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Hinter den Kulissen – Nr. 2 – 1999 - APAP – Antifaschistisches ...

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BernauBernautau, die ihre Unterstützung anboten. Ihnenwurde Hausverbot erteilt. die ABM-Kraft fristlosgekündigt und der Klub vorübergehend geschlossen.Nach entsprechen<strong>den</strong> Hinweisenreagierte die Stadtverwaltung schnell undhatte durch entschlossenes Handeln einenwesentlichen Anteil daran, daß der Unterwanderungsversuchder Nazis scheiterte.Von <strong>den</strong> Angehörigen der rechten Szene Bernauswird die Situation selber so empfun<strong>den</strong>.daß sie sich aus <strong>den</strong> Jugendeinrichtungenausgegrenzt fühlen. Die einzigen Treffmöglichkeiten,die sie nutzen können, ·sind Kneipen.w ie z.B. Weißer Hirsch und andere öffentlicheRäume, wie z.B. die Bahnhofspassage. ImWeißen Hirsch treffen sich eher die älterenRechten. während in der Bahnhofspassagevor allem die rechten .. Kids" abhängen.Naziparteien und OrganisationenEs gibt kaum Informationen über die Existenzvon Orts- bzw. Kreisverbän<strong>den</strong> oder anderenBasisorganisationen von rechten Parteien inder Stadt. Im Sommer 1998 gab es Bestrebungen,eine Parteiorganisation des BundFreier Bürger {BFB) aufzubauen. Zur Kommunalwahltrat die Person. die sich dabei starkengagierte, als Einzelkandidat in einer BernauerNachbargemeinde (Schwanebeck) an.Die Deutsche Volksunion (DVU) und die Republikaner(REPJ traten nur im Zuge derBundestagswahlen 1998 in Erscheinung. Sieließen Postwurfsendungen verteilen, schafftenes aber nicht, eigene Leute in Bernau zurWahl zu stellen. Die REPs versuchten außerdemnoch mit Aktivisten aus Eberswalde zuplakatieren - dies aber auch ohne Erfolg.Die Nationaldemokratische Partei Deutschlands/JungeNationaldemokraten {NPDJJNJhat dagegen mehr Ausstrahlung - vor allemauf Jüngere. 1998 waren in Bernau zwei Parteimitgliedschattenbekannt. Dennoch habensie Schwierigkeiten, akzeptiert zu wer<strong>den</strong>, habenwenig Zulauf und sind unbeliebt. Währendder Wahlen 1998 tauchten vermehrt Aufkleberauf. und es wurde auch erfolglos plakatiert.Dabei waren die Plakatierer- zwei PKWsmit acht Leuten- nicht aus Bernau. Daß esweiterhin Kontakte in Richtung NPDJJN gibt.bezeugen aber Aufkleber, die Ende April <strong>1999</strong>in Bernau verklebt wur<strong>den</strong>. Weitere Aktivitätenwaren nicht zu verzeichnen. Eine BeteiligungBernauer Nazis an NPD-Aufmärschen istnicht bekannt.Kameradschatten - auch in "bernau1998 hat sich eine Kameradschaft Kreis Barnimgegründet. Der Kern besteht aus ca.sechs Leuten, die sich vom KameradschaftsbundBarnim wie auch der NPD abgrenzenund jede Zusammenarbeit ablehnen. Sie verstehensich als Skinheads, als .. deutsche Patrioten".und nicht als Nazis. Sie wollen nichtpolitisch arbeiten. sondern sehen sich mehrals sozialer Zusammenhang mit Partys, Unterstützungim Alltag und .. für einander da sein" .Die meisten von ihnen haben längere "Knasterfahrung"- von Körperverletzung bis zu Totschlag-. sind im Alter von Anfang bis Mitte 20und haben die üblichen Alltagsprobleme; d.h.sie haben keine abgeschlossene Ausbildung,keine Arbeit und leben von Sozialhilfe. Diemeisten von ihnen sind Familienväter und aufBewährung. Soweit bekannt. geht momentanvon ihnen in Bernau keine Gewalt gegen Ausländerinnenetc. aus. Gründe dafür liegen inerster Linie bei ihren Bewährungsstrafen. Eshandelt sich bei der Kameradschaft um eineClique, die ke1ne Lust auf Zulauf, insbesonderenicht auf Jugendliche, hat.Der Kameradschaftsbund Barnim (Eberswalde)hat in Bernau bisher wenig agiert. Allerdingstauchten im April <strong>1999</strong> selbstgefertigteAufkleber der Kameradschaft um <strong>den</strong> Bahnhofherum und in Richtung Berufsschule auf. Daherbesteht die Vermutung, daß ein oder mehrereLeute aus deren Umfeld die Berufsschulein Bernau besuchen.ln <strong>den</strong> Gemein<strong>den</strong> um Bernau existieren rechteGruppen, die auch innerhalb der Stadt agieren.So wur<strong>den</strong> an Himmelfahrt <strong>1999</strong> fünf Leutevon 16 Rechten (neun Männer. sieben Frauen)angegriffen. Dabei wur<strong>den</strong> zwei von <strong>den</strong> Angegriffenenverletzt. Zwei Passantinnen. dieeingriffen. konnten die Nazis vertreiben.Kulturelle Situationln Bernau kann man von einer Dominanz nicht·rechter bis linker jugendkultureller Aktivitätensprechen. Es gibt verschie<strong>den</strong>e jugendkulturelleSzenen, die sich von Nazis und Rechtenabgrenzen, z.B. Skinhead-, Party-, Hip-Hopszene.... Die einzige Möglichkeit in Bernau fürRechte, sich kulturell zu engagieren, ist derprivate Raum .Seit 1993 findet jedes Jahr um <strong>den</strong> 8. Mai einantifaschistisches Straßenfest in Bernau statt.An dem Fest beteiligen sich verschie<strong>den</strong>steGruppen und Initiativen aus der Stadt und demUmland. ln diesem Jahr fand um das 7. antifaschistischeStraßenfest herum die zweiteAntifa-Woche statt. Durch die Antifa-Woche,das Straßenfest oder ein <strong>Antifaschistisches</strong>Fußballturnier wird versucht, die Stadtbewohnerinnenfür die Problematik zu sensibilisieren. Gleichzeitig wird eine Basis für Bündnisseund Diskussionen geschaffen. Leider sind<strong>den</strong>noch auch in Bernau Rechtsextreme imStraßenraum präsent und prägen so dasStadtbild mit.Durch jahrelange Bündnisarbeit und Mitarbeitin verschie<strong>den</strong>en Gremien der Kommune sindlinke Positionen in der Stadt fest verankert. Esgibt inzwischen die Möglichkeit, die ·Kommunalpolitikmit zu gestalten. Selbstverständlichhat dieser Einfluß seine Grenzen, <strong>den</strong>nochstellte er sich als sehr wirksam heraus.Öffentliche InstitutionenDie Position der Polizei und Justiz in Bernau istgegenüber Rechtsextremen relativ eindeutig. Eswird, wenn sie etwas mitbekommen, durchgegriffenund ermittelt. Seit dem Bernauer Polizeiprozeß,bei dem mehrere Beamte der BernauerWache wegen Mißhandlungen von Vietnamesinnenverurteilt wur<strong>den</strong>. gab es in derBernauer Polizeiführung keine Ten<strong>den</strong>zen mehr,rassistische Übergriffezu vertuschen bzw. derenAufklärung zu verschleppen.Es gibt aber auch in Bernauwie in allen anderenBran<strong>den</strong>burger Städteneinen Rückhalt in der Bevölkerungfür rechtsextremeund rassistischeVerhaltensweisen undIdeologien. So gab esBestrebungen der CDUund SPD, das Denkmalfür die Opfer des Faschismusabzureißen,womit sie in der Stadtverordnetenversammlungjedoch scheiterten. Undder Chef des .. GewerbevereinsBernauer Innenstadt"bezeichnete .. Rechte"bei einer öffentlichenPodiumsdiuskussionzum Thema .. Zivilcourageund Aktion Noteingang" im Februar <strong>1999</strong>als .. die Ju<strong>den</strong> von heute" und forderte, die"Rechten nicht so sehr auszugrenzen". Desweiterenversucht speziell die CDU, gegen -aus ihrer Sicht - linke Projekte zu unternehmen.So stellt sie in regelmäßigen Abstän<strong>den</strong>Inhalte und Finanzierungen von diesen Projektenin Frage.Eine positive AusnahmeOrganisierten Neonazis gelang es bisher -noch - nicht. in Bernau Fuß zu fassen undStrukturen aufzubauen. auch wenn deutlichist, daß es eine unorganisierterechte Szene inBernau gibt. Antirassistinnenund Antifaschistinnenin der Stadt setzenjedoch mehr auf eigenesAgieren - z.B.durch Veranstaltungen,Konzerte, Partys - stattdarauf. nur auf Nazis zuNョ・イ・ゥァ。セイ@ So gibt es inBernau nicht die pure.. Anti-Nazi-Arbeit". sondernauch das Bewahreneigener Möglichkeitenpolitischen Handelns.Diese Chance bestehtnur, weil es keine festenNazistrukturen gibt, von<strong>den</strong>en Gefahr ausgehenwürde. Damit ist dieStadt in Bran<strong>den</strong>burgeine absolute Ausnahme.セ M ᄋ M ᄋ@Attmintllt ftutbmKeindeutsches BlutfürNATO-Intressen!nationales llllll 5o;ial cs Flhtio ns i.Jlinl:Jnism ittcl l)cutSdllOnl)1\ws Uormm Postfod) ID Di' D-l lfiZD3 e「」イウッャセ」@3435

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