Diplomarbeit - Notfallseelsorge in Deutschland
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Markus Reuter <strong>Notfallseelsorge</strong><br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e nahegelegen Halle gebracht werden. Als der E<strong>in</strong>satz der übrigen <strong>Notfallseelsorge</strong>r<br />
koord<strong>in</strong>iert ist, betreut er zusammen mit der <strong>Notfallseelsorge</strong>r<strong>in</strong> auf der Autobahn<br />
die dort noch Anwesenden, die bei ihren Fahrzeugen bleiben müssen. In der<br />
Zwischenzeit stellt e<strong>in</strong>e SEG e<strong>in</strong> beheizbares Zelt auf und versorgt Betroffene und<br />
E<strong>in</strong>satzkräfte mit warmen Getränken. Der <strong>Notfallseelsorge</strong>r, e<strong>in</strong> Pfarrer, segnet die<br />
beiden Toten aus, die bei diesem Unfall ums Leben gekommen waren.<br />
In der Halle beg<strong>in</strong>nt, nach e<strong>in</strong>er kurzen E<strong>in</strong>weisung der <strong>Notfallseelsorge</strong>r, <strong>in</strong> Zusammenarbeit<br />
mit dem Roten Kreuz, e<strong>in</strong>er Verhandlungsgruppe der Polizei und freiwilligen<br />
Helfern mit der Betreuung von ca. 250 Un- und Leichtverletzten, die nicht immer<br />
e<strong>in</strong>fach ist. Als Gesprächsöffner bewähren sich wieder e<strong>in</strong>mal Kuscheltiere, Kaugummis,<br />
Gummibärchen und Zigaretten, die <strong>in</strong> den Beständen der <strong>Notfallseelsorge</strong><br />
reichlich vorhanden s<strong>in</strong>d. E<strong>in</strong> Polizeihauptkommissar moderiert die Sammelstelle und<br />
gibt allgeme<strong>in</strong>e Informationen und macht Durchsagen (z.B. über Mitfahrgelegenheiten,<br />
Leihwagen, Übernachtungen, Bustransfer zur Unfallstelle). Zusätzlich werden<br />
die Broschüren ‚Informationen und Ratschlägen für Betroffene zum Umgang mit körperlich-seelischen<br />
Reaktionen nach e<strong>in</strong>em Notfall oder Unglück‘ verteilt, die gerne<br />
entgegengenommen und <strong>in</strong>teressiert gelesen werden. Gegen 14 Uhr stellt sich heraus,<br />
dass e<strong>in</strong>e zweite Sammelstelle e<strong>in</strong>gerichtet worden ist, drei <strong>Notfallseelsorge</strong>r<br />
werden daraufh<strong>in</strong> dorth<strong>in</strong> zur Betreuung entsandt.<br />
Gegen 16 Uhr werden erste Betroffene von ihren Angehörigen abgeholt oder können<br />
eigenständig ihre Weiterreise organisieren. Die ersten <strong>Notfallseelsorge</strong>r werden daher<br />
wieder entlassen. Um 17.15 Uhr br<strong>in</strong>gt e<strong>in</strong> Bus die Fahrer der beschädigten<br />
Pkws zur Autobahnraststätte, woh<strong>in</strong> die Fahrzeuge abgeschleppt worden waren.<br />
Zwei <strong>Notfallseelsorge</strong>r begleiten sie und betreuen vor allem ältere Personen, denen<br />
die Knie beim Anblick ihres total zertrümmerten Autos zittern. Für etliche Fahrer wird<br />
es schwierig, ihre Fahrzeuge zu f<strong>in</strong>den, da sich herausstellt, dass manche Unfallfahrzeuge<br />
zu verschiedenen Werkstätten abgeschleppt wurden. In e<strong>in</strong>em Fall fährt<br />
e<strong>in</strong> <strong>Notfallseelsorge</strong>r mit den Betroffenen zu der Werkstatt, vermittelt e<strong>in</strong> Nachtquartier<br />
und kümmert sich anderntags um e<strong>in</strong>en Leihwagen.<br />
Auch für die E<strong>in</strong>satzkräfte werden Informationszettel ausgeteilt mit Informationen über<br />
Stress und praktische H<strong>in</strong>weise für die nächsten Tage. E<strong>in</strong> nachbereitendes<br />
SBE-Gespräch 114 wird für den kommenden Mittwoch festgelegt. Ab 21 Uhr werden<br />
die Betroffenen zu den jeweiligen Quartieren gebracht. Die NFS beendet ihren E<strong>in</strong>satz<br />
um 22.30 Uhr.<br />
Resümee:<br />
Die Alarmierung der weiteren <strong>Notfallseelsorge</strong>r/<strong>in</strong>nen erfolgte ausschließlich über<br />
Telefon, dadurch wurden zum Beispiel ortsnahe <strong>Notfallseelsorge</strong>r nicht alarmiert,<br />
weil ihre Telefonnummern nicht bekannt waren. Es wäre s<strong>in</strong>nvoll gewesen, mit mehr<br />
als zwei <strong>Notfallseelsorge</strong>rn an der Unfallstelle präsent zu se<strong>in</strong> (die zwölf weiteren<br />
<strong>Notfallseelsorge</strong>r waren nur an den Sammelstellen im E<strong>in</strong>satz). Dadurch hätten Be-<br />
114 Vgl. Kapitel 3.3.2.<br />
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