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Hinter den Kulissen – Nr. 2 – 1999 - APAP – Antifaschistisches ...

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NeuruppinNeuruppinRenald Christopeit ausWildberg istNPD-Landtagskandidat imAltkreis NeuruppinThomas Pennecke ist ex-FAP-Mitglied und engagiertsich jetzt in der NPDPersonen in einer Oranienburger Kneipe beieinem illegalen Treffen festgenommen.Propagandamaterialien u.a. von der FAP wur<strong>den</strong>beschlagnahmt. Trotz der Uniformierungvon Moch und Pennecke gab es keine Verurteilungen.Etwa 30 Rechtsradikale griffen im Oktober1995 wiederum das M ittenDrin an. SämtlicheFensterscheiben und die Eingangstür wur<strong>den</strong>zerstört. Auch die Inneneinrichtung des Cafesging dabei zu Bruch. Besucherinnen und Bewohnerlnnendes MittenOrins konnten sich indie obere Etage retten und sich von da aus gegendie Angreifer zur Wehr setzen. Selbstnach dem Eintreffen der Polizei wur<strong>den</strong> weiterNazi-Parolen gebrüllt und mehrfach der Hitlergrußgezeigt. Fünf Angreifern wurde derProzeß gemacht. Es kam zu Verurteilungenwegen schweren und einfachen Landfrie<strong>den</strong>sbruchs.Es wur<strong>den</strong> Bewährungsstrafen bis zuzwei Jahren und Arbeitsstun<strong>den</strong> verhängt. DerVersuch, gegen neun Bewohnerinnen undGäste des MittenOrins Verurteilungen wegenLandfrie<strong>den</strong>sbruch zu erreichen, schlug fehl.Die Ermittlungen gegen die Linken mußten.. leider" (Staatsanwalt Pollackl eingestelltwer<strong>den</strong>.Im Laufe des Jahres '96 kam es zu sechsschweren Übergriffen auf Asylbewerberinnenund Ausländerinnen. Im August '96 nutzte dieNeuruppiner rechte Szene einen tödlichen Unfallzweier Neuruppiner Jugendlicher aus, diesich im äußersten Umfeld der Szene befan<strong>den</strong>,um durch Neuruppins Straßen zu marschieren.Unter dem Motto .. Denkt dran, Rasereibringt nichts" marschierten sie durch dieNeuruppiner Innenstadt. Verwandte und Freundinnender Toten blieben diesem braunenSpuk größtenteils fern. Bereits damals kamenUlf Jachtmann und Renald Christopeit in<strong>den</strong> Genuß, sich als Ordner des sogenanntenTrauermarsches zu profilieren.Von <strong>den</strong> " NATIONALEN e.V."zur NPDDie Jahre '96 bis '98 waren hauptsächlich davongeprägt. daß sich die Rechte nach etlichenVerboten erst neu organisieren mußte. DieKöpfe und Mitglieder der FAP und der NF fan<strong>den</strong>jedoch im Sammelbecken der NATIONA-LEN e. V. schnell ein neues zu Hause. Diesebundesweite Entwicklung fand natürlich auchin Neuruppin statt. Vereinzelt wur<strong>den</strong> Plakateder NATIONALEN e. V. geklebt und derenFlugblätter verteilt. Alsbald trat dann die NPDauf <strong>den</strong> Plan.Bei einer Demo gegen Rechtsradikalismus imJuli '98, die von der evangelischen Kirche organisiertwurde, versuchten mehrere Rechtedie Teilnehmerinnen zu provozierten. Mit dabeiu.a. Ulf Jachtmann, Ron Gardow undMike Semmler.Im Vorfeld der Bundestags- und Kommunalwahlenim September 1998 w urde auch Neuruppinmit Flugblättern, Plakaten und Aufklebernmit offen rassistischen und teilweise nazistischenInhalten heimgesucht. Einen Info-Stand,<strong>den</strong> die NPD am 12.September '98 durchführte,wurde von etwa zehn Antifas durch dasVerteilen von Flugblättern behindert. Etwa 30- 40 zumeist Naziskinheads postierten sich.beim NPD-Stand. Unter anderem war derNPD-Spitzenkandidat Sven lssler aus Wittstock,Altnazi Wilhelm Lange, Renald Christopeit.Thomas Pennecke, Ulf Jachtmannund dessen Freundin Katja Buschow anwesend.Die Bevölkerung solidarisierte sich mehrheitlichmit <strong>den</strong> AntiFaschistinnen und ignoriertedie Pamphlete der NPD. v・イウセ{ャ・@ derPolizei, die Antifas an ihrem Tun zu hindern,hatten keinen Erfolg.Asylbewerber von 30 bis 50Rechtsextremisten angegriffenEin Tiefpunkt des Jahres '98 war der Angriff auf<strong>den</strong> türkischen Asylbewerber Rüstern Karakas.der von einer Gruppe von 30-50 Rechten aufdem Neuruppiner Martinimarkt zusammengetretenwurde. Der 34 jährige erlitt eine schwereSchulterverfetzung, die mit zwei Operationenbehandelt wer<strong>den</strong> mußte und schwere Kopfverletzungen.Auch ein halbes Jahr später ister in ärztlicher und psychologischer Behandlung.Seine Sehkraft und Hörfähigkeit sindseitdem eingeschränkt. Das Trauma des Angriffesw ird ihn noch lange verfolgen. Im Mai '99wur<strong>den</strong> zwei Täter verurteilt. Ronny Spogat(21 J., Neuruppin) und Stefan Kloos (18 J., Sonnenberg)saßen auf der Anklagebank. Der Gerichtssaalwar an bei<strong>den</strong> Verhandlungstagengut mit Neuruppiner Rechtsradikalen und .. besorgtenEltern" gefüllt. Auch diese machten keinenHehl aus ihrer politischen Einstellunggegenüber Ausländerinnen. Nach mehreren widersprüchlichenZeugenaussagen von zumeistNaziskins und einem teilweisen Geständnisvon Spogat wurde beide für schuldig befun<strong>den</strong>.Spogat wurde zu zwei Jahren und acht MonatenJugendhaft verurteilt. Die Haft muß er nachder Beendigung seiner Lehre im Juli '99 antreten.Er hatte bereits Bewährungsstrafe wegenKörperverletzung, die zur Tatzeit noch nicht abgelaufenwar. Kloos bekam 2 Jahre Bewährung.Beide sind damit sicherlich noch gutweggekommen. Noch besser davongekommensind natürlich die Nazis, die sich nicht aufder Anklagebank, sondern nur im Zuschauersaalbzw. auf dem Zeugenstuhl wiederfan<strong>den</strong>.Am Silvesterabend 98/99 wurde das M ittenDrinerneut Ziel eines Übergriffes. Etwa 30 rechteJugendliche bewarfen das Haus mit Flaschenund Steinen. Die gesamte obere Fensterfrontwurde entglast. Es wur<strong>den</strong> rechte Parofen gerufenund mehrfach der Hitlergruß gezeigt.Die herbeigerufene und zu spät kommendePolizei sah keine Veranlassung, bei ihrem Eintreffeneinzugreifen, da sich die Rechten bereitswieder zurückgezogen hatten. Anfang Juli'99 hat die Staatsanwaltschaft Neuruppin dasE(mittlungsverfahren gegen die Beteiligten(Andy Picker u.a.) eingestellt.Reichkriegsflaggen und NazimusikSeit einigen Jahren hat der Neuruppiner Markt1n der Innenstadt für rechte Jugendliche einenbesonderen Reiz. Die Standbetreiberio FrauThiede hat für <strong>den</strong> jungen aufstreben<strong>den</strong>Rechtsextremisten alles was er so braucht.Reichskriegsflaggen, Aufnäher Uch bin stolzein Deutscher zu sein" ... ), Militaria aller Art,Aufkleber (Thiede wird von .,Opa" Lange gutversorgt), Gürtefschnallen, Reichskriegsflaggenund auch teilweise indizierte Musik von u.a.Skrewdriver wechselten ganz offiziell <strong>den</strong>Besitzer. Auch T-Shirts mit verbotenen Bandsund Symbolen wur<strong>den</strong> zum Verkauf angeboten.Erst nach öffentlichem Druck und zweidaraus resultieren<strong>den</strong> Durchsuchungen derPolizei mußte sich Thiede darauf einlassen,bestimmte Artikel nicht mehr offen anzubieten.Natürlich ist aber nach wie vor vieles beiihr unterm La<strong>den</strong>tisch erhältlich.NPD-Demo contra" Aktionsbündnis gegen Rechts"Am Abend des 31 .März '99 wurde bekannt,daß der NPD-Kreisverband Prignitz-Ruppin eineDemonstration unter dem Motto .. Arbeit brauchenwir - keinen Krieg" angemeldet hatte.Etwa 100 Teilnehmer erwarteten die Veranstalter.Anmelder war der Vorsitzende desNPD-Kreisverbandes Mario Schulz aus Cumlosenb. Wittenberge. ·zwei Tage vor dem Aufmarsch-Termingründete sich in Neuruppindas .. Aktionsbündnis gegen Rechts" mit demZiel, der geplanten Nazidemo etwas entgegenzusetzen.Im Bündnis befin<strong>den</strong> sich mehrereJugendvereine, Parteien und kirchliche Einrichtungen.Letztendlich wurde die NPD-Demoaus polizeilichen Grün<strong>den</strong> verboten. Eine antifaschistischeKundgebung ( .. Neuruppin gegenRechtsextremismus und Gewalt"). die das.. Aktionsbündnis gegen Rechts" organisierte,w urde von über 300 Teilnehmerinnen besucht.Trotz bzw. wegen des Verbotes versammeltensich am folgen<strong>den</strong> Tag etwa 70 Neonazis amBunker. Somit hatten sie dann doch noch ihreParty. Von der Polizei wurde das Treiben zwarbeobachtet aber geduldet. Genauso wie vomTrägerverein des Bunkers. der Initiative JugendarbeitslosigkeitNeuruppin (IJN).fn <strong>den</strong> nächsten Tagen kam es zu mehrerenverbalen und gewalttätigen Attacken gegenüberalternativen und linken Jugendlichen. AmAbend des 1 0. Aprils '99 wurde das Mitten-Drin zum wiederholten Mal von etwa 40 bis 50Neonazis überfallen. Mit Steinen und Flaschenwur<strong>den</strong> mehrere Fensterscheiben eingeworfen.Der Versuch, die Tür aufzubrechen, schlugfehl. Gäste des MittenDrin-lnfocafes wur<strong>den</strong>mit CS-Gas angegriffen und teilweise namentlichmit dem Tode bedroht. Obwohl zwei anwesendePolizeibeamte in Zivil bestätigten,daß sie die rechte Gruppe bereits <strong>den</strong> gesamtenAbend beobachtet hätten, war die Polizeientweder nicht in der Lage oder nicht Willens,diesen Angriff zu verhindern. Später wur<strong>den</strong>bei zwei weiteren Übergriffen ebenfalls mehrereFensterscheiben zerstört. Eine Wochespäter versammelten sich wiederum größereGruppen von Rechtsradikalen in der Stadt.Durch ein starkes Polizeiaufgebot war es ihnenjedoch nicht möglich, sich ungehindert zubewegen.Am 14. April '99 wurde erneut bekannt, daßdie NPD einen Aufmarsch plante, diesmal für<strong>den</strong> 24. April. Als Anmelder fungierte auchdiesmal Mario Schulz. Schutz betreibt auchdas Postfach des NPD-Kreisverbaf1des Prignitz/Ruppinund fungiert mit seinem Handy alsKoordinator verschie<strong>den</strong>ster Aktivitäten. Das.. Aktionsbündnis gegen Rechts" plante erneut.mit einer Kundgebung bzw. einem Straßenfestgegen <strong>den</strong> NPD-Aufmarsch zu protestieren.Unter dem Motto .. Für Frie<strong>den</strong>, sozialeGerechtigkeit und Demokratie. Gegen Rassismusund Faschismus!" fan<strong>den</strong> sich etwa180 Bürgerinnen auf dem Schulplatz ein. Auchdiesmal gab es mehrere Redebeiträge, Infoständeund Flugblätter, die sich gegen die Nazidemowandten . Gleichzeitig versuchten etwa40-50 Antifaschistlnnen. direkt an die rechteDemo heranzukommen. Die mit Konfetti undlautstark dargebotenen Sprechchören (..Dumm,kahl, National" u.ä ... ) konfrontierten Nazis kamenmit dieser Art von Widerstand überhauptnicht klar. Das sehr armselig wirkende Häufchenvon knapp 90 Neonazis war damit überfordert.Unruhe und Unsicherheit in <strong>den</strong> Reihender NPD-ie r waren die Folge.Schlappe der NPDDie Teilnehmer des Aufmarsches stammtenaus dem gesamten Nor<strong>den</strong> des Landes Branäenburg.Als Ordner traten die NeuruppinerRenald Christopeit, Mario Guske, ThomasPennecke und Ulf Jachtmann in Erscheinung.Ebenfalls mit der Ordnerbinde versehenwaren Marco Benack (Wittstock), der Pressesprecherdes NPD-Ortsverbands StrausbergMatthias Obst und dessen rechte HandMatthias Sterze! ebenfalls aus Strausberg.Als Redner fungierten der Wittstocker NPD-Kader, und Bundestagsdirektkandidat des letztenJahres, Sven lssler. der Hauptakteur derSilvio Reinus und MarioGuske beim NPD-Aufmarscham 24.April<strong>1999</strong>in NeuruppinUlf Jachtmann5859

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