Diplomarbeit - Notfallseelsorge in Deutschland
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Markus Reuter <strong>Notfallseelsorge</strong><br />
werden und nicht als e<strong>in</strong> Algorithmus 71 mit konkreten Handlungsanweisungen. So ist<br />
auch die Reihenfolge nicht als e<strong>in</strong>e starre Abfolge von Schritten zu verstehen, wobei<br />
der zweite Schritt nach Abschluss des ersten beg<strong>in</strong>nt. Vielmehr überschneiden sich<br />
e<strong>in</strong>zelne Schritte oder fallen auf Grund der jeweiligen Umstände auch weg. Insbesondere<br />
das „A“ ist e<strong>in</strong>e Maßnahme, zudem die NFS nur selten kommen wird und<br />
die auch nicht als eigentliche Aufgabe der NFS gesehen werden kann. Es handelt<br />
sich eher um e<strong>in</strong>en „Zusatz“ zu den anderen Maßnahmen, der, wenn er gel<strong>in</strong>gt, als<br />
positive Ergänzung zu beurteilen ist. Er darf aber nicht als Standart verstanden werden.<br />
3.3.2 Den Helfern helfen<br />
– Stressbearbeitung nach belastenden Ereignissen (SBE) –<br />
Der zweite Aufgabenbereich der NFS stellt das Betreuen von E<strong>in</strong>satzkräften nach<br />
besonders belastenden E<strong>in</strong>sätzen dar. Diese Stressbearbeitung wird <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong><br />
meist nach dem <strong>in</strong> den USA von Jeffrey T. Mitchell und Georg S. Everly entwickelten<br />
Modell der CISD-Methode 72 durchgeführt.<br />
Hierbei geht es vor allen darum, den Helfern, also den Mitarbeitern der Rettungsdienste<br />
und der Feuerwehr nach besonders schwierigen E<strong>in</strong>sätzen zu helfen, das<br />
Erlebte zu verarbeiten und somit e<strong>in</strong>er Erkrankung an PTSD 73 durch Stress vorzubeugen.<br />
Die Polizei verfügt meist über e<strong>in</strong>en psychologisch-sozialen Dienst und e<strong>in</strong>e<br />
eigene Polizeiseelsorge, die diesen Dienst leistet. Aber auch sie kann <strong>in</strong> den meisten<br />
Fällen auf e<strong>in</strong>er SBE durch die Teams der NFS zurückgreifen, bzw. mit den Kollegen<br />
der Hilfsorganisationen zusammen e<strong>in</strong>e SBE <strong>in</strong> Anspruch nehmen. Dies ist zum Beispiel<br />
nach geme<strong>in</strong>samen E<strong>in</strong>sätzen möglich, an denen sowohl Rettungsdienst, Feuerwehr<br />
und Polizei beteiligt waren. Gerade hier macht e<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>same Nachbereitung<br />
S<strong>in</strong>n.<br />
Das Durchführen e<strong>in</strong>er SBE setzt zwei D<strong>in</strong>ge voraus: Zum E<strong>in</strong>en die Fähigkeit der<br />
Mitarbeiter der Teams e<strong>in</strong>e SBE durchzuführen. Die ‚normale‘ Ausbildung zum <strong>Notfallseelsorge</strong>r<br />
oder Mitarbeiter <strong>in</strong> der Krisen<strong>in</strong>tervention umfasst dies nicht, sondern<br />
es ist e<strong>in</strong>e spezielle Weiter- und/ oder Fortbildung zu absolvieren, um e<strong>in</strong>e SBE<br />
durchzuführen. Zum Anderen muss die Bereitschaft der betroffenen Helfer h<strong>in</strong>zukommen,<br />
an e<strong>in</strong>er SBE teilzunehmen. Sie müssen den S<strong>in</strong>n dieser Maßnahem erkennen,<br />
damit diese erfolgreich durchgeführt werden kann und sie nicht nur als angeordnete<br />
Dienstzeit ableisten.<br />
71 E<strong>in</strong> Vorgehen, das <strong>in</strong> genau festgelegten Schritten erfolgt.<br />
72 CIDS (= Critical Incident Stress Debrief<strong>in</strong>g) vgl. dazu MITCHELL/ EVERLY: Streßbearbeitung nach<br />
belastenden Ereignissen (SBE).<br />
73 Vgl. Kapitel 2.1.<br />
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