Diplomarbeit - Notfallseelsorge in Deutschland
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Markus Reuter <strong>Notfallseelsorge</strong><br />
nachzugehen, die körperlich unverletzt geblieben s<strong>in</strong>d. Dies s<strong>in</strong>d Bedürfnis nach Sicherheit,<br />
nach Liebe, Zuwendung und Zugehörigkeit, nach Achtung durch Andere,<br />
sowie das Bedürfnis nach Selbstachtung. 64 Zu e<strong>in</strong>er Betreuung dieser „Geschädigten“<br />
gehört dann auch die Kommunikation mit den E<strong>in</strong>satzkräften, um Information an<br />
die Angehörigen weiterzugeben, die Unterbr<strong>in</strong>gung und Versorgung von Reisenden<br />
zu regeln oder sich um solchen Personen zu kümmern, die nicht <strong>in</strong> der Lage s<strong>in</strong>d<br />
sich selbst zu versorgen (K<strong>in</strong>der, alte Menschen). Wenn e<strong>in</strong>e langfristige Unterstützung<br />
als nötig ersche<strong>in</strong>t, ist diese e<strong>in</strong>zuleiten und der Betroffene an diese zu ‚übergeben‘.<br />
In diesen Fällen kann der zuständige Pfarrer am Ort verständigt werden,<br />
Psychologen h<strong>in</strong>zugezogen werden oder im Extremfall e<strong>in</strong>e stationäre Unterbr<strong>in</strong>gung<br />
veranlasst werden.<br />
Unter der Berücksichtigung dieser Bedürfnisse ergeben sich nun e<strong>in</strong>e Reihe von<br />
Aufgaben für die NFS, die sich eher als alltägliche Tätigkeiten herausstellen und zunächst<br />
ke<strong>in</strong>en spezifischen seelsorglichen Charakter haben. Am besten lässt sich<br />
dies an Beispielen veranschaulichen 65 :<br />
? E<strong>in</strong>fach nur da sitzen und zuhören, den Betroffenen se<strong>in</strong>e Ängste und Gefühle<br />
äußern lassen.<br />
? Angehörige, Bekannte zu verständigen und sie bitten zu kommen.<br />
? E<strong>in</strong> Verabschieden vom Verstorbenen anzubieten.<br />
? E<strong>in</strong>en Kaffee oder Tee zu kochen und eventuell e<strong>in</strong>e Kle<strong>in</strong>igkeit zu Essen zu<br />
organisieren, z.B. e<strong>in</strong> Frühstück nach e<strong>in</strong>er ‚langen Nacht‘.<br />
? Den Bestatter zu benachrichtigen.<br />
? Bei e<strong>in</strong>em alten Mann, dessen Frau gerade verstorben ist, die ihn immer versorgte,<br />
e<strong>in</strong>en Blick <strong>in</strong> den Kühlschrank zu ‚werfen‘ und eventuell e<strong>in</strong>en Nachbar<br />
bitten den E<strong>in</strong>kauf für den kommenden Tag zu übernehmen.<br />
? Wenn der Unfall an e<strong>in</strong>em anderen Ort war, zu organisieren, den Verstorbenen<br />
noch e<strong>in</strong>mal sehen zu dürfen und von ihm Abschied nehmen zu können.<br />
Dabei s<strong>in</strong>d die Angehörigen bei starken Entstellungen auf den Anblick vorzubereiten<br />
oder ihnen ganz davon abzuraten.<br />
? Die Angehörigen zu e<strong>in</strong>er nötigen Identifikation begleiten.<br />
64 Vgl. <strong>Notfallseelsorge</strong> Dithmarschen.<br />
65 Vgl. dazu die Fallbeispiel <strong>in</strong> Kapitel 3.6 für konkrete E<strong>in</strong>zeldarstellungen.<br />
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