Diplomarbeit - Notfallseelsorge in Deutschland
Diplomarbeit - Notfallseelsorge in Deutschland Diplomarbeit - Notfallseelsorge in Deutschland
Markus Reuter Notfallseelsorge Ein letztlich objektives Unterscheidungskriterium ist die Trägerschaft, in der die NFS bzw. Kriseintervention ist. Ist diese in einer nichtkirchlichen Trägerschaft, so nennen sich die Organisationen zumeist Kriseninterventionsteam oder –dienst. Ist der Träger bei der Kirche, so haben die Namen der Organisationen ‚Notfallseelsorge‘ als Bestandteil. Vereinfacht lässt sich sagen, die ‚Erste Hilfe für die Seele‘ durch die Kirchen nennt sich Notfallseelsorge und die Krisenintervention ist deren säkulares Pendant. Dies lässt sich auch mit der Definition von Seelsorge aus Kapitel 2.3 begründen, bei der der Aspekt der christlichen Motivation ein wesentliches Merkmal ist. Damit ist nun eine allgemeine christliche Verortung der NFS vor einem biblischen Hintergrund vorgenommen, die sich von der Krisenintervention unterscheiden lässt. NFS hat eine christliche Grundlage, wie sie in Kapitel 4 vorgestellt wurde, und ist damit auch als Teil der pastoralen Aufgabe der Kirchen nachgewiesen. Bleibt nun zu untersuchen, wie eine Eingliederung der NFS in der katholischen und der evangelischen Kirche geschieht. 5.1.2 Die Sonderstellung der Vereine Ein Sonderstellung bei der Eingliederung spielen hierbei die eingetragenen Vereine. Bekannt sind zur Zeit zwei in Deutschland tätige Vereine, die sich der Krisenintervention bzw. der NFS angenommen haben. Zum einen ist das der bereits vorgestellte Verein Seelsorge in Notfällen (SiN) Wiesbaden e.V. und der nach diesem Vorbild gegründete Verein – im direkten Nachbarlandkreis – Seelsorge in Notfällen (SiN) Groß-Gerau e.V., auf dem in den vorherigen Kapiteln bereits hingewiesen wurde. Beide NFS Organisationen sind zwar der Kirche, insb. der evangelischen Kirche nah und erhalten von dieser auch unter anderem eine finanzielle Unterstützung. 140 Jedoch sind sie als eingetragener Verein frei und unabhängig von einem Träger. Die Gründe für die Vereinsform lassen sich nach Aussage des Vorstandes der SiN Wiesbaden in zwei wesentlichen Dingen wiederfinden 141 : Zu einen gab es Anfang der 90er Jahre noch keine kirchliche oder außerkirchliche Infrastruktur der NFS, so dass man einen neuen Weg beschritt und nur wenig Unterstützung vorhanden war. Zu anderen wollte man bewusst eine Anbindung an eine andere Organisation (Kirche oder Hilfsorganisation) vermeiden, da man befürchtete, mit dieser zu stark Identifiziert zu werden und so auch am negativen Image der Organisation teilzuhaben. So hatte man Bedenken, durch den schlechten Ruf der Kirchen in der Öffentlichkeit auf eine geringe Akzeptanz zu stoßen, welche die Arbeit vor Ort erschweren würde oder überhaupt nicht angefordert zu werden. Aber auch die Rivalitäten unter den Rettungsdienstorganisationen („Die vom Roten Kreuz holen wir nicht“) sorgten für Be- 140 Z.B. die halbe Stelle für Pfarrer Mann in Wiesebaden, vgl. dazu Gesprächsprotokoll Mann im Anhang. 141 Vgl. dazu Gesprächsprotokoll Mann im Anhang. 64
Markus Reuter Notfallseelsorge denken, sich einer Hilfsorganisation anzuschließen. Man wollte als eigenständige, professionelle Größe wahrgenommen und seine Ansprüche auch entsprechend vertreten, ohne sich an eine Arbeitsphilosophie eines Trägers anbinden zu müssen. Nur durch die Form des eigenständigen Vereins konnte dies gewährleistet werden. Hinzu kam, dass die Vereinsform einen rechtlichen Rahmen besitzt, in dem Zuständigkeiten, Kompetenzen und Verantwortung gesetzlich geregelt sind. Als wesentlicher Nachteil werden die fehlenden Ressourcen genannt. So kann man sich nicht einer Struktur und Logistik bedienen, wie man sie in einem bereits bestehenden und funktionierenden Träger hätte. Viele logistische Aufgaben, wie zum Beispiel die Verwaltung und Geschäftsführung des Vereins, müssen durch den Vorstand wahrgenommen werden, wodurch viel Arbeit und Zeit gebunden wird, die vielleicht an anderer Stelle – z.B. Aus- und Weiterbildung – sinnvoller genutzt werden könnte. So fehlt dem eigenständigem Verein die finanzielle Absicherung durch einen Träger. Der Verein ist auf Mitgliedsbeiträge, Spenden und Sponsoring angewiesen, da es zur Zeit für die NFS und Krisenintervention keine andere Finanzierungsmöglichkeit gibt. 142 142 Es gibt weder Zuschüsse durch die Kommunen, Länder oder den Bund. Auch eine Refinanzierung über die Krankenkassen ist nicht möglich. 65
- Seite 13 und 14: Markus Reuter Notfallseelsorge dies
- Seite 15 und 16: Markus Reuter Notfallseelsorge unte
- Seite 17 und 18: Markus Reuter Notfallseelsorge 2.2
- Seite 19 und 20: Markus Reuter Notfallseelsorge sche
- Seite 21 und 22: Markus Reuter Notfallseelsorge 3. D
- Seite 23 und 24: Markus Reuter Notfallseelsorge nahm
- Seite 25 und 26: Markus Reuter Notfallseelsorge und
- Seite 27 und 28: Markus Reuter Notfallseelsorge tung
- Seite 29 und 30: Markus Reuter Notfallseelsorge 3.3
- Seite 31 und 32: Markus Reuter Notfallseelsorge nach
- Seite 33 und 34: Markus Reuter Notfallseelsorge werd
- Seite 35 und 36: Markus Reuter Notfallseelsorge ze n
- Seite 37 und 38: Markus Reuter Notfallseelsorge ? In
- Seite 39 und 40: Markus Reuter Notfallseelsorge fall
- Seite 41 und 42: Markus Reuter Notfallseelsorge 3.5
- Seite 43 und 44: Markus Reuter Notfallseelsorge schw
- Seite 45 und 46: Markus Reuter Notfallseelsorge zu e
- Seite 47 und 48: Markus Reuter Notfallseelsorge 3.6
- Seite 49 und 50: Markus Reuter Notfallseelsorge von
- Seite 51 und 52: Markus Reuter Notfallseelsorge trof
- Seite 53 und 54: Markus Reuter Notfallseelsorge 4. B
- Seite 55 und 56: Markus Reuter Notfallseelsorge Auch
- Seite 57 und 58: Markus Reuter Notfallseelsorge füh
- Seite 59 und 60: Markus Reuter Notfallseelsorge kann
- Seite 61 und 62: Markus Reuter Notfallseelsorge zwis
- Seite 63: Markus Reuter Notfallseelsorge 5. S
- Seite 67 und 68: Markus Reuter Notfallseelsorge Seel
- Seite 69 und 70: Markus Reuter Notfallseelsorge 5.3
- Seite 71 und 72: Markus Reuter Notfallseelsorge 5.4.
- Seite 73 und 74: Markus Reuter Notfallseelsorge 6. A
- Seite 75 und 76: Markus Reuter Notfallseelsorge 8. N
- Seite 77 und 78: Markus Reuter Notfallseelsorge 6.3
- Seite 79 und 80: Markus Reuter Notfallseelsorge Anha
- Seite 81 und 82: Markus Reuter Notfallseelsorge HAUS
- Seite 83 und 84: Markus Reuter Notfallseelsorge SALT
- Seite 85 und 86: Markus Reuter Notfallseelsorge Gesp
- Seite 87 und 88: Markus Reuter Notfallseelsorge ? Di
- Seite 89 und 90: Markus Reuter Notfallseelsorge Der
- Seite 91: Markus Reuter Notfallseelsorge Meld
Markus Reuter <strong>Notfallseelsorge</strong><br />
denken, sich e<strong>in</strong>er Hilfsorganisation anzuschließen. Man wollte als eigenständige,<br />
professionelle Größe wahrgenommen und se<strong>in</strong>e Ansprüche auch entsprechend vertreten,<br />
ohne sich an e<strong>in</strong>e Arbeitsphilosophie e<strong>in</strong>es Trägers anb<strong>in</strong>den zu müssen. Nur<br />
durch die Form des eigenständigen Vere<strong>in</strong>s konnte dies gewährleistet werden. H<strong>in</strong>zu<br />
kam, dass die Vere<strong>in</strong>sform e<strong>in</strong>en rechtlichen Rahmen besitzt, <strong>in</strong> dem Zuständigkeiten,<br />
Kompetenzen und Verantwortung gesetzlich geregelt s<strong>in</strong>d.<br />
Als wesentlicher Nachteil werden die fehlenden Ressourcen genannt. So kann man<br />
sich nicht e<strong>in</strong>er Struktur und Logistik bedienen, wie man sie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em bereits bestehenden<br />
und funktionierenden Träger hätte. Viele logistische Aufgaben, wie zum Beispiel<br />
die Verwaltung und Geschäftsführung des Vere<strong>in</strong>s, müssen durch den Vorstand<br />
wahrgenommen werden, wodurch viel Arbeit und Zeit gebunden wird, die vielleicht<br />
an anderer Stelle – z.B. Aus- und Weiterbildung – s<strong>in</strong>nvoller genutzt werden könnte.<br />
So fehlt dem eigenständigem Vere<strong>in</strong> die f<strong>in</strong>anzielle Absicherung durch e<strong>in</strong>en Träger.<br />
Der Vere<strong>in</strong> ist auf Mitgliedsbeiträge, Spenden und Sponsor<strong>in</strong>g angewiesen, da es zur<br />
Zeit für die NFS und Krisen<strong>in</strong>tervention ke<strong>in</strong>e andere F<strong>in</strong>anzierungsmöglichkeit<br />
gibt. 142<br />
142 Es gibt weder Zuschüsse durch die Kommunen, Länder oder den Bund. Auch e<strong>in</strong>e Ref<strong>in</strong>anzierung<br />
über die Krankenkassen ist nicht möglich.<br />
65