Diplomarbeit - Notfallseelsorge in Deutschland
Diplomarbeit - Notfallseelsorge in Deutschland Diplomarbeit - Notfallseelsorge in Deutschland
Markus Reuter Notfallseelsorge 5. Eine kurze Rückmeldung an die Leitstelle bei Eintreffen am Einsatzort und ein Abmelden nach Beendigung des Einsatzes gehören ebenfalls zur ordentlichen Abwicklung dazu und wurden vom System der Hilfskräfte übernommen. Ob und in wie weit eine technische Ausstattung der NFS notwendig ist, ist zur Zeit noch eine offene Frage. So wird zum Beispiel die Alarmierung über Funkmelder von vielen als nicht notwendig und übertrieben beurteilt und eine alternative Benachrichtigung per Mobiltelefon vorgeschlagen. Auf die Vor- und Nachteile der Alarmierungswege wird in dieser Arbeit nicht eingegangen, es wurden lediglich die gängigen Arten der Alarmierung dargestellt. 28
Markus Reuter Notfallseelsorge 3.3 Ziele und Aufgaben der Notfallseelsorge Im folgenden Abschnitt sollen Ziele und Aufgaben der NFS dargestellt werden, wobei ein Teil der Aufgaben sich bereits aus dem Indikationskatalog entnehmen lässt. Deshalb werden in diesem Abschnitt verstärkt die Tätigkeiten der NFS vorgestellt, die sich in der Praxis ergeben haben und oftmals nicht so ‚hochtrabend‘ sind, wie es der Indikationskatalog vermuten lässt. Die eher alltäglichen Dinge und ‚Kleinigkeiten‘ sind es, welche die Aufgaben der NFS ausmachen und nun dargestellt werden. Im wesentlichen geht es darum, wie auch schon bei der Krisenintervention beschrieben 56 , die meist plötzlich verlorengegangene Handlungsfähigkeit der Betroffenen wiederherstellen und einer möglichen posttraumatischen Belastungsstörung vorzubeugen. Dabei ist wichtig zu betonen, dass Notfallseelsorge keine Therapie ist, diese einleitet oder gar ersetzt. Sollte bei einem Klienten während der Betreuung Symptome festgestellt werden, die auf eine psychische Erkrankung hinweisen, so muss der Klient an entsprechende Einrichtungen verwiesen bzw. weitergeleitet werden. Analog gilt dies auch, wenn sich der Bedarf nach einer seelsorglichen Betreuung über das Zeitfenster 57 der NFS hinaus als erforderlich zeigt. Es wäre dann der jeweilige zuständige Pfarrer am Ort zu verständigen, hinzu zu holen oder den Klienten dorthin zu verweisen. Notfallseelsorge ist keine Therapie oder Seelsorge über einen Zeitraum, sondern eine Intervention in akuten Situationen! Ein weiterer wichtiger Grundsatz der NFS ist das Einhalten des Zeitfensters. Bei einem ‚normalen‘ Einsatz geht man von einer Zeitspanne von zwei Stunden aus. Innerhalb dieser Zeit sollte sich der psychische Zustand des Klienten stabilisiert haben, so dass er wieder alleine zurecht kommt, andere Bezugspersonen hinzugezogen sind, die eine weitere Betreuung gewährleisten – Verwandte, Bekannte, Nachbarn o.ä. – oder der Klient an eine Facheinrichtung weitervermittelt sein. 58 Natürlich muss in Ausnahmesituationen ein Einsatz nach Ablauf dieser Zeit nicht abgebrochen werden, jedoch sollten sich die Notfallseelsorger dann fragen, warum hier eine Verlängerung des Zeitfensters erfolgen sollte und mit welcher Begründung dies sich rechtfertigen lässt. Denn es besteht nicht nur die Gefahr, außerhalb des Aufgabenbereiches der NFS zu geraten, sondern auch die Notfallseelsorger letztlich zu überfordern. In ihrer Tätigkeit lässt sich die NFS in zwei große Aufgabenbereiche unterteilen, die sich über die Zielgruppen definieren lassen. So will die NFS für die Menschen vor Ort dasein, die in eine Notfallsituation gekommen sind und nun Hilfe benötigen. Zum anderen will die NFS den Einsatzkräften eine Hilfestellung bei der emotionalen Verarbeitung der oft belastenden Einsätze bieten und somit über Gespräche eine Profilaxe 56 Vgl. Kapitel 2.2. 57 Vgl. dazu den folgenden Absatz. 58 Vgl. www.krisenintervention-muenchen.de/arbeitsweise.htm. 29
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Markus Reuter <strong>Notfallseelsorge</strong><br />
3.3 Ziele und Aufgaben der <strong>Notfallseelsorge</strong><br />
Im folgenden Abschnitt sollen Ziele und Aufgaben der NFS dargestellt werden, wobei<br />
e<strong>in</strong> Teil der Aufgaben sich bereits aus dem Indikationskatalog entnehmen lässt. Deshalb<br />
werden <strong>in</strong> diesem Abschnitt verstärkt die Tätigkeiten der NFS vorgestellt, die<br />
sich <strong>in</strong> der Praxis ergeben haben und oftmals nicht so ‚hochtrabend‘ s<strong>in</strong>d, wie es der<br />
Indikationskatalog vermuten lässt. Die eher alltäglichen D<strong>in</strong>ge und ‚Kle<strong>in</strong>igkeiten‘ s<strong>in</strong>d<br />
es, welche die Aufgaben der NFS ausmachen und nun dargestellt werden. Im wesentlichen<br />
geht es darum, wie auch schon bei der Krisen<strong>in</strong>tervention beschrieben 56 ,<br />
die meist plötzlich verlorengegangene Handlungsfähigkeit der Betroffenen wiederherstellen<br />
und e<strong>in</strong>er möglichen posttraumatischen Belastungsstörung vorzubeugen.<br />
Dabei ist wichtig zu betonen, dass <strong>Notfallseelsorge</strong> ke<strong>in</strong>e Therapie ist, diese e<strong>in</strong>leitet<br />
oder gar ersetzt. Sollte bei e<strong>in</strong>em Klienten während der Betreuung Symptome festgestellt<br />
werden, die auf e<strong>in</strong>e psychische Erkrankung h<strong>in</strong>weisen, so muss der Klient<br />
an entsprechende E<strong>in</strong>richtungen verwiesen bzw. weitergeleitet werden. Analog gilt<br />
dies auch, wenn sich der Bedarf nach e<strong>in</strong>er seelsorglichen Betreuung über das Zeitfenster<br />
57 der NFS h<strong>in</strong>aus als erforderlich zeigt. Es wäre dann der jeweilige zuständige<br />
Pfarrer am Ort zu verständigen, h<strong>in</strong>zu zu holen oder den Klienten dorth<strong>in</strong> zu verweisen.<br />
<strong>Notfallseelsorge</strong> ist ke<strong>in</strong>e Therapie oder Seelsorge über e<strong>in</strong>en Zeitraum,<br />
sondern e<strong>in</strong>e Intervention <strong>in</strong> akuten Situationen!<br />
E<strong>in</strong> weiterer wichtiger Grundsatz der NFS ist das E<strong>in</strong>halten des Zeitfensters. Bei e<strong>in</strong>em<br />
‚normalen‘ E<strong>in</strong>satz geht man von e<strong>in</strong>er Zeitspanne von zwei Stunden aus. Innerhalb<br />
dieser Zeit sollte sich der psychische Zustand des Klienten stabilisiert haben,<br />
so dass er wieder alle<strong>in</strong>e zurecht kommt, andere Bezugspersonen h<strong>in</strong>zugezogen<br />
s<strong>in</strong>d, die e<strong>in</strong>e weitere Betreuung gewährleisten – Verwandte, Bekannte, Nachbarn<br />
o.ä. – oder der Klient an e<strong>in</strong>e Fache<strong>in</strong>richtung weitervermittelt se<strong>in</strong>. 58 Natürlich muss<br />
<strong>in</strong> Ausnahmesituationen e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>satz nach Ablauf dieser Zeit nicht abgebrochen werden,<br />
jedoch sollten sich die <strong>Notfallseelsorge</strong>r dann fragen, warum hier e<strong>in</strong>e Verlängerung<br />
des Zeitfensters erfolgen sollte und mit welcher Begründung dies sich rechtfertigen<br />
lässt. Denn es besteht nicht nur die Gefahr, außerhalb des Aufgabenbereiches<br />
der NFS zu geraten, sondern auch die <strong>Notfallseelsorge</strong>r letztlich zu überfordern.<br />
In ihrer Tätigkeit lässt sich die NFS <strong>in</strong> zwei große Aufgabenbereiche unterteilen, die<br />
sich über die Zielgruppen def<strong>in</strong>ieren lassen. So will die NFS für die Menschen vor Ort<br />
dase<strong>in</strong>, die <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Notfallsituation gekommen s<strong>in</strong>d und nun Hilfe benötigen. Zum anderen<br />
will die NFS den E<strong>in</strong>satzkräften e<strong>in</strong>e Hilfestellung bei der emotionalen Verarbeitung<br />
der oft belastenden E<strong>in</strong>sätze bieten und somit über Gespräche e<strong>in</strong>e Profilaxe<br />
56 Vgl. Kapitel 2.2.<br />
57 Vgl. dazu den folgenden Absatz.<br />
58 Vgl. www.krisen<strong>in</strong>tervention-muenchen.de/arbeitsweise.htm.<br />
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