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Hinter den Kulissen – Nr. 2 – 1999 - APAP – Antifaschistisches ...

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RathenowPressemitteilung verkün<strong>den</strong>, daß er eine Gegendemonstrationunter dem Motto: .. GegenRotfront-Terror und linke Gewalt" angemeldetund Hans-Christian Wendt, Redakteur derBerlin-Bran<strong>den</strong>burger-Zeitung,als Versammlungsleitereingesetzt habe. Eine Konfrontation zwischenlinken und rechten Demonstrantenwurde von <strong>den</strong> Behör<strong>den</strong> befürchtet. Aufgrunddessen wurde die Gegendemonstrationder Rechten verboten, während die antifaschistsieheDemonstration friedlich stattfand.Im Jahr 1996 traten die Nationalen e. V. in Ra-Links: Daniel Kuhn, gefilmt im Wusterwitzthenow öffentlich nicht in Erscheinung. Dafürwurde massiv für <strong>den</strong> Deutschen JugendBund, eine Abspaltung der Wiking Jugend,mittels Aufklebern geworben. Ende Mai desselbenJahres tauchte in Premnitz ein ,.9-Punkte-Pian-zur-Ausländerrückführung" auf.Zwei Monate später wur<strong>den</strong> ebenfalls inPremnitz und zeitgleich in <strong>den</strong> Städten Pritzerbe(Potsdam-Mittelmark) und Bran<strong>den</strong>burg/HavelPlakate gegen Ausländer. Punksund die POS geklebt.Gewalt gegen "Volksfeinde"Ab Herbst 1996 nahmen gewalttätige Übergriffein Premnitz. wie auch landesweit wiederzu. Die Übergriffe der Premnitzer Rechtenzielten vor allem gegen vermeintliche Angehörigeeiner linken Subkultur. Viele Leute sahenkeinen anderen Ausweg als wegzuziehen. Am1 O.Januar 1997 überfielen Rechtsextremisteneine Geburtstagsparty in der Liebigstraße inPremnitz. wobei eine Glastür eingeschlagenund mehrere Personen verletzt wur<strong>den</strong>. EinJugendlicher erlitt einen Kieferbruch. Am 14.April 1997schlugen Rechtsextremisten in derBunsenstraße sowie am 02. August 1997 inder Kari-Marx-Straße jeweils einen Jugendlichenkrankenhausreif. Am 16. Mai 1997 griffenca. 15 Rechtsextremisten aus Premnitz.Döberitz und Rathenow ein Zeltlager von Jugendlichenan, wobei etliche Personen verletztwur<strong>den</strong>. Am 20.September 1997 wurdeein Familienvater an einer Tankstelle in Mögelinvor <strong>den</strong> Augen seines Sohnes von PremnitzerNazis krankenhausreif geschlagen. WeitereÜbergriffe durch Rechtsextremisten ausPremnitz folgten in der Silvesternacht '97/'98in Rathenow. Die Serie von Gewalttaten erreichteeinen vorläufigen Höhepunkt schließlicham 30. Januar 1998, dem 65.Jahrestagder Machtergreifung durch die NSDAP. Gegen22.30 Uhr stürmten acht vermummte,.Rechtsextremisteneine Gartenlaube, zerschlugenwahllos Inventar sowie Fensterscheiben undverletzten zwei Personen mit Knüppeln. Auf<strong>den</strong> älteren der bei<strong>den</strong> Angegriffenen wurdezusätzlich m it einem Messer eingestochen.Anschließend gröhlte einer noch .. Heil Hitler,Freunde".Am.12. März 1998 wurde Haftbefehl gegendie polizeilich ermittelten und einschlägig vorbestraftenTätern erlassen. Zu diesen gehörtenu.a. die Wehrdienstleisten<strong>den</strong> SteffenNieter, Andy Blunk und Kevin Bergner. Letztererwurde unehrenhaft aus der Bundeswehrerlassen. Bereits 1997 unehrenhaft aus derArmee entlassen wurde der Haupttäter GuidoSchäfer, weil er seinen dortigen Ausbilder verprügelte.Bei Hausdurchsuchungen wurde insbesonderebeim Tatbeteiligten Steffen Nieter umfangreichesPropagandamaterial gefun<strong>den</strong>.Die Haftbefehle für <strong>den</strong> harten Kern der PremnitzerRechtsextremisten sorgten allerdingsfür keine Beruhigung der Situation in derStadt. Es kam zu weiteren Zwischenfällen.Am 09.Mai 1998 sollte in Premnitz eine antifaschistischeDemonstration anläßtich des Tagesder Befreiung vom Hitlerfaschismus stattfin<strong>den</strong>,um hier <strong>den</strong> Zwangsarbeiterinnen desehemaligen IG-Farben-Werks zu Ge<strong>den</strong>kenund um auf die Problematik des örtlichenRechtsextremismus aufmerksam zu machen.Dazu kam es allerdings nicht. Am 06. Mai1998 meldete Frank Schwerdt, inzwischenBeisitzer beim NPD-Bundesvorstand, per Faxeine Gegenkundgebung unter dem Motto"8.Mai-Kein Tag der Befreiung", bei der auchHans-ChristianWendt eine Rede halten sollte,an. Als Versammlungsleiter war der aus Rathenowstammende ehemalige Vorsitzende.der am 15. August 1997 durch das Bran<strong>den</strong>burgarInnenministerium verbotenen, KameradschahOberhavel sowie ehemaliger Schatzmeisterund Liquidator der Nationalen e. V.,Karsten Giese aus Hennigsdorf. vorgesehen.Im Gegensatz zu 1995 in Rathenow, wur<strong>den</strong>diesmal beide Aufzüge am in letzter Minuteverboten. Das Verwaltungsgericht Potsdambestätigte am Tag der geplanten Veranstaltungdie Verbote. Den Anmeldern der antifaschistischenDemonstration war es dadurch zeitlichnicht mehr möglich, gegen die politisch fa taleGleichstellung von rechter und linker Veranstaltungin der nächsten Instanz anzugehen.Trotz des Verbots beider Veranstaltungenreisten Rechtsextremisten von außerhalb mitKleinbussen an und übernachteten in einer Ju-ァ・セ 、ィ・イ「・イァ・@ in Milow bei Premnitz. Am 09.Mai 1998 versammelten sich ca. 20 Nazis,trotz bestehen<strong>den</strong> Versammlungsverbots, inder Premnitzer Bunsenstraße. ln Marquedebei Milow fand am selben Tag eine Party mitca. 150 Rechtsextremisten statt.Wiederbelebung der rechten Szenein Rathenowln Rathenow blieb es derweil nicht ruhig. Am09. Dezember 1997 tauchten erstmals seitlangem wieder rechte Propagandaschriften in<strong>den</strong> Briefkästen der Stadt auf. Es handeltesich hierbei um achtseitige Pamphlete zurThematik Religionsunterricht an <strong>den</strong> Schulen,vom Bund für Gotterkenntnis (Lu<strong>den</strong>dorff}e. V. Nachdem die Antifa in einer Regionalzei·tung über <strong>den</strong> rechtsextremen <strong>Hinter</strong>grunddieser Vereinigung aufmerksam machte, meldetensich in Form von Leserbriefen ein Dr.Gundolf Fuchs und dessen Frau Elke ausHemmingstedt/Schleswig-Holstein sowie einFriedrich Bading aus Bahnitz als Fürsprecherdes BfG zu Wort.Seit 1997 hatte auch die rechte Jugendszenein Rathenow, nachdem deren Aktivitäten nach<strong>den</strong> Himmelfahrtskrawallen 1996 nachließen,wieder regen Zulauf. Zu dieser Szene gehörteauch eine 20-25 Personen starke Gruppierung,die sich vor allem aus Schülern und Abgän·gern der .. Bruno H.-Bürgel" -Gesamtschule umMatthiss Mertens, Christian Schönborn, Christian Wendt und Michel Müller formierte.Schnell übernahmen sie Outfit und Gewohnheitender älteren Rechten aus Rathet\ow, diesie w ie Ikonen verehren. Am 14. März 1997beschimpften gegen 23.15 Uhr ca. 12 Personenaus dieser Gruppe drei Diskobesucher inder Berliner Straße in Rathenow und provozierteneine Schlägerei. Am 14. November1997überfielen ca. 20 Personen derselbenrechten Gruppierung eine Geburtstagsparty,wobei mehrere Menschen erheblich verletztwur<strong>den</strong>. Der Tatbeteiligte Schönborn erhieltam 19. Juni 1998 hierfür eine Freiheitsstrafevon 9 Monaten, die für zwei Jahre zur Bewährungausgesetzt wurde.Seit 1998 tritt die Gruppe um Mertens undSchönborn m it der Bezeichnung ArischeKämpfer in der Öffentlichkeit auf. Als besonderesMerkmal der Zugehörigkeit zur Gruppewur<strong>den</strong> T-Shirts mit gleichlautendem Schrift·zug auf dem Rücken, sowie der Aufschrift.. White Power Rathenow'' vorne ausgegeben.Eine andere Variante solch eines T-Shirtswurde mit der Aufschrift .. Freicorps Rathenow''gedruckt..Zusammen mit <strong>den</strong> zu diesem Zeitpunkt kaumnoch auffälligen älteren Rechten aus Rathenowüberfielen sie am 22. März.1998 eine Geburtstagspartyin Söhne und stahlen Nahrungs-und Genußmittel. Dabei entstand einSachscha<strong>den</strong> von etwa 500 DM. Der gleichePersonenkreis - es waren etwa dreißig mit elfAutos - störte unmittelbar danach noch eineKonzertveranstaltung in Milow, wobei Menschenverletzt wur<strong>den</strong>.Am 23. Mai 1998 fand in Wusterwitz eine..Geburtstagsfeier" statt. die nach ,.Sieg Heii"-Rufen von der MEGA aufgelöst wurde. Ein Kamerateamdes ZDF begleitete und filmte <strong>den</strong>Polizeieinsatz für die Reportage .. Bomberjacken,Baseballschläger, Büchsenbier". DieRechtsextremisten nutzten dies. um sich vorder Kamera zu profilieren. Neben Potsdamernkonnte der aufmerksame Beobachter vor allemRathenower Rechtsextremisten, wie Danie!Kuhn, Maurice Kindt und Sandy Altenhordterblicken, die zu <strong>den</strong> Älteren der Szenezählen. Kuhn beteiligte sich zusammen mitM ario Knudsen und Sven Schmidt, einer derRädelsführer der Gefängsnisrevolte von 1993in der JVA Luckau, sowie 20-30 weiteren Personender rechten Szene am 31. Juli 1998 aneinem Überfall auf zwei Aussiedler aus <strong>den</strong>GUS-Staaten im Rathenower Fontanepark.Kindt arbeitet zusammen mit Kuhn und wei·teren Rechtsextremisten bei der seit 1995existieren<strong>den</strong> Premnitzer WachschutzfirmaSecurity Zarnikow. Das Unternehmen ist ver-Rathenow7071

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