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Neue Rollen für die Lehrer - Bertelsmann Stiftung

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Andreas Müller<strong>Neue</strong> <strong>Rollen</strong><strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Lehrer</strong>spirit of learning


2Advance Organizer© spirit of learning | Andreas Müller |<strong>Neue</strong> <strong>Rollen</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Lehrer</strong> | Januar 2003


3<strong>Neue</strong> <strong>Rollen</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Lehrer</strong>Kein Einsiedlertum mehr auf isolierten UnterrichtsinselnVon Andreas MüllerWirtschaft und Gesellschaft verändern sich, rasant undnachhaltig. Die Schule kann <strong>die</strong>sen Wandel nicht mehrschwänzen. Damit sind <strong>die</strong> Lehrpersonen herausgefordert,ihre Situation zu überdenken. Nötig sind neue Perspektiven<strong>für</strong> einen Beruf, der dannzumal wohl nicht mehr „<strong>Lehrer</strong>“heisst.<strong>Neue</strong> <strong>Rollen</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Lehrer</strong> | Januar 2003© spirit of learning | Andreas Müller |<strong>Lehrer</strong> werden ist nicht schwer, <strong>Lehrer</strong> sein dagegen sehr. Inder Tat: Gerade mal 6,3 Prozent der deutschen Lehrpersonenwerden pensioniert, weil sie <strong>die</strong> Altersgrenze erreichen. Dieanderen scheiden vorher aus – meist auf dem „blauen“ Weg:Sie werden krank geschrieben. Sie sind ausgebrannt. Als „Ortdes Grauens“ charakterisiert denn auch „Focus“ <strong>die</strong> Schule(6/2000) um ein paar Monate später noch einen draufzusetzen:„Höllenjob <strong>Lehrer</strong>. Überfordert, verspottet, ausgebrannt.“(15/2001) Und der „Beobachter“ ortet in den Schulen hierzulande„<strong>für</strong> <strong>Lehrer</strong> ein Klima zum Davonlaufen“. (16/2002)In der Tat: Auch <strong>die</strong> einschlägigen Forschungsergebnisse sprecheneine deutliche Sprache: Nach einer Untersuchung derUniversität Potsdam fühlen sich drei Viertel der Schulmeisterüberfordert und unzufrieden. (Grosskinsky 2000) Nicht ganzso dramatisch sieht es eine Untersuchung des ArbeitsforschersEberhard Ulich unter 3‘000 Lehrpersonen in Basel-Stadt. Immerhin:Auch sie kommt zum Schluss, „dass fast ein Drittel unteremotionaler Erschöpfung leidet. Lustlosigkeit, Verunsicherungund Überforderung bis hin zu Suizidgedanken sind <strong>die</strong> Symptome,<strong>die</strong> sich unter dem Schlagwort Burnout-Syndrom vereinigen.“(Benz/Stillhart 2002) Auch <strong>für</strong> <strong>Lehrer</strong> gilt offensichtlich:Lernen macht Spass – oder krank.Eines ist klar: Das Image ist auf Talfahrt.Rasant und unsanft. Noch bisspät ins zwanzigste Jahrhundert hineingehörten <strong>die</strong> <strong>Lehrer</strong> hierzulande zuden Berufen mit einem beachtlichenMass an Sozialprestige. Und niemandmokierte sich darüber, dass <strong>die</strong> Tochter<strong>die</strong> gleichen Arbeitsblätter auszufüllenund <strong>die</strong> gleichen Hefteinträgezu gestalten hatte wie weiland ihrVater. Schule umgab sich mit einerAura des Altarhaft-Unantastbaren.Entsprechend wurden <strong>die</strong> <strong>Lehrer</strong>leistungenkaum in Zweifel gezogen. Undwenn, dann höchstens hinter vorgehaltenerHand. Denn: Gott weiss alles,der <strong>Lehrer</strong> weiss alles besser, heisstein entsprechendes Bonmot. Oder: Der


4<strong>Neue</strong> <strong>Rollen</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Lehrer</strong> | Januar 2003© spirit of learning | Andreas Müller |<strong>Lehrer</strong> hat am Morgen recht und am Nachmittag frei.Bei Lichte besehen ist <strong>die</strong> Schule ein Machtapparat, auf Selektionausgerichtet, subtil instrumentalisiert durch das, wasStoff genannt wird. Sie funktioniert nach dem Prinzip „Siegoder Niederlage“. Und sie produziert deshalb immer wiederganze Heerscharen von Mittelmass und eine schier endloseKette von Niederlagen. Das verzeiht niemand den Tätern. Danützt alles humanistische Drumherumgerede nichts. (Müller2001)Fast scheint, als räche es sich nun, dass – auch und gerade imZusammenhang mit Noten und Zeugnissen – seit Jahrzehnteneine Form von faktischer Macht inszeniert wird, in der auchimmer ein Hauch von Arroganz und Ignoranz mitschwingenkann. Die Krise ist deshalb zu einem wesentlichen Teil hausgemacht.Lange, zu lange wohl, wurde ein Berufsverständniszelebriert, das mit den sich wandelnden Anforderungen immerweniger in Einklang zu bringen ist. „Schulen funktionieren“,meint Wilfried Schley, „weil sie strukturkonservativ sind. (...)Bereits kleinere Veränderungen an der Stundentafel im Rahmender Schulprogrammentwicklung bringen Unruhe und Unsicherheitmit sich. Ängste werden wach und mobilisieren Abwehrkräfte.Das vertraute Elend ist häufig näher als das unvertrauteGlück.“ (Schley 2001) Wenn nun <strong>die</strong> Schule enttabuisiertwird, kriegen logischerweise zuallererst jene eins aufsDach, <strong>die</strong> das System repräsentieren und aufrechterhalten(wollen): <strong>die</strong> <strong>Lehrer</strong> eben.•Von oben, aus der gepolsterten Tribüne der Bildungsbürokraten,ergiessen sich operative Hektik und Reformitis über <strong>die</strong><strong>Lehrer</strong>köpfe. Mit dem Ergebnis, dass <strong>die</strong> mittlerweile reformresistentenSchulmeister beim angekündigten nächsten Schwallden Kopf einziehen, sich in Sicherheit begeben und anschliessendweiterfahren, als sei nichts geschehen. „Was Lehrkräftevon Schulprogrammarbeit halten“ fragt beispielsweise eineUntersuchung in Nordrhein-Westfalen. Antwort: Nicht viel!Lediglich 15 Prozent der Lehrkräfte bewerten den Ertrag vonSchulprogrammen <strong>für</strong> <strong>die</strong> eigeneSchule als hoch. Und ebenso marginalwird der individuelle Nutzen derSchulprogrammarbeit eingeschätzt.(Burkhard/Kanders 2002)•Der Kelch von „oben“ geht also ander Schule vorbei, ohne allzu tiefeEindrücke zu hinterlassen. Doch eben:Von „unten“ melden sich <strong>die</strong> Schülerinnenund Schüler zu Wort. Unüberhörbar.Nicht mehr wie weiland hintervorgehaltener Hand wird <strong>die</strong> Kritikvorgetragen, sondern offen, sei esverbal oder in mehr oder weniger offensichtlichenFormen der Verweigerung.•Und <strong>die</strong> Eltern unterstützen auch nichtmehr wie früher einfach in einerSelbstverständlichkeit <strong>die</strong> Lehrperso-


5<strong>Neue</strong> <strong>Rollen</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Lehrer</strong> | Januar 2003© spirit of learning | Andreas Müller |nen. Sie ergreifen, häufig schon in vorauseilendemOpportunismus und daher nicht immersehr reflektiert, Partei <strong>für</strong> ihre Kinder.•Hinzu kommt, dass offensichtlich auch <strong>für</strong> <strong>die</strong>nachfolgenden Ausbildungsinstitutionen <strong>die</strong>Glaubwürdigkeit der Schule auf der Streckegeblieben ist. Jedenfalls verlieren Zeugnisseund Zensuren – bis vor wenigen Jahren nochsakrosankte Insignien der Macht – zunehmendihren Wert. Immer mehr Firmen, Berufsverbändeund weiterführende Schulen versuchenmit eigenen Tests und Assessments <strong>die</strong>Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler zuerfassen.Kurz: Das Prestige befindet im freien FallRichtung Keller. Und von allen Seiten her stehtUngemach ins Haus. Kein Wunder, dass zunehmendUnsicherheit und Resignation <strong>die</strong> Szeneprägen.Dabei wären – <strong>die</strong> Pisa-Sieger weisen deutlichdarauf hin – Akzeptanz und Selbstakzeptanzzentrale Faktoren <strong>für</strong> ein gesundes und erfolgreichesschulisches Wirken.Nur stellt sich <strong>die</strong> Frage: Akzeptanz von was?Woran sollen Lehrpersonen sich orientieren?Was sind <strong>die</strong> allgemein akzeptierten Standards?Und Referenzwerte? Woran lässt sichder Erfolg erkennen? Und damit <strong>die</strong> Selbstwirksamkeitfördern? Die eigene? Und jene derLernenden?Von der Unterrichtsinsel aufs FestlandDa ist zunächst einmal das Bild der Schule.Oder besser: Das neue Bild der Schule. DieSchule hat – kurz gesagt – <strong>die</strong> Aufgabe, einLernumfeld zu gestalten, das es den Schülerinnenund Schülern möglich macht, fit zu werden<strong>für</strong> ihr Leben. Fit meint – auch wiederum kurzgesagt – den Glauben an <strong>die</strong> eigenen Fähigkeitenzu stärken und <strong>die</strong>se Fähigkeiten laufendweiter zu entwickeln. Selbstwirksamkeitund Kompetenzentwicklung heissen mithin <strong>die</strong>Stichworte im Marschgepäck auf dem Weg zueiner erfolgreichen Lebensgestaltung.•Selbstwirksamkeit („self efficacy“) umschreibt<strong>die</strong> subjektive Gewissheit, neue oder schwierigeAufgaben aufgrund eigener Kompetenzenbewältigen zu können. Sie beeinflusst dabeiallgemein das Denken, Fühlen und Handelnsowie – in motivationaler Hinsicht – Zielsetzung,Engagement und Ausdauer eines Menschen.Wer <strong>die</strong> eigene Selbstwirksamkeit hoch


6einschätzt, empfindet schwierige Aufgaben eher als eineHerausforderung. Selbstwirksame Menschen können sich <strong>für</strong>ihre Vorhaben nachhaltiger einsetzen und reagieren aufeintretende Schwierigkeiten mit vermehrter Anstrengung. Diepositive Selbsteinschätzung macht sie zugleich wenigeranfällig <strong>für</strong> Stress oder Depressionen. (Bandura 1997)•Kompetenzentwicklung meint <strong>die</strong> Entwicklung und <strong>die</strong> Weiterentwicklungindividueller Handlungsvoraussetzungen in einemlebenslangen Lernprozess. Das ist mehr als <strong>die</strong> Zunahmevon Kenntnissen und Fertigkeiten. Kompetenzentwicklung bestehtzu einem wesentlichen Teil im Aufbau von multiplen Modellen<strong>für</strong> <strong>die</strong> Steuerung und Kontrolle des eigenen Handelns.Das ist vor allem dann erforderlich, wenn in einem HandlungsprozessSituationen auftreten, zu deren Bewältigung Routinennicht ausreichen. Also eigentlich (fast) immer – zumindest <strong>für</strong>jene Menschen, <strong>die</strong> das Leben als kreativen Gestaltungsraumbetrachten.<strong>Neue</strong> <strong>Rollen</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Lehrer</strong> | Januar 2003© spirit of learning | Andreas Müller |Die Konsequenz ist offensichtlich: Die Schule muss sich begreifenals Ort, wo Menschen zusammen sinn- und bedeutungsvolleDinge tun und entsprechend Freude an der Leistung entwickeln.Und damit Freude am Lernen.Das hat nicht mehr viel zu tun mit der klassischen Sitz-Buch-Belehrschule. Und es hat entsprechend nicht mehr viel zu tunmit der klassischen <strong>Lehrer</strong>aufgabe. Überhaupt nicht. Denn <strong>die</strong>Betroffenen werden zu Beteiligten. Aus Schülern (nach Duden„unselbständig“) sollen selbstwirksam Lernende werden. Dernach wie vor grossmerhheitlich frontal gestaltete Unterricht mitdem klaren Aktivitätsschwerpunkt vorne unter derWandtafel (wo auch <strong>die</strong> alleinige Verantwortlichkeitsitzt oder steht) soll von selbstinitiiertem, selbsttätigemund selbstreguliertem (Pisa) Lernen abgelöstwerden. Die Schule wird zum gemeinsamen Initiativraum.Damit verlässt der <strong>Lehrer</strong> <strong>die</strong> Abgeschiedenheitseiner einsamen Unterrichtsinsel. Er betritt Festland.Zusammenarbeit lautet fortan <strong>die</strong> Devise. Dassind zwei Wörter: Zusammen. Und: Arbeit.Von Ausgeliefert-Sein zu SelbstwirksamkeitDie tief greifenden Veränderungen quer durch alleLebensbereiche hindurch sind unübersehbar. Undunabsehbar. Man kann das beklagen oder begrüssen.Nur abseits stehen sollte man nicht. Auch undgerade als Schule nicht. Im Gegenteil! Sie muss gestaltendin <strong>die</strong>sen Veränderungsprozessen aktiv sein,sich selbst verstehend als lernende Organisation. DieArbeit im System weitet sich aus zur Arbeit am System.Das ist ein wesentliches Merkmal lernender Organisationen.Sie setzen sich konstruktiv mit sich selbstauseinander. More learner than teacher.Die Arbeit mit Lernenden, mit jungen und älterenMenschen, <strong>die</strong> etwas <strong>für</strong> sich tun wollen, verlangtnach einem Klima von zuversichtlicher Offenheit, vonQuality developmentinside schools is a processof professional teamworksustained staff development,communication and networkingwith the aim toimprove thequalitity of a schooland the capacityas a learning organizationso thatall students can mastertheir learning in ahighly competent, motivatedand creative way.(Hameyer 2002)


7<strong>Neue</strong> <strong>Rollen</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Lehrer</strong> | Januar 2003© spirit of learning | Andreas Müller |gesundem Optimismus. Voraussetzung und Ergebnis zugleichist ein Gefühl von Kohärenz. (Antonovski 1997) Kohärenzgefühl(sense of coherence) setzt sich zusammen aus demGefühl der Verstehbarkeit (comprehensibility), dem Gefühlvon Bewältigbarkeit (manageability) und dem Gefühl vonSinnhaftigkeit (meaningfulness). Menschen mit Kohärenzgefühlinterpretieren <strong>die</strong> innere und äussere Welt als einsichtig, <strong>die</strong>wahr-genommenen Probleme als handhabbar und <strong>die</strong> damitverbundenen Aufgaben als sinnvoll. Wer Verstehbarkeit,Bewältigbarkeit und Sinnhaftigkeit erlebt, wer glaubt, seinLeben im Wesentlichen selbst beeinflussen zu können, wer sichnicht äusseren Kräften oder anderen Menschen ausgeliefertfühlt, bleibt gesünder an Leib und Seele. Dieser Glaube an<strong>die</strong> eigene Wirksamkeit ist verbunden mit einem entsprechendhohen Selbstwertgefühl. Eine allgemein hohe Wertschätzungsich selbst und anderen gegenüber sowie <strong>die</strong> Akzeptanzeigener Stärken und Schwächen wirken sich positiv aus aufSelbsterleben und soziale Beziehungen. Daraus entwickeln sich<strong>die</strong> Voraussetzungen <strong>für</strong> eine gelingende Bewältigung vonAlltagsbelastungen und Lebensereignissen.Anders gesagt: Auch und gerade <strong>Lehrer</strong> müssen sich selbstwirksamfühlen. Was heisst das? Wer in <strong>die</strong>sen Beruf einsteigt,verfolgt zumeist bestimmte professionelle Absichten. An irgendwelcheninneren Bildern spiegeln sich <strong>die</strong> entsprechendenErwartungen. Ein solches mentales Modell könnte zum Beispielheissen: Alle Schüler freuen sich auf mein Fach und finden esspannend. Oder: Die Schüler hängen an meinen Lippen. Oderein anderes: Die Schüler machen sich fleissig und ohne zu Murrenhinter <strong>die</strong> Aufgaben. Oder: Alle Schüler und Eltern sindzufrieden mit meiner Arbeit. Oder: Wir arbeiten im <strong>Lehrer</strong>kollegiumkonstruktiv zusammen und helfen einander. Oder:Die Kollegen schätzen meine innovativen Ideen. Oder: DieSchüler setzen sich selbstständig mit den Aufgaben auseinander.Oder. Oder. Oder.Diesen mentalen Modellen steht eine wahrgenommene Wirklichkeitgegenüber. So, und nun gibt es grob gesehen zweiMöglichkeiten: Entweder ich erkenne, dass <strong>die</strong> Kollegen meineinnovativen Ideen schätzen. Oder ich meine zu sehen, dass siees nicht tun, dass sie – offen oder versteckt – über <strong>die</strong> „Furzideen“lästern. Entweder nehme ich wahr, dass <strong>die</strong> Schülerlustvoll und engagiert mitarbeiten. Oder ich sehe, dass sie(oder zumindest ein paar von ihnen) sich innerlich aus demStaube machen oder sogar offene Ablehnung zum Ausdruckbringen.Wenn <strong>die</strong> wahrgenommene Wirklichkeit und meine innerenBilder mehr oder weniger miteinander übereinstimmen, entstehtein Gefühl von Selbstwirksamkeit, ein Gefühl erfolgreichenWirkens eben.Was aber, wenn innere und äussere Bilder aus dem Gleichgewichtgeraten? Was, wenn ich immer und immer wiederkonstatieren muss, dass meine mentalen Modelle sich in meinerKonstruktion von Wirklichkeit nicht oder nur unzureichend finden?Es entsteht Handlungsbedarf. Sonst kommt mit zunehmderEigendynamik ein Gefühl des Ausgeliefert-Seins auf. Der


8Glaube an sich und an <strong>die</strong> eigenen Fähigkeiten geht in Ratenden Bach runter. Das ist ziemlich genau das Gegenteil vonSelbstwirksamkeit. Und das macht auf Dauer krank. Burn-outheisst eine vielzitierte Version davon.<strong>Neue</strong> <strong>Rollen</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Lehrer</strong> | Januar 2003© spirit of learning | Andreas Müller |Vom Problem zur LösungEin Weg aus der Burn-out-Falle führt über <strong>die</strong> Herstellung desGleichgewichts zwischen den inneren und den äusseren Bildern,zwischen mentalen Modellen und wahrgenommenerWirklichkeit. Kein Problem: Ich erwarte einfach nichts mehr vonmeinen Kollegen oder von meinen Schülern – dann ist <strong>die</strong> Balancewieder hergestellt. Nein! Diese Art von Selbstverleugnungführt im Endeffekt keinen Schritt weiter. Resignative Unzufriedenheitist alles andere als ein probates Erfolgsrezept.Und <strong>die</strong> Variante, sich in ausserschulischen Aktivitäten – in derPolitik, im Kirchenchor, bei den Gartenfreunden – das nötigeMass an Anerkennung zu holen, trägt ebenso wenig zur beruflichenBefriedigung bei wie der Rückzug in <strong>die</strong> eigenenWände oder der Trost, mit vierzehn Wochen Ferien, einerReihe von Feiertagen und den freien Wochenenden zumindestin <strong>die</strong>ser Beziehung kein übles Los gezogen haben. Das allesgehört in <strong>die</strong> Kategorie der beruflichen Lebenslügen. Und wersich ein kleines Mass an Berufsethos bewahrt hat, muss darobvon einer Frustration in <strong>die</strong> nächste fallen.Die Balance zwischen inneren und äusseren Bildern ist dasErgebnis eines permanenten Auseinandersetzungs- und Reflexionsprozesses.Auf <strong>die</strong>ser Basis lassen sich Handlungsoptionenentwickeln. Motto: Love it, leave it, or change it. Wer das Gesetzdes Handelns bei sich weiss, erlebt auch <strong>die</strong> Kontrolle beisich. Oder anders gesagt: fühlt sich selbstwirksam.Das Gefühl von Selbstwirksamkeit lässt sich entwickeln überden Glauben an <strong>die</strong> eigenen Fähigkeiten. Und das wiederumsteht und fällt mit dem Erkennen von Erfolgen. Damit ist ausdrücklichnicht das Lob anderer gemeint. Der gehobene odergesenkte Daumen des Publikums ist lediglich eine andere Formvon Abhängigkeit.Es geht um etwas anderes: Der Erfolgsfokus lenkt einfach denBlick auf jene Dinge, <strong>die</strong> funktionieren. Und <strong>die</strong> gibt es jaweiss Gott auch. Überall und immer: Nicht alle Schüler sindimmer renitent, nicht alle Kollegen allen Ideen gegenüberablehnend, nicht alle Eltern immer unzufrieden. Wer <strong>die</strong> gelingendenAnsätze ins Visier nimmt, gibt sich <strong>die</strong> Möglichkeit,der Frage nachzugehen, wie <strong>die</strong>se Erfolge zustande gekommensind. Damit bietet sich Möglichkeit, Erfolgsmuster zu erkennen.Und es bietet sich <strong>die</strong> Möglichkeit, <strong>die</strong>se Strategienerneut anzuwenden. Man weiss ja: Erfolg führt zu Erfolg. Eskommt etwas in Gang. Also: Play it again, Sam.


9<strong>Neue</strong> <strong>Rollen</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Lehrer</strong> | Januar 2003© spirit of learning | Andreas Müller |Vom Einzelkämpfer zum EnsembleDer Erfolgsfokus ist ein individueller Weg aus der Frustrationsfalle.Er basiert darauf, eigene Stärken zu erkennen und <strong>die</strong>seStärken besser zum Tragen zu bringen.Eine Fussballmannschaft funktioniert nach vergleichbarenMustern: Eine Gruppe von Menschen ist mit einer Aufgabebetraut. Die Freude am Spiel (und am Resultat) wird dann amgrössten sein, wenn es gelingt, <strong>die</strong> unterschiedlichen Charaktereund individuellen Stärken so miteinander in Beziehung zubringen, dass mehr dabei herausschaut als <strong>die</strong> Summe dereinzelnen Teilfähigkeiten. Natürlich, jeder einzelne Akteur hateinen Teil der Verantwortung zu übernehmen. Aber eben: esreicht nicht, nur <strong>für</strong> sich zu schauen. Die Verantwortung reichtüber <strong>die</strong> eigene Leistung hinaus ins gesamte Ensemble hinein.Wer als Trainer etwas erreichen will (im Fussball), wird alsogut daran tun, <strong>die</strong> Ressourcen der einzelnen Akteure optimalaufeinander abzustimmen – zum Nutzen des Einzelnen ebensowie zum Nutzen des Ganzen.Nur im Fussball? Nein, das Bild lässt sich ohne weiteres auchauf <strong>die</strong> Situation in einer Schule übertragen. Warum sollen<strong>Lehrer</strong> Alleskönner und Alleswisser in isolierten Organisationseinheiten(z.B. Klassen) sein? Vielleicht gibt es ja solche, <strong>die</strong>gerne und gut mit grösseren Gruppen arbeiten und <strong>die</strong> ineinem solchen Kontext ihre moderativen Fähigkeiten einsetzenkönnen. Vielleicht gibt es solche, <strong>die</strong> richtig aufblühen, wennsie mit Einzelnen Lösungen entwickeln können. Und vielleichtgibt es auch jene, <strong>die</strong> gerne im Hintergrund eine supportiveTätigkeit ausüben würden.Eine wie auch immer geartete Form der Ressourcenorientierung(über <strong>die</strong> Fachgrenzen hinaus) verlangt natürlich nachorganisatorischen Settings, <strong>die</strong> das auch möglich machen. Ermöglichungsstrukturenauch <strong>für</strong> <strong>Lehrer</strong> quasi. Denn Lehrpersonenkönnen in einem individualistischen Umfeld nicht effektivarbeiten. (Fullan 2000)Nach gängigen schulischen Organisationsmustern wird <strong>die</strong>Arbeit in einer Institution verteilt nach Klassen auf der einenund Fächern auf der anderen Seite. Das hat zur Folge, dassalle Lehrpersonen mehr oder weniger <strong>die</strong> gleichen Arbeitenverrichten. Die Organisation orientiert sich damit nicht an dem,was eigentlich getan wird, sondern an dem, wo es getan wird– in einem bestimmten Fach, in einer bestimmten Klasse.Der Umstand, dass ich mit der französischen Sprache nichtgerade auf Kriegsfuss stehe, heisst aber noch lange nicht, dassich mit den Menschen klar komme, <strong>die</strong> aus irgendwelchenGründen <strong>die</strong>se Sprachen lernen sollten. Mit anderen Worten:Ein gewisses Mass an Fachkompetenz darf ja wohl vorausgesetztwerden. Aber <strong>die</strong> Qualität entscheidet sich auf einemanderen Felde, dort, wo es darum geht, wie wirkungsvoll ichals Lehrperson zu recherchieren, präsentieren, moderieren,kommunizieren, reflektieren in der Lage bin. Beim Tun also.


10Nun, da ja, wie es so schön heisst, <strong>Lehrer</strong> auch Menschen sind,wird, wie in anderen Bereichen auch, mit einigen Unterschiedenzu rechnen sein. <strong>Lehrer</strong> machen da wohl keine Ausnahme.Das heisst: Auch wenn theoretisch alle Französischlehrer einerSchule sich über <strong>die</strong> tupfgleichen Fachkompetenzen ausweisenkönnten, in ihrem eigentlichen Tun würden sie sich dennoch inerheblichem Masse unterscheiden. Und: Sie würden mit ebensounterschiedlichem Interesse den verschiedenen Tätigkeitennachgehen. Während der eine gerne im stillen Kämmerleinseinen Recherchen nachgeht, blüht der andere auf inmitteneiner Gruppe von Lernenden. Dieweil <strong>die</strong>ser Eltern- und Einzelgesprächeförmlich sucht, findet jener seine Erfüllung beimGestalten von Materialien.<strong>Neue</strong> <strong>Rollen</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Lehrer</strong> | Januar 2003© spirit of learning | Andreas Müller |Vom Jekami zum StärkenfokusVor <strong>die</strong>sem Hintergrund liesse sich ja mal darüber nachdenken,ob denn <strong>die</strong> gesamte Arbeit, <strong>die</strong> in einer Schule zu leistenist, nicht nach ganz anderen Kriterien verteilt werden könnte.Das Nachdenken tut ja noch nicht weh. Es liesse sich beispielsweiseder Frage nachgehen, ob das Rad wirklich in jederKlasse immer wieder neu erfunden werden muss. Oder ob <strong>die</strong>individuellen Ressourcen der Lehrpersonen nicht wirkungsvollereingesetzt werden könnten. Vielleicht, indem der talentierteGestalter seine Fähigkeiten auch anderen Lehrpersonen zurVerfügung stellt. Und da<strong>für</strong> beschafft ihm der Rechercheurinteressantes Basismaterial. Und ein anderer organisiert zentraleVergleichstests und stellt den Kollegen differenzierte Beurteilungenzur Verfügung.Auf <strong>die</strong>se und ähnliche Weise liessen sich individuelle Kompetenzender Lehrpersonen weiterentwickeln. Es liessen sichStärken fördern. Es liessen sich entsprechende Akzente setzen.Und man weiss ja: Der Stärkenfokus führt auf jenen Weg, dermit Erfolgen gepflastert ist. Erfolge, auch das ist bekannt, sindder Humus, auf dem Selbstwirksamkeit gedeiht.„Diese Umstrukturierung der Arbeitsweise bezeichnet einebreiter werdende professionelle Schulgemeinschaft, in der sich<strong>die</strong> Lehrpersonen beim Austausch von Ideen wohler fühlen undin der sich ein kollektives Verantwortungsbewusstsein <strong>für</strong> <strong>die</strong>Entwicklung der Schüler leichter bilden kann. Diese typischenMerkmale systemischer Umstrukturierung stehen im Kontrastzur Praxis konventioneller Schulen, in denen <strong>Lehrer</strong>innen und<strong>Lehrer</strong> autonomer arbeiten und in denen es kaum einen tiefgehenden professionellen Austausch unter Kollegen gibt.“(Fullan 2000) Dabei steht <strong>die</strong> Bedeutung der Fähigkeiten unddes Wissen von Einzelpersonen ausser Frage. Doch MichaelFullan stellt klar: „Strategien, <strong>die</strong> sich auf professionelle Entwicklungder Einzelpersonen konzentrieren, werden nutzlossein“, denn erst das Klima einer learning community bringt <strong>die</strong>individuellen Kompetenzen gleichsam zur Entfaltung.Für Fredmund Malik haben Organisationen – und <strong>die</strong> Schuleist auch eine Organisation – „nur einen Zweck: <strong>die</strong> Stärkender Menschen zu nützen und ihre Schwächen zu kompensie-


11ren.“ Und weiter: „Sie sollen es den Menschen leicht machen,Leistungen zu erbringen.“ (Malik 2000)Eine Möglichkeit, <strong>die</strong> Organisation einer Schule den sich wandelndenBedürfnissen anzupassen und sich gleichzeitig an denvorhandenen Ressourcen zu orientieren, findet sich beispielsweiseim Drei-Kreise-Modell. (Müller 2001) Dieser integraleOrganisationsansatz basiert auf drei sich wechselseitig bedingendenUnits. Die Beteiligten organisieren sich ihren Stärkenund Interessen entsprechend in verschiedenineinander greifenden interdisziplinärenEinheiten.<strong>Neue</strong> <strong>Rollen</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Lehrer</strong> | Januar 2003© spirit of learning | Andreas Müller |•Classroom Management zieltdarauf ab, <strong>die</strong> Facilities <strong>für</strong> das(selbstorganisierte) Lernen in Gruppenzu gestalten. Unerheblich istdabei, ob es sich um Klassen oderandere Zusammensetzungen handelt.Auch <strong>die</strong> Gruppengrösse istvon untergeordneter Bedeutung.Denn Classroom Management istnicht Stoffvermittlung, sondern Prozesssteuerung.Lerncoaching könnteein anderer Ausdruck da<strong>für</strong> sein. Einoder mehrere Lerncoaches, Lernberater,Facilitators unterstützen <strong>die</strong>Lernenden, indem sie – eher subsidiär– zur Förderung der Lernkompetenzbeitragen. Advanced Learnersübernehmen Assistenzfunktionen.Inhaltlich basieren solche Settingsauf einem adäquaten Grad an Selbststeuerung. Dasheisst: Informationsbeschaffung ist Teil der Lernkompetenz.Gleichzeitig können natürlich auch Themen aus Intensivtrainingsoder Fachunterricht Gegenstand der Auseinandersetzung sein.Es lassen sich zudem (zum Beispiel mittels LernJobs 1 ) Strukturpunktesetzen und mit klar definierten Standards (zum BeispielKompetenzraster 2 ) in Beziehung bringen.•Information Management erschliesst <strong>die</strong> Quellen internenund externen Wissens und macht sie in vielfältiger Weise zugänglich.Ein Teil der Aufgabe besteht darin, eine eigentlicheLernlandschaft aufzubauen. Das heisst: Relevante Informationensammeln, dokumentieren und aufbereiten (z.B. LernJob-1 LernJobs sind spezielle Lernaufgaben. Sie basieren inhaltlich auf klarenStandards und haben eine aktive, vertiefte Auseinandersetzung mit einemThema zum Ziel. Die reflektierende Auswertung im Rahmen des sogenannten Conferencings <strong>die</strong>nt der Erweiterung des Strategierepertoires.(Müller 2002)2 Kompetenzraster definieren inhaltlich ein Fachgebiet. Sie sind als Matrixgestaltet. In der Vertikalen werden <strong>die</strong> Kriterien formuliert, <strong>die</strong> dasFachgebiet definieren (was?). Zu jedem <strong>die</strong>ser Kriterien werden in Formvon präzisen Ich-kann-Statements vier bis sechs Qualifikationsstufenformuliert (wie gut?).


13<strong>Neue</strong> <strong>Rollen</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Lehrer</strong> | Januar 2003© spirit of learning | Andreas Müller |Vom Pensum zur PräsenzDas Drei-Kreise-Modell geht von den individuellen Ressourcender Lehrpersonen aus. Diese Stärken sollen akzentuiert insgesamte Leistungsangebot einer Schule eingebracht werdenkönnen. Die sich daraus entwickelnden interaktiven organisatorischenSettings machen <strong>die</strong> Schule zu einem lernenden Unternehmendes Lernens.Klar, das kann nicht funktionieren in einemSystem von Fächern und Pensen. Es kannnicht funktionieren, wenn <strong>die</strong> <strong>Lehrer</strong> mehroder weniger pünktlich zum Unterrichtsbeginnin <strong>die</strong> Schule eilen, ihre Lektionen geben(wie sich das schon anhört ...) und nachdem Glockenzeichen spornstreichs wiederverschwinden. <strong>Neue</strong> Perspektiven verlangennach neuen organisatorischen Settings.Eine Möglichkeit: das Präsenz-Modell. Esgeht davon aus, dass <strong>die</strong> Lehrpersoneneinen wesentlichen Teil ihrer Arbeitszeit inder Schule verbringen, an ihrem Arbeitsort.Sie gehen dort aber nicht nur ihren individuellenTätigkeiten nach (z.B. Vorbereitungen),sie nutzen <strong>die</strong> Möglichkeiten zur Zusammenarbeit.Das sind zwei Wörter: Zusammen.Und: Arbeit.LEARNING ORGANIZATION1. Personal Mastery2. Mental models3. Building shared vision4. Team learning5. Systems thinkingMan stelle sich vor: Die Schule ist nicht einOrt, den alle Beteiligten – Schüler wie <strong>Lehrer</strong>– möglichst schnell verlassen, so alsseien sie auf der Flucht. Vor wem oder was eigentlich?Also: Man stelle sich <strong>die</strong> Schule vor als Ort, wo Menschen zusammeninteressanten Fragen nachgehen. Diese Schule ist denganzen Tag über und oft sogar am Abend Treffpunkt <strong>für</strong> wissensbegierigeMenschen. In Lernateliers steht das entsprechendeEquipment zur Verfügung. In den Ateliers finden sichauch <strong>die</strong> Arbeitsplätze der Lehrpersonen. Damit ist <strong>die</strong> Plattformgeschaffen <strong>für</strong> eine rege Interaktion. Die Flüsterkultur in<strong>die</strong>sen Räumen macht einen anregenden Gedankenaustauschzwischen den Lehrpersonen möglich. Aber auch <strong>die</strong> Schülerinnenund Schüler nutzen <strong>die</strong> kommunikativen Möglichkeiten underhalten Impulse zum Weiterlernen. Hausaufgaben im engerenSinne gibt es ja ohnehin nicht mehr. Vielleicht nimmt dereine oder <strong>die</strong> andere am Abend trotzdem noch ein Buch odereine Arbeit mit nach Hause. Aber es muss nicht sein.Übrigens: Diese Darstellung stammt nicht von den GebrüdernGrimm. Nein, überall finden sich Beispiele von Schulen, <strong>die</strong> sooder ähnlich organisiert sind. Das beweist: Es geht auch anders.Und: Es funktioniert!Zugegeben, ein paar heilige Kühe müssen zur Schlachtbankgeführt werden. Und auch ein paar gewagte Sprünge überden eigenen Schatten sind wohl nicht zu umgehen. Aber immerhinwinkt <strong>die</strong> Chance, nicht nach vierzig Jahren vor derLearning organizations are organizations,where people continually expand their capacityto create the result they truly desire,where new and expansive patterns of thinkingare nurtured,where collective aspiration is set free,and where people are continually learningto see the whole together.Peter SengeCenter for Organizational LearningMassachusetts Instiute of Technology


14gleichen Wandtafel pensioniert werden zu müssen, vor derman weiland den Schul<strong>die</strong>nst angetreten hat.Wie heisst es so schön: Love it, leave it or change it! Das mitdem „Love it“ scheint vor dem Hintergrund der gravierendenBurnout-Problematik nur unzureichend zu funktionieren. Unddass (leave it) qualifizierte <strong>Lehrer</strong> reihenweise der Schule denRücken kehren, kann ja auch nicht gerade das Gelbe vom Eisein. Also: Change it!Das heisst: Ärmel hochkrempeln und sich auseinandersetzen mitder Schule der Zukunft. Es heisst: fragen. Und hinterfragen. EinKlima des Aufbruchs schaffen. Gemeinsam an einer Entwicklungarbeiten – letztlich an der eigenen. Ein solches gemeinsamesVorhaben verbindet. Wer zusammen mit anderen aneiner zukunftsträchtigen Lernumgebung baut, geht anders ummit Angst und Unsicherheit. Ein neues Vertrauen entsteht –oder das alte kehrt zurück. Die Rede ist vom Vertrauen in <strong>die</strong>eigenen Fähigkeiten, vom Empfinden von Selbstwirksamkeit,vom Wissen um <strong>die</strong> Perspektiven, vom Gefühl, mit dem eigenenLebenszug am richtigen Bahnhof zu stehen – kurz: vomLeuchten in den Augen. Denn (Schul-)Entwicklung geschieht mitleuchtenden Augen – oder gar nicht.© spirit of learning | Andreas Müller | <strong>Neue</strong> <strong>Rollen</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Lehrer</strong> | Januar 2003Ein kleines Licht anzuzünden istbesser,als über <strong>die</strong> Dunkelheitzu klagen.


15QuellenQuellenAntonovski, Aaron: Salutogenese. Zur Entmystifizierung der Gesundheit. dgtv.Tübingen. 1997Benz, Daniel/Stillhart, Sibylle: Für <strong>Lehrer</strong> ein Klima zum Davonlaufen. In:Beobachter. 16/2002Burkhard, Christoph/Kanders, Michael: Was Lehrkräfte von Schulprogrammarbeithalten. In: Journal <strong>für</strong> Schulentwicklung. 3/2002Grosskinsky, Eva: Ort des Grauens. In: Focus. 6/2000Hameyer, Uwe: Quality, evaluation and benchmarking. Learning from peerreviews with a focus on quality standards for sustained improvement. Manuskript. 2002Malik, Fredmund: Management wird erst dort notwendig, wo Macht fehlt.Sonderdruck aus: Bücher Perspektiven. 2000Müller, Andreas: Wenn nicht ich, ...? Und weitere unbequeme Fragen zumLernen in Schule und Beruf. hep-Verlag. Bern. 2002Müller, Andreas: Lernen steckt an. hep-Verlag. Bern. 2001Schley, Wilfried: Sozialpsychologie der Schulentwicklung. In: Journal <strong>für</strong>Schulentwicklung. Stu<strong>die</strong>nVerlag. Innsbruck. 4/2001© spirit of learning | Andreas Müller |<strong>Neue</strong> <strong>Rollen</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Lehrer</strong> | Januar 2003

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