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Hinter den Kulissen – Nr. 2 – 1999 - APAP – Antifaschistisches ...

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Aktion Noteingang"... und alle haben•s gesehen"·"Aktion Noteingang" sucht die Mitte der GesellschaftDas Projekt.⦅NセNBN@ ...................._llllrom ....... ...iaslltl>w .... _.......,.Die .. Aktion Noteingang" läuft seit Herbst'98 im Land Bran<strong>den</strong>burg und wurde zunächstals lokales Projekt in Bernau. einerStadt nordöstlich von Berlin. initiiert.ln Anlehnung an die .. Aktion Noteingang".die vor etlichen Jahren in Berlin lief,wurde ein Konzept entwickelt, das vonverschie<strong>den</strong>en Gruppen Bran<strong>den</strong>burgsgetragen wird. Anlaß des Projekts warenrassistisch motivierte Übergriffe undunsere Analyse, daß sich die Situation inBran<strong>den</strong>burg weiter verschärfen wird.Was tun? Wie kommt es zu diesemrechten Mainstream? Ein Grund nebenvielen anderen liegt in <strong>den</strong> fehlen<strong>den</strong>Gegenstimmen. Gerade aus bürgerlichenKreisen, wird ohein .. demokratisches"Selbstverständnis vertreten,das sie nicht klargenug gegenüber rechtenOrientierungen undIdeologien abgrenzen.Im Gegenteil - genauhier ist die Grundlagefür <strong>den</strong> alltäglichen rassistischen Konsenszu fin<strong>den</strong>. Also: wenn etwas passierensoll, dann muß hier angesetztwer<strong>den</strong>: in der sogenannten Mitte derGesellschaft. Das Klima, aus dem herausimmer mehr rassistische Übergriffeund Morde geschehen. kann nur verändertwer<strong>den</strong>, wenn das Wegschauenund Applaudieren aufhört. Deshalb wollenwir die bürgerliche Öffentlichkeit unterDruck setzen und in die Verantwor-82tung nehmen. wir wollen die Übergriffeals rassistische und faschistische Gewaltthematisieren und gleichzeitig Handlungsmöglichkeitenaufzeigen.Bislang fehlte uns ein Konzept. das unsereInhalte auch in die Öffentlichkeittransportiert. eine breite Diskussion entstehenläßt. um deutlich zu machen.daß die rassistische und rechtsextremeGewalt ihren Rückhalt aus genau dieserMitte der Gesellschaft schöpft und dasein jeder/ eine jede Bürgerln Verantwortungfür diese Entwicklung mitträgt,aber auch Möglichkeiten fin<strong>den</strong> kann.etwas dagegen zu tun.Vor.erst dient die Aktion Noteingang alsVersuch einer indirekten Kommunikationinnerhalb der Gesellschaft, um so dieStimmung in <strong>den</strong> Städten positiv zu beeinflussen,sich gegen die Übergriffeund solidarisch mit <strong>den</strong> Betroffenen zupositionieren, zu Zivilcourage zu ermutigenund sich öffentlich mit Themen wieRassismus und Faschismus auseinanderzusetzen.D.h. Tabus aufbrechen undProbleme auch als solche benennen bevornoch mehr Mor<strong>den</strong> zugesehen wird.Das öffentliche Interesse an der Aktionbegründet sich in <strong>den</strong> traurigen Vorfällenin Bran<strong>den</strong>burg. Die Notwendigkeitdes Handeinswurde von parlamentarischerSeite teilweise erkannt(schließlich gibt's jabald Wahlen und auch<strong>den</strong> Standortfaktor Tourismus),entäußert sich jedochzunächst in ohnmächtigenund halbherzigen Papierenund Aufrufen zu Toleranz. die die gesamteBevölkerung als Zielgruppe haben undletztendlich so allgemein gefaßt sind.daß sich so niemand angegriffen fühlenmuß. Auch .. Aktion Noteingang" benenntweniger die Täter als viel mehr Unterdrückungsstrukturenund Tatmotive.Aus unserer Sicht ist das der ersteSchritt in der öffentlichen Diskussion. Esgeht bei der Situation in Bran<strong>den</strong>burgnicht um .. Frem<strong>den</strong>feindlichkeit", nichtum sogenannte .. Ausländerfeindlichkeit".sondern um Ausgrenzung von stigmatisiertenGruppen. die mit .. fremd" .. oder.. Ausländer" nicht adäquat beschriebenwer<strong>den</strong>. Vielmehr wer<strong>den</strong> zur StigmatisierungKriterien wie Hautfarbe, sozialeSchicht. Gesundheit/Krankheit u.v.m. herangezogen.Dieser Stigmatisierung folgtdie Ausgrenzung und Verfolgung, die in.. No-go-areas" ihre Zuspitzung findet... No-go-areas", also Gebiete, die Menschenaus stigmatisierten Gruppen nichtmehr zugänglich sind da sie dort ständigvon rassistischer oder rechter Gewaltbedroht oder betroffen sind, gibt es ausunserer Sicht in <strong>den</strong> meisten StädtenBran<strong>den</strong>burgs.Die AktionIm Rahmen des Projektes wer<strong>den</strong> La<strong>den</strong>besitzerlnnen.Filialleiterlnnen. Gaststättenbetreiberinnenund Verantwortlichein öffentlichen Einrichtungen und Institutionenangesprochen. Sie wer<strong>den</strong>gebeten, <strong>den</strong> Aufkleber an ihr Geschäft/ihrer Einrichtung zu befestigen und einenFragebogen zum Thema auszufüllen.Die Entscheidung über das Anbringenbzw. Nicht-Anbringen der Aufkleberobliegt in letzter Instanz <strong>den</strong> Inhaberinnenbzw. <strong>den</strong> jeweiligen Verantwortlichen.soll jedoch mit allen Angestelltenetc. diskutiert wer<strong>den</strong>.Die Aufkleber tragen die Aufschrift: .. Wirbieten Schutz und Information bei rassistischenund faschistischen Übergriffen"in drei verschie<strong>den</strong>en Sprachen.Die Funktionen der Aufkleber sind Stadtbildprägung,Druck auf die (potentiellen)Täter zu erzeugen, Schutzräume für undSolidarität mit Betroffenen zu signalisierenund die Nutzerinnen der betreffen<strong>den</strong>öffentlichen Räume zu erreichen,die dadurch in die öffentliche Diskussionmit einbezogen wer<strong>den</strong> (wie bisherigeErfahrungen bestätigen). Die Aufgabe.akut von Übergriffen Bedrohten Schutzzu bieten, erfüllt der Aufkleber nur bedingt,da lediglichMenschen,diesich häufigerin der betreffen<strong>den</strong>Gegend bewegen,diese Schutzräume kennen können undanderen keine Zeit bleibt, nach eventuellenAufklebern zu suchen. Dennoch bestehtdie Möglichkeit, über die Einrichtungen.die ihre Hilfe anbieten, weiterführendeHilfe (Anwalt, psychologischeBetreuung, ...) zu erhalten. Dabei ist die.. Opferperspektive" Anlaufpunkt Nummereins.Bisherige Erfahrungen zeigen, daß nurin wenigen Lä<strong>den</strong> Aufkleber angebrachtwer<strong>den</strong>. Über die Ursachen dieser geringenBeteiligung soll ein FragebogenAuskunft geben. Erfaßtwer<strong>den</strong> darin Motive undGründe warum Menschen.die von rassistischeroder faschistischerGewalt betroffen sind,geholfen oder nicht ge-WirbietenSchutz und lnfonnatlonen beirassistischen undfaschistischen Übergriffen!Oflarom napasci na tleraslstowsklm orazneofaszystowskhn chcemyzapewnic lnfonnacjeI pomoc w razle potrzeby!Nous vous offrons touteprotectlon et lnfonnaUoncontre les auresslonsfasclstes et rasslsteslholten wird. warum die Aufkleber aufgehangenoder nicht aufgehangen wer<strong>den</strong>und welche Stigmata, in welcher Region.wie stark zum Tragen kommen. Die Fragebogenaktionläuft in Zusammenarbeitmit der Humboldt- Universität (FB Psychologie).Der Fragebogen wird mit Professionalitätund Wissenschaftlichkeitdurchgeführt. da wir eine aussagekräftigeSituations- bzw. Stimmungsanalyseerhalten wollen, die Grundlage für weitereDiskussionen und eventuelle Projektesein kann.Der Fragebogen findet bei <strong>den</strong> Bürgerinnenim allgemeinen mehr Zuspruch. daein öffentliches Bekenntnis wozu auchimmer nicht erforderlich ist.Parallel zur Aktion wer<strong>den</strong> in <strong>den</strong> betreffen<strong>den</strong>Städte Plakate im Layout derAufkleber aufgehangen, um die Aktionmöglichst öffentlichkeitswirksam zu verbreiten.Zudem haben wir uns für einebreite Pressearbeit entschie<strong>den</strong>. Diesbirgt ebenso wie auch die Zusammenarbeitin Bündnissen mit Vertreterinnenvon Parteien die Gefahr eines Inhaltsverlusts.Dem steht gegenüber, daß unserInteresse an breiter öffentlicher DiskussionPriorität besitzt und die Vermittlunglinker Inhalte in die Öffentlichkeitzumindest teilweise gelingen kann. Dennochsehen wir die Gefahr der Vereinnahmung,<strong>den</strong>ken aber, daß ihr durchständige Reflexionund <strong>Hinter</strong>fragungselbstbestimmtentgegengetretenwer<strong>den</strong> kann.Aktion NoteingangGanz besonderen Wert legen w ir auf dieOrganisationsform der Aktion. Die Durchführungist nicht an Parteien, Organisationenoder sonstige Vereinigungen gebun<strong>den</strong>.Durch <strong>den</strong> mittlerweile hohenBekanntheitsgrad der Aktion tretenMenschen unterschiedlichster Zugehörigkeitsempfindungenan uns heran, w irstellen die Aktion vor und stellen das Materialzur Verfügung. Die vor-Ort-Organisationobliegt dann <strong>den</strong> Menschen. dieein Höchstmaß an Engagement zu entwickelnbereit sind. Dies ist insofern erforderlich.da ein hoher personeller undzeitlicher Aufwand betrieben wer<strong>den</strong> muß.um einerseits ein Bündnis aufzubauenund andererseits die Durchführung derAktion zu gewährleisten .Es geht schließlich nicht darum, einePostwurfsendung zu verteilen. sondernteilweise sehr anstrengende Diskussionenzu führen und mit seinem eigenenEngagement andere zu motivieren undzu sensibilisieren ... Aktion Noteingang "bietet jeder/m eine Chance, Hilflosigkeitund Resignation durch erstes Handelnzu ersetzen. Dieses Handeln verstehtsich in Solidarität mit von rechtsextremerund rassistischer Gewalt Betroffenen,sowie im Setzen eines Zeichensgegen einen erstarken<strong>den</strong> Rechtsextremismusund Rassismus.Aktion Noteingangc/odotsoBreitscheidstr. 43 a16321 BernauPressestelle: c/o Horte,Perter Göhring Straße 25,15344 StrausbergObwohl die Diskussion schon etwas älterist, fin<strong>den</strong> wir sie immernoch aktuell.Grundlage unserer Diskussionen warenverschie<strong>den</strong>e Texte u.a.:• D.Hauer & P.Peddinghaus: Der Sozialstaatzeigt die Zähne sowie• U. Sierck: Ausgesondert und niemandhat es gemerktbeide zu fin<strong>den</strong> in: Städte & Linke Stadtrat(Hg). Umkämpfte Räume Verlag LibertäreAssoziation und Verlag der Buchfä<strong>den</strong>Schwarze Risse - Rote Strasse.Hamburg, Berlin. Göttingen. (1998).83

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