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AKTIV LEBEN
„Wer schläft, sündigt nicht, und wer gärtnert, grübelt nicht“, lautet ein altes Sprichwort.
Tatsächlich ist Gartenarbeit Pflege für Geist und Seele – und für den Körper sowieso
Text Bele Schneider
N
arren hasten, Kluge warten, Weise
gehen in den Garten“, wusste der
bengalische Dichter, Philosoph, Maler und
Musiker Tagore. Nun wären wir natürlich
alle gerne weise, aber auch jenseits dieser
Motivation braucht es im Frühjahr nur ein
paar Sonnenstrahlen und schon drängt es
uns unweigerlich nach draußen, um zu
harken und graben, zu säen und pflanzen,
zu rechen und schneiden, um uns unser
ganz persönliches Paradies zu schaffen.
Garten, Terrasse oder auch ein kleiner Balkon
sind im Frühjahr und Sommer nicht
nur eine tägliche Herausforderung, will
man Wildwuchs und Unkraut in Schach
halten, sie sind bei aller Mühe aber auch
Meditations- und Fitnesszentrum. Und
mehr als das: Wer wollte schon von Arbeit
sprechen, handelt es sich doch um eine
verlässliche und recht heilsame grüne Therapie,
die da vor unserer Nase liegt? Nicht
nur der Anblick üppiger Rosen, filigraner
Gräser, duftender Kräuter oder saftigen
Gemüses entspannt Muskeln und Seele,
8 aktiv & gesund 01.12
Grün und gesund:
Gärtners Glück
Der kürzeste Weg zur
Gesundheit ist ein Garten
lässt das Herz hüpfen und uns Sorgen und
Ärger an der Tür nach draußen abgeben.
Grüne Meditationstherapie
Schließlich ist es auch ein recht sinnliches
Erlebnis, das frei Haus oder Garten
zu haben ist. Gartenarbeit erdet – im wörtlichen
und besten Sinne und in jeglicher
Hinsicht. Denn die Erde zu bearbeiten mit
Händen und Harken, Saatgut und Knollen
ins Erdreich zu buddeln, zu gießen und zu
warten, bis die ersten grünen Spitzen ans
Licht drängen, selbst das Unkraut zu jäten,
das alles nimmt unsere Sinne in Anspruch
und lässt keinen Raum für Hektik und Alltag.
Grün tut der
Seele als Farbe an
sich schon gut, Gär-
ten und Parks beziehungsweiseblühende
Blumen und
Pflanzen beruhigen,
entspannen, senken
den Blutdruck und können Sorgen und
sogar Schmerzen lindern. Und dies schon
beim Betrachten und Hören der Natur
und zwar mehr als nur vorübergehend,
wie Wissenschaftler längst herausgefunden
haben. Je vielfältiger, je lieber und länger,
desto besser. Die Arbeit mit und im Grünen
aber, in frischer Luft und bestenfalls
bei Sonnenschein baut Ängste und Stress
ab, ist somit das natürlichste Antidepressivum
der Welt und sorgt für gute Laune
und Gelassenheit – und zwar ganz ohne
Krankenschein. Die Medizin nutzt diesen
therapeutischen Ansatz bereits seit einigen
Jahren erfolgreich bei der Behandlung
und Rehabilitation von Unfallopfern und
Herzinfarktpatienten sowie bei psychischen
Krankheiten wie Depressionen oder
Demenz: Bei der sogenannten Gartentherapie
handelt es sich um eine interdisziplinäre
Behandlungsform aus den USA,
die die Arbeit im Grünen als Heilplan physio-
und ergotherapeutisch verknüpft. Dabei
ist es mehr als nur ein Training der
Grob- und Feinmotorik oder des Gleichgewichtssinnes:
Die Patienten, wie jeder
Hobbygärtner auch, schulen damit Kreativität
und Verantwortungsbewusstsein sowie
ihre Fähigkeiten, strukturiert zu
arbeiten. Das Ergebnis: Selbstvertrauen
und mehr Lebensfreude. Auch in Deutschland
werden deshalb in Rehabilitationskliniken
immer mehr Gärten angelegt.
Beste Body-Balance
Doch auch über die pure Seelenpflege
hinaus wirkt sich Gartenarbeit körperlich
so positiv aus, dass sie eigentlich verschreibungspflichtig
im wörtlichen und
besten Sinne sein sollte: Nicht nur der
Stoffwechsel wird in Schwung gebracht, »