Diplomarbeit - Notfallseelsorge in Deutschland

Markus Reuter Notfallseelsorge
Eine SBE ist den Einsatzkräften anzubieten, wenn ein belastender Einsatz zu absolvieren
war. Beispiel für solche Einsätze sind:
? Eigenunfall im Dienst
? Tod oder Verletzung von Kollegen
? Einsatz mit Schusswaffengebrauch
? Gewalt gegen Einsatzkräfte
? viele Verwundete oder Tote
? persönliche Bekanntschaft mit dem Opfer
? Beteiligung von Kindern
? besonderes Medieninteresse
? langandauernde und schwierige Einsätze
Die Durchführung einer SBE geschieht im weitesten Sinn als eine Art Gesprächstherapie
in der Gruppe, an der möglichst alle beteiligten Hilfskräfte und die Einatzleitung
teilnehmen, unabhängig davon, ob sie Probleme bei der Verarbeitung des Einsatzes
haben oder nicht. Geführt wird das Gespräch von einer meist vierköpfigen Gruppe
der NFS, die für die SBE ausgebildet ist. 74 Auch das kurze Gespräch direkt nach
dem Einsatz bei einer Zigarette oder einer Tasse Kaffee kann schon wichtige Dienste
im Sinne einer SBE leisten, aber diese niemals nach einem belastenden Einsatz ersetzten.
Die SBE versteht sich immer als Profilaxe und nicht als Therapie von erkrankten
Mitarbeitern der Hilfsorganisationen.
Symptome einer solchen Stressbelastung können seine: Herzrasen, Erschöpfungszustände,
Schlafstörungen, geringe Konzentrationsfähigkeit, Schuldgefühle. 75 Treten
solche Symptome auf, sollte nicht nur eine SBE durchgeführt werden, sondern eine
Einzelmaßnahe mit dem Mitarbeiter eingeleitet werden, um einer weiteren/ schlimmeren
Schädigung vorzubeugen.
Umstritten ist in der Praxis, ob die SBE-Maßnahme in der Gruppe die gewünschte
Profilaxe für den einzelnen bieten kann. Außerdem wird von einigen die Gefahr gesehen,
erst durch die SBE bei bis dahin ‚Unbelasteten‘ eine Stressreaktionen hervorzurufen.
Um auch die Notfallseelsorger vor den Folgen einer Überbelastung („burn out“) und
einer möglichen PTSD zu schützen, sind in der Regel bei allen Organisationen der
NFS Supervisionen für die Einsatzkräfte verbindlich. Dies können Gruppengespräche
sein, die meist von den Organisationen selbst angeboten werden oder auch Einzelgespräche
in der Eigenverantwortung des Notfallseelsorgers. Es sollte auch jederzeit
die Möglichkeit bestehen einen Einsatz aus persönlicher Betroffenheit abzulehnen
oder einen Einsatz abzubrechen bzw. an einen anderen Notfallseelsorger abzugeben.
Außerdem sollten Supervisoren kurzfristig zur Verfügung stehen. Das kur-
74 Vgl. dazu MITCHELL/ EVERLY: Streßbearbeitung nach belastenden Ereignissen (SBE).
75 vgl. www.notfallseelsorge.de/infobl.htm unter der Rubrik Informationen für Einsatzkräfte nach belas-
tenden Einsätzen.
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