Vertriebssteuerung: „Die PS auf die Straße bringen“ Oder: die ...
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<strong>Vertriebssteuerung</strong>: ÑDie <strong>PS</strong> <strong>auf</strong> <strong>die</strong> Strafle bringenì<br />
<strong>Oder</strong>: <strong>die</strong> Quadratur des Kreises zwischen Kundenorientierung,<br />
Ertragsverbesserung, Kostenreduzierung und Qualit‰tssteigerung in<br />
Banken 1<br />
1. Einleitung und Fragestellungen<br />
2003 war wahrlich kein gutes Jahr f¸r <strong>die</strong> deutsche Bankenlandschaft. Die<br />
Eigenkapitalrentabilit‰t (vor allem bei den Groflbanken) war heftigst<br />
eingebrochen 2 , fast 40.000 Menschen verloren bei Ñden groflen Vierì ihren<br />
Arbeitsplatz 3 , Zins- und Provisions¸bersch¸sse fielen im internationalen<br />
Vergleich 4 ausgesprochen mager aus. In jenem Jahr stellte der Internationale<br />
W‰hrungsfonds (International Monetary Fund) der Vereinten Nationen zum<br />
deutschen Bankenmarkt u.a. fest (vgl. IMF 2003, S. 59):<br />
� Die Zahl der Banken sei im internationalen Vergleich sehr hoch und<br />
zersplittert,<br />
� dar¸ber hinaus seien <strong>die</strong> Banken eher Ñkleinì,<br />
� <strong>die</strong> Profitabilit‰t (z.B. gemessen an der Cost-Income-Ratio) sei in den<br />
vergangenen f¸nf Jahren stark gefallen und lasse sehr zu w¸nschen ¸brig.<br />
Was tun angesichts eines derartigen (fast vernichtenden) Urteils? Glaubt man<br />
den (offenbar hochrangigen) Interviewpartner/innen der Stu<strong>die</strong> einer<br />
Unternehmensberatung, so sind <strong>die</strong> entscheidenden Hebel der notwendigen<br />
Ertragssteigerung eindeutig. Sie fordern (vgl. Booz-Allen-Hamilton/Hering<br />
Schuppener Consulting 2003, S. 3):<br />
1. eine st‰rkere Vertriebsaktivierung,<br />
2. ein risiko- und <strong>auf</strong>wandsgerechtes Pricing,<br />
3. weitere Prozessverschlankungen,<br />
4. eine Reduktion der Produktkomplexit‰t sowie<br />
5. st‰rker leistungsbezogene Anreize.<br />
Dies sei notwendig, um <strong>die</strong> Ñ<strong>PS</strong> <strong>auf</strong> <strong>die</strong> Strafle zu bringenì (ebd.) oder auch, wie<br />
es Duderstadt (2006, S. 8) eher ausdr¸cken w¸rde, <strong>die</strong> Zielgrˆflen der<br />
<strong>Vertriebssteuerung</strong> ÑKund/innen-Orientierungì, ÑQualit‰tssteigerungì,<br />
ÑErtragsverbesserungì und ÑKostensenkungì gleichermaflen zu verfolgen.<br />
Seit dem fast dramatisch anmutenden Jahr 2003 mag sich <strong>die</strong> Situation<br />
stellenweise gebessert haben, zumindest bis zur gegenw‰rtigen spektakul‰ren<br />
Bankenkrise (2007 und 2008), deren Auswirkungen hier <strong>auf</strong>ler Betracht bleiben.<br />
Angesichts der rasanten Entwicklungen im Bankenmarkt bleibt jedenfalls<br />
festzuhalten, dass <strong>die</strong> Ñrichtigeì Steuerung des Vertriebes eine Herausforderung<br />
ist, der man mit immer elaborierteren Methoden beizukommen versucht. Was<br />
aber ist unter dem schillernden Begriff der <strong>Vertriebssteuerung</strong> zu verstehen? Eine<br />
aktuelle Dissertationsschrift definiert <strong>Vertriebssteuerung</strong> wie folgt:<br />
Ñ<strong>Vertriebssteuerung</strong> ist ein geordneter informationsverarbeitender<br />
Prozess zur Durchsetzung, Kontrolle und Sicherung von vorgegebenen<br />
1<br />
Die Autor/innen danken der Hans-Bˆckler-Stiftung f¸r <strong>die</strong> Finanzierung des Projektes Ñ<strong>Vertriebssteuerung</strong> in<br />
Bankenì, dessen erste Ergebnisse hier vorgestellt werden.<br />
2<br />
Nach Angaben der Gewerkschaft Ver.di wiesen <strong>die</strong> Groflbanken 2003 eine Eigenkapitalrentabilit‰t (vor<br />
Steuern) von minus 12,9 % <strong>auf</strong>. Vgl.<br />
http://banken.verdi.de/daten_und_fakten/data/Pr%C3%A4s_Kreditwirtschaft%202005-Notizseiten.pdf, S. 6<br />
[Stand: 20.02.2007, 14:45 Uhr MEZ].<br />
3<br />
Vgl. Booz-Allen-Hamilton/Hering Schuppener Consulting (2003), S. 4.<br />
4<br />
Vgl. etwa Bundesverband Deutscher Banken (2003), S. 13.<br />
1
Zielen im Bereich der betrieblichen Leistungsverwertung. Dabei geht<br />
es prim‰r um <strong>die</strong> zielorientierte Lenkung von Prozessen zur Realisation<br />
gesetzter Vertriebspl‰ne und -ziele und um <strong>die</strong> Lenkung von<br />
Entscheidungs- und Verhaltensprozessen von Vertriebsmitarbeitern zur<br />
Durchsetzung und Sicherung <strong>die</strong>ser Vertriebsziele. Ö Um <strong>die</strong>s<br />
sicherzustellen, sind einzelne Ans‰tze der <strong>Vertriebssteuerung</strong> durch<br />
Vor- und R¸ckkopplungsinformationen in ein entsprechendes<br />
Gesamtsystem zu integrieren, so dass eine optimale Steuerung im<br />
Hinblick <strong>auf</strong> <strong>die</strong> zu erreichenden Unternehmensziele ermˆglicht wirdì<br />
(Duderstadt 2006, S. 7).<br />
Wenn das, was hier formuliert wurde, entsprechend umfassend in <strong>die</strong> Praxis<br />
umgesetzt wird, bleibt bei Vertriebsarbeitspl‰tzen im Retailbanking kein ÑStein<br />
<strong>auf</strong> dem anderenì. Worum geht es dabei? Angestrebt wird ein<br />
1. umfassendes Gesamtsystem, das<br />
2. durch entsprechende, allumfassende IT-Unterst¸tzung flankiert wird,<br />
<strong>die</strong> es ermˆglicht,<br />
3. den gesamten Vertriebsprozess von der Zielfindung bis zum Controlling<br />
von Zielerreichungsgraden<br />
4. optimal zu steuern, dabei<br />
5. nicht zielf¸hrendes Verhalten von Vertriebsmitarbeiter/innen in <strong>die</strong><br />
richtigen Bahnen zu lenken, wobei<br />
6. <strong>die</strong> Ziele, um <strong>die</strong> es hier geht, letztlich vorgegebene ñ und zwar <strong>die</strong><br />
Unternehmensziele ñ sind.<br />
Dabei werden nat¸rlich Ertrags-, Risiko- oder Kostenaspekte ber¸cksichtigt, vom<br />
Anspruch her sollen aber durchaus auch qualitative Gesichtspunkte einflieflen.<br />
Selbstredend sind auch alle am Vertrieb beteiligten Einheiten zu erfassen (vgl.<br />
Duderstadt 2006, S. 7).<br />
Wer einen derart universalen Geltungsbereich skizziert, braucht ein System, das<br />
alle Aspekte ebenso universal zu integrieren in der Lage ist. Einfache Excel-Listen<br />
helfen hier langfristig kaum weiter. Wie ein Ñintegriertes Vertriebssystemì im<br />
‹berblick aussehen kˆnnte, zeigt Abbildung 1.<br />
2
Abbildung 1: Elemente einer integrierten <strong>Vertriebssteuerung</strong><br />
<strong>Vertriebssteuerung</strong>ssystem<br />
Potenzialorientierte<br />
Vertriebs- und<br />
Kundenplanung<br />
Zielsystem<br />
Zielgerichtete<br />
Ressourcenallokation<br />
Unternehmensziele<br />
Vertriebsziele<br />
Vertriebs-<br />
Informationssysteme<br />
Vertriebscontrolling<br />
Strategisches und<br />
operatives<br />
Vertriebscontrolling<br />
Quelle: nach Duderstadt 2006, S. 9)<br />
Ergebnis- und<br />
Aktivit‰tencontrolling<br />
Leistungs-<br />
Anreizsysteme<br />
Neben der entsprechenden (und nicht mehr wegzudenkenden) Spezial-IT braucht<br />
es zus‰tzlich ausgefeilte Planungs- und Organisationsprozesse, sorgf‰ltig<br />
¸berlegte Kennzahlen entlang einer Zielpyramide Ñvon oben nach untenì sowie<br />
ein F¸hrungskonzept (mit entsprechenden Leistungs- und Anreizsystemen), das<br />
geeignet ist, <strong>die</strong> Vertriebsbesch‰ftigten bei der ÑStangeì zu halten. Bei allem ist<br />
unter den Bedingungen eines sich versch‰rfenden Wettbewerbs mit zu bedenken,<br />
dass <strong>die</strong> Qualit‰tsanspr¸che der Kund/innen trotz des hohen Produktivit‰tsdrucks<br />
zielgruppengerecht be<strong>die</strong>nt werden m¸ssen. Nur: Wie soll das in praxi gehen?<br />
Wer ist noch (und mit welchen Mitteln) in der Lage, <strong>die</strong>ses komplexe Geflecht<br />
aus Menschen, Daten und Maschinen zu steuern und zu koordinieren?<br />
Mit <strong>die</strong>sen Fragen befasst sich das Projektteam Ñ<strong>Vertriebssteuerung</strong> in Bankenì<br />
an der Carl von Ossietzky Universit‰t Oldenburg. <strong>Vertriebssteuerung</strong> wird hierbei<br />
als Aushandlungsfeld der Akteure industrieller Beziehungen verstanden, in dem<br />
ein komplexes Zusammenspiel von Steuerungsphilosophien, motivierenden<br />
Leistungsanreizen, Organisation, Controlling und Technik zu verhandeln und<br />
umzusetzen ist. Idealtypisch lassen sich wohl zwei Steuerungsphilosophien<br />
unterscheiden. Die eine geht davon aus, eine Organisation liefle sich<br />
hierarchiegeleitet Ñtop downì lenken, wobei <strong>die</strong> Steuerungshoheit beim Management<br />
liegt. Das Alternativmodell hierzu kˆnnte in der sog. Kontextsteuerung<br />
liegen: Das ¸bergeordnete System beschr‰nkt sich <strong>auf</strong> <strong>die</strong> Setzung von<br />
Rahmenparametern (z. B. ¸ber ein ad‰quates Zielsystem), setzt ansonsten <strong>auf</strong><br />
autonome Selbstorganisation der dezentralen Einheiten und Akteure. Um <strong>die</strong>se<br />
Ñzum Mitmachenì zu bewegen, kˆnnten ihnen z. B. Angebote im Sinne eines<br />
Human Resource Managements gemacht werden, das <strong>die</strong> Arbeitenden als<br />
wichtigen Wettbewerbsfaktor begreift, sie fˆrdert und entwickelt. Zwischen<br />
<strong>die</strong>sen idealtypischen Formen sind in der Praxis viele Varianten denkbar, wobei<br />
<strong>die</strong> verschiedenen Typen von Merkmalskombinationen mit ihren Konsequenzen<br />
f¸r <strong>die</strong> Steuerungsproblematik bzw. <strong>die</strong> Akteure kaum erforscht scheinen. Das<br />
<strong>auf</strong> zwei Jahre angelegte Forschungsprojekt hat sich zum Ziel gesetzt, etwa<br />
folgende Fragen empirisch zu kl‰ren:<br />
Leistungssystem des Vertriebs<br />
3
1. Welches Steuerungsverst‰ndnis ist in den jeweiligen Banken in der<br />
praktischen Umsetzung dominant ñ das so genannte plandeterminierte<br />
Verfahren oder <strong>die</strong> Kontextsteuerung bzw. Zwischenformen von beiden? Sind<br />
spezifische ÑEntwicklungspfadeì erkennbar? Gibt es irgendwo eine quasiomnipotente<br />
Vertriebszentrale, <strong>die</strong> alle F‰den in der Hand beh‰lt, entlang von<br />
detaillierten Pl‰nen und nahezu tayloristischer Arbeitsvorbereitung <strong>die</strong><br />
Prozesse durchorganisiert? <strong>Oder</strong> sucht <strong>die</strong> Praxis das Heil eher in dezentralen<br />
Steuerungsmodellen, bei denen <strong>die</strong> Zentrale vielleicht Rahmendaten setzt, <strong>die</strong><br />
konkrete Ausgestaltung der Vertriebsarbeit eher der Selbstregulierung<br />
dezentraler Einheiten ¸berl‰sst?<br />
2. Welche Reibungen, Widerspr¸che, Fehlanpassungen usw. entstehen zwischen<br />
den Auspr‰gungsformen der Steuerung?<br />
3. Welche Akteure sind bei der Entwicklung, Festlegung und Umsetzung <strong>die</strong>ser<br />
Verfahren eingebunden?<br />
4. Welche Chancen und Risiken bzw. welche Handlungsmˆglichkeiten bergen <strong>die</strong><br />
unterschiedlichen Ans‰tze in der Praxis? Wo liegen (einengende) Grenzen und<br />
wo (ermˆglichende) Spielr‰ume moderner <strong>Vertriebssteuerung</strong>ssysteme?<br />
2. Datengrundlage und Abl<strong>auf</strong> der Untersuchung<br />
Um sich den Grundlagen unterschiedlicher Steuerungskonzeptionen empirisch zu<br />
n‰hern, stand am Beginn der Untersuchung eine bundesweite schriftliche<br />
Erhebung zum Umsetzungsstand des Vertriebscontrollings sowie der daran<br />
gekoppelten mitarbeiter/innen-orientierten Motivationsinstrumente. Diese<br />
Erkenntnisse aus der ÑBreiteì werden derzeit durch Telfoninterviews und<br />
Fallstu<strong>die</strong>n in der ÑTiefeì erg‰nzt. Da <strong>die</strong> Auswertungsarbeiten noch nicht<br />
abgeschlossen sind, kann hier nur ein grober Einblick in erste Ergebnisse der<br />
quantitativen Erhebung vermittelt werden.<br />
Ziel der quantitativen Befragung war es, zun‰chst einen ‹berblick ¸ber den<br />
Status Quo der <strong>Vertriebssteuerung</strong> in allen Ñdrei S‰ulenì des deutschen<br />
Bankensystems zu bekommen. Hierzu galt es zun‰chst, aus der Gesamtzahl von<br />
mehr als 2.000 Kreditbanken, Sparkassen, Landesbanken und<br />
Kreditgenossenschaften eine Auswahl zu treffen. Grundlage hierf¸r waren <strong>die</strong><br />
Angaben in der Hoppenstedt Firmendatenbank, <strong>die</strong> ver.di-Adressdateien zu<br />
Sparkassen und Genossenschaftsbanken sowie <strong>die</strong> Angaben <strong>auf</strong> den<br />
Internetseiten des Bundesverbandes deutscher Banken und der Spitzeninstitute<br />
der Sparkassen und der Genossenschaftsbanken. Wir entschieden uns f¸r eine<br />
Vollerhebung unter den Instituten ab 150 Besch‰ftigten, wobei z. B.<br />
Spezialinstitute mit Sonder<strong>auf</strong>gaben oder Auslandsbanken aus dem Sample<br />
ausgeschlossen wurden. Hintergrund war <strong>die</strong> Vermutung, dass etwa<br />
Spezialinstitute mit abweichenden Steuerungsproblemen zu k‰mpfen haben, in<br />
kleineren Instituten entweder weniger ausgepr‰gte oder aber Ñvon den Groflen<br />
adaptierteì <strong>Vertriebssteuerung</strong>s- und Controllingstrategien zu erwarten w‰ren.<br />
Bereinigt um falsch adressierte bzw. unzustellbare Fragebˆgen wurden letztlich<br />
318 Genossenschaftsbanken, 115 Privatbanken und 383 Sparkassen<br />
angeschrieben. Der R¸ckl<strong>auf</strong> an auswertbaren Fragebˆgen betrug acht private<br />
Gesch‰ftsbanken (7 %), 73 Sparkassen (19 %) und 46 Genossenschaftsbanken<br />
(14,5 %), insgesamt ergibt sich also eine R¸ckl<strong>auf</strong>quote von 15,56 %.<br />
4
3. Ergebnisse<br />
Die Ergebnisse werden hier aggregiert f¸r alle Bankengruppen <strong>auf</strong>gef¸hrt. Die<br />
Bezugsgrˆflen, <strong>die</strong> jeweils mit Ñn = xyì angegeben werden, schwanken etwas,<br />
weil nicht immer alle Fragebˆgen komplett beantwortet wurden. Die jeweils<br />
angegebene Ziffer Ñnì umschreibt somit <strong>die</strong> Zahl der in dem jeweiligen Punkt<br />
auswertbaren Fragebˆgen.<br />
3.1 Strukturelle Befunde<br />
Abbildung 2 zeigt <strong>die</strong> Besch‰ftigtenverteilung innerhalb der antwortenden<br />
Banken und Sparkassen. Die 13 Institute mit weniger als 150 Besch‰ftigten<br />
wurden von der weiteren Analyse ausgeschlossen 5 . Ihre Erhebung <strong>die</strong>nt aber der<br />
Kontrolle, ob der Ausschluss kleinerer Banken das Ergebnis verf‰lscht. Etwa <strong>die</strong><br />
H‰lfte der analysierten Banken hat 150 - 500 Besch‰ftigte, <strong>die</strong> andere H‰lfte<br />
mehr als 500.<br />
Abbildung 2: Besch‰ftigtenzahl der Banken nach Grˆflenklassen<br />
45<br />
40<br />
35<br />
30<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
13<br />
26<br />
Besch‰ftigte<br />
39<br />
Abbildung 3: Struktur der auswertbaren Fragebˆgen mit 150 Besch‰ftigten und<br />
mehr (nach Bankentyp)<br />
73<br />
8<br />
46<br />
Privatbank<br />
GeNobank<br />
Sparkasse<br />
Quelle: Eigene Erhebung (n = 127)<br />
Wir haben nach der Besch‰ftigtenentwicklung in den letzten drei Jahren gefragt.<br />
Deutlich mehr als <strong>die</strong> H‰lfte der Institute hat in <strong>die</strong>ser Zeitspanne <strong>die</strong> Zahl der<br />
Besch‰ftigten reduziert. Nur sehr wenige Institute haben ihre Besch‰ftigtenzahl<br />
erhˆht, was sich in vermutlich nicht wenigen F‰llen auch <strong>auf</strong> Fusionen<br />
zur¸ckf¸hren l‰sst. Die Grˆflenordnung des ÑFusionseffektesì kˆnnen wir nicht<br />
kontrollieren, wir kˆnnen sie <strong>auf</strong>grund von Zusatzinformationen nur als hoch<br />
vermuten.<br />
Abbildung 4: Entwicklung der Besch‰ftigtenzahl in den letzten drei Jahren<br />
45<br />
40<br />
35<br />
30<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
35<br />
41<br />
Besch‰ftigtenentwicklung<br />
38<br />
>= -10% >0 bis -10% 0 >0 bis +10% >= + 10%<br />
Quelle: Eigene Erhebung (n = 126)<br />
Abbildung 5 zeigt <strong>die</strong> Bilanzsummen der Institute, wobei etwas mehr als <strong>die</strong><br />
H‰lfte unter 2 Milliarden Euro Bilanzsumme und etwas weniger als <strong>die</strong> H‰lfte<br />
¸ber 2 Mrd. Euro Bilanzsumme liegen.<br />
10<br />
2<br />
6
Abbildung 5: Bilanzsummen der beteiligten Banken und Sparkassen<br />
45<br />
40<br />
35<br />
30<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
28<br />
42<br />
10<br />
Milliaden<br />
Die Angaben zur Bilanzsummenentwicklung in den letzten drei Jahren werden in<br />
Abbildung 6 wiedergegeben. Nur sehr wenige Institute haben einen R¸ckgang zu<br />
verzeichnen, sehr viele blieben konstant und <strong>die</strong> relative Mehrheit hatte eine<br />
Zunahme der Bilanzsumme im betrachteten Zeitraum zu verzeichnen.<br />
Abbildung 6: Entwicklung der Bilanzsummen in den letzten drei Jahren<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
4<br />
Bilanzsummenentwicklung<br />
10<br />
52<br />
>= -10% >0 bis -10% 0 >0 bis +10% >= + 10%<br />
Quelle: Eigene Erhebung (n = 125)<br />
Im Gegensatz zur Besch‰ftigtenentwicklung kann im Bereich der Filialanzahl in<br />
den letzten drei Jahren (vgl. Abbildung 7) eine relative Konstanz beobachtet<br />
werden. Der noch vor einiger Zeit beobachtete Prozess der Schlieflung von<br />
Filialen scheint damit (vorerst) abgeschlossen zu sein.<br />
40<br />
19<br />
7
Abbildung 7: Entwicklung der Filialanzahl in den letzten drei Jahren<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
21<br />
Entwicklung der Filialanzahl<br />
12<br />
85<br />
>= -10% >0 bis -10% 0 >0 bis +10% >= + 10%<br />
Quelle: Eigene Erhebung (n = 125)<br />
3.2 Vertriebs-Strukturen<br />
Wir haben alsdann nach der Nutzung und Bedeutung verschiedener<br />
Vertriebswege gefragt. Dabei zeigte sich zwar, dass neben der Filiale auch<br />
andere Vertriebswege genutzt werden, <strong>die</strong> Bedeutung des Filialbankings<br />
(gemessen am Anteil des Vertriebsvolumens) aber ¸berragend bleibt. Dies<br />
spiegelt auch <strong>die</strong> Ergebnisse anderer Erhebungen wider, nach der <strong>die</strong> Kund/innen<br />
in Deutschland ihrer Bankfiliale vor Ort grofle Bedeutung zumessen.<br />
Abbildung 8: Nutzung und Bedeutung unterschiedlicher Vertriebswege<br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
Filialbanking<br />
Direktbanking<br />
Internetbanking<br />
Externer<br />
Auflen<strong>die</strong>nst<br />
Quelle: Eigene Erhebung (n = 127)<br />
Vertriebswege und ihre Bedeutung<br />
Sonstige<br />
Wird genutzt?<br />
(Prozent)<br />
1<br />
Bedeutung in Prozent<br />
(Median)<br />
3.3 Controlling und Kennziffern-Einsatz<br />
Art und Umfang des Vertriebscontrollings zu erheben war das Ziel der n‰chsten<br />
Fragen. Dabei haben wir zun‰chst nach der Konsequenz der Umsetzung der<br />
Strategie des Instituts in ein betriebliches Zielsystem gefragt. Zudem baten wir<br />
um eine Einsch‰tzung, ob das Controlling stark ausgepr‰gt ist und ob intensiv<br />
mit Kennzahlen gearbeitet wird.<br />
Die Ergebnisse, wiedergegeben in Abbildung 9, zeigen ein sehr deutlich<br />
ausgepr‰gtes Controlling in den Instituten, wobei <strong>die</strong> konsequente Umsetzung<br />
6<br />
8
der Strategie in ein betriebliches Zielsystem und <strong>die</strong> intensive Nutzung von<br />
Kennziffern geringer ausgepr‰gt, aber noch immer sehr deutlich ist.<br />
Abbildung 9: Ausmafl von Strategieumsetzung, Controllingintensit‰t und<br />
Kennziffernnutzung<br />
120<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
78<br />
41<br />
4<br />
Strategie und Controlling<br />
103<br />
22<br />
Strategische Ziele Ausgepr‰gtes<br />
Controlling<br />
Quelle: Eigene Erhebung (n = 123 ñ 125)<br />
0<br />
79<br />
38<br />
6<br />
Intensive<br />
Kennziffernnutzung<br />
Trifft voll zu<br />
Trifft etwas zu<br />
Trifft gar nicht zu<br />
Anschlieflend haben wir nach dem Einsatz verschiedener Kennziffernkategorien<br />
im Vertriebscontrolling gefragt. Im Ergebnis spielen Kennziffern zu Volumen und<br />
Zahl der verk<strong>auf</strong>ten Produkte, <strong>die</strong> Zahl der Kundengespr‰che, Provisionen und<br />
der Zins¸berschuss <strong>die</strong> grˆflte Rolle in der <strong>Vertriebssteuerung</strong>, w‰hrend<br />
Risikomafle und <strong>die</strong> Kundenzufriedenheit deutlich unterrepr‰sentiert sind.<br />
Abbildung 10: Nutzung von Kennziffern zur <strong>Vertriebssteuerung</strong><br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
Verk<strong>auf</strong>te Produkte<br />
92,9<br />
Kennziffern zur <strong>Vertriebssteuerung</strong> (H‰ufigkeit der Nutzung in Prozent)<br />
Kundengespr‰che<br />
87,4<br />
Neukunden<br />
64,6 62,2<br />
Kundenzahl<br />
Provisionen<br />
85,8<br />
Zins¸berschufl<br />
78,7<br />
Kundenzufriedenheit<br />
52<br />
Deckungsbeitrag<br />
70,1<br />
Risikomafle<br />
Quelle: Eigene Erhebung (n = 127; Mehrfachnennungen mˆglich)<br />
48<br />
Sonstige<br />
9,4<br />
9
Neben der reinen Erhebung der genutzten Kennziffern haben wir zudem nach der<br />
Entwicklung der Ergebnisse in <strong>die</strong>sen Kennziffern in den letzten drei Jahren<br />
gefragt. Dabei zeigte sich ein deutlicher R¸ckgang des Zins¸berschusses<br />
gegen¸ber einer deutlichen Zunahme der Provisionen. Zudem nahmen <strong>die</strong><br />
verk<strong>auf</strong>ten Produkte und <strong>die</strong> Zahl der Kundengespr‰che ebenfalls deutlich zu.<br />
Abbildung 11: Entwicklung der Ergebnisse in den Kennziffern in den letzten drei<br />
Jahren<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
Verk<strong>auf</strong>te Produkte<br />
Entwicklung der Kennziffern in den letzten drei Jahren<br />
(in Prozent)<br />
Kundengespr‰che<br />
Neukunden<br />
Kundenzahl<br />
Provisionen<br />
Zins¸berschufl<br />
Kundenzufriedenheit<br />
Deckungsbeitrag<br />
Risikomafle<br />
stark abgenommen abgenommen gleich geblieben<br />
zugenommen stark zugenommen<br />
Quelle: Eigene Erhebung (n = 11-116)<br />
Sonstige<br />
Die Abbildungen 12 und 13 geben <strong>die</strong> Ebenen wieder, <strong>auf</strong> denen Kennzahlen und<br />
Zielgrˆflen regelm‰flig erhoben und analysiert werden. Es zeigt sich allgemein,<br />
dass ein differenzierter und umfassender (ebenen¸bergreifender)<br />
Controllingansatz <strong>die</strong> Regel ist.<br />
Dabei spielt <strong>die</strong> zentrale Erhebung der Kennzahlen <strong>die</strong> grˆflte Rolle, nahezu<br />
gleich h‰ufig erfolgt <strong>die</strong> Analyse aber auch <strong>auf</strong> der Teamebene. Filiale, regionale<br />
Ebene und der einzelne Mitarbeiter unterliegen in ¸ber 85% der F‰lle dem<br />
regelm‰fligen Controlling.<br />
10
Abbildung 12: Ebenen des Controlling (Angaben in %)<br />
98<br />
96<br />
94<br />
92<br />
90<br />
88<br />
86<br />
84<br />
82<br />
80<br />
86,6<br />
94,5<br />
Controlling Ebenen<br />
89,8<br />
Mitarbeiter Team Filiale Regionale Ebene Zentrale<br />
Quelle: Eigene Erhebung (n = 110-122)<br />
Die Frage nach der H‰ufigkeit der Erhebung und Analyse der Kennzahlen ergibt<br />
ein etwas ver‰ndertes Bild. Die Intensit‰t ist am st‰rksten ausgepr‰gt <strong>auf</strong> der<br />
Mitarbeiter/innen- und der Teamebene, wo in ¸ber einem Drittel der F‰lle<br />
wˆchentlich, wenn nicht gar (in wenigen F‰llen) t‰glich Kennziffern erhoben und<br />
analysiert werden. Am h‰ufigsten wird aber zu ¸ber 50% der Nennungen <strong>auf</strong><br />
allen Ebenen im Monatsrhythmus analysiert.<br />
Abbildung 13: H‰ufigkeit des Controllings <strong>auf</strong> unterschiedlichen Ebenen<br />
(Angaben in %, Mehrfachnennung mˆglich)<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
H‰ufigkeit der Analyse<br />
Mitarbeiter Team Filiale Regionale<br />
Ebene<br />
Quelle: Eigene Erhebung (n = 110-122)<br />
3.4 Steuerungsinstrumente und -konzepte<br />
86,6<br />
Zentrale<br />
96,1<br />
t‰glich<br />
wˆchentlich<br />
monatlich<br />
viertelj‰hrlich<br />
halbj‰hrlich<br />
j‰hrlich<br />
Wir haben sodann nach dem Einsatz verschiedener Steuerungsinstrumente im<br />
Vertrieb gefragt und um eine Einsch‰tzung des Erfolgs der eingesetzten<br />
Maflnahme gebeten, sofern Erfahrungen hierzu vorliegen. Wie in Abbildung 14<br />
ersichtlich, spielen Zielvereinbarungen, Benchmarkings und spezielle<br />
Arbeitsgruppen <strong>die</strong> grˆflte Rolle, gefolgt von individuellen Anreizsystemen. Dabei<br />
wurde jedoch h‰ufiger handschriftlich <strong>auf</strong> den rein formalen Charakter der<br />
11
Zielvereinbarungen verwiesen, <strong>die</strong> sich in der Praxis als Zielvorgaben darstellten.<br />
Andere Verfahren, wie z. B. <strong>die</strong> Analyse und Bewertung der Kundenzufriedenheit,<br />
spielen nur in etwas mehr als der H‰lfte der Institute eine Rolle.<br />
Abbildung 14: Einsatz von Steuerungsinstrumenten im Vertrieb (Angaben in %,<br />
Mehrfachnennungen)<br />
Verbundprodukte<br />
Verhaltensrichtlinien<br />
KennzahlenSchulung<br />
Benchmarking<br />
Kundenzufriedenheit<br />
Spezielle Arbeitsgruppen<br />
Zielvereinbarungen<br />
Anreize Team<br />
Anreizsysteme<br />
Vertrauensarbeitszeit<br />
Profitcenter<br />
Instrumenteneinsatz im Vertrieb (Prozent)<br />
36,5<br />
34,1<br />
41,3<br />
52,4<br />
55,1<br />
50,4<br />
56,7<br />
76,4<br />
82,5<br />
82,7<br />
91,3<br />
0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100<br />
Quelle: Eigene Erhebung (n = 127); zur Bedeutung der Schlagworte:<br />
- Provisionen f¸r Vermittlung von Verbundprodukten<br />
- Verhaltensrichtlinien f¸r Vertriebs-Mitarbeiter/innen im<br />
Umgang mit Kund/innen<br />
- Schulung der Vertriebs-Mitarbeiter/innen im Umgang mit<br />
Kennzahlen<br />
- Ergebnisvergleich der Filialen im Sinne eines Benchmarking<br />
- Analysen der Kundenzufriedenheit<br />
- Einsatz spezieller Arbeitsgruppen (z. B. Qualit‰tszirkel,<br />
Projektgruppen)<br />
- Einsatz von Zielvereinbarungen<br />
- Anreize speziell f¸r Teams<br />
- Steuerung der Vertriebs-Mitarbeiter/innen durch Leistungs-<br />
Anreizsysteme<br />
- Einsatz der sog. Vertrauens-Arbeitszeit<br />
- Steuerung der Vertriebseinheiten nach dem Profit-Center-<br />
Prinzip<br />
Als eher erfolgreiche Instrumente (vgl. Abb. 15) werden von den befragten<br />
Betriebs- und Personalr‰ten <strong>die</strong> Vertrauensarbeitszeit (<strong>die</strong> aber vergleichsweise<br />
selten zum Einsatz kommt) und Anreize <strong>auf</strong> Teamebene benannt, w‰hrend<br />
Anreizsysteme <strong>auf</strong> der Ebene der Mitarbeiter/innen eine <strong>auf</strong>fallend starke<br />
Spreizung zwischen positiver und negativer Bewertung <strong>auf</strong>weisen. Der Einsatz<br />
individueller Anreizsysteme in mehr als drei Viertel der Institute zeugt von der<br />
hohen Bedeutung, <strong>die</strong> <strong>die</strong>ser Art Ñmarktlicherì Steuerung beigemessen wird. Die<br />
sehr ambivalente Bewertung durch <strong>die</strong> befragten Betriebs- und Personalr‰te<br />
l‰sst unseres Erachtens <strong>die</strong> Problematik der mit individueller Anreizsetzung<br />
verbundenen individuellen Leistungsmessung und -zuordnung auch im Hinblick<br />
<strong>auf</strong> ihre betriebliche oder/und tarifliche Normierung <strong>auf</strong>scheinen. Betrachtet man<br />
12
<strong>die</strong> positive Bewertung von Provisionen f¸r den Verk<strong>auf</strong> von Verbundprodukten,<br />
<strong>die</strong> als Ñon-top Bezahlungì bezeichnet werden kˆnnen, so liegt <strong>die</strong> Vermutung<br />
nahe, dass (individuelle) Anreizsysteme dann negativ betrachtet werden, wenn<br />
Sie lange Zeit regul‰re (Ñfixeì) Entgeltanteile durch variable Entgeltbestandteile<br />
ersetzen.<br />
Abbildung 15: Erfolg der eingesetzten Steuerungsinstrumente im Vertrieb<br />
(Angaben in %)<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
Profitcenter<br />
Vertrauensarbeitszeit<br />
Erfolg von Steuerungsinstrumenten im Vertrieb<br />
(jeweils prozentualer Anteil der Antworten pro Instrument)<br />
Anreizsysteme<br />
Anreize Team<br />
Zielvereinbarungen<br />
Spezielle Arbeitsgruppen<br />
Kundenzufriedenheit<br />
Benchmarking<br />
KennzahlenSchulung<br />
Verhaltensrichtlinien<br />
nicht erfolgreich wenig erfolgreich teils/teils eher erfolgreich sehr erfolgreich<br />
Quelle: Eigene Erhebung (Angaben in %; n = 42-111)<br />
Verbundprodukte<br />
Schliefllich haben wir <strong>auf</strong> einem Kontinuum <strong>die</strong> Einsch‰tzungen zu Teilaspekten<br />
der betrieblichen Steuerung erfragt, deren Ergebnisse in der nachfolgenden<br />
Abbildung wiedergegeben werden. Dabei stehen in wechselndem Rhythmus <strong>die</strong><br />
Aussagen <strong>auf</strong> einer Seite f¸r Indikatoren der plandeterminierten, <strong>die</strong> <strong>auf</strong> der<br />
jeweils anderen Seite f¸r solche der Kontextsteuerung. Deutlich werden, in<br />
gewissem Widerspruch zur Zielìvereinbarungì, <strong>die</strong> Betonung der Zielvorgaben<br />
und <strong>die</strong> starke Strukturierung der Vertriebsarbeit. Diese Tendenz wird begleitet<br />
von einer intensiven Vorgabe des Technikeinsatzes ohne grofle Spielr‰ume f¸r<br />
<strong>die</strong> Mitarbeiter/innen. Die meisten Befragten stimmen der These in der Tendenz<br />
zu, dass der Technikeinsatz zu einer Verminderung der Freiheitsgrade der<br />
Mitarbeiter/innen f¸hrt.<br />
Die Entscheidungsprozesse sind deutlich zentralisiert und der Aufwand f¸r<br />
Planung/Budgetierung und Controlling wird als hoch wahrgenommen.<br />
Zusammenfassend l‰sst sich mit einiger Berechtigung empirische Evidenz f¸r <strong>die</strong><br />
These der Industrialisierung der Ñnormalenì Vertriebsarbeit im Bereich der<br />
deutschen Banken und Sparkassen feststellen.<br />
13
Abbildung 16: Aussagen zu Details der betrieblichen Steuerungsphilosophien<br />
(Angaben <strong>auf</strong> eine 5-er Skala zwischen gegens‰tzlichen Items, angegeben ist der<br />
jeweilige arithmetische Mittelwert) l<br />
Die Vertriebsziele werden von oben vorgegeben.<br />
Die Beratert‰tigkeit ist stark spezialisiert.<br />
Die VertriebsMA werden aktiv <strong>auf</strong>gefordert, in<br />
ihrem Bereich ¸ber Verbesserungen<br />
nachzudenken.<br />
Die Gesch‰ftsabl‰ufe sind stark strukturiert und<br />
vorgegeben.<br />
Die FilialMA werden nur ¸ber Ziele und Ergebnisse<br />
gesteuert, der Weg bleibt ihnen freigestellt.<br />
In unserem Institut wird <strong>die</strong> Teamleistung betont.<br />
Unter den MA im Betrieb wird durch <strong>die</strong><br />
F¸hrungskr‰fte ein starkes Konkurrenzverh‰ltnis<br />
<strong>auf</strong>gebaut.<br />
Die VertriebsMA werden ¸ber wichtige<br />
ƒnderungen in ihrem Bereich fr¸hzeitig informiert.<br />
Die Personalf¸hrung in den Filialen ist kooperativ.<br />
Die eingesetzte Technik f¸hrt zu einer Erhˆhung<br />
der Freiheitsgrade der MA.<br />
Die Art und Weise des Technikeinsatzes ist stark<br />
vorgegeben.<br />
Die Entscheidungsprozesse sind zentralisiert.<br />
Der in unserem Institut betriebene Aufwand f¸r<br />
Planung/Budgetierung/Controlling ist sehr hoch<br />
Quelle: Eigene Erhebung (n = 127)<br />
Abbildung 16: Steuerungsphilosophien<br />
1 2 3 4 5<br />
1,542<br />
1,588<br />
2,009<br />
2,12<br />
1,977<br />
2,655<br />
2,857<br />
2,896<br />
2,746<br />
2,801<br />
3,236<br />
3,401<br />
3,619<br />
Die Vertriebsziele werden unter Beteiligung<br />
der MA vereinbart.<br />
Bei uns arbeiten im Vertrieb Generalisten.<br />
Verbesserungsvorschl‰ge der MA spielen<br />
keine Rolle.<br />
Die Gesch‰ftsabl‰ufe sind nicht stark<br />
strukturiert und vorgegeben.<br />
Den FilialMA wird recht genau vorgegeben,<br />
wie sie ihre Ziele und Ergebnissse erreichen<br />
sollen.<br />
In unserem Institut wird <strong>die</strong> Einzelleistung<br />
betont.<br />
Die F¸hrungskr‰fte bem¸hen sich um ein<br />
kollegiales Klima.<br />
Die VertriebsMA werden bei wichtigen<br />
ƒnderungen vor vollendete Tatsachen gestellt.<br />
Die Personalf¸hrung in den Filialen ist<br />
autorit‰r.<br />
Die eingesetzte Technik f¸hrt zu einer<br />
Verminderung der Freiheitsgrade der MA.<br />
Auf <strong>die</strong> Art und Weise des Technikeinsatzes<br />
kˆnnen <strong>die</strong> Filialen Einfluss nehmen.<br />
Die Entscheidungsprozesse sind<br />
dezentralisiert.<br />
Der in unserem Institut betriebene Aufwand f¸r<br />
Planung/Budgetierung/Controlling ist sehr<br />
niedrig.<br />
14
4. Erste Interpretation der Ergebnisse<br />
In struktureller Hinsicht hat unsere Erhebung zun‰chst den Befund ergeben, dass<br />
<strong>die</strong> Besch‰ftigtenzahl in den befragten Banken in den letzten Jahren weiter<br />
zur¸ckgegangen ist. Die wenigen Antworten, <strong>die</strong> <strong>auf</strong> eine Erhˆhung der Zahl der<br />
Mitarbeiter/innen hinausl<strong>auf</strong>en, sind mˆglicherweise <strong>auf</strong> Fusionseffekte<br />
zur¸ckzuf¸hren. Der Prozess der Reduktion der Zahl der Filialen ist indes nach<br />
unseren Ergebnissen zu einem (zumindest vorl‰ufigen) Ende gekommen.<br />
In den Vertriebsstrukturen hat sich zwar der Ansatz des Ñmultichannellingì, <strong>die</strong><br />
parallele Nutzung mehrerer Vertriebskan‰le, fest etabliert, es zeigt sich aber<br />
nach wie vor eine alles ¸berragende Bedeutung des klassischen Filialbankings.<br />
Wie nicht anders zu erwarten, hat <strong>die</strong> Untersuchung klar ergeben, dass in den<br />
Instituten mit hohem Aufwand ausgefeilte Planungs-, Ziel- und<br />
Controllingsysteme praktiziert werden. Es werden in der Regel intensive,<br />
ausdifferenzierte Kennzahlensysteme eingesetzt (insbesondere <strong>auf</strong> der Basis von<br />
Umsatzgrˆflen). Fast ¸berall (in ca. 95% der Institute) werden <strong>die</strong> als relevant<br />
erachteten Kennzahlen bis <strong>auf</strong> <strong>die</strong> Teamebene herunter gebrochen; in ¸ber 85%<br />
der F‰lle geht <strong>die</strong>ser Prozess sogar noch weiter bis <strong>auf</strong> <strong>die</strong> Ebene der einzelnen<br />
Mitarbeiter/innen im Vertrieb.<br />
Unsere Befunde zeigen auch, dass <strong>die</strong> Kennzahlen intensiv Ñnachgehaltenì und<br />
kontrolliert werden, zumeist monatlich, in ¸ber einem Drittel der F‰lle sogar im<br />
Wochenrhythmus, in wenigen F‰llen t‰glich.<br />
Unsere Resultate haben im Hinblick <strong>auf</strong> den Einsatz von Steuerungsinstrumenten<br />
des Weiteren gezeigt, dass am h‰ufigsten mit Zielvereinbarungen und<br />
Benchmarkings gearbeitet wird.<br />
Die Befunde zeigen zwar den verbreiteten Einsatz Ñmarktlicherì<br />
Steuerungsverfahren, allerdings l‰sst sich daraus nicht <strong>auf</strong> eine tats‰chliche<br />
Zur¸ckdr‰ngung des plandeterminierten Steuerungsansatzes schlieflen. Denn <strong>die</strong><br />
Untersuchung offenbart recht klar, dass sich hinter dem Etikett der<br />
Zielìvereinbarungì zumindest im Vertrieb wohl eher strikte Zielvorgaben Ñvon<br />
obenì verbergen und dass <strong>die</strong> Abl‰ufe in bester tayloristischer Manier stark<br />
strukturiert und den Mitarbeiter/innen, Teams und Filialen vorgegeben sind. Die<br />
Entscheidungsprozesse werden von der klaren Mehrheit der Befragten als<br />
Ñzentralisiertì charakterisiert. Ein deutlicher Trend in Richtung plandeterminierter<br />
Steuerung zeigt sich auch in der Technik, <strong>die</strong> nach unseren Resultaten als strikt<br />
reglementierend und wenig Freiheitsgrade zulassend wahrgenommen wird. Die<br />
Beratert‰tigkeit wird als eher spezialisiert denn Ñgeneralisiertì beschrieben. Eine<br />
fr¸hzeitige Information der Vertriebsmitarbeiter/innen ¸ber Ver‰nderungen in<br />
ihrem Bereich wird eher verneint.<br />
Allerdings haben wir auch bescheidene Ans‰tze der Kontextsteuerung <strong>auf</strong>zeigen<br />
kˆnnen, <strong>die</strong> aber jeweils in unseren Befunden nicht sehr stark ausgepr‰gt waren.<br />
Das Prinzip des Steuerns mit Rahmenparametern und <strong>die</strong> St‰rkung einer<br />
Ñmarktlichenì Koordination sind in den Ergebnissen erkennbar: Im hohen<br />
Stellenwert von Zielen, ebenso in der Bedeutung des ÑBenchmarkingì wie in den<br />
ƒuflerungen, wonach <strong>die</strong> Konkurrenzverh‰ltnisse zwischen den einzelnen<br />
Mitarbeiter/innen durchaus gegeben sind (z. B. Betonung der Einzelleistung).<br />
Selbstorganisation, Mitarbeiterorientierung und ein Wertlegen <strong>auf</strong> gute,<br />
motivierende Arbeitsbedingungen sind jedoch Ansatzpunkte, <strong>die</strong> bestenfalls in<br />
Spuren ñ sozusagen mit der Lupe ñ zu erkennen sind.<br />
Dass den Mitarbeiter/innen der Weg der Zielerreichung freigestellt sei (im<br />
Gegensatz zu einem genauen Vorschreiben des ÑWieì der Zielerreichung), wurde<br />
immerhin in einer leichten Tendenz wahrgenommen. Dies l‰sst <strong>auf</strong> das<br />
Vorhandensein gewisser, aber sicher auch nicht unbegrenzter<br />
Handlungsspielr‰ume schlieflen.<br />
15
Uneinheitlich waren auch <strong>die</strong> Aussagen zur Personalf¸hrung in den Filialen: Eine<br />
leichte Mehrheit neigt eher der Wahrnehmung zu, dass F¸hrungskr‰fte ein<br />
Konkurrenzverh‰ltnis unter den Mitarbeiter/innen (statt eines kollegialen Klimas)<br />
<strong>auf</strong>bauen. In fast identischer Grˆflenordnung wird <strong>die</strong> Personalf¸hrung in den<br />
Filialen aber eher als kooperativ denn als autorit‰r angesehen. Womˆglich deutet<br />
sich hier ein gewisses Missverh‰ltnis zwischen der Personalf¸hrung in den Filialen<br />
und der ¸berˆrtlichen F¸hrungskultur jenseits der Filiale an.<br />
Man kann res¸mieren, dass keine klaren Konturen zu erkennen sind, <strong>die</strong> in<br />
Richtung <strong>auf</strong> ein einheitliches Steuerungsmodell, plandeterminiert oder<br />
kontextorientiert, weisen.<br />
Es wird schon deutlich, dass <strong>die</strong> marktorientierten Elemente aus der<br />
Kontextsteuerung im Arsenal der Lenkungsmechanismen inzwischen im<br />
Filialvertrieb der Banken fest verankert sind. Dies f¸hrt aber nach unseren<br />
Resultaten nicht zu einer Zur¸ckdr‰ngung der klassischen plandeterminierten<br />
Steuerung anhand von straffen, auch bis ins Detail gehenden Pl‰nen und<br />
Vorgaben.<br />
Es sieht so aus, dass man anstatt eines konsistenten Steuerungskonzeptes einen<br />
Ansatz von ‹ber-Steuerung aus den Befunden herauslesen kann. Die<br />
Mitarbeiter/innen werden sozusagen von allen Seiten und ¸ber verschiedene<br />
Mechanismen gelenkt - wahrscheinlich gerade wegen <strong>die</strong>ser Dichte und<br />
Vielschichtigkeit mit der Konsequenz, dass ein doppeltes Druckpotenzial <strong>auf</strong> sie<br />
entsteht.<br />
Die Vertriebsbesch‰ftigten stehen nach wie vor unter der direkten Kontrolle und<br />
Personalf¸hrung der Vorgesetzten. Sie haben sich den Routinen und dem Takt<br />
der EDV-Systeme ohne Wenn und Aber unterzuordnen und wohl auch exakte, bis<br />
ins Detail gehende und fremd gesetzte Vorgaben und Pl‰ne f¸r ihre<br />
Vertriebsarbeit zu befolgen. Es gibt keine Evidenz f¸r <strong>die</strong> Annahme, dass <strong>die</strong><br />
tayloristische Idee der Steuerung, wie bisweilen gern behauptet, ÑSchnee von<br />
gesternì sei.<br />
Zugleich wurden Systeme marktlicher Steuerung <strong>auf</strong>gelegt, <strong>die</strong> mittels<br />
engmaschiger Ziele mit paralleler Controlling-Unterf¸tterung, Etablierung von<br />
Konkurrenzmechanismen zwischen einzelnen Mitarbeiter/innen und/oder<br />
Vertriebsteams sowie wettbewerbsanalogen ÑBenchmarkingsì funktionieren.<br />
Dieser R‰son unterliegen auch <strong>die</strong> Vorgesetzten in den Filialen und anderen<br />
Einheiten (z. B. Bereichen) unmittelbar, so dass sich <strong>die</strong>se wiederum genˆtigt<br />
sehen mˆgen, mittels Gebrauch des (Direktions-) Rechtes ¸ber Vorgaben,<br />
ÑRapportsì der Mitarbeiter/innen, ggf. sogar Weisungen direkt-klassisch zu<br />
steuern.<br />
Dies sind Versuche, <strong>die</strong> nicht homogenen Ergebnisse unserer Breitenerhebung im<br />
Lichte unserer Untersuchungsfragestellung zu interpretieren. Ein klareres Bild<br />
ergibt sich aber erst im Zusammenspiel mit anderen Erhebungen, <strong>die</strong> wir in Form<br />
von Interviews und vertiefenden Fallstu<strong>die</strong>n durchf¸hren.<br />
16
Literatur:<br />
Booz-Allen-Hamilton/Hering Schuppener Consulting (2003): Was kommt nach<br />
dem Abschwung? Wege zur Ertragssteigerung im Retail-Banking. Frankfurt;<br />
M¸nchen. URL: http://www.boozallen.com/media/file/134546.pdf [letzter<br />
Zugriff: 03.07.2008, 15:00 Uhr MESZ].<br />
Bundesverband Deutscher Banken (2003): Das deutsche Bankensystem unter<br />
der Lupe des Internationalen W‰hrungsfonds (IWF). Berlin. URL:<br />
http://www.bankenverband.de/pic/artikelpic/122003/BroDFA-2003-12-11-<br />
IWF.pdf [letzter Zugriff: 03.07.2008, 15:25 Uhr MESZ].<br />
Duderstadt, Stefan (2006): Wertorientierte <strong>Vertriebssteuerung</strong> durch<br />
ganzheitliches Vertriebscontrolling. Konzeption f¸r das Retail-Banking.<br />
Wiesbaden: DUV.<br />
IMF [International Monetary Fund] (2003): IMF Country Report No. 03/342.<br />
Germany: Selected Issues. Washington, D. C. URL:<br />
http://www.imf.org/external/pubs/cat/longres.cfm?sk=16997.0 [letzter<br />
Zugriff: 03.07.2008, 15:10 Uhr MESZ].<br />
Persˆnliche Angaben<br />
Thomas Breisig, Prof. Dr. rer. pol., Dipl. Kfm., Professor f¸r<br />
Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Organisation und Personal, an der Carl<br />
von Ossietzky Universit‰t Oldenburg. Arbeitsgebiete: Moderne Ans‰tze zur<br />
Personalbeurteilung und -auswahl (Mitarbeiter/innen-Gespr‰che,<br />
Zielvereinbarungen, Assessment Center), Personalentwicklung; Betriebliches<br />
Leistungsmanagement; leistungs- und erfolgsbezogene Verg¸tungskonzepte. Email:<br />
Thomas.Breisig@uni-oldenburg.de<br />
Michael Ebeling, Dipl.-÷konom, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Fachgebiet von<br />
Prof. Dr. Breisig und am Johann Heinrich von Th¸nen-Institut, Arbeitsgebiete:<br />
Empirische Wirtschafts- und Sozialforschung, Institutionenˆkonomik,<br />
Fischereiˆkonomie. E-mail: MichaelEbeling@t-online.de.<br />
Susanne Kˆnig, Dr. rer. pol., Dipl.-Kffr., Dipl.-Hdl., ehemalige wissenschaftliche<br />
Mitarbeiterin im Fachgebiet von Prof. Dr. Breisig. Arbeitsgebiete: Fragen der<br />
Personalentwicklung, empirische Sozialforschung, Personal- und<br />
Organisationstheorien, psychologische Vertr‰ge, Qualit‰tsmanagement an<br />
Hochschulen. E-mail: Susanne.Koenig@uni-vechta.de<br />
Mette Rehling, Dr. rer. pol., Dipl.-Kffr., ehemalige wissenschaftliche Mitarbeiterin<br />
im Fachgebiet von Prof. Dr. Breisig. Arbeitsgebiete: Fragen der<br />
Personalentwicklung, Evaluation und ÑWirkungsmessungì von PE, empirische<br />
Sozialforschung, Personal- und Organisationstheorien, Qualit‰tsmanagement an<br />
Hochschulen. E-mail: Mette.Rehling@uni-vechta.de.<br />
17