Holger Michael • VOM BALTIKUM NACH KLEINASIEN
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den Kämpfen gegen die Rote Armee teil. „Waldbrüder“<br />
waren auch an der Einnahme von Tallin am 28. August<br />
beteiligt und hielten blutige Abrechnung unter den gefangenen<br />
12 000 Rotarmisten und Zivilisten. Darunter war<br />
auch der Führer der estnischen Kommunisten Karl Sarä,<br />
dessen Spur sich hier verliert.<br />
Ein Großteil der Esten begrüßte den deutschen Einmarsch.<br />
Der letzte Premier des bürgerlichen Estland, Jüri<br />
Uluots, versammelte daher die 1940 entmachteten Vertreter<br />
der großen Parteien am 29. Juli und richtete ein<br />
Memorandum an Berlin mit der Bitte um die Wiedererrichtung<br />
des „unabhängigen Estlands“ und schlug eine<br />
Zusammenarbeit im „Kampf gegen den Kommunismus“<br />
vor. Diese Tatsache wird im heutigen Estland heruntergespielt<br />
oder verschwiegen, denn damit hatten sich die<br />
„demokratischen Parteien“ des „freien Estlands“ zum direkten<br />
Bundesgenossen der Nazis gemacht. Somit waren<br />
sie auch Feinde der sich herausbildenden Antihitlerkoalition,<br />
ihre Bekämpfung und Bestrafung durch das Völkerrecht<br />
– später durch die sowjetischen Organe – auch<br />
völkerrechtlich legitimiert. Dass Hitler mit Estland andere<br />
Pläne hatte, ändert nichts daran. Estland wurde<br />
„Generalkommissariat“ und unterstand dem Reichsministerium<br />
für besetzte Ostgebiete. Allein auf unterer Ebene<br />
wurde eine „Estnische Selbstverwaltung“ genehmigt,<br />
die vom ehemaligen Propagandachef der estnischen Faschisten<br />
Hjalmar Mäe geleitet wurde. Die Kollaboration<br />
umfasste nicht nur die Verwaltungen und die aktive Teilnahme<br />
am faschistischen Terror und Zuarbeit für den Sicherheitsdienst<br />
der SS. Schon im August 1941 wurde die<br />
faschistische Freiwilligenorganisation „Omakaitse“ mit<br />
deutscher Billigung geschaffen, zu der sich 40 000 Esten<br />
meldeten. Sie bewachten alle 20 Konzentrationslager und<br />
machten Jagd auf Linke und sowjetische Partisanen. Die<br />
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