Diplomarbeit - Notfallseelsorge in Deutschland
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Markus Reuter <strong>Notfallseelsorge</strong><br />
von Herrn Müller den Bestatter <strong>in</strong>formiert. Nach der Salbung und Verabschiedung<br />
von der Toten verlassen die <strong>Notfallseelsorge</strong>r die Wohnung, mit der Zusage, den zuständigen<br />
Priesterkollegen am nächsten Morgen zu benachrichtigen. Die Tochter<br />
wird über Nacht bei ihrem Vater bleiben und sich auch <strong>in</strong> den nächsten Tagen <strong>in</strong>tensiver<br />
um ihn kümmern.<br />
Resümee:<br />
Schon dem Notarzt war aufgefallen, dass Herr Müller durch die Situation – das unerwartete<br />
Auff<strong>in</strong>den der leblosen Ehefrau und die fast e<strong>in</strong>stündige hektische Bemühung<br />
sie wiederzubeleben mit ungewissem Ausgang – überfordert und nicht <strong>in</strong> der<br />
Lage war, das weitere Vorgehen eigenständig zu koord<strong>in</strong>ieren. Dieser E<strong>in</strong>druck verstärkte<br />
sich der NFS beim E<strong>in</strong>treffen, durch das wirre Blättern im Telefonbuch und<br />
dem Versäumnis, die Tochter zu <strong>in</strong>formieren. Jedoch erlangte Herr Müller, durch die<br />
Hilfe der NFS, <strong>in</strong> kurzer Zeit se<strong>in</strong>e Handlungsfähigkeit wieder, was sich <strong>in</strong> dem<br />
Wunsch mit der Familie Abschied zu nehmen zeigt. Damit Herr Müller <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Trauer<br />
nicht alle<strong>in</strong>e ist, sorgt die NFS für e<strong>in</strong>e Begleitung durch den Ortspfarrer und die<br />
Tochter.<br />
3.6.3 Massenkarambolage auf der BAB 7<br />
Der Fall:<br />
Am e<strong>in</strong>em Sonntag im Januar 2000 rasen gegen 10.45 Uhr, bei dichtem Nebel und<br />
e<strong>in</strong>er Sichtweite von etwa 100 Metern, zwischen zwei Autobahnanschlussstellen,<br />
zunächst etwa 90 Fahrzeuge <strong>in</strong>e<strong>in</strong>ander. Auf der Gegenfahrbahn prallen unmittelbar<br />
danach im gleichen Streckenabschnitt noch e<strong>in</strong>mal ca. 50 Fahrzeuge aufe<strong>in</strong>ander.<br />
Bei diesen Unfällen werden 77 Personen verletzt. Nach Auskunft der Rettungsleitstelle<br />
werden 33 Leicht- und 28 Schwerverletzte <strong>in</strong> die umliegenden Krankenhäuser<br />
gebracht; zwei Personen kommen ums Leben. Von Seiten des Rettungsdienstes<br />
werden 24 Fahrzeuge e<strong>in</strong>gesetzt. Außerdem kommen drei Schnelle<strong>in</strong>satzgruppen<br />
(SEG 113 ) e<strong>in</strong>e Wasserwacht- und drei Bergwachte<strong>in</strong>heiten zum E<strong>in</strong>satz. Die Polizei<br />
ist mit 140 Beamten und die Feuerwehr mit 113 Feuerwehrleuten aus vier Orten im<br />
E<strong>in</strong>satz.<br />
Tätigkeiten der NFS:<br />
Bevor der erste <strong>Notfallseelsorge</strong>r zur Unfallstelle aufbricht, alarmiert er telefonisch<br />
den Landeskirchlichen Beauftragten für <strong>Notfallseelsorge</strong> und bittet ihn, <strong>Notfallseelsorge</strong>r<br />
aus den umliegenden Kreisen zu alarmieren. Die mit ihm diensthabende <strong>Notfallseelsorge</strong>r<strong>in</strong><br />
bricht sofort zur E<strong>in</strong>satzstelle auf. Gegen 12.45 Uhr meldet sich auch<br />
der <strong>Notfallseelsorge</strong>r bei der E<strong>in</strong>satzleitung und arbeitet dort zunächst mit. Er koord<strong>in</strong>iert<br />
die Anfahrt und den E<strong>in</strong>satzort der <strong>Notfallseelsorge</strong>r, während die Unverletzten<br />
113 Zur Errichtung e<strong>in</strong>es Verletztensammelplatzes, dessen weitere Betreuung, sowie die Versorgung<br />
der E<strong>in</strong>satzkräfte und der Unverletzen mit Essen und Tr<strong>in</strong>ken.<br />
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