e Lösungen gef<strong>und</strong>en werden <strong>und</strong>Angriffe sich gegen e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zelne Person richten, beg<strong>in</strong>nt die <strong>Mobb<strong>in</strong>g</strong>-Phase.Angriffe nehmen an Härte zu, die Gruppe <strong>der</strong> Täter/-<strong>in</strong>nen wächst. Für das <strong>Mobb<strong>in</strong>g</strong>-Opferwird die Situation immer bedrohlicher <strong>und</strong> demütigen<strong>der</strong>.In je<strong>der</strong> <strong>der</strong> Phasen e<strong>in</strong>es <strong>Mobb<strong>in</strong>g</strong>-Prozesses können die Beteiligten gr<strong>und</strong>sätzlich«aussteigen». Lehrpersonen können sie dabei unterstützen, <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Mobb<strong>in</strong>g</strong>-Phases<strong>in</strong>d aber auch klare Interventionen nötig.Vorphase <strong>und</strong><strong>Mobb<strong>in</strong>g</strong>-PhaseAn<strong>der</strong>sse<strong>in</strong>E<strong>in</strong>fühlung <strong>in</strong> an<strong>der</strong>e för<strong>der</strong>n, Unterschiedlichkeiten akzeptieren lernen, Fairnessfor<strong>der</strong>nStreit / KonfliktGegenseitige Verständigung unterstützen, Störungen <strong>und</strong> Anliegen <strong>der</strong> Parteiennachfragen, geme<strong>in</strong>sam nach Lösungen suchenFe<strong>in</strong>dschaftZuversicht für Verän<strong>der</strong>ung zeigen, konstruktives Feedback üben, Zusammenarbeit<strong>in</strong> unterschiedlicher Gruppenzusammensetzung för<strong>der</strong>nAbwehrPositive Eigenschaften von Beteiligten würdigen, Unabhängigkeit ermöglichenÜbergriffe (Täter/-<strong>in</strong>nen)Täter konfrontieren <strong>und</strong> Abbruch von Übergriffen for<strong>der</strong>n, Mitläufer zum Ausstiegauffor<strong>der</strong>n, Unbeteiligte zum Intervenieren ermutigenEmpathieUmgang mitUnterschiedenFeedbackUnabhängigkeitAbbruch for<strong>der</strong>n


28Verunsicherung (Opfer)Informationen über Vorfälle e<strong>in</strong>holen, Schulleitung <strong>und</strong> Team orientieren, gesamteKlasse <strong>in</strong> Verän<strong>der</strong>ungsprozess e<strong>in</strong>b<strong>in</strong>denAusgrenzung (Täter/-<strong>in</strong>nen)Abbruch von sämtlichen Formen von Plagen <strong>und</strong> Ausgrenzung for<strong>der</strong>n (aktiv <strong>und</strong>passiv), Verträge abschliessen, Sanktionen androhen, freiwillige Unbeteiligte umUnterstützung des Opfers (evtl. <strong>der</strong> Täter) bitten, durch Partner- <strong>und</strong> GruppenarbeitRe<strong>in</strong>tegration des Opfers för<strong>der</strong>nDauerstress (Opfer)Unterstützung des Opfers organisieren (Eltern, Schulsozialarbeit, Schulpsychologe),angemessene Reaktionen auf Angriffe tra<strong>in</strong>ieren, Wechsel <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> ansprechenAusschluss (Täter/-<strong>in</strong>nen)Dr<strong>in</strong>gen<strong>der</strong> Appell an Täter/-<strong>in</strong>nen zur Beendung aller Angriffe, SchulausschlussandrohenKrankheit (Opfer)Ärztliche o<strong>der</strong> therapeutische Unterstützung anbieten, regelmässige unterstützendeGespräche führen – auch über Positives im Leben, Schulwechsel <strong>in</strong> die Wege leitenInformationensammelnSanktionen androhenfachliche Hilfeanfor<strong>der</strong>nSanktionen umsetzenSchulwechsel <strong>in</strong>Betracht ziehenFür <strong>Mobb<strong>in</strong>g</strong>-Situationen, die sich seit langer Zeit entwickelt haben, wo massiveÜbergriffe erfolgt s<strong>in</strong>d <strong>und</strong> beim Opfer bereits schwerere psychische o<strong>der</strong> körperlicheSymptome auftreten, sollten professionelle, externe Fachpersonen beigezogenwerden, damit K<strong>in</strong><strong>der</strong> o<strong>der</strong> <strong>Jugend</strong>liche nicht durch e<strong>in</strong> Abhängigkeitsverhältnisunter Druck geraten.professionelle Hilfe


29Der «No Blame Approach» hat sich hier als hilfreiches Modell zur Lösung von<strong>Mobb<strong>in</strong>g</strong>-Fällen erwiesen. Im Zentrum steht die Idee, Mitschüler/-<strong>in</strong>nen zur Mithilfezu gew<strong>in</strong>nen. Die Hauptbotschaft <strong>der</strong> Fachperson an die Helfer/-<strong>in</strong>nen lautet: «Ichhabe e<strong>in</strong> Problem, weil es e<strong>in</strong>em K<strong>in</strong>d <strong>in</strong> eurer Klasse sehr schlecht geht. Ich kanndas Problem selber nicht lösen, son<strong>der</strong>n brauche eure Unterstützung. Ihr könnthelfen!»Drei Pr<strong>in</strong>zipien bilden die Gr<strong>und</strong>haltung für den Lösungsprozess:- Ke<strong>in</strong>e Bestrafung- Ke<strong>in</strong>e Versprechungen- Ke<strong>in</strong>e Diskussionen über die VergangenheitDer Ablauf <strong>der</strong> Intervention erfolgt <strong>in</strong> drei Schritten: Vorbereitung, Durchführung <strong>und</strong>Nachbetreuung. Die Durchführungsphase ist wie<strong>der</strong>um <strong>in</strong> fünf Teilschritte geglie<strong>der</strong>t.No-Blame-Approach-AblaufDieser Ansatz ist ausschliesslich für die Anwendung durch Fachpersonen geeignet!VorbereitungInformation <strong>der</strong> Opfer-Eltern <strong>und</strong> LehrpersonenDurchführung1. Erstes Gespräch mit dem Opfer2. Treffen mit <strong>der</strong> Helfer/-<strong>in</strong>nen-Gruppe- Problem erklären (me<strong>in</strong> Problem), ke<strong>in</strong>e Schuldzuweisung- Ke<strong>in</strong>e Diskussion über die Vergangenheit- Ke<strong>in</strong>e Strafe, son<strong>der</strong>n geme<strong>in</strong>sam Verantwortung tragen- Was kann jedes Gruppenmitglied tun? Ke<strong>in</strong>e Versprechungen- Ihr schafft das! Verantwortung <strong>der</strong> Gruppe übergeben3. Zweites Gespräch mit dem Opfer nach ca. 1 Woche4. Nachgespräche e<strong>in</strong>zeln mit allen Gruppenmitglie<strong>der</strong>nEvtl. E<strong>in</strong>zel- o<strong>der</strong> Gruppengespräche wie<strong>der</strong>holen5. Abschlussfeier – evtl. Diplom – nach ca. 2 Monaten mit Helfer/-<strong>in</strong>nen-Gruppe,falls e<strong>in</strong>e deutliche Verbesserung erkennbar istNachbetreuungOpfer, Familie, evtl. <strong>Schule</strong>


303. Fachstellen3.1 Fachstellen für <strong>Mobb<strong>in</strong>g</strong>-PräventionUnterstützungsangeboteZEPRAPrävention <strong>und</strong>Ges<strong>und</strong>heitsför<strong>der</strong>ung(ausschliesslich präventiveAktivitäten)W<strong>in</strong>-W<strong>in</strong>-SchulmediationOstschweizKonstruktiver Umgang mitKonflikten <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong>durch MediationPeacemakersAusbildung von <strong>Jugend</strong>lichenzu Friedensstifter(<strong>in</strong>ne)nChiliKonflikttra<strong>in</strong><strong>in</strong>g, Integration<strong>und</strong> <strong>Gewalt</strong>präventionAdressenZEPRAUnterstrasse 22, 9001 St.Gallen071 229 87 60st.gallen@zepra.<strong>in</strong>fowww.zepra.<strong>in</strong>foOtmar Schnei<strong>der</strong>, Markus MurbachMediationsteam, Neugasse 49, 9000 St.Gallen071 222 77 18<strong>in</strong>formation@mediationsteam.chwww.mediationsteam-sg.chNCBI (Schweiz)Alte Landstrasse 89, 8800 Thalwil044 721 10 50schweiz@ncbi.ch, www.ncbi.chSektion Ostschweiz:Carmelita BoariHardungstrasse 5, 9011 St. Gallen071 245 10 21, carmelita.boari@ncbi.chSchweizerisches Rotes Kreuz, chiliRa<strong>in</strong>mattstrasse 10, 3001 Bern031 387 74 20, chili@redcross.chwww.redcross.ch / SRK <strong>in</strong> Aktion / Integration / Chili3.2 Fachstellen für <strong>Mobb<strong>in</strong>g</strong>-InterventionUnterstützungsangeboteRegionalstellen desSchulpsychologischenDienstesKrisen<strong>in</strong>terventionsgruppedes SchulpsychologischenDienstesSystemische <strong>Mobb<strong>in</strong>g</strong>-InterventionAdressenSchulpsychologischer Dienstdes Kantons St.GallenMüller-Friedbergstrasse 34, 9401 Rorschach071 858 71 08spd.zentralstelle@sg.chwww.schulpsychologie-sg.ch / RegionalstellenSchulpsychologischer Dienstdes Kantons St. GallenKrisen<strong>in</strong>terventionsgruppe KIGMüller-Friedbergstrasse 34, 9401 Rorschach0848 0848 48Walter M<strong>in</strong><strong>der</strong>, lic. phil., PsychologeHaselstrasse 33, 5400 Baden056 221 72 42


314. <strong>Mobb<strong>in</strong>g</strong> – Literatur <strong>und</strong> Lehrmittel zur Prävention4.1 Gr<strong>und</strong>lagenliteratur zum Thema «<strong>Mobb<strong>in</strong>g</strong>/<strong>Gewalt</strong>»Alsaker Françoise D.: Quälgeister <strong>und</strong> ihre Opfer – <strong>Mobb<strong>in</strong>g</strong> unter K<strong>in</strong><strong>der</strong>n – <strong>und</strong>wie man damit umgeht, Huber Hans, 2003, ISBN 3456839200Vorhanden <strong>in</strong>Klasse BibliothekB<strong>und</strong>esrat: <strong>Jugend</strong> <strong>und</strong> <strong>Gewalt</strong>, Wirksame Prävention <strong>in</strong> den Bereichen Familie,<strong>Schule</strong>, Sozialraum <strong>und</strong> Medien, B<strong>und</strong>esrat, 2009,www.news.adm<strong>in</strong>.ch/NSBSubscriber/message/attachments/15741.pdf (Dezember 2010)D<strong>in</strong>kmeyer Don / McKay Gary / et al.: step Das Buch für Erzieher/-<strong>in</strong>nen – K<strong>in</strong><strong>der</strong>wertschätzend <strong>und</strong> kompetent erziehen, Cornelsen, 2008, ISBN 3589247053Eisner Manuel / Ribeaud Denis / Jünger Rahel ; Mei<strong>der</strong>t Ursula: Frühpräventionvon <strong>Gewalt</strong> <strong>und</strong> Aggression, 2006, Rüegger, ISBN 3725308802Gugel Günther: Handbuch <strong>Gewalt</strong>prävention II – Für die Sek<strong>und</strong>arstufen <strong>und</strong> dieArbeit mit <strong>Jugend</strong>lichen; Gr<strong>und</strong>lagen – Lernfel<strong>der</strong> – Handlungsmöglichkeiten, Inst.f. Friedenspädagogik, 2009, ISBN 3932444523Gugel Günther: Handbuch <strong>Gewalt</strong>prävention – Für die Gr<strong>und</strong>schule <strong>und</strong> die Arbeitmit K<strong>in</strong><strong>der</strong>n, Gr<strong>und</strong>lagen, Lernfel<strong>der</strong>, Handlungsmöglichkeiten, Inst. f. Friedenspädagogik,2007, ISBN 3932444221Hascher T<strong>in</strong>a / Hersberger Kathr<strong>in</strong> / et. al.: Reagieren, aber wie? – ProfessionellerUmgang mit Aggression <strong>und</strong> <strong>Gewalt</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong>, Haupt Verlag AG, 2003, ISBN325806640XHiller Reg<strong>in</strong>a / Weber Hansueli: Das mobb<strong>in</strong>gfreie Klassenzimmer – E<strong>in</strong> Anti-<strong>Mobb<strong>in</strong>g</strong>-Programm, Anleitung <strong>in</strong> 7 Schritten, Handreichung für Lehrpersonen,Books on Demand GmbH, 2007, ISBN 3833483172Hofmann Franz: Persönlichkeitsstärkung <strong>und</strong> soziales Lernen im Unterricht,B<strong>und</strong>esm<strong>in</strong>isterium für Unterricht, Kunst <strong>und</strong> Kultur AT, 2008,www.bmukk.gv.at/schulen/sb/persoenlichkeitsstaerkung.xmlKessler Doris / Strohmeier Dagmar: <strong>Gewalt</strong>prävention an <strong>Schule</strong>n – Persönlichkeitsbildung<strong>und</strong> soziales Lernen, B<strong>und</strong>esm<strong>in</strong>isterium für Unterricht, Kunst <strong>und</strong> KulturAT, 2009,www.bmukk.gv.at/schulen/sb/gewaltpraevention_an_schulen.xml (Dezember 2010)Largo Remo H. / Begl<strong>in</strong>ger Mart<strong>in</strong>: Schülerjahre – Wie K<strong>in</strong><strong>der</strong> besser lernen, PiperVerlag GmbH, 2009, ISBN 3492258484Meyer Ruth: Soft Skills för<strong>der</strong>n – Strukturiert Persönlichkeit entwickeln, h.e.p. VerlagAG, 2009, ISBN 3039054295Olweus Dan: <strong>Gewalt</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> – Was Lehrer <strong>und</strong> Eltern wissen sollten - <strong>und</strong>tun können, Huber Hans, 2006, ISBN 3456843909Omer Haim / von Schlippe Arist: Stärke statt Macht – Neue Autorität <strong>in</strong> Familie,<strong>Schule</strong> <strong>und</strong> Geme<strong>in</strong>de, Vandenhoeck & Ruprecht, 2010, ISBN 3525402031Pleiger Doris / Schaffranke Dorte / et. al.: Mediation an <strong>Schule</strong>n, Verlag für Sozialwissenschaften,2006, ISBN 9783531900063


32Praxis-Bücher <strong>und</strong> HefteBarquero B. / Mayer H. / Heim P. / Scheithauer H. / Meir-Brenner S. / Kogl<strong>in</strong> U.,Petermann F. / Erhardt H.: Papilio – E<strong>in</strong> Programm zur Primärprävention von Verhaltensproblemen,zur För<strong>der</strong>ung sozial-emotionaler Kompetenzen im K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten<strong>und</strong> zur langfristigen Prävention von Sucht <strong>und</strong> <strong>Gewalt</strong>, beta, 2005, ISBN 3934942067Vorhanden <strong>in</strong>Klasse BibliothekBernet Eliane / et. al.: Wissen, wie mit <strong>Gewalt</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> umgehen – E<strong>in</strong>eHandreichung für <strong>Schule</strong>n <strong>und</strong> Schulbehörden, Pestalozzianum Zürich (Hrsg.), 2001Bieg Sonja / Behr Michael: Mich <strong>und</strong> Dich verstehen – E<strong>in</strong> Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gsprogramm zurEmotionalen Sensitivität bei Schulklassen <strong>und</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>gruppen im Gr<strong>und</strong>schul- <strong>und</strong>Orientierungsstufenalter, Hogrefe Verlag, 2005, ISBN 3801718093Cierpka Manfred (Hrsg.): K<strong>in</strong><strong>der</strong> mit aggressivem Verhalten – E<strong>in</strong> Praxismanualfür <strong>Schule</strong>n, K<strong>in</strong><strong>der</strong>gärten <strong>und</strong> Beratungstellen, Hogrefe-Verlag, 2002, ISBN3801711501Cierpka Manfred: Faustlos <strong>Gewalt</strong>prävention durch För<strong>der</strong>ung sozial-emotionalerKompetenzen, Hogrefe-Verlag, Bezug nur absolvierter E<strong>in</strong>führung.Eisner M. / Jünger R. / Greenberg M.: Das Paths / Pfade Curriculum – <strong>Gewalt</strong>präventiondurch die För<strong>der</strong>ung emotionaler <strong>und</strong> sozialer Kompetenzen,http://www.pfade.ch/ (Dezember 2006)Erziehungsrat des Kantons St.Gallen (Hrsg.), Hessfeld-Meyer Gabriele (Red.):aktuell: Die <strong>Mobb<strong>in</strong>g</strong>-Spirale, 2004Fröhlich-Gildhof: <strong>Gewalt</strong> begegnen – Konzepte <strong>und</strong> Projekte zur Prävention <strong>und</strong>Intervention, Kohlhammer, 2006, ISBN 3170188461Valkanover Stefan / Alsaker Françoise D. / et. al.: <strong>Mobb<strong>in</strong>g</strong> ist ke<strong>in</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>spiel –Arbeitsheft zur Prävention <strong>in</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten <strong>und</strong> <strong>Schule</strong>, Bern : schulverlag blmv AG,2003, ISBN 3-292-00204-4<strong>Jugend</strong>bücherLehnhof Uli: Schluss gemacht, Kerle-Verlag 1999, ISBN 3-451-70306-8M<strong>in</strong>te-König Bianka: Kittys Bande, Thienemann-Verlag 1999, ISBN 3-552-17318XWelsh Renate: Sonst bist du dran! Arena-Taschenbuch 1994, ISBN 3-401-01796-9Zöller Elisabeth: Und wenn ich zurückhaue? Thienemann-Verlag 1994, ISBN3-522-16868-2Zöller Elisabeth: Ich knall ihr e<strong>in</strong>e! Emma wehrt sich, Thienemann-Verlag 2001,ISBN 3-522-17293-0Zöller Elisabeth: Der Klassen-K<strong>in</strong>g, Thienemann-Taschenbuch 2002, ISBN 3-570-26138-7


33Bil<strong>der</strong>bücherAbedi Isabel: Blöde Ziege, Dumme Gans, Ars Edition GmbH, 2009, ISBN3760729851Vorhanden <strong>in</strong>Klasse BibliothekGuggenbühl Allan: Die Vogelbande – e<strong>in</strong> Bil<strong>der</strong>buch gegen <strong>Mobb<strong>in</strong>g</strong> <strong>und</strong> <strong>Gewalt</strong>unter K<strong>in</strong><strong>der</strong>n, IKM Guggenbühl Zürich, 1998, ISBN 3-7270-2000-84.2 Erhebungsbogen zum Thema «<strong>Mobb<strong>in</strong>g</strong>/<strong>Gewalt</strong>»Kasper Horst: Schülermobb<strong>in</strong>g – tun wir was dagegen. Der Smob-Fragebogenmit Anleitung <strong>und</strong> Auswertungshilfe <strong>und</strong> mit Materialien für die <strong>Schule</strong>ntwicklung, Aolim Persen Verlag, 2010, ISBN 38344571324.3 Lehrmittel zum Thema «<strong>Mobb<strong>in</strong>g</strong>/<strong>Gewalt</strong>»Brenner Tilo: Cool bleiben statt zuschlagen! – Band 2: Bauste<strong>in</strong>e zur Ausbildungvon Schülermediatoren 8.–10. Klasse, Persen Verlag GmbH, 2008, ISBN3834437484Brenner Tilo: Cool bleiben statt zuschlagen! 2 – Bauste<strong>in</strong>e zur <strong>Gewalt</strong>prävention5.-8. Klasse, Persen Verlag GmbH, 2008, ISBN 3834437484Faller K. / Kerntke W. / Wackmann M.: Konflikte selber lösen – Mediation für<strong>Schule</strong> <strong>und</strong> <strong>Jugend</strong>arbeit, Verlag an <strong>der</strong> Ruhr, 1996, ISBN 3860722204Gasteiger-Klicpera B. / Kle<strong>in</strong> G.: Das Friedensstifter Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g – Gr<strong>und</strong>schulprogrammzur <strong>Gewalt</strong>prävention, Re<strong>in</strong>hardt Ernst, 2006, ISBN 3497018406Greef Annie: Resilienz – Wi<strong>der</strong>standsfähigkeit stärken, Leistung steigern –Materialien für die Gr<strong>und</strong>schule, Auer Verlag GmbH, 2008, ISBN 3403047938Gugel Günther: Handbuch <strong>Gewalt</strong>prävention II – Für die Sek<strong>und</strong>arstufen <strong>und</strong> dieArbeit mit <strong>Jugend</strong>lichen; Gr<strong>und</strong>lagen – Lernfel<strong>der</strong> – Handlungsmöglichkeiten, Inst.f. Friedenspädagogik, 2009, ISBN 3932444523Gugel Günther: Handbuch <strong>Gewalt</strong>prävention – Für die Gr<strong>und</strong>schule <strong>und</strong> die Arbeitmit K<strong>in</strong><strong>der</strong>n, Gr<strong>und</strong>lagen, Lernfel<strong>der</strong>, Handlungsmöglichkeiten, Inst. f. Friedenspädagogik,2007, ISBN 3932444221Hanke Ottmar: Klasse ohne <strong>Gewalt</strong> – Klasse 5 – 10, 10 Bauste<strong>in</strong>e für den Unterricht,Persen Verlag GmbH, 2009, ISBN 3834451827Hanke Ottmar: Konfliktlotse <strong>in</strong> 30 St<strong>und</strong>en, Re<strong>in</strong>hardt Ernst, 2007, ISBN3497019372Halbright Ron: Praktische <strong>Gewalt</strong>prävention mit jungen Menschen – <strong>Gewalt</strong> –Eskalation <strong>und</strong> Konflikte schlichten, NCBI, 2001


34Hiller Reg<strong>in</strong>a / Weber Hansueli: Das mobb<strong>in</strong>gfreie Klassenzimmer – E<strong>in</strong> Anti-<strong>Mobb<strong>in</strong>g</strong>-Programm, Anleitung <strong>in</strong> 7 Schritten, Handreichung für Lehrpersonen,Books on Demand GmbH, 2007, ISBN 3833483172Vorhanden <strong>in</strong>Klasse BibliothekHoffmann Kirsten / Lilienfeld-Toal Veronika / et al.: STOPP - K<strong>in</strong><strong>der</strong> gehen gewaltfreimit Konflikten um, Buxtehude, 2005, ISBN 3-8344-3849Institut für Erziehungswissenschaften, Uni Zürich: Infomappe PFADE – Programmzur För<strong>der</strong>ung Alternativer Denkstrategien, http://www.pfade.ch/, (Dezember 2010)Jefferys-Duden Kar<strong>in</strong>: Das Streitschlichter Programm – Mediatorenausbildung fürSchüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler <strong>der</strong> Klassen 3 bis 6, Beltz GmbH, 2002, ISBN 3407626282Käser Chantale / et al.: respect – spielend <strong>Gewalt</strong> thematisieren, Bern : Schulverlagblmv, ISBN 3-292-00511Kopietz Claudius / Schäfer Rudolf: Fit für die Streitschlichtung – Klasse 8 –13 –E<strong>in</strong>e Ausbildung <strong>in</strong> 7 Bauste<strong>in</strong>en, Aol im Persen Verlag, 2006, ISBN 3865674054O<strong>der</strong>matt Albert / et. al.: Schritte <strong>in</strong>s Leben – Persönlichkeitsbildung für <strong>Jugend</strong>liche– Lern- <strong>und</strong> Erlebnisbuch ab Sek<strong>und</strong>arstufe I, Klett <strong>und</strong> Balmer, 2008, ISBN3-264-83647O<strong>der</strong>matt Albert / et. al.: Schritte <strong>in</strong>s Leben – Persönlichkeitsbildung für <strong>Jugend</strong>liche– Begleitband für Lehrpersonen ab Sek<strong>und</strong>arstufe I – 13 bis 18 Jahre, Klett <strong>und</strong>Balmer, 2008, ISBN 3-264-83648Opp Günther / Unger Nicola: K<strong>in</strong><strong>der</strong> stärken K<strong>in</strong><strong>der</strong> – Positiv Peer Culture <strong>in</strong> <strong>der</strong>Praxis, edition Körber-Stiftung, 2006, ISBN 3896840606Walker Jamie: <strong>Gewalt</strong>freier Umgang mit Konflikten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Sek<strong>und</strong>arstufe I –Spiele <strong>und</strong> Übungen, Cornelsen, 1995, ISBN 3589210591

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