JUSTIN BIEBER AUSTRALIEN PASSION FOR ... - Values & Life
JUSTIN BIEBER AUSTRALIEN PASSION FOR ... - Values & Life
JUSTIN BIEBER AUSTRALIEN PASSION FOR ... - Values & Life
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Ausgabe Nr. 3<br />
März 2011<br />
gnADenlos gesunD<br />
Lassen Sie Ihre Gesundheit<br />
nicht verheizen<br />
DAs geht gAr nicht -<br />
KinDer unD hArtz iV<br />
Materielle Armut und<br />
Diffamierung grenzen<br />
Hartz IV-Kinder aus<br />
Österreich: € 4,00<br />
Deutschland: € 3,80<br />
Schweiz: CHF 7,40<br />
Justin BieBer<br />
Weltpremiere des Kinofilms<br />
„Never SAy Never“<br />
AustrAlien<br />
ein Kontinent, ein Land,<br />
eine Faszination<br />
PAssion for fAshion<br />
Mario Gutmann über<br />
Stylingtrends von morgen<br />
DAs gezeichnete ich<br />
Der etwas andere Popstar
Journalistenpreis<br />
DeutschlanD - Österreich - schweiZ<br />
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Beginn: 13. Januar 2011
Liebe Leserinnen und Leser,<br />
VorWort<br />
wir laden Sie sehr herzlich ein zu einer neuen Ausgabe von VALUES & LIFE – Werte<br />
leben. Lenken Sie doch einmal Ihre Aufmerksamkeit auf Ihr Berührungsgefühl,<br />
wenn Sie die aktuelle Ausgabe in Händen halten. Was die äußere Qualität des Umschlag-<br />
und Seitenmaterials verspricht, hält auch die innere – also der Inhalt, der<br />
Sie ebenfalls berühren und mitreißen soll. Wir liefern nicht nur gefühlte, sondern<br />
echte Qualität. Die beginnt schon, wenn wir uns hinsetzen und die Titel sorgfältig<br />
planen, diskutieren und dann auswählen. Wir unterhalten Sie nicht nur, sondern<br />
informieren Sie auch – VALUES & LIFE informiert unterhaltend in seinem Verbreitungsgebiet<br />
Deutschland, Österreich und Schweiz. Das ist unser journalistischer<br />
Anspruch – auch hinsichtlich unserer aufregenden Fotos.<br />
So erhalten Sie im Folgenden phantastische Blicke nach Australien, einem höchst<br />
faszinierenden Kontinent. Bilder sprechen für sich – heißt es oft, aber auch die<br />
lockeren Texte – fast hautnahe Reisebeschreibungen – lassen Sie teilnehmen auf<br />
unserer Abenteuertour durch das Känguruh- und Koala-Bären-Land.<br />
In dem Aufruf „Das geht gar nicht! Kinder und Sozialhilfe bzw. Hartz IV“ beleuchten<br />
wir kritisch, wie Politiker über Kinder und Hartz IV denken und wie sie ihr<br />
Schicksal bestimmen. Ein klares Pro von uns für Kinder, für die Zukunft und Werte<br />
unserer Republik.<br />
Aufregende Schnitte und ein Interview mit dem bekannten Hair- und Sessionstylist<br />
Mario Gutmann aus Österreich in dem Titel „Passion for Fashion“ zeigt, worauf<br />
Frauen in der kommenden Saison achten sollen und wie sie mehr aus ihrem Typ<br />
machen können.<br />
Neues aus der Sparte Mainstream oder anspruchsvoller Pop bieten wir mit den<br />
spannenden Beiträgen über die cineastische Weltpremiere des kanadischen Pop-<br />
Giganten Justin Bieber und über „Das Gezeichnete Ich, den etwas anderen<br />
Popstar“. Sport, Trends, Gesundheit und Menschen mit eigenen Werten ergänzen<br />
den informativ kurzweiligen Inhalt des aktuellen Heftes, der somit unseren Anspruch<br />
der Themenvielfalt gegenüber Ihnen, unseren Leserinnen und Lesern, erfüllt.<br />
Wir wünschen Ihnen eine interessante Lektüre – zu jeder Ausgabe immer wieder<br />
neu, und verbleiben bis zum nächsten Mal<br />
mit den herzlichsten Grüßen<br />
Ihr Redaktions- und Herausgeberteam von VALUES & LIFE!
Inhalt<br />
People & life<br />
56<br />
76<br />
freizeit & Reisen<br />
24<br />
4 | <strong>Values</strong> & life<br />
trendbArometer<br />
Hier gibt Hollywood den Ton an<br />
die verrücktesten WettbeWerbe<br />
europAs<br />
Extrembügeln, Handy-Weitwurf und Co.<br />
AustrAlien<br />
Ein Kontinent, ein Land, eine Faszination (Teil 2)<br />
sport & fitness<br />
6<br />
36<br />
63<br />
Wellness & Gesundheit<br />
46<br />
72<br />
smX<br />
Die Winteralternative für alle Bikefreaks<br />
Amir kAbbAni<br />
The King of Dirt<br />
slAckline<br />
Tanz zwischen Bäumen, Himmel und Erde<br />
kAterkiller<br />
Jung, vitAl und unAusgeschlAfen<br />
Oft unterschätzt: Schlafentzug<br />
12<br />
60
36<br />
48<br />
Fotos: © Andreas Mühe, © DAK, © Daniel Roos, © Great Lengths<br />
Gesellschaft & Werte<br />
32<br />
60<br />
dAs geht gAr nicht – kinder und hArtz iv<br />
Materielle Armut und Diffamierung grenzen<br />
Hartz IV-Kinder aus<br />
gnAdenlos gesund<br />
Lassen Sie Ihre Gesundheit nicht verheizen<br />
Musik & entertainment<br />
20<br />
48<br />
fashion & style<br />
12<br />
Justin bieber<br />
Weltpremiere des Kinofilms „NEVER SAY NEVER“<br />
dAs gezeichnete ich<br />
Der etwas andere Popstar<br />
pAssion for fAshion<br />
Mario Gutmann über Stylingtrends von morgen
SMX<br />
X<br />
MX<br />
X<br />
6 | <strong>Values</strong> & life<br />
SMX<br />
DIE WIntERaltERnatIvE FüR allE<br />
BIKEFREaKS<br />
Die Idee einer Kreuzung aus Ski und Fahrrad ist<br />
nicht mehr neu. Ganz im Gegenteil, es gibt sie<br />
schon seit Jahrzehnten. Snowbikes werden diese<br />
Konstrukte genannt. Relativ jung auf diesem<br />
Sektor ist das sogenannte SMX Snowbike. Es ist<br />
zwar auch eine Kombi aus Ski und Bike, aber was<br />
man damit alles anstellen kann, überschreitet<br />
die Grenzen eines gewöhnlichen Snowbikes bei<br />
weitem.<br />
S<br />
S
MX<br />
MX<br />
<strong>Values</strong> & life | 7
SMX<br />
X<br />
MX<br />
X<br />
8 | <strong>Values</strong> & life<br />
Das erste SMX Bike wurde 2003 von<br />
einer norwegischen Firma erfunden,<br />
um Mountainbikern und BMX-Fahrern<br />
zu ermöglichen, ihren Sport auch im<br />
Schnee auszuüben. Optisch erinnert<br />
das SMX an ein Dreirad, wobei anstelle<br />
der Räder natürlich kurze Ski<br />
montiert sind. Die flexible und hochtechnische<br />
Bauweise - wie bei einem<br />
Mountainbike eben - ermöglicht es,<br />
Turns, Jumps und Tricks ohne Pro-<br />
bleme durchzuführen. Auch das Bremsen<br />
ist kein Problem. Laut Hersteller<br />
kann man mit dem SMX schneller abstoppen<br />
als beispielsweise mit einem<br />
Snowboard. Auch die diversen Aufstiegshilfen in den Skigebieten,<br />
wie Gondeln, Sessellift oder Schlepplifte, können genutzt werden.<br />
Seit der Einführung des SMX vor einigen Jahren hat sich daraus<br />
schon eine actiongeladene Funsportart entwickelt, die immer größer<br />
und größer wird. Das SMX hat auf gut präparierten Pisten und<br />
in Snow Funparks längst überzeugen können und ist nun dabei,<br />
sich in der Wintersportszene zu etablieren. Egal, ob Mountainbiker,<br />
BMX- oder FMX-Freaks – mit dem SMX sind alle Zweiradtricks auch<br />
bei Schnee möglich. Was genau man mit einem SMX alles anstellen<br />
kann und was wirklich dahinter steckt, weiß am besten jemand,<br />
der im Winter quasi jede freie Minute auf dem SMX verbringt. Einer<br />
von diesen Leuten ist der 21-jährige Wahl-Tiroler Matthias Garber.<br />
Der begeisterte Mountainbike-Pro hat nämlich auf dem SMX seine<br />
zweite Heimat gefunden.<br />
SMX
Im IntervIew: matthias Garber<br />
valUES & lIFE: SMX, das sind für viele<br />
lediglich drei Buchstaben. Was genau<br />
ist das eigentlich?<br />
MatthIaS: „Es ist eine neue, innovative<br />
Interpretation von einem Snowbike,<br />
das 2006 mit einem Brand-New-<br />
Award auf der ISPO ausgezeichnet<br />
wurde. Das Bike steht auf drei Skiern,<br />
was für Stabilität bei hohen Geschwindigkeiten<br />
und großen Sprüngen sorgt.<br />
Alles in allem kann man damit eine<br />
Menge Spaß im Schnee haben und<br />
es bietet eine super Alternative zum<br />
Freeskiing oder Snowboarden.“<br />
valUES & lIFE: Woher kommt diese<br />
Idee?<br />
MatthIaS: „Die Idee stammt aus Norwegen.<br />
Dort dauern die Winter bekanntlich<br />
etwas länger und so wurde<br />
eine Alternative zum Mountainbiken<br />
für den Winter gesucht. Heraus kam<br />
das SMX.“<br />
valUES & lIFE: Für wen ist das SMX das<br />
ideale Sportgerät und warum?<br />
MatthIaS: „Das SMX spricht eine breite<br />
Zielgruppe an: Natürlich alle Mountainbike-Freaks,<br />
die auch im Winter<br />
im Training bleiben wollen und ihre<br />
Tricks über große Sprünge im Schnee<br />
machen wollen. Ganz so extrem muss<br />
es aber gar nicht sein, es macht auch<br />
tierisch viel Spaß, auf einer Piste in<br />
weiten Schwüngen den Berg hinunterzucruisen.<br />
Auch Skifahrer und<br />
Snowboarder finden Gefallen an der<br />
Abwechslung. Für komplette Wintersport-Neulinge<br />
ist das SMX auch eine<br />
Überlegung wert, da es leicht zu erlernen<br />
ist und man sehr schnell Fortschritte<br />
mit dem Sportgerät macht.“<br />
valUES & lIFE: Was ist der Grund, warum<br />
du diesen Sport machst?<br />
MatthIaS: „Wir waren einfach neugierig<br />
und dachten uns, mit so einem Teil<br />
kann man sicher eine Menge Spaß<br />
haben und so war es dann auch!<br />
Seitdem haben wir uns ständig gepusht<br />
und neue Sachen gelernt. In<br />
der Sportart steckt einfach noch so<br />
viel Potenzial, weil das SMX so neu<br />
ist und wir haben einfach Spaß daran,<br />
die Grenzen immer ein Stück weiter<br />
nach hinten zu schieben. Für mich ist<br />
es mittlerweile im Winter viel mehr als<br />
nur eine gute Alternative zum Mountainbiken<br />
geworden. Das SMX ist einfach<br />
die perfekte Mischung, um meine<br />
verrücktesten Träume und Vorstellungen<br />
zu realisieren. Im Schnee kann<br />
man seiner Kreativität freien Lauf lassen<br />
und mit einfachsten Mitteln die<br />
unglaublichsten Stunts bauen, wofür<br />
man im Sommer wochenlang schaufeln<br />
müsste, um die Erde in die richtige<br />
Form zu bringen. Außerdem liebe<br />
ich die Individualität und finde es super,<br />
die Entwicklung an etwas Neuem und<br />
Außergewöhnlichem voranzutreiben.“<br />
valUES & lIFE: Sogenannte Snowbikes<br />
gibt es ja schon lange. Was unterscheidet<br />
das SMX davon?<br />
MatthIaS: „Das SMX ist eine neue<br />
Interpretation von einem Snowbike.<br />
Ein großer Unterschied ist, dass man<br />
mit den Füßen auf Fußrasten am<br />
Bike steht. Der Aufbau ist von BMX<br />
und Mountainbike beeinflusst und besteht<br />
prinzipiell aus einem kompakten<br />
Hauptrahmen, einem beweglichen<br />
Hinterbau mit zwei Skiern, die den<br />
Carving-Effekt ermöglichen. Vorne<br />
werden die Schläge von einer Dirtjumper-Federgabel<br />
abgefangen und<br />
hinten sorgt ein Dämpfer mit 100 Millimeter<br />
Federweg für Entspannung in<br />
den Knochen.“<br />
valUES & lIFE: Wie viel von einem Mountainbike<br />
steckt wirklich in einem SMX?<br />
MatthIaS: „Das SMX erinnert sofort<br />
an ein Mountainbike. Federgabel,<br />
Dämpfer und BMX-Lenker lassen<br />
gleich beim ersten Aufsteigen MTB-<br />
Feeling aufkommen. Die Bauweise<br />
ist klarerweise nicht identisch, gerade<br />
der Hinterbau ist komplett anders<br />
konstruiert, aber die Fahrposition ist<br />
schon sehr ähnlich.“<br />
<strong>Values</strong> & life | 9
valUES & lIFE: Was kostet so<br />
ein gutes Stück?<br />
MatthIaS: „Für so eine innovative<br />
Technik muss man<br />
ca. 1050 Euro hinlegen, aber<br />
das SMX ist jeden Cent wert.<br />
Wenn man es einmal versucht<br />
hat, will man gar nicht mehr<br />
absteigen!“<br />
valUES & lIFE: Wie läuft das eigentlich<br />
in einem Skigebiet ab:<br />
Darf man mit dem SMX überall<br />
fahren, wie funktioniert das<br />
mit dem lift, welche Pisten sind<br />
ideal, ...<br />
MatthIaS: „Wir haben durchwegs<br />
gute Erfahrungen in vielen<br />
Skigebieten in ganz Österreich<br />
gemacht. Klar wird man<br />
vom Liftpersonal mancherorts<br />
schräg angeschaut, aber wir<br />
waren eigentlich immer willkommen.<br />
In Gondelbahnen nimmt<br />
man das Bike einfach mit hinein,<br />
bei Sesselbahnen lässt man<br />
den Lift unter den Sitz fahren<br />
und nimmt auf dem SMX Platz<br />
und bei Schleppliften kann man<br />
entweder das Gurt-System von<br />
North Legion verwenden oder<br />
man nimmt den Bügel gleich wie<br />
die Skifahrer. Funktioniert alles<br />
völlig stressfrei.“<br />
SMX SMX<br />
valUES & lIFE: Und wie sieht es mit<br />
der akzeptanz der anderen Wintersportler<br />
auf der Piste aus? Gibt es<br />
Probleme?<br />
MatthIaS: „Probleme gibt es eigentlich<br />
keine, im Gegenteil: Mit<br />
so einem Gerät fällt man natürlich<br />
auf wie ein bunter Hund, aber das<br />
macht es ja irgendwie aus. Au-<br />
10 | <strong>Values</strong> & life<br />
SMX SMX<br />
SMX<br />
ßerdem lernt man eine Menge neuer<br />
Leute kennen, da man schnell ins Gespräch<br />
kommt.“<br />
valUES & lIFE: Was kann man mit einem<br />
SMX eigentlich so machen? Eine Piste<br />
hinunterfahren ist sicher nicht alles,<br />
oder?<br />
MatthIaS: „Eine Piste hinunterfahren<br />
kann man recht bald, allgemein<br />
macht man gerade am Anfang sehr<br />
schnell Fortschritte. Die Konstruktion<br />
mit drei Skiern gibt Sicherheit und<br />
Stabilität für hohe Geschwindigkeiten<br />
und Sprünge. Mit genug Training und<br />
Übung kann man sich auch an immer<br />
größere Sprünge und verrückte<br />
Tricks wagen. Wir lassen uns sowohl<br />
vom Freestyle-Motocross als auch<br />
vom BMX beeinflussen, so entstehen<br />
neue, kreative Tricks und Styles. Das<br />
ist für mich eigentlich das Beste am<br />
SMX: Alles ist neu, frisch und ohne<br />
Beschränkungen. Wir machen einfach,<br />
was wir wollen. Dabei entstehen<br />
neue Moves und vor allem unvergessliche<br />
Momente.“<br />
valUES & lIFE: Was sind so die abgefahrensten<br />
Moves, die momentan in der<br />
SMX-Szene gemacht werden?<br />
MatthIaS: „Möglich ist alles, was auch<br />
mit dem Mountainbike geht: Backflips,<br />
360’s und Tailwhips sind schon Standard<br />
bei uns. Wir von shizofanatic.<br />
com arbeiten an verschiedenen Sachen:<br />
Elias geht voll auf FMX-Tricks<br />
ab, er macht Rock-Solids, Cliffhangers<br />
und andere Sachen. Mir gefallen<br />
Tailwhips, 360’s und Kombo-Tricks<br />
zurzeit sehr gut. Highlights im letzten<br />
Winter waren definitiv die riesigen<br />
Frontflips von Elias, die auch gerne<br />
mal bis zu 20 Meter weit gegangen<br />
sind. Ein weiterer Schritt waren 180’s,<br />
also eine halbe Drehung, wodurch<br />
man dann mit dem SMX rückwärts<br />
landet. Das war zwar extrem anspruchsvoll,<br />
hat aber völlig neue Perspektiven<br />
eröffnet. Es gibt eigentlich<br />
kaum Grenzen und wir haben noch<br />
unendlich viele Ideen im Kopf.“<br />
valUES & lIFE: Wie gefährlich sind<br />
Stürze mit einem SMX? Sind die Folgen<br />
oft schlimmer als bei Freeskiern oder<br />
Snowboardern?<br />
MatthIaS: „Je größer die Sprünge und<br />
je anspruchsvoller die Tricks werden,<br />
desto größer werden auch die Risiken.<br />
Das ist wohl bei jedem Extremsport<br />
so. Ich würde aber nicht sagen,<br />
dass Stürze mit dem SMX gefährlicher<br />
sind als mit Ski oder Snowboard.<br />
Wir tragen immer Vollvisierhelme und<br />
Rücken- und Knieprotektoren, um uns<br />
optimal vor Verletzungen zu schützen,<br />
was ein Freeskier wohl kaum machen<br />
würde. In der Freeski- und Snowboard-Szene<br />
gibt es ja regelrecht<br />
schon Dress-Codes, was man tragen<br />
kann und was nicht. Beim SMX gibt es<br />
solche Konventionen nicht und wir bestimmen<br />
selber, was wir tragen wollen<br />
und was nicht.“<br />
valUES & lIFE: hat es dich selber auch<br />
schon mal schlimm erwischt?<br />
MatthIaS: „Stürze stehen bei uns an<br />
der Tagesordnung, denn man will natürlich<br />
immer sein Bestes geben und<br />
sein Niveau nach oben schrauben. In<br />
den letzten Jahren hatte ich jedoch<br />
echt Glück. Einmal ist mein Helm gebrochen<br />
und der Kopf hat tierisch gebrummt,<br />
nachdem ich einen Backflip<br />
unterdreht habe und den Notausstieg<br />
benutzen musste. Und meine rechte<br />
Schulter hat letzten Winter ein bisschen<br />
Probleme gemacht, weil ich des<br />
Öfteren drauf geflogen bin. Das war’s<br />
aber auch schon. Meinen Kumpel<br />
Elias hat es da schon schlimmer erwischt:<br />
Er hatte schon eine schwere<br />
Gehirnerschütterung, ein kaputtes<br />
Sprunggelenk und einen doppelten<br />
Kieferbruch. Interessanterweise stammen<br />
alle Verletzungen von blöden Unfällen<br />
und unglücklichen Zufällen und<br />
nicht von großen Sprüngen. Es hat<br />
SM
X<br />
zwar viel mit Kontrolle und Können zu<br />
tun, aber es hängt auch viel mit Glück<br />
und Pech zusammen, ob man sich<br />
verletzt oder nicht.“<br />
valUES & lIFE: Sogenannte „Sitz-Skier“<br />
oder Skibobs waren schon vor Jahrzehnten<br />
einmal in Mode. Die damaligen<br />
Modelle waren allerdings schwer,<br />
unhandlich und schlecht gefedert.<br />
trotzdem fuhr ein Salzburger bereits<br />
1964 mit sage und schreibe 166 km/h<br />
eine Piste hinunter, was damals neuer<br />
Weltrekord war. Sind solche Geschwindigkeiten<br />
mit einem SMX auch noch<br />
möglich oder ist das für euch SMX-Rider<br />
gar nicht interessant?<br />
MatthIaS: „Hohe Geschwindigkeiten<br />
sind auch mit dem SMX möglich, keine<br />
Frage. Doch für solche Geschwindigkeiten<br />
muss man erst einen geeigneten<br />
Hang finden, präparieren,<br />
absperren… Wir persönlich fokussieren<br />
uns eigentlich mehr auf möglichst<br />
viel Airtime auf großen Kickern, das<br />
gibt uns einfach das beste Gefühl.“<br />
valUES & lIFE: Wenn jemand mit SMX<br />
anfangen möchte: Wie stellt er das am<br />
besten an?<br />
MatthIaS: „Ratsam ist, das SMX zuerst<br />
mal in einem Testcenter auszuleihen,<br />
um zu sehen, wie es einem<br />
persönlich gefällt. Das kann man zum<br />
Beispiel in Serfaus in Tirol machen.“<br />
valUES & lIFE: Gibt es auch Contests<br />
und Wettkampfserien?<br />
MatthIaS: „Das würde ich mir für die<br />
Zukunft wünschen, doch noch ist die<br />
Szene einfach recht klein, schließlich<br />
gibt es das SMX ja erst seit wenigen<br />
Jahren. Wie bei allen neuen<br />
Sportarten dauert es einfach seine<br />
Zeit, bis der Sport wächst, aber<br />
ich denke, wir sind auf dem richtigen<br />
Weg. Wenn ich mir das Feedback auf<br />
unsere Videos auf Youtube anschaue<br />
oder die vielen Leute sehe, die in den<br />
Skigebieten auf uns zukommen, habe<br />
ich da ein gutes Gefühl. Wir haben<br />
auch schon einige Ideen gesammelt<br />
und werden in den nächsten zwei<br />
Jahren unser eigenes Event auf die<br />
Beine stellen. Für mich als gelernter<br />
Eventmanager natürlich eine tolle Sache.“<br />
valUES & lIFE: valUES & lIFE: Wenn man<br />
andere SMX-Fahrer treffen möchte: Wo<br />
sind die richtigen hotspots dafür?<br />
MatthIaS: „In Tirol sind das Serfaus,<br />
die Ehrwalder Alm oder auch der Stubaier<br />
Gletscher, ansonsten sind noch<br />
Saalbach-Hinterglemm oder der Semmering<br />
ein heißer Tipp.<br />
Oder man schaut einfach mal auf unserer<br />
Homepage www.shizofanatic.<br />
com vorbei und lässt eine Nachricht<br />
da.“<br />
valUES & lIFE: Dich hat der SMX-virus<br />
ja bereits infiziert. Warum sollte man<br />
deiner Meinung nach diesen Sport unbedingt<br />
einmal ausprobieren?<br />
MatthIaS: „Das Gefühl, die Geschwindigkeit<br />
und der Spaß auf dem SMX<br />
sind einfach unbeschreiblich. Man<br />
setzt sich drauf und kann selbst als<br />
blutiger Anfänger sofort Spaß damit<br />
haben. Es ist fast wie Mountainbiken,<br />
nur dass man ständig am driften ist,<br />
viel größere Kicker springen kann<br />
und einfach tierisch<br />
viel Spaß im Winter<br />
haben kann.<br />
Alles in allem<br />
eine super<br />
Erfindung,<br />
die man<br />
einfach mal<br />
v e r s u c h t<br />
h a b e n<br />
muss!“<br />
<strong>Values</strong> & life | 11<br />
Fotos: © Stefan Voitl/photovoitl.com, © shizofanatic.com
Passion for<br />
fashion<br />
Mario GutMann<br />
über StylinGtrendS<br />
von MorGen<br />
12 | <strong>Values</strong> & life<br />
Ende Januar verwandelte sich<br />
Berlin zur internationalen<br />
Modemetropole:<br />
Auf der Fashion Week<br />
gaben hochkarätige<br />
Designer einen Ausblick<br />
auf die Trends 2011/12.
abSoluteS MuSS für den perfeKten GeSaMtlooK:<br />
friSuren, die die ScHnitte der deSiGner unterStreicHen.<br />
Mario GutMann, prämierter Experte für Kreationen von Haartrends<br />
und bekannter Fashion-Week-Stylist aus Österreich, hat<br />
für dieses Jahr außergewöhnliche Frisurenkreationen für die<br />
Entwürfe des gefragten Jungdesigners Stephan Pelger aus<br />
rumänien entwickelt. Mit Germany’s-next-topmodel-Siegerin<br />
Sara nuru und Mandy Bork, Finalistin der letzten Staffel, vertraute<br />
Pelger dem Stylisten am tag der Show seine bekanntesten<br />
Models an. Mario Gutmann hatte die aufgabe, die Models<br />
mit anmutigen und kraftvollen Frisuren auszustatten, die perfekt<br />
auf Stephan Pelgers Kollektion zugeschnitten sind, damit<br />
ein harmonischer Gesamtlook entsteht.<br />
DaS ErGEBniS: Fashion-Kreationen als perfekte Symbiose<br />
zwischen aufsehenerregender Haarkunst und bezaubernden<br />
roben für die kommende Herbst-Winter-Saison.<br />
VaLuES & LiFE hat sich mit dem international agierenden Haarstylist<br />
unterhalten und wollte für die Leserinnen und Leser mehr<br />
wissen über seine arbeit, über seinen Stil, seine Farbexperimente,<br />
über sein Verhältnis zu seinen Kundinnen und ob Haarmode auch<br />
ein thema für Männer ist.<br />
VALUES & LIFE: Herr Gutmann, Sie<br />
sind ein bekannter und prämierter<br />
Hair- und Sessionstylist. Sie gelten<br />
darüber hinaus als Spezialist für<br />
Farben und betonen dabei immer<br />
wieder das provokante Spiel mit<br />
Farben, die eigentlich nicht harmonieren.<br />
Als Begründung hört<br />
man von Ihnen, das erzeuge faszinierende<br />
Effekte. Können Sie diese<br />
Effekte für unsere Leserinnen<br />
beschreiben? Und können Sie uns<br />
Farbkombinationen nennen, die<br />
nicht miteinander harmonieren?<br />
Mario GutMann: Ja, Haarfarbe<br />
ist ein starkes thema für mich. damit<br />
kann man wirklich etwas bewegen.<br />
Haarfarbe hat für den Gesamtlook die<br />
gleiche Kraft wie der Haarschnitt oder<br />
wie das Styling. Sie eignet sich deshalb<br />
optimal, um persönliche Merkmale<br />
zu unterstreichen. aber auch<br />
<strong>Values</strong> & life | 13
Ausgleiche zu schaffen. Das meine<br />
ich grundsätzlich mit den Effekten der<br />
Haarfarbe. Sie erfordern dann auch<br />
mal eine Farbenkooperation, die nicht<br />
harmoniert – ein provokantes Farbenspiel<br />
eben. Um ein konkretes Beispiel<br />
zu nennen, das sich die Leserinnen<br />
und Leser auch vorstellen können:<br />
Ein eisiges Grau gepaart mit warmen<br />
Pfirsichnuancen kann den Haarschnitt,<br />
das Styling – die komplette Frisur explodieren<br />
lassen. Was mich daran fasziniert<br />
ist, detailreich zu arbeiten und<br />
typenorientiert – also stets die persönlichen<br />
Merkmale und die Individualität<br />
der Kundin im Auge haben und bei der<br />
Farbwahl berücksichtigen.<br />
VALUES & LIFE: Ist es nicht mutig,<br />
sich für Farbkombinationen zu<br />
entscheiden, die nicht miteinander<br />
harmonieren?<br />
zUr PErSoN:<br />
Mario Gutmann ist erfolgreicher und<br />
bekannter Hair- und Sessionstylist.<br />
Mit seinem Namen verbindet die<br />
Fachbranche vor allem eine besondere<br />
Kreativität in der Haarmode, wobei<br />
Farbe und Extensions zwei Schwerpunkte<br />
seines Engagements sind.<br />
Im Jahr 2002 wurde er Mitglied des<br />
exklusiven „@work Schwarzkopf Professional“.<br />
Im Jahr 2006 entwickelte<br />
er die erfolgreiche Kollektionenshow<br />
„Tomorrow´s Look“ für Great Lengths,<br />
Weltmarktführer für Echthaarverlängerung<br />
und Haarverdichtung. In den<br />
Jahren von 2008 bis 2010 stylte er bei<br />
der Mercedes Benz Fashion Week in<br />
Berlin.<br />
Die Fachbranche überrascht Gutmann<br />
jedes Jahr mit einflussreichen<br />
Kollektionen, die von internationaler<br />
Präsenz gekrönt sind. So wurde bei-<br />
14 | <strong>Values</strong> & life<br />
Mario GutMann: Höchstens mutig, mit einer letztlich gelungenen<br />
Farbkombination – ob die nun harmoniert oder nicht -<br />
das Beste aus seinem eigenen Typ herauszuholen. Nicht<br />
miteinander harmonierende Farbkombinationen sind ja<br />
keine grundsätzliche Pauschalanwendung, sondern<br />
– wie gesagt – orientieren sich an dem individuellen<br />
Typ der Frau. So kann es ebenso sein, dass zu<br />
einer Kundin aufgrund ihrer persönlichen Merkmale<br />
eine farbliche Harmonie passt. Das provokante<br />
Farbenspiel im Haar ist kein Dogma der<br />
Stylisten, sondern nur eines von vielen Tools,<br />
um mehr aus seinem Typ herauszuholen.<br />
VALUES & LIFE: Sind Sie dieses Jahr wieder<br />
auf der Berlin Fashion Week? Was zeigen Sie<br />
dort den Besucherinnen und Besuchern?<br />
Mario GutMann: Wir machen dort für`s Publikum<br />
tolle Shows und zeigen für 2011 die neuen<br />
aufregenden Trends in unserer Tomorow`s Look-Kollektion.<br />
Das macht viel Spaß, unter anderem weil ich mit<br />
jungen Models wie Sara Nuru, der Siegerin von Heidi Klums<br />
Mario GutMann<br />
spielsweise die Kollektion „Japan“ im Mailänder Fundazione Prada<br />
House von prominenten Fashion-Kreativen aus dem Hause Donatella<br />
Versace besucht.<br />
Im Jahr 2010 erhielt Great Lengths den „Stylist Choice Award“, einen<br />
der renommiertesten Preise in der US- amerikanischen Styling-<br />
Szene. An dieser Auszeichnung hatte Mario Gutmann als Creativ<br />
Director von Great Lengths maßgeblichen Anteil. Er wurde am gleichen<br />
Verleihungsabend in der Kategorie „Best Step by Step“ für die<br />
Tomorrow´s Look Kollektion 09.2 als einer von fünf Stylisten nominiert.<br />
Mario Gutmanns Knowhow und Kreativität sind vor allem in der zusammenarbeit<br />
mit TV, Beautypresse, Fotografen, Make-up-Artisten<br />
sowie bei Künstlern und anderen prominenten Persönlichkeiten gefragt.<br />
Darüber hinaus zeigt er sich verantwortlich für das gesamte<br />
Styling und Konzept von zahlreichen internationalen Shows.<br />
Bei all seinem internationalen Engagement zeigt Mario Gutmann<br />
aber regelmäßig Präsenz in seinem Salon „Gutmann newStyle“ im<br />
österreichischen Feldbach (www.mariogutmann.com und www.gutmann-haare.com).<br />
Dort hat er nach eigenen Angaben das ohr am<br />
Puls seiner Arbeit. Außerdem ist ihm der direkte Kontakt mit seinen<br />
Kundinnen und Kunden wichtig, die den Stylisten auch immer wieder<br />
zu neuen Kreationen und Kollektionen inspirieren.
Klums „Germany´s next topmodel“, zusammenarbeite. oder<br />
mit Mandy bork, der zweitplatzierten. dazu gehört ebenso<br />
die zusammenarbeit mit dem newcomer Stephan pelger,<br />
der in seiner Heimat rumänien bereits ein bekannter<br />
Jungdesigner ist und dort die High-Society einkleidet.<br />
die Symbiose zwischen Modedesignern und Hairstylisten<br />
auf der berlin fashion Week ist wichtig.<br />
Schon seit längerem begegnen sich beide Modebereiche<br />
hautnah und sie rücken immer enger<br />
zusammen. der Gesamtlook entscheidet nämlich<br />
und da ist eine erfolgreiche Kooperation<br />
einfach notwendig. und es ist für mich persönlich<br />
hochinteressant, man schaut über den tellerrand.<br />
dafür hatte ich schon immer ein faible,<br />
denn ich konnte mir früher ganz konkret vorstellen,<br />
auch in der Modebranche eine Karriere zu<br />
starten.<br />
VALUES & LIFE: Was steht dieses Jahr an in Sachen<br />
Frisuren, Schnitte, Styling und Farbe? Worauf<br />
sollten sich Frauen 2011 einstellen?<br />
Mario GutMann: diese Saison<br />
sind kräftige rottöne angesagt. aber<br />
das ist längst noch nicht alles. neben<br />
dem provokanten farbenspiel heißt<br />
das fashion-zauberwort dieses Jahr<br />
change. raffinierte details und Haartechniken<br />
wie extensions sind der angesagte<br />
Stylingtrend 2011. Wir Haarstylisten<br />
planen bei unserer arbeit die<br />
bewegung der Haare und das leben<br />
ihrer trägerinnen mit ein. So bekommen<br />
sie nicht nur eine individuelle<br />
frisur, sondern nuancen von mehreren<br />
looks. Mit Hilfe von detailreichen<br />
farbkombinationen und raffinierten<br />
Haarextensions zeigt sich das bewegte<br />
Haar in einem jeweils anderen look.<br />
So werden aus einem Schnitt, aus einem<br />
Style drei, vier varianten herausgeholt.<br />
das ist das Spannende, das<br />
unerhörte am modernen Hairstyling –<br />
und natürlich ein ganz neuer Weg.<br />
<strong>Values</strong> & life | 15
Raffinierte Details und Haartechniken wie Extensions<br />
sind der angesagte Stylingtrend 2011.<br />
„Haarfarbe Hat für den GeSaMtlooK die GleicHe Kraft Wie der HaarScHnitt oder Wie daS StylinG.<br />
Sie eiGnet SicH deSHalb optiMal, uM perSönlicHe MerKMale zu unterStreicHen.“<br />
VALUES & LIFE: Zu Stylingtrends<br />
von morgen war von Ihnen zu hören,<br />
dass sie vor allem fasziniert<br />
sind von raffinierten Details. Und<br />
weiter sagten Sie, dass Sie in Ihrer<br />
Frisuren-Kollektion ebenso wie<br />
Top-Designer zu ihren Kreationen<br />
nicht gleich alle Designelemente<br />
offen legen, denn diese würden<br />
erst durch die Bewegung der Trägerin<br />
sichtbar. Das heißt doch wohl<br />
nichts anderes, dass Frisuren und<br />
Kreativ-Elemente erst durch die<br />
Trägerinnen zur Geltung, zur beabsichtigten<br />
Wirkung kommen. Können<br />
Sie uns und den Leserinnen<br />
das etwas näher erklären?<br />
Mario GutMann: Ja, selbstverständlich<br />
kommt erst durch die trägerin<br />
der ganze look zur Geltung.<br />
das neue daran aber ist, wie bereits<br />
erwähnt, dass wir heute so arbeiten<br />
können, dass mit einer frisur mehrere<br />
looks zur Geltung kommen – je<br />
nach bewegung der Haare. Mit dem<br />
komplexen farbspiel und ausgesuchten<br />
extensions kann das Haar einen<br />
viel kraftvolleren ausdruck vermitteln.<br />
um dabei das optimale ergebnis zu<br />
erzielen, müssen viele faktoren berücksichtigt<br />
werden: unter anderem<br />
16 | <strong>Values</strong> & life<br />
Haarlänge, -menge, Gesichtsform,<br />
augenfarbe oder Hautfarbe. die Mühe<br />
lohnt auf alle fälle, denn das ergebnis<br />
ist überwältigend.<br />
VALUES & LIFE: Beim Thema Farben,<br />
Frisuren, Hairstyle oder auch<br />
Extension dominieren die Frauen<br />
– ist das ausschließlich ein Frauenthema?<br />
Und was können Sie den<br />
Männern sagen in Sachen Hairstyle<br />
2011?<br />
Mario GutMann: auf alle fälle dominieren<br />
bei den themen farbe und<br />
extensions die frauen. es sind aber<br />
nicht grundsätzlich frauenthemen.<br />
zum Glück. denn mittlerweile sind<br />
auch die Männer mode- und körperbewusster<br />
geworden. Sie wissen, dass<br />
auch die Ästhetik beim Mann zählt.<br />
das schlägt sich auch in den zahlen<br />
beim friseurbesuch nieder oder bei<br />
farb- und Haarberatungen.<br />
VALUES & LIFE: Sie sind Creative<br />
Director von Great Lengths, einem<br />
international agierenden und<br />
einem der führenden Anbieter für<br />
Hair Extensions? Für wen ist Hair<br />
Extension ein Thema? Für Männer<br />
gleichermaßen wie für Frauen?<br />
Mario GutMann: Ja, ich arbeite<br />
seit 5 Jahren für Great lengths. das<br />
unternehmen ist Weltmarktführer<br />
für echthaarverlängerung und Haarverdichtung.<br />
und die arbeit macht<br />
mir viel Spaß, denn ich kann mich<br />
dort kreativ entfalten. Wie erfolgreich<br />
Great lengths ist, zeigt wohl 2010 die<br />
auszeichnung ´Stylist choice award´<br />
als einen der renommiertesten preise<br />
in der uS-amerikanischen Styling-<br />
Szene. auch wenn Haarverlängerung<br />
immer noch ein nr.-1-thema der<br />
frauen ist, werden die Männer immer<br />
bewusster, was aussehen betrifft.<br />
und dazu gehören selbstverständlich<br />
auch die Haare.<br />
VALUES & LIFE: Sie sind der Kreativ-Verantwortliche<br />
der erfolgreichen<br />
Tomorrow´s Look Workshow,<br />
einer trendigen Frisurenkollektion.<br />
Sind Sie auch deren „Erfinder“<br />
und was zeigen Sie dem Fachpublikum?<br />
Mario GutMann: tomorrow´s<br />
look ist ein Gesamtkonzept. es ist<br />
meine Wenigkeit, die diese Kollektion,<br />
die Shows, die Seminare und vieles<br />
mehr dazu konzeptionell und inhaltlich<br />
entwickelt hat. im Jahre 2006
sind wir dann erstmals damit an die<br />
öffentlichkeit gegangen. tomorrow`s<br />
look war von anfang an erfolgreich<br />
und ist es bis heute. Wir zeigen, was<br />
mit farbe, Schnitt und extensions alles<br />
möglich ist. auch umsetzbar für<br />
unsere Kundinnen im Salon. darauf<br />
legen wir viel Wert. das ist alles keine<br />
theorie für den red carpet oder catwalk,<br />
sondern praktibles Hair-Styling<br />
auf höchstem niveau. zu den Kollektionen<br />
zählen Shows und tourneen,<br />
die wir international vor fachpublikum<br />
durchführen, sowie bücher. und natürlich<br />
die umsetzung für Kundinnen.<br />
VALUES & LIFE: Neben ihren vielen<br />
internationalen Tätigkeiten führen<br />
Sie auch noch Ihren Salon „Gutmann<br />
newStyle“ im österreichischen Feldbach.<br />
Haben Sie überhaupt noch<br />
Zeit, dort persönlich die Kundinnen<br />
und Kunden zu bedienen?<br />
Mario GutMann: Ja, und das ist<br />
wichtig für mich. Sozusagen am pulsschlag<br />
meiner Kundinnen zu arbeiten<br />
und das feedback zu erfahren. ich<br />
entwickle ja selbst looks und trends<br />
und wo kann ich am besten über-<br />
Diese Saison sind kräftige Rottöne angesagt.<br />
prüfen, ob sie nicht nur tragbar sind,<br />
sondern auch ankommen? natürlich<br />
in meinem Salon, an der basis sozusagen.<br />
dort und an den Menschen,<br />
für die die innovationen entwickelt<br />
wurden. Selbstverständlich mag ich<br />
aber auch sonst den direkten Kontakt<br />
mit meinen Kundinnen und Kunden.<br />
So erfahre ich etwas über sie und<br />
sie über mich. ich denke, das ist die<br />
beste und beständigste verbindung.<br />
das tagesgeschäft im Salon ist wie<br />
das berühmte Salz in der Suppe – die<br />
dann noch besser schmeckt.<br />
VALUES & LIFE: Welche Männer<br />
und Frauen kommen zu Mario Gutmann,<br />
um sich Haare und Frisuren<br />
verschönern zu lassen?<br />
Mario GutMann: Wir haben einen<br />
breiten durchschnitt. zu mir kommen<br />
alle altersgruppen von jung bis alt.<br />
der Schwerpunkt liegt dabei zwischen<br />
20 und 40, aber natürlich auch Kinder<br />
und Senioren. ebenso gleichermaßen<br />
Männer und frauen, die Wert auf Stil<br />
legen und Spaß am Styling haben.<br />
vom arbeiter bis zur prominenz ist alles<br />
vertreten.<br />
VALUES & LIFE: Kundinnen wollen<br />
häufig natürliche Haarfärbung,<br />
frei von chemischen Inhaltsstoffen.<br />
Was können Sie Ihnen raten?<br />
Mario GutMann: ich empfehle<br />
da auch in meinem eigenen Salon<br />
essensity von Schwarzkopf, weil ich<br />
damit gute erfahrung gemacht habe.<br />
die Kundinnen können dem vertrauen,<br />
was dort auf der packung steht:<br />
frei von ammoniak, Geruch, Silikonen<br />
und alkoholen. und mit einem herausragenden<br />
ergebnis von bis zu 100%<br />
Grauabdeckung. Weiter kann ich zu<br />
diesem thema saure tönung empfehlen<br />
und natürlich pflanzenhaarfarbe.<br />
VALUES & LIFE: Eine Frau mal<br />
ganz anders – sich trennen von den<br />
schönen langen Haaren und hin<br />
zum Pixie-Cut, also zu ganz kurzen<br />
Haaren. Kann sich diesen Extrem-<br />
Cut jede Frau leisten und was sollte<br />
Sie dabei beachten?<br />
Mario GutMann: Ganz klar ein<br />
nein. es kommt wie immer auf den<br />
typ an. darunter ist beispielsweise<br />
die Gesichtsform zu verstehen oder<br />
<strong>Values</strong> & life | 17
auch die länge des Halses. So ist<br />
zum beispiel bei frauen, die einen<br />
langen Hals haben, ein pixie-cut<br />
schwierig. Man muss bei den Haaren<br />
und der frisur auf die persönlichen<br />
proportionen achten, das geht bis zur<br />
figur als Gesamterscheinung. aber<br />
auch die Qualität der Haare spielen<br />
– bei jeder frisur, bei jedem Style –<br />
eine rolle, ebenso wie die Haarmenge,<br />
unter anderem als Kriterium, wie<br />
gut stylbar das Haar ist. Wer sich in<br />
der frisur, im Style oder in der Haarlänge<br />
verändern möchte, der sollte<br />
sich bei seinem friseur des vertrauen<br />
beraten lassen. und das besonders,<br />
wenn sich jemand seine langen Haare<br />
abschneiden lassen will und sich für<br />
einen pixie-cut entscheidet.<br />
VALUES & LIFE: Fachleute bezeichnen<br />
den Stil von Mario Gutmann<br />
als einzigartig. Was macht<br />
diese Einzigartigkeit aus? Können<br />
Sie das den Leserinnen und Lesern<br />
beschreiben, so dass sie sich etwas<br />
darunter vorstellen können?<br />
Mario GutMann: über sich selbst<br />
zu reden, ist immer ein bisschen<br />
schwer. ich kann ihnen aber sagen,<br />
wie und für was ich mich in meinem<br />
beruf so engagiere. und vielleicht ist<br />
gerade das der fokus, den die branche<br />
in einer bestimmten art und Weise<br />
auf mich konzentriert.<br />
ich sehe es als Geschenk an, für meine<br />
Kundinnen noch mehr aus ihrer<br />
persönlichkeit herauszuholen – durch<br />
frisuren, Schnitt, look und design.<br />
einer meiner Schwerpunkte liegt auf<br />
der farbe und der kreative umgang<br />
damit, denn ich bin von der Kraft der<br />
farbe überzeugt. es ist für mich unheimlich<br />
spannend, die persönliche<br />
lebendigkeit eines jeden Menschen<br />
durch farbe und andere Mittel unterstreichen<br />
zu dürfen – zum passenden<br />
ausdruck zu bringen. daraus<br />
wird oft schnell ein Spiel – im Sinne<br />
ausgesuchter Kombinationen – mit<br />
anderen faktoren wie proportionen<br />
18 | <strong>Values</strong> & life<br />
und Style, das ich natürlich zum<br />
erfolg bringen möchte. um das<br />
zu erreichen, schlage ich auch<br />
schon ungewöhnliche Wege ein<br />
und kombiniere farben, die wenig<br />
oder gar nicht miteinander harmonieren.<br />
Mit meiner arbeit will ich<br />
erreichen, dass die Menschen mit<br />
ihrer persönlichkeit nach außen<br />
hin kommunizieren, und ich will<br />
ihnen zum passenden ausdruck<br />
verhelfen. und nicht zuletzt ist für<br />
mich wichtig, dass zusammen mit<br />
der Modebranche ein Gesamtlook<br />
kreiert wird. das ist der Stil meiner<br />
arbeit.<br />
VALUES & LIFE: Eine vorletzte<br />
Frage: Was liebt der Star-Stylist<br />
Gutmann an seinem Beruf? Was<br />
kann er jungen Menschen raten,<br />
die ebenfalls in dieser Branche<br />
einen Beruf wie zum Beispiel<br />
Friseur erlernen wollen?<br />
Mario GutMann: ich finde es<br />
aufregend, die individuelle persönlichkeit<br />
eines Menschen zu<br />
unterstreichen und ihm dabei ein<br />
Wohlgefühl zu vermitteln. denn<br />
zweifellos hebt gutes aussehen<br />
auch das Selbstwertgefühl und<br />
Selbstbewusstsein. da hat ein guter<br />
friseur oder Stylist ganz sicher<br />
seinen anteil daran. es ist die arbeit<br />
mit den verschiedensten Menschen,<br />
die mich immer wieder vor<br />
neuen Herausforderungen stellt,<br />
die mich anspornt. und daher<br />
kommt auch mein engagement,<br />
das sich auch in einer Menge<br />
arbeit ausdrückt. die mache<br />
ich natürlich gern und ist für<br />
mich keine belastung. und<br />
wenn ich an einer Sache<br />
dran bin, dann kompromisslos.<br />
es ist vergeudete<br />
zeit, sich nur zu einem<br />
bruchteil für seine arbeit<br />
einzusetzen. ich stehe<br />
immer zu hundert prozent<br />
hinter meinen projekten. ich<br />
bin da perfektionist – ansonsten<br />
müsste ich erst gar nichts anfangen.<br />
und gerade die Modebranche<br />
hat da auch aktuell persönlichkeiten,<br />
die zeigen, dass es nur so erfolgreich<br />
funktioniert. Man denke<br />
da bloß an Karl lagerfeld.<br />
Junge Menschen, die den beruf<br />
des friseurs oder des Stylisten erlernen<br />
wollen, sollten ein auge und<br />
ein Gefühl für Menschen und persönlichkeiten<br />
haben. denn sie sind<br />
die Grundlage ihrer arbeit, für die<br />
sie immer hundert prozent geben<br />
sollten.<br />
VALUES & LIFE: Modemenschen<br />
wie Sie müssen selbstverständlich<br />
modebewusst sein. Wie laufen<br />
Sie zu Hause herum, von der<br />
Öffentlichkeit ungesehen? Im<br />
Schlabberlook?<br />
Mario GutMann: besonders<br />
früher konnte ich mir gut vorstellen,<br />
selbst einmal als designer in der<br />
Modebranche zu starten. das ist<br />
heute noch in mir. daher trage ich<br />
sehr gern Mode, auch privat, selbst<br />
wenn ich zuvor die ganze Woche<br />
während meiner arbeit gleichfalls<br />
immer top aussehen musste. privat<br />
experimentiere ich gern mit<br />
der Mode an mir. und wenn etwas<br />
passt, dann trage ich das auch in<br />
der öffentlichkeit.<br />
Fotos: © Great Lengths
Justin BieBer<br />
20 | <strong>Values</strong> & life<br />
Backstage erleBen in<br />
„never say never“<br />
cineastische Weltpremiere<br />
üBer die karriere des teenie-idols<br />
Dort nämlich startet am 10. März<br />
die cineastische Weltpremiere des<br />
erst 16-jährigen kanadischen Sängers<br />
Justin Bieber mit dem Titel<br />
„Never Say Never“. Der Streifen ist<br />
ein Dokumentarfilm über die unglaubliche<br />
Karriere des Pop-Stars,<br />
der seine Fans vor allem unter den<br />
Teenies und Kids rekrutiert. Der<br />
junge Hauptdarsteller gewährt seinem<br />
Publikum tiefe Blicke über die<br />
Schulter auf seine ersten musikalischen<br />
Gehversuche, in seine Live-<br />
Acts auf und hinter den größten<br />
Showbühnen sowie auf seine Red-<br />
Carpet-Walks.<br />
DAS „BieBeR-FieBeR“ GRASSieRT WeiTeR – uND NuN AuCH iN DeuTSCHeN KiNoS.
Derjenige, nach dem weltweit ein Haarschnitt<br />
benannt ist, kann kein Unbekannter sein, muss<br />
aber auch kein Figaro sein. Das alles trifft auf<br />
den kanadischen Künstler Justin Bieber zu. Sein<br />
Haarstyle Bieber-Bob als optisches Markenzeichen<br />
ist bereits millionenfach kopiert auf den<br />
Köpfen von Kids und heranreifenden Männern<br />
im Teenie-Alter – und hat in diesem Ausmaß ein<br />
Déjà-vu, das bei den Beatles vor rund 50 Jahren<br />
seinen Ausgang nahm. Aber der Typ aus dem<br />
kontinentalen Norden kann weit mehr, als nur<br />
eine hippe Haartracht zur Show tragen. Justin<br />
Bieber ist ein Pop-Gigant, zur Zeit der angesagtestes<br />
Publikumsmagnet auf den großen Musikbühnen<br />
dieser Welt (ausverkaufte Madison-<br />
Square-Garden-Arena) schlechthin und vermag<br />
die Herzen einer zigmillionenfachen Fangemeinde<br />
zum Schmelzen bringen. Nun kommt er mit<br />
seinem Dokumentartitel „Never Say Never“ auch<br />
in die Kinos und das gleich im hautnahen 3D-<br />
Format.<br />
In deutschen Kinosälen hat der Streifen am 10.<br />
März Premiere, ein Datum, das sich alle Bieber-<br />
Fieber-Infizierten vormerken sollten. Natürlich<br />
bekommen sie dort weit mehr zu sehen als den<br />
berühmten Bieber-Bob, sondern auch seinen<br />
jungen Träger – in Action. Das 16-jährige Teenie-<br />
Idol legt dort seine noch kurze, aber megageile<br />
Top-Karriere – ein Fahrstuhl direkt in die vierte<br />
Dimension des Pop-Olymps - offen. Die Zuschauer<br />
können noch einmal den kometenhaften<br />
Aufstieg und seinen Anfang im Internet auf Youtube<br />
nacherleben, auf den dann die erfolgreiche<br />
Kooperation mit seinem Mentor Usher folgte. Der<br />
Film bewegt selbst die größten Anhänger, denn<br />
auch sie erfahren daraus Neues über ihren Star.<br />
Und erst recht wird er diejenigen vor die Leinwand<br />
treiben, die ihr Idol bislang noch nicht hautnah<br />
stage live erleben konnten, weil sie vielleicht<br />
kein Ticket ergatterten. Der Streifen<br />
macht wenigstens ein Stück<br />
weit auch den ungeheuren Erfolg<br />
des jugendlichen Stars, der von<br />
einer allein erziehenden Mutter<br />
großgezogen wurde, deutlich. Er<br />
konnte durch seine Person und<br />
sein Talent absolute Branchenprofis<br />
wie Usher und Ludacris<br />
als Team um sich scharen, um<br />
seinen musikalischen Höhenflug<br />
immer weiter zu pushen – eine<br />
Plankarriere aus dem Bilderbuch<br />
der märchenhaften Popszene.<br />
Justin Bieber wird längst als weißer<br />
Michael Jackson gehandelt<br />
– auch diese Dimension seines<br />
Erfolges lässt die Kinodokumentation<br />
erahnen. Regie führte Jon<br />
Chu, der sich auch schon für die<br />
erfolgreiche 3-D-Inszenierung von<br />
Step Up 2 the Streets und Step<br />
Up 3 verantwortlich zeichnete<br />
und damit als Kenner und Könner<br />
im Genre des innovativen<br />
Musik- und Tanzfilms auswies.<br />
<strong>Values</strong> & life | 21
22 | <strong>Values</strong> & life<br />
Ein Doku-Film über einen Pop-Star<br />
ohne Musik – absolut impossible.<br />
Musikalische Dröhnung gibt`s vom<br />
Jungmeister persönlich. Die Bühnenabenteuer<br />
und alle anderen<br />
Bilder des Kinostreifens werden<br />
von der Musik des gleichnamigen<br />
Albums „Never Say Never – The<br />
Remixes“ unterfüttert. Die Scheibe<br />
bietet neben dem Titeltrack „Never<br />
Say Never“ feat. Jaden Smith die<br />
gemeinsamen Stücke<br />
mit Usher, Kanye West, Raekwon,<br />
Rascal Flatts, Chris Brown und Miley<br />
Cyrus. Zur Einstimmung von Biebers<br />
erster cineastischer Dokumentation<br />
ist das Album bereits ab dem<br />
18. Februar in allen Download- und<br />
Plattenstores erhältlich – und ein<br />
Must-have für alle Bieber-Infizierten<br />
und “Never Say Never“-Zuschauer.<br />
„Justin Bieber for president“ –<br />
so war kürzlich in einem Artikel der angesehenen „New York Times“ über<br />
den Bub aus Kanada nachzulesen. Nicht ganz erst gemeint, aber dennoch<br />
wirft diese schmunzelnde Forderung ein Licht auf den umwerfenden Erfolg<br />
von Justin Bieber, der nicht nur global die Haarschnitte der Kids prägt, sondern<br />
auch den Pop-Stil seiner Zeit. Seine Erfolgsbilanz drückt sich – nicht<br />
nur in Zahlen - so aus: Sein zweites Album „My World 2“ hält sich seit Wochen<br />
hartnäckig auf Rang eins der US-amerikanischen Album-Charts. Bei<br />
den American Music Awards 2010 hat er gleich vier Trophäen abgeräumt:<br />
Er ist in der Geschichte der AMA-Musikpämierung der jüngste Gewinner<br />
in der Top-Sparte „Künstler des Jahres“, gewann darüber hinaus die Pop/<br />
Rock-Auszeichnung als bester Sänger und für das beste Album „My World<br />
2.0“ sowie den Sonderpreis als Nachwuchskünstler. Das bekannte US-<br />
Magazin „Vanity Fair“ widmete ihm die Titelseite und fragte die Leser, ob er<br />
„das anbetungswürdige und unausweichliche Gesicht 2011“ sei.<br />
Justin BieBer – das phänomen moderner pop- und medienWelt<br />
Biebers Bankkonto füllte sich vergangenes Jahr um weitere 100 Millionen<br />
US-Dollar Verdienst. Seine Fangemeinde bei Facebook erreicht die Anzahl<br />
von 18 Millionen Friends weltweit. Und bei Twitter sind es 6,5 Millionen<br />
Followers. Seine Beliebtheit in sozialen Netzen hat damit diejenige von<br />
US-Präsident Barrack Obama überflügelt. Keine Musiktrailer auf Youtube<br />
werden derzeit häufiger angeklickt als diejenigen des kanadischen Jungstars.<br />
Die ungeheuren Zahlen seines Erfolges und seiner Beliebtheit sollen aber<br />
nicht darüber hinwegtäuschen, dass Justin Bieber ausschließlich der Junge<br />
von nebenan zum Knuddeln ist. Auf Facebook haben sich immerhin 1,8<br />
Millionen User zusammengerottet unter dem Motto „I hate Justin Bieber“.<br />
Mütter verstehen nicht – wie sollte es auch anders sein, wie einst zu Zeiten<br />
der Beatles und anderer Popgiganten – warum sich ihre Kinder wie Bieber<br />
frisieren oder was sie so süchtig an seiner Musik hängen lässt. Der Bub<br />
aus Kanada versammelt nicht nur ein Millionenpublikum vor Livebühnen<br />
oder an Ohrstöpseln, sondern versteht es auch zu polarisieren. Vielleicht<br />
macht ja gerade das seine gigantische Popularität aus.<br />
Fotos: © CMS Source
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DAS OuTBAcK<br />
24 | <strong>Values</strong> & life<br />
- TEIL 2<br />
u N E N D L I c H E W E I T E N<br />
Das Outback ist Australiens ultimatives Mysterium. Niemand kann genau sagen, wo es anfängt oder aufhört<br />
– es ist auf keiner Landkarte verzeichnet: Das Outback ist nicht nur ein Ort, sondern eine Lebenseinstellung.<br />
Spricht man vom „Outback“, meint man das Land, den Himmel, die Sterne, die Pubs, die zähen Siedler der<br />
frühen Jahre und ihre Nachkommen. Die Leidenschaft der australischen Pioniere, ihr Durchsetzungsvermögen<br />
und ihr Kameradschaftsgefühl sind noch heute legendärer Bestandteil der nationalen Identität.
Das Outback blickt auf eine beeindruckende<br />
Geschichte zurück,<br />
die reich ist an Legenden über<br />
Buschranger, heldenhafte Pioniere,<br />
die Zeiten des Goldrausches, Farmer<br />
und Exzentriker, Aborigines-<br />
Mythen und Stammesgeschichten.<br />
Dort haben die Menschen gelernt,<br />
die Kräfte der Natur zu respektieren<br />
– die Hitze und Kälte, die Krokodile<br />
und die Einsamkeit, und sich<br />
daraus ein Leben geschaffen.<br />
Das Outback umfasst die einsamen<br />
Landschaften fernab der australischen<br />
Ballungsgebiete. In diesem<br />
Teil des Kontinents ist man auf sich<br />
selbst gestellt, trifft oft tagelang keinen<br />
Menschen. Zwar ist das Land<br />
von der Sonne gegerbt, aber selbst<br />
in der glühenden Wüste finden sich<br />
immer wieder üppig grün bewachsene<br />
Wasserlöcher. Rote Hügel<br />
und feurige Sonnenuntergänge,<br />
Fußabdrücke von Dinosauriern und<br />
Schnitzereien der Aborigines und<br />
nicht zuletzt urige Originale in rustikalen<br />
Pubs machen einen Besuch<br />
im Roten Herzen Australiens zu einem<br />
einzigartigen Erlebnis. Dort in<br />
den weiten, offenen Landschaften<br />
wartet nach jeder Biegung des Weges<br />
ein neues Abenteuer.<br />
ÜBErWINDuNg<br />
vON grENzEN,<br />
NErvENKITzEL uND<br />
INSPIrATION<br />
Das australische Outback ermutigt<br />
Besucher, das Leben aus<br />
einer anderen Perspektive zu<br />
sehen. Es lädt zu echten Abenteuern<br />
ein. Ob mit dem Heißluftballon,<br />
per Zug oder mit dem<br />
Allradwagen, auf dem Rücken<br />
von Pferden oder Kamelen – es<br />
gibt viele Möglichkeiten, die faszinierende<br />
Landschaft zu entdecken.<br />
Das bekannteste Highlight<br />
des Outbacks ist der Uluru, was<br />
übersetzt „Schatten spendender<br />
Platz“ bedeutet. Er ist etwa drei<br />
Kilometer lang, bis zu zwei Kilometer<br />
breit und hat einen Umfang<br />
von rund neun Kilometern.<br />
Der Gipfel hebt sich 348 Meter<br />
von der Dünenlandschaft Zentralaustraliens<br />
ab. Er ist der größte<br />
Inselberg der Erde und besser<br />
bekannt als Ayers Rock.<br />
O u t b a c k<br />
AyErS rOcK:<br />
DEr SITz DEr AHNEN<br />
Der Ayers Rock ist das wohl am<br />
meisten fotografierte Wahrzeichen<br />
Australiens. Der gigantische Fels aus<br />
rotem Arkrose-Sandstein wirkt trotz<br />
der unendlichen Weite rundherum<br />
gigantisch und gilt als wahrer Kraftplatz.<br />
Nicht umsonst wird er auch<br />
als der heilige Fels der Aborigines<br />
bezeichnet. Für die Eingeborenen<br />
ist der Uluru der Sitz der Ahnen und<br />
um diesen ranken sich viele Sagen<br />
und Legenden aus der mythischen<br />
Traumzeit. Deswegen werden auch<br />
zahlreiche Orte auf dem Felsen als<br />
heilig betrachtet und dürfen weder<br />
betreten noch fotografiert werden.<br />
Viele Touristen missachten dies aber<br />
und klettern dennoch überall auf<br />
dem Felsen herum. Dies sollte aber<br />
unterlassen werden, dann man klettert<br />
ja auch nicht auf einem Buddha-<br />
Tempel oder einer Kirche herum.<br />
<strong>Values</strong> & life | 25
KATA TuTJA:<br />
36 FELSDOME<br />
Gut 30 Kilometer westlich des Uluru<br />
liegen die Kata Tjuta. Diese Felsdome<br />
wirken aus einiger Entfernung<br />
wie Köpfe, die aus dem Boden sprießen.<br />
Insgesamt gibt es 36 und der<br />
höchste davon ragt 546 Meter über<br />
den Boden empor. Die Kata Tjuta<br />
sind nicht weniger bedeutend für die<br />
örtlichen Aborigines wie der Uluru.<br />
Viele Teile der Steinformationen sind<br />
nur ganz bestimmten eingeborenen<br />
Männern zugänglich und das Erklimmen<br />
der Dome ist strengstens<br />
untersagt. Die beste Möglichkeit,<br />
diese kraftspendende, unberührte<br />
Landschaft zu erkunden, ist eine<br />
Wanderung durch das Tal des Windes,<br />
„Valley of the Winds“.<br />
EINzIgArTIgES<br />
NATurScHAuSPIEL<br />
Am Monolithen Uluru und an der benachbarten<br />
Felsengruppe Kata Tjuta<br />
ist ein tägliches Naturschauspiel das<br />
Top-Ereignis: der Sonnenauf- und<br />
-untergang. Dabei zeigen sich die<br />
Berge durch den wechselnden Einfall<br />
des Lichtes auf die Eisenoxydverbindungen<br />
des Gesteins in den<br />
verschiedensten Rottönen. Wenn<br />
die Attraktion ausnahmsweise durch<br />
die seltenen Regenfälle ausfällt, erwartet<br />
die Outback-Besucher der<br />
seltene Anblick eines dunkelroten<br />
Uluru, von dem für wenige Stunden<br />
beeindruckende Wasserkaskaden<br />
herabstürzen, eventuell begleitet<br />
von Blitz und Donner.<br />
26 | <strong>Values</strong> & life<br />
DEr KLEINE<br />
grAND cANyON<br />
Der Kings Canyon ist der kleine<br />
„Grand Canyon“ Australiens: Eine<br />
spektakuläre Schlucht (über 100 Meter<br />
Höhe und ein Kilometer Länge)<br />
mit farbenprächtigen Felswänden in<br />
Gelb-, Grau- und Rottönen. Auf dem<br />
Boden des Canyons stehen große<br />
Fluss-Eukalypten im Trockental. Besonders<br />
eindrucksvoll ist ein Rundflug<br />
über den Canyon, aber auch die<br />
Benutzung der vielen Wanderwege.<br />
Vor allem eine Wanderung tief hinab<br />
zum Grund der Schlucht zahlt sich<br />
aus und ist gar nicht übertrieben anstrengend.<br />
FLINDErS rANgES,<br />
DEr OrT FÜr AKTIvurLAuBEr<br />
Ein perfekter Tag für Aktive wartet in<br />
den Flinders Ranges. Die Gebirgslandschaft<br />
inmitten des Outbacks<br />
zählt zu den ältesten Landschaften<br />
der Erde und hat für die Aborigines<br />
eine wichtige Bedeutung. Bei einer<br />
Tour mit einem Aborigine-Guide oder<br />
auf einer Fahrt entlang des Aboriginal<br />
Dreaming Trail erfährt man mehr<br />
über die Bedeutung der Landschaft<br />
für die Geschichte der Ureinwohner.<br />
Kennzeichnend für die Flinders<br />
Ranges sind steil aufragende Bergkämme<br />
und Gipfel, von Bäumen gesäumte<br />
Schluchten und rote Erde.<br />
Dort leben farbenprächtige Papageien,<br />
Kängurus, Emus und Australiens<br />
größte Raubvögel, die Keilschwanzadler.<br />
Die perfekte Gegend für alle<br />
Wanderbegeisterten.
KAMEL, FAHrrAD,<br />
JEEP ODEr HELIKOPTEr<br />
Das bekannteste Naturwahrzeichen<br />
Südaustraliens und Herzstück der Flinders<br />
Ranges ist Wilpena Pound, ein<br />
überdimensionales, natürliches Felsenamphitheater.<br />
Rundflüge über den<br />
Kessel sowie über die Bergkette oder<br />
geführte Jeepsafaris zu versteckten<br />
Schluchten, in denen sich die scheu-<br />
en gelbfüßigen Felsen-Kängurus tummeln,<br />
hinterlassen unvergessliche südaustralische<br />
Impressionen. Durch dieses faszinierende<br />
Gebiet führt ein 200 Kilometer<br />
langer Radrundweg überwiegend<br />
durch privates Gelände. Er ist zwar<br />
anspruchsvoll, aber die einzigartige<br />
Landschaft entschädigt für alle Mühen.<br />
Die Flinders Ranges kann man aber<br />
auch auf „bequemere“ Art erkunden,<br />
nämlich auf einem Kamel. Von einem<br />
30-minütigen Ritt bis zur Tagestour und<br />
einer Kombination aus Kamelritt und<br />
Candlelight-Dinner mitten in der Wildnis<br />
ist alles möglich.<br />
AB AuF DIE FArM<br />
Wer ein wirklich authentisches Outback-Erlebnis<br />
sucht, sollte unbedingt<br />
in eine der vielen Farmen im Landesinneren<br />
einkehren und dort selbst Hand<br />
anlegen: Schafe scheren, wilde Pferde<br />
reiten und Mahlzeiten am Lagerfeuer<br />
zubereiten. Wie abgelegen diese Stationen<br />
oft sind, wird klar, wenn man für<br />
einen Besuch bei den Nachbarn oft<br />
Hunderte von Kilometern weit reisen<br />
muss. Die Arbeit auf den Farmen – insgesamt<br />
gibt es über 150.000 im ganzen<br />
Land – ist anstrengend und hart. Wer<br />
aber bereit ist, die Ärmel hochzukrempeln<br />
und richtig anzupacken, der wird<br />
mit einer unvergesslichen Erfahrung<br />
belohnt. Vor allem gibt es wohl keine<br />
andere Möglichkeit, um die Verbundenheit<br />
der Menschen zu ihrem Land intensiver<br />
zu erfahren.<br />
ALS JAcKArOO uND JILLArOO<br />
DurcHS OuTBAcK<br />
Viele Teilzeit-Farmarbeiter in Australien sind mittlerweile<br />
Rucksackreisende, die an einem Working-Holiday-Maker-<br />
Programm teilnehmen. Diese reisen durchs ganze Land und<br />
nutzen die vielen verschiedenen Jobmöglichkeiten, die es<br />
speziell für sie gibt, um sich den Trip zu finanzieren. Die Arbeit<br />
auf den Farmen ist dabei besonders beliebt und hierbei<br />
besonders die sogenannten Jackaroo und Jillaroo Schools.<br />
Das sind Cowboyschulen, auf denen die Holiday-Working-<br />
Maker arbeiten und nebenbei auch noch die Fertigkeiten eines<br />
echten Cowboys erlernen können. Dazu gehört Lassowerfen<br />
genauso wie das Vieh auf die Weide treiben, Zäune<br />
aufbauen und Schafe scheren. Diesen Trend ins Rollen gebracht<br />
hat eigentlich der englische Prinz Harry, der sich vor<br />
Jahren für zwei Monate auf einer australischen Farm aufhielt.<br />
Seitdem kommen Jahr für Jahr Tausende nach „Down<br />
Under“, um als Jackaroo und Jillaroo durch das Outback zu<br />
reiten und auf der Farm richtig Hand anzulegen.<br />
<strong>Values</strong> & life | 27
AuF EIgENE FAuST:<br />
ALS BAcKPAcKEr DIE PurE<br />
FrEIHEIT gENIESSEN<br />
28 | <strong>Values</strong> & life<br />
Es braucht nicht viel, um den größten Inselkontinent der Welt auf eigene<br />
Faust zu erkunden. Wer seine sieben Sachen in einem 20-Kilo-rucksack verstaut<br />
und eine Portion Abenteuerlust mitbringt, kann im Land die richtung<br />
selbst bestimmen und das ohne den geldbeutel großartig zu strapazieren.<br />
Eine rucksacktour ist nämlich nicht nur besonders „günstig“, sondern sie<br />
birgt unzählige Möglichkeiten, die verschiedensten Menschen zu treffen und<br />
Erfahrungen zu sammeln, die bei einer geführten Tour nie möglich sind. Australien<br />
ist auf grund der Art von Land und Leuten prädestiniert dafür, eben ein<br />
echtes Paradies für jeden Backpacker.<br />
Von Surfers Paradise bis Subiaco und von Broome bis Brisbane, Australien<br />
ist das ideale Reiseland für kleine Geldbeutel. Dank des guten Straßennetzes<br />
und der öffentlichen Verkehrsmitteln ist es ganz einfach, das Land zu<br />
bereisen. Übernachten kann man in 5-Sterne Hotels oder aber auf Campingplätzen<br />
unter Millionen von Sternen.<br />
Backpackers in australien
AustrAlien<br />
AustrAlien<br />
INSIDErTIPPS<br />
vON LOcALS<br />
Es lohnt sich zunächst einmal,<br />
schon vor Ankunft die ersten Übernachtungen<br />
zu buchen. Sobald man<br />
sich vor Ort langsam zurecht gefunden<br />
hat, lernt man schnell Australier<br />
und andere Reisende kennen, die<br />
einem die besten Insidertipps für<br />
Unterkunft und Reiseziele geben<br />
können. In Hostels zu übernachten<br />
ist der einfachste Weg, mit anderen<br />
Reisenden in Kontakt zu kommen.<br />
Hostels finden sich im ganzen Land,<br />
von Strandhütten bis zu „Flash-Packers“.<br />
Natürlich kann man auch die<br />
unzähligen B&Bs, Motels und Country-Pubs<br />
nutzen.<br />
HOSTELS:<br />
gÜNSTIgEr LuxuS<br />
Viele Unterkünfte in „Down Under“<br />
bieten inzwischen einen wirklich<br />
hohen Komfort und buhlen auf<br />
Grund der großen Konkurrenz mit<br />
vielen Gratiszugaben um die Gunst<br />
der Gäste. Über das ganze Land<br />
verstreute Hostels haben sich auf<br />
Backpacker spezialisiert und bieten<br />
Übernachtungen ab 20 Australischen<br />
Dollar die Nacht an. Das sind<br />
umgerechnet knapp 14 Euro. Viele<br />
der Häuser sind nicht nur günstige<br />
Schlafstätten, sondern liegen oftmals<br />
auch noch direkt an den touristischen<br />
Hotspots und bieten einen<br />
besseren Ausblick als manches Luxushotel.<br />
Von der Dachterrasse des<br />
Sydney Harbour Youth Hostels beispielsweise<br />
haben die Gäste einen<br />
unvergleichlichen Blick auf die berühmte<br />
Harbour Bridge.<br />
ScHLAFEN uNTEr<br />
FrEIEM HIMMEL<br />
Die Australier lieben es zu campen<br />
und deswegen findet man entlang<br />
der gesamten Küste Campingplätze,<br />
viele davon direkt am Strand.<br />
An einigen Orten ist wildcampen<br />
sogar erlaubt – einfach auf die Hinweise<br />
achten und sich an das Motto<br />
„hinterlasse nur Fußspuren, sonst<br />
nichts“ halten. Es gibt wenige Plätze<br />
auf der Welt, wo man einfach seinen<br />
Schlafsack ausrollen, sein Zelt an<br />
einem perfekten Sandstrand aufschlagen<br />
und unter der Milchstraße<br />
einschlafen kann. Und das ist doch<br />
der Traum von jedem Backpacker.<br />
BAcKPAcKEr-<br />
AKTIONEN ÜBErALL<br />
In immer mehr Hostels können kostenfrei<br />
Fahrräder ausgeliehen werden.<br />
Das ist natürlich die perfekte<br />
Art, die nähere Umgebung zu erkunden,<br />
denn man kommt schnell vorwärts<br />
und vor allem überall hin. Wo<br />
es keine derartigen Gratis-Angebote<br />
gibt, können Sparfüchse häufig auf<br />
Vergünstigungen benachbarter Cafés<br />
und Pubs hoffen. Vor allem besondere<br />
„All You Can Eat“-Specials<br />
sind bei Backpackern beliebt und<br />
schonen die Reisekasse.<br />
MIT BuS, zug ODEr<br />
AuTO IN JEDE EcKE<br />
DES KONTINENTS<br />
Wann es Zeit ist weiterzuziehen,<br />
bestimmen Reiseziel, Distanz und<br />
Budget die Möglichkeiten. Die Entfernungen<br />
in Australien können einem<br />
ewig vorkommen, aber sie sind<br />
überwindbar. Greyhound Busse, die<br />
im ganzen Land unterwegs sind,<br />
lokale Busunternehmen, städtische<br />
und regionale Beförderungsmittel<br />
<strong>Values</strong> & life | 29
sowie Minibusse, bei denen man nach Belieben zu- und<br />
aussteigen kann, verkehren auf beliebten Reiserouten, vor<br />
allem entlang der Ostküste. Besonders mit den Greyhound<br />
Bussen kommen Backpacker in jeden Winkel des Landes.<br />
Das Streckennetz ist konkurrenzlos das größte Australiens<br />
und bietet mit sogenannten Kilometerpässen die Möglichkeit,<br />
entsprechend der gewünschten Strecke den günstigsten<br />
Preis zu zahlen. Ein Trip von Sydney nach Canberra<br />
gibt es bereits ab 16 Australischen Dollar, 11 Euro, one way.<br />
Natürlich besteht auch die Möglichkeit, die Bahn zu benutzen,<br />
die kreuz und quer durch ganz Australien fährt, oder<br />
ein Auto oder einen Campingbus zu mieten.<br />
PArTyHOPPINg IN DEr gruPPE<br />
Wer nur begrenzt Zeit hat oder allein unterwegs ist, sollte<br />
sich am besten auf eine Kleingruppen-Tour einlassen. In<br />
dieser Gruppe von Gleichgesinnten kann man unglaublich<br />
viele Abenteuer erleben, von Partyhopping entlang der Ostküste<br />
bis zum Entdecken der wilden Natur des Outbacks.<br />
vOrSIcHT gIFTIg!<br />
Es gibt wohl keinen anderen Kontinent, auf dem es so viele<br />
tödliche und giftige Tiere gibt wie in Australien. Vor allem<br />
Backpacker, die im Freien übernachten und viel durch die<br />
Natur wandern, sollten vorsichtig sein. Übertrieben ängstlich<br />
muss man deswegen aber nicht werden!<br />
Besonders gefährlich ist die Würfelqualle. Ein winziges Tierchen,<br />
das bei Kontakt verheerende, um nicht zu sagen tödliche<br />
Auswirkungen auslösen kann. Würfelquallen treten vor<br />
allem in den Sommermonaten vermehrt auf, deswegen ist<br />
es dann umso wichtiger, die Warntafeln und Schilder an den<br />
Stränden zu beachten. Wenn Schilder vor Krokodilen warnen,<br />
zum Beispiel im Northern Territory, sollte man sich von<br />
diesen Gewässern ebenfalls besser fernhalten. „Salties“,<br />
30 | <strong>Values</strong> & life<br />
Salzwasserkrokodile, schnappen zwar nur, behaupten<br />
zumindest die Australier, aber den „Freshies“, den Süßwasserkrokodilen,<br />
sollte man tunlichst nicht im Wasser<br />
begegnen.<br />
Doch nicht nur das Wasser birgt so seine Gefahren, auch<br />
am australischen Festland warten einige der gefährlichsten<br />
und giftigsten Tiere der Welt. Tiere, die es sonst nirgends<br />
auf der Erde gibt. Dazu gehören beispielsweise<br />
der Inland-Taipan oder die Todesotter, zwei mit einem<br />
hochgradig gefährlichen Gift ausgestattete Schlangen,<br />
oder auch die Rotrückenspinne (Redback Spider) und<br />
die Trichterspinne (Funnel Web Spider).<br />
Auch die giftigsten Tiere sind im Normalfall sehr scheu<br />
und vermeiden Kontakt mit den Menschen. Wenn man<br />
trotzdem eine solche Schlange oder Spinne entdeckt, ist<br />
es wichtig, Ruhe zu bewahren und einen großen Bogen<br />
um das Tier zu machen. Heldenhafte oder blödsinnige<br />
Aktionen sind hier fehl am Platz, denn bis zum nächsten<br />
Arzt, geschweige denn zum nächsten Krankenhaus, ist<br />
es in Australien oft sehr weit. Im schlimmsten Fall verdammt<br />
weit sogar!<br />
AucH FÜr BAcKPAcKEr<br />
gIBT ES rEgELN<br />
Australien ist im internationalen Vergleich ein sicheres<br />
Reiseland. Die normalen Vorsichtsmaßnahmen, was Eigentum<br />
und Sicherheit angeht, sollten natürlich trotzdem<br />
eingehalten werden. An überwachten Stränden sollte man<br />
nur zwischen den roten und gelben Flaggen schwimmen<br />
gehen, in der Wildnis ist es ratsam, festes Schuhwerk zu<br />
tragen, die Verkehrsbestimmungen müssen eingehalten<br />
und auf die Warnzeichen an Stränden, Billabongs, Flüssen<br />
und Felsbecken geachtet werden. Wer diese Grundregeln<br />
befolgt, wird einen unglaublichen Trip erleben und<br />
Australien intensiver spüren wie niemand sonst. Fotos: © Tourism Australia, © Rainer Sturm/pixelio.de, © sxc.hu
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Das geht gar nicht –<br />
Materielle Armut und Diffamierung grenzen<br />
Hartz IV-Kinder aus<br />
Schröder Sieht neue chancen für zwei Millionen Kinder<br />
CDU-Bundesfamilienministerin Kristina Schröder<br />
zeigt sich mit dem Bildungspaket für bedürftige<br />
Kinder zufrieden. Im Sommer erwartet sie selbst<br />
Von der leyen will für Bildung der Kinder KäMpfen<br />
CDU-Bundesministerin für Arbeit und Soziales,<br />
Ursula von der Leyen, will für Bildung der Kinder<br />
kämpfen. Als privilegierte Mutter von sieben Kindern<br />
weiß sie genau, dass gute Bildung darüber<br />
32 | <strong>Values</strong> & life<br />
ein Kind. Wäre Schröder auch dann so zufrieden,<br />
wenn sie und ihr Kind in den nächsten Jahren unverschuldet<br />
von Hartz IV leben müsste?<br />
entscheiden kann, wo man im Leben ankommt.<br />
Aber kennt sie auch den Weg, den Kinder nicht<br />
privilegierter, sondern mittelloser Eltern gehen<br />
müssen?<br />
Hartz IV
KinDer unD hartz iV<br />
zu Den FaKten:<br />
Die Regelleistungen sollen um fünf Euro rückwirkend<br />
zum 1. Januar diesen Jahres sowie um drei weitere<br />
Euro zum 1. Januar 2012 erhöht werden. Nach der<br />
Neubemessung soll der Regelsatz um insgesamt<br />
acht Euro steigen. Im Gegenzug spart sich der Staat<br />
das Geld für die Rentenversicherung, mit der Folge,<br />
dass aus Zeiten des Harz IV- Bezuges keine Rentenansprüche<br />
mehr entstehen.<br />
Der neue Ermessensspielraum der Bundesagentur<br />
für Arbeit über den Sinn und Zweck von Förderprogrammen<br />
oder Eingliederungshilfen führt möglicherweise<br />
auch zu Nachteilen für die Betroffenen, indem<br />
eine schnelle Wiedereingliederung in den ersten Arbeitsmarkt<br />
verhindert wird.<br />
Nach den Neuberechnungen ergab sich für Harz IV-<br />
Kinder ein Minderbedarf.<br />
DIE StAtIStISCH<br />
ErrECHnEtEn rEgELSätzE:<br />
Kinder von 0 bis unter 6 Jahren: 213,- Euro,<br />
damit 2,- Euro weniger als bisher.<br />
Kinder von 6 bis unter 14 Jahren: 242,- Euro,<br />
damit 9,- Euro weniger als bisher.<br />
Kinder von 14 bis unter 18 Jahren: 275,- Euro,<br />
damit 12,- Euro weniger als bisher.<br />
Demnach haben Kinder von Hartz IV-Empfängern<br />
laut Statistik zu viel statt zu wenig Teilhabe am gesellschaftlichen<br />
Leben. Zunächst werden die derzeitigen<br />
Hartz IV-Kinderregelsätze jedoch noch nicht gekürzt.<br />
DIE DErzEItIgEn rEgELSätzE:<br />
Kinder von 0 bis unter 6 Jahren: 215,- Euro<br />
Kinder von 6 bis unter 14 Jahren: 251,- Euro<br />
Kinder von 14 bis unter 18 Jahren: 287,- Euro<br />
Der Überzahlbetrag gegenüber dem statistisch ermittelten<br />
Wert wird jedoch bereits bei zukünftigen Steigerungen<br />
angerechnet.<br />
Kein elterngelD Für<br />
hartz iV-empFänger<br />
Die volle Anrechnung des Elterngeldes auf Hartz IV-Leistungen<br />
nach dem SGB II, auf Sozialhilfe nach SGB XII sowie<br />
auf den Kinderzuschlag nach § 6a BKGG dürfte zum völligen<br />
Wegfall des Elterngeldes führen. Dieser Wegfall in Verbindung<br />
mit den möglichen Wohngeldkürzungen könnte zu<br />
weiteren finanziellen Anspannungen in den betroffenen Hartz<br />
IV-Familien beitragen.<br />
<strong>Values</strong> & life | 33
KinDerpaKet<br />
Das geplante „Kinderpaket“ Geld für Gratismittagessen an<br />
Schulen und Fortbildung auf Antrag ist sicher kein schlechter<br />
Ansatz, soweit es sich hier um die Kostenübernahme<br />
von allgemeinen Angeboten handelt. Die Umsetzung gestaltet<br />
sich aber eher schwierig. Erstens wird nicht an jeder<br />
Schule ein warmes Mittagessen für alle Schüler angeboten.<br />
Ein spezielles Angebot nur für Hartz IV-Kinder bietet aber<br />
keine Teilhabe, sondern würde diese Kinder zusätzlich vorführen,<br />
eigentlich diffamieren. Spezielle Bildungsangebote<br />
für Hartz VI-Kinder könnten genauso nutzlos sein wie die<br />
zum Teil sehr dubiosen Bildungsangebote für ihre Eltern<br />
und würden damit nur die Anbieter bereichern.<br />
einmal mit hartz iV in Berührung<br />
geKommen – Für immer hartz iVempFänger<br />
Vielen Kindern aus Hartz IV-Familien droht das gleiche<br />
Schicksal wie ihren Eltern. Sie können ihr Potenzial nicht<br />
abrufen, weil sie dazu nie die Chance bekommen. Ihre Eltern<br />
haben kein Geld für Spielsachen, Schwimmbad oder<br />
34 | <strong>Values</strong> & life<br />
Sportverein. Oft können sie ihren Kindern nicht einmal<br />
etwas Warmes zu essen oder warme Kleidung bieten. In<br />
ihren Wohnungen ist es nicht selten kalt und trostlos. Das<br />
Umfeld ist auch nicht immer das Beste und wenn doch, ist<br />
die Abscheu, die man ihnen entgegen bringt, auch nicht<br />
geringer als in sozialen Brennpunkten. Die Kinderarmut in<br />
Deutschland nimmt drastisch zu, in Städten wie Berlin leben<br />
schon über 20 % arme Kinder.<br />
hartz iV triFFt schon lange<br />
nicht mehr nur gesellschaFtliche<br />
ranDgruppen<br />
Hartz IV trifft schon lange nicht nur gesellschaftliche<br />
Gruppen ohne abgeschlossene Berufsausbildung, Alleinerziehende,<br />
Einwanderer, Flüchtlinge, Migranten und<br />
kinderreiche Familien. Hartz IV-Empfänger kommen aus<br />
allen Schichten. Und gar nicht so selten gehören auch<br />
ehemalige Promis dazu. Viele, insbesondere Frauen und<br />
ältere Empfänger, verfügen nicht nur über eine anerkannte<br />
Berufsausbildung, sondern gar über zwei oder mehrere<br />
Berufsausbildungen oder sind Studierte, die den Einstieg<br />
oder den Anschluss verpasst haben.<br />
KinDer Brauchen<br />
VorBilDer unD<br />
gesellschaFtliche aKzeptanz<br />
Kinder brauchen Vorbilder. Wenn ihre Eltern aber offiziell<br />
zu den Verlierern der Gesellschaft gehören, wie sollen die<br />
Kinder dann den erforderlichen Stolz auf ihre Eltern entwickeln.<br />
Gesellschaftlich werden Hartz IV-Eltern und Kinder<br />
überall diffamiert. Ganz gleich ob in der Schule, im Sportverein<br />
oder von anderen Eltern, welche ihren Sprösslingen<br />
tunlichst verbieten, mit Hartz IV-Kindern zu spielen. Unter<br />
solchen Bedingungen hat der betroffene Nachwuchs im<br />
Alltag kaum Zukunftschancen. Um angemessen am gesellschaftlichen<br />
Leben teilnehmen zu können, braucht man<br />
nicht nur Geld, sondern auch eine gesellschaftliche<br />
Akzeptanz, ein gewisses Ansehen. Aber<br />
wie sollen ausgegrenzte und gedemütigte<br />
Kinder das schaffen?<br />
Der Stempel Hartz IV sitzt<br />
ihnen ständig im Nacken,<br />
oder eher:
Das geht gar nicht – KinDer unD hartz iV<br />
auf der Stirn. Machen<br />
sie ihren Unmut mal Luft und<br />
setzen sie sich zur Wehr, liefern sie<br />
gleich weiteren Zündstoff und bedienen<br />
das Klischee. Wenn der junge<br />
Mensch aber nur noch in der Kriminalität<br />
ein wenig Anerkennung findet,<br />
aber keinen gesellschaftlichen Rückhalt<br />
zum Beispiel in der Ausbildung,<br />
ist ein Abrutschen beinahe schon vorprogrammiert.<br />
Kinderarmut ist eines der größten<br />
Probleme der heutigen Zeit, darüber<br />
herrscht selbst unter den Politikern<br />
aller Coleur Einigkeit. Nur bei den Lösungsansätzen<br />
wird kräftig gestritten.<br />
Bei all den Diskussionen, ob die Unterstützung<br />
zu gering ist, ob man<br />
mehr Geld oder mehr Sachleistungen<br />
zur Verfügung stellen soll, wird freilich<br />
gerne übersehen, dass man alles<br />
unterlassen sollte, was die armen<br />
(Hartz IV-)Kinder weiter diffamiert und<br />
ausgrenzt. So gesehen ist Hartz IV<br />
nämlich für Kinder völlig ungeeignet.<br />
Kinderarbeit ist weltweit verboten.<br />
Kinder aus Hartz IV-Familien haben<br />
keine Möglichkeit, aus eigener Kraft<br />
aus Hartz IV auszusteigen.<br />
Damit Kinder aus Hartz IV-Familien<br />
nicht außen vor bleiben, sondern wie<br />
ihre Alterskameraden an der Gesellschaft<br />
teilhaben können, brauchen<br />
sie eine angemessene materielle Unterstützung<br />
und ein Geldtransfer, der<br />
sie nicht ins gesellschaftliche Abseits<br />
stellt.<br />
Bedarfsorientiertes Kinder<br />
geld wäre eine gute, faire und zudem<br />
auch noch eine kostenneutrale Lösung.<br />
Kein Kind würde ausgegrenzt,<br />
weil seine Eltern Kindergeld bekämen.<br />
Kindergeld ist im Gegensatz zu Hartz<br />
IV eine gesellschaftlich anerkannte<br />
Transferleistung. Viele Familien und<br />
Alleinerziehende würden über diesen<br />
Weg schon alleine aus Hartz IV fallen.<br />
In der Kombination aus bedarfsorientiertem<br />
Kindergeld und Wohngeld hätten<br />
zudem selbst viele Eltern bereits<br />
mit einem oder mehreren<br />
Minijobs und/oder Aus-<br />
bildung (Mutter, Va-<br />
ter und evtl.<br />
arbeitsfähige<br />
Kinder) eine<br />
Chance, ihre Kinder nie mit<br />
Hartz IV in Berührung kommen zu<br />
lassen. Darüber hinaus würde so ein<br />
Job nicht die Vita der Eltern belasten<br />
und auch die Aussichten auf einen<br />
angemessenen Arbeitsplatz im ersten<br />
Arbeitsmarkt um ein Vielfaches<br />
erhöhen. Wenn die Politiker sich zudem<br />
noch dazu durchringen könnten,<br />
einen Mindestlohn in Deutschland<br />
(der ggf. beim Arbeitgeber teilweise<br />
refinanziert wird) einzuführen, dann<br />
würden sich die Zahlen der Hartz IV-<br />
Empfänger drastisch reduzieren. Das<br />
erste selbst verdiente Geld, wie stolz<br />
sind junge Menschen darauf und wie<br />
toll ist es, wenn man es auch noch<br />
ganz für sich behalten kann. Wir dürfen<br />
die jungen Menschen nicht um<br />
dieses tolle Gefühl berauben. Kinder<br />
und Hartz IV – das geht gar nicht!<br />
<strong>Values</strong> & life | 35<br />
Fotos: © Bubu Dujmic, © DAK, © FRida & freD - Hannes Loske, © mytoys.de, © sxc.hu
36 | <strong>Values</strong> & life<br />
Amir KAbbAni<br />
The King of DirT
Trotz seiner erst 21 Jahre hat er<br />
schon zahlreiche Top-Events der<br />
Szene gewonnen und sich dadurch<br />
einen Status erarbeitet, sodass er<br />
vom Biken leben kann. Fünf verschiedene<br />
Bikes hat „Amor“, wie<br />
er von Kumpels genannt wird, im<br />
Keller stehen, jedes für eine andere<br />
Schiene des Mountainbikens.<br />
Diese Tatsache an sich ist noch<br />
nichts besonderes, aber dass er<br />
in den unterschiedlichen Disziplinen<br />
immer für einen Sieg gut ist,<br />
allerdings schon. Mountainbiken<br />
ist eben einfach sein Leben und je<br />
weiter und höher es dabei durch<br />
die Lüfte geht, umso mehr muss<br />
sich die Konkurrenz vor dem King<br />
of Dirt in Acht nehmen.<br />
Er ist einer der besten<br />
Mountainbiker<br />
Deutschlands<br />
und lehrt auch der<br />
internationalen Elite<br />
regelmäßig das Fürchten.<br />
Die Rede ist von<br />
Amir Kabbani.<br />
VALUES & LIFE: Nach 2009 hast du auch 2010 die Wahl zum Mountainbiker<br />
des Jahres in Deutschland gewonnen. Was bedeutet dir dieser<br />
Titel, den dir ja die Fans zugesprochen haben?<br />
Amir: Das ist sicher besser als jeder Contesttitel, den man gewinnen kann.<br />
Denn hier hat man null Einfluss auf das Ergebnis. Es ist super, ein so cooles<br />
Feedback von Fans zu bekommen. Danke dafür nochmal an dieser Stelle.<br />
VALUES & LIFE: Was fasziniert dich eigentlich so am Mountainbiken?<br />
Amir: Kein Sportgerät ist so abwechslungsreich wie das Mountainbike. Ich<br />
habe die Möglichkeit, große Strecken zu überwinden, schnelle Abfahrten zu<br />
meistern, aber auch mit dem Bike im Backflip über große Hügel zu fliegen.<br />
Und ja, die Natur gibt ihren Rest dazu. Da man so flexibel ist, hat man die<br />
Möglichkeit, die schönsten Flecken der Erde mit dem Rad zu befahren.<br />
VALUES & LIFE: Wie hat es eigentlich mit dem Sport angefangen?<br />
Amir: Das war, als ich so 13, 14 Jahre alt war. Bis dahin hatte ich quasi<br />
so gut wie jeden Sport probiert, egal ob Skateboarden, Rudern oder so-<br />
<strong>Values</strong> & life | 37
Steckbrief<br />
Geburtsdatum: 04.07.1989<br />
Größe: 175 cm<br />
Gewicht: Heute Morgen 79,1 kg<br />
Wohnort: Boppard (Deutschland)<br />
Spitzname: „Amor“<br />
Hobbys:<br />
Meine 5 Bikes, Pitbiken, Bmx fahren,<br />
Skateboarden und der Bikepark<br />
Boppard.<br />
Sponsoren:<br />
Mongoose-Bikes, SRAM, TSG,<br />
Mavic, Vans, Oakley, Maxxis, E13,<br />
Muc Off, Acros, Powerbar<br />
Größter Erfolg:<br />
Meine größte Leidenschaft, das<br />
Radfahren, zum Beruf gemacht zu<br />
haben und seitdem ein unschlagbares<br />
Leben zu führen.<br />
Steckbrief<br />
38 | <strong>Values</strong> & life<br />
gar Wettkampfschwimmen. Sport<br />
war eben schon immer wichtig für<br />
mich, trotzdem verlor ich aber an allem<br />
recht schnell wieder den Reiz. So<br />
kam es dann, dass ich mit der Bahn<br />
auf dem Weg nach Hause war und<br />
ein paar Jungs mit ihren Motorradhelmen<br />
in den Wald fahren sah. Später<br />
folgte ich ihnen aus Neugier und war<br />
von dem, was ich sah überzeugt. Die<br />
Jungs hatten sich nämlich ihre eigene<br />
Strecke mit vielen Kickern in den<br />
Wald gezimmert. Ich freundete mich<br />
mit ihnen an und ein neuer Abschnitt<br />
meiner Jugend begann. Ich saß seit<br />
dieser Zeit nur noch auf dem Bike und<br />
lernte eigentlich recht schnell.<br />
VALUES & LIFE: Am Anfang warst<br />
du viel in einem von Hand erbautem<br />
Park unterwegs. Wie war das<br />
so, hast du dort auch viel rumgebastelt,<br />
gebaut und geschraubt?<br />
Amir: Auf jeden Fall. Wir waren eine<br />
aktive Gruppe von drei bis vier Leuten.<br />
Alles, was uns Neues in den Kopf<br />
kam, versuchten wir auch in die Tat<br />
umzusetzen.<br />
VALUES & LIFE: 2003 wurde eure<br />
mühsam erbaute Strecke dann abgerissen.<br />
Was hat das für dich und<br />
deine Kumpels bedeutet?<br />
Amir: Das war für uns mit das<br />
Schlimmste, was passieren konnte.<br />
Jahrelang wurde unsere Strecke geduldet.<br />
Dementsprechend viel Herzblut<br />
und Arbeit steckte in diesem Trail.<br />
Die Verantwortlichen der Stadt wussten<br />
aber auch, dass sie uns nicht einfach<br />
vertreiben konnten, schließlich<br />
hatte sich mittlerweile eine so starke<br />
Bikeszene entwickelt. So kam es,<br />
dass wir 2004 ein neues Stück Wald<br />
und etwas Geld vom Land bekamen,<br />
um eine neue Strecke anzulegen.<br />
VALUES & LIFE: Wann ist es eigentlich<br />
losgegangen, dass du<br />
deine ersten Rennen und Contests<br />
bestritten hast?<br />
Amir: Los gegangen ist das, glaube<br />
ich, mit 15, als ich mit meinen Kumpels<br />
auf die ersten Downhillrennen in<br />
der Umgebung fuhr. Spaßig war es<br />
immer, doch fehlte einfach das Geld<br />
für ein richtiges Downhillbike und die<br />
passende Kleidung. Im Dirtjumpen<br />
hingegen brauchte man nicht viel und<br />
auch sonst fühlte ich mich von Anfang<br />
an bei der Springerei wohler. Der Zeitdruck,<br />
wie bei den Rennen, lag mir<br />
hingegen weniger.<br />
VALUES & LIFE: Es haben sich<br />
auch recht schnell die ersten Erfolge<br />
eingestellt und von da an ging<br />
alles Schlag auf Schlag, richtig?<br />
Amir: Yes! 2006 begann ich mehr<br />
oder weniger richtig mit dem Contest<br />
fahren. Im Januar ging es mit dem<br />
Sieg der Homegrowntour in der Amateurklasse<br />
los, sodass ich im Frühjahr<br />
dann auch Events in der Proklasse<br />
bestreiten konnte. Einige Erfolge führten<br />
dann dazu, dass ich von Tarek<br />
Rasouli zu seinen Red Bull District<br />
Rides in Italien eingeladen wurde.<br />
Dort konnte ich dann mit bzw. gegen<br />
alle meine Vorbilder fahren. Das war<br />
schon Wahnsinn. Echt krass eigentlich,<br />
wie schnell sich damals alles entwickelt<br />
hat.<br />
VALUES & LIFE: Mit den ersten Erfolgen<br />
kommen oft auch die ersten<br />
Sponsoren. Wie war das bei dir und<br />
wie hat sich dein Leben dadurch<br />
verändert?<br />
Amir: Auch das ging alles recht<br />
schnell. Anfang 2006 war ich noch<br />
Starter in der Amateurklasse, im<br />
Sommer dann Sieger der Proklasse.<br />
Cannondale wurde als erster auf mich<br />
aufmerksam und nahm mich gleich für<br />
das nächste Jahr ins „The Cut Team“.<br />
Das Programm des damaligen Teams<br />
passte für mich wie die Faust aufs
„Kein Sportgerät ist so<br />
abwechslungsreich wie<br />
das Mountainbike.“<br />
Auge. Nach meinen Erfolgen bei den<br />
District Rides bekam ich dann ein weiteres<br />
Angebot, diesmal fragte mich die<br />
Firma Oakley. Spätestens ab diesem<br />
Zeitpunkt schwebte ich auf Wolke 7.<br />
VALUES & LIFE: Mountainbiken ist<br />
ja enorm vielseitig. Was sind die<br />
Disziplinen, die du machst?<br />
Amir: In meinem Keller stehen fünf<br />
verschiedene Bikes. Und das zum<br />
Glück nicht ohne Grund. Ich liebe jede<br />
Facette meines Sports, egal ob ich<br />
mich mit meinem Endurobike den Berg<br />
hochkämpfe oder mit dem Downhiller<br />
das eine oder andere Rennen fahre.<br />
Die Megavalanche in Frankreich beispielsweise<br />
ist sicher eines meiner<br />
Lieblingsrennen. Mit hunderten von<br />
Fahrern am Gletscher zu stehen und<br />
sich gleichzeitig über eine lange Abfahrt<br />
ins Ziel zu kämpfen, ist einfach<br />
der Hammer.<br />
VALUES & LIFE: Racing oder Downhill<br />
war neben der „Springerei“ - wie<br />
du es bezeichnet hast - also schon<br />
ein Thema für dich?<br />
Amir: Absolut. Ich fahre recht viele<br />
Trails bei mir in der Gegend. Doch<br />
für seriöse Rennen habe ich keine<br />
Zeit. Oft überschneiden sich Events<br />
und auch der Level jeder Disziplin im<br />
MTB-Bereich ist so gestiegen, dass<br />
man sich auf einen Bereich spezialisieren<br />
musste. Trotzdem schaffte ich<br />
es, letztes Jahr zwei Endurorennen,<br />
einen Massenstartdownhill und einen<br />
Marathon an der Cote d´Azur in<br />
Frankreich zu fahren. Good times.<br />
VALUES & LIFE: Hast du so etwas<br />
wie einen Lieblingscontest oder<br />
anders gefragt, was war von der<br />
Atmosphäre her bislang der geilste<br />
Wettkampf für dich?<br />
Amir: Ganz klar, der Red Bull District<br />
Ride in Nürnberg 2006. Es war mein<br />
erster richtig großer Contest vor deut-<br />
<strong>Values</strong> & life | 39
schem Publikum. Eine ganze Stadt<br />
gefüllt mit Menschen, die für zwei<br />
Minuten nur dir zuschauen. Bis heute<br />
sicher mein schönstes Erlebnis!<br />
VALUES & LIFE: Deinen wohl größten<br />
Erfolg hast du bei den T-Mobile<br />
Extreme Playgrounds 2009 in Duisburg<br />
gefeiert. Als Qualifikant hast<br />
du dort den Titel geholt und dabei<br />
internationale Top-Cracks wie Sam<br />
Pilgrim hinter dir gelassen. Ein geiles<br />
Erlebnis, oder?<br />
Amir: Absolut, denn bei diesem Contest<br />
hatte ich das Glück von Anfang an<br />
nicht so richtig auf meiner Seite. Das<br />
Format erlaubt nämlich absolut keine<br />
Fehler. Gleich in meinem ersten Lauf<br />
musste ich gegen den englischen Favoriten<br />
Lance Mc Dermott fahren. So<br />
galt es also, schon von Anfang an 100<br />
Prozent zu geben, aber das ist mir<br />
anscheinend gut gelungen. Doppelt<br />
freute ich mich, als ich neben dem<br />
Sieg des Contests auch noch den<br />
Best Trick Contest gewinnen konnte.<br />
Es müsste öfters solche Tage geben!<br />
40 | <strong>Values</strong> & life<br />
VALUES & LIFE: Wie gehst du an<br />
ein Rennen heran? Bist du eher der<br />
lockere Typ oder bist du manchmal<br />
auch sehr nervös?<br />
Amir: Es kommt schon auf die Größe<br />
des Events an. Nervös würde ich es<br />
aber nicht nennen. Mehr die Anspannung,<br />
dass das, was im Training alles<br />
klappt, auch umgesetzt werden kann.<br />
Ich will mich selber einfach nicht enttäuschen,<br />
denn das größte Glück und<br />
eine gewaltige Enttäuschung liegen<br />
beim Wettkampffahren verdammt nah<br />
beieinander.<br />
VALUES & LIFE: Mountainbike-<br />
Profis gibt es ja genug, aber lange<br />
nicht alle können davon leben. Wie<br />
sieht das bei dir aus?<br />
Amir: Ja, seit 2008 lebe ich von<br />
meinem Sport. Dank meiner Sponsoren<br />
und den Preisgeldern darf ich<br />
nun meinen Traum leben. Doch sich<br />
selber zu managen und zu schauen,<br />
dass am Ende des Monats die Rechnungen<br />
bezahlt werden können, ist<br />
nicht immer einfach gewesen.<br />
„Wenn man die Chance<br />
hat, sein Ding durchzuziehen,<br />
dann sollte<br />
man es auch tun oder es<br />
zumindest versuchen.“<br />
VALUES & LIFE: Was ist das Beste<br />
an diesem Beruf und was das<br />
Schlechteste?<br />
Amir: Das Beste ist sicher die Freiheit,<br />
die ich habe. Das Schlechteste<br />
ist wohl der Fakt, dass du als Fahrer<br />
immer nur ein kleiner Teil einer Firma<br />
bist und dementsprechend „austauschbar“<br />
bist. Es sei denn, du gründest<br />
deine eigene!<br />
Kannst du dir vorstellen, dich<br />
„selbstständig“ zu machen bzw.<br />
deine eigene Firma zu gründen?<br />
Amir: Ja, auf jeden Fall!<br />
VALUES & LIFE: Du bist ja schon<br />
in einem Alter Profi geworden, als<br />
du noch zur Schule gegangen bist.<br />
Sicher nicht einfach, da den Spagat<br />
zu schaffen?<br />
Amir: Absolut. Die Schulzeit war sicher<br />
eine sehr zwiespältige Zeit. Meine<br />
Klassenkameraden wussten nicht<br />
wirklich, was ich mache, und wunderten<br />
sich immer, warum ich so oft<br />
fehlte. Doch das war mir egal. In der
Schule habe ich nie wirklich erzählt,<br />
was ich tue. Der Abschluss war mein<br />
Ziel und darauf arbeitete ich hin. Auch<br />
wenn ich beim eigentlichen Abschluss<br />
dann nicht mal mehr anwesend sein<br />
konnte.<br />
VALUES & LIFE: Warum das?<br />
Amir: Weil ich an diesem Tag auf einem<br />
Contest sein „musste“!<br />
VALUES & LIFE: Wie sind eigentlich<br />
deine Eltern mit der Entscheidung<br />
umgegangen, dass du das Biken<br />
vor die Ausbildung gestellt hast?<br />
Vor allem, da du noch nicht einmal<br />
volljährig gewesen bist.<br />
Amir: Für meine Eltern war es alles<br />
andere als einfach, als ich mit der Entscheidung<br />
kam, auszuziehen. Selbst<br />
sie waren überrascht über diese für<br />
sie so spontane Entscheidung. Wohl<br />
auch, weil selbst meine Eltern nicht<br />
allzu viel über meine Pläne und Künste<br />
wussten. Trotzdem ließen sie mir<br />
alle Freiheiten und sind im Nachhinein<br />
mehr als froh, dass alles so gelaufen<br />
ist.<br />
VALUES & LIFE: Hast du selbst<br />
diese Entscheidung in irgendeiner<br />
Sekunde einmal bereut?<br />
Amir: Nein, auf keinen Fall. Ich denke,<br />
wenn man die Chance hat, sein<br />
Ding durchzuziehen, dann sollte man<br />
es auch tun oder es zumindest versuchen.<br />
Ich wüsste ehrlich gesagt auch<br />
nicht, was ich sonst gemacht hätte.<br />
Schließlich habe ich schon irgendwie<br />
auf meinen Traumjob hingearbeitet.<br />
Kaum zu glauben, dass es wirklich<br />
geklappt hat.<br />
VALUES & LIFE: 2008 hast du dein<br />
Elternhaus verlassen und bist du<br />
nach München gezogen. Warum?<br />
Amir: Das lag hauptsächlich an mangelnden<br />
Trainingsbedingungen im<br />
Winter. München hatte damals eine<br />
riesige Trainingshalle, die europaweit<br />
sicher einzigartig war. Leider wurde<br />
sie vor kurzem geschlossen.<br />
VALUES & LIFE: War es schwer für<br />
dich, Freunde und Familie für die<br />
Karriere zurückzulassen?<br />
Amir: Ja, das war schon echt nicht<br />
einfach. Doch schließlich war ich ja<br />
nicht aus der Welt. Entweder ich fuhr<br />
bei Gelegenheit heim oder Freunde<br />
und Familie besuchten mich. Es gab<br />
immer Wege, sich zu sehen.<br />
VALUES & LIFE: Mittlerweile wohnst<br />
du ja wieder in deiner alten Heimat<br />
Boppard. Hattest du Heimweh oder<br />
warum ging es wieder zurück zu<br />
den Wurzeln?<br />
Amir: Die Halle, in der ich tagtäglich<br />
<strong>Values</strong> & life | 41
trainierte, wurde leider ganz spontan<br />
verkauft. Dazu kam, dass die Stadt<br />
München mehrere unserer Außenanlagen<br />
in kürzester Zeit dicht machte.<br />
So zählte ich eins und eins zusammen<br />
und kam auf den Entschluss,<br />
wieder zurückzuziehen. Doch nicht<br />
ganz ohne Missionen. Ich bekam die<br />
Zusage der Stadt Boppard, im Bikepark,<br />
den ich einst mit drei Kumpels<br />
errichtet hatte, eine Trainingsline hinzimmern<br />
zu dürfen. Im Gegenzug dafür<br />
halte ich die Leute bei Laune und<br />
den Park in gutem Zustand.<br />
42 | <strong>Values</strong> & life<br />
VALUES & LIFE: Was brauchst du<br />
eigentlich alles, um perfekt trainieren<br />
zu können?<br />
Amir: Um meine Ausdauer zu trainieren,<br />
brauche ich Hügel und Berge.<br />
Dann benötige ich noch wettkampfgetreue<br />
Sprünge, um den Ernstfall dementsprechend<br />
üben zu können. Super<br />
ist natürlich auch ein sogenanntes<br />
„Foampit“, was nichts anderes als<br />
eine Schaumstoffgrube ist. Dort kann<br />
man nämlich die abgefahrensten<br />
Tricks relativ gefahrlos<br />
üben.<br />
VALUES & LIFE: Wie viel Zeit verbringst<br />
du in der Woche auf deinem<br />
Bike?<br />
Amir: Das kann man nie so pauschal<br />
sagen. Das kommt immer drauf an,<br />
wann es ist, wo ich bin und so weiter.<br />
Doch grob geschätzt jeden zweiten<br />
Tag drei bis vier Stunden. Im Sommer<br />
aber zum Beispiel wohl eher jeden<br />
Tag fünf bis sechs Stunden!<br />
VALUES & LIFE: Wie sieht ein Trainingstag<br />
bei dir in der Regel aus?<br />
Amir: Kein Tag ähnelt dem anderen.<br />
Doch oft ist es schon so, dass ich in<br />
einer normalen Woche vormittags<br />
meinen Officekram mache, ich manage<br />
mich ja selber, dann wird gekocht<br />
und dann wird Sport gemacht. Entweder<br />
gehe ich ins Gym, Enduro fahren<br />
oder in die Halle an neuen Tricks feilen.<br />
Ganz unterschiedlich eben.<br />
„Um meine Ausdauer<br />
zu trainieren, brauche<br />
ich Hügel und Berge.“
VALUES & LIFE: An welchen neuen Tricks<br />
arbeitest du gerade?<br />
Amir: Am Corked Seven. Hier geht es um<br />
eine zweifache Schraube, die zum einen um<br />
die eigene Achse und zum anderen „corked“,<br />
also stellenweise auch über Kopf gedreht wird.<br />
Ziemlich kompliziert das Ganze.<br />
VALUES & LIFE: Mountainbiken ist ja alles<br />
andere als ein „sanfter“ Sport und Verletzungen<br />
gehören zum Geschäft. Wie gefährlich<br />
ist dein Sport?<br />
Amir: Ich denke schon eher gefährlich.<br />
Schließlich fahren wir weder auf Schnee noch<br />
auf Wasser. Unsere Kurse beinhalten harten<br />
Boden, schroffe Steine und dazu zum Teil oft<br />
sehr steiles Gelände. Da tut halt jeder Aufprall<br />
noch mehr weh.<br />
VALUES & LIFE: Was war dein schlimmster<br />
Crash und was war alles kaputt?<br />
Amir: Bis jetzt muss ich sagen, habe ich mehr<br />
als Glück gehabt. Doch einmal habe ich mir das<br />
Sprunggelenk so gebrochen, dass mein linker<br />
Fuß komplett zur Seite gekippt lag. Genauer<br />
ins Detail möchte ich hier jetzt nicht gehen.<br />
VALUES & LIFE: Was ist eigentlich das Verrückteste,<br />
das du jemals am Bike gemacht<br />
hast?<br />
Amir: Ich habe den Fuß genommen und habe<br />
ihn aus Reflex wieder um die 45° zurückgedreht<br />
bis es laut knackte.<br />
VALUES & LIFE: Wie ist in der Mountainbike-Szene<br />
der Kontakt zu Fans? Wirst Du<br />
manchmal auf der Straße erkannt und angesprochen?<br />
Amir: Ja, ab und zu kommt das schon vor.<br />
Wenn mich die Leute erkennen, schauen sie<br />
mich aber oft einfach nur verwirrt an.<br />
VALUES & LIFE: Als Profi bist du auf der<br />
ganzen Welt unterwegs. Wo sind die absolut<br />
geilsten Spots für einen Sportler wie<br />
dich?<br />
Amir: Ganz klar Kanada. Die Natur dort ist<br />
einfach so beeindruckend wie sonst nirgends.<br />
VALUES & LIFE: Mountainbiken in all seinen<br />
Facetten ist eine aufstrebende Sportart.<br />
Wie siehst du die Entwicklung?<br />
Amir: Gut, unser Sport, das Freeriding,<br />
ist im Vergleich zu anderen<br />
Sportarten noch sehr jung und sucht<br />
sich gerade mehr oder weniger seine<br />
Nische. Doch ich denke, wir machen<br />
das ganz gut und es geht aufwärts.<br />
VALUES & LIFE: Wo stehen eigentlich<br />
die deutschen Top-Cracks im<br />
internationalen Vergleich?<br />
Amir: Sie stehen defintiv nicht<br />
schlecht da. Du hast überall auf der<br />
Welt deine Cracks, die es auf Wettkämpfen<br />
zu schlagen gilt, doch<br />
Deutschland ist auf jeden Fall für eine<br />
sehr starke Szene und viele gute Fahrer<br />
bekannt.<br />
VALUES & LIFE: Lassen wir das<br />
Biken jetzt mal ein wenig bei Seite.<br />
Was machst du, wenn du einmal<br />
nicht auf dem Rad sitzt? Kochen<br />
soll eines deiner großen Hobbys<br />
sein, habe ich zum Beispiel gelesen.<br />
Amir: Ja, ich koche echt gerne. Doch<br />
verbringe ich nur in den seltensten<br />
Fällen länger als eine Stunde vor<br />
dem Herd. Haha! Was ich sonst mache?<br />
Letztes Frühjahr habe ich mir<br />
ein Pitbike gekauft, mit dem ich gerne<br />
mal heizen gehe. Ich liebe es einfach,<br />
neue Sportarten auszuprobieren<br />
und meinen Kopf mit verschiedenen<br />
Sportarten zu fordern.<br />
VALUES & LIFE: Wie würdest du<br />
dich eigentlich selbst beschreiben,<br />
was für ein Typ bist du?<br />
Amir: Sicher kein einfacher! Mein<br />
Ehrgeiz scheint mich manchmal überheblich<br />
wirken zu lassen. Doch im<br />
Grunde bin ich ein netter Kerl, denke<br />
ich. Außerdem freut es mich, immer<br />
wieder neue coole Menschen kennen<br />
zu lernen.<br />
VALUES & LIFE: Hast du so etwas<br />
wie eine Lebensphilosophie?<br />
Amir: Hmm, ich weiß nicht. Ich denke<br />
eben, dass jeder das bekommt, was er<br />
verdient. Meistens zumindest. Ich gebe<br />
<strong>Values</strong> & life | 43
viel und habe dadurch auch irgendwie<br />
die Möglichkeit, etwas zu nehmen.<br />
VALUES & LIFE: Hast du eigentlich<br />
eine Freundin? Wenn ja, wie geht<br />
sie mit dem, was du tust, um?<br />
Amir: Zur Zeit habe ich keine Freundin.<br />
Doch aus Erfahrungen kann ich<br />
sagen, dass es eigentich nicht so das<br />
Problem war, solange sie versteht,<br />
dass es bei mir mehr als nur ein normaler<br />
Job ist.<br />
VALUES & LIFE: Wenn man ständig<br />
unterwegs ist, ist eine Beziehung<br />
aber wohl generell nicht einfach,<br />
oder?<br />
Amir: Das wäre nicht so das Problem,<br />
denke ich. Während der europäischen<br />
Events kommt man unter<br />
der Woche ja immer wieder nach Hause.<br />
Wenn es nach Amerika geht, sind<br />
es dann mal drei bis vier Wochen, wo<br />
man weg ist, die vielleicht jeder guten<br />
Beziehung sogar mal gut tun würden!<br />
44 | <strong>Values</strong> & life<br />
VALUES & LIFE: Du hast ja schon<br />
viel von der Welt gesehen. Wo<br />
willst du unbedingt noch hin und<br />
warum?<br />
Amir: Australien oder Neuseeland.<br />
Gerne würde ich mal mit einem Känguru<br />
um die Wette joggen oder so.<br />
VALUES & LIFE: Wenn mit dem Biken<br />
irgendwann Schluss ist, was<br />
wirst du dann machen? Schon Pläne?<br />
Amir: Das ist eine verdammt gute Frage,<br />
die mir schon öfters gestellt wurde.<br />
Ich arbeite viel mit meinen Sponsoren<br />
zusammen und hoffe, vielleicht dort<br />
irgendwo Fuß fassen zu können. Gedanken<br />
mache ich mir darüber öfter,<br />
doch Sorgen darf ich mir jetzt nicht<br />
machen. Das würde mich nur vom eigentlichen<br />
Geschehen ablenken.<br />
VALUES & LIFE: Was sind die<br />
nächsten konkreten Ziele für dich<br />
als Sportler?<br />
Amir: 2011 soll ein gutes Jahr werden.<br />
Ich möchte mehr Contestsiege<br />
nach Hause bringen und mehrere<br />
Video- und Fototrips machen. Mal<br />
schauen, was alles kommt.<br />
VALUES & LIFE: Und abseits vom<br />
Sport: Sind Familie und Kinder ein<br />
Thema?<br />
Amir: Ähm, ich bin ja jetzt mit meinen<br />
21 Jahren vielleicht noch etwas jung,<br />
um über Kinder nachzudenken. Aber<br />
später könnte ich mir das schon vorstellen.<br />
Familie habe ich ja trotzdem<br />
schon. Hahaha.<br />
VALUES & LIFE: Gibt es abschließend<br />
noch irgendetwas, das du<br />
dir von der Seele reden möchtest?<br />
Ein paar Worte an deine Fans vielleicht?<br />
Amir: Ich denke, ich kann nur danke<br />
sagen. Danke dem VALUES & LIFE<br />
Magazin für das Interview und danke<br />
euch Lesern für das Interesse! Fotos: © Daniel Roos, © Nils Wilbert, © Norbert Szasz, © Yannick Hammes
KaterKiller<br />
Ob Fastnacht, Geburtstagsparty oder Silvester – Gründe, so richtig abzufeiern, gibt es viele. Damit<br />
am nächsten Morgen nicht Katerstimmung herrscht, verrät Ihnen ValueS & lIFe zehn wirkungsvolle<br />
Tipps, mit denen man den Hang-over vermeidet – oder zumindest die Partyfolgen begrenzt.<br />
a wie aufhören:<br />
Die sicherlich beste Regel, einen Kater<br />
zu vermeiden, lautet, „Aufhören,<br />
wenn es am Schönsten ist“. Und das<br />
heißt, nicht bis zum Partyende mittrinken,<br />
sondern spätestens dann aufhören,<br />
wenn man leicht angesäuselt ist.<br />
a wie aspirin:<br />
Die Kopfschmerztablette wirkt nicht<br />
nur am Morgen danach Wunder, sondern<br />
sorgt, am Abend vor dem Schlafengehen<br />
mit einem großen Glas<br />
Wasser eingenommen, auch dafür,<br />
dass nach dem Aufstehen der Schädel<br />
nicht so dröhnt.<br />
Muntermacher<br />
Magnesium:<br />
Alkohol entzieht dem Körper Mineralien,<br />
allen voran Magnesium. Daher<br />
gilt: Speicher wieder auffüllen, denn<br />
auch Magnesiummangel kann Kopfschmerzen<br />
verursachen! Gleichzeitig<br />
gilt: Wasser trinken, Wasser trinken,<br />
Wasser trinken, denn Sekt, Wein &<br />
Co. dehydrieren, und wer austrocknet,<br />
bekommt schneller Kopfweh.<br />
tief durchatmen:<br />
Frischluft vertreibt einen schweren<br />
Kopf, deshalb am besten direkt nach<br />
dem Aufstehen einen kurzen Spazier-<br />
46 | <strong>Values</strong> & life<br />
gang machen. Bloß nicht bewegen?<br />
Dann öffnen Sie zumindest das Fenster<br />
und atmen fünf Minuten lang tief<br />
ein und aus.<br />
Das kommt fett:<br />
Wer vor dem Trinken für eine gute<br />
Grundlage sorgt, fällt nicht so schnell<br />
um. Die zweite Regel lautet: Fett<br />
saugt auf. Nicht umsonst hat man<br />
nach Alkoholkonsum oft Heißhunger<br />
auf Fettiges. Wer den Restalkoholpegel<br />
abbauen möchte, sollte also zu<br />
Rührei mit Speck, Fettgebackenem<br />
wie Berlinern oder Schmalzgebäck<br />
oder auch zu einem „British Breakfast“<br />
mit Würstchen und Baked Beans greifen.<br />
Ebenso gut, aber wesentlich gesünder:<br />
ein Glas Milch, eine Handvoll<br />
Nüsse und eine große Portion Quark<br />
belasten den Körper weniger, haben<br />
sich aber ebenfalls bewährt!<br />
Frischer Fisch:<br />
Als Alternative bietet sich der traditionelle<br />
Hering an. Auch hier sorgt die<br />
Kombination aus Säure und Fett dafür,<br />
dass der Restalkoholpegel sinkt<br />
und Beschwerden nachlassen.<br />
Sauer macht lustig:<br />
Auch Vitamin C kann unser Körper<br />
nach einer durchzechten Nacht<br />
gut gebrauchen. Hervorragende Lieferanten<br />
sind frische Kiwis, ein Glas<br />
Orangen- oder Sanddornsaft oder<br />
auch eine Portion frisches Beerenobst.<br />
Nur die Harten<br />
kommen in den Garten:<br />
Müdigkeit und Kopfschmerzen lassen<br />
sich mit einer kalten Dusche hervorragend<br />
vertreiben. Wer danach noch<br />
keinen klaren Kopf hat: Eine Bürstenmassage<br />
oder ein sanfteres Peeling<br />
vertreiben den Kater. Kleiner Tipp:<br />
Danach den Körper mit Rosmarinöl<br />
einreiben. Das belebt zusätzlich! Rosenöl<br />
hingegen gilt in der alternativen<br />
Medizin als Glücklichmacher. Sie gehören<br />
zu den ganz Harten? Dann rein<br />
in die Joggingschuhe und ab in den<br />
Park. Wetten, dass Sie sich danach<br />
so fit fühlen, als hätten Sie nie gefeiert?<br />
Zeit zum Verwöhnen:<br />
Sollte am nächsten Morgen nicht früh<br />
der Wecker klingeln, empfiehlt sich<br />
eine Gesichtsmaske. Sie frischt den<br />
Teint auf, und das wirkt sich auch<br />
auf die Psyche aus, denn wer strahlend<br />
aussieht, statt im Spiegel müde<br />
und graue Haut zu erblicken, fühlt<br />
sich auch gleich viel frischer. Bei ge
schwollenen Augen hilft<br />
eine Kühlmaske oder ins<br />
TK-Fach gelegte Teelöffel.<br />
One more:<br />
Wer mit einem Kater aufwacht,<br />
sollte mit einem<br />
Glas Sekt starten – es<br />
gibt Leute, die auf diese<br />
Regel schwören, den<br />
meisten aber dürfte schon<br />
beim bloßen Gedanken<br />
an Alkohol schlecht werden.<br />
Wer stattdessen auf<br />
Kaffee (möglichst mit viel<br />
Milch wegen des Eiweißes<br />
und der Spurenelemente),<br />
viel Wasser und<br />
ein großes Glas frisch gepressten<br />
Saft setzt, dürfte<br />
eine bessere Wirkung erzielen.<br />
<strong>Values</strong> & life | 47<br />
Fotos: © DAK, © sxc.hu
48 | <strong>Values</strong> & life<br />
Das<br />
Gezeichnete<br />
ich<br />
Der<br />
etwas<br />
anDere<br />
PoPstar
Der Name kliNgt rätselhaft:<br />
Das gezeichNete ich.<br />
Der künstler, der dahintersteckt, macht<br />
aus seinem wirklichen Namen ein geheimnis.<br />
Der junge, immer fein herausgeputzte<br />
Berliner mit deutschem Vater<br />
und französischer mutter - so viel weiß<br />
man zumindest schon mal über ihn -<br />
hüllt sich bei Details um seine Person<br />
in schweigen. er sagt nicht einmal gerne,<br />
was er studiert hat. Denn politische<br />
Ökonomie sei so „unromantisch“. Viel<br />
lieber möchte er der nüchternen Welt,<br />
in der sogar die liebe sachlich geworden<br />
ist, einen romantischen zauber<br />
entgegensetzen. Und zwar mit seiner<br />
musik und seinen tiefsinnigen texten.<br />
Die musikalischen mittel, die er dafür<br />
nutzt, reichen von klassischen Orchesterklängen<br />
bis zu hip-hop-Beats. eine<br />
wahrlich einzigartige und erfrischende<br />
mischung, ein lichtblick in der Welt der<br />
musik, die von stereotypen und Nachahmern<br />
immer mehr überrannt wird. INTERVIEW<br />
VALUES & LIFE: Der Ausdruck „Das<br />
Gezeichnete Ich“ stammt ja aus einem<br />
Gedicht von Gottfried Benn. Du<br />
hast es zu deinem Künstlernamen<br />
gemacht, warum?<br />
DGI: Die Textzeile lautet: „Es gibt nur<br />
zwei Dinge: Die Leere und das gezeichnete<br />
Ich“. Na, und da war klar, so voll<br />
wie ich an diesem Morgen war, konnte<br />
ich keinesfalls die Leere sein.<br />
VALUES & LIFE: Warum machst du<br />
um deinen bürgerlichen Namen so<br />
ein Geheimnis?<br />
DGI: Ich mache kein Geheimnis daraus.<br />
Ich habe diesen Namen abgelegt,<br />
als mir klar wurde, ich würde fortan nur<br />
noch der Kunst frönen.<br />
VALUES & LIFE: Was bedeutet „Das<br />
Gezeichnete Ich“ musikalisch für<br />
dich? Wo bist du einzuordnen?<br />
DGI: Ich denke, auch wenn hier und da<br />
mal etwas komplexere Taktzahlen wie<br />
11/8 oder 5/4 auftauchen, bin ich dennoch<br />
im besten Sinne dem Begriff Pop<br />
„über“zuordnen.<br />
VALUES & LIFE: Warum machst du<br />
eigentlich Musik, was bedeutet dir<br />
das?<br />
DGI: Ich mache Musik, weil sie mir viel<br />
bedeutet, und weil ich nichts anderes<br />
annähernd so gut kann.<br />
VALUES & LIFE: Deine Musik wird oft<br />
als etwas Einzigartiges, noch nie Dagewesenes<br />
beschrieben. Liegt das<br />
an der Mischung aus Pop, deutscher<br />
Poesie und klassischen Elementen<br />
oder hast du eine andere Erklärung<br />
dafür?<br />
DGI: Nein, ich finde das ganz treffend,<br />
<strong>Values</strong> & life | 49
jedoch müsste man noch mal überprüfen, ob<br />
das wirklich so einzigartig im deutschsprachigen<br />
Lande ist.<br />
VALUES & LIFE: Gibt es Künstler, mit denen<br />
du dich musikalisch vergleichen würdest,<br />
die in eine ähnliche Richtung gehen? Montag<br />
oder Wolke habe ich beispielsweise gelesen.<br />
DGI: Nein, ich vergleiche nicht. Ich habe gelesen,<br />
dass das unglücklich machen soll.<br />
VALUES & LIFE: Welchen Anteil hat dein<br />
Produzent Alex Silva an der Art und Weise,<br />
wie du Musik machst?<br />
DGI: Im Großen und Ganzen hat er mich erst<br />
einmal mein Ding machen lassen. Hinterher hat<br />
er dem Ganzen dann mit all seiner Erfahrung<br />
den letzten und nötigen Schliff verpasst. Die übliche<br />
Prozedur eben, nur mit viel Engagement<br />
und Hingabe.<br />
VALUES & LIFE: Hinter dir steht ein großes<br />
deutsches Plattenlabel. Wie wichtig ist so etwas<br />
für einen Musiker oder besser, welchen<br />
Einfluss hat das auf dich und deine Musik<br />
gehabt?<br />
DGI: Da ich das Album ja bereits fertig hatte,<br />
hatte die Plattenfirma zunächst keinen Einfluss<br />
auf die Musik. Nun da die Radios Stücke vom<br />
Album nicht in der verfassten Form spielen können,<br />
wollen oder aus Formatgründen nicht spielen<br />
dürfen, wächst der Einfluss der erfahrenen<br />
Plattenfirmenmitarbeiter und sie verschaffen<br />
dieser Misere Abhilfe.<br />
VALUES & LIFE: Das Gezeichnete Ich wird<br />
als Multitalent an Tasten und Saiten, für Harmonien<br />
und Gesang beschrieben. Wo liegen<br />
eigentlich deine musikalischen Wurzeln,<br />
50 | <strong>Values</strong> & life<br />
wann hast du damit angefangen?<br />
DGI: Angefangen hat es mit guter alpiner<br />
Blasmusik. Angeblich war ich nicht<br />
mehr an der Hand meiner Mutter zu halten,<br />
als ich die ersten Töne hörte. Also<br />
die Wurzeln liegen demnach schon<br />
sehr weit zurück. Ich bin gespannt, ob<br />
diese frühkindlichen Erfahrungen einmal<br />
einen Eingang in meine Musik haben<br />
werden.<br />
VALUES & LIFE: Gab es irgendwann<br />
einen Schlüsselmoment, der dir ermöglicht<br />
hat, aus deiner Musik mehr<br />
zu machen und mehr Menschen damit<br />
zu erreichen?<br />
DGI: Ja, der Moment an dem ich ein<br />
Management fand, das mich und meine<br />
künstlerische Sicht unterstützt und<br />
denen ich Vertrauen schenken konnte<br />
und kann.<br />
VALUES & LIFE: Ich habe gelesen,<br />
dass du von den Beatles, Bach, Goethe<br />
und Thomas Mann beeinflusst<br />
wirst. Eine doch eher außergewöhnliche<br />
Mischung oder nicht?<br />
DGI: Die Dinge, die ich gelesen oder<br />
gehört habe, finden Anklang und Ausdruck<br />
in meinem Album und es sind<br />
weit mehr als hier beispielhaft stehen.<br />
Wie genau überlasse ich dem geneigten<br />
Hörer zur Beurteilung.<br />
VALUES & LIFE: „Eine Gratwande-<br />
Das<br />
rung zwischen dem Intellekt und<br />
dem rein Seelischen“, heißt es zu<br />
deinem Debütalbum. Wie würdest du<br />
es selbst charakterisieren?<br />
DGI: Der Intellekt beschreibt die ein-<br />
Gezeichnete ich
fachsten Dinge sehr kompliziert. Der<br />
Künstler ringt den kompliziertesten<br />
Dingen ihre Einfachheit ab. Irgendwo in<br />
diesem Spannungsfeld befand und befinde<br />
ich mich.<br />
VALUES & LIFE: Wie zufrieden bist<br />
du mit dem Erfolg des ersten Albums<br />
bzw. welche Rolle spielen Verkaufszahlen<br />
für dich?<br />
DGI: Ach, ich glaub es geht immer mehr.<br />
Und wenn nicht, muss ich weitermachen,<br />
um zu beweisen, es hätte mehr gehen<br />
können.<br />
VALUES & LIFE: In deinem MySpace-<br />
Profil steht bei Bandmitglieder „Du, Es<br />
und Ich“. Wie sieht da die Rollenverteilung<br />
aus?<br />
DGI: Ich arbeite mit einer größeren Anzahl<br />
von Musikern, Künstlern und Musikbegeisterten<br />
zusammen. Sie helfen mir<br />
mit Meinungen, Ratschlägen, Trends,<br />
Instrumenten, mit ihrer Spielfreude etc.<br />
aus. Je nachdem wie es sich ausgeht,<br />
sind alle oder eben nur ein Teil der Beteiligten<br />
auf Tour dabei. Ich stelle sie dann<br />
gerne als die Eigentlichen oder die Gezeichneten<br />
vor. Auf den endgültig feststehenden<br />
Ausdruck haben wir uns noch<br />
nicht einigen können.<br />
VALUES & LIFE: Du warst schon mit<br />
den Pet Shop Boys, A-ha und Ich + Ich<br />
auf Tour. Wie war‘s?<br />
DGI: Da stand ich meist allein, nur mit<br />
einem Klavier versehen, auf der Bühne,<br />
was eine spannende Erfahrung war. Vor<br />
einer Kulisse von oft 10.000 Menschen<br />
und manchmal noch mehr ganz allein zu<br />
<strong>Values</strong> & life | 51
52 | <strong>Values</strong> & life<br />
„ich mache musik,<br />
weil sie mir viel bedeutet,<br />
und weil ich nichts anderes<br />
annähernd so gut kann.“
„brillieren“, hat man nicht alle Tage.<br />
VALUES & LIFE: Was hast du von<br />
diesen „Stars“ der Musikbranche,<br />
wie A-ha oder den Pet Shop Boys,<br />
lernen können?<br />
DGI: Vieles. Verrate ich aber nicht. Ich<br />
muss erst noch ausprobieren, ob es<br />
tatsächlich klappt.<br />
VALUES & LIFE: Ende 2010 ist deine<br />
erste Solotour über die Bühne<br />
gegangen. Alles perfekt gelaufen?<br />
DGI: Endlich konnte ich Ende 2010<br />
einige meiner Musiker und Musikerinnen<br />
mitnehmen und gemeinsam mit<br />
den Zuschauern eine „beste Zeit“ verbringen.<br />
Das hatte mir das Jahr über<br />
doch gefehlt, mit den Musikern und<br />
Zuschauern im kleineren Kreis zu interagieren.<br />
Das konnte ich dann in der<br />
angenehmen Atmosphäre der kleinen<br />
Clubs nachholen.<br />
VALUES & LIFE: Neben deiner Musik<br />
ziehen vor allem deine Texte die<br />
Leute regelrecht in den Bann. Um<br />
was geht es in deinen Songs?<br />
DGI: In den Texten geht es vor allem<br />
um die Dinge, die ich nicht explizit<br />
sage. Genau wie es bei den Videos<br />
nicht um das Gezeigte, sondern<br />
im Gegenteil, um das Nichtgezeigte<br />
geht. Letztlich ist ja bei mir jeder ein<br />
gezeichnetes Ich und somit „Vervollständiger“<br />
des Werks. Die persönliche<br />
Geschichte der Leute und vor<br />
allem ihre Phantasie sind das letzte<br />
Puzzle-Teil zu meiner Kunst. Das<br />
ist wichtig zu verstehen, denn<br />
dann kann sich ein jeder auch<br />
selbst beantworten, war-<br />
um mein persönlicher Name nicht auftaucht<br />
und warum es das gezeichnete<br />
Ich heißen muss. Es geht also um die<br />
in der einen oder anderen Form gelebten,<br />
geschriebenen, gesungenen<br />
Geschichten aller.<br />
VALUES & LIFE: Wie entstehen diese<br />
tiefsinnigen Liedtexte?<br />
DGI: Durch Inspiration und Pampelmuse.<br />
VALUES & LIFE: Schreibst und<br />
komponierst du alles selbst?<br />
DGI: Ja.<br />
VALUES & LIFE: Du hast die Videos<br />
schon kurz angesprochen: Wie<br />
gerne stehst du eigentlich vor der<br />
Kamera?<br />
DGI: Nicht so gerne. Aber ich lerne<br />
gerade, mich auf Video zu lieben. Gewohnheit<br />
macht den Rest.<br />
VALUES & LIFE: Haufenweise Kameras<br />
waren natürlich auch beim<br />
„Bundesvision Song Contest 2010“.<br />
16 Bands aus den 16 Bundesländern<br />
haben dort um die Stimmen<br />
der Zuschauer gesungen. Du warst<br />
für Brandenburg am Start und hast<br />
letztlich den 5. Platz erreicht. Wie<br />
blickst du heute darauf zurück und<br />
wie zufrieden warst du?<br />
DGI: Ich konnte nur sehr zufrieden<br />
sein. In jedem Bundesland habe ich<br />
eine relativ konstante Punktzahl erreicht,<br />
dabei haben die ja größtenteils<br />
noch nie etwas von mir gehört. Das<br />
hat mich darin bestärkt, an die Kraft<br />
der Songs zu glauben. Manche Songs<br />
brauchen einfach mehr Zeit, um gehen<br />
zu lernen, andere laufen nie<br />
und wieder andere stehen sofort<br />
auf und rennen. „Du, es und Ich“ ist<br />
ein Langstreckenläufer, der bei den<br />
Zuschauern im Fernsehen gut ankam<br />
und auch im nächsten Jahr nochmals<br />
bei allen anderen Medien an den Start<br />
geht. Hoffe ich.<br />
VALUES & LIFE: Wenn von Musikshows<br />
die Rede ist, kommt man an<br />
Castingformaten wie DSDS oder<br />
Popstars wohl oder übel nicht mehr<br />
vorbei. Was hältst du davon?<br />
DGI: Nichts. Sie vermitteln falsche<br />
Werte.<br />
VALUES & LIFE: Kommen wir wieder<br />
zurück zu deiner Musik. Ich<br />
habe deine Internetprofile ein wenig<br />
durchstöbert und haufenweise<br />
solche und ähnliche Einträge<br />
gefunden: „Ich bin süchtig nach<br />
deiner Musik“, „Einfach nur geil“,<br />
„Endlich mal wieder richtig gute<br />
Musik made in Deutschland“, „Ich<br />
kann nichts mehr anderes hören“.<br />
Was bedeuten dir solche direkten<br />
Rückmeldungen der Fans?<br />
DGI: Sie sind Bestätigung für mein<br />
Schaffen und motivieren dazu, immer<br />
weiter zu machen. Obwohl ich weiß,<br />
dass dies Einzelmeinungen sind, hilft<br />
dies schon mal durch so manch grauen<br />
Tag. Danke an dieser Stelle an<br />
alle, die sich durchringen konnten und<br />
Feedback geben.<br />
VALUES & LIFE: Woran, glaubst<br />
du, liegt es, dass deine Art, Musik<br />
zu machen, so gut ankommt? Hast<br />
du vielleicht eine Nische getroffen,<br />
die die Menschen einfach berührt?<br />
<strong>Values</strong> & life | 53
DGI: Das weiß ich<br />
nicht, nur glaube ich, dass<br />
die Menschen spüren, wenn etwas<br />
ernst gemeint ist und aus einem<br />
heraus will oder wenn es nur aus der<br />
Konserve kommt. In meinem Fall ist<br />
es Ersteres, das einige spüren, und<br />
sie können auch zulassen, was allen<br />
anderen im Prinzip auch „offen“ steht.<br />
Einige lassen sich berühren, andere<br />
nicht.<br />
VALUES & LIFE: Blicken wir abschließend<br />
noch ein wenig in deine<br />
Zukunft. Was können die Fans vom<br />
Gezeichneten Ich in den kommenden<br />
Monaten und Jahren erwarten?<br />
DGI: Ich werde noch viel unterwegs<br />
sein, durch die Lande ziehen und auftreten.<br />
Zusätzlich werde ich in nächster<br />
Zeit noch eine Single des Albums<br />
veröffentlichen, die - so das Radiopublikum<br />
will - rauf- und runtergespielt<br />
wird. Und dann im Laufe von 2011<br />
schreibe ich fleißig am Nachfolgewerk.<br />
VALUES & LIFE: Jetzt die allerletzte<br />
Frage noch: Unten steht eine<br />
Art Gedicht über Das Gezeichnete<br />
Ich. Was drücken diese Zeilen aus,<br />
kannst du das ein wenig kommentieren?<br />
DGI: Das Folgende ist in Kurzform<br />
das Credo des gezeichneten Ichs,<br />
das schon oben ausführlicher dargelegt<br />
ist. Für jeden nun zur freien Interpretation<br />
zu lesen. Viel Spaß!<br />
54 | <strong>Values</strong> & life
„ICH bekam seine Wunden“, „ICH wird vom Leben gezeichnet“<br />
„Das gezeichnete Ich ahnt, dass seine Geschichte nichts Besonderes ist.“<br />
Im nächsten Satz steht, dass du trotzdem gespürt hast, es erzählen zu müssen.<br />
Das ist die Geschichte vom gezeichneten ICH<br />
Sie könnte so überall passiert sein.<br />
Ein Mensch kommt zur Welt<br />
oder die Welt zu ihm<br />
oder er ist plötzlich, auf jeden Fall existiert wieder ein ICH mehr.<br />
Ungefragt, ungeduscht, ungeduldig.<br />
Und er fragt: Warum ICH? Warum jetzt?<br />
Mit der Zeit legt sich die Neugier.<br />
Für vieles gibt es Erklärungen:<br />
Tag ist hell, Nacht dunkel,<br />
Toast ist manchmal heiß,<br />
manchmal nicht.<br />
Doch ICH konnte nicht aufhören zu fragen!<br />
ICH bekam Probleme,<br />
ICH wurde zu langsam erwachsen,<br />
ICH liebte falsch,<br />
ICH dachte viel,<br />
küsste wenig,<br />
ICH erschrak,<br />
ICH verstand,<br />
ICH schluckte,<br />
lachte,<br />
blutete.<br />
ICH bekommt seine Wunden.<br />
ICH wird vom Leben gezeichnet.<br />
Das gezeichnete ICH ahnt,<br />
dass seine Geschichte nichts Besonderes ist.<br />
Aber das gezeichnete ICH fühlt,<br />
dass es die Stimme ist, sie zu erzählen.<br />
Das gezeichnete ICH beginnt zu singen.<br />
Das Gezeichnete ich<br />
<strong>Values</strong> & life | 55<br />
Fotos: © Andreas Mühe
Hier gibt Hollywood den ton an<br />
56 | <strong>Values</strong> & life
Sie lieben sich, sie lieben sich<br />
nicht - Jude Law und Sienna Miller<br />
gelten mit ihrer On-Off-Beziehung<br />
mittlerweile als echte Trendsetter,<br />
denn immer mehr Promis heizen<br />
mit immer neuen Trennungen und<br />
Versöhnungen die Gerüchteküche<br />
an. Auch Ashton Kutcher und<br />
Demi Moore lassen die Öffentlichkeit<br />
via Twitter gern an ihrem Gefühlsleben<br />
teilhaben - mehrmals<br />
täglich sogar. Was 2011 bei den<br />
Proms und VIPs sonst noch angesagt<br />
ist – hier stellen wir Ihnen<br />
sieben aktuelle Trends vor.<br />
Selfmarketing via<br />
Social Web<br />
ob beverly-Hills-Star Jason Priesley,<br />
die unverbesserlichen Kardashian-<br />
Sisters, lindsay lohan, Jessica alba<br />
oder demi Moore und ashton Kutcher<br />
– wer in Hollywood etwas auf sich hält,<br />
bloggt, twittert oder postet mindestens<br />
einmal täglich, selbst wenn es nur belanglosigkeiten<br />
wie Fotos vom eigenen<br />
Hund oder die eigene einstellung<br />
zum<br />
t h e -<br />
ma Schönheitsoperation<br />
sind. Seit twitter &<br />
Co. bleibt uns nichts, aber<br />
auch gar nichts mehr aus dem intimleben<br />
der Stars und Sternchen verborgen.<br />
dabei könnte man auf so manche<br />
information gut verzichten. oder<br />
wollen Sie unbedingt wissen, dass<br />
sich lilly becker unbedingt noch zwei<br />
Kinder von „ihrem“ bobbele wünscht?<br />
absolut nicht die feine art war indes,<br />
was sich die sonst so stilvolle liz Hurley<br />
leistete: Sie gab via twitter das<br />
ende ihrer beziehung zu arun nayar<br />
bekannt – als sie schon längst in aller<br />
Öffentlichkeit mit dessen nachfolger<br />
turtelte. was wir 2011 nicht unbedingt<br />
brauchen: tweeds zum thema „intimrasur“<br />
von den Kardashian-Schwestern<br />
oder eine Fortsetzung des Zickenkriegs<br />
und baby-wettbewerbs<br />
zwischen lilly becker und Sandy<br />
Meyer-wölden im www. trotzdem<br />
ist klar: ohne twitter, blogs und Facebook-Meldungen<br />
geht bei den Promis<br />
in 2011 gar nichts mehr.<br />
Hält jung:<br />
die etWaS andere friScHzellenkur<br />
normalerweise ist es die „Queen of<br />
Pop“, die neue trends setzt, doch in<br />
Sachen „young lover“ gilt selbst Madonna<br />
nur als nachahmerin. Schließlich<br />
hatten demi Moore und Susan<br />
Sarandon die (operativ gerichteten)<br />
nase eindeutig vorn, als sie sich liebhaber<br />
suchten, die mehr als zehn<br />
Jahre jünger sind als sie selbst. wer<br />
als erste die positiven auswirkungen<br />
einer solchen Frischzellenkur erkannte?<br />
eindeutig Mode-ikone Vivienne<br />
westwood. Sie bewies schon vor vielen<br />
Jahren Mut – und legte sich für<br />
heimische bettspiele einen jungen<br />
gefährten zu. immerhin: nach Unterwäsche-Model<br />
Jesus hat Madonna<br />
mit brahim Zaibat längst einen nicht<br />
<strong>Values</strong> & life | 57
weniger jungen und attraktiven toyboy<br />
am Start. reife lady, knackiger<br />
liebhaber – ein trend, der – siehe Simone<br />
thomalla und ina Müller – auch<br />
in deutschland angesagt scheint und<br />
2011 nicht zuletzt wegen Madonna<br />
auch bleiben wird!<br />
zWeiteS<br />
karriereStandbein<br />
Heidi Klum, gwen Stefani, Jennifer<br />
lopez und Victoria beckham machen<br />
in Mode, Christina aguilera in Mode<br />
und Parfüm, Kevin bacon singt neuerdings,<br />
ebenso wie gwyneth Paltrow<br />
und Kevin Costner, während giselle<br />
bündchen jetzt nebenbei FlipFlops<br />
designt – „nur“ eine Karriere zu haben,<br />
so hat es den anschein, ist für<br />
viele Hollywoodstars heute nicht mehr<br />
ausreichend. dass man für ein zweites<br />
berufliches Standbein auch talent<br />
und nicht nur einen großen namen<br />
braucht, scheint sich dabei noch nicht<br />
58 | <strong>Values</strong> & life<br />
rumgesprochen zu haben. deutsche<br />
Stars und Sternchen indes hindert das<br />
nicht, es den US-Vorbildern gleichzutun.<br />
Und so versuchen sich auch Mariella<br />
ahrens und Claudia effenberg<br />
mal mehr, mal weniger erfolgreich als<br />
designerinnen. trend 2011: während<br />
früher jedes Model Schauspielerin<br />
werden wollte und jeder gesangsstar<br />
von einer Karriere im Film- und tVbizz<br />
träumte, so gilt jetzt, den eigenen<br />
namen möglichst als universelles label<br />
zu etablieren.<br />
bezieHungSScHema<br />
„die PrinzeSSin und<br />
iHr bad boy“<br />
Zugegeben, bei Sandra bullock war<br />
die Zähmung von rocker Jesse<br />
James nicht ganz so erfolgreich: Kurz<br />
nach der oskar-Verleihung 2010 kam<br />
ans tageslicht, dass der tätowierte<br />
Schwiegermutterschreck auch durch<br />
die ehe mit dem Hollywoodstar nicht<br />
geläutert worden war. Und auch im<br />
Fall von Kate Moss und Pete doherty<br />
oder nackttänzerin dita<br />
von teese und<br />
Skandal-<br />
rocker Marilyn Manson funktionierte<br />
eine beziehung zwischen traumfrau<br />
und enfant terrible nur eine begrenzte<br />
Zeit und mit zahlreichen Schlagzeilen.<br />
trotzdem gelten bad boys weiterhin<br />
als „chic“. So bewies nicole richie<br />
mit ihrem langzeitlover Joel Madden,<br />
dem Sänger der US-amerikanischen<br />
band „good Charlotte“, ende 2010<br />
mit großer traumhochzeit, dass sich<br />
Punker sehr wohl zähmen lassen.<br />
Sängerin Katie Perry glaubt ebenfalls<br />
an ein Happy end – und heiratete Komiker<br />
russell brand. doch was die<br />
treue des notorischen Schürzenjägers<br />
angeht, so halten sich hartnäckig<br />
trennungsgerüchte. da mit Kid rock<br />
und Kevin Federline wieder einige<br />
Härtefälle auf dem Markt sind, dürfte<br />
es 2011 in punkto ungewöhnliche<br />
Paarungen spannend bleiben.<br />
verWirrSPiel<br />
on-&-off-bezieHung<br />
es gibt scheinbar Paare, die den Kitzel<br />
dauernder trennungen und Versöhnungen<br />
brauchen. ob Jude law<br />
und Sienna Miller oder die deutschen<br />
Pendants lothar Matthäus und liliane<br />
– wer die Klatschpresse verfolgt, kann<br />
eigentlich nie sicher sein, dass das,<br />
was er gerade liest, nicht schon längst<br />
überholt ist. ob die betroffenen selbst<br />
immer wissen, was gerade Sache<br />
ist, darf zumindest im Falle von<br />
„loddar“ bezweifelt werden.<br />
da titelt „bild“ noch von der<br />
großen trennung, während<br />
das Pärchen<br />
schon längst die<br />
zweiten Flitterwochen<br />
plant.
immerhin: bei Simone thomalla und<br />
Proll-Macho rudi assauer war 2010<br />
Schluss mit dem Verwirrspiel – sie<br />
gehen seitdem getrennte wege. anwärter<br />
für diesen angesagten beziehungstyp<br />
gibt es aber auch 2011<br />
genug: Cameron diaz und alex rodriguez<br />
zum beispiel. Und zu guter<br />
letzt sind da ja auch noch brad Pitt<br />
und Jennifer aniston, denen alle paar<br />
wochen ein liebes-Comeback angedichtet<br />
wird.<br />
von Wegen nicHt<br />
gebärfreudig<br />
dass Kinder bekommen und Kinderwagen<br />
schieben in Hollywood absolut<br />
angesagt ist, wissen wir ja schon seit<br />
ein paar Jahren, doch 2011 bekommt<br />
die Fraktion der „Fashion Mums“ erhebliche<br />
Verstärkung. Penelope Cruz<br />
soll – nach lange geheim gehaltener<br />
Schwangerschaft – ihren nachwuchs<br />
präsentieren, bei Kate Hudson ist<br />
Kind nummer zwei unterwegs, Mariah<br />
Carey, von der wir nie sicher waren,<br />
ob sie zugenommen hat oder guter<br />
Hoffnung ist, hat im Frühjahr geburtstermin,<br />
und travolta-gattin Kelly<br />
Preston strahlte bereits im Januar mit<br />
Söhnchen benjamin von den Magazin-Covern.<br />
auch Celine dion träumt,<br />
gerade frisch entbunden, bereits vom<br />
nächsten Kind. nach längerer Pause<br />
eilt zudem Victoria beckham zurück<br />
an den wickeltisch, und man darf<br />
neugierig sein, ob ihr Kind nummer<br />
vier ein paar mehr Kilos auf den mageren rippen<br />
bescheren wird. wirklich beachtlich: die italienische<br />
rockröhre gianna nanini. Sie brachte mit 54 ihr erstes<br />
Kind zur welt – und träumt schon von geschwisterchen.<br />
dieter bohlen, mit 56 Jahren in einer ähnlichen<br />
altersklasse, erwartet mit Carina immerhin sein<br />
mittlerweile fünftes Kind. nicht gerade kurz ist auch<br />
die liste derer, die – mit Unterstützung dritter oder<br />
ohne – 2011 auf einen besuch des Storchs hoffen:<br />
nicole Kidman, demi Moore oder Jennifer aniston,<br />
um nur einige zu nennen. Man sieht also: nix dran an<br />
der nachricht vom nachwuchs-Mangel – zumindest<br />
nicht in besserverdiener-Kreisen.<br />
royal Wedding<br />
Victoria und daniel taten es 2010 – und brachten damit<br />
den Stein scheinbar ins rollen. denn 2011 wollen<br />
sich nun endlich auch der englische Kronprinz william<br />
und Kate trauen, ein Paar, bei dem man eigentlich<br />
vermutet hätte, dass sie sich nicht zur Hochzeit ent-<br />
www.otto.com<br />
©<br />
schließen. was auch für den lange bindungsscheuen<br />
monegassischen adelsspross Fürst albert galt, der<br />
BMG,<br />
„seine“ Charline nun am 8. Juli 2011 ehelichen will.<br />
Sony ©<br />
Zeit wurde es allemal, schließlich ist der bräutigam<br />
mit mittlerweile 53 Jahren auch nicht mehr der Jüngste.<br />
Und weil aller guten dinge drei sind, hoffen wir auf<br />
Hainz/pixelio.de, S.<br />
Prinz Carl Philip von Schweden, Victorias jüngeren<br />
©<br />
bruder, der mit Model-Freundin Sofia Hellqvist erst<br />
Music,<br />
kürzlich bei der Hochzeit von Freunden den gang<br />
vor den traualter probte. Schließt er den bund fürs<br />
Universal<br />
leben, wäre wieder ein gut aussehender thronfolger<br />
Source<br />
mehr unter der Haube. da hierzulande die auswahl<br />
CMS<br />
an ungebundenen und obendrein gut aussehenden<br />
©<br />
Prinzen und Prinzessinnen ohnehin nicht groß ist,<br />
Source,<br />
heißt der trend 2011 für uns deutsche also: ab vors<br />
CMS ©<br />
Fernsehgerät und mit einer dicken tissue-box unterm<br />
arm mitschmachten! Fotos:<br />
<strong>Values</strong> & life | 59
gnadenlos<br />
Lassen sie ihre Gesundheit nicht verheizen<br />
Viel Verwaltung, lange Wartezeiten –<br />
immer weniger Gesundheit – täglich<br />
erleben wir es in der Praxis: Wie<br />
mit viel Aufwand alle möglichen katalogisierten<br />
Untersuchungen, d. h.<br />
Leistungen, die von den gesetzlichen<br />
Kassen bezahlt werden, an<br />
uns abgearbeitet werden. Das große<br />
Zauberwort unserer Zeit für viele<br />
Krankheiten heißt Früherkennung,<br />
aber müssen wir all diese Untersuchungen<br />
auch ohne begründeten<br />
Verdacht über uns ergehen lassen,<br />
nur weil diese bezahlt werden.<br />
Früherkennung –<br />
gut für die Abrechnung<br />
Seien wir nicht ungerecht: Früherkennung<br />
kann Leben retten. Wenn<br />
wir aber wegen akuter gesundheitlicher<br />
Probleme zum Arzt gehen,<br />
60 | <strong>Values</strong> & life<br />
dürfen wir erwarten, dass die korrekte<br />
Diagnose und Behandlung im<br />
Vordergrund steht. Doch diese Arbeit<br />
kommt in den Arztpraxen immer<br />
seltener zu Stande. Stattdessen wird<br />
probiert und experimentiert in der<br />
Schnelle der Zeit, die man abrechnen<br />
darf. Der Patient erhält oft eine<br />
Menge an Leistungen, aber keine<br />
korrekte Diagnose, geschweige denn<br />
eine Behandlung, die ihn gesunden<br />
lässt. Schuld sind die Gesundheitsreformen<br />
der letzten Jahre.<br />
Krankenversicherung heißt heute:<br />
selbst zahlen<br />
Patienten müssen immer mehr Behandlungen<br />
und einen notwendigen<br />
Zahnersatz zu einem nicht unerheblichen<br />
Teil selbst bezahlen. So ist<br />
es nur verständlich, dass sie immer<br />
später oder gar nicht zum Arzt gehen.<br />
gesund<br />
Dies ist letztlich von den Reform-<br />
Machern gewollt, wenn auch nicht<br />
mit den dazugehörigen Folgen. So<br />
spricht man im Fachjargon zum Beispiel<br />
bei der Praxisgebühr von einem<br />
Steuerungseffekt. Doch Selbstbeteiligungsregelungen<br />
können keinen<br />
positiven Steuerungseffekt haben,<br />
wenn sie den Versicherten bzw. Patienten<br />
aus finanziellen Gründen am<br />
Arztbesuch hindern, obgleich dieser<br />
aus gesundheitlicher Sicht dringend<br />
geboten wäre.<br />
Je älter unsere Gesellschaft wird,<br />
umso drängender stellt sich die Frage<br />
nach dem Umgang mit der Gesundheit<br />
bzw. der Krankheit. Die Grenzen<br />
medizinischer Möglichkeiten bis hin<br />
zur Lebensverlängerung verschieben<br />
sich immer weiter hinaus. Fragen wir<br />
die Menschen auf der Straße, wie lange<br />
sie leben möchten, kristallisiert sich<br />
schnell heraus, dass es ihnen nicht
auf das Wie lange, sondern auf das<br />
Wie im letzten Lebensabschnitt ankommt.<br />
Viele wünschen sich am Ende<br />
einen plötzlichen, schmerzfreien Tod.<br />
Zwischen der Kunst des Heilens und<br />
einer professionellen Krankenversorgung<br />
steht für den gesetzlich versicherten<br />
Patienten am Ende aber<br />
leider immer die Frage der Kostenübernahmen.<br />
Ob die ausgeführte Behandlung<br />
am Ende auch die effizienteste<br />
Behandlung ist, bleibt fraglich.<br />
Die Kassen zahlen nur nach Katalog<br />
und selbst das auch noch willkürlich.<br />
Der Umfang des Krankenversicherungsschutzes<br />
ist aber immer dann in<br />
Frage gestellt, wenn der Besuch beim<br />
Arzt nicht zur Gesunderhaltung, zur<br />
Gesundheit oder zur Verbesserung<br />
des Ist-Zustandes führt, obschon die<br />
medizinischen Möglichkeiten dies<br />
durchaus gewährleisten könnten.<br />
Der unaufgeklärte Patient<br />
als Geldesel<br />
Dennoch ist die fehlende Kostenübernahme<br />
der Behandlung nicht das einzige<br />
Manko des Gesundheitsschutzes,<br />
schlimmer ist, dass der Arzt den<br />
Informationsbedürfnissen des Patienten<br />
überhaupt keine Rechnung trägt.<br />
Der Patient kann sich nämlich noch<br />
nicht einmal für eine Behandlung<br />
oder Untersuchung, welche die Kasse<br />
nicht übernimmt, entscheiden, weil er<br />
unwissend gehalten wird. Ein solches<br />
Verhalten des Arztes aber entspricht<br />
weder den Anforderungen noch den<br />
Erwartungen des Versicherten und<br />
ist auch durch nichts zu rechtfertigen.<br />
Wenn der Arzt sein Verhalten nur am<br />
Leistungskatalog der Krankenversicherung<br />
ausrichtet und ein entsprechendes<br />
Massengeschäft mit all den<br />
Blüten, die ein solches Geschäft hervorbringt,<br />
betreibt, dann gerät dieser<br />
zunehmend in Widerspruch zu einer<br />
„professionellen Krankenversorgung“,<br />
für die er einst angetreten ist.<br />
Machen wir uns nichts vor: Ärzte und<br />
Krankenhäuser haben in einem<br />
System der Einzelleistungsvergütung<br />
ein wirtschaftliches Interesse<br />
an der Erbringung möglichst vieler<br />
Leistungen, auch über den tatsächlichen<br />
medizinischen Bedarf<br />
hinaus. Und wenn sie eben nicht<br />
die umfassende Beratung des Patienten<br />
abrechnen können, dann<br />
muss es eben schnell, schnell<br />
gehen und gegebenenfalls kann<br />
man doch auch noch schnell eine<br />
Vorsorgeuntersuchung veranlassen<br />
und abrechnen. Dass der<br />
Patient dabei immer öfter auf der<br />
Strecke bleibt, ist am Ende das<br />
zentrale Problem der Kostenexplosion<br />
in der Gesundheitspolitik.<br />
Umfassende Beratung –<br />
die allzu schnell vergessene<br />
Pflicht des Artzes<br />
Der Patient kann nicht wissen,<br />
ob sein Hustenreiz harmlos ist<br />
oder auf ein Bronchialkarzinom<br />
verweist. Ärzte haben das gesellschaftliche<br />
Mandat und die<br />
berufliche Pflicht, Krankheiten zu<br />
diagnostizieren und zu therapieren,<br />
und hier sollten Sie ihren Arzt<br />
auch in die Pflicht nehmen. Wenn<br />
der Arzt dann schlammt, hat der<br />
Patient ein oft nicht mehr gut zu<br />
machendes Problem und die<br />
Krankenkasse zahlt auch drauf.<br />
Dem Gesetzgeber und den Krankenkassen<br />
muss bewusst werden:<br />
Vielleicht oder ein bisschen<br />
gesund ist keine Lösung. Die<br />
Planwirtschaft im Gesundheitssystem<br />
kann nicht aufgehen, denn<br />
kein Patient wird nach Plan krank,<br />
sondern völlig unvorhergesehen<br />
und deshalb kommt die angemessene<br />
Behandlung auch so oft im<br />
Gesundheitskatalog nicht vor.<br />
Der Selbstbedienungsladen des<br />
Gesundheitssystems ist längst<br />
zu einem Selbstläufer geworden,<br />
indem der Patient bzw. seine Ge-<br />
<strong>Values</strong> & life | 61
sundheit überwiegend auf der Strecke<br />
bleibt. Eine redliche Abrechnung der<br />
erforderlichen Leistungen, aber dafür<br />
auch in angemessener Höhe, würde<br />
langfristig die Kosten enorm senken.<br />
Fest steht, die Versorgungsqualität<br />
der Patienten bedarf einer deutlichen<br />
Verbesserung. Wir können uns<br />
BleiBen Sie GnADenloS GeSUnD:<br />
• Als Patient haben Sie bestimmte Erwartungen; diese können realistisch, aber<br />
auch völlig irrational sein. Klären Sie mit ihrem Arzt, ob und inwieweit er diese<br />
erfüllen kann oder will. Kommen Sie nicht auf einen gemeinsamen Nenner,<br />
suchen Sie zusätzlichen Rat bei einem zweiten Arzt.<br />
• Haben Sie keine Hemmungen, Ihren Arzt auch nach anderen Behandlungs-<br />
methoden, deren Vorzüge und Risiken sowie nach den Kosten zu fragen. Nur<br />
so haben Sie zusätzliche Möglichkeiten, sich für den bestmöglichen Genesungsweg<br />
zu entscheiden.<br />
• Zeit ist Geld und bei Ihrem Arzt ist das auch nicht anders. Also bereiten Sie<br />
sich soweit wie möglich auf Ihr Arztgespräch vor. Schreiben Sie sich einen<br />
Spickzettel, damit Sie nichts vergessen und haken Sie diesen im Laufe des<br />
Gespräches ab. Ein guter Arzt wird es Ihnen danken.<br />
• Bauen Sie eine Beziehung zu ihrem Arzt auf. Sagen Sie ihm auch, wenn Sie<br />
Ihre Medikamente nicht vertragen oder einfach abgesetzt haben, oder wenn<br />
die von ihm geplante Therapie zwar sinnvoll ist, Sie bei dieser aber aus irgendwelchen<br />
Gründen nicht mitwirken können oder wollen.<br />
• Wenn Ihre Krankenkasse eine für Sie erforderliche Behandlung nicht über-<br />
nehmen will, lassen Sie sich die Gründe immer schriftlich mitteilen und prüfen<br />
Sie auch, ob vielleicht ein angesagter Kassenwechsel zu einem positiven Bescheid<br />
führen könnte (die aufgenommenen Kassenleistungen sind nicht bei<br />
allen Kassen gleich). Ist das der Fall, fragen Sie Ihre Krankenkasse nochmals,<br />
ob sie bereit sei, die Kosten in Kulanz zu übernehmen. Wenn nicht, wechseln<br />
Sie die Krankenkasse.<br />
• Wenn Sie im Krankheitsfall eine aus Ihrer Sicht für Ihre Gesundheit wichtige<br />
Behandlung nicht aus eigenen Mittel stemmen können, zögern Sie nicht, Men-<br />
schen zu fragen, die Ihnen helfen könnten, wie z. B. Ihren Arbeitgeber oder<br />
Ihre Verwandten, und feilschen Sie auf jeden Fall mit ihrem Arzt um den Preis.<br />
62 | <strong>Values</strong> & life<br />
keine hausgemachten Langzeitkranken<br />
noch ständige Fehldiagnosen<br />
leisten. Gesundheitsportale erfreuen<br />
sich heute schon größter Beliebtheit.<br />
Leider werden sie aber auch immer<br />
häufiger als Ersatz für den schlechten<br />
bzw. überforderten Arzt zur Selbstdiagnose<br />
genutzt.<br />
BleiBen Sie GnADenloS GeSUnD UnD lASSen Sie ihre GeSUnDheit<br />
nicht verheizen – Sie iSt DAS GröSSte KAPitAl, DAS Sie hABen.<br />
Fotos: © DAK, © sxc.hu
SLACKLInE IST MEHR ALS SEILTAnZEn<br />
Slackline<br />
Tanz zwischen Bäumen, Himmel und Erde<br />
Wer hat als Kind nicht die biegsamen Seiltänzer mit ihren atemberaubenden<br />
Vorführungen in luftiger Höhe unter der Zirkuskuppel erlebt? Das Seiltanzen<br />
wurde zwar nicht neu erfunden, aber bereits in den 60er Jahren des letzten<br />
Jahrhunderts entdeckten Adam Grosowsky und Jeff Ellington den Sport neu.<br />
Heute ist Slackline auch in Europa längst weit verbreitet. Die moderne Herausforderung<br />
besteht in der richtigen Beinarbeit, um so die Schwingungen auszugleichen<br />
und “auf der Leine” zu bleiben. Slackline-Cracks beherrschen allerlei<br />
spektakuläre Tricks. Mittlerweile gibt es eine ansehnliche Community aus Vereinen<br />
und über die Republik verteilte Locations. Aber hinter Slackline verbirgt<br />
sich mehr als eine hippe Sportart oder Zeitvertreib, es spiegelt gesellschaftliche<br />
Anforderungen wie zum Beispiel Flexibilität und Anspannung wider. Mehr Infos<br />
über eine junge Sportart, die mehr als trendy ist, erfahren Sie im Folgenden.<br />
<strong>Values</strong> & life | 63<br />
Foto: © www.slackline-tools.de
VoM SCHMALEn BAnD InS LEBEn<br />
Gummi-Twist und Seiltanz war gestern, heute ist Slacklining<br />
in all seinen Formen. Slacklining oder Slackline<br />
ist vor allem Fun, Coolness und prickelnde Artistik, wer<br />
ein Crack sein will. Sport macht Spaß – klar. Slacklining<br />
macht Spaß, ist mehr als cooles Abhängen, ist<br />
eine tolle Freizeitbeschäftigung und macht fit for life.<br />
Auch da muss man in Balance bleiben, Körper und<br />
Geist zusammenhalten und sich konzentrieren. Wie im<br />
richtigen Leben kann man sich beim Slackline ausprobieren<br />
und bis an seine eigenen Grenzen gehen. Gerade<br />
beim heißen Tanz auf dem schmalen Band gilt:<br />
Was im Kopf nicht geht, geht überhaupt nicht. Mehr<br />
als bei anderen Sportarten trifft beim Slacklining zu: ob<br />
eine Figur gelingt oder nicht, entscheidet sich im Kopf.<br />
Das betont auch Heinz Zak. Und der Tiroler muss es<br />
wissen, gehört er doch zu den Pionieren der Slackliner<br />
und zu den Kletterern im legendären Camp 4 im<br />
kalifornischen Yosemite Nationalpark. Sie haben sich<br />
mehr aus Spaß als aus sportlichem Ehrgeiz auf den<br />
Absperrketten bewegt. Slackchain entstand, der Vorläufer<br />
des heutigen Slackline. Und noch immer steht<br />
der Spaßfaktor bei der Bandakrobatik im Vordergrund,<br />
auch wenn es mittlerweile internationale Contests und<br />
Championtitel gibt.<br />
64 | | <strong>Values</strong> & life<br />
GEILE MoVES on THE LInE<br />
MICHI ASCHABER<br />
VoM SLACKLInE-TooLS-TEAM<br />
Aber auch die körperliche Fitness spielt eine weitere Hauptrolle<br />
- ohne die läuft nichts. Apropos laufen, Slacklining ist<br />
Laufen auf dem schlaffen (engl.: slack) Band (eng.: line),<br />
wenigstens gehört es zu den Grundübungen. Nun gut, das<br />
hört sich etwas komisch und ganz easy an - laufen auf einem<br />
Gummiband. Aber Slackline ist tricky und noch viel<br />
mehr, wenn man mal über das Stadium des bloßen Laufens<br />
und Balancierens über das Band hinaus ist. Diese Grundübung<br />
zu beherrschen soll nach Meinung der Cracks nur<br />
etwa zwei bis drei Stunden dauern. Dann kann man sicher<br />
balancierend über das zweieinhalb Zentimeter breite Band<br />
laufen. Doch der leidenschaftliche und ehrgeizige Slackliner<br />
will mehr. Er will auf dem schmalen Grat des dehnbaren<br />
Kunstfaserbandes geile Back- und Frontflips machen, Buttbounces<br />
kombiniert mit Lemur Leaps oder einen flippigen<br />
Bloody Grab, also ein einhändiges Rad auf der Line mit<br />
Berühren des Fußes. Bis zu welchem Perfektionsgrad man<br />
Slacklining performt, bleibt jedem selbst überlassen. Man<br />
kann auch einfach nur so aus Fun slacken, um Koordination,<br />
Gleichgewicht oder ganz allgemein seine Körperkraft zu<br />
trainieren. Weil Slacklining so vielseitig ist, wagen sich Kletterer,<br />
Skifahrer, Kampfsportler, Reiter oder Voltigierer oder<br />
andere Sportler aufs Band - als willkommene sportliche Abwechslung<br />
oder als effizientes Ergänzungstraining.
Slackline<br />
CRACKS & CLoWnS AuF DEM BAnD<br />
„Wow - toll das Laufen auf dem Band<br />
und erst die Jumps und Tricks, absolut<br />
geil. Doch bis man das kann, das dauert<br />
doch ewig. Und wie viele blaue Flecken<br />
man sich da holt“, so oder ähnlich mag<br />
man denken angesichts der atemberaubenden<br />
Moves auf dem Band. Doch<br />
der Profi denkt da anders und weiß vor<br />
allem für ehrgeizige Anfänger guten<br />
Rat. Daniel „Dane“ Mauser, Student der<br />
Humanmedizin und Hobbytänzer, findet<br />
den Reiz im Slacklining darin, dass<br />
man für sich selbst viele Moves und<br />
Jumps ausprobieren kann,<br />
wie er einmal in einem Interview<br />
verriet. Auch rät er<br />
zu Geduld, was wohl an die<br />
Adresse der Beginners geht,<br />
die es vielleicht in Nullkommanix<br />
den Cracks nachmachen wollen.<br />
Mauser gilt in der Szene als Profi<br />
und ist dort kein Unbekannter. Seine<br />
Slackline-Akrobatik ist in Videoclips<br />
im Internet zu bewundern, unter anderem<br />
auf Youtube oder in anderen<br />
einschlägigen Outdoor- und Slackline-<br />
Portalen.<br />
Ein junger<br />
Wilder,<br />
der vom Slacklining<br />
leben kann, ist der Tiroler<br />
Michael „Michi“ Aschaber (27).<br />
Michi ist im Team von Slackline-Tools<br />
(www.slackline-tools.de), einem einschlägigen<br />
Portal für den Trendsport.<br />
Foto: © www.slackline-tools.de<br />
<strong>Values</strong> & life | 65<br />
Foto: © www.slackline-tools.de
Foto: © www.slackline-tools.de<br />
Wild hin oder her - Michael Aschaber<br />
weiß um das Verletzungspotenzial beim<br />
Slacklining. Da könne man sich schon<br />
das eine oder andere Mal blaue Flecken<br />
holen, gab er in den Medien zu, schätzte<br />
aber zugleich das Risiko nicht höher ein<br />
als bei anderen Sportarten auch. Er begebe<br />
sich stets gesichert auf die Highline.<br />
Der Profi aus dem österreichischen St.<br />
Johann hat sich schonungslos dem<br />
Slacklinen verschrieben und schreitet<br />
schon mal auf dem dünnen Band über<br />
einen Abgrund von 1.000 Metern. Mit 85<br />
Metern Distanz auf der Highline (30m<br />
Höhe) hat Aschaber 2009 in der Red-<br />
Bull-Arena in Salzburg einen Rekord aufgestellt.<br />
Eines seiner Ziele ist eine 100<br />
Meter lange Highline. Und 250 Meter auf<br />
der Polyester-Lowline hat er auch schon<br />
glücklich hinter sich gebracht - Weltrekord!<br />
Mr. Slackline Michi Aschaber gilt<br />
als einer der erfolgreichsten Slackline-<br />
Akrobaten Europas - und als einer der<br />
bekanntesten. Seine Bestmarken erklärt<br />
er unter anderem mit einer mentalen<br />
Stärke, die man entwickeln müsse, um<br />
solche spektakulären Walks auf der Line<br />
erfolgreich durchzustehen. Doch was für<br />
den Meister gilt, gilt auch für den Schüler<br />
66 | <strong>Values</strong> & life<br />
Slackline iSt nicht gleich Slackline.<br />
Eine grobe Unterteilung folgt<br />
dem LowLinE in Absprunghöhe<br />
und dem HigHLinE, die in<br />
spektakulären Fällen über kilometerhohen<br />
Tiefen in den Bergen<br />
führen kann. weitere Variationen<br />
von dem Bandsport im<br />
Folgenden:<br />
TRICKLInE:<br />
Die Länge der Slackline beträgt<br />
zwischen fünf und 25 Metern.<br />
Sie ist nicht besonders fest, aber<br />
auch nicht zu “slack” (schlapp) gespannt.<br />
Funline eignet sich prima<br />
für Anfänger, um das Laufen oder<br />
auch einfache Tricks zu erlernen.<br />
Daher ist die Line auch nur auf<br />
Absprunghöhe gespannt und minimiert<br />
die Verletzungsgefahr!<br />
SuRF- oDER RoDEoLInE:<br />
Die Line ist mit einer Länge zwischen<br />
zehn und 25 Metern absolut<br />
slack zwischen zwei Befestigungspunkten<br />
so aufgebaut,<br />
dass der Slackliner beim Laufen<br />
den Boden nicht berührt. Damit<br />
kann er speziell das “Surfen”,<br />
also das Hin- und Herschwingen,<br />
highline<br />
- lowline - Trickline<br />
- Surfline - rodeoline<br />
- Jumpline - waTerline<br />
-longline - highline - lowline - Track<br />
trainieren, wenn er in der Mitte<br />
der Line steht.<br />
JuMpLInE:<br />
Die Jumpline wird mit maximaler<br />
Spannung aufgebaut und erstreckt<br />
sich auf einer Länge zwischen<br />
zehn und 20 Metern. Damit<br />
kann man vor allem hohe Jumps<br />
mit unterschiedlichen Posen trainieren<br />
und präsentieren.<br />
WATERLInE:<br />
Sie wird über Wasser gespannt.<br />
Dieses sollte tief genug sein, so<br />
dass man sich bei einem Sturz<br />
nicht verletzt<br />
LonGLInE:<br />
Die Longline hat eine Länge von<br />
mehr als 30 Metern.<br />
HIGHLInE:<br />
Es ist eine der aufregendsten und<br />
spektakulärsten Varianten, zumal<br />
die Sportler zum Teil über kilometerhohen<br />
Abgründen in den Bergen<br />
balancieren. Der Slackliner<br />
ist mit einer Leine (leash) vor dem<br />
Absturz gesichert.
Fotos: © www.slackline-tools.de<br />
und erst recht für den Anfänger im Training,<br />
das nicht nur Fleiß voraussetzt,<br />
sondern auch den Willen zum Gelingen.<br />
Aschabers Wildheit ist eher eine<br />
ungezügelte Begeisterung für diesen<br />
Bandsport, für den er eine gesicherte<br />
Existenz als Lehrer aufgab und sich dafür<br />
auf das wackelige Band begeben<br />
hat - doch stets sicher angegurtet.<br />
Ein begeistertes Leben in Balance führt<br />
auch Andy Lewis, zweifacher World-<br />
Champion im Slackline. In einem Interview<br />
für Worldsport.tv unterstrich<br />
er die Kreativität des Sports. Slackline<br />
sei für ihn nicht allein Tricks, sondern<br />
auch Spaß und Unabhängigkeit. Das<br />
merkt man dem Action-Held auf dem<br />
Band auch an, der die Line nicht nur als<br />
Bühne seiner atemberaubenden Tricks<br />
nimmt, sondern auch mal für so manches<br />
unerwartete Clownerie-Stückchen<br />
- selbst zum begeisterten Schrecken<br />
seiner Fans. Dennoch - gerade beim<br />
Trickline, also Slackline für akrobatische<br />
Moves und Jumps in niedriger<br />
Höhe, halte sich seiner Meinung nach<br />
das Verletzungsrisiko in Grenzen. Es<br />
sei aber dennoch ein harter Sport, bei<br />
dem man „sich selbst schlagen“ muss.<br />
SLACKLInE IST AuCH FEMInIn<br />
Slackline ist keineswegs eine Domäne<br />
der Männer, auch viele junge Frauen<br />
wagen sich mit großem Balance-Eifer<br />
und Erfolg auf das schlaffe Band. So<br />
beispielsweise Eva Gilch, die ihre Performance<br />
auf Youtube präsentiert. Oder<br />
Dagmar Albers aus dem Slackline-<br />
Tools Team (www.slackline-tools.de),<br />
die nach eigenen Aussagen ihr Slack-<br />
line auf ihren Reisen immer dabei hat<br />
und losslackt.<br />
Auf der Ispo 2010 in München gab es<br />
erstmals einen internationalen Slackline<br />
Contest, bei dem unter anderen Mädchen<br />
und Jungen gegeneinander antraten.<br />
In der Women-Klasse slackte sich<br />
die Venezulanerin Arianny Marquez auf<br />
Platz eins vor Stefanie Seidel.<br />
DIE ERSTEn SLACKLInER . . .<br />
Slacklining ist so neu nicht, denn schon<br />
die Kasachen sollen vor rund 2.000<br />
Jahren auf gespannten handgedrehten<br />
Stricken gelaufen sein. Auch das<br />
Überwinden von Schluchten auf Seilen<br />
im frühen Asien kann als Vorläufer<br />
des modernen Slackline angesehen<br />
werden. Ein deutlicher Hinweis dafür<br />
ist der um ca. 260 v. Chr. aufkommende<br />
lateinische Begriff „Funambulus“<br />
(„funis“ = Seil, „ambulare“= gehen).<br />
Aber das Halten der Balance und die<br />
damit verbundene Geschicklichkeit<br />
und Körperbeherrschung faszinierte<br />
die Menschen schon immer. Schon in<br />
den 1970er Jahren packte auch einige<br />
Kletterer im kalifornischen Yosemite-<br />
Nationalpark der Spaß am Balancieren<br />
auf Absperrketten – als Vorstufe des<br />
heutigen Slacklining. 1974 balancierte<br />
der berühmte französische Seiltänzer<br />
Phillipe Petite auf einem Drahtseil<br />
zwischen den Twin Towers des World<br />
Trade Centers in New York – trainiert<br />
auf einem Schlauchband. Der österreichische<br />
Extremkletterer und Bergfotograf<br />
Heinz Zak aus Scharnitz in<br />
Tirol veranstaltete dort 2006 das erste<br />
internationale Slackline-Treffen mit<br />
dem Highline-Pionier Chuck „Chongo“<br />
Tucker und anderen internationalen<br />
Bandakrobaten. Von daher nahm auch<br />
die Popularität des Bandsports in Europa<br />
ihren Lauf.<br />
<strong>Values</strong> & life | 67
SLACKLInE IST KEIn TAnZ AuF DEM SEIL<br />
Seiltanzen und Slackline scheinen sich auf den ersten<br />
Blick ungeübter Zuschauer nicht zu unterscheiden.<br />
Erst beim zweiten Blick stellt man dann vielleicht<br />
mühelos fest, dass Slackliner auf einem schlaffen<br />
Band tricksen und balancieren. Walken, balancieren<br />
oder „akrobaten“ kann man auf Lines unterschiedlicher<br />
Breite von 25, 30, 40 oder 50 mm. Die Cracks<br />
wählen da eher ein schmales Band von 25 oder 30<br />
mm Breite, das sich auch besser eignet für Slackline<br />
als Sport.<br />
68 | <strong>Values</strong> & life<br />
Foto: © www.slackline-tools.de<br />
SLACKLInE ALL oVER THE WoRLD<br />
Heute ist Slackline besonders unter den jungen Outdoorsportlern<br />
und Kletterern populär. Der Vorteil ist, dass man<br />
sein Band (fast) überall – sowohl in der Natur als auch in der<br />
Stadt – spannen kann, sei es im Park, im Hof, auf der Wiese,<br />
in den Bergen oder zwischen Anhängerkupplung und Leitplanke<br />
während des Staus und natürlich in Sportstätten.<br />
Den Trend des schlaffen Bandes zeigt die blühende Vereins-<br />
und Veranstaltungslandschaft unter anderem in Deutschland,<br />
Österreich und der Schweiz, wie beispielsweise der<br />
Deutsche Slackline Verein e.V. (www.slacklineverein.de)<br />
oder slackline.at vom Sportverein Slackline in Österreich<br />
(www.slackline.at). Zusätzlich bieten einige Webseiten die<br />
Möglichkeit, sich umfassend über Aktuelles, Locations,<br />
Equipment und Events zum Trendsport zu informieren. Aus<br />
der einschlägigen Community sind zahlreiche Portale, auch<br />
kommerzielle, entstanden, die Slackline-Infizierte gleichfalls<br />
nutzen können, um gemeinsam Spaß auf dem Band zu haben.<br />
Hier nur einige wenige zur Auswahl, wo es weitere Informationen<br />
zum Slackline, zu Terminen und Vereinen gibt:<br />
» » www.slackline-tools.de<br />
»<br />
»<br />
»<br />
» » www.slackline.at<br />
» www.europeanslackline.de<br />
» www.walk-in-balance.net<br />
» www.slackline-corner.eu<br />
Aber auch zahlreiche regionale, nationale und internationale<br />
Events dokumentieren, dass immer mehr Menschen<br />
slacken. Da kamen im Juli beispielsweise zum 1. Münchner<br />
Sportfestival rund 40.000 Besucher, die dabei auch Gelegenheit<br />
hatten, die Performance der Slackliner, inklusive<br />
des Gewinners Andy Lewis, auf dem Gibbon World Cup<br />
2010 zu bewundern.<br />
Ein wesentlicher zweiter Unterschied – neben der Breite des Laufmediums<br />
– ist die Spannung. Die Slackline ist ein schlaffes Band im<br />
Gegensatz zum straff gespannten Drahtseil beim Seiltanz. Daher<br />
performen Slackliner auch komplett anders als Seiltänzer, nämlich<br />
viel dynamischer und flexibler. Ihre Ausgleichsbewegungen zur Balance<br />
kommen aus dem ganzen Körper, vom Fuß bis zum Kopf - inklusive<br />
der Ausnutzung des schwingenden Bandes. Der Seiltänzer<br />
dagegen gleicht hauptsächlich ab oberhalb der Fußgelenke aus.<br />
Seine Darbietung wirkt daher statischer und weniger spektakulär.
Slackline ist „ein bisschen wie<br />
Fliegen und ein bisschen absurd“<br />
VALUES & LIFE:-Interview mit<br />
Reinhard Kleindl<br />
Reinhard Kleindl ist Österreicher und lebt in Graz. Er ist in der Slackline-Szene kein<br />
unbekannter – im Gegenteil, er hat Edelmetall-platzierungen auf hochkarätigen internationalen<br />
Contests vorzuweisen: Vergangenes Jahr musste er sich bei den natural<br />
Games in Frankreich nur dem zweifachen Weltmeister Andy Lewis (uSA) geschlagen<br />
geben. Aber der studierte physiker, Wissenschaftsjournalist und Science-Fiction-Autor<br />
ist nicht nur begeisterter Slackline-profi und Kletterer. Er engagiert sich über die eigene<br />
sportliche Tätigkeit hinaus für den Trendsport. So ist er Autor des Lehrbuches<br />
„Slackline: Die Kunst des modernen Seiltanzens“ für Anfänger und Fortgeschrittene.<br />
Er realisiert Filmprojekte wie das actionreiche Lehrvideo „Keep it slack“, leitet Slackline-Kurse,<br />
organisiert Slackline-Events, entwickelt Slackline-Ausrüstungen für Austri-<br />
Alpin und engagiert sich in dem Verein „slackline.at“. Zu seinen weiteren Slackline-<br />
Aktivitäten und –Erfolgen zählen unter anderem Highlines sowie einige der weltweit<br />
längsten Longlines. Reinhard Kleindl zählt zu den europäischen pionieren, denen die<br />
ersten Flips auf der Slackline gelangen.<br />
VALuES & LIFE unTERHIELT SICH MIT DEM uMTRIEBIGEn SLACKLInER üBER DEn SpoRT,<br />
SEInE AKTIVITäTEn unD DIE CoMMunITy.<br />
VALUES & LIFE: Was reizt dich am<br />
Slacklining und speziell am Highline?<br />
Reinhard Kleindl: Es ist einfach ein<br />
gutes Gefühl. Ein bisschen wie Fliegen<br />
und ein bisschen absurd. Vor ein<br />
paar Jahren fand ich es einfach nur<br />
extrem - inzwischen ist es fast so normal<br />
wie klettern gehen.<br />
VALUES & LIFE: Wie bist du zum<br />
Slackline gekommen?<br />
Reinhard Kleindl: Über Freunde. Ich<br />
habe in der Nähe des Grazer Augar-<br />
tens gewohnt - ein glücklicher Zufall,<br />
denn das ist der Slacklinespot in Graz,<br />
wo auch am 11. September wieder<br />
das große slackline.at-Event steigen<br />
wird. Ich hab`s probiert und zuerst hat<br />
es gar nicht so gut funktioniert, aber<br />
irgendwie hat es mich so gefesselt,<br />
dass ich weitergemacht habe.<br />
VALUES & LIFE: Welches Gefühl<br />
hat man, wenn man über dem Boden<br />
auf einem schmalen Band läuft<br />
- immer mit der Angst im Nacken,<br />
abzustürzen?<br />
Reinhard Kleindl: Am Anfang ist es<br />
wirklich nicht ohne. Man ist immer unsicher,<br />
hat nie das Gefühl, dass man<br />
die Sache völlig unter Kontrolle hat.<br />
Das ist aber auch das Schöne: Man<br />
lernt, dass man keine völlige Kontrolle<br />
braucht, sondern sich darauf einlassen<br />
muss. Das ist ganz anders als<br />
zum Beispiel beim Turnen, so wie ich<br />
es erlebt habe.<br />
Beim Highlinen hat man natürlich<br />
mehr Angst als knapp über dem Boden.<br />
Deshalb steht dort Sicherheit<br />
auch an oberster Stelle.<br />
<strong>Values</strong> & life | 69
VALUES & LiFE: Beschreibe doch<br />
einmal wie das beim Highlinen ist.<br />
Reinhard Kleindl: Ich habe mich intensiv<br />
mit dem Material und der Sicherungstechnik<br />
auseinandergesetzt. Ich<br />
will mich nicht gefährden, und wenn<br />
man Highlinen richtig betreibt, ist es<br />
auch nicht gefährlich. So kann ich das<br />
genießen. Es ist ein bisschen wie beim<br />
Bergsteigen: Wenn man eine lässige<br />
Schlucht findet, muss man einfach<br />
drübergehen. Warum? Weil sie da ist!<br />
VALUES & LIFE: Wie viel Zeit nimmt<br />
Slacklining in deinem Alltag ein?<br />
Reinhard Kleindl: Fast ein Fulltime<br />
Job. Wobei inzwischen viel Schreibtischarbeit<br />
nötig ist. Ich habe ja auch<br />
ein Lehrbuch geschrieben, das im<br />
März 2010 erschienen ist – so etwas<br />
schreibt man nicht im Park. Aber auch<br />
das ist hin und wieder motivierend, weil<br />
man so den Sport weiterbringen kann.<br />
Dass ich das so betreiben kann, liegt<br />
natürlich auch an den Leuten, die mich<br />
unterstützen, allen voran AustriAlpin.<br />
VALUES & LIFE: Wie oft trainierst<br />
du?<br />
Reinhard Kleindl: Wenig (lacht dabei).<br />
Im Ernst, ich brauche viel Abwechslung.<br />
Ich trainiere nur, wenn ich<br />
voll motiviert bin, und dann auch voll<br />
am Limit. Dann bin ich frei im Kopf und<br />
kann die Sache spielerisch angehen.<br />
Als Ausgleich geh ich dann klettern,<br />
wo niemand etwas von mir erwartet.<br />
VALUES & LIFE: Auf welchen wichtigen<br />
internationalen Contests hast<br />
REInHARD KLEInDL<br />
70 | <strong>Values</strong> & life<br />
du teilgenommen und welche Platzierungen<br />
hast du gemacht?<br />
Reinhard Kleindl: Ich nehme immer<br />
wieder an internationalen Wettbewerben<br />
teil. Letztes Jahr bin ich beim Contest<br />
der Natural Games in Frankreich<br />
Zweiter geworden, gleich hinter Andy<br />
Lewis, der möglicherweise im Moment<br />
der beste Slackliner überhaupt ist. Ich<br />
habe beim letzten Grazer Slacklineevent<br />
den dritten Platz gemacht, hinter<br />
zwei Freunden aus Deutschland, Lukas<br />
Irmler und Bernd Hassmann, die<br />
auch zu den absolut Besten gehören.<br />
Dieses Jahr werde ich natürlich auch<br />
wieder teilnehmen.<br />
VALUES & LIFE: Wie gefährlich<br />
schätzt du Slacklining ein?<br />
Reinhard Kleindl: Recht harmlos,<br />
ehrlich gesagt. Wenn man nicht in<br />
den High-End-Bereich will. Ein Salto<br />
ist natürlich schon gefährlich. Sonst<br />
ist es ein wenig wie Radfahren. Dort<br />
kann man im Prinzip auch umfallen.<br />
Tut man aber selten, oder?<br />
VALUES & LIFE: Was rätst du<br />
Slackline-Anfängern?<br />
Reinhard Kleindl: Die ersten Schritte<br />
auf einer straffen, niedrigen Leine,<br />
dann möglichst bald etwas Weiches,<br />
Lockeres probieren. Da lernt man am<br />
meisten. Sonst: Spaß haben und die<br />
eigenen Grenzen erforschen.<br />
VALUES & LIFE: Welche Fähigkeiten<br />
für Slacklining muss man mitbringen?<br />
Reinhard Kleindl: Keine besonde-<br />
ren Fähigkeiten. Das kann jeder. Wie<br />
Radfahren eben. Nur wer akute körperliche<br />
Probleme hat, muss aufpassen.<br />
Banscheibenschäden können ein<br />
Problem sein, Sprunggelenksverletzungen<br />
auch. Andererseits ist Slacklinen<br />
genau für diese Dinge auch eine<br />
gute Therapie. Das müssen Fachleute<br />
beantworten.<br />
VALUES & LIFE: Wo überall kann<br />
man den Sport ausüben?<br />
Reinhard Kleindl: Überall, wo zwei<br />
Bäume im richtigen Abstand stehen<br />
und Wiese darunter ist. In vielen öffentlichen<br />
Parks ist es erlaubt, in Einzelfällen<br />
aber auch nicht. Da muss<br />
man sich informieren. Wichtig ist, im<br />
öffentlichen Raum keine Spuren zu<br />
hinterlassen. Also: die Bäume mit Teppichstücken<br />
schützen und den Platz<br />
wechseln, bevor die Wiese kaputt ist.<br />
Wer das so betreibt, hinterlässt nicht<br />
mehr Schäden als ein Picknick. So<br />
können wir künftige Verbote vermeiden.<br />
VALUES & LIFE: Wie schätzt du<br />
die Slackline-Community ein? Beschreibe<br />
sie ein wenig, was für<br />
Typen sind Slackliner? Feiern sie<br />
gerne? Wie hoch ist der weibliche<br />
Anteil?<br />
Reinhard Kleindl: Slacklinen ist ein<br />
junger Sport, das merkt man auch an<br />
Kleindl<br />
der Community. Man will Spaß haben<br />
an der Bewegung. Feiern mit Freun-<br />
Reinhard ©<br />
den ist natürlich ein Thema, aber das<br />
ist nichts Außergewöhnliches, oder?<br />
Interview:<br />
Der Frauenanteil ist hoch bei uns. Fotos
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Jung, vital<br />
Sommernächte sind lang,<br />
Urlaubsnächte noch viel<br />
länger. Überall. Umso kürzer<br />
die Schlafzeit. Doch auch in<br />
der übrigen Zeit des Jahres<br />
sind viele junge Leute lang<br />
unterwegs und nur kurz im<br />
Reich der Träume. Klar – das<br />
Nachtspektakel macht Spaß.<br />
Doch mit Schlafentzug ist<br />
nicht zu spaßen. Er ist Ursache<br />
für viele Störungen und Krankheiten<br />
wie Konzentrationsstörung<br />
oder Depression. Um<br />
diesen erst gar keine Chance<br />
zu geben, steht für viele junge<br />
Erwachsene die Frage im<br />
Vordergrund, wie sie einen<br />
gesunden Ausgleich schaffen<br />
zwischen zu wenig Schlaf und<br />
ihren Spaßaktivitäten.<br />
72 | <strong>Values</strong> & life<br />
und unausgeschlafen<br />
Oft unterschätzt: Schlafentzug.<br />
Er kann krank machen – bis zum Tod<br />
Lloret de Mar, Spanien – laue Sommernacht,<br />
24 Uhr ab geht`s in die klimatisierte<br />
Disco bis zum Morgen um sechs,<br />
sieben Uhr. Nach dem Frühstück ab ins<br />
Bett – bis zum Mittag. Gerade mal<br />
knapp fünf Stunden Schlaf. Dann<br />
Strandzeit bis zum Abend und wieder<br />
um die Häuser ziehen. Und das drei<br />
Wochen lang. Danach kommt David N.<br />
ermattet aus dem Urlaub zurück. Von<br />
Erholung keine Spur. Klar – David wollte<br />
Spaß haben, den er auch hatte: Mit<br />
Freunden am Strand entlang ziehen,<br />
schauen & chillen, neue Leute kennen<br />
lernen, die Nacht abtanzen – und dabei<br />
der eine oder andere Sangria. Ob der<br />
Urlaub zu kurz war? „Nein, es reicht.<br />
Dort schläft man kaum. Das hält man<br />
nicht lange durch. Nächstes Jahr wieder“,<br />
so die Antwort des Siebzehnjährigen.<br />
Eine unerwartete, aber vernünftige<br />
Ansicht.<br />
Nachtaktivitäten, wenn andere ruhen<br />
und Körper und Geist regenerieren,<br />
gehören seit eh und je zum typischen<br />
Leben von Jugendlichen und jungen<br />
Erwachsenen. Sie sind unter Ihresglei-<br />
chen, probieren sich und ihre Grenzen<br />
aus, unternehmen etwas gemeinsam,<br />
machen zu diesen Zeiten häufig ihre<br />
ersten sexuellen Erfahrungen. Soziales<br />
Leben unter Gleichgesinnten als<br />
Vorwegnahme von sozialem Leben in<br />
der Gesellschaft, die später nicht mehr<br />
so homogen ist. Solche nächtlichen<br />
Streifzüge sind daher wichtig und kein<br />
reiner Selbstzweck und Spaß. Sie<br />
gehören zum Entwicklungsweg und<br />
Eintritt in das Erwachsenenalter, zur<br />
Ablösung vom Elternhaus. Aber auch<br />
noch junge Erwachsene befinden sich<br />
auf diesem Weg, auch wenn sie ihre<br />
Rolle längst gefunden haben. Jungsein<br />
heißt nun mal aktiv sein, vital und hellwach<br />
sein auch zu Schlafenszeiten.<br />
Junge Menschen haben daher von<br />
Natur aus eher nicht so einen festen<br />
Schlaf-Wach-Rhythmus, denn auch<br />
unter der Woche trifft man sich in der<br />
Clique und zieht um die Häuser – wenn<br />
auch nicht in dem Ausmaß wie am<br />
Wochenende oder an Feiertagen, da<br />
sie morgens doch raus müssen. Die<br />
Folge: Am Wochenende ausgiebige
Zeiten in der Horizontalen tagsüber und<br />
dann lange Nachtaktivitäten. Lange<br />
Nächte, langer Schlafentzug und unregelmäßiger<br />
Schlaf-Wach-Rhythmus –<br />
eine krankmachende Mischung. In der<br />
Tat. Viele junge „Nachteulen“ leiden<br />
daran. Sie sind nicht nur unausgeschlafen,<br />
sondern haben auch schlechte<br />
Laune und geringe Konzentrationsfähigkeit.<br />
Leistungen in Schule, Studium<br />
und Beruf können auf langfristige Sicht<br />
stark nachlassen. Ein Zurückbleiben in<br />
unserer nach Leistung nimmersatt dürstenden<br />
Gesellschaft ist vorprogrammiert<br />
– wenn du nichts dagegen tust.<br />
Schlaf ist lebensnotwendig<br />
Schlafen ist Erholung für Körper, Geist<br />
und Seele, die sich damit so ausklinken,<br />
dass sie nicht mehr den zahllosen<br />
Einflüsse des wachen Lebens ausgesetzt<br />
sind. Dennoch ist Schlaf nicht<br />
eine Zeit, in der nichts passiert. Im<br />
Gegenteil. Die Haut regeneriert sich,<br />
das Immunsystem erholt sich und der<br />
Geist arbeitet Tageseindrücke und<br />
andere Reizfluten auf. Das haben auch<br />
schon unsere frühen Vorfahren so<br />
gehalten. Eigentlich war der Schlafrhythmus<br />
damals viel klarer und einfacher<br />
definiert. Sie sind mit dem Aufgang<br />
der Sonne aufgewacht und mit<br />
deren Untergang schlafen gegangen.<br />
Das moderne Leben hat diesen Rhythmus<br />
zerstört. Technik sowie Leistungs-<br />
und Spaßgesellschaft lassen das<br />
Leben 24 Stunden rundum am Tag<br />
hochtourig laufen – egal ob zur Arbeit<br />
oder just for fun. Das Licht wird nie<br />
ausgeknipst. Wer da mithalten will, leidet<br />
schnell an Schlafentzug. Doch<br />
Schlaf ist dabei nicht weniger notwendig<br />
geworden. Körper, Geist und Seele<br />
benötigen immer noch – wie bei unseren<br />
Vorfahren – Schlafphasen, um neue<br />
Energie zu tanken. Ein simpler, doch<br />
treffender Vergleich drängt sich auf: Die<br />
Batterie, die ihre elektrische Energie<br />
abgegeben hat, um eine Maschine am<br />
Laufen zu halten, muss auch wieder<br />
aufgeladen werden. Ansonsten springt<br />
sie nicht mehr an.<br />
Wie viel Schlaf braucht<br />
der Mensch?<br />
Es gibt keine allgemeine Formel für die<br />
Menge an Schlaf. Jeder hat ein individuelles<br />
Schlafbedürfnis, das nur grob<br />
in Lebensabschnitte eingeteilt werden<br />
kann. Aber auch persönliche Gewohnheiten<br />
oder äußere Vorgaben wie der<br />
Job bestimmen die Schlafdauer des<br />
Einzelnen.<br />
So verbringen Säuglinge bis zu 18<br />
Stunden am Tag schlafend und Kleinkinder<br />
bis zu 13 Stunden. Bei Jugendlichen<br />
sinkt das Schlafbedürfnis auf<br />
durchschnittlich neun Stunden ab, in<br />
der Pubertät steigt es wieder. Erwachsene<br />
schlafen etwa ein Drittel des<br />
Tages. Im Alter, ab dem 50. Lebensjahr,<br />
reduziert sich das Ruhebedürfnis<br />
häufig auf unter sechs Stunden.<br />
Schlafentzug macht krank<br />
Sicher – man hat mal zu wenig geschlafen,<br />
weil die Party ebenso cool wie<br />
lang war. Das ist harmlos. Aber Schlafentzug<br />
auf Dauer, also über einen längeren<br />
Zeitraum von mehr als vier<br />
Wochen, macht krank. Wer ständig<br />
unausgeschlafen ist, ist bärbeißig, übel<br />
gelaunt, schlecht drauf. Diese Symptome<br />
sind noch die harmloseren Folgeerscheinungen.<br />
Zu den Konsequenzen<br />
längeren Schlafentzugs zählt<br />
besonders eine gefährliche Übermüdung<br />
am Tag, die beim Führen eines<br />
Kfz im Straßenverkehr zum tödlichen<br />
Unfall führen kann.<br />
So berichtet die Barmer Ersatzkasse,<br />
dass schätzungsweise 24% aller Verkehrsunfälle<br />
in Deutschland auf Übermüdung<br />
der Fahrer zurückzuführen sind.<br />
Weiterhin kann der Ruhemangel unter<br />
anderem das Immunsystem schwächen,<br />
die nächtliche Atmung stören, das Risiko<br />
von Herzinfarkt und Schlaganfall erhöhen<br />
oder auch Depressionen auslösen.<br />
Störungen der inneren Uhr, also des<br />
Schlaf-Wach-Rhythmus, ziehen auch<br />
andere Körperteile in Mitleidenschaft.<br />
So kann daraus auch ein erhöhtes<br />
Risiko zu Herzkrankheiten abgeleitet<br />
werden – wie eine Studie in Japan feststellte.<br />
Schlaf kann nicht<br />
nachgeholt werden<br />
Nach einer langen Wochenendnacht<br />
denken viele junge Leute: Naja, dann<br />
geh ich eben morgen früher ins Bett.<br />
Das klappt nur vereinzelt und dann ist<br />
die längere Schlafzeit nicht gleich der<br />
Zeit des Schlafentzugs, sondern<br />
wesentlich kürzer. Von Schlaf nachholen<br />
also keine Rede.<br />
Schlafexperten warnen: Einmal verpasster<br />
Schlaf kann nicht „nachgeschlafen“<br />
werden. Das beste Beispiel<br />
ist der ehemalige Weltmeister im<br />
Wachbleiben, Tony Gardner. Nach seinem<br />
einstigen Weltrekord mit einer Zeit<br />
von 264 Stunden (elf Tage und Nächte)<br />
Schlafentzug schlief er nur 14 Stunden<br />
in der ersten Nacht und in der zweiten<br />
Nacht nur zehn Stunden. Aber ebenso<br />
kann nicht „vorgeschlafen“ werden, um<br />
sich bei einer tollen Party oder sonst<br />
einem Eventhighlight länger wach zu<br />
halten .<br />
<strong>Values</strong> & life | 73
Dein Laptop hält dich wach<br />
Warum bist du so fit, wenn du selbst<br />
nachts stundenlang am PC oder Laptop<br />
sitzt? Dafür ist unter anderem der<br />
hohe blaue Anteil im Lichtspektrum<br />
moderner LED-Bildschirme verantwortlich.<br />
Das blaue Licht trifft auf die<br />
Sehzellen und diese steuern deine<br />
innere Uhr – also den Schlaf-Wach-<br />
Rhythmus.<br />
Dieses „optische Kokain“ wurde von<br />
Wissenschaftlern auch schon in<br />
deutschen Klassensälen ausprobiert.<br />
Und tatsächlich – die Schüler konnten<br />
ihre Leistungen um fünf IQ-Punkte optimieren,<br />
waren eben wacher. Das funktioniert<br />
selbstverständlich auch im Büro.<br />
Doch wenn du Schlafdefizit hast, ist<br />
das keine wirklich gute und vor allem<br />
nachhaltige Methode, sich am Tag<br />
wach zu halten und die geforderte Leistung<br />
abzurufen. Weil Schlaf lebensnotwendig<br />
ist, um Geist, Körper und Seele<br />
zu generieren – und diese Erholung<br />
kann der Blaulichtanteil nicht leisten.<br />
Ganz schnell machen sich dann die Folgen<br />
des Schlafentzugs bemerkbar.<br />
Was tun bei Schlafentzug?<br />
Freitag- und Samstagabend früher<br />
heimgehen oder überhaupt nicht mehr<br />
ausgehen. Deine Termine mit deinen<br />
Freunden oder mit deiner Clique sind<br />
dir wichtig. Ein absolutes „must be“ für<br />
dich, an dem es nichts zu rütteln gibt.<br />
Etwas, was nicht ganz so weh tut, ist,<br />
unter der Woche ein wenig früher zu<br />
Bett zu gehen. Das kombiniert mit<br />
regelmäßigen Zubettgehzeiten. Diese<br />
sind wichtig, damit du bzw. dein Körper<br />
und Geist den biologischen Schlaf-<br />
Wach-Rhythmus einhalten kannst.<br />
Hast du dich erst einmal daran<br />
gewöhnt, erst um 24 Uhr oder noch<br />
später einzuschlafen, so hast du<br />
schnell Schwierigkeiten, auf lange Sicht<br />
morgens um sechs zur Arbeit wieder<br />
aufzustehen. Aus dem Schlafdefizit<br />
wird so eine Schlafstörung, die wiederum<br />
Krankheiten wie Depressionen oder<br />
74 | <strong>Values</strong> & life<br />
andere nach sich zieht. Daher ist es<br />
besonders für junge Nachtschwärmer<br />
unter der Woche ratsam, zu diesen<br />
Zeiten wenigstens etwas kürzer zu treten<br />
– also etwas früher zu Bett zu gehen<br />
und vor allen Dingen zu festen Zeiten.<br />
Auch wenn man den Schlaf nicht nachholen<br />
kann, solltest du unter der Woche<br />
versuchen, nachmittags etwas zu<br />
ruhen. Nicht zu lange, sonst schläfst du<br />
in der Nacht nicht ein. Aber eine halbe<br />
bis maximal eine Stunde Ruhephase<br />
stärkt Körper und Geist wieder.<br />
Entspannungstechniken<br />
Was hilft noch, wenn du mal eine Zeit<br />
lang nicht die Mütze voll Schlaf bekommst,<br />
die du brauchst? Oftmals<br />
kommt zum Schlafmangel noch Stress<br />
hinzu. Kannst du das eine nicht<br />
abbauen, so tue etwas gegen den<br />
Stress – mit Entspannungstechniken.<br />
Übe dich in Yoga, Thai-Chi, Meditation,<br />
Atemübungen, autogenem Training<br />
oder anderen Entspannungsmethoden.<br />
Die kann man zum Teil prima<br />
gemeinsam mit Freunden machen. Sie<br />
haben vor allem das Ziel, körperliche<br />
und geistige Anspannungen abzubauen<br />
und so den eh vom Schlafmangel<br />
Gebeutelten vor weiteren schädlichen<br />
Einflüssen zu bewahren.<br />
Richtige Ernährung<br />
Nachteulen, wenn sie schon wenig<br />
Schlaf haben, sollten sich richtig<br />
ernähren. Gutes Futter ersetzt zwar<br />
keine Minute Schlaf, stärkt aber Körper<br />
und Geist und setzt ihn nicht noch weiterem<br />
Stress aus. Doch Vorsicht – Cola<br />
und Kaffee als Wachmacher sind keine<br />
Lösung.<br />
Wer des Nachts herumschwärmt, sollte<br />
Vitamine, Mineralien und Spurenelemente<br />
zu sich nehmen. Und kein Fastfood,<br />
sondern eine ausgewogene vollwertige<br />
Ernährung. Dazu zählt unter<br />
anderem Obst, Gemüse, Getreideprodukte,<br />
Kartoffeln, Milch oder Fisch.<br />
Wer früh morgens heimkommt und den<br />
Kühlschrank plündert, verstößt auch<br />
gegen den Rat der gesunden<br />
Ernährung. Fachleute raten, nicht<br />
später als 19 Uhr die letzte Mahlzeit zu<br />
sich nehmen. Und dann auch keine<br />
schweren Speisen oder solche, die<br />
Blähungen verursachen. Tagsüber<br />
lieber mehrere kleine Mahlzeiten, als<br />
einmal mit einer Riesenportion die<br />
Hungerattacke gestillt.<br />
Alkohol ist kein Schlafmittel<br />
Kommst du nachts aufgedreht nach<br />
Hause, weil du tollen Sex hattest,<br />
kannst du nicht gleich einschlafen.<br />
Doch der Griff zur Flasche ist nicht<br />
immer der richtige Weg. Der prozenthaltige<br />
Schlummertrunk kann in<br />
größeren Mengen Schlafprobleme hervorrufen,<br />
weil er den Organismus mit<br />
Alkoholabbau belastet. Die Folge ist<br />
ein nur sehr kurzer Schlaf.<br />
Kannst du nicht wochenlang vor 24 Uhr<br />
schlafen gehen, musst aber am nächs-
ten Tag früh raus, so solltest du zum<br />
Arzt gehen. Sprich ihn auf Naturheilmittel<br />
an. Johanniskraut, Melissenblätter,<br />
Baldrianwurzel, Passionsblumenkraut<br />
oder Hopfen sind solche Mittel,<br />
die die Natur liefert – und frühzeitigen<br />
und gesunden Schlaf.<br />
Hat sich bei dir der Schlaf-Wach-<br />
Rhythmus verschoben, weil du dich<br />
längere Zeit der Nachtschwärmerei<br />
hingegeben hast, musst aber dann<br />
wieder deinen Pflichten nachgehen<br />
und in den „normalen” Rhythmus kommen,<br />
so kann eine Lichttherapie helfen.<br />
Eine künstliche Sonne als Gerät,<br />
das natürliches Licht liefert, soll dir<br />
helfen, morgens zu deiner „Muss“-Zeit<br />
aus den Federn zu kommen. Mit einer<br />
Zeitschaltuhr wird die Sonne in deinem<br />
Zimmer angeknipst – morgens um 5, 6<br />
oder noch früher.<br />
Tagebuch von Schlafgestörten:<br />
Schlaflos bis es kracht<br />
Schlafdefizit oder Schlafentzug sind<br />
Schlafstörungen. Sie beuteln die<br />
Betroffenen – bis zum verrückt werden.<br />
Wissenschaftler des Bostoner Brigham<br />
and Women´s Hospitals haben herausgefunden,<br />
dass Schlafdefizit ein ähnliches<br />
Verhalten hervorbringen kann<br />
wie der Genuss von Alkohol. In einer<br />
Studie haben Menschen nach 24 Stunden<br />
ohne Schlaf so reagiert, als haben<br />
sie 1,2 Promille Blutalkohol – seien also<br />
betrunken. Bei weiterem Schlafmangel<br />
kommt es zu Halluzinationen<br />
Ein junger Vater beispielsweise, der<br />
sich seit Wochen nachts um sein neu<br />
geborenes Baby kümmert, klagt über<br />
Vergesslichkeit, Konzentrationsschwäche,<br />
Schusseligkeit und über<br />
einen zuckenden Muskel am Augenlid<br />
– aufgrund von Schlafmangel.<br />
Schlafmangel verändert nicht nur die<br />
Reaktionszeit und die Wahrnehmung,<br />
sondern – so haben Forscher in einem<br />
weiteren Experiment herausgefunden<br />
– setzt auch die Hemmschwelle herab.<br />
Wer auf Dauer weniger schläft, toleriert<br />
eher Gewalt oder wird selbst<br />
aggressiver.<br />
Britta 19 Jahre: Ich war wochenlang<br />
mit meinen Freunden teilweise bis in<br />
den frühen Morgenstunden unterwegs.<br />
Tagsüber ging ich ganz normal<br />
während der Woche meiner Arbeit<br />
nach und abends ging es auf die Piste.<br />
Eines Abends provozierte mich mein<br />
Bruder und ich war stocksauer auf ihn.<br />
Ich packte ihn am Kragen und zog ein<br />
wenig fester. Mein Bruder bekam keine<br />
Luft mehr! Da ließ ich völlig geschockt<br />
los. Mir war speiübel - ich konnte es<br />
gar nicht glauben Um Haaresbreite<br />
hätte ich meinen Bruder umgebracht -<br />
für nichts! Mein Bruder war total lieb zu<br />
mir und wir haben zusammen geweint!<br />
Mein Leben habe ich darauf sofort<br />
umgestellt. Habe stundenlang mit meinen<br />
Freunden über dieses Ereignis<br />
diskutiert. Auch sie konnten es nicht<br />
fassen. Wachgerüttelt von diesem Er-<br />
Batterie<br />
mit Energie<br />
aufladen<br />
Forscher der Harvard Medical<br />
School in Cambridge haben an<br />
Mäuseexperimenten herausgefunden,<br />
dass das Auftanken verbrauchter<br />
Energien im Hirn<br />
stattfindet. Dort nämlich wird in<br />
der frühen Schlafphase vermehrt<br />
das Molekül ATP<br />
(Adenosintriphosphat), ein<br />
reines Energiebündel an chemischer<br />
Bindung, erzeugt. Beim<br />
Abbau von ATP entsteht Energie,<br />
die der Körper braucht, um<br />
seine Funktionen am Laufen zu<br />
halten. Die vermehrte Produktion<br />
von ATP – so die Wissenschaftler<br />
– fand nur in der bestimmten,<br />
in der frühen Schlafphase<br />
statt. Die Mäuse produzierten<br />
hingegen kein vermehr-<br />
tes ATP, wenn sie zu der üblichen<br />
Schlafzeit wach gehalten wurden.<br />
Im Schlaf sind auch die<br />
Gehirnaktivitäten heruntergefahren,<br />
das scheint nach der<br />
These der Forscher ein Signal<br />
zu sein, um die Energietanks<br />
wieder aufzufüllen und mit der<br />
Mehrproduktion von ATP zu<br />
beginnen.<br />
eignis bemerkten auch sie bei sich<br />
erste Spuren des Schlafentzugs, wie<br />
Konzentrationsschwäche und Aggressivität.<br />
Wir haben unsere Nachtaktivitäten<br />
überdacht und gemeinsam deutlich<br />
reduziert. Meine Freunde und ich<br />
haben dennoch total viel Fun! Nur,<br />
dass ich fähig gewesen wäre, einen<br />
Menschen zu töten, werde ich in meinem<br />
Leben nie vergessen!<br />
<strong>Values</strong> & life | 75<br />
Fotos: © SXC, © Drei Wünsche, © Christian Spahrbier, © Andre Möller/aboutpixel.de
ExtrEmbügEln, Handy-WEitWurf und Co.<br />
Die Medienlandschaft ist geprägt von großen Sportveranstaltungen. Olympische Spiele,<br />
Fußballweltmeisterschaften und Co. ziehen Millionen von Menschen in ihren Bann. Es gibt<br />
auch schon viele, denen diese Mega-Events mittlerweile einfach zu kommerziell, zu aufgesetzt<br />
oder gar zu spießig sind. Sie suchen nach Alternativen, nach Alternativen, die einfach<br />
nur anders sind. Und sie werden dabei auch relativ rasch fündig, denn es gibt unglaublich<br />
viele, fast unbekannte Wettbewerbe, die alles andere als normal oder gewöhnlich sind. Verrückt<br />
trifft es da schon besser. „Sportarten“ wie Extrembügeln, Sumpffußball oder Handy-<br />
Weitwurf sind der originelle Beleg dafür.<br />
76 | <strong>Values</strong> & life<br />
Die<br />
verrücktesten<br />
WettbeWerbe<br />
Obwohl auch bei diesen<br />
Wettbewerben um Medaillen<br />
gekämpft wird und<br />
jeder vollen Einsatz bringt,<br />
steht letztlich für Teilnehmer<br />
und Zuschauer vor allem<br />
eines im Vordergrund:<br />
Spaß, Spaß und noch einmal<br />
Spaß! Das ValuES &<br />
lifE Magazin hat einige<br />
der kuriosesten Veranstaltungen<br />
unter die lupe genommen.<br />
europas
Extrembügel-meisterschaft (deutschland)<br />
Bügeln dürfte wohl eine der langweiligsten<br />
Tätigkeiten auf dem<br />
ganzen Planeten sein. Hausfrauen<br />
sehen die großen, frischen Wäscheberge,<br />
die gebügelt werden müssen,<br />
mit Graus und Männer nehmen<br />
das Bügeleisen, wenn irgendwie<br />
möglich, erst gar nicht in die Hand.<br />
Es gibt aber auch eine Gruppe von<br />
Menschen, für die frische Wäsche<br />
einfach nur eine wahre Freude ist.<br />
Für diese „verrückten“ Männer und<br />
Frauen ist Bügeln nämlich zu einer<br />
wahren Leidenschaft geworden.<br />
Dabei stehen sie bewaffnet mit Bügeleisen<br />
und Bügelbrett aber nicht<br />
zu Hause vor dem Fernseher oder<br />
im Wäschekeller, sondern hängen<br />
in Felswänden und auf Bäumen<br />
oder tun es sogar auf und auch<br />
unter Wasser oder während eines<br />
Marathons.<br />
Das Ganze scheint so viel Spaß zu<br />
machen, dass sich mittlerweile eine<br />
echte Community der Extrembügler<br />
gebildet hat, die weiter und weiter<br />
wächst. Und zwar auf allen Erdteilen.<br />
Mittlerweile gibt es sogar schon<br />
eine eigene Extrembügel-Weltmeisterschaft.<br />
Dabei muss ein Parcours verschiedenster<br />
Bügelorte so schnell und<br />
mit so viel Bügelerfolg wie möglich absolviert<br />
werden. Beispielsweise muss<br />
ein Geschirrtuch auf einem Baum<br />
gebügelt werden, dann ein Frotteeleintuch<br />
in einem Fluss, ein T-Shirt<br />
in einer Kletterwand, ein Hemd auf<br />
der Straße zwischen Menschenmassen<br />
und dann noch Shorts auf dem<br />
Fahrrad. Dazwischen müssen noch<br />
mehrere Kilometer gerannt werden,<br />
mit Siegeswillen im Herzen und dem<br />
Bügelbrett auf dem Rücken.<br />
Wm im Kirschkernweitspucken<br />
in düren (deutschland)<br />
Wohin mit dem Kern? Diese Frage<br />
stellt man sich häufig beim Verzehr<br />
saftiger Früchte. Vor allem bei Kirschen<br />
taucht dieses Problem auf.<br />
Zum Schlucken fast ein wenig groß<br />
und Wegspucken gehört sich einfach<br />
nicht. Oder etwa doch? Zumindest in<br />
Düren in der Nähe von Aachen ist dies<br />
einmal im Jahr nicht nur erlaubt, sondern<br />
sogar erwünscht. Und zwar bei<br />
der Weltmeisterschaft im Kirschkernweitspucken,<br />
die es bereits seit den<br />
70er Jahren gibt.<br />
Der Modus ist dabei recht einfach: Jeder<br />
Spuckathlet schnappt sich Sauerkirschen<br />
und hat dann drei Versuche<br />
pro Durchgang, in denen er versucht,<br />
Neben Kreativität ist also definitiv<br />
auch körperliches Geschick und Ausdauer<br />
gefragt. Das sieht man auch<br />
bei der German Extreme Ironing Section<br />
so und deswegen haben sie die<br />
Aufnahme des Extrembügelns in den<br />
Deutschen Sportbund beantragt, wo<br />
sie allerdings abgeblitzt sind. Eines<br />
muss man den Extrembüglern trotz aller<br />
Verrücktheit lassen: sie verbinden<br />
das Praktische gleich mit dem Nützlichen,<br />
denn wer kann schon von sich<br />
behaupten, dass er nach dem Sport<br />
mit sauberer und gebügelter Wäsche<br />
nach Hause kommt.<br />
die 30 Meter lange Bahn so weit wie<br />
möglich runterzuspucken. Gemessen<br />
wird letztlich nicht der Punkt, wo sie<br />
aufkommen, sondern wo sie liegen<br />
bleiben. Die Schleimspur zählt also<br />
noch mit.<br />
Der aktuelle Weltrekord auf der Bahn<br />
liegt bei 21,71 Metern, gehalten vom<br />
mehrfachen deutschen Meister Oliver<br />
Kuck. Bei den Damen führt eine<br />
Schweizerin die Bestenliste an und<br />
zwar mit 15,24 Metern. Auf Asphalt<br />
sind die Weiten noch beeindruckender,<br />
hat dort der Amerikaner Brian<br />
Krause seinen Kirschkern doch<br />
gigantische 30,34 Meter weit gespuckt.<br />
<strong>Values</strong> & life | 77
die weltgrößte tomatenschlacht in buñol (Spanien)<br />
Wenn eine 10.000-Einwohner-<br />
Stadt im Tomatensaft versinkt<br />
und bis zu 45.000 Menschen in<br />
der roten, matschigen Brühe ein<br />
berauschendes Fest feiern, dann<br />
ist die Rede von der „Tomatina“ in<br />
der spanischen Kleinstadt Buñol,<br />
nahe Valencia. Die Tomatina<br />
ist definitiv die größte Lebensmittelschlacht<br />
der Welt und das<br />
verrückteste Volksfest von allen<br />
sowieso. Schließlich werden an<br />
diesem Tag - es ist dies immer<br />
der letzte Mittwoch im August -<br />
bis zu 140.000 Kilogramm überreife<br />
Tomaten durch die Gassen<br />
geschleudert. Für die Einwohner<br />
von Buñol, die an diesem Tag alle<br />
„rot sehen“, ist die Tomatina das<br />
Highlight der jährlichen Feierlichkeiten<br />
für den örtlichen Schutzheiligen.<br />
bürostuhlrace in löhningen<br />
(Schweiz)<br />
Bürostuhlrennen - was ist das?<br />
Ganz einfach: Auf einer abgesperrten,<br />
300 Meter langen<br />
Strecke mit verschiedenen Hindernissen,<br />
zum Beispiel eine<br />
Sprungschanze, wird ein Rennen<br />
gefahren. Und zwar auf Bürostühlen.<br />
Richtig gehört, auf Bürostühlen.<br />
Jahr für Jahr treffen<br />
sich die rennsportbegeisterten<br />
Bürohengste im schweizerischen<br />
Löhningen bei Schaffhausen, um<br />
die schnellsten Bürostuhlracer<br />
zu ermitteln. Vor dem Start muss<br />
sich jeder Teilnehmer die Frage<br />
stellen: „Classic“ oder „Crazy“?<br />
78 | <strong>Values</strong> & life<br />
Los geht das Event immer gegen zehn<br />
Uhr mit dem sogenannten Schinkenstürmen.<br />
Dabei wird versucht, einen<br />
etwa sieben Meter hohen, eingewachsten<br />
Baumstamm hinaufzuklettern, um<br />
an den dort aufgehängten Schinken<br />
zu gelangen. Ist diese Geschicklichkeitsübung<br />
geschafft, geht um exakt<br />
elf Uhr die Tomatina mit einem Böllerschuss<br />
los. Dort geht es dann einfach<br />
darum, sich mit so viel Tomaten wie<br />
möglich zu bewerfen. Bedingung dabei<br />
ist, dass die Tomaten vor dem Wurf in<br />
der Hand zerquetscht werden müssen,<br />
sonst droht nämlich Verletzungsgefahr.<br />
Am Ende des Spektakels steht das<br />
Tomatenpüree meist kniehoch in den<br />
Straßen. Stellt sich eigentlich nur die<br />
Frage: durchgeknallt, wahnsinnig oder<br />
einfach nur total Tomate?<br />
In der Kategorie „Classic“ darf das<br />
selbst mitgebrachte Bürorenngefährt in<br />
keinster Weise verändert werden, das<br />
heißt, auch das Tuning mit Inlineskate-<br />
Rollen ist strengstens verboten. In der<br />
„Crazy“-Kategorie hingegen können<br />
die Sitzmöbel nach Lust und Laune<br />
umgebaut und aufgemotzt werden.<br />
Einzige Vorgabe ist, dass das Gefährt<br />
noch als Bürostuhl ohne Fremdantrieb<br />
erkennbar ist. Hat der Pilot oder die<br />
Pilotin eine besonders ausgefallene<br />
Bekleidung, gibt es dafür Extrapunkte.<br />
Und die können entscheidend sein,<br />
denn bei der Formel Bürostuhl geht es<br />
meist verdammt eng zu.
Käserollen in gloucestershire (England)<br />
Briten sind für ihren schwarzen<br />
Humor bekannt und auch was<br />
verrückte Aktionen angeht, lassen<br />
sie sich nicht lange bitten.<br />
So auch beim sogenannten<br />
Käserollen in der Grafschaft<br />
Gloucestershire im Südwesten<br />
Englands. Dieses „Cheese<br />
Rolling“ findet alle Jahre im Mai<br />
am Cooper’s Hill, einem steilen<br />
Hang am Ortsrand, statt und ist<br />
extrem spektakulär. Der Bewerb<br />
beginnt mit einem Countdown<br />
und dann wird ein großer Laib<br />
Käse den Hang hinuntergerollt.<br />
Dieser erreicht dabei Spitzengeschwindigkeiten<br />
von fast 100<br />
Stundenkilometern.<br />
Das richtige Spektakel<br />
beginnt, nachdem der<br />
Käse in Bewegung ist.<br />
Hunderte todesmutige<br />
Teilnehmer machen sich auf die Verfolgung<br />
des Käselaibs, um ihn vor der weißen Linie<br />
im Tal zu erwischen. Das ist allerdings eine<br />
schier unlösbare Aufgabe. Das Gelände ist<br />
nämlich derart uneben und steil, dass schon<br />
nach wenigen Metern niemand mehr auf zwei<br />
Beinen steht, sondern den Hang hinunterrollt,<br />
rutscht, fliegt oder über Stock und Stein geschleudert<br />
wird. Einen richtigen Sieger gibt es<br />
letztlich meist nicht, da der Käse in der Regel<br />
die Oberhand behält. Die wahren Sieger<br />
sind aber die vielen Zuschauer und auch die<br />
Teilnehmer, die bei der Veranstaltung einfach<br />
eine Mordsgaudi haben.<br />
Wm im grimassenschneiden in Egremont (England)<br />
Verrückte Events sind keine<br />
Mode-Erscheinung des 21.<br />
Jahrhunderts. Der beste Beweis<br />
dafür ist die Weltmeisterschaft<br />
im Grimassenschneiden (World<br />
Gurning Championships) im Örtchen<br />
Egremont an der nördlichen<br />
Westküste Englands, gegenüber<br />
der Isle of Man. Diese wird nämlich<br />
seit dem Jahr 1267 im Rah-<br />
Wm im brennnesselessen<br />
in marshwood (England)<br />
Auweh, das brennt aber! Das ist für gewöhnlich die Reaktion, wenn man<br />
mit frischen Brennnesseln in Berührung kommt. Die Teilnehmer der „World<br />
Stinging Nettle Eating Championship“, also der Weltmeisterschaft im Brennnesselessen,<br />
sehen das aber anders. Ihr Ziel ist es nämlich, Weltmeister<br />
zu werden, und dafür müssen sie so viele rohe Brennnesseln wie möglich<br />
hineinfuttern. Ein echter Wettbewerb für harte Hunde also. Ob die grüne<br />
Pflanze mit ihren kleinen Stacheln hierbei noch ihre allseits bekannten gesundheitsfördernden<br />
Wirkungen entfalten kann, ist wohl eher fraglich.<br />
men der „Crab Fair & Sports“<br />
ausgetragen. Dabei zeigen die<br />
Teilnehmer Jahr für Jahr, was<br />
man mit den 26 menschlichen<br />
Gesichtsmuskeln alles anstellen<br />
kann, ohne die Hände oder andere<br />
Hilfsmittel zu verwenden.<br />
Ganz früher war es anscheinend<br />
so, dass man dem Dorfdeppen<br />
ein Pferdegeschirr übergeworfen hat und ihn<br />
dann für ein paar Bierchen zum „gurning“<br />
aufgefordert hat. Zur Belustigung der Leute.<br />
Heute macht man sich als Grimassenschneider<br />
keineswegs mehr zum Deppen, denn die<br />
Weltmeisterschaft genießt nicht nur in England<br />
einen sehr hohen Stellenwert. Achtfach-Sieger<br />
Tommy Mattinson durfte seine Fratzen sogar<br />
schon vor der Queen höchstpersönlich herzeigen.<br />
<strong>Values</strong> & life | 79
SpinnEn<br />
80 | <strong>Values</strong> & life<br />
diE finnEn?<br />
Die Deutschen und Engländer haben, was kuriose Wettbewerbe angeht, wirklich einiges zu bieten. Der<br />
absolute Weltmeister in dieser Disziplin ist aber mit großem Vorsprung Finnland. Saunabausatz-Zusammenbau-WM,<br />
Zwergenweitwurf und Beerenschnellpflückmeisterschaft sind nur einige Beispiele.<br />
Es gibt nämlich noch viele, viele mehr. Man könnte fast meinen: Die spinnen die Finnen!<br />
Wm im luftgitarrespielen in oulu<br />
(finnland)<br />
Skandinavien ist eine der Hochburgen<br />
des Heavy-Metal. Die Konzerte der<br />
„harten“ Musiker werden regelrecht<br />
gestürmt. Headbangen gehört dabei<br />
genauso dazu wie das Imitieren der<br />
Gitarrenriffs ihrer Rock-Idole, ohne<br />
eine Gitarre in der Hand zu haben. Das<br />
Ganze nennt sich Luftgitarrenspiel und<br />
wird auf der ganzen Welt praktiziert.<br />
Was es aber nicht überall gibt, sondern<br />
einzig und allein in Finnland, ist<br />
eine Weltmeisterschaft im Air-Guitar-<br />
Playing. Dabei geht es nicht nur um<br />
die Imitation des Instrumentenspiels,<br />
sondern auch um die Körpersprache<br />
und die Wirkung auf der Bühne. Wer<br />
eine echte Bühnensau ist, dürfte sich<br />
dabei pudelwohl fühlen.<br />
Zugelassen werden zur Weltmeisterschaft<br />
nur die absolut weltbesten Luftgitarristen.<br />
Jeder einzelne Teilnehmer<br />
muss sich zuvor in einem eigenen<br />
Contest in seinem Heimatland dafür<br />
qualifizieren. Wer es dann auf die<br />
WM-Bühne geschafft hat, der hat 60<br />
Sekunden Zeit, um die Jury und das<br />
Publikum richtig zu rocken. Begleitmusik<br />
ist dabei verboten. Originalität,<br />
Ausdrucksfähigkeit, Charisma, technische<br />
Fähigkeiten, künstlerischer Gesamteindruck<br />
und „Airness“ sind jene<br />
Faktoren, die letztlich in die Bewertung<br />
einfließen. Für den Sieger und<br />
somit Weltmeister gibt es als Preis,<br />
wie könnte es auch anders sein, eine<br />
echte E-Gitarre.
Handy-Weitwurf-Wm in Juva (finnland)<br />
Zum fünften Mal besetzt, schon wieder<br />
kein Empfang, immer diese lästigen<br />
Hotline-Anrufe, ... Es gibt Situationen,<br />
in denen man das Handy am liebsten<br />
ins Weltall schleudern würde. Meist<br />
siegt aber die Vernunft und man tut es<br />
doch nicht. Anders ist das in Finnland,<br />
denn eines der verrücktesten Events<br />
des Landes ist die Weltmeisterschaft im<br />
Handy-Weitwurf.<br />
Bei der jährlich im August stattfindenden „Mobile Phone Throwing World<br />
Championship“ im Ort Juva ist es nicht die Wut auf das Handy, das die Teilnehmer<br />
antreibt, sondern der sportliche Ehrgeiz. Die Regeln sind mehr als<br />
einfach, denn es geht nur darum, sein „Sportgerät“, ein normales Mobiltelefon,<br />
so weit wie möglich zu werfen. Der Rekord liegt übrigens bei gewaltigen<br />
85 Metern. Jeder, der diese Weite nicht mal im Traum erreichen kann, muss<br />
aber nicht gleich den Kopf in den Sand stecken. Es gibt nämlich auch einen<br />
Freestyle-Wettbewerb, bei dem es nicht auf die Weite, sondern auf Stil und<br />
Ästhetik ankommt.<br />
Sumpffußball-Wm in Hyrynsalmi (finnland)<br />
Wenn „normale“ Fußballer davon reden,<br />
wie anstrengend doch ihre Sportart<br />
ist, dann haben sie bestimmt noch nie<br />
Sumpffußball gespielt. Das Kicken im<br />
tiefen, feuchten Morast ist nämlich wirklich<br />
nur etwas für ganz Hartgesottene.<br />
Die Formel ist nämlich ganz einfach: Wer<br />
nicht ständig in Bewegung bleibt, versinkt<br />
bis zu den Oberschenkeln im finnischen<br />
Vuorisuo-Sumpf bei der Stadt Hyrynsalmi.<br />
Dass man in dieser Position einen Ball<br />
nicht gerade gut annehmen, geschweige<br />
denn danach treten kann, erklärt sich wohl<br />
von selbst. Um Sumpffußball-Weltmeister<br />
zu werden, muss man also wirklich topp<br />
in Form sein, ein wenig Erfahrung im<br />
Schlammcatchen haben und vor allem<br />
die Lust mitbringen, bis in die letzte Ritze<br />
des Körpers dreckig zu werden.<br />
Der Modus des Turniers funktioniert immer<br />
nach dem gleichen Schema. Jedes<br />
Team besteht aus sechs Männern oder<br />
Frauen und hat vier bis sechs Auswechselspieler.<br />
Dies ist auch das absolute<br />
Minimum, denn selbst die konditionsstärksten<br />
Teams könnten nicht die ganze,<br />
25 Minuten dauernde Partie ohne Pause<br />
durchstehen. Zu anstrengend ist das Spiel<br />
im tiefen Morast. Die Spielregeln sind die<br />
gleichen wie beim „normalen“ Fußball, einzig die Abseitsregel wird nicht<br />
angewendet.<br />
Fußball im Dreck klingt zwar nicht gerade einladend, doch seit der Einführung<br />
der WM im Jahr 2000 wird die Sumpffußball-Gemeinschaft größer<br />
und größer. Bis zu 250 Teams aus aller Welt nehmen mittlerweile an der<br />
Weltmeisterschaft teil, um auf 15 Spielfeldern mehr als 500 Schlammspiele<br />
zu bestreiten. Mitmachen kann man dabei in verschiedenen Kategorien,<br />
von todernst bis zum Match mit kostümierten Sumpfkickern.<br />
<strong>Values</strong> & life | 81<br />
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