Diplomarbeit - Notfallseelsorge in Deutschland

Markus Reuter Notfallseelsorge
3.4 Ausbildung und Ausrüstung der Notfallseelsorge
3.4.1 Zur Ausbildung der Notfallseelsorger
Bevor an dieser Stelle auf die Ausbildung zum Notfallseelsorger eingegangen wird
noch eine Anmerkung zum Begriff des ‚Notfallseelsorgers‘: Diese Bezeichnung ist
nicht weiter geschützt und kann von jedem frei gewählt werden. Es bedarf keiner gesonderten
Ausbildung oder einer nachgewiesenen Befähigung um sich ‚Notfallseelsorger‘
zu nennen. Auch im innerkirchlichen Raum gibt es keine Regelung, wer oder
mit welchen Voraussetzungen man sich als ‚Notfallseelsorger‘ bezeichnen darf.
Dies hat zur Folge, dass wenn schon der Begriff ‚Notfallseelsorger‘ nicht weiter geschützt
ist, auch keine standardisierte Ausbildung erfolgt, bzw. es keine Inhalte gibt,
die eine Ausbildung zum ‚Notfallseelsorger‘ enthalten muss. Aufgrund der erst kurzen
Zeit der Arbeit der NFS konnte sich bisher auch kein Ausbildungskonzept entwickeln,
nachdem die meisten Organisationen ihre Notfallseelsorger ausbilden 76 . Es gibt große
Unterschiede in den verschiedenen Ausbildungskonzepten, die dem jeweiligen
Bedarf vor Ort angepasst sind. Am deutlichsten wird dies bei der Dauer der Ausbildung,
so bildet die Notfallseelsorge Wetterau ihre Mitarbeiter – die hohe Vorqualifikationen
mitbringen müssen – in einem achtstündigen Grundkurs aus 77 . Hingegen dauert
die Ausbildung bei der SiN Wiesbaden ca. 50 Stunden und ist auch ohne Vorqualifikationen
möglich 78 .
Im Folgenden wird exemplarisch die Ausbildung der SiN Wiesbaden vorgestellt. 79 Sie
steht unter dem Leitthema „Betreuung von Menschen in akuten Krisensituationen" und
hat eine Gesamtdauer von ca. 50 Unterrichtseinheiten, die an drei Wochenenden vermittelt
werden. Die Ausbildung der SiN Wiesbaden umfasst die angeführten Themen:
? Einführung in Vereinszweck und Vereinsentwicklung
? Einsatzkriterien der Notfallseelsorge/ Fallbeispiele
? Einführung in die Arbeit der Hilfsorganisationen:
? Aufgaben – Funkbetrieb – Kommunikationswege – Hierarchie
? Rechtliche Grundlagen
? Arbeitskonzept der Krisenintervention und Notfallseelsorge
? Gesprächsführung
? Systemische Ansätze und Strategien
? Umgang mit den Themen „Sterben und Tod“
? Überbringen einer Todesnachricht
76 Ein erster Versuch ist enthalten in: MÜLLER-LANGE: Handbuch Notfallseelsorge, S. 288-302.
77 Vgl. dazu Notfallseelsorge Wetterau und Gesprächsprotokoll Michalik im Anhang.
78 Vgl. www.sin-wiesbaden.de/termine.html und Gesprächsprotokoll Mann im Anhang.
79 Dieser Kurs wurde von mir zwischen September und November 2001 absolviert.
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