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16 aktiv & gesund 01.12
Ruhig in
Bewegung
Qigong gehört zur traditionellen chinesischen Medizin
wie zum modernen China. Denn der stille Zeitlupentanz
tut spürbar gut. Einfach nachmachen – ist ganz leicht!
Text Karen Cop
B
ei Sonnenaufgang sieht man sie auf
Plätzen, in Flussauen oder neben
Blumenkübeln: Menschen, die sich so langsam
bewegen, als tanzten sie in Zeitlupe
Ballett. Sie beginnen den Tag mit Qigong,
sprich „Tschigung“, einer meditativen Bewegungsform,
deren Wurzeln Tausende
Jahre alt sind. Schon lange gehören die
Übungen mit poetischen Namen wie
„Das Universum umarmen“ zur traditionellen
chinesischen Medizin. Qigong begleitet
Behandlungen, aber vor allem
beugt es Krankheiten vor. Mao Zedong
machte diese Gesundheitsvorsorge in den
50er-Jahren populär. Seitdem gehört die
Volksbewegung zum Alltag – im modernen
China und immer öfter auch bei uns.
Sich spüren, intensiv und entspannt
Denn „Qigong ist nicht nur Balsam und
Stärkung für alle Gelenke“, so Susanne
Oechsner, Qigong-Lehrerin mit einer Praxis
in München. „Bei den meisten Westlern
staut sich die Energie im Kopf. Qigong
gibt uns die Möglichkeit, sie wieder in
den Bauch zu bekommen, ins Hauptenergiezentrum.
Das schenkt Gelassenheit
und Ruhe.“ Ganz einfach! Zwar meldete
das Forschungsinstitut für Qigong in
Peking über 1.000 Qigong-Arten, von der
kämpferischen bis zum Tanz, aber die Vorbereitung
ist meistens gleich: locker hinstellen,
die Knie leicht beugen, nicht
durchdrücken. Dann sollte man versuchen,,„den
Blick loszulassen“, nichts mehr
zu betrachten. Dabei dürfen die Augen
halb oder ganz zufallen. Entspannen Sie
Die Wolken wegschieben! Weil Ihre
Hände den Horizont öffnen können
nun die Stirn, das oberste Dantian. Schenken
Sie sich ein leichtes Lächeln! Dabei
wächst die gute Stimmung. Und nach
mindestens zehn Minuten Qigong beginnt
die pure Erholung. Die Übungen
sollten fließend ineinander übergehen,
der Atem dabei ruhig bleiben. So ist das
Muskelspiel gut zu spüren. Die Achtsamkeit
gegenüber dem eigenen Körper wird
enorm geschult, man wird sensibler, konzentrierter,
zunehmend entspannt. Wollen
auch Sie Ihre Kraftquellen entdecken? Unsere
Übungen sind ein guter Anfang. «
Zum Beginn und zum Ende der Qigong-Übungen zur Ruhe kommen: Die Füße stehen schulterbreit auseinander.
Die Mitte der Handteller liegt übereinander auf Qihai, dem „Meer des Qi“, etwa zwei Fingerbreit
unterhalb des Nabels. Entspannt den Atemfluss spüren.
Fotos: Kristiane Vey / Jump Fotoagentur