Diplomarbeit - Notfallseelsorge in Deutschland
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Markus Reuter <strong>Notfallseelsorge</strong><br />
und somit als allgeme<strong>in</strong>er Indikationskatalog angesehen werden kann. Im Anschluss<br />
werden dann noch die ‚Spezial<strong>in</strong>dikationen‘ der Teams vorgestellt.<br />
Indikationskatalog<br />
? Überbr<strong>in</strong>gen e<strong>in</strong>er Todesnachricht, zusammen mit der Polizei 46 (11)<br />
? Betreuung von Suizidpatienten und evtl. ihre Angehörigen (10)<br />
? Der plötzliche K<strong>in</strong>dstod – Sudden Infant Death (SID) 47 (9)<br />
? Großschadenereignisse – E<strong>in</strong>sätze mit vielen Betroffenen bzw. Verletzten<br />
(Bus- und Massenunfälle usw.) (8)<br />
? Massive Gewalterfahrung - Überfall (Banküberfall), Geiselnahme, sexuelle<br />
Traumatisierung, gewalttätige Familienkonflikte, etc. (8)<br />
? Begleitung von Angehörigen nach (plötzlichen) Todesfällen (z.B. nach erfolgloser<br />
Reanimation) oder nach dem „Abtransport“ des Verletzten <strong>in</strong>s Krankenhaus<br />
(7)<br />
? Verkehrsunfälle mit e<strong>in</strong>geklemmten Personen und zeitaufwändiger Bergung<br />
(7)<br />
? Begleitung Unverletzter am Unfallort; aller, die <strong>in</strong> Schadensfällen den erlebten<br />
Schrecken verarbeiten müssen (leicht Verletzte, Zeugen, Unfallverursachern,<br />
u.ä.) (7)<br />
? Personen, die e<strong>in</strong>e religiöse Betreuung wünschen (z.B. Spenden von Sakramenten)<br />
48 (4)<br />
? Menschen, die nach e<strong>in</strong>em persönlichem Schadensfall (Brand o.ä.) zum<strong>in</strong>dest<br />
vorübergehend e<strong>in</strong>e Unterkunft oder andere Betreuung benötigen (3)<br />
Besondere Indikationen für den E<strong>in</strong>satz e<strong>in</strong>es Betreuungsteams gibt es bei e<strong>in</strong>igen<br />
Teams. So bieten z.B. der KID Augsburg und das KIT München e<strong>in</strong>e Betreuung von<br />
Fahrpersonal von städtischen Verkehrsbetrieben und der Deutschen Bahn AG an,<br />
wenn dies nach e<strong>in</strong>em Unfall oder nach e<strong>in</strong>em Suizidversuch auf den Bahngleisen<br />
von Nöten ist. 49 Des weiteren bieten die Dienste der SiN Wiesbaden e.V. und des<br />
KIT- und SBE-Team Tirol e<strong>in</strong>e Begleitung von Personen an, die <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Kl<strong>in</strong>ik<br />
zwangse<strong>in</strong>gewiesen werden. Es besteht ebenfalls e<strong>in</strong> Angebot für alle<strong>in</strong>stehende<br />
Personen, die nach e<strong>in</strong>em Notfall vom Rettungsdienst unvorbereitet <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Krankenhaus<br />
gebracht werden. Hier steht weniger e<strong>in</strong>e seelische Betreuung <strong>in</strong> Vordergrund<br />
50 , sondern meist e<strong>in</strong>e konkrete Hilfeleistung, wie das Nachbr<strong>in</strong>gen von persönlichen<br />
Gegenständen (Kleidung, Hygieneartikel, u.ä.) oder die Versorgung der Wohnung<br />
und evtl. Haustiere.<br />
46<br />
Das Überbr<strong>in</strong>gen der Todesnachricht obliegt der Polizei als hoheitliche Aufgabe, die Teams begleiten<br />
die Polizisten, um die H<strong>in</strong>terbliebenen evtl. betreuen zu können.<br />
47<br />
Die Abkürzung stammt aus dem englischen und ist unter der Bezeichnung SID <strong>in</strong> den mediz<strong>in</strong>ischen<br />
Sprachgebrauch e<strong>in</strong>gegangen.<br />
48<br />
Darauf wird später <strong>in</strong> Kapitel 3.3 noch genauer e<strong>in</strong>gegangen.<br />
49<br />
Anzumerken ist, dass die Deutsche Bahn AG e<strong>in</strong>en eigenen Krisen<strong>in</strong>terventionsdienst unterhält, der<br />
Triebwagenführern nach e<strong>in</strong>em miterlebten Suizidversuch zu Verfügung steht.<br />
50<br />
Diese sollte von der Krankenhausseelsorge wahrgenommen werden.<br />
25