Prof. Hans -Joachim Pietrula - Text-Tempel
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Claus-Peter Lumpp<br />
ist sichtlich zufrieden<br />
mit der Leistung<br />
seiner prominenten<br />
Gastköchin. Eier<br />
aufschlagen kann sie<br />
Episode des BMW Kunstadventskalenders<br />
aus.) Wenig später gesteht Simone, dass Ente<br />
essen weitaus einfacher ist als Ente fahren.<br />
Ersteres macht sie regelmäßig an Weihnachten<br />
zuhause, sie besitzt also einige Erfahrung. „Ich<br />
bin sozusagen die Oberente.“ an Heiligabend allerdings<br />
gibt es wie in ihrer Kindheit Würstchen<br />
mit Kartoffelsalat, was Simone gut findet, „denn<br />
wenn man sich drei Tage lang immer nur Gänse<br />
und Enten in den Hals schiebt, dann wird das<br />
ein bisschen viel.“<br />
Bevor Claus-Peter Lumpp die Ente in den Ofen<br />
schiebt, wird sie präpariert, zunächst mit Salz<br />
und Pfeffer.<br />
„außen und innen?“ fragt Simone.<br />
„außen und innen.“ Lumpp schaut zu.<br />
„Na gut, außen und innen das Luder.“ Simone<br />
reibt das Salz sanft über die Haut.<br />
„So machen‘s die Hausfrauen.“<br />
„Und wie macht‘s der Chef?“<br />
„Der macht‘s ähnlich.“ Lumpp hebt die Ente an<br />
den Keulen hoch und streut mit der anderen<br />
Hand reichlich Salz drauf. Simone füllt das Tier<br />
mit äpfeln, Zwiebeln, Petersilie, Majoran und<br />
Beifuß, der Küchenchef bindet es mit einem<br />
Stück Schnur zu.<br />
In der Küche steigt die Temperatur immer weiter.<br />
Simone soll dennoch Holz nachlegen. „Hau mal<br />
bisschen was rein, sonst marschiert die Ente<br />
nicht.“ Lumpp wischt sich über die Stirn und<br />
greift zum Rotweinglas. „Schon verdammt warm<br />
hier drin.“ Simone prostet ihm zu. „Heiß wollen<br />
wir‘s, nicht warm. Das ist der Unterschied.“<br />
für dEn<br />
knödEl nur<br />
frIScHE<br />
bröTcHEn<br />
Kleiner Gag am Rande: Simone<br />
Thomalla bringt die Ente, Küchenchef<br />
Claus-Peter Lumpp die Zutaten<br />
Die verschnürte Ente liegt im Bräter, umgeben<br />
von ein bisschen Gemüse. Lumpp schiebt sie<br />
in den mörderisch heißen Ofen und erklärt anschließend,<br />
was das Wichtigste bei der Zubereitung<br />
der Serviettenknödel ist. „Man sollte nie<br />
alte Brötchen nehmen, wie das in jedem Rezept<br />
steht, sondern immer frische. Was passiert<br />
denn mit einem alten Brötchen? Wenn man das<br />
einweicht und zerdrückt, dann hat man Krümel.<br />
Ein frisches Brötchen federt.“ Er demonstriert<br />
das am Objekt. „Da bleibt die Luft drin. Wenn<br />
man das vorsichtig behandelt, dann bleibt die<br />
Luft eingeschlossen. Und das ergibt dann einen<br />
luftigen Knödel.“<br />
Simone ist beeindruckt und schneidet die Brötchen<br />
in schmale Scheiben. Jetzt soll sie die lauwarme<br />
Milch darübergießen.<br />
„Iiihhh, da ist ja ’ne Haut drauf!“<br />
Lumpp entfernt sie. „Einige meiner Kollegen<br />
gehen so weit und braten die Haut kross an.“<br />
Manche Dinge muss man nicht weiter kommentieren,<br />
in die Schüssel mit den aufgeweichten<br />
Brötchen kommen jetzt angeschwitzter Speck<br />
und Zwiebeln, Pfeffer und Petersilie. Zu guter<br />
Letzt schlägt Simone noch vier Eier drüber und<br />
mischt das Ganze vorsichtig mit den Händen<br />
durch. Bloß nicht kneten oder quetschen, die<br />
Knödel sollen schließlich luftig bleiben.<br />
Lumpp hat inzwischen eine Stoffserviette ausgelegt<br />
und gibt die Masse hinein. Er rollt die Serviette<br />
zusammen und befestigt an jedem Ende<br />
des Knödels eine Schnur.<br />
„Das sieh ja aus wie ein Knallbonbon zu Silvester“,<br />
sagt Simone.<br />
„Das ist ein Knallbonbon.“ Lumpp bedeutet ihr,<br />
den Knödel ins siedende Wasser zu tauchen, in<br />
dem ein paar geschälte Zwiebeln schwimmen.<br />
Die beiden nehmen noch einen Schluck Rotwein,<br />
die Hitze ist inzwischen schier unerträglich.<br />
aber noch ist das Gericht nicht fertig, es<br />
fehlt der Rotkohl. Lumpp hat ihn 24 Stunden in<br />
apfelsaft, Rotwein und Rotweinessig mariniert<br />
und fein geschnittene apfelblättchen, einen Gewürzbeutel<br />
miz Nelke, Lorbeer, Sternanis und<br />
Zimtstange dazu gegeben, außerdem Honig<br />
und Johannisbeergelee. Nun werden Zwiebel<br />
in Entenschmalz angedünstet, mit Geflügelbrühe<br />
abgelöscht und der Rotkohl hinein gegeben.<br />
Jetzt kommt der Trick: Lumpp gibt auch noch<br />
Ein Gericht, verteilt auf drei Teller.<br />
Brust, Keule und Knödel werden<br />
separat serviert<br />
Zutaten für 4 Personen<br />
Ente<br />
2 Bauernenten (je1,5kg)<br />
2 rote Äpfel<br />
2 Zwiebeln<br />
1 Bd Petersilie<br />
etwas Beifuss,<br />
100 g Majoran<br />
etwas Salz und Pfeffermühle<br />
Röstgemüse<br />
Butter<br />
Für die Füllung Äpfel, Zwiebeln und<br />
Petersilie in grobe Stücke schneiden, mit<br />
etwas Butter ohne Farbe anschwitzen,<br />
Majoran und Beifuss dazugeben und abkühlen<br />
lassen. Von den Enten die Flügel<br />
und die Hälse abtrennen und separat damit<br />
eine Entensauce ansetzen. Die Enten<br />
mit der Füllung füllen und mit einem Bindfaden<br />
die Keulen fest zusammenbinden,<br />
mit Salz und Pfeffermühle würzen und in<br />
einen Bräter setzen, etwas Wasser angießen<br />
und bei 180ºC für ca. 1 ½ Stunden<br />
im Backrohr schmoren. Von Zeit zu Zeit<br />
werden die Enten mit dem Schmorfond<br />
übergossen. Nach der Hälfte der Garzeit<br />
kommt dann noch das Schmorgemüse<br />
dazu, die Enten sind fertig, wenn die<br />
So wird Simone Thomallas Weihnachten aussehen.<br />
Bloß ohne Claus-Peter Lumpp<br />
Rundkornreis dazu, damit der Rotkohlsaft beim<br />
Kochen eine sämige Konsistenz bekommt.<br />
Simone hat wieder was gelernt und behauptet,<br />
sie könnte bereits zum Frühstück Rotkohl essen,<br />
gern auch kalt. „Das nennt man schmutzigen<br />
Hunger.“<br />
Lumpp grinst. „Rotkohl zum Frühstück. Jetzt<br />
hab ich auch etwas dazu gelernt.“<br />
Die Ente ist fertig. „Hol die Puppe raus.“ Simone<br />
ist gespannt.<br />
bauernente aus dem rohr mit gewürzrotkohl und serviettenknödel<br />
Keulen weich sind.<br />
Ente herausnehmen und Brust und Keule<br />
tranchieren und den Bratensatz mit der<br />
Entensauce ablöschen und passieren.<br />
Gewürzrotkohl<br />
1 Rotkohl<br />
¼l Rotwein<br />
50 g Johannisbeergelee<br />
3 Äpfel<br />
2 Zwiebeln<br />
¼ l Apfelsaft<br />
Entenschmalz<br />
125 ml Geflügelbrühe<br />
1 Gewürzbeutel mit Nelke, Lorbeer, Sternanis<br />
und Zimtstange<br />
1-2 El Rotweinessig<br />
1 El Salz, Pfeffermühle<br />
Honig<br />
Rundkornreis (Milchreis)<br />
Rotkohl in dünne Streifen schneiden,<br />
Äpfel in feine Blättchen, Gewürzbeutel,<br />
Honig, Johannisbeergelee, Apfelsaft,<br />
Rotwein und etwas Rotweinessig nach<br />
persönlichem Geschmack dazugeben<br />
und mit Salz und Pfeffer abschmecken.<br />
Marinierten Rotkohl mit Frischhaltefolie<br />
abdecken und beschweren, 24 Stunden<br />
kühl stellen.<br />
06.<br />
Zwiebeln in Streifen schneiden und in<br />
Entenschmalz ohne Farbe andünsten, mit<br />
Geflügelbrühe ablöschen, marinierten<br />
Rotkohl und Rundkornreis (damit der<br />
Rotkohlsaft beim Kochen eine sämige<br />
Konsistenz bekommt) dazugeben und<br />
ca. 1 Stunde bei milder Hitze mit Deckel<br />
sämig weichkochen.<br />
Serviettenknödel<br />
450 g frische Milchbrötchen<br />
400 ml lauwarme Milch<br />
4 Eier<br />
Zwiebeln, Speck, Petersilie<br />
8 Tl Zwiebelschmelze<br />
Der Künstler: Markus Tollmann<br />
Der Koch: Claus-Peter Lumpp<br />
Die Patin: Simone Thomalla<br />
„Sieht gut aus“, sagt Lumpp, als die knusprigbraune<br />
Ente vor ihm liegt. „Und wie die duftet.“<br />
angerichtet wird auf drei Tellern – Rotkohl und<br />
Brust mit glacierten apfelspalten, Keule mit<br />
Soße und glacierten Maronen und Trompetenpilzen,<br />
dann die Serviettenknödelscheiben. Simone<br />
nimmt erst mal zwei Teller, Lumpp schnappt sich<br />
gleich seine drei und will sie hinüber in die weihnachtlich<br />
dekorierte Stube tragen. „Jetzt machste<br />
einen auf angeben.“ Simone muss lachen.<br />
„Warte, ich will auch.“ Sie nimmt die zwei großen<br />
Teller in die rechte Hand und den kleinen in die linke.<br />
Die beiden Teller schwanken bedenklich, aber<br />
sie schafft es bis zum Tisch. Und schmilzt nach<br />
dem ersten Bissen endgültig dahin. „Da werden<br />
jetzt in Zukunft bestimmt mehrere Enten durch<br />
meinen Ofen gehen.“<br />
„Kein Problem“, sagt Lumpp, „kannst mich immer<br />
anrufen.“<br />
„Kommste mir helfen?“<br />
„Na klar, ich mach dir das.“<br />
Milchbrötchen halbieren und in dünne<br />
Scheiben schneiden, Speck und Zwiebeln<br />
in kleine Würfel schneiden und in Butter<br />
leicht anschwitzen. Die lauwarme Milch<br />
zu den Brötchen hinzufügen, dann die<br />
glacierten Speck- und Zwiebelwürfel,<br />
sowie die Eier und die gehackte Petersilie<br />
unterheben und mit Salz und Pfeffer abschmecken.<br />
Die Brötchenmasse in eine<br />
Stoffserviette einrollen, die Serviettenenden<br />
zusammendrehen und mit einem<br />
Bindfaden zubinden. Die Serviettenknödel<br />
in Salzwasser ca. 20 Minuten sieden<br />
lassen. Vor dem Servieren die Serviette<br />
entfernen und die Knödel in Scheiben<br />
schneiden und mit Zwiebelschmelze und<br />
Schnittlauch fertig stellen.<br />
Fertigstellung<br />
Die Ente wird auf zwei Teller angerichtet.<br />
Auf den ersten Hauptteller richten wir das<br />
Rotkohl, die Entenbrust und Entensauce<br />
an und garnieren mit glacierten Apfelspalten.<br />
Auf dem zweiten Teller kommt<br />
die Keule mit Sauce und garnieren mit<br />
glacierten Maronen und Trompetenpilzen.<br />
Die Serviettenknödel auf einem dritten<br />
separaten Kuchenteller anrichten.<br />
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