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Blickpunkt - Landeskirchlicher Gemeinschaftsverband in Bayern e.V.

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Seelsorge und Polizei Benachteiligten helfen<br />

Jesus hatte mit Politik nichts am Hut<br />

Wenn ich <strong>in</strong> me<strong>in</strong>er Bibel nachlese, dann<br />

stelle ich zunächst fest: Jesus hatte mit<br />

Politik nichts am Hut. Er mied politisch<br />

relevante Orte und hielt sich lieber <strong>in</strong> Dörfern<br />

auf. Er prangerte die Gewaltherrschaft Roms<br />

nicht an. Auch öffentliches Unrecht nahm er selten<br />

<strong>in</strong>s Visier. E<strong>in</strong>mal kamen aufgebrachte Leute<br />

zu ihm mit der Frage, ob man dem Kaiser <strong>in</strong><br />

Rom tatsächlich Steuern zahlen solle. Und anstatt<br />

e<strong>in</strong>zustimmen <strong>in</strong> die Schimpfkanonade gegen<br />

die böse Regierung, antwortete er weise:<br />

„Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott,<br />

was Gottes ist.“<br />

Andererseits wendet sich Jesus liebevoll e<strong>in</strong>zelnen<br />

Menschen zu, auch Uniformierten: Der<br />

Hauptmann von Kapernaum (Mt 8), dessen Jungen<br />

Jesus heilt. Jesus staunt über den Glauben<br />

dieses Mannes. – Oder das Kreuzigungskommando:<br />

Sie hatten Jesus brutal misshandelt, verspottet<br />

und schließlich ans Kreuz geschlagen.<br />

Doch er sagt: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen<br />

nicht, was sie tun!“ Er liebt diese Leute. Er<br />

liebt auch Polizisten.<br />

Was heißt das für uns Christen heute? Gesellschaftliches<br />

Engagement: ja oder ne<strong>in</strong>? Zu-<br />

nächst: Die Lebensaufgabe von Jesus war es<br />

gewesen, se<strong>in</strong>em Vater zu gehorchen. Und das<br />

führte ihn bis zum Tod am Kreuz. Dadurch brachte<br />

er – wie wir bekennen – das Reich Gottes zum<br />

Durchbruch. Er siegte über Sünde, Tod und Teufel.<br />

Und das ist das Wichtigste, auch heute. Das<br />

Evangelium, der Glaube ist die Nr. 1.<br />

Wenn das klar ist, dann dürfen – ja müssen –<br />

wir uns auch <strong>in</strong> der Öffentlichkeit engagieren. Wir<br />

haben das Gebot Jesu: „Du sollst de<strong>in</strong>en Nächsten<br />

lieben, wie dich selbst!“ Wenn Christen öffentliche<br />

Verantwortung ergreifen, dann kann das<br />

gelebte Nächstenliebe se<strong>in</strong>. Ich will das am Polizeiberuf<br />

erläutern. Paulus sagt über die Polizei:<br />

Sie trüge ihre Waffen nicht umsonst, sondern sie<br />

tue es, um Bösewichte d<strong>in</strong>gfest zu machen und<br />

sie ihrer gerechten Strafe zuzuführen (frei nach<br />

Römer 13,4-5). Insofern ist die Polizei „im Auftrag<br />

des Herrn“ unterwegs, ist se<strong>in</strong>e Diener<strong>in</strong>.<br />

An Gott gebunden<br />

Soweit e<strong>in</strong> Polizist (Polizist<strong>in</strong>nen immer e<strong>in</strong>bezogen)<br />

sich als Christ versteht, weiß er sich<br />

an se<strong>in</strong>en Auftraggeber gebunden: an Gott. Das<br />

macht den Dienst nicht immer e<strong>in</strong>facher. Das Gewissen<br />

kann sehr unbequem werden.<br />

Beipiel: Großdemonstration Wackersdorf <strong>in</strong> den<br />

80ern. Demonstranten errichten e<strong>in</strong> großes<br />

Kreuz. E<strong>in</strong> Polizist soll mit schwerem Gerät das<br />

Kreuz vor aller Augen abreißen. Se<strong>in</strong> Gewissen<br />

schlägt Alarm. Er verweigert sich. Und die Karriere<br />

... ? Anderes Beispiel: In e<strong>in</strong>er heiklen Situation<br />

sagt e<strong>in</strong> Vorgesetzter zu se<strong>in</strong>en Leuten:<br />

„Macht mal, Jungs!“ Wenn die Beamten gut waren,<br />

ernten alle Anerkennung. Und wenn irgend<br />

etwas schief gelaufen ist? Lässt der Vorgesetzte<br />

die Beamten dann fallen wie e<strong>in</strong>e heiße Kartoffel?<br />

Oder übernimmt er Verantwortung?<br />

Drittes Beispiel: In vielen Fällen hat e<strong>in</strong> Polizist<br />

e<strong>in</strong>en gewissen Spielraum, z.B. wenn e<strong>in</strong><br />

Jugendlicher verbotener Weise die Gleise überschritten<br />

hat. Mündliche Verwarnung oder<br />

„Knöllchen“ mit Geldbuße? Für die Karriere des<br />

Polizisten ist <strong>in</strong> der Regel die härtere Variante<br />

vorteilhafter. Doch: Wozu ist er eigentlich Polizist?<br />

Was ist se<strong>in</strong> Auftrag?<br />

Ich b<strong>in</strong> froh, dass viele Polizisten<br />

Christen s<strong>in</strong>d<br />

Ich b<strong>in</strong> sehr froh, dass viele Polizisten <strong>in</strong><br />

Deutschland Christen s<strong>in</strong>d. Es gibt sogar e<strong>in</strong>en<br />

eigenen christlichen Berufsverband unter Polizisten,<br />

die Christliche Polizeivere<strong>in</strong>igung (CPV).<br />

Natürlich haben alle Polizisten e<strong>in</strong>en Eid auf das<br />

Grundgesetz abgelegt, und s<strong>in</strong>d verpflichtet „Die<br />

unantastbare Würde des Menschen“ zu wahren.<br />

Ich glaube aber, dass der raue Alltag diese Verpflichtung<br />

oft <strong>in</strong>s Abseits schiebt. E<strong>in</strong> christlicher<br />

Beamter ist diesbezüglich weniger gefährdet,<br />

weil er sich Gott gegenüber <strong>in</strong> der Pflicht<br />

weiß. Soweit er se<strong>in</strong>en Dienst als gelebte Nächstenliebe<br />

versteht, ist er genötigt zu tun, was<br />

den Menschen dient (auch dem Obdachlosen <strong>in</strong><br />

der Bahnhofshalle). Er ist genötigt, das Gerechte<br />

zu tun, selbst wenn ke<strong>in</strong>er sehen würde, wie<br />

er se<strong>in</strong>e Macht eigennützig missbraucht.<br />

Vo daher wird klar: Christen brauchen nicht unbed<strong>in</strong>gt<br />

gesellschaftliches Engagement. Aber<br />

Benachteiligten helfen<br />

Das Diakoniewerk Mart<strong>in</strong>sberg betreibt <strong>in</strong><br />

Oberfranken und <strong>in</strong> Sachsen neben mehreren<br />

stationären Altenhilfee<strong>in</strong>richtungen,<br />

Betreutes Wohnen, ambulante Hilfen, Zentrale<br />

Diakoniestation für Krankenpflege und e<strong>in</strong>em<br />

Hospiz (neu <strong>in</strong> Oberfranken) auch e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>der-<br />

und Jugenddorf <strong>in</strong> Naila mit der Fachrichtung<br />

heilpädagogisch und psychotherapeutisch. Es<br />

ist das e<strong>in</strong>zige dieser Art <strong>in</strong> Oberfranken.<br />

Benachteiligten K<strong>in</strong>dern helfen<br />

Bereits vor 160 Jahren machten sich verantwortliche<br />

Männer und Frauen Gedanken, wie sie<br />

verwaisten und verwahrlosten, armen K<strong>in</strong>dern<br />

helfen könnten. Es wurde e<strong>in</strong> Komitee unter<br />

Führung von Pfarrer Dr. Johann Hübsch <strong>in</strong>s Le-<br />

die Gesellschaft braucht engagierte Christen. So<br />

wurden im Jahre 1965 die Kirchen <strong>in</strong>s Boot der<br />

Bundespolizei (früher BGS) geholt. Das war e<strong>in</strong><br />

Hilfeersuchen des Staates: Wir brauchen Seelsorger,<br />

die unseren Beamten e<strong>in</strong>e gute ethische<br />

Grundlage vermitteln! Wir brauchen Seelsorger,<br />

die für unsere Leute da s<strong>in</strong>d, wenn es brennt!<br />

Ich b<strong>in</strong> dankbar, seit nun fast 9 Jahren Seelsorger<br />

<strong>in</strong> der Bundespolizei se<strong>in</strong> zu dürfen. Als<br />

Pfarrer wird mir <strong>in</strong> dieser Behörde völlige Gewissens-<br />

und Bewegungsfreiheit zugestanden. Mir<br />

s<strong>in</strong>d die Polizisten ans Herz gewachsen. Sie haben<br />

es oft nicht leicht. Wo ke<strong>in</strong>er freiwillig h<strong>in</strong>geht,<br />

da müssen sie h<strong>in</strong>. Sie sehen Leid, Blut,<br />

Unrecht, Gewalt, Tod und müssen damit fertig<br />

werden. Für die Medien s<strong>in</strong>d sie manchmal willkommene<br />

Zielscheibe. Schichtdienst und häufiger<br />

Ortswechsel belasten Gesundheit und Familien.<br />

Ich b<strong>in</strong> dankbar für jeden, der den Polizeiberuf<br />

als Berufung sieht. Ich b<strong>in</strong> dankbar für<br />

jeden, der ihn gut und gern ausübt.<br />

Robert August<strong>in</strong>, Oerlenbach,<br />

Pfarrer bei der Bundespolizei<br />

ben gerufen. Diese fassten e<strong>in</strong>en Plan zur Gründung<br />

e<strong>in</strong>es Rettungshauses <strong>in</strong> Naila. Erst als König<br />

Max von <strong>Bayern</strong> e<strong>in</strong>en größeren Betrag gab,<br />

konnte e<strong>in</strong> Gebäude gebaut werden. Es wurde<br />

am 11.11.1852 e<strong>in</strong>geweiht. Das ist der Tag, der<br />

dem heiligen Mart<strong>in</strong> geweiht ist und an dem unser<br />

Reformator Dr. Mart<strong>in</strong> Luther getauft wurde.<br />

10 Die Entlass-SchülerInnen mit ihren Lehrkräften<br />

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