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AM ENDE DES TAGES - Austrianfilm

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ZITATE „<strong>AM</strong> <strong>ENDE</strong> <strong>DES</strong> <strong>TAGES</strong>“„Das kann am Ende des Tages ein Kompromiss sein, solange gewährleistet bleibt,dass ein Studium nicht zum Privileg einiger Weniger verkommt.“Michael Häupl am 1.2.2011 zum Thema Studiengebühren„Die Republik hat klar gemacht, dass wir am Ende des Tages dabei sind.“Finanzminister Josef Pröll am 11.12.2009 über die Hypo Rettung„Am Ende des Tages siegen Modernität und Zukunftsgeist“Zaha Hadid am 5.4.2011 im Standard„Am Ende des Tages gewinnt man genauso oft, wie man verliert.“Markus Rogan nach den olympischen Spielen in Peking„Ich denke, dass am Ende des Tages die erfolgreiche Politik dafür spricht, sie auchfortzusetzen.“CDU-Generalsekretär Hermann Gröhe am 21.3.2011„Am Ende des Tages ist es die Gier, die sich durchsetzt.“Headline über eine Diskussionsrunde von Börsenexperten im Wirtschaftsblatt am25.6.2010„Am Ende des Tages wird der Betrieb der Spitäler aber billiger sein.“Wiener Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely„Das kann am Ende des Tages auch mit Hilfe von Kernkraft erzeugter Strom sein.“Dr. Errit Schlossberger, Finanzexperte am 16.3.2011 Finanznachrichten„Die deutsche Singspielindustrie darbt. Am Ende des Tages können nur heiße Stoffewie das Obama-Musical neue Hoffnung bringen.“nachrichten.finanztreff.de – zitiert auf www.wissenslogs.de am 8.4. 20105


LANGINHALT<strong>AM</strong> <strong>ENDE</strong> <strong>DES</strong> <strong>TAGES</strong>Robert (Simon Schwarz) ist ein eloquenter Politiker, dessen Karriere steil bergaufgeht und der kurz davor steht, in den Nationalrat gewählt zu werden. Seine FrauKatharina (Anna Unterberger) ist eine anerkannte Restauratorin aus reichem Hause.Die beiden erwarten ein Baby und freuen sich auf ihre wunderbare gemeinsameZukunft. Katharinas Eltern besitzen eine moderne Villa in Tirol, wohin das Paar beistrahlendem Sonnenschein aufbricht, . um dort vor dem anstrengenden Wahlkampfnoch ein romantisches Wochenende zu verbringen. Während sie schäkernd überdem Namen ihres Kindes diskutieren, bemerkt Robert einen scheinbaren Verfolgerund setzt zu einem riskanten Fahrmanöver an. Nach einer kurzen Jagd auf derAutobahn stoppen sie kurz nach einer Abfahrt, um sich nach diesem Schock zuberuhigen. Wie aus dem Nichts taucht der Typ von vorhin beim Wasserlassen nebenRobert auf. Er gibt sich als ehemaliger Jugendfreund Wolfgang (Nicholas Ofczarek)zu erkennen. In einer Raststätte plaudert er ein bisschen aus der Schule seinesverpfuschten Lebens und scheint mit einem Zeitungsausschnitt über Robert, den erzufällig dabei hat, zunächst mehr Fan als gefährlich zu sein. Noch posiert manfreundlich fürs Foto und trennt sich gut gelaunt, während aus Wolfgangs Auto KlausPrünsters „Wunder-Wunderwelt“ dröhnt. Katharina glaubt allen Erklärungen Robertsfür das seltsame Benehmen seines Freundes. Spätestens auf halber Strecke inSalzburg beginnt das Geschehen skurril zu werden. Wolfgang trägt Frauenschuhe.Katharina hört von Wolfgang den Namen Manuela, nach dem sie ihren Mann fragensoll. In der Hoffnung, den Verfolger endlich abschütteln zu können, ändert Robert dieFahrtroute, doch Wolfgangs blaues Auto taucht schon wieder auf. Nach und nachbegreift Katharina, dass Robert und Wolfgang mehr verbindet als nur ein paarJungenddummheiten. Sie arrangiert ein Essen zu dritt. Im verabredeten Wirtshauserscheint Wolfgang nun komplett in Frauenkleidern und macht weitere Andeutungenüber eine alte Geschichte. Das Verschwinden der kleinen Manuela vor 23 Jahren hatihn zu einem psychischen Wrack gemacht, während Robert das dunkle Geheimniserfolgreich verdrängt hat. Mit seiner Schuld aus der Vergangenheit konfrontiert,versucht Robert immer noch die Wahrheit vor Katharina zu verheimlichen. Robertsscheinbar ehrliche Erklärungsversuche lassen Katharina noch an eine positiveBewältigung glauben. Robert verliert, in immer kürzeren Abständen die Nerven. Jekurviger und steiler die Straßen werden, je näher sie zum Haus im Hochgebirgekommen, desto größer wird die Absturzgefahr für den angehenden Spitzenpolitiker.Sein immer öfter kehrender Stehsatz „Ich hab’s im Griff“ wird zur jämmerlichenWorthülse, das Finale in den Tiroler Bergen unvermeidbar. Am Ende dieses Tagesist nichts mehr so, wie es vorher war.Ein optisch kulinarischer Thriller über Politik, Verdrängung und Verrat. Ein intensivesKammerspiel on the road, musikalisch veredelt von Franz Hautzingers sparsam undpunktgenau eingesetzter Musik.6


PETER PAYER – DREHBUCH UND REGIEGeboren 1964 in Wien. Lebt und arbeitet in Wien und im Burgenland.FILMOGRAPHIEREGIE KINO<strong>AM</strong> <strong>ENDE</strong> <strong>DES</strong> <strong>TAGES</strong> 2011 A PrismafilmThrillerMit Simon Schwarz, Anna Unterberger und Nicholas OfczarekFREIGESPROCHEN 2007 A/ LUX /D Lotusfilms / Irisproduction / BavariaInternationalDrama, Literaturverfilmung nach Ö.v.HORVATHMit Frank Giering, Lavinia Wilson, Corinna Harfouch, Andre Jung...VILLA HENRIETTE 2004 A/ CH Minifilm / Maximage / LotusfilmsKomödie, Familienfilm, nach Christine NÖSTLINGERMit Cornelia Froboess, Hannah Tiefengraber, Nina Petri, Lars Rudolph, BrankoSamarovski...RAVIOLI 2003 A arge heimat (auch Produzent: Peter Payer)Tragikomödie nach Alfred DORFERMit Alfred Dorfer, Gertraud Jesserer, Branko Samarovski...UNTERSUCHUNG AN MÄDELN 1999 A DorfilmDrama, Literaturverfilmung nach Albert DRACHMit Anna Thalbach, Elke Winkens, Max Tidof, Otto Sander...REGIE TV (Auswahl)ALEX FM 2005 MTV D mementofilms/ SerienpilotfilmDIE NICHTE UND DER TOD 2002 ORF/RTL cultfilm/ ThrillerTATORT 2000 ARD/ORF KrimiDAS J<strong>AM</strong>BALAYASYNDROM 1998 ORF Dorfilm/ RoadmovieKNICKERBOCKERBANDE 1997 ORF/PRO 7 Dorfilm/ KinderfilmTHE CAVE 1997 ORF MusikfilmDO IT 1995/96 ORF museum in progress / Clipserie mit Yoko Ono, Dave StewartDIE ZEIT 1995 ORF FilmessayDREHBUCH (Auswahl)SONNENKIND<strong>AM</strong> <strong>ENDE</strong> <strong>DES</strong> <strong>TAGES</strong> CoautorFREIGESPROCHENCARETTA CARETTADAS J<strong>AM</strong>BALAYASYNDROMRAVIOLI CoautorUNTERSUCHUNG AN MÄDELN CoautorDIE NICHTE UND DER TOD Coautor7


Simon Schwarz BIOGRAFIEGeboren 1971 in Wien. Lebt in Berlin.Neben einer Tanzausbildung im Klassischen Ballett nahm er Schauspielunterricht ander Zürcher Anne Woolliams Schule und besuchte die Hochschule fürSchauspielkunst Ernst Busch. 1998 bekam er jeweils als bester Nachwuchsdarstellerden Max-Ophüls-Preis sowie beim Festivale de Genéve in DIE SIEBTELBAUERN,Regie Stefan Ruzowitzky, und erlangte nicht zuletzt als Ko-Kiberer von WolfgangBöck in der TV-Serie „TRAUTMANN“ (2000-2005, Regie Thomas Roth) und alsPartner von Josef Hader in den „Brenner“-Krimis große Bekanntheit.Filmografie2011 WEIHNACHTSENGEL KÜSST MAN NICHT TV-Film - Regie Michael Kreihsl2011 MEINE SCHWESTER TV-Film - Regie Sascha Bigler2011 VATERTAG TV-Film - Regie Michi Riebl2010 LOCAL HEROES Kinofilm - Regie Henning Backhaus2010 TATORT: AUSGELÖSCHT TV-Film/Reihe - Regie Harald Sicheritz2010 <strong>AM</strong> <strong>ENDE</strong> <strong>DES</strong> <strong>TAGES</strong> Kinofilm - Regie Peter Payer2010 KOTTAN ERMITTELT - RIEN NE VA PLUS Kinofilm - Regie Peter Patzak2009 DIE MUTPROBE TV-Film - Regie Holger Barthel2009 DER KOMMISSAR UND DAS MEER TV-Film-Reihe - Regie Thomas Roth2009 TIGERTE<strong>AM</strong> - DER BERG DER 1000 DRACHEN Kinofilm - Regie PeterGersina2009 MÖRDER AUF <strong>AM</strong>RUM TV-Film - Regie Markus Imboden2008 BURNT BY THE SUN 2 Kinofilm - Regie Nikita Mikhalkov2008 PROTEKTOR Kinofilm - Regie Marek Najbrt2008 GEORGE TABORIS MEIN K<strong>AM</strong>PF Kinofilm - Regie Urs Odermatt2008 DER KNOCHENMANN Kinofilm - Regie Wolfgang Murnberger2007 NACHTSCHICHT - BLUTIGE STADT TV-Film/Reihe - Regie Lars Becker2007 RÄUBER KNEISSL Kinofilm - Regie Marcus H. Rosenmüller2007 NORDWAND Kinofilm D/A/CH - Regie Philipp Stölzl2007 TATORT - Granit TV-Film/Reihe - Regie Fabian Eder2006 SCHWERE JUNGS Kinofilm - Regie Marcus H. Rosenmüller2006 DAS HERZ IST EIN DUNKLER WALD Kinofilm - Regie Nicolette Krebitz2004 CRASH TEST DUMMIES Kinofilm - Regie Jörg Kalt2004 FREMDE HAUT Kinofilm - Regie Angelina Maccarone2003 SILENTIUM Kinofilm - Regie Wolfgang Murnberger2002 AD<strong>AM</strong> UND EVA Kinofilm - Regie Paul Harather2001 VOLLGAS Kinofilm - Regie Sabine Derflinger2001 NINAS GESCHICHTE Kinofilm - Regie Joseph Orr2001 IKARUS Kinofilm - Regie Bernhard Weirather2001 DIE KATZENFRAU TV-Film - Regie Martin Enlen2000-2005 TRAUTMANN TV-Reihe - Regie Harald Sicheritz, Thomas Roth2000 KOMM, SÜSSER TOD Kinofilm - Regie Wolfgang Murnberger2000 STORNO Kinofilm - Regie Elke Weber-Moore2000 RICHTUNG ZUKUNFT DURCH DIE NACHT Kinofilm - Regie Jörg Kalt2000 ZWÖLFELÄUTEN TV-Film - Regie Harald Sicheritz1999 ANATOMIE Kinofilm - Regie Stefan Ruzowitzky1999 DER SOMMER MIT BOILER TV-Film - Regie Anna Justice1999 WANTED Kinofilm - Regie Harald Sicheritz8


1999 LIEBESLUDER Kinofilm - Regie Detlev Buck1999 DIE GOTTESANBETERIN Kinofilm - Regie Paul Harather1998 DREI MIT HERZ TV-Serie - Regie Käthe Kratz, Martin Gies1998 DER SCHANDFLECK TV-Zweiteiler - Regie Julian Pölsler1998 UNTERSUCHUNG AN MÄDELN Kinofilm - Regie Peter Payer1997 DIE SIEBTELBAUERN Kinofilm - Regie Stefan Ruzowitzky1996 TEMPO Kinofilm - Regie Stefan Ruzowitzky 9


Nicholas Ofczarek BIOGRAFIEGeboren 1971 in Wien als Sohn zweier Opernsänger. Lebt in Berlin.SeineSchauspielausbildung machte er am Konservatorium der Stadt Wien. Sein erstesEngagement führte ihn von 1991 bis 1994 an das Theater in der Drachengasse undzum Theater der Jugend; anschließend wurde er von Claus Peymann ans WienerBurgtheater verpflichtet, dessen Ensemble er bis heute angehört. Er trat an derWiener Staatsoper und bei den Salzburger Festspielen in Stücken wie „Leonce undLena“, „Die Jungfrau von Orleans“, „Don Carlos“, „Höllenangst“ und „Die Entführungaus dem Serail“ auf. 1999 erhielt er die Kainz-Medaille, 2004 wurde ihm der WienerSchauspielring verliehen, 2005 und 2006 gewann er den Nestroypreis. Im Sommer2009 führte Nicholas Ofczarek erstmals selbst Regie und inszenierte bei denFestspielen in Reichenau Arthur Schnitzlers „Spiel im Morgengrauen“. Seit 2010 ister als Jedermann bei den Salzburger Festspielen zu erleben.Filmografie2011 Am Ende des Tages, Regie Peter Payer2011 Jesus liebt mich, Regie Vivian Naefe2010 Der Sommer der Gaukler, Regie Marcus H. Rosenmüller2010 Der letzte Weynfeldt, Regie Alain Gsponer2010 Tatort „Operation Hiob“, Regie Nikolaus Leytner2008 Sennentuntschi, Regie Michael Steiner2008 Falco – verdammt, wir leben noch, Regie: Thomas Roth2007 Die Geschworene, Regie: Nikolaus Leytner2006 Schwere Jungs, Regie Marcus H. Rosenmüller2006 Nur keine Wellen, Regie Harald Sicheritz2005 Mutig in die neuen Zeiten – Im Reich der Reblaus, Regie Harald Sicheritz2003 Jetzt erst recht Regie Michael Kreihsl2003 Polterabend, Regie Julian Pölsler2002 Ravioli, Regie Peter Payer2002 Himmel, Polt und Hölle, Regie Julian Pölsler2001 Blumen für Polt, Regie Julian Pölsler2000 Vino Santo, Regie Xaver Schwarzenberger1999 Nordrand, Regie Barbara Albert1999 Untersuchung an Mädeln, Regie Peter Payer10


Anna Unterberger BIOGRAFIEGeboren 1985 in Bozen kam die Südtirolerin durch ihre Mutter, eineTheaterpädagogin, schon früh mit Schauspiel in Berührung. Ihre Ausbildung erhieltsie 2005-2009 am Konservatorium Wien, 2007/08 spielte sie im Theater in derDrachengasse und anschließend bei den Sommerfestspielen Kottingbrunn. Seit 2008gab es auch die ersten Filmrollen. Von 2009 bis 2011 ist sie Ensemblemitglied imSalzburger Landestheater, gewinnt 2009 den Fidelio-NachwuchswettbewerbInterpretation und übersiedelt im Sommer 2011 nach Berlin..Filmografie2010 Am Ende des Tages, Regie Peter Payer2009 Jud Süss - Film ohne Gewissen, Regie Oskar Roehler2008 Mein Kampf, Regie Urs Odermatt11


„Ich mag diese Einheit von Raum und Zeit sehr“Gespräch mit Peter PayerWas bedeutet die Entscheidung einen Film innerhalb von 24 Stunden spielen zulassen, für den Dreh?Sie beeinflusst einfach alles: In der Drehbuchphase muss man die Figuren inwenigen Momenten, die gleichzeitig die Handlung weitertreiben sollen, etablieren.Beim Proben ist zu berücksichtigen, dass die Schauspieler Sekundenanschlüssehalten müssen, obwohl sich die Dreharbeiten über mehrere Wochen ziehen.Beim Dreh selbst beeinflusst sie die Auflösung der Szenen und die Kameraarbeitmassiv. Dazu kommt, dass es eine Bewegung durch einen Tag und quer durchÖsterreich gibt. Eine bestimmte Wetterstimmung wie zum Beispiel eine gewisseDüsternis zu einem Zeitpunkt, wo sie noch nicht geplant wäre, kann durchausbereichernd sein, aber die Übergänge müssen halbwegs zusammenpassen. Das isteine Herausforderung, aber auch sehr spannend. Ich mag diese Einheit von Raumund Zeit sehr. In diesem Fall sind die beiden Autos der Raum, der sich durch einenZeitraum von 24 Stunden bewegt.Was bedeutet das für das Tempo?Man muss irgendwann ein Tempo vorgeben beziehungsweise den Rhythmus gutgetaktet weiterführen. Wenn man diesen Takt verlässt, dann natürlich auch im Spielbegründet. Jede Spannung lebt ja auch von Pausen und Rhythmuswechsel.Trotzdem muss man die Strecke von A nach B hinter sich bringen, was wiederumdurch den einen oder anderen kulinarischen Aspekt in Bild und Grundrhythmusunterstützt wird.Von A nach B bedeutet in dem Fall von Wien nach Westen, vom Flachland in dieBerge, Landschaft und Natur spielen eine große Rolle, welche Symbolik hat das?Wenn diese Geschichte in Österreich spielt, und es ist ein Thriller, wo es am Endedes Tages ans Eingemachte geht, dann muss sich das auch in der Landschaftwiderspiegeln. Das ist in Österreich – da wir das Meer nicht haben – nur imhochalpinen Bereich möglich. Interessant wird es – auch visuell für die Geschichte -jenseits der Baumgrenze. Da passt dass Silvrettagebiet auf der Tiroler Seitewunderbar und es ist glaubwürdig, dass man sich dort auf 2000 Meter Höhe noch aufeiner Straße nicht auf einer Schotterstraße bewegt,, und die Berge noch einmal um1000 Meter an steigen.Welche Rolle spielt Salzburg?Das liegt auf der Stecke ziemlich genau auf dem Mittelpunkt, und es im Verhältniszur Autobahn und Landstraßen urban. Die Geschichte beginnt sich dort extrem zuwenden. Die Protagonisten sind sozusagen ein letztes Mal in der Zivilisation, wo esneutrale Passanten gibt, die sie beobachten. Salzburg ist ideal als Mittel- undAngelpunkt der Geschichte. Geografisch betrachtet stimmt das auch ziemlich genau.12


Wenn man an Filme wie „Untersuchung an Mädeln“ oder die Horváth-Verfilmung„Freigesprochen“ denkt, scheint Schuld und Sühne als Themenkomplex für Sie sehrwichtig zu sein. Das Thema liegt diesem Film ebenfalls zugrunde.Im Unterschied zu anderen Geschichten über Schuld schauen wir den Protagonistenim Jetzt zu, was eine alte Schuld mit ihnen gemacht hat, also wo sie heute nachzwanzig Jahren Verdrängung – der eine hat sich damit arrangiert, der andere hat eszwanzig Jahre nicht geschafft, damit fertig zu werden - stehen, aber das in einer fürdie Zuschauenden völlig ahnungslosen Situation. Das macht es für jeden spiegelbar,denn jeder Mensch hat im Laufe seines Lebens mal „die Unschuld verloren“.Wir sehen alle Facetten der Schuldbearbeitung: Der eine verdrängt, der anderenimmt die Schuld nicht mehr wahr, und das gelingt ihm auch. Es ist sehrungewöhnlich, eine Figur herzuzeigen, die es wirklich geschafft hat, zu verdrängen.Die Geschichte ist eine alltägliche, aber die Fallhöhe ist es nicht.Von einem wahnsinnig glücklichen Paar bis zum Desaster ist keine alltäglicheFallhöhe.Es geht um einen Politiker, der in Simmering aufgewachsen ist…Das Soziotop des Politikers, das beschrieben wird, ist ein sozialdemokratischangelehntes, aber ohne konkrete Anbindung. Mitte der 80er Jahre war Simmering eintiefroter Bezirk, da kann man sich etwas ausrechnen, wenn man will. Wir erwähnendas jedoch nicht - nicht weil wir uns neutral halten wollen, sondern weil wir es fürirrelevant halten. Was damals passiert ist, könnte überall passieren und hat mit einergesellschaftspolitischen Haltung nichts zu tun, sondern mit Machtstreben undAbhängigkeiten, mit Positionen und Wegen, die man für sich selbst wählt bzw. mit 15noch nicht abschätzen kann.Die Geschichte könnte also überall passiert sein, hat sie auch etwas spezifischÖsterreichisches?Als Thriller funktioniert der Film natürlich nach internationalem Verständnis. Aber ichhoffe schon, dass er etwas spezifisch Österreichisches hat. Das Agieren der Figurenzum Beispiel, dass einer mit seiner Verdrängung überhaupt so weit kommt.Minderwertigkeitskomplexe sind zum Beispiel zutiefst österreichisch. Die Form, wieder Politiker im Film versucht, jedes Problem für lösbar zu halten, wenn man ein„bisschen die korrekten Wege verlässt“, ist etwas sehr Österreichisches. Nicht dasses woanders keine kriminellen Ecken in den Seelen von Menschen gibt, aber derVersuch, sich da schwimmend zu bewegen, ist etwas, das uns sehr nahe ist – undauch der Versuch, immer noch eine Art Verzweiflungshumor davor zu stellen, alsodie Gnadenlosigkeit des Alltags. Die ist ja oft sehr lustig – für den Außenstehenden.Nicholas Ofczarek muss über eine weite Strecke in Frauenkleidern agieren, ist ihmdas leicht gefallen?Er hat schnell verstanden, dass er für seinen Jugendkumpel nach und nach zumSpiegelbild wird für die Geschehnisse, die damals gemeinsam verbrochen wurden.Da gehört das halt dazu, dass er sich langsam in diese Mädchenfigur verwandelt,soweit das halt mit dem Körper eines Nicholas Ofczarek möglich ist. Das hat13


natürlich auch einen gewissen Reiz. Er hat das mit großer Spielfreude und Würdegetragen, auch unwürdigen Situationen wie zum Beisppiel mit durchsichtigenNetzstrümpfen auf einem Holzstoß zu stehen und von unten fotografiert zu werden.„Am Endes des Tages“ ist ein relativ rasant fahrendes Kammerspiel mitüberschaubarem Cast, wie sind Sie mit den Schauspielern herangegangen?Drei Personen, zwei Autos, ein Straße von Wien nach Tirol. Es gibt bis auf ein paarganz wenige Momente nur die drei Figuren. Wir sind wie an ein Theaterstückherangegangen, haben wochenlang mit fertigem Text geprobt und den Filmszenenweise durchgespielt. Wir hatten sozusagen zwei richtige Aufführungen vordem allerersten Drehtag. Das hat alle drei Darsteller total motiviert und begeistert.Besser kann man nicht in eine Dreh gehen, wenn alle drei es auch so sehen undwollen, wenn dieses Dreieck sich ständig in Bewegung hält und gemeinsamVariationen entwickelt, nicht jeder seine Figur nur für sich. Es war ein Vergnügen, mitden dreien zu drehen.Wie ist es zu der bemerkenswerten Filmmusik gekommen ?Filmmusik ist für mich immer ein bisschen schwierig. Einerseits möchte ich alsPublikum nicht, dass mir gesagt wird, was ich empfinden soll, und das passiert beiFilmen ganz oft über die Musik. Andererseits hat sie eine erzählerische Komponente,auf die zu verzichten nicht immer klug ist.In diesem Fall fährt jemand ein paar Stunden Auto, also wird irgendeine Form vonakustischer Begleitung sein müssen. Der Verfolger benutzt Musik als quasiEinstimmung in seine Verwandlung. In dem einen Auto ist es ein Ö1-Tag, im andereneine 80er Jahre-Reministenz an die frühe Popelektronik. Um das nicht alleine stehenzu lassen, und dem damit ein Gewicht zu geben, das dramaturgisch zu groß wäre,habe ich relativ spät in der Entwicklungsphase des Projekts Franz Hautzingereingebunden.Es haben sich unabhängig von einander zwei Assoziationen von uns überschnitten:„Fahrstuhl zum Schafott“ und Miles Davis in der Herangehensweise (hier wurdewochenlang die Musik im Studio live dazu gespielt, während der Film projeziertwurde) und als Leitgedanke, was Rhythmus und Bewegung betrifft, ist uns beiden„Riders On the Storm“ von den Doors eingefallen. Mit diesen zwei Antipoden im Kopfsind wir ins Studio gegangen und haben in der Besetzung Bassgitarre, Schlagwerkund Trompete eine Live-Symphonie dazugespielt. Hautzinger ist z. B. mit 80 kmh aufder Landstraße gefahren, hat die Abstände von den Lichtmasten gemessen und dasals Takt genommen. Man spürt also selbst, wenn es nur ein Ton ist, der 30Sekunden drüberliegt, wie die Lichtmasten vorbeizischen. Interessanterweise sindfast alle Teile, die im Film sind, gleich bei der ersten Session herausgekommen.14


„Eine volle Flasche kann nur noch überlaufen“Gespräch mit Simon SchwarzWeniger verbreitet als das allgemeine Phänomen des Politikers, der verdrängt, istdiese extreme Fallhöhe der Figur, die Sie spielen, wie sehen Sie das?Wenn man einen realen Fall nimmt wie zu Guttenberg, kann man schon von einerziemlichen Fallhöhe sprechen. Aber wir sprechen von einem Film, von Fiktion, damuss es schnell gehen. Für mich als Schauspieler ist der Zeitraum egal. Für denRegisseur ist es wahrscheinlich nicht egal, auch nicht für den Zuschauer. Deremotionale Druck auf meine gespielte Person erhöht sich nicht dadurch, dass dieZeit komprimierter ist.Sie müssen beim Spielen immer auf einem Level sein, wirkt sich das nicht doch aufdie Arbeit aus?Natürlich ist dieser Druck da, aber es ist ein so elementares Problem, das Robertbekommt, dass der Druck nicht abnehmen würde, selbst wenn er von dem Verfolgerzwei Wochen nichts hörte. Dieses elementare Problem arbeitet so sehr in ihm – dasist wie bei einer Flasche, die voll ist. Wenn sie voll ist, ist sie voll, sie läuft zwarirgendwann über, aber mehr als überlaufen kann sie nicht.Denkt man an diesen „neuen“ Typus des Politikers, diesen Sunnyboy, der Robert zuBeginn noch ist, was ist das für ein Mensch, wie würden Sie Ihre Figurcharakterisieren?Verdrängung hat etwas mit dieser Figur zu tun, aber sie lebt nicht nur von ihr. Roberthat aber kein Verdrängungsproblem im psychischen Sinn. Er hat etwas getan, wasnicht in Ordnung war, was er zweifellos auch weiß, aber er hat damit abgeschlossen.Das Thema ist für ihn erledigt, das hat er beschlossen, und er will es wirklich bessermachen. Ich will keinem Politiker ein Verbrechen unterstellen, ich glaube, dass eseine Unzahl von Politikern gibt, die sich Dinge schön reden, die Sachen gemachthaben, die wirklich nicht in Ordnung sind und trotzdem ehrlich der Meinung sind,dass sie nichts Böses getan haben. Robert hat sich auch immer richtig verhalten zuder Situation, in der er gerade war.Er kommt aus einer schwierigen Familie, war sozial nicht gut aufgehoben in seinerJungend, was er vielleicht auch manchmal als Ausrede benutzt hat. In dieserSituation hat er versucht, das Beste daraus zu machen, und das war, dass erplötzlich Geld verdienen konnte, Dann hat er etwas extrem Krasses erlebt underkannt, dass das nicht gut war, aber er sah keine Alternative. Für mich alsSchauspieler ist es nicht der Job zu beurteilen, ob die Figur gut oder böse ist. Das istder Job des Zuschauers. Ich muss eine Emotion dazu finden und eine Haltung zudieser Situation einnehmen.Die Tatsache, dass er Politiker ist, scheint in mehrfacher Weise wichtig zu sein: ersteht in der Öffentlichkeit und muss großes Interesse haben, alles unentdeckt zulassen. Er setzt aber auch auf seine Macherqualitäten. Wie weit spielt dieses Macht-Management mit?15


Dieses „Ich hab’s in Griff“ und das Irgendwie-mit-der-Situation-umgehen-müssen hatetwas Archaisches. Es wird ihm ja auch irgendwie vorgeworfen, dass er dietreibende Kraft war. Er ist ein Alphatier, und das war er auch früher. Dafür sprichtauch, dass er damals aus der Situation herauskam und daraus auch noch profitierenkonnte - wie ein Aasfresser, der etwas davon hat, dass er das getötete Tier auchnoch fressen und daraus noch Kraft tanken kann. Diese archaische Kraft, ist für michals Schauspieler interessant, weil ich sie für den Zuschauer auch ganz positivdarstellen kann, so wie dieser Robert am Anfang des Filmes ganz sympathischrüberkommt. Als Wähler vermissen wir ja diese Typen, die diese Stärke ausstrahlenund uns eine Vision geben. Solche Menschen, die diesen Trieb haben, ganz nachoben zu kommen oder für sich ständig etwas verändern wollen, können so etwas gutvermitteln. Es ist aber immer dieselbe Kraft, die wir als Zuschauer am Anfang alspositiv empfinden, nach und nach als negativ, dann als unangenehm, und schließlichsogar als absurd.Gibt es einen Punkt, an dem Robert begreift, dass er nicht mehr heraus kommt?Nein. Zwischendurch gibt es vielleicht einen Moment, wo er denkt, er hat das Spielverloren, ,aber schließlich übernimmt das Alphatier wieder, und glaubt bis zumSchluss nicht, dass er dieses Spiel verliert. Er ist bestenfalls überrascht, dass seineFrau Katharina irgendwann nicht mehr mitzieht. Er selbst gibt nie auf, er sieht dieChancenlosigkeit nicht.Ist es nicht auch ein Film darüber, was eine Liebe alles aushält?Zweifellos, aber schauspielerisch betrachtet mehr aus der Situation der Frau. Für sieist die Liebe sicher das größere Thema in dem Film als für meine Figur. Klar liebtRobert seine Frau, aber wo es so archaisch zugeht, muss die Liebe wahrscheinlichirgendwann auf der Strecke bleiben. Sie wird austauschbar gegen Macht und Stärke,die für diese Art von Mensch der größere Motor sind als Liebe. Für mich persönlichwäre wahrscheinlich die Liebe der größere Motor, aber da bin ich vielleicht zu weich,zu schwach…Ein Roadmovie einerseits, ein Kammerspiel andererseits, ist so eine intensive Arbeitzu dritt stressig?Nein, je weniger Schauspieler am Set sind, desto entspannter ist es prinzipiell. Ichwürde auch nicht sagen, dass man sich intensiver einlässt, nur weil man zu drittspielt. Man lässt sich immer so intensiv wie möglich ein. Auch wenn ich mit 15Darstellern zusammen spiele, sind nicht alle 15 meine direkten Bezugspersonen.Klar ist es eine intensive Zeit, aber das hat nichts mit dem Dreh oder damit, dass wirnur drei Schauspieler sind, zu tun.Waren sie durch das intensive Proben vor dem Dreh näher am Theater?Wir hatten keine durchgespielte Hauptprobe, sondern die einzelnen Szenen. EineProbesituation kann man nicht 1:1 auf den Film übertragen. Am Theater probt man ineinem künstlichen Umfeld und steht dann auf der Bühne auch in einem künstlichenUmfeld, beim Film nicht, auch wenn Scheinwerfer da sind. Die Berge nimmst Dubeim Drehen anders war. Mir geht es zumindest so, dass alles rundherum mitspielen16


muss. Der Kies unter meinen Füßen, oder das Gras, spielt mit. Wenn ich mit einemRuderboot auf den See hinausfahre, löst das etwas anderes aus, weil ich es in demMoment auch in der Realität tue. Es ist nie Lüge, was ich mache beziehungsweisedarf es nie Lüge sein. Insofern kann beim Film die Probesituation nur sein, dass maneine emotionale Einstellung zur Szene bekommt. Darüber hinaus kann man noch anden Dialogen feilen. Bei den intensiven Dialogproben vor dem Dreh können sichsogar noch Wendungen ergeben, die im Buch anders waren.Wenn die realen Dinge so stark mitspielen, wie weit hat Sie die landschaftlicheVeränderung beeinflusst?Als Mittel und als Genre ist es wichtig für den Film, wenn es in den Bergen düstererwird, sich alles zuspitzt und die Straßen steigender und enger werden.Für mich als Schauspieler ist das nicht so relevant, gerade in diesem Film nicht. Ichhabe nicht den Eindruck, dass die Berge die Figur zusätzlich bedrohen könnten.Robert sieht ja in diesen Bergen vielleicht eher den Erholcharakter und die Freude,die er mit diesem Ferienhaus verbindet.17


„Die grausamsten Dinge spielen sich in der schönsten Natur ab“Gespräch mit Nicholas OfczarekWolfgang ist ein Störenfried in der Idylle zweier Mensche, wie würden Sie selbstdiese Figur beschreiben?Stören tut er deswegen, weil er keinen Widerpart bekommt, keine Antwort. Deshalbmuss er immer weiter gehen, um sein Ziel zu erreichen. Er sagt zumindest, dass esihm nicht um die Zerstörung des anderen geht, sondern darum, dass der seinepolitischen Funktionen nicht wahrnehmen kann. Letztendlich will er die absoluteZerstörung und erhofft sich, dass es ihm dadurch besser geht. Es ist immer dieFrage, was die Menschen behaupten und was sie wirklich wollen. Für mich ist dervollkommen okay. Der Mensch für sich ist vollkommen davon überzeugt, dass er imRecht ist. Von außen besehen ist er es auch, er will einfach Gerechtigkeit. EinBisschen spät nur. Natürlich stellt sich die Frage, ob ihm dadurch Gerechtigkeitwiderfährt, ob seine Wunden dann geheilt sind, ich stelle das in Frage.Hat er die Karriere seines ehemaligen Komplizen verfolgt seit der Jugend, oder ist erzufällig auf ihn gestoßen, weil Robert vor dem Sprung in die Spitzen der Politik steht?Wenn er die Karriere verfolgt hat, warum wartet er dann so lang? Nein, ich glaube, erhat einen totalen Absturz erlebt, in Drogen, in Alkohol, er muss einen solchen Weggegangen sein, sonst wäre er schon früher auf Robert getroffen. Man erfährt voneinem Entzug und von einem total gescheiterten Leben. Man erfährt, dass er jetzttrocken ist, aber er muss sich mit der alten Geschichte und dem ehemaligen Habererrecht manisch beschäftigt haben.Wie weit spielt Verdrängung eine Rolle bei ihm?Es geht vor allem um Verdrängung! Ein sehr österreichisches Thema, übrigens. DieFrage ist, ob es wirklich spezifisch österreichisch ist, ob es nicht ein zutiefstmenschliches Thema ist. Verdrängen ist eigentlich eine Überlebensstrategie.Es geht auch um Kumpanei, um ein – auch wenn es nicht gesagt wird -sozialdemokratisch gefärbtes Soziotop, wo Politiker glauben sich bedienen zukönnen und bedient zu werden. Klarerweise gibt es das nicht nur in Österreich, aberist dieser schlampige Umgang damit typisch österreichisch?Wenn man sich die Politiker generell anschaut, dann hat das sehr viel mit heute zutun. Ich glaube, dass es in sehr vielen Ländern so zugeht, dass wir gar nicht wissen,was da alles abgeht. Die Frage ist, ob man in der Politik tatsächlich nach obenkommt, wenn man immer seinen Idealen folgt, immer das Richtige tut, ich bezweifledas schwer. Der schlampige Umgang hat nicht direkt etwas mit Österreich zu tun,aber es gibt ja den weltweiten Korruptionsbericht, da liegt Österreich ziemlich weitvorne.Abgesehen von Robert als Figur eines Politikers, ist es ein politischer Film?18


Ja. Jeder Film sollte irgendwie politisch sein, gewisse Macht-Mechanismen,Platitüden innere und äußere Wertesysteme aufzeigend: Was lebt ein Politikertatsächlich in seiner politischen Funktion und welcher Plattitüden bedient er sich?insofern ist der Film sehr politisch.Es ist auch Film über Geschlechterrollen, der auch einen gewissen Humor pflegt,was das männliche Geschlecht betrifft. Immer wenn Robert sagt: „Ich hab’ alles imGriff“, weiß man, dass nichts davon ist der Fall ist, es nur mehr den Bach runter gehtund noch schlimmer wird, werden hier Männerrollen hinterfragt?Die gehören andauernd hinterfragt. Das hat mit unserem immer noch extrempatriachalen System zu tun. Allein dass in einem westlichen mitteleuropäischen Staatnoch immer diese Diskussion geführt werden muss, wie Frauen auch in Vorständevon großen Wirtschaftsbetrieben hineinkommen, das ist ja absurd, dass das immernoch ein Problem ist. Und dass wir Männer uns wahrscheinlich nur deswegen sostark fühlen, weil wir all diese Positionen ausfüllen und deshalb behaupten, wir wärendas starke Geschlecht, was wir definitiv nicht sind.Apropos: die Hälfte des Filmes spielen Sie in Frauenkleidern, wie war das Gefühl?Wolfgang geht es nicht darum, sich als Frau zu fühlen. Er will Robert, also einenPolitiker, in der Öffentlichkeit diskreditieren, seinen ehemaligen Freund zu einemVerhalten zu zwingen. Es geht mehr um das Instrument als um die Mann-Fraurolle,auch um eine Eskalation, indem er immer radikaler wird in der Wahl seiner Mittel.Ich persönlich mag ja so etwas sehr gern. Ich sag immer, ich mache diesen Beruf nurwegen dem Verkleiden, nein, so etwas ist ein gefundenes Fressen für einenSchauspieler!Eine seltsame Situation erlebte ich zum Beispiel in Salzburg: Ich stand auf demMozartsteg, mit Mädchenschuhen, aber sonst noch normal gekleidet, nur einenOhrring hatte ich, und die Lippen waren geschminkt. Das war mitten in derJedermann-Spielzeit, und eine Frau, die mich nicht erkannte, hat sich neben michhingestellt, mich voller Verachtung angeschaut und gesagt: „Waschen Sie sicheigentlich?“ Das ist schon irre, mit welcher Todesverachtung die Menschenreagieren. Aber ansonsten macht das einfach Spaß.Inwieweit muss man als Schauspieler bedenken, dass alles innerhalb eines Tagesspielt., dass es eine so Enge Einheit in der Zeit gibt?Man denkt darüber nach, und es gibt keine großen Entwicklungen zu spielen, wiewenn etwas innerhalb eines Jahres spielt oder innerhalb von ein paar Wochen. Esgibt aber auch im Leben solche Tage, da ist man den ganzen Tag auf 180, dann istman wieder Wochen lang auf einem ganz anderen Level. Man muss diesen ganzenTag als Extremsituation nehmen - zumindest für meine Figur. Dann rechtfertigt sichdas auch.Was macht so ein intensives Kammerspiel mit einem Schauspieler?Der Beruf hat auch etwas mit Angst und sich gegenseitig nicht kennen zu tun. Dannsind gewisse Intima zu spielen, Freundschaft ist zum Beispiel eines davon, dasschwer zu spielen ist. Wenn man sich aber kennt und 12 stunden am Tag19


miteinander arbeitet, am nächsten Tag wieder mit denselben Personen zu tun hat,dann ist das sehr angenehm, fühlt sich irgendwie heimisch an.Wie sehr spielt die Landschaft mit?Die Landschaft wird immer pittoresker, je weiter es westwärts geht. Dagegen wird dieThematik immer rauer, immer bestialischer, und das ist ein Kontrast: Diegrausamsten Dinge spielen sich in der schönsten Natur hat. Ob das jetzt eineSymbolik hat, nein, ich glaube, es geht um einen ziemlich starken Kontrast zwischenInnenwelt und Außenwelt.Peter Payer sagt: es ist u. a. auch ein Film darüber, was Liebe aushält, ist das für Sieso?Ja, ich kann nur sagen: Ja!Ungewöhnlich war die intensive Probenarbeit vorher.Die war sehr hilfreich. Wir haben in den zwei Wochen Texte zum Teil ausgedünnt,weil man gewisse Dinge auch einfach spielen kann, die man nicht aussprechenmuss.Ist man mit dieser Form der Erarbeitung näher am Theater?Nein, der Probenprozess beim Theater will und soll noch viel mehr Irrwege gehen.Man probiert viele Extreme aus, die dann auf der Bühne nie sichtbar sind. Filmarbeitist wesentlich zielgerichteter. Man probiert weniger aus, arbeitet mehr auf die Essenzhin. Es hilft, dass man sicherer und klarer wird. Letztendlich hat Filmarbeit mitTheaterarbeit sehr wenig zu tun.„Am Ende des Tages“ ist nicht der erste Film mit Peter Payer, wie würden Sie seinenStil, seine Art Filme zu machen, beschreiben?Er arbeitet wahnsinnig unterschiedlich. Mit einer enormen Ruhe und Klarheit, aberdie Filme sind überhaupt nicht mit einander vergleichbar und die Figuren, die ich beiihm gespielt habe, auch nicht. Es ist eine sehr konsequente, ruhige, klaredisziplinierte Arbeit, mit sehr viel Herzblut von ihm drin und eine sehr angstfreie. Wirsind beide drauf gekommen, dass er eigentlich der Regisseur ist, mit dem ich in denletzten 15 Jahren die meisten Filme gedreht habe. Und die waren wirklich sehrunterschiedlich.Ein zentrales Thema bei Peter Payer ist wohl Schuld und Sühne.Das ist ein Grundthema der Menschheit. Aufarbeiten von Schuld, wie lang ist manschuld? Kann man Schuld irgendwann auflösen? Kann man Schuld transformieren,oder bleibt die einfach? Hat man noch eine Chance? Und er beantwortet dieseFragen nicht. Es ist Sache des Zusehers bei sich selbst nachzuschauen. Peter stelltdie Fragen einfach so hin. Es gibt keine moralische Antwort. Die muss man sichselbst geben.20


Glaubt Wolfgang nicht, dass so etwas wie ein Prozess der Sühne möglich ist, wennRobert alles zugibt?Er behauptet das zumindest. Genugtuung wäre wohl da, aber die hält meistens sehrkurz .Ich bezweifle, dass er erleichtert wäre und so etwas wie eine Erlösungstattfindet, dass überhaupt etwas gelöst wäre, weil es letztendlich nicht gut zumachen ist.21


„Katharina ist ja eine kleine Sozialromantikerin“Gespräch mit Anna UnterbergerWas ist Katharina für eine Frau?Sie ist Restauratorin aus gutem Haus, eine Millionärstochter aus Innsbruck. Sie istseit kurzem mit Robert verheiratet und erwartet ein Kind. Das sind die Fakten. IhrVater ist nicht so begeistert von dem Mann, den sie sich ausgesucht hat, weil er ausschlechten Verhältnissen stammt. Aber sie ist eine Frau, die weiß, was sie will, undsie interessiert sich für das, was da war. Sie geht dem nach, egal, was ihre Elterndazu sagen.Sie entdeckt nach und nach Roberts dunkle Seite, wann ist der Moment, wo siewirklich an der Lauterkeit ihres Mannes zweifelt?Man kann keinen bestimmten Punkt festmachen. Es ist eher wie bei einer Zwiebel:Sie zieht eine Schicht ab, wenn sie skeptisch wird, wird aber von Robert wiederberuhigt. Dann kommt die nächste Schicht, und sie vertraut wieder, bis die nächsteSchicht zum Vorschein kommt. Sie glaubt immer wieder ans Gute und vertraut auchihrem Mann bis fast zum Schluss. Im dramaturgischen Spannungsbogen durfte dasMisstrauen nicht schon zu früh die Beziehung kaputt machen. Es war uns wichtig,dass sie immer wieder zusammenfinden.Kann Robert als Politiker und Machtmensch mit seinem eingeübten VerhaltenKatharina leicht manipulieren?Nein, Robert liebt seine Frau wirklich. Katharina ist eine zentrale Figur für seineVerdrängung. Sie bekommen ein Kind, er will ein Leben mit ihr aufbauen, das er alsKind nie hatte. Er meint das alles ernst, auch dass er anderen Menschen einbesseres Leben ermöglichen will.Ist es ein Film über das, was Liebe aushält?Man kann nicht verallgemeinern, was jetzt Liebe aushält oder nicht. Jede Liebe hältanderes aus. Sie hat ja gespürt, dass da etwas war, aber es hat sie teilweise auchangezogen, dass da ein Mensch ist, der aus anderen Verhältnissen kommt, abertrotzdem erfolgreich ein Leben aufgebaut hat. Das fasziniert sie und sie ist mit einergewissen Naivität in diese Beziehung hinein gegangen. Sie sagt an einem Punkt:„Sag mir alles. Wir sind verheiratet, sag’s mir.“ Sie weiß zwar nicht, was da wirklichpassiert ist, aber sie glaubt von sich, dass sie es tragen kann. Nur hat sie sich da haltgeirrt.Sie ist am Schluss mit zwei Menschen in einem Haus, die beide - vielleicht aufunterschiedliche Art - schuldig geworden sind. Lädt sie als einzig Unschuldige auchSchuld auf sich?Sie ist ja eine kleine Sozialromantikerin. Die Dimension von diesem anderen Lebenihres Mannes, dachte sie erfassen zu können. Und jetzt muss sie erkennen, was das22


edeutet. Mit dieser Last geht sie dann heraus und ist ein anderer Mensch nachherund genauso eine Verliererin.Wie war die Gruppendynamik beim Dreh?Nachdem wir vorher zu dritt ein paar Wochen hindurch praktisch den ganzen Filmproben konnten, stand das ganze schon. Am Set mussten wir dann nicht erst übereinzelne Szenen reden. Natürlich veränderte sich noch etwas, aber wir konnten unswunderbar auf einander verlassen.War das Proben in der Form eine neue Erfahrung?Ja, dadurch, dass nicht chronologisch gedreht wird, war es ein Riesenvorteil, dasswir vorher schon wussten, wo wir alle gemeinsam hin wollen. In der Probenphasehaben wir viele Sachen gefunden, die wir wahrscheinlich so nicht gefunden hätten.Von den Proben dann loszulassen kann vielleicht zunächst eine Hürde sein, weil dieSituation am Set ja dann doch ein bisschen anders ist, aber im Endeffekt gewinntman durch die Sicherheit, die man vom Proben mitbringt, weil man im Hinterkopf hat,welche Möglichkeiten man noch drinnen sind. Je genauer ich vorher gearbeitet habe,desto besser kann ich dann auch spontan auf Vorschläge und Hindernisse reagieren.Apropos Hindernis: Die Natur, welche Rolle spielt die Landschaft?Dass man da so wahnsinnig abhängig vom Wetter ist, das gibt noch eine andereEnergie. Einmal hat es geschneit und ich musste in Kleid und Schlappen denSommer spielen. Das ist schon ein eigener Nervenkitzel. Ich habe Tirol ganz anderslieben gelernt, wusste gar nicht, dass Tirol so schön sein kann!Spielt es schauspielerisch eine Rolle, dass der Film innerhalb eines Tages spielt?Energetisch auf einem Level zu bleiben war hier nicht die große Herausforderung,weil es ja den ganzen Film hindurch emotional ziemlich auf und ab geht.23

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