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Wohnhaus Aargau: wir bauen! - zeka, Zentren körperbehinderte ...

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Durch eine «leichte» Behinderung in<br />

der Regelschule «schwer» behindert!<br />

Silvano N. hat die Unter- und Mittelstufe in der Regelschule an seinem Wohnort be-<br />

sucht. Äusserlich sieht man Silvano keinerlei Behinderung an. Eine genetisch bedingte<br />

Krankheit und eine so genannte minimale cerebrale Parese («minimal CP») führten aber<br />

dazu, dass der Besuch der Regelschule schliesslich – für alle Beteiligten – unerträglich<br />

wurde. Seit zwei Jahren besucht Silvano die Oberstufe im <strong>zeka</strong> Aarau. Mit Silvano N.<br />

und seiner Mutter Regula Berchtold sprach Stiftungsleiter Ueli Speich.<br />

Ueli Speich: Silvano, wenn ich jeweils Besucherinnen<br />

und Besucher durch das <strong>zeka</strong> Aarau führe, staunen<br />

diese immer wieder, dass nicht alle Kinder und Ju-<br />

gendlichen im Rollstuhl sitzen, sondern dass einzelne<br />

Jugendliche wie du wieselflink durch die Gänge flit-<br />

zen, als hätten sie keinerlei Handicap. Wie kommt es,<br />

dass du bei <strong>zeka</strong> die Schule besuchst?<br />

Silvano N.: In der Unterstufe der Regelschule hatte ich<br />

eine «moderne» Lehrerin, welche auf die einzelnen Kinder<br />

einging und bei der ich mich im Unterricht wohl fühlte. Ich<br />

habe gute Noten gehabt. Dann bin ich in die dritte Klasse<br />

zu einem älteren Lehrer gekommen. Der hatte kein Ver-<br />

ständnis für mich, sondern hat immer nur Druck auf mich<br />

gemacht. Und je mehr Druck er machte, desto nervöser<br />

wurde ich und desto weniger konnte ich Leistung brin-<br />

gen. Ich gab mir ja Mühe, aber es ist für mich – auf Grund<br />

der Behinderung – sehr schwierig, beispielsweise «schön»<br />

zu schreiben oder gerade zu schneiden. Der Lehrer sagte<br />

immer wieder, es sei alles nur eine Sache des «Wollens».<br />

Je mehr ich aber «wollte» und mich konzentrierte, desto<br />

mehr verkrampfte ich mich auch und konnte meine Handbewegungen<br />

dadurch noch weniger kontrollieren. In der<br />

vierten Klasse kam ich dann zu einem anderen Lehrer….<br />

Regula Berchtold: Die «minimal CP» war schon in der Kindergartenzeit<br />

bekannt. Die Unterstufenlehrerin nahm die<br />

Kinder so an, wie sie waren und bezog Silvano gut in die<br />

Klassengemeinschaft ein. Die ersten zwei Jahre Primarschule<br />

verliefen dementsprechend positiv. Den Lehrer der<br />

dritten Klasse haben <strong>wir</strong> beim Schulbeginn informiert und<br />

ihm die IV–Verfügung gezeigt. Seine einzige Reaktion: «Es<br />

ist alles eine Sache des Willens!» Vom Lehrer der vierten<br />

Klasse wurden <strong>wir</strong> bereits nach der ersten Schulwoche<br />

zum Elterngespräch vorgeladen. Er empfahl uns schon<br />

nach diesen wenigen Tagen eine Behandlung mit Ritalin*,<br />

um Silvano «ruhig» zu stellen …<br />

SN: Die Mittelstufe war eine sehr schlimme Zeit für mich.<br />

Ich habe sehr gelitten und immer das Gefühl gehabt, ich<br />

könne nichts und ich sei nichts. Zum Glück hatte ich es ne-<br />

ben dem Schulunterricht immer gut mit meinen Kollegen:<br />

Trotz meinen grossen Schwierigkeiten in der Schule haben<br />

mich diese so akzeptiert, wie ich bin.<br />

RB: Je näher die Selektion gegen Ende der Mittelstufe kam,<br />

desto mehr wurden Elternabende für mich als Mutter zum<br />

Spiessrutenlaufen. In den Augen anderer Eltern «behinderte»<br />

unser Sohn die anderen Schülerinnen und Schüler in<br />

ihrem schulischen Vorankommen. Silvano entwickelte eine<br />

ganze Reihe von Störungen, er konnte beispielsweise kaum<br />

mehr schlafen. Es musste eine Veränderung geschehen …<br />

SN: Zuerst wollte ich nicht ins <strong>zeka</strong>, weil ich Angst hatte,<br />

meine Kollegen zu verlieren. Aber nach dem Eintritt gefiel<br />

es mir plötzlich mega gut! Ich musste plötzlich keine<br />

Angst mehr haben, es nicht zu schaffen. Bei <strong>zeka</strong> habe ich<br />

besser gelernt, mit Druck umzugehen. Ich setze mir die<br />

Ziele zusammen mit den Lehrkräften selber und setze mich<br />

jetzt auch selbst unter Druck, um diese Ziele erreichen zu<br />

können.<br />

Silvanos liebstes Hobby ist Fussball spielen!<br />

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