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Hinter den Kulissen – Nr. 2 – 1999 - APAP – Antifaschistisches ...

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KönigsWusterhausenMilitante Nazistrukturen, faschistischeÜbergriffe und einrechter Konsens waren schonzu Wendezeiten Thema. wennvon KW die Rede ist. Das rechteHooliganpotential der Wende-und Vorwendezeit schloßsich Anfang der 90er Jahredem Ortsverband der NationalistischenFront (NF) an.der bald zum größten in ganzOstdeutschland avancierte.Parallel dazu versuchten viele Naziskins, sichaußerhalb .. legalistischer" Parteien einzubin<strong>den</strong>.Bald gab es in KW ein international bekanntesKontaktpostfach des Ku Klux Klan.Es bildete sich eine - wegen ihrer Brutalitätweit über KW und Umgebung hinaus bekannte- Nazistruktur um das von CarstenSzczypanski herausgegebene Fanzine UnitedSkins. ln <strong>den</strong> Jahren 1990 bis 1995 gab esim Landkreis KW mehrere Anschläge. Überfälle.Morde und Angriffe gegen mißliebigeund behinderte Personen, .. Linke". und Nichtdeutsche.Ein besetztes Haus wurde mitscharfer Munition beschossen, Obdachlose zuTode getreten. Drohbriefe in Schulen ausgehangen.Aufmärsche am Soldatenfriedhof inHalbe bei KW organisiert (an <strong>den</strong>en Nazis ausganz Europa teilnahmen) und das bezugsfertige Asylbewerberheim in Dolgenbrodt vomNFSkin Silvio Jankowski niederbranntNachdem die NF 1992 verboten wurde undbei KWer Nazis wegen etlicher GewalttatenErmittlungsverfahren und Hausdurchsuchungenstattfan<strong>den</strong>. wurde es zunächst ruhiger.Scharfe Waffen, unzähliges Propagandamaterial'und .. schwarze Listen" wur<strong>den</strong> beschlagnahmt.Einige .. Kameradinnen" machten belastendeAussagen und zogen sich zurück. andereversuchten es erfolgreich als seriöse Geschäftsmänner.einige mussten Haftstrafenantreten, und wieder anderen wurde der Bo<strong>den</strong>zu heiß. und sie zogen nach Bayern.Ab 1995 begann sich die Szene neu zu organisieren.Neulinge, vor allem von <strong>den</strong> Gesamtschulen,dem Jugendclub "Oase" und aus demFußballumfeld, wur<strong>den</strong> dazu gewonnen.Als harter Kern der militanen Naziszene vorOrt kristallisierte sich .. United Skins KW' heraus.Diese Kameradschaft, bestehend aus ca.dreißig 18- bis 28-jährigen Naziskins. verfügtüber beste Kontakte ins ln- und Ausland. So wur<strong>den</strong>konspirativ Konzerte u.a. mit der schwedischenNaziband .. Storm" organisiert. Kneipenim KWer Umland dienen hierbei als Auftrittsorte.Auch Fußballturniere, an <strong>den</strong>en bis zu elfKameradschatten aus ganz Deutschland teilnahmen.fan<strong>den</strong> von United Skins organisiertstatt. Als Anmelder fungierte der ehemaligeKu-Kiux-K/an-Aktivist Ralf Luckow. Ansonstenkönnen es sich die Rechten aus KW .. leisten".sich vor allem überregional zu .. engagieren".Aufmärsche, Konzerte und Fußballspiele w er<strong>den</strong>regelmäßig besucht. Mehrmals wurde aufgemietete Reisebusse zurückgegriffen (z.B.im März 1997 zl.(r Wehrmachtsaustellung nachMünchen). Als erfahrene BFC-Hooligans. mitlangjährigen Kontakten zu militanten Nazis inSkandinavien und Großbritannien, bis hin zuKontaktnummern in <strong>den</strong> USA(!). ist der harteKern überall dabei, wo er Auseinandersetzungenvermutet. Marco Uetz (aus Wildau beiKW). Ralf Luckow. Marcolf Brummlig. StefanDombroese, Sven Häußler, Mathias Kindel,Michel Manko, Christian Weimann und DirkSchildhauer gelingt es mit einer Mischungaus Musik, Fußball. Randale und Politik dieUnited Skins auch für Jüngere attraktiv zumachen. Gezielt wer<strong>den</strong> dann einzelne Jungfaschoseingebun<strong>den</strong>. Der Jugendclub Oasedient hierbei als Rekrutierungsfeld. Der damals17jährige Michel Manko aus Zeesen bei KWwar profilierungssüchtiger Jungskinhead. deraus der Oase heraus gern mal zu Angriffen aufmißliebige Passantinnen und zu .. Besuchen"in anderen Jugendclubs mobilisierte. Heute.. darf" der 19jährige bei überregionalen Aktionenschon in erster Reihe mit dabei sein. Sogeschehen am 21.11.1998, als 50 Nazis - invorderster Front acht United Skins aus KW -eine linke Demo in Berlin angriffen, die sichgegen das Cafe Germania richtete.Nachdem KW wegen einer Antifa-Demo imHerbst 1998. die sich gegen <strong>den</strong> Ansatz der akzeptieren<strong>den</strong>Jugendsozialarbeit mit Rechtsradikalenin der Oase richtete, in die Schlagzeilengeriet. gab United Skin- und Ex-Nf.SchlägerStefan Dombroese in der Oase dem TV-Sender3sat ein Interview. Zwei 16jährige saßenneben ihm und pflichteten dem .. Chef" bei.Eine Scharnierfunktion hat in diesem Zusammenhangdie .. Koma Kolonne". Als Fußballmannschaftder Oase tritt sie bei KW- undkreisweiten Turnieren gegen Mannschaftenanderer Jugendeinrichtungen an. Zu Spielender .. Koma Kolonne" fahren als Mitspieler,aber hauptsächlich als Unterstützung von <strong>den</strong>Zuschauerrängen aus. auch United Skins. lnzwischensind Bedrohungen vor und währendder Spiele selten gewor<strong>den</strong>. ihren Mythosmuß die .. Koma Kolonne" nicht jedesmalneu bekräftigen.ln KW selbst sind die bei United Skins Organisiertenvor allem in Sachen Anti-Antifa aktiv.Kaum ein Älterer oder mit entsprechen<strong>den</strong>Kontakten ausgestatteter Nachwuchsschlägerw ird zurechtgewiesen, wenn Feiern in Schulenund Jugendclubs gestört wer<strong>den</strong>. Zu großist die Angst vor der Mobilisierung weitererKamera<strong>den</strong>. So hat dann auch die Polizei einProblem, für .. Ruhe und Ordnung" zu sorgen.wenn es innerhalb der KWer Naziglatzen eineentsprechende Mobilisierung gab.Dies zeigte sich am 22. März 1998, als Beamtevon LKA und KWer Polizei überrascht dastan<strong>den</strong>.als plötzlich ca. 25 United Skins einvon der Kirche organisiertes Anti-Rassismus-Fest umstellten und anfingen. die Besucherinnensystematisch zu fotografieren.Ebenfalls militärisch gingen diese vor. als esdarum ging, das Publikum des als .. links" verschrieenenStadtjugendrings zu überraschen.Zuvor hatten Naziskins im Alter von 18 bis 28Jahren (unter ihnen Michel Manko und DirkSchildhauer) in .. White-Power"-T-shirts voreinem städtischen Volley-Ball-Fest einen 16-jährigen Punk angegriffen.Die aus dem Stadtjugendring zu Hilfe eilen<strong>den</strong>Jugendlichen sollten nun aufgesucht wer<strong>den</strong>.Nachdem das Gebäude von ca. zwanzig Nazisumstellt wurde. drangen mit Totschlägern undHandschuhen ausgerüstete Nazis ein, allenvoran Ralf Luckow und Christian Weimann.Zufällig waren jedoch kaum noch Besucherinnendort, so daß es keine Schwerverletzen gab.sondern bei Fausthieben der Nazis .. blieb" .ln <strong>den</strong> Tagen vor der am 17. Oktober 1998stattfin<strong>den</strong>eo Antifa-Demo postierten sich KWerNazis vor vermeintlich linken Treffpunkten undfotografierten das Publikum. Um zu verhindern,daß die Demo vor die Oase ziehen durfte,meldete United Skin und Oase-BesucherSven Häußler eine Gegendemo an. Dennochsammelten sich die KWer Neonazigrößen am17. Oktober nicht auf einer Gegenveranstaltung,sondern sie versuchten am Rande Antifa-Demonstrantlnnenanzugreifen. Marcolf Brumm·lig, dessen Vater Mitglied der Stadt-SPD ist,begann die Demo bei ihrem Gang durch dasNeubaugebiet zu filmen. Bei nach KW mobilisiertenNazis aus Frankfurt/ Oder. Guben undPotsdam wur<strong>den</strong> Waffen aller Art beschlagnahmt.Königs WusterhausenEric Otto (2. v. links), Marco Lietz (3. von links) und Maik Paul(rechts). Eric Otto und Maik Paul hatten 1991 mit einem Kleinkalibergewetvauf,einen. A-n:tifa geschossen und wur<strong>den</strong> 1997 dafürzu Bewährun-gsstra-fen verurteilt. Bei Lietz fand die Polizei im August199-l. scharfe Munition und Handgranaten.5253

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