Diplomarbeit - Notfallseelsorge in Deutschland
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Markus Reuter <strong>Notfallseelsorge</strong><br />
unter PTSD leiden müssen, liegt an der persönlichen Wahrnehmung und Verarbeitung<br />
e<strong>in</strong>es jeden. Nur e<strong>in</strong> ger<strong>in</strong>ger Prozentsatz erkrankt letztlich an PTSD. 12 Dabei<br />
spielt die frühzeitige Intervention e<strong>in</strong>e entscheidende Rolle, denn Menschen, die so<br />
etwas erlebt haben, entwickeln e<strong>in</strong>e ‚akute Belastungsreaktion‘. 13 „Sie erleben e<strong>in</strong>e<br />
starke subjektive Hilflosigkeit und Orientierungslosigkeit. Sie haben chaotische E<strong>in</strong>drücke<br />
von den Vorgängen <strong>in</strong> ihrer Umgebung. Die Wahrnehmung ist e<strong>in</strong>geschränkt,<br />
die Konzentrationsfähigkeit reduziert. Es können starke Gefühlsschwankungen auftreten;<br />
Angst, Verzweiflung, Wut, Aggression und andere Emotionen wechseln sich<br />
spontan ab. E<strong>in</strong>ige Szenen des Ereignisses prägen sich <strong>in</strong> das Gedächtnis e<strong>in</strong> und<br />
drängen sich später <strong>in</strong> der Er<strong>in</strong>nerung auf. Das Ereignis wird als unwirklich und wie<br />
im Traum erlebt (Depersonalisation, Derealisation, Dissoziation). Betroffene Menschen<br />
beschreiben dies oft mit den Worten, daß sie ‚neben sich stehen' und das Ereignis<br />
<strong>in</strong> se<strong>in</strong>er eigentlichen Tragweite noch nicht realisieren.“ 14 Aus allen diesen Reaktionen<br />
kann sich e<strong>in</strong>e PTSD entwickeln, die nach der WHO als Krankheit zu def<strong>in</strong>ieren<br />
ist. Denn „Gesundheit ist e<strong>in</strong> Gesamtzustand von physischem, geistigem und<br />
sozialem Wohlergehen und nicht bloß das Fehlen von Krankheit und Gebrechlichkeit!"<br />
15<br />
Mögliche Symptome e<strong>in</strong>er PTSD s<strong>in</strong>d 16 :<br />
? e<strong>in</strong> sich aufzwängendes Wiedererleben des belastenden Ereignisses<br />
? Vermeidung von Reizen, die mit dem Ereignis <strong>in</strong> Zusammenhang stehen<br />
? stark belastende Träume, Alpträume – Schlafstörungen<br />
? Interessenverlust – Aufgabe von üblicherweise gerne ausgeübten Tätigkeiten<br />
? Reizbarkeit, Wutausbrüche, Konzentrationsschwierigkeiten<br />
? e<strong>in</strong>e stark erhöhte Wachsamkeit<br />
? übertriebene Schreckreaktionen, Panikattacken, flash-back 17<br />
? Verlust des sozialen Umfeldes, Beziehungsprobleme, sozialer Rückzug<br />
? erhöhte Suizidalität<br />
2.1.5 Psychische Erste Hilfe<br />
Bei e<strong>in</strong>em Notfallgeschehen ist immer der ganze Mensch betroffen. Er erleidet e<strong>in</strong>e<br />
körperliche Verletzung und e<strong>in</strong>e psychische Destabilisierung, ausgelöst durch das<br />
körperliche Trauma und das Ereignis das dazu geführt hat. Somit ist es auch naheliegend,<br />
ja geradezu notwendig, bei der Versorgung des Patienten nicht nur die körperlichen<br />
Verletzungen zu versorgen, sondern auch den psychischen Aspekt nicht zu<br />
vernachlässigen, da sich dies durchaus auf den Heilungsprozess – positiv wie nega-<br />
12<br />
Vgl. BENGEL: Psychologie, S. 58.<br />
13<br />
Vgl. www.krisen<strong>in</strong>tervention-muenchen.de/wissenschaft.htm, nach WHO: ICD 10: F43.0<br />
14<br />
www.krisen<strong>in</strong>tervention-muenchen.de/wissenschaftl.htm; vgl. dazu auch BEGEL: Psychologie, S.<br />
58f.<br />
15<br />
WHO, zitiert nach: www.krisen<strong>in</strong>tervention.de/psy.htm.<br />
16<br />
Vgl. www.krisen<strong>in</strong>tervention-muenchen.de/wissenschaft.htm und BENGEL, Psychologie, S. 59f.<br />
17<br />
Das plötzliche Wiederkehren von Bildern vor dem geistigen Auge.<br />
15