NeuruppinNeuruppinlange, Thomas Pennecke und Renald Christopeitkräftig mit. .. Hausaufgabenhilfe" und.. Wanderfahrten" sollten Bestandteile dieserJugendarbeit sein. Das Jugendamt und dieIJN nahmen, nach anfänglicher Kooperationsbereitschaft,vom Vorhaben des Vereins Abstandund weigerten sich, <strong>den</strong> Verein im Bunkerzu dul<strong>den</strong>. Der Verein ist trotzdem aktivund organisiert gemeinsame .. Ausflüge".Das offizielle Vereinsblatt des Jugendtreff e.V.ist Der Ostprignitzer. Das Blatt bezeichnetsich selbst als .. Antireaktionär - Unpolitisch-Jugendlich" . Mit mäßigem Erfolg w ird versuchtdies auch inhaltlich umzusetzen. OieVorstellung von Büchern und Musik (UltimaThule, schwedische Naziband) rücken diesesBlatt eindeutig ins .. rechte" Licht. Auch dieGrußliste an bekannte Nazis spricht für sich.Es wird auch keine Gelegenheit ausgelassenum ziemlich inhaltslos gegen <strong>den</strong> politischenGegner zu hetzen. Inhaltlich ist es ein rechtprimitives und sehr schlecht Iayoutetas Zine... und }schüsim zusammenkopierten DIN A4 - Format mitnachträglich handschriftlich geschriebenemHerausgabedatum vom 20. April <strong>1999</strong>. Trotzdes künstlichen aufgesetzten und nicht sehrgelungenen Versuches sich jugendlich-unpolitischzu geben, scheuen sie <strong>den</strong> Kontakt zumNazi-Fanzine Freya nicht. So glänzte der Jugendtreffe.V. in der Novemberausgabe desJahres '98, mit einem Interview und einemrecht albernen Erlebnisbericht wie etwa 60Naziskins das Osterfest verbrachten . ln demInterview wer<strong>den</strong> nur wiederholt die eigenenIdeale hochgelobt und massiv gegen die IJNgehetzt. die ihnen angeblich die Tour mit derÜbernahme des Bunkers vermasselte. Eswird aber auch konstatiert: Zitat: .. Alles läuftzwar nicht mehr so. wie in <strong>den</strong> alten Zeiten.<strong>den</strong>n es läuft weitaus besser. Dies ist kein Verdienstder /JN e. V. sondern auf Eigeninitiativedes jetzigen Wirtes." Auf <strong>den</strong> Wirt (ReneHaack) wurde bereits näher eingegangen.Diese Aussage des Jugendtreff e.V macht nurüberaus deutlich. daß der Bunker sich praktischseit über einem Jahr in Selbstverwaltungbefindet.REIZDas .. Ruppiner Einkaufszentrum " (REIZ) mittenim Herzen des Neuruppiner Neubaughettos,ist seit Jahren Treffpunkt der sehr jungenrechten Szene Neuruppins. Oie Nähe zumBunker und der Sheii-Tankstelle (weitererTreffpunkt) macht diese Gegend fast zur .. No-Go-Area" für Linke und Ausländerinnen.Walhallaln der Dorfstraße 88 (!) in Ra<strong>den</strong>sieben (beiNeuruppinl hat sich eine Kneipe namens Walhallaetabliert. Setreiber Willi Rehnelt,}'Var früherBierverteiler im Bunker.Im März '99 spielte dort die rechte Band Biernot.Durch <strong>den</strong> in Gang gebrachten Presserummel,und dem damit einher gehen<strong>den</strong> Poli-コ・ゥ 。オセァ・「ッエ@ am Veranstaltungsort, wurde dasKonzert nur von einer Handvoll Rechter besucht.Wieder mit dabei: Ulf Jachtmann. lnwieweitdas Walhalla jedoch eine Rolle innerhalbder rechten Szene einnimmt, ist unklar.Volkstreue Deutsche JugendOie Volkstreue Deutsche Jugend ist ein Projektdes Altnazis Wilhelm l ange. Durch seinepolitische Vergangenheit (Hitlerjugend,DLVH. DVU und NPD) fühlt er sich anscheinenddazu berufen eine .. nationale Jugendbewegung"aufzubauen. Mit etlichen Schreiben(anfangs wur<strong>den</strong> noch seine Leserbriefe in derRegionalpresse veröffentlicht). vorrangigdurch Flugschriften versucht er, vor allem unterJugendlichen. seine Ideen an <strong>den</strong> Menschenzu bringen. Bei <strong>den</strong> zehn Geboten derVolkstreuen Deutschen Jugend wer<strong>den</strong> Begriffewie .. Disziplin", .. Opferbereitschaft"und ..ritterliche Kampfweise" hochgelobtAuch die Verherrlichung der deutschen Wehrmachtkommt nicht zu kurz.EuropawahlenBei der Europawahl vom 13. Juni <strong>1999</strong> bekamdie NPD in Neuruppin insgesamt 158 Stimmen.Also deutlich weniger als bei Bundestagswahl,was mit Sicherheit jedoch auch ander geringen Wahlbeteiligung lag. Interessantdabei ist. daß sie in .. ihrem" Wahlkreis, in demsie massiv Wahlwerbung betrieben auf über 7Prozent kamen.Kleine ZukunftsaussichtUm gleich bei <strong>den</strong> Ergebnissen der Europa:wahlen zu bleiben, ist festzustellen, daß dortwo die NPD ihre Aktivitäten auf das Maximaleschraubt, sie auch erfolgreich sein kann. lngrößeren Dörfern oder Kleinstädten in der UmgebungNeur.uppins gibt es verschwin<strong>den</strong>dwenige NPD-Wähler, wenn dort keine Wahlwerbungbetrieben wurde. Aber in kleinen Gemein<strong>den</strong>.in <strong>den</strong>en sie es schafften mit Plakatenund Flugblättern aggressiv aufzutreten.avancierten sie teilweise zur viertstärkstenPartei.Die NPD wird weiterhin versuchen, ihre Vormachtstellungin der rechtsextremen Szeneauszubauen. Auf der Parteiebene sind sie bisherrelativ konkurrenzlos. Zunehmend wollenaber gerade Skins mit dem .. Parteikram"nichts zu tun haben. Das Herausbil<strong>den</strong> von Kameradschaftenbzw. der Ausbau des Jugendtreffe. V. ist sehr wahrscheinlich. Das wirdauch unabhängig davon sein, ob der Bunkerals Treffpunkt bestehen bleibt oder nicht. Da inNeuruppin noch eine antifaschistische Szeneaktiv ist, wer<strong>den</strong> es hier die Rechten wahrscheinlichetwas schwieriger haben, sich zuetablieren als in anderen Städten. Es ist zu vermuten.daß gerade aus diesem Grund Neuruppinverstärkt ins Blickfeld der Nazis geratenist, wie der NPD-Aufmarsch gezeigt hat. Dieshat sich Ende Juli '99 dahingehend bestätigt,da mit Renald Christopeit die NPD einen Direktkandidatenzur Landtagswahl im AltkreisNeuruppin ins Rennen geschickt hat.Diese Tatsache erfordert unter anderem auch<strong>den</strong> intensiven Ausbau der Arbeit vom .. Aktionsbündnisgegen Rechts" und der organisiertenLinken.6263
PotsdamNachdem mit derWende 89 und <strong>den</strong>darauffolgen<strong>den</strong>Jahren bis ca. 1994vermehrt Naziaktivitätenzu verzeichnenwaren,wie Überfälle aufbesetzte Häuserund Auseinandersetzungenauf derStraße, bleibt ihreZahl seitdem aufhohem Niveau inder LandeshauptstadtPotsdam mitihren 150 000 Einwohnerlnnen.tsdamRechte Aktivitäten in der LandeshauptstadtMit dem .. Einschlafen " zumindest wahrnehmbarerAktivitäten von organisierten Nazis wur<strong>den</strong>auch die Informationen immer spärlicherund kaum etwas war über deren Zusammenhängeund Treffpunkte bekannt.Auffallend w ar, daß bestimmte Stadtteile zunehmendin Nazihand übergingen. Dies betrafund betrifft nicht nur die Neubauviertel am Stern,Schlaatz, Waldstadt, Drewitz, wo sie eindeutigdas Bild beherrschen. Inzwischen sind auchehemals eher alternative Bezirke w ie Potsdarn/Westoder die Innenstadt nicht mehr freivon Rechten. Der rechte Mainstream, wie erüberall in Ostdeutschland vorzufin<strong>den</strong> ist, dominiertdas Stadtbild.Die alten Nazis sind zum Teil eher im <strong>Hinter</strong>grundaktiv und haben sich auf .. w irtschaftliche"Aktivitäten spezialisiert. So arbeiten siez.B. als Schläger im Rotlichtmilieu oder sind inDrogengeschäfte verstrickt. Vor allem in <strong>den</strong>Neubauvierteln der Stadt sind jüngere Nazisnachgerückt, wobei die .. Babyglatzen" sich dortan Tankstellen und in Jugendclubs treffen. Diesescheinen weitgehend unorganisiert. wobeisich aus diesen Kreisen immer wieder Gruppenzusammenfin<strong>den</strong>. Als Beispiel sei Antistar genannt,die seit Juli 98 eine Reihe von äusserstdilettantisch selbstgefertigten Plakaten verklebt,die meist als Propaganda gegen Linke undPunks gemeint zu sein scheinen .Allerdings gehen von solchen Personenkreisenauch ein große Zahl von Angriffen auf Mißliebigeaus. und gerade die latente Gewaltandrohungdieser .. anpolitisierten" Jugendlichen lässt .. nationalbefreite Zonen" entstehen.Eine relativ grosse Bedeutung in der organisiertenPotsdamer Naziszene haben dieBand Proissenheads und deren Umfeld, zudem auch die Band Unbending Bootboyszählt, die seit ca. 1997 in der rechten Subkulturszenein Erscheinung tritt .1998 änderte sich die Situation in Potsdamspürbar. Immer häutiger w ur<strong>den</strong> Ausländerinnen,linke Jugendliche und Punks angepöbelt,und es mehrten sich Berichte über Ausschreitungenrechter Jugendlicher in Potsdam. Einenrelativen Höhepunkt nahm das Ganze mit demAufdecken der .. Proissenhead-Geschichten"im städtisch geförderten Jugendclub Club 18.Der ProissenheadsskandalAufgrund der massiven Probleme mit Rechtenbeschließt die Stadt Potsdam 1993 eine Strategieder .. Integration". Uwe Menzel wirddurch die Jugendgerichtshilfe angeboten, aneinem Band-Projekt im Jugendclub Club 18,im Stadtteil Am Stern teilzunehmen. 1994 gründeter die Band Proissenskins, zusammenmit Daniel, Andre und Rico. Die Möglichkeit,die Band im Jugendclub proben zu lassen,w1rd eröffnet durch <strong>den</strong> Jugendhilfeplan Teil A(..akzeptierende Jugendarbeit") und <strong>den</strong> B(..Oi-Musik"). Als .. Oi-Musik" wird eigentlichdie Musik unpolitischer Skinheads bezeichnet.Am 09.12.1995 soll die Geburtstagsparty einesBandmitglieds mit 80 Gästen stattfin<strong>den</strong>.Diese wird vom Jugendamt verboten. Obwohldie Band inzwischen in der rechten Szene als.. White Power" -Band sehr populär ist, schätztder Staatsschutz die Proissenheads - so nennensie sich inzwischen - als nicht rechtsextremein. Oie Band beteiligt sich an der Organisationvon bundesweiten Nazikonzerten sowieam Vertrieb und der Herstellung rechterTonträger. 1997 wer<strong>den</strong> die Proissenheads erstmalsim Verfassungsschutzbericht für das LandBran<strong>den</strong>burg als rechtsextrem eingeschätzt,<strong>den</strong>noch w ird der Clubleitung angeraten, dieBand im Club w eiter proben zu lassen, da mansie dort besser unter Kontrolle habe. Somit w er<strong>den</strong>einer Band, die mit <strong>den</strong> international bekanntestenrassistischen Bands auftrim, z.B.Störfaktor aus Deutschland oder Fortress ausAustralien, von Stadt und Staat kostenlos Proberäumezur Verfügung gestellt. Im Sommer'97 erscheint eine CO mit dem Titel .. SachsensGlanz & Preissens Gloria". Gegrüßt wer<strong>den</strong> aufder CD-Hülle Sektionen von 8/ood & Honourund Hammerskins, andere Bands, der Club18 und das Projekt .. soziale Gruppenarbeit"von .. EigenArt".Aus Sicht des Jugendamtes galt die Band bis zudiesem Zeitpunkt nur als .. rechtsorientierte"Oi-Band, die im Rahmen akzeptierender Jugendarbeitin erträglichem Maße agiere. Aufgrundmassiver Kritik einer breiten Öffentlichkeitwur<strong>den</strong> der Band die Räume im Club 18mit Beschluß vom 06.04.98 gekündigt. Vermutliehhaben die Proisssenheads jedoch einenanderen Proberaum gefun<strong>den</strong>, <strong>den</strong>n nachwie vor treten sie bei Konzerten auf. Nach Besetzungswechselnbesteht die Band jetzt ausUwe Menzel, Rico. der auch bei Spreegeschwaderaus Berlin spielt, Stephan und lljaSchartow, welcher vor Beginn seiner musikalischenKarriere 1994 im Gefängnis saß.Bei einer zum Thema Proissenheads organisiertenantifaschistischen Demonstration durchdie Neubaugebiete Schiaatz und Waldstadt zeigtensich die Nazis seit Jahren einmal wiederzahlreich. um diese zu verhindern. Von etwahundert Personen aus Potsdam aber auch ausBerlin und dem Umland war hierbei die Rede.Ein Treffpunkt für die Nazis war der BahnhofRehbrücke. Von dort aus versuchten sie, zurAntifa-Demo zu gelangen, wobei es zu Rangeleienmit der anwesen<strong>den</strong> Polizei und einigenPlatzverweisen kam. Mehrere Nazi-Autos wur<strong>den</strong>im Umkreis der Demo beobachtet. Im Umlandhielten sich außerdem mehrere Rechteabrufbereit; es w urde eine relativ große GruppeNazis von der Polizei daran gehindert, nachPotsdam zu fahren.Ein Zusammenwirken Potsdamer Nazis mit besagtenZusammenhängen wurde ebenfalls zuverschie<strong>den</strong>en anderen Anlässen (Sauftouren.Konzerte, Ausschreitungen) beobachtet, so z.B.mit Nazis aus Bran<strong>den</strong>burg, Lehnin, Rathenowoder Berlin. Ein überregional bekannt gewor<strong>den</strong>esBeispiel w ar der Überfall auf eine Punkbandin Pritzwalk am 19.09.1997, bei demPotsdamer beteiligt waren. Der als Haupttäterzu mehreren Jahren Verurteilte Gregorszewskistammt aus Stahnsdorf und wurde früher inPotsdamer Hausbesetzerkreisen gesehen. ImVerlaufe der Verhandlung gab er kurioserweisezu seiner Verteidigung an, er sei POS Mitglied.Im Folgen<strong>den</strong> wer<strong>den</strong> in derPresse aufgelistete Ereignissewiedergegeben, die einverstärktes Auftreten und Agierenvon Nazis in Bran<strong>den</strong>burgsLandeshauptstadt wiederspiegeln.Februar97• Ein 20-jähriger wird im Nachtbusvon acht 16-18-jährigen Rechtenschwer verletzt.• Ein Afrikaner wird am Stadtbahnholbeschimpft und angegriffen.• Ein Türke wird am Bahnhol Rehbrückemißhandelt.März97• Der Verfassungsschutz-Berichtspricht von brutaleren Rechtsextremenmit mehr Delikten in Bran<strong>den</strong>burg,157 Gruppen - davon 12 inPotsdam.• Ein Kroate wird von acht Personenangegriffen, die . Deutschland<strong>den</strong> Deutschen" rufen.• 40 Personen versammeln sich inWaldstadt um ein Feuer und gröhlenNaziparolen . Oie Polizei wirdmit Aasehen beworfen.Mai97• Ein türkischer Mann aus Berlinwird von vier Männern geschlagenund beraubt.• Ein Jugendlicher wird in der Innenstadtvom Fahrrad gerissen geschlagenund getreten, zur Hilfeeilende wer<strong>den</strong> mit Messern bedroht.Juni 97• Eine Gruppe von 15Jugendlichenjagt bei Potsdam drei Aüchtlinge.Juli97• Ein türkischer lmbißangestellterwehrt sich mit einem Dönennessergegen <strong>den</strong> Angriff von vier Skinheads.Alle Täter sind wegen rassistischerVorfälle bekannt Ein 15-jähriger Skinhead wird verletzt.November97• Die Polizei löst ein . Nationales"Konzert auf.Dezember97• EintülidscherAsylbewerberwirdam Bassinplatz von drei Jugendlichengeschlagen und beraubt.6465