Diplomarbeit - Notfallseelsorge in Deutschland

Markus Reuter Notfallseelsorge
zwischen den Notfallseelsorgern und ihren Klienten, denn am „Übergang vom Trauma
(Schock über den unerwarteten und überraschend eingetretenen Tod eines nahestehenden
Menschen) zur Trauer geschieht wesentlich Notfallseelsorge.“ 132 Eine
Antwort auf die Frage nach dem Grund des Geschehenen kann auch die NFS nicht
geben, aber sie kann eben mit aushalten, Beistand geben und den Betroffenen mit
seinen Fragen nicht allein lassen. Alle Aufgaben, die der Seelsorge zukommen, und
somit auch die NFS, lassen sich theologisch so begründen, wie die Seelsorge im allgemeinen
begründet wird.
Einen dritten Ansatzpunkt für die theologische Reflexion bildet der Umgang mit dem
Tod. So stellen viele Menschen – auch die, die der Kirche fern sind – Fragen in Zusammenhang
mit dem Tod an die Kirche, die Religion und die Theologie. Sich diesen
Fragen annehmen und sie nicht abzuweisen ist Aufgabe der Seelsorge. „So wie sich
die Hospizbewegung des ‚bösen langsamen Todes‘ annimmt, tut es die Notfallseelsorge
im Fall des ‚bösen schnellen Todes‘.“ 133
So war und ist es für den Pfarrer eine selbstverständliche Aufgabe, dahin zu kommen,
wo ein Mensch gestorben ist und die Angehörigen nach ihm rufen. Seine Aufgabe
besteht dann darin, diese Angehörigen eine Stück weit in ihrer Trauer zu begleiten
und den Toten zu beerdigen. Doch was ist, wenn diese Angehörigen schnellen
seelsorglichen Beistand brauchen oder wünschen? Ist der Pfarrer dann auch
schnell erreichbar, um seine Hilfe anzubieten? Kann er auf besondere Situationen
eingehen, die ein Notfallgeschehen mit sich bringt? 134 Kann er Fragen spezifisch der
Notfallsituation beantworten? 135
Hier kann die NFS vor dem selben theologischen Hintergrund wie der Priester ein
erweitertes Angebot machen, indem sie schnell und jederzeit vor Ort sein kann und
auf solche spezifische Dinge geschult ist. Dafür braucht sie keine eigene theologische
Reflexion, sondern partizipiert an der Theologie von Tod und Auferstehung. So
ist die NFS „nicht mehr und nicht weniger als ein organisierter Bereitschaftsdienst
analog zu dem von Ärzten, Apothekerinnen oder Installateuren. Er sorgt für tatsächliche,
schnelle und verlässliche Erreichbarkeit der Kirche.“ 136
Wie aus dem oben Aufgeführten zu erkennen ist, braucht es keine eigene theologische
Reflexion der NFS. NFS ist ein Teil der Pastoral und stellt sich somit als ein
spezifischer Teilbereich der Seelsorge dar und will nicht als eigene Disziplin neben
der Seelsoge gesehen werden. Somit braucht sie auch keine eigene Theologie sondern
partizipiert an der allgemeinen Theologie der Seelsorge.
132
DIRNBERGER/ MÜLLER-CYRAN: Komm zu uns, zitiert nach www.notfallseelsorge.de/zeitung25.htm.
133
ZIPPERT: Zehn Argumente, zitiert nach www.notfallseelsorge.de/Zeitung26.htm.
134
Z.B. die Hektik der Einsatzkräfte zwischen den Rettungs- und Feuerwehrfahrzeugen und der Befehlston
zwischen den Helfern.
135
Was geschieht bei einer Reanimation – Was bewirken all diese Geräte und ihre Töne.
136
ZIPPERT: Zehn Argumente, zitiert nach www.notfallseelsorge.de/Zeitung26.htm.
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