12.07.2015 Aufrufe

Vortrag als PDF - NÖ gestalten

Vortrag als PDF - NÖ gestalten

Vortrag als PDF - NÖ gestalten

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN
  • Keine Tags gefunden...

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Von der Raumkultur zur BaukulturSymposium Baukultur entscheidet sich vor Ort,22. März 2012, St. Pölten, LandtagssitzungssaalSibylla ZechWährend des <strong>Vortrag</strong>s läuft eine Bildfolge über die Leinwand:Bilder und Zitate von Menschen aus Gemeinden,die den Baukulturpreis 2009 gewonnen haben.Bauherren und Bauherrinnen, BürgermeisterInnen, PlanerInnen,UnternehmerInnen und ProzessbegleiterInnen teilen IhreHaltung und Erfahrung zur Baukultur mit uns.Die Bilder rücken Menschen in den Vordergrund.Im Hintergrund können Sie ihre Bauten erkennen.Im vorliegenden Präsentationsdokument sind einige wenigedavon ausgewählt. Alles ausführlich zum Nachlesen undNachschauen im Buch des Vereins für Baukultur, landluft.Baukultur – ein DefinitionsversuchBaukultur heißt:(1) Schön bauen(2) Am richtigen Ort bauen(3) Weiterbaubar bauen(4) Mit Haltung bauenSibylla Zech: Symposium Baukultur entscheidet sich vor Ort | St. Pölten | 2012 03 221


Sibylla Zech: Symposium Baukultur entscheidet sich vor Ort | St. Pölten | 2012 03 22Schöne Häuser, Plätze, Grünanlagen, Rathäuser, Schulen,Bushaltestellen, vielleicht auch Bahnhöfe!Schöne Betriebe, Garagen, Straßen, Kraft- und Klärwerke,Scheunen, Maschinenhallen und Werbeanlagen?» Nutzbauten und Infrastrukturen <strong>als</strong> Bauaufgabeanerkennen, wertschätzen, <strong>als</strong> Gestaltungsaufgabeannehmen.:: Ist eh nur eine Halle (...) Rund herum ist eh auchnichts besonderes (...) Also, warum sich drum kümmern?Sibylla Zech: Symposium Baukultur entscheidet sich vor Ort | St. Pölten | 2012 03 222


Großvolumige, unschöne, aber ungemein beliebte BausündenSuper-, Billig- und Fachmärktean den Ortsrändern und auf der grünen Wieseziehen Kaufkraft und Leben aus den Ortskernen abund erzeugen viel unnötigen Verkehr.Die Verkaufs- und Lagerhallen und die großen Parkplätzeversiegeln und verbrauchen enorm viel Boden.» Konsequente Umsetzung der bereits formuliertenRaumordnungsziele bei der Flächenwidmung und in derRegionalplanung: Wir wollen keinen Einzelhandel (mehr) amSiedlungsrand oder auf der grünen Wiese!» „Kritische Versöhnung“ mit bereits bestehenden Einzelhandels-und Entertainmentagglomerationen: Als urbaneFragmente räumlich fassen, landschaftsgestalterischbearbeiten, verkehrsorganisatorisch in die Pflichtnehmen.Sibylla Zech: Symposium Baukultur entscheidet sich vor Ort | St. Pölten | 2012 03 22Verkehrserreger in die Pflicht nehmen» Gemeinden sind nach dem ÖPNRVG („Öffentliche PersonennahundRegionalverkehrsgesetz“) ermächtigt, eineVerkehrserregerabgabe einzuführen.» Fahrtenmodelle nach dem Vorbild Schweiz: Dabei wirdfestlegt, wie viele Autofahrten (Zu- und Wegfahrten) einAreal bzw. im Areal zulässige Nutzungen maximal auslösendürfen. Wenn die Zahl höher ist, gibt es kräftigeSanktionen. Das animiert die Betreiber – etwa eines EKZ –in Sachen Mobilität kreativ Maßnahmen zu setzen, zB• Parkraummanagement / Parkraumbewirtschaftung: zB Gebühren, Vermietung,zeitliche/örtliche Sperren, …• Fahrtenmanagement: zB Fahrtenbörse, Fahrtenkontingente, Carsharing, …• Maßnahmen zur Verbessern des Modal Split: z.B. Hauslieferdienste,Unterstützung ÖV (auch baulich), Marketing, Serviceleistungen,Fahrpreisvergütungen, …Sibylla Zech: Symposium Baukultur entscheidet sich vor Ort | St. Pölten | 2012 03 224


Und immer wieder EinfamilienhäuserNur 5-15 Prozent des EFH Neubaus sind „Architektenhäuser“.In Vorarlberg mag es zum guten Ton und zur Sparsamkeitgehören, einen Architekten / eine Architektin zu haben.Aber, das Problem von EFH Siedlungen sind nicht dasstilistische Durcheinander und die geringe architektonischeQualität der einzelnen Objekte, sondern die „Nebenwirkungen“.Hoher Flächenverbrauch,Lange und teure Erschließungslängen,Kaum mögliche bzw. ausreichende ÖV AnbindungZwangsmobilität und Abhängigkeit vom AutoÜberproportionaler Energieverbrauch und damit CO2 AusstoßMittlerweile hoher Leerbestand von nicht mehr zeitgemäßen EFH (undZweitwohnsitze), besonders der 1950er bis 1970er Jahre.» Keine Wohnbauförderung für EFHSibylla Zech: Symposium Baukultur entscheidet sich vor Ort | St. Pölten | 2012 03 22Am richtigen Ort gebaut / oder eben nicht gebautEin architekturpreisgekröntes Haus, isoliert am Waldrand, aneinem Hang, mit einer langen und teuren Zufahrt, wo es imWinter mit der Schneeräumung Probleme gibt, die Wege zumEinkaufen oder in die Schule lang sind, die aktive Teilnahmeam Stadt- oder Dorfleben nur per Auto möglich ist, gehbehinderteMenschen isoliert sind, das hat keine Wohnbauförderungund schon gar keinen Baukulturpreis verdient.» Konsequente Umsetzung der Raumordnungsziele gegen weitereZersiedelung» Verkehrs- und energiesparende Siedlungsstrukturen» Wohnbauförderung in Abhängigkeit von Lage, Bebauungsweiseund Infrastruktur» Zentren stärken, Abwanderungsdruck an die Ortsränderverringern, dazu ua räumlich / verkehrlichkontraproduktiven berufsständischen Gebietsschutzaufheben (zB Apotheken)Sibylla Zech: Symposium Baukultur entscheidet sich vor Ort | St. Pölten | 2012 03 225


Stärkung der Landstädte statt Zersiedelung des UmlandesEine Idee, die wir schon im Siedlungspolitischen Konzept(SKO) der Planungsgemeinschaft Ost (PGO) aus den 1990erJahren nachlesen können. Die Frage war: Kann man denSiedlungsdruck im Umland Wiens auf die Städte im Umlandumlenken und dort zu deren Stärken nutzen? Statt einem teurenund unschönen Speckgürtel, eine Stärkung der Landstädte, zBTulln, Stockerau, Hollabrunn, Mistelbach, Gänserndorf, Bruck.Das SKO hat gezeigt, dass es gehen könnte, die nötigenInstrumente und Maßnahmen vorgeschlagen, leider ist dasKonzept nie in die Umsetzung gelangt.Sibylla Zech: Symposium Baukultur entscheidet sich vor Ort | St. Pölten | 2012 03 22Sibylla Zech: Symposium Baukultur entscheidet sich vor Ort | St. Pölten | 2012 03 226


Baukultur beginnt bei ganz kleinen Gebäuden» „Die Dorferneuerung beginnt mit einem Buswartehäuschen.“Dieser kleine Bau ist das klassische Pilotprojekt vonDorferneuerungsprozessen und steht für eine neuegemeinsame Verantwortlichkeit für das Dorf. Es bringtLeute zusammen, nicht nur weil es ein Verkehrsbauwerkist.» „Auch ein Carport gehört in den Gestaltungsbeirat“.An städtebaulich sensiblen Orten braucht es besondereAchtsamkeit und fachliche Aufmerksamkeit, auch beivergleichsweise kleinen Baumaßnahmen.Sibylla Zech: Symposium Baukultur entscheidet sich vor Ort | St. Pölten | 2012 03 22Mit der Landschaft und dem Gelände bauenDie Häuser auf den Boden bringenMan siedelt am Hang mit Aussicht und möchte einen ebenenGarten. Meterhohes Zyklopmauerwerk, Betonmauern, „Bollwerke“gegenüber dem Nachbarn, der Straße, der Natur. Darüber throntdas Haus, manchmal ein „Architektenhaus“, insgesamt aberWunde und Barriere in der Kultur- und SiedlungslandschaftVorlage und Prüfung des Vorhabens am GeländemodellSichtbeziehungen darstellen und analysieren» Kriterien zum Bauen vereinbarenVgl. Kriterien für das Bauen im Welterbe für das WelterbegebietKulturlandschaft Fertö-Neusiedler See, Leitfaden zur Untersuchung derlandschaftlichen Verträglichkeit von Siedlungserweiterungen in der WachauAuspflocken des Bauvorhabens mit Leergerüst (vgl. Schweiz)» Verpflichtender Grünplan und fachlich kompetenteAußenraumgestaltung (Garten, Vorplatz, Einfriedungen, …)» Ein- und Durchgrünung der BaugebieteSibylla Zech: Symposium Baukultur entscheidet sich vor Ort | St. Pölten | 2012 03 227


Auch der Umgang mit Mobilität gehört zur BaukulturMobilitätsuntersuchung in einer burgenländischen Gemeinde,einem etwa 3 km langes Straßendorf mit einigen querlaufendenSiedlungsfingern. 50% der Kinder werden mit dem Auto zurVolksschule gebracht. Vor allem Frauen fahren Angehörige undNachbarInnen zum Arzt, in die Kirche, zum Einkaufen.Zeit- und kostenintensive Service- und Begleitwege.Maßnahmenpakete, zB» Kurze, komfortable Wegeführungen» Lokal organisierte Mobilitätsangebote, zB GmoaBus» (Teilweise) Befreiung von der Stellplatzverpflichtung» Sammelgaragen ebenso nah wie Haltestellen des ÖV gelegen» Abstellplätze für Fahrräder, Fahrradgaragen» Bereitstellung von Öffi-Netzkarten für BewohnerInnen» Mobilitätsservices durch Hausverwaltungen)Sibylla Zech: Symposium Baukultur entscheidet sich vor Ort | St. Pölten | 2012 03 22Das Dorf / die Stadt der Zukunft: Umbaubar und weiterbaubarWir kennen die Qualität von Gründerzeitvierteln unddörflichen Hofhäusern: Geschlossenen Bebauung auf relativschmalen Parzellen, vielfältigen Nutzungen und dochgesamthaftes Erscheinungsbild. Im Erdgeschoß Platz fürGeschäfte und Dienstleister. Wenn ein Gebäude nicht mehr denAnforderungen entspricht, kann man es „herausnehmen“ und neubauen. Schlichte Grundrisse und annähernd gleich große Räumegeben Flexibilität, eine Wohnung / einen Teil einer Wohnungin ein Büro umnutzen und umgekehrt.» Umbaubar erfordert kleine Einheiten bei der GrundstücksundGebäudekonfiguration, eine große Wohn- oderBüromaschine ist hingegen starr gegenüber den sichschnell wandelnden Ansprüchen.» Hohe Erdgeschoße, für verschiedene Nutzungen geeignet,städtebauliche wirksame Sockelzone des Hauses.Sibylla Zech: Symposium Baukultur entscheidet sich vor Ort | St. Pölten | 2012 03 228


Sibylla Zech: Symposium Baukultur entscheidet sich vor Ort | St. Pölten | 2012 03 22Innenentwicklung statt AußenentwicklungDie Wiederbelebung der Innenstädte und Ortskerne wirdspürbar, NÖ Beispiele sind zB Stadt Haag, Waidhofen an derYbbs, Schwechat, Langenlois oder GföhlMaßnahmenpakete, zB» Umbauen und Neubauen im Bestand, Gemeinde geht mit gutemBeispiel voran» Gestaltung und Aktivierung des öffentlichen Raumes» Leerflächenmanagement» Stadtmarketing» Lokal angepasste Mobilitätsangebote» Parkraumbewirtschaftung» Beteiligungsprozesse» Kulturinitiativen und -aktivitätenSibylla Zech: Symposium Baukultur entscheidet sich vor Ort | St. Pölten | 2012 03 229


Haltung zum BauenBaukultur ist nicht an den architektonischen Highlights einerGemeinde abzulesen, sondern vielmehr an den Prozessen. Esgeht um das Empowerment der Leute vor Ort, <strong>als</strong>o darum, dieSelbstbestimmung im Leben von Menschen oder Gemeinschaften zuerhöhen, um „Ermächtigung“, darum, Eigenleistung zuermöglichen und zuzulassen. Es geht nicht vorrangig umformale Qualität, sondern um den Impuls für einen Prozess.Maßnahmenpakete, zB» Leichte und frühzeitige Zugänglichkeit der Bauberatung» Vorbildwirkung und Wettbewerbe bei öffentlichen Bauten» Projekte anderswo anschauen fahren, mit den Bauherren /NutzerInnen / PlanerInnen andernorts reden» Moderierte BeteiligungsprozesseSibylla Zech: Symposium Baukultur entscheidet sich vor Ort | St. Pölten | 2012 03 22Sibylla Zech: Symposium Baukultur entscheidet sich vor Ort | St. Pölten | 2012 03 2210


Sibylla Zech: Symposium Baukultur entscheidet sich vor Ort | St. Pölten | 2012 03 22Sibylla Zech: Symposium Baukultur entscheidet sich vor Ort | St. Pölten | 2012 03 2211


Baukultur darf den politischen Verantwortungsträgern nicht„wurscht“ sein.Vorsicht, wenn es heißt, wir haben eine liberale Haltung wasBaugestaltung anbelangt oder wenn von Gestaltungsfreiheit dieRede ist. In Wirklichkeit ist es Verantwortungsträgern ofteinfach egal, was, wo, wie gebaut wird, solange sie sich sichnicht damit beschäftigen müssen und nirgends anecken.Sibylla Zech: Symposium Baukultur entscheidet sich vor Ort | St. Pölten | 2012 03 22Die Verantwortung der Gemeinde <strong>als</strong> Bauherrin aktiv <strong>gestalten</strong>Beispiel: Marktgemeinde Ottensheim an der Donau / OO4.000 EW, alter Ortskern, typische Leerstandsprobleme,Einzelhandelsentwicklungen an den OrtsrändernBündel von baukulturellen Prozessen und Instrumenten, zB» Arbeitsgruppe aus GemeinderätInnen übernimmt bei größerenVorhaben BauherrInnen-Rolle» Kompetent ausgestattetes Bauamt, Nutzung derBeratungsangebote des Landes, Gestaltungsbeirat» Lokale Agenda 21, Jugendbeteiligung, vorgezogeneBürgerInnenbeteiligung bei Bebauungsplänen» Leerstandsbörse, Leerstandskonferenz, Aneignungsmodelle» Lokale Mobilitätsangebote, zB Gemeindefahrräder,Bushaltestellen mit Fahrradabstellanlagen, Shared-spaces» Masterplan für die bestehende Gewerbe- undEinzelhandelsagglomeration» Städtebaulich-architektonisch bemerkenswerte Bauten.Rathaus, Schulumbauten; WettbewerbskulturSibylla Zech: Symposium Baukultur entscheidet sich vor Ort | St. Pölten | 2012 03 2212


Sibylla Zech: Symposium Baukultur entscheidet sich vor Ort | St. Pölten | 2012 03 22Baukultur - PlanungskulturBaukulturelle Qualität ist keineswegs nur eine Frage derformalen Qualität des Bauobjektes, sondern vielmehr derSituierung im Raum / des Zusammenwirkens mit der Umgebung,der Entwicklungsfähigkeit und der Prozesse, dh derPlanungskultur. Baukultur ist schlussendlich eine Frage derRaumkultur – wie sind die Nutzungen im Raum verteilt, wienützen sie einander, wie kommen die Menschen zusammen, zumWohnen, zum Besuch, zum Arbeiten, zum Lernen, zum Einkaufen,zum Arzt, in die Apotheke, schlussendlich eine Frage derRaumplanung und Raumordnung. Baukultur wird getragen von denMenschen, die Verantwortung für Ihr Lebensumfeld auf sichnehmen, unseren Lebensraum <strong>als</strong> Gestaltungsaufgabe begreifen,Freude und Courage haben, sich einzubringen.Sibylla Zech: Symposium Baukultur entscheidet sich vor Ort | St. Pölten | 2012 03 2213

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!