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Hinter den Kulissen – Nr. 2 – 1999 - APAP – Antifaschistisches ...

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JN/NPDJN/NPDOliver Schweigert, Berliner Nazikaderunterschiedlichen Erfahrungen entsteht.Dazu wäre jedoch Neugier und Interessean anderen Erfahrungen notwendig,eine Eigenschaft, die Nationalistenwie Rassisten abgeht. Hier herrscht dieAbwehr der unverstan<strong>den</strong>en frem<strong>den</strong>Erfahrungen vor.Nationale Kulturen alsGefängnisseÜberhaupt: Nationalisten können sich.. nationale Kulturen" nur wie Mona<strong>den</strong>vorstellen, fensterlose Wesen, die selbstgenügsamdurch die Geschichte rollen,sich gegenseitig abstoßend, sich einandermit völligem Unverständnis und Mißtrauenbegegnend, nur darauf bedacht,<strong>den</strong> eigenen Volkskörper von .. frem<strong>den</strong>Interessen und Machtansprüchen" zureinigen, nur die .. eigenen Wurzeln" imSinne. Zwischen <strong>den</strong> Mona<strong>den</strong> herrschtpotentiell immer Krieg, nur manchmalunterbrochen durch einen Waffenstillstand.Im Inneren jeder Monade mußdeshalb - Vorbild Militär- Einheit und Geschlossenheitherrschen, müssen die vieleneinzelnen zu einem einheitlichen, geordnetenKörper zusammengeschweißtwer<strong>den</strong>, zu einem Kollektivsubjekt zur -Nation. Das nennen die JN .. Prozeß derBewußtwerdung einer Nation".Hier liegt auch der Grund. warum es fürNationalisten so etwas wie Menschenrechtenicht geben kann. Menschenrechtebasieren auf der gegenseitigenAnerkennung von Individuen als Wesenmit gleichen Rechten. Da Nationalistensich Individuen aber nur als Gefangenenationaler Mona<strong>den</strong> vorstellen können,existieren gleiche Rechte nicht über dieGrenzen der eigenen Mondade hinaus.Und ohne gleiche Rechte für alle gibt esnur das .. Recht" des Stärkeren, das Unrechtist. Ohne Gleichheit entscheidetnur die bloße Macht und Gewalt. Gleichheitund Einheit im Inneren, zwischen<strong>den</strong> Völkern Jedoch nur Ungleichheit,Abstoßung und Krieg.Sehnsucht nach falscherGemeinschaftDie Herstellung von Einheit kann vonNationalisten nur gewaltsam gedachtwer<strong>den</strong>, als Unterdrückung der innergesellschaftlichenWidersprüche, d1e unbegriffenbleiben. ;, Er (der Nationalismus)bekämpft <strong>den</strong> Klassenkampf von'oben ' und 'unten'. ln der von uns angestrebtenneuen Volksgemeinschaft wer<strong>den</strong>die Widersprüche und Unzulänglichkeitendes bestehen<strong>den</strong> politischen undwirtschaftlichen Systems überwun<strong>den</strong>wer<strong>den</strong>." (aus der 12. These zum Nationalismus)Hier drückt sich die Unfähigkeitaus, gesellschaftlich bedingte Widersprücheund Konflikte auszuhalten, eineKonfliktunfähigkeit und Sehnsucht nachHarmonie. Konfliktlösungen sind nurvorstellbar als Unterwerfung des einzelnenunter das große Ganze, als Unterdrückungder individuell besonderen Bedürfnisse,Ansprüche und Interessen. Dassoll bestenfalls ideologisch geschehen.als freiwillige Selbstunterwerfung, notfallsgewaltsam. als Unterwerfung oderSascha Roßmüller,seit Frühjahr'99 JN-BundesvorsitzenderAusschluß derer, die mit der .. Volksgemeinschaft"nicht konform gehen.Auf dieser Stufe der Argumentationkann Nationalismus als ein politischesProjekt verstan<strong>den</strong> wer<strong>den</strong>, das sichzum Ziel setzt. zum .. wahren Deutschtum"zurückzukehren, indem alles.. Fremde" aus dem Volkskörper ausgeschlossenwird.Kampf gegen fremde EinflüsseDiese abstrakten, geschichtsphilosophlschenKonstrukte wer<strong>den</strong> nun in d1e politischePraxis umgesetzt. Es wer<strong>den</strong>konkrete Angriffspunkte für die politischeProgrammatik gesucht. Der Kampfgegen fremde Einflüsse kennt zweiRichtungen, gegen Einflüsse von außenund gegen Einflüsse von innen... Fremde Interessen und Machtansprüche",die das deutsche Volk von außenbedrohen, sind: die Supermächte USAund UdSSR. jetzt nur noch die USA, sowiedie multinationalen Konzerne. Politisch-programmatischwird der Nationalismushier zum .. AntiimperiaJjsmus",wie überhaupt der .. Befreiungsnationalismus"der JN linkes Vokabular undlinke Phrasen klaut und versucht, sich einen.. revolutionären" Gestus zuzulegen.Vom Nationalismus zumRassismus und zurückDie frem<strong>den</strong> Einflüsse im Inneren wer<strong>den</strong>im .. Kulturimperialismus" der USAausgemacht, im kulturellen Amerikanismus,verkörpert in Hollywood undMTY. Jenes .. Gift" zersetze <strong>den</strong> deutschenVolkskörper und entfremde dieDeutschen von ihren Wurzeln. Eine weitereQuelle der Verunreinigung desdeutschen Volkskörpers sind - die Einwanderer.Erst auf dieser Argumentationsstufekreuzen sich Nationalismusund Rassismus, für <strong>den</strong> Einwanderer,.. Ausländer" und die .. rassisch Minderwertigen"der Ausgangspunkt der Argumentationsind. Seide Ideologien kommenjedoch zum selben Ergebnis:Fremde, Immigranten müssen abgewehrtund ausgeschlossen wer<strong>den</strong>.Dazu wer<strong>den</strong> starre nationale l<strong>den</strong>titätenkonstruiert. Hier ein positives Selbstbildder wahren Deutschen, dort einwahnhaftes Feindbild der .,Ausländer",<strong>den</strong>en alle negativen Eigenschaften zugeschriebenwer<strong>den</strong>. Seide Konstruktebedingen einander. Der Nationalist wertetsein eigenes Kollektiv auf, indem erdas fremde Kollektiv abwertet- und umgekehrt.Der Nationalist und Rassist bildetsich ein, zu einem von .. Ausländern"bedrohten Kollektiv zu gehören. Er bildetsich ein, er selbst sei Opfer der .. Ausländer",habe daher ein Recht auf Verteidigungund Notwehr. Was entsteht, isteine Legitimierung einer gesellschaftlichenPraxis. die .,Fremde" vom gesellschaftlichenLeben ausschließt und die<strong>den</strong> .. Deutschen" Macht und Privilegiengegenüber .. Ausländern" zuschreibt. Sower<strong>den</strong> ethnische MachtverhältnisseHolger Apfel, NPD-Bundesvorstandbegründet und gesellschaftliche Machtverhältnisseethnifiziert. Nationalismusist immer Rassismus.Aber Nationalismus/Rassismus ist nichtnur eine Rationalisierung des Ressentimentsgegen Fremde. Nationalismusbirgt auch ein Versprechen, das Versprechenan Blutsdeutsche, einer höherwertigenund harmonischen Gemeinschaftzuzugehören, die ein Anrecht auf Privilegienund Macht hat. Ein schwaches, unsicheresIch, das die individuelle Autonomienicht aushält, wird im nationalistischenProjekt kompensiert durch dieTeilhabe an einer starken, einheitlich geschlossenen,überlegenen Gemeinschaft,wie imaginär jene Gemeinschaftauch immer sein mag. Darin liegt dieverführerische Anziehungskraft des Nationalismus:in der Sehnsucht nach derfalschen Gemeinschaft.An dieser Stelle eine Zusammenfassungder Kritik am völkischen Nationalismus:1. Nationalismus ist immer Rassismus.Die anderen wer<strong>den</strong> nicht als besondereIndividuen gesehen, sondern nach ei:nem wahnhaften kollektiven Feindbildbehandelt.2. Nationalismus kennt keine Menschenrechte.Nationalismus ist der permanenteKriegszustand gegen Fremde.3. Nationalismus verletzt die individuelleAutonomie. Oie Individuen sind Gefangeneeiner nationalen Kultur, die Unterwerfungfordert und individuelle Verantwortungabnimmt.FaschistischerAntikapitalismusBis hierher war überwiegend die Redevon einem völkischen Nationalismus imAllgemeinen, der konstitutiv für die faschistischenBewegungen und ihre völkischenVorläufer im 19. Jahrhundert ist.Verschie<strong>den</strong>e Varianten dieser Ideologiesind vorhan<strong>den</strong>, die JN vertreten einebefreiungsnationalistische und nationalrevolutionäre.Noch auf der geschichtsphilosophischenEbene orientiert sichder .. revolutionäre Nationalismus" wenigeran bestimmten historischen Zustän<strong>den</strong>,zu <strong>den</strong>en es zurückzukehren gelte:sondern er bezieht sich auf die Bewegungselbst. Das Ziel der Bewegung istzweitrangig, es wird immer wieder neudefiniert und in die Zukunft verschoben.Allerdings wird die Bewegung vorgestelltwie das Marschieren einer geordnetenMilitärformation. die das Alteniederreißt und zu ständig neuenSchlachtfeldern aufbricht. Daher einerOrientierung am Heer Friedrichs desGroßen, am Bild eines hierarchisch geordnetenMilitärstaates, der eine einzigeKampfmaschine ist.Daher der kämpferische, aktivistische,revolutionäre Gestus: dem .. System",allem Alten, allen Mächten, die der Bewegungim Wege stehen, w ird derKampf erklärt. Übertragen auf <strong>den</strong> Bereichder Ökonomie heißt das: nationalistischerAntikapitalismus. Die Argumentationhebt an mit einer Beschreibungder sozialen und ökonomischenMisere, der auch Nicht-Nationalisten zustimmenkönnten. Oie faschistische Interpretationsetzt ein, wenn die Schuldi-gen für die Probleme ausgemacht wer<strong>den</strong>.Schuld seien die .. korrupten Politiker"und die .. multinationalen Konzerne",wobei die Politiker als Handlanger derMultis gelten. Und zwar aus dem einfachenGrund, weil diese Konzerne n1chtnational, sondern ・「セョ@ multinational organisiertsind, also nicht <strong>den</strong> Interessendes deutschen Volkes verpflichtet sind.Opfer der Ausbeutung durch die Multisseien die Bauern, die Arbeiter, die Handwerkerund der .,Mittelstand". Schon hiererweist sich der Antikapitalismus der JNals Vorstellung eines Kapitalismus ohneMultis, dessen Leitbild der selbständigeMittelstandsunternehmer ist. Heute spieleder globalisierte Kapitalismus verrückt,die .. Antikapitalisten" der JN wollen ihnhingegen auf eine .. gesunde" Stufe zurück-drehen.die dann nicht mehr Kapitalismusgenannt wird. Im dann ausgerufenen.. solidarischen Volksstaat" mit ökonomischerAutarkie gebe es keine Ausbeutungund keine Klassen mehr, da das.. soziale Konkurrenzverhalten des kapitalistischenWirtschaftssystems" überwun<strong>den</strong>sei - jeder habe seinen Platzund diene dem nationalen Ganzen. Warum?Den .. verhängnisvollen Klassenkampfideologien",die für die Konkurrenzverantwortlich seien, sei .,jede Grundlageentzogen"(aus der 14. These füreine neue Wirtschafts- und Sozialordnung).Es herrscht die nationaleZwaQgsharmonie.Soweit die verquasten Vorstellungen einesfaschistischen .. Antikapitalismus",der alle ökonomischen Probleme w iederumauf .. fremde Interessen und Machtansprüche"zurückführt. Zentral in dersozialökonomischen Propaganda der JNist allerdings die Parole .. Arbeit zuerstfür Deutsche". Der rassistische Aspektdieser Parole wurde schon beleuchtet.Frank Schwerdt, NPD-Bu ndesvorstand10n

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