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Hinter den Kulissen – Nr. 2 – 1999 - APAP – Antifaschistisches ...

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JN/NPDJN/NPDdas Konzept eine ethnischen Hierarchie.Hier soll außerdem gefragt wer<strong>den</strong>, welcherBegriff von Arbeit in der nationalsozialistischenBewegung vorherrscht.Deutsche Arbeitund AntisemitismusDazu ein Zitat aus Hitlers " Mein Kampf":"Als nationale Sozialisten sehen wir inunserer Flagge unser Programm. Im Rotsehen wir <strong>den</strong> sozialen Gedanken derBewegung, im Weiß <strong>den</strong> nationalistischenund im Hakenkreuz die Missiondes Kampfes für <strong>den</strong> Sieg des arischenMenschen und zugleich mit ihm auch<strong>den</strong> Sieg des Gedankens der schaffen<strong>den</strong>Arbeit, die selbst ewig antisemitischwar und antisemitisch sein wird." (2.Band, S. 557, zitiert nach : Altred Schobert,in: Jungle World 18, 1998)Auf <strong>den</strong> ersten Blick verwundert derpostulierte Zusammenhang von "schaffender",also deutscher Arbeit und Antisemitismus.Der Kult der deutschen Arbeitgehörte zentral zum Selbstverständnisdes Nationalsozialismus, dessen Parteisich "Arbeiterpartei" nannte undvorgab, das Sozialprestige des deutschenArbeiters und die Handarbeit aufzuwerten."Deutsche Arbeit " erfüllte einedoppelte Funktion: Erstens wurde an ihrder ",dealismus" des deutschen Wesensfestgemacht. Während andere VölkerArbeit als Notwendigkeit, als Mittelzum Zweck ansehen wür<strong>den</strong>, würde"def Deutsche" aus purer Freude amArbeiten rackern, die Arbeit werde ihmzum Selbstzweck. Daran lassen sich alleverklärten deutschen Sekundärtugen<strong>den</strong>anknüpfen, deren Erfüllung die Arbeitsfreudeund <strong>den</strong> Sinn der Arbeit er-zeugen: Fleiß, Or<strong>den</strong>tlichkeit, ·GenauigkeitPünktlichkeit, Sauberkeit usw. Für eineBestimmung des "deutschen Wesens"bzw. der "nationalen I<strong>den</strong>tität" sind dieseTugen<strong>den</strong> zentral.Zweitens wird die "deutsche Arbeit "zum Dienst verklärt, zum Dienst an derVolksgemeinschaft, die sich erst überdie "nationale Arbeit" konstituiert. Jederackert an seinem Platz und erbringt soein Opfer für das große Ganze.Nun der Zusammenhang mit dem Antisemitismus."Der Jude" fungiert im NS alsGegentypus zum so idealisierten "deutschenArbeiter" mit seiner Arbeitsfreudeund seinem Dienst an der Gemeinschaft."Der Jude" arbeite nicht "ehrlich'' und"anständig", weil nicht körperlich, sondernläßt andere für sich arbeiten oder beraubtsie. Er ist "immer nur Parasit im Körperanderer Völker". (Hitler, Mein Kampf,1. Band, S. 334) Er ist Schacherer, Banker,Kapitalist. Er verkörpert das "raffendeKapital", das für die sozialökonomischeMisere im Kapitalismus verantwortlichgemacht wird.Das "raffende Kapital"fungiert alsSymbol für die kapitalistischeAusbeutungund füranonyme gesellschaftlicheMächte.Es ist Finanzkapital,das nichtselbst Gebrauchswerteproduziert.Anders der Gegentypus,das"schaffende Kapital".Das "schaffendeKapital"geht mit der"schaffen<strong>den</strong> Arbei't"eine Symbioseein. Es istdas lndustriekapital,das konkretnützliche Gebrauchswerte produziertnicht nur das abstrakte Geld.Auf dieser Unterscheidung - hier gutes,schaffendes Kapital, dort schlechtes,raffendes - basiert ein zentrales Elementder faschistischen Kapitalismuskritikbis heute. Besonders beim nationalsozialistischorientierten Flügel der Bewegung,bei der "AG nationaler Sozialistenin und bei der NPD", und bei <strong>den</strong>" Freien Kameradschatten" ist diese Formdes Antikapitalismus verbreitet. Kapitalismuskritikwird hier zur Verschwörungstheorie:Die Erklärung für gesellschaftlicheMißstände w ird nicht in gesellschaftlichenVerhältnissen gesuchtsondern gesellschaftliche Verhältnissewer<strong>den</strong> im Gegenteil personalisiert.Letzte Ursache der Probleme seien einzelnePersonen, die " korrupt" sind, dienicht an das nationale Wohl <strong>den</strong>ken, dienur an die eigene Macht und <strong>den</strong> eigenenProfit auf Kosten anderer <strong>den</strong>kenund das mit einer "gleichmacherischen"Ideologie verschleiern. Strukturell istjede Form personalisierender Kapitalismuskritik,die die Krisenerscheinungendes Kapitalismus mit einer geheimenVerschwörung von Dunkelmännern erklärt,antisemitisch, auch wertn "die Ju<strong>den</strong>"als personifizierte Bö;ewichternicht mehr genannt wer<strong>den</strong>.Wenn auch in der Parole "Arbeit zuerstfür Deutsche" der faschistische und antisemitischeArbeitsbegriff mitschwingt,versteht es sich von selbst. wie hilfloses ist jene Parole mit Phrasen wie "Arbeither" bekämpfen zu wollen. Stattdessenwäre eine Diskussion über dieUdo Voigt, NPD-BundesvorsitzenderHaltung zu "Arbeit" notwendig, die dieKonsequenzen aus dem Ende der "Arbeitsgesellschaft" zieht. Bislang wer<strong>den</strong>Lohnarbeit, Einkommen und soziale Anerkennungnoch a!s untrennqare Einheitbetrachtet. Je höher das Einkommenaus Lohnarbeit desto höher der sozialeStatus, und ohne entlehnte Arbeit gilt jemandals unnütz und wertlos, fühlt sichwomöglich auch so. Die neue Lagewürde hingegen eine Auflösung der Einheiterfordern. würde erfordern, nachanderen Formen des Einkommens jenseitsfremdbestimmter Arbeit und nachanderen Formen sozial sinnvoller Aktivitätals Selbstwertsetzung zu suchen.Ökologie und Demokratie"Der Nationalismus erfaßt alle Gebieteder Politik." (1 0. These zum Nationalismus)Für je<strong>den</strong> Problembereich wer<strong>den</strong>nationalistische Interpretationsmuster bereitgestellt.So auch für "Ökologie" undVon links: Andreas Storr, NPD-Berlin,Herbart Wirschewski (Templin),Sven lssler, NPD-Wittstock"Demokratie" . Bei der Ökologiefrage rekurierendie Nationalisten auf die Vorstellungeiner unberührten Vorzeit alsWurzel der nationalen Kultur. Damalshabe eine organische .. Symbiose" zwischenVolkskultur und natürlicher Umweltgeherrscht. Die nationale Lebensweisesei der jeweiligen nationalenLandschaft und Umwelt angepaßt gewesen.Insofern würde eine Rückkehrzu <strong>den</strong> wahren Wurzeln eine Lösung derÖkologiefrage mit sich bringen. Mit jenerDenkfigur gelingt es Nationalisten,an ökologischen Krisenerscheinungenanzuknüpfen, um dann die .. nationaleFrage" als die eigentliche Lösung derökologischen auszugeben .Keine Probleme haben die JN mit derVereinnahmung des Begriffs Demokratie.Mit dem Konzept einer i<strong>den</strong>titärenDemokratie gelingt es ihnen, die Diktatureiner nationalistischen Elite zur wahrenDemokratie zu erklären. Wenn nämlichDemokratie Volksherrschaft bedeutet,wenn Demokratie in der I<strong>den</strong>titätdes wahren Interesses der Allgemeinheitund des Regierungswillens liegt,dann verkörpert eine nationalistischeElite, die <strong>den</strong> Staat führt, "organisch"<strong>den</strong> wahren Volkswillen. Per Definitionhat nur sie das wahre Wesen des Volkeserkannt. Demokratie als Vermittlungunterschiedlicher Interessen durch Diskussionspielt dann allerdings keineRolle mehr, schon allein, weil Interessen,die vom "wahren Deutschtum" abweichen,einfach unterdrückt wer<strong>den</strong>.Dennoch können sich die JN ein "progressives"Image geben, indem siemehr Bürgerbeteiligung fordern. Derwahre Wille des Volkes kann sich nämlichganz "zivilgesellschaftlich" und "basisdemokratisch"auch als "Ausländerraus" äußern.OrganisationsformNeben der ideologischen Reform wandeltensich die JN 1991 organisatorischum. Leitbild war eine schlagkräftige Kaderorganisationwie die seit 1992 verboteneNationalistische Front (NF). Nachdem Motto "Qualität statt Masse" wur<strong>den</strong>zunächst alle Karteileichen hinausgesäubert,wonach bundesweit zunächstnur noch 150 Mitglieder übrig blieben.Die verbliebenen Kader legen bei derRekrutierung neuer Mitglieder großenWert auf intensive Schulung. Ein neuesMitglied muß - so zumindest das Organisationsmodell- verschie<strong>den</strong>e Karrierephasendurchlaufen, immer verbun<strong>den</strong>mit Schulungen, Prüfungen und Bewährungen.Auf der ersten Stufe steht derMitgliedsanwärter, auf der zweiten dasMitglied bzw. der Aktivist, dann der Kaderanwärter.schließlich der Kader. Wasmacht einen wirklichen Kader aus? Leitbilddes Kaders ist der asketische unddisziplinierte "politische Soldat". deraristokratischen Tugen<strong>den</strong> wie Ehre,Stolz, Treue und Blut folgt. Sich selbstverstehen die Kader als Elite, als Avantgarde.Entsprechend ausgeprägt ist ihrSendungsbewußtsein:Sie sehen sichals die Retter desdeutschen Volkes vordessen Zerstörungund Untergang.Was ein echterKaderalles tunmuß<strong>den</strong> Anforderungen an einen echten JN-Kader. (http://home.t-online.de/home/hornbrille/kampf.htm) Zu verschie<strong>den</strong>enLebensbereichen wer<strong>den</strong> Verhaltensvorschriftenausgegeben, etwa zur wirtschaftlichenEbene, zur sportlichen. musischen,kulturellen oder familiären. Unterder Rubrik "Musische Ebene" heißtes etwa: "Meidet <strong>den</strong> Rundfunk unsererUmerzieher! Hört deutsche Musik (nichtzu verwechseln mit volkstümlicher bzw.volksdümmlicher Musik)! Spielt selbstein Musikinstrument und führt einmalEure Kinder zur Musik! (. ..) Hört nichtnur Skinhead-Musik, sondern auch anderesnationales bzw. deutsches Liedgut!"Der Frankfurter JN-Barde JörgHähne! hat sich jene Worte offensichtlichsehr zu Herzen genommen.Unter dem Stichwort "Kulturelle Ebene"folgen die Punkte, "die man am schwerstenbefolgen kann". Kostprobe: "Entgehtdem Modezwang! Tragt keine Jeansund . englisch bedruckte Kleidung!Sie gehören nicht zur Kultur unseres Volkes.sondern sind uns nach 1945 aufgezwungenwor<strong>den</strong>." Oder die wohlschwierigste Regel: "Sondert Euch vomAmüsierpöbel ab! Discos sind zu mei<strong>den</strong>!Sie dienen der Zersetzung und sindim Besitz unserer Gegner!"Ein echter Kader hat es nicht leicht. Erhat 'ein Spagat auszuführen zwischen<strong>den</strong> Polen des fanatisierten politischenSoldaten und der Gefahr. sich von derKonsumkultur seines rechten Klienteisabzusondern. Das folgende Zitat sprichtjenen Balanceakt an: "Seid Elite, seidstets Vorbild, versucht, Kader zu sein,seid aber nie überheblich! Verliert nieEine solche nicht geradekleine Aufgabeerfordert einiges anOpferbereitschaftund Fanatismus. Dasganze Leben muß in<strong>den</strong> Dienst der Sa- links:GdNF-Kader Christian Worch, Freie Kameradschattenehe gestellt wer<strong>den</strong>,der Kader muß sich zum Kämpfer rund <strong>den</strong> Blick für die Wirklichkeit, verliert nieum die Uhr stylen., Der Text "Der Kampf <strong>den</strong> Bezug zu unseren Landsleuten, diewird härter" illustriert die entsprechen-noch nicht in unseren Reihen stehen.1213

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