Ophthalmo-Update 2012 - Dr. R. Kaden Verlag

Ophthalmo-Update 2012 - Dr. R. Kaden Verlag Ophthalmo-Update 2012 - Dr. R. Kaden Verlag

19.08.2012 Aufrufe

+++ ophthalmo-update +++ ophthalmo-update +++ ophthalmo-update +++ ophthalmo-update +++ ophtha +++ augeninnendrucKmessung: auF die reihenFolge Kommt es an +++ Schon lange ist bekannt, dass der Augeninnendruck am rechten Auge etwas höher ist, als am linken. Erklärt wird dies damit, dass in der Regel der Augeninnendruck rechts zuerst gemessen wird und der Patient dabei etwas angespannter ist und unbewusst ein Valsalva-Manöver durchführt. N. Pfeiffer (Mainz) berichtete nun über eine 2011 erschienene Studie, die den Effekt der Reihenfolge sehr sorgfältig untersucht hat. Dabei zeigte sich, dass die Messung des ersten Auges tatsächlich immer höhere Werte ergibt als die des als zweites gemessenen Auges. Wurde rechts zuerst gemessen, betrug die Differenz 1 mmHg, wenn links zuerst gemessen wurde, lag sie bei 0,6 mmHg. Für die Praxis noch wichtiger dürfte der Befund sein, dass bei Messungswiederholung nach 14 Tagen die Augeninnendruckwerte hochsignifikant (p < 0,001) niedriger ausfielen. Insbesondere bei der Erstdiagnose eines Glaukoms sollten daher mehrfache Messungen durchgeführt werden. +++ altersbedingte maKula degeneration +++ risiKo wird durch genetiK und umwelt bestimmt +++ Wie F. Holz (Bonn) referierte, ist in den vergangenen Jahren ein erheblicher Kenntniszuwachs bezüglich der genetischen Faktoren der Altersbedingten Makuladegeneration (AMD) zu verzeichnen. Aktuell sind aufgrund von Genom analysen insgesamt 19 mit der AMD assoziierte Gene identifiziert. Diese betreffen vor allem den Ausbruch der Erkrankung. Wenig bekannt ist dagegen, welche Genvarianten Einfluss auf das Fortschreiten der Erkrankung und auf das Ansprechen auf eine Anti-VEGF- Behandlung haben. Genetische Faktoren alleine vermögen den Erkrankungsablauf jedoch nicht zu erklären. Selbst bei homozygoten Zwillingen mit gleichzeitigem Auftreten der ersten Symptome, ist die Progressionsrate oft sehr unterschiedlich, was auf die Relevanz von Umweltfaktoren hinweist. Eine Studie an mehr als 2000 Probanden hat kürzlich erneut gezeigt, dass trotz eines hohen genetischen Risikos das Gesamtrisiko an einer AMD zu erkranken durch diätetische Maßnahmen wirksam beeinflusst werden kann. Das Ernährungsverhalten der Teilnehmer wurde mit einem Food-Frequency-Questionaire retrospektiv erfasst. Dabei zeigte sich eine signifikante Reduktion des Risikos an AMD zu erkranken bei den Teilnehmern, die sich mit viel Zink, b-Karotin, Lutein/Zeaxanthin und Omega-Fettsäuren (EPA/DHA) ernährten. Von der laufenden ARED-II-Studie werden weitere Aufschlüsse dar über erwartet, inwieweit die zusätzliche Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln inklusive Lutein und bestimmten Lipiden wirksam ist. +++ lebensqualität beim glauKom +++ auF das gesichtsFeld Kommt es an +++ Letztendlich muss sich in der Medizin jede Therapie daran messen lassen, ob sie die Lebensqualität des Patienten erhält bzw. positiv beeinflusst. In der Praxis wird die Lebensqualität aber niemals formal gemessen. Beim Glaukom ist offensichtlich das Gesichtsfeld ein guter Surrogatparameter für die Lebensqualität. N. Pfeiffer berichtete über eine Studie, die bei 340 Glaukompatienten und 190 Patienten mit okulärer Hypertension den Zusammenhang von Gesichtsfeldverlust und gesundheitsbezogener Lebensqualität untersucht hat. Dabei zeigte sich eine lineare Beziehung zwischen der Mean Deviation und der Lebensqualität. Dies galt sowohl für das binokulare Gesichtsfeld als auch für das Gesichtsfeld des schlechteren Auges, was bedeutet, dass auch ein noch relativ gutes Gesichtsfeld des besseren Auges den Verlust des Auges mit dem fortgeschrittenen Glaukomausfall nicht vollständig kompensiert. Der Zusammenhang zwischen Gesichtsfeldausfall und Lebensqualität wird umso deutlicher, je schlechter die Mean Deviation ausfällt, vor allem, wenn sie im besseren Auge mehr als 25 Dezibel beträgt. Ein weiteres Ergebnis der Untersuchung ist, dass Gesichtsfeldausfälle in der unteren Hälfte die Lebensqualität deutlicher herabsetzen als solche in der oberen Hälfte. 192 Z. prakt. Augenheilkd. 33: 191 – 196 (2012)

lmo-update +++ ophthalmo-update +++ ophthalmo-update +++ ophthalmo-update +++ ophthalmo-update +++ +++ glauKommediKation +++ es Kommt nicht nur auF die drucKsenKung an +++ Zwei von N. Pfeiffer referierte Studien aus dem Jahr 2011 weisen auf einen möglichen neuroprotektiven Effekt von Brimonidin und dessen klinische Relevanz hin. Dies gilt insbesondere für Patienten mit Normaldruckglaukom. In der klinischen Studie wurden 90 Patienten mit Normaldruckglaukom und Augeninnendruck ≤ 21 mmHg mit Brimonidin 0,2 % und 79 Patienten mit Timolol 0,5 % behandelt. In der Nachbe- obachtungszeit über etwa 30 Monate hatten trotz vergleichbarer Druckwerte nur 9,1 % der Brimonidin-Patienten einen zunehmenden Gesichtsfeldausfall gegenüber 39,2 % der mit Timolol behandelten Patienten (p = 0,001). Die Zahl der Therapieabbrüche wegen medikamentöser Nebenwirkungen lag in der Brimonidin-Gruppe mit 28,3 % allerdings deutlich höher als in der Timolol-Gruppe (11,4 %; p = 0,008). +++ anti-vegF-therapie bei Feuchter amd +++ ZiehharmoniKa- eFFeKt vermeiden +++ Im Rahmen der Anti-VEGF-Therapie sollte ein Ziehharmonika-Effekt (feuchttrocken-feucht-…) vermieden werden, da jede deutliche Ödemzunahme zu Residualschäden an der Netzhaut führt, die auch nach Rückgang des Ödems eine vollständige funktionelle Erholung der Makula verhindern. Dies zeigte sich bei einer vergleichenden Untersuchung von monatlichen und dreimonatlichen Anti-VEGF-Injektionen bei feuchter Makuladegeneration. Am Ende einer Therapie über ein Jahr, war die Netzhautdicke in beiden Gruppen gleich, die Gruppe mit dreimonatlicher Behandlung, bei der es zwischendurch immer wieder zur Ödemzunahme gekommen war, wies aber im Durchschnitt einen signifikant schlechteren Visus auf. Allerdings zeigte eine andere Studie, dass auch bei monatlicher Ranibizumab-Gabe nur bei 43,7 % der Patienten überhaupt keine Flüssigkeit im Bereich der Netzhautmitte nachweisbar war. Das Ziel „komplett trocken“ wird also nur bei etwa der Hälfte der Patienten erreicht; ein realistischeres Therapieziel muss also lauten: „so trocken wie möglich“. Beim Vorliegen einer Abhebung des retinalen Pigmentepithels sind die funktionellen Ergebnisse schlechter als bei anderen Manifestationsformen der feuchten AMD. Insbesondere besteht bei diesen Patienten das Risiko der Entstehung eines Pigmentepitheleinrisses, der mit einem irreversiblen erheblichen Visusverlust einhergehen kann. Über diese Besonderheit sollten die Patienten vor Behandlungsbeginn aufgeklärt werden. +++ Frühgeborenenretinopathie +++ anti-vegF- injeKtion als behandlungsoption +++ Nachdem in der Literatur positive Fallberichte sowie -serien publiziert worden sind, wird auch in Deutschland seit einigen Jahren die Anti-VEGF-Injektion in den Glaskörperraum vereinzelt in der Behandlung der Frühgeborenen-Retinopathie (ROP) eingesetzt. Zurzeit muss diese Therapie noch als experimentell angesehen werden; über den off-label-Charakter dieses Behandlungsverfahrens sind die Erziehungsberechtigten auf jeden Fall aufzuklären. Im Frühjahr 2011 wurde im angesehenen New England Journal of Medicine das Ergebnis der sog. BEAT-ROP-Studie (Bevacizumab Eliminates the Angiogenic Threat of Retinopathy of Prematurity) veröffentlicht. Bei dieser teilmaskierten Phase-II-Studie wurde multizentrisch, prospektiv und randomisiert an 150 Kindern untersucht, ob eine Bevacizumab- Injektion in den Glaskörper von Kindern mit behandlungsbedürftiger ROP im Stadium III im Vergleich mit konventioneller Lasertherapie zu besseren Ergebnissen führte. Es zeigte sich, dass nach der Injektion die Rezidivwahrscheinlichkeit, also das erneut behandlungsbedürftige Fortschreiten der Erkrankung bis zur 54. Woche postmenstruellen Alters geringer ausfiel. Bei Befall der Zone I war der Unterschied statistisch signifikant (p = 0,003), bei Befall der Zone II bestand ein Vorteil zugunsten der Bevacizumab- Injektion, der jedoch nicht statistisch signifikant war (p = 0,27). Bei den injizierten Kindern zeigte sich eine fast normale Vaskularisation der zuvor avaskulären peripheren Netzhaut. Vorteilhaft bei der Injektion ist auch, dass sie in vielen Fällen in örtlicher Betäubung erfolgen und die Z. prakt. Augenheilkd. 33: 191 – 196 (2012) 193 ▼

+++ ophthalmo-update +++ ophthalmo-update +++ ophthalmo-update +++ ophthalmo-update +++ ophtha<br />

+++ augeninnendrucKmessung:<br />

auF die reihenFolge Kommt es an +++<br />

Schon lange ist bekannt, dass der Augeninnendruck<br />

am rechten Auge etwas höher<br />

ist, als am linken. Erklärt wird dies<br />

damit, dass in der Regel der Augeninnendruck<br />

rechts zuerst gemessen wird und<br />

der Patient dabei etwas angespannter<br />

ist und unbewusst ein Valsalva-Manöver<br />

durchführt.<br />

N. Pfeiffer (Mainz) berichtete nun über<br />

eine 2011 erschienene Studie, die den<br />

Effekt der Reihenfolge sehr sorgfältig untersucht<br />

hat. Dabei zeigte sich, dass die<br />

Messung des ersten Auges tatsächlich<br />

immer höhere Werte ergibt als die des<br />

als zweites gemessenen Auges. Wurde<br />

rechts zuerst gemessen, betrug die Differenz<br />

1 mmHg, wenn links zuerst gemessen<br />

wurde, lag sie bei 0,6 mmHg.<br />

Für die Praxis noch wichtiger dürfte der<br />

Befund sein, dass bei Messungswiederholung<br />

nach 14 Tagen die Augeninnendruckwerte<br />

hochsignifikant (p < 0,001)<br />

niedriger ausfielen. Insbesondere bei der<br />

Erstdiagnose eines Glaukoms sollten daher<br />

mehrfache Messungen durchgeführt<br />

werden.<br />

+++ altersbedingte maKula degeneration +++ risiKo wird<br />

durch genetiK und umwelt bestimmt +++<br />

Wie F. Holz (Bonn) referierte, ist in den<br />

vergangenen Jahren ein erheblicher<br />

Kenntniszuwachs bezüglich der genetischen<br />

Faktoren der Altersbedingten<br />

Makuladegeneration (AMD) zu verzeichnen.<br />

Aktuell sind aufgrund von<br />

Genom analysen insgesamt 19 mit der<br />

AMD assoziierte Gene identifiziert. Diese<br />

betreffen vor allem den Ausbruch der<br />

Erkrankung. Wenig bekannt ist dagegen,<br />

welche Genvarianten Einfluss auf das<br />

Fortschreiten der Erkrankung und auf<br />

das Ansprechen auf eine Anti-VEGF-<br />

Behandlung haben.<br />

Genetische Faktoren alleine vermögen<br />

den Erkrankungsablauf jedoch nicht zu<br />

erklären. Selbst bei homozygoten Zwillingen<br />

mit gleichzeitigem Auftreten der<br />

ersten Symptome, ist die Progressionsrate<br />

oft sehr unterschiedlich, was auf die<br />

Relevanz von Umweltfaktoren hinweist.<br />

Eine Studie an mehr als 2000 Probanden<br />

hat kürzlich erneut gezeigt, dass trotz eines<br />

hohen genetischen Risikos das Gesamtrisiko<br />

an einer AMD zu erkranken<br />

durch diätetische Maßnahmen wirksam<br />

beeinflusst werden kann. Das Ernährungsverhalten<br />

der Teilnehmer wurde<br />

mit einem Food-Frequency-Questionaire<br />

retrospektiv erfasst. Dabei zeigte sich<br />

eine signifikante Reduktion des Risikos<br />

an AMD zu erkranken bei den Teilnehmern,<br />

die sich mit viel Zink, b-Karotin,<br />

Lutein/Zeaxanthin und Omega-Fettsäuren<br />

(EPA/DHA) ernährten. Von der laufenden<br />

ARED-II-Studie werden weitere<br />

Aufschlüsse dar über erwartet, inwieweit<br />

die zusätzliche Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln<br />

inklusive Lutein und<br />

bestimmten Lipiden wirksam ist.<br />

+++ lebensqualität<br />

beim glauKom +++<br />

auF das gesichtsFeld<br />

Kommt es an +++<br />

Letztendlich muss sich in der Medizin<br />

jede Therapie daran messen<br />

lassen, ob sie die Lebensqualität<br />

des Patienten erhält bzw. positiv<br />

beeinflusst. In der Praxis wird die<br />

Lebensqualität aber niemals formal<br />

gemessen. Beim Glaukom ist<br />

offensichtlich das Gesichtsfeld ein<br />

guter Surrogatparameter für die Lebensqualität.<br />

N. Pfeiffer berichtete<br />

über eine Studie, die bei 340 Glaukompatienten<br />

und 190 Patienten mit<br />

okulärer Hypertension den Zusammenhang<br />

von Gesichtsfeldverlust<br />

und gesundheitsbezogener Lebensqualität<br />

untersucht hat. Dabei zeigte<br />

sich eine lineare Beziehung zwischen<br />

der Mean Deviation und der<br />

Lebensqualität. Dies galt sowohl für<br />

das binokulare Gesichtsfeld als auch<br />

für das Gesichtsfeld des schlechteren<br />

Auges, was bedeutet, dass auch<br />

ein noch relativ gutes Gesichtsfeld<br />

des besseren Auges den Verlust<br />

des Auges mit dem fortgeschrittenen<br />

Glaukomausfall nicht vollständig<br />

kompensiert.<br />

Der Zusammenhang zwischen Gesichtsfeldausfall<br />

und Lebensqualität<br />

wird umso deutlicher, je schlechter<br />

die Mean Deviation ausfällt, vor allem,<br />

wenn sie im besseren Auge mehr als<br />

25 Dezibel beträgt.<br />

Ein weiteres Ergebnis der Untersuchung<br />

ist, dass Gesichtsfeldausfälle<br />

in der unteren Hälfte die Lebensqualität<br />

deutlicher herabsetzen als solche<br />

in der oberen Hälfte.<br />

192 Z. prakt. Augenheilkd. 33: 191 – 196 (<strong>2012</strong>)

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