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Hinter den Kulissen – Nr. 2 – 1999 - APAP – Antifaschistisches ...

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Einleitunaihre Hauptaufgabe vor allem die Anbindungsogenannter Freier Kameradschattenan die NPD betreibt Eine kurzeUnterbrechung in ihren Aktivitäten mußtenSchwerdt und Wendt durch das Absitzenvon Haftstrafen wegen w iederheiterVolksverhetzu ngsdelikte und Körperverletzunghinnehmen. Seide befin<strong>den</strong>sich seit dem Frühjahr <strong>1999</strong> wiederauf freiem Fuß und setzen ihre Organisierungsbemühungenungehindert fort.Mit seinem .. Vortrag Buch Reise VerlagGmbH" betreibt Frank Schwerdt aucheinen schwunghaften Handel mit Nazi-CDs und Propagandamaterialien. Momentanist Schwerdt NPD-Wahlkampfbeauftragterfür .. M itteldeutschland".während Christian Wendt seit Februar<strong>1999</strong> als .. Schriftleiter" der HNG-Nachrichtenauftritt. Ein interessanter Aspektder Selbstauflösung der Nationalen istdie Tatsache, daß sich in fast allen Städten,in <strong>den</strong>en es Orts- und Kreisverbändeder Nationalen gab, mittlerweileOrtsverbände der NPD gegründet haben.... Damit gelang der NPD und ihrerJugendorganisation JN, die bis dahin imLand Bran<strong>den</strong>burg eher ein Schattendaseinführten, ein unverhoffter organisatorischerund personeller Aufschwung.Zur Ideologie und Organisierung derNPD/JN findet Ihr/fin<strong>den</strong> Sie ab S. 7 einenausführlichen Artikel.Zusammenfassend bleibt festzuhalten,daß sämtliche staatliche Verbote vonNeonaziorganisationen - nicht nur - inBran<strong>den</strong>burg wirkungslos waren. Sie habenzu einer Ausdifferenzierung derrechtsextremen Szene mit .Arbeitsteilunggeführt: Die Musik- und Jugendszenewird von <strong>den</strong> Blood & Honour-Strukturen und <strong>den</strong> Hammerskins beackert.die öffentliche Organisierungläuft inzwischen über die NPD/JN. dasmilitante Spektrum sammelt sich in <strong>den</strong>Freien Kameradschaften, das sich in Zellenstrukturenorganisiert. Zwischen <strong>den</strong>einzelnen Bereichen fin<strong>den</strong> oftmals Absprachenund ein regelmäßiger Austauschstatt, die ihren sichtbarsten Ausdruckbei öffentlichen Aufmärschen derNPD fin<strong>den</strong>.Was tun?!Vor sechs Jahren veröffentlichte das AntifaschistischeAutorinnenkollektiv die ersteAusgabe von .. <strong>Hinter</strong> <strong>den</strong> <strong>Kulissen</strong> -Faschistische Aktivitäten in Bran<strong>den</strong>burg".Damals ging es vor allem darum.das Verschweigen von rechtsextremenAktivitäten im Land zu durchbrechen.das Ausmaß neonazistischer Organisie-rung darzustellen und die Kader ansLicht der Öffentlichkeit zu bringen.Sechs Jahre später - nach hundertenvon weiteren Angriffen und mehrerenToten, nach einem Bundestagswahlkampfund mitten in einem Landtagswahlkampf, der <strong>den</strong> rechtsextremen undneonazistischen Parteien Republikanern,DVU und NPD weitere Möglichkeitengeboten hat, ihre menschenverachtendeIdeologie ungehindert zu verbreiten -hat sich die Situation für Antirassistinnenund Antifaschistinnen nicht wesentlichverändert. Im Gegenteil: Dierechte Hegemonie insbesondere in derJugendsubkultur hat sich in vielen Ortenund Städten weiter verfestigt. Deutlichgewor<strong>den</strong> ist vor allem, daß AntifaschistInnen, um effektiv zu arbeiten und nichtins gesellschaftliche Abseits zu geraten,ihre Bündnisarbeit vor Ort weiter ausbauenmüssen. Es gibt viele Bereiche, in<strong>den</strong>en wir unsere Inhalte einbringenkönnen: ln der Bildungsarbeit, in <strong>den</strong>Gewerkschaften. in Kirchenkreisen, beider Jugendarbeit, in <strong>den</strong> Schulen undam Arbeitsplatz. Dafür gibt es ganzunterschiedliche Formen - Straßenfeste,Veranstaltungen, Konzerte undPartys, Seminare, Flugblätter etc ....Mehr <strong>den</strong>n je ist es notwendig, eigeneRäume zu schaffen und zu erhalten, umder rechten und Mainstream-Kultur vorOrt eine lebendige Widerstandskulturentgegensetzen zu können. Mehr dazufindet Ihr/fin<strong>den</strong> Sie auf <strong>den</strong> S .....Abschließend noch ein Wort zu <strong>den</strong> direktenKonfrontationen mit Rassistenund Neonazis im Alltag: Wir zitieren hieraus der ersten Ausgabe der HdK 1993,weil wir <strong>den</strong>ken. daß diese Grundsätzeantifaschistischer Arbeit auch heuteweiter Gültigkeit haben:.. Die Rechten mit ihrer menschenverachten<strong>den</strong>Ideologie sind in unseremAlltag präsent. Deswegen müssen wiruns damit auseinandersetzen. Eine Prioritäthat dabei die Unterscheidung zwischenMitläuferinnen und Kadern. Esmacht für uns durchaus Sinn, sich derDiskussion mit rechten Jugendlichen zustellen. die zum Teil auch nur auf der Suchenach Lösungen sind. Aber eine Diskussionmit organisierten Nazikadernschließen wir aus, weil sie treibendeKräfte bei der Organisierung des faschistischenTerrors sind und Diskussionendiesen Terror nicht stoppen wer<strong>den</strong>. ( ... )Ein Kernpunkt unserer Arbeit muß essein. Schulungen, Veranstaltungen, Konzerteund Organisierung der Nazis zuverhindern. Das bedeutet im Prinzip, ihnen<strong>den</strong> öffentlichen Raum zu nehmenund zu versuchen, ihren Einfluß zurückzu drängen. Dazu gehört auch die direkteKonfrontation mit ihnen. Wenn w irihre Treffen verhindern wollen, nehmenwir bewußt auch Gewalt als Mittel inKauf bzw. es scheint uns notwendig, offensivgegen das immer frecher wer<strong>den</strong>deAuftreten der Nazis vorzugehen.Um faschistische Organisationen undStrukturen effektiv zu zerschlagen. mußsich antifaschistische Selbsthilfe in ersterLinie auf die Kader konzentrieren.Dieses Vorgehen gegen Faschisten istfür uns eine von vielen Formen desWiderstands gegen Nazis, die gleichberechtigtnebeneinander stehen. ( ... )Festzuhalten ist, daß w ir diese Widerstandsformfür richtig und wichtig halten.Wir sind jedoch keine Gewaltfetischistinnenoder .. unpolitische Jugendban<strong>den</strong>",wie uns von offizieller Seiteunterstellt wird. Wissen wir doch, daßviele Menschen in diesem Land, dieeine dunkle Hautfarbe haben, gezwungensind, sich zu wehren und es sichnicht aussuchen können, ob sie sich derKonfrontation stellen wollen oder nicht."Die JungenNationaldemokratenGeschichte, Ideologie, Organisationsform, Strategie"Pizza? Ich brauche das nicht.Ich bin kein Genußmensch."Jörg HähnelAntifaschistische Gruppen in Bran<strong>den</strong>burghaben sich im Laufe der letztenJahre .auf wechselnde faschistischeOrganisationen konzentriert. Oft geschahdas in der Erwartung, damit dasZentrum des rechten Straßenterrors undder ideologischen Durchdringung derrechten Szenen in <strong>den</strong> Städten und Dörfernzu treffen. Jene Erwartung erfülltesich nicht. Auch da, .wo keine organisiertenFaschisten auszumachen waren, liefendie Angriffe auf Migrantlnnen. alternativeJugendliche und andere, die vomSucher der rechten Feindbilder erfaßtwur<strong>den</strong>, unvermindert weiter. Auchohne Anleitung durch faschistische Parteienreproduzierte sich eine rassistisch,deutsch-national und faschistisch orientierteJugendszene, die mit brutaler Konsequenzdas ausführte, was ihre Elterndachten. aber nicht zu tun wagten.Die Realität des Faschismus in seineraktuellen Form ist komplexer. Die faschistischorientierte Jugendbewegung.ihre Verflochtenheit mit einem breitenrassistischen Konsens in der Bevölkerungund mit informellen, .. zivilgesellschaftlichen"Machtstrukturen in <strong>den</strong>Städten und Dörfern, kurz: die Hegemoniefaschistischer Einstellungen und ihrerTräger - all das hat in hohem Maßedie Fähigkeit, sich selbst als populäreBewegung zu reproduzieren. Jene Bewegungspeist sich aus verschie<strong>den</strong>enQuellen: dem institutionellen Rassismusder Ausländerpolitik, rassistischen undnationalistischen Diskursen der politischenKlasse. der auf Imagepflege gerichtetenStandortpolitik der lokalenherrschen<strong>den</strong> Eliten. um nur einigeQuellen zu nennen. Eine weitere Quelleder Selbstreproduktion sind faschistischeOrganisationen. Wie deren Reproduktionsbeitragfunktioniert. wie faschistischeParteien mit <strong>den</strong> lokalenrechten Szenen zusammenhängen undüber sie Macht ausüben, welchen Stellenwertund welche reale Bedeutung faschistischeOrganisationen in der rechtenHegemonie haben. - darüber istkonkret wenig bekannt. Darauf käme esjedoch an. wenn die rechte Hegemoniezurückgedrängt wer<strong>den</strong> soll.Eine Auseinandersetzung mit der einzigenfaschistischen Partei, die die Verbotswellevon 1992 bis 1995 übriggelassenhat, ist <strong>den</strong>noch sinnvoll. An ihrkann die Argumentationslogik des völkischenNationalismus begriffen wer<strong>den</strong>.womit diffuse rassistische und nationalistischeDiskurse besser demontiertwer<strong>den</strong> können. An ihr kann das Leitbilddes faschistischen Kaders in seinenWidersprüchen studiert wer<strong>den</strong>. An ihrkönnen schließlich faschistische Strategiendes Kampfes um die Straße undum die kulturelle Hegemonie analysiertwer<strong>den</strong> -Voraussetzung für antifaschistischeGegenstrategien. Immer desseneinge<strong>den</strong>k, daß die NPD nur ein Teil desProblems neben anderen ist, vielleichtnicht einmal der wichtigste.GeschichteÜber die Geschichte der NationaldemokratischenPartei hier in äußerster Kürzeso viel: Gegründet als Sammlungsparteiehemaliger nsdap M セ。、・イ@ im Jahr 1964boomte sie nach der kurzen Rezession1967 und schaffte es, in sieben Länderparlamenteder BRD einzuziehen, teilweisemit bis zu 9,8 o/o der Wählerstim-67

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