Handbuch Qualitätsmanagement Schulwerkstatt „fit for life“

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ISIS Berlin e.V. Handbuch Qualitätsmanagement Ilse M. Lehner Dominik Ringler Schulwerkstatt „fit for life“ Wissenschaftliche Begleitung und Evaluation Gefördert durch das Land Mecklenburg-Vorpommern 1

ISIS Berlin e.V.<br />

<strong>Handbuch</strong> Qualitätsmanagement<br />

Ilse M. Lehner<br />

Dominik Ringler<br />

<strong>Schulwerkstatt</strong> „fit <strong>for</strong> life“<br />

Wissenschaftliche Begleitung und Evaluation<br />

Gefördert durch das Land Mecklenburg-Vorpommern<br />

1


Inhalt<br />

Autoren: Prof. Dr. Ilse M. Lehner, Dominik Ringler<br />

Die wissenschaftliche Begleitung der <strong>Schulwerkstatt</strong> „fit <strong>for</strong> life“ erfolgte im Auftrag der Caritas<br />

Mecklenburg e.V., Kreisverband Schwerin, Klosterstraße 24, 19053 Schwerin. Das Modellprojekt<br />

<strong>Schulwerkstatt</strong> „fit <strong>for</strong> life“ wurde gefördert durch das Land Mecklenburg-Vorpommern.<br />

Herausgeber:<br />

ISIS Berlin e.V.<br />

Institut für Sozial<strong>for</strong>schung, In<strong>for</strong>matik & Soziale Arbeit<br />

c/o Katholische Hochschule für Sozialwesen Berlin (KHSB)<br />

Köpenicker Allee 39-57<br />

10318 Berlin<br />

E-Mail: isis-berlin@gmx.de<br />

www: http://www.isis-berlin.de<br />

Berlin im Oktober 2005<br />

(Eigenverlag)<br />

© 2005 ISIS Berlin e.V.<br />

Nachdruck, auch auszugsweise, bedarf der Genehmigung<br />

2


ISIS Berlin e.V.<br />

<strong>Handbuch</strong> Qualitätsmanagement<br />

Ilse M. Lehner<br />

Dominik Ringler<br />

<strong>Schulwerkstatt</strong> „fit <strong>for</strong> life“<br />

Inhalt<br />

Wissenschaftliche Begleitung und Evaluation<br />

3


Inhalt<br />

4


Inhalt<br />

Inhalt<br />

Inhalt...........................................................................................................................................<br />

5<br />

Vorwort.......................................................................................................................................<br />

9<br />

I. Schulverweigerung – Beschreibung eines Phänomens..........................................................<br />

11<br />

1. Vorbemerkungen...............................................................................................................<br />

13<br />

2. Begriffsbestimmungen......................................................................................................<br />

15<br />

3. Formen der Schulverweigerung........................................................................................<br />

17<br />

4. Umfang von Schulverweigerung......................................................................................<br />

19<br />

5. Ausmaß von Schulverweigerung......................................................................................<br />

24<br />

6. Gründe und Ursachen........................................................................................................<br />

26<br />

6.1. Schulverweigerung als Antwort auf die Strukturen der Leistungsgesellschaft.........<br />

26<br />

6.2. Schulverweigerung als Folge familiärer Problemlagen.............................................<br />

27<br />

6.3. Selbstreflektierte Gründe für Schulverweigerung......................................................<br />

28<br />

6.4. Schulverweigerung als Folge einer verstärkten Hinwendung zu Gleich- bzw. Ähnlichaltrigen<br />

....................................................................................................................... 28<br />

6.5. Schulverweigerung als Antwort auf eine unzeitgemäße Schule................................<br />

29<br />

7. Reaktionen und Angebote / Ansätze gegen Schulverweigerung......................................<br />

31<br />

7.1 Sanktionsmöglichkeiten bei Schulverweigerung ....................................................... 31<br />

7.1.1 Eindeutige Resonanz auf Schulverweigerung durch die Erwachsenen...............<br />

32<br />

7.1.2 ‚Verordneter’ Schulwechsel.................................................................................<br />

32<br />

7.1.3 Ordnungsrechtliche Maßnahmen.........................................................................<br />

33<br />

7.2 Präventive Maßnahmen in den Regelangeboten von Jugendhilfe und Schule...........<br />

33<br />

7.3 Weiterentwicklung von schulischen Konzepten - Plädoyer für eine Pädagogik der<br />

Vielfalt..............................................................................................................................<br />

34<br />

7.4. Jugendhilfe und Schule in Kooperation .................................................................... 36<br />

7.5 Kooperation zwischen Schule und Jugendhilfe im Bereich der Schulsozialarbeit und<br />

Schulstationen...................................................................................................................<br />

38<br />

7.6 Projekte für Schulverweigerer....................................................................................<br />

38<br />

8. Ansichten von PädagogInnen zum Thema - Ergebnisse der Gruppenarbeit....................<br />

40<br />

9. Verwendete Literatur........................................................................................................<br />

42<br />

II. Ausgangslage und Status quo...............................................................................................<br />

45<br />

1. Rahmenbedingungen.........................................................................................................<br />

48<br />

1.1 Räumliche Situation....................................................................................................<br />

48<br />

1.2 Personelle Situation.....................................................................................................<br />

48<br />

1.3 Konzeptionelle Situation.............................................................................................<br />

49<br />

1.3.1 Ausgangslage.......................................................................................................<br />

49<br />

1.3.2 Inhalte der Arbeit.................................................................................................<br />

50<br />

1.3.2.1 Didaktisch-methodische Aspekte der Umsetzung........................................<br />

51<br />

1.3.2.2 Inhaltlicher Verlauf aus sozialpädagogischer Sicht......................................<br />

51<br />

1.3.2.3 Inhaltliche Phasen der Verhaltensmodifikation............................................<br />

52<br />

1.3.3 Aufnahme in die <strong>Schulwerkstatt</strong>..........................................................................<br />

53<br />

1.3.4 Beendigung des Aufenthaltes in der <strong>Schulwerkstatt</strong>............................................<br />

54<br />

1.3.5 Prävention............................................................................................................<br />

55<br />

1.3.6 Qualitätsstandards der Methodischen Sozialen Arbeit für Leistungen im Bereich<br />

Erziehungshilfen...........................................................................................................<br />

56<br />

1.3.7 Elternarbeit...........................................................................................................<br />

56<br />

1.3.8 Arbeit im Gemeinwesen.......................................................................................<br />

57<br />

1.4 Rechtliche Rahmenbedingungen.................................................................................<br />

57<br />

1.5 Materielle Bedingungen..............................................................................................<br />

58<br />

5


Inhalt<br />

1.6 Hilfeplanverfahren......................................................................................................<br />

58<br />

1.6.1 Vorüberlegungen..................................................................................................<br />

58<br />

1.6.2 Schematische Übersicht über das Hilfeplanverfahren.........................................<br />

61<br />

1.6.3 Entwicklung und Vereinbarung einer Rahmenkonzeption..................................<br />

61<br />

1.6.4 Umsetzung des Hilfeplanverfahrens....................................................................<br />

62<br />

1.6.4.1 Gesetzliche Grundlagen................................................................................<br />

62<br />

1.6.4.2 Der Rechtscharakter des Hilfeplans..............................................................<br />

63<br />

1.6.4.3 Anwendungsbereich......................................................................................<br />

63<br />

1.6.4.4 Grundsätze....................................................................................................<br />

63<br />

1.6.5 Ablauf und Verfahren..........................................................................................<br />

64<br />

1.6.6 Abgestimmtes und beschlossenes Verfahren für die <strong>Schulwerkstatt</strong>...................<br />

66<br />

1.6.7 Arbeitshilfen zum Hilfeplanverfahren.................................................................<br />

68<br />

2. Grundlegende Ziele und Handlungsorientierungen..........................................................<br />

78<br />

2.1 Grundsätze..................................................................................................................<br />

78<br />

2.1.1 Grundsätze aus sozialpädagogischer Sicht..........................................................<br />

78<br />

2.1.2 Grundsätze aus schulischer Sicht.........................................................................<br />

79<br />

2.1.3 Gruppengröße.......................................................................................................<br />

80<br />

2.2 Zielsetzung..................................................................................................................<br />

81<br />

2.3 Zielgruppe...................................................................................................................<br />

82<br />

3. Leistungserfolge des Projekts als Zwischenergebnis........................................................<br />

84<br />

3.1 Stand Schuljahresende 2002/2003..............................................................................<br />

84<br />

3.2 Stand Schuljahresbeginn 2004/2005...........................................................................<br />

84<br />

4. Konzept der Wissenschaftlichen Begleitung....................................................................<br />

86<br />

4.1 Wissenschaftliche Begleitung.....................................................................................<br />

87<br />

4.2 Kooperationsmöglichkeiten und Öffentlichkeitsarbeit...............................................<br />

88<br />

4.3 Reflexion und Evaluation............................................................................................<br />

88<br />

4.4 Fortbildungsmöglichkeiten.........................................................................................<br />

89<br />

4.5 Fortbildungsveranstaltungen.......................................................................................<br />

89<br />

4.5.1 Fachtagung: Schulverweigerung im Kontext von Elternhäusern........................<br />

91<br />

4.5.2 Fachtagung: Schulverweigerung im Kontext von Jugend und Jugendhilfe.........<br />

93<br />

4.5.3 Fachtagung: Schulverweigerung im Kontext von Schule, Stadtteil, Lebenswelt 95<br />

4.5.4 Auswertung der Fortbildung „Kooperation im Team“ ........................................ 96<br />

5. Weiterentwicklung im Projekt „Fit <strong>for</strong> life“ (Ist-Zustandsbeschreibungen) ..................... 99<br />

5.1 Befragung im Januar 2003..........................................................................................<br />

99<br />

5.2 Befragung im August 2003.......................................................................................<br />

100<br />

5.3 Vergleich der beiden Befragungen...........................................................................<br />

102<br />

5.4 Befragung im Januar 2004........................................................................................<br />

104<br />

5.5 Befragung im Mai 2005............................................................................................<br />

106<br />

III. Wissenschaftliche Begleitung und Evaluation – ein Qualitätshandbuch..........................<br />

115<br />

1. Übersicht über den Gesamtprozess.................................................................................<br />

119<br />

2. Leitbild............................................................................................................................<br />

120<br />

3. Ziele................................................................................................................................<br />

122<br />

4. Gesamtleistung................................................................................................................<br />

125<br />

5. Einzelleistungen als Kernaktivitäten...............................................................................<br />

126<br />

5.1. Schwerpunkt sozialpädagogische Tätigkeiten.........................................................<br />

127<br />

5.2. Schwerpunkt sonderpädagogische Tätigkeiten........................................................<br />

130<br />

5.3. Schwerpunkt handwerkliche Tätigkeiten.................................................................<br />

132<br />

5.4 Aushandeln von Regeln............................................................................................<br />

133<br />

5.5 Umgang mit schwierigen, konfliktreichen Situationen.............................................<br />

135<br />

5.6 Umgang mit besonderen Problemen einzelner Jugendlicher....................................<br />

137<br />

5.7 Arbeitsorganisation...................................................................................................<br />

139<br />

5.7.1 Leitung...............................................................................................................<br />

139<br />

6


Inhalt<br />

5.7.2 Team...................................................................................................................<br />

141<br />

5.7.3 Kooperation Jugendamt.....................................................................................<br />

143<br />

5.7.4 Kooperation Schule............................................................................................<br />

145<br />

5.7.5 Vernetzung.........................................................................................................<br />

146<br />

5.8. Fachliche Weiterentwicklung..................................................................................<br />

148<br />

5.8.1 Konzeptarbeit.....................................................................................................<br />

148<br />

5.8.2 Exploration.........................................................................................................<br />

149<br />

5.8.3 Weiterentwicklung der fachlichen Ressourcen (Fortbildung, Fachberatung, Supervision,<br />

Literaturstudium …) ................................................................................... 150<br />

5.9 Partizipation der Jugendlichen..................................................................................<br />

151<br />

5.10 Elternarbeit..............................................................................................................<br />

155<br />

5.10.1 Elternarbeit im Konzept von „fit <strong>for</strong> life“ ........................................................ 155<br />

5.10.2 Formen der Zusammenarbeit ausgehend von „fit <strong>for</strong> life“ .............................. 155<br />

5.10.3 Wichtigkeit von Elternarbeit............................................................................<br />

156<br />

5.10.4 Gründe für Kontaktaufnahme durch die Eltern...............................................<br />

156<br />

5.10.5 Anteil der Eltern an der Schulverweigerung ihrer Kinder..............................<br />

157<br />

5.10.6 Beeinträchtigungen der Zusammenarbeit.......................................................<br />

158<br />

5.11 Öffentlichkeitsarbeit................................................................................................<br />

161<br />

5.11.1 Beschreibung der Kernaktivität.......................................................................<br />

161<br />

5.11.2 Fragebogen.......................................................................................................<br />

162<br />

5.11.3 Auswertung und Ergebnisse............................................................................<br />

163<br />

6. Qualitätsmanagement, Dokumentation und Evaluation..................................................<br />

167<br />

6.1 Internes Qualitätsmanagement..................................................................................<br />

167<br />

6.2 Maßnahmen des externen Qualitätsmanagements....................................................<br />

168<br />

6.3 Dokumentationssystem und statistische Methoden..................................................<br />

169<br />

6.4 Aufgaben zur (Selbst-)Evaluation.............................................................................<br />

170<br />

7. Ergebnisse.......................................................................................................................<br />

172<br />

8. (Selbst-)Evaluation..........................................................................................................<br />

173<br />

8.1 Grundlagen................................................................................................................<br />

173<br />

8.2 Indikatoren................................................................................................................<br />

175<br />

8.3 Systematische Beobachtung als Methode der Datenerhebung.................................<br />

175<br />

9. Dokumentation................................................................................................................<br />

182<br />

IV. Zusammenfassung und Ausblick......................................................................................<br />

185<br />

1. Zwischenbericht Dezember 2003....................................................................................<br />

187<br />

1.1 Ausdifferenzierung der Aufgaben der Sozialpädagogik und der Ergotherapie........<br />

187<br />

1.2 Aufgabenverteilung im Team...................................................................................<br />

187<br />

1.3 Partizipation der Jugendlichen im Projekt................................................................<br />

187<br />

1.4 Unterstützung des Projekts durch die Trägerschaft..................................................<br />

187<br />

1.5 Endstand im Mai 2005 – Äußerungen vonseiten des Projektteams..........................<br />

188<br />

V. Anhang...............................................................................................................................<br />

191<br />

1. Gebrauchsanweisung zum Umgang mit dem QM-<strong>Handbuch</strong>........................................<br />

193<br />

1.1 Einführung für Neueinsteiger....................................................................................<br />

193<br />

1.2 Schritte der Selbstevaluation mit dem QM-<strong>Handbuch</strong>.............................................<br />

194<br />

1.3 Das QM-<strong>Handbuch</strong> im Kontext anderer QM-Systeme.............................................<br />

195<br />

2. Mustervorlagen...............................................................................................................<br />

195<br />

2.1 Auswertungsbogen....................................................................................................<br />

195<br />

2.2 Dokumentationsbogen..............................................................................................<br />

196<br />

2.3 Überlegungen zur Durchführung von Befragungen..................................................<br />

196<br />

7


Vorwort<br />

Vorwort<br />

Das vorliegende <strong>Handbuch</strong> „Qualitätsmanagement“ ist die Grundlage der fachlichen Weiterentwicklung<br />

der Arbeit der <strong>Schulwerkstatt</strong> „fit <strong>for</strong> life“. Die Mitarbeiter der Einrichtung haben<br />

sich auf verbindliche Aussagen über Ziele und pädagogische Verfahren verständigt. Die<br />

Idee zu einem Qualitätshandbuch beruht auf Erfahrungen aus der Arbeit der Berliner Jugendfreizeitstätten<br />

zur Qualitätsentwicklung.<br />

Im Prozess und im Dialog mit der Wissenschaftlichen Begleitung durch ISIS Berlin e.V. ist es<br />

gelungen, gemeinsame Schwerpunkte und Kernaktivitäten darzustellen. Die hier niedergelegten<br />

Ziele und pädagogischen Verfahren wurden im Dialog miteinander erarbeitet Die Qualitätsentwicklung<br />

innerhalb der <strong>Schulwerkstatt</strong> „fit <strong>for</strong> life“ fügt sich damit hervorragend in die<br />

Re<strong>for</strong>mprozesse der Jugendhilfe ein.<br />

Man hat sich darauf verständigt, dass dieses neue Instrument zur internen Evaluation von allen<br />

Bereichen der Arbeit der <strong>Schulwerkstatt</strong> „fit <strong>for</strong> life“ angewendet werden kann.<br />

Viele Rückmeldungen und Anregungen der MitarbeiterInnen wurden berücksichtigt. Die ersten<br />

Erfahrungen aus der Anwendung zeigen, dass das <strong>Handbuch</strong> „Qualitätsmanagement“ von<br />

den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern als eine Wertschätzung ihrer Arbeit verstanden wird.<br />

Besondere Vorteile hat es durch seine Praxisnähe und Verständlichkeit.<br />

Das <strong>Handbuch</strong> versteht sich als eine Platt<strong>for</strong>m der fachlichen Verständigung. Beständig werden<br />

die Angebotsschwerpunkte der Arbeit der <strong>Schulwerkstatt</strong> „fit <strong>for</strong> life“ weiterentwickelt<br />

und Erfahrungen aus der praktischen Anwendung des <strong>Handbuch</strong>s berücksichtigt.<br />

9


I. Schulverweigerung – Beschreibung eines Phänomens<br />

I. Schulverweigerung – Beschreibung eines Phänomens<br />

11


I. Schulverweigerung – Beschreibung eines Phänomens<br />

12


1. Vorbemerkungen<br />

I. Schulverweigerung – Beschreibung eines Phänomens<br />

Erste Vorbemerkung: Die meisten von ihnen kennen Variationen von Schulverweigerung,<br />

ihre Ursachen und Folgen aus der täglichen Praxis. Jeder von ihnen weiß, dass die Medien in<br />

verschiedensten Fernseh<strong>for</strong>maten und Zeitungen immer wieder über verschiedene jugendliche<br />

Schulverweigerer berichten. Sei es, dass sie – wie oft zu lesen – über besonders drastische<br />

und dreiste SchülerInnen berichten oder über besonders drastische Maßnahmen zur Bekämpfung,<br />

die z. B. darin gipfeln, junge Delinquenten per Polizei von zuhause abzuholen. Sie erinnern<br />

sich sicher auch alle an die Schlagzeilen nach der Veröffentlichung der PISA-Studie<br />

„PISA-Schock, Deutschland braucht neues Bildungssystem usw.“. Von vielen Pädagogen<br />

wird (nicht erst seitdem) eine Schulre<strong>for</strong>m ge<strong>for</strong>dert. Geht man in der PISA-Studie davon aus,<br />

dass ca. 80 Prozent der Schüler die Schulzeit wenigstens „überstehen“, so kommen andere mit<br />

der Regelschule nicht gut klar. Kinder mit einem hohen Eigensinn und mit besonderen Talenten<br />

– um sie soll es hier nicht gehen – auf der einen und sozial benachteiligte Kinder mit besonderen<br />

Lernbedarfen auf der anderen Seite. Schulverweigerer pauschal an die Spitze des<br />

Zuges von Schulkritikern zu setzen wäre an dieser Stelle sicher ebenso falsch, wie sie als<br />

Seismographen für eine notwendige Schulre<strong>for</strong>m zu begreifen, auch wenn die Themen<br />

„Schulverweigerung“ und „Schulre<strong>for</strong>m“ sicher eine Schnittmenge haben. In unserem engen<br />

Verständnis der Thematik sind und bleiben Schulverweigerer aber eine – wenn auch nicht zu<br />

unterschätzende – Minderheit, ihre Probleme sind nicht generell und unreflektiert auf Mehrheiten<br />

zu übertragen.<br />

Zweite Vorbemerkung: Das Thema „Schulverweigerung“ kann nicht alleine im Kontext von<br />

Schule diskutiert werden. Ursachen und Auswirkungen von Schulverweigerung berühren immer<br />

das gesamte Lebensumfeld von jungen Menschen. Die Öffnung bzw. Vertiefung der Diskussion<br />

in Richtung Sozialarbeit und Jugendhilfe – aber auch in Richtung Schule - ist unser<br />

Anliegen.<br />

Dritte Vorbemerkung: Zum Thema „Schulverweigerung“ gibt es bislang nur wenige verlässliche<br />

empirische Befunde 1 . Besonders Aussagen über das Ausmaß von Schulverweigerung<br />

bleiben hypothetisch und vage. Ist damit das Problem nur marginal und betrifft es nur eine zu<br />

vernachlässigende Minderheit von schulpflichtigen jungen Menschen? Ja und nein. Ja, denn<br />

den „harten Kern“ von Schulverweigerern bilden nur wenige Prozent der Schüler. Nein, denn<br />

die Zahl der sog. „inneren Emigranten“ liegt bei weitem höher.<br />

Vierte Vorbemerkung: Wir wollen zur Einführung exemplarisch einige Fallbeispiele vortragen,<br />

die zum Teil aus der Literatur (s. THIMM 2001) übernommen wurden, zum Teil auch<br />

aus der praktischen Erfahrung unserer KollegInnen aus der <strong>Schulwerkstatt</strong> „fit <strong>for</strong> life“ hier in<br />

Schwerin, einem Kooperationsprojekt der Schule für Verhaltensauffällige und der Caritas<br />

Mecklenburg e.V., als Jugendhilfeträger, stammen. Deutlich werden hier einige Dimensionen<br />

von „Schulverweigerung“ und so mancher wird sich vom Mythos und der Romantik des<br />

Schuleschwänzens seiner Jugend verabschieden.<br />

– „Der Sechstklässler Ralf (13 Jahre) braucht Action. Er schafft in der Schule Situationen, die Aufmerksamkeit<br />

erzeugen, Gefahren und Aufregung bergen. Manchmal schwänzt er "bei blöden Lehrern" und "in sinnlosen<br />

Fächern", manchmal macht er Mist, bis die Lehrerin kocht und er rausfliegt. Ralf hält sich öfter im<br />

Gebäude oder auf dem Hof auf, ohne den Unterricht zu besuchen. Der Junge sucht den Machtkampf mit<br />

Lehrkräften. In der Folge ist er in der Schule häufiger Verdächtigungen ausgesetzt, wird unnachgiebiger<br />

kontrolliert und schärfer sanktioniert. Die Mutter tut notgedrungen, was Ralf will. In der Selbstdarstellung<br />

der Alleinerziehenden heißt es: "Auch ich war kein Schulkind." Bei den Telefonaten mit der Schule gibt es<br />

1 Vgl. hierzu bei THIMM 2000, S. 101 ff.<br />

13


I. Schulverweigerung – Beschreibung eines Phänomens<br />

fast immer Schlechtes zu hören. Im letzten Zeugnis hatte Ralf 33 Fehlstunden und sieben Fehltage. Oft<br />

schrieb die Mutter Entschuldigungen, um ihre Einflusslosigkeit zu verdecken. Bei einer Jahresbilanz hatte<br />

er in seinem "Vorkommnis"-Buch 38 Eintragungen, davon 36 negative. Ralf ist hintergründig hungrig nach<br />

Kümmern, Zuwendung, Fürsorge. Dafür käme auch eine Lehrkraft in Frage ... Aber wer im schulischen Milieu<br />

entziffert, wer will und wer schafft diesen Sonderarbeit produzierenden Jungen?<br />

– Yvonne 14 Jahre alt, 7. Klasse Hauptschule, geht sporadisch zur Schule und ist in eine Clique eingebunden.<br />

Die Eltern haben sich vor einem Jahr getrennt. Yvonne kann es ihrer Mutter nicht verzeihen, dass sie mit<br />

dem Vater nicht mehr leben wollte. Die Clique war für den Übergang ein bisschen „Ersatzfamilie" für sie.<br />

Allerdings wird sie dort sexuell genötigt, fühlt sich zum Drogenkonsum gedrängt und will eigentlich von den<br />

Leuten weg.<br />

– Der Förderschüler Mehmet (16 Jahre), 9. Klasse, spricht (immer noch) gebrochen Deutsch. Er erlebt sich<br />

in der Polarität zwischen „westlichem Lebensstil" und dem elterlichen Kulturkreis zerrieben. Fast alle älteren<br />

Freunde und Verwandten sind arbeitslos. Außerdem hatte Mehmet jüngst einen als unüberwindbar erlebten<br />

Konflikt mit einer Gruppe von jugendlichen Spätaussiedlern. Zwei aus dieser Gruppe gehen in seine<br />

Schule. Es soll um Schulden, Mädchen, Beleidigungen u. a. m. gehen. Seit einer Woche ist Mehmet nicht<br />

mehr zur Schule gegangen. Er hat Angst: vor seinen Eltern, die noch nichts vom Schwänzen wissen; vor den<br />

Jugendlichen, mit denen er Stress hat; vor den LehrerInnen, weil er nicht einschätzen kann, ob er vielleicht<br />

sogar von der Schule fliegt.<br />

– Emine, 13 Jahre, schwänzt Randstunden, kommt morgens öfter später, inzwischen ist auch Tagesschwänzen<br />

nicht selten. Sie ist in der Klasse etwas isoliert, ist gar ein gehänseltes Kind, das auch wegen der gelegentlichen<br />

Schwänzerei zur Außenseiterin wurde. Das Mädchen muss zu Hause die Mutterrolle für zwei kleinere<br />

Geschwister übernehmen. Sie stiehlt sich die Schulzeit, um auch mal in Geschäften „rumzuhängen"; denn<br />

ansonsten hat sie keine freie Zeit. Emine möchte mit ihren Eltern reden, weiß aber nicht wie. Und wie man<br />

eine Freundin in der Klasse findet, würde sie auch gerne wissen.<br />

– Anja, 15 Jahre, Gesamtschülerin, lebt seit einigen Wochen „auf der Straße". Damit war nicht zu rechnen.<br />

Ihre Eltern haben beide weiterführende Schulen besucht, sind beruflich erfolgreich, sehr ehrgeizig – wenn<br />

auch aus Anjas Sicht ein bisschen spießig. Das „Mitkommen" in der Schule bereitete keine erheblichen<br />

Schwierigkeiten. Vor zwei Monaten lernte sie einen Jungen kennen, der sich früh von seinen Eltern löste,<br />

Drogen nahm, krumme Dinger drehte. Mit ihm zog sie rum, schlief hier und dort. Glücklich ist Anja nicht.<br />

Das Mädchen fühlt sich zerrissen und hat zu nichts mehr Lust. Sie weiß zurzeit nicht, wohin ihre Reise geht.<br />

– Wenn die Sekundarschülerin Sabrina (15 Jahre) einige Tage fehlt, bringt sie manchmal eine Entschuldigung<br />

oder Atteste von Ärzten. Das Jugendamt ist schon länger dran. Es spricht von einer verstrickten Mutter-Tochter-Familie.<br />

Sabrina hat die Planstelle für Kontrolle und Sorge, sie ist Beschatterin und Beschützerin<br />

ihrer Mutter, die mit Geld nicht klar kommt und oft kränkelt. Ein Bußgeldverfahren droht. Es dauert<br />

Wochen, bevor man im Jugendamt zu einem Gespräch zusammentrifft. Bis dahin gibt es zwei nicht wahrgenommene<br />

Termine durch Mutter und Tochter, dreizehn erfolglose Telefonversuche seitens des Jugendamtes,<br />

einen erneuten Umzug, einen Krankenhausaufenthalt der Mutter und einen der Tochter. Beide erscheinen<br />

plötzlich unangemeldet im Jugendamt. Die Mutter berichtet von allerlei Problemen. Die Dinge werden neu<br />

verabredet – nichts wird eingehalten. Eine Beratungsbeziehung gelingt nicht. Sabrina besucht keine Schule<br />

mehr.“<br />

14


2. Begriffsbestimmungen<br />

I. Schulverweigerung – Beschreibung eines Phänomens<br />

Nun zum Thema: „Nicht zur Schule gehen“, „schwänzen“, „blaumachen“, sind nur einige aus<br />

einer ganzen Reihe von Begriffen, die das Phänomen Schulverweigerung zu umschreiben versuchen.<br />

Derzeit existiert keine allgemeine und gültige Begriffsanwendung. Am ehesten werden<br />

bisher „Schulverweigerung“, „schulaversives Verhalten“ und „Schuldistanzierung“ als<br />

Oberbegriffe in der Fachliteratur diskutiert. Wir benutzen den Begriff Schulverweigerung und<br />

möchten im Folgenden einige Begriffe näher erläutern (vgl. THIMM 1998, 2000; SCHREI-<br />

BER-KITTL/SCHRÖPFER 2002; SCHUCH 1982; RICKING 1997, 1999;<br />

STURZBECHER/DIETRICH 1993; KAISER 1983):<br />

Abbildung 1<br />

1. Schulverweigerung als Schulverdrossenheit und Lernprotest geht einher mit Anwesenheit<br />

im Unterricht und der gleichzeitigen Verweigerung der Lehrstoffaufnahme. Man unterscheidet<br />

zwischen Rückzug oder „innerer Emigration“ (d. h. Träumen, passives „Absitzen“, „Null<br />

Bock“, „Nebenbeschäftigung“ im Unterricht, Lehrer ärgern usw.), und Unterrichtsboykott<br />

bzw. Sabotage (passiver Widerstand in der Schule, Kontaktverweigerung, passive Provokationen,<br />

Nicht-mitarbeiten usw.). Es bleibt allerdings bei passiver Schulverweigerung.<br />

2. Schulverweigerung als Unterrichtsverweigerung ist eine aktive Widerstands<strong>for</strong>m. Dabei<br />

befindet sich der Schüler (zumindest partiell) noch in der Schule. Sie findet im Wechselspiel<br />

zwischen „Stören“ und „Schwänzen“ statt. Der Schüler pendelt zwischen Dasein (Stören oder<br />

Mitarbeiten), Späterkommen, Frühergehen, Wegbleiben und „Rausfliegen“. Teilweise ist damit<br />

ein Totalausstieg geplant oder der Schüler provoziert solange, bis von der Schule die Erklärung<br />

der „Unbeschulbarkeit“ ausgesprochen wird. Dieses Verhalten beinhaltet Formen der<br />

aktiven Schulverweigerung und kann notorisch sein.<br />

3. Schulverweigerung aufgrund von Schulangst kann situativ und punktuell auftreten z. B. vor<br />

Prüfungen, gilt als „normal“ und löst sich häufig nach Bewältigung der Situation wieder auf.<br />

Sie kann aber auch eine neurotische Schulangst sein, ein Ausdruck seelischer Probleme, die<br />

häufig verbunden sind mit symptomatischen Beschwerden. Oft wird sie hervorgerufen durch<br />

schulbezogene Leistungs- und Versagensängste, Angst vor Gewalt ausgehend von Mitschü-<br />

15


I. Schulverweigerung – Beschreibung eines Phänomens<br />

lern, oft auch nach einem Schulwechsel. In jedem Fall wird die Schulsituation als Bedrohung<br />

erlebt. Die Folge ist eine aktive wenn auch zeitlich begrenzte Form der Schulverweigerung.<br />

4. Schulverweigerung aufgrund von Schulphobie (als Steigerungs<strong>for</strong>m von Schulangst). Hierbei<br />

handelt es sich um eine klinische Sonder<strong>for</strong>m der Schulverweigerung. Der Schulbesuch<br />

wird offen und permanent über einen längeren Zeitraum verweigert. Sie ist gekennzeichnet<br />

durch sichtbare Angst oder Panik, die durch verschiedene Formen von Ängsten verursacht<br />

werden, so z. B. Trennungs-, Kontakt- oder Versagensängste.<br />

5. Schulverweigerung als Schulschwänzen beinhaltet zwei Dimensionen. Der Begriff<br />

Schwänzen stammt aus der „Gaunersprache“ Rotwelsch und bedeutet soviel wie „herumschlendern“.<br />

Er bezieht sich vor allem auf das uns allen geläufige „Blaumachen“, das Gelegenheitsschwänzen,<br />

ein zeitweiliges Freinehmen von der Schule, das in der Regel ohne Wissen<br />

der Eltern stattfindet. Der als „öde“ empfundene Schulalltag wird durch angenehmere Unternehmungen<br />

ersetzt. Neben dieser Form findet sich häufig auch das so genannte legitimierte<br />

oder <strong>for</strong>melle Schulschwänzen, womit das entschuldigte Fehlen wegen „Krankheit“ oder „Beurlaubung“<br />

gemeint ist. Bei beiden Formen findet die Schulverweigerung aktiv statt.<br />

6. Das „Zurückhalten“ bezeichnet eine Form der Schulverweigerung, bei der das Kind bzw.<br />

der/die Jugendliche oft gegen seinen eigenen Willen durch Erziehungsberechtigte von der<br />

Schule ferngehalten wird, z. B. aufgrund von kultureller Divergenz (Sportunterricht muslimischer<br />

Mädchen), Mitarbeit von Kindern/Jugendlichen in der Familie oder im elterlichen Betrieb<br />

bzw. aus Desinteresse oder Aversion der Eltern.<br />

7. Die Systemverweigerung bildet die extremste Form der Schulverweigerung. Sie meint eine<br />

eher rational kalkulierte Verabschiedung aus der Schule nach einer bereits durch den Schüler<br />

erfolgten „nüchternen“ Analyse der eigenen Situation mit dem subjektiven Ergebnis der Sinn-<br />

und Chancenlosigkeit durch weitere Teilnahme am Schulunterricht. Ihr folgt dann der<br />

Schulabbruch durch Totalausstieg.<br />

16


3. Formen der Schulverweigerung<br />

I. Schulverweigerung – Beschreibung eines Phänomens<br />

Bei den aktiven Formen der Schulverweigerung werden zunächst einzelne Unterrichtsfächer<br />

oder Lehrer boykottiert. In Abhängigkeit von den Indikatoren Häufigkeit, Dauer und zeitlichem<br />

Abstand der Nicht-Teilnahme am Schulunterricht lassen sich verschiedene Formen unterscheiden,<br />

die manchmal auch als Phasen in Steigerungs<strong>for</strong>m auftreten. Wir unterscheiden<br />

(nach THIMM 1998, 2000; STURZBECHER/DIETRICH 1993):<br />

Abbildung 2<br />

- Das sog. „Blaumachen“ bezeichnet das nur gelegentliche Schwänzen des Unterrichts.<br />

- Das „Eckstundenschwänzen“ findet als stundenweises Fernbleiben vom Unterricht zu Beginn<br />

und zum Ende des Unterrichts nur sporadisch statt und ist kalkuliert.<br />

- Das regelmäßige Fernbleiben von der Schule für einen oder mehrere Tage nennt man „Tagesschwänzen“.<br />

- Beim Kurzzeitschwänzen hat der betroffene Schüler aus Protest, Angst oder Unlust bzw.<br />

als Begleiterscheinung von kritischen Lebensereignissen mehr oder weniger konsequent<br />

den Besuch einzelner Fächer eingestellt.<br />

- Fehlen Schüler regelmäßig einen Tag oder länger, spricht man vom „Intervallschwänzen“<br />

oder von „permanenter Kurzeitschulverweigerung“. Diese Form wird von Schülern häufig<br />

gewählt, wenn Lernkontrollen drohen, der anstehende Lernstoff besondere Anstrengung<br />

verlangt, aber auch wenn Lustlosigkeit vorherrscht oder die Klassenkameraden einen dazu<br />

überreden, weil „Schule ätzend ist“, „man mal wieder einen Tag ausspannen sollte“ oder<br />

weil attraktive Freizeitangebote locken.<br />

- Zum gelegentlichen „Langzeit-Schulschwänzen“ oder zur gelegentlichen „Langzeit-<br />

Schulverweigerung“ kommt es, wenn ein Schüler „über relativ lange Zeitperioden nahezu<br />

regelmäßig die Schule (besucht hat). Aber nach interpersonellen Konflikten mit Lehrern<br />

bzw. Mitschülern (…) verweigern sie den Schulbesuch (…) Der Schüler glaubt, wenn er<br />

(…) ‚aus dem Felde geht’, werde sich der Frust irgendwie abbauen und der emotionale<br />

Belastungsdruck nachlassen (…)“ (STURZBECHER/DIETRICH 1993, S. 61).<br />

- Von „permanenter Langzeitschulverweigerung“ wird gesprochen, wenn Schüler wochen-<br />

oder gar monatelang dem Unterricht fernbleiben, sie den sozialen Kontakt zu Lehrern und<br />

Mitschülern aber nicht vollständig abbrechen und gelegentlich wieder in der Schule auftauchen.<br />

Diese Schüler halten sich auch häufig noch in Schulnähe auf, denn dort sind die<br />

17


I. Schulverweigerung – Beschreibung eines Phänomens<br />

Klassenkameraden ihre „Bühne“, dort werden „Geschäfte erledigt“ und teilweise wird der<br />

Unterricht von Lehrern besucht, von denen emotionale Zuwendung erwartet wird oder die<br />

als sympathisch empfunden werden (vgl. BABELIOWSKY 1995,<br />

STURZBECHER/DIETRICH 1993, LANDTAG BRANDENBURG 1996).<br />

- Von notorischem oder irreversiblem Schulverweigern spricht man, wenn Schüler sich<br />

strikt weigern, die Schule weiterhin zu besuchen. „Bei ihnen ist ein starker (…) Widerstand<br />

gegen alles ausgeprägt, was mit Bildung und Erziehung verbunden ist. Nicht nur<br />

Gleichgültigkeit gegen sich selbst, sondern eine mitunter (…) feindliche Haltung gegenüber<br />

Schule (…) sind (…) kennzeichnend. Der entschlossene Widerstand gegen schulische<br />

und gesellschaftliche Normen und die Resistenz gegenüber Sanktionen tragen diesen<br />

Schülern offensichtlich (…) die Bewunderung der Schüler ein, die (…) sich aktive Verweigerungs<strong>for</strong>men<br />

nicht getrauen“ (DIETRICH u. a. 1993, S. 60). Notorische Schulverweigerer<br />

zeigen häufig ein sozial deviantes und teilweise delinquentes Verhalten<br />

(STURZBECHER/DIETRICH 1993, S. 55 ff.). Abhauen von zu Hause, Leben auf der<br />

Straße, kriminelles Verhalten usw.<br />

Nach THIMM gehören zur Schulverweigerung „weder ‚einfaches’ Schwänzen noch unangenehme,<br />

aber alltägliche Unterrichtsstörungen“ (THIMM 1998, S. 43). Erst die „Aussichtsarmut“<br />

hinsichtlich der Umkehrbarkeit, Häufigkeit, Dauer (…) entscheidet in dem fließenden<br />

Prozeß der Abkehr oder Bekämpfung von Schule bzw. Unterricht, ab welchem kaum genau<br />

definierbaren Kipppunkt aus Schwänzen und Stören (dann) Unterrichts- und Schulverweigerung<br />

werden“ (THIMM 1998, S. 43). Diesen Begriff von Schulverweigerung wollen wir im<br />

Weiteren zugrunde legen.<br />

18


4. Umfang von Schulverweigerung<br />

I. Schulverweigerung – Beschreibung eines Phänomens<br />

Bundesweit gibt es – wie bereits einleitend erwähnt – keine repräsentativen Untersuchungen<br />

zum Thema Schulverweigerung. Zahlen zur An- und Abwesenheit von SchülerInnen nicht generell<br />

systematisch erfasst und ausgewertet. Oft wird lediglich zwischen entschuldigtem und<br />

unentschuldigten Fehlen unterschieden. Auch andere Versuche, den Umfang z. B. anhand der<br />

deswegen erteilten Bußgeldbescheide zu messen, scheitern, denn sie sagen eher „etwas über<br />

eine erhöhte Aufmerksamkeit der Schule gegenüber dem Schulschwänzen aus“ (SCHREI-<br />

BER-KITTL/SCHRÖPFER 2002, S. 31).Aus diesen Gründen ist der quantitative Umfang von<br />

Schulverweigerung für Deutschland nur schwer zu bestimmen. Allerdings gibt es eine Reihe<br />

von Schätzungen, die jedoch alle eher spekulativ sind. In Nordrhein-Westfalen soll es ca.<br />

20.000 bis 60.000 schulmüde SchülerInnen pro Jahr geben (vgl. SCHATTENMANN 2000).<br />

Das Christliche Jugenddorfwerk Deutschland (CJW), ein privater Schulträger, geht bundesweit<br />

von 70.000 Schulverweigerern aus. Im August 2002 hatten Bertelsmann- und Hertie-<br />

Stiftung eine Studie vorgelegt, nach der rund 500.000 Schüler in Deutschland regelmäßig den<br />

Unterricht schwänzen. Allein an Haupt- und Sonderschulen fehlten laut Expertenschätzung<br />

durchschnittlich 10 bis 20 Prozent der Schüler mehrere Stunden in der Woche unentschuldigt<br />

(SPIEGEL-Online v. 26. August 2002). „In Nürnberg betrage die Fehlerquote seit Beginn des<br />

so genannten „Nürnberger Modells“ an einem Stichtag nur noch 2 %, in München liege der<br />

Anteil der Schulschwänzer bei 5,9 % und in Stuttgart bei 7,8 %, wohingegen in Hannover<br />

Fehlquoten von 13,5 % und in Kiel und Hamburg von 15 % festgestellt wurden (…) Das kriminologische<br />

Forschungsinstitut Niedersachsen schätzt den Umfang an ‚massiven’ Schulschwänzern<br />

(= mehr als fünf Tage unentschuldigtes Fehlen im Schulhalbjahr) für die Bundesrepublik<br />

auf etwa 5%. Das Brandenburgische Bildungsministerium schließlich ist aufgrund<br />

von Studien zu dem Ergebnis gekommen, ‚dass bundesweit mehrere hunderttausend Schülerinnen<br />

und Schüler regelmäßig den Unterricht schwänzen, unter denen sich gut 10.000 ‚Totalverweigerer’<br />

befinden’“ (SCHREIBER-KITTL/SCHRÖPFER 2002, S. 31 f.).<br />

Unschwer ist zu erkennen, dass allen diesen Angaben gemeinsam ist, dass sie nur sehr bedingt<br />

vergleichbar sind. Dies liegt daran, dass in einigen Fällen z. B. die Abwesenheit an einem bestimmten<br />

Stichtag geprüft wurde, ohne dass man zwischen entschuldigtem und unentschuldigtem<br />

Fehlen unterschieden hat. In manchen Schulen wurden keine Versäumnislisten geführt<br />

und die fehlenden Daten vom zuständigen Schulamt hochgerechnet. Auch muss es sich ja bei<br />

den an einem bestimmten Tag fehlenden SchülerInnen nicht zwangsläufig um Schulverweigerer<br />

handeln. In nahezu allen Studien wird davon ausgegangen, dass die Zahl der Schulschwänzer<br />

in den letzten Jahren gestiegen ist, obwohl es bislang keine Zeitreihen gibt, aus denen<br />

man auf eine quantitative Veränderung schließen kann.<br />

Der Umfang von schulaversivem Verhalten in Mecklenburg-Vorpommern<br />

Eine Ausnahme bildet Mecklenburg-Vorpommern. Hier wurde zum zweiten Mal seit 1997<br />

mit Stichtag vom 19.03.2002 landesweit entschuldigtes und unentschuldigtes Fehlen von<br />

SchülerInnen aller Schularten und Jahrgänge erfasst hat 2 . Die 223.630 SchülerInnen fehlten<br />

im Schuljahr 2001/02 insgesamt 1,52 Mio. Tage entschuldigt und 0,097 Mio. Tage unentschuldigt.<br />

Die entschuldigten Fehltage entsprechen einem Anteil von 3,56% und die unentschuldigten<br />

Fehltage einem Anteil von 0,23% an der Gesamtzahl der Schultage. Zum Ver-<br />

2 vgl. Erfassung lt. Nr. 5.6 des 3. Erlasses zur Änderung des Erlasses „Allgemeine Bestimmungen über die Zeugnisse<br />

und für die Zeugniserteilung allgemein bildender Schulen“ vom 19.03.2002 – Grundlage: § 72 Schulgesetz<br />

–des Bildungsministeriums Mecklenburg-Vorpommern, Stand: 09.09.2002, Quelle: Bildungsministerium Mecklenburg-Vorpommern,<br />

Pressestelle.<br />

19


1,20%<br />

1,00%<br />

0,80%<br />

0,60%<br />

0,40%<br />

0,20%<br />

0,00%<br />

7,00%<br />

6,00%<br />

5,00%<br />

4,00%<br />

3,00%<br />

2,00%<br />

1,00%<br />

0,00%<br />

I. Schulverweigerung – Beschreibung eines Phänomens<br />

gleich: Im öffentlichen Dienst rechnet man bei Arbeitnehmern mit einer Fehlzeit von etwa<br />

5%. Setzt man dies in Bezug zur Schul<strong>for</strong>m, ergibt sich folgendes Bild:<br />

20<br />

0,10%<br />

3,26%<br />

Anteil der unentschuldigten Fehltage gem essen an der Gesam tschülerzahl und 191<br />

Unterrichtstagen im Schuljahr 2001/02<br />

1,05%<br />

Abbildung 3<br />

Anteil der entschuldigten Fehltage gem essen an der Gesam tschülerzahl und 191<br />

Unterrichtstagen im Schuljahr 2001/02<br />

5,62%<br />

3,79%<br />

Abbildung 4<br />

2,71%<br />

GS FS VHRS GY IGS<br />

Datenquelle: Bildungsministerium M-V, Pressestelle<br />

0,28%<br />

*<br />

* inkl. HS und RS<br />

0,03%<br />

GS FS VHRS GY IGS<br />

Datenquelle: Bildungsministerium M-V, Pressestelle<br />

*<br />

* inkl. HS und RS<br />

Durchschnitt:<br />

0,23%<br />

Durchschnitt: 3,57<br />

0,54%<br />

© ISIS 2003<br />

6,07%<br />

© ISIS 2003


I. Schulverweigerung – Beschreibung eines Phänomens<br />

Setzt man die entschuldigten und unentschuldigten Fehltage in ein Verhältnis zur Schülerzahl<br />

an den verschiedenen Schul<strong>for</strong>men, so ergibt sich folgendes Bild:<br />

2,00<br />

1,50<br />

1,00<br />

0,50<br />

0,00<br />

12,00<br />

10,00<br />

8,00<br />

6,00<br />

4,00<br />

2,00<br />

0,00<br />

0,18<br />

6,23<br />

Abbildung 5<br />

entschuldigte Fehltage pro Schüler<br />

10,74<br />

7,23<br />

GS FS VHRS GY IGS<br />

Datenquelle: Bildungsministerium M-V, Pressestelle<br />

unentschuldigte Fehltage pro Schüler<br />

2,00<br />

0,54<br />

Abbildung 6<br />

*<br />

* inkl. HS und RS<br />

0,05<br />

Durchschnitt: 0,44<br />

GS FS VHRS *<br />

GY IGS<br />

* inkl. HS und RS<br />

Datenquelle: Bildungsministerium M-V, Pressestelle © ISIS 2003<br />

5,18<br />

Durchschnitt: 6,81<br />

© ISIS 2003<br />

1,03<br />

11,60<br />

21


I. Schulverweigerung – Beschreibung eines Phänomens<br />

Teilt man die SchülerInnen, mit unentschuldigten Fehltagen in unterschiedliche Kategorien –<br />

n1 = bis 20 Tage, n2 = 21 bis 60 Tage und n3 = über 60 Tage – ein, so ergibt sich folgendes<br />

Bild: Der Anteil an Schülern mit unentschuldigten Fehltagen nach vorgegebenen Kategorien<br />

beträgt insgesamt 4,24% und in den einzelnen Kategorien stellt er sich wie folgt dar:<br />

Schularten<br />

Anzahl der<br />

Schüler im<br />

Schuljahr<br />

2001/02<br />

Anzahl der<br />

Schulen im<br />

Schuljahr<br />

2001/02<br />

entschuldigte<br />

Fehltage (e)<br />

unentschuldigte<br />

Fehltage (u)<br />

Anzahl der Schüler an unentschuldigten<br />

Fehltagen in Kategorien n1…n3<br />

n1 n2 n3<br />

GS 50.461 251 314.513 9.263 432 81 5<br />

FS 13.707 60 147.185 27.410 1.032 212 146<br />

VHRS<br />

92.823 237 498.658 40.068 3.581 634 136<br />

HS<br />

8 24.814 4.596 496 35 11<br />

RS<br />

45 147.858 5.507 805 45 4<br />

GY 59.556 84 308.770 3.229 1.084 44 3<br />

IGS 7.083 17 82.128 7.300 625 50 27<br />

SUMME 223.630 702 1.523.926 97.343 8.055 1.101 332<br />

Legende: n1 = bis 20 Tage n2 = 21 bis 60 Tage n3 = über 60 Tage<br />

Abbildung 7<br />

Da bundesweit der Bereich Schulverweigerung angeblich zunehmend sein soll und oft fälschlich<br />

als gravierend bewertet wird, zeigt die Gegenüberstellung zweier unabhängiger, vom<br />

gleichen Personenkreis veranlasster und durchgeführter Erhebungen in Mecklenburg-Vorpommern<br />

im angegebenen Zeitraum jedoch keine signifikanten Unterschiede.<br />

Abbildung 8<br />

Die offizielle Begründung hierzulautet : „In Mecklenburg-Vorpommern haben bei Vorhandensein<br />

entsprechender Schulkonzepte allgemein bildende Schulen, insbesondere Einrichtungen,<br />

die bereits im Verbund eines sozialpädagischen Förderzentrums gute Erfahrungen in der<br />

interdisziplinären Kooperation (Schulstationen) machen konnten, in der Arbeit mit Schülern,<br />

die unterrichtsmeidende bzw. schulaversive Verhaltensweisen aufzeigen, gute Ergebnisse auf-<br />

22<br />

3,00%<br />

2,50%<br />

2,00%<br />

1,50%<br />

1,00%<br />

0,50%<br />

0,00%<br />

Schulverweigerung in Mecklenburg-Vorpommern<br />

Grundschule Förderschule Haupt-Realschule Gesamtschule Gymnasium<br />

1997 2002<br />

Datenquelle: Bildungsministerium M-V, Pressestelle © ISIS 2003


I. Schulverweigerung – Beschreibung eines Phänomens<br />

zuweisen. Inhaltlich sind diese Schulstationen Formen von flexiblen Erziehungs- und Bildungsangeboten,<br />

die sowohl die soziale als auch die schulische und berufliche Eingliederung<br />

umfassen. Aufbau, räumliche Ausstattung und Beschreibung von Schulstationen tragen dabei<br />

unterschiedlichen Zielsetzungen, Zielgruppen und Rahmenbedingungen in den Regionen<br />

Rechnung (Bildungsministerium M-V).“<br />

23


I. Schulverweigerung – Beschreibung eines Phänomens<br />

5. Ausmaß von Schulverweigerung<br />

Für die bildungspolitische Handlungsrelevanz solcher Zahlen wäre von wesentlicher Bedeutung,<br />

wie sich diese Fehltage auf die schulpflichtigen Landeskinder verteilen. Dürften wir davon<br />

ausgehen, dass sie sich einigermaßen gleichmäßig über Land und Leute verteilen, dürfte<br />

man gut und gerne die Hände in dieser Angelegenheit in den Schoß legen, denn das ergäbe<br />

nicht mehr als fünf Fehltage (in Mecklenburg-Vorpommern im Schnitt sogar viel weniger)<br />

pro Schuljahr und Schüler. Die Realität ist aber, wie die wenigen empirisch verlässlichen Untersuchungen<br />

zeigen, eine andere. Dies zeigen verschiedene Studien, die an dieser Stelle ausschnittweise<br />

vorgestellt werden, ohne einen Anspruch auf Vollständigkeit erheben zu wollen:<br />

• In Köln wurden 1999 1.824 SchülerInnen im Alter von 12 bis 17 Jahren in allen Schul<strong>for</strong>men<br />

befragt. Gut ein Drittel (35 %) der Befragten gab an, bereits ganz- oder mehrtägig die<br />

Schule geschwänzt zu haben. Ganze acht Prozent haben im vergangenen Jahr regelmäßig<br />

geschwänzt. Der Anteil der Hauptschüler daran ist mit 15% am höchsten, Sonderschüler<br />

13% und Realschüler und Gymnasiasten 6% bzw. 5%. Es wurde festgestellt, dass Schulverweigerung<br />

altersabhängig ist. Je jünger die Schüler, desto geringer ist die Quote (13<br />

Jahre: 2%; 17 Jahre: 15%). Ein kontinuierlicher Anstieg konnte aber nur bei den Hauptschülern<br />

festgestellt werden.<br />

• Bei ihren neueren Untersuchungen, die sie zur Gewalterfahrung und Delinquenz von<br />

Schuljugendlichen in Delmenhorst und Rostock durchgeführt haben, haben die Hannoveraner<br />

Kriminologen Fragen zum Schulschwänzen in die Schülerbefragungen einbezogen.<br />

Dabei sind sie zu wirklich ernst zu nehmenden und differenzierten Erkenntnissen gekommen:<br />

24<br />

Von den kapp 1300 befragten Delmenhorster Jugendlichen geben 49,1%, also fast die<br />

Hälfte an, dass sie in den vergangenen sechs Monaten mindestens einen Tag geschwänzt,<br />

also unentschuldigt oder mit einer falschen Entschuldigung gefehlt haben. Immerhin 11,6<br />

% fehlten 5 bis 10 Tage und 8,7% gar mehr als 10 Tage. In Rostock sind die Ergebnisse<br />

etwas weniger beunruhigend: Hier sind es nur 34,3% der knapp 1700 Befragten, die im<br />

vergangenen Schulhalbjahr mindestens einen Tag geschwänzt haben. 5 bis10 Tage<br />

schwänzten 6,4%, über 10 Tage 3,7%.<br />

Tabelle: Geschwänzte Schultage im letzten Schulhalbjahr<br />

in Delmenhorst und Rostock (Selbstauskünfte Jugendlicher)<br />

Geschwänzte Tage im<br />

letzten Schulhalbjahr<br />

Delmenhorst % Rostock %<br />

0<br />

51.9 65.7<br />

1<br />

2-4<br />

5-10<br />

über 10<br />

Quelle: KfN 1999<br />

14.0 15.5<br />

13.8 8.7<br />

11.6 6.4<br />

8.7 3.7<br />

Abbildung 9


I. Schulverweigerung – Beschreibung eines Phänomens<br />

• Eine 1999 auf Landesebene in Mecklenburg-Vorpommern von SCHULZE und WITT-<br />

ROCK durchgeführte Untersuchung (erste Erhebung 11/99: 2.169 SchülerInnen; zweite<br />

Erhebung 12/99: 2.066 SchülerInnen) führte zu folgenden Ergebnissen: Beide quantitativen<br />

Teilstudien zeigen, dass beim Vergleich der Geschlechterverteilung bezüglich Schulverweigerung,<br />

die Jungen in allen Kategorien einen höheren Anteil haben.<br />

Angaben in Prozent Unentschuldigtes<br />

Fehlen<br />

Teilstudie<br />

1<br />

Teilstudie<br />

2<br />

Verspätung Offene Unterrichtsverwei-<br />

gerung<br />

Verdeckte<br />

Unterrichts-<br />

verweigerung<br />

Ges. 4 7 34 26<br />

Weiblich 37 36 40 37<br />

Männlich 63 64 60 63<br />

Ges. 5 6 27 18<br />

Weiblich 42 43 40 33<br />

Männlich 58 57 60 67<br />

Abbildung 10<br />

Das Einstiegsalter für unentschuldigtes Fehlen liegt bei 12 bzw. 13 Jahren. Mit zunehmendem<br />

Alter verstärkt sich die Tendenz zum Fernbleiben vom Unterricht bzw. von der Schule<br />

recht deutlich. Schulverweigerung wird insgesamt als ein Problem der höheren Klassenstufen<br />

(7. bis 10. Klasse) eingeschätzt. Eine Häufung ist in der 8. Klassenstufe festzustellen<br />

und im Alter von 15 bis 17 Jahren.<br />

Betrachtet man diese Zahlen, so kommt man schnell zu der Frage: Welche Gründe und Ursachen<br />

führen zur Schulverweigerung?<br />

25


I. Schulverweigerung – Beschreibung eines Phänomens<br />

6. Gründe und Ursachen<br />

Man kann nicht eindeutig sagen, dass dieser oder jener Grund einen jungen Menschen irgendwann<br />

zur Schulverweigerung führt. Meist handelt es sich um ein Ursachenbündel, das in solchen<br />

Verhaltensweisen mündet. Die bisher bekannten Untersuchungen zur Problematik verweisen<br />

jedoch alle auf bestimmte begünstigende Faktoren wie z. B. die derzeitige allgemeine<br />

gesellschaftliche Situation, milieu- und lebensweltbezogene Bedingungen, kritische Lebensereignisse<br />

innerhalb und außerhalb der Familie, schulische Faktoren, Jugendkultur außerhalb<br />

der Schule und Gleichaltrigeninteraktion, Persönlichkeit und Selbstkonzept des Jugendlichen.<br />

Betrachten wir im Folgenden einige „Ursachenherde“ näher.<br />

Abbildung 11<br />

6.1. Schulverweigerung als Antwort auf die Strukturen der Leistungsgesellschaft<br />

Eine wesentliche Rolle bei Schulverweigerung spielen die Strukturen der Leistungsgesellschaft,<br />

der Schule und Eltern gleichermaßen unterworfen sind. Gegenwärtig ist in der Gesellschaft<br />

eine Abnahme von Solidarität und eine Zunahme von Konkurrenz untereinander ebenso<br />

zu verzeichnen wie das Zerbrechen sozialer Strukturen, die früher als soziale Netze gewirkt<br />

haben. Es gibt mehr Freiheit bei der Entwicklung persönlicher Orientierungsmuster und bei<br />

26


I. Schulverweigerung – Beschreibung eines Phänomens<br />

der Gestaltung einer eigenen Lebensperspektive. Dies kann aber auch ein höheres persönliches<br />

Risiko in Bezug auf die Zukunftsgestaltung und das mögliche Scheitern von Lebensplänen<br />

nach sich ziehen.<br />

Schulverweigerung ist heute nicht mehr das jugendliche „Kavaliersdelikt“ von früher (das<br />

man sich später bei Klassentreffen erzählte!), ist auch nicht bzw. nicht nur der Ausdruck der<br />

Faulheit und des „Null-Bock-habens“ von Jugendlichen oder der Ausdruck der Hilflosigkeit<br />

von Elternhaus und Schule. Schulverweigerung kann auch als ein Protest gegen die Gesellschaft<br />

und das gesellschaftliche Milieu, als ein Appell an die Erwachsenen gesehen werden.<br />

Als mitverantwortliche Variablen beim Entstehen von Schulverweigerung sind zu sehen der<br />

Erwartungsdruck durch Eltern und Gesellschaft, ein hoher Konsumdruck, der zu Passivität<br />

und Reduzierung der Produktivität und Kreativität führt, immer stärker werdende Abhängigkeit<br />

von der Technologie, ein Wertepluralismus bzw. Abbau von Werten, wodurch Normen<br />

an Verbindlichkeiten verlieren und die Orientierung an Werten schwer fällt, sowie eine Zunahme<br />

liberaler Tendenzen, die zwar Chancen auf Selbstverwirklichung und Selbstbestimmung<br />

in sich bergen, aber auch die Gefahr des Zusammenbruchs des gesellschaftlichen Zusammenlebens.<br />

Die ökonomische Balance ist vielfach gestört z. B. durch hohe Arbeitslosigkeit und zu geringe<br />

Gewährleistung von Berufsausbildung und Aussicht auf den späteren Arbeitsplatz, was für<br />

manche Gruppen ein Abgleiten in die Randständigkeit in die Nähe rückt.<br />

BÄRSCH (1988, S. 23) kommt zu dem Schluss, dass „die Kinder und Jugendlichen (…) von<br />

einer generellen und existenziellen Heimatlosigkeit in unserer Gesellschaft bedroht sind und<br />

„die Menschen vor allem die Kinder und Jugendlichen unserer „Überflussgesellschaft“ unter<br />

einem Mangel an Zeit, Zärtlichkeit, Zuverlässigkeit, Zusammenhalt, Zielen, Zukunft und Zuversicht<br />

leiden“.<br />

6.2. Schulverweigerung als Folge familiärer Problemlagen<br />

Viele Eltern fühlen sich heutzutage rat- und hilflos der Erziehung ihrer Kinder ausgeliefert.<br />

Inkonsequenz, unangemessene Erziehungsmethoden und Vernachlässigung der kindlichen<br />

Grundbedürfnisse können Folgen einer solchen Hilflosigkeit sein und zu einem negativen<br />

Verhältnis zum Kind führen. Dies wiederum kann sich ausdrücken in mangelnder Anerkennung,<br />

in emotionaler Kälte und Gleichgültigkeit gegenüber den Ängsten, Nöten aber auch den<br />

Aufsässigkeiten der Kinder sowie in Vernachlässigung bis hin zur Misshandlung der Kinder<br />

(vgl. STRUCK, 1997, S. 19 f., THIMM, 1998, S. 71, BABELIOWSKY 1995, o. S.).<br />

Der Erziehungsverlust der Familie erklärt sich z. T. aus den immer stärker veränderten Familienstrukturen.<br />

Eine funktionierende Primärfamilie mit zwei oder mehr Kindern wird immer<br />

seltener, sog. Patchwork-Familien gewinnen an Bedeutung.<br />

Viele schulverweigernde Kinder und Jugendliche leiden unter desolaten Familienbeziehungen<br />

und versuchen, den Mangel an Familienleben durch familienersetzende Gruppen auszugleichen,<br />

die ihnen ein Wir-Bewusstsein, Geborgenheit, Solidarität und Akzeptanz bieten.<br />

Hintergründe für ein Schulverweigerungsverhalten können aus familiärer Sicht somit ungünstige<br />

Familienverhältnisse wie Krankheit der Eltern, Beziehungslabiliät in der Familie –<br />

verursacht durch Scheidung, Trennung, neue Partnerschaften oder Tod eines Elternteils - sein,<br />

gestörte Beziehungen (Überbehütung, Gleichgültigkeit, Gewalt bis hin zu Mißhandlungen) zu<br />

einem oder beiden Elternteilen bis hin zu einer spannungsgeladenen aggressiven Familienatmosphäre<br />

und insgesamt eine Verarmung der sozialen Beziehungen.<br />

27


I. Schulverweigerung – Beschreibung eines Phänomens<br />

Familien sind in den letzten Jahren oft erheblich belastet durch sozio-ökonomische Faktoren<br />

wie Arbeitslosigkeit und Schulden, zu denen sich nicht selten Suchtprobleme gesellen, die<br />

sich auf die Schulfähigkeit der Kinder und Jugendlichen enorm auswirken.<br />

Ebenso werden Kinder und Jugendliche von ihren Eltern oft nur unzureichend in schulischen<br />

Fragen unterstützt teils aus Zeitmangel der Eltern, teils aufgrund von deren eigener geringer<br />

schulischer Kompetenz, teils aus Desinteresse. Andererseits herrscht oft auch ein enorm hoher<br />

Erwartungs- und Leistungsdruck von Seiten der Eltern vor.<br />

6.3. Selbstreflektierte Gründe für Schulverweigerung<br />

Schüler gaben in der Brandenburger Untersuchung von Sturzbecher und Dietrich für ihr Fernbleiben<br />

von der Schule folgende Gründe an: Langeweileerwartung (36,9%), Animation zum<br />

Schwänzen durch peer groups (27,5%), Vermeidung von Leistungskontrollen (19,5%) oder<br />

Erwartung interpersoneller Konflikte mit Lehrern (14,7%) oder Mitschülern (10,7%).<br />

Als zusätzliche Gründe benannten sie mangelnde Lust und persönliche Probleme, Unwohlsein<br />

und Krankheit‚ ‚Verführung’ durch viele Freistunden, Verschlafen-haben, unwichtige Fächer,<br />

von den Eltern am Schulbesuch gehindert worden zu sein oder Angst zu haben wegen vergessener<br />

Hausaufgaben. Dabei fehlen Mädchen häufiger aus Angst vor Leistungskontrollen und<br />

bleiben häufiger in Erwartung personeller Konflikte mit ihren Lehrern der Schule fern.<br />

Die aktive Form der Schulverweigerung wird gefördert durch bestimmte Rahmenbedingungen<br />

wie das Desinteresse des Elternhauses an schulischen Belangen, das Gefühl, von Lehrern<br />

bereits „abgeschrieben“ zu sein, die Gewöhnung an negative Sanktionen infolge der Schulverweigerung,<br />

geringe Kompetenzerwartungen und Furcht vor Misserfolgen, das Gefühl, durch<br />

bisherige Versäumnisse keine Chance mehr zu haben (Resignation).<br />

In der Fachliteratur werden auch Schulangst, schulische und psychische Belastungen und entwicklungsbedingte<br />

pubertäre Verhaltensweisen häufig als Gründe für schulverweigernde Tendenzen<br />

angegeben.<br />

Leistungsprobleme, situative Versagensängste sowie Familienkonflikte oder Konflikte mit<br />

Lehrern und Mitschülern können Schüler dazu bewegen, der Schule fern zu bleiben. Sie erleben<br />

dann Schwänzen als momentane Entspannung und auch als Gewinn. Dieses positive Erleben<br />

führt dazu, dass Schuldgefühle unterdrückt und dass „Nicht-gehen“ zur regulären Option<br />

wird. Dadurch verpassen Schüler jedoch den Anschluss an den Lernstoff sowie an die Leistungen<br />

der Mitschüler; die daraus resultierenden Defizite an ge<strong>for</strong>derten Kenntnissen und Fähigkeiten<br />

führen dazu, dass die schulischen Kompetenzerwartungen weiter sinken und die<br />

Schulangst wächst. Damit entwickelt sich eine Spirale von schulischer Deprivation und psychischer<br />

Degeneration, welche die Eltern häufig über<strong>for</strong>dert und sie zu sanktionierenden<br />

Maßnahmen greifen lässt bzw. zu resignativem Verhalten führt (vgl. STURZBECHER, 1993,<br />

S.67).<br />

6.4. Schulverweigerung als Folge einer verstärkten Hinwendung zu<br />

Gleich- bzw. Ähnlichaltrigen<br />

Die Bedeutung von FreundInnen für schulverweigerndes Verhalten wird in der sachsen-anhaltinischen<br />

Studie (vgl. SIMON/UHLIG 2002) von jedem dritten Jugendlichen betont, gab je-<br />

28


I. Schulverweigerung – Beschreibung eines Phänomens<br />

doch bei kaum einem der befragten Kinder und Jugendlichen den Ausschlag für die letztendliche<br />

Abwendung von Schule. Zwar gehen Jugendliche nicht zur Schule, weil sie Aktivitäten<br />

mit der sog. Peer group, Streifzüge durch Kaufhäuser, Einkaufszentren (Vorzugsobjekt Medien-Abteilung)<br />

und Stadtteile, das Aufhalten an bestimmten Plätzen und auf Bahnhöfen wesentlich<br />

interessanter und abenteuerlicher finden als Schule. Sie werden zu Schulverweigerern,<br />

weil sie sich von anderen Jugendlichen animiert oder herausge<strong>for</strong>dert fühlen, die Schule<br />

zu schwänzen und/oder weil sie anderen mit ihrem Wegbleiben imponieren wollen.<br />

Eine andere Variante ist, dass sie den Schulbesuch verweigern aus Angst vor Hänseleien oder<br />

gar Gewalttätigkeiten von Mitschülern.<br />

Oft gehen sie nicht mehr zur Schule, weil sie einen Freund/eine Freundin haben, in deren<br />

Nähe sie sein wollen, bei dem/der sie „immer bleiben wollen“, die sie auf keinen Fall verlieren<br />

wollen.<br />

6.5. Schulverweigerung als Antwort auf eine unzeitgemäße Schule<br />

Schulverweigernde SchülerInnen kommen nicht nur aus belasteten Familien, sondern auch<br />

aus sog. „normalen“. Was lässt aus ihrer Sicht Schule so unattraktiv werden, dass sie ihre Zeit<br />

dort höchstens absitzen und am schulischen Angebot kaum noch interessiert sind, ja es sogar<br />

als nutzlos empfinden?<br />

Nahezu ein Drittel der Schüler ist von den Anwendungsmöglichkeiten schulischer Kenntnisse<br />

und Fähigkeiten wenig oder gar nicht überzeugt und beugt sich den schulischen An<strong>for</strong>derungen<br />

nur, um in Ruhe gelassen zu werden (vgl. STURZBECHER/DIETRICH 1993, S. 18 ff.).<br />

Die Schüler fühlen sich einem hohen Leistungsdruck ausgesetzt und in ihren individuellen<br />

Lernvoraussetzungen und Begabungen zu wenig beachtet. Ca. 65% der Schüler lernen nur,<br />

um gute Noten zu erhalten oder um sich den Ärger mit den Eltern oder den Lehrern zu ersparen<br />

(20%), jedoch weitgehend ohne Eigeninteresse und Motivation(ebd. S. 19). Die fehlende<br />

Motivation wird somit durch den Druck von Eltern, Lehrern und Gesellschaft ersetzt.<br />

RICKING (1997, S. 230) bemerkt dazu, Schule sei „für einen beträchtlichen Teil der Schülerschaft,<br />

(…), weniger ein lebenszentraler Ort, der durch zukunftsgerichtete Qualifikationsangebote<br />

höchste Relevanz beanspruchen kann, als eine verhasste Zwangsanstalt (…), kurzum<br />

eine Stätte, die man tunlichst meidet“.<br />

Schulverweigerung kann provoziert und gefördert werden durch Schulwechsel - bedingt<br />

durch Umzüge, Wechsel der Schul<strong>for</strong>men, nicht entsprechender Leistungen, durch individuelle<br />

Probleme mit der Institution Schule und mit der Lehrerpersönlichkeit. In den meisten Fällen<br />

von Schulverweigerung ist die Beziehung zwischen den verweigernden Schülern und den<br />

Lehrern so gestört, dass kaum eine Basis für eine gemeinsame Weiterarbeit gegeben ist. Probleme<br />

ergeben sich auch aus der Unterrichtsqualität (fach- und didaktische Kompetenz der<br />

Lehrer, Anregungsgehalt des Unterrichts, Schülereinbezug, Lerntempo etc.), durch das Klassenklima,<br />

durch Normen in der Lerngruppe, Angst vor Blamage und Versagen. Glaubt man<br />

den Zeitungsschlagzeilen, bleiben verstärkt Schüler der Schule fern, weil sie zudem Angst vor<br />

gewalttätigen Mitschülern haben oder bereits deren Opfer sind. Hierdurch kommt es nicht selten<br />

zu einer „Kette schulischer Misserfolge und zu Wiederholungsrisiken schulischen Scheiterns“<br />

(SCHAEFER 1998, S. 3, vgl. auch THIMM 1996, THIMM, 1998,<br />

STURZBECHER/DIETRICH, 1993, BABELIOWSKY, 1995).<br />

29


I. Schulverweigerung – Beschreibung eines Phänomens<br />

Deutlich lässt sich feststellen, dass es oftmals nicht nur einen einzelnen Grund für Schulverweigerung<br />

gibt, sondern dass meist verschiedene Faktoren eine Rolle spielen.<br />

Die sich hier schnell anschließende Frage, wer für die Misere verantwortlich ist – die faulen<br />

Kinder, die hierarchisch-strukturierte, oft zu wenig flexible Schule, die sich zu wenig um ihre<br />

Kinder kümmernden Eltern, der nur an Sparmaßnahmen interessierte Staat – bringt nicht weiter.<br />

Es geht zwar um Hintergründe und Ursachen, aber nicht um Schuldzuweisungen. Perspektivisch<br />

geht es um Ansätze und Möglichkeiten zur weitestgehenden Reduzierung und<br />

Vermeidung von Schulverweigerung. Auch wenn man bei dem Versuch der Durchsetzung des<br />

regelmäßigen Schulbesuchs möglicherweise immer wieder auf soziale Verhältnisse stößt, die<br />

durch Problemlagen wie die oben genannten geprägt sind - und für deren Bewältigung und<br />

Überwindung vorrangig die verfügbaren sozialstaatlichen Ressourcen genutzt werden müssen<br />

- so liegt doch in der Vermeidung von Schulversäumnissen selbst schon ein wesentliches Element<br />

der Sicherung sozialer Integration. Das hat vor allem zwei Gründe:<br />

- Zum einen bedeuten die als Folge gehäufter und lang andauernder Schulversäumnisse in<br />

aller Regel beeinträchtigten Schulleistungen und daraus folgend die fehlenden Schulabschlüsse<br />

eine kaum zu kompensierende Beeinträchtigung der Chancen für eine Berufsausbildung<br />

und damit für eine gesellschaftliche Integration auf der Grundlage von Erwerbsarbeit.<br />

Gerade in dieser Hinsicht haben gesellschaftliche Wandlungsprozesse der letzten<br />

Jahrzehnte zu tiefgreifenden Veränderungen mit dem Ergebnis geführt, dass die Chancen<br />

für Gering- oder Nichtqualifizierte im Beschäftigungssystem drastisch gesunken sind.<br />

- Zum anderen - und das ist für die biographische Entwicklung hin zu einer Existenz am<br />

Rande der Gesellschaft wahrscheinlich entscheidend - führen gehäufte Schulversäumnisse<br />

zum Verlust der schulischen Gleichaltrigengruppe (Klasse) als Bezugsgruppe. Damit<br />

wächst der Druck, sich außerschulischen, möglicherweise auch durch Devianz gekennzeichneten<br />

Gruppierungen anzuschließen. In solchen Gruppierungen kann es dann auch zu<br />

Straftaten kommen. Es kann der Verlust der Schule als zentrales soziales Bezugsfeld der<br />

Jugendlichen sein, der einem Abgleiten in kriminelles Verhalten vorausgeht.<br />

30


I. Schulverweigerung – Beschreibung eines Phänomens<br />

7. Reaktionen und Angebote / Ansätze gegen Schulverweigerung<br />

So wie nicht nur eine Ursache für Schulverweigerung auszumachen ist, sind auch die Interventionsmöglichkeiten<br />

vielschichtig und verknüpft. Ziel des folgenden Abschnitts ist es, Maßnahmen<br />

zusammenzustellen, die im präventiven, im interaktiven und im rehabilitativen Sinne<br />

das Problem der Schulverweigerung minimieren helfen. Dabei sollen Sanktionsmöglichkeiten<br />

ebenso bedacht werden wie ein differenzierteres Eingehen auf die Problematik durch bestehende<br />

Regelangebote, durch eine verstärkte Kooperation con Jugendhilfe und Schule sowie<br />

einschlägige Projekte, deren Hauptarbeit der Bereich der Schulverweigerung ist.<br />

Abbildung 12<br />

7.1 Sanktionsmöglichkeiten bei Schulverweigerung<br />

In die Schule zu gehen ist nicht nur ein Recht für alle Kinder, sondern gemäß der Allgemeinen<br />

Schulpflicht! In Mecklenburg-Vorpommern beträgt die Vollzeitschulpflicht neun Jahre.<br />

Verlässt ein Jugendlicher die Schule, bevor er die Vollzeitschulpflicht erfüllt hat, muss er,<br />

auch wenn er einen Arbeitsplatz hat, nebenher weiter eine (Berufs-)Schule besuchen. Grundsätzlich<br />

besteht für Jugendliche bis zum 18. Lebensjahr eine Berufsschulpflicht, wenn sie keine<br />

weiterführende allgemein bildende oder berufsbildende Schule besuchen (vgl. SchulG M-<br />

V 2002).<br />

31


I. Schulverweigerung – Beschreibung eines Phänomens<br />

7.1.1 Eindeutige Resonanz auf Schulverweigerung durch die Erwachsenen<br />

Wichtig erscheint, dass dem Schwänzen des Schülers von Anfang Beachtung geschenkt<br />

wird, da es der erste Schritt einer schulischen „Abwärtsspirale“ sein kann. Aussagen von Jugendlichen,<br />

sie hätten sich mehr Kontrolle durch die Eltern und durch die Lehrkräfte zu Beginn<br />

ihres schulverweigernden Verhaltens gewünscht, lassen den Schluss zu, dass hier noch<br />

Handlungsspielraum auszuschöpfen ist. Gleichgültigkeit der Erziehenden gegenüber dem<br />

schulverweigernden Verhalten Jugendlicher begünstigt dies also und lässt es ansteigen. Dem<br />

Verhalten der LehrerInnen kommt hierbei noch mehr Bedeutung zu als dem der Eltern. Viele<br />

betroffene SchülerInnen geben aber an, keine Reaktion auf ihre Nicht-Anwesenheit in der<br />

Schule erfahren zu haben. „Wird das Schwänzen von niemandem bemerkt (…), kann sich das<br />

Fernbleiben vom Unterricht als Verhaltensmuster, als leicht praktikabler Verdrängungsmechanismus<br />

für Probleme verfestigen. Die soziale Isolation des Schulverweigerers in der Klasse<br />

schreitet meist schnell voran und der Anschluss an das Leistungsniveau der Mitschüler ist<br />

dann meist ohne umfangreiche Hilfen nicht mehr möglich oder sogar überhaupt nicht mehr<br />

erreichbar“ (BABELIOWSKY 1995, o. S.). Das bedeutet aber, dass es eine möglichst frühzeitige,<br />

unbürokratische und rasche Rückkoppelung zwischen Schule, Elternhaus und Jugendhilfe<br />

unbedingt geben muss; dies wird derzeit in anderen europäischen Ländern mittels SMS auf<br />

das Handy der Eltern erprobt wird (vgl. SPIEGEL ONLINE „Schulschwänzer werden immer<br />

jünger“ v. 09. Mai. 2003).<br />

Feste Vereinbarungen bzw. Abkommen zwischen LehrerInnen und SchülerInnen haben<br />

sich dann als hilfreich erwiesen, wenn ihre Einhaltung auch wirklich konsequent kontrolliert<br />

wird. Weil diese Kontrolle zu wenig stringent wahrgenommen wird, verliert die Schule zunehmend<br />

an Einfluß - Diziplinierungsmaßnahmen zur Einhaltung der Schulpflicht greifen immer<br />

weniger; angedrohte oder auch vollstreckte Bußgeldbescheide bleiben häufig wirkungslos,<br />

woraus aber auch eine unzureichende Kommunikation zwischen Schule und Elternhaus<br />

ablesbar ist.<br />

7.1.2 ‚Verordneter’ Schulwechsel<br />

Eine Sanktionierungsmöglichkeit liegt im ‚verordneten’ Schulwechsel: d. h. dass der Schüler<br />

wegen Untragbarkeit an einer Schule den Schulstandort wechseln muss und in einer anderen<br />

Schule oder in einer anderen Schul<strong>for</strong>m untergebracht wird. Dieser sog. Schultourismus (vgl.<br />

§ 60 SchulG M-V), wo Schüler, die für eine Schule durch massives Stören, gewalttätige Auseinandersetzungen<br />

oder längeres Fernbleiben nicht mehr tragbar sind, an eine andere zur Erfüllung<br />

ihrer Schulpflicht verwiesen werden, muss als rechtliche Maßnahme sehr hinterfragt<br />

werden. Diese Strategie lässt die Ursachen, die zur Schulverweigerung führen, weitgehend<br />

außer acht und verschärft sie höchstens noch durch die erfolgte Ausgrenzung des Schülers<br />

und die oft nicht vollzogene Neuintegration. Häufig geht dies auch einher mit dem „Nicht-<br />

Versetzt-Werden“ in die nächste Klassenstufe aufgrund zu vieler Fehlzeiten und dem (daraus<br />

oft resultierenden) fehlenden Wissen.<br />

Höchstens im Konsens mit dem Schüler und seinen individuellen Problemen, seinen Vorstellungen<br />

und Wünschen erscheint der Schulwechsel im Einzelfall als ein geeignetes Mittel.<br />

Sonst löst er das Problem nur in den seltensten Fällen, meist wird es nur an eine andere Schule<br />

oder an einen anderen Bildungsgang verschoben.<br />

32


7.1.3 Ordnungsrechtliche Maßnahmen<br />

I. Schulverweigerung – Beschreibung eines Phänomens<br />

Schulverweigerung kann aufgrund der Schulpflicht auch zu einem ordnungsrechtlichen Problem<br />

und mit Bußgeldern, polizeilicher Abholung bis hin zum Jugendarrest geahndet werden.<br />

Zur Durchsetzung der Schulpflicht sind in den Schulgesetzen der einzelnen Bundesländer<br />

ordnungsrechtliche Wege verankert wie z. B. in Mecklenburg-Vorpommern der §50 „Unmittelbarer<br />

Zwang: Schüler, die die Schulpflicht nicht erfüllen, können zwangsweise zur Schule<br />

gebracht werden, wenn andere Mittel erfolglos geblieben oder nicht erfolgversprechend sind.<br />

Die Anordnung trifft die zuständige Schulaufsichtsbehörde.“ (SchulG M-V).<br />

Sanktionierung durch Bußgeldbescheide und Arreste: Die Geldbußen können bis zu 2.500<br />

EUR, die Strafen bis zu sechs Monate Gefängnis oder 180 Tagessätzen betragen. Ein Straftatbestand<br />

ist, wenn jemand einen Schulpflichtigen „dauernd oder vorsätzlich wiederholt” der<br />

Schulpflicht entzieht. Ziel ist es, zu verhindern, dass Schulpflichtige aus „grobem Eigennutz”<br />

(Berlin) am Schulbesuch gehindert werden. Nur das Saarland <strong>for</strong>muliert die „dauernde oder<br />

vorsätzlich wiederholte” Schulpflichtverletzung als Straftatbestand auch für den Schulpflichtigen<br />

selbst.<br />

Die Höhe der Strafandrohung soll offensichtlich vor allem die Bedeutung unterstreichen, die<br />

der Gesetzgeber der Schulpflicht und dem regelmäßigen Schulbesuch beimisst. Denn es sind<br />

keine Fälle bekannt geworden, in denen die Maximalstrafe oder Obergrenze der Geldbuße je<br />

verhängt wurde. In der Literatur wird gar bezweifelt, ob die angedrohten Sanktionen überhaupt<br />

Sinn machen: In der Praxis erweisen sich die Sanktionen wegen eines Schulpflichtverstoßes<br />

auch häufig als wenig wirkungsvoll. Die zwangsweise Zuführung kann nicht allzu oft<br />

durchgeführt werden, Geldbußen verlieren durch Verfahrens- und Zuständigkeitsregelungen,<br />

die ein schnelles Handeln erschweren, einen erheblichen Teil ihrer Wirkung oder unterbleiben<br />

von vornherein. Gegenüber Eltern und Schülern ohne eigenes Einkommen sind sie ohnehin in<br />

der Regel nicht durchzusetzen.” (vgl. BÖHM 1998).<br />

Diese rechtlichen Maßnahmen sind zwar gelegentlich abschreckend, aber dennoch zu hinterfragen,<br />

da sie die zur Schulverweigerung führenden Problemlagen meist unberücksichtigt lassen,<br />

das Verhältnis zwischen Schule, Kind/Jugendlicher und Familie zusätzlich belasten, häufig<br />

das Verfahren zur Durchsetzung der Schulpflicht zu lange dauert und dadurch so<strong>for</strong>tiges<br />

angemessenes Handeln verhindert wird und die Schulen aus ihrer Verantwortung genommen<br />

werden, indem sie das Problem ans Amt und die Familie weiterreichen (vgl. RICKING 1997,<br />

S. 235).<br />

7.2 Präventive Maßnahmen in den Regelangeboten von Jugendhilfe<br />

und Schule<br />

Regelangebote auf der Ebene von Kindergarten, Vorklasse und Schule müssen ebenso präventives<br />

Handeln beinhalten wie die Angebote der Jugendhilfe im Bereich der §§ 11, 14, 27 -<br />

36 KJHG. Möglichst frühzeitige und systematische Maßnahmen gegen Schulunlust und<br />

Schulangst und Verweigerung schulischen Lernens können einer späteren Schulverweigerung<br />

vorbeugen. Die vorhandenen Untersuchungen zeigen aber auch, dass hier noch viel zu wenig<br />

geschieht.<br />

Schule wie auch Einrichtungen der Jugendhilfe müssen mit unterschiedlichen Begabungen<br />

und Lernvoraussetzungen ihrer Nutzer fertig werden. Dazu bedarf es eines Klimas der wech-<br />

33


I. Schulverweigerung – Beschreibung eines Phänomens<br />

selseitigen Anerkennung und Wertschätzung und des differenzierten Ein- und Umgehens mit<br />

Kindern und Jugendlichen.<br />

Strategien, die gegen Schulverweigerung gerichtet sind, dürfen nicht allein der Erfüllung der<br />

Schulpflicht und dem Leistungsanspruch des Unterrichts Rechnung tragen. Wichtig ist es, die<br />

Hintergründe des Schulversagens aufzudecken, zu minimieren bzw. zu beseitigen. Dies setzt<br />

eine gründliche Diagnoseerstellung auf verschiedenen Ebenen voraus, was bedeutet, dass die<br />

Probleme in Zusammenarbeit von Schülern, Lehrern und Eltern und auch Sozialarbeitern zu<br />

analysieren sind.<br />

Schulverweigernde Jugendliche wünschen sich auch unterstützende Hilfe von Lehrkräften,<br />

die für sie damit wichtige Bezugsperson ausserhalb des Elternhauses werden kann. Wenn sie<br />

sozialpädagogische Hilfen ein<strong>for</strong>dern, wollen sie keine familienersetzenden Maßnahmen, sondern<br />

vielmehr Einzelbetreuung und/oder soziale Gruppenarbeit. Je nach psychischer Reife<br />

greifen einige auch zur Selbsthilfe, können ihr eigenes Verhalten überdenken und sich dadurch<br />

selbst verändern und Lebenskonzepte entwickeln und verfolgen.<br />

Die Schule darf sich nicht als reine Lernschule begreifen, das heißt, sich nicht nur auf ihren<br />

Bildungsauftrag berufen, und die Jugendhilfe darf nicht darauf warten, dass die Kinder und<br />

Jugendlichen den Weg zu ihr finden, sondern muß da aktiv werden müsse, wo Kinder und Jugendliche<br />

sich aufhalten (vgl. BRENNER und NÖRBER (1992, S.9 ff.).<br />

7.3 Weiterentwicklung von schulischen Konzepten - Plädoyer für eine<br />

Pädagogik der Vielfalt<br />

Schule arbeitet mit einem hohen kognitiven Anspruch und hat teilweise enorme Leistungsan<strong>for</strong>derungen,<br />

die aber für einen hohen Prozentsatz von SchülerInnen nicht zum gewünschten<br />

Ziel führen (vgl. PISA-Studie). Ihr Ziel ist die Festigung bzw. Erhöhung eines bestimmten<br />

hauptsächlich kognitiven Kompetenzniveaus.<br />

An dieser Stelle ist zu bedenken, dass Schule nach dem § 2 des Schulgesetzes in M-V nicht<br />

nur einen Bildungs- sondern auch einen Erziehungsauftrag hat und neben der Familie als die<br />

Sozialisationsinstanz gilt. Schule bleibt in unserer Zeit immer mehr nicht nur Lern- sondern<br />

auch Lebensort, das bedeutet es geht nicht nur um kognitive Kompetenzen, sondern um den<br />

Aufbau von Handlungskompetenzen in ganzheitlicher Sicht.<br />

Schulverweigernde Jugendliche beklagen oft die Lebensweltferne des Unterrichts und nennen<br />

sie als Gründe für ihre schleichende Distanzierung von der Schule. Es fehle die Orientierung<br />

an ihren Alltagserfahrungen, mit dem Lehrangebot ließe sich der individuelle Alltag nicht<br />

besser bestreiten, das Gelernte könne im Alltag zu wenig Anwendung finden (BRAUN 2002,<br />

S. 29 f.).<br />

Wichtig erscheint für die Schule die Entwicklung einer kompetenz- und nicht nur defizitorientierte<br />

Sichtweise der SchülerInnen, die Kinder und Jugendliche nicht nur auf ihre funktionale<br />

Rolle als SchülerInnen reduziert, denn Schule ist nur ein Teil des Alltags Jugendlicher. Mehr<br />

denn je gilt es, nach vielerlei Fähigkeiten und Bereitschaften der SchülerInnen zu fragen - und<br />

nicht nur nach ihren Defiziten -, nach allem, was sie an menschlich-sozialen, lebenspraktischen,<br />

handwerklichen und sportlichen Kompetenzen auszeichnet und was sie produktiv in<br />

das schulische Miteinander und in den Erziehungs- und Bildungsprozess einbringen können.<br />

Natürlich sind dies nicht immer lehrplankon<strong>for</strong>me Kompetenzen und Neigungen: aber auch<br />

34


I. Schulverweigerung – Beschreibung eines Phänomens<br />

Anstrengungs-, Verantwortungsbereitschaft und Zuverlässigkeit, Kreativität, vielgestaltiger<br />

Ideenreichtum, Witz und Humor sind eine Bereicherung für schulisches Miteinander.<br />

Bei aller kognitiven Förderung als Aufgabe der Schule ist es heute ganz und gar unerlässlich,<br />

die Kinder und Jugendlichen emotional zu stützen und aufzufangen. Dazu kann ein reges,<br />

vielgestaltiges Schulleben beitragen.<br />

Wichtig wird damit die Öffnung der Schule nach innen im Sinne von innerer Differenzierung<br />

und Berücksichtigung re<strong>for</strong>mpädagogischer Elemente in der Schule von heute, wichtig<br />

ist auch die Öffnung nach außen ins Gemeinwesen. Betrachtet man die erste Forderung näher,<br />

so geht es dabei um eine<br />

- Veränderung des sog. Schullebens z. B. durch eine wohnlichere, anregendere Raumgestaltung,<br />

auch durch an Interessen der Schüler ausgerichtete Angebote und Aktivitäten,<br />

- Veränderung der Kommunikationsstrukturen durch mehr – auch verantwortliche - Mitwirkung<br />

von Schülern bei der Gestaltung von Schulleben und Unterricht,<br />

- Veränderung des Unterrichts durch mehr Projekte, Freiarbeit, Lernen in besonderen Lernschritten<br />

und –situationen,<br />

- mehr innere Differenzierung in der Aufgabenstellung und –lösung, mehr Differenzierung<br />

des Stoffs und seiner Bewältigung (Stoffumfang : individueller Zeitaufwand : Kompliziertheitsgrad,<br />

Grad der je individuellen Selbständigkeit, Selbsteinschätzungs- und Kooperationsfähigkeit),<br />

mehr Schwerpunktsetzung,<br />

- mehr Wertschätzung subjekt- und entwicklungsbezogener Leistung (individuelle und gemeinschaftliche<br />

Vorträge und Arbeiten, mehr mündliche Leistungstests, mehr Kontrolle<br />

der Arbeit(saufgaben), mehr ganzheitliche, kompetenzenorientierte und nicht nur defizitorientierte<br />

Schülerbeobachtung,<br />

- Arbeit mit Tutorensystemen (SchülerInnen helfen SchülerInnen) – dies evtl auch Klassenübergreifend.<br />

Eine Öffnung der Schule nach außen bedeutet mehr Einbeziehung außerschulischer Problemstellungen<br />

und Lernorte und auch die Veränderung bzw. Intensivierung der Zusammenarbeit<br />

mit den Eltern sowie eine Stärkung ihrer Erziehungskompetenzen. Dies geschieht sicher<br />

nicht durch Vorträge auf konventionellen Elternabenden, zu denen zudem immer nur<br />

dieselben Eltern erscheinen. Eine Möglichkeit besteht darin in Zusammenarbeit von Lehrern,<br />

Sozialarbeitern, Schulpsychologen die eigene Bildungs- und oft auch Berufsbiografie der Eltern,<br />

ihre Erwartungen an die Bildungs- und Berufslaufbahn ihrer Kinder zu hinterfragen und<br />

dabei zu klären, wie man sich eine wechselseitig akzeptierende, förderliche Zusammenarbeit<br />

zwischen Schule und Elternhaus vorstellt. Hierzu Orte der Begegnung außerhalb der Schule<br />

oder Hausbesuche durch die Pädagogen zu wählen, erscheint wegen einer möglichen Antipathie<br />

der Eltern gegen Schule als günstig.<br />

Gemeinwesenorientierung der Schule bedeutet auch verstärkte Zusammenarbeit mit Personen<br />

und Institutionen im Stadtteil/Dorf. Schule soll Jugendliche auch anregen zur lokalen politischen<br />

Mitgestaltung und Verantwortungsübernahme, soll helfen, Möglichkeiten, eigenen zivilgesellschaftlichen<br />

Engagements zu erfahren, soll dazu befähigen, eigene Standpunkte öffentlich<br />

zu vertreten (BRAUN 2002, S. 39) gegen Spaltung und Ausgrenzung.<br />

Auch die Zusammenarbeit mit Betrieben, mit Vereinen, mit Behörden wie Arbeitsamt oder<br />

Sozialamt gehört dazu.<br />

35


I. Schulverweigerung – Beschreibung eines Phänomens<br />

Die genannten Aspekte sollten auch Inhalte einer zeitgemäßen Lehrerausbildung für alle<br />

Schularbeiten mit der verstärkten Herausbildung des pädagogischen Bezugs und re<strong>for</strong>mpädagogischer<br />

Elemente sein.<br />

7.4. Jugendhilfe und Schule in Kooperation<br />

Angesichts des Problemdrucks der Schule, der Gewalt unter Jugendlichen, der Schulmüdigkeit<br />

von Kindern und Jugendlichen und des Eindringens sozialer Probleme in den Raum<br />

Schule, hat sich die Diskussion um neue Wege der Zusammenarbeit von Jugendhilfe und<br />

Schule wieder verstärkt. Die Forderung nach der Zusammenarbeit beider Institutionen leitet<br />

sich unter anderem auch dadurch ab, dass Schule und Jugendhilfe als Sozialisationsinstanzen<br />

neben der Familie das gemeinsame Ziel haben, junge Menschen in ihrer psychosozialen Entwicklung<br />

zu unterstützen, durch Erziehung, Bildung und Förderung der individuellen Persönlichkeit.<br />

Die Schwierigkeiten der Kooperation von Jugendhilfe und Schule sind hinreichend<br />

bekannt und ergeben sich aus den unterschiedlichen Rahmenbedingungen, den jeweiligen Interessen<br />

und auch der jeweiligen gesellschaftlichen Anerkennung. Es geht jedoch darum, gerade<br />

im Hinblick auf die Arbeit mit Schulverweigerern gemeinsame Handlungskonzepte zu<br />

entwickeln, die sich an Lebenslagen der Jugendlichen orientieren. Unter Wahrung von Eigenständigkeit<br />

und Unterschieden der beiden Institutionen stellt eine gelingende Kooperation die<br />

notwendigen Voraussetzungen und Rahmenbedingungen dar, um dem Problem der Schulverweigerung<br />

zu begegnen und neue tragfähige Strukturen und Perspektiven zu entwickeln. Um<br />

diese Kooperation voranzutreiben, bedarf es gesetzlicher Regelungen, die den Rahmen der<br />

Zusammenarbeit abstecken und sichern.<br />

Die Jugendministerkonferenz gab bereits 1994 Empfehlungen für die Zusammenarbeit von<br />

Schule und Jugendhilfe heraus, deren Ausgestaltung einfach erscheint, jedoch immer noch zu<br />

wünschen übrig lässt:<br />

36<br />

(1) Ansprechpartner, die Kontakte untereinander herstellen und In<strong>for</strong>mationen weitervermitteln,<br />

sollen für die Zusammenarbeit benannt werden.<br />

(2) Regelmäßig sollen gemeinsame Besprechungen stattfinden, an denen auch andere<br />

Vertreter z. B. aus dem Bereich der freien Träger der Jugendhilfe, der Polizei etc. teilnehmen<br />

können.<br />

(3) Mitarbeitern der Jugendhilfe soll die Möglichkeit gegeben werden, an Konferenzen<br />

und Dienstbesprechungen der Schule teilzunehmen. Auch sollen die Vertreter der<br />

Schule, die Möglichkeit erhalten an den Sitzungen der Jugendämter teilzunehmen.<br />

(4) Mitarbeiter der Jugendhilfe sollen zu In<strong>for</strong>mationsveranstaltungen der Schule eingeladen<br />

werden.<br />

(5) Den Mitarbeitern der Jugendhilfe sollte die Möglichkeit gegeben werden, auch in<br />

Räumlichkeiten der Schule Beratungsgespräche mit Eltern und Schülern zu führen.<br />

(6) Die Zusammenarbeit von Kindergarten und Grundschule sollte durch das Jugendamt<br />

und die Schule gefördert werden.<br />

(7) Freizeitangebote im Rahmen der Jugendarbeit sollten mit der Schule und dem Jugendamt<br />

abgestimmt und geplant werden.<br />

(8) Schule und Jugendhilfe sollten in gemeinsamer Absprache den jungen Menschen gezielte<br />

Hilfen beim Übergang von der Schule in die Berufswelt- und Arbeitswelt gewähren.<br />

(9) Schule und Jugendamt sollten insbesondere bei Maßnahmen des erzieherischen Kinder-<br />

und Jugendschutzes (z. B. Sucht- und Gewaltprävention) gemeinsame Aktionen<br />

für junge Menschen durchführen. Diese sollten zielgruppenorientiert geplant und<br />

durchgeführt werden.


I. Schulverweigerung – Beschreibung eines Phänomens<br />

(10)Ansätze, Schule als einen für den Stadtteil bedeutsamen Lern- und Kommunikationsort<br />

zu öffnen, können durch die Träger der Jugendhilfe nachhaltig unterstütz werden<br />

und zu einem gemeinsamen Konzept von Stadtteil- bzw. Gemeinwesenarbeit führen.<br />

Kooperationsbereiche von Jugendhilfe und Schule können sein die Jugendsozialarbeit, die Jugendarbeit<br />

in der Schule, das sozialpädagogische Handeln der Jugendhilfeträger im Bereich<br />

der schulischen und beruflichen Ausbildung, die Eingliederung in die Arbeitswelt und „insgesamt<br />

die soziale Integration sozial benachteiligter oder individuell beeinträchtigter junger<br />

Menschen (…) (vgl. SVBl. LSA Nr. 3/1998 in PUHR 2003)<br />

Jugendhilfe und Schule können sich in ihren Maßnahmen, Dienstleistungen und Angeboten<br />

als Partner ergänzen. War die Jugendhilfe über lange Zeit eher nur „Notfallhilfe“ und „Pannendienst“<br />

für Problemschüler und Kinder und Jugendliche mit „misslungenen Sozialisationskarrieren“<br />

(vgl. GEW, 1995, S.16) und setzte sie „spät und immer dort an, wo augenscheinlich<br />

die gesellschaftliche und erzieherische Integrationsleistung der dafür bislang zuständigen<br />

Institutionen, der Familie und der Schule nicht mehr ausreichen“ (HOPF, 1997, S.22), so orientiert<br />

sie sich immer mehr an einer präventiven Arbeit und weist Ansätze der Förderung, der<br />

Begleitung, der Aktivierung und der Selbstorganisation auf. Wo sozialer Problemdruck<br />

herrscht, wird sie aber immer wieder in die Rolle des Ausfallbürgens für Eltern, Schule, Ausbildungssystem<br />

und Arbeitsmarkt gedrängt (vgl. NIKLES, 1998, S. 22).<br />

Wollen Jugendhilfe und Schule ihren jeweiligen Erziehungsauftrag erfüllen, so müssen sie die<br />

auf beiden Seiten bestehenden Problemlagen lösen – gerade angesichts neuer Verhaltens- und<br />

Lernmuster von Kindern und Jugendlichen und gerade auch im Hinblick auf die größer werdende<br />

Zahl von schulmüden, schulauffälligen schulflüchtigen und schulverweigernden jungen<br />

Menschen.<br />

Um die Chancen und Möglichkeiten der Kooperation zwischen Jugendhilfe und Schule zu erhöhen,<br />

wurden auch in Mecklenburg-Vorpommern lokale und regionale Kooperationsverträge<br />

zwischen Schule und Jugendhilfeträgern folgenden Inhalts erstellt (vgl §§ 59 und 59 a SchulG<br />

M-V).<br />

§ 59 Sozialpädagogische Beratung: Die sozialpädagogische Beratung, Begleitung und Betreuung<br />

durch den örtlichen Träger der öffentlichen Jugendhilfe in Zusammenarbeit mit den<br />

jeweiligen Lehrern, insbesondere den Klassen und den Beratungslehrern, dient der Unterstützung<br />

von Schülern und Erziehungsberechtigten bei der Überwindung von Lernschwierigkeiten,<br />

Erziehungsproblemen und beim Übergang in die berufliche Bildung und während der beruflichen<br />

Bildung. Die Schulen und die Stellen der Schulverwaltung haben mit den Trägern<br />

der öffentlichen Jugendhilfe zusammen zu arbeiten.<br />

§ 59 a Kooperative Erziehungs- und Bildungsangebote<br />

1. Im Einvernehmen mit den örtlichen Trägern der öffentlichen Jugendhilfe können an<br />

Schulen kooperative Erziehungs- und Bildungsangebote eingerichtet werden, die zusätzlich<br />

Leistungen der Jugendhilfe umfassen. Die Zusammenarbeit bedarf einer Vereinbarung<br />

zwischen der Schule, wobei dort ein Beschluss der Schulkonferenz er<strong>for</strong>derlich<br />

ist, dem Schulträger und dem Träger der Jugendhilfe. Dabei können Regelungen<br />

getroffen werden, die von für die Schule geltenden organisatorischen Vorschriften<br />

durch oder aufgrund dieses Gesetzes abweichen. Kooperative Erziehungs- und Bildungsangebote<br />

einschließlich der Vereinbarung nach Satz 2 bedürfen der Genehmigung<br />

der zuständigen Schulaufsichtsbehörde und des zuständigen Trägers der öffentlichen<br />

Jugendhilfe.<br />

37


I. Schulverweigerung – Beschreibung eines Phänomens<br />

2. Schüler die durch Schulverweigerung, Schul- oder Unterrichtsabwesenheit auffällig<br />

sind, können durch kooperative Erziehungs- und Bildungsangebote zeitweilige Möglichkeiten<br />

zur Wiedereingliederung erhalten, wenn diese Angebote die geeignete Hilfe<br />

darstellen.<br />

3. Die Teilnahme an kooperativen Erziehungs- und Bildungsangeboten wird auf die Erfüllung<br />

der Schulpflicht angerechnet.<br />

4. Über die Nutzung des kooperativen Erziehungs- und Bildungsangebots entscheidet die<br />

zuständige Schulaufsichtsbehörde. Sie ordnet nach Beendigung der Maßnahme den<br />

Besuch der örtlich zuständigen Schule an. § 46 (III) findet Anwendung. Die Aufnahme<br />

in kooperative Erziehungs- und Bildungsangebote bedarf der Zustimmung des örtlichen<br />

Trägers der öffentlichen Jugendhilfe.<br />

Die Chancen, die sich aus der Zusammenarbeit von Schule und Jugendhilfe ergeben, sind<br />

groß: so kann die Schule sozialpädagogische Beratung und Unterstützung durch die Jugendhilfe<br />

erhalten. Das Jugendamt, als übergeordnetes Organ der Jugendhilfe, kann durch die abgestimmte<br />

Zusammenarbeit mit der Schule frühzeitig über die Bedarfs- und Problemsituation<br />

der Kinder und Jugendlichen in<strong>for</strong>miert werden. Das Bilden stabiler Teams von Lehrern und<br />

Sozialarbeitern muss die Aufgabe bewältigen, tragfähige Unterstützungssysteme für schulverweigernde<br />

Jugendliche aufzubauen.<br />

7.5 Kooperation zwischen Schule und Jugendhilfe im Bereich der<br />

Schulsozialarbeit und Schulstationen<br />

Ein Feld, das seit Jahren – Jahrzehnten – ein klassisches Kooperationsfeld von Jugendhilfe<br />

und Schule ist und noch mehr sein könnte, ist der Bereich der Schulsozialarbeit. Eine enge<br />

Verzahnung zwischen Schule und Jugendhilfe ist wichtiger denn je - Schulsozialarbeit als Unterstützungsangebot<br />

der Jugendhilfe kann präventiv, kurativ und rehabilitativ wirken, ist jedoch<br />

nicht das Allheilmittel gegen Schulverweigerung. In einer Untersuchung an Sekundarschulen<br />

in Sachsen-Anhalt haben 93,2% der LehrerInnen den Bedarf an solcher Zusammenarbeit<br />

bejaht, existent ist bzw. war sie bei höchstens einem Drittel (SIMON 2000).<br />

Das FORUM BILDUNG (2001, S. 32) empfiehlt die „Entwicklung von Konzepten und Methoden<br />

zur Vermeidung von Schulverweigerung, Ausbau der Schulsozialarbeit, intensive Kooperation<br />

von Schule, Jugendhilfe und außerschulischen Lernorten. Damit soll, so BRAUN<br />

(2002, 36), SCHREIBER-KITTL (2001, 48f.) und THIMM (2000, 354ff.), eine sozialpädagogische<br />

Profilbildung der Regelschulen erreicht werden, d. h. die Gesamtheit der sozialen und<br />

pädagogischen Bemühungen, die Lernfähigkeiten und –bereitschaften der Kinder und Jugendlichen<br />

(nicht nur ihre Fähigkeiten und Bereitschaften in Bezug auf Unterricht) sollen gefördert<br />

und erhalten werden. Die Rolle der Schulsozialarbeit ist dabei eine unterstützende und eigenständige<br />

zugleich – eigenständig im Angebot, unterstützend im Schulalltag.<br />

7.6 Projekte für Schulverweigerer<br />

Viele Projekte sind in dien letzten Jahren entstanden, viele von ihnen befinden sich noch in<br />

der Modellphase, manche gibt es aus Finanzierungsgründen bzw. -nöten schon wieder nicht<br />

mehr. Solche Projekte arbeiten mit Kindern und Jugendlichen, die mit der normalen Schule<br />

nichts mehr am Hut haben, sie sind beziehungsunterstützende, z. T. organisationsersetzende<br />

Angebote. Hierfür gibt es viele Beispiele landauf, landab, hier in Schwerin die <strong>Schulwerkstatt</strong><br />

38


I. Schulverweigerung – Beschreibung eines Phänomens<br />

‚fit <strong>for</strong> life’, Zielsetzung, Inhalt und Arbeitsweisen solcher Projekte werden in einer nachfolgenden<br />

Fortbildungseinheit vorgestellt.<br />

Für die Schulen ist der Erziehungs- und Bildungsauftrag in den jeweiligen Schulgesetzen der<br />

Bundesländer festgeschrieben.<br />

1. Für die Jugendhilfe leitet sich der Erziehungsauftrag aus dem § 1 (III) 2 des KJHG ab:<br />

„Jugendhilfe soll (…) insbesondere junge Menschen in ihrer individuellen und sozialen<br />

Entwicklung fördern und dazu beitragen, Benachteiligungen zu vermeiden oder<br />

abzubauen“. Unter den heutigen Rahmenbedingungen ist die Schule jedoch oft über<strong>for</strong>dert,<br />

ihren beiden Aufträgen, Erziehung zu leisten und Bildung zu vermitteln nachzukommen.<br />

Schule und Lehrer bedürfen der Unterstützung und kompensatorischen<br />

Hilfe durch die Jugendhilfe. Um dem Problem der Schulverweigerung zu begegnen<br />

müssen Schule und Jugendhilfe gemeinsam Wege finden. Jugendhilfe ist nach dem<br />

KJHG verpflichtet, Schulverweigerern den Übergang von Schule zu Beruf und Arbeitswelt<br />

und die soziale Integration zu ermögliche. Im § 13 (I) heißt es: „Junge Menschen,<br />

die zum Ausgleich sozialer Benachteiligungen oder zur Überwindung individueller<br />

Beeinträchtigungen in erhöhtem Maße auf Unterstützung angewiesen sind, sollen<br />

im Rahmen der Jugendhilfe sozialpädagogische Hilfen angeboten werden, die ihre<br />

schulische und berufliche Ausbildung, Eingliederung in die Arbeitswelt und ihre soziale<br />

Integration fördern“. In Absatz IV wird darauf hingewiesen, dass die Angebote<br />

der Jugendhilfe mit den Maßnahmen der Schulverwaltung abgestimmt werden sollen.<br />

Weiterhin lassen sich im § 11 KJHG Ansätze finden, die die Jugendhilfe dazu verpflichten,<br />

Angebote zur Förderung der Entwicklung junger Menschen bereit zu stellen:<br />

„Sie sollen an den Interessen junger Menschen anknüpfen und von ihnen mitbestimmt<br />

und mitgestaltet werden, sie zur Selbstbestimmung befähigen und zu gesellschaftlicher<br />

Mitverantwortung und zu sozialem Engagement anregen und hinführen“.<br />

39


I. Schulverweigerung – Beschreibung eines Phänomens<br />

8. Ansichten von PädagogInnen zum Thema - Ergebnisse der<br />

Gruppenarbeit<br />

Im Anschluss an den Vortrag „Schulverweigerung – die Beschreibung eines Phänomens“ von<br />

Prof. Dr. Ilse M. Lehner und Dominik Ringler, der am 07. Mai 2003 im Rahmen der PSAG –<br />

Psychosozialer Arbeitskreis für Kinder und Jugendliche der Stadt Schwerin gehalten wurde,<br />

arbeiteten die TeilnehmerInnen unter der Fragestellung: „Welches sind aus Ihrer Sicht die sieben<br />

wichtigsten Vorgehensweisen in Zusammenhang mit Schulverweigerung“ zunächst einzeln,<br />

dann in 5er-Gruppen, zum Thema. Ziel war die Herstellung eines Konsenses zur Fragestellung<br />

unter allen 5 Gruppenmitgliedern. Dann fanden jeweils zwei Fünfergruppen zusammen<br />

und wiederholten die Konsensfindung. Wichtig: In keiner Phase sollte jemand überstimmt<br />

werden.<br />

Phase 1: Jede/r überlegt zunächst für sich: „Was ist mir am wichtigsten?“ Eine Formulierung<br />

kann aus mehreren Worten bestehen, aber soll nur eine Idee enthalten. Jeder schreibt nun die<br />

für sich die wichtigsten sieben Werte auf (5 Minuten).<br />

Phase 2: Mit dieser Liste von sieben Werten treffen sie sich nun in den Fünfergruppen. Diese<br />

stehen vor der Aufgabe, sich auf sieben Werte zu einigen. Alle sollten jedem Wert zustimmen.<br />

Es gibt auch die Möglichkeit, ganz neue Werte zu finden und diese mit in die Liste aufzunehmen.<br />

Am Ende stehen sieben Werte auf diesem roten Blatt (10 Minuten).<br />

Phase 3: Zwei Gruppen kommen zusammen. Diese Personen haben nun wieder die Aufgaben,<br />

sich auf sieben Werte zu einigen, denen alle Personen zustimmen können (grünes Blatt)<br />

(10 Minuten).<br />

Phase 4: Zwei Zehnergruppen treffen dann zusammen und einigen sich wiederum auf sieben<br />

Werte. Dabei ist es durchaus möglich, frühere Begriffe wieder aufzunehmen, neue zu finden<br />

usw. (Ergebnisse der Zwanzigergruppe auf jeweils ein gelbes Blatt) (10 Minuten).<br />

Phase 5: Je ein Vertreter der Zwanzigergruppen liest die sieben auf verschiedenen gelben<br />

Blättern stehenden Begriffe vor und übergibt sie an uns (15 Minuten).<br />

Im Folgenden sind die Gruppenergebnisse dargestellt.<br />

40


1. rechtliche / <strong>for</strong>melle Sanktionsmöglichkeiten<br />

I. Schulverweigerung – Beschreibung eines Phänomens<br />

Anwesenheit erfassen Normen und Regeln<br />

Gemeinsam aushandeln<br />

2. Regelangebote und Prävention<br />

Gespräche führen persönliches Gespräch<br />

Beziehungsarbeit mit dem Schüler<br />

Vertrauensverhältnis schaffen<br />

positive Verstärkung und<br />

Erfolgserlebnisse schaffen<br />

3. Pädagogik der Vielfalt – Weiterentwicklung schulischer Konzepte<br />

zeitgemäße Schule positive Stärkung<br />

weniger negative Sanktionen<br />

ganzheitliche Betrachtung<br />

des jungen Menschen (Umwelt) Einbezug der Eltern,<br />

positive Rückmeldung<br />

Ursachen<strong>for</strong>schung Kontakt herstellen (pers. Gespräche)<br />

nach Gründen und Lehrer<br />

Motivation <strong>for</strong>schen<br />

Vertrauen schaffen<br />

Schüler Eltern<br />

4. Jugendhilfe und Schule in Kooperation – Schulsozialarbeit / Schulstationen<br />

Ursachen<strong>for</strong>schung<br />

- Umfeld<br />

- Familie<br />

- Umgang<br />

Unterbreitung von Hilfsangeboten<br />

5. Projekte speziell für Schulverweigerer<br />

6. Sonstige / ergänzende Formen<br />

Supervision<br />

41


I. Schulverweigerung – Beschreibung eines Phänomens<br />

9. Verwendete Literatur<br />

BABELIOWSKI, H., Bericht über die Untersuchung der Zielgruppe Schulverweigerer in der Stadt Potsdam, in:<br />

Jugendamt Potsdam (Hrsg.), Jugendhilfeplan Teil B, Potsdam 1996<br />

BÄRSCH, W., Wir suchen noch immer die richtige Schule, in: DEUTSCHER KINDERSCHUTZBUND e.V.<br />

(Hrsg.), Schule und Elternhaus. Strukturelle Zwänge und Möglichkeiten der Veränderung im Wirkungsfeld von<br />

Schule und Elternhaus, Hannover 1988, S. 21 ff.<br />

BÖHM, Th., Grundriss des Schulrechts, in: Schulrecht in Deutschland, Neuwied 1998 Loseblattsammlung<br />

BRAUN, K.-H., Schulverweigerung – eine Heraus<strong>for</strong>derung für die pädagogische und soziale Qualitätsentwicklung<br />

der Regelschule. In: SIMON, Titus, UHLIG, Steffen (Hrsg.), Schulverweigerung. Muster – Hypothesen –<br />

Handlungsfelder, Opladen 2002, S. 21 ff.<br />

BRENNER, G., NÖRBER, M. (Hrsg.), Jugendarbeit und Schule. Kooperation statt Rivalität um die Freizeit,<br />

Weinheim 1992<br />

DIETRICH, P. u. a. / Institut für angewandte Familien-, Kindheits- und Jugend<strong>for</strong>schung: Schulverweigerung<br />

von Jugendlichen in Brandenburg, Potsdam 1993 (hekt. Manuskript)<br />

FORUM BILDUNG (Hrsg.), Erster Kongreß des Forum Bildung vom 14./15.Juli 2000 in Berlin. Materialien<br />

Bd.3, Bonn 2000<br />

FORUM BILDUNG, Empfehlungen des Forum Bildung, Bonn 2001<br />

FRANZKE, M./ OEHME, A., Take off. Jugendwerkstatt für Schulverweigerer, Leipzig 2001<br />

GEW = GEWERKSCHAFT ERZIEHUNG UND WISSENSCHAFT, Brücke zwischen Schule und Jugendhilfe.<br />

Schulsozialarbeit. Thesenpapier, in: Sozial extra 19/1995, S. 16 f.<br />

KAISER, H., Schulversäumnisse und Schulangst, Frankfurt a. M. u.a. 1983<br />

KELLER, G., Schulschwierigkeiten - was tun?, Wiebelsheim 1999<br />

KfN = Kriminologisches Forschungsinstitut / Wetzels und Wilmers, Absentismus an Schulen in Delmenhorst.<br />

In: Niedersächsisches Kultusministerium: Schulverweigerung – Absentismus – Schulschwänzen. Hannover 1999<br />

(hekt. Manuskript)<br />

KNISPEL, B., Schulschwierigkeiten von Kindern und Jugendlichen. Das Problem der Schulverweigerung – eine<br />

Heraus<strong>for</strong>derung für die soziale Arbeit. Unveröff. Dipl. Berlin 1999<br />

LANDTAG BRANDENBURG, 2. Wahlperiode, Bericht der Landesregierung zur Problematik der „Schulmüdigkeit“,<br />

der Schulverweigerung und des vorzeitigen Schulabgangs, Dr. 2/2632<br />

MINISTERIUM für BILDUNG, WISSENSCHAFT und KULTUR (Hrsg.), Ohne geht’s … Handreichung zur<br />

Gewaltprävention für die Schulen in Mecklenburg-Vorpommern, Schwerin 2002<br />

MINISTERIUM für BILDUNG, WISSENSCHAFT und KULTUR (Hrsg.), Schulgesetz für das Land Mecklenburg-Vorpommern<br />

(SchulG M-V), Schwerin 2002<br />

NIETNER, M.,: " Ich steige aus!" - Wenn Schüler die Schule verweigern - Möglichkeiten der Intervention bei<br />

schulaversivem Verhalten am Beispiel der Schulstation für schulaversive Kinder und Jugendliche "Das Baumhaus"<br />

in der Hansestadt Stralsund im Bundesland Mecklenburg-Vorpommern. S. 321-328 in: Sandra Rolus-<br />

Borgward und Uwe Tänzer (Hg.): Erziehungshilfe bei Verhaltensstörungen. Oldenburg: Universität Oldenburg<br />

1999<br />

NIKLES, B. W., Zur Notwendigkeit der Zusammenarbeit von Jugendhilfe und Schule. In: LANDSCHAFTS-<br />

VERBAND RHEINLAND (Hrsg.), Netze der Kooperation – Jugendhilfe und Schule arbeiten zusammen, Köln<br />

1998<br />

PUHR, K., „Ich hab´ es angehalten, das Rad, das Schule schwänzen heißt“ – was kann die Schule tun? In:<br />

SIMON, Titus, UHLIG, Steffen (Hrsg.), Schulverweigerung. Muster – Hypothesen – Handlungsfelder, Opladen<br />

2002, S. 89 ff.<br />

PUHR, Kirsten: Pädagogisch-psychologische Analysen zum Schulabsentismus, Halle 2001<br />

PRÜSS, F. u. a., Kooperation von Jugendhilfe und Schule in Mecklenburg-Vorpommern, Schwerin 2001<br />

42


I. Schulverweigerung – Beschreibung eines Phänomens<br />

REISSIG, Birgit: Schulverweigerung – ein Phänomen macht Karriere. Deutsches Jugendinstitut München / Leipzig<br />

Arbeitspapier 5/2001<br />

RICKING, H., Schulabsentismus. In: Sonderpädagogik 4/1997, S. 229 ff.<br />

RICKING, Heiner, Schulabsentismus, in: SCHULLEITUNG 11/1999<br />

SCHÄFER, H. P., Kinder machen Probleme, weil sie Probleme haben!, Schulverweigerung – Ein Anlaß zur Zusammenarbeit<br />

zwischen Jugendhilfe und Schule, Königswinter 1998 (hekt. Manuskript)<br />

SCHREIBER-KITTL, M. (Hrsg.), Lernangebote für Schulabbrecher und Schulverweigerer, Leipzig 2001<br />

SCHREIBER-KITTL, M., SCHRÖPFER, H., Abgeschrieben?, München 2002<br />

SCHUCH, B., Differenzialdiagnose der Schulverweigerung, in: JUGENDAMT DER STADT WIEN (Hrsg.),<br />

Schulverweigerung als gesellschaftliches Problem, Wien 1982, S. 15 ff.<br />

SIMON, T., UHLIG, St. (Hrsg.), Schulverweigerung. Muster – Hypothesen – Handlungsfelder, Opladen 2002<br />

SPIES, W., Die Gestalt unserer Schule, Stuttgart 1987<br />

STRUCK, P., Erziehung von gestern – Schüler von heute – Schule von morgen, München/Wien 1997<br />

STURZBECHER, D., DIETRICH, P., Schulverweigerung von Jugendlichen im Land Brandenburg. Arbeitsberichte<br />

des Instituts für angewandte Familien-, Kindheits- und Jugend<strong>for</strong>schung der Universität Potsdam, Potsdam<br />

3/1997 (hekt. Manuskript)<br />

THIMM, K., Schulverweigerung. Ist unsere Schule noch kinder- und jugendgerecht?<br />

THIMM, K., Schulverweigerung. Zur Begründung eines neuen Verhältnisses von Sozialpädagogik und Schule,<br />

Münster 2002<br />

THIMM, K., Schulverweigerung. Zur Begründung eines neuen Verhältnisses von Jugendhilfe und Schule,<br />

Münster 2000<br />

THIMM, K., Schulverdrossenheit und Schulverweigerung: Phänomene – Hintergründe – Ursachen – Alternativen<br />

in Kooperation von Schule und Jugendhilfe, Berlin 1998<br />

THIMM, K., Wenn Schulverweigerer Schule machen …, Schule des Lebens im Überschneidungsbereich von Jugendhilfe<br />

und Schule, in: LANDSCHAFTSVERBAND RHEINLAND, Landesjugendamt, Schulverweigerung,<br />

Dokumentation des Kongresses: Schule: statt Pflicht – Flucht?, Köln 1996, S. 29 ff.<br />

WARZECHA, B., Schulschwänzen und Schulverweigerung. Eine Heraus<strong>for</strong>derung an das Bildungssystem,<br />

Münster, Hamburg, London 2001<br />

WITTROCK, M./ Schulze, G., Schulaversives Verhalten, Rostock 2001 (hekt. Manuskript)<br />

43


II. Ausgangslage und Status quo<br />

II. Ausgangslage und Status quo<br />

45


II. Ausgangslage und Status quo<br />

46


II. Ausgangslage und Status quo<br />

Seit dem 01.05.2002 arbeiten Jugendhilfe und Schule in der bisher engsten Kooperation in der<br />

Stadt Schwerin zusammen in der <strong>Schulwerkstatt</strong> "fit <strong>for</strong> life". Mit der <strong>Schulwerkstatt</strong> "fit <strong>for</strong><br />

life" werden Kinder und Jugendliche erreicht, die in verschiedenen Ausprägungen und Erscheinungs<strong>for</strong>men<br />

Schule verweigern. Diese Kinder und Jugendlichen waren über lange<br />

Zeiträume in ihrer Schule gar nicht anwesend oder störten massiv den Unterricht oder verweigerten<br />

passiv, indem sie sich innerlich vom Unterricht abwendeten.<br />

Die <strong>Schulwerkstatt</strong> ist ein Projekt, das Schulverweigerern die (Wieder-)Gewöhnung an eine<br />

soziale Gruppe und an (schulische) Leistung vermitteln soll. Ziel der Projektarbeit ist die<br />

Wiedereingliederung bzw. Rückführung in die Regelschule und die Gewährleistung eines regulären<br />

Schulabschlusses. Dies soll über andere Möglichkeiten und Methoden als die der Regelschule<br />

erreicht werden, z. B. über handwerkliche Unterweisung, über ein Training zur Verhaltensmodifikation<br />

usw. Darüber hinaus soll durch Beratung für betroffene Eltern und Schüler<br />

innerhalb und außerhalb des Projekts der bestmögliche und am ehesten Erfolg versprechende<br />

Weg und Standort für eine weitere Bildung und Erziehung der Jugendlichen gefunden<br />

werden.<br />

47


II. Ausgangslage und Status quo<br />

1. Rahmenbedingungen<br />

Träger dieser <strong>Schulwerkstatt</strong> ist die Caritas Mecklenburg e.V. - Kreisverband Schwerin. Sie<br />

setzt dieses Vorhaben in Kooperation mit dem Jugendamt, dem diese <strong>Schulwerkstatt</strong> zugeordnet<br />

ist, und dem Schulamt um. Um die Arbeit in der <strong>Schulwerkstatt</strong> abzusichern, wurde eine<br />

entsprechende Vereinbarung zwischen dem Schulamt, dem Jugendamt und der Caritas Mecklenburg<br />

e.V. abgeschlossen. Für die Begleitung und Auswertung des Vorhabens im Hinblick<br />

auf eine Verwertbarkeit der Ergebnisse bzw. für die Weitergabe von Innovationen an Dritte<br />

wurde eine wissenschaftliche Begleitung vorgesehen.<br />

1.1 Räumliche Situation<br />

Vorgesehen für die Tätigkeiten der <strong>Schulwerkstatt</strong> „fit <strong>for</strong> life“ sind:<br />

• je Gruppe ein fester, nicht fremdgenutzter Gruppenraum mit entsprechender Möblierung<br />

• Werkraum mit Werkbänken, Maschinen und Ausstattung<br />

• Hauswirtschaftsraum<br />

• Raum für Entspannung und Bewegung<br />

• Sanitärräume<br />

• Mitnutzung einer Turnhalle, Sportplatz<br />

• Büroräume für die Mitarbeitenden<br />

Zurzeit liegt die <strong>Schulwerkstatt</strong> in Schwerin-Mitte in der Dr. Hans-Wolf-Straße in unmittelbarer<br />

Nachbarschaft zur Johannes-R.-Becher-Realschule am Ziegelteich. Sie ist untergebracht in<br />

einer kleinen Villa, die 2 Schulräume mit jeweils einem Nebenraum, ein kleines Büro für die<br />

MitarbeiterInnen, eine Küche mit Aufenthaltsecke für das Personal und einen Sanitärbereich<br />

enthält.<br />

In einem angrenzenden großen Blumen- und Obstbaumgarten wurden Container aufgestellt,<br />

um die räumlichen Gegebenheiten der <strong>Schulwerkstatt</strong> um 2 Schulräume und einen Mehrzweckraum<br />

zu erweitern.<br />

1.2 Personelle Situation<br />

Die gemeinsame Arbeit von Diplom-Sozialarbeitern/Diplom-Sozialpädagogen, von Sonderpädagogen<br />

als Regelschullehrern ist unbedingt er<strong>for</strong>derlich. Den handwerklich praktischen<br />

Unterricht sollen geeignete Fachkräfte (z.B. Tischler) begleiten. Diese bilden gemeinsam ein<br />

multiprofessionelles Team und sind gleichberechtigt. Die Teams sollen mit Frauen und Männern<br />

besetzt sein. Gegebenenfalls er<strong>for</strong>derliche Spezialleistungen werden durch die Unterstützung<br />

von Kooperationspartnern z.B. örtliche Psychologen, Mediziner, Spezialberatungsstellen<br />

erbracht.<br />

Personalaufteilung je Gruppe<br />

1,0 Diplom Sozialarbeiter/Diplom Sozialpädagoge<br />

1,0 Sonderpädagoge als Regelschullehrer<br />

0,5 handwerkliche Fachkraft<br />

48


II. Ausgangslage und Status quo<br />

Die Klarheit der jugendhilferechtlichen Stellung einzelner Leistungstypen er<strong>for</strong>dert eine Koordinierung<br />

dieses Vorhabens, damit die erzieherischen Hilfen als solche mit den übrigen<br />

Leistungen in der <strong>Schulwerkstatt</strong> verknüpft werden können.<br />

Durch den Einsatz eines Koordinators wird es gelingen, die Übergänge zwischen einzelnen<br />

Hilfe<strong>for</strong>men ohne gravierende Brüche zu gewährleisten, die einzelnen Hilfearten miteinander<br />

zu verknüpfen und somit unkoordinierte Hilfeangebote zu vermeiden. Die Person des Koordinators<br />

soll mindestens über einen Berufsabschluss eines Diplom Sozialarbeiters / Diplom Sozialpädagogen<br />

verfügen.<br />

Im Projekt <strong>Schulwerkstatt</strong> „fit <strong>for</strong> life“ arbeitet zurzeit ein interdisziplinäres Team zusammen<br />

– bestehend aus 3 LehrerInnen, 3 SozialarbeiterInnen, 1 Handwerkerin (Tischlerin/ Maschinenbauerin),<br />

1 Arbeit-Werken-Technik-Lehrerin und 1 Technischen Mitarbeiter. Koordiniert<br />

wird das Projekt von einem Sozialarbeiter in enger Absprache mit einer leitenden Lehrkraft.<br />

Derzeit wird mit 24 Jugendlichen gearbeitet (22 Jungen und 2 Mädchen), die Obergrenze zu<br />

beteiligender Jugendlicher liegt bei 32.<br />

1.3 Konzeptionelle Situation<br />

1.3.1 Ausgangslage<br />

Ausgehend vom Artikel 3, Absatz 3 des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland, des<br />

Kinder- und Jugendhilfegesetzes, des Kinder- und Jugendförderungsgesetzes Mecklenburg-<br />

Vorpommern und des Schulgesetzes Mecklenburg-Vorpommern verwirklicht sonderpädagogische<br />

Förderung von Schülerinnen und Schülern mit Beeinträchtigungen im Bereich der<br />

emotionalen und sozialen Entwicklung als Bestandteil umfassender Eingliederungsmaßnahmen<br />

das Recht auf Bildung für diese Kinder und Jugendlichen.<br />

Die Vermittlung von Fakten und Fachwissen allein reichen dabei nicht aus, um diese Kinder<br />

und Jugendlichen angemessen auf ihre Zukunft vorzubereiten. Zunehmend muss sich pädagogisches<br />

Arbeiten auf die veränderten Lebensbedingungen und Lernvoraussetzungen der Kinder<br />

und Jugendlichen in den vergangenen Jahren und die pädagogischen Folgen der gesellschaftlichen<br />

Umbrüche einerseits einstellen und andererseits muss einem gewandelten pädagogischen<br />

Selbstverständnis Rechnung getragen werden.<br />

Das Ziel einer glücklichen Entwicklung sind eine persönliche Identität und soziale Kompetenz,<br />

die Selbstwertgefühl, Lebensfreude, Beziehungsfähigkeit, Verantwortungsbewusstsein<br />

und Engagement beinhalten.<br />

Die herkömmlichen Reaktionen auf schulaversives Verhalten haben aufgrund fehlender Erreichbarkeit<br />

abnehmende Wirkung. Zunehmend stärkere Bedeutung erlangen hier sichtbar<br />

werdende soziale Abstiegskarrieren aufgrund von Schulverweisen. Diesen ist mit einem gezielt<br />

präventiven Angebot zu begegnen. Die Möglichkeiten der Jugendhilfe sind hier weiterentwickelt<br />

und eine Verbesserung der Leistungsfähigkeit der Angebote ist nach vorliegendem<br />

Konzept zu erwarten.<br />

Es geht nicht um Schuldzuweisungen an Eltern, Schule oder Schüler, sondern um das Suchen<br />

nach Formen der gemeinsamen Arbeit von Jugendhilfe, insbesondere der Hilfen nach § 27ff<br />

SGB VIII, und Schule, mit den Schülern und ihren Eltern.<br />

49


II. Ausgangslage und Status quo<br />

Nur in der Einbindung aller gesellschaftlichen Instanzen wie Elternhaus, Schule, Jugendhilfe,<br />

Arbeit, Gemeinwesen ... sind Lösungen zu finden und positive Lebensbedingungen für junge<br />

Menschen und ihre Familien zu schaffen und zu erhalten.<br />

Es ist er<strong>for</strong>derlich, mittels eines abgestimmten umfassenden Hilfesettings Ressourcen von Jugendhilfe,<br />

insbesondere der Hilfen nach § 27ff SGB VIII und Schule an einem Ort zu bündeln<br />

und so effektiver einzusetzen. Dabei ist es von herauszuhebender Bedeutung, die Koordination<br />

für ein Paket von Hilfsangeboten in der Verantwortung der Jugendhilfe von einer institutionellen<br />

Verortung im Gemeinwesen zu steuern. So kann die Kooperation zwischen den Trägern<br />

der Jugendhilfe untereinander und die Zusammenarbeit mit anderen Stellen und öffentlichen<br />

Einrichtungen verbessert werden.<br />

1.3.2 Inhalte der Arbeit<br />

Die <strong>Schulwerkstatt</strong> ist ein Angebot der Jugendhilfe. Die Grundsätze und Methoden der Sozialarbeit<br />

(Einzelarbeit, Gruppenarbeit, auch Elternarbeit und Gemeinwesenarbeit) kommen zur<br />

Anwendung, erfolgen in enger Kooperation mit methodischen und didaktischen Möglichkeiten<br />

des Schulbereiches und werden auf ihre gegenseitige Übertragbarkeit und Nutzbarkeit<br />

überprüft. Alle Aktionen sind orientiert an den individuellen Bedürfnissen des Einzelnen. So<br />

soll versucht werden, die Arbeit mit dem Einzelnen durch Arbeit in Gruppen zusammenzuführen<br />

und im Gemeinwesen zu verorten und erkannte Ressourcen zu nutzen.<br />

Über einen lebenspraktischen und handlungsorientierten Unterricht sollen die Schüler schrittweise<br />

an soziale und schulische Lernprozesse heran geführt werden. Die Lern- und Lehrinhalte<br />

richten sich dabei am individuellen Förderbedarf des Schülers aus. Deshalb ist es er<strong>for</strong>derlich,<br />

mit jedem Schüler einen Förder- und Entwicklungsplan vor dem Hintergrund der psychosozialen<br />

Diagnose und des Hilfeplangespräches zu erstellen.<br />

Der Unterricht erfolgt in Form von Kleingruppen und Einzelunterricht. Eine flexible Gestaltung<br />

der Unterrichts<strong>for</strong>men lässt ein Reagieren auf die Bedürfnisse des Schülers zu. Das Tempo<br />

der Wissensvermittlung richtet sich nach dem Leistungsstand des Schülers. Die Zeitplanung<br />

sowie die täglichen Arbeitsschritte, die stofflichen Schwerpunkte (Projekte) für die individuelle<br />

und gruppenbezogene Förderung für die Lerninhalte werden von den Mitarbeitern<br />

gemeinsam entwickelt und bedürfen bei veränderter Problemlage einer Überarbeitung.<br />

Das multiprofessionelle Team ist gemeinsam und gleichermaßen für die Beratung der Schüler<br />

und Eltern verantwortlich. Das er<strong>for</strong>dert regelmäßige Absprachen, um Interventionsmaßnahmen<br />

abzustimmen und Entwicklungs<strong>for</strong>tschritte zu verdeutlichen.<br />

Auf der Grundlage des individuellen Förderbedarfs werden die Schüler schrittweise an Lern-<br />

und Leistungsprozesse heran geführt. Im Förderplan sind die realistisch erreichbare Ziele aufgezeigt<br />

und Maßnahmen gemeinsam mit dem jeweiligen Schüler festgelegt, die den Schüler<br />

in seiner Persönlichkeitsentwicklung voran bringen können.<br />

In regelmäßigen Zeitabständen soll der erreichte Stand in Schülergesprächen erläutert werden.<br />

Auf dieser Grundlage kann der erreichte Entwicklungsstand in Entwicklungsprotokollen dokumentiert<br />

werden.<br />

50


1.3.2.1 Didaktisch-methodische Aspekte der Umsetzung<br />

II. Ausgangslage und Status quo<br />

Die Umsetzung der Ziele orientiert sich an den Methoden der Sozialarbeit und wird sich somit<br />

von den in den Regelschulen hauptsächlich praktizierten Formen des Schulunterrichtes unterscheiden.<br />

Sie orientiert sich an den oben aufgeführten Projektgrundsätzen und an den Möglichkeiten<br />

der Erziehungshilfe entsprechend § 27ff SGB VIII. Die Grobuntergliederung ist<br />

folgend:<br />

• Sozialpädagogische Einzelfallarbeit<br />

• Gruppenarbeit, auch Elternarbeit<br />

• Gemeinwesenarbeit<br />

• Unterricht in theoretischer und praktischer Unterteilung<br />

Der Unterricht erfolgt bevorzugt im Rahmen von Projektunterricht mit wechselnden Aktivitäten,<br />

die ein individualisiertes Lernen ermöglichen. Der Projektunterricht soll nicht in Form einer<br />

Vielzahl nicht zusammenhängender Einzelprojekte erfolgen, sondern die Einzelprojekte<br />

ordnen sich Hauptinhalten unter. In den Einzelprojekten, die sich wie Bausteine in ein Gesamtkonzept<br />

einordnen, werden unterschiedliche Fertigkeiten in Ansätzen vermittelt. An die<br />

Einzelprojekte sollte der Stoff angegliedert sein, der die Grundlage für den Hauptschulabschluss<br />

bildet. Hierfür sind geregelte Lernzeiten festzulegen.<br />

Pädagogische Elemente aus den Bereichen Erlebnis, Spiel, Sport, Freizeit werden in das Tagesgeschehen<br />

mit einbezogen. Diese Aktivitäten ergänzen die Anliegen der Erziehungshilfen<br />

und die Unterrichtser<strong>for</strong>dernisse. Wichtige Formen sind auch ganz- oder mehrtägige Projekt-<br />

und Unterrichtsarbeiten wie auch Exkursionen.<br />

Um die Beziehungsgestaltung zwischen den Schülern untereinander und den Lehrern und Sozialpädagogen<br />

zu fördern, sollen gemeinsame sozialpädagogisch gestaltete Aufenthalte in<br />

Schullandheimen geplant werden (sozialpädagogische Gruppenarbeit). Der Wechsel zwischen<br />

praktischer Arbeit und projektbezogener Vermittlung des Schulstoffes, der sich aus den Notwendigkeiten<br />

der Projekte ergibt, soll in Kombination mit den Möglichkeiten der Erziehungshilfen<br />

zu einer Motivationssteigerung und einfacheren Wissensaneignung bei den Schülern<br />

führen.<br />

Zur Bewertung werden verbale Beurteilungen erteilt, die Fähigkeiten und Defizite des Schülers<br />

nach festen Kriterien einschätzen. Die Schüler sollen bei diesen Einschätzungen beteiligt<br />

bzw. angehört werden. Durch geeignete Leistungstests, die sich an dem erreichten Unterrichtsstand<br />

und den individuellen Fähigkeiten des Schülers orientieren, kann der Leistungsstand<br />

der Schüler überprüft werden. Nach diesen Tests kann die Form des angestrebten Schulabschlusses<br />

festgelegt werden.<br />

Selbständiges Wirtschaften und Selbstversorgung sollen fest in den Projektcharakter des Unterrichts<br />

einbezogen oder als Ziel in einem Stufenplan realisiert werden.<br />

1.3.2.2 Inhaltlicher Verlauf aus sozialpädagogischer Sicht<br />

Die <strong>Schulwerkstatt</strong> ist eine Einrichtung der Jugendhilfe. Sie wendet die Methoden der Sozialarbeit<br />

an und nutzt die zur Verfügung stehenden Möglichkeiten der Jugendhilfe insbesondere<br />

der Erziehungshilfen nach § 27ff SGB VIII. Dementsprechend ist der Aufenthalt in der <strong>Schulwerkstatt</strong><br />

grob in die drei folgenden Phasen gegliedert:<br />

51


II. Ausgangslage und Status quo<br />

• Orientierungsphase<br />

Kennen lernen, Beginn der Beziehungsarbeit, Aufbau von Vertrauen<br />

Bestandsaufnahme und Festlegung von Grobzielen<br />

• Vertiefungsphase<br />

Festlegung von individuellen Förderschwerpunkten<br />

Ziele und Teilziele festlegen<br />

Umsetzung der Ziele in einzelnen Schritten<br />

Überprüfung und Hinterfragung des Förderprozesses, gegebenenfalls Formulierung<br />

neuer Ziele<br />

• Ablösungsphase<br />

Stärkung und Stabilisierung des Gelernten<br />

Vorbereiten der Rückführung in die Herkunftsschule<br />

Vorbereitung auf andere Maßnahmen und /oder Hilfestellung bei der Berufs- und Arbeitsvermittlung<br />

1.3.2.3 Inhaltliche Phasen der Verhaltensmodifikation<br />

Die Verhaltensmodifikation erfolgt in 4 Phasen entsprechend dem individuellen Förderplan<br />

die den individuellen Entwicklungsstand und Förderbedarf des Schülers zum Gegenstand haben:<br />

1. Phase: Verstärkte Fremdsteuerung und Leistungsentlastung<br />

• Bedingungsloses Akzeptieren des Schülers, nicht der Verhaltensstörung, liebevolle Zuwendung,<br />

Aufbau eines pädagogischen Bezuges<br />

• Veränderung der Bedingungen, unter denen die Schüler lernen, um zu verhindern, dass<br />

unerwünschtes Verhalten gezeigt wird (begrenztes Angebot nach dem schulischen Fächerkanon,<br />

Reduzierung der Unterrichtszeit und der Unterrichtsan<strong>for</strong>derungen)<br />

• die Schüler lernen zuzuhören, Aufgaben zu erledigen, auf dem Platz zu bleiben, sich nach<br />

Gruppenregeln zu richten, helfendes Verhalten zu realisieren<br />

• Es kommen pädagogisch- therapeutische Verfahren nach individuellen und<br />

gruppenbezogenen Bedürfnissen zum Einsatz, Verstärkung erwünschter Verhaltensweisen<br />

nach einem erarbeiteten Verstärkerplan, Verhaltensmodifikation und Wahrnehmungstraining,<br />

Entspannungsübungen, strukturiertes Spielen, Rollenspiele, permanente Ermutigung,<br />

zeitliche, räumliche und inhaltliche Strukturierung<br />

2. Phase: Phase der Leistungsbereitschaft und Leistungsmotivation<br />

• Auflösung der Verbindung Spiel- Lernen, Aufbau der Lernmotivation<br />

• Vertiefung des pädagogischen Bezuges<br />

• Identifikation des Schülers mit dem Pädagogen<br />

• Erste Übernahme und Internalisierung adäquater sozialer und gruppenbezogener Werte<br />

und Normen<br />

• Ausweitung des schulischen Fächerkanons, nachholendes Lernen<br />

• Anfänge selbstgesteuerten Lernens<br />

• Ausweitung pädagogisch- therapeutischer Verfahren, weiterer Einsatz verhaltensmodifikatorischer<br />

Veränderungshilfen wie Selbstbeobachtung, Selbstüberwachung, Selbstverstärkung<br />

52


• Weiterarbeit an Entspannungsübungen<br />

• Beginn der Reintegration in die Herkunftsschule<br />

3. Phase: Phase der Selbständigkeit<br />

• Fortsetzung der Integration, Beginn der Ablösung von der Schulwerksattt<br />

• Generalisierte Identifikation des Schülers mit dem Pädagogen<br />

• Übernahme, Internalisierung von Werten und Normen<br />

• Weitere Selbstbeobachtungen, Selbstverstärkungen<br />

• Systematische Reduzierung schulischer Leistungsdefizite<br />

• Phasen offenen Unterrichts, Projekte<br />

• Verhaltens- und Lernziele werden selbständig definiert<br />

4. Phase: Phase der Bewährung<br />

• Partnerschaftliches Verhältnis zwischen Pädagogen und Schülern<br />

• Ausblendung der pädagogisch-therapeutischen Interventionen<br />

• Ablösung, Vorbereitung eines Wechsels<br />

• Nachbetreuung, Intervention bei Krisen<br />

II. Ausgangslage und Status quo<br />

Zwischen den Phasen bestehen fließende Übergänge und - nach individuellen Bedingungen-<br />

sind Rückgriffe und Vorgriffe auf einzelne Phasen möglich!!<br />

1.3.3 Aufnahme in die <strong>Schulwerkstatt</strong><br />

Der Eintritt in die <strong>Schulwerkstatt</strong> ist gekennzeichnet durch eine hohe Durchlässigkeit und<br />

einen niedrigen bürokratischen Aufwand. Die Hilfegestaltung entspricht somit den rechtlichen<br />

Möglichkeiten und Anliegen und kann das gesamte Spektrum der schulischen und erzieherischen<br />

Hilfen nutzen. Durch die multiprofessionelle Zusammenarbeit im Mitarbeiterteam und<br />

im gesamten Vorhaben werden Schwierigkeiten aufgrund räumlicher, regionaler und institutioneller<br />

Trennung überwunden und niederschwellig gestaltet. Dementsprechend reichen für<br />

die Aufnahme nur die folgend aufgeführten, für die Weiterarbeit unbedingt er<strong>for</strong>derlichen Zugangsvoraussetzungen<br />

aus:<br />

Auf Initiative der Schüler, deren Eltern, des Jugendamtes oder der Herkunftsschule kann ein<br />

Schüler in die <strong>Schulwerkstatt</strong> aufgenommen werden. In einem persönlichen Gespräch des Jugendlichen<br />

mit einem Mitarbeitenden der <strong>Schulwerkstatt</strong> werden die Hintergründe besprochen.<br />

Zu einem geeigneten Zeitpunkt soll dann, nach Möglichkeit in Form eines Hilfeplangespräches,<br />

das weitere Vorgehen im betreffenden Falle erörtert werden. Dieses Gespräch erfolgt<br />

in der <strong>Schulwerkstatt</strong> und bietet die Möglichkeit, die aversionsrelevanten Probleme in<br />

einem multiprofessionellen Kreis anzusprechen oder zu klären. An diesem Gespräch sind<br />

möglichst alle involvierten Personen zu beteiligen und anzuhören.<br />

Der individuelle pädagogische, sonderpädagogische und sozialpädagogische Förderbedarf des<br />

Schülers wird auf der Grundlage der psychosozialen Diagnose ermittelt und ein individueller<br />

Förderplan aufgestellt.<br />

Für die Aufnahme ist das Einverständnis des Schülers unbedingt er<strong>for</strong>derlich.<br />

53


II. Ausgangslage und Status quo<br />

Dies ist eine niedrigschwellige Instanz im Rahmen der Erziehungshilfen für Schüler, bei denen<br />

bisher alle Bemühungen der Integration und Beschulung im primären Schulsystem nicht<br />

zum Ziele führten. Für die Aufnahme sollen durch die Herkunftsschule die unterschiedlichen<br />

Aktivitäten nachgewiesen werden, die bisher für eine Problemlösung unternommen wurden.<br />

Die Aufnahme ist jederzeit möglich. Schwerpunkt sollte aber jeweils der Beginn des neuen<br />

Schul- bzw. Halbjahres sein.<br />

Schritte:<br />

1. Meldungen des Klassenleiters an Schulleiter in Absprache mit Schüler und Eltern<br />

2. Meldungen des Schulleiters einen Schulrat (Beilage Schulberichte)<br />

3. Meldung Schulrat an Förderausschuss<br />

4. Auf<strong>for</strong>derung an Schulleiter der Busch-Schule zwecks Diagnostik<br />

5. Diagnostik wird durchgeführt vom Schulleiter<br />

6. Diagnostikunterlagen an den Förderausschuss<br />

7. Feststellung über Förderbedarf durch Förderausschuss<br />

8. In<strong>for</strong>mation der Eltern und Einholen der Genehmigung der Eltern<br />

9. In<strong>for</strong>mation der <strong>Schulwerkstatt</strong><br />

In<strong>for</strong>mation der der Heimatschule<br />

10. Übernahmeprocedere<br />

1.3.4 Beendigung des Aufenthaltes in der <strong>Schulwerkstatt</strong><br />

Aussagen zur angedachten Rückkehr in die Herkunftsschule sind im individuellen Förderplan<br />

zu machen. Die Rückkehr in die Herkunftsschule soll jederzeit möglich und immer im Blick<br />

dieser Erziehungshilfe sein. In vorbereitende Gespräche sollte der zukünftige Klassenlehrer<br />

einbezogen werden. Dabei soll eine Einigung über das Tempo der Reintegration erfolgen. Die<br />

Betreuung des Schülers endet nicht mit der Reintegration in der Herkunftsschule bzw. dem<br />

Schulabschluss. Über einen vereinbarten Zeitraum besteht für den Schüler eine Rückbindungsmöglichkeit<br />

an die <strong>Schulwerkstatt</strong>. In Zusammenarbeit mit seinen Lehrern soll eine Festigung<br />

der neu erworbenen Verhaltensmuster erreicht und ein Rückfall in alte Verhaltensweisen<br />

verhindert werden.<br />

Schüler, die einen Abschluss in der <strong>Schulwerkstatt</strong> erworben haben, werden bei der Suche<br />

nach einem Ausbildungsplatz unterstützt. Den Schülern und der Herkunftsschule bzw. Ausbildungsstätte<br />

wird eine Wahrung der Kontakte angeboten, um bei Krisen unmittelbar intervenieren<br />

zu können. Die in diesem Hilfeprozess gewachsene Beziehung zu den <strong>Schulwerkstatt</strong>mitarbeitenden<br />

ist dabei von besonderer Bedeutung.<br />

54


II. Ausgangslage und Status quo<br />

Schüler, die eine Rückführung in die Herkunftsschule ablehnen bzw. bei denen eine Integration<br />

in eine andere Schule oder Schul<strong>for</strong>m nicht möglich ist, können in der <strong>Schulwerkstatt</strong> zum<br />

Schulabschluss geführt werden.<br />

Die zwangsweise Beendigung des Aufenthaltes in der <strong>Schulwerkstatt</strong> als Folge von Regel-<br />

bzw. Vereinbarungsübertretungen steht den Mitarbeitenden als Sanktionsmittel nicht zur Verfügung.<br />

In Fällen der totalen Ablehnung der <strong>Schulwerkstatt</strong> und der dauerhaften Nichtteilnahme<br />

an den Veranstaltungen/Unterricht, ist eine Klärung herbeizuführen. Das Ausscheiden des<br />

Schülers kann jedoch mit seinem Einverständnis erfolgen. Es bleibt jedoch immer eine Einzelfallentscheidung,<br />

die vom gesamten Mitarbeiterteam mitgetragen werden und sozialpädagogische<br />

eine Entsprechung im Prozess der Erziehungshilfe finden muss.<br />

1.3.5 Prävention<br />

Prävention ist ein Begriff, der sehr viel umfassender zu verstehen ist als es mit der einfachen<br />

Umschreibung ‚vorbeugend’ möglich ist. Prävention beschreibt eine Fülle von Maßnahmen,<br />

die darauf ausgerichtet sind, Ungewolltes zu verhüten oder dessen Verlauf zu verlangsamen<br />

bzw. die Situation zu verbessern. Es wird dabei unterteilt in<br />

• primäre Prävention, die darauf gerichtet ist, Balancen zu erhalten und Eskalationen<br />

zu verhindern,<br />

• sekundäre Prävention, bei der Konflikte und Eskalationspotentiale frühzeitig erkannt<br />

und bearbeitet werden und die<br />

• tertiäre Prävention, mit vielfältigen, eine Rehabilitation ermöglichenden Maßnahmen.<br />

Die <strong>Schulwerkstatt</strong> ist ein Angebot für Schüler bei denen ein Bedarf nach Hilfen zur Erziehung<br />

nach 27ff SGB VIII bestand, besteht oder bestehen könnte. Daher fasst Prävention im<br />

Bereich der <strong>Schulwerkstatt</strong> alle Anstrengungen zusammen, die darauf gerichtet sind, Notlagen<br />

von Schülern zu prognostizieren, zu erkennen und durch die Entwicklung und Umsetzung von<br />

geeigneten Strategien, diese und daraus resultierende Folgen zu verhindern. Prävention erstreckt<br />

sich hier auf die Situationen einzelner Schüler (individuelle Prävention), als auch auf<br />

das gesamte gesellschaftliche Umfeld (z.B. Elternhaus, Schule) bzw. auf dessen Anteile beim<br />

Zustandekommen von Konflikten (strukturelle Prävention).<br />

So geht es zunächst darum, zwischen Schülern, Sozialarbeitern und Lehrern einen transparenten<br />

Kontakt herzustellen, aus dem sich überwiegend von selbst eine Inanspruchnahme ergibt.<br />

Darüber hinaus geht es darum, betreffenden Schülern direkt und unkompliziert geeignete Hilfen<br />

anzubieten um bestehende Konflikte, Ängste und Krisen durchzustehen, und daraus prognostizierbare<br />

Verhaltensmuster und Benachteiligungen zu vermeiden. Das er<strong>for</strong>dert die Beschäftigung<br />

mit dem einzelnen Schüler und die Einbeziehung der Eltern, Lehrer und Mitschüler<br />

und der sonstigen Gegebenheiten im Bereich der Schule, der Familie und des Gemeinwesens.<br />

55


II. Ausgangslage und Status quo<br />

1.3.6 Qualitätsstandards der Methodischen Sozialen Arbeit für Leistungen im<br />

Bereich Erziehungshilfen<br />

Struktur-Qualität Prozess-Qualität Ergebnis-Qualität<br />

Bezieht sich auf die Voraus- bezieht sich auf die Durchfüh- bezieht sich auf den Klienten<br />

setzungenrung<br />

• niederschwellige Zugang • gezielter und sich ergän- • erfolgreiche Bewältigung<br />

• Freiwilligkeit<br />

zender Einsatz der Fach- von Krisensituationen<br />

• motivierte Mitarbeiter mit kräfte<br />

durch Klienten<br />

unterschiedlichen, sich er- • individuelles, auf und mit • subjektive Zufriedenheit<br />

gänzendenQualifikatio- dem Klienten abgestimm- des Klienten mit dem Ernentes<br />

Vorgehen<br />

reichten<br />

• Sicherung der Kontinuität • Erstellen und Fortschrei- • Stärkung der individuellen,<br />

der Hilfeleistung durch ben von individuellen Be- familiären und sozialen<br />

festangestellte Mitarbeiter ratungs- und Therapiekon- Kompetenzen und Pro-<br />

• interdisziplinäre Teamarzeptenblemlösungsfähigkeitenbeit • frühestmöglicher Beginn • Reflexion der Fallarbeit<br />

• Kapazität und Flexibilität der Hilfe nach Bekannt- und der Konsequenzen<br />

für Kriseninterventionen werden des Hilfebedarfes • ambulante ganzheitliche<br />

• absolute Vertraulichkeit • Hilfeleistung nur so lange Hilfe vor Ort auch bei<br />

• Beratungs- und Therapiekonzepte<br />

für die Arbeit<br />

wie nötig (keine „Dauerpatienten“)<br />

schwerwiegenden Problemlagen<br />

mit Einzelnen, Gruppen • prozessorientierte Arbeit • Aufbau neuer Kommuni-<br />

und Familien<br />

• ressourcenorientierte Arkations-möglichkeiten und<br />

• Sicherstellung des gezielten<br />

Fachkräfteeinsatzes •<br />

beit<br />

Orientierung der Arbeit<br />

innerfamiliärer Beziehungsstrukturen<br />

• regelmäßige Fortbildung<br />

und Supervision •<br />

am christlichen Weltbild<br />

Zieltransparenz bzw. pro-<br />

• Verbesserung der Erziehungsmöglichkeiten<br />

• gemeinwesen- und lebenszesshafte, transparente<br />

weltorientierteArbeits- Zielkonkretisierung nach<br />

prinzipien<br />

dem Grundsatz „Hilfe zur<br />

• Vernetzung mit anderen Selbsthilfe“<br />

Fachdiensten<br />

• Förderung „sozialer Netz-<br />

• räumliche und technische, werke“ der Familien<br />

auf die jeweilige Arbeit • Wahrnehmung und me-<br />

zugeschnittene Ausstatthodische Einbeziehung<br />

tung<br />

unterschiedlicher Perspektiven<br />

(von Familienmitgliedern)<br />

• reflektiver Umgang der<br />

Ambivalenz von Hilfe und<br />

Kontrolle<br />

1.3.7 Elternarbeit<br />

Die Eltern bzw. Personensorgeberechtigten sind die wichtigsten Partner bei allen Formen der<br />

Erziehungshilfen. Sie sind somit auch als wichtige Bezugspersonen der Schüler in die Arbeit<br />

mit einzubeziehen. Das elterliche Engagement ist für die Entwicklung eines positiven Lern-<br />

56


II. Ausgangslage und Status quo<br />

und Sozialverhaltens eine wesentliche Unterstützung für den Erfolg. Umgekehrt kann ein<br />

Mangel an elterlichem Engagement mit dissozialem Verhalten korrelieren. Erfolgreiche Elternbeteiligung<br />

bedeutet die Verantwortung für die Entwicklung sozialer Fähigkeiten und<br />

Verhaltensweisen gemeinsam zu übernehmen. Deshalb werden regelmäßige Kontakte zu den<br />

Eltern, der laufende Austausch von In<strong>for</strong>mationen und die Einbeziehung der Eltern ein wesentlicher<br />

Schwerpunkt sein.<br />

1.3.8 Arbeit im Gemeinwesen<br />

Neben der Arbeit mit dem Einzelnen und der Arbeit in Gruppen ist die Arbeit im Gemeinwesen<br />

die dritte wesentliche Methode der Sozialarbeit, die bei der Arbeit der <strong>Schulwerkstatt</strong> für<br />

die Entwicklung der Jugendlichen aktiv genutzt wird. Dabei geht es um den wechselseitigen<br />

Nutzen. Die Jugendlichen sollen an die bestehenden Angebote im Gemeinwesen herangeführt<br />

werden. Gleichzeitig sollen aber die Betätigungsmöglichkeiten aktiv in den Lernalltag mit<br />

einbezogen werden und Raum bieten für das Ausprobieren und das Einbringen eigener Fähigkeiten<br />

und Begabungen (z.B. Unterstützung und Vorbereitung von Veranstaltungen im Stadtteil,<br />

Ableistung von Praktika etc.). So entstehen auf lange Sicht eine Vernetzung von Aktivitäten<br />

und eine Akzeptanz der Jugendlichen im Stadtteil.<br />

1.4 Rechtliche Rahmenbedingungen<br />

Ausgehend vom Artikel 3 Absatz 3 des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland, des<br />

Kinder- und Jugendhilfegesetzes, des Kinder- und Jugendförderungsgesetzes Mecklenburg-<br />

Vorpommern und des Schulgesetzes Mecklenburg-Vorpommern sind die Bereiche Jugendhilfe<br />

und Schule verpflichtet, Kindern und Jugendlichen mit Beeinträchtigungen im Bereich der<br />

emotionalen und sozialen Entwicklung umfassende Unterstützungs- und Eingliederungsmaßnahmen<br />

anzubieten und diese weiterzuentwickeln. Insbesondere betrifft dies die Hilfen zur<br />

Erziehung entsprechend § 27 ff SGB VIII.<br />

Bestehende Rechtsgrundlagen, die Jugendhilfe in diesem Zusammenhang mit Schuleinrichtungen<br />

zu einer Zusammenarbeit verpflichten, um die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen<br />

zu ermöglichen und zu sichern, sind u. a. folgende:<br />

Verpflichtung zur Zusammenarbeit:<br />

- §§ 1, 11, 13, 81 SGB VIII<br />

- §§ 40, 59, 34 Abs.1 Satz 3, § 60 Abs.6 Schulgesetz des Landes Mecklenburg-Vorpommern<br />

Schulbezogene Jugendarbeit<br />

- § 11 Abs. 3 Nr. 3 SGB VIII sowie §§ 2 und 5 KJfG M-V<br />

Schulbezogene Jugendsozialarbeit<br />

- § 13 SGB VIII sowie § 3 KJfG M-V<br />

Sicherung und Verbesserung von Entwicklungsbedingungen jungen Menschen<br />

- § 1 Abs. 3 Satz 4 SGB VIII<br />

- §§ 82 Abs. 1 und 85 Abs. 2 Nr. 4 SGB VIII<br />

- § 40 Abs.1 Schulgesetz M-V<br />

57


II. Ausgangslage und Status quo<br />

Förderung sozial benachteiligter und/oder individuell beeinträchtigter Schülerinnen und Schüler<br />

- § 13 Abs.1 SGB VIII<br />

- § 35a Abs.1 SGB VIII<br />

- § 34 Abs.1 und 3 Schulgesetz M-V<br />

- §§ 34-37 SaföVO (Sonderpädagogische Förderverordnung)<br />

Unterstützung der Sorgeberechtigten<br />

- § 27 KJHG<br />

- §§ 34 Abs.1, 59, § 100 Abs.2 Schulgesetz M-V<br />

1.5 Materielle Bedingungen<br />

Entsprechend den verschiedenen Aufgaben der sozialpädagogischen, schulischen und handwerklichen<br />

Fachkräfte sind geeignete Materialien zu deren Umsetzung vorzuhalten (Werkzeuge,<br />

Werk- und Bastelmaterial, Verbrauchsmaterialien, unterrichtliche Lehr- und Lernmittel,<br />

Projektor, Musikanlage, TV, Videogerät, PC etc.)<br />

Neben den üblichen Lehr- und Lernmitteln müssen spezifische Unterrichts- Förder- und gegebenenfalls<br />

therapeutisch nutzbare Materialien zum Einsatz kommen, z.B. Materialien, die sich<br />

auf die primären Verhaltens- und Lernstörungen ausrichten. Die präventiven oder reduktiven<br />

Auswirkungen im Hinblick auf psychoreaktive Folgestörungen und systemische Veränderungen<br />

haben (z.B. reizstrukturiertes und halbprogrammiertes Lernmaterial in Form einzelner Arbeitsblätter,<br />

programmierter Unterrichtshefte und -bücher für Rechnen, Rechtschreibförderung<br />

u.a.)<br />

• Materialien zum Wahrnehmungstraining, Materialien zum Training von Strategie-<br />

Bildungen, Algorithmenkarten, Computerdisketten etc.<br />

• Materialien für den sekundären Einsatzbereich, die sich auf die Wechselwirkung zwischen<br />

Lern- und Verhaltensstörung beziehen (z.B. kooperative Lernspiele, Rollenspiele, Regelspiele<br />

etc.)<br />

• Materialien für den tertiären Einsatzbereich bei systemischen Interventionen<br />

(z.B. Training mit sozial unsicheren Kinder, Training mit aggressiven Kindern, Angst-<br />

und Aggressionstherapie, Elterntraining)<br />

1.6 Hilfeplanverfahren<br />

1.6.1 Vorüberlegungen<br />

Gut zehn Jahre nach Verabschiedung des KJHG haben sich trotz aller anfänglichen Bedenken<br />

Hilfeplanprozesse als die zentralen Orte der Entwicklung, Begründung und Vereinbarung von<br />

Hilfeleistungen gem. § 27 ff. KJHG durchgesetzt. Wer eine Hilfe zur Erziehung will, egal ob<br />

Eltern, Kinder oder Fachleute in Jugendämtern und Einrichtungen, der kommt an mindestens<br />

einem, meist aber mehreren Hilfeplangesprächen nicht vorbei. Dabei geht es mindestens um<br />

dreierlei:<br />

58<br />

1. Ausgehend von einer fundierten Diagnose sollen „geeignete und notwendige“ (§ 27<br />

Abs. 1 KJHG) Maßnahmen einer notwendigen „Hilfe zur Erziehung“ möglichst präzise<br />

und verbindlich herausgearbeitet werden;


II. Ausgangslage und Status quo<br />

2. dabei muss deutlich werden, dass diese unter aktiver Beteiligung von Kindern und Eltern<br />

einvernehmlich entwickelt wurden,<br />

3. und nicht zuletzt sind verbindliche Leistungsvereinbarungen zwischen den Kostenträgern,<br />

also i.d.R. dem örtlich zuständigen Jugendamt, und den durchführenden Diensten<br />

und Einrichtungen zu dokumentieren.<br />

Für alle einzelfallbezogenen Leistungen der „Hilfen zur Erziehung“ ist die Hilfeplanung also<br />

der zentrale Arbeitsprozess, sowohl für die Prüfung und Klärung von Leistungsansprüchen als<br />

auch für die Vereinbarung ihrer konkreten Ausgestaltung und Finanzierung.<br />

Unter der Überschrift „Mitwirkung, Hilfeplan“ werden im § 36 des Kinder- und Jugendhilfegesetz<br />

(KJHG) die gesetzlichen An<strong>for</strong>derungen an ein Verfahren zur Prüfung, Konkretisierung<br />

und Vereinbarung sozialrechtlicher Leistungsansprüche bestimmt. Da bei den komplexen<br />

Vorgänge der Erziehung und Förderung junger Menschen nicht für jeden denkbaren Einzelfall<br />

die Anspruchsvoraussetzungen und die daraus jeweils folgenden Leistungen im Gesetz<br />

konkret geregelt werden können, hat der Gesetzgeber mit dem § 36 KJHG ‚nur‘ das Verfahren<br />

der Prüfung und Entscheidungsfindung geregelt, nach dem Grundsatz: das richtige Verfahren<br />

führt zum richtigen Ergebnis.<br />

Für alle einzelfallbezogenen Leistungen der „Hilfen zur Erziehung“ ist die Hilfeplanung also<br />

der zentrale Arbeitsprozess der Prüfung von Leistungsansprüchen sowie der Vereinbarung ihrer<br />

konkreten Ausgestaltung. Dabei sollen die drei zentralen Aufgaben der (1.) fachlichen<br />

Diagnose und Interventionsplanung, (2.) Aufklärung und Mitwirkung von Eltern und Kindern<br />

sowie (3) Vereinbarung verbindlicher Leistungen zwischen Kostenträger und Leistungserbringer<br />

zugleich bearbeitet werden.<br />

Die fachliche Qualität dieses Beratungs-, und Planungsprozesses soll durch die in § 36 KJHG<br />

festgelegten Verfahrensan<strong>for</strong>derungen sichergestellt werden; zentrale Elemente des Verfahrens<br />

sind:<br />

• die Mitwirkung von Personensorgeberechtigten und Kindern bzw. Jugendlichen, davon<br />

ausgehend, dass nur gemeinsam vereinbarte Aufträge Aussicht auf Erfolg bieten,<br />

• die Beratung und Entscheidungsfindung im Zusammenwirken mehrerer Fachkräfte,<br />

• die schriftliche Dokumentation der wesentlichen Voraussetzungen und Ergebnisse dieses<br />

Aushandlungsprozesses im Hilfeplan sowie<br />

• die Kontinuität und Prozessorientierung der Hilfeplanung durch regelmäßige Überprüfung<br />

und Fortschreibung.<br />

Aber trotz aller Bedeutung der fachlichen Einschätzungen und partizipativen Verständigung<br />

ist die Hilfeplanung im Kern ein administratives Verfahren zur Prüfung und Konkretisierung<br />

sozialrechtlicher Leistungsansprüche. Daher liegt die Federführung für die Prozessgestaltung<br />

ebenso wie Entscheidungskompetenz über berechtigte Ansprüche beim zuständigen öffentlichen<br />

Träger der Jugendhilfe, also meist dem örtlichen Jugendamt, und folgt dem Grundsatz:<br />

Wer gewährleisten muss, der muss auch entscheiden können. Die fachliche Diagnosen, von<br />

Sozialpädagogen oder Lehren ebenso wie von Medizinern oder Psychotherapeuten und die<br />

Wünsche und Vorstellungen von Kindern und Eltern sind zwar eine wichtige Grundlage für<br />

die Entscheidung, welche Hilfeleistung als „geeignet und notwendig“ anzusehen ist, die Gesamtbeurteilung<br />

aber bleibt der zuständigen Fachkraft des Jugendamtes vorbehalten.<br />

Mit dem vorliegenden Gutachten beschreibt das Institut für Sozial<strong>for</strong>schung, In<strong>for</strong>matik und<br />

Soziale Arbeit - ISIS Berlin e.V. Grundzüge eines möglichen Vorgehens zur Umsetzung des<br />

59


II. Ausgangslage und Status quo<br />

Hilfeplanverfahrens im Projekt <strong>Schulwerkstatt</strong> „fit <strong>for</strong> life“ des Caritasverbands Mecklenburg<br />

e.V. in Schwerin.<br />

Es soll als Diskussionsgrundlage zur weiteren Ausgestaltung der Kooperation zwischen den<br />

beteiligten Trägern im Projekt <strong>Schulwerkstatt</strong> „fit <strong>for</strong> life“ dienen und ein einfaches sowie<br />

praktikables Verfahren ermöglichen, das fachlichen Standards entspricht: Jugendamt, Schulamt,<br />

Jugendhilfeträger.<br />

60


1.6.2 Schematische Übersicht über das Hilfeplanverfahren<br />

1.6.3 Entwicklung und Vereinbarung einer Rahmenkonzeption<br />

Die Rahmenkonzeption muss sich orientieren<br />

II. Ausgangslage und Status quo<br />

• am Recht der Leistungsberechtigten zwischen verschiedenen Einrichtungen und<br />

Diensten der Jugendhilfe zu wählen und Wünsche hinsichtlich der Gestaltung der Hilfe<br />

zu äußern (§§ 5,8,9,36 KJHG)<br />

• an der zentralen Verantwortung der sozialen Dienste des Jugendamtes für die Gewährleistung<br />

“geeigneter und notwendiger” Hilfen zur Erziehung im Einzelfall (§§ 79,80<br />

KJHG)<br />

• dem Recht der Träger der freien Jugendhilfe auf Betätigung und Förderung, sofern sie<br />

die fachlichen Voraussetzungen erfüllen, eine Gewähr für eine zweckentsprechende<br />

und wirtschaftliche Mittelverwendung bieten hierzu (§ 74 Abs.1 KJHG) sowie ihre<br />

Angebote und Einrichtungen nach Maßgabe der gemeinsamen Jugendhilfeplanung gestalten<br />

(g 74 Abs. 2 KJHG), auch soll der öffentliche Träger, von eigenen Angeboten<br />

61


II. Ausgangslage und Status quo<br />

absehen, wenn Träger der freien Jugendhilfe diese rechtzeitig und ausreichend anbieten<br />

und schaffen können<br />

• der Verpflichtung der öffentlichen und freien Träger der Jugendhilfe zum Wohle junger<br />

Menschen und ihrer Familien partnerschaftlich zusammenzuarbeiten (§ 4 Abs. 1<br />

KJHG).<br />

Als Eckpunkte für eine solche Rahmenvereinbarung zur Beteiligung und Einbeziehung der<br />

Träger der freien Jugendhilfe in den Prozess der Hilfeplanung sind aus der Sicht des öffentlichen<br />

Trägers:<br />

• Beurteilungs- und fallrelevant sind die Träger der freien Jugendhilfe immer dann,<br />

wenn sie aktuell und faktisch an der Leistungserbringung beteiligt sind, für eine solche<br />

in Frage kommen und angesprochen wurden, im jeweiligen Einzelfall eine Leistung<br />

unmittelbar erbracht haben oder von Betroffenen im Sinne des Wunsch- und Wahlrechts<br />

benannt worden sind bzw. dort bereits ein Beratungsprozess außerhalb der Hilfe<br />

zur Erziehung stattfindet.<br />

• In den genannten Fällen sollen die Träger der freien Jugendhilfe rechtzeitig und umfangreich<br />

in den weiteren Entscheidungsprozeß einbezogen werden und im Sinne einer<br />

partnerschaftlichen und betroffenenorientierten zusammenarbeiten.<br />

• Ort der Zusammenarbeit und des Zusammenwirkens im Sinne einer gemeinsamen<br />

Schnittstelle ist die Hilfeplanerstellung, also die Phase im Prozess der Hilfeplanung, in<br />

der Jugendamt, freie Träger und Betroffene zusammenkommen, zur Aushandlung der<br />

unterschiedlichen Aspekte der Hilfegewährung. Die Fallkonferenzen der Sozialen<br />

Dienste des Jugendamtes stellen darüber ein internes Instrument des Jugendamtes zum<br />

Fach- und Maßnahmencontrolling dar. Entsprechende Gremien sollten, sofern noch<br />

nicht vorhanden, auch bei den Trägern der freien Jugendhilfe geschaffen werden.<br />

• Die Hilfeplankonferenz ist von der fachverantwortlichen Fachkraft des Jugendamtes<br />

zu initiieren und zu koordinierten, im Sinne der o.a. Merkmale. Die Beteiligten bringen<br />

jeweils aus ihrer fachlichen Rolle, Kompetenz und Selbstverständnis Aspekte zum<br />

Fallgeschehen ein. Die beteiligten Träger der freien Jugendhilfe können nicht zwingend<br />

einen Anspruch darauf erheben, die entsprechende Maßnahme durchzuführen.<br />

Relevant sind hierfür die erarbeiteten Kriterien des Einzelfalles.<br />

• Er<strong>for</strong>derlich ist die Erstellung von Leistungsbeschreibungen für die Angebote im Bereich<br />

der Hilfen zur Erziehung der öffentlichen und freien Jugendhilfe. Sie soll der internen<br />

In<strong>for</strong>mations- und Entscheidungspraxis dienen, Kostentransparenz und Beteiligung<br />

gewährleisten.<br />

1.6.4 Umsetzung des Hilfeplanverfahrens<br />

1.6.4.1 Gesetzliche Grundlagen<br />

Die Hilfen des KJHG sind Leistungsangebote für Familien, falls eine dem Wohl des jungen<br />

Menschen entsprechende Erziehung nicht gewährleistet ist und eine Jugendhilfeleistung als<br />

geeignetes Mittel erscheint, das Kind oder den Jugendlichen in seiner Entwicklung zu unterstützen.<br />

Der Leistungsanspruch auf<br />

- Hilfe zur Erziehung (§ 27 KJHG),<br />

- Eingliederungshilfe für seelisch behinderte Kinder- und Jugendliche (§ 35a KJHG) und<br />

- Hilfe für junge Volljährige (§ 41 KJHG)<br />

62


II. Ausgangslage und Status quo<br />

gehört zu den Dienstleistungen im Sinne des § 11 SGB I. Leistungen nach §§ 27, 35a, 41<br />

KJHG sind individuelle Hilfen. Das heißt, der individuelle Bedarf ist der Maßstab für die jeweilige<br />

Leistung.<br />

Nach § 9 SGB X ist das Verwaltungsverfahren einfach und zweckmäßig durchzuführen. Die<br />

Verantwortung für den vom Gesetzgeber vorgeschriebenen Hilfeplan (§ 36 KJHG) liegt ausschließlich<br />

beim zuständigen Jugendamt.<br />

Der Hilfeplan gemäß § 36 SGB VIII trägt zur Qualifizierung des Hilfeprozesses bei. Er ist die<br />

Grundlage eines zeit- und zielgerichteten pädagogischen Prozesses. Der Hilfeplan dient als<br />

Instrument der Selbstkontrolle (zum Beispiel Fachkonferenz in Teamarbeit, Dokumentation<br />

„Nachvollziehbarkeit“) für das verantwortliche Jugendamt und als Koordinierungsinstrument<br />

zwischen Jugendamt, dem Leistungserbringer und den Leistungsberechtigten.<br />

1.6.4.2 Der Rechtscharakter des Hilfeplans<br />

Der Hilfeplan gemäß § 36 KJHG ist die an den Leistungsbescheid gekoppelte inhaltliche Ausgestaltung<br />

des begünstigenden Verwaltungsaktes. Der Hilfeplan legt Einzelheiten fest, die die<br />

Durchführung einer Hilfe betreffen.<br />

Von der rechtlichen Qualität ist der Hilfeplan eine Nebenbestimmung zum Verwaltungsakt (§<br />

32 SGB X). Nebenbestimmungen dienen allgemein dazu sicherzustellen, dass der angestrebte<br />

Zweck der gesetzlichen Norm aus Sicht der Behörde optimal verwirklicht wird. Im Hilfeplan<br />

sind gemäß § 35 I Satz 2 und 3 SGB X die wesentlichen tatsächlichen und rechtlichen Gründe<br />

mitzuteilen, die die Behörde zu einer Entscheidung bewogen haben. Bei Ermessensentscheidungen<br />

muss die Begründung auch die Gesichtspunkte erkennen lassen, von denen bei der<br />

Ausübung des Ermessens ausgegangen worden ist. Der Hilfeplan beschreibt den Bedarf, die<br />

Hilfeart und die Leistung der Jugendhilfe. Es besteht ein Rechtsanspruch des Leistungsberechtigten<br />

auf Bearbeitung eines Antrags auf Hilfe zur Erziehung.<br />

1.6.4.3 Anwendungsbereich<br />

Das Hilfeplanverfahren dient der Bearbeitung und Entscheidung über die Gewährung von:<br />

- Hilfen zur Erziehung nach § 27 KJHG,<br />

- Eingliederungshilfe für seelisch behinderte Kinder und Jugendliche nach § 35a KJHG,<br />

- Hilfe für junge Volljährige nach § 41 KJHGI.<br />

Die Hilfen werden im Rahmen der Hilfearten nach §§ 27-35 und § 35a, Absatz 1, Satz 2, geleistet.<br />

1.6.4.4 Grundsätze<br />

Hilfeplanung ist ein Prozess zur Entwicklung von notwendigen und geeigneten Hilfen zur Erziehung,<br />

Hilfen für junge Volljährige und Eingliederungshilfen für seelisch behinderte Kinder<br />

und Jugendliche. In jedem Einzelfall ist eine individuelle Gestaltung notwendig, die sich aus<br />

der Zusammenarbeit der am Prozess Beteiligten ergibt.<br />

63


II. Ausgangslage und Status quo<br />

Bei den Formularen zur Hilfeplanung wurde bewusst auf genauere Vorgaben zur Protokollierung<br />

verzichtet, um diesem Anspruch auf individuelle Gestaltung des Einzelfalles Rechnung<br />

zu tragen. ISIS Berlin e.V. hält darüber hinaus folgende Grundsätze in der Hilfeplanung jedoch<br />

für unabdingbar:<br />

• Um sprachliche Klarheit zu gewährleisten, sind Begriffe im Zusammenhang mit der Hilfeplanung<br />

einheitlich zu verwenden. Die Formulare wurden danach gestaltet und bearbeitet.<br />

• Die Betroffenen sind zu beteiligen. Vordergründige Aufgabe des zuständigen Mitarbeiters<br />

sehen wir nicht darin, In<strong>for</strong>mationen über Betroffene zusammenzutragen, sondern alle Beteiligten<br />

aufzu<strong>for</strong>dern, aktiv die Hilfeplanung mit zu gestalten. Dazu gehört zum Beispiel<br />

Mitarbeit der Betroffenen bei der Erstellung von Berichten und die Motivation zur Zusammenarbeit.<br />

Hier liegt unseres Erachtens der Arbeitsschwerpunkt in der Kooperation zwischen<br />

Jugendhilfe und Schule in der <strong>Schulwerkstatt</strong> „fit <strong>for</strong> life“. Auf vorhandene Strukturen<br />

(z.B. Förderausschuss) ist dabei zurückzugreifen.<br />

• In Verbindung damit ist es er<strong>for</strong>derlich, die Beschreibung der Situation sowie deren fachliche<br />

Einschätzung klar zu trennen. Der Grundsatz lautet: Mehr beschreiben und weniger<br />

werten.<br />

• Die Transparenz in der Hilfeplanung hat hohe Priorität. Dies bedeutet nicht, dass In<strong>for</strong>mationen<br />

über die Hilfeplanung möglichst weit gestreut werden. Wichtiger Grundsatz ist,<br />

dass so wenig In<strong>for</strong>mationen wie möglich und so viele wie nötig weitergegeben werden.<br />

Ebenso muss erkennbar sein, wer welche In<strong>for</strong>mationen bzw. Unterlagen erhält. Zur Vereinfachung<br />

ist in den Formblättern der jeweilige Verteiler bereits mit aufgeführt. Um<br />

transparent mit den Betroffenen zu arbeiten, ist u. a. über das Wunsch- und Wahlrecht zu<br />

in<strong>for</strong>mieren, sind Hilfearten vorzustellen, muss der Verfahrensablauf deutlich gemacht<br />

werden, und über mögliche Kosten für die Betroffenen muss in<strong>for</strong>miert werden.<br />

• In der gemeinsamen Arbeit ist es wichtig, Ressourcen im Umfeld herauszuarbeiten. In Ergänzung<br />

zur Beteiligung der Betroffenen liegt hier der Arbeitsschwerpunkt für den zuständigen<br />

Mitarbeiter.<br />

• Hilfe zur Erziehung ist eine Gesamtleistung für die Familie und muss dementsprechend<br />

geplant werden. Die zukünftige Aktenführung ermöglicht hier eine Bündelung der Unterlagen.<br />

• Wesentlichster Bestandteil in der Hilfeplanung ist neben der Auswahl der geeigneten und<br />

notwendigen Hilfeart die Vereinbarung von Zielen. Nur wenn vereinbarte Ziele ausgewertet<br />

werden können, kann in der Hilfeplan<strong>for</strong>tschreibung die weitere Geeignetheit und Notwendigkeit<br />

der Hilfe deutlich werden.<br />

1.6.5 Ablauf und Verfahren<br />

Nachfolgend werden<br />

• ein schematischer Verfahrensablauf (Umsetzungsschritte) und<br />

• entsprechende Hilfsmittel (Arbeitshilfen)<br />

vorgestellt. Die schematische Auflistung gibt einen Überblick über den Prozess und den Verfahrensablauf.<br />

Die Abfolge der einzelnen Arbeitsschritte kann zeitlich variieren (zum Beispiel<br />

bei einer Eilunterbringung). Den einzelnen Schritten während des Verfahrens sind die entsprechend<br />

zu verwendenden Arbeitshilfen gegenübergestellt, um eine schnelle Zuordnung zu<br />

ermöglichen.<br />

64


II. Ausgangslage und Status quo<br />

ISIS Berlin e.V. möchte dazu ermutigen, die Formulare nicht als vorgegebene, zwangsweise<br />

auszufüllende Arbeitspapiere zu verstehen, sondern sie als Hilfsinstrumente für die Arbeit in<br />

der Hilfeplanung zu sehen. Sie dienen als Grobraster <strong>for</strong>meller Art für die Entwicklung und<br />

Umsetzung von Jugendhilfeleistungen. Ebenso ist die Vorgehensweise in der Beratung individuell<br />

zu gestalten.<br />

Wer wohin zu was eingeladen wird, wer zu welchem Zeitpunkt in was einbezogen wird und<br />

wer bei was welche Aufgaben übernimmt, sollte jeweils unter der Prämisse der sinnvollen<br />

Gestaltung eines Hilfeprozesses gesehen werden.<br />

Aufgabe des zuständigen Sozialarbeiters ist es, diesen Prozess (sonst in der Regel nach der<br />

Antragstellung der Personensorgeberechtigten) zu initiieren, zu begleiten, die vereinbarten<br />

Ziele gemeinsam mit den Beteiligten zu überprüfen und gegebenenfalls zu verändern.<br />

Schritte Hilfsmittel 3<br />

Beraten nach § 16 KJHG, sammeln und festhalten<br />

von In<strong>for</strong>mationen.<br />

Kindeswohlgefährdung. Keine Bereitschaft zu HzE.<br />

§§42, 43, 50 (3) KJHG<br />

Leistungsantrag entgegennehmen.<br />

Auf Hilfen nach §27, §35a oder §41 KJHG Zuständigkeit<br />

prüfen.<br />

Beraten im Zusammenwirken mehrerer Fachkräfte.<br />

Entscheiden über:<br />

• Notwendigkeit der beantragten Leistung.<br />

• Geeignete Hilfearten.<br />

Wenn keine HzE notwendig und geeignet:<br />

• ablehnenden Bescheid erlassen.<br />

Prüfen und genehmigen der Entscheidung der Fachkonferenz<br />

durch das Jugendamt.<br />

Wenn das Jugendamt nicht genehmigt:<br />

• erneute Fachkonferenz unter Beteiligung des Ju-<br />

gendamts<br />

Mitteilen der Ergebnisse der Fachkonferenz und abstimmen<br />

der Vorschläge mit den Leistungsberechtigten.<br />

Wird mit den Leistungsberechtigten keine Einigung<br />

erzielt findet<br />

a) eine erneute Fachkonferenz statt.<br />

b) bei Kindeswohlgefährdung<br />

• Karteikarten, Akten<br />

• (Genogramm)<br />

• Beschreibung der Situation (A)<br />

• Bisherige Hilfen (B)<br />

• Gewünschte Veränderungen (C)<br />

• Leistungsantrag (D)<br />

• Prüfung der örtlichen Zuständigkeit<br />

Einladung zur Fachkonferenz<br />

Arbeitshilfen für die Fachkonferenz:<br />

o (Genogramm)<br />

o Beschreibung der Situation (A)<br />

o Bisherige Hilfen (B)<br />

o Gewünschte Veränderungen (C)<br />

• Ergebnis der Fachkonferenz (E)<br />

• Ablehnungsbescheid<br />

• Ergebnis der Fachkonferenz (E)<br />

• Ergebnis des Mitteilungsgesprächs (F)<br />

� §§42, 43, 50 (3) KJHG<br />

In<strong>for</strong>mation des Anbieters (<strong>Schulwerkstatt</strong>)<br />

Wirtschaftliche Jugendhilfe vorab in<strong>for</strong>mieren • Leistungsantrag (D)<br />

• Daten<br />

• Daten für die Hilfedurchführung<br />

Erarbeiten des Hilfeplans mit Leistungsberechtigten<br />

und Leistungserbringern.<br />

• Hilfeplan (G 1. – 3.)<br />

Wirtschaftliche Jugendhilfe in<strong>for</strong>mieren • Daten (ergänzt)<br />

3 Die Großbuchstaben in Klammern beziehen sich auf die im Kapitel 1.6.7 zusammengestellten Hilfsmittel.<br />

65


II. Ausgangslage und Status quo<br />

• Kostenrelevante Vereinbarungen<br />

Bescheid erlassen durch Wirtschaftliche Jugendhilfe. • Bescheid<br />

Hilfeplan <strong>for</strong>tschreiben.<br />

• Hilfeplan<strong>for</strong>tschreibung<br />

Weiterführen/verändern/beenden und genehmigen. • gegebenenfalls Einstellungsbescheid<br />

1.6.6 Abgestimmtes und beschlossenes Verfahren für die <strong>Schulwerkstatt</strong><br />

Vorbemerkung<br />

Die <strong>Schulwerkstatt</strong> „fit <strong>for</strong> life“ ist eine Kooperation zwischen Schule und Jugendhilfe<br />

in Trägerschaft eines anerkannten Trägers der freien Jugendhilfe. Es handelt sich<br />

um eine Einrichtung entsprechend § 59 a Schulgesetz Mecklenburg-Vorpommern sowie<br />

entsprechend §§ 27 ff i.V. mit § 36 SGB VIII. Sie ist somit ein kooperatives Erziehungs-<br />

und Bildungsangebot im Einvernehmen mit dem örtlichen Träger der öffentlichen<br />

Jugendhilfe.<br />

Bei den Aufzunehmenden handelt es sich um junge Menschen, die durch Schulverweigerung,<br />

Schul- oder Unterrichtsabwesenheit auffällig geworden sind. Sie können<br />

durch die <strong>Schulwerkstatt</strong> „fit <strong>for</strong> life“ zeitweilig die Möglichkeit zur Wiedereingliederung<br />

in die Regelschule erhalten, wenn dieses Angebot die geeignete Hilfe darstellt.<br />

Die <strong>Schulwerkstatt</strong> „fit <strong>for</strong> life“ steht 24 Schweriner Schülerinnen und Schülern der<br />

Klassenstufen 5 bis 8 offen. Die Belegungs- und ggf. Warteliste wird beim örtlichen<br />

Träger der öffentlichen Jugendhilfe geführt.<br />

Die Aufnahme eines jungen Menschen bedarf der Zustimmung des örtlichen Trägers<br />

der öffentlichen Jugendhilfe sowie der zuständigen Schulaufsichtsbehörde. Voraussetzung<br />

für die Aufnahme ist, dass sowohl ein sonderpädagogischer Förderbedarf<br />

als auch ein sozialpädagogischer Bedarf festgestellt wurde.<br />

Hilfeplanverfahren<br />

Zur Sicherstellung der Mitwirkung des Staatlichen Schulamtes erhält das Jugendamt<br />

einen ständigen Sitz im Förderausschuss als beratendes Mitglied. Der Antrag auf<br />

Feststellung des sonderpädagogischen Förderbedarfs ist im Förderausschuss zu<br />

entscheiden. Wird festgestellt, dass der sonderpädagogischer Förderbedarf in der<br />

<strong>Schulwerkstatt</strong> „fit <strong>for</strong> life“ erfüllt werden kann, übernimmt das Jugendamt die Federführung<br />

im Rahmen des Hilfeplanverfahrens nach §§ 27 ff i.V. mit § 36 SGB VIII.<br />

1. Initiative<br />

Die Initiative bzw. Anfrage kann ausgehen von:<br />

- Personensorgeberechtigten<br />

- Jungen Menschen selbst<br />

- Schule / Schulamt<br />

- Jugendamt<br />

-<br />

- Anderen (helfende Institutionen)<br />

Voraussetzung für die Gewährung der Hilfe ist ein Antrag der Personensorgeberechtigten<br />

auf Hilfe zur Erziehung. Sollte im Einzelfall bereits eine Hilfe zur Erziehung ge-<br />

66


II. Ausgangslage und Status quo<br />

leistet werden ist zur Feststellung des sonderpädagogischen Förderbedarfs der Förderausschuss<br />

zu beteiligen.<br />

2. Prüfung<br />

Die individuelle Prüfung umfasst die Zusammenfassung der vorliegenden Erkenntnisse<br />

(Diagnosen, Krankengeschichte, bisherige Hilfepläne der Hilfen zur Erziehung,<br />

Förder- und Verlaufsberichte, sozialpädagogische Einschätzungen). Entsprechende<br />

Unterlagen werden dem Jugendamt zur Verfügung gestellt.<br />

3. Verfahren<br />

Nach Feststellung des sonderpädagogischen und sozialpädagogischen Hilfebedarfs<br />

wird unter Federführung des Jugendamtes ein Hilfeplangespräch geführt. An dem<br />

Gespräch nehmen teil:<br />

- Vertreterin des Jugendamtes im Förderausschuss<br />

- ggf. Personensorgeberechtigte und junger Mensch<br />

- Herkunftsschule<br />

- <strong>Schulwerkstatt</strong> „fit <strong>for</strong> life“<br />

- Kommunaler Sozialdienst (KSD)<br />

- ggf. weitere Fachpersonen<br />

Im Ergebnis des Gesprächs wird ein Hilfeplan aufgestellt.<br />

4. Bescheid<br />

Das Jugendamt erlässt den Bescheid über die zu gewährende Hilfe<br />

(Verwaltungsakt). Der festgelegte Hilfeplan wird dem Förderausschuss und der<br />

<strong>Schulwerkstatt</strong> zur Kenntnis gegeben.<br />

5. Hilfeplan<strong>for</strong>tschreibung<br />

Zu den im Hilfeplan verabredeten Zeiten treffen sich die am Hilfeprozess maßgeblich<br />

Beteiligten zur Überprüfung der aufgestellten Ziele und zur Verabredung des weiteren<br />

Vorgehens.<br />

Sollten zwischenzeitlich Erkenntnisse vorliegen, die eine Änderung der Hilfe zwingend<br />

er<strong>for</strong>dern, ist ein weiteres Hilfeplangespräch durchzuführen.<br />

Rechtzeitig vor Ablauf des festgelegten Hilfezeitraums wird über die Einstellung der<br />

Hilfe bzw. über die Fortführung in einem Hilfeplangespräch entschieden.<br />

Schwerin, 19. Oktober 2004<br />

67


II. Ausgangslage und Status quo<br />

1.6.7 Arbeitshilfen zum Hilfeplanverfahren<br />

A. Beratung – Beschreibung der Situation<br />

Jugendamt Schwerin<br />

Soziale Dienste<br />

Zuständige Fachkraft:<br />

Leistungsberechtigte:<br />

MitarbeiterIn fit <strong>for</strong> life: Junge/r Mensch/en:<br />

Aktenzeichen:<br />

Wie ist die Lebens- und Erziehungssituation zu<br />

beschreiben<br />

68<br />

geb. am:<br />

� aus Sicht des jungen Menschen?<br />

� aus Sicht der Eltern/Erziehungspersonen?<br />

� aus Sicht weiterer Bezugspersonen?<br />

Name:


B. Bisherige Hilfen<br />

Jugendamt Schwerin<br />

Soziale Dienste<br />

Zuständige Fachkraft:<br />

Leistungsberechtigte:<br />

MitarbeiterIn fit <strong>for</strong> life: Junge/r Mensch/en:<br />

Aktenzeichen:<br />

Aufzählung bisheriger Hilfen, sofern sie in Bezug<br />

zur aktuellen Situation stehen, und Einschätzung<br />

über deren Verlauf und Ergebnis<br />

geb. am:<br />

II. Ausgangslage und Status quo<br />

� aus Sicht des jungen Menschen?<br />

� aus Sicht der Eltern/Erziehungspersonen?<br />

� aus Sicht weiterer Bezugspersonen?<br />

Name:<br />

69


II. Ausgangslage und Status quo<br />

C. Beratung – gewünschte Veränderungen<br />

Jugendamt Schwerin<br />

Leistungsberechtigte:<br />

Soziale Dienste<br />

Zuständige Fachkraft:<br />

MitarbeiterIn fit <strong>for</strong> life: Junge/r Mensch/en:<br />

Aktenzeichen:<br />

Welche konkreten Ziele sollen durch die ausgewählte<br />

Hilfe erreicht werden?<br />

70<br />

geb. am:<br />

� aus Sicht des jungen Menschen?<br />

� aus Sicht der Eltern/Erziehungspersonen?<br />

� aus Sicht weiterer Bezugspersonen?<br />

Name:


D. Leistungsantrag<br />

Jugendamt Schwerin<br />

Soziale Dienste<br />

Zuständige Fachkraft:<br />

Leistungsberechtigte:<br />

MitarbeiterIn fit <strong>for</strong> life: Junge/r Mensch/en:<br />

geb. am:<br />

Aktenzeichen: Datum des Antrags:<br />

II. Ausgangslage und Status quo<br />

Während der Gespräche, die diesem Antrag vorausgingen, haben wir gemeinsam nach Lösungen für<br />

eine Verbesserung der Situation gesucht. Ich kam zur Entscheidung, dass eine langfristige Hilfe notwendig<br />

sein wird. Dazu bin ich zu Folgendem in<strong>for</strong>miert und beraten worden:<br />

(Nichtzutreffendes bitte streichen)<br />

• mögliche Leistungen der Jugendhilfe, ebenso was diese beinhalten und bewirken können, wie<br />

das Ganze ablaufen soll<br />

• Leistungen der Jugendhilfe im Rahmen des Projekts <strong>Schulwerkstatt</strong> „fit <strong>for</strong> life“<br />

• dass meine Mitarbeit er<strong>for</strong>derlich ist, wenn die Hilfeleistung Erfolg haben soll,<br />

• dass meine Wünsche und Vorstellungen so weit wie möglich in den Entscheidungen berücksichtigt<br />

werden,<br />

• dass die Beteiligung des jungen Menschen, dem die Hilfe zugute kommen soll, selbstverständlich<br />

ist,<br />

• dass die Gleichberechtigung von Mädchen und Jungen gewahrt wird,<br />

• dass meine grundsätzlichen Erziehungsvorstellungen beachtet werden,<br />

• dass ich die Pflicht habe, bei der Aufstellung und der regelmäßigen Überprüfung eines Planes für<br />

die Hilfe, dem Hilfeplan, mitzuwirken,<br />

• dass bei einer Unterbringung des jungen Menschen außerhalb der Familie jemand anderes alltägliche<br />

Angelegenheiten der elterlichen Verantwortung wahrnimmt, ich aber rechtzeitig in<strong>for</strong>miert<br />

und einbezogen werde, wenn es um Entscheidungen mit wesentlichen Auswirkungen geht,<br />

• dass ich Veränderungen bei mir, wie z.B. Umzug, Einkommen, Berufstätigkeit, unverzüglich dem<br />

Jugendamt zur Kenntnis geben werde, da sich dann womöglich die Voraussetzungen der Zusammenarbeit<br />

ändern,<br />

• dass ich mich an den anfallenden Kosten der teilstationären oder stationären Hilfen im Rahmen<br />

meiner wirtschaftlichen Verhältnisse beteiligen werde,<br />

• dass Ersatzleistungen wie anteiliges Kindergeld, Rente, BAföG, Berufsausbildungsbeihilfe und<br />

Ähnliches bei vollstationären Hilfen vom Jugendamt beansprucht werden,<br />

• dass das Jugendamt mit meinen/unseren Mitteilungen und erhaltenen In<strong>for</strong>mationen sorgfältig<br />

und vertraulich umgeht,<br />

• dass noch nicht vorhandene, notwendige In<strong>for</strong>mationen vom Jugendamt eingeholt und im er<strong>for</strong>derlichen<br />

Umfang auch weitergeleitet werden können.<br />

Dies gilt insbesondere für (hier ergänzen):<br />

Unter den mir erläuterten Voraussetzungen und Folgen stelle ich einen Antrag auf Hilfe zur Erziehung<br />

________________________________________________________________________________<br />

Unterschrift des/der Leistungsberechtigten Unterschrift der Fachkraft<br />

71


II. Ausgangslage und Status quo<br />

E. Hilfeplanung – Ergebnis der Fachkonferenz<br />

Jugendamt Schwerin<br />

Leistungsberechtigte:<br />

Soziale Dienste<br />

Zuständige Fachkraft:<br />

Federführung:<br />

MitarbeiterIn fit <strong>for</strong> life: Junge/r Mensch/en:<br />

geb. am:<br />

Aktenzeichen: Datum des Antrags:<br />

Antrag auf Hilfe zur Erziehung<br />

Gesprächsteilnehmer/innen der Fachkonferenz:<br />

Zusammenfassende Situationsbeschreibung:<br />

Notwendige Veränderungen:<br />

Ist die beantragte Hilfe notwendig? � ja � nein<br />

Liegt eine Bewilligung durch den Förderausschuss vor? � ja � nein<br />

Als geeignete Hilfeart wird vorgeschlagen:<br />

Begründung:<br />

________________________________________________________________________________<br />

Datum Unterschrift der zuständigen Fachkraft<br />

________________________________________________________________________________<br />

Datum genehmigt<br />

� Anmerkungen<br />

72


F. Hilfeplanung – Ergebnis des Mitteilungsgesprächs<br />

Jugendamt Schwerin<br />

Leistungsberechtigte:<br />

Soziale Dienste<br />

Zuständige Fachkraft:<br />

MitarbeiterIn fit <strong>for</strong> life: Junge/r Mensch/en:<br />

geb. am:<br />

Aktenzeichen: Datum des Antrags:<br />

Gesprächsteilnehmer/innen:<br />

II. Ausgangslage und Status quo<br />

Die Einschätzungen und Vorschläge der Fachkonferenz wurden den Gesprächsteilnehmer/innen<br />

mitgeteilt und mit diesen erörtert. Sichtweisen der Gesprächsteilnehmer/innen:<br />

Ergebnis:<br />

Perspektiven:<br />

________________________________________________________________________________<br />

Datum Unterschrift der zuständigen Fachkraft<br />

73


II. Ausgangslage und Status quo<br />

G. Hilfeplan<br />

G. 1. Daten<br />

Jugendamt Schwerin<br />

Soziale Dienste<br />

Zuständige Fachkraft:<br />

Leistungsberechtigte:<br />

MitarbeiterIn fit <strong>for</strong> life: Junge/r Mensch/en:<br />

Aktenzeichen:<br />

Ergebnis der Fachkonferenz genehmigt am:<br />

Antrag auf Hilfe zur Erziehung<br />

geb. am:<br />

Anschrift der zuständigen Fachkraft des Jugendamts:<br />

Tel./Fax/E-Mail<br />

Name des jungen Menschen:<br />

Geburtsdatum/-ort:<br />

Staatsangehörigkeit:<br />

Anschrift:<br />

Angaben zu den Eltern des jungen Menschen:<br />

Name und Vorname der Mutter:<br />

Anschrift:<br />

Telefon:<br />

Geburtsdatum: Geburtsort:<br />

Staatsangehörigkeit:<br />

Familienstand:<br />

Arbeitgeber:<br />

Krankenkasse:<br />

Name und Vorname des Vaters:<br />

Anschrift:<br />

Telefon:<br />

Geburtsdatum: Geburtsort:<br />

Staatsangehörigkeit:<br />

Familienstand:<br />

Arbeitgeber:<br />

Krankenkasse:<br />

Angabe zur Personensorge<br />

Sorgeberechtigt ist: � Mutter � Vater � beide<br />

� andere:<br />

Adresse:<br />

Telefon/Fax/E-Mail:<br />

Folgende Bescheinigungen liegen vor:<br />

74<br />

� Scheidungsurteil AZ.:


Leistungserbringer <strong>Schulwerkstatt</strong> „fit <strong>for</strong> life“<br />

Ansprechpartner/in:<br />

Aufnahme am:<br />

Schule vor Beginn der Hilfe:<br />

Name der Schule:<br />

Schultyp:<br />

Ansprechpartner/in:<br />

Tel./Fax/E-Mail:<br />

Daten zur Statistik:<br />

Noch zu ergänzen!<br />

� Beschluss AZ.:<br />

� Sorgerechtserklärung<br />

� Negativbescheinigung<br />

II. Ausgangslage und Status quo<br />

75


II. Ausgangslage und Status quo<br />

G. 2. Ziele<br />

Jugendamt Schwerin<br />

Soziale Dienste<br />

Zuständige Fachkraft:<br />

Leistungsberechtigte:<br />

MitarbeiterIn fit <strong>for</strong> life: Junge/r Mensch/en:<br />

geb. am:<br />

Aktenzeichen: Datum des Antrags:<br />

Ort des Hilfeplangesprächs:<br />

Gesprächsteilnehmer/innen:<br />

Welche konkreten Ziele sollen durch die ausgewählte Hilfe erreicht werden?<br />

76


G. 3. Zusammenarbeit und Leistungen<br />

Jugendamt Schwerin<br />

Soziale Dienste<br />

Zuständige Fachkraft:<br />

Leistungsberechtigte:<br />

MitarbeiterIn fit <strong>for</strong> life: Junge/r Mensch/en:<br />

geb. am:<br />

Aktenzeichen: Datum des Antrags:<br />

Welche Hilfen werden Angeboten, um die Ziele zu erreichen?<br />

Wer leistet die Hilfen?<br />

Wie arbeiten die Beteiligten zusammen?<br />

II. Ausgangslage und Status quo<br />

77


II. Ausgangslage und Status quo<br />

2. Grundlegende Ziele und Handlungsorientierungen<br />

2.1 Grundsätze<br />

Die <strong>Schulwerkstatt</strong> ist ein auf die Bedürfnisse des Einzelnen orientiertes Erziehungs- und Bildungsangebot.<br />

Sie optimiert die Übergänge und Möglichkeiten der Hilfen zur Erziehung nach<br />

§ 27ff SGB VIII und der Jugendsozialarbeit nach § 13 SGB VIII in enger Kopplung an die<br />

Schule. Sie ist eine Einrichtung der Jugendhilfe und auch als Möglichkeit der Eingliederungshilfe<br />

für seelisch behinderte Kinder und Jugendliche geeignet.<br />

Das gesamte Handlungskonzept ist auf die individuellen Bedürfnisse des einzelnen durch unterschiedliche<br />

Zielsetzungen, Methoden und Rahmenbedingungen ausgerichtet. Sozialpädagogische<br />

und schulische Fachkräfte arbeiten in Teams eng zusammen.<br />

Die gesamte Arbeit der <strong>Schulwerkstatt</strong> erfolgt ganzheitlich und ressourcenorientiert. Sie orientiert<br />

sich an den individuellen Voraussetzungen und Möglichkeiten der Schüler, ihrer Eltern<br />

und des Gemeinwesens und nutzt diese für die Entwicklung.<br />

Eine räumliche und inhaltliche Trennung vom normalen Schulbetrieb ist er<strong>for</strong>derlich. Die individuelle<br />

Betreuung der Schüler lässt sich nur erreichen, wenn die Mitarbeitenden nicht in<br />

die Aufrechterhaltung des normalen Schulbetriebes eingebunden sind.<br />

Zu erteilender Schulunterricht erfolgt projektorientiert in Kleingruppen sowie im Rahmen von<br />

Einzelförderung.<br />

Die Zeit der Einbindung der Schüler in der <strong>Schulwerkstatt</strong> gilt als Schulzeit und ist ihnen als<br />

solche zu beurkunden.<br />

Die Erfahrungen aus der Arbeit in der <strong>Schulwerkstatt</strong> sollen transparent gestaltet werden und<br />

Partizipationsprozesse in Schule und Jugendhilfe ermöglichen. Dazu ist eine geeignete Form<br />

der Evaluation zu nutzen. Wissenschaftlich gesicherte Erkenntnisse und Erfahrungen von "fit<br />

<strong>for</strong> life" sollen über das Vorhaben hinaus Dritten zugänglich gemacht werden und zur Innovation<br />

beitragen<br />

2.1.1 Grundsätze aus sozialpädagogischer Sicht<br />

Folgend sind Entwicklungser<strong>for</strong>dernisse für Kinder und Jugendliche im schulpflichtigen Alter<br />

aufgeführt. Diese sind als sozialpädagogische Grundsätze des vorliegenden Konzeptes anzusehen:<br />

78<br />

• Etablierung eines sozialen Ortes, an dem sie mit ihren Bedürfnissen und Unzulänglichkeiten<br />

wahrgenommen werden und sich wohl fühlen.<br />

• Verminderung des rasanten Tempos sozialer Abstiegskarrieren, Durchbrechen von<br />

Teufelskreisen, Vermeidung von Eskalationen durch Kontrolle von Aggressionen,<br />

• Vorhalten eines verlässlichen personalen Beziehungsangebotes um inneren Halt zu geben<br />

• Anbieten von Orientierungshilfen durch authentisches Vorleben<br />

• Training von Beziehungs- und Interaktionsfähigkeit in kleinen Gruppen und die Erfahrung<br />

von Vertrauen, Geborgenheit, Sicherheit und Solidarität<br />

• Vermitteln bzw. Vertiefen des theoretischen Wissens durch praktisches Anwenden


II. Ausgangslage und Status quo<br />

• Anbahnen von Gelegenheiten, Selbstwertgefühl und Selbstachtung zu stärken bzw.<br />

wiederzuerlangen<br />

• Konvergenz des Lernstoffs mit dem unmittelbaren Leben der Schüler<br />

• Zulassen von Selbstexperimenten in jugendspezifischen Bereichen von Lebenswelt<br />

und kultureller Identität<br />

• Nutzen der kreativen Potentiale für situative Lösungen und Anregung des Improvisationsgeschicks<br />

und Flexibilität bei der Übertragung auf ähnliche Er<strong>for</strong>dernisse<br />

• Beteiligung an Entscheidungsprozessen und Konsequenz bei der Umsetzung von Vereinbarungen<br />

2.1.2 Grundsätze aus schulischer Sicht<br />

a) Das spezifisch strukturierte Lebens- und Lernfeld<br />

Ein abgerundetes pädagogisch- therapeutisches Konzept muss einen geregelten Tagesablauf<br />

bieten. Die sonderpädagogische und therapeutische Arbeit ist prozessimmanent und durchzieht<br />

alle Bereiche des Alltages in der <strong>Schulwerkstatt</strong>.<br />

b) Unterrichtsgestaltung<br />

Angesichts des „Prinzips der Durchgangsschule“ kann auf einen eigenen Lehrplan verzichtet<br />

werden. Die Curricula der jeweiligen Schulstufe bestimmen das Stoffangebot, der Fächerkanon<br />

ist überwiegend verbindlich. In unterrichtlicher Hinsicht kann eine spezifische Strukturierung<br />

weitgehend nach den von der Konferenz der Kultusminister der Länder der Bundesrepublik<br />

Deutschland (KMK, 1994) beschlossenen Empfehlungen für den Unterricht in der Förderschule<br />

und den „Empfehlungen zur sonderpädagogischen Förderung in den Schulen in der<br />

Bundesrepublik Deutschland“, 1999 erfolgen.<br />

c) Didaktischer Anspruch<br />

Obwohl einerseits der <strong>for</strong>male Anspruch auf den sachlichen Zusammenhang des Unterrichtsstoffes<br />

und der allgemeinen Didaktik erhalten bleibt, müssen eine spezielle Modifizierung und<br />

spezielle Methoden der Anwendung im Unterricht im pädagogisch- therapeutischen Sinne<br />

zum Tragen kommen und unter adäquaten Bedingungen die besondere Problemlage der Schüler<br />

berücksichtigt werden. Die Planung, Organisation und Durchführung des Unterrichts muss<br />

in enger Einheit mit geeigneten integrativ verflochtenen sozialpädagogischen Aktivitäten und<br />

therapeutischen Angeboten ganzheitlich realisiert werden.<br />

Im Sinne lerntheoretischer Erklärungsansätze wird von einer anfangs stärker fremdstrukturierten<br />

Lernsituation ausgegangen, die allmählich zugunsten eines stärker schülerkontrollierten<br />

Unterrichts aufgegeben wird, damit die Schüler es lernen, sich auf der kognitiven, sozial-emotionalen<br />

und handlungsgebundenen Lernebene selbst zu steuern. Deshalb liegt es in der Handlungskompetenz<br />

des Lehrers bzw. des Teams, die jeweiligen Rahmenrichtlinien zu beachten,<br />

Schwerpunkte zu setzen und sowohl die individuelle Disposition als auch die Differenzierung<br />

in der Gruppe zu gewährleisten. (vergleiche inhaltliche Phasen der Verhaltensmodifikation<br />

Punkt 6.3)<br />

d) Komponenten effektiven Unterrichts<br />

Folgende Prinzipien effektiver Unterrichtsgestaltung sind wesentliche Voraussetzungen für<br />

den Erfolg:<br />

• Zielorientierung<br />

• Motivation<br />

79


II. Ausgangslage und Status quo<br />

• Strukturierung und Reizstrukturierung (z.B. durch den Einsatz von einzelnen Arbeitsblättern,<br />

speziellen Computerprogrammen etc.)<br />

• Aktivierung<br />

• Angemessenheit<br />

• Interessenbezogenheit<br />

• Permanente Leistungs- und Erfolgssicherung<br />

Durch situationsangemessenes Arrangement des Unterrichts muss eine Reizminimierung und<br />

Entlastung erfolgen. Die inneren Bedürfnisse der Schüler <strong>for</strong>dern zu größter Flexibilität unterrichtlichen<br />

Handelns heraus.<br />

Hinzu kommen, je nach Problemlage, zeitweilige äußere strukturelle Veränderungen<br />

• Reduzierung der Unterrichtszeit während der Unterrichtsstunde<br />

• Stundentafelveränderungen und –reduzierungen<br />

• Kleingruppen- und Einzelunterricht<br />

e) Vorrang der Erziehung<br />

Da sich die Problematik der Schüler in gestörten sozialen Beziehungen äußert, müssen in jedem<br />

Falle die Erziehung und der erzieherische Auftrag Schwerpunkt sein. Somit ist die <strong>Schulwerkstatt</strong><br />

als offenes und soziales Lernfeld zu gestalten. Dazu gehören Malen, Arbeiten in einer<br />

Werkstatt, Musizieren, Rhythmik, Sport, Regelspiele, Hauswirtschaft, Theaterspiele und<br />

dergleichen.<br />

f) strukturelle Bedingungen<br />

Um die zeitliche Belastung der Schüler zu minimieren, werden die Unterrichtsstunden nach<br />

alternativen Gesichtspunkten entsprechend den organisatorischen Gesichtspunkten flexibel<br />

gestaltet. Der Unterricht wird in Blöcken durchgeführt.<br />

Sport, Kunst- und Musikunterricht kann teilweise durch Bewegungs- Gestalt- und musische<br />

bzw. therapeutisch orientierte Angebote erbracht werden.<br />

Jeder Unterrichtstag muss mit einem Morgenkreis und einer kurzen Entspannungsübung beginnen.<br />

Danach haben die Schüler die Möglichkeit über ihre Befindlichkeiten, Wünsche und<br />

Ängste und über ihre persönlichen Vorhaben zu sprechen. Dadurch liefern sie den Pädagogen<br />

wichtige In<strong>for</strong>mationen zur pädagogisch- therapeutischen Arbeit. Die Pädagogen können sich<br />

somit auf die Problemlage jedes Schülers einstimmen und diese im weiteren Tagesablauf berücksichtigen.<br />

Außerdem werden wichtige organisatorische und unterrichtliche Fragen besprochen.<br />

Jeder Tag endet für alle Schüler mit einem Feed- Back und ruhigem Ausklang.<br />

2.1.3 Gruppengröße<br />

Die <strong>Schulwerkstatt</strong> ist für drei Gruppen mit jeweils 8 Schülern geplant. Diese sind folgend gegliedert:<br />

Gruppe 1 mit Schülern der Klassenstufen 5 und 6, Gruppe 2 Klassenstufe 7 und 8,<br />

Gruppe 3 mit Schülern der Klassenstufe 9 und 10.<br />

80


2.2 Zielsetzung<br />

II. Ausgangslage und Status quo<br />

Globalziele von "fit <strong>for</strong> life" sind die Weiterentwicklung und die qualitative Verbesserung der<br />

Jugendhilfe in Mecklenburg-Vorpommern um so positive Lebensbedingungen für junge Menschen<br />

und ihre Familien zu schaffen und zu erhalten. Ebenso soll die Kooperation zwischen<br />

den Trägern der Jugendhilfe untereinander und die Zusammenarbeit mit anderen Stellen und<br />

öffentlichen Einrichtungen verbessert werden. Die Betroffenen sollen beteiligt und so eine<br />

vorausschauende bedarfsgerechte Flexibilisierung der Angebote für die Leistungsberechtigten<br />

geschaffen werden. Wissenschaftlich gesicherte Erkenntnisse und Erfahrungen von "fit <strong>for</strong><br />

life" sollen über das Vorhaben hinaus Dritten zugänglich gemacht werden und zur Innovation<br />

beitragen.<br />

Im Rahmen einer ganzheitlichen Förderung in enger Kooperation mit Eltern, Schule, allen<br />

Möglichkeiten der Jugendhilfe und anderen relevanten Einrichtungen sollen Lern- und Erziehungsdefizite,<br />

Teilleistungsstörungen und Verhaltensmängel durch Einheit von Unterricht,<br />

Erziehungshilfen insbesondere nach § 27 ff SGB VIII und therapeutisch-pädagogischer Arbeit<br />

abgebaut und die Schüler so gefördert werden, dass Leistungsrückstände aufgeholt, Lernstörungen<br />

und soziale und emotionale Störungen z.B. in Bezug auf Beziehungsfähigkeit und<br />

Selbstwert reduziert, aufgehoben bzw. Verschlechterungen verhindert werden. Weiter werden<br />

Lern- und Leistungsverhalten, Motivation, Konfliktfähigkeit, Durchhaltevermögen und die<br />

Fähigkeit für adäquate Interaktionen und Kommunikation verbessert bzw. aufgebaut.<br />

Die gesamte Arbeit baut auf die Ressourcen unter Beachtung der individuellen Disposition einerseits<br />

und der gesellschaftlichen Rahmenbedingungen andererseits. Das Selbstwertgefühl<br />

und Verantwortungsbewusstsein der Schüler sollen durch Wahrnehmung und Entwicklung ihrer<br />

eigenen Kompetenzen zu Möglichkeiten der Selbstentfaltung, Mitbestimmung und Solidarität<br />

in der Gesellschaft geführt werden.<br />

Der Kontext ist die gezielte Nutzung der notwendigen Möglichkeiten der Hilfen zur Erziehung<br />

nach § 27ff SGB VIII um deren Einschränkung bzw. Vermeidung und eine damit verbundene<br />

mittelfristige Kosteneinsparung in der Jugendhilfe zu erreichen.<br />

Die Übergänge zwischen Erziehungshilfe im Einzelfall und Jugendsozialarbeit sollen durch<br />

die Verknüpfung verschiedener Hilfe<strong>for</strong>men harmonisch gestaltet werden.<br />

Als konkrete Ziele gelten unter anderen die Ziele jeglicher Erziehungsbemühungen, auch die<br />

der Hilfen nach § 27ff SGB VIII und folgend benannte:<br />

• Aufarbeitung schulischer Defizite<br />

• Vorbereitung auf den Schulabschluss<br />

• Erreichen des Schulabschlusses<br />

• Rückführung/Reintegration in die Herkunftsschule<br />

• berufliche Orientierung<br />

• Verminderung bzw. Vermeidung von Drogengebrauch<br />

• Stärkung des Selbstwertgefühls und Selbstvertrauens<br />

• Verminderung von Regression<br />

• Auseinandersetzung, Verminderung, Vermeidung von Gewaltverhalten<br />

• Aufbau eines realistischen Selbstbildes<br />

• Entwicklung von Verantwortungsgefühl<br />

• Stärkung von Ausdauer und Konzentrationsfähigkeit<br />

• Stärkung der Kommunikationsfähigkeit und der Fähigkeit, sich auseinander zu setzen<br />

81


II. Ausgangslage und Status quo<br />

• Entwicklung von Beziehungsfähigkeit<br />

• Lebenspraktisches Erlernen einer Alltagskompetenz<br />

• ...<br />

2.3 Zielgruppe<br />

In der <strong>Schulwerkstatt</strong> sollen Jugendliche der Klassenstufen 5 bis 10 gefördert werden, bei denen<br />

deutliche Sozialisations-, Verhaltens- und Lerndefizite sichtbar sind und die zur Zeit mit<br />

herkömmlichen Schul<strong>for</strong>men nicht mehr zu erreichen sind. Sie weisen umfangreiche Abweichungen<br />

im sozialen und emotionalen Erleben und Verhalten auf. Die Zielgruppe gehört zum<br />

Kreise derer, bei denen ein Bedarf nach Hilfen zur Erziehung nach 27ff SGB VIII bestand,<br />

besteht oder bestehen könnte. Dieser kann u. a. mit folgenden Erscheinungen in Verbindung<br />

gebracht werden Schulverweigerung wegen:<br />

Gewalterfahrungen – aufgrund häuslicher Gewalt (z.B. wegen blauer Flecke oder anderer<br />

Verletzungen kein Mut zum Schulbesuch), aufgrund von Gewalterlebnissen (direkt oder angedroht)<br />

durch Mitschüler oder Lehrkräfte usw.<br />

Drogengebrauch - die Folgen ermöglichen keinen Schulbesuch, Realitätsbezug ist beeinträchtigt,<br />

An<strong>for</strong>derungen können nicht erfüllt werden, Kontaktvermeidung mit Dealern oder den<br />

Ordnungsbehörden usw.<br />

Regression - Rückkehr in frühere Entwicklungsstufen, Leben nach dem Lustprinzip, Befriedigung<br />

anderer Bedürfnisse usw.<br />

Die Kinder und Jugendlichen, die hier betreut werden, können allein durch die bisherigen Angebote<br />

der Schulsozialarbeit und der Erziehungshilfen nicht adäquat in ihrer Entwicklung gefördert<br />

werden. Es lassen sich vier Gruppen von Schülern erkennen, die sowohl aktiv als auch<br />

passiv die Schule oder Teile davon verweigern:<br />

• notorische Schulverweigerer, die große Widerstände gegenüber dem Lernen und eine<br />

feindliche Haltung gegenüber Schule und Lehrkräften haben<br />

• permanente Langzeitverweigerer, die mit der Schule oder einzelnen Lehrern nicht völlig<br />

gebrochen haben, sporadisch in der Schule oder deren Nähe auftauchen und Kontakte<br />

zu einzelnen Mitschülern haben,<br />

• Intervallverweigerer, die sich besonders nach nicht bewältigten Konflikten im sozialen<br />

Interaktionsbereich (mit Eltern, Lehrern oder Mitschülern) verweigern<br />

• Kurzzeitverweigerer, die regelmäßig an einem oder mehreren Tagen fehlen<br />

Diese Schüler besuchen die Schule unregelmäßig oder gar nicht oder sie beeinträchtigen<br />

durch ihre Verhaltensauffälligkeit den Unterrichtsverlauf massiv. Ihre Schulerlebnisse und<br />

-erfahrungen wirken wiederum hinein in alle Alltagsbereiche und erschweren jede Form von<br />

Erziehungsbemühungen.<br />

Das Spektrum der auftretenden Erscheinungs<strong>for</strong>men ist heterogen, wobei die Bedingungen<br />

und Ursachen nur in einem interdisziplinären und interaktionalen System zu klären sind. Dazu<br />

gehören:<br />

82<br />

• Mangelnde Impulskontrolle - Antriebsschwäche, Konzentrationsschwäche, Erhöhte<br />

Reizanfälligkeit, Hyperaktivität


II. Ausgangslage und Status quo<br />

• Kognitive Leistungsmängel - Wahrnehmungsstörungen, Denk- und Gedächtnisstörungen,<br />

Schwierigkeiten beim Erlernen des Lesens, Schreibens, Rechnens<br />

• Emotionale Auffälligkeiten - Gefühls- und Affektlabilität, Frustration, Ängste, Neurosen<br />

• Soziale Beziehungsstörungen - Aggressivität, Distanz- und Kontaktstörungen, Anpassungsschwierigkeiten<br />

in Gruppen<br />

83


II. Ausgangslage und Status quo<br />

3. Leistungserfolge des Projekts als Zwischenergebnis<br />

3.1 Stand Schuljahresende 2002/2003<br />

Nach Ablauf des Schuljahres 2002/2003 konnten Zahlenaussagen für den Zeitraum einer gesamten<br />

schulischen Periode gemacht werden.<br />

Durch die Hilfestellung im psychosozialen Bereich, das individuelle Arbeiten mit jeder einzelnen<br />

Persönlichkeit sowie durch enge Zusammenarbeit mit den Eltern, dem Ermöglichen<br />

der Teilhabe an einer Gruppe und dem Mittragen der sich entwickelnden Gruppenprozesse<br />

war es für insgesamt 34 - statt der vorgesehenen 24 – Kinder und Jugendlichen möglich, sich<br />

wieder an das System Schule anzunähern.<br />

Die Kinder waren den vier Klassenstufen 5, 6, 7 und 8 zugeordnet.<br />

Klassen- DurchReinte- nicht in weiterführende ent-<br />

Stufe laufzahlgration versetzt Maßnahme lassen<br />

5 6 0 0 0 1<br />

6 11 2 0 0 0<br />

7 9 3 0 0 0<br />

8 8 3 1 4 0<br />

Von 34 Schülern, die im letzten Schuljahr die <strong>Schulwerkstatt</strong> "fit <strong>for</strong> life" besuchten, gelang 8<br />

Schülern die Reintegration in ihre Herkunftsschule bzw. in eine Regelschule.<br />

Weitere 4 Schüler werden berufsvorbereitende Maßnahmen besuchen.<br />

Ein Schüler wiederholt die Klasse 8 aufgrund langer Klinik- und Kuraufenthalte.<br />

Einem Schüler der Klasse 5 gelang es trotz sozialpädagogischer Interventionen und handwerklicher<br />

Angebote nicht, sich auf das Angebot der <strong>Schulwerkstatt</strong> einzulassen. Er verließ<br />

nach gewalttätigen Auseinandersetzungen mit Schülern und Angriffen auf Erwachsene die<br />

<strong>Schulwerkstatt</strong>.<br />

Für das nächste Schuljahr muss es gemeinsam mit allen Kooperationspartnern aus Jugendhilfe<br />

und Schule gelingen, die Kinder und Jugendlichen, die derzeit auf der Warteliste für die<br />

<strong>Schulwerkstatt</strong> "fit <strong>for</strong> life" stehen, in das Angebot zu integrieren mit dem Ziel, ihnen den Zugang<br />

zur Regelschule zu ermöglichen.<br />

3.2 Stand Schuljahresbeginn 2004/2005 4<br />

Seit Beginn des kooperativen Bildungs- und Erziehungsangebotes von Jugendhilfe und Schule<br />

durchliefen und durchlaufen 55 Schüler die <strong>Schulwerkstatt</strong> „fit <strong>for</strong> life“.<br />

Zur Zeit werden 24 Schüler betreut. Stundenweiser Reintegrationsunterricht an der „J. R. Becher<br />

– Schule“ erfolgt für 8 Schüler, nach den Herbstferien voraussichtlich für 14 Schüler.<br />

4 Vgl. Protokoll des Projektbeirats vom 14.10.2004<br />

84


Übersicht:<br />

Die Einrichtung haben verlassen 35<br />

Integration insgesamt 29<br />

Davon:<br />

Hauptschule 12<br />

Realschule 4<br />

Berufliche Schule mit sonderpädagogischer Aufgabenstellung 6<br />

Überbetriebliche Ausbildung 5<br />

Förderschule 1<br />

IB „Robinson“ 1<br />

II. Ausgangslage und Status quo<br />

Die im Folgenden beschriebenen Jugendlichen konnten aufgrund der ungünstigen und Schule<br />

verhindernden Lebensbedingungen nicht von der <strong>Schulwerkstatt</strong> erreicht werden:<br />

Weiterführende psychiatrische Betreuung 2<br />

Haft: 1<br />

Nicht erreicht, kein weiterführender Kontakt: 3<br />

Vor Betreuung durch die <strong>Schulwerkstatt</strong> laufende und während des Aufenthalts in dieser erfolgreich<br />

beendete „Hilfen zur Erziehung“ für die Schüler bzw. deren Familien:<br />

Stand Beginn 2003 12<br />

Auslaufende HzE 2003 4<br />

Ausgelaufene HzE 2004 3<br />

Stand HzE 10/2004 2<br />

Die zahlenmäßige Differenz ergibt sich aus der Tatsache, dass Schüler, die durch das Angebot<br />

„fit <strong>for</strong> life“ nicht erreicht werden konnten, weiterhin im Rahmen der Hilfen zur Erziehung<br />

betreut werden.<br />

85


II. Ausgangslage und Status quo<br />

4. Konzept der Wissenschaftlichen Begleitung<br />

Bei dem hier vorliegenden Konzept handelt es sich um die zentrale Arbeitsgrundlage der wissenschaftlichen<br />

Begleitung zum o. a. Projekt. Die wissenschaftliche und fachliche Begleitung<br />

übernimmt dabei die Katholische Hochschule für Sozialwesen Berlin (KHSB) mit dem Institut<br />

für Sozial<strong>for</strong>schung, In<strong>for</strong>matik und Soziale Arbeit (ISIS Berlin e.V.).<br />

Der Gegenstand der Begleit<strong>for</strong>schung definiert sich über eine Schärfung des Projektprofils,<br />

eine differenziertere Gestaltung von Kooperationen, eine bessere Schulabschlussmöglichkeit<br />

für die Jugendlichen, eine Qualifizierung der MitarbeiterInnen bis hin zu sozialwissenschaftlichen<br />

Analyse und Dokumentation.<br />

Aus dem Vertrag zwischen ISIS Berlin e.V. und CARITAS ergaben sich bisher folgende Aufgaben<br />

einer wissenschaftlichen Begleitung: Begleitung des Vorhabens und der beteiligten<br />

MitarbeiterInnen, Auswertung der erhobenen In<strong>for</strong>mationen, Veröffentlichung bzw. Präsentation<br />

der Ergebnisse, Transfer / Verwertbarkeit der Ergebnisse z. B. auch in Form von Fachtagungen.<br />

Die wissenschaftliche Begleitung hatte in Absprache mit den Mitarbeiterinnen bisher folgende<br />

Grobplanung:<br />

• Organisation und inhaltliche Planung von „Werkstätten“ als Fort- und Weiterbildung zu<br />

Themen wie Teamentwicklung, Profilschärfung, Öffentlichkeitsarbeit, Organisationsberatung,<br />

• Begleitung / inhaltliche Planung von 1 bis 2 Fachtagungen pro Jahr für das Projekt und<br />

die Region Schwerin, darüber hinaus Unterstützung einer möglichen Multiplikatorenfunktion<br />

der ProjektmitarbeiterInnen,<br />

• Ermöglichung eines Austauschs mit anderen Projekten mit vergleichbaren Inhalten z. B.<br />

Produktionsschulen, PLEBS Berlin, MOVE Berlin, WALL Dresden u. a. m. z. B. im Hinblick<br />

auf Rahmenbedingungen, Vor- und Nachteile der verschiedenen pädagogischen<br />

Konzepte usw.,<br />

• Prozessevaluation,<br />

• Zusammenstellung der Ergebnisse und deren Präsentation unter dem Blickwinkel der Verwertbarkeit<br />

für ähnliche Projekte der Caritas Mecklenburg.<br />

Im engeren Sinn wurde zu Beginn der wissenschaftlichen Begleitung durch eine Bestandsaufnahme<br />

die Beschreibung des Ist-Zustandes vorgenommen, die Zielsetzungen aller Beteiligten<br />

gesammelt (der Projektmitarbeiter, der Caritas, der wissenschaftlichen Begleitung) und bisherige<br />

Erfahrungen in der Region / im Projekt dokumentiert.<br />

Im Projektverlauf ging es bisher um folgende Aufgaben:<br />

1. Bestandsaufnahme in Form eines teilstandardisierten Fragebogens zur Beschreibung des<br />

Ist-Zustandes im Projekt und zu erwünschten Zielen und Arbeitsprodukten/-erfolgen,<br />

2. Untersuchung der Ursachen für Schulverweigerung; Analyse von / bei den Kindern / Jugendlichen<br />

auftretenden Symptomen (Bericht der PädagogInnen unter Zuhilfenahme der<br />

Akten der beteiligten Jugendlichen),<br />

3. Beschreibung von sozialpädagogischen Interventionsmöglichkeiten im Projektalltag durch<br />

die Pädagogen (Berichte in Tagebuch<strong>for</strong>m),<br />

86


II. Ausgangslage und Status quo<br />

4. Beschreibung von projektunterstützenden Kooperations<strong>for</strong>men mit Eltern, anderen Einrichtungen,<br />

Fachdiensten usw.,<br />

5. Beschreibung der Aktivierungs- und Beteiligungsmöglichkeiten der Kinder und Jugendlichen<br />

im Projekt (Auswertung von Zeichnungen / Collagen der Jugendlichen zu ihrem<br />

„Sein“ im Projekt),<br />

6. die Klärung der Frage der Art und Weise des (Hauptschul-)Abschlusses.<br />

Die wissenschaftliche Begleitung sieht im Projektzusammenhang die Fort- und Weiterbildung<br />

als wichtiges Instrument der Praxisoptimierung an. Deshalb soll eine Weiterentwicklung der<br />

derzeitigen Praxis in Absprache mit allen Beteiligten hauptsächlich über Weiterbildung geschehen.<br />

Dies ist auch ausdrücklicher Wunsch des Trägers.<br />

Als niedrigschwellige Weiterbildungs<strong>for</strong>men gab es zunächst:<br />

• Teamgespräche zu verschiedenen Inhalten wie,<br />

• Teambegleitung als Möglichkeit der Praxisreflexion,<br />

• sog. Werkstätten als Weiterbildungsbausteine zu verschiedenen Themen- und Problembereichen<br />

Bisher wurden folgende Inhalte als Möglichkeiten für Werkstattgespräche unter Anleitung eines<br />

Experten/einer Expertin von außen als notwendig angesehen:<br />

1. Auseinandersetzung mit anderen Modellen<br />

2. Beobachtung der Praxis und Auswertung<br />

3. Teamarbeit<br />

4. Projektprofil<br />

5. Öffentlichkeitsarbeit<br />

6. Umgang mit Schulabschlüssen in anderen Bundesländern am Beispiel „FLEX“<br />

Darüber hinaus wird es Fachtagungen geben, wo sich Pädagogen aus der Region Schwerin zu<br />

einschlägig interessierenden Themen in<strong>for</strong>mieren und auseinandersetzen können. Hierbei<br />

können PädagogInnen aus dem Projekt „Fit <strong>for</strong> life“ evtl. bereits Multiplikatorenfunktion<br />

übernehmen.<br />

4.1 Wissenschaftliche Begleitung<br />

Gegenstand der wissenschaftlichen Begleitung wird die Gestaltung von Fachtagungen oder<br />

Fachkonferenzen mit Referenten/-innen und Arbeitsgruppen in Schwerin sein, die sich abzeichnende<br />

Entwicklung des Projektes und die Untersuchung von konkreten Fragestellungen<br />

im Praxisfeld. Sie wird in der Regel die praktischen Tätigkeiten untersuchen und bewerten sowie<br />

durch Begleitung im Prozess qualifizieren und darüber hinaus Veröffentlichungen (Studien,<br />

Berichte) fertigen, die den Mitarbeitern/-innen als Entscheidungshilfe und der interessierten<br />

Fachöffentlichkeit als In<strong>for</strong>mation dienen sollen. Sie versteht sich darüber hinaus als aktiv<br />

teilnehmende, in bestimmte Handlungsabläufen der Praxis involvierte Instanz, verbunden mit<br />

der Möglichkeit, sich kurzfristig zurückzuziehen, um das Geschehen zu interpretieren und für<br />

die Praxis relevante Fragestellungen sowie Basisin<strong>for</strong>mationen aufzuarbeiten. Die in diesem<br />

Prozess beteiligten Fachkräfte sind weitgehend an Untersuchungs- und Auswertungsaufgaben<br />

zu beteiligen. Die Einbeziehung von Studierenden der KFB in den Prozess der wissenschaftlichen<br />

Begleitung soll bei einer genauen Bestimmung ihrer Aufgaben möglich sein. Sie sollen<br />

87


II. Ausgangslage und Status quo<br />

zum Beispiel Auswertungsprozesse vorbereiten, Material sammeln und sichten sowie Protokolle<br />

erstellen. Folgende Arbeits<strong>for</strong>men sollen vor allem Anwendung finden:<br />

- Begleitete Lehrveranstaltungen zur Qualifizierung (Hintergrundwissen; Grundlagen)<br />

der Fachkräfte der Caritas;<br />

- Begleitete Veranstaltungen und Workshops zur Beurteilung der Praxis für Fachkräfte<br />

der Caritas;<br />

- Teilnehmende Beobachtung vor Ort durch Studierende und Hochschullehrer/-innen;<br />

- Einzel- und Gruppeninterviews zur Beurteilung der Praxis durch Studierende unter<br />

Anleitung von Hochschullehrer/-innen.<br />

Der stetige Wandel der Lebenssituation, Lebenslagen und Lebenswelten macht es notwendig,<br />

flexibel hierauf reagieren zu können. Dies ist jedoch nur möglich, wenn Veränderungsprozesse<br />

gedanklich wahrgenommen und reflektiert werden können. In der Jugendhilfe ist es zukünftig<br />

mehr denn je notwendig, Veränderungsprozesse gedanklich vorwegzunehmen, entsprechend<br />

konzeptionelle Veränderungen einzuleiten und Angebote neu zu entwickeln. Durch<br />

Untersuchungen und Befragungen (Exploration) ist es möglich, Veränderungsprozesse im sozialen<br />

Nahbereich und bezogen auf eine Zielgruppe, aber auch bezogen auf eine Schule wahrzunehmen<br />

und möglicherweise hierauf entsprechend zu reagieren. Mögliche Arbeits<strong>for</strong>men<br />

sind:<br />

- Feldnotizen, durchgeführt von Studierenden gemeinsam mit Fachkräften der Caritas;<br />

- Sozialraumanalysen, durchgeführt von Forschungsmitarbeiter/-innen unter Beteiligung<br />

von Studierenden;<br />

- Begleitete Lehrveranstaltungen zur Entwicklung des Instrumentariums und zur<br />

Auswertung für die Fachkräfte der Caritas.<br />

4.2 Kooperationsmöglichkeiten und Öffentlichkeitsarbeit<br />

Die Projektmitarbeiter/-innen kooperieren eng mit der Schule. Es finden regelmäßige Arbeitstreffen<br />

mit den Lehrkräften statt, in denen In<strong>for</strong>mationen über einzelne Schüler/-innen ausgetauscht<br />

und Aufgaben verteilt werden. Insbesondere die hierdurch mögliche Rückmeldung<br />

über das Sozialverhalten der einzelnen Schüler/-innen im Klassenverband wird vom Projekt<br />

als grundlegend für die weitere Arbeit gewertet. Auch an den regelmäßigen Klassenkonferenzen<br />

nehmen die Mitarbeiter/-innen teil. Darüber hinaus macht die besondere Problemlage der<br />

Kinder und Jugendlichen ein vernetztes Arbeiten er<strong>for</strong>derlich. Von daher ist die Kooperation<br />

auszuweiten.<br />

4.3 Reflexion und Evaluation<br />

In der kontinuierlichen Reflexion des eigenen beruflichen Handelns sind Planung und Auswertung<br />

miteinander zu verknüpfen, da sie ständig ineinander greifen.<br />

Die Evaluation bisheriger Erfahrungen, die Beurteilung von Erfolgen oder Misserfolgen und<br />

die Interpretation ihrer Ursachen bilden die Grundlage für die nächsten Interventionen. Evaluierung<br />

soll hier als „Bewerten“ oder „Auswerten“ auf der Grundlage einer systematischen In<strong>for</strong>mationssammlung<br />

verstanden werden, bei der man sich u. a. der klassischen Verfahren der<br />

empirischen Sozial<strong>for</strong>schung, z.B. Befragung, teilnehmende Beobachtung, bedient.<br />

88


4.4 Fortbildungsmöglichkeiten<br />

II. Ausgangslage und Status quo<br />

Zur Entwicklung und zum Aufbau neuer Arbeitsfelder ist es unabdingbar, den Fachkräften<br />

ausreichend Reflexions- und Fortbildungsmöglichkeiten einzuräumen. Durch Fortbildungsangebote<br />

zu schulischen und sozialpädagogischen Fragen fördert die KFB mit dem Institut<br />

„ISIS Berlin e.V.“ die Entwicklung und Umsetzung gemeinsamer Projekte mit und an Schulen<br />

sowie die gemeinsame Fortbildung von Lehrer/-innen und Mitarbeiter/-innen der Sozialen<br />

Arbeit in Schulprojekten.<br />

4.5 Fortbildungsveranstaltungen<br />

Zunächst waren drei Jugendhilfekonferenzen geplant:<br />

Jugendhilfe und Schule<br />

Lebenswelten gemeinsam gestalten<br />

1. Jugendhilfekonferenz der Caritas Schwerin<br />

Ihre 1. Jugendhilfekonferenz veranstaltet die Caritas Schwerin im Oktober 2002 in Schwerin.<br />

Mit dieser Konferenz wendet sich die Caritas-Jugendhilfe und Soziale Arbeit an alle schul-<br />

und sozialpädagogischen Berufsgruppen innerhalb und außerhalb der Caritas, um nach neuen<br />

Wegen und Formen der Zusammenarbeit zu suchen. Es geht darum, die Aufgaben von Jugendhilfe<br />

und Schule, Lebenswelten von Kindern und Jugendlichen gemeinsam zu gestalten.<br />

Ausgangspunkt der Konferenz ist die Frage, was Kinder und Jugendliche in welchen Lebensabschnitten<br />

lernen und erfahren müssen, um als Erwachsene in einer sich immer schneller<br />

verändernden Welt ihr Leben eigenständig führen zu können.<br />

In einem zweiten Arbeitsschritt wendet sich die Konferenz gesellschaftlichen Problembereichen<br />

zu, denen sich pädagogische und sozialpädagogische Berufe stellen müssen. Es sind z.B.<br />

die zunehmende Armut und Arbeitslosigkeit, die immer weiter gehende Umweltzerstörung,<br />

das zunehmende Potential an Fremdenfeindlichkeit und Rechtsextremismus sowie Gewalttätigkeit,<br />

das nach wie vor ungeklärte Verhältnis zwischen den Geschlechtern und die Verführungen<br />

der Konsumgesellschaft.<br />

Ausführlich soll Zeit bleiben für die Beschäftigung mit der Entwicklung neuer Angebote vor<br />

dem Hintergrund von bestimmten Voraussetzungen (u. a. Öffnungszeiten) und Konzepten aus<br />

gemischten Elementen.<br />

Den Abschluss bildet eine Podiumsdiskussion zu Fragen der Zukunft der schulischen und beruflichen<br />

Bildung insbesondere für benachteiligte Jugendliche. Sozialarbeiter/-innen und Lehrer/-innen<br />

befragen Experten aus der Schulverwaltung, Arbeitsverwaltung, dem Jugendamt,<br />

von freien Trägern und aus der Wissenschaft.<br />

89


II. Ausgangslage und Status quo<br />

Annäherung, Verständigung, Kooperation<br />

zwischen Jugendhilfe und Schule<br />

2. Jugendhilfekonferenz der Caritas Schwerin<br />

Ihre 2. Jugendhilfekonferenz veranstaltet die Caritas Schwerin im Juni 2003 in Schwerin. Mit<br />

dieser Konferenz wendet sich die Caritas-Jugendhilfe und Soziale Arbeit an alle schul- und<br />

sozialpädagogischen Berufsgruppen innerhalb und außerhalb der Caritas, um nach neuen Wegen<br />

und Formen der Zusammenarbeit zu suchen. Es geht um die Aufgabe von Jugendhilfe<br />

und Schule nach Wegen der gemeinsamen Kooperation zu suchen.<br />

Ausgangspunkt der Konferenz ist die Erfahrung mit Kooperation zwischen Jugendhilfe und<br />

Schule inner- und außerhalb des Kooperationsmodells, wonach nur dann Kooperation zustande<br />

kommt, wenn sich beide Bereiche sozialräumlich öffnen, d.h. auf Themen, Fragen und<br />

Probleme ihrer Adressaten nicht nur institutionell eingehen, sondern diese auch auf den Stadtteil<br />

bezogen interpretieren und lösen wollen.<br />

Ausführlich soll Zeit bleiben für die Beschäftigung mit besonderes interessanten Themen und<br />

Projekten aus allen Bereichen der Zusammenarbeit zwischen Jugendhilfe und Schule vom<br />

Übergang aus dem Kindergarten in die Grundschule über die schulbezogene Kinder- und Jugendfreizeitarbeit,<br />

Schulsozialarbeit bis hin zur Jugendberufshilfe.<br />

Anschließend wird die Frage aufgeworfen, welche materiellen und personellen Bedingungen<br />

hergestellt werden müssen, damit Jugendhilfe und Schule kooperieren können.<br />

Wissenschaftliche Begleitung eines Konzeptes<br />

von Jugendarbeit und Jugendsozialarbeit an und mit der Schule<br />

3. Jugendhilfekonferenz der Caritas Schwerin<br />

Ihre 3. Jugendhilfekonferenz veranstaltet die Caritas Schwerin im Januar 2004 in Schwerin.<br />

Mit dieser Konferenz wendet sich die Caritas Jugendhilfe und Soziale Arbeit an alle schul-<br />

und sozialpädagogischen Berufsgruppen innerhalb und außerhalb der Caritas, um die Ergebnisse<br />

der Wissenschaftlichen Begleitung eines Kooperationsprojektes zwischen Jugendhilfe<br />

und Schule vorzustellen und zu diskutieren.<br />

Aufgabe der Wissenschaftlichen Begleitung war neben der Evaluation des Modellprojektes<br />

die Prozessbegleitung und fachliche Beratung des Projektes und der fachlichen Gremien, die<br />

sich in diesen drei Jahren mit dem Konzept einer „sozialen Arbeit in der Schule“ auseinandergesetzt<br />

haben. Zum zweiten wird versucht, über die pauschale Beantwortung der Frage nach<br />

dem Erfolg und den Ergebnissen des Modellprojektes hinaus, die geleistete Arbeit differenziert<br />

zu betrachten und aufzuzeigen, welche pädagogischen Handlungsmerkmale und welche<br />

Rahmenbedingungen die Arbeit im Modellprojekt besonders gefördert und zu einem qualifizierten<br />

Jugendhilfeangebot im Handlungsfeld Schule ausgewiesen haben.<br />

Die differenzierende Betrachtung der Praxisvariablen sollen im Rahmen der gemachten Überlegungen<br />

insbesondere im Kontext theoretischer Überlegungen zum Thema „Jugendhilfe und<br />

Schule“ genutzt werden, um die fachwissenschaftliche Diskussion zu diesem Thema anzuregen<br />

und weiterzubringen. Auch sollen Fragen behandelt werden, welches Qualitätsprofil muss<br />

90


II. Ausgangslage und Status quo<br />

„Soziale Arbeit in der Schule“ haben und wie müssen Studierende an Fachhochschulen theoretisch<br />

und praktisch auf dieses Arbeitsfeld vorbereitet werden.<br />

Im Rahmen der Zusammenarbeit wurden dann die folgenden drei Fortbildungsinhalte festgestellt<br />

und ausgearbeitet:<br />

- Schulverweigerung im Kontext von Elternhäusern<br />

- Schulverweigerung im Kontext von Jugend und Jugendhilfe<br />

- Schulverweigerung im Kontext von Schule, Stadtteil, Lebenswelt<br />

Sie können bei Bedarf durchgeführt werden.<br />

4.5.1 Fachtagung: Schulverweigerung im Kontext von Elternhäusern<br />

Konzeptpapier für eine Fachtagung<br />

Schulverweigerung im Kontext von Elternhäusern<br />

Veranstalter: Caritas Mecklenburg-Vorpommern, <strong>Schulwerkstatt</strong> „fit <strong>for</strong> life“<br />

In Zusammenarbeit mit: ISIS Berlin e.V.<br />

Datum:<br />

Ort:<br />

Ziele<br />

• In<strong>for</strong>mationen über Möglichkeiten und Grenzen der Elternarbeit<br />

• Vorstellung wichtiger Formen der Zusammenarbeit mit Eltern<br />

• Vorstellung von Beispielen der Eltern- und Erziehungskurse<br />

• Erfahrungsaustausch im Rahmen von Workshops und Gesprächen<br />

• Vermittlung von weiterführenden In<strong>for</strong>mationen zur Elternarbeit: Fortbildungen, Fachbücher,<br />

Newsletter, wichtige Adressen im Internet<br />

• (je nach Zeitplan) Erarbeitung grundlegender Themen in Workshops<br />

• Verbesserung der Zusammenarbeit zwischen der <strong>Schulwerkstatt</strong>, freien Trägern und kommunalen<br />

Einrichtungen sowie Eltern<br />

Zielgruppen<br />

SozialpädagogInnen, LehrerInnen, Schulleitungen, Elternbeiräte und interessierte Eltern<br />

Beabsichtigte Ergebnisse<br />

• die Teilnehmer haben einen Überblick über die wichtigsten Prinzipien und Umgangs<strong>for</strong>men<br />

im Bereich Elternarbeit<br />

• sie bekommen konkrete Anregungen für ihre Projekte<br />

• sie kennen In<strong>for</strong>mationsquellen und Ansprechpartner, an die sie sich bei Interesse nach der<br />

Veranstaltung wenden können bzw. wo sie sich in<strong>for</strong>mieren können<br />

Inhalt:<br />

91


II. Ausgangslage und Status quo<br />

Viele Eltern zweifeln immer wieder an ihren Fähigkeiten und Möglichkeiten als Erzieher –<br />

und manche sind so verzweifelt, dass sie sogar eine „Super-Nanny“ samt Kamerateam eines<br />

Privatsenders ins Haus holen, um das zerrüttete Familienleben reparieren zu lassen. Insbesondere<br />

bei Anzeichen von Schuldistanz und Schulverweigerung resignieren sie häufig, weil ihnen<br />

die nötigen Methoden im Umgang mit ihren auffälligen Kindern fehlen. Dabei gibt es<br />

Hilfe allerorten: Kommunale, kirchliche und gemeinnützige Familieneinrichtungen, der Kinderschutzbund<br />

sowie freie Psychologen und Pädagogen bieten seit einigen Jahren regelmäßig<br />

Elternkurse an, in denen Eltern Hilfestellungen bei Familienproblemen und Erziehungsfallen<br />

angeboten werden.<br />

Ziel der Eltern- und Erziehungskurse ist es, neue Wege und Möglichkeiten im Umgang mit<br />

Kindern aufzuzeigen, mehr Sicherheit und Rüstzeug für das tägliche Erziehungsgeschäft zu<br />

vermitteln. Eltern sollen die eigenen guten Seiten so wie die der Kinder wieder neu entdecken<br />

und mehr in den Vordergrund stellen. Und sie sollen erfahren, dass sie nicht allein sind mit ihren<br />

Problemen. Das Reden mit anderen Eltern über die eigenen Schwierigkeiten ist in allen<br />

Kursen ein zentraler Punkt.<br />

Erziehungskurse sind keine Anleitungen zur Kinderreparatur. Sie bieten Lösungsansätze an<br />

und liefern keine Patentrezepte. Erziehung ist etwas sehr individuelles, das sich nicht durch<br />

ein strenges Regelwerk organisieren lässt. Welche der Vorschläge und Ansätze jeder wie für<br />

sich dann umsetzt, muss individuell entschieden werden.<br />

Umsetzung<br />

• Vortrag (als Expertin wäre z. B. einzuladen: Frau Prof. Dr. Sigrid Tschöpe-Scheffler, FH<br />

Köln)<br />

• Arbeitsgruppen<br />

• „Infomarkt“: Möglichkeit zur Auslage von In<strong>for</strong>mationsmaterial und zu Gesprächen mit<br />

Vertretern einzelner Projekte<br />

Programm<br />

Uhrzeit Programm<br />

10.00-10.30 Uhr Ankommen und Anmelden<br />

Eintragen in die Listen für die Arbeitsgruppen<br />

10.30-12.30 Uhr Begrüßung und Einführung<br />

• Vorstellung der Tagesordnung<br />

• Einführender Überblick<br />

Frau Prof. Dr. Tschöpe-Scheffler<br />

12.30-13.30 Uhr Mittagspause<br />

13.30-15.00 Uhr Arbeit in Arbeitsgruppen<br />

1. Möglichkeiten des Einsatzes von Elternkursen in Einrichtungen<br />

2. Programme zur Fortbildung und zum Austausch von<br />

Multiplikatoren<br />

3. Elternarbeit im Kontext von Schulverweigerung<br />

92


15.00-15.15 Uhr Kaffeepause<br />

15.15-16.00 Uhr Präsentation der Ergebnisse<br />

Auswertung des Tages<br />

II. Ausgangslage und Status quo<br />

4.5.2 Fachtagung: Schulverweigerung im Kontext von Jugend und Jugendhilfe<br />

Konzeptpapier für eine Fachtagung<br />

Schulverweigerung im Kontext von Jugend und Jugendhilfe<br />

Veranstalter: Caritas Mecklenburg-Vorpommern, <strong>Schulwerkstatt</strong> „fit <strong>for</strong> life“<br />

In Zusammenarbeit mit: ISIS Berlin e.V.<br />

Datum:<br />

Ort:<br />

Ziele<br />

• Problematisierung der Kooperation von Jugendhilfe und Schule<br />

• Vorstellung bewährter Ansätze und Konzepte der Kinder- und Jugendhilfe für die Arbeit<br />

an und mit Schulen<br />

• Vorstellung von Beispielen und Anregungen, wie Einrichtungen der Jugendhilfe mit Schulen<br />

und schulische Angebote kooperieren<br />

• Erfahrungsaustausch im Rahmen von Workshops und Gesprächen<br />

• Vermittlung von weiterführenden In<strong>for</strong>mationen zur Elternarbeit: Fortbildungen, Fachbücher,<br />

Newsletter, wichtige Adressen im Internet<br />

• (je nach Zeitplan) Erarbeitung grundlegender Themen in Workshops<br />

• Verbesserung der Zusammenarbeit zwischen der <strong>Schulwerkstatt</strong>, freien Trägern und kommunalen<br />

Einrichtungen im Stadtteil<br />

Zielgruppen<br />

SozialpädagogInnen, LehrerInnen, Schulleitungen, Elternbeiräte und interessierte Eltern<br />

Ergebnisse<br />

• die Teilnehmer haben einen Überblick über die wichtigsten Unterschiede und Gemeinsamkeiten<br />

von Jugendhilfe und Schule<br />

• die Teilnehmer werden sensibilisiert für die unterschiedlichen Prinzipien und Herangehensweisen<br />

der beiden Systeme<br />

• sie haben konkrete Anregungen bekommen für ihre Projekte und setzen diese in einer verbesserten<br />

Kooperation um<br />

• sie kennen In<strong>for</strong>mationsquellen und Ansprechpartner, an die sie sich bei Interesse nach der<br />

Veranstaltung wenden können bzw. wo sie sich in<strong>for</strong>mieren können<br />

Inhalt:<br />

93


II. Ausgangslage und Status quo<br />

Es geht um die Aufgaben von Jugendhilfe und Schule nach Wegen der gemeinsamen Kooperation<br />

zu suchen.<br />

Ausgangspunkt der Konferenz ist die Erfahrung mit Kooperation zwischen Jugendhilfe und<br />

Schule inner- und außerhalb des Kooperationsmodells und des Problemfeldes „Schulverweigerung“,<br />

wonach nur dann Kooperation zustande kommt, wenn sich beide Bereiche öffnen.<br />

Ausführlich soll Zeit bleiben für die Beschäftigung mit besonderes interessanten Themen und<br />

Projekten aus allen Bereichen der Zusammenarbeit zwischen Jugendhilfe und Schule vom<br />

Übergang aus dem Kindergarten in die Grundschule über die schulbezogene Kinder- und Jugendfreizeitarbeit,<br />

Schulsozialarbeit bis hin zur Jugendberufshilfe.<br />

Anschließend wird die Frage aufgeworfen, welche materiellen und personellen Bedingungen<br />

hergestellt werden müssen, damit Jugendhilfe und Schule kooperieren können.<br />

Umsetzung<br />

• Vortrag (N.N.)<br />

• Arbeitsgruppen<br />

• „Infomarkt“: Möglichkeit zur Auslage von In<strong>for</strong>mationsmaterial und zu Gesprächen mit<br />

den Vertretern einzelner Projekte<br />

Programm<br />

Uhrzeit Programm<br />

10.00-10.30 Uhr Ankommen und Anmelden<br />

Eintragen in die Listen für die Arbeitsgruppen<br />

10.30-12.30 Uhr Begrüßung und Einführung<br />

• Vorstellung der Tagesordnung<br />

• Einführender Überblick<br />

N.N.<br />

12.30-13.30 Uhr Mittagspause<br />

13.30-15.00 Uhr Arbeit in Arbeitsgruppen<br />

1. Schule und Jugendhilfe im Kontext des Problemfeldes<br />

Schulverweigerung<br />

2. Möglichkeiten und Grenzen schulbezogene Kinder- und<br />

Jugendfreizeitarbeit<br />

3. Schulsozialarbeit am Übergang zwischen Schule, Ausbildung<br />

und Beruf<br />

15.00-15.15 Uhr Kaffeepause<br />

15.15-16.00 Uhr Präsentation der Ergebnisse<br />

Auswertung des Tages<br />

94


II. Ausgangslage und Status quo<br />

4.5.3 Fachtagung: Schulverweigerung im Kontext von Schule, Stadtteil, Lebenswelt<br />

Konzeptpapier für eine Fachtagung<br />

Schulverweigerung im Kontext von Schule, Stadtteil, Lebenswelt<br />

Veranstalter: Caritas Mecklenburg-Vorpommern, <strong>Schulwerkstatt</strong> „fit <strong>for</strong> life“<br />

In Zusammenarbeit mit: ISIS Berlin e.V.<br />

Datum:<br />

Ort:<br />

Ziele<br />

• Schärfung des Blicks für die Probleme und Schwierigkeiten junger Menschen in Sozialräumen<br />

und deren Auswirkungen auf auffälliges Verhalten<br />

• Vorstellung bewährter Ansätze und Konzepte der Kinder- und Jugendhilfe für die Arbeit in<br />

Sozialräumen<br />

• Vorstellung von Beispielen und Anregungen, wie Schulen und schulische Angebote zu einem<br />

Teil von Lebenswelt werden können<br />

• Erfahrungsaustausch im Rahmen von Workshops und Gesprächen<br />

• Vermittlung von weiterführenden In<strong>for</strong>mationen zur Elternarbeit: Fortbildungen, Fachbücher,<br />

Newsletter, wichtige Adressen im Internet<br />

• (je nach Zeitplan) Erarbeitung grundlegender Themen in Workshops<br />

• Verbesserung der Zusammenarbeit zwischen der <strong>Schulwerkstatt</strong>, freien Trägern und kommunalen<br />

Einrichtungen im Stadtteil<br />

Zielgruppen<br />

SozialpädagogInnen, LehrerInnen, Schulleitungen, Elternbeiräte und interessierte Eltern<br />

Ergebnisse<br />

• die Teilnehmer haben einen Überblick über die wichtigsten Prinzipien und Umgangs<strong>for</strong>men<br />

im Bereich sozialräumlicher Arbeit<br />

• sie bekommen konkrete Anregungen für ihre Projekte<br />

• sie kennen In<strong>for</strong>mationsquellen und Ansprechpartner, an die sie sich bei Interesse nach der<br />

Veranstaltung wenden können bzw. wo sie sich in<strong>for</strong>mieren können<br />

Inhalt:<br />

Das sozialräumliche Umfeld von Schulen und schulähnlichen Einrichtungen wie der <strong>Schulwerkstatt</strong><br />

ist Rahmenbedingung wie auch Heraus<strong>for</strong>derung für die Gestaltung der Angebote.<br />

In Deutschland werden bisher vor allem Konzepte pädagogischer und organisatorischer<br />

Schulentwicklung diskutiert. Damit wird Schulentwicklung vorrangig innerhalb des Systems<br />

Schule gesehen. Die Aspekte "Schule als Lebenswelt" und "Schule als Teil von Lebenswelt"<br />

kommen dabei zu kurz. Folgende Fragestellungen sollen berücksichtigt werden:<br />

Wie nehmen Schulen ihr sozialräumliches Umfeld wahr?<br />

Welche Bedeutung hat dies für die Gestaltung des schulischen Angebots?<br />

95


II. Ausgangslage und Status quo<br />

Wie nehmen Jugendliche und Stadtteilbewohner die Schulen im Stadtteil wahr? Welche Angebote<br />

gibt es überhaupt? Was erwarten sie von deren Angeboten?<br />

Schulen beziehen sich in sehr unterschiedlicher Weise mit der Gestaltung ihres Angebots auf<br />

ihr sozialräumliches Umfeld. Ihre potenziellen Nutzer wie auch die Stadtteilbewohner erwarten<br />

zwar inzwischen auch über den Unterricht hinausgehende Angebote, bleiben dabei jedoch<br />

bescheiden.<br />

Zugleich aber erweist sich, dass eine gelungene Integration von Schulen in das soziale Umfeld<br />

die Leistungsmotivation der SchülerInnen positiv beeinflusst. Ebenso kann sie die Mitwirkung<br />

der Eltern fördern.<br />

Umsetzung<br />

• Vortrag (als Experten wären z. B. einzuladen: Wolfgang Mack, Erich Raab, Hermann Rademacker,<br />

DJI München) (oder evtl. Titus Simon, Halle; Kirsten Puhr)<br />

• Arbeitsgruppen<br />

• „Infomarkt“: Möglichkeit zur Auslage von In<strong>for</strong>mationsmaterial und zu Gesprächen mit<br />

den Vertretern einzelner Projekte<br />

Programm<br />

Uhrzeit Programm<br />

10.00-10.30 Uhr Ankommen und Anmelden<br />

Eintragen in die Listen für die Arbeitsgruppen<br />

10.30-12.30 Uhr Begrüßung und Einführung<br />

• Vorstellung der Tagesordnung<br />

• Einführender Überblick<br />

N.N.<br />

12.30-13.30 Uhr Mittagspause<br />

13.30-15.00 Uhr Arbeit in Arbeitsgruppen<br />

1. Sozialraumorientierung im Kontext von schulischen Angeboten<br />

2. Lebensweltorientierte Jugendarbeit<br />

3. Möglichkeiten und Grenzen der sozialräumlichen Arbeit<br />

im Problemfeld „Schulverweigerung“<br />

15.00-15.15 Uhr Kaffeepause<br />

15.15-16.00 Uhr Präsentation der Ergebnisse<br />

Auswertung des Tages<br />

4.5.4 Auswertung der Fortbildung „Kooperation im Team“<br />

Die Fortbildung fand am 03. und 04.02.2003 unter der Leitung von Frau Dipl.-Psych. Anita<br />

Stangohr statt. Folgende Vorstellungen wurden vorher genannt: Wechselseitiges Kennenlernen<br />

- Teambildung inkl. Annäherung, Absprachen, Umgang mit engen Teams (mit Lösungs-<br />

96


II. Ausgangslage und Status quo<br />

möglichkeiten für Schüler wie auch PädagogInnen); fachliche Qualifikation, Umgang mit<br />

Störungen, Frage der Supervision, kollegiale Praxisberatung und effektives ‚Handling’ im<br />

vorgegebenen Zeitrahmen, einheitliches Vorgehen insbes. nach außen; Teambildung und Umgang<br />

mit Störungsbildern; weiterreichende Hilfen für Schüler, fachliche Begleitung; Werteverfall<br />

und wechselseitige Achtung; Umgang mit Gewalt/Aggression; Motivation der Eltern<br />

zur Mitarbeit; positive Außenwirkungen der <strong>Schulwerkstatt</strong> und Bestandteil der Jugendhilfe-<br />

Landschaft in Schwerin.<br />

Erfolgskriterien sind für die Beteiligten vor allem mehr Verständnis füreinander, Erweiterungen<br />

im Team und in den gemeinsamen Handlungsmöglichkeiten.<br />

Neben der gemeinsamen Arbeit an den zwei Tagen werden zusätzliche Literaturhinweise zum<br />

Selbststudium gewünscht.<br />

Nach der Fortbildung gab es eine Auswertung zum Termin mit Frau Stangohr.<br />

Wünsche („was ist offen geblieben?“, „wo besteht weiterer Bedarf?“)<br />

Wie begegne ich Gewalt, gruppendynamische Prozesse usw.<br />

Was kann jeder Teilnehmer konkret einbringen in das Thema (pers. Erlebnisse, Erfahrungen)<br />

Eine Zusammenfassung am Ende der 2 Tage (- > Prozessanalyse)<br />

Schriftliche Ergebnisauswertung (Zwischenergebnis auf dem Weg zum Team)<br />

Einige Themen wie Wahrnehmung etc. sind im Zuge der Zeit zu kurz gekommen<br />

Team sollte gemeinsam (sprich alle) an der Fortbildung teilnehmen, besonders um Teamentwicklung<br />

zu erfahren und um auf einen eigenen „Nenner“ zu kommen!!!<br />

Es hätte viele weitere Themen geben können: Belobigungssysteme, Kommunikation etc.<br />

Konkrete „Fälle“ in Bezug stellen<br />

Übertragung der Erkenntnisse auf die Klientel, Eingrenzung auf das Team<br />

Teamarbeit in Bezug auf Klienten<br />

Klientenzentriertes Arbeiten<br />

Fallbeispiele und konkrete Hinweise auf mögliche Handlungsalternativen<br />

Fortbildung zum Thema Verhaltensanalysen (besonders aufrechterhaltende Bedingungen)<br />

Persönliche Bemerkungen („was ist noch zu sagen?“)<br />

Sehr gut fand ich die zum jeweiligen Thema passenden kurzen Geschichten und metapherreichen<br />

Bilder zur Illustration des Problems/Anliegens (Zeit zur Besinnung)<br />

Die Fortbildung war für die Teambildung sehr gut, man hat einen guten Austausch hinbekommen<br />

Chance auf ein Level zu kommen<br />

Mehr, mehr, mehr …<br />

Ergebnisse zusammenfassen: für die Gruppe, jeder für sich<br />

Nicht zu viele „Erfahrungsspiele“<br />

Fälle<br />

Märchen super<br />

Satt geworden, trotzdem noch Appetit<br />

Konkreter Erörterung individueller Grenzen bzw. Ängste, Nöte, Sorgen gewisse Übungen des<br />

Tages bzw. des Themas zu tun (oder auch nicht zu tun)<br />

Wie steht jeder Einzelne überhaupt zu der Problematik<br />

97


II. Ausgangslage und Status quo<br />

(Gesamt-)Bewertung der Fortbildung durch die Teilnehmer/innen<br />

Je TeilnehmerIn wurden ein dunkler Punkt für Inhalte und ein heller Punkt für die Methoden<br />

geklebt.<br />

98


II. Ausgangslage und Status quo<br />

5. Weiterentwicklung im Projekt „Fit <strong>for</strong> life“ (Ist-Zustandsbeschreibungen)<br />

Im Folgenden werden Befragungen zum jeweiligen Ist-Stand im Projekt, d. h. zum Entwicklungs<strong>for</strong>tschritt<br />

miteinander verglichen. Dafür wurden die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

im Projekt "fit <strong>for</strong> life" Ende Januar 2003 zum Ist-Zustand der Arbeit in der <strong>Schulwerkstatt</strong><br />

„fit <strong>for</strong> life“ und im August 2003 zur bis dahin geleisteten Arbeit und den weiterhin anstehenden<br />

Aufgaben befragt. An der ersten Befragung haben alle Projektmitglieder (N= 9) teilgenommen<br />

Die Antworten sind im Folgenden zusammengefasst dargestellt und verglichen.<br />

5.1 Befragung im Januar 2003<br />

Am meisten gefällt den ProjektmitarbeiterInnen, dass im Projekt unterschiedliche Professionen<br />

zusammenarbeiten und damit Schule und Jugendhilfe kooperieren (5 Nennungen<br />

(=N)), dass im Team gearbeitet werden kann (5 N) und sich durch dieses Projekt Chancen für<br />

junge Menschen (4 N) ergeben. Diese bestehen in der vorhandenen Zeit zum Eingehen auf<br />

Einzelne (4 N) und im 'adäquaten Angebot' (Fachlichkeit und Methoden) (4 N); worunter z.<br />

B. Beobachtung von Prozessen in der Gruppe (1 N), Konfliktschlichtung (1 N), selbständiges<br />

Handeln (1 N) und die Möglichkeit, Prävention zu leisten (1 N) verstanden wird.<br />

Veränderungen am derzeitigen Projektverlauf würden bevorzugt gesehen in der<br />

„Aussen“Kooperation (6 N), in der Ermöglichung des Schulabschlusses (4 N) und in rechtlichen<br />

und finanziellen Rahmenbedingungen, also in der Ausstattung des Projekts (vor allem<br />

Räume und Sanitäranlagen (3 N)) und in der finanziellen Situation (2 N). Darüber hinaus gibt<br />

es Veränderungswünsche organisatorischer Art bezüglich des Unterrichtsbeginns, des Essensangebots,<br />

der telefonischen Erreichbarkeit des Projekts, aber auch bezüglich mehr Teamausgeglichenheit<br />

zwischen Lehrern und Sozialarbeitern und der Berufsgruppe der Handwerker<br />

im Team sowie der Inhalte und Absprachen innerhalb der Teamarbeit.<br />

Als Gründe für die Veränderungswünsche wurde z. B. die räumliche Situation angeführt (3<br />

N) und die nicht ausreichende Kooperation (3 N) nach außen genannt, bis hin zur Konsequenz,<br />

eine „andere Partnerschule finden“. Anliegen war die vollständige Umsetzung des<br />

Konzepts, das bedeutet in der Konsequenz Schulabschluss und nicht Abbruch nach Klasse 8<br />

(2 N). Bedauert wurde, dass Entscheidungen „von oben“ und “von außen“ fallen, es also keine<br />

ausreichende und zufrieden stellende Beteiligung der Teammitglieder gibt (2 N). Fehlende<br />

finanzielle Zuwendungen (2 N) waren weitere Gründe für Änderungswünsche. Ebenso gibt es<br />

Veränderungsbedarf in Bezug auf das "andere Zeitgefühl“ der Klientel, auf fehlende Angebote<br />

in Bezug auf Essen und Sport, in Bezug auf zuviel „organisatorische Arbeit“ und fehlende<br />

Arbeitserleichterung.<br />

Zukunftswünsche haben die ProjektmitarbeiterInnen in Bezug darauf, dass das Projekt "fit<br />

<strong>for</strong> life" nach drei Jahren Forschung und Begleitung eine "gute Lobby" bekommen und sich<br />

etabliert hat und deshalb <strong>for</strong>tgeführt werden kann (7 N) und dass die qualifizierte Arbeit weiterentwickelt<br />

werden kann (4 N). Erwünscht sind auch Änderungen in der Regelschule, die<br />

Modellcharakter haben könnten (4 N). Als wichtige Perspektive wird die (schulische) Abschlussmöglichkeit<br />

gesehen (3 N) und die Darstellung in der Öffentlichkeit (3 N). Erfolg soll<br />

sich bei den Kindern einstellen, was ein Erfolgsgefühl bei den Mitarbeitern nach sich ziehen<br />

kann, wenn man diesen Erfolg pädagogisch und ökonomisch nachweisen kann.<br />

99


II. Ausgangslage und Status quo<br />

Verbessert werden sollen die Kooperation, die räumlichen Bedingungen sowie der Tagesablauf.<br />

Hierbei kann Supervision hilfreich sein.<br />

Es kommt den ProjektmitarbeiterInnen darauf an, dass ihre Arbeit rechtlich abgesichert ist (2<br />

N). Je persönliche inhaltliche Vorstellungen beziehen sich auf die Konzeptentwicklung und –<br />

abstimmung, auf die Herstellung eines Konsenses durch Absprachen, auf die fachliche Untermauerung<br />

der gesammelten Erfahrungen, auf die zu leistende Elternarbeit, die Arbeit am Verhalten<br />

der Jugendlichen, auf den Einsatz von Erlebnispädagogik und Werkstätten als Tagesprojekte<br />

- also insgesamt auf qualitativ hochwertige Arbeit womöglich mit Hilfe von Supervision.<br />

Dies soll in (Zwischen-)Berichten festgehalten werden.<br />

Wichtig erscheint es, den Bekanntheitsgrad des Projekts zu erhöhen (3 N), die organisatorischen<br />

Voraussetzungen zu schaffen (Räume …), regelmäßige Kooperations- und Koordinationstreffen<br />

zu veranstalten, sich Routinen zu erarbeiten, die Aufgaben zu verteilen und evtl.<br />

Weiterbildung selbst anzubieten (LISA). Es kommt auf eine Zusammenarbeit mit dem Elternrat<br />

an und auf eine unkomplizierte, schnelle, vertrauensvolle Hilfe für die Kinder.<br />

Ein Erreichen dieser Ziele wird gesehen durch Teamarbeit und Teamentwicklung (3 N), dadurch,<br />

dass 'jeder seine Arbeit macht' (2 N), und man dennoch einen 'gemeinsamen Weg' geht<br />

(2 N). Wichtig dabei sind Identifikation und Akzeptanz (2 N), Vernetzung (2 N), Auswertung<br />

und (Selbst-)Evaluation (2 N) sowie Beratung, Aus- und Weiterbildung (z. B. LISA-Veranstaltungen<br />

vor Ort). Das Projekt selbst muss „nach außen dringen“ und kleine praxisorientierte<br />

Projekte durchführen. Eine angemessene personelle Ausstattung und Finanzierung ist dafür<br />

unerlässlich.<br />

Ihren je spezifischen, eigenen Beitrag sehen die ProjektmitarbeiterInnen in der Weiterarbeit<br />

und Weiterentwicklung (2 N), in der Kooperation und Vernetzung (3 N), im Schaffen von<br />

Transparenz und Offenheit (2 N), im wechselseitigen Interesse an der Arbeit der KollegInnen,<br />

in der Elternarbeit und in Fallbesprechungen und auch in der Schaffung von Rahmenbedingungen.<br />

Als größte Schwierigkeiten und Hindernisse auf diesem gemeinsamen Weg wurden die<br />

räumlichen Bedingungen (5 N), die finanziellen Schwierigkeiten und die fehlenden Sponsoren<br />

(5 N) genannt, ebenso auch die (noch fehlende) Akzeptanz im Jugendamt/Schulamt (4 N)<br />

und der Kontakt mit der Nachbarschule (3 N). Ein sich abzeichnender Machtkampf Team vs.<br />

„Außenwelt“ („wer bestimmt?“) beginnt. Deutlich wurde die Notwendigkeit gesehen, noch<br />

mehr für die Akzeptanz des Projekts zu tun und darauf hinzuweisen, dass Folgeeinrichtungen<br />

fehlen. Als Schwierigkeit wurde der kurz nach Projektstart vollzogene personelle Wechsel (2<br />

N) gesehen sowie fehlende Erfahrung und 'Kompetenzunzulänglichkeiten' Einzelner.<br />

Ihre fachlichen Fähigkeiten schätzen die MitarbeiterInnen ein als gut und positiv im Bereich<br />

der Beziehungsarbeit und der vertrauensbildenden Maßnahmen (3 N) und in der Einzelfallarbeit<br />

(2 N). Die Teamzusammensetzung (2 N) sowie die Konsequenz und Flexibilität<br />

trägt dazu bei. Bezüglich der An<strong>for</strong>derungen an sich selbst und der Wünsche an die eigene<br />

Fachlichkeit wünschen sie sich mehr Zeit für Schüler (3 N) und mehr Elternarbeit (2 N) sowie<br />

bessere und interessantere Angebote (2 N) und mehr Zusammenarbeit.<br />

5.2 Befragung im August 2003<br />

Um den Entwicklungs<strong>for</strong>tschritt und damit den Arbeitserfolg beurteilen zu können, wurde zu<br />

Beginn des neuen Schuljahres am 14.08.03 von den ProjektmitarbeiterInnen gemeinsam im<br />

100


II. Ausgangslage und Status quo<br />

Team und mit der wissenschaftlichen Begleitung ein Rückblick mit sich anschließendem Ausblick<br />

für die anstehenden Aufgaben im Projekt während des Schuljahrs 2003/04 unternommen.<br />

Folgende Fragen wurden gemeinsam erörtert und beantwortet.<br />

Als Meilensteine des Schuljahres 2002/03 wurde von den ProjektmitarbeiterInnen angesehen,<br />

dass mittlerweile Arbeitsauftrag und –umfang viel deutlicher seien - „… denn sie wissen, was<br />

sie tun …“. Erfreulichste Ergebnisse des zurückliegenden Schuljahres seien die Öffentlichkeitsarbeit<br />

und damit eng verbunden die Akzeptanz des Projekts, die funktionierende Teamarbeit<br />

und der neue Koordinator sowie die für einige Jugendliche gelungene Reintegration.<br />

Weitere ermutigende Ergebnisse stellten die nunmehr benutzbaren Container, das Bootsprojekt,<br />

die Gründung eines Fördervereins sowie der Einstieg des Jugendamtes bei der Mitarbeit<br />

im Förderausschuss und als Kooperationspartner dar.<br />

In Bezug auf die Arbeit mit den SchülerInnen erscheinen besonders gut gelungen die Reintegration<br />

und die Vermittlung von „sittlich-moralischen“ Wertvorstellungen. Bindungen an Personen<br />

haben stattgefunden und ein Schulklima hat sich entwickelt, so dass „fit <strong>for</strong> life“ als be-<br />

SONDER-e Schule wahrgenommen wird. Das Projekt hat Verantwortung für das unmittelbare<br />

Wohnumfeld gezeigt und so Akzeptanz erworben.<br />

Auch von Seiten der Eltern erhält das Projekt Akzeptanz und Unterstützung im Rahmen der<br />

Möglichkeiten. Es gibt konkrete Absprachen und zeitnahe/r Zusammenarbeit sowie Kontakt<br />

und Austausch. Es konnte erreicht werden, dass die Eltern Schule (wieder) positiv sehen und<br />

Rat und Hilfe annehmen, Auch haben viele gelernt, die „Störungen“ ihrer Kinder zu akzeptieren<br />

und sich im Sinne von Vernetzung noch andere Partner und Unterstützung zu suchen.<br />

Was das Umfeld anbelangt, so konnten die Beziehungen zum Jugendamt, zum Schulamt und<br />

Schulverwaltungsamt sowie zur Schulrätin ebenso ausgebaut werden wie die Beziehungen zu<br />

Nachbarn und z. B. zum Hausmeister der Schule. Öffentlich bzw. in der Fachöffentlichkeit<br />

und in den Medien wird „fit <strong>for</strong> life“ als „Marke“ wahrgenommen. Die Vernetzung mit anderen<br />

Trägern/Institutionen bringt erste Synergieeffekte.<br />

Im Kollegenkreis freut man sich zunehmend über funktionierende Teamarbeit, klassen- und<br />

professionsübergreifende Zusammenarbeit.<br />

Die Antworten aus den Fragen 4 und 5 sind zugleich eine Art Programm für die kurz-, mittel-<br />

und längerfristige Zukunft. Somit ergeben sich für die nächsten Wochen und Monate folgende<br />

An<strong>for</strong>derungen aus noch nicht bewältigten Arbeitsaufgaben und weiterhin notwendigen Vorhaben.<br />

Auf Seiten der Schüler ist der Diagnosebogen abzustimmen und zu standardisieren. Es ist<br />

noch mehr Transparenz über Möglichkeiten für Jugendliche nach ihrer Zeit in „fit <strong>for</strong> life“ zu<br />

schaffen (Infos, „Sozialraumanalyse“).<br />

Im Projektbereich gilt es, eine Werkraumordnung zu erstellen sowie über Zensuren für den<br />

Werkstattbereich (stundenweise - für jede Stunde dort sollen Noten vergeben werden) nachzudenken.<br />

Auch andere Angebote im ausserunterrichtlichen Bereich, also Nachmittagsangebote<br />

und Vormittagsangebote neben dem Unterricht müssen überdacht werden. Wichtig ist<br />

auch, dass die Jugendlichen lernen, sich mehr mit „fit <strong>for</strong> life“ zu identifizieren.<br />

Nachgedacht werden muss bezüglich der Zusammenarbeit mit Eltern über gemeinsame Veranstaltungen<br />

für und mit Eltern, über ein Elterntraining (Rendsburger Modell) sowie die<br />

Schaffung von mehr Identifikation mit „fit <strong>for</strong> life“ auf Seiten der Eltern.<br />

101


II. Ausgangslage und Status quo<br />

Im Umfeld des Projekts gilt es, die Koordination mit der Selbsthilfegruppe „hyperaktives<br />

Kind“ herzustellen und generell zu mehr Zusammenarbeit und Vernetzung mit Psychologen<br />

und mit der Justiz zu kommen.<br />

Um gegenseitige Wertschätzung und Verständnis im Kollegenkreis noch zu verstärken wird<br />

das Augenmerk auf das Schaffen von Kommunikationsräumen gelegt.<br />

Die nachfolgende Tabelle veranschaulicht die Festlegung des Teams auf die "nächsten wichtigsten<br />

Schritte" und gibt einen später für alle überprüfbaren Überblick über den geplanten<br />

Erledigungszeitraum und die Verantwortlichkeiten und Zuständigkeiten.<br />

Was? Wer? Wann? Wie?<br />

1. Jahresplanung gesamt und pro Jahrgangsstufe<br />

(6 Punkte)<br />

2. Mehr Kommunikationsräume schaffen<br />

(5 Punkte)<br />

3a. gemeinsame Veranstaltungen<br />

mit/für Eltern; (Rendsburger Elterntrai-<br />

ning) (4 N)<br />

3b. Anti-Aggressionstraining für Mitarbeiter<br />

(4 N)<br />

Jeder sammelt Bis<br />

20.08.03<br />

Jeder sammelt;<br />

Geschwendtas +<br />

Günzel<br />

Weißmann (Geschwendtas)<br />

Sammlung, Abstimmung<br />

für jeden<br />

Monat, zusammen-<br />

fassen<br />

Fortlaufend Auf Plakaten (hängen<br />

in Büros) sam-<br />

meln<br />

Bis 02.09. Telefonischer Kontakt<br />

zu Frau Büsch,<br />

Angebote erstellen<br />

Geschwendtas Bis 20.09. Kontakt Polizei,<br />

Training organisieren<br />

Sammlung, Ab-<br />

am 20.08. sprache<br />

Zahn Ab 25.08. Erstellen, Einfüh-<br />

3c. Rituale entwickeln (4 N) Jeder sammelt Absprache<br />

4a. Werkraumordnung und Einführung<br />

(3 N)<br />

4b. Zusammenarbeit Psychologen, Justiz<br />

(3 N)<br />

5. Benotungsschlüssel für „außerschulischen<br />

Bereich“ (2 N)<br />

6. Infomaterial „was ist nach fit <strong>for</strong><br />

life“ erstellen (1 Nennung)<br />

anwenden<br />

Weißmann Bis Halbjahresende<br />

Febr. 04<br />

rung in AWT<br />

Überblick schaffen,<br />

Kontakt aufnehmen<br />

Sozialpädagogen Bis 20.08. Vorschlag der SP<br />

im Team diskutie-<br />

Geschwendtas,<br />

Duz<br />

5.3 Vergleich der beiden Befragungen<br />

Bis Herbstferien<br />

ren<br />

Infomaterial<br />

zusammenstellen<br />

Vergleicht man die beiden Befragungen, so sind nach einem halben Jahr Entwicklungs<strong>for</strong>tschritte<br />

erkennbar. Außerdem wird deutlich, dass die ProjekmitarbeiterInnen die früher als<br />

notwendig erachteten Schritte im Auge behalten haben (vgl. Tabelle).<br />

• So freuten sich die ProjektmitarbeiterInnen darüber, dass im Projekt unterschiedliche Professionen<br />

zusammenarbeiten und damit Schule und Jugendhilfe kooperieren können.<br />

Hier werden zugleich noch viele Schwachstellen gesehen, d. h. die Kooperation über das<br />

eigene haus hinaus vor allem mit der nahe gelegenen Kooperationsschule bis hin zu dem<br />

Wunsch, eine „andere Partnerschule finden“.<br />

102


II. Ausgangslage und Status quo<br />

• Ein großer Wunsch ist, dass das Projekt "fit <strong>for</strong> life" nach drei Jahren Praxis- und Forschungsarbeit<br />

eine "gute Lobby" bekommen und sich etabliert hat und deshalb <strong>for</strong>tgeführt<br />

werden kann. Für die Weiterentwicklung einer qualifizierten Arbeit gibt es je persönliche<br />

inhaltliche Vorstellungen, die sich auf die Konzeptentwicklung und –abstimmung,<br />

auf die Herstellung eines Konsenses durch Absprachen beziehen.<br />

Die Frage der Reintegration bzw. der Ermöglichung des Schulabschlusses bei "fit <strong>for</strong><br />

life" wird hier eine große Rolle spielen, ebenso die Schaffung von jetzt noch fehlenden<br />

Folgeeinrichtungen. Hierzu gehören auch rechtliche und finanzielle Rahmenbedingungen,<br />

die die Projektarbeit langfristig sichern sollen.<br />

• Zusammenarbeit im Team stellt über die Zeit hinweg ein großes Anliegen aller Beteiligten<br />

dar und ist innerhalb des Projekts zunehmend mehr eine Quelle der Zufriedenheit:<br />

man freut sich über funktionierende Teamarbeit, klassen- und professionsübergreifende<br />

Zusammenarbeit. Zwar wünscht man sich noch mehr (zahlenmäßige) Teamausgeglichenheit<br />

zwischen Lehrern, Sozialarbeitern und Handwerkern sowie mehr regelmäßige inhaltliche<br />

und organisatorische Absprachen innerhalb der Teamarbeit. Das Team hat sich aber<br />

bereits gemeinsam weiterentwickelt. Der Fortschritt ist gekennzeichnet dadurch, dass wie<br />

immer 'jeder seine Arbeit macht' und man dennoch einen 'gemeinsamen Weg' geht. Wichtig<br />

dabei sind Identifikation und Akzeptanz, Transparenz und Offenheit z. B. in Fallbesprechungen<br />

und wechselseitiges Interesse an der Arbeit der KollegInnen wie auch an der<br />

Elternarbeit. Notwendig dazu sind Auswertung und (Selbst-)Evaluation und Beratung sowie<br />

Weiterbildung, Kooperation und Vernetzung.<br />

• Erfreuliche Ergebnisse zeigen sich auch bereits in der Öffentlichkeitsarbeit und damit eng<br />

verbunden in der Akzeptanz des Projekts in der Fachöffentlichkeit und in den Medien; „fit<br />

<strong>for</strong> life“ wird als „Marke“ wahrgenommen. Somit haben sich Veränderungen in der „Außen-“Kooperation<br />

ergeben, die dazu ermutigen, die Darstellung in der Öffentlichkeit<br />

voranzutreiben und den Bekanntheitsgrad des Projekts zu erhöhen. Wichtige mittel- und<br />

langfristige Schritte werden über regelmäßige Kooperations- und Koordinationstreffen z.<br />

B. mit Jugend-, Schulamt, Förderverein u. a. zu dauerhafter Kooperation und Vernetzung<br />

führen. Vielleicht lassen sich hierdurch auch jetzt noch nicht auszumachende Sponsoren<br />

finden, damit die Zukunft des Projekts, räumliche Bedingungen und die finanzielle<br />

Schwierigkeiten besser abgesichert werden können.<br />

Bei „fit <strong>for</strong> life“ handelt es sich um ein Praxisprojekt, dessen Handlungsabläufe durch Forschung<br />

optimiert werden sollen. Das bedeutet, dass die wissenschaftliche Begleitung im Sinne<br />

einer Handlungs- bzw. Aktions<strong>for</strong>schung mit den PraktikerInnen zusammenarbeitet, also<br />

Ausschnitte aus der Realität und/oder Handlungsvollzüge dokumentiert und evtl. Arrangements<br />

schafft, um diese zum Gegenstand der Untersuchung und der gemeinsamen Reflexion<br />

zu machen und weiterzuentwickeln. Dabei geht es um Prozesse der Problemdefinition, der<br />

Weiterentwicklung von Handlungserfahrungen und von lokalem und übergeordnetem Wissen.<br />

Dies schließt eine Profildebatte des Projekts und damit eine Professionalisierungsdebatte der<br />

Projektbeteiligten mit ein.<br />

Was sich zunächst zeigte, ist, dass die zusammenarbeitenden Personen nicht durchweg dieselbe<br />

Einschätzung von Erfolg und Misserfolg des Projekts tragen und dass man sie auch noch<br />

nicht als ein funktionierendes, zusammenarbeitendes Team betrachten kann. Das hängt u. a.<br />

mit personellem Wechsel und der damit verbundenen Verlagerung von Aufgabenschwerpunkten<br />

zusammen. Die MitarbeiterInnen arbeiten im Schulalltag engagiert mit den SchülerInnen<br />

zusammen; inhaltliche Kooperationen und differenzierte Arbeits<strong>for</strong>men sind weiterhin angestrebt.<br />

Das zunächst festgelegte Ziel der wissenschaftlichen Begleitung war es, dem Projektteam In<strong>for</strong>mationen<br />

und Materialien über andere Schulverweigerungsprojekte, deren Rahmenbedin-<br />

103


II. Ausgangslage und Status quo<br />

gungen, Inhalte, Kooperations<strong>for</strong>men zur Verfügung zu stellen. Des Weiteren wurde eine Zusammenstellung<br />

zu Beobachtungsmethoden in der sozialen Arbeit angefertigt.<br />

5.4 Befragung im Januar 2004<br />

Das Ausscheiden des Koordinators aus dem Projekt stellt für die Mitarbeiterinnen das wichtigste<br />

Ereignis der vergangenen Monate dar (4). Danach folgt die Gründung des Schulfördervereins<br />

(3) und die sehr erfolgreiche, medienintensive Öffentlichkeitsarbeit des Projekts,<br />

insbesondere die PR-Aktion mit CD-Verkauf und Buchlesung durch den Schauspieler Manfred<br />

Krug (3). Auch eine Kooperation mit der Wirtschaft ist zu verzeichnen (z.B. über Radio<br />

Antenne Mecklenburg-Vorpommern).<br />

Aber auch Projekte aus der 'Alltagsarbeit' wie die Projekte "Mittelalter" und "Weihnachten"<br />

fanden als wichtige Ereignisse Erwähnung (3). Daneben ist man stolz auf die Teamentwicklung<br />

und das kreatives Arbeiten aller Kollegen, die Einrichtung des Gruppenraumes im Container,<br />

auf die Durchführung eines Theaterbesuchs im Dezember und den Übergang der jetzigen<br />

siebten Klasse (Wechsel der Bezugspersonen).<br />

Als wenig begeisternd wird die angekündigte Stundenreduzierung der zwei Sozialpädagoginnen<br />

ab Januar 2004 empfunden, da sie die Qualität der Arbeit im Projekt gefährden kann. Daher<br />

wurde beschlossen, verstärkt um Rücknahme der Stundenkürzungen für die Sozialarbeiterinnen<br />

zu kämpfen.<br />

Als besonders gut gelungen in der Arbeit (Schüler, Eltern, Kollegen) wurden folgende<br />

Gegebenheiten angesehen:<br />

Die Kontaktaufnahme zur "neuen Klasse" ist vollzogen, ein Vertrauensverhältnis zwischen<br />

Lehrern, Sozialpädagogen und Schülern konnte hergestellt werden.<br />

Erfreulich ist, dass eine positive Entwicklung aller Schüler - besonders der schwierigen - zu<br />

verzeichnen ist und Erfolge sichtbar werden (So etwa die Eingliederung von Lars S. und Mathias<br />

B. in Klasse 6 und die verhaltenstherapeutische Versetzung von Sebastian E. in Frau<br />

Weißmanns Klasse 5 von Klasse 6). Außerdem nehmen fast alle Schüler am Integrationsunterricht<br />

an der J.-R.-Becher-Schule teil. Die Schüler gehen mit vereinzelten Ausnahmen regelmäßig<br />

zur Schule und konnten in funktionierende Strukturen bezüglich der Verhaltensmodifikation<br />

und ihrer Konsequenzen eingewiesen werden. Sie akzeptieren Grenzen und Normen.<br />

Auch konnten stabile Beziehungen zu einzelnen Schülern aufgebaut werden, die so belastbar<br />

sind, dass sie (negative) Sanktionen tragen.<br />

Die Zusammenarbeit mit Eltern war vom gegenseitigen Kennenlernen geprägt.<br />

Auf Seiten der Kollegen setzten sich Zusammenhalt und Kompromissbereitschaft <strong>for</strong>t - trotz<br />

oder gerade aufgrund der vorhandenen Multiprofessionalität. Das Team hat sich stabilisiert,<br />

es herrscht ein vertrauensvolles Klima. Der Zusammenhalt ist gewachsen, die Abstimmung<br />

im Kollegium und die Kooperation zwischen allen vorhandenen Berufsgruppen (Sozialpädagogen,<br />

Lehrer, Handwerker und auch Praktikant) hat sich verbessert. Das Konzept wird umgesetzt<br />

– angereichert durch mehr Praxiserfahrung. Es existiert eine Zusammenarbeit mit<br />

Schulen, SAZ u. a., unterstützt von Team und Eltern.<br />

Als weniger bis nicht gelungen in der Arbeit (Schüler, Eltern, Kollegen) wurden folgende<br />

Aspekte benannt:<br />

Die Rückgliederung eines Schülers (Tommy) in Klasse 6 ist nicht gelungen. Er war suspendiert<br />

u. a. wegen Drogengebrauchs und sollte in Behandlung. Er konnte nicht zu regelmäßigem<br />

Schulbesuch gebracht werden.<br />

104


II. Ausgangslage und Status quo<br />

Verbesserungswürdig auf Kollegenseite ist die Zusammenarbeit mit Stammschule und Klinikum.<br />

Die Klärung des Problems "Stundenkontingent für Sozialpädagogen", d.h. die Rettung der<br />

Stunden der Sozialpädagogen ist bisher nicht gelungen und es zeichnet sich auch bislang<br />

(Ende Januar!) noch keine Lösung der Frage 'Koordinator' ab.<br />

Nicht immer stoßen Angebote der MitarbeiterInnen auf die gewünschte Resonanz bei den<br />

SchülerInnen, so waren beim Besuch des technischen Landesmuseums nur drei Schüler aber<br />

zwei Personen als Begleitung dabei.<br />

Bezüglich des Verhältnisses zwischen Schülern / Eltern / Lehrern sind viele Ideen noch nicht<br />

umgesetzt. Ein besseres Zeitmanagement und eine realistischere Planung würden helfen, mehr<br />

Angebote machen zu können.<br />

Teambezogene und individuelle Vorhaben für das Schuljahr bzw. für die Arbeit im zweiten<br />

Schulhalbjahr (Schüler, Eltern, Kollegen) waren:<br />

Insgesamt ist der Ausbau der positiven Verhaltensweisen der Kinder – evtl. gefördert durch<br />

mehr Projektarbeit – ein übergeordnetes Ziel. Darüber hinaus soll in enger Zusammenarbeit<br />

mit Eltern soll die Festlegung weiterer Schullaufbahnen erfolgen. Verstärkte Zusammenarbeit<br />

und Ausbau der Kontakte mit dem SAZ (Schweriner Ausbildungszentrum) sind wichtig, um<br />

kontinuierlich die Schüler der 7. und 8. Klasse in eine berufliche Frühorientierung sowie in<br />

berufsvorbereitende Maßnahmen zu begleiten. Es geht um das Finden von Eigenvorstellungen<br />

der Schüler für einen späteren Beruf. Die Schüler sollen erfahren, dass hierzu Eigenständigkeit<br />

und Zuverlässigkeit wichtige Eigenschaften sind.<br />

Die Außenwirksamkeit der <strong>Schulwerkstatt</strong> soll weiter gestärkt werden, um FFL als bleibende<br />

Einrichtung zu stabilisieren. Auch die weitere Ausgestaltung der inhaltlichen Arbeit / der Projekte,<br />

der weitere intensive Austausch generell und mit Schülern und die Vernetzung aller Beteiligten<br />

sind wichtige künftige Schritte. Dazu gehört auch eine Festigung der Kontakte zu<br />

den Schülern und das Schaffen weiterer Höhepunkte.<br />

In Bezug auf die Stundenreduzierung gilt es Stärke zu bewahren, "Nein" sagen zu können",<br />

denn: Nur was entbehrt wird, hat die Chance auf zukünftige Förderung!<br />

Inhaltlich stehen kurz- und mittelfristig als nächste Schritte und Ereignisse an der Elternsprechtag<br />

im März, die offizielle Gründungsveranstaltung des Schul-Fördervereins im Mai,<br />

der Trommelkurs (über drei Monate) mit Schülern und der Auftritt im Mai, die Betriebspraktika<br />

im Juni, die Kontaktierung von Frau Koch, Arbeitsamt.<br />

Weiterhin bleiben die Vernetzung aller Beteiligten und die Stabilisierung organisatorischer,<br />

materieller und personeller Bedingungen wichtig.<br />

Kurzfristig geht es darum, Projekte durchzuführen und die Kinder positiv zu stärken, auch<br />

bezüglich der bevorstehenden Zeugnisausgabe. Elterngespräche zu verhaltenstherapeutischen<br />

Maßnahmen sollen mit dem Besuch einer Ausstellung verbunden werden, zu dem die Eltern<br />

eingeladen werden um die Kontaktaufnahme zu erleichtern.<br />

Mittelfristig ist eine Klassenfahrt zu organisieren und der nahtlose Übergang aller Achtklässler<br />

in ein Regelsystem zu gewährleisten sowie die Zusammenarbeit der 8. Klasse mit dem<br />

SAZ (Berufsfrühorientierung und schrittweiser Aufbau von Kursen und Projekten zu einzelnen<br />

Berufszweigen z. B. Metall).<br />

105


II. Ausgangslage und Status quo<br />

Langfristig sind Fortbildungen, regelmäßige Treffen mit Kollegen sowie Aufbau und Austausch<br />

mit weiteren Trägern wichtig und das Wecken von Interesse an bestimmten Veranstaltungen.<br />

Zu sichern ist der Fortbestand von „FFL“ einschließlich der Stunden für Sozialarbeiter und<br />

Handwerker - Stundenerhöhung ist dabei die Voraussetzung, um gute Arbeit leisten zu können<br />

(mit 32,5 Stunden kann gerade der Unterricht abgedeckt werden!).<br />

Dass solche ‚Meilensteine’ erreicht wurden, kann erkannt werden daran, dass<br />

- jeder Schüler zum Schuljahresende für sich festgelegt hat, welche Schule bzw. Schulart er<br />

später besucht,<br />

- jeder Schüler selbständig und zuverlässig am Praktikum teilgenommen hat,<br />

- das Projekt FFL als sicherer, fester Bestandteil nach der Projektphase übernommen wird,<br />

- jedem persönlich beim Zurückschauen bestimmte markante Sachen hängen bleiben: was<br />

auch an Kleinigkeiten festgemacht werden kann,<br />

- Lob von Kindern, Kollegen, Eltern gekommen ist (dann kann die Arbeit nicht so schlecht<br />

sein!),<br />

- Kurse und Projekte kontinuierlich laufen und von Schülern und Eltern angenommen werden,<br />

- der Auftritt gemeinsam mit RAA-Musikern und Musikern des Mecklenburgischen Staatstheaters<br />

ein Erfolg wird,<br />

- Schüler eine emotionale Bindung zu Lehrern und Mitarbeitern finden, gerne kommen und<br />

eigene Ideen einbringen.<br />

Mit Hilfe eines Erhebungsbogens (halb strukturierter Fragebogen) wurde bisher dreimal der<br />

IST-Zustand des Projektes erfasst und ausgewertet. Dies war auch immer die Grundlage für<br />

die weitere Handlungsplanung. Darüber hinaus war es unerlässlich, durch<br />

Teambegleitung/Supervision und andere Inhalte zur Entwicklung und zum Zusammenhalt des<br />

Teams beizutragen. Für die Weiterentwicklung des Projekts kann es nur hilfreich sein, in der<br />

Auseinsandersetzung im Team das eigene Profil des Projekts, seine besonderen Ziele usw. zu<br />

schärfen.<br />

Dies soll auch dazu beitragen, den spezifischen, unverwechselbaren Status des Projekts innerhalb<br />

der einschlägigen Schweriner Projekte zu verstärken.<br />

5.5 Befragung im Mai 2005<br />

Im Mai 2005 wurde eine abschließende Befragung durchgeführt, deren Ergebnisse im folgenden<br />

vorgestellt werden. Sie charakterisieren zugleich den Ist-Stand im Projekt „fit <strong>for</strong> life“ am<br />

Ende der Modellphase und geben Aufschluss über die Veränderungen seit der ersten Befragung<br />

im Januar 2003.<br />

1. Was waren für mich die wichtigsten Ereignisse im Projektverlauf?<br />

Zum Zeitpunkt des Projektendes (im Mai 2005) äußerten sich die MitarbeiterInnen schriftlich<br />

zu einigen Fragen und nahmen damit einen Rückblick auf die gesamte Projektlaufzeit vor.<br />

Gefragt wurde zuerst nach den wichtigsten positiven bzw. negativen Ereignissen aus Sicht aller<br />

MitarbeiterInnen im Projekt. Die wichtigsten positiven Ereignisse lassen sich grob in vier<br />

Kategorien zusammenfassen:<br />

106


II. Ausgangslage und Status quo<br />

Team<br />

Hervorgehoben wurde die Zusammenarbeit von unterschiedlichen Professionen (Lehrer, Sozialarbeiter,<br />

Handwerker) und Fachbereichen (5), die damit verbundene Teamentwicklung zwischen<br />

Lehrern, Sozialarbeiter und Handwerkern (5) sowie die Entwicklung einer „gemeinsamen<br />

Sprache“, was sich im „Überstehen“ von Konflikten im Team zeigte (v. a. aufgrund von<br />

vielen Veränderungen wie z. B. Wechsel der Teammitglieder, die zu Unruhe führten.<br />

Es entstand ein gutes Verhältnis zu Kollegen, das Team passt endlich gut zusammen und<br />

"nach drei Jahren kennt man die Mitarbeiter und das Haus".<br />

Schüler<br />

Auf Seiten der Schüler gab es erste/ wachsende Erfahrung und Erfolge der Kinder, was sich in<br />

ersten, dann <strong>for</strong>tschreitend möglichen Übergängen/Überführungen in das Regelschulsystem<br />

offenbarte – hier wurde die Nachhaltigkeit der Arbeit offensichtlich. Durch Persönlichkeitsstärkung<br />

der Kinder wurde eine hohe Reintegration von Schülern an Regelschulen möglich.<br />

Außenwirkung<br />

Durch gemeinsame, gut organisierte Veranstaltungen und Unternehmungen wie z. B. eine<br />

Projektausstellung im Schlossparkcenter Schwerin, durch viel Präsenz in der Zeitung, insgesamt<br />

durch eine "Super-Öffentlichkeitsarbeit" hat das Projekt jetzt eine sehr gute Außenwirkung.<br />

Sicherung der Zukunft<br />

Eine mittel- und langfristige Sicherung erwartet man durch die Eingliederung in den Haushalt<br />

der Stadt Schwerin, durch die zunehmende Stabilisierung der Arbeit im inhaltlichen und personellen<br />

Bereich wie auch die Schaffung einer gesetzlichen Grundlage im KJHG (Hilfe zur<br />

Erziehung).<br />

Auf der negativen Seite stechen besonders drei Komplexe heraus:<br />

Existenz<br />

Durch unterschiedliche rechtliche Grundlagen von Schule und Jugendhilfe entsteht viel<br />

Fremdbestimmung. Ständiger Begleiter war die Sorge um den Fortbestand des Projekts und<br />

um die Stundenreduzierung im Bereich der Sozialarbeit.<br />

Schule/Jugendhilfe<br />

Das Schulrecht hat andere Herangehensweisen als Jugendhilfe, um Probleme zu lösen, es gibt<br />

unterschiedliche rechtliche Grundlagen und ein "Zusammenkommen" mit der Kooperationsschule<br />

ist immer wieder nicht einfach. Aufgrund von Fremdbestimmung sind die Lehrer in ihrem<br />

Handeln eingeschränkt.<br />

Grundlagen<br />

Es gab zunehmende Destabilisierungstendenzen durch Pläne der Zuordnung zu andern Schulen<br />

und ständig wechselnde Pläne des Ministeriums für Bildung bezüglich der Sonderschullandschaft<br />

sowie Blockaden von anderen Schulen. Gerade in der Anfangszeit brachte häufiger<br />

Personalwechsel d. h. Wechsel der Koordinatoren oder Lehrer viel Unruhe in die Arbeit.<br />

Auch die Installierung eines neuen Aufnahmeverfahrens wirkte hemmend (Zeitfaktor).<br />

2. Was halte ich für besonders gut gelungen in der Arbeit mit<br />

a.) den Schülern?<br />

b.) den Eltern?<br />

107


II. Ausgangslage und Status quo<br />

c.) dem Umfeld?<br />

d.) den Kollegen?<br />

2 a) Schüler<br />

In Bezug auf die Arbeit mit den Schülern stechen besonders zwei Punkte heraus, nämlich die<br />

Zeit für (individuelle) Gespräche und die gemeinsame Erarbeitung von Strategien zur Problemlösung.<br />

Bei beiden Bereichen sehen die MitarbeiterInnen wesentliche Unterschiede zu<br />

den Möglichkeiten, die es an Regelschulen gibt. Außerdem können Gruppenprozesse und das<br />

Einhalten klarer Vorgaben von Regeln und Normen besser beachtet werden. Erfolgschancen<br />

liegen auch in der Vermittlung von handwerklichen Fähigkeiten und Fertigkeiten, in der<br />

Durchführung von gemeinsamen Projekten und in der "bessere Motivation", dass die Schüler<br />

wieder die Schule besuchen und einen Schulabschluss anstreben. Durch die längere Arbeitsdauer<br />

(3 Jahre) kann man Situationen besser einschätzen und danach handeln.<br />

2 b) Eltern<br />

Die tägliche Kommunikation mit den Eltern und die Zeit, die für Gespräche mit den Eltern<br />

aufgewendet wird, ermöglichen ein so<strong>for</strong>tiges Reagieren bei Problemen und eine positive<br />

Rückin<strong>for</strong>mation von beiden Seiten. Durch das Einbeziehen aller Beteiligten wächst auch die<br />

Zufriedenheit in den Familien. Die vertrauensvolle Zusammenarbeit ergibt eine enge Verbindung,<br />

so dass es auch möglich wird, aus Fehlern zu lernen. So können die Eltern bei familiären<br />

Problemen unterstützt werden, indem Lösungsstrategien aufgezeigt oder gemeinsam erarbeitet<br />

und die Eltern in ihrer Erziehungskompetenz gestärkt werden.<br />

Aufgefallen ist, dass die handwerklichen Mitarbeiter kaum in die Elternarbeit einbezogen<br />

sind.<br />

2 c) Umfeld<br />

Das Projekt hat Akzeptanz in der Kommune gefunden, seine Präsenz ist gestärkt. Es gibt eine<br />

verstärkte Zusammenarbeit mit anderen Beteiligten: Kooperationspartner und Förderer wurden<br />

gefunden, sogar ein Förderverein gegründet. Kontakte konnten regional und überregional<br />

geknüpft werden.<br />

Die gute Zusammenarbeit der unterschiedlichen Professionen (Lehrer, Sozialarbeiter, Handwerker)<br />

und eine gute, stabile Teamatmosphäre bewirkten ein einheitliches Auftreten nach außen.<br />

Daraus entwickelte sich eine gute Öffentlichkeitsarbeit, die das Interesse des Umfeldes<br />

für die Einrichtung und ihre Arbeit weckte; freundschaftliche und dienstliche Beziehungen zu<br />

Schule, Nachbarn, Caritas konnten verstärkt werden. Dazu trug auch die Entwicklung und<br />

Durchführung von Projekten mit den Kindern wie z. B. das Bootsprojekt und das Hasengehege<br />

bei.<br />

Es gab regelmäßigen Austausch von In<strong>for</strong>mationen in Teamsitzungen und Kleinteams, regelmäßige<br />

Fallbesprechungen, was zu einem Abbau von Blockaden führte.<br />

2 d) Kollegen<br />

Durch gelungene Teamarbeit (z. B. Gespräche im Klein- und Großteam), durch ein immer<br />

besseres Zusammenspiel haben die KollegInnen eine gemeinsame Sprache gefunden, wodurch<br />

alle Hürden gemeinsam überwunden wurden. Jetzt "klappt der Meinungsaustausch gut"<br />

und es gibt eine "sehr angenehme Arbeit im Team".<br />

3. Was ist weiterhin verbesserungswürdig?<br />

a.) in Bezug auf die Arbeit mit den Schülern?<br />

108


.) in Bezug auf die Zusammenarbeit im Team?<br />

c.) in Bezug auf die (organisatorischen) Rahmenbedingungen?<br />

d.) in Bezug auf die Arbeit mit den Eltern?<br />

e.) sonstiges<br />

II. Ausgangslage und Status quo<br />

3 a) Schüler<br />

In Bezug auf ihre Arbeit mit den Schülern sahen es die ProjektmitarbeiterInnen als vorrangig<br />

an, den Jugendlichen künftig innerhalb Projekts "fit <strong>for</strong> life" einen Schulabschluss zu ermöglichen,<br />

der sie für eine anschließende Berufsausbildung qualifiziert.<br />

Verbesserungswürdig ist auch die Erschließung von weiteren finanziellen Mitteln bzw. die<br />

Stabilisierung und Sicherung der bisherigen Finanzierungsgrundlage. Notwendig ist mehr<br />

Geld für Sachkosten, eine finanzielle Unterstützung für Aktivitäten wie z. B. Basteln, Kochen,<br />

gemeinsame kulturelle und gruppenbildende Aktionen, Reisen, Berufsfrühorientierung,<br />

kostenloses Essen für arme Kinder u.a., dies alles ermöglichte auch eine sinnvollere Freizeitgestaltung<br />

und weitere Projekte.<br />

Zusätzliche finanzielle Mittel sind er<strong>for</strong>derlich für die Aufstockung der Stunden für betreute<br />

Nachmittagsangebote bzw. für die Aufhebung bzw. den Wegfall der gekürzten Sozialarbeiterstunden.<br />

Wichtig ist auch die Klärung der rechtlichen Absicherung von Entscheidungen, d.h. rechtlicher<br />

Grundlagen.<br />

Schön wäre es, wenn neue „Wege“ ausprobiert und neue "Erfahrungen gesammelt werden<br />

könnten.<br />

3 b) Team<br />

Bezüglich des Teams werden Verbesserungsmöglichkeiten gesehen in der Beteiligung der<br />

Teammitglieder an Entscheidungen z. B. bei Aufnahmeentscheidungen (Aufnahmeverfahren<br />

muss schnelle Entscheidungen und Vorgehensweisen ermöglichen) und in Bezug auf den<br />

Umzug, aber auch in Bezug auf die inhaltliche Zusammenarbeit und die Beratungszeiten – es<br />

gilt, wieder mehr Kommunikationsräume schaffen und auch Teamsitzungen einhalten. Supervision<br />

und gemeinsame auf das Team abgestimmte Weiterbildungen könnten dazu beitragen.<br />

3 c) organisatorische Rahmenbedingungen<br />

Die örtlichen organisatorischen Rahmenbedingungen könnten durch räumliche Veränderung<br />

verbessert werden z. B. durch die Schaffung von weiteren Klassenräumen, eines Sportraums,<br />

eines Snoozelraums, eines Hauswirtschaftsraums zum Backen und Kochen, durch den Ausbau<br />

von Werkstatt, Sanitärräumen und Büro. Eine bessere Ausstattung wünscht man sich aber<br />

auch in Bezug auf Telefon, Computer, Technik insgesamt, Reinigungsmittel sowie Verbrauchsmaterial<br />

generell; mehr finanzielle Zuwendung könnte dies alles mittel- und langfristig<br />

ermöglichen.<br />

Wichtig wäre auch die personelle Verstärkung durch Erhöhung des Stundenpotentials der<br />

Mitarbeiter und die Bereitstellung eines Sozialarbeiters pro Klasse.<br />

Eine Verkürzung der Kommunikationswege auch innerhalb der Institution wird ebenfalls gewünscht.<br />

3 d) Eltern<br />

In Bezug auf eine verbesserte Zusammenarbeit mit Eltern wird mehr Elternschulung als unterstützendes<br />

Moment gesehen, auch gemeinsame Elternabende, um die Kooperationsbereit-<br />

109


II. Ausgangslage und Status quo<br />

schaft zu erhöhen und die Eltern zu motivieren und auch Kontinuität bei Gesprächen mit den<br />

Eltern zu entwickeln, damit Kontakt nicht nur gesucht wird, wenn es Schwierigkeiten gibt.<br />

4. Was ist nicht gelungen in der Arbeit mit<br />

a.) den Schülern?<br />

b.) den Eltern?<br />

c.) dem Umfeld?<br />

d.) den Kollegen?<br />

a.) Noch nicht gelungen in der Arbeit mit den Schülern ist, dass auch die Schüler erreicht<br />

werden können, die aufgrund der familiären Situation nicht regelmäßig die <strong>Schulwerkstatt</strong> besuchen.<br />

b.) Eine vertrauensvolle Zusammenarbeit konnte mit einigen Eltern noch nicht erreicht werden,<br />

die in starker Abwehrposition verharren bzw. zur effektiven Zusammenarbeit nicht bereit<br />

sind; auch das Angebot eines Trainingskurses für Eltern wurde kaum angenommen.<br />

c.) Bezüglich des Umfelds besteht bei den ProjektmitarbeiterInnen teilweise das Gefühl,<br />

"dass wir boykottiert werden, aus dem Ministerium extrem, von eigenen Mitstreitern in Schulen"<br />

und dass wichtige Leute, die Entscheidungen treffen "nach drei Jahren nicht wissen, wer<br />

für die <strong>Schulwerkstatt</strong> geeignet ist".<br />

d.) Innerhalb des Kollegiums "hakte manchmal die Kommunikation" aufgrund verschiedener<br />

Interessen und Vorstellungen.<br />

5. Wo (in welchen Bereichen) brauchen wir weiterhin Unterstützung von außen?<br />

Damit die Rahmenbedingungen des Konzeptes bezüglich personeller und räumlicher Ausstattung<br />

aufrechterhalten werden können, wünschen sich alle Beteiligten eine langfristige finanzielle<br />

Absicherung der Personal- und der Sachkosten durch Kommune und Land. Damit verbunden<br />

ist der Wunsch nach einer Absicherung der Mitarbeiterstellen/ -stunden bzw. deren<br />

Erhöhung auch seitens des Schulamts zugunsten einer guten Arbeit. Ein weiterer wichtiger<br />

Unterstützungsbedarf liegt in der rechtlichen Absicherung von Teamentscheidungen in Bezug<br />

auf Klienten.<br />

Auch bezüglich der notwendigen Sachmittel ist Unterstützung gewünscht, um laufende Kosten<br />

für Verbrauchsmaterialien speziell in der Werkstatt (Verschleiß) wie z. B. Bohrer, Schleifblätter,<br />

Holz, Schrauben etc. decken zu können.<br />

Darüber hinaus wünscht man sich auch Unterstützung, damit genügend Schüler ins Projekt<br />

kommen.<br />

In Bezug auf den geplanten Umzug des Projekts wird Unterstützung für die neuen Räumlichkeiten<br />

gewünscht: ein schöneres Gebäude mit Lärmschutz, Spielmöglichkeiten, mehr Räumen<br />

und besseren und ausreichenden Sanitäranlagen. Man wünscht sich "dass das Gebiet nicht<br />

gleich negativ auf unsere Schule gestimmt ist".<br />

6. Von wem sollte diese Unterstützung kommen?<br />

Erhofft wird diese Unterstützung hauptsächlich von Seiten der Geldgeber d.h. des Schulamts,<br />

der Stadt und vom Land bzw. von Sponsoren, Ämtern, Jugendhilfe und Caritas, aber auch von<br />

kommunalen Entscheidungen.<br />

110


II. Ausgangslage und Status quo<br />

Unterstützung leisten könnten auch Schulen, Jugendhäuser, das SPZ, Wohlfahrtsverbände und<br />

andere Einrichtungen sowie dort jeweils beschäftigte Direktoren, Lehrer, Sozialarbeiter, Erzieher,<br />

Mitarbeiter der Stadt und nicht zuletzt die Eltern.<br />

7. Was sind bei Ablauf des Projekts die nächsten Schritte, kurz-, mittel- und langfristig?<br />

Als kurzfristig nächste wichtige Schritte werden angesehen der unkomplizierte Übergang<br />

ins nächste Schulprojekt bzw. Schuljahr, schnelle Wege, um die Kapazität innerhalb des Projektes<br />

auszulasten durch Sicherung der Fallzahlen, der Umzug nach Lankow sowie die Klärung<br />

der Verfahrensweise bezüglich Auflösung der Busch-Schule und Angleichung an die<br />

Siemens-Schule. Es besteht die Hoffnung auf eine gute Kooperation mit der neuen Partnerschule,<br />

eine weiterhin gute Öffentlichkeitsarbeit und interessante Fachtage.<br />

Immer wichtig bleiben die Sicherung der Personalstunden sowie deren eventuelle Erhöhung.<br />

Wichtig ist aber auch, Energien zu sammeln und in den Ferien Ordnung zu schaffen, "um neu<br />

und geordnet ins neue Jahr zu gehen", d. h. gut in das neue Schuljahr zu starten und wieder<br />

offen für neue Schüler zu sein. Schön wäre auch, wenn man bald das "Internet in Gang bringen"<br />

könnte.<br />

Mittel- und langfristig geht es allen ProjektmitarbeiterInnen um die Planung und Durchführung<br />

des Umzugs ins neue Objekt nach Lankow, um den Erhalt und die Festigung der <strong>Schulwerkstatt</strong>("ein<br />

fester Bestandteil der Stadt werden") und des Personalbestandes (d. h. Erhalt<br />

der Lehrer- und Sozialpädagogen-Stundenzahl in der <strong>Schulwerkstatt</strong>). Alle hoffen auf eine<br />

positive Ausstrahlung der Projektarbeit in die Regelschule, um dort Veränderungen zu unterstützen.<br />

Eine Zukunftsaufgabe wird gesehen in der Ermöglichung einer Klasse 9 im Projekt und damit<br />

des Schulabschlusses bei "fit <strong>for</strong> life" und bis dahin auf die Reintegration möglichst vieler<br />

Schüler.<br />

Nicht zuletzt durch Öffentlichkeitsarbeit ("neue „Werbung“ für uns machen, "in der Zeitung<br />

auftreten") wünscht man, positiv ausstrahlen zu können, die Schülerzahlen zu halten, zu sichern<br />

und auszubauen und Projekte mit den Schülern durchzuführen.<br />

Man hofft auf die Aufnahme von mehr Kontakten zu neuen Kooperationspartnern und auf<br />

gute Kooperation mit der Siemensschule und nicht zuletzt auf ein "schöneres Umfeld der<br />

Schule, damit Lernen nicht im Container stattfindet".<br />

8. Wenn ich zum Projektende drei Wünsche frei hätte, wünschte ich mir …<br />

Alle Fragebögen enthielten als Wunsch den Erhalt und Ausbau der <strong>Schulwerkstatt</strong>, was<br />

die ProjektmitarbeiterInnen vor allem gewährleistet sähen durch den Erhalt des Personalbestandes<br />

(keine Personalkürzungen) und eine Stundenaufstockung, d.h. die volle Stundenzahl<br />

für alle Mitarbeiter, um den Erhalt der <strong>Schulwerkstatt</strong> (Stunden) zu sichern.<br />

Ein großer Wunsch von allen ist auch die Zufriedenheit aller Beteiligten zu gewährleisten -<br />

im Einzelnen werden Team, Kinder, Eltern und Behörden genannt. Diese Zufriedenheit könnte<br />

durch mehr und deutlichere Unterstützung von außen und finanzielle Absicherung erreicht<br />

werden.<br />

111


II. Ausgangslage und Status quo<br />

Wichtig ist den meisten auch der räumliche Ausbau der <strong>Schulwerkstatt</strong> z. B. durch Bereitstellung<br />

und Sanierung eines Kindergartenkombinats und durch autonome Selbstbestätigung<br />

und Verwaltung der <strong>Schulwerkstatt</strong>.<br />

Ein anderer Wunsch gilt einer vermehrten Zusammenarbeit von „fit <strong>for</strong> life“ mit anderen<br />

Projekten und einer besseren Wahrnehmung der <strong>Schulwerkstatt</strong> in den Schulen und kommunalen<br />

Einrichtungen.<br />

Die Reintegration der Schüler in Schule bzw. Herkunftsschule wird ebenfalls als Wunsch benannt.<br />

9. Was halten Sie für den größten Fortschritt des Projekts im Laufe der Modellphase?<br />

b.) Was hat sich leider nicht weiterentwickeln können?<br />

Der größte Fortschritt im Lauf der Projektzeit ist nach Meinung der Befragten, dass „fit <strong>for</strong><br />

life“ in den Pflichtbereich KJHG integriert und damit die <strong>Schulwerkstatt</strong> eine "Festfinanzierung"<br />

(aus jetziger Sicht) erhält. Eindeutiger Fortschritt ist auch die dauerhafte und hohe<br />

Reintegrationsrate der Schüler in die Herkunftsschulen oder andere Regelschulen, die Einbindung<br />

in Politik und Jugendhilfeplanung, die Wahrnehmung in der (Fach-) Öffentlichkeit und<br />

bei Politikern.<br />

Auch die gute Teamzusammenarbeit wird als Fortschritt begrüßt.<br />

Leider nicht weiterentwickeln konnte sich nach Ansicht und zum Bedauern aller Befragten<br />

der Austausch in der Fachöffentlichkeit mit ähnlich gelagerten Projekten über die Kommune<br />

hinaus, obwohl das Interesse sehr groß war; dies hat Ursachen in fehlender Zeiten und<br />

mangelnden Möglichkeiten von Gegenbesuchen. Vermisst werden weitere Stabilisierungssignale<br />

durch das Schulamt sowie die Möglichkeit zu einem qualitativen Ausbau bis Klasse 9.<br />

Die Hoffnung bleibt, dass bald nicht mehr "jedes Jahr wieder um die Gelder der Lehrer und<br />

Sozialarbeiter gekämpft werden muss“.<br />

112


II. Ausgangslage und Status quo<br />

113


III. Wissenschaftliche Begleitung und Evaluation – ein Qualitätshandbuch<br />

114


III. Wissenschaftliche Begleitung und Evaluation – ein Qualitätshandbuch<br />

III. Wissenschaftliche Begleitung und Evaluation – ein<br />

Qualitätshandbuch<br />

115


IV. Zusammenfassung und Ausblick<br />

116


III. Wissenschaftliche Begleitung und Evaluation – ein Qualitätshandbuch<br />

Im <strong>Handbuch</strong> zum Qualitätsmanagement (QM-<strong>Handbuch</strong>) wird die Qualität der <strong>Schulwerkstatt</strong><br />

„fit <strong>for</strong> life“ transparent und nachvollziehbar beschrieben. Das QM-<strong>Handbuch</strong> bildet eine<br />

Grundlage zur <strong>for</strong>tlaufenden Qualitätsentwicklung.<br />

Der Aufwand bei der Arbeit mit dem QM-<strong>Handbuch</strong> kann sich lohnen:<br />

• Die unmissverständliche, eindeutige Beschreibung von Zielen, Kriterien und Indikatoren<br />

erleichtert die Einarbeitung neuer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.<br />

• Sie trägt dazu bei, überflüssige Diskussionen zu vermeiden.<br />

• Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter können ihr Tun jederzeit gegenüber Außenstehenden<br />

darstellen und legitimieren.<br />

• Über die wichtigsten, unverzichtbaren Aspekte der Arbeit herrscht Einigkeit.<br />

• Eindeutige, überprüfbare Indikatoren zeigen, wo die Einrichtung steht.<br />

Die Gliederung des QM-<strong>Handbuch</strong>es für die <strong>Schulwerkstatt</strong> „fit <strong>for</strong> life“ orientiert sich an ihren<br />

„Schwerpunkten“. Bislang sind dies die Schwerpunkte "Sozialpädagogische Arbeit",<br />

"sonderpädagogische Arbeit" und "handwerkliche Arbeit". Weitere Angebotsschwerpunkte<br />

werden folgen. Jeder Schwerpunkt wird anhand von mehreren "Kernaktivitäten" beschrieben<br />

(s. u.).<br />

Vom Sinn und Unsinn des Qualitätsmanagements<br />

Zu Beginn der Arbeit können Befürchtungen laut werden, in QM-Handbüchern würden nur<br />

leicht zu messende Ereignisse beschrieben werden. Diese Beschreibungen beträfen dann die<br />

Arbeit vor Ort nur am Rande. Eingedenk dieser Befürchtung müssen sich alle Beteiligten darum<br />

bemühen, mit den QM-Beschreibungen zentrale Ereignisse der pädagogischen Arbeit zu<br />

erfassen. Dennoch könnte manchmal der Eindruck entstehen, mit den Beschreibungen wirklich<br />

Bedeutsames nicht getroffen zu haben. Deshalb sollte die Beschreibung jeder Kernaktivität<br />

dieses <strong>Handbuch</strong>s regelmäßig darauf hin überprüft werden, ob sich in ihr tatsächlich die<br />

Qualität der Arbeit widerspiegelt.<br />

Selbstüberprüfung / Selbstevaluation<br />

Anhand der Indikatoren kann sich die Einrichtung <strong>Schulwerkstatt</strong> „fit <strong>for</strong> life“ überprüfen,<br />

wie weit die in den Kernaktivitäten beschriebenen Bedingungen erfüllt sind. Auf diese Weise<br />

kann die <strong>Schulwerkstatt</strong> ihre Stärken und Verbesserungsbereiche ("Schwachstellen") identifizieren.<br />

Verbesserungsbedarf entsteht des Öfteren, wenn die Rahmenbedingungen (Ausstattung<br />

mit Material und Personal) nicht den Standards entsprechen. Auf unzureichende Rahmenbedingungen<br />

sollte in den jährlich zu erstellenden "Qualitätsberichten" hingewiesen<br />

werden. Mit den Ergebnissen aus der Selbstüberprüfung kann unter anderem auch nachgewiesen<br />

werden, was im vergangenen Jahr erreicht wurde. Des Weiteren können die zukünftigen<br />

Jahresziele beschrieben werden.<br />

Damit die Arbeit an der Selbstüberprüfung und der weiteren Qualitätsentwicklung auch von<br />

kleinen Einrichtungen geleistet werden kann, sollte in folgender Weise vorgegangen werden:<br />

a) Zeitressourcen schaffen für die Arbeit mit dem QM-<strong>Handbuch</strong>:<br />

Die meisten Teams leiden auch ohne ein QM-<strong>Handbuch</strong> nicht an einem Mangel an Arbeit;<br />

deshalb sollte eine Entscheidung getroffen werden, welche Aufgaben zukünftig entfallen, um<br />

117


IV. Zusammenfassung und Ausblick<br />

die er<strong>for</strong>derliche Zeit zu gewinnen. Ein Team könnte beispielsweise eine Teamsitzung pro<br />

Monat für die Selbstüberprüfung einer oder mehrerer Kernaktivitäten nutzen.<br />

b) Prioritäten setzen:<br />

Wahrscheinlich wird nicht alles, was im QM-<strong>Handbuch</strong> versprochen ist, von Anfang an vollständig<br />

eingelöst. Das Team könnte sich entscheiden, seine qualitätsfördernden Aktivitäten<br />

und Untersuchungen jeweils einer Gruppe von Kernaktivitäten oder einem Schwerpunkt für<br />

einen festgelegten Zeitraum zu widmen (z.B. drei bis sechs Monate lang).<br />

c) Regelmäßig und systematisch vorgehen:<br />

Damit das QM-System in normale Arbeitsabläufe integriert werden kann, sollten nur solche<br />

qualitätsfördernden Aktivitäten geplant werden, die regelmäßig durchgeführt werden können.<br />

d) Austausch mit anderen Einrichtungen:<br />

In regelmäßigen Abständen könnten sich Partnereinrichtungen treffen, um gemeinsam zu planen,<br />

wie die Beschreibung einzelner Kernaktivitäten zu verbessern sei.<br />

Berichtswesen<br />

Im Kern zielt das Berichtswesen darauf, Konzepte, Planungen, Wirkungen und Entwicklungen<br />

der Einrichtung so darzustellen, dass sie Geldgebern, Fachämtern und jugendpolitischen<br />

Gremien prägnant vermittelt werden können. In das Berichtswesen werden auch die in der<br />

Einrichtung zusammengefassten Ergebnisse der Selbstüberprüfung/Selbstevaluation anhand<br />

der Angebotsschwerpunkte und der Kernaktivitäten eingehen. Voraussichtlich wird das Berichtswesen<br />

auf der Basis der bislang schon üblichen Sachberichte und Zielvereinbarungen<br />

entwickelt werden. Neben den qualitativen Aussagen wird auch das quantitative Berichtswesen<br />

wie z.B. Angaben über die Angebotsstunden integriert werden.<br />

Wirksamkeitsdialog<br />

Das Ziel des Qualitätshandbuches ist die Verbesserung der Angebote der <strong>Schulwerkstatt</strong>, ihrer<br />

fachlichen Einbindung und der jugendpolitischen Entscheidungen in einem kommunalen<br />

Wirksamkeitsdialog. Konkrete Modelle hierfür müssen im Anschluss an das Berichtswesen<br />

erarbeitet werden. Im Kern geht es darum, die im Berichtswesen dargestellten Konzepte, Planungen,<br />

Wirkungen und Entwicklungen der Einrichtung im Sozialraum, in der Stadt und auf<br />

Landesebene in einem dialogischen Verfahren so zu vermitteln, dass weitergehende Schlüsse<br />

für die fachliche Planung gezogen werden können. Aussagen des Berichtswesens müssen für<br />

diesen Zweck zusammengefasst und verallgemeinert werden. Hierfür ist ein dialogisches Verfahren<br />

vorgesehen. Die Ergebnisse sollen jeweils durch die zuständigen Stellen z.B. des Jugendamtes<br />

in Abstimmung mit der Einrichtung und der Caritas als Träger zusammengeführt<br />

werden.<br />

Zunächst soll es aber eine Übersicht über den Gesamtprozess des Qualitätsdialogs geben.<br />

118


III. Wissenschaftliche Begleitung und Evaluation – ein Qualitätshandbuch<br />

1. Übersicht über den Gesamtprozess<br />

Worauf baut unsere Arbeit?<br />

Was wollen wir insgesamt erreichen?<br />

Was machen wir dafür?<br />

Welche Voraussetzungen brauchen<br />

wir?<br />

Wo wollen wir hin?<br />

Definition der<br />

Was ist gut?/Was wollen die Jugl.?<br />

Wie machen wir das?<br />

Was machen wir immer?<br />

Was kommt dabei heraus?<br />

Für wen?<br />

Was kann verbessert werden?<br />

Wie machen wir dies sichtbar?<br />

119


IV. Zusammenfassung und Ausblick<br />

2. Leitbild<br />

Mit Hilfe von 4 Fragen gelangt man zum Entwurf eines Leitbildes:<br />

- Worauf sind Sie stolz in ihrem Projekt?<br />

- Worauf möchten Sie stolz sein in ihrem Projekt?<br />

- Was bedeutet das Projekt für Sie?<br />

- Was sollte das Projekt für andere bedeuten?<br />

Ein Leitbild sollte folgende Fragen beantworten:<br />

- Was wollen wir erreichen?<br />

- Wie wollen wir arbeiten, um unsere Vision zu erreichen?<br />

- Warum gibt es unser Projekt?<br />

Das Leitbild sollte:<br />

- konkret<br />

- positiv <strong>for</strong>muliert<br />

- erreichbar<br />

- ohne „muss“ oder „könnte“ und<br />

- in der ICH- oder WIR-Form<br />

<strong>for</strong>muliert sein.<br />

Was ist schon vorhanden?<br />

„Leitbild“ im Antragskonzept<br />

dazu wurden die jetzigen MitarbeiterInnen „nicht gefragt“<br />

persönliche Motivation der MitarbeiterInnen<br />

Caritas-Leitbild<br />

Überlegungen zum Thema Leitbild:<br />

Auf welcher Ebene ist es angesiedelt?<br />

Wie konkret ist es?<br />

Es gibt verschiedene Ebenen bei „fit <strong>for</strong> life“ (Kooperationspartner)<br />

LB ist nichts endgültiges (prozesshaft)<br />

„Ein gemeinsamer Nenner“<br />

Richtung: vom Konkreten zum Abstrakten („Profilbildung“)<br />

Wie geht es weiter?<br />

Umsetzungsvorschlag<br />

Was? Aus Beispielen der Alltagspraxis sollen allgemeingültige Aussagen abgeleitet werden,<br />

die Leitbildcharakter haben. (Der Prozess ist dabei wichtiger als das Ergebnis.) Nebenprodukte:<br />

<strong>for</strong>muliertes Leitbild, Anregungen für den Flyer<br />

Wer? Vorarbeit in Kleinteams, dann Alle (Team) mit Moderation (ISIS)<br />

120


III. Wissenschaftliche Begleitung und Evaluation – ein Qualitätshandbuch<br />

Wer kümmert sich um die Koordination und Strukturierung? Koordinator + Schulleiter<br />

Wie? Vorarbeit in Kleinteams, vorhandenes Leitbild aus dem Konzept wird für einen „Abgleich“<br />

genutzt, Einigung in einer moderierten Teamsitzung<br />

Wann? Zeitfenster: bis zu den Sommerferien. Termin des von ISIS moderierten Teams ist der<br />

14.08.2003<br />

121


IV. Zusammenfassung und Ausblick<br />

3. Ziele<br />

Ziele sind:<br />

- Richtungsweisend („wohin will ich?“)<br />

- Vorstellungen über einen anzustrebenden, zukünftigen Zustand („was soll am ‚Ende’<br />

sein?“)<br />

Ziele sind nicht:<br />

- Aufgabenbeschreibungen (die Aufgaben werden aus den Zielen erst abgeleitet)<br />

- Handlungsanweisungen oder Tätigkeiten<br />

- Mittel für die Verwirklichung eines Ideals<br />

- Bedingungen auf dem Weg dorthin<br />

- Lösungen für bestimmte Probleme<br />

Teilziele:<br />

Wir unterscheiden:<br />

- Gesamtziele für die Einrichtung<br />

- Teilziele für einzelne Aufgaben und Leistungsbereiche<br />

Wichtig!<br />

Für festgelegte Zeiträume Teilziele vereinbaren!<br />

Einbettung in den Gesamtprozess (Ziel der Ziel<strong>for</strong>mulierung):<br />

Ziel: Die <strong>Schulwerkstatt</strong> kann<br />

- das Gesamtziel beschreiben.<br />

- ca. 2 Ziele pro Einzelleistung angeben.<br />

- zeitliche Teilziele benennen<br />

- � die <strong>for</strong>mulierten Ziele entsprechen der ‚Checkliste Ziele’<br />

Minimalan<strong>for</strong>derung:<br />

- Beginn der Formulierung von Gesamtzielen und Teilzielen<br />

Maximalan<strong>for</strong>derung:<br />

- Veröffentlichung der Gesamtziele<br />

- Für jede Einzelleistung werden alle relevanten Ziele benannt<br />

- Relevante In<strong>for</strong>mationen zum Bedarf und den An<strong>for</strong>derungen aller Beteiligten und Betroffenen<br />

fließen in die Ziel<strong>for</strong>mulierungen ein.<br />

CHECKLISTE ZIELE<br />

122


III. Wissenschaftliche Begleitung und Evaluation – ein Qualitätshandbuch<br />

- Die benannten Ziele sind zukünftige Zustandsbeschreibungen.<br />

- Die Ziele sind keine Aufgaben und Tätigkeitsbeschreibungen.<br />

- Die Ziele sind messbar.<br />

- Die Ziele sind realistisch und erreichbar.<br />

Umsetzungsvorschlag<br />

1. Benennung der Gesamtziele<br />

- Herausarbeiten von Kategorien<br />

- Unterscheidung zwischen kurz-, mittel- und langfristigen Zielen<br />

2. Benennung von Teilzielen<br />

- Herausarbeiten der Teilbereiche<br />

- Unterscheidung zwischen kurz-, mittel- und langfristigen Zielen<br />

3. Vereinbarung von Teilzielen für festgelegte Zeiträume<br />

4. Überprüfung der Ziele (vgl. weitere Schritte in der EVAplanung)<br />

4.a Abgleich mit der Konzeption (als Grundlage)<br />

Die Ergebnisse der Zielabfrage vom 18.11.2003 lagen den Mitarbeitern vor. Nach ausführlicher<br />

Diskussion wurden folgende Ziele als vorrangig für die <strong>Schulwerkstatt</strong> „fit <strong>for</strong> life“ definiert<br />

und abgestimmt:<br />

1. Der Schüler erscheint täglich in der <strong>Schulwerkstatt</strong> „fit <strong>for</strong> life“.<br />

2. Verhaltensdefizite und Gewalt bei den Schülern werden abgebaut.<br />

3. Alltagskompetenz wird lebenspraktisch erlernt.<br />

4. Lernkompetenz wird bei den Schülern aufgebaut.<br />

5. Integration in die Regelschule bzw. in weiterführende Maßnahmen erfolgt.<br />

Diese Ziele sind die Grundlage für die weitere Arbeit der <strong>Schulwerkstatt</strong> sowie der Wissenschaftlichen<br />

Begleitung. Sie werden an die Arbeitgeber weitergereicht, um in das Konzept<br />

aufgenommen zu werden. Für die Wissenschaftliche Begleitung werden als nächster Schritt<br />

die Teilziele aus diesen Zielen abgeleitet (s. nachfolgende Übersicht). Des Weiteren gelten die<br />

identifizierten Ziele auch als Gliederung für den Evaluationsplan.<br />

Ziele Teilziele Indikatoren Meilensteine Erhebungsinstrument Wer? Zeit<br />

123


III. Wissenschaftliche Begleitung und Evaluation – ein Qualitätshandbuch<br />

124<br />

4<br />

3,5<br />

3<br />

2,5<br />

2<br />

1,5<br />

1<br />

4,00<br />

3,86<br />

3,86<br />

3,86<br />

3,86<br />

3,83<br />

3,83<br />

3,83<br />

3,71<br />

3,71<br />

3,71<br />

3,71<br />

3,67<br />

3,67<br />

3,57<br />

3,57<br />

3,57<br />

3,43<br />

3,43<br />

3,29<br />

3,29<br />

3,29<br />

3,29<br />

3,29<br />

3,17<br />

theoretischer Mittelwert<br />

2,86<br />

2,17


III. Wissenschaftliche Begleitung und Evaluation – ein Qualitätshandbuch<br />

4. Gesamtleistung<br />

Leistungen werden zur Erfüllung definierter Ziele erbracht. Leistung ist für die Zwecke der<br />

Qualitätssicherung die Gesamtheit aller Angebote und Vorgänge, in denen Arbeit steckt.<br />

Das Ziel der „Leistungsbeschreibung“ im Rahmen der Qualitätsentwicklung und –sicherung<br />

ist es:<br />

- den vollständigen Arbeitsumfang eines Projektes in den Blick zu nehmen, um ihn sichtbar<br />

zu machen<br />

- einen Rahmen für die Diskussion von Qualitätskriterien zu <strong>for</strong>mulieren<br />

- eine Grundlage für die Definition von Arbeitsprozessen zu haben<br />

Die Leistungsbeschreibung ist also nur ein Schritt auf dem Weg zu einem umfassenden Qualitätsmanagement<br />

und meint in diesem Zusammenhang nicht die Vorgabe für eine „outputorientierte“<br />

Steuerung.<br />

Leistungsbeschreibungen sind Grundlage für die Regelung von Verantwortlichkeiten und für<br />

Finanzierungsverhandlungen.<br />

CHECKLISTE LEISTUNGSBESCHREIBUNG<br />

- Leistungsbeschreibungen machen Angaben über:<br />

1. Inhalt<br />

2. Leistungsumfang<br />

3. Qualität<br />

4. Zielerreichung<br />

5. An<strong>for</strong>derungen an die Mitarbeiter/innen<br />

6. benötigte Mittel<br />

- im Kontext der Qualitätsentwicklung geht es zunächst um die Punkte 1 und 2.<br />

- Leistungsbeschreibungen sind hier listenartige Aufstellungen der Angebote und Tätigkeiten.<br />

Sie sollen nicht in Form ausführlicher Texte erbracht werden, sondern stichwortartig<br />

benannt werden.<br />

- Es macht Sinn, zwischen Leistungsbereichen als Oberbegriffe und Einzelleistungen als<br />

Spezifizierung zu unterscheiden<br />

- Die Auflistung sollte alle Leistungen enthalten (Vollständigkeit)<br />

- Soweit vorhanden sollten die gesetzlichen Grundlagen, förderrechtliche Vorgaben oder<br />

sonstige Auftragsgrundlagen mit benannt werden.<br />

- Zu jeder Leistung ist die Zielgruppe anzugeben.<br />

125


IV. Zusammenfassung und Ausblick<br />

5. Einzelleistungen als Kernaktivitäten<br />

Kernaktivitäten sind jene (Arbeits-)Prozesse, die für den Erfolg der Arbeit große Bedeutung<br />

haben. In den Kernaktivitäten spiegeln sich das Konzept der <strong>Schulwerkstatt</strong> und die allgemeinen<br />

Handlungsorientierungen wider.<br />

Kernaktivitäten betreffen in erster Linie die pädagogische Arbeit; sie betreffen aber auch die<br />

Organisation der Arbeit innerhalb eines Teams und die Kooperation mit anderen Institutionen.<br />

Die Beschreibung von Kernaktivitäten folgt diesem Muster:<br />

1. Beschreibung • Was ist das; worum geht es.<br />

2. Zielgruppe • Wen betrifft diese Kernaktivität hauptsächlich; für wen machen<br />

wir das<br />

3. Ziele(e) • Was wollen wir mit dieser Kernaktivität erreichen<br />

4. Qualitätskriterien • Welche Voraussetzungen und Rahmenbedingungen müssen<br />

gegeben sei, damit wir die Kernaktivität qualitätsvoll abarbeiten<br />

können (vgl. Stukturqualität)<br />

• Durch welche Tätigkeiten oder Regeln fördern wir die Quali-<br />

5. Indikatoren auf dem<br />

Weg zum Ziel<br />

tät dieser Kernaktivität (vgl. Prozessqualität)<br />

• Hier werden einzelne wichtige Schritte oder Voraussetzungen<br />

beschrieben, die für das Erreichen des Ziels unverzichtbar<br />

sind.<br />

• Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter können dann jährlich<br />

selbst überprüfen, wie weit sie das in den Beschreibungen<br />

Versprochene erfüllen konnten.<br />

6. Qualitätssicherung • Hier wird beschrieben, in welcher Form und Häufigkeit die<br />

Arbeit dokumentiert und überprüft wird<br />

Sollte eine im folgenden nicht beschriebene Kernaktivität eine große Bedeutung haben oder<br />

bekommen, dann können die Mitabeiterinnen und Mitarbeiter diese nach dem Muster im QM-<br />

<strong>Handbuch</strong> zusätzlich beschreiben. Alle Ziele, Qualitätskriterien und Indikatoren sollten in<br />

Form von ganzen Sätzen beschrieben werden. Auf diese Weise kann jeder unmissverständlich<br />

erkennen, wer, was, wie tun wird und was dazu gebraucht wird.<br />

126


III. Wissenschaftliche Begleitung und Evaluation – ein Qualitätshandbuch<br />

5.1. Schwerpunkt sozialpädagogische Tätigkeiten<br />

1. Beschreibung Die <strong>Schulwerkstatt</strong> ist eine Einrichtung der Jugendhilfe. Sie wendet die<br />

Methoden der Sozialarbeit an und nutzt die zur Verfügung stehenden<br />

Möglichkeiten der Jugendhilfe insbesondere der Erziehungshilfen nach<br />

§ 27ff SGB VIII. Dementsprechend ist der Aufenthalt in der <strong>Schulwerkstatt</strong><br />

grob in die drei folgenden Phasen gegliedert:<br />

• Orientierungsphase<br />

− Kennen lernen, Beginn der Beziehungsarbeit, Aufbau von Vertrauen<br />

− Bestandsaufnahme und Festlegung von Grobzielen<br />

• Vertiefungsphase<br />

− Festlegung von individuellen Förderschwerpunkten<br />

− Ziele und Teilziele festlegen<br />

− Umsetzung der Ziele in einzelnen Schritten<br />

− Überprüfung und Hinterfragung des Förderprozesses, gegebenenfalls<br />

Formulierung neuer Ziele<br />

• Ablösungsphase<br />

− Stärkung und Stabilisierung des Gelernten<br />

− Vorbereiten der Rückführung in die Herkunftsschule<br />

− Vorbereitung auf andere Maßnahmen und /oder Hilfestellung<br />

bei der Berufs- und Arbeitsvermittlung<br />

Die Schwerpunkte der Arbeit liegen dabei in der:<br />

• Betreuung in der Bezugsklasse<br />

• Einzelfallhilfe für Schüler der Bezugsklasse<br />

• Elternarbeit<br />

• Sozialpädagogischen Gruppenarbeit<br />

• Freizeitaktivitäten<br />

• Teamtätigkeiten<br />

• Gemeinwesenarbeit einschl. Öffentlichkeitsarbeit<br />

• Fortbildung<br />

2. Zielgruppe • Schüler, die den Unterricht verweigern<br />

• Verhaltensauffällige Schüler<br />

• Eltern<br />

• Öffentlichkeit, Gemeinwesen<br />

3. Ziel(e) Im Rahmen einer ganzheitlichen Förderung in enger Kooperation mit<br />

Eltern, Schule, allen Möglichkeiten der Jugendhilfe und anderen relevanten<br />

Einrichtungen sollen Lern- und Erziehungsdefizite, Teilleistungsstörungen<br />

und Verhaltensmängel durch Einheit von Unterricht, Erziehungshilfen<br />

insbesondere nach § 27 ff SGB VIII und therapeutischpädagogischer<br />

Arbeit abgebaut und die Schüler so gefördert werden,<br />

dass Leistungsrückstände aufgeholt, Lernstörungen und soziale und<br />

emotionale Störungen z.B. in Bezug auf Beziehungsfähigkeit und<br />

Selbstwert reduziert, aufgehoben bzw. Verschlechterungen verhindert<br />

werden. Weiter werden Lern- und Leistungsverhalten, Motivation, Kon-<br />

127


IV. Zusammenfassung und Ausblick<br />

fliktfähigkeit, Durchhaltevermögen und die Fähigkeit für adäquate Interaktionen<br />

und Kommunikation verbessert bzw. aufgebaut.<br />

4. Qualitätskriterien Strukturqualität:<br />

• niederschwelliger Zugang<br />

• Freiwilligkeit<br />

• motivierte Mitarbeiter mit unterschiedlichen, sich ergänzenden Qualifikationen<br />

• Sicherung der Kontinuität der Hilfeleistung durch festangestellte<br />

Mitarbeiter<br />

• interdisziplinäre Teamarbeit<br />

• Kapazität und Flexibilität für Kriseninterventionen<br />

• absolute Vertraulichkeit<br />

• Beratungs- und Therapiekonzepte für die Arbeit mit Einzelnen,<br />

Gruppen und Familien<br />

• Sicherstellung des gezielten Fachkräfteeinsatzes<br />

• regelmäßige Fortbildung und Supervision<br />

• gemeinwesen- und lebensweltorientierte Arbeitsprinzipien<br />

• Vernetzung mit anderen Fachdiensten<br />

• räumliche und technische, auf die jeweilige Arbeit zugeschnittene<br />

Ausstattung<br />

128<br />

Prozessqualität:<br />

• gezielter und sich ergänzender Einsatz der Fachkräfte<br />

• individuelles, auf und mit dem Klienten abgestimmtes Vorgehen<br />

• Erstellen und Fortschreiben von individuellen Beratungs- und Therapiekonzepten<br />

• frühestmöglicher Beginn der Hilfe nach Bekanntwerden des Hilfebedarfes<br />

• Hilfeleistung nur so lange wie nötig (keine „Dauerpatienten“)<br />

• prozessorientierte Arbeit<br />

• ressourcenorientierte Arbeit<br />

• Orientierung der Arbeit am christlichen Weltbild<br />

• Zieltransparenz bzw. prozesshafte, transparente Zielkonkretisierung<br />

nach dem Grundsatz „Hilfe zur Selbsthilfe“<br />

• Förderung „sozialer Netzwerke“ der Familien<br />

• Wahrnehmung und methodische Einbeziehung unterschiedlicher<br />

Perspektiven (von Familienmitgliedern) reflektiver Umgang der<br />

Ambivalenz von Hilfe und Kontrolle<br />

Ergebnisqualität:<br />

• erfolgreiche Bewältigung von Krisensituationen durch Klienten<br />

• subjektive Zufriedenheit des Klienten mit dem Erreichten<br />

• Stärkung der individuellen, familiären und sozialen Kompetenzen<br />

und Problemlösungsfähigkeiten<br />

• Reflexion der Fallarbeit und der Konsequenzen<br />

• ambulante ganzheitliche Hilfe vor Ort auch bei schwerwiegenden<br />

Problemlagen<br />

• Aufbau neuer Kommunikationsmöglichkeiten und innerfamiliärer<br />

Beziehungsstrukturen<br />

• Verbesserung der Erziehungsmöglichkeiten


5. Indikatoren auf dem Weg zum Ziel<br />

III. Wissenschaftliche Begleitung und Evaluation – ein Qualitätshandbuch<br />

• Die Arbeit ist nach dem Bezugsklassensystem angelegt (feste Gruppen, feste Betreuung).<br />

trifft nicht zu O trifft eher nicht zu O trifft eher zu O trifft zu O<br />

• Die Arbeit erfolgt regelmäßig zu gleichen täglichen Zeiten.<br />

trifft nicht zu O trifft eher nicht zu O trifft eher zu O trifft zu O<br />

• Die Richtgröße liegt bei 8 Schülern pro Gruppe. (Sie kann unterschritten werden, wenn die<br />

pädagogische Arbeit an besonderen Problemlagen dies er<strong>for</strong>dert.)<br />

trifft nicht zu O trifft eher nicht zu O trifft eher zu O trifft zu O<br />

• Die MitarbeiterInnen können sich im Rahmen der Gruppen mit einzelnen Schülern intensiver<br />

beschäftigen, wenn Probleme auftauchen. Für eine Vertretung gibt es Absprachen.<br />

trifft nicht zu O trifft eher nicht zu O trifft eher zu O trifft zu O<br />

• Die räumliche Ausstattung ermöglicht es, dass auch mit einzelnen Schülern oder Kleingruppen<br />

ungestört gearbeitet werden kann.<br />

trifft nicht zu O trifft eher nicht zu O trifft eher zu O trifft zu O<br />

• Bei den freizeitpädagogischen Angeboten im Anschluss an die Unterrichtszeit gehen die MitarbeiterInnen<br />

auf Anregungen der Schüler ein und bieten nicht nur fertige Angebote an.<br />

trifft nicht zu O trifft eher nicht zu O trifft eher zu O trifft zu O<br />

• …<br />

trifft nicht zu O trifft eher nicht zu O trifft eher zu O trifft zu O<br />

6. Qualitätssicherung • Einmal im Schuljahr (Schulhalbjahr) Überprüfung der Indikatoren.<br />

129


IV. Zusammenfassung und Ausblick<br />

5.2. Schwerpunkt sonderpädagogische Tätigkeiten<br />

1. Beschreibung • Die Sonderpädagogik widmet sich Kindern und Jugendlichen, die in<br />

besonderer Weise auffällig sind und deshalb der besonderen Hilfe<br />

bedürfen. Dazu gehören auch Verhaltensauffällige und Schulverweigerer.<br />

• Der Begriff „Sonderpädagogik“ sagt jedoch noch nichts darüber<br />

aus, was das Besondere an der Sonderpädagogik ist. Aber faktisch<br />

ist er mit Bedeutung angereichert. In der <strong>Schulwerkstatt</strong> wird mit<br />

Verhaltensmodifikation gearbeitet. Dabei gibt es drei Schwerpunkte:<br />

− Aufbau operabler, erwünschter Verhaltensweisen<br />

− Reduktion operabler, unerwünschter Verhaltensweisen<br />

− Verhaltensmodifikation durch Modell-Lernen<br />

2. Zielgruppe • Schüler, die den Unterricht verweigern<br />

• Verhaltensauffällige Schüler<br />

3. Ziel(e) • Abbau unerwünschter Verhaltensweisen: Schwänzen, abweichendes<br />

Verhalten, das den Schüler selbst und andere beim Lernen in der<br />

Schulgemeinschaft stört<br />

• Aufbau und Aufrechterhaltung erwünschter Verhaltensweisen<br />

4. Qualitätskriterien Strukturqualität (Voraussetzungen, Rahmenbedingungen)<br />

130<br />

• Klassenraum und Gruppenraum mit Möglichkeiten zu individueller<br />

Arbeit, Gesprächen, zur Pausengestaltung, Morgenkreis, …<br />

• Ausreichend Unterrichtsmaterialien für alle Sinne<br />

• Für vielfältige Aktivitäten geeignetes Schulumfeld<br />

• Klassenlehrerprinzip (Klassenlehrer unterrichtet möglichst viele Fächer)<br />

• Ein Sozialarbeiter pro Klasse<br />

• Geringe Klassenstärke (6 Schüler)<br />

• Nachbarschule für die zunächst stundenweise oder dann volle Aufnahme<br />

der Schüler in den Unterricht<br />

• Bereitschaft der Eltern zur Zusammenarbeit<br />

• Bereitschaft des Schülers, die grundlegenden Regeln der <strong>Schulwerkstatt</strong><br />

einzuhalten<br />

• Finanzielle und materielle Voraussetzungen für den Einsatz von<br />

Verstärkern (Tokensystem) und zur Öffnung des Unterrichts in andere<br />

Bereiche z. B. kultureller Art (Museen, Theater, …)<br />

Prozessqualität (Tätigkeiten und Regeln)<br />

• Positive Bekräftigung (Einsatz von Verstärkern mimischer, verbaler<br />

und körperlicher Art, materieller Art, auch Münzverstärker wären<br />

bei entsprechender materieller Voraussetzung denkbar)<br />

• Unerwünschtes Verhalten wird nach Möglichkeit ignoriert. Der Sozialarbeiter<br />

analysiert mit dem Schüler das Fehlverhalten und findet<br />

mit ihm ein neues Verhaltensmuster<br />

• Verhaltensänderung durch Modell-Lernen (durch Beobachtung und<br />

die Verhaltenskonsequenzen)


5. Indikatoren auf dem Weg zum Ziel<br />

III. Wissenschaftliche Begleitung und Evaluation – ein Qualitätshandbuch<br />

• Punkte für jeden Schüler in jeder Stunde<br />

trifft nicht zu O trifft eher nicht zu O trifft eher zu O trifft zu O<br />

• Schüler kann sich selbst einschätzen<br />

trifft nicht zu O trifft eher nicht zu O trifft eher zu O trifft zu O<br />

• Wochenlob bei Erreichen einer angemessenen Punktzahl<br />

trifft nicht zu O trifft eher nicht zu O trifft eher zu O trifft zu O<br />

• Eltern werten die in der Woche erreichte Punktzahl aus<br />

trifft nicht zu O trifft eher nicht zu O trifft eher zu O trifft zu O<br />

• Ständiger Einsatz von Verstärkern durch Lehrer und Sozialarbeiter<br />

trifft nicht zu O trifft eher nicht zu O trifft eher zu O trifft zu O<br />

• Überleitung in die angrenzende Haupt- und Realschule erst stundenweise.<br />

trifft nicht zu O trifft eher nicht zu O trifft eher zu O trifft zu O<br />

• Übernahme in eine solche oder eine berufsvorbereitende Schule.<br />

trifft nicht zu O trifft eher nicht zu O trifft eher zu O trifft zu O<br />

• …<br />

trifft nicht zu O trifft eher nicht zu O trifft eher zu O trifft zu O<br />

6. Qualitätssicherung • Eltern werden täglich in<strong>for</strong>miert, wenn ihr Kind nicht zum Unterricht<br />

erscheint oder sich aus der Schule entfernt<br />

• Täglich vermerken Lehrer und Sozialarbeiter die erreichten<br />

Punktzahlen, Probleme, Gespräche, Zusammenarbeit mit Eltern<br />

• Schüler werden wöchentlich gewertet: z.B. Schüler A hat diese<br />

Woche 25 von 27 Stunden gut gearbeitet. Er erhält ein Wochenlob.<br />

• Acht Wochen nach der Aufnahme gibt es einen Schulbericht.<br />

• Die Indikatoren werden einmal im Schuljahr überprüft.<br />

131


IV. Zusammenfassung und Ausblick<br />

5.3. Schwerpunkt handwerkliche Tätigkeiten<br />

132


5.4 Aushandeln von Regeln<br />

III. Wissenschaftliche Begleitung und Evaluation – ein Qualitätshandbuch<br />

1. Beschreibung Das Beachten von gemeinsam erarbeiteten, transparenten und von allen<br />

akzeptierten Regeln fördert einen anregenden Umgang aller Beteiligten<br />

miteinander.<br />

2. Zielgruppe Kinder, Jugendliche, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie andere Nutzerinnen<br />

und Nutzer der Einrichtung<br />

3. Ziele • Kinder und Jugendliche lernen demokratische Aushandlungsprozesse<br />

kennen.<br />

• Sie erkennen, dass Regeln für ein Miteinander er<strong>for</strong>derlich sind.<br />

• Kinder und Jugendliche kennen und akzeptieren die Regeln, die sie<br />

gemeinsam mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern erarbeitet haben.<br />

• Die Regeln sind transparent und werden von allen beachtet.<br />

• Sicherheit, Ordnung und Verantwortungsübernahme sind gewährleistet.<br />

•<br />

4. Qualitätskriterien • Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter organisieren einen Prozess zum<br />

Aushandeln von Regeln.<br />

• Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben sich zuvor einen Standpunkt<br />

erarbeitet, der von allen getragen wird.<br />

• Die Kinder und Jugendlichen bringen eigene Vorschläge und Erwartungen<br />

in den Prozess des Aushandelns ein.<br />

• Die Mitarbeiterinnen erläutern die zu beachtenden gesetzlichen Bestimmungen<br />

• Alle Beteiligten legen fest, wie bei Verstößen gegen Regeln zu verfahren<br />

ist.<br />

• Die Regeln gelten für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie Besucherinnen<br />

und Besucher<br />

• Die Regeln sind verständlich, eindeutig und sprachlich positiv <strong>for</strong>muliert<br />

sowie schriftlich festgehalten.<br />

• Die Regeln sind veränderbar und beschränken sich auf ein Minimum<br />

•<br />

5. Indikatoren auf dem Weg zum Ziel<br />

• Es gibt einen Dialog zum Aushandeln und Überprüfen von vorhandenen Regeln.<br />

noch nicht O in Planung O vierteljährlich O monatlich O<br />

• Regeln werden durch Abstimmung gemeinsam beschlossen.<br />

selten O teilweise O meistens O immer O<br />

• Die Regeln sind für alle sichtbar angebracht.<br />

trifft nicht zu O trifft eher nicht zu O trifft eher zu O trifft zu O<br />

133


IV. Zusammenfassung und Ausblick<br />

• Es ist festgelegt, wer neue Schüler mit den Regeln vertraut macht.<br />

noch nicht O manchmal O meistens O ja regelmäßig O<br />

• Konsequenzen für Regelverletzungen werden situationsadäquat und mit Rücksicht auf die<br />

Individualität des Betroffenen angewandt.<br />

trifft nicht zu O manchmal O meistens O immer O<br />

• Regelverstöße nehmen kontinuierlich ab.<br />

trifft nicht zu O trifft eher nicht zu O trifft eher zu O trifft zu O<br />

• Alle sind für die Einhaltung der Regeln verantwortlich.<br />

trifft nicht zu O trifft eher nicht zu O trifft eher zu O trifft zu O<br />

6. Qualitätssicherung<br />

Einmal schuljährlich Sinnhaftigkeit der Regeln mit allen Beteiligten überprüfen und bedarfsweise<br />

Verbesserungen planen.<br />

134


III. Wissenschaftliche Begleitung und Evaluation – ein Qualitätshandbuch<br />

5.5 Umgang mit schwierigen, konfliktreichen Situationen<br />

1. Beschreibung Eine unerwartete, nicht geplante neue Situation, auf die schnell<br />

reagiert werden muss, ist entstanden.<br />

2. Zielgruppe Alle von der Situation Betroffenen<br />

3. Ziel(e) • Übereinstimmung im Handeln aller Beteiligten bezüglich pädagogischer<br />

Entscheidungen ist erreicht.<br />

• Die Situationsbesprechungen verlaufen zielgerichtet und ergebnisorientiert.<br />

• Präventive Maßnahmen sind geplant worden.<br />

•<br />

4. Qualitätskriterien • Der Schutz der anwesenden Besucher hat Vorrang.<br />

• Die Teilnahme aller Anwesenden ist gesichert.<br />

• Die Besprechung schwieriger Situationen erfolgt lösungs- und<br />

ressourcenorientiert.<br />

• Entscheidungen und Ergebnisse werden dokumentiert und<br />

überprüft.<br />

• Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben sich im Verständnis<br />

von und im Umgang mit konflikthaften Situationen <strong>for</strong>tgebildet.<br />

•<br />

5. Indikatoren auf dem Weg zum Ziel<br />

• Ungewöhnlich schwierige Situationen werden zeitnah bearbeitet.<br />

trifft nicht zu O trifft eher nicht zu O trifft eher zu O trifft zu O<br />

• Regeln zum Umgang mit schwierigen Situationen liegen vor.<br />

trifft nicht zu O trifft eher nicht zu O trifft eher zu O trifft zu O<br />

• Das Zeitlimit zur Situationsbesprechung wird eingehalten<br />

selten O manchmal O meistens O immer O<br />

• Maßnahmen zur Vermeidung derartiger Situationen sind Gegenstand der nächsten Teamsitzung.<br />

selten O manchmal O meistens O immer O<br />

• Bei Bedarf wird eine fachliche Beratung hinzugezogen<br />

trifft nicht zu O trifft eher nicht zu O trifft eher zu O trifft zu O<br />

• Es wird Protokoll geführt.<br />

selten O manchmal O meistens O regelmäßig O<br />

• Deeskalationstrainings für Kinder und Jugendliche finden regelmäßig statt.<br />

trifft nicht zu O trifft eher nicht zu O trifft eher zu O trifft zu O<br />

135


IV. Zusammenfassung und Ausblick<br />

• Die Mitarbeiterinnen sind in Bezug auf konflikthafte Situationen geschult.<br />

trifft nicht zu O trifft eher nicht zu O trifft eher zu O trifft zu O<br />

6. Qualitätssicherung Zweimal jährlich Überprüfung der dokumentierten Ergebnisse und<br />

deren Konsequenzen<br />

136


III. Wissenschaftliche Begleitung und Evaluation – ein Qualitätshandbuch<br />

5.6 Umgang mit besonderen Problemen einzelner Jugendlicher<br />

1. Beschreibung Kinder und Jugendliche berichten einzelnen Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeiter über ihre individuellen Probleme in der Hoffnung auf<br />

Unterstützung.<br />

2. Zielgruppe Alle Schüler<br />

3. Ziel(e) • Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter akzeptieren das Bedürfnis<br />

einzelner nach Unterstützung.<br />

• Kinder und Jugendliche finden Unterstützung.<br />

• Die Ressourcen des Sozialraums und anderer Einrichtungen<br />

werden genutzt.<br />

•<br />

4. Qualitätskriterien • Der Umgang mit den vorgetragenen Problemen orientiert sich<br />

als fachlichen Standards.<br />

• Die Unterstützung durch das Team ist gesichert.<br />

• Die Grenzen und Kompetenzen der Jugendarbeit und die Kapazitäten<br />

des Teams sind bekannt.<br />

• Eine verantwortliche Weitervermittlung (z.B. zu anderen Hilfen<br />

zur Erziehung, Jugendberufshilfe, Jugendgerichtshilfe) des<br />

Kindes/Jugendlichen und ggf. die Mitwirkung an Fallbesprechungen<br />

wird organisiert.<br />

•<br />

5. Indikatoren auf dem Weg zum Ziel<br />

• Besondere Kompetenzen der Teammitglieder und Jugendlichen sind untereinander bekannt.<br />

trifft nicht zu O trifft eher nicht zu O trifft eher zu O trifft zu O<br />

• Den Jugendlichen wird Vertraulichkeit zugesichert. Vertraulichkeit und Datenschutz wird<br />

mit dem Betroffenen vereinbart.<br />

trifft nicht zu O trifft eher nicht zu O trifft eher zu O trifft zu O<br />

• Die Handlungsabläufe sind mit dem Kind /Jugendlichen abgestimmt.<br />

trifft nicht zu O trifft eher nicht zu O trifft eher zu O trifft zu O<br />

• Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kennen Ansprechpartner und Strukturen in den unterstützenden<br />

anderen Einrichtungen<br />

trifft nicht zu O trifft eher nicht zu O trifft eher zu O trifft zu O<br />

• Sofern sich im Kontakt mit dem Kind oder Jugendlichen die Notwendigkeit einer individuellen<br />

professionellen Fallberatung zeigt, findet eine Vermittlung an die geeigneten Einrichtungen<br />

und Institutionen statt.<br />

selten O manchmal O meistens O regelmäßig O<br />

137


IV. Zusammenfassung und Ausblick<br />

• Ergebnisse und Besonderheiten werden im Protokoll der Teamberatung festgehalten.<br />

trifft nicht zu O trifft eher nicht zu O trifft eher zu O trifft zu O<br />

• Supervision findet statt.<br />

trifft nicht zu O trifft eher nicht zu O trifft eher zu O trifft zu O<br />

Qualitätssicherung: Fortbildung zu typischen Problemfällen<br />

138


5.7 Arbeitsorganisation<br />

5.7.1 Leitung<br />

III. Wissenschaftliche Begleitung und Evaluation – ein Qualitätshandbuch<br />

1. Beschreibung • Die Leitung stellt die fachlichen und materiellen Voraussetzungen<br />

für eine qualitätsvolle pädagogische Arbeit sicher.<br />

• Sie achtet darauf, dass sich alle Beteiligten den im Kapitel 1 beschriebenen<br />

allgemeinen Handlungsorientierungen verpflichtet fühlen.<br />

• Sie fördert die aktive Beteiligung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

an Entscheidungsprozessen und unterstützt das Engagement<br />

und die fachlichen Kompetenzen der MitarbeiterInnen.<br />

2. Zielgruppe Leitung der Einrichtung<br />

3. Ziel(e) • Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter fühlen sich von der Leitung unterstützt<br />

und gefördert.<br />

• Das Arbeitsklima wird in Befragungen von den Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeiter überwiegend positiv beurteilt.<br />

•<br />

4. Qualitätskriterien • Durch sichtbares Engagement und Vorbildfunktion motiviert die Leitung<br />

alle Beteiligten zur Mitarbeit an einer kontinuierlichen Qualitätsentwicklung.<br />

• Entscheidungen werden auf der Grundlage von Partizipation und gegenseitiger<br />

Wertschätzung getroffen.<br />

•<br />

5. Indikatoren auf dem Weg zum Ziel<br />

• Die Leitung hat sich für ihre Leitungstätigkeit durch Fortbildungen qualifiziert.<br />

trifft nicht zu O trifft eher nicht zu O trifft eher zu O trifft zu O<br />

• Zuständigkeiten innerhalb der Einrichtung sind geklärt und schriftlich fixiert.<br />

trifft nicht zu O trifft eher nicht zu O trifft eher zu O trifft zu O<br />

• Die Leitung kennt die besonderen Fähigkeiten aller Fachkräfte in der Einrichtung<br />

trifft nicht zu O trifft eher nicht zu O trifft eher zu O trifft zu O<br />

• Die Leitung hat gemeinsam mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Verfahren entwickelt,<br />

um Anregungen und Verbesserungsvorschläge systematisch zu erfassen und bedarfsweise umzusetzen.<br />

trifft nicht zu O trifft eher nicht zu O trifft eher zu O trifft zu O<br />

• Die Leitung bemüht sich kontinuierlich um eine fachgerechte personelle und materielle Ausstattung<br />

der Einrichtung.<br />

selten O manchmal O meistens O regelmäßig O<br />

• Sie hat sichergestellt, dass die Aufgaben zur Dokumentation und Evaluation bearbeitet<br />

werden.<br />

139


IV. Zusammenfassung und Ausblick<br />

trifft nicht zu O trifft eher nicht zu O trifft eher zu O trifft zu O<br />

• Alle Entscheidungen werden gemeinsam mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter getroffen.<br />

selten O manchmal O meistens O regelmäßig O<br />

Qualitätssicherung: Einmal jährlich Ermittlung der Zufriedenheit der Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeiter (z.B. durch Befragungen)<br />

140


5.7.2 Team<br />

III. Wissenschaftliche Begleitung und Evaluation – ein Qualitätshandbuch<br />

1. Beschreibung Die Teamarbeit betrifft die Gesamtheit der Arbeit zur Betreibung der<br />

Einrichtung und dient der Planung und Weiterentwicklung des Pädagogischen<br />

Handelns.<br />

2. Zielgruppe Alle in der Einrichtung tätigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

3. Ziele • Durch die Festlegung einer gemeinsamen Arbeitsebene ist effizientes,<br />

zielorientiertes Arbeiten möglich.<br />

• Das gleichberechtigte Einbringen aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

sichert eine produktive Arbeitsatmosphäre, stärkt die Motivation<br />

und Arbeitszufriedenheit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.<br />

• Teamarbeit verknüpft die Zielstellung der Einrichtung optimal mit<br />

den Ressourcen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.<br />

• Durch Teamarbeit wird die Weiterentwicklung der Mitarbeiterinnen<br />

und der Mitarbeiter und der Einrichtung gefördert.<br />

•<br />

4. Qualitätskriterien • Fachliche Kompetenzen zur Arbeitsbewältigung und Kooperation<br />

sind vorhanden.<br />

• Die unterschiedlichen Kompetenzen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

sind bekannt und werden genutzt. Grenzen werden kommuniziert.<br />

• Aufgabenverteilung und Koordination sind gegeben.<br />

• Zeit und Mittel zur Teamreflexion, Teamberatung und Weiterbildung<br />

sind vorhanden.<br />

• Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind als einheitlich handelndes<br />

Team erkennbar.<br />

•<br />

5. Indikatoren auf dem Weg zum Ziel<br />

• Jede/r einzelne Mitarbeiterin und Mitarbeiter bringt sich aktiv ins Team ein.<br />

selten O Manchmal O meistens O immer O<br />

• Die Fähigkeiten und Arbeitsaufgaben der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind allen bekannt.<br />

kaum O einigen O den meisten O allen O<br />

• Teamreflexion und Teamberatung finden regelmäßig statt.<br />

selten O manchmal O oft O regelmäßig O<br />

• Die Teamsitzungen werden vorbereitet.<br />

selten O manchmal O meistens O immer O<br />

• Die Teamsitzungen werden regelmäßig durchgeführt.<br />

selten O manchmal O meistens O immer O<br />

• Die Teamsitzungen werden protokolliert.<br />

selten O manchmal O meistens O immer O<br />

• Die im Team getroffenen Vereinbarungen und verteilten Aufgaben werden zuverlässig<br />

umgesetzt.<br />

selten O manchmal O meistens O immer O<br />

141


IV. Zusammenfassung und Ausblick<br />

• Die Arbeitspläne legen fest, wer wann für was zuständig ist und welche Vertretungsregelungen<br />

gelten.<br />

selten O manchmal O meistens O immer O<br />

• Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind davon überzeugt, dass die Arbeit gerecht verteilt<br />

ist.<br />

kaum einer O einige O die meisten O alle O<br />

• Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter äußern sich in Befragungen über die Arbeitsatmosphäre.<br />

Kaum einer O einige O die meisten O alle O<br />

6. Qualitätssicherung<br />

• Einmal jährlich Befragung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zur Arbeitssituation<br />

• Eine (oder zwei) Klausurtagungen pro Jahr zur Überprüfung der Arbeitsorganisation.<br />

142


5.7.3 Kooperation Jugendamt<br />

III. Wissenschaftliche Begleitung und Evaluation – ein Qualitätshandbuch<br />

1. Beschreibung Kooperative Vereinbarungen mit dem bzw. im Jugendamt sichern die<br />

Rahmenbedingungen der Arbeit. Stabilität und Transparenz in der Kooperation<br />

mit dem Jugendamt tragen dazu bei, dass die Umsetzung der<br />

kommunalen Aufgabenstellung im Rahmen der gesetzlichen und fachpolitischen<br />

Vorgaben gut gelingt. Die fachlichen Ziele werden zwischen<br />

der <strong>Schulwerkstatt</strong>, den Trägern und dem Jugendamt regelmäßig abgestimmt<br />

und ausgewertet.<br />

2. Zielgruppe • Alle zuständigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Amt<br />

• Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Einrichtung<br />

3. Ziel(e) • Optimale Rahmenbedingungen und die Kontinuität der Arbeit sind<br />

gesichert.<br />

• Gegenseitiger In<strong>for</strong>mationsaustausch findet zur Zufriedenheit aller<br />

Beteiligten statt.<br />

• Die Kooperation ist durch wechselseitige Wertschätzung bestimmt.<br />

4. Qualitätskriterien • In beiden Bereichen treffen qualifizierte und freundliche Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter zusammen.<br />

• Die fachliche Beratung durch das Amt wird wahrgenommen.<br />

• Das Amt trägt zur Sicherung optimaler Rahmenbedingungen (Personal<br />

und Ausstattung) bei.<br />

• Es gibt Vereinbarungen zum regelmäßigen fachlichen sowie organisatorischen<br />

Austausch.<br />

5. Indikatoren auf dem Weg zum Ziel<br />

• Die Ziele der Zusammenarbeit und die Erwartungen aneinander sind gemeinsam abgestimmt<br />

und schriftlich festgelegt.<br />

trifft nicht zu O trifft eher nicht zu O trifft eher zu O trifft zu O<br />

• Zuständigkeiten in Sachfragen sind bekannt und geklärt.<br />

trifft nicht zu O trifft eher nicht zu O trifft eher zu O trifft zu O<br />

• Arbeitsaufgaben und Belastungen des jeweils anderen Arbeitsfeldes sind bekannt.<br />

trifft nicht zu O trifft eher nicht zu O trifft eher zu O trifft zu O<br />

• Ein Turnus für regelmäßige Arbeitstreffen ist festgelegt<br />

trifft nicht zu O trifft eher nicht zu O trifft eher zu O trifft zu O<br />

• Es gibt einen Bereitschaftsdienst außerhalb der Öffnungszeiten des Amtes<br />

trifft nicht zu O trifft eher nicht zu O trifft eher zu O trifft zu O<br />

• Die kooperierenden Partner gehen gern zu den Treffen.<br />

trifft nicht zu O trifft eher nicht zu O trifft eher zu O trifft zu O<br />

• …<br />

trifft nicht zu O trifft eher nicht zu O trifft eher zu O trifft zu O<br />

143


IV. Zusammenfassung und Ausblick<br />

6. Qualitätssicherung • Die Indikatoren werden einmal im Schuljahr überprüft.<br />

144


5.7.4 Kooperation Schule<br />

III. Wissenschaftliche Begleitung und Evaluation – ein Qualitätshandbuch<br />

1. Beschreibung Kooperative Vereinbarungen mit dem bzw. im Schulamt sichern die<br />

Rahmenbedingungen der Arbeit. Stabilität und Transparenz in der Kooperation<br />

mit dem Schulamt tragen dazu bei, dass die Umsetzung der<br />

kommunalen Aufgabenstellung im Rahmen der gesetzlichen und fachpolitischen<br />

Vorgaben gut gelingt. Die fachlichen Ziele werden zwischen<br />

der <strong>Schulwerkstatt</strong>, den Trägern und dem Schulamt regelmäßig abgestimmt<br />

und ausgewertet. Dem Schulamt obliegt beim schulischen Teil<br />

der Einrichtung die Dienstaufsicht sowie die damit verbundene Fürsorgepflicht<br />

2. Zielgruppe • Alle zuständigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Amt<br />

• Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Einrichtung<br />

3. Ziel(e) • Optimale Rahmenbedingungen und die Kontinuität der Arbeit sind<br />

gesichert.<br />

• Gegenseitiger In<strong>for</strong>mationsaustausch findet zur Zufriedenheit aller<br />

Beteiligten statt.<br />

• Die Kooperation ist durch wechselseitige Wertschätzung bestimmt.<br />

4. Qualitätskriterien • In beiden Bereichen treffen qualifizierte und freundliche Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter zusammen.<br />

• Die fachliche Beratung durch das Amt wird wahrgenommen.<br />

• Das Amt trägt zur Sicherung optimaler Rahmenbedingungen (Personal<br />

und Ausstattung) bei.<br />

• Es gibt Vereinbarungen zum regelmäßigen fachlichen sowie organisatorischen<br />

Austausch.<br />

5. Indikatoren auf dem Weg zum Ziel<br />

• Die Ziele der Zusammenarbeit und die Erwartungen aneinander sind gemeinsam abgestimmt<br />

und schriftlich festgelegt.<br />

trifft nicht zu O trifft eher nicht zu O trifft eher zu O trifft zu O<br />

• Zuständigkeiten in Sachfragen sind bekannt und geklärt.<br />

trifft nicht zu O trifft eher nicht zu O trifft eher zu O trifft zu O<br />

• Arbeitsaufgaben und Belastungen des jeweils anderen Arbeitsfeldes sind bekannt.<br />

trifft nicht zu O trifft eher nicht zu O trifft eher zu O trifft zu O<br />

• Ein Turnus für regelmäßige Arbeitstreffen ist festgelegt<br />

trifft nicht zu O trifft eher nicht zu O trifft eher zu O trifft zu O<br />

• Die kooperierenden Partner gehen gern zu den Treffen.<br />

trifft nicht zu O trifft eher nicht zu O trifft eher zu O trifft zu O<br />

• …<br />

trifft nicht zu O trifft eher nicht zu O trifft eher zu O trifft zu O<br />

6. Qualitätssicherung • Die Indikatoren werden einmal im Schuljahr überprüft.<br />

145


IV. Zusammenfassung und Ausblick<br />

5.7.5 Vernetzung<br />

1. Beschreibung Die Schülersind von den sozialräumlichen Anregungen und Belastungen<br />

ihres Lebensumfeldes beeinflusst. Damit die Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeiter die sich daraus entwickelnden Bedarfe erkennen und beantworten<br />

können, beteiligen sie sich an einrichtungsübergreifenden<br />

Vernetzungsrunden ihres Stadtteils.<br />

2. Zielgruppe • Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der <strong>Schulwerkstatt</strong><br />

3. Ziel(e) • Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben erkannt, welche Vernetzungsrunden<br />

für ihre Arbeitsbereiche von Bedeutung sind.<br />

• Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wissen, wie sie die Ressourcen<br />

der anderen Akteure im Sozialraum für die Arbeit in ihren Einrichtungen<br />

nutzen können.<br />

• Die anderen Einrichtungen, Dienste und Gruppen in<strong>for</strong>mieren sich<br />

bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern über die Situation der<br />

Kinder und Jugendlichen.<br />

•<br />

4. Qualitätskriterien • Es gibt Ressourcen zur Teilnahme an den Vernetzungsrunden<br />

• Die in den Vernetzungsrunden gewonnenen In<strong>for</strong>mationen werden<br />

für die konzeptionelle Arbeit und für die Angebote genutzt.<br />

• Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vertreten gegenüber den Akteuren<br />

im Sozialraum die Interessen ihrer Besucherinnen und Besucher.<br />

• Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stabilisieren die Kontakte zu<br />

verlässlichen Kooperationspartnern aus den anderen Bereichen<br />

•<br />

5. Indikatoren auf dem Weg zum Ziel<br />

• Die Personalkapazität gestattet eine regelmäßige Teilnahme an den wichtigen Vernetzungsrunden.<br />

trifft nicht zu O trifft eher nicht zu O trifft eher zu O trifft zu O<br />

• Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kennen die für ihre Arbeit bedeutsamen Akteure, Einrichtungen<br />

und Dienste sowie deren Erwartungen und Ressourcen.<br />

trifft nicht zu O trifft eher nicht zu O trifft eher zu O trifft zu O<br />

• Auf den Vernetzungsrunden bringen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aktuelle<br />

Themen ein.<br />

Trifft nicht zu O trifft eher nicht zu O trifft eher zu O trifft zu O<br />

• Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben ein Verfahren entwickelt, um die in den Vernetzungsrunden<br />

gewonnenen In<strong>for</strong>mationen in ihrer Einrichtung effizient zu nutzen.<br />

noch nicht O wir erproben Ver- wir haben ein Verfah- unser Verfahren ist effischiedenes<br />

O ren entwickelt O zient O<br />

• Es gibt in unserer Einrichtung Angebote, mit denen die Besucherinnen und Besucher an den<br />

Vernetzungen beteiligt werden.<br />

trifft nicht zu O trifft eher nicht zu O trifft eher zu O trifft zu O<br />

• Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden von den anderen Akteuren zur Situation der<br />

146


Kinder und Jugendlichen um Rat gefragt.<br />

III. Wissenschaftliche Begleitung und Evaluation – ein Qualitätshandbuch<br />

trifft nicht zu O trifft eher nicht zu O trifft eher zu O trifft zu O<br />

6. Qualitätssicherung: Einmal schuljährlich überprüfen, in welchen Vernetzungsrunden zukünftig<br />

mitgearbeitet wird.<br />

Auswertungsbogen zur Erfassung eines Teils der Vernetzung und Öffentlichkeitsarbeit:<br />

Um die Öffentlichkeitsarbeit und auch die Vernetzung mit anderen Projekten besser dokumentieren<br />

und die eigenen In<strong>for</strong>mationsgewohnheiten für interessierte Besucher verbessern<br />

zu können, wurde ein Auswertungsbogen für Besucher im Projekt mit folgendem Inhalt entworfen:<br />

1. Wodurch haben Sie von unserem Projekt erfahren?<br />

Zeitung, andere Pädagogen ...<br />

2. Bitte nennen Sie Datum und Zeit (Stunden), wann Sie bei uns waren<br />

3. Woher kommen Sie?<br />

4. was hat Sie an unserem Projekt besonders interessiert?<br />

Räumlichkeiten, Pädagogik, Zusammenarbeit von verschiedenen Berufen, Jugendliche<br />

5. Was hat Sie besonders begeistert? Warum?<br />

6. Was finden Sie nicht so gut und von daher re<strong>for</strong>mbedürftig?<br />

7. Wozu hätten Sie gerne noch mehr In<strong>for</strong>mationen gehabt?<br />

8. Halten Sie Projekte wie 'fit <strong>for</strong> life' für notwendig und sinnvoll? Wenn ja, warum? Wenn<br />

nein, warum nicht?<br />

9. Planen Sie ein ähnlich geartetes Projekt?<br />

10. Arbeiten Sie bereits in einem ähnlich gearteten Projekt?<br />

11. Wenn Sie uns für die Projektarbeit etwas wünschen sollten, was wäre das?<br />

- Der Bogen wird bisher noch nicht eingesetzt -<br />

147


IV. Zusammenfassung und Ausblick<br />

5.8. Fachliche Weiterentwicklung<br />

5.8.1 Konzeptarbeit<br />

1. Beschreibung Das Konzept bildet die Grundlage für die Arbeit der Einrichtung<br />

2. Zielgruppe Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

3. Ziel(e) • Die Arbeit im offenen Bereich erfolgt qualifiziert auf der Grundlage<br />

der im Sozialraum vorherrschenden und beschriebenen Bedarfslage.<br />

• Die konzeptionelle Orientierung ist für außenstehende Fachleute in<br />

der Arbeit des Teams erkennbar.<br />

•<br />

4. Qualitätskriterien • Das Team hat sich mit unterschiedlichen konzeptionellen Orientierungen<br />

auseinandergesetzt.<br />

• Der Konzeptionsentwicklungsprozess verläuft kontinuierlich.<br />

• Es ist genügend Zeit zur Planung von Innovationen vorhanden.<br />

•<br />

5. Indikatoren auf dem Weg zum Ziel<br />

• Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kennen die aktuellen Konzepte zur Arbeit im offenen<br />

Bereich<br />

trifft nicht zu O trifft eher nicht zu O trifft eher zu O trifft zu O<br />

• Das Team hat sich für eine konzeptionelle Orientierung entschieden und diese schriftlich<br />

fixiert.<br />

trifft nicht zu O trifft eher nicht zu O trifft eher zu O trifft zu O<br />

• Die konzeptionelle Orientierung ist mit dem Träger verhandelt und abgesichert.<br />

trifft nicht zu O trifft eher nicht zu O trifft eher zu O trifft zu O<br />

• Ideen und Vorschläge von Schülern und ihren Eltern, Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern<br />

werden gesammelt und fließen in die Konzeptarbeit ein.<br />

trifft nicht zu O trifft eher nicht zu O trifft eher zu O trifft zu O<br />

• Die Schüler werden angeregt, ihre Kritik und Veränderungsvorschläge einzubringen.<br />

trifft nicht zu O trifft eher nicht zu O trifft eher zu O trifft zu O<br />

6. Qualitätssicherung Einmal schuljährlich Befragung der Mitarbeiter und der Schüler zur<br />

Zufriedenheit mit der Einrichtung<br />

148


5.8.2 Exploration 5<br />

III. Wissenschaftliche Begleitung und Evaluation – ein Qualitätshandbuch<br />

1. Beschreibung Die bedarfsgerechte Gestaltung der Arbeit der <strong>Schulwerkstatt</strong> er<strong>for</strong>dert<br />

auch eine kontinuierliche Erkundung des Sozialraums der<br />

Einrichtung und derjenigen, aus dem die Schüler stammen. Dank<br />

ihrer Kenntnisse über die Belastungen und Ressourcen des Sozialraums<br />

können die Mitarbeiterinnen Mitarbeiter anderen Institutionen<br />

und Entscheidungsträgern wertvolle In<strong>for</strong>mationen zur Situation<br />

des Sozialraums vermitteln.<br />

2. Zielgruppe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

3. Ziel(e) • Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben Kenntnisse über die<br />

Bevölkerungsstruktur, Erwerbs- und Wohnsituation ihrer Zielgruppe<br />

und über die Infrastruktur des Sozialraums.<br />

• Die Angebote passen zur Situation des Sozialraums.<br />

4. Qualitätskriterien • Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kommunizieren offen und<br />

zielorientiert mit relevanten Personen und Institutionen im Sozialraum.<br />

• Sie erkunden regelmäßig und systematisch die Ressourcen und<br />

Belastungen des Sozialraums.<br />

5. Indikatoren auf dem Weg zum Ziel<br />

• Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben die Instrumente und Methoden zur Sozialraumerkundung<br />

in ihrem Konzept schriftlich fixiert.<br />

trifft nicht zu O trifft eher nicht zu O trifft eher zu O trifft zu O<br />

• Sie tauschen sich einmal jährlich mit dem Jugendamt / Jugendhilfeplanung über Ergebnisse<br />

ihrer Explorationen aus.<br />

trifft nicht zu O trifft eher nicht zu O trifft eher zu O trifft zu O<br />

• Sie nehmen an regionalen Konferenzen (Vernetzungsrunden, Stadtteilkonferenzen o.ä.)<br />

teil.<br />

trifft nicht zu O trifft eher nicht zu O trifft eher zu O trifft zu O<br />

• Die Ergebnisse der Erkundungen werden regelmäßig zeitnah dokumentiert.<br />

nie O manchmal O meistens O immer O<br />

• Es ist ausreichend Zeit zur Explorationsarbeit und zu deren Auswertung vorhanden.<br />

trifft nicht zu O trifft eher nicht zu O trifft eher zu O trifft zu O<br />

• Aus den Ergebnissen der Sozialraumanalyse werden realisierbare Arbeitsziele für die Jugendfreizeitarbeit<br />

abgeleitet.<br />

trifft nicht zu O trifft eher nicht zu O trifft eher zu O trifft zu O<br />

6. Qualitätssicherung: Bedarfsweise Fortbildung zu Methoden der Sozialraumanalyse<br />

5 Der Begriff „Exploration“ lässt sich mit „Erkundung“, aber auch „Er<strong>for</strong>schung“ übersetzen. Er wurde hier gewählt,<br />

da es sich um den im Qualitätsmanagement üblichen Begriff handelt und er über einfache Formen des Erkundens<br />

hinausweist.<br />

149


IV. Zusammenfassung und Ausblick<br />

5.8.3 Weiterentwicklung der fachlichen Ressourcen (Fortbildung, Fachberatung,<br />

Supervision, Literaturstudium …)<br />

1. Beschreibung Die Weiterentwicklung fachlicher Ressourcen umfasst Fort- und<br />

Weiterbildung, Fachberatung, Supervision, Literaturstudium, Klausurtage<br />

und kollegiale Beratung im Team.<br />

2. Zielgruppe Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

3. Ziel(e) • Eine kontinuierliche Vertiefung der fachlichen Ressourcen ist<br />

gesichert.<br />

•<br />

4. Qualitätskriterien • Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind qualifiziert, um den<br />

unterschiedlichen An<strong>for</strong>derungen gerecht zu werden.<br />

• Das Mitarbeiterteam verfügt über ein breites Spektrum an Methodenwissen<br />

aus der Sozialarbeit und aus den kreativen Disziplinen<br />

sowie aus relevanten rechtlichen, wirtschaftlichen und<br />

sozialarbeiterischen Bereichen.<br />

•<br />

5. Indikatoren auf dem Weg zum Ziel<br />

• Ein IST-SOLL Vergleich der fachlichen Ressourcen wird einmal jährlich erhoben.<br />

trifft nicht zu O trifft eher nicht zu O trifft eher zu O trifft zu O<br />

• Der Träger stellt Mittel für insgesamt 6 Tage Fortbildung pro Jahr und Mitarbeiterin bzw.<br />

Mitarbeiter bereit.<br />

trifft nicht zu O trifft eher nicht zu O trifft eher zu O trifft zu O<br />

• Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nutzen die verfügbaren, relevanten Fortbildungen.<br />

trifft nicht zu O trifft eher nicht zu O trifft eher zu O trifft zu O<br />

• Die Fortbildungen passen zum Handeln und zu den Problemen in der Einrichtung<br />

selten O manchmal O meistens O immer O<br />

• Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in<strong>for</strong>mieren sich gegenseitig über die gewonnenen<br />

Erfahrungen.<br />

trifft nicht zu O trifft eher nicht zu O trifft eher zu O trifft zu O<br />

• Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verfügen über unterschiedliche inhaltliche Schwerpunkte.<br />

trifft nicht zu O trifft eher nicht zu O trifft eher zu O trifft zu O<br />

6. Qualitätssicherung : Die Umsetzung der in Fortbildungen gewonnenen Kompetenzen<br />

wird einmal jährlich durch Befragung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter evaluiert.<br />

150


5.9 Partizipation der Jugendlichen<br />

III. Wissenschaftliche Begleitung und Evaluation – ein Qualitätshandbuch<br />

Partizipation von Kindern und Jugendlichen ist eine zentrale Handlungsorientierung einer demokratischen<br />

und emanzipatorischen Zielen verpflichteten kinder- und Jugendhilfe. Sie bedarf<br />

daher keines spezifisch konzeptualisierten Ansatzes, sondern ist als verpflichtende Querschnittsaufgabe<br />

und durchgängiges Handlungsprinzip u. a. im KJHG rechtlich und politisch<br />

begründet. Das demokratische Gemeinwesen er<strong>for</strong>dert mündige Bürgerinnen und Bürger, die<br />

sich um friedliche Konfliktlösungen bemühen und sich für eine verantwortungsvolle Interessenvertretung<br />

einsetzen.<br />

Die Kinder- und Jugendhilfe geht davon aus, dass junge Menschen selbst über ernstzunehmende<br />

Lösungsmöglichkeiten verfügen, sich an Entscheidungsprozessen zu beteiligen. Die<br />

Räume und Möglichkeiten, die Kinder- und Jugendhilfe für ihre Zielgruppe anbieten kann,<br />

sind Lernorte zur Einübung von Verantwortungsübernahme und selbstbestimmtem Handeln.<br />

Sie stärkt die Kinder und Jugendlichen darin, Lösungskompetenzen zu erwerben und begleitet<br />

und reflektiert Umsetzungsstrategien und dient damit dem Einüben demokratischer Beteiligungsstrukturen.<br />

Die grundlegende Voraussetzung für eine gelingende Partizipation von Kindern und Jugendlichen<br />

liegt im Wesentlichen darin, Beteiligung als ständigen Lernprozess für alle Beteiligten<br />

zu begreifen, in dem Beziehungsarbeit und Persönlichkeitsbildung eine zentrale Rolle spielen.<br />

Auch die Erwachsenen müssen lernen, die Interessen der Kinder und Jugendlichen wahr- und<br />

ernst zu nehmen.<br />

Partizipation beginnt damit, dass Kinder und Jugendliche der Einrichtung die Entscheidungen,<br />

die sie selbst und die Gemeinschaft angehen gemeinsam mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

treffen. Dabei ist Partizipation als Entwicklungsprozess zu sehen, der verschiedene Stufen<br />

durchläuft: von mit–denken und mit-reden, über mit-planen bis zu mit-entscheiden und<br />

mit–gestalten.<br />

Partizipation hat stets zwei Dimensionen:<br />

• Nach innen sorgt die Einrichtung dafür, dass sie selbst möglichst demokratisch strukturiert<br />

sind, so dass die Nutzerinnen und Nutzer im Wesentlichen an den sie betreffenden Belangen<br />

beteiligt werden können.<br />

• Kinder und Jugendliche werden angeregt und unterstützt, ihre Interessen nach außen zu<br />

vertreten, und sich aktiv in die Mitgestaltung des Umfeldes mit einzubringen.<br />

Die <strong>Schulwerkstatt</strong> nimmt diese An<strong>for</strong>derungen auf, in dem sie einerseits Ausgangsort für die<br />

Aneignung und Mitgestaltung des Lebensumfeldes im Sozialraum ist, andererseits die Einrichtungen<br />

selbst so gestaltet wird, dass die Kinder und Jugendlichen ein möglichst hohes<br />

Maß an Beteiligung und Mitwirkung wahrnehmen können. Um diese Mitwirkung zu gewährleisten,<br />

hat die Soziale Arbeit vielfältige Angebots<strong>for</strong>men entwickelt, die den passenden institutionellen<br />

Rahmen für Beteiligung bieten. Jugendvollversammlungen, Kinderkonferenzen,<br />

Jugendräte, Klubaktive, Nutzerinnen- und Nutzerbefragungen und Kummerkasten sind hier<br />

nur einige ausgewählte Beispiele.<br />

Jugendarbeit wendet sich an unterschiedliche Gruppen, die mit- und nebeneinander existieren.<br />

Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene haben unterschiedliche soziale und kulturelle Hin-<br />

151


IV. Zusammenfassung und Ausblick<br />

tergründe und Fähigkeiten, woraus sich auch ein unterschiedliches Konflikt- und Problemlösungsverhalten<br />

ergibt.<br />

Die pädagogischen Konzepte zur Partizipation sehen unterschiedliche Beteiligungs<strong>for</strong>men<br />

vor, die dem Entwicklungsstand und den Möglichkeiten der unterschiedlichen Kinder und Jugendlichen<br />

jeweils am besten gerecht werden. Die Vorhaben und Themen werden so ausgewählt,<br />

dass sie von Kindern und Jugendlichen überblickt und in einem überschaubaren Zeitrahmen<br />

umgesetzt werden können. Im Sinne von Gender Mainstreaming wirken Mädchen<br />

und junge Frauen ebenso mit, wie Jungen und junge Männer.<br />

‚Kinder und Jugendliche sind oft Experten in eigener Sache’. Um jedoch mit größeren Gruppen<br />

junger Menschen Einverständnis über die Beurteilung von Sachverhalten, über Ergebnisse<br />

und Handlungen zu erreichen, sind eine Vielzahl von Methoden und Kenntnissen notwendig.<br />

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kinder- und Jugendarbeit verstehen es als ihre<br />

Aufgabe, den Kindern und Jugendlichen diese Kenntnisse zu vermitteln und sie durch politische<br />

Bildung zur Mitwirkung zu befähigen. Somit ist Partizipation auch als öffentlicher Bildungsauftrag<br />

der Freizeiteinrichtungen zu verstehen.<br />

Wegen des hohen Stellenwertes von Partizipation und der auch von jungen Menschen beabsichtigten<br />

Wirkung bei politischen Entscheidungen besteht auf Seiten der Einrichtungen, der<br />

Träger und der Jugendpolitik die Versuchung, Partizipationsprojekte als Alibi zu nutzen, ohne<br />

dass die von Kindern und Jugendlichen angestrebten Wirkungen erzielt werden. Aufgabe der<br />

Jugendarbeit dabei ist es, darauf zu achten, dass bei allen Beteiligungsangeboten die tatsächlichen<br />

Gestaltungsmöglichkeiten der Kinder und Jugendlichen im Mittelpunkt stehen.<br />

Die erfolgreiche Mitwirkung von Kindern und Jugendlichen ist davon abhängig, dass ihnen<br />

Rahmenbedingungen und Kontexte von freien und öffentliche Trägern, die in institutionelle<br />

Zusammenhänge eingebunden sind, vermittelt werden. Andererseits ist es notwendig in den<br />

Institutionen die Gestaltungsmöglichkeiten für die Nutzerinnen und Nutzer zu klären und auszubauen.<br />

Dazu gehört unbedingt, das „faktische Wissens- und Erfahrungsgefälle“ 6 zwischen Kindern<br />

und Jugendlichen zu berücksichtigen und ihnen gegenüber Grenzen der Selbstbestimmung zu<br />

benennen und bestehende Machtstrukturen zu thematisieren 7<br />

Kernaktivität Mitbestimmung und Mitgestaltung des Programms und der Angebotsinhalte<br />

1. Beschreibung Das laufende Programm/Angebot der Einrichtung sowie einzelne<br />

Schwerpunkte und „besondere Aktionen und Projekte“ werden gemeinsam<br />

von den Nutzerinnen, Nutzern Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern<br />

entwickelt.<br />

2. Zielgruppe Alle Nutzerinnen und Nutzer der Angebote (Kinder, Jugendliche, junge<br />

Erwachsene)<br />

3. Ziele • Die Nutzerinnen und Nutzer sind befähigt, eigene Interessen zu <strong>for</strong>mulieren<br />

und diese mit anderen Schülern sowie Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeitern zu verhandeln.<br />

• Die Kinder und Jugendlichen äußern ihre Bedürfnisse an Aktionen<br />

und Angeboten.<br />

6 Projektgruppe Wanja: <strong>Handbuch</strong> zum Wirksamkeitsdialog, Münster 2000, S.3<br />

7 vgl. Wanja, 2000, S.3<br />

152


III. Wissenschaftliche Begleitung und Evaluation – ein Qualitätshandbuch<br />

• Die Kinder und Jugendlichen kennen Planungsverfahren und setzen<br />

diese ein.<br />

• Die Angebote der Einrichtung entsprechen den Bedürfnissen und<br />

Interessen der Nutzerinnen und Nutzer im Rahmen der allgemeinen<br />

Bedingungen der Einrichtung.<br />

• Kinder und Jugendliche organisieren selbständig Angebote und<br />

führen diese durch.<br />

• Neugier und Interesse für Neues sind bei den Nutzerinnen und Nutzern<br />

geweckt.<br />

• Nutzerinnen und Nutzer lernen Konfliktfähigkeit und Kompromisse<br />

zu schließen.<br />

•<br />

4. Qualitätskriterien •Kreative Methoden der Bedarfsermittlung finden Anwendung<br />

(Wunschbriefkasten, Fragebögen, „schwarzes Brett“, Pinnwand, Interview,<br />

persönliches Gespräch, Sprechstunde, Rollenspiel, Zeichnungen,<br />

Modelle, Ideenwerkstatt).<br />

•Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter greifen die Wünsche von Kindern<br />

und Jugendlichen auf.<br />

• Die Wünsche werden gleichberechtigt bei Zusammenkünften abgestimmt<br />

und auf ihre Durchführbarkeit überprüft.<br />

•Die Mitarbeiterinnen Mitarbeiter vermitteln Methoden zur Durchführung<br />

von Angeboten an Kinder und Jugendliche.<br />

• Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter berücksichtigen die Ressourcen<br />

im Sozialraum und das Lebensumfeld der Kinder und Jugendlichen.<br />

• Die Kinder/Jugendlichen treten selbständig an die Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter der Einrichtung heran, um ihre Wünsche einzubringen.<br />

•<br />

5. Indikatoren auf dem Weg zum Ziel<br />

• Die Kinder/Jugendlichen nutzen Instrumente der Bedarfsermittlung wie: Wunschbriefkasten,<br />

Fragebögen, „schwarzes Brett“, Pinnwand, Interview, persönliches Gespräch, Sprechstunde,<br />

Rollenspiel, Zeichnungen, Modelle, Ideenwerkstatt.<br />

Trifft nicht zu O Einige O Die meisten O Alle O<br />

• Kinder/Jugendliche planen Aktivitäten und Angebote selbständig und sind an der<br />

Durchführung des Programms beteiligt.<br />

Trifft nicht zu O Trifft eher nicht zu O Trifft eher zu O Trifft zu O<br />

• Zusammen mit den Schülern wurden die Wünsche und Vorschläge auf Priorität und<br />

Umsetzung geprüft.<br />

Trifft nicht zu O Trifft eher nicht zu O Trifft eher zu O Trifft zu O<br />

• Die Wünsche und Vorschläge sind in das Programm aufgenommen worden.<br />

Trifft nicht zu O Trifft eher nicht zu O Trifft eher zu O Trifft zu O<br />

• Die Angebote werden von den Schülern regelmäßig/intensiv besucht.<br />

Trifft nicht zu O Einige O Die meisten O Alle O<br />

153


IV. Zusammenfassung und Ausblick<br />

• Am Ende von Einzelaktionen/-projekten findet eine Nachbereitung statt, in der die<br />

Schüler Raum haben, Eindrücke, Meinungen, Verbesserungsvorschläge und neue Ideen<br />

zu äußern.<br />

Trifft nicht zu O Trifft eher nicht zu O Trifft eher zu O Trifft zu O<br />

• Auf den regelmäßigen Teamsitzungen gibt es einen separaten TOP „neue Vorschläge<br />

und Wünsche zum Angebot“.<br />

Trifft nicht zu O Trifft eher nicht zu O Trifft eher zu O Trifft zu O<br />

6. Qualitätssicherung: Schuljährliche Evaluation eines Schwerpunktbereiches im Wechsel<br />

mit den anderen Schwerpunktbereichen.<br />

154


5.10 Elternarbeit<br />

III. Wissenschaftliche Begleitung und Evaluation – ein Qualitätshandbuch<br />

Zu Art und Umfang der Zusammenarbeit mit Eltern im Projekt „fit <strong>for</strong> life“ wurde eine Befragung<br />

aller MitarbeiterInnen mittels Fragebogen durchgeführt.<br />

Ziel der Befragung war, bestehende Formen der Zusammenarbeit mit Eltern aufzulisten, Auskunft<br />

über weitere erwünschte Formen zu erhalten und Schwierigkeiten bzw. Erfreuliches in<br />

der Zusammenarbeit mit Eltern zu dokumentieren. Ein Nachdenken über die bestehende Elternarbeit<br />

sollte zu ihrer Weiterentwicklung beitragen und darüber hinaus zu einer Ergänzung<br />

des Konzeptes in Hinblick auf die Zusammenarbeit mit Eltern führen.<br />

5.10.1Elternarbeit im Konzept von „fit <strong>for</strong> life“<br />

In ihrem Konzept sehen die MitarbeiterInnen folgende Ziele für die Zusammenarbeit mit Eltern<br />

verankert:<br />

- ständige Zusammenarbeit auf der Basis gegenseitiger Achtung als Voraussetzung für die<br />

Aufnahme des Kindes (3),<br />

- gemeinsame Zielbestimmung und<br />

- wechselseitige Unterstützung in Erziehungsfragen. Hierunter wird die In<strong>for</strong>mation über Besonderheiten,<br />

die Unterstützung der schulischen Arbeit der Pädagogen durch positive Verstärkung<br />

und Lob der Kinder zu Hause verstanden, aber auch generell eine Beteiligung der Eltern<br />

am Erziehungsgeschehen.<br />

Für einen regelmäßigen Austausch und die Abstimmung in erzieherischen Fragen eignet sich<br />

nach Meinung einiger MitarbeiterInnen (2) die Methode des "runden Tischs". Ein solches<br />

Verfahren könne zur Vermeidung von Hilfen zur Erziehung (HZE) führen; überlegt werden<br />

solle auch, ob verhaltenstherapeutische Maßnahmen in die Erziehungsarbeit der Eltern einfließen<br />

können.<br />

Eine Erweiterung des Konzepts bezüglich Zusammenarbeit mit Eltern wird im Hinblick<br />

auf eine monatliche Elternschulung oder Arten der Mitarbeit als wichtig angesehen. Beim Abbau<br />

der Sozialarbeiterstunden sei dies im Augenblick jedoch kaum möglich.<br />

5.10.2Formen der Zusammenarbeit ausgehend von „fit <strong>for</strong> life“<br />

Unter der Voraussetzung einer Zustimmung zur Zusammenarbeit halten die MitarbeiterInnen<br />

folgende Formen der Zusammenarbeit mit Eltern für angemessen und wichtig:<br />

- Vertrauen schaffen und gemeinsame Ziele erarbeiten,<br />

- Auseinandersetzung mit dem Konzept,<br />

- regelmäßige Treffen,<br />

- Gruppenarbeit zu gesonderten Fachthemen,<br />

- (wenn nötig tägliche) Kontaktaufnahme, vor allem (telefonisch) bei Nichterscheinen der<br />

Schüler, aber auch bei positiven Entwicklungen (Feedback von beiden Seiten),<br />

- Mitteilungen über Wochenauswertung,<br />

- regelmäßige gemeinsame positiv besetzte Veranstaltungen / Erlebnisse,<br />

- Austausch durch Gespräche mit Eltern in der <strong>Schulwerkstatt</strong>, Hausbesuche, Elternversammlungen,<br />

- Unterstützung von Eltern und Jugendlichen bei der Freizeitgestaltung (Verhaltenstherapie),<br />

- verbindliches Festlegen von Verträgen über die Zusammenarbeit.<br />

155


IV. Zusammenfassung und Ausblick<br />

5.10.3Wichtigkeit von Elternarbeit<br />

Nur in Zusammenarbeit mit den Eltern kann ein über die Schule hinausgehender Generalisierungseffekt<br />

eintreten. Kinder und Eltern wissen oft wenig voneinander. Über Schule wird nur<br />

geredet, wenn es dort nicht klappt. Elternarbeit ist deshalb so wichtig, weil „ein großer Zeitumfang<br />

der Kinder im Elternhaus liegt“, Eltern wichtige „Rahmengeber“ sind und dort viel<br />

Unterstützung geschehen kann (oder gerade nicht). Absprachen mit Eltern sind wichtig, weil<br />

damit die Arbeit vom Vormittag zu Hause verstärkt werden kann und Erziehungsarbeit nur<br />

greift, wenn über den gesamten Tag gleiche Methoden angewendet werden. Schule und Elternhaus<br />

dürfen nicht als getrennte Räume betrachtet werden, denn nur mit Hilfe der Eltern ist<br />

häufig ein Ausweg aus der Krise zu finden. Eltern sind definitiv Bezugspersonen, und die<br />

Kinder können dadurch gut erreicht werden, es braucht oft nur etwas Anleitung und Unterstützung.<br />

Aber oft fehlen Kindern und Eltern gemeinsame positive Erlebnisse.<br />

Hausbesuche sehen die meisten MitarbeiterInnen der <strong>Schulwerkstatt</strong> als Notwendigkeit an,<br />

weil so das häusliche und soziale Umfeld besser eingeschätzt, Bedürfnisse und eventuelle<br />

Problemlagen des Kindes mit ihren Ursachen in der Familie besser verstanden werden können.<br />

Außerdem können die Pädagogen sich einen persönlichen Eindruck von den häuslichen<br />

Verhältnissen machen und die Umgebung der Kinder (Zimmer, Wohnung, Wohnart) persönlich<br />

kennen lernen. Darüber hinaus ist die Stärkung der Eltern wichtig und im persönlichen<br />

Gespräch mehr zu erreichen. Zu Hause fühlen sich die Eltern sicherer und sind offener, die<br />

Stimmung ist meist angenehmer. Die Eltern können auch besser eingeschätzt werden (Freizeitverhalten,<br />

Ordnung usw.). Einigen Eltern ist auch der Weg zur Schule zu weit.<br />

Andererseits lassen sich Ansatzpunkte für die Eingliederung vor Ort besser besprechen.<br />

Die PädagogInnen bestellen die Eltern in ihre Einrichtung, weil sie die Einrichtung d.h. die<br />

Umgebung, in der ihr Kind lernt, sowie die Rahmenbedingungen kennen lernen sollen. Gemeinsam<br />

mit Eltern und Schülern am "Ort des Geschehens" lässt sich eher Vertrauen schaffen<br />

und ein konkretes Bild über die Schulsituation vermitteln (Was schafft das Kind? Wie arbeiten<br />

wir? Welche Möglichkeiten haben wir? (Klassen-/Entspannungsraum?). Außerdem können<br />

vor Ort die Eltern zur Mitarbeit ermutigt werden. Manchmal tut auch eine Klärung bezüglich<br />

eines Kindes Not, aber die PädagogInnen können die Zeit für Hausbesuche nicht aufbringen.<br />

Wichtig ist, dass die Kinder "Schulterschluss" spüren und Einigkeit, Konsequenz und Abstimmung;<br />

dies braucht regelmäßige Kontakte.<br />

5.10.4 Gründe für Kontaktaufnahme durch die Eltern<br />

Eltern suchen den Kontakt zu den MitarbeiterInnen der <strong>Schulwerkstatt</strong> hauptsächlich dann,<br />

wenn organisatorische Fragen z. B. bezüglich des Tages- und Arbeitsablaufs in „fit <strong>for</strong> life“<br />

auftauchen, manchmal auch, wenn sie Hilfe in Erziehungsfragen oder bei der Zukunftsplanung<br />

(z. B. Versetzung oder Integration in die Johannes-R.-Becher-Schule) brauchen. Bis auf<br />

wenige Ausnahmen wird so<strong>for</strong>t z. B. über Krankheitsfälle in<strong>for</strong>miert und im Zusammenhang<br />

mit Nicht-Erscheinen der Jugendlichen telefoniert.<br />

Inhaltliche Aspekte werden eher durch die LehrerInnen und SozialpädagogInnen an die Eltern<br />

herangetragen. Auch Terminvorschläge müssen meist von den MitarbeiterInnen ausgehen,<br />

dann aber werden Einladungen zu Gesprächen auch kurzfristig von den Eltern wahrgenommen.<br />

Telefonate werden aus Kostengründen meist gemieden.<br />

156


III. Wissenschaftliche Begleitung und Evaluation – ein Qualitätshandbuch<br />

Eltern haben oftmals Beratungsbedürfnisse in Erziehungsfragen (5). Sie müssen zwar zunächst<br />

angeregt werden, ein Gespräch zu führen, nehmen dann aber Ratschläge gern an und<br />

sind zum Teil bemüht, sie in ihren Alltag zu integrieren. Es ist jedoch festzustellen, dass sie<br />

nicht konsequent umgesetzt werden und eine längerfristige Einhaltung oft Probleme bereitet<br />

(z. B. wird Rauchen toleriert, obwohl Nachfolgeprobleme bekannt sind).<br />

Die MitarbeiterInnen der <strong>Schulwerkstatt</strong> beraten hauptsächlich zu folgenden Problemen:<br />

- Wiedereingliederung bzw. Integration der Schüler in die Herkunfts- bzw. angegliederte<br />

Schule,<br />

- Kontrolle des Kindes als unterstützende Maßnahme,<br />

- Erziehungs- und Schulprobleme und Konsequenzen im Alltag,<br />

- private Probleme der Eltern,<br />

- emotionale Zuwendung,<br />

- Abgrenzung bei "Erpressungsversuchen" seitens des Kindes,<br />

- Umgang mit Medien.<br />

5.10.5 Anteil der Eltern an der Schulverweigerung ihrer Kinder<br />

Manche Eltern haben Anteil an der Schulverweigerung ihrer Kinder z. B. wenn sie ihren<br />

Einfluss verlieren und es versäumen, ein Umfeld der Sicherheit und Geborgenheit zu schaffen,<br />

in dem das Kind aufwachsen könnte. Manchmal gibt es im Elternhaus kaum gemeinsame<br />

Interessen, keine Zuwendung, keine Unternehmungen, alles ist egal; oder es gibt Druck. Es<br />

gibt auch immer wieder Eltern, die Negativerfahrungen übertragen. Im Moment sei diese Problemlage<br />

allerdings nicht von großer Relevanz. Insgesamt sei deutlich, dass Eltern wollen,<br />

dass ihre Kinder die Schule besuchen und meist sehr besorgt und interessiert sind.<br />

Eltern haben mit der Schulverweigerung ihrer Kinder gelegentlich große Probleme und<br />

fühlen sich über<strong>for</strong>dert, die Kinder in die Schule zu bringen, dies ist besonders bei "Neuankömmlingen"<br />

im Projekt festzustellen. Bei Antragstellung zur Aufnahme haben die meisten<br />

Eltern einen eher großen Leidensdruck. Eltern melden ihre Kinder in der <strong>Schulwerkstatt</strong> an<br />

(3), weil sie den Ausbildungsweg der Kinder gefährdet sehen, selbst aber ihren Einfluss verloren<br />

haben, hilflos sind und „kein Gegenmittel“ finden. Sie sind aber bereit, Ratschläge anzunehmen<br />

und haben Fragen wie „was macht das Kind in der Zwischenzeit?“, „was sind die<br />

Probleme und woher kommen diese?“, „was kann ich tun?“. Sie hoffen auf Unterstützung.<br />

Die Annahme, dass Eltern, die früher selbst Schulprobleme hatten, den Kontakt zur <strong>Schulwerkstatt</strong><br />

meiden, trifft eher nicht zu (5), „da sie bei uns merken, dass wir anders sind“. Auch<br />

bei Gesprächen wird ein ablehnendes Verhalten aus diesen Gründen nicht deutlich. Bei einer<br />

positiven Entwicklung bezüglich Schulverweigerung, also wenn die Jugendlichen schon einige<br />

Zeit in der Werkstatt sind und bereits in die Klasse 7/8 gehen, tritt diese Problematik in den<br />

Hintergrund (2).<br />

Schwierigkeiten, die zur Schulverweigerung führen, rühren häufig aus der Schule her - Freunde,<br />

Umgang, zu schwere Aufgaben der Schule, anderer Freizeitausgleich sind Ursachen. Auch<br />

mangelnde emotionale Unterstützung und Aufmerksamkeit, inkonsequenter Umgang mit<br />

Pflichten und Normen oder ein unrealistisches Abbild der Realität wie auch die Gruppendynamik<br />

unter den Schülern selbst (keine Lust, nur Quatsch machen, interessante Kumpels, die andere<br />

Sachen machen etc.) können zur Schulverweigerung führen.<br />

157


IV. Zusammenfassung und Ausblick<br />

5.10.6 Beeinträchtigungen der Zusammenarbeit<br />

Nach Meinung der MitarbeiterInnen der <strong>Schulwerkstatt</strong> mögen Eltern es gar nicht, wenn sie<br />

unaufge<strong>for</strong>dert Ratschläge erhalten oder hören müssen, dass ihr Kind Probleme hat oder sie in<br />

/ an die Öffentlichkeit sollen. Sie mögen es nicht, wenn sie sich "außen vor gelassen" fühlen<br />

oder wenn sie das Gefühl haben, dass über ihren Kopf hinweg entschieden wird, sie kritisiert<br />

oder nicht ernst genommen werden.<br />

Manchmal haben Eltern auch Schwierigkeiten damit, dass es eine Bezugspersonen für ihr<br />

Kind innerhalb der Schule gibt, die ihren Platz einnimmt (Eifersucht).<br />

Manche Eltern mögen nicht einbezogen sein oder kritische Bemerkungen an ihrer Erziehungsarbeit<br />

hören oder auch dass man ihren Alltag zu genau kennt.<br />

Schwierig wird es auch, wenn Eltern erzieherische Maßnahmen in der Schule in Frage stellen,<br />

nicht mit den Pädagogen zum Wohl der Kinder arbeiten, sich nicht an Absprachen halten, die<br />

Kinder nicht unterstützen, sich an Verabredungen nicht halten und die Arbeit torpedieren.<br />

Andererseits mögen es die MitarbeiterInnen im Projekt gar nicht, wenn Eltern ihre Kinder<br />

durch Entschuldigungen "decken" oder "sich verweigern", da Hilflosigkeit aufkommt und das<br />

Kind nicht immer stark genug ist, allein durchzuhalten und evtl. die Situation ausnutzt.<br />

5.10.7 Zukunftswünsche<br />

Wenn die MitarbeiterInnen mehr Zeit hätten, würden sie folgende Formen der Zusammenarbeit<br />

mit den Eltern ausbauen: es sollte gemeinsame Veranstaltungen mit Eltern, Lehrern,<br />

Sozialarbeitern und Kindern geben, darüber hinaus mehr Hausbesuche, gemeinsame Elternkreise,<br />

Elterntrainings und Schulungen. Ein gemeinsamer "Stammtisch" und gemeinsame<br />

Fahrten wären ebenso sinnvoll wie die "Eltern in die Schule" zu holen bzw. zu den Arbeitsplätzen<br />

der Eltern zu gehen. Ein Austausch der Eltern (Elternstammtisch) könnte diesen<br />

zeigen, dass sie nicht allein mit den Problemen sind und Unterstützung in Erziehungsfragen<br />

erhalten. Die PädagogInnen hielten es für sinnvoll, regelmäßigere Kontakte zu den Eltern aufzubauen,<br />

gezielte Elterntrainingsprogramme anzubieten und mehr gemeinsame Nachmittage<br />

mit Eltern und Schülern durchzuführen.<br />

Viele Familien bräuchten eine Unterstützung; viele Jugendlichen sind froh, wenn Kontakte zu<br />

ihren Eltern gepflegt würden und eine vertraute Person in die Familie käme. Erfolgserlebnisse,<br />

die den Eltern durch die Pädagogen nahe gebracht werden, steigern das Selbstwertgefühl<br />

des Schülers und auch der Eltern. Jugendliche entwickeln ein Gefühl von Geborgenheit und<br />

bauen die Optionen, Eltern und Schule gegeneinander ausspielen zu wollen, mit der Zeit ab.<br />

Andere Schüler möchten autonom sein, sehen im Anruf der Eltern eher eine zusätzliche<br />

Stresssituation und haben oft Angst, dass man den Eltern wieder Negatives erzählt wie auf<br />

früheren Schulelternabenden.<br />

Wünsche nach Fort- und Weiterbildung im Zusammenhang mit Elternarbeit wurden von vier<br />

Personen geäußert, zweimal wurden solche Wünsche verneint und zwei Personen gaben dazu<br />

keine Antwort. Die Wünsche beziehen sich auf Themen bzw. Problembereiche wie Elterntraining<br />

(2), "Eltern und Schule in einem Boot" bzw. Vernetzung von Schule und Elternhaus, positive<br />

Verstärkung und Unterstützung für die Eltern, verhaltensmodifikatorische Elemente, Elterntraining<br />

zu konsequentem Verhalten, Gesprächsführung (wie sag ich es?) Motivation von<br />

Eltern zu einem gewissen " MEHR".<br />

158


5.10.8 Fragebogen<br />

III. Wissenschaftliche Begleitung und Evaluation – ein Qualitätshandbuch<br />

Ziel des Fragebogens ist es, bestehende Formen der Zusammenarbeit mit Eltern aufzulisten,<br />

über erwünschte Formen Auskunft zu erhalten, Schwierigkeiten bzw. Erfreuliches im Zusammenhang<br />

mit Eltern zu dokumentieren, zu einem Nachdenken bzw. zur Weiterentwicklung<br />

der Elternarbeit beizutragen und darüber hinaus zu einer Ergänzung des Konzeptes in Hinblick<br />

auf Zusammenarbeit mit Eltern beizutragen.<br />

1.) Unser Konzept enthält folgende Ziele für die Zusammenarbeit mit Eltern<br />

(… Ziele nennen)<br />

-<br />

-<br />

-<br />

-<br />

-<br />

-<br />

-<br />

-<br />

2.) Ich persönlich halte folgende Arten bzw. Formen der Zusammenarbeit mit Eltern für<br />

angemessen und wichtig:<br />

3.) Eltern suchen den Kontakt zu mir<br />

Ja/ Nein<br />

4.) Eltern haben mit der Schulverweigerung ihrer Kinder große Probleme<br />

Ja/ Nein<br />

5.) Eltern suchen meinen Rat in Erziehungsfragen<br />

Ja/ Nein<br />

6.) Eltern hatten selbst Schulprobleme und meiden daher den Kontakt zu mir/uns<br />

Ja/ Nein<br />

7.) Ich berate hauptsächlich zu folgenden Problemen<br />

8.) Ich bin der Meinung, dass Eltern großen Anteil an der Schulverweigerung ihrer Kinder<br />

haben<br />

Ja/ Nein/ zum Teil<br />

Begründung: …………<br />

9.) Elternarbeit ist deshalb so wichtig, weil …<br />

10.)Ich mache Hausbesuche, weil …<br />

1.) Ich bestelle die Eltern in unsere Einrichtung, weil …<br />

2.) Wenn ich mehr Zeit hätte, würde ich folgende Formen der Zusammenarbeit mit den<br />

Eltern ausbauen<br />

3.) Wir sollten unser Konzept um folgende Ziele bezüglich Zusammenarbeit mit<br />

Eltern erweitern<br />

159


IV. Zusammenfassung und Ausblick<br />

4.) Unsere Jugendlichen sind froh, wenn wir Kontakt zu ihren Eltern haben und pflegen<br />

können<br />

Ja/ Nein<br />

Begründung …………..<br />

5.) Eltern mögen es gar nicht, wenn …<br />

………<br />

……..<br />

6.) Ich mag es gar nicht, wenn Eltern …<br />

7.) Ich habe den Wunsch nach folgender Weiterbildung im Zusammenhang mit<br />

Elternarbeit<br />

Ja/ Nein<br />

und zwar folgende Themen bzw. Problembereiche:<br />

160


5.11 Öffentlichkeitsarbeit<br />

5.11.1Beschreibung der Kernaktivität<br />

III. Wissenschaftliche Begleitung und Evaluation – ein Qualitätshandbuch<br />

1. Beschreibung Öffentlichkeitsarbeit in<strong>for</strong>miert über die Einrichtung und ihre Angebote<br />

sowohl nach innen wie auch nach außen. Dabei wird gezielt die entsprechende<br />

Zielgruppe angesprochen, um für das Angebot Interesse<br />

und Neugier zu wecken, um den Bekanntheitsgrad und um die Akzeptanz<br />

der Einrichtung zu erhöhen.<br />

2. Zielgruppe Jugendliche, Kinder, Eltern, Multiplikatorinnen und Multiplikatoren<br />

(unter anderem aus Jugendhilfe und Schule) und das Gemeinwesen.<br />

3. Ziel(e) • Die Identifikation mit der Einrichtung wird gefördert.<br />

• Es wird Interesse für die Angebote geweckt<br />

• Die Zielgruppen werden erreicht.<br />

• Die Kinder und Jugendlichen können eigene Interessen vertreten.<br />

• Es wird über Angebote und Ergebnisse in<strong>for</strong>miert.<br />

•<br />

4. Qualitätskriterien<br />

5. Indikatoren auf dem Weg zum Ziel<br />

• Die Zielgruppen haben die Möglichkeit, sich zu ihren Themen zu<br />

äußern.<br />

• Regelmäßige und rechtzeitige Bereitstellung aktueller In<strong>for</strong>mationen<br />

zu den Angeboten.<br />

• Das In<strong>for</strong>mationsmaterial gelangt auch zu anderen Einrichtungen.<br />

• Die Kontakte zu anderen Medien werden genutzt (z.B. Ausstrahlung<br />

eigener Videobeiträge bei einem Fernsehkanal)<br />

• Verschiedene In<strong>for</strong>mationskanäle werden für den In<strong>for</strong>mations-<br />

und Meinungsaustausch genutzt (Anzeigen, Aushänge, Artikel, eigener<br />

Webauftritt mit aktuellen Hinweisen, E-Mail, Gästebuch,<br />

Foren, schwarzes Brett usw.)<br />

• Die Zielgruppen werben für die Einrichtung.<br />

•<br />

• Die Aktivitäten und die Ergebnisse werden regelmäßig dokumentiert und der Öffentlichkeit<br />

präsentiert.<br />

trifft nicht zu O manchmal O meistens O immer O<br />

• Der In<strong>for</strong>mationsfluss im Team ist gewährleistet, so dass alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

über sämtliche Angebote Bescheid wissen.<br />

trifft nicht zu O teilweise O meistens O immer O<br />

• Die Teilnahme an öffentlichkeitswirksamen Veranstaltungen ist gewährleistet.<br />

trifft nicht zu O manchmal O meistens O immer O<br />

• Alle Materialien für die Öffentlichkeitsarbeit sind auf dem aktuellen Stand.<br />

(Noch) nicht O teilweise O überwiegend O komplett O<br />

• Der Verteiler für die Öffentlichkeitsarbeit wird regelmäßig aktualisiert.<br />

161


IV. Zusammenfassung und Ausblick<br />

trifft nicht zu O manchmal O meistens O ständig O<br />

• Die Webseiten der Einrichtung sind interaktiv und mit anderen Seiten verlinkt.<br />

trifft nicht zu O in Arbeit O teilweise O ja O<br />

Zusätzliche Angebote erreichen die Zielgruppen und werden genutzt.<br />

trifft nicht zu O teilweise O überwiegend O trifft zu O<br />

• Es gibt Möglichkeiten zum In<strong>for</strong>mations- und Meinungsaustausch.<br />

(noch) nicht O ist geplant O einige O viele O<br />

6. Qualitätssicherung<br />

Befragungen der MitarbeiterInnen und der SchülerInnen sowie deren Eltern, insbesondere<br />

beim Erstkontakt. (Befragen, dokumentieren, auswerten)<br />

5.11.2Fragebogen<br />

1.) Öffentlichkeitsarbeit ist für unser Projekt …<br />

sehr wichtig/ wichtig/ unwichtig<br />

2.) Unsere Öffentlichkeitsarbeit besteht aus (Aktionen, Formen, Methoden nennen)<br />

…………<br />

3.) Wir haben gute Kontakte zur Presse<br />

Ja/ Nein<br />

nämlich zu …<br />

4.) Eltern helfen uns bei der Öffentlichkeitsarbeit<br />

Ja/ Nein<br />

und zwar, in dem sie …<br />

5.) Ich selber mache keine Öffentlichkeitsarbeit für das Projekt, weil …<br />

6.) Unsere Öffentlichkeitsarbeit müsste eigentlich der Träger gestalten …<br />

Ja/ Nein<br />

Begründung<br />

7.) Für eine ausreichende Öffentlichkeitsarbeit fehlen uns folgende Geräte und Materialien:<br />

-<br />

8.) Der finanzielle Aufwand für unsere Öffentlichkeitsarbeit liegt<br />

monatlich bei € …<br />

jährlich bei € …<br />

9.) Ich wünsche mir In<strong>for</strong>mationen und Weiterbildung zu Thema Öffentlichkeitsarbeit<br />

Ja/ Nein<br />

und zwar …<br />

162


III. Wissenschaftliche Begleitung und Evaluation – ein Qualitätshandbuch<br />

10.) Interesse an unserem Projekt haben bisher folgende Personen gezeigt<br />

-<br />

11.) Interesse an unserem Projekt haben bisher folgende Gruppen gezeigt<br />

-<br />

12.) Wir halten monatlich … Erfahrungsaustausche mit interessierten Personen.<br />

13.) Wir haben monatlich … Besuche in unserer Einrichtung, die sich über unsere Arbeit in<strong>for</strong>mieren<br />

wollen.<br />

14.) Die beste Öffentlichkeitsarbeit für unser Projekt ist, wenn …<br />

5.11.3 Auswertung und Ergebnisse<br />

Am 5.11.2003 führte die Wissenschaftliche Begleitung eine Befragung bei den MitarbeiterInnen<br />

im Projekt "fit<strong>for</strong>life" zur bisher praktizierten Öffentlichkeitsarbeit durch. Anhand der<br />

Angaben aus einem Fragebogen mit 15 Fragen wurde folgende Zusammenstellung erarbeitet,<br />

die Aufschluss über den aktuellen Stand der Öffentlichkeitsarbeit von "fit<strong>for</strong>life" geben soll.<br />

Sieben von zehn Personen nahmen an der anonym durchgeführten Befragung teil. Es kann damit<br />

im Nachhinein nicht nach den Berufsgruppen im Projekt unterschieden werden.<br />

Ziel der Befragung war es, den Stand der Öffentlichkeitsarbeit im Projekt zu dokumentieren,<br />

die MitarbeiterInnen zum Nachdenken über Umfang und Qualität ihrer öffentlichkeitswirksamen<br />

Maßnahmen aufzu<strong>for</strong>dern und gegebenenfalls diesbezügliche Veränderungen herbeizuführen.<br />

Die beste Öffentlichkeitsarbeit für das Projekt ist nach Einschätzung der befragten 7 MitarbeiterInnen,<br />

wenn "unsere Schüler den Weg zurück in eine Regelschule gehen, d. h. wenn<br />

unsere Kinder integriert werden können", wenn "die Eltern sich bei uns angenommen fühlen",<br />

wenn "berühmte Personen eine CD mit uns aufnehmen" und "wir im Fernsehen erscheinen",<br />

also wenn Presse und Medien sich für die Arbeit interessieren (3x) und wenn Erfolge sichtbar<br />

werden.<br />

Übereinstimmend erklärten die ProjektmitarbeiterInnen, Öffentlichkeitsarbeit sei für das<br />

Projekt sehr wichtig (5x) bis wichtig (2x), weil "Klappern zum Handwerk gehört, obwohl<br />

wir von der Teilnehmerzahl her ausgelastet sind" (vgl. auch Abb. nächste Seite). Man müsse<br />

den Bekanntheitsgrad des Projekts durch Öffentlichkeitsarbeit erhöhen, damit die Schüler, die<br />

einer solchen Förderung bedürfen, über alle Kanäle von den möglichen Hilfen erfahren. Wenn<br />

Personalkürzungen anstehen, müsse man auf sich aufmerksam machen, um evtl. weniger gekürzt<br />

zu werden. Es gäbe insgesamt in Schwerin zu wenige Plätze für Kinder in Einrichtungen<br />

wie "fit<strong>for</strong>life", der Stundenabbau wirke sich weiter zu Ungunsten der Kinder aus.<br />

Weiter gehe es darum, materielle Grundbedingungen und den Fortbestand der <strong>Schulwerkstatt</strong><br />

zu sichern, z. B. durch Aquirieren von Geldern. Außerdem müsse man auf Problemlagen aufmerksam<br />

machen, die Problematik (der Schulverweigerung, d. V.) öffentlich darstellen und<br />

Politik und Öffentlichkeit dafür sensibilisieren.<br />

Die Öffentlichkeitsarbeit des Projekts besteht aus PR-Aktionen wie die Buchlesung mit<br />

Manfred Krug, die Weihnachts-CD mit Dara Vae, Benefizveranstaltungen, Messen, Präsentationen,<br />

Vorträgen und Wandzeitung in öffentlichen Gebäuden.<br />

163


IV. Zusammenfassung und Ausblick<br />

MitarbeiterInnen sehen aber auch Zeitungsveröffentlichungen (5), Radio- (4) und Fernseh-<br />

Beiträge (3) als wichtige Formen der Öffentlichkeitsarbeit an ebenso wie diverse Einladungen<br />

und die Erstellung eines Faltblatts (Logo fehlt noch).<br />

Daneben geschieht 'direktes Ansprechen von Verantwortungsträgern' z. B. durch Gespräche<br />

mit verantwortlichen Politikern und AmtsmitarbeiterInnen.<br />

4<br />

3,5<br />

3<br />

2,5<br />

2<br />

1,5<br />

1<br />

3,71<br />

1 = gar nicht wichtig<br />

2 = nicht so wichtig<br />

3 = wichtig<br />

4 = sehr wichtig<br />

2,00 2,00<br />

1 = trifft nicht zu<br />

2 = trifft eher nicht zu<br />

3 = trifft eher zu<br />

4 = trifft zu<br />

theoretischer Mittelwert<br />

1 = trifft nicht zu<br />

2 = trifft eher nicht zu<br />

3 = trifft eher zu<br />

4 = trifft zu<br />

ÖA ist für unser Projekt Eltern helfen bei ÖA ÖA müsste Träger gestalten<br />

Auch Treffen mit Kollegen der Nachbarschulen (örtlich, inhaltlich) finden statt, um die <strong>Schulwerkstatt</strong><br />

zu präsentieren.<br />

Geplant ist eine Gründungsveranstaltung für den Schulförderverein im Frühjahr 2004.<br />

Übereinstimmend (7x Ja) geben die ProjektmitarbeiterInnen an, dass sie gute Kontakte zur<br />

Presse haben und zwar zur Schweriner Volkszeitung (7), Blitz (5), Kurier (4), Express (4),<br />

FAZ, DPA. Auch auf ihre guten Kontakte zu den audiovisuellen Medien wie NDR (5), ZDF<br />

(4), N3, Antenne Mecklenburg Vorpommern (2), NDR 3 sind sie stolz. Des Weiteren gab es<br />

Kontakte zum Mittelstandsmagazin „Deluxe“.<br />

Hilfe z. B. von den Eltern ihrer Kinder und Jugendlichen erfahren sie bei ihrer Öffentlichkeitsarbeit<br />

eher selten (4 x Trifft eher nicht zu 1x Trifft nicht zu 1x Trifft<br />

eher zu) (vgl. Abb. oben).<br />

Zwar sprechen Eltern mit Nachbarn und im Bekanntenkreis über Erfolge des Projekts oder<br />

auch sprechen mit dem Jugendamt. Manchmal nehmen sie auch an Aktionen teil wie z. B. „zu<br />

Veranstaltungen / Aktionen kommen“ (2) und bieten gelegentlich Unterstützung an.<br />

Oft besteht aber kein Interesse, die Arbeit wird zur Kenntnis genommen, aber nur wenige sind<br />

aktiv dabei (z. B. Manfred Krug-Abend). Die Eigeninitiative der Eltern fehlt!<br />

Andererseits gaben die ProjektmitarbeiterInnen an, selber keine Öffentlichkeitsarbeit für<br />

das Projekt zu machen, weil die Zeit fehlt (1). Die meisten gaben zu dieser Frage keine Antwort<br />

(3) bzw. strichen die Frage durch.<br />

Sie sind aber auch eher nicht der Meinung, ihre Öffentlichkeitsarbeit müsste eigentlich der<br />

Träger gestalten (Trifft nicht zu (3) Trifft eher nicht zu 1xTrifft eher zu (1) Trifft<br />

zu 1x) (vgl. Abb. oben).<br />

164


III. Wissenschaftliche Begleitung und Evaluation – ein Qualitätshandbuch<br />

Man habe dies selber in die Hand genommen, da dies mehr Möglichkeiten und schnelleren In<strong>for</strong>mationsfluss<br />

beinhalte. („Jeder Mitarbeiter betreibt Öffentlichkeitsarbeit, wo es anfällt;<br />

denn er stehe im Projekt und weiß um die Dinge und ihre Zusammenhänge.“)<br />

Allerdings fehlen im Projekt für eine ausreichende, zufriedenstellende Öffentlichkeitsarbeit<br />

Geräte und Materialien. Die meisten der Befragten vermissen für eine effektive Öffentlichkeitsarbeit<br />

ein besseres Telefon (2-4 Stunden) (2), Fax (2), Internetanschluss (3) und (Homepage)(1),<br />

Overhead, Kosten für Verbrauchsmaterial, Geld!, Papier, Briefmarken, Farbkopierer<br />

(2), Fotolabor,<br />

Eine Person gab an, notwendige Geräte und Materialien würden notfalls gemietet bzw. die<br />

Produkte außerhalb erstellt.<br />

Der finanzielle Aufwand für die Öffentlichkeitsarbeit liegt nach den Schätzungen der MitarbeiterInnen<br />

monatlich bei € 50 (6x) und jährlich bei € 600 (6x). Die Radiowerbung wird gesponsert.<br />

In<strong>for</strong>mationen und Weiterbildung zum Thema Öffentlichkeitsarbeit wünscht sich nur<br />

eine Person im Projekt und zwar zu folgenden Themen bzw. Problembereichen:<br />

Flyergestaltung, Web (Homepage) bzw. zur Frage "Wie gestalte ich einen Zeitungsartikel?"<br />

Eine Person erhält gerade Weiterbildung im Rahmen der Caritas, alle Übrigen sehen dazu keinen<br />

Bedarf.<br />

Die bisherige Öffentlichkeitsarbeit ist insofern erfolgreich, als Interesse am Projekt bisher<br />

folgende Personen gezeigt haben:<br />

- LKA und Polizei insbesondere Polizeichef<br />

- Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens wie Innen-, Wirtschafts-, Kultusminister,<br />

Staatssekretäre, Vertreter der Wirtschaft, . Bürgermeister<br />

- Frau Weißmann<br />

- Landtagsfraktionen<br />

- Fachkollegen<br />

- Presse + Medien (NDR + ZDF + Antenne Mecklenburg Vorpommern)<br />

- div. Geschäftsleute<br />

Interesse am Projekt haben bisher folgende Gruppen gezeigt:<br />

- Polizei auch außerhalb M/V<br />

- LKA (3)<br />

- Kaufleute der Stadt<br />

- Andere Träger von Schulwerkstätten<br />

- Ministerien<br />

- Schulen auch außerhalb M/V<br />

- freie/ öffentliche Träger auch außerhalb M/V<br />

- andere Schulprojekte z. B. Stralsund<br />

- Unternehmerverband Nord<br />

- ähnliche Einrichtungen, Behörden in anderen Bundesländern<br />

- Politiker (Innenminister, Bürgermeister)<br />

- Fachkollegen<br />

- Presse + Medien (NDR + ZDF + Antenne Mecklenburg Vorpommern)<br />

- Presse, Rundfunk, Fernsehen<br />

- SPZ<br />

- pol. Schulstationsgründer<br />

- Politik: Innenminister Angela Merkel, MdB Hacher; Stadtpräsident; Staatssekretär des<br />

Bildungsministeriums; Wirtschaftsminister<br />

- Schule: Direktoren; Kollegen; Amt<br />

165


IV. Zusammenfassung und Ausblick<br />

- Schulwerkstätten aus Rügen, Leipzig, Dresden, Hannover, Braunschweig<br />

- Bundesverband Mittelständischer Unternehmer<br />

Nach Einschätzung der Befragten halten sie monatlich 1 x (2), 3, 4, 10, 20 x Erfahrungsaustausche<br />

mit interessierten Personen und haben monatlich 1x, 4x (2), 5x, 6x (2), 10x Besuche<br />

in der Einrichtung, die sich über ihre Arbeit in<strong>for</strong>mieren wollen.<br />

Die Dokumentation der Öffentlichkeitsarbeit erfolgt hauptsächlich über die Archivierung<br />

der Zeitungsartikel durch Erstellen einer Dokumentationsmappe (7x) und die Archivierung<br />

der Fernsehsequenzen (3) durch Film-Mitschnitte, Kassetten (Video + Radio).<br />

Es fällt auf, dass wenig selbst gemacht wird, außer dass über die Arbeit selbst in<strong>for</strong>mell Öffentlichkeitsarbeit<br />

geleistet wird. Die <strong>for</strong>melle Öffentlichkeitsarbeit wird anderen überlassen,<br />

nämlich den Medien.<br />

Neben der bisher hauptsächlich praktizierten Öffentlichkeitsarbeit über Medien wie Presse<br />

und Fernsehen gilt es künftig auch andere Formen und Möglichkeiten der Öffentlichkeitsarbeit<br />

in den Blick zu nehmen. Hierfür kämen in Frage eine gezielte Öffentlichkeitsarbeit für<br />

das nähere Umfeld (Sozialraumbezug) etwa unter dem Motto „Wer wir sind und was wir tun<br />

…“ z. B. durch Faltblatt, Ausstellung, Tag der offenen Tür, Veranstaltung eines Festes oder<br />

eines Bazars auf dem Areal der <strong>Schulwerkstatt</strong>.<br />

Zur Gewinnung von Sponsoren eignet sich auch eine (Wander-)Ausstellung, über die in Banken,<br />

Sparkassen, anderen öffentlichen Räumen, Foyers sich die Arbeit der <strong>Schulwerkstatt</strong> „fit<strong>for</strong>life“<br />

veranschaulichen ließe.<br />

Um den Ansatz gezielt darzustellen bzw. Interessierten zur Nachahmung zu erklären, könnte<br />

auch eine er- und aufklärende Broschüre über die Arbeit der <strong>Schulwerkstatt</strong> erstellt werden.<br />

Die MitarbeiterInnen der <strong>Schulwerkstatt</strong> „fit <strong>for</strong> life“ erklärten ergänzend zu den Ergebnissen<br />

der Befragung auf der gemeinsamen Sitzung der Wissenschaftlichen Begleitung am<br />

17.03.2004:<br />

- Die Presse wird vom Projekt gezielt angesprochen. Dafür wurden Texte und Pressemappen<br />

erstellt.<br />

- Eine Homepage wird kostenlos erstellt und gepflegt werden.<br />

- Ein fachlicher Diskurs in der Öffentlichkeit fehlt noch. Das Ziel, diesen mit anderen Schulwerkstätten<br />

zu führen, wird angestrebt.<br />

- Weitere Ziele der Öffentlichkeitsarbeit sind das Gewinnen von Sponsoren, die Verbreitung<br />

des Konzepts und die Erhöhung des Bekanntheitsgrades.<br />

Das Schulamt will keine gezielte Werbung für das Projekt an anderen Schulen zulassen, dies<br />

wäre aus Sicht der MitarbeiterInnen aber sinnvoll, um die Kapazität zu erhöhen und um eine<br />

Auswahl an SchülerInnen treffen zu können.<br />

Schulen reagieren auf gezielte Ansprache oft ablehnend („wir haben keine<br />

Schulverweigerer“), um die Schülerzahlen in der Statistik halten zu können und um so letztlich<br />

den Fortbestand von einzelnen Klassenzügen oder des Schulstandortes rechtfertigen zu<br />

können.<br />

166


III. Wissenschaftliche Begleitung und Evaluation – ein Qualitätshandbuch<br />

6. Qualitätsmanagement, Dokumentation und Evaluation<br />

6.1 Internes Qualitätsmanagement<br />

1. Beschreibung Die verschiedenen Maßnahmen zum Qualitätsmanagement haben<br />

das Ziel, möglichst hohe Qualitätsstandards bei Beachtung der<br />

Rahmenbedingungen der Einrichtungen und des pädagogischen<br />

Handelns zu erreichen. Dabei geht es einmal darum, die eigene Arbeit<br />

transparent darzustellen und weiterzuentwickeln und zum anderen<br />

um die Erfüllung der An<strong>for</strong>derungen externer Stellen.<br />

2. Ziele • Die eingesetzten Methoden und Verfahren entsprechen den gesetzlichen<br />

und vertraglichen Aufgaben des Trägers.<br />

• Sie ermöglichen den Nachweis der Umsetzung der beschriebenen<br />

Maßnahmen<br />

• Sie ermöglichen die Beurteilung des Erreichens der Qualitätsziele.<br />

• Sie sind wirtschaftlich und ausreichend.<br />

• Sie ermöglichen die Verbesserung der Qualitätsleistungen.<br />

• Sie unterstützen das Berichtswesen.<br />

•<br />

3. Instrumente /<br />

Maßnahmen<br />

• Anwendung des <strong>Handbuch</strong>s zum Qualitätsmanagement<br />

• QM-bezogene Teamsitzung (Qualitätszirkel) zu den einzelnen<br />

Kernaktivitäten<br />

• Auswertung von Ergebnissen der Selbstevaluation<br />

• Einholen von Feedback von Seiten der Kinder und Jugendlichen,<br />

der Mitarbeiterinnen, Mitarbeiter und der beteiligten Dienststellen<br />

• Fortbildungen, Supervision, kollegiale Beratung<br />

• Zielvereinbarungen bzw. Zuwendungs- oder Leistungsverträge.<br />

• Zu jeder Qualitätsbeschreibung von Kernaktivitäten ist – soweit<br />

möglich und sinnvoll – ein Mittel zur Selbstevaluation bzw. der<br />

Qualitätssicherung dargestellt. Auf diese Weise ist sichergestellt,<br />

dass die Leistungen in der versprochenen Qualität erbracht werden.<br />

•<br />

167


IV. Zusammenfassung und Ausblick<br />

6.2 Maßnahmen des externen Qualitätsmanagements<br />

1. Beschreibung Durch externe Maßnahmen wird erreicht, dass die interne Überprüfung<br />

verbindlich erfolgt und die Qualität der Leistungserbringung<br />

nach innen und außen nachgewiesen wird.<br />

2. Instrumente / Maßnahmen<br />

168<br />

Qualitätskonferenz<br />

• Auf der jährlichen Qualitätskonferenz werden Erfahrungen<br />

zum Umgang mit dem QM-System mit anderen Einrichtungen<br />

und den Trägern ausgetauscht.<br />

Peer Review (Kollegiale Beratung)<br />

• Alle zwei bis drei Jahre wird eine Einrichtung von einer fachlich<br />

vergleichbaren Einrichtung aus einer anderen Region aufgesucht.<br />

Das QM-<strong>Handbuch</strong> mit den spezifischen einrichtungsbezogenen<br />

Ergänzungen und alle dazugehörenden Dokumente<br />

werden gesichtet. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

und gegebenenfalls auch die Kinder und Jugendlichen werden<br />

zur Qualität der Einrichtung befragt. Die Kolleginnen und Kollegen<br />

der besuchenden Einrichtung geben der besuchten Einrichtung<br />

ein Feedback bezüglich der ermittelten Stärken und<br />

Verbesserungsbereiche.<br />


III. Wissenschaftliche Begleitung und Evaluation – ein Qualitätshandbuch<br />

6.3 Dokumentationssystem und statistische Methoden<br />

1. Beschreibung Das Dokumentationssystem dient dem Nachweis der Leistungserstellung.<br />

2. Ziele • Das Dokumentationssystem ist ausreichend und sinnvoll.<br />

• Es passt sowohl zum Qualitätsmanagement als auch zur Erstellung<br />

von Qualitätsberichten.<br />

• Die Erstellung, Nutzung und Ablage der Dokumentation ist<br />

sinnvoll.<br />

3. Qualitätskriterien • Technische Möglichkeiten zur Erstellung, Bearbeitung und Auswertung<br />

von Dokumenten sind vorhanden.<br />

• Es werden alle Daten und Ereignisse dokumentiert, die zum<br />

Nachweis einer qualitätsvollen Leistungserbringung er<strong>for</strong>derlich<br />

sind.<br />

• Beim Aufbau des Dokumentationssystems werden Vorschläge<br />

der Einrichtungen berücksichtigt.<br />

4. Indikatoren auf dem Weg zum Ziel<br />

• Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind über die Anwendung der Dokumente in<strong>for</strong>miert.<br />

trifft nicht zu O trifft eher nicht zu O trifft eher zu O trifft zu O<br />

• Die Verantwortung über die Erstellung der Dokumentationsarbeiten ist eindeutig geklärt.<br />

trifft nicht zu O trifft eher nicht zu O trifft eher zu O trifft zu O<br />

• Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben Zugang zur den für sie relevanten Dokumenten<br />

trifft nicht zu O trifft eher nicht zu O trifft eher zu O trifft zu O<br />

• Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter halten die Dokumentationsarbeiten für sinnvoll.<br />

trifft nicht zu O trifft eher nicht zu O trifft eher zu O trifft zu O<br />

169


IV. Zusammenfassung und Ausblick<br />

6.4 Aufgaben zur (Selbst-)Evaluation<br />

Kapitel III Nr. 5 bis 6 (Arbeitsorganisation, fachliche Weiterentwicklung und Schwerpunkt:<br />

sozialpädagogische, sonderpädagogische und handwerkliche Tätigkeiten)<br />

Befragungen<br />

Gliederungspunkt im <strong>Handbuch</strong> /<br />

Kernaktivität / Thema wann 8 Was ist zu tun<br />

Öffentlichkeitsarbeit<br />

Arbeit am Konzept<br />

Leitung<br />

Teamarbeit<br />

Weiterentwicklung der fachlichen<br />

Ressourcen<br />

Befragungen der Schüler und Eltern zur<br />

Zufriedenheit mit der Einrichtung (Ergebnisse<br />

und geplante Veränderungen<br />

dokumentieren)<br />

Befragung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

zur Arbeitssituation und Zufriedenheit<br />

(Ergebnisse und geplante Veränderungen<br />

dokumentieren)<br />

Befragung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

zur Umsetzung der in Fortbildungen<br />

erworbenen Kompetenzen<br />

Fortbildungen / Klausurtagungen<br />

Gliederungspunkt im <strong>Handbuch</strong><br />

/ Kernaktivität / Thema wann Was ist zu tun<br />

Teamarbeit<br />

Explorationsarbeit<br />

Umgang mit Problemen einzelner<br />

Jugendlicher<br />

Selbst-Evaluationen<br />

Gliederungspunkt im Hand-<br />

buch / Kernaktivität / Thema wann<br />

Klausurtagung zur Überprüfung der Arbeitsorganisation<br />

Fortbildung zu Sozialraumanalyse (nach Bedarf)<br />

Fortbildung zu typischen Problemfällen<br />

Was ist zu tun<br />

Ergebnisse jeweils dokumentieren<br />

Sozialpädagogische Tätigkeiten Überprüfen, ob Beschreibung sinnvoll ist<br />

Selbstevaluation anhand der Indikatoren<br />

Sonderpädagogische Tätigkeiten Überprüfen, ob Beschreibung sinnvoll ist<br />

Selbstevaluation anhand der Indikatoren<br />

5.2.3 Offene<br />

Bedarfe ermitteln und dem Amt weitergeben<br />

Funktionsräume<br />

Selbstevaluation anhand der Indikatoren<br />

Erstkontakt mit Schülern Überprüfen, wieweit das Verhältnis zwischen<br />

ausscheidenden und neu gewonnenen Schülern<br />

den Zielen entspricht (Hilfeplanverfahren)<br />

Pädagogisches Handeln Selbstevaluation anhand der Indikatoren<br />

8 Es wird empfohlen, mindestens einen Schwerpunkt einmal im Jahr durchzuarbeiten; passend zu der Situation<br />

einer Einrichtung können aber auch andere Zeitabstände vereinbart werden.<br />

170


III. Wissenschaftliche Begleitung und Evaluation – ein Qualitätshandbuch<br />

Erarbeiten von Regeln Sinnhaftigkeit der Regeln überprüfen und bedarfsweise<br />

Veränderungen planen<br />

Umgang mit schwierigen, kon-<br />

Überprüfung der dokumentierten Ergebnisse<br />

fliktreichen Situationen<br />

und deren Konsequenzen<br />

Umgang mit Problemen einzelner<br />

Jugendlicher<br />

Fortbildung zu typischen Problemfällen<br />

171


IV. Zusammenfassung und Ausblick<br />

7. Ergebnisse<br />

Um den Stellenwert und die Effektivität des Projekts in der Biografie von Jugendlichen verdeutlichen<br />

zu können, ist eine Befragung von reintegrierten Jugendlichen geplant. Dabei<br />

könnten folgende Fragen von Bedeutung sein:<br />

Von wann bis wann hast Du die FFL besucht?<br />

Was war der Grund für Deinen Beginn bei FFL?<br />

Woran erinnerst Du Dich, wenn Du an diese Zeit denkst?<br />

Was hast Du in dieser Zeit gelernt?<br />

schulisch bezüglich deines Verhaltens sozial was noch?<br />

Wohin bist Du nach der FFL gegangen?<br />

Herkunftsschule BVJ ???<br />

Wie erging es Dir da?<br />

Freunde Noten? Besser zurecht gekommen? Wie?<br />

Was wurde für Dich nach FFL anders?<br />

Schule Eltern Freizeit was noch?<br />

Was sind Deine Zukunftspläne?<br />

Für dieses Jahr für die nächsten 3 Jahre für die weitere Zukunft<br />

172


8. (Selbst-)Evaluation<br />

8.1 Grundlagen<br />

III. Wissenschaftliche Begleitung und Evaluation – ein Qualitätshandbuch<br />

Eine systematische Evaluation von Projekten und Einrichtungen wird von Seiten der Fachkräfte<br />

der Jugendhilfe mit Skepsis und Zurückhaltung, eher aber ablehnend betrachtet als unterstützend<br />

gefördert. Hierfür mag es eine Reihe (auch berechtigter) Gründe geben, die nicht<br />

näher benannt werden sollen. Insofern ist für die künftige Entwicklung von praxisbezogenen<br />

Evaluationskonzepten ein Ansatzpunkt entscheidend: Es kann bei der Auswertung der eigenen<br />

Arbeit nicht (nur) um Ergebniskontrolle gehen. Vielmehr ist es notwendig, Verfahren der<br />

Selbstevaluation zu entwickeln, die der laufenden Optimierung von Interventionsprozessen<br />

dienen. Nur dann ist eine kontinuierliche und längerfristig wirksame Qualitätssicherung möglich<br />

und der Aufwand, den die Selbstevaluation er<strong>for</strong>dert, nicht zu hoch (u. a. PROJEKT-<br />

GRUPPE WANJA 2000; SPIEGEL 2000). Denn unser Ergebnis einer Evaluation von Projekten<br />

hat ergeben, dass die Komplexität der Aufgaben und Probleme in den einzelnen Praxisfeldern<br />

der Jugend(sozial)arbeit bei gleichzeitig notwendiger Differenzierung der Lösungen in<br />

jedem Einzelfall die Auswertung erschwert. Insofern ist unter dem Stichwort „Selbstevaluation“<br />

eine verstärkte Hinwendung vor allem zu praxisorientierten denn zu <strong>for</strong>schungsorientierten<br />

Fragen der kontrollierten Selbstüberprüfung professioneller Interventionen vorzunehmen.<br />

So geht Hiltrud von SPIEGEL davon aus:„Da Soziale Arbeit eine berufliche Arbeit ist, kann<br />

von den Fachkräften erwartet werden, dass sie, wie es in anderen Arbeitsverhältnisseen ebenso<br />

üblich ist ihre Leistungen rechtfertigen und Kontrollen zulassen“ (SPIEGEL 1994 a, S.<br />

12). Mit der Forderung der Entwicklung von Verfahren der Selbstkontrolle verbinden wir<br />

dreierlei: Zum einen steht zu befürchten, dass Jugendhilfe und Soziale Arbeit im Falle fehlender<br />

fundierter Selbstkontrollelemente in wachsendem Maße der Fremdkontrolle ausgesetzt<br />

werden wird (mit allen Folgen); zum zweiten versprechen wir uns von der Selbstevaluation<br />

gesicherte Aussagen über die Wirksamkeit (sozial)pädagogischer Interventionen und gesteigerte<br />

legitimatorische Einflusschancen für die Anliegen der Jugendhilfe und Soziale Arbeit in<br />

der Auseinandersetzung um die knapper werdenden finanziellen Ressourcen (u. a. auch HEI-<br />

NER 1988, S. 9). Ein drittes Argument zielt auf den Binnenraum der Jugendhilfe und Sozialen<br />

Arbeit: Unterstellt man, dass unter methodischem Handeln verstanden wird, „sich die Abläufe<br />

im nachhinein durch Strukturierung zu vergegenwärtigen“ (SPIEGEL 1994 b, S. 265),<br />

die so gewonnenen Erkenntnisse für die (Jugendhilfe-)Planung und ihre Realisierung für zukünftiges<br />

Handeln zu verwenden, so realisiert sich für die Jugendhilfepraxis durch Selbstevaluation<br />

ein Zugewinn an Rationalität und ein unmittelbarer Nutzen für die Alltagsarbeit. Insofern<br />

ist Selbstevaluation eben auch als ein „Mittel beruflicher Qualifizierung“ (SPIEGEL<br />

1994 a, S. 11, auch HEINER 1994; 1996; MARITZEN 1996; MEINHOLD 1996) zu verstehen.<br />

Das zentrale Element der Selbstevaluation ist die Selbstbeobachtung, kontrollierte Erhebung<br />

mit erprobten (empirischen) Verfahren, In<strong>for</strong>mationssammlung über den Prozess und<br />

Ergebnis professioneller Intervention sowie eine Dokumentation der Erhebung sowie der gewonnenen<br />

Erkenntnisse. So könnte Selbstevaluation vor diesem Hintergrund dieses Selbstverständnisses<br />

als eine Form empirischer Sozial<strong>for</strong>schung verstanden werden, im Rahmen derer<br />

die Objekte klassischer Evaluations<strong>for</strong>schung zu den Subjekten des Forschungsprozesses werden<br />

nach dem Motto: „SozialarbeiterInnen er<strong>for</strong>schen sich und ihr Handeln selbst“. Dabei<br />

müssen die Vorhaben der Selbstevaluation von allen MitarbeiterInnen eines Projektes konzeptionell<br />

und inhaltlich getragen werden, denn ebenso wie die (sozial-)pädagogische Arbeit<br />

selbst, ist auch die Selbstevaluation neben den fachlichen Kenntnissen stark von Motivation,<br />

Engagement und Zufriedenheit der MitarbeiterInnen abhängig. Die Selbstevaluation der Projekte/Einrichtungen<br />

und Leistungen/Maßnahmen (hierzu MÜLLER-KOHLENBERG 1997, S.<br />

8 ff.) können dazu beitragen,<br />

173


IV. Zusammenfassung und Ausblick<br />

• mehr Fachlichkeit durch die Entwicklung neuer Standards herstellen,<br />

• den Dialog zwischen Theorie und Praxis verstärken,<br />

• einen Beitrag zur Legitimation der eigenen Jugend(sozial)arbeit leisten,<br />

• neue Ansätze zur leistungsbezogenen Selbstkontrolle generieren,<br />

• zum Ende der Beliebigkeit in Jugendhilfe und Sozialer Arbeit beitragen,<br />

• mehr sozialpolitische Verbindlichkeit herstellen.<br />

So verstanden kann Selbstevaluation nämlich zu einem Bestandteil methodischen Handelns in<br />

„Projekten und Maßnahmen, die gezielt mit Jugendlichen arbeiten, die von rechtsextremen<br />

und demokratiefeindlichen Ideen und Gruppen beeinflusst“ sind, werden. So sollen hier einige<br />

Schritte als jeweils aufeinander folgende und aufeinander aufbauende Fragenkomplexe<br />

beispielhaft benannt werden:<br />

• Ziele der Evaluation unter den Beteiligten und Fachkräften klären, festlegen und <strong>for</strong>mulieren<br />

• Ressourcen und Bedingungen, unter denen evaluiert werden soll, überprüfen und sichern<br />

• Gegenstand und Forschungsfragen genau festlegen und abgrenzen<br />

• Bewertungskriterien genau festlegen<br />

• Untersuchungspersonen für die Evaluation auswählen<br />

• Methoden für die Evaluation auswählen oder selbst entwickeln<br />

• Erfüllung von Qualitätskriterien überprüfen<br />

• Verwertung und Anwendung der Ergebnisse rechtzeitig diskutieren, vorbereiten und<br />

sichern.<br />

Dabei können teilweise schon auf Vorarbeiten der Projekte (z. B. Konzepte, Berichte) zurückgegriffen<br />

werden. Um zu überprüfen, ob es eine angemessene Form der „Qualitätssicherung“<br />

in den einzelnen Projekten geben kann, bietet es sich an, die „Beschreibung von Schlüsselprozessen<br />

als Elemente einer Konzeptionsentwicklung ‚von unten’ zu benutzen. Im Gegensatz<br />

zu der klassischen Variante (der Ableitung der Handlungsschritte von Zielen) geht man hier<br />

von alltäglichen Standardsituationen aus. Man beschreibt diese Abläufe und setzt sie mit den<br />

konzeptionellen Wirkungs- und Handlungszielen und auch den Arbeitsprinzipien in Beziehung“<br />

(SPIEGEL 2000, S. 58). Im Modellprojekt „Qualitätsentwicklung, Qualitätssicherung<br />

und Selbstevaluation in der Kinder- und Jugendarbeit“ (PROJEKTGRUPPE WANJA 2000;<br />

SPIEGEL 2000) wurden Arbeitshilfen entwickelt (auch HEINER 1988; BEYWL/ BESTVA-<br />

TER 1998; LIEBALD 1998; KÖNIG 1998), „die den Fachkräften (…) helfen können, die An<strong>for</strong>derungen<br />

der Qualitätsarbeit kompetent und fachlich ertragreich zu erfüllen und somit<br />

auch qualifiziert am Wirksamkeitsdialog teilzunehmen“ (SPIEGEL 2000, S. 14). Die Ergebnisse<br />

der Selbstevaluation sollten in erster Linie einen unmittelbaren Nutzen für die Alltagsarbeit<br />

in den Projekten haben. Der erhoffte Wirksamkeitsdialog findet dann auf verschiedenen<br />

Ebenen statt:<br />

• zwischen den MitarbeiterInnen einer Einrichtung;<br />

• zwischen verschiedenen Einrichtungen;<br />

• zwischen der Einrichtung und dem Finanzierungsträger (im Rahmen einer Ziel- und<br />

Leistungsvereinbarung).<br />

Nun wird hier nicht verkannt, dass die Rahmenbedingungen für die Selbstevaluation mit wenigen<br />

Ausnahmen (u. a. BMFSFJ 1996 ff.; PROJEKTGRUPPE WANJA 2000; SPIEGEL<br />

2000) denkbar schlecht sind. Entsprechende Aus-, Fort- und Weiterbildungen fehlen bislang.<br />

174


III. Wissenschaftliche Begleitung und Evaluation – ein Qualitätshandbuch<br />

Empirische Sozial<strong>for</strong>schung ist kein zentrales und vertiefendes Studiengebiet in der Ausbildung<br />

von SozialarbeiterInnen an Fachhochschulen, und die Hochschulen und Fort- und Weiterbildungsträger<br />

haben speziell zur Selbstevaluation bisher relativ wenig zu bieten. Entsprechend<br />

diesem Erkenntnisstand gilt es um so mehr, Verfahren der Selbstevaluation zu entwickeln<br />

und über Fort- und Weiterbildung, die auf Eigenständigkeit der Fachkräfte in der Jugendhilfe<br />

ausgerichtet sind, zu initiieren und durchzuführen<br />

8.2 Indikatoren<br />

Indikatoren Einschätzung der eigenen Praxis<br />

1. Die MitarbeiterInnen<br />

entwickeln Formen experimentierenderSelbstevalua-<br />

tion.<br />

2. Die MitarbeiterInnen holen<br />

(Erfolgs-) Einschätzungen<br />

aus unterschiedlicher<br />

Perspektive ein.<br />

3. Die MitarbeiterInnen<br />

entwickeln kind- und jugendgerechteEvaluationsmethoden<br />

zur Beteiligung<br />

von NutzerInnen.<br />

4. Die MitarbeiterInnen arbeiten<br />

mit dem Instrument<br />

WANJA.<br />

5. Die Ergebnisse werden<br />

in Form von Evaluationsberichtenzusammenge-<br />

fasst.<br />

6. Die Evaluationsberichte<br />

nehmen Bezug auf Handlungs-<br />

und Veränderungsbedarfe.<br />

Ergänzen…<br />

Trifft zu<br />

Trifft eher zu<br />

Trifft eher nicht zu<br />

Trifft nicht zu<br />

� � � �<br />

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8.3 Systematische Beobachtung als Methode der Datenerhebung<br />

1. Systematische Beobachtung und Beobachtungsmethoden<br />

Keine Datenerhebungsmethode kann auf eine systematische Beobachtung verzichten, da empirische<br />

Methoden definitionsgemäß auf Sinneserfahrungen beruhen. Wenn dezidiert von Be-<br />

175


IV. Zusammenfassung und Ausblick<br />

obachtungsmethoden die Rede ist, wird eine engere Begriffsauffassung vorausgesetzt. So definiert<br />

Laatz (1993, S.169):<br />

„Beobachtung im engeren Sinne nennen wir das Sammeln von Erfahrungen in einem nichtkommunikativen<br />

Prozess mit Hilfe sämtlicher Wahrnehmungs – möglichkeiten. Im Vergleich<br />

zur Alltagsbeobachtung ist wissenschaftliche Beobachtung stärker zielgerichtet und methodisch<br />

kontrolliert. Sie zeichnet sich durch Verwendung von Instrumenten aus, die sowohl die<br />

Selbstreflektiertheit, Systematik und Kontrolliertheit der Beobachtung gewährleisten, als auch<br />

die Grenzen unseres Wahrnehmungsvermögens auszudehnen helfen.“<br />

Neben quantifizierenden Beobachtungsmethoden werden in den Sozialwissenschaften auch<br />

sog. qualitative Beobachtungen eingesetzt, bei denen ein interpretativer Zugang zum beobachteten<br />

Geschehen im Mittelpunkt steht.<br />

Quantitative und qualitative Beobachtungsmethoden vermeiden den für Alltagsbeobachtungen<br />

typischen Charakter der Subjektivität und des Anekdotischen, indem sie das Vorgehen<br />

standardisieren, dokumentieren und intersubjektiv vergleichbar machen.<br />

Der besondere Vorteil der Beobachtungsmethoden kommt besonders zum tragen, wenn man<br />

befürchtet, dass die Untersuchungssituation das interessierende Verhalten beeinträchtigt, oder<br />

man für die Deutung einer Handlung das Ausdrucks - geschehen des Handelnden heranziehen<br />

will.<br />

2. Regeln/ Kriterien der systematischen Beobachtung<br />

Bei diesen, an inhaltsanalytischen Techniken orientierten Regeln handelt es sich um:<br />

- Selektion<br />

- Abstraktion<br />

- Klassifikation<br />

- Systematisierung<br />

- Relativierung<br />

Selektion: Auswahl bestimmter Beobachtungsgegenstände bzw. Herausfiltern bestimmter<br />

Reize aus der Vielzahl gleichzeitig wahrnehmbarer Reize.<br />

Abstraktion: Ein Ereignis wird aus seinem jeweiligen konkreten Umfeld bzw. aus seiner historischen<br />

Einmaligkeit herausgelöst und wird so auf seine wesentliche Bedeutung reduziert.<br />

Mit der Selektion und Abstraktion hat man das Beobachtete auf einige wesentliche Merkmale<br />

reduziert, die im nächsten Schritt zu klassifizieren und systematisieren sind. Hier werden nun<br />

vom Beobachter ausgehende individuelle Bewertungen mit denen der Gruppe verglichen und<br />

auf die wesentlichen klar definierten Merkmale reduziert.<br />

Klassifikation: Klassifikation ist die Zuordnung von Zeichen und Symbolen zu bestimmten<br />

Ereignis- oder Merkmalsklassen. Die Ereignis- und Merkmalsklassen fassen Ereignisse oder<br />

Merkmale mit ähnlicher Bedeutung zusammen.<br />

Systematisierung: Einzelbeobachtungen werden zu einem übersichtlichen Gesamtprotokoll<br />

zusammengestellt. Beobachtungsdaten, die Grundlage für weitere Berechnungen oder statistischen<br />

Analysen sind, müssen entsprechend aufbereitet sein.<br />

176


III. Wissenschaftliche Begleitung und Evaluation – ein Qualitätshandbuch<br />

Relativierung: Überlegungen die sich auf den Aussagegehalt des Untersuchungsmaterials,<br />

bzw. dessen Integration in ein breiteren theoretischen Rahmen beziehen.<br />

3. Formen der Beobachtung<br />

Der Grad der Systematisierung einer Beobachtung richtet sich nach dem Untersuchungsanliegen<br />

bzw. nach der Präzision der Vorkenntnisse über den in Frage stehenden Untersuchungsgegenstand.<br />

Je genauer man das zu Beobachtende im Prinzip kennt, desto systematischer sollte<br />

vorgegangen werden.<br />

Hiervon unabhängig wird die systematische Beobachtung in vier Formen unterschieden:<br />

- Teilnehmend – offen<br />

- Teilnehmend – verdeckt<br />

- Nicht – teilnehmend – offen<br />

- Nicht – teilnehmend – verdeckt<br />

- Nonreaktive Verfahren<br />

3.1 Teilnehmende oder nicht – teilnehmende Beobachtung?<br />

Für manche Forschungsfragen stellt die teilnehmende Beobachtung die einzige methodische<br />

Variante dar, um aussagekräftige In<strong>for</strong>mationen zu erhalten. Wird der Beobachter akzeptiert,<br />

gelingt es ihm meist, Einblicke zu erhalten, die ihm als Außenstehenden verborgen blieben.<br />

Jedoch ist es oft schwer, als teilnehmender Beobachter den natürlichen, normalen Ablauf des<br />

Geschehens durch eigene Initiativen und Aktivitäten nicht zu verändern.<br />

Der Grad der Systematisierung ist eher gering, daher kommt der Wert dieser Methode vor allem<br />

bei Erkundungsstudien zum Tragen. Da das gleichzeitige Beobachten und Protokollieren<br />

dem eigentlichen Sinn dieser Methode zuwider laufen, können Gedächtnislücken und subjektive<br />

Fehlinterpretationen den Wert derartiger Untersuchungen in Frage stellen.<br />

Die nicht – teilnehmende Beobachtung bietet den Vorteil, dass der Beobachter sich vollständig<br />

auf das Geschehen und Protokollieren konzentrieren kann.<br />

Entsprechend ist dem Grad der Systematisierung durch die Methode keine Grenze gesetzt.<br />

Es gilt abzuwägen, inwieweit dieser Vorteil, dem Nachteil, dass der teilnehmende Beobachter<br />

eventuell als störend empfunden wird und damit das interessierte Geschehen verfälscht; aufhebt,<br />

vorzuziehen ist.<br />

3.2 Offene oder verdeckte Beobachtung?<br />

Sind reaktive, das Geschehen beeinflussende, Effekte wahrscheinlich und für die Untersuchung<br />

entscheidend, muss eine verdeckte Beobachtung in Betracht gezogen werden.<br />

Die ethischen und auch rechtlichen Probleme, wie z.B. das der Privatsphäre, zurückgestellt,<br />

bleibt es bei vielen derartigen Untersuchungen sehr fraglich, ob die Beobachtung wirklich<br />

nicht bemerkt wurde. Auch abschließende Befragungen schaffen hier oftmals keine endgültige<br />

Klarheit, denn man muss damit rechnen, dass einige Personen zwar spürten, dass sie beobachtet<br />

wurden, einen Einfluss auf ihr Verhalten jedoch verneinen.<br />

177


IV. Zusammenfassung und Ausblick<br />

Auch bei strukturierter Beobachtung lässt es sich kaum vermeiden, dass subjektive Deutungen<br />

in das Beobachtungsprotokoll fließen. Eine Maßnahme, die geeignet ist, das Ausmaß an Subjektivität<br />

von Beobachtungen zu kontrollieren, ist der Einsatz mehrerer Beobachter, deren<br />

Protokolle nach der Beobachtung miteinander verglichen und bei genügender Übereinstimmung,<br />

zu einem Gesamtprotokoll zusammengefasst werden.<br />

Mehrere Beobachter einzusetzen ist auch empfehlenswert, wenn erste Eindrücke und Anregungen<br />

für weiterführende Untersuchungen in großen und unübersichtlichen Beobachtungsfeldern<br />

zu sammeln sind.<br />

Die Gefahr, dass das Geschehen beeinflusst wird, ist bei mehreren Beobachtern allerdings<br />

größer als bei einem einzelnen Beobachter.<br />

3.3 Nonreaktive Verfahren<br />

Mit dem Sammelbegriff nonreaktive Verfahren werden Datenerhebungsmethoden bezeichnet,<br />

die im Zuge ihrer Durchführung keinerlei Einfluss auf die untersuchten Personen, Ereignisse<br />

oder Prozesse ausüben. Bei diesen Verfahren treten der Beobachter und die untersuchten Personen<br />

nicht in Kontakt miteinander, so dass keine störenden Reaktionen wie Interviewer-,<br />

Versuchsleitereffekte, bewusste Testverfälschung oder andere Antwortverzerrungen auftreten<br />

können.<br />

Es existiert eine breite Palette dieser Verfahren:<br />

1. Untersuchung auf Physische Spuren (z.B.: abgetretene Teppichbeläge in Museen als Indikator<br />

für häufig gewählte Besucherwege)<br />

2. Schilder, Hinweistafeln, Hausordnungen (z.B.: Häufigkeit von Spielen verboten Schildern<br />

als Indikator für Kinderfeindlichkeit; besonderes Ruhebedürfnis)<br />

3. Symbole (z.B.: Buttons oder Anstecker als Indikator für eine soziale Identität oder Gruppen-,<br />

Parteizugehörigkeit)<br />

4. Verkaufsstatistiken (z.B.: Anstieg verkaufter Versicherungen als Indikator für ein stärkeres<br />

Sicherheitsbestreben)<br />

Wie die beispielhaft aufgeführten Möglichkeiten zeigen, benötigt man zur Durchführung nonreaktiver<br />

Erhebungen viele grundlegende Datenerhebungsverfahren wie Zählen, Beurteilen<br />

oder Beobachten. Häufig werden die nonreaktiven Verfahren als Sonder<strong>for</strong>m der Beobachtung<br />

aufgefasst; tatsächlich beinhalten sie jedoch verdeckte Beobachtungen (die keine Störungen<br />

der natürlichen Situation hervorrufen) oder indirekte Beobachtungen (wobei Sammeln,<br />

Lesen und Dokumentenanalysen die Hauptaktivitäten darstellen.<br />

4. Durchführung einer Beobachtungsstudie<br />

- Vorbereitung des Beobachtungsplanes -<br />

Ein Beobachtungsplan enthält Anweisungen, wie, was zu beobachten und zu protokollieren<br />

ist. Das Ausmaß der Standardisierung des Beobachtungsplanes richtet sich nach der Präzision<br />

der Fragestellung bzw. nach der Genauigkeit der In<strong>for</strong>mationen, die bereits über das Untersuchungsfeld<br />

und den Untersuchungsgegenstand vorliegen.<br />

Freie Beobachtung:<br />

178


III. Wissenschaftliche Begleitung und Evaluation – ein Qualitätshandbuch<br />

Man verzichtet auf die Vorgabe von Beobachtungsrichtlinien und kommt somit eher für die<br />

Untersuchung eines uner<strong>for</strong>schten Gebietes in Betracht.<br />

Hier wäre ein differenzierter Beobachtungsplan überflüssig, wenn nicht gar hinderlich, da er<br />

die Beobachtung nur auf bestimmte Details lenken kann.<br />

Das Beobachtungsprotokoll sollte eine möglichst umfassende Dokumentation von ganzen Ereignisabläufen<br />

und interessant erscheinenden Einzelheiten sowie eine präzise Schilderung der<br />

situativen Bedingungen enthalten. Gesondert sollten zudem auch die eigenen Ideen, Reaktionen<br />

und Interpretationen festgehalten werden, die ggf. das Ausgangsmaterial für eine Hypothesen<strong>for</strong>mulierung<br />

bilden.<br />

Halbstandardisierte Beobachtung:<br />

Diese Beobachtungsmethode ist angebracht, wenn die Umstände oder Ursachen für das Auftreten<br />

eines kritischen Ereignisses näher zu erkunden sind.<br />

Gegenüber der freien Beobachtung er<strong>for</strong>dern derartige Fragestellungen eine zentrierte Beobachtung,<br />

die auf alle mit dem kritischen Ereignis verbundenen Vorgänge zu richten ist. Das<br />

Beobachtungsschema enthält vorzugsweise offene Kategorien oder Fragen.<br />

Standardisierte Beobachtung:<br />

Der Beobachtungsplan einer standardisierten Beobachtung schreibt genau vor, was zu Beobachten<br />

und wie es zu protokollieren ist. Das zu beobachtende Geschehen ist im Prinzip bekannt<br />

und lässt sich in einzelne Elemente oder Segmente zerlegen, die ausschließlich Gegenstand<br />

der Aufmerksamkeit des Beobachters sind. Eventuelle Deutungen oder Interpretationen<br />

müssen dem Beobachter soweit wie möglich durch Vorgabe zuverlässiger Indikatoren für das<br />

einzuschätzende Verhalten, anhand von Beispielen, erleichtert werden.<br />

Der Beobachtungsplan ist soweit ausgefeilt, dass sich der beobachtete Vorgang mit einfachen<br />

Zeichen, Zahlen oder Buchstaben festhalten lässt.<br />

5. Hinweise zum Inhalt und Verfahren bei Beobachtungsstudien<br />

Die nun folgenden Regeln/Hinweise sind der überarbeiteten und übersetzten Studie von Barker<br />

und Wright, 1955, durch Fassnacht, 1979, entnommen.<br />

Zum Inhalt:<br />

1. Beobachte das Verhalten und die Situation des Subjektes. Dazu gibt es eine Ausnahme:<br />

Es müssen die Aktionen einer zweiten Person bzw. die situativen Umstände dann beobachtet<br />

und notiert werden, wenn angenommen werden kann, dass diese Ereignisse die zu beobachtende<br />

Person nicht indifferent lassen (z.B.: Lärm einer zweiten Person, während erste<br />

studiert).<br />

2. Beobachte und beschreibe die Situation des Subjekts so vollständig wie möglich.<br />

(z.B. Wenn ein Bild betrachtet wird; was für ein Bild ist es, wie ist es gestaltet?).<br />

3. Ersetze niemals Deskription durch Interpretation. Interpretative Kommentare dienen<br />

im besten Fall, dem besseren Verständnis, was der Beobachter beschreibt. Interpretationen<br />

müssen in der geschriebenen Revision durch Einklammerung kenntlich gemacht werden.<br />

4. Gib an, wie das Subjekt etwas macht (z.B.: Das Kind geht. Wie? Langsam, schlendernd,<br />

mit festem Schritt, auf Zehenspitzen,...?).<br />

5. Gib an, wie eine Person etwas Macht, die mit dem Subjekt interagiert.<br />

179


IV. Zusammenfassung und Ausblick<br />

6. Berichte in der endgültigen Version der Reihe nach alle (auch selbstverständlich erscheinende)<br />

Hauptschritte während des Verlaufes jeder Aktion (z.B.: Das Kind schreibt an der<br />

Wandtafel; nun sitzt es wieder an seinem Platz; Frage: Wie kam es dort wieder hin?).<br />

7. Verhaltensbeschreibungen sollen nicht defizitorientiert <strong>for</strong>muliert sein.<br />

8. Beschreibe zu Beginn der Beobachtung detailliert die Szene, wie sie sich darbietet.<br />

9. Fasse nicht mehr als eine Aktion des Subjektes in einem Satz zusammen, vor allem in der<br />

geschriebenen Revision. Es können aber mehrere Aktionen in einen Satz gestellt werden,<br />

wenn sie dazu dienen, die eine Aktion zu beschreiben.<br />

10. Fasse nicht mehr als eine Aktion anderer Personen, die mit dem Subjekt interagieren, in<br />

einem Satz zusammen.<br />

11. Zeitmarken werden unabhängig von der Aktion, z.B. im Minutenintervall,<br />

am Protokollrand festgehalten.<br />

Zum Verfahren:<br />

1. Beobachtungsperiode pro Beobachter: Maximal 30 Minuten. In diesem Rhythmus werden<br />

die Beobachter ausgetauscht.<br />

2. Notierung an Ort und Stelle, d.h. parallel zum Ereignis. Die verbale Kommunikation soll so<br />

genau wie möglich aufgeschrieben werden.<br />

3. Zeitmarkierung jede Minute am Rand.<br />

4. Nach der Beobachtung: Diktat des Manuskriptes auf Band. Hier können durch Erinnerungen<br />

Lücken im Rohmanuskript gefüllt werden.<br />

5. Fragesitzung: Eine Zweite Person sieht das Material durch und stellt Fragen zu unklaren<br />

Stellen oder Lücken. Dies führt zu Korrekturen und Ergänzungen.<br />

6. Geschriebene Revision: Nachdem das korrigierte Rohmaterial transkribiert worden ist, sollte<br />

es vom Beobachter so bald als möglich revidiert werden, d.h. Korrekturen<br />

unklarer Aussagen, Richtigstellung der Zeitlichen Ordnung, Füllen von Lücken, Weglassen<br />

von doppelt Aufgezeichnetem.<br />

7. Zusätzliche Fragesitzung: Diese wird wieder mit einer zweiten Person durchgeführt, die<br />

klärende Fragen stellt.<br />

8. Die auf diese aufwendige Weise zustande gekommenen Protokolle werden nun in Episoden<br />

unterteilt und anschließend einer weiteren Auswertung (z.B. Inhaltsanalyse) unterzogen.<br />

6. Skalierung der Daten/ Ergebnisse<br />

Beobachtung kann – ob gewollt oder ungewollt – immer nur einen Ausschnitt des Geschehens<br />

erfassen, womit sich die Frage stellt, inwieweit die beobachteten Ausschnitte repräsentativ für<br />

das Geschehen sind. Dies ist ein Stichprobenproblem, welches in zweierlei Hinsicht unterschieden<br />

wird:<br />

Ereignisstichprobe<br />

Es wird auf eine chronologisch strukturierte Ereignisprotokollierung verzichtet. Es kommt nur<br />

darauf an, festzustellen, ob bzw. wie oft die zu beobachtenden Ereignisse auftreten.<br />

Allgemein verbinden sich mit Ereignisstichproben folgende Vorteile:<br />

- Die Ereignisse sind Bestandteile natürlicher Situationen und können deshalb auf vergleichbare<br />

Situationen verallgemeinert werden.<br />

- Das Verhalten wird nicht fragmentarisch, sondern vollständig in seinem kontinuierlichen<br />

Verlauf beobachtet.<br />

- Es können auch Ereignisse untersucht werden, die nur selten auftreten.<br />

180


Zeitstichprobe<br />

III. Wissenschaftliche Begleitung und Evaluation – ein Qualitätshandbuch<br />

Eine nach dem Zeitstichprobenverfahren angelegte Beobachtung könnte er<strong>for</strong>dern, dass in<br />

fünf Sekunden Intervallen notiert wird, was geschieht. Nach einer anderen Variante wechselt<br />

der Beobachter in fünf Sekunden Intervallen das Beobachtungsobjekt, um so innerhalb eines<br />

längeren Zeitabschnittes In<strong>for</strong>mationen über mehrere Beobachtungsobjekte zu erhalten.<br />

Die entscheidende Frage, wann welche Stichprobe einzusetzen ist, lässt sich nicht generell beantworten.<br />

Solange der Untersuchungskontext keine bestimmte Vorgehensweise nahe legt,<br />

eignen sich Zeitstichproben mehr zur Beschreibung und Ereignisstichproben mehr zur Dokumentation<br />

bestimmter Verhaltensweisen.<br />

181


IV. Zusammenfassung und Ausblick<br />

9. Dokumentation<br />

Indikatoren Einschätzung der eigenen Praxis<br />

1. Die MitarbeiterInnen haben<br />

sich über die Form der<br />

Dokumentation verständigt<br />

(interne, öffentliche, Be-<br />

richtswesen).<br />

2. Die MitarbeiterInnen haben<br />

für die einzelnen<br />

Schwerpunkte und Adressaten<br />

praktikable Dokumentations<strong>for</strong>menentwickelt<br />

(Foto- und Videodokumentation,Tagesproto-<br />

kolle/Tagebuch etc.)<br />

3.. Die Kinder und Jugendlichen<br />

sind an der Dokumentation<br />

beteiligt worden<br />

(z.B. Collage zur Bewertung<br />

der Maßnahme, des<br />

Beratungsprozesses etc.).<br />

Ergänzen…<br />

182<br />

Trifft zu<br />

Trifft eher zu<br />

Trifft eher nicht zu<br />

Trifft nicht zu<br />

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III. Wissenschaftliche Begleitung und Evaluation – ein Qualitätshandbuch<br />

183


184


IV. Zusammenfassung und Ausblick<br />

IV. Zusammenfassung und Ausblick<br />

185


IV. Zusammenfassung und Ausblick<br />

186


IV. Zusammenfassung und Ausblick<br />

1. Zwischenbericht Dezember 2003<br />

Folgende Problempunkte sollten im kommenden Zeitraum der Zusammenarbeit stärker ins<br />

Auge gefasst werden.<br />

1.1 Ausdifferenzierung der Aufgaben der Sozialpädagogik und der Ergotherapie<br />

Im bisherigen Verlauf des Projekts hat sich gezeigt, dass ein Standbein - die Sonderpädagogik<br />

- eine tragende Rolle für die Schüler und Schülerinnen gespielt hat. Durch verhaltenstherapeutische<br />

Maßnahmen im schulischen Alltag konnten positiven Veränderungen bei den Schülerinnen<br />

und Schülern erreicht werden, die bei einigen dazu führten, dass sie in andere Schulen<br />

reintegriert werden konnten und dem Ziel 'Schulabschluss' wieder näher gerückt sind.<br />

Im weiteren Projektsverlauf sollte unbedingt darauf geachtet werden, zu verdeutlichen, welche<br />

Rolle bei diesem Erfolg die anderen beiden Säulen des Projekts - die Sozialpädagogik und<br />

die Ergotherapie - spielen.<br />

So könnte zum Beispiel anhand von Tagesprotokollen - geschrieben entweder von außen stehenden<br />

Beobachtern oder von den Sozialpädagoginnen selbst - deren Rolle im schulischen<br />

wie auch im außerschulischen Alltag des Projekts differenziert herausgearbeitet und beschrieben<br />

werden. Dasselbe gilt für die Rolle der Handwerkerin und des Handwerkers.<br />

1.2 Aufgabenverteilung im Team<br />

Mit dem vorher genannten Punkt einher geht die Ausdifferenzierung der im Projekt vorhandenen<br />

verschiedenen Berufsrollen und der weiteren Klärung der Aufgaben und ihrer Wahrnehmung.<br />

Was ist der Anteil der Lehrerinnen am Projekt? Worin bestehen der Anteil und die<br />

Aufgabe der Sozialpädagoginnen? Worin bestehen der Anteil und die Aufgabe der Handwerker?<br />

Dabei geht es insbesondere darum, den jeweils eigenständigen Aufgaben eine deutliche<br />

Kontur zu geben.<br />

1.3 Partizipation der Jugendlichen im Projekt<br />

Im weiteren Verlauf sollte es auch darum gehen, die Entwicklungs<strong>for</strong>tschritte der Jugendlichen<br />

nicht nur im schulischen Alltag im Blick zu haben und ihre diesbezüglichen Erfolge zu<br />

beschreiben. Vielmehr sollten die Jugendlichen an der Ausgestaltung des Gesamtprojekts – z.<br />

B. bei der Nachmittagsgestaltung - aktiv Anteil nehmen. Hier sollten sie auch in die Pflicht<br />

genommen werden! Was wollen sie? Wie können sie ihre Wünsche verwirklichen? Oder 'wollen'<br />

sie nur, was ihnen vorgesetzt wird? Dies könnte mittel- bis langfristig zu einer Unterstützung<br />

der Ausdifferenzierung des Sozialverhaltens und der Freizeitgestaltung der Jugendlichen<br />

beitragen und darüber hinaus dazu führen, dass sie das Projekt noch stärker zu ihrem Projekts<br />

machen und dafür Verantwortung übernehmen.<br />

1.4 Unterstützung des Projekts durch die Trägerschaft<br />

Als eine der größten Schwierigkeiten hat sich 2003 der häufige Personalwechsel im Team<br />

187


IV. Zusammenfassung und Ausblick<br />

herausgestellt, weil er kontinuierliche Zusammenarbeit empfindlich störte. Daher muss es für<br />

die weitere Projektlaufzeit darum gehen, Fluktuation und Stellenkürzungen zu vermeiden. Die<br />

ohnehin knapp bemessene Zeit aller Projektbeteiligten muss noch intensiver für eine Ausdifferenzierung<br />

und Weiterentwicklung der Projektinhalte in Zusammenarbeit mit der Wissenschaftlichen<br />

Begleitung eingesetzt werden.<br />

1.5 Endstand im Mai 2005 – Äußerungen vonseiten des Projektteams<br />

Zum Projektende nahmen die MitarbeiterInnen im Mai 2005 schriftlich einen Rückblick auf<br />

die gesamte Projektlaufzeit vor.<br />

Trotz einer insgesamt erfolgreichen und viel beachteten Arbeit während der Laufzeit des Modellprojekts<br />

sehen sie weiteren Unterstützungsbedarf für die <strong>Schulwerkstatt</strong> "fit <strong>for</strong> life" bezüglich<br />

finanzieller und personeller Gesichtspunkte. Erhofft wird diese Unterstützung hauptsächlich<br />

von Seiten der Geldgeber d.h. des Schulamts, der Stadt und des Landes bzw. von<br />

Sponsoren, Ämtern und Caritas.<br />

Damit die Rahmenbedingungen des Konzeptes bezüglich personeller und räumlicher Ausstattung<br />

aufrechterhalten werden können, wünschen sich alle Beteiligten eine langfristige finanzielle<br />

Absicherung der Personal- und der Sachkosten durch Kommune und Land. Damit verbunden<br />

ist der Wunsch nach einer Absicherung der Mitarbeiterstellen/ -stunden bzw. deren<br />

Erhöhung auch auf Seiten des Schulamts zugunsten einer differenzierten pädagogischen Arbeit<br />

an einer so wichtigen Schnittstelle von Schule und Jugendhilfe. Ein weiterer wichtiger<br />

Unterstützungsbedarf liegt in der rechtlichen Absicherung von Teamentscheidungen in Bezug<br />

auf Klienten, aber auch in der Sicherung notwendiger Sachmittel, um laufende Kosten z. B.<br />

für Verbrauchsmaterialien decken zu können. In Bezug auf den geplanten Umzug des Projekts<br />

wird Unterstützung für die neuen Räumlichkeiten gewünscht: ein schöneres Gebäude<br />

mit Lärmschutz, Spielmöglichkeiten, mehr Räumen und besseren und ausreichenden Sanitäranlagen.<br />

Wenn sie zum Projektende drei Wünsche frei hätten, wünschten sich die MitarbeiterInnen den<br />

Erhalt und Ausbau der <strong>Schulwerkstatt</strong>, was sie vor allem gewährleistet sähen durch den Erhalt<br />

des Personalbestandes und eine Stundenaufstockung auf die volle Stundenzahl für alle MitarbeiterInnen.<br />

Ein großer Wunsch ist auch die Zufriedenheit aller Beteiligten - Team, Kinder,<br />

Eltern und Behörden, zu gewährleisten, dies z. B. durch Unterstützung von außen, finanzielle<br />

Absicherung sowie den räumlichen Ausbau der <strong>Schulwerkstatt</strong>. Ein weiterer Wunsch gilt einer<br />

verstärkten Zusammenarbeit von „fit <strong>for</strong> life“ mit anderen Projekten sowie die beständige<br />

Möglichkeit der Reintegration der Schüler in die Herkunfts- bzw. eine andere Regelschule.<br />

Ein klarer Fortschritt, geradezu ein Qualitätsnachweis ist die andauernd hohe Reintegrationsrate<br />

der Schüler, die Einbindung in Politik und Jugendhilfeplanung, die Wahrnehmung in der<br />

(Fach-) Öffentlichkeit und bei Politikern.<br />

Den größten Fortschritt sieht das Team von "fit <strong>for</strong> life" darin, dass das Projekt in den Pflichtbereich<br />

KJHG integriert wurde und damit eine Festfinanzierung und Stabilität für seine Arbeit<br />

erhält.<br />

188


2. <strong>Schulwerkstatt</strong> als Regelangebot<br />

IV. Zusammenfassung und Ausblick<br />

Insgesamt deuten die Erfahrungen der Zusammenarbeit aus Sicht der Wissenschaftlichen Begleitung<br />

darauf hin, dass die Arbeit der <strong>Schulwerkstatt</strong> „fit <strong>for</strong> life“ zwischen zwei ungleichen<br />

Partnern in der alltäglichen Schulpraxis ihren „Stil“ und Weg schon annähernd gefunden hat.<br />

Die <strong>Schulwerkstatt</strong> „fit <strong>for</strong> life“ ist wichtig und unverzichtbar, weil sie die Kinder und Jugendlichen<br />

dort erreicht, wo sich der größte und auch ein wichtiger (weil Lebenschancen herstellende)<br />

Teil ihres Lebens abspielt. Mit der <strong>Schulwerkstatt</strong> „fit <strong>for</strong> life“ können Kinder- und<br />

Jugendhilfe in der und über die Schule hinaus unterstützen und den SchülerInnen bei ihren<br />

verschiedenen Interessen, Problemen und Lebensperspektiven durchaus behilflich sein. Insofern<br />

setzt die Arbeit der <strong>Schulwerkstatt</strong> „fit <strong>for</strong> life“ an der „Schnittstelle“ zwischen Schule<br />

und Jugendhilfe an und stellt ein Kooperationsprojekt dar, wo eine Säule auf die andere angewiesen<br />

ist, sie ergänzt und festigt.<br />

189


190


V. Anhang<br />

V. Anhang<br />

191


V. Anhang<br />

192


V. Anhang<br />

1. Gebrauchsanweisung zum Umgang mit dem QM-<strong>Handbuch</strong><br />

1.1 Einführung für Neueinsteiger<br />

Auf den ersten Blick wirkt das QM-<strong>Handbuch</strong> recht umfangreich. Wenn Sie aber das <strong>Handbuch</strong><br />

durchblättern, wird Ihnen auffallen, dass die Beschreibung jeder einzelnen Kernaktivität<br />

meistens nur eine Seite umfasst. Alle Kernaktivitäten sind nach dem gleichen Prinzip aufgebaut:<br />

Es geht immer darum, die wichtigsten Ziele einer Kernaktivität zu beschreiben und zu<br />

überprüfen, an welcher Stelle Sie sich auf dem Weg zum Ziel befinden.<br />

Schauen Sie sich einmal eine Kernaktivität an, zum Beispiel die Kernaktivität 5.10 „Elternarbeit“:<br />

1Beschreibung Hier wird in ein bis drei Sätzen beschrieben, worum es bei<br />

dieser Kernaktivität geht. Manchmal macht es Schwierigkeiten,<br />

die besondere Bedeutung einer Kernaktivität sprachlich<br />

zu erfassen. Dann sollte man erst die anderen Bereiche („Ziele“<br />

und „Qualitätskriterien“) bearbeiten; denn bei der Bearbeitung<br />

dieser Bereiche entstehen meistens auch Einfälle, wie<br />

sich der Bereich „Beschreibung“ präzise darstellen lässt.<br />

2Zielgruppe Wen betrifft diese Kernaktivität hauptsächlich; für wen machen<br />

wir das?<br />

3Ziel(e) Es werden einige wichtige Ziele beschrieben, die durch das<br />

pädagogische Handeln erreicht werden können. Unter Umständen<br />

halten Sie noch andere Ziele für das pädagogische<br />

Handeln in diesem Bereich für wichtig. Es reicht aber aus,<br />

wenn einige der wichtigsten Ziele genannt werden.<br />

4Qualitätskriterien Hier ist angegeben, welche Voraussetzungen gebraucht werden,<br />

um die Ziele zu erreichen. Außerdem gibt es Hinweise<br />

5Indikatoren auf dem Weg<br />

zum Ziel<br />

zur Arbeitsweise der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.<br />

Hier ist alles, was zu den Qualitätskriterien gesagt wurde,<br />

noch etwas präziser beschrieben. So kann man überprüfen, ob<br />

das zu den Qualitätskriterien Versprochene auch geschieht.<br />

An einigen Indikatoren lässt sich erkennen, ob ein oder mehrere<br />

Ziele schon erreicht wurden.<br />

6Qualitätssicherung Es wird angegeben, in welchen Zeitabständen die Einrichtung<br />

ihre Arbeit anhand der Indikatoren selbst evaluiert. Es wird<br />

empfohlen, mindestens einmal im Schuljahr einen pädagogisch-inhaltlichen<br />

Schwerpunkt auf diese Weise durchzuarbeiten.<br />

Dabei können Sie feststellen, durch welche Stärken<br />

sich ihre Einrichtung auszeichnet und welche Verbesserungsbereiche<br />

(„Schwachstellen") es gibt. Sie könnten mit<br />

Ihrem Team beschließen, welchen Kernaktivitäten Sie im folgenden<br />

Jahr besondere Aufmerksamkeit widmen werden.<br />

Falls Sie es für er<strong>for</strong>derlich halten, können Sie bei den „Zielen", „Qualitätskriterien" und „Indikatoren"<br />

ein für Ihre Einrichtung bedeutsames weiteres Ziel, Kriterium oder einen weiteren<br />

Indikator hinzufügen.<br />

193


V. Anhang<br />

1.2 Schritte der Selbstevaluation mit dem QM-<strong>Handbuch</strong><br />

Bevor es losgehen kann – zur Vorbereitung<br />

- Schaffen Sie sich ausreichend Zeit für die Arbeit an den Schwerpunkten und Kernaktivitäten<br />

aus dem QM-<strong>Handbuch</strong>. Vielleicht können Sie einen Termin der regelmäßigen Arbeitsbesprechungen<br />

nutzen.<br />

- Schaffen Sie sich einen atmosphärisch ansprechenden Rahmen.<br />

- Alle Kolleginnen und Kollegen, die das jeweilige Thema betrifft, nehmen an der Selbstevaluation<br />

teil.<br />

- Für alle mitwirkenden Kolleginnen und Kollegen gibt es Kopien der zu bearbeitenden<br />

Schwerpunkte und Kernaktivitäten.<br />

Arbeiten an Schwerpunkten und Kernaktivitäten des QM-<strong>Handbuch</strong>es<br />

- Lesen Sie den ausgewählten Schwerpunkt und die Kernaktivitäten durch und stellen Sie<br />

fest, ob die wichtigen, zentralen Aspekte Ihrer Arbeit abgebildet sind. Hierbei soll berücksichtigt<br />

werden, dass nicht jedes Detail der Arbeit vorkommen muss, um die gewünschten<br />

Arbeitsfelder zu untersuchen. Eine inhaltliche Diskussion oder eine Bewertung der Arbeit<br />

findet hier noch nicht statt.<br />

- Ergänzen Sie die Arbeitsbögen (Ziele, Qualitätskriterien, Indikatoren) dort, wo es notwendig<br />

ist. Falls Sie es für er<strong>for</strong>derlich halten, können Sie auch zusätzliche Kernaktivitäten erarbeiten.<br />

Streichungen sollten nicht vorgenommen werden.<br />

- Die Kolleginnen und Kollegen bearbeiten nun die einzelnen Indikatoren der Kernaktivitäten:<br />

Dabei fragt sich jede/r, wieweit das, was in dem Indikator ausgedrückt ist, in Ihrer<br />

Einrichtung zutrifft oder nicht zutrifft und kreuzt die entsprechende Bewertung an. Es<br />

können auch erläuternde und kommentierende Anmerkungen in die Bögen geschrieben<br />

werden.<br />

- Wenn alle Kolleginnen und Kollegen mit der Einzelarbeit fertig sind, werden die Bewertungen<br />

und Kommentierungen vorgetragen und festgehalten. Übereinstimmungen und<br />

Unterschiede, Erfolge und Problemlagen, Erkenntnisse und Fragen werden aufgeschrieben<br />

und thematisch zugeordnet.<br />

- Die Ergebnisse werden nun nacheinander besprochen. Hierbei kommen die Ansichten und<br />

Bewertungen aller Mitwirkenden zur Sprache.<br />

- Am Ende wird schriftlich festgehalten, was bezüglich dieser Kernaktivität in der Vergangenheit<br />

gut gelaufen ist und in gleicher Weise <strong>for</strong>tgesetzt werden kann. Desgleichen ist<br />

festzuhalten, wo es Verbesserungsbedarf gibt und welche Folgerungen daraus zu ziehen<br />

sind. Schließlich werden Wege zur Umsetzung vereinbart. Dabei ist es durchaus zu vertreten,<br />

dass nicht alle erkannten Verbesserungsbedarfe im Verlauf eines Jahres bearbeitet<br />

werden können. Die schriftlich festgehaltenen Ergebnisse und Folgerungen bilden eine<br />

Grundlage ihrer künftigen Arbeit. Sie werden später im Qualitätsbericht dargestellt.<br />

Übersicht zu den Ergebnissen der Selbstevaluation<br />

Was ist gut gelaufen? Verbesserungsbedarf Konsequenzen Wege zur Umsetzung<br />

Vorlage s. u.<br />

194


Nach der Arbeit an den Schwerpunkten und Kernaktivitäten des QM-<strong>Handbuch</strong>es<br />

V. Anhang<br />

- Vereinbaren Sie einen Termin, an dem Sie sich wieder mit dem bearbeiteten Schwerpunkt<br />

befassen werden.<br />

- Tragen Sie in die Dokumentationsbogen ein, wann Sie welche Kernaktivität mit welchen<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bearbeitet haben und wie viele Stunden Sie benötigt<br />

haben. (siehe Teil 2.2) des Anhanges)<br />

1.3 Das QM-<strong>Handbuch</strong> im Kontext anderer QM-Systeme<br />

Sie wissen bereits gut, worauf es beim Qualitätsmanagement ankommt: präzise zu beschreiben,<br />

- in welcher Weise und Abfolge gearbeitet wird (Prozessqualität),<br />

- was man dafür braucht und wer dafür zuständig ist (Strukturqualität),<br />

- und welche Ziele und Ergebnisse dabei erreicht werden sollen (Ergebnisqualität).<br />

Die verschiedenen QM-Systeme unterscheiden sich darin, wie differenziert und aufwändig<br />

das alles beschrieben ist und wie detailliert die Dokumentationen zu führen sind.<br />

Die Erarbeitung dieses <strong>Handbuch</strong>s folgte dem Ziel, den Arbeitsaufwand möglichst gering<br />

zu halten.<br />

In Orientierung an dem EFQM-System 9 werden in diesem QM-<strong>Handbuch</strong> die Prozesse (vgl.<br />

„Kernaktivitäten") systematisch geführt und bedarfsweise verbessert. Des Weiteren geht es<br />

um die Zufriedenheit der Besucherinnen und Benutzer sowie der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.<br />

Wenn Sie sich dafür entscheiden, pro Jahr einen Schwerpunkt dieses <strong>Handbuch</strong>s durchzuarbeiten,<br />

können Sie feststellen, dass der Arbeitsaufwand im Vergleich zum Nutzen recht günstig<br />

ist.<br />

2. Mustervorlagen<br />

2.1 Auswertungsbogen<br />

Was ist gut gelaufen? Verbesserungsbedarf Konsequenzen Schritte der Umsetzung<br />

9 EFQM steht für „European Foundation <strong>for</strong> Quality Management": Das EFQM-System ist ein Qualitäts-management-System,<br />

das von einer europäischen Organisation entwickelt wurde. Ein wichtiges Element dieses Systems<br />

ist die Selbstevaluation. Organisationen, die den Anregungen des EFQM-Systems folgen, können sich um<br />

den Europäischen Qualitätspreis bewerben.<br />

195


V. Anhang<br />

2.2 Dokumentationsbogen<br />

Im Folgenden wird exemplarisch das Muster des Dokumentationsbogens vorgestellt.<br />

Dokumentation der Bearbeitung von Kernaktivitäten im Jahr ...........<br />

Name der Einrichtung: ......................................................................................<br />

Kapitel Kernaktivität Bearbeitet durch Datum Dauer (in h) Unterschrift Leitung<br />

Kapitel 5.7: Kernaktivitäten zur Arbeitsorganisation<br />

5.7.1 Leitung<br />

5.7.2 Team<br />

5.7.3 Kooperation Jugendamt<br />

Usw.<br />

2.3 Überlegungen zur Durchführung von Befragungen<br />

Anleitung für Befragungen<br />

1. Bevor Sie sich entscheiden, einen Fragebogen zu entwerfen, fragen Sie sich:<br />

0• Was genau will ich mit dem Fragebogen herausfinden?<br />

1• Kann ich das auch auf andere Weise herausfinden (z. B. in einer Gruppendiskussion<br />

oder durch Beobachtung)?<br />

2. Sie möchten beispielsweise herausfinden, ob die Öffnungszeiten Ihrer Einrichtung dem Bedarf<br />

entsprechen, dann fragen Sie sich:<br />

0• Welche Hypothesen (Annahmen) habe ich bezüglich der gewünschten Öffnungszeiten?<br />

Die Fragen Ihres Fragebogens sollten dann dazu geeignet sein, Ihre Hypothesen zu überprüfen.<br />

Zum Thema „Öffnungszeiten" können Sie aber nur dann eine Befragung durchführen,<br />

wenn Sie auch tatsächlich die Möglichkeit haben, die Öffnungszeiten zu ändern.<br />

3. Nun beginnen Sie, geeignete Fragen zu „erfinden". Sprechen Sie erst einmal mit Kolleginnen<br />

und Kollegen anderer Einrichtungen darüber. Vielleicht haben die eine solche Befragung<br />

schon einmal durchgeführt. Dann könnten Sie deren Fragebogen übernehmen oder<br />

diesen nach Ihren Bedürfnissen etwas abwandeln.<br />

4. Wenn es weder in anderen Einrichtungen noch in der Literatur einen passenden Fragebogen<br />

gibt, werden Sie selbst die Fragen konstruieren. Schreiben Sie alle Fragen auf, die Ihnen<br />

als geeignete einfallen. Suchen Sie dann gemeinsam mit Kollegen, diejenigen Fragen heraus,<br />

deren Beantwortung aussagefähige Ergebnisse zu erbringen verspricht.<br />

5. Wie sollen die Befragten später antworten?<br />

Am leichtesten ist es für alle Beteiligten, geschlossene Fragen zu stellen und dazu „Auswahl-Antworten"<br />

vorzugeben, die nur noch angekreuzt werden müssen. Bei den Auswahl-<br />

Antworten sollte man in den meisten Fällen mehr als zwei Möglichkeiten vorgeben (am<br />

besten vier). Bei geschlossenen Fragen mit Auswahl-Antworten sollte immer nur nach einer<br />

Sache gefragt werden; das heißt, vermeiden sie in diesen Fragen das Wort „oder".<br />

196


V. Anhang<br />

6. Je kürzer der Fragebogen ausfällt, desto leichter fällt es den Befragten an der Befragung<br />

teilzunehmen und desto weniger Arbeit haben Sie mit der Auswertung.<br />

7. Vortest (Pre-Test): Geben Sie den Entwurf ihres Fragebogens ca. fünf unterschiedlichen<br />

Besucherinnen und Besuchern. Lassen Sie den Bogen ausfüllen und prüfen Sie, ob der Bogen<br />

unmissverständlich verstanden wurde und brauchbare Ergebnisse bringt.<br />

8. Schreiben Sie an den Anfang des Fragebogens eine kleine Einleitung. Darin erklären Sie,<br />

weshalb die Befragung durchgeführt wird. Weisen Sie darauf hin, dass die Befragung anonym<br />

ist.<br />

9. Wie viele Menschen sollten Sie befragen?<br />

Möglichst alle, die das Thema ihrer Befragung etwas angeht. Sie können sich aber auch<br />

entscheiden, nur an einem Tag (statt eine Woche lang) die Befragung durchzuführen.<br />

Schließlich beabsichtigen Sie nicht, eine wissenschaftliche Untersuchung durchzuführen,<br />

die weltweite Gültigkeit beansprucht. Sie wollen ja nur herausfinden, was Ihre Besucherinnen<br />

und Besucher zu einem bestimmten Thema denken.<br />

10. Geben Sie nach Abschluss der Befragung die Ergebnisse z. B. durch Aushang bekannt<br />

und teilen Sie mit, zu welchen Konsequenzen die Befragung geführt hat.<br />

197


V. Anhang<br />

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