Holger Michael • VOM BALTIKUM NACH KLEINASIEN
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sondern dazu aufgefordert, in die von den Nazis erlaubten<br />
Sondereinheiten unter einem litauischen faschistischen<br />
General einzutreten. Am 15. Mai brachte es das VLIK<br />
sogar fertig, der UdSSR im Falle der Befreiung Litauens<br />
von den Deutschen mit Krieg zu drohen. Damit standen<br />
sie in einer Reihe mit den Nazis. Am 30. September, als<br />
Litauen zum größten Teil befreit worden war, wandte sich<br />
das VLIK an die Briten und Amerikaner mit der Bitte um<br />
Hilfe gegen die UdSSR. Als diese nicht reagierten, setzte<br />
sich das VLIK mit seinen Mitgliedern später nach Westdeutschland,<br />
1955 in die USA ab.<br />
Im Herbst 1944 begann auf Anweisung des VLIK<br />
der antisowjetische bewaffnete Untergrund mit seinen<br />
Aktionen. Die Waffen dafür erhielten sie aus Depots,<br />
die von Deutschen im Sommer für sie angelegt worden<br />
waren. Heute spricht man von 100 000 Litauern, die zu<br />
unterschiedlichen Zeiten bis 1952 bei den konterrevolutionären<br />
„Waldbrüdern“ kämpften. Diese Zahlen sind zu<br />
hoch angesetzt. Selbst die als ständige kämpfende Waldbrüder-Truppe<br />
angegebenen 30-50 000 scheinen angesichts<br />
der relativ geringen gegen sie eingesetzten sowjetlitauische<br />
Kräfte übertrieben zu sein. Hierbei handelte es<br />
sich zumeist um Leute, die den Absprung nach Westen<br />
nicht geschafft hatten, dorthin nicht wollten oder von der<br />
Illusion eines gerechten Kampfes für die Unabhängigkeit<br />
erfüllt waren. Sie bedeuteten – im Gegensatz zu heutigen<br />
Behauptungen – zu keiner Zeit eine existenzielle Gefahr<br />
für Sowjetlitauen. Mit ihrem individuellen und waffentechnischen<br />
Kampfwert konnten sie keinesfalls mit den<br />
sowjetlitauischen Schutz- und Sicherheitsorganen und der<br />
16. Litauischen Klaipeda-Division der Sowjetarmee mithalten.<br />
150 000 Litauer hatten auf sowjetischer Seite am<br />
Krieg teilgenommen. 60 000 davon hatten Tapferkeitsmedaillen<br />
erhalten. 19 waren „Helden der Sowjetunion“.<br />
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