Holger Michael • VOM BALTIKUM NACH KLEINASIEN

2. Litauen 1939-1940
Im März 1939 hatte Hitlerdeutschland das Klaipeda (Memel)-Gebiet
annektiert. Nun glaubten viele Litauer, bald
das Schicksal der Tschechoslowakei zu teilen, da auch in
ihrem Fall die Westmächte zu keinerlei Hilfe bereit waren.
Litauen war isoliert und den Nazis ausgeliefert. In dieser
Situation riefen die Kommunisten zur Bildung einer
patriotischen Verteidigungsfront auf, was unerwarteten
Widerhall fand. Besorgt schrieb das Staatssicherheitsdepartement
am 3. April an die Regierung, dass „wir uns am
Vorabend einer Volksfront befinden“. Das faschistische
Smetona-Regime reagierte lediglich mit Regierungsumbildungen,
lavierte außenpolitisch nach allen Seiten und
spielte auf Zeit.
Nach den deutsch-sowjetischen Verhandlungen im
August befand sich Litauen in der deutschen Einflusssphäre.
Daher versuchten die Nazis, Litauen für eine antipolnische
Militäraktion zur Eroberung des 1920 von
Polen annektierten Wilna-Gebietes zu gewinnen. Diesen
verführerischen Vorschlag lehnte die Regierung nach
Warnungen verschiedener westlicher Staaten sowie der
Sowjetunion ab. Die Rote Armee marschierte am 17.
September in die polnischen Ostgebiete – darunter auch
ins Wilna-Gebiet – ein. So hatte die UdSSR mit Litauen
eine gemeinsame Grenze. Nun versuchte Hitler, die
Litauer zur Anerkennung Deutschlands als Schutzmacht
zu überreden. Als Litauen ablehnte, befahl Hitler am 25.
September, Truppen für einen Überfall auf Litauen bereitzustellen.
Inzwischen hatten die Litauer in Moskau
anfragen lassen, ob man ihnen das Wilna-Gebiet überlassen
könnte. Damit war die UdSSR einverstanden. Moskau
hatte inzwischen Litauen aus der deutschen Einflusss-
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