Retinale Photokoagulation
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<strong>Retinale</strong> <strong>Photokoagulation</strong><br />
Techniken – Indikationen - Anwendungen<br />
(Retinal photocoagulation. Techniques - indication - practice)<br />
Marc Schargus 1 , Wolfgang F. Schrader 2<br />
Würzburg, Nürnberg<br />
Zusammenfassung: Seit mittlerweile 60 Jahren ist die retinale <strong>Photokoagulation</strong> ein fester Bestandteil<br />
der Therapie der Netzhauterkrankungen. Angefangen bei den ersten mit Sonnenlicht betriebenen Photokoagulatoren,<br />
entwickelt von Gerhard MeyerSchwickerath, über die Xenon Bogenlampe und Gaslaser steht<br />
den Ophthalmologen heutzutage mit den modernen Lasern ein wichtiges therapeutisches Instrument in<br />
der Behandlung spezieller retinaler Erkrankungen zur Verfügung. Aufgrund unterschiedlicher Gewebearten,<br />
Absorptionsverhältnisse, Stoffwechselsituationen und pathologischer Veränderungen ergeben sich verschiedene<br />
biologische Reaktionen nach einer Laserkoagulation. Nur durch die richtige Auswahl der Wellenlänge,<br />
Laserleistung, Spotgröße und Expositionszeit kann eine präzise Dosierung der Wirkung mit dem gewünschten<br />
therapeutischen Erfolg bei unterschiedlichen Erkrankungen erreicht werden.<br />
Z. prakt. Augenheilkd. 31: 2132 (2009)<br />
Summery: Since about 60 years the retinal photocoagulation is an inherent part in the treatment of retinal<br />
diseases. Starting with the first photocoagulator operated by sunlight, developed by Gerhard Meyer<br />
Schwickerath, we now have important therapeutic instruments for the treatment of specific retinal diseases<br />
with modern diode and solid state laser. Due to different tissues, absorption rates, metabolic pathologies<br />
changes there are different biological reactions after laser treatment. Only by choosing the right wave length,<br />
laser power, spot size and exposition time a precise effect with the designated result can be achieved.<br />
Z. prakt. Augenheilkd. 31: 2132 (2009)<br />
Die retinale <strong>Photokoagulation</strong> ist seit über<br />
60 Jahren ein fester Bestandteil der Augenheilkunde.<br />
Bereits in den Jahren 19471949<br />
begann Gerhard MeyerSchwickerath<br />
Netzhautrisse mittels eines Sonnenlichtkoagulators<br />
erfolgreich zu behandeln. Die<br />
Idee hierfür kam ihm unter anderem bei<br />
der Betrachtung der Netzhautverbrennungen,<br />
die ein Medizinstudent im Jahre 1945<br />
bei einer Sonnenfinsternis erlitten hatte.<br />
Im Jahr 1954 wurde die Lichtkoagulation<br />
in die Ophthalmologie eingeführt [13]. Unabhängig<br />
vom Sonnenlicht wurde man mit<br />
dem Einsatz des Beck‘schen Kohlebogens<br />
und im Anschluss daran mit der Xenon<br />
Hochdrucklampe.<br />
1 Universitäts-Augenklinik Würzburg<br />
2 Maximilians-Augenklinik Nürnberg<br />
Light Amplification<br />
by Stimulated Emission of Radiation –<br />
kurz LASER<br />
Der erste Rubinlaser wurde von Theodore<br />
Maiman im Mai 1960 entwickelt.<br />
LASER steht als Abkürzung für: Light<br />
Amplification by Stimulated Emission<br />
of Radiation. Die Übersetzung ins Deutsche<br />
heißt soviel wie „Lichtverstärkung<br />
durch stimulierte Emission von Strahlung“.<br />
Einige Jahre später wurde der<br />
Rubinlaser dann in der Augenheilkunde<br />
zur Netzhautkoagulation eingesetzt. Im<br />
Verlauf der Jahre wurden weitere Feststoff<br />
und Gaslaser entwickelt [11]. In<br />
der retinalen <strong>Photokoagulation</strong> haben<br />
sich überwiegend 3 Laserformen durchgesetzt:<br />
Augenärztliche Fortbildung<br />
Schlüsselwörter: retinale<br />
<strong>Photokoagulation</strong>, Laser,<br />
Spotgröße, Expositionszeit,<br />
Dosierung<br />
Key words: retinal photocoagulation,<br />
laser, spot size,<br />
exposition time, laser power<br />
Unabhängigkeitserklärung der Autoren:<br />
Der korrespondierende Autor<br />
versichert, dass er keine Verbindungen<br />
zu einer der Firmen, deren<br />
Namen oder Produkte in dem Artikel<br />
aufgeführt werden, oder zu<br />
einer Firma, die ein Konkurrenzprodukt<br />
vertreibt, unterhält. Der<br />
Autor unterlag bei der Erstellung<br />
des Beitrages keinerlei Beeinflussung.<br />
Es lagen keine kommerziellen<br />
Aspekte bei der inhaltlichen Gestaltung<br />
zugrunde<br />
Z. prakt. Augenheilkd. 31: 21 - 32 (2010) 21
M. Schargus, W. F. Schrader: <strong>Retinale</strong> <strong>Photokoagulation</strong><br />
Im Gewebe werden unterschiedliche<br />
Wellenlängen<br />
unterschiedlich transmittiert,<br />
absorbiert und reflektiert.<br />
Kurzwelliges sichtbares bis<br />
ultraviolettes Licht (300 bis 510<br />
nm) mit einer Expositionsdauer<br />
von Minuten bis Tagen führt<br />
über die Bildung von Radikalen<br />
und Singulettsauerstoff zu<br />
Peroxiden. Die hierdurch<br />
induzierte Aldehydvernetzung<br />
von Proteinen führt schließlich<br />
zum Zelluntergang.<br />
n der ArgonLaser mit einer Wellenlänge<br />
von 488 nm (blau)/514,5 nm (grün), der<br />
1968 von F. A. L´Esperance eingeführt<br />
wurde,<br />
n der NeodymYAGLaser mit einer<br />
Wellen länge von 532 nm, Frequenz verdoppelnd,<br />
ebenfalls erstbeschrieben von<br />
L´Esperance 1971 und<br />
n der DiodenLaser mit einer Wellenlänge<br />
von 810 nm, die von einer Laserdiode<br />
emittiert wird und über den 1981 von R.<br />
Pratesi erstmals publiziert wurde.<br />
Der Lasereffekt:<br />
Koagulation, Disruption und Ablation<br />
Im Gewebe werden unterschiedliche<br />
Wellenlängen unterschiedlich transmittiert,<br />
absorbiert und reflektiert. Eine<br />
Rolle spielen dabei Gewebeeigenschaften<br />
wie Wassergehalt, Pigmentvorkommen<br />
oder Art der Proteine. Wird viel Laserlicht<br />
absorbiert (Wasser, Pigmente), ist<br />
die Eindringtiefe gering und umgekehrt.<br />
Daneben sind Expositionszeit, Energie<br />
und bestrahltes Areal weitere Größen,<br />
die die Art des Lasereffekts beeinflussen.<br />
Grundsätzlich kann man zwischen<br />
photochemischen und thermischen Effekten<br />
unterscheiden. Eine Besonderheit<br />
photochemischer Effekte stellt die Photoablation<br />
dar, eine Besonderheit thermischer<br />
Effekte die Photodisruption. Beide<br />
Begriffe werden weiter unten erklärt.<br />
Photochemische Lasereffekte<br />
Kurzwelliges sichtbares bis ultraviolettes<br />
Licht (300 bis 510 nm) mit einer Expositionsdauer<br />
von Minuten bis Tagen führt<br />
über die Bildung von Radikalen und Singulettsauerstoff<br />
zu Peroxiden in einer<br />
Menge, die von den körpereigenen protektiven<br />
Mechanismen nicht mehr abgebaut<br />
werden kann. Die hierdurch induzierte<br />
Aldehydvernetzung von Proteinen<br />
führt schließlich zum Zelluntergang.<br />
Die lichtinduzierte Temperaturerhöhung<br />
im Zielgewebe beträgt hier nur 13 °C,<br />
nicht zuletzt durch die Ableitung der<br />
Wärme über die Chorioidea. Diese photochemischen<br />
Effekte werden beispielsweise<br />
bei der photodynamischen Therapie<br />
genutzt.<br />
Photoablation<br />
Die Applikation der Laserenergie über<br />
sehr kurze Pulszeiten (Mikrosekunden),<br />
hohe Energiedichten und eine hohe Absorption<br />
der Laserstrahlung im Gewebe<br />
sind Voraussetzung für photochemische<br />
Reaktionen auf molekularer Ebene. Dabei<br />
werden die chemischen Verbindungen<br />
der Molekülstrukturen gesprengt und<br />
es kommt zur schlagartigen Verdampfung<br />
und damit zur Photoablation an<br />
der Oberfläche des Gewebes in dünnen<br />
Schichten. Die Molekülfragmente entweichen<br />
als Gasbläschen. Die Energie der<br />
Photonen entweicht mit der Gaswolke,<br />
daher heizt sich das behandelte Gewebe<br />
nicht auf.<br />
Hier kommen vor allem GasLaser wie<br />
z.B. der ArgonFluorid(ArF)Laser mit einer<br />
Wellenlänge im UV Bereich (zirka 190<br />
nm) oder experimentiell auch ND:YAG<br />
oder Er:YAGLaser, die im Infrarotspektrum<br />
(1 064 bzw. 2 940 nm) arbeiten zum<br />
Einsatz. Die Photoablation wird aktuell<br />
vorwiegend in der refraktiven Hornhautchirurgie<br />
im Rahmen der photoablativen<br />
Keratektomie (PRK), LaserinsituKeratomileusis<br />
(LASIK), Laserepitheliale Keratektomie<br />
(LASEK) angewandt.<br />
Neue Anwendungsgebiete eröffnen sich<br />
z. B. im Rahmen der „Laserphako“. Hierbei<br />
wird eine Emulsifikation des Linsenkerns<br />
mittels eines Er:YAGLasers<br />
durchgeführt. Ein Vorteil soll hierbei die<br />
geringere Energieapplikation darstellen,<br />
allerdings gibt es bei den derzeit komerziell<br />
erhältlichen Systemen noch Probleme<br />
mit Katarakten mit harten Kernen.<br />
Bei der Laservitrektomie kann mittels<br />
eines speziellen Vitrektoms mit Er:YAG<br />
Laser der Glaskörper mit dem Laser „geschnitten“<br />
werden. In den bisherigen<br />
Studien konnte eine niedrigere Saugrate<br />
als Vorteil gezeigt werden.<br />
22 Z. prakt. Augenheilkd. 31: 21 - 32 (2010)
Thermische Lasereffekte<br />
Die Wirkung der Laserquellen (überwiegend<br />
im sichtbaren und infraroten<br />
Wellenlängenbereich) beruht auf einer<br />
Temperaturerhöhung im Zielgewebe, die<br />
zur Verdampfung intra und interzellulärer<br />
Flüssigkeit und zur Denaturierung<br />
organischer Strukturen führt. Diese Vorgänge<br />
werden Photovaporisation und<br />
<strong>Photokoagulation</strong> genannt. Die meisten<br />
Laseranwendungen am Auge sind thermischer<br />
Natur mit einem Koagulationseffekt<br />
als Folge.<br />
<strong>Photokoagulation</strong><br />
Bei der Koagulation kommt es zu einer linearen<br />
Lichtabsorption in pigmentierten<br />
Strukturen wie dem retinalen Pigmentepithel<br />
und der Aderhaut und einer Aufheizung<br />
des Gewebes in diesem Bereich<br />
mit einer Temperaturerhöhung von mindestens<br />
1015 °C. Die dadurch entstehenden<br />
thermischen Zellnekrosen, zeigen<br />
sich zunächst als flauschige, weiße Herde<br />
und später als teils hyper und hypopigmentierte<br />
Vernarbungen [1].<br />
Durch transparente Strukturen dagegen<br />
tritt das Laserlicht ohne Effekt hindurch.<br />
Die meisten Laseranwendungen sind thermische<br />
Lasereingriffe wie z.B.:<br />
n Lasertrabekuloplastik<br />
n Zyklophotokoagulation mit dem Dioden<br />
Laser oder dem thermisch wirkenden<br />
Nd:YAGLaser<br />
n periphere Iridoplastik mit dem Argon<br />
Laser<br />
Disruption<br />
Photodisruptive Effekte beruhen auf<br />
einer schlagartigen Ionisation des Zielgewebes,<br />
welches in einen gasförmigen<br />
Zustand übergeht, den man physikalisch<br />
als Plasma bezeichnet. Durch das abrupte<br />
Verdampfen des Gewebes entstehen<br />
eine lokal begrenzte „Mikroexplosion“<br />
und Druckwellen. Diese hohe Energie<br />
löst mechanische (photoakustische) Effekte<br />
aus, die in Form einer Disruption<br />
(„Zerreissung“) dominieren. Diese Effek<br />
M. Schargus, W. F. Schrader: <strong>Retinale</strong> <strong>Photokoagulation</strong><br />
te werden hauptsächlich bei der Nd:YAG<br />
LaserChirurgie (Kapsulotomie, Glaskörperstrangdurchtrennung)<br />
genutzt.<br />
Lasertherapie von Netzhauterkrankungen:<br />
Thermische Effekte der Koagulation werden<br />
überwiegend genutzt<br />
In der Therapie der Netzhauterkrankungen<br />
werden überwiegend thermische<br />
Lasereffekte in Form einer Koagulation<br />
eingesetzt. Je nach Leistung des Lasers<br />
führt der direkte thermische Effekt zu<br />
einer Denaturierung von Proteinen (><br />
50 °C). Bei Temperaturen größer 100 °C<br />
kommt es zu unerwünschten Verdampfungen<br />
und bei noch höheren Temperaturen<br />
(> 300 °C) zur direkten Karbonisierung<br />
des behandelten Gewebes.<br />
Die einzelnen Netzhautschichten reagieren<br />
unterschiedlich auf die Lasereinstrahlung<br />
(Tabelle 1). Das retinale<br />
Pigmentepithel (RPE) ist die Struktur der<br />
Netzhaut, die – zumindest im sichtbaren<br />
Wellenlängenbereich – am meisten Energie<br />
absorbiert [3, 4]. Außerdem kommt<br />
es regelmäßig zu thermischen Schädigungen<br />
der Choriokapillaris. Bei hohen<br />
Energieleistungen können auch weitere<br />
umliegende okuläre Strukturen geschädigt<br />
werden. Bei den meisten Patienten<br />
werden die therapeutischen Ziele erst<br />
Die Wirkung der Laserquellen<br />
beruht auf einer Temperaturerhöhung<br />
im Zielgewebe,<br />
die zur Verdampfung intra und<br />
interzellulärer Flüssigkeit und<br />
zur Denaturierung organischer<br />
Strukturen führt.<br />
In der Therapie der Netzhauterkrankungen<br />
werden überwiegend<br />
thermische Lasereffekte<br />
in Form einer Koagulation<br />
eingesetzt.<br />
Tabelle 1: Gewebeschädigung durch thermische Laserkoagulation<br />
Struktur Histopathologische Schädigung<br />
Glaskörper bei intensiver Therapie, Auftreten von zellhaltigem Infiltrat<br />
<strong>Retinale</strong> Gefäße primär keine Koagulation erwünscht, aber therapeutisch beabsichtigt<br />
bei diabetischem Mikro- bzw. Makroaneurisma sowie M. coats<br />
Innere Retinaschichten Zerstörung nicht erwünscht<br />
Photorezeptoren je nach Energie Zerstörung<br />
RPE Hauptabsorptionsstruktur Melanin<br />
Bruch‘sche Membran in der Regel unbeschädigt<br />
Choriokapillaris regelmäßig thermisch geschädigt<br />
Chorioidalgefäße normalerweise nicht signifikant geschädigt<br />
Z. prakt. Augenheilkd. 31: 21 - 32 (2010) 23
M. Schargus, W. F. Schrader: <strong>Retinale</strong> <strong>Photokoagulation</strong><br />
Durch den Operateur können<br />
die Wellenlänge, die Laserleistung,<br />
die Expositionszeit und<br />
die Größe des Belichtungsareals<br />
beeinflusst werden.<br />
durch die, in Folge der angestoßenen biologischen<br />
Reaktionen, wie z. B. durch die<br />
Narbenbildung (Retinopexie), die Reduktion<br />
des Blutungsrisikos, die Wiederherstellung<br />
der BlutRetinaSchranke oder<br />
die Abdichtung von retinalen Gefäßen<br />
erreicht.<br />
Parameter der Lasertherapie<br />
Nicht beeinflussbare Parameter<br />
der Lasertherapie<br />
Die nicht beeinflussbaren Parameter<br />
der Lasertherapie müssen ebenfalls berücksichtigt<br />
werden. Hierbei sind die<br />
unterschiedlichen Gewebearten, bereits<br />
bestehende pathologische Gewebeveränderungen<br />
und unterschiedliche Stoffwechselsituationen<br />
in den Geweben<br />
zu nennen. Die Transmission sowie die<br />
Absorption der Laserstrahlen in den zu<br />
durchtretenden Geweben wie Hornhaut,<br />
Linse und Glaskörper spielen ebenfalls<br />
eine große Rolle.<br />
Beeinflussbare Parameter<br />
der Lasertherapie<br />
Durch den Operateur können die Wellenlänge,<br />
die Laserenergie, die Expositionszeit<br />
und die Größe des Belichtungsareals<br />
beeinflusst werden und sind damit die<br />
Tabelle 2: Gewebeabsorption der gängigen Laserarten<br />
Laserart Argon blau Argon grün, Krypton Krypton rot,<br />
gelb, cwNd:YAG frequenzverdoppelt<br />
Diode (810nm)<br />
Wellenlänge 488 nm 500-640 nm >640 nm<br />
Transmission Mäßig Gut Gut<br />
Absorption RPE (von<br />
400 kontinuierlich abnehmend<br />
bis 800 nm)<br />
Gut Optimal Mäßig<br />
Absorption<br />
Hämoglobin<br />
(Max. bei 450 + 580 nm)<br />
Hoch Hoch Gering-keine<br />
Absorption<br />
Xanthophyll<br />
(Max. bei 470 nm)<br />
Hoch Gering keine<br />
entscheidenden Parameter für eine erfolgreiche<br />
Laseroperation nicht nur an<br />
der Netzhaut.<br />
Wellenlänge<br />
Betrachtet man zunächst die Wellenlänge,<br />
muss man einen Exkurs zur spektralen<br />
Absorption der lichtabsorbierenden Pigmente<br />
unternehmen (Tabelle 2). Oxygeniertes<br />
Hämoglobin hat sein Maximum der<br />
Lichtabsorption bei zirka 450 nm, mit zwei<br />
weiteren kleinere Spitzen um 580 nm. Ab<br />
600 nm fällt die Absorption gegen 0. Der<br />
Einsatz von Diodenlasern mit 810 nm ist<br />
daher völlig ungeeignet um z. B. ein Gefäß<br />
zu koagulieren. Melanin, das überwiegend<br />
im RPE anzutreffende Pigment, hat<br />
eine stetig abfallende Absorptionsrate im<br />
laserrelevanten Wellenspektrum mit einem<br />
starken Abfall von 400 700 nm. Der<br />
Diodenlaser mit 810 nm ist also auch hier<br />
nicht geeignet um eine gezielte Koagulation<br />
zu erreichen. Bei der Behandlung der<br />
Retinopathia praematurorum (ROP) hat<br />
sich allerdings eine gute klinische Wirksamkeit<br />
bei der Behandlung avaskulärer<br />
Areale gezeigt [18]. Das dritte wichtige<br />
Pigmentsystem ist das Xanthophyll, das<br />
überwiegend im Makulabereich zu finden<br />
ist und dessen Absorptionsmaximum bei<br />
zirka 470 nm liegt. Aus diesen Daten resultiert,<br />
dass z.B. der Diodenlaser für die<br />
Koagulation des RPE nicht optimal geeignet<br />
ist und ein ArgonblauLaser mit 488<br />
nm aufgrund der Gefahr einer Schädigung<br />
des Xanthophylls nicht im Makulabereich<br />
eingesetzt werden sollte. Die Argonlaser,<br />
vor allem die blauen, sollten daher nur mit<br />
einem Sicherheitsabstand zur Fovea verwendet<br />
werden [17].<br />
Laserleistung<br />
Die Laserleistung ist sicherlich der wichtigste,<br />
vom Operateur einstellbare Parameter.<br />
Über ihn kann eine individuelle<br />
Anpassung an die gewünschte Effektstärke<br />
erfolgen. Durch die Intensität<br />
kann auch ein gewisser Einfluss auf die<br />
räumliche Ausdehnung des Effektes genommen<br />
werden.<br />
24 Z. prakt. Augenheilkd. 31: 21 - 32 (2010)
Expositionszeit<br />
Je kürzer die Expositionszeit desto besser<br />
kann die Ausdehnung des thermischen<br />
Effektes begrenzt und desto punktgenauer<br />
gelasert werden. Bei längeren Expositionszeiten<br />
bleibt der Lasereffekt nicht<br />
auf die absorbierenden Pigmentsysteme<br />
beschränkt und es kommt zu einer<br />
Schädigung aller Netzhautstrukturen.<br />
In den meisten Fällen wird ein thermischer<br />
Effekt in der Schicht des retinalen<br />
Pigmentepithels und der darüber liegenden<br />
Photorezeptorenschicht angestrebt.<br />
Entweder um die größten Nährstoffverbraucher<br />
zu Gunsten der Versorgung des<br />
übrigen Gewebes auszuschalten, wie es<br />
bei der panretinalen Laserkoagulation bei<br />
der proliferativen diabetischen Retinopathie<br />
der Fall ist (zur Reduktion des<br />
Sauerstoffverbrauchs der Retina), oder<br />
um eine schichtenübergreifende Narbe<br />
zu erzeugen. Dies ist zum Beispiel bei der<br />
Laserpexie der Netzhautforamen zu berücksichtigen,<br />
um eine Vernarbung der<br />
Retina mit der darunterliegenden Choroidea<br />
zu erreichen.<br />
Durch Salven ultrakurzer Pulse lässt sich<br />
der Effekt auch selektiv auf die Zellen<br />
des retinalen Pigmentepithels begrenzen<br />
(selektive RPE Koagulation). Dadurch<br />
soll erreicht werden, dass bei Erkrankungen,<br />
die wahrscheinlich primär<br />
auf einer Dysfunktion des RPE beruhen<br />
(z. B. Re tinopathia centralis serosa) ohne<br />
Mitbeteiligung der benachbarten Zellschichten<br />
das RPE zerstört werden kann.<br />
Da das RPE eine hohe Migrations und<br />
Zellproliferationstendenz zeigt, können<br />
dadurch benachbarte Pigmentepithelzellen<br />
zur vermehrten Proliferation angeregt<br />
werden, die die entstanden Defekte<br />
dann verschließen können.<br />
Größe des Belichtungssareals<br />
Nicht zuletzt ist die Größe des Belichtungsareals<br />
ausschlaggebend für die<br />
Wirkung eines Lasereffektes. Je größer<br />
das bestrahlte Areal desto größer ist<br />
auch die Ausdehnung des thermischen<br />
Effekts. Bei Flächenkoagulationen wie<br />
M. Schargus, W. F. Schrader: <strong>Retinale</strong> <strong>Photokoagulation</strong><br />
der panretinalen Laserkoagulation werden<br />
daher große Belichtungsareale gewählt<br />
um die Anzahl der Herde zu minimieren<br />
(z. B. 500 µm Spot). Bei kleinen<br />
fokalen Ödemen bei diabetischer Makulopathie<br />
oder bei der Laserung eines<br />
Quellpunktes einer Retinopathia centralis<br />
serosa werden hingegen möglichst<br />
kleine Herdgrößen verwendet (z. B. 50<br />
100 µm).<br />
Laserkoagulation in der Retinologie:<br />
nicht bulbuseröffnende Form der Operation<br />
Die retinale <strong>Photokoagulation</strong> ist neben<br />
der Kryo und Strahlentherapie eine<br />
nicht bulbuseröffnende Form der Operation.<br />
Im Gegensatz zur Kryotherapie<br />
ist die Methode deutlich weniger invasiv<br />
und in der Regel mit einem geringeren<br />
Schmerzempfinden verbunden.<br />
Mit der retinalen <strong>Photokoagulation</strong> kann<br />
nur ein kleiner Bereich von pathologischen<br />
Veränderungen an der Netzhaut<br />
behandelt werden. Im Folgenden soll auf<br />
die wichtigsten Hauptanwendungsgebiete<br />
eingegangen werden:<br />
n Laserpexie bei Netzhautforamen und<br />
retinalen Degenerationen,<br />
n fokale und panretinale Laserkoagulation<br />
bei diabetischer Retinopathie und<br />
Makulopathie und<br />
n retinale Laserkoagulation bei Gefäßverschlüssen.<br />
Laserpexie bei Netzhautforamen:<br />
Argon-grün- und frequenzverdoppelter<br />
Nd:YAG-Laser am besten geeignet<br />
Ziel der Laserpexie ist die Induktion<br />
einer chorioretinalen Narbe, die eine<br />
weitere Ablösung der Netzhaut um ein<br />
Netzhautforamen verhindern soll. Dies<br />
wird durch eine permanente Verbindung<br />
zwischen neuraler Netzhaut, Pigmentepithel<br />
und Chorioidea erreicht. Bewährt<br />
haben sich für diese Anwendung<br />
Argongrün (514 nm) und frequenzverdoppelte<br />
Nd:YAGLaser (532 nm). Diese<br />
besitzen aufgrund der Wellenlänge eine<br />
Je kürzer die Expositionszeit<br />
desto besser kann die Ausdehnung<br />
des thermischen<br />
Effektes begrenzt und desto<br />
punktgenauer gelasert werden.<br />
Die retinale <strong>Photokoagulation</strong><br />
ist neben der Kryo und<br />
Strahlentherapie eine nicht<br />
bulbuseröffnende Form der<br />
Operation.<br />
Ziel der Laserpexie ist die<br />
Induktion einer chorioretinalen<br />
Narbe, die eine weitere<br />
Ablösung der Netzhaut um ein<br />
Netzhautforamen verhindern<br />
soll.<br />
Z. prakt. Augenheilkd. 31: 21 - 32 (2010) 25
M. Schargus, W. F. Schrader: <strong>Retinale</strong> <strong>Photokoagulation</strong><br />
Eine kräftige GrauWeiß<br />
Färbung bedeutet eine alle<br />
Netzhautschichten und die<br />
darunter liegende Aderhaut<br />
durchdringende Reaktion.<br />
Falls die Effekte zu schwach<br />
sind, sich also nur eine<br />
unzureichende Weißverfärbung<br />
der Netzhaut zeigt, kommt es<br />
nicht zur gewünschten<br />
Vernarbung zwischen den<br />
Schichten.<br />
höhere Eindringtiefe als andere Laser,<br />
haben aber den Nachteil, dass eine erhöhte<br />
Blutungs und Gefäßproliferationsgefahr<br />
besteht. Je nach Lokalisation des<br />
Risses muss die periphere Netzhaut für<br />
eine effektive Laserkoagulation mit einem<br />
Indentator eingedellt werden. Die<br />
Einstellung der Laserparameter differiert<br />
in der Literatur stark. In unserer klinischen<br />
Erfahrung haben sich Spotgrößen<br />
von 200 500 µm als effektiv herausgestellt,<br />
wobei eine relativ starke Grau<br />
WeißFärbung angestrebt wird. Wie oben<br />
ausgeführt, bedeutet eine kräftige Grau<br />
WeißFärbung eine alle Netzhautschichten<br />
und die darunter liegende Aderhaut<br />
durchdringende Reaktion. Diese ist über<br />
die Einstellung der Laserenergie und<br />
ggf. der Expositionsdauer individuell je<br />
nach vorhandenen Trübungen in den optischen<br />
Medien und des Glaskörpers sowie<br />
über den Grad der Pigmentierung des<br />
RPE zu wählen. Eine 3reihige Umstellung<br />
mit möglichst geringem Abstand<br />
zwischen den Laserherden ist optimal.<br />
Bisweilen werden auch überlappende Effekte<br />
gesetzt, doch ist darauf zu achten,<br />
dass die Effekte zu einer Koagulation und<br />
nicht zu einer Nekrose führen. Diese Gefahr<br />
besteht besonders bei Anwendung<br />
eines Diodenlasers mit der Wellenlänge<br />
810 nm. Eine nur Uförmige Umstellung<br />
die zur Ora serrata hin offen ist, ist nicht<br />
ausreichend, es muss eine zirkuläre Umstellung<br />
des Areals durchgeführt werden.<br />
Falls die Effekte zu schwach sind,<br />
sich also nur eine unzureichende Weißverfärbung<br />
der Netzhaut zeigt, kommt<br />
es nicht zur gewünschten Vernarbung<br />
zwischen den notwendigen Schichten.<br />
Ist der Effekt zu stark (erkennbar an einer<br />
zu starken Weißfärbung oder an Verdampfungsreaktionen<br />
oder Blutungen),<br />
besteht die Gefahr von akuten retinalen<br />
Blutungen oder Aufheizungen des Glaskörpers<br />
mit langfristiger Ausbildung<br />
von vitreoretinalen Membranen. Bei zu<br />
starken Effekten kann es sogar zu sogenannten<br />
Grabenrissen kommen, die wiederum<br />
behandlungsbedürftig sind. Eine<br />
eher untergeordnete Rolle spielt die mögliche<br />
Zerstörung der Nervenfaserschicht<br />
durch starke Effekte mit daraus resultierenden<br />
Laserskotomen; diese stellen aufgrund<br />
der peripheren Lage häufig kein<br />
Problem dar.<br />
Die prophylaktische Laserkoagulation<br />
von äquatorialen Netzhautdegenerationen<br />
wird seit Jahrzehnten kontrovers<br />
diskutiert. Langzeitbeobachtungen zeigen,<br />
dass äquatoriale Degenerationen<br />
bereits in der frühen Jugend angelegt<br />
sind und sich im Verlauf des Lebens nur<br />
unwesentlich verändern. Zirka 68% der<br />
Normalbevölkerung weisen äquatoriale<br />
Degenerationen auf, Netzhautablösungen<br />
kommen aber wesentlich seltener<br />
vor (nur bei zirka 1:10 000 Einwohner<br />
pro Jahr). Eine generelle prophylaktische<br />
Laserpexie erscheint angesichts dieser<br />
Zahlen wenig praktikabel. Eine prophylaktische<br />
Umstellung der Degenerationen<br />
empfehlen wir nur Hochrisikopatienten<br />
mit einer Ablatio oder Foramenanamnese<br />
am selben oder am Partnerauge,<br />
einer hohen Myopie mit Rundlöchern<br />
innerhalb der äquatorialen Degenerationen<br />
und in Einzelfällen bei eindeutiger<br />
familiärer Prädisposition, wobei wir hier<br />
dieselben Laserparameter nutzen wie bei<br />
der Behandlung eines Netzhautforamens<br />
[12]. Regelmäßige Nachkontrollen in den<br />
ersten 2 Wochen sind essenziell, da gerade<br />
in den ersten Tagen nach Laserpexie<br />
aufgrund der induzierten Entzündung<br />
des Gewebes durch die Laserapplikation<br />
eine noch schwächere Verbindung zwischen<br />
Netzhaut und Chorioidea als im<br />
Normalzustand besteht. Eine fortschreitende<br />
Ablatio retinae kann daher auch<br />
durch eine ausgiebige Laserkoagulation<br />
nicht aufgehalten werden.<br />
Lasertherapie bei diabetischer Retinopathie:<br />
Besserung der Hämodynamik<br />
und Gewebeoxygenisierung<br />
Die meisten Patienten mit Diabetes mellitus<br />
entwickeln im Laufe ihres Lebens<br />
eine diabetische Retinopathie. 10 bis 15<br />
26 Z. prakt. Augenheilkd. 31: 21 - 32 (2010)
Jahre nach Diabetesbeginn beträgt das<br />
Risiko einer therapiebedürftigen diabetischen<br />
Retinopathie unabhängig vom<br />
Alter bei Erstdiagnose zirka 50 %, nach<br />
2530 Jahren sogar 80 % [9].<br />
Pathophysiologisch wird allgemein angenommen,<br />
dass es durch die Laserkoagulation<br />
zu einer Zerstörung eines<br />
Teils der Photorezeptoren kommt, die<br />
aufgrund ihres hohen MitchondrienGehaltes<br />
die größten Sauerstoffverbraucher<br />
innerhalb der Netzhaut sind. Eine globale<br />
Besserung der Hämodynamik und<br />
Gewebeoxygenisierung der Retina soll<br />
dadurch bewirkt werden.<br />
Primär muss in der Diagnostik wie auch<br />
in der Therapie zwischen der nicht proliferativen<br />
Retinopathie (NPDR), der<br />
schweren NPRD und der proliferativen<br />
diabetischen Retinopathie (PDR) unterschieden<br />
werden. Weiterhin ist die diabetische<br />
Makulopathie zu differenzieren.<br />
Im Rahmen der diabetischen Makulopathie<br />
muss zwischen dem klinisch signifikanten<br />
und dem diffusen Makulaödem<br />
unterschieden werden und eine ischämische<br />
Makulopathie ausgeschlossen sein.<br />
Die „Early Treatment in Diabetic Retinopathy“<br />
Studien (ETDRS) aus den 1980er<br />
Jahren geben uns immer noch die besten<br />
Daten zur Laserbehandlung bei der diabetischen<br />
Retinopathie [6, 7].<br />
Nicht proliferative diabetische<br />
Retinopathie<br />
Bei der nicht proliferativen diabetischen<br />
Retinopathie (NPDR) sollte im Normalfall<br />
bei regelmäßiger Kontrolle des Patienten<br />
keine prophylaktische panretinale Laserkoagulation<br />
durchgeführt werden. Hier<br />
kann es nach guter Stoffwechseleinstellung<br />
auch bei einem hohen Prozentsatz<br />
der Patienten zur Spontanremission<br />
kommen. Bei Auftreten einer schweren<br />
NPDR nach der 421 Regel (2 Kriterien<br />
aus Tabelle 3 erfüllt) kann eine prophylaktische<br />
panretinale Laserkoagulation<br />
erwogen werden, insbesondere wenn bei<br />
schlechter Compliance des Patienten nur<br />
unregelmäßige Kontrollen möglich sind.<br />
M. Schargus, W. F. Schrader: <strong>Retinale</strong> <strong>Photokoagulation</strong><br />
Unbehandelt besteht ein 45 %iges Risiko<br />
für eine Progredienz zu einer proliferativen<br />
diabetischen Retinopathie (PDR)<br />
[10]. Die Laserkoagulation stellt in diesen<br />
Fällen eine signifikante Prophylaxe<br />
gegen das Auftreten einer PDR dar, denn<br />
nach einer panretinalen Laserkoagulation<br />
kommt es bei 6080 % der Patienten<br />
zu einer Remission, im Spontanverlauf<br />
nur bei zirka 25 % [10]. Harte Exsudate<br />
können auch nach Remission noch über<br />
Jahre bestehen bleiben und müssen kein<br />
Aktivitätszeichen darstellen.<br />
Proliferative diabetische<br />
Retinopathie<br />
Bei Auftreten von Proliferationen ist eine<br />
panretinale Laserkoagulation in jedem<br />
Fall indiziert. Der ETDRSReport Nr. 8<br />
konnte zeigen, dass das Erblindungsrisiko<br />
durch eine panretinale Laserkoagulation<br />
von 36,7 % auf 16,6 % signifikant<br />
reduziert werden kann. Eine Remission<br />
kann immerhin bei 50 % der Patienten<br />
erreicht werden [7]. Im Spontanverlauf<br />
kommt es hingegen nur in 10 % zu einer<br />
Remission. Außerdem wird das Risiko<br />
für eine Glaskörperblutung deutlich gesenkt.<br />
Häufig sind Koagulationsflächen<br />
von 1530 % ausreichend, nur in fortgeschrittenen<br />
Fällen sollten Koagulationsflächen<br />
von mehr als 40 % angestrebt<br />
werden (Abbildung 1) [10]. Leider spricht<br />
die panretinale Lasertherapie bei jüngeren<br />
Patienten deutlich schlechter an als<br />
bei älteren Patienten, eine Ursache hierfür<br />
konnte noch nicht gefunden werden.<br />
Die meisten Patienten mit<br />
Diabetes mellitus entwickeln im<br />
Laufe ihres Lebens eine<br />
diabetische Retinopathie.<br />
Bei Auftreten von Proliferationen<br />
ist eine panretinale<br />
Laserkoagulation in jedem Fall<br />
indiziert.<br />
Tabelle 3: 4-2-1-Regel bei schwerer Nicht-proliferativer diabetischer Retinopathie (NPDR).<br />
Wenn 2 Kriterien erfüllt sind, kann eine prophylaktische panretinale Laserkoagulation erwogen<br />
werden.<br />
Betroffene Netzhautbefund<br />
Netzhautareale<br />
4 Quadranten Intraretinale Hämorrhagien, Mikroaneurysmata<br />
2 Quadranten Venöse Kaliberschwankungen<br />
1 Quadrant Intraretinale Mikrovaskuläre Anomalien (IRMA)<br />
Z. prakt. Augenheilkd. 31: 21 - 32 (2010) 27
M. Schargus, W. F. Schrader: <strong>Retinale</strong> <strong>Photokoagulation</strong><br />
Im Rahmen der diabetischen<br />
Makulopathie muss zwischen<br />
klinisch signifikantem und<br />
klinisch nicht signifikantem<br />
Makula ödem unterschieden<br />
werden.<br />
Bei Auftreten eines klinisch<br />
signifikanten Makulaödems<br />
sollte die Indikation zu einer<br />
fokalen Laserkoagulation<br />
gestellt werden.<br />
Abbildung 1a: Fluoreszenzangiographie<br />
einer PDR vor der Laserkoagulation, Pfeil:<br />
Neovaskularisation (NVE; nicht an der<br />
Papille)<br />
Die verschiedenen möglichen Kombinationen<br />
mit intravitrealen Injektionen<br />
mit Triamcinolon und/oder AntiVEGF<br />
Substanzen wurden bisher nur in kleinen<br />
Fallserien publiziert, so dass hier keine<br />
definitiven Aussagen zum Nutzen möglich<br />
sind.<br />
Diabetische Makulopathie<br />
Im Rahmen der diabetischen Makulopathie<br />
muss zwischen klinisch signifikantem<br />
und klinisch nicht signifikantem<br />
Makulaödem unterschieden werden. Die<br />
Kriterien nach ETDRS für ein klinisch signifikantes<br />
Makulaödem sind:<br />
n Netzhautödeme in einem Abstand von<br />
weniger als 500µm von der foveolären<br />
avaskulären Zone (FAZ),<br />
n harte Exsudate in weniger als 500µm<br />
Entfernung von der FAZ mit benachbarten<br />
retinalen Verdickungen,<br />
n Verdickung der Netzhaut über mehr<br />
als eine Papillenfläche innerhalb eines<br />
Umkreises von weniger als einem Papillendurchmesser<br />
von der FAZ.<br />
Weitere Einteilungen differenzieren zwischen<br />
diffusen und fokalen Makulaödemen.<br />
Bei Auftreten eines klinisch signifikanten<br />
Makulaödems sollte die Indikation zu<br />
einer fokalen Laserkoagulation gestellt<br />
werden. Zuvor soll eine makuläre Ischämie<br />
durch eine Fluoreszenzangiographie<br />
ausgeschlossen werden, da dies eine<br />
Kontraindikation für eine Laserbehandlung<br />
bedeuten würde. Zystoide Makulaödeme<br />
können gelasert werden, haben<br />
aber aufgrund der bereits eingetretenen<br />
morphologischen Netzhautveränderungen<br />
eine schlechte Prognose. Gewöhnlich<br />
wird in Leckagegebieten, die in der<br />
Fluoreszenz angiographie nachgewiesen<br />
wurden, mit kleinen Herdgrößen (50µm<br />
zentral – 100µm im Bereich der Gefäßbögen)<br />
und schwacher Weißfärbung gelasert.<br />
Zu starke Laserherde können die<br />
Gefahr der Ausbildung einer chorioidalen<br />
Neovaskularisation mitsichbringen.<br />
Die fokale Laserkoagulation ist vorteilhaft<br />
zur Visus stabilisierung bei einem<br />
Ausgangsvisus >0,2 bis 0,7 [10]. Bei einem<br />
geringeren Visus ist die Prognose<br />
eher schlecht. Das diffuse Makulaödem<br />
hat mit oder ohne Laserbehandlung eine<br />
schlechte Prognose, es kann eine Grid<br />
LaserTechnik erwogen werden. Hierbei<br />
wird ringförmig um die Fovea in 23<br />
Reihen mit Aussparung im papillomakulären<br />
Bündel außerhalb der FAZ gelasert.<br />
28 Z. prakt. Augenheilkd. 31: 21 - 32 (2010)
Es existieren mehrere alternative Behandlungsmöglichkeiten.<br />
Dazu gehören<br />
derzeit die intravitrealen Injektionen mit<br />
Triamcinolon, Pegaptanib, Ranibizumab<br />
und Bevacizumab, die sich alle jedoch<br />
noch in der Studienphase befinden.<br />
Mit intravitrealer – aber auch subtenonaler<br />
Injektion von Triamcinolon lässt sich ein<br />
klinisch signifikantes diabetisches Makulaödem<br />
behandeln. Der Effekt kann einige<br />
Monate anhalten. Aufgrund seiner Nebenwirkungen<br />
– Katarakt und Steroidglaukom<br />
– ist die Triamcinolonbehandlung mittelfristig<br />
über einen Zeitraum von 23 Jahren<br />
der Laserbehandlung unterlegen.<br />
Mit intravitrealen Injektionen von Pegaptanib<br />
alle 6 Wochen wird eine Abnahme<br />
des Makulaödems und eine Visusbesserung<br />
erreicht. Sobald die Injektionsserie<br />
abgebrochen wird, nimmt die Netzhautdicke<br />
wieder zu und die Sehschärfe ab [5].<br />
Wiederholt konnte eine Visusverbesserung<br />
unter Bevacizumab erreicht werden.<br />
Umstritten ist jedoch, ob eine Monotherapie<br />
oder eine Kombination mit<br />
fokaler Laserkogulation besser ist und<br />
wie lange die Effekte anhalten [14].<br />
In der Resolve Studie wurde eine Kombinationsbehandlung<br />
von fokaler Laser<br />
M. Schargus, W. F. Schrader: <strong>Retinale</strong> <strong>Photokoagulation</strong><br />
koagulation zusammen mit Ranibizumab<br />
(Lucentis®, Novartis) mit Laserkoagulation<br />
ohne Ranibizumab verglichen. Nach<br />
12 Monaten zeigte sich in der Kombinationsbehandlungsgruppe<br />
ein signifikant<br />
– um 2 Zeilen – besserer Visus gegenüber<br />
der Kontrollgruppe. Abschließende<br />
Aussagen über den Nutzen von Lucentis<br />
als additive Therapie können aber erst<br />
gestellt werden, wenn die 3JahresVerlaufsdaten<br />
vorliegen. Aufgrund der noch<br />
ausstehenden Studienergebnisse können<br />
abschliessende Behandlungsempfehlungen<br />
für intravitreale Medikamentenapplikationen<br />
bei der diabetischen Makulopathie<br />
noch nicht gegeben werden.<br />
Allgemeine Regeln für die Laserbehandlung der<br />
diabetischen Retinopathie<br />
Falls zusätzlich zu retinalen Proliferationen<br />
ein klinisch signifikantes Makulaödem<br />
vorliegt ist immer mit der fokalen<br />
Laserkoagulation zu beginnen und die<br />
panretinale Laserkoagulation anzuschließen.<br />
In Würzburg wird dabei ein<br />
Abstand von 2 3 Wochen eingehalten.<br />
Es besteht ansonsten die Gefahr einer<br />
Ödemzunahme im Makulabereich. Die<br />
Laserkoagulation sollte auch nicht nä<br />
Es existieren mehrere alternative<br />
Behandlungsmöglichkeiten. Dazu<br />
gehören derzeit die intravitrealen<br />
Injektionen mit Triamcinolon,<br />
Pegaptanib, Ranibizumab und<br />
Bevacizumab.<br />
Abbildung 1b: Fluoreszenzangiographie<br />
einer PDR nach der Laserkoagulation.<br />
Die Neovaskularisationen am temporal<br />
unteren Gefäßbogen haben sich zurückgebildet.<br />
Z. prakt. Augenheilkd. 31: 21 - 32 (2010) 29
M. Schargus, W. F. Schrader: <strong>Retinale</strong> <strong>Photokoagulation</strong><br />
In der Literatur gibt es keine<br />
genaue Definition, wie viel<br />
Netzhautfläche koaguliert<br />
werden sollte, die Angaben<br />
schwanken zwischen 2040 %.<br />
Tabelle 4: Berechnung der effektiven Laserspotgröße<br />
3-Spiegel-Kontaktglas<br />
nach Goldmann<br />
Panfunduskop<br />
(z. B. Volk Transäquator)<br />
her als 1 Papillendurchmesser um die<br />
Papille und nicht im papillomakulären<br />
Bündel durchgeführt werden. Weiterhin<br />
sollte nicht auf intraretinalen oder präretinalen<br />
Blutungen oder Neovaskularisationen<br />
gelasert werden, da es hierbei<br />
zu Absorption und Schädigungen von<br />
Netzhautanteilen weit oberhalb des RPE<br />
kommt, die nicht erwünscht sind. Zwischen<br />
den Herden sollte immer zirka 0,5<br />
bis 1 Herdgröße Abstand gewahrt werden.<br />
Wie viele Laserherde bei einer panretinalen<br />
Laserkoagulation appliziert werden<br />
sollen, hängt von der Gesamtfläche<br />
der Retina ab, die unter Aussparung des<br />
hinteren Pols bei zirka 10,5 cm 2 liegt. In<br />
der Literatur gibt es keine genaue Definition,<br />
wie viel Netzhautfläche koaguliert<br />
werden sollte, die Angaben schwanken<br />
zwischen 2040 %. In Tabelle 4 wurde<br />
zusammengefasst, bei welcher Spotgröße<br />
mit 2 verschiedenen Kontaktgläsern<br />
wie viele Laserherde appliziert werden<br />
müssen, um 20/30/40 % der Netzhautfläche<br />
zu koagulieren. Empfohlen werden<br />
300500 µm Spotgröße und je nach<br />
Koagulationsfläche, Glas und Spotgröße<br />
zirka 1000 2000 Herde, wobei von einer<br />
„MildScatterKoagulation“ bei 1200 Herden gesprochen wird. Eine<br />
mäßige Weißfärbung ist hier ausreichend.<br />
Wie man in Tabelle 4 erkennen kann, hat<br />
der Vergrößerungsfaktor eines Kontakt<br />
Spotvergrößerung 200, 300, 500 µm<br />
Fleckgröße entspricht<br />
auf Netzhaut<br />
1x 200 µm<br />
300 µm<br />
500 µm<br />
zirka 1,43 286 µm<br />
429 µm<br />
715 µm<br />
glases einen nicht unerheblichen Einfluss<br />
auf die tatsächlich an der Retina<br />
auftreffende Spotgröße. Dies ist bei der<br />
Wahl der Spotgröße und der Anzahl der<br />
Lasereffekte unbedingt zu berücksichtigen.<br />
Weiterhin sollten Änderungen der<br />
Spotgröße während einer Laserkoagulation<br />
immer mit einer Anpassung der Laserleistung<br />
einhergehen, da eine Verringerung<br />
der Spotgröße zu einer deutlichen<br />
Energiekonzentration führt.<br />
Während einer Behandlung sollten nicht<br />
mehr als 500 Herde appliziert werden, da<br />
sonst die Gefahr besteht, dass es zu einer<br />
Aderhautschwellung, exsudativen Amotio<br />
retinae oder sogar zu einem Kammerwinkelverschluss<br />
kommt. Wir führen<br />
eine panretinale Laserkoagulation in der<br />
Regel in 3 Sitzungen à 400 Herden durch.<br />
<strong>Retinale</strong> Gefäßverschlüsse:<br />
Laserkoagulation bei Neovaskularisationen<br />
Für retinale Gefäßverschlüsse gilt derselbe<br />
Pathomechanismus wie bei der diabetischen<br />
Retinopathie: Es kommt zu<br />
einer retinalen Hypoxie mit sekundärer<br />
Ausbildung von Neovaskularisationen,<br />
die durch eine Laserkoagulation therapiert<br />
werden sollten.<br />
Zentralvenenverschlüsse<br />
Am häufigsten kommt es nach retinalen<br />
Zentralvenenverschlüssen (ZVV) zur<br />
Ausbildung von behandlungsbedürftigen<br />
Spotfläche Spotanzahl<br />
für Koagulationsfläche<br />
0,031 mm2 0,071 mm2 0,196 mm2 0,064 mm2 0,146 mm2 0,401 mm2 20 % 30 % 40 %<br />
6451 9677 12903<br />
2816 4225 5633<br />
1020 1530 2040<br />
3289 4934 6579<br />
1430 2143 2857<br />
530 785 1047<br />
30 Z. prakt. Augenheilkd. 31: 21 - 32 (2010)
Neovaskularisationen an der Iris. In der<br />
„Central Retinal Vein Occlusion Study“<br />
(CRVOS) wurde unter anderem die Lasertherapie<br />
evaluiert [3,4]. Die Autoren kamen<br />
zu dem Schluss, dass eine prophylaktische<br />
panretinale Laserkoagulation<br />
keinen zusätzlichen Nutzen bringt, da<br />
auch in dieser Gruppe 20 % der Patienten<br />
Neovaskularisationen entwickeln. Es<br />
sollte erst dann eine panretinale Laserkoagulation<br />
durchgeführt werden, wenn<br />
Neovaskularisationen an der Iris auftreten.<br />
Monatliche Kontrollen sollten daher<br />
im ersten halben Jahr durchgeführt<br />
werden, damit ein rechtzeitiger Beginn<br />
der Laserkoagulation eingeleitet werden<br />
kann. Die panretinale Laserkoagulation<br />
wird dann mit denselben Parametern<br />
durchgeführt wie bei der diabetischen<br />
Retinopathie. Begleitend auftretende und<br />
häufig stark visuslimitierende Makulaödeme<br />
zeigen kein gutes Ansprechen auf<br />
eine fokale Laserkoagulation, so dass hier<br />
keine Laserbehandlung empfohlen wird.<br />
Inwieweit Triamcinolon und AntiVEGF<br />
Substanzen hier überlegen sind, muss in<br />
evidenzbasierten Studien erst noch untersucht<br />
werden.<br />
Vorläufige Ergebnisse aus der CRUISE<br />
Studie zeigen bei 392 Patienten mit Makulaödem<br />
nach ZVV bei über 45% der<br />
Patienten eine Visusverbesserung von<br />
mehr als 3 ETDRSZeilen nach Injektion<br />
von Ranibizumab nach 6 Monaten<br />
gegenüber der Kontrollgruppe, bei der<br />
mit Scheininjektionen nur bei 16,9% ein<br />
Visus anstieg von 3 Zeilen zu verzeichnen<br />
war [16].<br />
Vor kurzem wurde ein neues intravitreal<br />
injezierbares DexamethasonImplantat<br />
(Ozurdex®, Allergan) von der Federal<br />
Drug Administration (FDA) in den USA<br />
für die Behandlung des Makulaödems<br />
nach Venenast und Zentralvenenverschluss<br />
zugelassen. 2030% der behandelten<br />
Patienten erreichten eine Verbesserung<br />
des Visus von 3 ETDRS Zeilen<br />
innerhalb von 2 Monaten [15]. Der thera<br />
M. Schargus, W. F. Schrader: <strong>Retinale</strong> <strong>Photokoagulation</strong><br />
peutische Effekt hielt allerdings nur über<br />
13 Monate an. Ein Termin für die Zulassung<br />
in Deutschland steht noch nicht fest.<br />
Venenastverschlüsse<br />
Wie auch bei den Zentralvenenverschlüssen<br />
sollte eine Flächenkoagulation<br />
im Verschlussgebiet der Venenastverschlüsse<br />
erst bei Auftreten von Neovaskularisationen<br />
an der Netzhaut durchgeführt<br />
werden. Diese treten im Verlauf<br />
bei zirka 1/3 der Fälle auf. Bezüglich eines<br />
begleitenden Makulaödems gibt die<br />
„Branch Vein Occlusion Study Group“<br />
genaue Vorgaben: Eine fokale Laserkoagulation<br />
sollte erst nach 3 Monaten<br />
durchgeführt werden, wenn der Visus<br />
M. Schargus, W. F. Schrader: <strong>Retinale</strong> <strong>Photokoagulation</strong><br />
Die retinale <strong>Photokoagulation</strong><br />
stellt eine äußerst bewährte<br />
und etablierte Therapieform<br />
für eine Vielzahl von retinalen<br />
Erkrankungen dar.<br />
Korrespondenzadresse:<br />
Dr. med. Marc Schargus<br />
Univ.Augenklinik<br />
JosefSchneiderStr. 11<br />
97080 Würzburg<br />
EMail:<br />
marc.schargus@gmx.de<br />
Komplikationen nach<br />
retinaler Laserkoagulation<br />
Die retinale <strong>Photokoagulation</strong> stellt eine<br />
bei sorgfältiger Durchführung sehr sichere<br />
und komplikationsarme Therapieform<br />
dar. Mögliche Komplikationen, die bei einer<br />
retinalen Laserkoagulation auftreten<br />
können, sind nachfolgend aufgelistet:<br />
n initiale meist nicht voll reversible Visusreduktion<br />
bei 1040% der panretinalen<br />
<strong>Photokoagulation</strong>en<br />
n Gesichtsfelddefekte, aber nur bei ausgedehnten<br />
Flächenkoagulationen<br />
n Störung der Dunkeladaptation<br />
n erhöhte Blendempfindlichkeit<br />
n Farbsinnstörungen (tritanope Störung)<br />
n Vorderkammerabflachung<br />
1. Birngruber R (1988) Prinzipien der Laserphotokoagulation.<br />
In: Laser in der Ophthalmologie (Hrsg<br />
Wollensack J), Bücherei des Augenarztes Band 113.<br />
Enke, Stuttgart<br />
2. Branch vein occlusion study group (1986) Argon Laser<br />
Scatter Photocoagulation for Prevention of Neovascularization<br />
and vitreous hemorhage in branch<br />
Vein occlusion. Arch Ophthalmol 104: 3441<br />
3. Central vein occlusion study group (1995) A randomized<br />
clinical trial of early panretinal photocoagulation<br />
for ischemic central vein occlusion. The<br />
Central Vein Occlusion Study Group N report. Ophthalmology<br />
102: 14341444<br />
4. Central vein occlusion study group (1995) Evaluation<br />
of grid pattern photocoagulation for macular<br />
edema in central vein occlusion. The Central Vein<br />
Occlusion Study Group M report. Ophthalmology<br />
102: 14251433<br />
5. Cunningham ET et al (2005) A phase II randomized<br />
doublemasked trial of pegaptanib, an antivascular<br />
endothelial growth factor aptamer, for diabetic macular<br />
edema. Ophthalmology 112: 17471757<br />
6. Diabetic Retinopathy Study Group (1978) Photocoagulation<br />
treatment of proliferative diabetic retinopathy:<br />
the second report of diabetic retinopathy<br />
study findings. Ophthalmology 85: 82106<br />
7. Early Treatment Diabetic Retinopathy Study Research<br />
Group (1991) Effects of aspirin treatment on<br />
diabetic retinopathy. ETDRS report number 8. Early<br />
Treatment Diabetic Retinopathy Study Research<br />
Group. Ophthalmology 98: 757765<br />
8. Gabel VP, Birngruber R, Hillenkamp F (1977) Individuelle<br />
Unterschiede der Lichtabsorption am Au<br />
Literatur<br />
n Keratopathie<br />
n Linsentrübungen<br />
n epiretinale Membranen<br />
n subretinale Neovaskularisationen<br />
n spontan reversible exsudative Netzhaut/AderhautAmotio<br />
Fazit für die Praxis<br />
Die retinale <strong>Photokoagulation</strong> stellt eine<br />
äußerst bewährte und etablierte Therapieform<br />
für eine Vielzahl von retinalen<br />
Erkrankungen dar. Bei richtiger Indikationsstellung<br />
und Anwendung kann eine<br />
Vielzahl von retinalen Veränderungen<br />
erfolgreich behandelt werden. Sie ist<br />
daher aus der täglichen ophthalmologischen<br />
Praxis nicht mehr wegzudenken.<br />
genhintergrund im sichtbaren und infraroten Spektralbereich.<br />
Ber Dtsch Ophthalmol Ges 74: 418422<br />
9. Kahn H, Bradley RF (1975) prevalence of diabetic<br />
Retinopathy. Age, sex and duration of diabetes. Br J<br />
Ophthalmol 59: 345349<br />
10. Körner F, Körner U (1988) Diabetische Retinopathie<br />
und <strong>Photokoagulation</strong>. Bücherei des Augenarztes<br />
Band 114. Enke, Stuttgart<br />
11. L´Esperance FA (1983) Ophthalmic Lasers: Photocoagulation,<br />
Photoradiation and surgery. Mosby, St.<br />
Louis<br />
12. Messmer EP, Wessing A (1988) Prophylaktische Koagulation<br />
bei äquatorialen Degenerationen. In: Laser<br />
in der Ophthalmologie (Hrsg Wollensack J). Bücherei<br />
des Augenarztes Band 113. Enke, Suttgart<br />
13. Meyer Schwickerath G (1987) Bull Et Memoires de la<br />
SocFr. D´Ophtalm<br />
14. O’Doherty M et al (2008) Interventions for diabetic<br />
macular oedema: a systematic review of the literature.<br />
Br J Ophthalmol 92: 15811590<br />
15. Prescribing information OZURDEX, Allergan, http://<br />
www.allergan.com/assets/pdf/ozurdex_pi.pdf (Aufgerufen<br />
am 22.11.09)<br />
16. Roche Investor Update, http://www.roche.com/investors/ir_update/invupdate20091005.htm(Aufgerufen<br />
am 22.11.09)<br />
17. Tempe CL et al (1982) Macular Photocoagulation.<br />
Optimal Wavelength selection. Ophthalmology 89:<br />
721728<br />
18. Axer-Siegel R et al (2000) Diode laser treatment of<br />
posterior retinopathy of prematurity. Br J Ophthalmol<br />
84: 13831386<br />
32 Z. prakt. Augenheilkd. 31: 21 - 32 (2010)
Fragen zur CME-Fortbildung<br />
Fragen zum Artikel „<strong>Retinale</strong> <strong>Photokoagulation</strong> Techniken – Indikationen - Anwendungen“<br />
Pro Frage ist jeweils nur eine Antwort möglich. – An der zertifizierten Fortbildung der ZPA können ausschließlich Abonnenten teilnehmen.<br />
Im Zweifelsfall ist dies anhand der Kundennummer auf dem Adressaufkleber zu erkennen, die sich zwischen zwei * über der Adresse befindet.<br />
Die Kennzeichnung für Abonnenten ist ein vorangestelltes A. Weitere Einzelheiten können auf der Fortbildungsseite im Internet cme.kadenverlag.de<br />
unter der Rubrik „Registrieren“ eingesehen werden.<br />
1<br />
Welche Aussagen zur Wirkung von Laserquellen auf<br />
Gewebe sind richtig?<br />
I. Bei der Koagulation kommt es zu einer Temperaturerhöhung<br />
von mindestens 10-15 °C.<br />
II. Transparente Strukturen werden immer mitgeschädigt.<br />
III. Bei der Disruption kommt es zur Plasmabildung.<br />
IV. Nur wenige Laseranwendungen nutzen den Koagulationseffekt<br />
aufgrund thermischer Veränderungen.<br />
V. Die Photoablation wird durch Millisekundenimpulse<br />
erreicht.<br />
a) I und III sind richtig<br />
b) II und IV sind richtig<br />
c) II, III, IV sind richtig<br />
d) I, III, V sind richtig<br />
e) Alle Aussagen sind richtig<br />
2<br />
Ab welcher Temperatur tritt eine Verdampfung von<br />
Gewebe auf?<br />
I. 50 °C<br />
II. 100 °C<br />
III. 150 °C<br />
IV. 200 °C<br />
V. 300 °C<br />
a) I ist richtig<br />
b) II ist richtig<br />
c) III ist richtig<br />
d) IV ist richtig<br />
e) V ist richtig<br />
3<br />
Welche Strukturen werden durch die thermische<br />
Laserkoagulation der Netzhaut in der Regel geschädigt?<br />
I. Photorezeptoren<br />
II. Bruch‘sche Membran<br />
III. Choriokapillaris<br />
IV. Sklera<br />
V. <strong>Retinale</strong>s Pigmentepithel<br />
a) III, IV, V sind richtig<br />
b) I, II und IV sind richtig<br />
c) II, III, und V sind richtig<br />
d) I, III und V sind richtig<br />
e) Alle Aussagen sind richtig<br />
Welche Aussage die Wellenlänge der Lasergeräte<br />
betreffend ist falsch?<br />
I. Oxygeniertes Hämoglobin hat sein Maximum der<br />
Lichtabsorption bei 450 und 580 nm.<br />
II. Der blaue Argonlaser emittiert auf einer Wellenlänge<br />
von 488 nm.<br />
III. Der Diodenlaser ist optimal zur Koagulation von Gefäßen.<br />
IV. Der grüne Argonlaser/cwNd:Yag-Laser ist optimal zur<br />
Koagulation des <strong>Retinale</strong>n Pigmentepithels.<br />
V. Blaue Argonlaser sollten nicht zum Lasern im Bereich<br />
der Makula eingesetzt werden.<br />
a) I ist falsch<br />
b) II ist falsch<br />
c) III ist falsch<br />
d) IV ist falsch<br />
e) V falsch<br />
Welche Aussagen zur Laserkoagulation bei<br />
Diabetischer Retinopathie sind richtig?<br />
I. Patienten mit milder nicht proliferativer diabetischer<br />
Retinopathie sollten regelmäßig kontrolliert und vorerst<br />
nicht gelasert werden.<br />
II. Durch die retinale Laserkoagulation bei proliferativer<br />
diabetischer Retinopathie kann das Erblindungsrisiko<br />
von 36,7 % auf 16,6 % gesenkt werden.<br />
III. Koagulationsflächen von 60-70 % sind optimal.<br />
IV. Die ETDRS Studien aus den 1980er Jahren sind veraltet<br />
und gelten heute nicht mehr.<br />
V. Eine Remission bei proliferativer diabetischer Retinopathie<br />
ist durch eine Laserkoagulation bei 20 % der<br />
Patienten möglich.<br />
a) I und II sind richtig<br />
b) III und IV sind richtig<br />
c) V und I sind richtig<br />
d) III und I sind richtig<br />
e) Alle Aussagen sind richtig<br />
Z. prakt. Augenheilkd. 31: 33 - 34 (2010) 33<br />
4<br />
5
Fragen zur CME-Fortbildung<br />
6<br />
Welche Aussagen zur panretinalen Laserkoagulation<br />
sind richtig?<br />
I. Die Gesamtfläche der Retina beträgt 10,5 cm 2 .<br />
II. Man spricht bei einer Anzahl von < 1200 Laser-Herden<br />
von „Mild Scatter Koagulation“.<br />
III. Es sollten 20-40 % der Netzhautfläche koaguliert werden.<br />
IV. Spotgrößen von 50 - 100 µm werden empfohlen.<br />
V. Auf harte Exsudate und intraretinale Blutungen kann<br />
gelasert werden.<br />
a) I, III,IV sind richtig<br />
b) I, II und III sind richtig<br />
c) II, III und V sind richtig<br />
d) II,III, IV sind richtig<br />
e) I, II und V sind richtig<br />
7<br />
Welche Aussage zur Behandlung des<br />
retinalen Venenverschlusses ist falsch?<br />
I. Eine prohylaktische Netzhautkoagulation bringt keinen<br />
zusätzlichen Nutzen.<br />
II. Im ersten halben Jahr nach Verschluss sollten<br />
monatliche Kontrollen durchgeführt werden.<br />
III. Auch ältere Makulaödeme können gut behandelt werden.<br />
IV. Die Laserparameter werden ähnlich der bei der<br />
diabtischen Retinopathie verwendet.<br />
V. Verschiedene Studien zeigen, dass Kombinationstherapien<br />
mit Anti-VEGF oder Triamcinolon einen<br />
zusätzlichen Nutzen bringen.<br />
a) I ist falsch<br />
b) II ist falsch<br />
c) III ist falsch<br />
d) IV ist falsch<br />
e) V ist falsch<br />
8<br />
Wie viele Laserspots muss man setzen, um 30 % der<br />
Netzhaut mit einem Panfunduskop bei einer Fleckgröße<br />
von 300µm zu koagulieren?<br />
I. 3 134 Herde<br />
II. 4 225 Herde<br />
III. 6 546 Herde<br />
IV. 7 653 Herde<br />
V. 3 356 Herde<br />
a) I ist richtig<br />
b) II ist richtig<br />
c) III ist richtig<br />
d) IV ist richtig<br />
e) V ist richtig<br />
Welche Aussagen zur Behandlung des<br />
Venenastverschlusses sind richtig?<br />
I. Im Verschlussgebiet sollte immer gelasert werden.<br />
II. Eine fokale Laserkoagulation sollte bei einer Sehschärfe<br />
von ≤ 0,5 nach 3 Monaten durchgeführt werden.<br />
III. Bei 70 % der Patienten erholt sich der Visus spontan<br />
wieder.<br />
IV. Im Makulabereich sollten Spotgrößen von rund 200 µm<br />
eingesetzt werden.<br />
V. Verschiedene Studien zeigen, dass Kombinationstherapien<br />
mit Anti-VEGF oder Triamcinolon keinen<br />
zusätzlichen Nutzen bringen.<br />
a) I und II sind richtig<br />
b) III und IV sind richtig<br />
c) IV und I sind richtig<br />
d) II und V sind richtig<br />
e) II und III sind richtig<br />
Welche der Aussage ist falsch?<br />
Komplikationen nach retinaler Laserkoagulation sind:<br />
I. Gesichtsfelddefekte<br />
II. Farbsinnesstörungen<br />
III. Linsentrübung<br />
IV. Netzhaut/Aderhaut-Amotio<br />
V. Paresen<br />
a) I ist falsch<br />
b) II ist falsch<br />
c) III ist falsch<br />
d) IV ist falsch<br />
e) V ist falsch<br />
34 Z. prakt. Augenheilkd. 31: 33 - 34 (2010)<br />
9<br />
10<br />
1b, 2b, 3d, 4c, 5a, 6b, 7c, 8b, 9e, 10e<br />
Lösungen: