Holger Michael • VOM BALTIKUM NACH KLEINASIEN
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ner Grenze würde seine Möglichkeiten weit übersteigen.<br />
Auch gegenüber China hätten die USA dann eine<br />
Schlüsselposition. Man könnte die für China so wichtigen<br />
Erdöllieferungen – auch die von Russland – sperren<br />
und somit das Land von seinen Pipelines abschneiden,<br />
was katastrophale Folgen hätte. US-Streitkräfte an seiner<br />
längsten Westgrenze wären nicht nur eine historisch<br />
erstmalige militärische Bedrohung, sondern auch eine Bedrohung<br />
für die territorialen Integrität, denn hier leben<br />
nicht nur Chinesen, sondern auch viele nichtchinesische<br />
Nationalitäten und auch Tibet ist nicht weit. Auch für<br />
Kasachstan hätte das katastrophale Folgen. Die Kasachen<br />
würden gegen die anderen – vor allem slawischen Nationalitäten<br />
– aufgehetzt werden. Um der neuen, vor allem<br />
jungen, proamerikanischen Nomenklatura den Weg<br />
freizumachen, würde alles bekämpft und verfolgt, was<br />
mit der sowjetischen Vergangenheit verbunden wäre. Mit<br />
der bisherigen ruhigen Entwicklung in Kasachstan wäre<br />
es vorbei, es käme zu Unruhen und einem Massenexodus<br />
nach Russland.<br />
Dieses Horrorszenario scheint absurd, und doch<br />
sind erste Schritte in diese Richtung schon unternommen<br />
worden. Schon zu den Präsidentschaftswahlen 2005<br />
versuchten die USA, mit einem „jungen dynamischen“<br />
Kandidaten die Wiederwahl des Kasachen Nasarbajew zu<br />
verhindern. Das US-Repräsentantenhaus hatte daraufhin<br />
jene Wiederwahl nicht als „demokratisch“ anerkannt,<br />
obwohl der kasachische Staatspräsident an guten Beziehungen<br />
zu den USA sehr interessiert war und Englisch zur<br />
wichtigsten Fremdsprache deklariert hatte. Nasarbajew<br />
bestimmt wesentlich die Politik, Parteien und Parlament<br />
spielen kaum eine Rolle. Wenn die USA hier einen grundsätzlichen<br />
Wandel erreichen wollen, müssen sie entweder<br />
„ihren Präsidenten“ in fünf Jahren an die Macht bringen<br />
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