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Hinter den Kulissen – Nr. 2 – 1999 - APAP – Antifaschistisches ...

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FaschistischeMordein Bran<strong>den</strong>burgDie Menschen, die in <strong>den</strong> letzten Jahren von Faschisten in derBundesrepublik ermordet wur<strong>den</strong>, sind schnell vergessen.Wir dokumentieren an dieser Stelle die bekannt gewor<strong>den</strong>enfaschistischen und rassistischen Morde im Land Bran<strong>den</strong>burgin <strong>den</strong> Jahren 1990 bis Mitte <strong>1999</strong>, um noch einmal daskonkrete Ausmaß faschistischer und rassistischer Gewaltdeutlich zu machen. Diese Zusammenstellung erfolgte aufgrundvonPresseberichten, so daß uns die Namen der Opferund Täter oft nur in Abkürzungen bekannt sind. Die Mehrzahldieser Morde wer<strong>den</strong> vom LKA Bran<strong>den</strong>burg und dem Verfassungsschutznicht als faschistisch bzw. rechtsextremistischbewertet, auch wenn sich die Täter in Gerichtsverhandlungenöffentlich zu ihrer Gesinnung bekennen. So wurde beispielsweiseder Mord an Timo Kählke durch Mitglieder der faschistischenWehrsportgruppe .. Werwolf-Jagdeinheit-Senftenberg"im Dezember 1992 vom Verfassungsschutz nicht als .. rechts-24extremistische Tat" eingestuft, .. da die Täter ihr Opfer ausGeldgier ermordeten". Der Verfassungsschutz verschweigthier allerdings, daß die Mörder von Timo Kählke das Geld zurBezahlung von Waffenkäufen verwen<strong>den</strong> wollten.Die Kriterien staatlicher Stellen sind für uns unhaltbar. Denndie menschenverachtende faschistische und rassistischeIdeologie und die daraus resultierende Nichtachtung für dasLeben anderer Menschen bzw. von Menschen. die als.. Menschen 2. Klasse", .. lebensunwert" etc. definiert wer<strong>den</strong>.sind eindeutige Ursache für die nachfolgend dokumentiertenMorde. Wir haben uns zwar bei der Chronologiebewußt auf Bran<strong>den</strong>burg beschränkt, möchten aber ausdrükklichan die über einhundert Ermordeten des faschistischenTerrors in der gesamten Bundesrepublik aus <strong>den</strong> Jahren 1990bis <strong>1999</strong> erinnern.24./25. November 1990, EberswaldeDer angelanisehe Vertragsarbeiter Amadeu Antonio wird nachdem Besuch des .. Hüt tengasthofs" auf offener Straße von einerGruppe faschistischer Skinheads zu Tode geprügelt undgetreten. zwei weitere angelanisehe Vertragsarbeiter w er<strong>den</strong>schwer verletzt. Zwei anwesende Zivilpolizisten schauen zu.ohne einzugreifen. Mitte September 1992 wird Sven BÖCKERwegen Mordes an Amadeu Antonio zu dreieinhalb Jahren Haftverurteilt. hinzu kommen bei Sven BÖCKER noch einmal vierJahre Haft wegen Totschlags an einem Mann in Hohensalchow(s. u.l. Im Mai 1993 wird auch das Urteil gegen Kay-Nando BÖCKER. viereinhalb Jahre Haft. wegen Mordes anAmadeu Antonio rechtskräftig. Kay-Nando BÖCKER war Kontaktpersonder verbotenen NF. Das Strafverfahren gegen diePolizisten wegen .,unterlassener Hilfeleistung" wird im Dezember1993 eingestellt. Ebenfalls im Dezember 1993 stelltedie Antirassistische Initiative Berlinerfolglos Strafantrag gegen25 weitere an der Tat beteiligte Skinheads.13. April1991, RathenowDer sowjetische Oberstleutnant A. Rustanow wird in Rathenowvon einem Naziskin gezielt mit dem Auto überfahren undstirbt. (Märkische Allgemeine Zeitung, 16.4.1991)1. Dezember 1991, Hohenselchow, KreisAngermündeEin 30jähriger Mann w ird von neofaschistischen Skinheadsaus seinem Auto gezerrt und anschließend so schwer verletzt.daß er wenig später stirbt. Sven BÖCKER wird für diesenMord zu vier Jahren Haft verurteilt, sechs weitere Tatbeteiligtewer<strong>den</strong> zu Bewährungsstrafen von sechs bis sechzehn Monatenverurteilt. (u. a. Der Tagesspiegel, 4.12.1991 J12. Dezember 1991, Sanftenberg bei CottbusDer 27jährige Timo Kählke wird von <strong>den</strong> Mitgliedern der neofaschistischen'Werwolf Jagdeinheit Senftenberg' Werner KLO-CKE. Daniel LANGNER, Maik HOFF MANN und Silvio KÖ-CHEL bei Sanftenberg in seinem Auto erschossen und anschließendverbrannt. Im Januar 1994 wer<strong>den</strong> Werner KLO-CKE und Daniel LANGNER wegen Mordes zu jeweils fünfzehnJahren Haft, bzw. neun Jahren Jugendhaft verurteilt. MaikHOFFMANNN erhielt vier Jahre und sechs Monate Jugendhaft;Silvio KÖCHEL drei Jahre Haft. Sieben weitere Mitgliederder 'Werwolf Jagdeinheit' wur<strong>den</strong> nach wenigen Tagen ausder Untersuchungshaft entlassen.3.Januar1992,GranseeVor der Discothek "Zur Wolfshöhle" in Klein-Mutz wird der19jährige lngo L. aus Grünberg von cct. 15 faschistischen Skinheadswegen einer Lappalie angegriffen und zusammengeschlagen.lngo L. stirbt vor dem Eintreffen des Notarztes. Dermutmaßliche Mörder Oliver Z. aus leh<strong>den</strong>ick wird nach dreiTagen aus der Untersuchungshaft entlassen. (Berliner Morgenpost,7.1.1992)6. April 1992, PotsdamEin 34jähriger Flüchtling aus Bulgarien wird erstochen in einemWald gefun<strong>den</strong>. Die Polizei vermutet ein Verbrechen,macht jedoch keine weiteren Angaben. (Der Tagesspiegel,7.4.1992)1. Juli 1992, NeuruppinDer 50jährige Obdachlose Emil Wendland wird im NeuruppinerRosengarten von drei faschistischen Skinheads überfallen,Faschistische Mordegeschlagen, getreten und dann erstochen. Der hauptbeteiligteSkinhead Mirko H. w ird Ende Oktober 1993 wegen Totschlagszu einer Jugendstrafe von sieben Jahren verurteilt und Anfang1997 aus der Haft entlassen. (Oranienburger Generalanzeiger,30.1 0. 1993)5. Juli 1992, Kreis PasewalkEine Gruppe von zwanzig Flüchtlingen wird bei dem Versuch,die polnisch-deutsche Grenze zu überqueren, von zwei Jägernbeschossen. Als sich zwei der Flüchtlinge aufrichten. um dieSituation einzuschätzen, wer<strong>den</strong> sie erschossen. Die Jägerflüchten nach der Tat. (Die Welt, 7. 7 .1992)7. November 1992, lehninDer 51 jährige Obdachlose Rolf Schulze wird von faschistischenSkinheads aus Ludwigsfelde zusammengeschlagen. imKolpinsee ertränkt und anschließend verbrannt. Die drei Mördersind in der verbotenen Nationalistischen Front (NFJ organisiert.Marco WENZEL war Mitbegründer der NF-OrtsgruppeLudwigsfelde. Daniel KRÜGER und Thomas SDZUJ warenebenfalls Mitglieder in der NF-Ortsgruppe. Alle drei bekundetenim Prozeß, sie seien außerdem Mitglieder der faschistischenSchönefelder Sturmtruppe. Daniel KRÜGER w ird im Juli1993 zu neun Jahren Jugendhaft, Themas SDZUJ zu siebenJahren Jugendhaft und Marco WENZEL zu sechseinhalb JahrenJugendhaft verurteilt. Im Dezember 1993 brach DanielKRÜGER zusammen mit sechs anderen faschistischen Skinheadsaus derr1 Jugendgefängnis Schwarze Pumpe aus. ZweiTage nach ihrer Flucht wur<strong>den</strong> sie von der Polizei gefaßt. (u. a.Der Tagesspiegel, Berliner Zeitung u. Oranienburger Generalanzeiger.29.6. u. 9.7.1993)7./8. November 1992, Königs WusterhausenZwei 16jährige Jugendliche, Mario' S. und Ma rio H., wer<strong>den</strong>tot neben <strong>den</strong> S-Bahngleisen der Strecke Wildau - KönigsWusterhausen gefun<strong>den</strong>. Monatelang behaupten Polizei undStaatsanwaltschaft. die bei<strong>den</strong> Jugendlichen seien beim S-Bahnsurfen aus der S-Bahn gestürzt. obwohl bekannt war. daßeiner der bei<strong>den</strong> Jugendlichen aus Angst vor Angriffen durchorganisierte Neonazis die S-Bahn fast nie betrat. Auch Hinweisenauf direkte verbale Drohungen gegen einen der bei<strong>den</strong> Jugendlichendurch Neonazis wur<strong>den</strong> von der StaatsanwaltschaftKönigs Wusterhausen nicht nachgegangen. Erst imFrühjahr 1993 nimmt die Staatsanwaltschaft die Ermittlungenwegen Mordes auf, nachdem Indizien vorgelegt wur<strong>den</strong>, diedie Staatsanwaltschaft zwangen, ihre Verschleppungstaktik zubeen<strong>den</strong>. Die Ermittlungen verliefen im Sande. (Berliner Zeitung9.11.1992, <strong>Antifaschistisches</strong> Infoblatt <strong>Nr</strong>. 22, Mai/Juni1993)6. Dezember 1992, Jänschwalde, Kreis GubenBei einem Brandanschlag auf ein Haus einer kroa tischen Familiestirbt ein kroatischer Arbeiter. Die Polizei geht von einerBrandstiftung .. mit politischem <strong>Hinter</strong>grund" aus. Die Ermittlungenverlaufen schleppend und ergebnislos. (Berliner Zeitung,FAZ, 7.12.1992)18. Dezember 1992, OranienburgDer 51 jährige Jochen Lommatsch wird von zwei faschistischenSkinheads auf einem Parkplatz mit Fußtritten gegen<strong>den</strong> Kopf ermordet. Einer der bei<strong>den</strong> Täter. Jens SCH .. wird imOktober 1993.zu acht Jahren Haft verurteilt. (u.a. Berliner Zeitung,21 .12.1992, Berliner Kurier, 25.12.1992)25

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