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Hinter den Kulissen – Nr. 2 – 1999 - APAP – Antifaschistisches ...

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CottbusRausH grölend unter dem wachsamenAuge des Gesetzes durch <strong>den</strong>Cottbuser Bahnhof. Später begleitetdie Polizei. an diesem Tag sogarmit einem Hubschrauber ausgestattet.ca. 50 Reichskriegsflaggentragende Nazis zum Stadionder Freundschaft. wo an diesemTag das Fußballspiel EnergieCottbus gegen St Pauli stattfindetKurz vor Ende des Spieles verläßteine größere Gruppe das Stadionund greift die Busse der Pauli Fansan, einige Scheiben gehen zuBruch.Auf dem Weg vom Stadion wer<strong>den</strong>auch einige Scheiben des EineWeft La<strong>den</strong> Hauses zerstört.Gegen 17. 30 Uhr sammelt sicheine Gruppe von 50 - 70 Nazis aufdem Busbahnhof. Diese Gruppebewegt sich gezielt zum Jugendbegnungszentrumdes Vereins fürein multikulturelles Europa in derBahnhofstraße. Auf dem Weg jagensie noch einige Jugendliche.Die Nazis versuchen in das Hausdes Vereins einzudringen, zerstörenFensterscheiben beschimpfenund bedrohen die sich im Hausbefindlichen Jugendlichen.Die Polizei läßt sich herab, auchmal vorbeizuschauen, die Naziserst einmal abzudrängen. um siespäter in Kleingruppen wiederdurchzulassen. Eine Anzeige desVereines wollen die anwesen<strong>den</strong>Polizisten nicht aufnehmen. Siehalten <strong>den</strong> Vorfall auch nicht für so ·bedeutend. daß sie eine Presseerklärungherausgeben. Auf Nach·frage von Journalistinnen betonensie auch, daß nur ein Drittel derFestgenommenen Cottbuser seien.11.06.<strong>1999</strong>ln der Straßenbahnlinie 2 wer<strong>den</strong>gegen 19.00 Uhr zwei Jugendlichevon zwei Nazis angepöbelt DenJugendlichen wer<strong>den</strong> außerdemSchläge angedroht. Die Nazissingen rassistische Lieder. Als siean der Stadtpromenad e ausstei·gen. treffen sie auf andere nationaleMitstreiter und singen gemeinsamweiter.Gegen 21.00 Uhr wird in einer ausSachsendorf kommen<strong>den</strong> Straßenbahneine Gruppe von elf afrikanischenAsylbewerbern, die sich inBegleitung von sieben deutschenquenz aus diesem Zustand gezogen. Er ver- .,läßt <strong>den</strong> Verein. Die Gründe für seinen Umzugnach Karlsruhe sind Rassismus, Frem<strong>den</strong>haßund Pöbeleien außerhalb des Stadions.Schulen und in JugendklubsEine rechtsorientierte Ideologie und ihr Lifestylew ur<strong>den</strong> in Cottbus wie auch in vielen anderenStädten zu einer prägen<strong>den</strong> .. Kultur" fürJugendliche. Die Aktionsfelder der rechtsextremorientierten Jugendlichen sind natürlichSchulen und die Jugendklubs.Jugendliche Nazis treten an <strong>den</strong> meistenSchulen in Erscheinung. Oft sind sie in derLage, Diskussionen an der Schule oder im Unterricht zu beeinflussen. Immer wieder wer<strong>den</strong>Flugblätter verteilt.Die Lehrerinnen stehen dieser Situation meisthilflos gegenüber. ignorieren sie oder versuchensie abzuwerten. Öffentlich zur Sprachegebracht wird sie selten. und wenn, dann nur inHinblick auf die ausgeübteGewalt. So wer<strong>den</strong>wohl auch in ZukunftrechtsorientierteSchülerinnen zunehmendSchulen dominieren.Cottbusbleibtdeut:sch!Scböntr Wobntn in Cbs.Aktion "Dreck muß weg"Am 27. März 1998kam es an der 1 . Gesamtschulein Sandow zu einem brutalenÜberfall auf einen Schüler afghanischer Herkunft.Während des Unterrichts stürmte einmaskierter Mann in die Klasse, w ährend einzweiter Mann an der Tür w artete. Der ersteschlug gezielt auf <strong>den</strong> Schüler ein, der schwereVerletzungen erlitt. Nur ein anderer Schülerversuchte, einzugreifen. Die Täter konnten unerkanntentkommen. Dieser Vorfall ist nur einHöhepunkt der rechtsextremen Vorfälle anCottbuser Schulen.Ebenso sind in <strong>den</strong> meisten Cottbuser Jugendklubsjugendliche Nazis anzutreffen. Sie tretenin größerer Zahl auf. bedrohen und diskriminierenmittels physischer und psychischer Gewaltandersdankende und -aussehende Jugendliche,die so aus <strong>den</strong> Klubs hinausgedrängt wer<strong>den</strong>.Diese Entwicklung w ird im allgemeinen von <strong>den</strong>Betreiberinnen und Angestellten hingenommen.Die Diakonie unterhält in Cottbus-Sachsendorf<strong>den</strong> Jugendklub Flash 29. Schon 1997 fiel derhauptsächlich von rechten Jugendlichen besuchteKlub auf. ln dem Sozialzentrum, in dasder Klub integriert ist. sind außerdem ein Behindertenvereinund eine Flüchtlingsberatungsstelleansässig.Dort undim UmfeldNull Bock auf des Klubskam es wiederholtzuSchwindlersÜbergriffenMjgtfdurch Nazis.Schluß mit der rassistischen 1998 wurdeAnti-Deutschen-Hetze in Rene KoswigalsPresse, Funk und Film!Deutsche, wacht aufl ABM-Krafteingestellt.Koswig warstellvertretender Vorsitzender der DA. M ittlerweilew ird der Klub ausschließlich von jugendlichenund schon aus DA-Zeiten b.ekanntenNazis besucht.Die einzigen Reaktionen auf das Öffentlichmachender Tatsache, daß Koswig als ABM-Kraftin einem Jugendklub tätig ist, waren zum einendie Aussage eines anderen Jugendhilfeträgers.dies sei Personalangelegenheit derDiakonie, da mische man sich nicht ein. undzum anderen die Aussage der Diakonie. KoswigsAnstellung sei Sache des Arbeitsamtes.Ein großes rechtes PotentialEinschränkend muß gesagt wer<strong>den</strong>. daß sichdie Darstellung der rechtsextremen Szene indiesem Beitrag hauptsächlich an Organisationsstrukturenorientiert. Ein rechtsextremesWeltbild ist aber nicht in erster Linie an eineParteimitgliedschaft o.ä. gebun<strong>den</strong>. Rassistischeund nationalistische Vorstellungen sindgesellschaft lich soweit akzeptiert. daß sichrechtsextreme Ideologie auch ohne Zutun beispielsweise der NPD reproduzieren kann. Undum solch ein W eltbild gew alttätig umzusetzen,bedarf es auch keines Parteibuches in derTasche. Die Funktion rechtsextremer Parteienund Vereinigungen besteht zum großen Teildarin, in <strong>den</strong> rechten Mainstream ordnend einzugreifenund seine Organisation zu fördern.Cottbus verfügt über ein großes Potential anrechtsextrem Orientierten. Es ist zu beobachten,daß sich die einzelnen Jugendlichen undCliquen, auch durch <strong>den</strong> Einfluß von NPD undJN, zunehmend vernetzen und handlungsfähigeOrganisationsstrukturen entwickeln. Momentanwäre es noch falsch zu behaupten, dieNaziszene würde in der Stadt generell eineHegemonie ausüben. Sie versucht es. und ineinigen Räumen dominiert sie bereits: in bestimmtenJugendklubs und Wohnvierteln. inSchulklassen, im FC-Energie-Fanblock ... ln ihremKampf um die Hegemonie und in der aggressivenVerdrängung von allem und allenNicht-Rechten ist die Naziszene sow eit, daßsie zum einen für eine große Zahl Jugendlicherprägend ist und gesagt w er<strong>den</strong> kann:Rechts ist 'normal'. Zum anderen ist es fürAusländerinnen, Linke, nicht-rechte Jugendliche{lebens)gefährlich, sich in der Stadt zu bewegen.Zudem muß Cottbus bei fehlenderIntervention damit rechnen. daß rechtsextremeOrganisationsstrukturen weiter ausgebautwer<strong>den</strong>. daß das rechtsextreme Potential1n dieser Stadt gebündelt w ird und in die Lagekommt. in politische Auseinandersetzungeneinzugreifen.Ob es der Stadt gelingt, diese Entwicklungaufzuhalten, bleibt offen, meint doch z.B. einstädtischer Politiker, Jugendliche seien rechts,weil das deutsche Nationalbewußtsein nichtgenügend gepflegt werde: .. Nationales Selbstwertgefühl,das offene Bekenntnis zur deutschenNation ist <strong>den</strong> demokratischen Parteiender M itte abhan<strong>den</strong> gekommen. ( .. .) Auch somacht man <strong>den</strong> rechten Rand stark und eineProtesthaltung salonfähig."' 7 Der das sagt,heißt Wolfgang Bialas. ist CDU-Kreisvorsit·zender und städtischer Beigeordneter fürRecht, Sicherheit und Ordnung.Quellen:1) Informationsbroschüre der Cottbuser Stadt·verwaltung2), 3), 4) Lausitzer Rundschau, 2.6.<strong>1999</strong>5) Langener Erklärung, Gründungsautruf desKDS6) Frontalkraft, .. Wenn der Sturm sich erhebt"7) l。オ ウ ゥ エコセイ@ Rundschau. 18.5.1998CottbusFrauen befan<strong>den</strong>, von 20 - 25 Nazisangegriffen. Die Nazis steigen inder Gelsenkirchner Allee ein. grölen. Ausländer raus·. beschimpfendie Frauen mit . Rassenschande"und beginnen auf die Asylbewerbereinzuschlagen. Höhe Thiemstraßewird eine Notbremse gezogen, dieNazis steigen aus und bewerfenihre Opfer mit Steinen. Die Gruppeder Angegriffenen fährt noch zweiStationen und läuft bis nach Sandow,um von dort <strong>den</strong> Krankenwagenzu alarmieren. Dann kommtauch endlich die Polizei.Drei der Opfer müssen im Krankenhausbehandelt wer<strong>den</strong>, eineschwangere Frau muß einige Tagedort verbringen. Als die drei mitdem Nachtbus ins Heim zurückfahren,wer<strong>den</strong> sie w iederum von einerGruppe Nazis angepöbelt.Gegen 22.00 Uhr grölt eine Gruppevon Nazis im Bereich Straße derJugend I Busbahnhof . Hoch dienationale SolidaritätH.12. 06. <strong>1999</strong>Vor einem Hauseingang in Madlowwer<strong>den</strong> zwei Jugendliche mit.Scheiß ZeckenH beschimpft18.06.<strong>1999</strong>Gegen 0.45 Uhr greift eine Gruppevon 10- 15 Nazis das Jugendbegnungszentrumin der Bahnhofstr. 45an. Sie grölen Parolen, zerstörenFensterscheiben, versuchen dieTür aufzubrechen, klettern die Fassadehoch. Die Polizei kommt nachzwei Telefonanrufen gegen 1.00Uhr vorbei, und begrüßt die Jugendlichenim JBZ mit <strong>den</strong> Worten:• Was habt <strong>den</strong>n Ihr schon wiedergemacht?".Am Abend hatte es wieder einmalein Fußballspiel des 1. FC EnergieCottbus gegeben, nach dem schongrößere Gruppen von Nazis I HooligansParolen gröl end, die Straßeder Jugend entlanggezogen sind.Diese Chronologie erhebt keinerleiAnspruch auf Voll ständigkeit4041

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