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Hinter den Kulissen – Nr. 2 – 1999 - APAP – Antifaschistisches ...

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NeuruppinNeuruppin ist eineKreisstadt mit etwa30.000 Einwohner-Innen und ist dieflächenmäßiggrößte Stadt desLandes. Ca. 70 kmnördlich von Berlingelegen hatNeuruppin im Jahre'98 hauptsächlichals Fontanestadtvon sich Re<strong>den</strong> gemacht.Aber auchdurch zunehmendeNazi-Aktivitäten.NeuruppinDas einzige, was Neuruppin von <strong>den</strong> anderengrößeren Städten (Wittstock. Rheinsberg u.a.lder näheren Umgebung unterscheidet, ist dieTatsache, daß seit Jahren eine Antifa schistischeSzene aktiv ist. Dennoch taucht Neuruppinimmer wieder auch in <strong>den</strong> überregionalenM edien im Zusammenhang mit rechtsradika·len Übergriffen auf. Jedoch ist die Stadt diesbezüglichim Landkreis Ostprignitz-Ruppinkeine Ausnahme.Ausflug in die VergangenheitBereits Anfang der Neunziger Jahre bildetesich eine größere rechte Szene in Neuruppin.ln <strong>den</strong> ersten Jahren spielten Parteien oderOrganisationen eine eher untergeordneteRolle. Die rechte Szene machte eher durchkollektives Saufen und Randale auf sich aufmerksam.Der vorläufige Endpunkt dieser Entwicklungwar der gemeinschaftlich begangeneMord an dem Obdachlosen Emil Wendtland,durch eine Gruppe von NeuruppinerRechtsradikalen. Am 1 .Juli 1992 wurde der50jährige Wendtland erst brutal zusammengetretenund anschließend mit einem Messer erstechen.Lediglich zwei der Täter konnten ermitteltund verurteilt wer<strong>den</strong>: Remo Buchholzwegen schwerer Körperverletzung zudrei Jahren und der damals 21 jährige HaupttäterMirko Handke wegen Totschlags zu 7 JahrenJugendhaft verurteilt. Die 18 Bier (3,0 Promille),die Mirko Handke vor der Tat getrunkenhaben soll, wur<strong>den</strong> ihm dabei positiv angerechnet.Kurz nach seiner Inhaftierungforderten etwa 40 Rechtsradikale vor der NeuruppinerPolizeiwache seine Freilassung. Anschließendzog der Mob.rechte Parolen brüllend.vor das städtische Jugendfreizeitzentrum(JFZJ. Dort bewarfen sie das Gebäude und dieBesucherinnen mit Flaschen und Steinen.Mehrere Fenster gingen zu Bruch. Etliche Personenwur<strong>den</strong> verletzt. Ein juristisches Nachspielhatte dieser Angriff jedoch nicht. Bucholzund Handke wur<strong>den</strong> frühzeitig aus ihrerHaft entlassen. Sie haben mittlerweile mit derorganisierten rechten Szene Neuruppinsnichts mehr zu tun bzw. hat sich Handke deutlichdistanziert.Im November 1992 wurde auf das Aussiedlerinnenheimin Gil<strong>den</strong>hall ein Brandanschlagverübt. Die acht Beteiligten waren allesamtnicht älter als 19 Jahre. Lediglich der HaupttäterEnrico Engel (19J .) wird festgenommenund des versuchten Mordes angeklagt. Letztendlichwird er .. nur" wegen versuchterBrandstiftung zu zwei Jahren Jugendhaft verurteilt.Im Dezember '93 war Engel einer derneunRechtsradikalen. <strong>den</strong>en der Ausbruchaus der JVA (Justizvollzugsanstaltl SchwarzePumpe gelang.Auch das im August 1993, aus einer Hausbesetzunghervorgegangene. JugendWohnProjekt(JWPl .. MittenDrin" e.V.. mußte nächtlicheBelagerungen und Angriffe, unter anderemmit Schußwaffen. über sich ergehen lassen.Verletzt wurde jedoch niemand. Sämtliche polizeilicheErmittlungen gegen die Rechtsradikalenverliefen im Sande. Bereits im April desgleichen j 。ィ セ・ウ@ wurde der jüdische Friedhofin Lindow. in der Nähe Neuruppins. von Unbekanntengeschändet. Auch die Ehrenfriedhöfeder Sowjetarmee in Altruppin und Neuruppinwur<strong>den</strong> mit Parolen beschmiert oder verwüstet.FAP, NF und AndereIm Sommer '93 fand im nahegelegenen Alt-Friesack eine Sommer-Sonnenwendfeier derFMJ (Förderwerk Mitteldeutsche Jugend)statt. an der über 200 Nazis aus dem gesamtenBundesgebiet teilnahmen. Das Treffen wurdevon der Polizei aufgelöst. Nazi-Propaganda,Hakenkreuzarmbin<strong>den</strong> und verschie<strong>den</strong>e Waffenwur<strong>den</strong> beschlagnahmt.Bereits Ende 1992 (vereinzelt auch schon ab'90) tauchen zunehmend Plakate und Zeitschriften(Der Aufbruch) der mittlerweile verbotenenFreiheitlichen Deutschen Arbeiterpartei(FAPJ auf. Vor allem Vves Moch, Sandrovan Eisbergen. Heiko Walter und ThomasPennecke hielten die Fä<strong>den</strong> der NeuruppinerFAP in der Hand. Auch ein Postfach der FAPwurde in Neuruppin betrieben. Heiko Walterwar Anfang der Neunziger in Berlin aktiv. Ertauchte unter anderem in einem von Neonazisbesetzten Haus in der Weitlingstraße auf.Thomas Pennecke ist noch heute einer derführen<strong>den</strong> Köpfe der NPD in Neuruppin.Im August '93 quälten David Richterund RaimundLeddin (beide aus Vieheil über dreiStun<strong>den</strong> lang zwei junge Männer. Die Opferwur<strong>den</strong> gezwungen, Sand zu essen, sichgegenseitig zu schlagen und Nazi-Parolen zurufen. Letztlich wur<strong>den</strong> beide nackt über ein Feldgejagt. Selbst die verhandelnde Richterin sprachdabei von .. KZ-Metho<strong>den</strong>". David Richter warbereits vorbestraft. weil er einem Alkoholabhängigenmit seinen Stahlkappenstiefeln <strong>den</strong>Schädel gebrochen hatte. Er trat sein Opferzusammen, damit er ihm sein Portemonnaiestehlen konnte. Er .. nutzte" eine Schulpausezu dieser Tat. Im Knast wurde er von der Hilfsgemeinschaftfür nationale Gefangene(HNGJ betreut.Ende '93 randalierten etwa 20 NeuruppinerRechte in Jugendclubs und Gaststätten in <strong>den</strong>umliegen<strong>den</strong> Orten, wie Wustrau, Fehrbellin,Rheinsberg und Alt-Ruppin. Mit .. Sieg-Heil" -Gegröle stürmten sie die Einrichtungen undgriffen die Gäste an. Geradezu lächerlich warendie Strafen. die gegen 14 Beteiligte ausgesprochenwur<strong>den</strong>. Das war auch die Folge derBedrohung von Zeugen, die sich vor Gerichtallesamt nicht mehr erinnern wollten. Nebenetlichen Freisprüchen gab es lediglich geringeGeld- bzw . Bewährungsstrafen.Im Mai 1994 zertrümmerten etwa 50 rechteJugendliche ihren eigenen Jugendclub in derNeuruppiner Arthur-Becker-Straße. der überallnur als der Bunker bekannt ist und auch offiziellso bezeichnet wird. Damit war dieses Projektvorerst gescheitert.Folgende Personen traten bei gewalttätigenÜbergriffen (die meisten haben Verurteilungenhinter sich) immer wieder in Erscheinung:Sven Abicht, Sören Kähne, Robert Elend,Vico Gerlach, Volker auf der Tangen, JanMüller, Dirk Noltze, Mike Krekel, ReneHaack. Haack betreibt heute die Kneipe desBunkers. Marcel Vogt, Mario Kujoth, GuidoRadecke und Manuel Koch versuchen oder/undversuchten sich mittlerweile in der Zuhältereiund anderen zwielichtigen Geschäften. DerRest hat sich aus der organisierten Rechtengrößtenteils zurückgezogen. Lediglich Volkerauf der Tangen (Spitzname:Tange, vorbestraftwg. Fahnenflucht und mehrfacher Körperverletzung),der eine .. Kultfigur" der Szene ist.taucht immer wieder mal auf. Zuletzt beteiligteer sich an der Demo des Kreisverbandes derNationaldemokratischen Partei Deutschlands(NPDJ in Neuruppin am 24. April.'99.Immer wieder Angriffsziel:Das MittenDrinセャッウエ・イォゥイ」ィ・@オセ@セ・オエ・@ sゥ\GZィエセ。LN@d・ コ ・セイ N@p・ョセ@m。ョァ・セ@Im Februar '94 wur<strong>den</strong> zwei Bewohner desMittenOrins von einer Gruppe von über zehnRechten brutal zusammengeschlagen. Seidemußten im Krankenhaus behandelt wer<strong>den</strong>.Zwei der Täter. Steffen Reeck und MarioGar<strong>den</strong>, wur<strong>den</strong> zu Geldstrafen verurteilt.Im August '94 wurde das Auto einer Roma-Familieverfolgt, die Insassen mit einem Messerbedroht und am Ende das Auto demoliert. Imselben Monat war w ieder das linke lnfocafeMittenDrin Ziel eines Angriffes. Unter .. SiegHeil" - Gebrülle wur<strong>den</strong> mehrere Fensterscheibeneingeworfen.Im Frühjahr 1995 haben Unbekannte die Neuruppinermit diversen rechtenParolen Symbolen oos-pri'lht. Oie Folgensind nochIm "95 wer<strong>den</strong> Yves Moch, Thomasund· Jirka Göhfer-· .,c·m AmtsgerichtNeuruppin aus. an Beweisenfreigesproclien-. Sie 'NtJr<strong>den</strong> mit' zwei. weiterenM arie Schulz,die Nummer 4 auf derNPD-Landtagswahlliste5657

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