12.07.2015 Aufrufe

Das erste Mal - VSETH - ETH Zürich

Das erste Mal - VSETH - ETH Zürich

Das erste Mal - VSETH - ETH Zürich

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Gegen AbzockeAlles über die <strong>VS<strong>ETH</strong></strong>-Online-Petitiongegen die Studiengebührenerhöhung.<strong>VS<strong>ETH</strong></strong>, Seite 6ZölibatEin 29-jähriger Priester erklärt, wieso ersich gegen ein «<strong>erste</strong>s <strong>Mal</strong>» entschieden hat.<strong>Das</strong> <strong>erste</strong> <strong>Mal</strong>, Seite 18Albtraum BasisprüfungDie <strong>erste</strong> Bewährungsprobe sorgt bei vielenStudis schon im Vorfeld für Panik. Zu Recht?<strong>Das</strong> <strong>erste</strong> <strong>Mal</strong>, Seite 22AZBCH-8092 ZÜRICHP.P. / JournalZeitung des Verbands der Studierenden an der <strong>ETH</strong>1 Nº16. September<strong>Das</strong> <strong>erste</strong> <strong>Mal</strong>


EditorialDer <strong>erste</strong> Eindruckvon Ken ZumsteinWir streiten es alle ab. Aber wir tun’s.Wir stehen alle öfter und länger vor dem Spiegel,als uns Recht wäre. Um auch noch das letztewiderspenstige Haar zu zähmen, um die Mensa-Resten aus der Zahnlückezu pulen, um unerwünschteHaare und Härchen zu entfernen...Besonders wichtigwird’s, wenn’s um den«<strong>erste</strong>n Eindruck» geht:beim <strong>erste</strong>n Date, beim Bewerbungsgesprächoder am<strong>erste</strong>n Studientag. Da kannnoch so lang über die innerenWerte geschwafelt werden.Sie haben nämlich einen grossen Nachteil:Sie sind nicht auf den <strong>erste</strong>n Blick erkennbar.Wir alle schubladisieren. Und glauben, dafürreiche uns ein kurzer Blick: Der Biologe inder dritten Reihe schaut seiner Kommilitoninin den Ausschnitt und zack! hat er’s so was vondringend nötig; einmal kurz in der Nase gebohrt(siehe dazu Seite 11) und zack! schon steckt man18 Interview: Zölibat statt <strong>erste</strong>s <strong>Mal</strong>in der «Grüsel»-Schublade; der Physikerauf der Polyterrasse trägt eine Hornbrilleund zack! ist er ein Architekturstudent...Um die inneren Werte zu entdecken,braucht’s halt Zeit. Und die haben wirgestressten Studis ja leider nicht.Auch das Polykum hat sich herausgeputzt:mit neuem Layout und neuen Rubriken.Schliesslich sind wir wieder solound stürzen uns künftig allein – ohne unserenlangjährigen Weggefährten <strong>ETH</strong> Life – ins Abenteuerbeziehungsweise auf unsere neue Leserschaft.Denn auch hier zählt der <strong>erste</strong> Eindruck.Doch unsere innerenWerte haben wirnicht vernachlässigt.Weiterhin wollenwir euch mit spannenden,witzigenund relevanten Artikelnrund ums Studentenlebenfür unsgewinnen. Und alles,was wir von euchwollen, ist eine Chance. Drum nehmt euch dochetwas von eurer kostbaren Zeit und investiert siein die Lektüre. Ihr werdet es nicht bereuen.Viel Spass beim Lesen!Ken Zumstein Redaktionsleiter Polykumkzumstein@polykum.ethz.chVsethPräsikolumne 4Lang, lang ist’s herModel United Nations 5<strong>ETH</strong>MUN in New YorkHochschulpolitik 6Online-Petition gegen StudiengebührenerhöhungTag der offenen Tür beim <strong>VS<strong>ETH</strong></strong> 8Erstes <strong>Mal</strong> <strong>VS<strong>ETH</strong></strong>projekt 21 -Kolumne 8Lass dein Geld für dich arbeitenCampusDuell 10Beziehungsstatus auf Facebook posten?Verrückte Wissenschaft 11Die realen FrankensteinsFind ich geil, weil... 11in der Nase bohrenPolykum macht’s 12PlantariumMein <strong>Zürich</strong> 14Ein kleines Paradies<strong>Das</strong> <strong>erste</strong> <strong>Mal</strong>Interview 18Zölibat statt <strong>erste</strong>s <strong>Mal</strong>Quotes 21Wie war dein <strong>erste</strong>s <strong>Mal</strong>?Basisprüfung 22Über die Angst vor der <strong>erste</strong>n grossen PrüfungOnline-Foren 24Kann man das als Sex bezeichnen?Bildstrecke 25Und wie war’s?Brief an Dr. Sommer 26Was ist dran an DEM <strong>erste</strong>n <strong>Mal</strong>?Röstigraben 27Ma première fois avec un Suisse allemand26 Brief an Dr. Sommer11 Find ich geil, weil...ExtrasFilm 28Back in the GameKultur/Musik 29Mehrspur & Lune PalmerKruxerei 31Der neuste Fall der drei SonderzeichenKurzgeschichte/Horoskop 33Asphaltnase & Ein neuer ZyklusKolumne 34Fallen alte Prüfungen unter das Öffentlichkeitsgesetz?Fernweh 35Ein Bolivien – zwei Welten22 Albtraum Basisprüfung? 6 Gleiche Studiengebühren für alle!polykum Nº 1/13-14 Intro 3


<strong>VS<strong>ETH</strong></strong>4 Präsikolumne 5 <strong>ETH</strong>MUN in New York 6 Gleiche Studiengebühren für alle! 8 <strong>Das</strong> <strong>erste</strong> <strong>Mal</strong> <strong>VS<strong>ETH</strong></strong>, Projekt21-KolumneBild: <strong>VS<strong>ETH</strong></strong>Petros PapadopoulosPräsiKolumneLang, lang ist's herEs gibt viele Dinge im Leben, an die mansich noch ewig zurückerinnern kann. Vieledieser Momente hängen mit etwas Neuemzusammen: der <strong>erste</strong> Schultag, der <strong>erste</strong>Kuss, die <strong>erste</strong> Fahrstunde. <strong>Das</strong> aktuelleThema gibt einem die Möglichkeit, überdie verschiedenen <strong>erste</strong>n <strong>Mal</strong>e zu berichten.Ich möchte die Gelegenheit nutzen, um euch einennoch nie dagewesenen Einblick in mein <strong>erste</strong>s <strong>Mal</strong> zu gewähren.Ich kann mich noch fast an alles haargenau erinnern.Angefangen hat es vor genau drei Jahren. Ich war schon immerein Spätzünder; habe vieles erst sehr spät entdeckt undhatte Nachholbedarf. Die wenigsten glauben mir, wenn ichihnen erzähle, dass ich zu der Zeit bereits 22 war. Ich gebezu, die Versuchung war schon früher da. Trotzdem fand ichfür jede Chance eine Ausrede und liess viele Möglichkeitenverstreichen. Im Oktober 2010 nahm ich all meinen Mut zusammenund wollte es mir dieses <strong>Mal</strong> nicht entgehen lassen.Ein guter Kollege von mir hat dabei sicher seinen Teildazu beigetragen. Ohne seine Informationen über seine eigeneErfahrung ein halbes Jahr zuvor, wäre ich wahrscheinlichnicht über meinen Schatten gesprungen.Ich würde lügen, wenn ich jetzt erzählen würde, ich seinicht nervös gewesen. Je näher der Zeitpunkt kam, destoeher fing ich wieder an, meine Meinung zu überdenken.Dennoch hielt ich an meinem Plan fest. Als es endlich soweit war, konnte ich kaum glauben, dass das Ganze vierStunden gedauert hat. Im Nachhinein betrachtet, kommtes mir viel kürzer vor. Selbst am nächsten Tag konnte iches immer noch nicht glauben. Und rückblickend hat dieserMoment mein weiteres Leben nachhaltig beeinflusst – ichmeine, wie viele Leute gehen an ihre <strong>erste</strong> Fachvereins-Generalversammlung und sind einige Stunden später einTeil des Vorstands?Seit damals bin ich in den Gefilden der Fachvereine etwasherumgekommen. Nach zwei Jahren Vorstandsarbeitim Fachverein wollte ich etwas zurückrudern und mich wiederverstärkt meinem Studium zuwenden. Damals wussteich noch nicht, dass ich ein halbes Jahr später das Präsidiumdes <strong>VS<strong>ETH</strong></strong> übernehmen würde. Nichtsdestotrotz bereueich nach einem Semester meinen damaligen Entscheidin keinster Weise und bin um jede Erfahrung froh, die jederneue Tag mit sich bringt.Wenn auch ihr euer <strong>erste</strong>s, aktives <strong>Mal</strong> im Verband erlebenmöchtet, so meldet euch bei mir. Am 25. Septemberfindet der Wahl-Mitgliederrat statt und es gibt viele vakanteVorstandsposten, welche auf ein neues Gesicht warten.Oder schaut am Montagnachmittag, dem 23. Septemberan unserem Tag der offenen Tür vorbei und die Arbeit des<strong>VS<strong>ETH</strong></strong> aus der Nähe an.Petros Papadopoulos<strong>VS<strong>ETH</strong></strong>-Präsidentpetros.papadopoulos@vseth.ethz.ch4 Polykum Nº 1/13-14 <strong>VS<strong>ETH</strong></strong>


Die <strong>ETH</strong>-Delegation an der National Model UN Conference in New YorkModel United Nations<strong>ETH</strong>MUNin New YorkMittendrin statt nur dabei: für einmal indie Rolle eines UN-Delegierten schlüpfen.Die <strong>ETH</strong>MUN macht’s möglich.von Jan Carius & Simons PhilippBild: <strong>ETH</strong>MUNWir – ein sechzehnköpfiges Team von <strong>ETH</strong> ModelUnited Nations (<strong>ETH</strong>MUN) – besuchten Ende Märzdie National Model UN Conference in New York,eine der grössten Konferenzen ihrer Art. Los ging'sam Sonntagabend mit einer traditionellen OpeningCeremony, wo wir zusammen mit den über2 000 anderen Delegierten aus aller Welt durch inspirierendeReden auf den Spirit von MUN vorbereitetwurden. Mit frisch getankter Motivation (wenndavon denn überhaupt noch mehr möglich war)verteilten wir uns in Zweierteams auf die verschiedenenKomitees, um voll in die Debatte einzusteigen.In den Komitees diskutierten wir Themen vonder Finanzkrise über Nordkoreas Atomprogrammund Waffenhandel bis hin zur Ernährungssicherheit.Wir vertraten dabei die Republik Moldau,Frankreich und Kolumbien im Weltsicherheitsrat.<strong>Das</strong> grosse Ziel: eine starke ResolutionIn den folgenden vier Tagen versuchten wir, dieStandpunkte Delegierter anderer Länder in Erfahrungzu bringen und unsere eigene Position (sprichdie des repräsentierten Landes) besonders schlüssigund überzeugend zu vermitteln. Sobald die Verhandlungenein fortgeschrittenes Stadium erreichthatten, begannen wir Kompromisse zu sondierenund gleichzeitig die Interessen des eigenen Landesmöglichst gut zu wahren. <strong>Das</strong> Ziel, worauf alle Delegiertenzuarbeiteten, war natürlich das erfolgreicheVerabschieden einer Resolution.Um in diesem Prozess erfolgreich zu sein, wareine gründliche Vorbereitung unerlässlich. Vorallem eine intensive Beschäftigung mit dem repräsentiertenLand und dem Themengebiet waressenziell, um elaborierte Argumente und Standpunktehervorzubringen. Wenn wir während derDebatten einmal versuchten, einen unserer Sitznachbarnvon den eigenen Standpunkten zu<strong>ETH</strong> Model United NationsUnter diesem Namen verbirgt sich eine authentischeSimulation der Vereinten Nationen: In derRolle eines Delegierten einer beliebigen Nationdiskutieren hier Studenten über verschiedensteinternationale Themen, versuchen Lösungen zufinden und eine Resolution zu verabschieden.überzeugen, wurden wir prompt vom Pult des Vorsitzendenmit einem lauten und nachdrücklichen«Decorum Delegate!» zurechtgewiesen. Denn beiModel United Nations kommt es eben nicht nurdarauf an, seine Mitdelegierten mit den besten Argumentenzu überzeugen, sondern auch darauf,immer diplomatische Form zu wahren.Der krönende Abschluss: Debattierenim Saal der UN VollversammlungZum Abschluss der Konferenz durften wir den Sitzungssaalder UN Vollversammlung nutzen, um ineiner letzten Session über unsere Resolution abzustimmen.Hier redeten wir wie die echten Diplomatenüber die Mikrofone im Sitzungssaal und durftensogar das digitale Abstimmungssystem der UN benutzen.Im Anschluss an die letzte Session folgtedie Closing Ceremony, bei der UN Deputy SecretaryGeneral Jan Eliasson eine inspirierende Redezum Motto der Konferenz «Change your World»hielt. Mit diesen beeindruckenden Erfahrungenendete der offizielle Teil der Konferenz, doch dashiess nicht, dass wir nicht noch einmal ordentlichmit unseren Mitdelegierten feiern würden. BeimDelegates Dance konnten wir mit unseren neuenBekanntschaften in ungezwungener Atmosphäretanzen und feiern, und liessen so fernab von denDiskussionen und Debatten der letzten Tage dieKonferenz ausklingen – ein gelungener Abschluss!New York – auch ausserhalbder UNO eine faszinierende StadtAuch unser Freizeitprogramm bot – teils geplant,teils spontan – für jeden Geschmack etwas: Sei eseine ausgedehnte Einkaufstour (was nicht nur beiunseren weiblichen Delegierten Anklang fand)oder eine selbst organisierte Tour durch New Yorkinklusive «must see»-Sehenswürdigkeiten. Kunstinteressiertekamen im Guggenheim Museum, imMoMA oder in einem der unzähligen Theater amBroadway auf ihre Kosten. Auch das Museum of NaturalHistory vermochte uns zu beeindrucken.Nicht zu vernachlässigen war natürlich auch dasreichhaltige kulinarische Angebot: Vortrefflichwar unter anderem unser gemeinsamer Delegates'Brunch auf der Dachterrasse unseres Restaurantsmit Blick auf das Empire State Building. BesonderenGebrauch machten die Delegierten zudem vonden unzähligen Diners und Coffeeshops in NewYorks Strassen.Wir blicken zurück auf eine rundum gelungeneKonferenz in einer pulsierenden Stadt und sind gespannt,an welches Ende der Welt uns Model UnitedNations als Nächstes verschlägt.PS: Falls auch du Lust hast, über spannende Themen zudiskutieren, dann komm am Mittwoch, dem 25.September zuunserem Kick-Off-Event mit anschliessendem Apéro imHG E 1.2 oder in unsere Practice Sessions (jeden Donnerstag19.15–21.00 im HG D5.2) und anschliessend im bQm.polykum Nº 1/13-14<strong>VS<strong>ETH</strong></strong> 5


Der <strong>VS<strong>ETH</strong></strong> macht mobilOnline-Petition gegenStudiengebührenerhöhungIm Schweizer Parlament wird momentan die Verdreifachungder Studiengebühren für ausländische Studierende diskutiert.Über 2 200 Angehörige der <strong>ETH</strong> <strong>Zürich</strong> haben bereits ihrpersönliches Zeichen gegen diese Ungleichbehandlung gesetzt.Text Franz Radke und die AG NordmannWarum macht der <strong>VS<strong>ETH</strong></strong> sowas?Der <strong>VS<strong>ETH</strong></strong> repräsentiert mit seinen Fachvereinenund Kommissionen die Studierenden sowohl vorder Schulleitung der <strong>ETH</strong> als auch auf nationalerEbene im Verband der Schweizer Studierendenschaften.Je besser er die Meinung möglichst vielerStudierenden kennt und je besser alle Studierendeninformiert sind, desto grösser die Signalwirkungseiner Arbeit – auch im Berner Bundeshaus.Einsatz an vord<strong>erste</strong>r Front: Der <strong>VS<strong>ETH</strong></strong>-Vorstand setzt sich für ausländische Studierende ein.Seit dem Sommer haben wir Studis online dieChance, aktiv unsere Meinung zu einer Erhöhungder Studiengebühren für Ausländer einzubringen.Ein Klick und du bist dabei [1]. Fünf Minuten undBern weiss, was wir Studis eigentlich wollen.Wer darf alles mitmachen?Prinzipiell dürfen alle Angehörigen der <strong>ETH</strong> <strong>Zürich</strong>ihre Unterschrift setzen. Dazu zählen Professoren,Doktorierende, Mitarbeitende und Studierende. Benötigtwird sicherheitshalber ein gültiges nethz-Login.Was sind unsereArgumente?Die Schweiz profitiert vonausländischen Studierenden!Durch die Erhöhung der Gebühren soll ein «finanziellerAusgleich» stattfinden, der die fehlendenSteuereinnahmen der ausländischen Studierendenkompensiert. Dabei bleibt völlig unbeachtet,dass die beeindruckende Mehrheit [2] (63.4%) dieserAbsolventen nach ihrem Studium in der Schweizberufstätig ist und somit in Form von Wertschaffungund Steuern ihren Beitrag für die SchweizerGesellschaft leistet. Angesichts des Fachkräftemangelsund des eigenen Bevölkerungsrückgangesstellen diese hochqualifizierten Absolventenfür die Schweizer Wirtschaft eine wichtige Nachwuchs-und Innovationquelle dar. Betrachtet manden internationalen Vergleich, wird klar, dass dieSchweizer Gesellschaft von der Zuwanderung finanziellprofitiert wie kaum ein anderes Land [3].Talent und Motivationin den Vordergrund!Höhere Studiengebühren stellen eine Selektionnach dem Einkommen der Eltern dar. Durch einezusätzliche Unterscheidung nach dem Steuerdomizilder Eltern werden ausländische Studierendemassiv benachteiligt. Fähigkeit, Talent und Motivationder Studierenden, die die relevanten Eigenschaftenfür ein erfolgreiches Studium bilden,werden dabei immer weiter vernachlässigt.6 Polykum Nº 1/13-14 <strong>VS<strong>ETH</strong></strong>


Jede Stimme zählt!Erhöhung kann nicht mit finanziellenBedürfnissen gerechtfertigt werden!Studiengebühren im Allgemeinen machen mit einbis zwei Prozent einen sehr geringen Teil des <strong>ETH</strong>-Budgets aus und decken nur den administrativenAufwand. Erhöht man nun die Gebühren geradenur für Ausländer, wird dabei kaum eine Änderungauf das der <strong>ETH</strong> zur Verfügung stehende Geld spürbarsein. Grosses Argument für Gebührenerhöhungenwaren bisher, mehr freie Mittel für die Lehrezu sammeln [4]. Diese hat der <strong>ETH</strong>-Rat mittlerweileaber schon gesprochen. Ganze zehn MillionenFranken stehen nun bereit, das Betreuungsverhältnis,studentische Arbeitsplätze und das Lehrangebotwesentlich zu verbessern. Die Erhöhung, diedie Initiative Nordmann fordert, kann somit kaumfinanziell motiviert sein.MitmachenAuf den Geschmack gekommen? Du willst mehrals Klicken? Interessiert dich, wo Studierendewas zu melden haben? Dann setz dich dafürein! Kandidiere am 25. September für einen derzahlreichen Posten am Wahl-Mitgliederrat (MR).Gesucht sind Quereinsteiger underfahrene <strong>VS<strong>ETH</strong></strong>-Hasen.Der zeitliche Aufwand ist meist überschaubar,aber der Profit für die Studierendenbei guten Ideen hoch.hallo@vseth.ethz.chFranz RadkeRessort Hochschulpolitikfranz.radke@vseth.ethz.ch[1] http://www.petition.ethz.ch/[2] http://www.bfs.admin.ch/bfs/portal/de/index/news/¬publikationen.html?publicationID=5018[3] http://www.nzz.ch/aktuell/startseite/die-schweiz-profitiert¬-von-den-zuwanderern-1.18098408 (Link zum NZZ-Artikel)[4] http://www.ethrat.ch/de/¬section-medien-medienmitteilungen/¬eth-rat-plant-mittel-zu-gunsten-der-lehre-umpolykum Nº 1/13-14<strong>VS<strong>ETH</strong></strong> 7


10 Duell 11 Verrückte Wissenschaft, Find ich geil, weil... 12 Polykum macht’s 14 Mein <strong>Zürich</strong>CampusDuellBeziehungsstatusauf Facebook?Beziehungsstatus auf Facebook angeben: absolut genial oder einfach nur nervig?Bild: ZVG FacebookProOkay, ich bin ganz ehrlich: Als ich zugestimmt habe,das Pro zu diesem Thema zu schreiben, habe ich mitBarbara Lussi gerade den Inhalt einer Weinflaschegeleert. Und jetzt bin ich in der Bredouille. Denn eigentlichnervt es mich, ständig auf diversen sozialenNetzwerken darüber informiert zu werden, wer gerademit wem wie weit ist – oder eben nicht mehr.Wenn ich jetzt aber noch ehrlicher bin, muss ichgestehen, dass ich auch nicht wegsehe, wenn michmeine 150 Freunde (und 300 Bekannten) mit Informationenüber ihr Liebesleben füttern. So, wie die Gafferbei einem Unfall, die wissen wollen, wie es weitergeht. Nurdass ich mich lieber als Zeuge sehe. Eine Art Zeitzeuge, demes unmöglich ist, alle 150 Freunde (und 300 Bekannten) persönlichzu treffen. Also bleiben nur zwei Möglichkeiten: Entwederman meldet sich ab und erfährt gar nicht, dass Silke,mit der ich als 16-Jährige in Neuseeland die <strong>erste</strong>n Jungs verrücktgemacht habe, jetzt in London verheiratet ist; oder manbleibt drin und schaut sich ihre Fotos an (und die ihrer 300Freunde oder Bekannten). Ihr tolles weisses Kleid (wow, siehat wirklich immer noch eine hammer Figur – manche Dingeändern sich eben nie), ihren Mann (immerhin hat sie jetzteinen besseren Männergeschmack), die strahlenden Freunde(eine Freundin erkenne ich sogar wieder – Mensch, ist die extraaus Neuseeland angereist?).Wo früher das Dorf informiert hat, liefert mir heuteFacebook Klatsch und Tratsch. Dabei kann jeder selbst bestimmen,wem er was mitteilt. <strong>Das</strong> soziale Netzwerk schafftNähe, wo Kilometer dazwischen liegen. Die schlichte Mitteilung«Julia hat ihren Beziehungsstatus auf verlobt geändert»erzählt mir Bände. Zudem gibt das aktuelle Informiert-Seinauch die Möglichkeit für neues Glück: Wenn die alte Flammeihren Status zurück zu «Single» ändert, dann kann das das Signalzum Angriff sein (für die 150 Freunde, aber auch für die300 Bekannten).von Sabrina HüttermannKontraHand aufs Herz, auch wenn’s bis zum Hals hochschlägt und übelst kitschige Vierzeiler schreibenwürde, wenn’s schreiben könnte: Facebook brauchtdeine Liebe nicht. Mit wem du seit vorgestern zusammenbist, ist online fehldeponiert. Glaubt ehkeiner. Oder stellt deine Beziehung ganz schnell inFrage.In einer Zeit, in der Isabell angibt mit Elisabethzusammen zu sein (Ernsthaft: Warum geben so vieleHeterofrauen an, mit Frauen in einer Beziehung zusein?), ist ein Beziehungsstatus so aussagekräftig wie Toastbrot:Sagt genau gar nichts, weil’s wahrscheinlich Fake ist.Oder, falls sich echt zwei gefunden haben, dass man’s wahnsinnignötig hat. Hallo Welt und so, ich hab’s geschafft undso, hab unter sieben Milliarden Menschen den einen gefunden!Der Pärchenstatus als Gütesiegel.Nur: Deine Beziehung wird nicht besser, wenn sie siebzig<strong>Mal</strong> geliked wird – von Menschen, die heute so wenig andeinem Leben teilhaben, dass sie sich gerade noch an denNamen deines vorletzten Freundes erinnern oder nichts Persönlicheresvon dir wissen, als dass du 2011 in einer SchottischenDisco mal den DJ angepöbelt hast. Auf Irvings Likekannst du pfeifen, nachdem sich deine beste Freundin vordrei Tagen mit dir gefreut hat. Live. (Was für Liebe gilt, gilthier auch für Freude: Sie wird hinter echten Türen, nicht imBrowserfenster gelebt.) So sehr, wie du darauf pfeifen kannst,dass die Blonde mit den schiefen Möpsen das Profilbild deinesFreundes liked. Wer mit einem Beziehungsstatus auchonline sein Revier markieren muss, muss seine Romanze sowiesoüberdenken.Wenn’s dann doch an der Blonden scheitert, ist besserdran, wer sich nie mit Zweisamkeit gebrüstet hat. Immerhin:Wer sich auf Facebook einst als Paar verbuchte, musssich irgendwann wieder als Single outen. Und das brauchstdu nicht, wenn dein Herz in den Kniekehlen schlägt und fluchenwürde, wenn’s fluchen könnte.von Barbara Lussi10 Polykum Nº 1/13-14 Campus


Bild: zvgAls der exzentrische Doktor F. in dunkler Nachtendlich das <strong>erste</strong> Blinzeln seiner Schöpfung mitansieht,ergreift er angeekelt die Flucht. Monatelangkämpft er mit der Kreatur um Leben und Tod. Istdies nur bizarre Science Fiction oder gibt es auchhier das berühmte Körnchen Wahrheit?Einen nach dem Baukastenprinzip zusammengeheftetenKlumpen Fleisch mithilfe von Blitzableiternzum Leben zu erwecken, wurde tatsächlichnie in die Tat umgesetzt. Gefährlich weit fortgeschrittenallerdings ist eine Reihe von Experimenten,die zwischen den 1930er- und 1970er-Jahrendurchgeführt wurde. Als während der WeltkriegeVerrück te WissenschaftDie realen Frankensteinsvon Philipp Paulidie Transplantationschirurgie entstand, erschufein Russe die Königsdisziplin: Vladimir Demikhovtransplantierte komplette Köpfe.Der Wissenschaftler bewies zunächst die Machbarkeitdes Vorhabens, indem er einen Hundekopfvom Körper trennte und per Schlauch vom Blutkreislaufeines Artgenossen versorgen liess. DerKopf reagierte auf äussere Reize und konnte Tagelang am Leben gehalten werden.Während Demikhovs Versuche bei der Erschaffungeines zweiköpfigen Schäferhundes haltmachten,trieb der Amerikaner Robert J. White dieseDisziplin zu neuen Höhen: Er führte kompletteKopftransplantationen mit Rhesusaffen durch.Eine Kopftransplantation ist ein Rennen gegendie Zeit. <strong>Das</strong> Gehirn stirbt wenige Minuten nachder Enthauptung ab, da die Blut-Hirn-Schranke sowiedie Sauerstoffversorgung ausgehebelt werden.White löste das Problem, indem er die Halsschlagaderndes Körperspenders an den neuen Kopf anschlossund gleichzeitig die alte Blutversorgungkappte. <strong>Das</strong> Blut des neuen Körpers war dabei aufzehn bis vierzehn Grad heruntergekühlt, um Verunreinigungenzu minimieren. Schliesslich vernähtendie Chirurgen seines 18-köpfigen Teams präzisedie einzelnen Strukturen des Halses. Der Erfolg derOperation war bewiesen, als die neue Kreatur ausder Narkose aufwachte, auf äussere Reize reagierteund die Zähne fletschte. Andere Möglichkeiten, seinerAggression Ausdruck zu verleihen, hatte derAffe nicht – denn die Verbindung der Nervenbahnenim Rückenmark war damals wie heute undenkbar.White setzte mit seiner Kühlmethode, einigenspeziellen Handgriffen und einem Werkzeug zumVerknüpfen grosser Blutbahnen neue Standards inder Transplantationschirurgie. Andererseits wurdeund wird seine Arbeit von vielen aus moralischenBedenken und Tierschutzgründen verachtet. Inden 70er-Jahren gingen ihm die finanziellen Mittelaus. Nach eigener Aussage hätte er seine Arbeitansonsten weitergeführt und letzten Endes auf denMenschen übertragen – wozu es jedoch nie gekommenist.Da White im Gegensatz zum echten Frankensteinnie mehr als ein Blinzeln von seinen Geschöpfenerwartete, kam es nie zu einem Kampf mit denAffen. Da war der zweiköpfige Hund Demikhovsdeutlich aktiver – beim Kampf ums Futter soll derkleinere dem grösseren Kopf in die Ohren gebissenhaben.Bild: Sbrina HüttermannFind ich geil, weil...in der Nase bohrenvon Barbara LussiNatürlich ist das nicht ladylike. Natürlich wirdMama ihre Erziehung in Frage stellen. Ist aberherzlich egal (sorry, Mama): Für die wirklich gutenDinge im Leben muss man manchmal vergessen,was Mama recht, ladylike und Anstand wäre. UndDAS ist wirklich gut: Halbwach den Finger in dieNase zu stecken und aufzuräumen. Einmal nachlinks gedreht, einmal nach rechts, vom Nasenflügelzur -scheidenwand; abtasten, ankratzen, greifen.Und raus. Himmel auf.Nicht, weil’s SO schön ist, entpopelt frei atmenzu können (und wer schon mal an Schnodder vorbeigeatmethat, weiss, dass das nicht in Ordnungist, gleich, ob er festsitzt oder flattert; da MUSS mansich selbst helfen und das Ding, das dakurz vorm Nasenloch angetrocknet ist,statt ordentlich abzufliessen, pragmatischrausbugsieren) – schöner noch, alsdie Nase frei zu haben, ist Popeln selbst.Der Weg ist das Ziel und so.<strong>Das</strong> Teil zu erwischen (halbwach!),ist das kleine bisschen Triumph im Alltag,das wir brauchen. Den Rest kriegenwir ja aufm Silbertablett serviert – Wildschweinschnitzel,Flugiticket, Motoröl. Hier aber könnenwir anpacken: Von der Drehung nach links bis zurDrehung nach rechts sind wir Kleinwildjäger. Wirsind Eroberer. Wir sind Goldgräber in unserer eigenenNase. Und retten uns selbst in die Freiheit.Schnäuzen ist ein Scheiss dagegen. (Nicht nur, weilman den Mund bei all dem Druck, den man produziert,nicht zum «HAB ICH DICH!» freikriegt.)Was so viel Poesie in sich hat, KANN nicht falschsein; egal was Mama sagt. Egal ob das Kleinkind, derBaustellenkoloss oder die Lady am Finger hängt.polykum Nº 1/13-14Campus 11


Polykum macht’sPlantariumTopfpflanzen öden dich an? Dann bau dir mitetwas Zeit, Styropor und Zement ein Plantarium!text & Bilder Hannes HübnerIch hatte schon immer ein Flair fürPflanzen, war oft im BotanischenGarten oder im Wald unterwegs. Daherfinde ich Topfpflanzen (meistens)langweilig. Und darum beschloss ich,mir eine eigene kleine Pflanzenwelt in einem Terrariumzu bauen.Als Erstes bestellte ich mir ein Terrarium nachMass, damit es genau auf meine Kommode passte.Danach zeichnete ich mit einem Filzstift ein, waswo hinkommen sollte. Am Boden viel Wasser, fürWasserpflanzen. Auf der rechten Seite sollte abernoch ein trockener Bereich abgetrennt werden, fürgrössere Landpflanzen. Rechts hinten an der Wandkam der umfangreichste Pflanzplatz hin. Er sollteso aussehen wie gefaltete Steinschichten, zwischendenen Erde angehäuft wird und Pflanzen gesetztwerden können.Nach dem Planen legte ich los. Aus Styroporwurde – ähnlich einem Architektenmodell – dasGrundgerüst herausgeschnitten und mit Holzspiesschenverankert.Der Küchentisch wird zur BaustelleDann ging’s um Zement: Im Internet benutzenviele Mörtel als Überzug. Aber der ist schwer, kaumMiniökosystem und Kunstwerk: Mit unserer Anleitunggelingt das Plantarium auch ohne grünen Daumen.ergiebig und schlecht zu verarbeiten. Viel besserist Fugenkleber. Der lässt sich einfach verarbeiten,ist aber weniger wasserfest. Daher: unbedingt mitEpoxidharz streichen, sonst wird er bei Wasserkontaktwieder weich! Wusste ich vorher aber auchnicht; und so gab’s halt einen Wassereinbruch…Diese Ummantelung hat übrigens viele Funktionen:Erstens sieht alles ein bisschen mehr nachStein und somit nach «Natur» aus. Zweitens haltendie vielen (künstlich <strong>erste</strong>llten) Kanten und rauenVorsprünge Pflanzen und Substrat fest. Und drittenslässt sich mit der Masse das ganze Grundgerüstschön ausformen. Als Enthusiast nahm ich auchviel Farbe. Erlaubt ist schliesslich, was gefällt.<strong>Das</strong> Innenleben zieht einEine weitere wichtige Einsicht war: Erde machteine riesige Sauerei, egal wie clever man sie einfüllt.Deshalb wichtig: Erst danach den Aquariumsandeinfüllen, sonst wird der auch braun.Anschliessend liess ich Wasser ein und stelltedie Technik an. Technik heisst hier:Wasserfallpumpe in einer Höhle v<strong>erste</strong>cken,Sprinkleranlage und Beleuchtungsschienean der Decke befestigen,um den Pflanzen optimales Wachstumzu ermöglichen. <strong>Das</strong> Ganze aber unbedingt vorhertesten! Bei mir war die Pumpe zu schwach für dieBeregnungsanlage und statt Sprühnebel gab's nurein paar grosse Tropfen.Schliesslich war er da, der grosse Moment: Die<strong>erste</strong>n Pflanzen wurden eingesetzt. Dazu nochMoos, was teilweise über die Wurzeln der Pflanzengesetzt wurde, um Feuchtigkeit zu halten unddas Substrat zu stabilisieren.Jetzt hatte ich ein einzigartiges, lebendes Kunstwerkim Zimmer.Und noch ein Tipp zum Schluss: Fangt nichtgleich mit den teu<strong>erste</strong>n und schwierigsten Pflanzenan! <strong>Das</strong> Plantarium ist ein Miniökosystem undmuss sich erst einregeln.12 Polykum Nº 1/13-14 Campus


Frau Gerolds GartenDie kleine FreiheitMein <strong>Zürich</strong>Ein kleines ParadiesVon Sabrina Hüttermann365 000 Einwohner (90 Prozent besitzen keine eigeneWohnung, sondern mieten), 1 200 Brunnen,auf 180 Einwohner kommt ein Restaurant, zwölfKreise, sechs <strong>Mal</strong> lebenswerteste Stadt der Welt...Soweit die Statistik.Mein <strong>Zürich</strong> ist aber mehr als diese Zahlen. Esist voller Gegensätze, die es so anziehend machen:Wie eine alte charmante Dame rund um das Grossmünster,jung und flippig im Kreis 4; stressig undlaut im Hauptbahnhof – ruhig und entspannt amZürisee; Luxuspflaster an der Bahnhofstrasse undsozialer Brennpunkt in Schwamendingen.Seit ich vor zwei Jahren hierher zog, bin ich gnadenlosverliebt in diese Stadt. Egal ob Goldcoast(Ostseite des Sees) oder Schnupfenseite der Stadt(Westseite) – jeder Kreis hat seine Qualitäten. Werwie ich im Kreis 2 wohnt, der weiss beispielsweisedie Vorzüge des unteren Sihltals zu schätzen. Hierbieten sich fantastische Sportmöglichkeiten am Fussedes Üetlibergs.Derjenige, der sich mehr demTrinksport verbunden fühlt, dem seider Geheimtipp «Die kleine Freiheit»empfohlen. In direkter Nähe zum<strong>ETH</strong> Zentrum hat dort nun auch derwohl kleinste Park der Stadt seineigenes Café. An der Ecke Weinbergstrasse/Leonhardstrasseist aus einem Stückungenutzter Grünfläche ein Quartiertreff entstanden– für den Kaffee zwischen den Vorlesungen unddas Bier danach. Auf ausrangierten Sofas oder imStrandkorb lässt sich dem Unistress hier bestensentfliehen. Diese kleine Insel hat aber nur noch bisOktober geöffnet.Für das Date mit dem herausgeputzten <strong>Zürich</strong>finde ich immer etwas in der Preyergasse. Sehr unscheinbarduckt sich dort «Fizzen» zwischen denAltstadthäusern des Niederdorfs. Hier findet manWare von Secondhand und kleinerenDesignern für den individuellenLook, der im trendy Kreis 5gefragt ist. Vollgestopft mit Kleidung,Schmuck und lustigen Gadgetszum Verschenken, kann man hier wunderbarstöbern. Für Besitzer der Stucard gibt es sogar nochRabatt.Wenn es um die Wurst geht, dann geniesst sichdiese am besten vom Sternen Grill am Bellevue. <strong>Das</strong>ist zwar schon lange kein Geheimtipp mehr, dochist es einer der einzigen Orte in der Stadt, an demsich wahre Zürcher noch zwischen Touristen einreihen.So pilgert man dann samt Kalbsbratwurstund Bürli vom Grill über den Bellevue zum See.Wer sich danach gerne das komplette Touri-Programmgeben will, der ist bestens aufgehoben aufeinem der Boote, die auf dem See ihre Runden drehen.<strong>Das</strong> kann trotz der vielen Touristen durch dasleichte Wiegen des Schiffes herrlich entspannendsein – mit einem guten Buch in der Hand und dem14 Polykum Nº 1/13-14 Campus


Wind im Haar. Ausserdem lassen sich vom Schiffaus die schönsten Häuser und Gärten der Stadt bestaunen.Wer sich in <strong>Zürich</strong> einmal in die Ferne träumenwill, der macht das am besten im Maison Blunt:Wandteppiche, feine Mosaiktische, Shishas undmarokkanische Köstlichkeiten bieten Urlaubsfeeling(und nach dem Besuch ist das Portemonnaieauch ähnlich leergefegt wie nach den Ferien).<strong>Das</strong> Feierabend-Bier geniesse ich in Frau GeroldsGarten, heisser Anwärter auf das Gastro 2013. Mitder Kombi aus Garten, Flohmi, Biergarten undWürschtligrill zieht er gerade am Wochenendezahllose Mitt-Zwanziger bis Mitt-Vierziger an. Dahergibt's die entspannte Atmosphäre nur unter derWoche. Zum Herbst hin verwandelt sich das Arealdann in ein riesiges Wohnzimmer, samt Couch undausgestopften Tieren. Mit Freunden kann man sichdann zum ausgedehnten Fondue-Essen treffen.Danach starte ich meine Nacht in <strong>Zürich</strong> mit derTour de Langstrasse: In einer Gruppe von hochmotiviertenund trinkfesten Freunden wird von einerBar zur nächsten gezogen – das hat den Vorteil,dass in mindestens einer Bar der Musikgeschmackgetroffen wird und dass sich das Beuterevier fürflirthungrige Partylöwen vergrössert.<strong>Das</strong> beste Katerfrühstück inklusive Pancakesund Eier mit Speck gibt es im Café «Zum GutenGlück» in Wiedikon (das nebenbei bemerkt aucheine kleine Pension beheimatet, falls man es vonder Langstrasse einmal nicht mehr ganz nachHause schafft).Einer solchen Stadt kann man einfach nichtüberdrüssig werden. Und auch wenn es mich baldwieder in ein anderes Eckchen der Welt verschlägt,ist und bleibt <strong>Zürich</strong> meine absolute Traumstadt. Indem Sinne auf jeden Fall: «uf widerluegä!»Sabrina Hüttermann ist 25 Jahre jung und studiert gerade denMaster Erdwissenschaften fertig. Wenn sie nicht studiert, lebt siefrei nach dem Motto: Wenn dir das Leben eine Zitrone gibt, dannfrag nach Salz und Tequila.


Poster


Nº1 2013 2014ULF – <strong>Das</strong> BuchDie gesammelten Werke von Polykum-Cartoonist ThomGrüninger sind als Sammel-band erhältlich. <strong>Das</strong> Buch«ULF von Grüninger» kann im Sekretariat des <strong>VS<strong>ETH</strong></strong>im StuZ² (CAB E 27) für 11 Franken gekauft werden.


<strong>Das</strong> <strong>erste</strong> <strong>Mal</strong>18 Interview 21 Zitate 22 Basisprüfung 24 Foren 25 Bildstrecke 26 Dr. Sommer 27 RöstigrabenVerzicht auf das <strong>erste</strong> <strong>Mal</strong>«Von tausend Frauen auftausend verzichten»Thomas Widmer ist 29 Jahre alt und katholischerPriester. Er erklärt, wie er mit dem Zölibat umgehtund ob es einen Unterschied macht, je das «<strong>erste</strong><strong>Mal</strong>» erlebt zu haben oder nicht. Ein Interview.von Philipp PauliPolykum: Thomas, wann hast dudich dazu entschieden, Priesterzu werden?Thomas Widmer: Als Kind wollte ich entweder Pfarreroder Bauer werden. Pfarrer, weil mich die Sonntagsmessebeeindruckte; Bauer, weil mich die Landmaschinen faszinierten.Eine definitive Entscheidung habe ich am Endeder Gymnasialzeit getroffen.Was war damals deine grösste Motivation, diesen Weg einzuschlagen?Ich hatte verschiedene Interessen und stellte mir immerwieder die Sinnfrage. Beim Gedanken ans Priestertumstellte sich bei mir immer eine Art innerer Frieden ein.<strong>Das</strong> Priestertum ist für mich nicht einfach ein Beruf, esist eine Berufung. Ich glaube, dass bei mir etwas Ähnlichesvorging, wie damals, als Jesus die Apostel rief – unddiesem Ruf wollte ich folgen.Ausserdem gab es Elemente im Leben, die mich inmeiner Absicht bestätigten. Einerseits das Vorbild einesPriesters, den ich gut kenne. Er war für mich eine ArtSuperman, den man vierundzwanzig Stunden am Tag anrufenkonnte. Ich spürte, dieser Priester toleriert in seinemLeben keine Halbheit. Seine Ausstrahlung zeugtevon einer tiefen Verbundenheit mit Gott und ich glaube,dass dies ihm ermöglichte, immer wieder Schwierigkeitenin Angriff zu nehmen. Andererseits spürte ich, dassmich weder Computerspiele noch andere Beschäftigungenwirklich erfüllten. Die Freude, die ich dabei verspürte,verpuffte jeweils sofort. Jedes <strong>Mal</strong> jedoch, wennich mich in Verbindung mit Gott setzte, gab mir dasRuhe. Durch die Sonntagsmesse und die Beichte habe icherfahren, dass ich dann mitinnerem Frieden und wahrerFreude erfüllt war, wenn ichmit mir und mit Gott in Harmonie war. Insbesonderenach der Beichte fühlte ich mich jedes <strong>Mal</strong> frei und glücklichwie ein kleines Kind. Diese Erfahrung möchte ich allenermöglichen.Du bist Vikar bei der Pfarrei Maria Lourdes in <strong>Zürich</strong> Seebach.Was genau macht ein Vikar?Der Vikar ist der Stellvertreter des Pfarrers und wie erein katholischer Priester. Er hat das Sakrament der Priesterweihealso bereits empfangen. Er ist ein Mann Gottes,aber kein besserer Mensch – sondern ein Werkzeug dafür,dass jeder Mensch zu Gott finden kann. Wichtig ist dasFeiern der Sakramente. Der Priester spendet die Taufe,durch die der Mensch sein Leben als Christ beginnt. Er bekommtvon Jesus die Vollmacht, in der Beichte an seinerstatt den Menschen Sünden zu vergeben. In der Messe feiertder Priester das zentrale Geheimnis des christlichenGlaubens, nämlich die Vergegenwärtigung von Jesu Todund Auf<strong>erste</strong>hung.Daneben gibt es auch administrative Aufgaben. Dochder enge Kontakt mit den Menschen steht im Vordergrund:Als Vikar nehme ich mir für jeden HilfsbedürftigenZeit, um ihn auf geistliche Weise zu begleiten, blickemit den Augen Jesu auf seine Freuden, Sorgen und Fragen.Mit der Priesterweihe hast du dich dem Zölibat verpflichtet.Wozu dient es?Es geht laut Matthäus 19,12 um eine Ehelosigkeit um des18 Polykum Nº 1/13-14 <strong>Das</strong> <strong>erste</strong> <strong>Mal</strong>


Thomas Widmers Wirkungsstätte: die Pfarrei Maria Lourdes in <strong>Zürich</strong> SeebachHimmelreiches willen. Es ist eine Ganzhingabe an Gott.Diese Hingabe geschieht aus Liebe. Oftmals wird Liebemit Sex gleichgestellt, aber sie ist viel mehr. Liebe bedeutetHingabe. Hingabe kostet sehr oft. Die Hingabe des zölibatärLebenden verweist auf den Glauben an ein Lebennach dem Tod, auf die Herrlichkeit des Zusammenseinsmit Gott. Sie besagt: <strong>Das</strong> ewige Leben ist so kostbar, dasses sich lohnt, dafür auf die Ehe zu verzichten.Ausserdem ermöglicht der Zölibat ein Höchstmass anVerfügbarkeit. So kann der Priester Jesus sichtbar machen,der ganz für die Menschen da war und sich für siehingab bis in den Tod. Jesus selbst lebte ehelos.Was sind Freuden, was Herausforderungen eines zölibatärenLebens?Eine grosse Freude ist für mich das ‹Vater sein›. Vielleichtbist du überrascht, aber ich v<strong>erste</strong>he mich wirklich alsgeistlicher Vater für viele Menschen. Immer wieder kommensie mit ihren inn<strong>erste</strong>n Sorgen und Nöten zu mir,fragen mich in einer SMS, ob ich Zeit hätte für eineBeichte. Dank dieser Verfügbarkeit werde ich selbst reichbeschenkt, wenn ich all diese Menschen im Gebet vorGott tragen darf.Eine Herausforderung entsteht dann, wenn ein Priesterin Einsamkeit gerät, weil am Abend keine Ehefrau daist. In diesem Fall läuft ein Priester Gefahr, nach Kompensationenzu suchen, die ihn von seinem Weg abbringenkönnten. Ich versuche solchen Gefahren durch einen regenAustausch mit anderen Priestern entgegenzuwirken.Ich nehme auch geistliche Begleitung in Anspruch, umimmer wieder über meine Herausforderungen zu sprechen.Was für geistliche Begleitung nimmst du in Anspruch?Ich lasse einen erfahrenen Priester in mein Leben blicken,damit er objektiv – mit den Augen Jesu – auf meineFreuden und Mühen blickt. Er steht mir als eine Art Trainerzur Seite, damit ich immer mehr meinem Christ- undPriestersein entsprechen kann. Es geht bei der geistlichenBegleitung darum, das eigene Herz dem Licht Gottes auszusetzen,damit die Dinge, die es darin gibt, besser gesehenund allenfalls korrigiert werden können.Für die meisten jungen Priester ist der Verzicht auf Sex diegrösste Herausforderung. Hattest du je eine Liebesbeziehung?Nein, hatte ich nicht, wenn damit eine sexuelle Beziehunggemeint ist.Wie kannst du dann bei Sorgen helfen, die genau damit zu tunhaben?Es ist naheliegend zu denken, ich könne den Menschenimmer nur dann helfen, wenn ich am eigenen Leib dieselbeErfahrung gemacht habe. Aber ist dies wirklich so?Ich meine, Erfahrung ist wichtig. Es ist die Erfahrung andererMenschen, die zu meiner wird, indem sie mir vonihren Sorgen erzählen. Oftmals sind das Dinge, die nichteinmal mit dem Ehepartner besprochen werden. Dazukommt, dass ich selbst Mensch bin und mir stetig Wissenaneigne. Es ist also ein Erfahrungsschatz da, welchermit einem gesunden Mass von Zuhören den Menschenzur Hilfe wird.War es immer schon eine bewusste Entscheidung, keine Beziehungeinzugehen?Zwar war der Gedanke Priester zu werden immer da,polykum Nº 1/13-14<strong>Das</strong> <strong>erste</strong> <strong>Mal</strong> 19


aber ich war damals auch von Natur aus eherschüchtern.Glaubst du, dass du darum leichter in Enthaltsamkeit lebenkannst?Als Priester bin ich ein Mann wie jeder andereauch. Priester sind keine asexuellen Wesen. Ichweiss, dass ich eine gewisse Vorsicht walten lassenmuss, um meiner Liebe gegenüber Gott treuzu sein. <strong>Das</strong> gilt ja auch für Verheiratete. Ein Verheirateterhat sich ja für seine Frau, der er sichhingibt, entschieden. Ein Mitbruder von mir sagteeinmal: Der Unterschied zwischen einem Verheiratetenund einem Priester sei, dass der Priestervon tausend Frauen auf tausend verzichtet, währendder Verheiratete von tausend Frauen aufneunhundertneunundneunzigverzichten müsse. DerUnterschied ist also gering. Ich versuche Gefühleunter die Herrschaft der Vernunft zu stellen unddanke Gott, wenn ich eine schöne Frau sehe, fürihre Schönheit. Gleichzeitig glaube ich, dass Gottjemandem, den er zum zölibatären Leben beruft,auch die nötige Hilfe dazu gibt.Kennst du Priester, die eine Liebesbeziehung hatten?Ja, es gibt Priester, die vor der Weihe eine Freundinhatten und dann merkten, dass ihr Weg einanderer ist.Eine religionspsychologische Erkenntnis ist, dass Bedürfnissezwar unterdrückt, aber nicht einfach gelöschtwerden können. Sie werden umgeleitet. Was meinst dudazu?Bedürfnisse sollten nicht unterdrückt werden,denn sie verweisen auf unsere Leiblichkeit, ohnedie wir keine ganzen Menschen wären. Bedürfnissesollten integriert werden. Dazu ist es wichtig, dassunsere Vernunft die Bedürfnisse des Leibes dominierenkann, damit der Mensch nicht Sklave derBedürfnisse wird, sondern innerlich frei und glücklichbleibt. <strong>Das</strong> gilt auch für die Sexualität. Sie istein Geschenk Gottes, durch das er die Menschenteilhaben lässt an seinem Schöpfersein.In jüngster Zeit erntete die katholische Kirche viel Kritikdurch Pädophilie-Vorfälle. Gibt es einen Zusammenhangzwischen dem Zölibat und diesem Phänomen?Du sprichst ein dunkles Kapitel der Kirchengeschichtean. Die Kirche wollte und will alles dagegenunternehmen, was sie kann. Es ist aber nichtnur ein Problem kirchlicher Mitarbeiter, sondernder Gesellschaft. Man weiss, dass es eine hohe Dunkelziffervon sexuellem Missbrauch an Minderjährigengibt. Viele Fälle, die sich in den Familien, inSchulen, in Sportzentren und Heimen ereignen,treten nicht an die Öffentlichkeit. Gerade weil derPriester eine moralische Instanz ist, sorgen sexuelleÜbergriffe in der Kirche für Schlagzeilen. Esist wissenschaftlich erwiesen, dass sich die Veranlagungzur Pädophilie schon in frühen Jahren ausbildet.Ein Zusammenhang zwischen Zölibat undPädophilie ist dagegen nicht bekannt.Was hieltest du davon, wenn der Zölibat jemals abgeschafftwürde?Vielleicht muss man eher von einer Lockerung anstattvon Abschaffung sprechen. Es wird immerzölibatär lebende Priester geben, denn die Kirchehat den Zölibat als ein hohes Gut entdeckt. DiesesGut ist die sogenannte geistliche Fruchtbarkeit, dasheisst die Überzeugung, dass der Verzicht auf dieEhe eine Quelle von reichem Segen ist.Würde der Zölibat abgeschafft, würde ich mirfolgende Fragen stellen: Braucht es nicht Menschen,die mit ihrer Lebensweise sagen, dass dasewige Leben bei Gott so kostbar ist, dass man dafürsogar auf die Ehe verzichten kann? Braucht esnicht Menschen, die wie Jesus alles hingeben? Undschliesslich: Wie geht eine Ganzhingabe an Gott,wenn ich mich auch einer Frau ganz schenke? Wiebringe ich Ehe und Priestersein unter einen Hut,ohne ein Burnout zu kriegen?<strong>Das</strong> Gespräch führte Philipp Pauli.<strong>Das</strong> vorliegende Interview ist gekürzt. Die ausführliche Fassungkann bei Thomas Widmer unter folgender Mailadresse bezogenwerden: widmer.tho@bluewin.ch20 Polykum Nº 1/13-14<strong>Das</strong> <strong>erste</strong> <strong>Mal</strong>


QuotesWie war dein <strong>erste</strong>s <strong>Mal</strong>...Erste <strong>Mal</strong>e sind neu und aufregend und es gibtsie eben nur einmal. Auch im fortgeschrittenenAlter ist unser Leben voll von <strong>erste</strong>n <strong>Mal</strong>en.Gesammelt von Sabrina Hüttermann...Alkohol zu Trinken?Eigentlich eklig. Keine Ahnung, warumgenau man eigentlich weitermacht, wennes am Anfang doch eigentlich so schlechtschmeckt. Mathias, 23, Winterthur...Auto fahren?Ich dachte ich bin im Autoscooter unddass das ja nicht erlaubt sein kann, dass ichjetzt hier fahre. Domenic, 19, <strong>Zürich</strong>...Kino mit dem Flirt ?Unfassbar nervenaufreibend. Vor allem diekurzen Berührungen. Wenn ich denke, wieselbstverständlich ich heute Sachen mache,dann lag doch mehr Spannung und Aufregungin der Luft. Knistern. Sara, 27, <strong>Zürich</strong>... alleine zu Zügeln?Full of new discoveries, surprises and a very warmwelcome in my new flat. Tessa, 23, <strong>Zürich</strong>.... Auf einer WG-Part y zu sein?Ich sag nur Strip-Kartenspiel und der Typnamens Soloalbum. Und Kiffen mit S., draussenvor der Tür, der ich dann später noch dieHaare gehalten habe Nadja, 26, Aachen...Brot zu backen, anstatt es zu kaufen?Dieses <strong>erste</strong> <strong>Mal</strong> hatte ich erst vorletzteWoche! Ist zwar daneben gegangen, aber meinEhrgeiz ist gepackt. Thomas, 24, <strong>Zürich</strong>...nachts illegal in die Badi zu gehen?Verboten gut. Franzi, 23, <strong>Zürich</strong>...auf eine Demo zu gehen?Ich war gerade erst im Erasmus in Spanien. Dahabe ich das <strong>erste</strong> <strong>Mal</strong> an einer Demonstrationteilgenommen – man ist so geladen, und in derGruppe zu laufen und für etwas zu kämpfen,gibt mega Kraft. Raphael, 21, <strong>Zürich</strong>...Als DJ?Deprimierend. Ich dachte Mainstreamsei cool. Bei dem einen <strong>Mal</strong> ist es dannauch geblieben. Felix, 24, Frankfurt...in die Disco zu gehen?Peinlich. Habe extra angefangen zu rauchen,weil ich einfach nicht wusste, wie man sonststehend cool rüberkommt. Bettina, 21, <strong>Zürich</strong>...auf die Herrentoilette zu gehen?Wie in einer fremden Welt. Und es ist tatsächlichsauberer als auf Damenklos. Carina, 26, St.Gallen...in einer Vorlesung zu sitzen?Fünf Minuten war es aufregend. Dannermüdend. Roger, 20, Basel...den Prof zu Duzen?Komisch – dachte: «Ja, jetzt ist es so weit.Du bist ein spiessiger Wissenschaftlerund erwachsen.» Beni, 26, <strong>Zürich</strong>...auf dem Polizeiposten?Ich habe den Beamten gesagt, ich würdegerne nach Hause fahren. Die bestandenjedoch darauf, dass ich noch ein Schläfchenmache. Simon, 26, Unterengstringenpolykum Nº 1/13-14<strong>Das</strong> <strong>erste</strong> <strong>Mal</strong> 21


erstlingMein Sprung indie BasisprüfungViel Arbeitsaufwand, hohe Durchfallquoten, keine Ferien...Kaum an der <strong>ETH</strong> angekommen, wird den Erstis auchschon mit der bevorstehenden Basisprüfung gedroht.Reine Angstmacherei? Oder steckt doch mehr dahinter?von Anna Dalbosco<strong>Das</strong> <strong>erste</strong> Jahr an der <strong>ETH</strong> verläuft für alle Studentengleich. Zuerst sind da die Aufregung und die Freude aufdas Studium und das selbständige Leben in einer neuenStadt. Doch schon in der <strong>erste</strong> Semesterwoche beginnenProfessoren und Mitstudenten Angst und Schrecken zuverbreiten: die Basisprüfung. «Also wirklich», habe ichmir gedacht, «diese <strong>ETH</strong> mit ihrem übereifrigen Getue.Jetzt schon die Leute mit dem stressen, was in einem Jahrauf sie wartet!»Und dann, bevor man sich versieht, ist sie da: die vonAnfang an angedrohte Basisprüfung. Und plötzlich packtsie auch mich: die Basisprüfungsangst.Stunden der WahrheitEs ist Sonntagabend und von Einschlafen kann keineRede sein. Morgen habe ich meine <strong>erste</strong> Prüfung. <strong>Das</strong>Herz pocht wie wild und der Magen knurrt. Jetzt erstfällt mir auf, dass ich das Abendessen völlig vergessenhabe. So eine Aufregung!Am nächsten Morgen bin ich dann zwar wenig ausgeschlafen,aber hyperaktiv. Die Fahrt zum Höngg erscheintmir ewig. Vor dem HIL tummeln sich lauteraufgewühlte Erstis – solche wie ich –, die seit einem Jahrden «Albtraum Basisprüfung» leben. Ein riesiger, krabbelnderAmeisenhaufen. Er bewegt sich in das Gebäudeund hinauf über die Treppen, bis zum Prüfungssaal. DieToiletten sind schon lange besetzt und die angespannteAtmosphäre ist kaum auszuhalten. Da fällt mir ein: «Verdammt,das Frühstück hab ich auch vergessen!» Plötzlichöffnen sich die Türen des Zeichensaals und ich schnappemir einen Platz, den ich für besonders vielversprechendund glückbringend erachte. Meine Platznachbarin beginntsogleich den anscheinend endlosen Inhalt ihresRucksacks auszupacken: Studentenfutter, Milchschnitte,Gipfeli, Banane, Wasserflasche, Kaugummis, Schreibetui,Glücksbringer... irgendwie hört es nicht mehr auf. Ver-22 Polykum Nº 1/13-14 <strong>Das</strong> <strong>erste</strong> <strong>Mal</strong>


stohlen lege ich meine Legi und meinen Kugelschreiberaufs Pult. Mehr brauche ich nicht.Schon geht’s los mit den Anweisungen des Professors.Neben denen, die man sowieso schon hundert <strong>Mal</strong>durchgelesen hat (wie «Es sind keine Hilfsmittel erlaubt,ausser Wörterbücher für Studenten, deren Muttersprachenicht Deutsch ist»), gibt es auch solche, die meine Fantasieanregen und dafür sorgen, dass ich den Professorals Partylöwe und mit beiden Händen in der Luft tanzensehe («Erst wenn ich das Handzeichen gebe, dürfen sieden Raum verlassen»). Mein persönlicher Favorit ist aber:«Bitte geben sie am Ende ihre Prüfung ab und nehmensie diese nicht mit nach draussen». Klingt einleuchtend!Schliesslich folgt der Startpfiff und der Spass beginnt.Meine Nervosität verschwindet und die Welt um michauch. Drei Stunden später ist alles vorbei. <strong>Das</strong> war’s auchschon. Ich habe ein gutes Gefühl und lächle über meineübertriebene Aufregung am Morgen. Ausserdem habe ichjetzt schrecklichen Hunger.Albtraum Basisprüfung?Die darauffolgenden Wochen verlaufen überraschend ruhig.Nun bin ich froh, dass ich mir die Lernzeit gut eingeteilthabe und den Sommer trotz allem geniessen konnte:Urlaub in Apulien, effizientes Lernen und eine Ladung Begeisterungfür mein Studium. So schaffe ich es auch nachder Chemieprüfung nicht zu verzweifeln und bleibe optimistisch.<strong>Das</strong> ist wichtig!Wenn ich gerade keine Prüfung schreibe, versucheich auch noch die letzten unerforschten Lücken meinesGehirns mit Stoff zu füllen. Am Wochenende ärgere ichmich, dass weder auf dem Höngg noch im Zentrum irgendetwasoffen hat, und so oft es das Wetter erlaubt,springe ich am Abend in die Limmat. <strong>Zürich</strong> ist im Sommereinfach genial und irgendwie erreicht auch mich dieGelassenheit der Urlauber, die Leichtigkeit des Sommersund das Glücksgefühl der warmen Sonne auf der Haut.Also an alle Erstis: Cool down and keep calm... das istja erst der Anfang!polykum Nº 1/13-14<strong>Das</strong> <strong>erste</strong> <strong>Mal</strong> 23


Online-Foren«Kann man dasals Sex bezeichnen?»Ran an reife Frauen und Probeblasen? Mama wirdkaum antworten wollen; Online-Communitysschon. Ein Streifzug durch Jugend-Foren.von Barbara LussiJung sein kann hart sein: Hormone auf Sturm, Brettvorm Kopf, alles senkrecht, ausser die Laune. Obercheckerund superheiss? Nur theoretisch. WärenVierzehnjährige so cool, wie sie offline tun, würdenCommunitys wie mädchen.de, netdoktor undCo. nicht im vermuteten Minutentakt von Teenie-Beiträgengeflutet werden, die am <strong>erste</strong>n <strong>Mal</strong>und allem, was dazugehört, herumrätseln. Aufmädchen.de etwa: auf insgesamt 1 188 Pages (mit jezwölf Threads mit keine-Ahnung-wie-vielen-Seitenmit keine-Ahnung-wie-vielen-Posts – einige, jedenfalls)– das Web als Auffangbecken für all die Fragen,die Teenies sonst niemandem stellen wollen(und schon gar nicht ihren Müttern). Irgendwo sollman hypern dürfen. Und Teenies tun’s.Online hypernDa schreibt MuminFin, 15 und Jungfrau, davon,dass sie’s sich oft selbst macht («hab zurzeit keinenfreund undso»). DA müssen wirgar nicht drüber reden, moderne Weltund so, aber DAS HIER gibt zu reden:«wir haben zuhause so zahnbürstenhalter»,schildert MuminFin, «sie werdenned mehr benutzt und ich hab diebeim aufräumen gefunden […] gesternhabe ich dann mal zum spaß dasteil mit in die dusche genommen undich wurde geil als ich so getan hab alswürd ich dem teil einen blasen undhab halt unten rumgerieben :) undich wurde feucht und *flutsch* auf einmalsteckte das teil in mir drin.» Unddann die Frage aller Fragen: «Bin ich jztkeine jungfrau mehr?»Ich blinzelte auf den Bildschirmund wusste nicht, ob Lachen ok ist.Man muss junge Menschen ja ernstnehmen, Hormonflut zum Trotz. Währendich nach dreimaligem Überlegentatsächlich pruste, fürchtet Mumin-Fin tatsächlich, ihre Jungfräulichkeitan eine Zahnbürste verloren zu haben.Witzig ist das nur auf der einen Seite des Bildschirms.MuminFins Glück, dass das Web voll ist von freiwilligenDr.Sommer-Typen, die sich Duschunfällenso selbstverständlich annehmen wie sexuellenSchlachtplänen. Irgendwo soll man ja fragen können,wie’s funktioniert, was passt, was möglich ist.Und Teenies tun’s.Schlachtpläne schmiedenDa fragt Unbekannt007: «Woran erkennt man beimJungen, dass er noch nie Sex hatte?». Da erzähltTiny14 von einem Gespräch mit Freundinnen («diemeinten, vier von fünf, das man am anfang demjungen immer erst blasen sollte, bis man weis obman wirklich mit ihm bumsen will») und hakt beider Community nach, wie die’s gemacht habe. Dawill Jakob17 wissen, ob er’s zuerst «mit einer reifenFrau, die mich ins Sexualleben einführen kann»,wagen soll (Begründung: «Beim Wichsen kommeich immer sehr schnell»). Da sorgt sich Marvin nachseiner Petting-Premiere – weil da «nur ein fingerMuminFin fragt: Bin ich noch Jungfrau?platz fand» – um vaginalen Hubraum und fragt:«kann man das irgendwie beeinflussen, dass dievagina «breiter/größer» wird?» (Nachtrag – Trommelwirbel:«weil irgendwie ist meiner größer wieein finger».) Und da erzählt crixuss: «ich war so betrunken,dass ich nicht mal anständig einen hochbekommen hab, würde das eher maximal als halbständerbezeichnen, wenn überhaupt […] Jedenfallswar ich trotzdem in ihr drinnen, nur nach ner halbenStunde ist immer noch nichts passiert, ich kamnicht. Also haben wir es gelassen.» Der Zweifel zumSchluss, MuminFin–ähnlich, in der Hoffnung, sein<strong>erste</strong>s <strong>Mal</strong> nicht «einfach so weggeworfen» zu haben:«Kann man das als Sex bezeichnen?»Ich fand lustig, was Teenies alles posten – bis ich17 von 1188 Pages später gar nicht mehr prustenmochte und mir nach mehreren haarsträubendenPosts selbst sagte: Wenn DAS ist, was Teenies tun,wär’s echt schade – WENN sie’s denn tun.Alles nur Fake?Da schreiben Zwillinge davon, dass sie zusammenentjungfert werden wollen, da berichtenirgendwelche 13-Jährigen zuhaufdavon, vom hübschen Nachbarsjungenbeim Onanieren erwischt wordenzu sein – und da erzählt Tanja14von einem DVD-Abend («wie so oft wares Dirty-Dancing») mit Freundin Bine,13, und deren Freund Markus, die «imLaufe des Films immer mehr zumSchmusen» begannen, «als ob ich nichtda wäre». Bine aber hat’s voll im Griff,als sie bemerkt, dass Tanja doch da ist:«Sie meinte, dass ich einfach mitmachensollte.» Und was macht Tanja?«Ich machte auch mit.»Kein Blinzeln. Ich dachte: Fake. Unddann: Kein Wunder, dass Teenies hypern.Ich hätte auch am Rad gedreht,hätte ich vom Dreier anderer 13-Jährigergelesen. Als ob’s nicht hart genugwäre, dass Teenies die Hormone umdie Ohren fliegen.Barbara Lussi (24) ist Polykum-Redaktorin. Undnach dem Streifzug durch Jugend-Foren gottfroh, die Hormonflutüberstanden zu haben. Ohne sich je den Kopf über Haushaltsgegenständeim Schritt zerbrochen zu haben.24 Polykum Nº 1/13-14 <strong>Das</strong> <strong>erste</strong> <strong>Mal</strong>


«Oh Gott. Wie geil.»«So what?»Und, wie war's?DAS <strong>erste</strong> <strong>Mal</strong>Bilder Sabrina Hüttermann«Lust auf mehr.»«Augen zu und durch.»«Uh.»«Huch.»polykum Nº 1/13-14«Äääähhmmm...»<strong>Das</strong> <strong>erste</strong> <strong>Mal</strong> 25


nachgefragtBammel sondergleichenWenn acht kluge Redaktoren-Köpfe keine Antwort wissen,muss der Experte ran. Und wer weiss mehr über Sex und Liebeals Dr. Sommer? Ein offener Brief ans Ratgeber-Urgestein.von Barbara LussiDie Teenies von heute scheinen Dr. Sommers volle Aufmerksamkeit zu fordern. Für Studenten,die ihr <strong>erste</strong>s <strong>Mal</strong> längst hinter sich haben, bleibt da keine Zeit – auf eine Antwort warten wirnoch immer. Wir liefern sie nach, falls sie je eintreffen sollte. Und wundern uns bis dahin weiter.26 Polykum Nº 1/13-14 <strong>Das</strong> <strong>erste</strong> <strong>Mal</strong>


28 Filme 29 Kultur, Musik 31 Rätsel 33 Kurzgeschichte, Horoskop 34 Kolumne 35 FernwehEXTRASAuch filmisch ein Homerun? <strong>Das</strong> Sport-Drama «Back in the Game» trumpft mit Stars wie Clint Eastwood und Amy Adams auf.Bild: zVgFilmTrouble With The CurveVon Flavio Koch«Back in the Game» ist ein Sport-Drama aus demJahr 2012 und erzählt die Geschichte des alterndenBaseball-Talentscouts Gus Lobel (Clint Eastwood).Dieser steht vor der Herausforderung, einen neuenSpieler zu finden, da sein Chef Pete Klein (JohnGoodman) mit dem Gedanken spielt, ihn in denRuhestand zu schicken.Gus arbeitet schon seit Jahrzehnten als Talentscoutfür den Baseball-Verein Atlanta Braves. Dabeiverlässt er sich auf seine legendäre Spürnaseund hält nichts von modernen Hilfsmitteln wie derComputer-Analyse. Seinem jungen Kollegen Phillip(Matthew Lillard) sind Gus‘ altmodische Methodenein Dorn im Auge und er wartet nur darauf, dassder Ältere einen Fehler macht.Unterdessen macht sich Gus‘ Chef und FreundPete Sorgen um seinen alten Kumpel und bittetdessen Tochter Mickey (Amy Adams) um Unterstützung.Die erfolgreiche Anwältin hat zwar einschwieriges Verhältnis zu ihrem Vater, macht sichaber dennoch Sorgen um ihn und nimmt sich einigeTage frei, um zu ihm zu fahren und ihm beiseiner Spielersichtung zu helfen. Am Spielfeldrandtreffen sie auf Johnny Flanagan (Justin Timberlake),der ebenfalls als Talentscout junge Baseballspielerfür ein anderes Team sichtet. Bis zu einer Armverletzungwar Johnny selbst ein aussichtsreicherSpieler, der von Gus entdeckt wurde. Johnny bittetMickey, mit ihm essen zu gehen, sie lehnt jedochab. Einige Tage später kann Gus seine Tochter dennochdazu drängen, mit Johnny etwas trinken zugehen. In den nächsten Tagen kommen sich die beidenlangsam näher und bei einem nächtlichen Badim See küssen sich die beiden schliesslich...In «Back in the Game» kehrt ein mittlerweile82-jähriger und dennoch überragender ClintEastwood noch einmal in einer Hauptrolle auf dieLeinwand zurück. Zusammen mit Amy Adams undJustin Timberlake ergibt sich daraus ein Drama, dasgesehen werden muss.[i]Der Film läuft am 25. September um 19.15 UhrProgrammWarm Bodies24. September, 19.15 @SOSethBack in the Game25. September, 19.15 @MittwochsfilmDelicatessen01. Oktober,20.00 @FilmstelleKokowääh 202. Oktober, 19.15 @MittwochsfilmImaginaerum08. Oktober,19.15 @sosethWhat's Eating Gilbert Grape08. Oktober, 20.00 @FilmstelleLincoln09. Oktober,19.15 @MittwochsfilmCloud Atlas15. Oktober, 18.30 @SOSethPerfect Sense15. Oktober, 20.00 @FilmstelleGhost Graduation16. Oktober, 19.15 @mittwochsfilmThe Cook22. Oktober, 19.00 @FilmstelleLife of Pi23. Oktober, 19.15 @Mittwochsfilm28 Polykum Nº 1/13-14 EXTRAS


KulturKlein, aber fein!von Shilpi SinghBild: lunepalmer.bandcamp.com Bild: mehrspur.chKlein, aber fein! So könnte man das LokalMehrspur am besten bezeichnen. Vorrund acht Jahren wurde es von der ZürcherHochschule der Künste eigenseröffnet, um angehenden Künstlern –also ihren eigenen Studierenden – eineBühne zu bieten. Hier können sich diemusikalischen Talente vor einem grösserenPublikum beweisen. Egal ob Jazz, Indie,Swing, Hip Hop, Funk, Klassik, Latin,Elektro oder ein Gemisch von allem... für jeden Musikgeschmack ist etwas dabei.Und wenn doch nicht, dann kann man mit Freunden in friedlicher Atmosphäreanstossen.Am Samstag, dem 21.September wird im Mehrspur eines der grössten Talenteder Schweizer Jazz-Szene auftreten: Raphael Jost mit seiner Band Lotsof Horns. Erst im März letzten Jahres wurde Raphael, der immer noch an derZHdK studiert, am europäischen Nachwuchs-Jazzpreis mit dem Solistenpreisausgezeichnet. Seine Band und er präsentieren ein reichhaltiges Repertoire an(meist) selbstgeschriebenen Songs. «Jazz of the Past meets New Beats of Today»Momentan noch ein Geheimtipp: The Roosterist eine treffende Bezeichnung für diese musikalische Darbietung.Und sowieso gilt: Für Geniesser von qualitativ hochstehender Musik lohntsich ein Besuch im Mehrspur! Die Bar bietet faire Preise und der Eintritt istfrei, denn der Klub basiert auf Kollekten.Jeden Mittwoch, Freitag und Samstag habt ihr Gelegenheit, ein junges Talentim Musikklub Mehrspur zu bewundern.<strong>Das</strong> aktuelle Programm findet ihr unter:www.mehrspur.chMusikLune Palmer – The RoosterVon Philipp GautschiHier spielt die Musik: MehrspurAuch wenn dieses Album bereits seit einem halben Jahrerhältlich ist, soll es im Sinne eines inländischen Geheimtippshier vorgestellt werden.Wer das bereits 13-jährige Werk «anyone on the air» derZürcher Swandive damals schätzte und sich noch heutedaran erfreut, wird ob Lune Palmer klanglich in die wunderbareZeit um die Jahrtausendwende zurückversetzt. Alsinternationale Referenzen können getrost grosse Namenwie Portishead, Blonde Redhead oder Múm beigezogenwerden. Somit dürfte klar sein, dass die beiden LausannerVladimir Skrivan und Michael Gaio verträumten elektronisch-poppigenAmbient/Chillout fabrizieren.Als Erstes fällt die extraterrestrisch-androgyne StimmeSkrivans auf. Zusammen mit der sanften, klanglich teilskreativen Elektronik, den angenehm dahinplätscherndenDrums sowie den durchwegs melancholischen Melodienentsteht eine genauso spannende wie entspannendeKlangwelt. Oft reduziert auf das Nötigste, trotzdem klanglichbreit und warm; geheimnisvoll und gleichzeitig anziehend.Mir persönlich gefallen besonders die instrumentalen,düsteren Abschnitte innerhalb einzelner Songs, welche inKontrast zur sanften Kopfstimme wunderbar zur Geltungkommen. Die angenehme, einlullende Düsternis dieses Albumslässt die Vorfreude auf die insektenlose, angenehmtemperierte Jahreszeit bereits jetzt wachsen.polykum Nº 1/13-14EXTRAS 29


1 2 3 4 5 67 8910 11 1213 14 15 16 17 1819 20 21 22 2324 25 26 27 2829 30 31 32 3334 35 3637 38 39 40 4142 43KruxereiEin neuer Fallvon den dreiSonderzeichenVon &, ∞ und # (Rätsel, Bilder und Text)Waagrecht1 Antriebsfeuerfür Abenteuer.7 Liebst die Ragazza als sei sie gottgleich,nennst du sie so, zärtlich und weich.9 Eine Beiz in Winti, sie heisst wie ein Tier,Alternative treffen sich hier.10 Siehe Bild links13 Die Ösis und die Magyaren,trotzten einst gemeinsam Gefahren.19 Wegen dieser Transkriptasebeisst mancher Wirt ins Grase.21 So sagt ihm auch Globi,vermehren ist sein Hobby.24 Unförmig oder was?Beschreibt Struktur von Glas.25 Siehe Bild rechts28 Es steht für Südstaatenfabrikatund beschreibt ‘nen Rechenautomat.29 Es gibt fast jedes Produktmit dem Kätzchen aufgedruckt.32 Arbeitsschreiber ist’s vertraut,verspäten nicht erlaubt.34 Beim Lumberjack-Contestgibt man ihm den Rest.36 Jene Vitrine, beim Confiseurist des Diätwilligen <strong>Mal</strong>heur.37 In der Flotte drin,arbeitet flotte Spanierin.39 Kämpften mit Lanzen auf Pferden,um Sieger der Schlacht zu werden.41 Wer dieses Masskürzel erfand,war zweifellos modisch gewandt.42 Solch hegt Dantès in seiner Kerkerhaft,erst Feindestod ihm Ruhe schafft.43 «Reich im Schlaf!» oder «Dünn dank Schote!»,sind Beispiel solcher Angebote.Senkrecht1 Triumpheszeichen,gegeben zum Weiterreichen.2 Bei Zahl dies Buchstabenpaar,gibt Hinweis auf Kalenderjahr.3 Bist unter Juden, selbst aber keiner,ist dieser Name deiner.4 Rein mit der Leiche, wenn niemand guckt...herrlich, was es alles schluckt!5 Ihr Anblick lässt Hygieniker bangen,dafür helfen sie beim Fischefangen.6 Sie ist, in so ‘nem deutschen Lied,die Schwiegermutter vom Held Siegfried.8 Mit ‘nem Zifferblatt,wär s Bändeli Uhr glatt.9 Nicht Gesang des Wales,sondern Sprache Wales.11 Ein beliebter Kuchenfilm enthältdas Adjektiv zur neuen Welt.12 Ein Bein dieser Art,trifft dich, wenn, dann hart.13 Trifft auf den Kopf den Nagel,wenn Mensch wie Kupferkabel.14 Uderzos Pirat vom Ausguck her schreit,«’ne Galeere in Sicht, und gar nicht weit.»15 Hat auf Ringen Platz,der runde Meeresschatz.16 Für <strong>ETH</strong>-Student ist klar,Semperbau mit Explosionsgefahr.17 Was machen Töfffahrer wohl am Strand?Sie fahren durch die Wasserwand.18 «Benehmt euch!», hört man immerzu,«als <strong>ETH</strong>-Studis gehört ihr nämlich hierzu!»20 Hoppers freuten sich ab Quali-Sieg;die Damen spiel’n in der Champions-League.22 Praktisch bei ‘ner Reise,Zimmervermietung nächteweise.23 In solchem fertig?Dann ging es hurtig!26 Kamel passt kaum ins Portemonnaie,darum lieber auf den besteh!27 Solch Gesichtsausdruckfast explodiert, bei Druck.30 Bei Flussüberquerung wehrt es sich tapfer,das beliebte Tierfilm-Kroko-Opfer.31 «Daher», sagt Johnny leise,«mach ich es auf diese Weise».33 Als -logie gerät,in den Fokus die Viskosität.35 Was digitalisiert ein Archiv,ist oft auch ganz exklusiv.38 Welches <strong>ETH</strong>-Zentrum-Hausragt über all’ anderen hinaus?40 Spielraum gibt’s bei diesem Wort,Rangers oder Devils Heimatort.Setze das Lösungswort aus den braunen Feldernzusammen. Die schnellste Einsendung ancruxereien@polykum.ethz.ch wird mit einem50-Franken- gutschein der Polybuchhandlungbelohnt. Unter allen weiteren Einsendungen bis zum04.10.2013 wird ein zweiter Gutschein verlost.polykum Nº 1/13-14EXTRAS 31


KurzgeschichteAsphaltnasevon Barbara LussiHoroskopEin neuer ZyklusText Minou Lahiba Sacrale Illustrationen Tobias TschoppEr ahnt es, als er sein halbes Gesicht auf demAsphalt verteilt: Im Nachhinein ist man nichtschlauer. Im Nachhinein tut’s bloss leid. Im Nachhineinist’s bloss peinlich. Oder man kriegt einenneuen Spitznamen verpasst, der schlimmer klingtals «Olaf». Und das denkt ER, obwohl er Olaf heisst,Holgers Schreistimme im Kopf, einige Meter dieStrasse runter.Wahrscheinlich: ist man im Nachhinein sogardümmer. Er ahnt es, als er irgendwas schluckt, dasnur zur Hälfte Blut ist. Mit Optimismus hat dasnichts zu tun: Wer wieder und wieder in dieselbeWand läuft, ist – na eben, dumm.Er bleibt sechs Sekunden liegen, bevor er sichvom Boden hochstemmt.Holger hat gesagt: «Mach’s.» Vielleicht, weilauch Holger dumm ist. Vielleicht, weil Holger verneinteSätze kaum aussprechen kann und glücklicherzu Bett geht, wenn er die Partikel ‹nicht› einenganzen Tag vermeiden konnte.Wahrscheinlich: war Holger scharf aufs Debakel.Nur die wirklich guten Freunde halten dichvon Dingen ab, die allen Spass machen, ausser dir.Holger also hat ihn angespornt. Und er tat’s.Holger holt seine Stimme ein, Schritt für Schrittdie Strasse rauf, kommt an, als Olaf zum dritten<strong>Mal</strong> spuckt. Irgendwo ertastet er seine Brille(ganz), irgendwo einen Kaugummi (nicht seiner).Irgendwo pfeift ein Teekessel, hinter einem Fensteroder seiner Stirn. Sechs Sekunden hat er dieBrille an, bevor er merkt, dass das schmerzt: Edelstahlauf Asphaltnase.«Woh!», sagt Holger, als er lang genug drauf gestarrthat, auf die Nase und den Rest im Gesicht,im selben Konsonanten bestürzt und begeistert,«schaudirdasblossnichtan!», so, als müsse Olaf essich unbedingt ansehen, «daskriegstduNIEmehrausmkopf!»Was heisst: bis morgen nicht.Er ahnt es, als er irgendwas schluckt, dessenHälfte nur noch zur Hälfte Blut ist.Der Kreis ist umrundet. Die milchigen, vorwitzigen Photonender Morgendämmerung prallen auf staubige, zerfledderteBücher. Der Dunst des sich noch nicht gesetzten Taus befeuchtetklaffende, wartende Gräber. Willkommen in der nächstenRunde – wenn du die nötige Zentripetalkraft aufbringst.Ingenieurwissenschaften<strong>Das</strong> Getriebe der Welt harzt. Es knistert und knarzt. Es liegt an dir, zumindestdein eigenes Interface funktionsfähig zu halten. Achte dabei aber darauf,auch Öl für eine weitere Komponente übrig zu haben. Bald wirst dueinen Moment vollkommener Leichtigkeit haben. In diesem Augenblickhalt inne und besinn dich. Besinn dich, was du tun musst, denk an Bodenhaftung.Die besagte Komponente wird es dir danken.Systemorientierte Naturwissenschaften<strong>Das</strong> Redaktionsteam hat beschlossen, das Horoskop für die Systemorientierten Naturwissenschaftendiesmal nicht abzudrucken, da wir den Erstsemestrigen zuliebezu Semesterbeginn allzu hohe Suizidraten vermeiden möchten. Es hofft, dass dieseine einmalige Massnahme sein wird. Aber hey, Überraschungen sind eh viel toller!Architektur und BauwissenschaftenSaturn kannte deine Noten für das vergangene Semester seit Jahren und istdaher als einziger nicht enttäuscht. Merkur im zehnten Haus versichert,eswird auch nächstes Jahr nicht besser. Die Opposition zwischen Neptunund dem Medium Coeli präzisiert, es liege daran, dass du dir nächstesJahr auf dem Weg in den Prüfungssaal den rechten Oberschenkel brechenwirst. Kriegst du das hin?Management und SozialwissenschaftenDiesen Kaffeesatz sollte man für ein Gastro-Magazin fotografieren. Und erist im Konsens mit der Eierschalenanalyse: Dieser Semesterstart entbehrtjeglicher negativer Zwischenfälle... und positiver Zwischenfälle.In der Tat darfst du dich auf dein bisher wohl ereignislosestes Semestereinstellen. Aber die Adrenalinsüchtigen unter euch müssen sich nicht sorgen:Die Prüfungen danach werden RICHTIG happig.Naturwissenschaften und MathematikWenn sich ein Projekt nicht rechnet, soll man es bleiben lassen. Allesandere ist Ressourcenverschwendung. Achte lieber auf deine Gesundheitund mach eine Kosten-Nutzen-Analyse. Geh wenn nötig zur Uni rüberund lass dir von einem Wirtschaftler dabei helfen. Zwar liegt es schlussendlichin deinem Ermessen, ob Liebesmüh vergeblich ist, aber... ich habes dir gesagt, ja?polykum Nº 1/13-14EXTRAS 33


Room forimprovementKolumneFallen alte Prüfungen unterdas Öffentlichkeitsgesetz?Mit wenigen Ausnahmen sind an der <strong>ETH</strong> alle Dokumente öffentlicheinsehbar – auch für dich! Eine kurze Anleitung, wie man gestützt aufdas Öffentlichkeitsgesetz ein Dokument erhält, und eine Stellungnahmedazu, wie es bei den Studierendenverbänden um Transparenz steht.Obwohl die <strong>ETH</strong> kein Amt ist, zählt sie zur dezentralenBundesverwaltung und unt<strong>erste</strong>ht damitdem Öffentlichkeitsgesetz «BGÖ». Diesesbesagt, dass grundsätzlich alle amtlichen Dokumentefür jede Person einsehbar sind. <strong>Das</strong> dientder Transparenz und beugt Amtsmissbrauchund Misswirtschaft vor. Transparenz motiviertzu guter Arbeit. Denn niemand möchte, dass dieZeugnisse schlechter Arbeit ihren Weg an die Öffentlichkeitfinden. <strong>Das</strong> funktioniert besondersgut, wenn es um die Vergabe von öffentlichen Beschaffungsaufträgengeht. So listete beispielsweisesimap.ch – die Plattform zum Ausschreiben von öffentlichenAufträgen – im August insgesamt achtProjekte der <strong>ETH</strong> auf.Was nach «Zwängerei» klingt, hilft tatsächlichMillionen in Form von tieferen Beschaffungskostenzu sparen. Mit dem Öffentlichkeitsgesetz kannman aber auch an interessante Informationen gelangen.Während andere Universitäten Notensta-Zur PersonBasil WeibelWer wirklich exzellent seinwill, ist auf echte Kritik undDiskurs angewiesen. UmDiskussionen in Gang zusetzen, vertritt Polykum-RedaktorBasil Weibel an dieser Stelle seine persönlicheMeinung. Seine Kolumne soll als Diskussions-Plattform dienen. Nicht weil die <strong>ETH</strong> oder der<strong>VS<strong>ETH</strong></strong> schlecht sind. Sondern weil sie gut sind.Du möchtest auf seine Kolumne antworten?Schreib an: redaktion@polykum.ethz.chtistiken längst auf Webplattformen zugänglichmachen (vgl. auch Polykum Nr. 6/12-13), ist die <strong>ETH</strong>da sehr zurückhaltend. Aber auch solche Daten fallenunter das Öffentlichkeitsgesetz. Allerdings müssendabei einige Dinge beachtet werden (siehe Box).Ob jetzt für alte Prüfungen eine Ausnahmeklauselanwendbar ist oder nicht, kann wohl ameinfachsten durch Ausprobieren herausgefundenwerden. Genauso interessant wäre es, einen anonymisiertenDatensatz mit allen Noten der <strong>ETH</strong>-Studierenden zur Hand zu haben. Auch eine Listemit freihändig vergebenen Aufträgen könnte Interessanteszutage fördern.Anders steht es um Transparenz bei den Studierendenverbänden;weil die nicht unter dasÖffentlichkeitsgesetz fallen. Dabei hätte mehrTransparenz auch hier positive Wirkungen: Diskussionenüber die Hochschulpolitik würden mitTransparenz gefördert und die Legitimation derVerbände nähme zu. Dabei darf man nicht vergessen,dass einige der Vereine über substanzielle finanzielleMittel verfügen, deren Verwendung durchdie Basis kontrollierbar sein sollte. Beim AMIV könnenbeispielsweise sämtliche Vorstandsprotokolle,das Budget und sogar die Jahresrechnung mit demnethz-Login eingesehen werden! Damit wird aufeinfache Art und Weise für noch mehr Transparenzals beim Bund gesorgt. Besonders wertvoll ist dabei,dass das mühsame Antragstellen entfällt undder Antragsteller anonym bleiben kann. Dadurchkönnen Studierende leicht an der Arbeit ihres Fachvereinsteilhaben, was ein <strong>erste</strong>r Schritt zur aktivenInvolvierung ist.Beim <strong>VS<strong>ETH</strong></strong> dagegen sucht man vergebens nachsolchen Unterlagen. Vielmehr ist man so bestrebt,››<strong>Das</strong> Öffentlichkeitsgesetz betrifft nur Dokumente,die nach dem 1. Juli 2006 verfasst wurden.››Unfertige Dokumente, Dokumente für denpersönlichen Gebrauch (wie Notizen) oderDokumente zu laufenden Verfahren müssennicht herausgegeben werden.››Dokumente mit Personendaten werden vorgängiganonymisiert. Die Noten von Freundenkönnen also nicht eingesehen werden.››Geschäfts- und Fabrikationsgeheimnisse müssennicht preisgegeben werden. <strong>Das</strong> gilt wohl auchfür Prüfungsunterlagen künftiger Prüfungen.››Der Aufwand zur Herausgabe der Dokumentekann verrechnet werden. Eine <strong>ETH</strong>interneWeisung legt aber fest, dass Beträgeunter CHF 100 nicht verrechnet werden.››Nach dem WTO-Übereinkommen über öffentlicheBeschaffungswesen GPA müssen Aufträgeund Dienstleistungen ab CHF 230 000 und Bautenab CHF 8.7 Millionen ausgeschrieben werden.››Gesuche müssen schriftlich an folgende Adresseerfolgen: <strong>ETH</strong>-Rat, Häldeliweg 15, 8092 <strong>Zürich</strong>die Höhe der eigenen finanziellen Mittel geheim zuhalten, dass man im Polykum Nr. 7/12-13 sogar dieStreichung einer entsprechenden Passage verlangthat. Für einen Verein, der von der <strong>ETH</strong> 32 Frankenpro Student und Jahr für allgemeine Dienstleistungenerhält, scheint das reichlich intransparent.Schlussendlich lebt die Transparenz an der <strong>ETH</strong>aber vor allem von einer Sache: Nämlich davon,ob Dritte und damit auch wir Studierenden die Instrumentetatsächlich nutzen, die man uns in dieHand gibt.Stellungnahme des <strong>VS<strong>ETH</strong></strong>Transparenz ist in einem Verein besonders wichtig.Schliesslich arbeitet die Exekutive mit den finanziellenMitteln der Mitglieder und ist diesen gegenüberverpflichtet, Rechenschaft über ihre Arbeitabzulegen. Vollkommene Transparenz hat aberauch ihre Schattenseiten; vor allem im Hinblickauf die strategische Planung.Die weit verbreitete Meinung, dass wir unserenMitgliedern die Einsicht in Unterlagen jeglicher Artverweigern, ist jedoch falsch. Über den Protokollenauf der <strong>VS<strong>ETH</strong></strong>-Website steht vermerkt, wie man als<strong>VS<strong>ETH</strong></strong>-Mitglied Zugriff auf die Protokolle und dasBudget erhalten kann. Nebenbei bemerkt steht esjedem Mitglied offen, bei Interesse entweder beiuns auf einen Kaffee vorbeizuschauen oder in denverschiedenen Arbeitsgruppen mitzuwirken undsomit als Erster über die aktuellen Geschehnisseinformiert zu werden.An unserem letzten Hochschulpolitikwochenendehaben wir uns ebenfalls mit der Thematik desöffentlichen Zugangs auseinandergesetzt. Der Vorstandäusserte die Befürchtung einer «geschminktenProtokollierung» bei einer Veröffentlichung,um unangenehme Folgen zu vermeiden. Dabei istes für die darauffolgenden Vorstandsgenerationenvon äuss<strong>erste</strong>r Wichtigkeit, dem genauen Verlaufder vergangenen Sitzungen folgen zu können. Ausdiesem Grund haben die Fachvereine zusammenmit dem Vorstand entschieden, jeweils eine Zusammenfassungder wichtigsten Punkte auf der Websiteseparat zu veröffentlichen.Weitere Informationen findet ihr unter:https://www.vseth.ethz.ch/aktuelles-aus-dem-vorstand34 Polykum Nº 1/13-14 EXTRAS


FernwehEin Bolivien– zwei Weltenvon Philipp PauliImpressumHerausgeber: <strong>VS<strong>ETH</strong></strong>, Verband der Studierendenan der <strong>ETH</strong>, Universitätstrasse 6, <strong>ETH</strong> ZentrumCAB, 8092 <strong>Zürich</strong>, Tel. 044 632 42 98, Mail:vseth@vseth.ethz.ch, Link: vseth.ethz.chRedaktion: Polykum, Zeitung des <strong>VS<strong>ETH</strong></strong>,Universitätstrasse 6, <strong>ETH</strong> Zentrum CAB, 8092<strong>Zürich</strong>, Tel. 044 632 56 94, Mail: redaktion@polykum.ethz.ch, Link: www.polykum.chRedaktionsleitung: Ken Zumstein (zu)Redaktion: Barbara Lussi (bl), Oriana Schällibaum(os), Hannes Hübner (hh), Moritz Vifian(mv), Julian Kornprobst (ju), Basil Weibel(bw), Dominik Roth (dr), Arnaud Monnard(am), Schewach Bodenheimer (sb), SabrinaHüttermann (sh), Philipp Gautschi (pg), ShilpiSingh (si), Anna Dalbosco (ab), Philipp Pauli(pp)Freie Mitarbeit: Die drei Sonderzeichen<strong>VS<strong>ETH</strong></strong>-Teil: Simone SchmiederTitelbild: Stephan SchmitzLektorat: Barbara LussiComic: Thom GrüningerLayout/Gestaltung: Moritz VifianAdministration: Barbara Lussi, Tel. 044 632 57 53,info@polykum.ethz.chWettbewerbe und Verlosungen: Die Gewinnerwerden per E-Mail benachrichtigt. DerRechtsweg ist ausgeschlossen. Über denWettbewerb wird keine Korrespondenzgeführt. Die Mitarbeiter und deren Partnersind von Wettbewerben und Verlosungenausgeschlossen.Adressänderungen: Adressänderungenkönnen selbsständig unter www.adresssen.ethz.ch vorgenommen werden. Sollte keinPostversand mehr erwünscht sein, kann diesauch unter www.adressen.ethz.ch angegebenwerden (Versendungen > Per Post an: keinePostzustellung).Anzeigenmarketing: <strong>Zürich</strong>see Werbe AG,Seestrasse 86, 8712 Stäfa, Telefon +41 (0)44 92856 11, Fax +41 (0)44 928 56 00, polykum@zswerbeag.chAnzeigenschluss:Oktober 2013 (Jetzt – besser war’s noch nie)18. September. 2013November 2013 (Ego) 16. Oktober 2013Auflage: Druckauflage 25 254 Exemplare,Mitgliederauflage 15 598 Exemplare (WEMFbestätigt 2012). <strong>Das</strong> Polykum erscheint 9-maljährlich.Druck: St. Galler Tagblatt AG, St. GallenBild: Philipp pauliSchwerer Kerosindampf flimmert über den Asphalt.Auf 4 100 Metern Höhe liegt «El Alto» – Bolivienswichtigster Flughafen. Auf dem Rollfeldkämpfen wir mit jedem Schritt gegen die dünneLuft an, während die Einheimischen an uns vorbeischreitenund sich wohl insgeheim ins Fäustchenlachen. Der Kerosindampf gibt meinen Nerven, diebereits vom Stadtverkehr stark beansprucht wurden,den Rest.<strong>Das</strong> Abenteuer beginnt...Mit einem 20-Mann-Flugzeug, das aussieht wie einPrototyp aus der Zeit des Pionierfliegens, stechenwir durch die tiefen Wolken. Minuten später beginntder rasante Sinkflug entlang der Rücken desYungatals, welches die zwei Welten Boliviens verbindet:das trockene Hochland und den 4 000 Metertieferen Amazonas-Regenwald. Wir wollen in denDschungel. Unser Ziel: die pulsierende KleinstadtRurrenabaque. Sie soll zum Ausgangspunkt unsererExpedition werden.Kurzer Rückblick: Vor Tagen waren wir auf der«Death Road» unterwegs und zählten die gleichenHöhenmeter auf den Tachos unserer Mountainbikes.Auf der gefährlichsten Strasse der Welt habenwir üppig anwachsende Vegetation, donnerndeWasserfälle und blühende Coca-Plantagen gesehen.Jetzt rundet die Vogelperspektive aus dem Bullaugedas Erlebte ab, während wir die nahtlosenÜbergänge dreier Klimazonen überfliegen. EineStunde später und 4 000 Meter tiefer sind wir inRurrenabaque am Río Beni im Amazonas-Gebietangekommen. Als der Pilot die knatternde Druckkabinedes Flugzeugs abstellt, steigt die Temperaturinnert Sekunden auf 40° Celsius. Von hier gehtdie Reise weiter: Ein motorisiertes Kanu bringt unsins Herz des Nationalparks «Madidi», der weltweitdie meisten geschützten Tierarten beherbergt. Riccardo,ein Angehöriger der Quechua Tacana, ist unserTourguide. Er ist im Regenwald aufgewachsen,hat dort Sprechen, Laufen, Jagen und Überlebengelernt.Als ein Italiener vor Jahren den Mut hatte, alleinin den Wald zu gehen, stiess er auf RiccardosDorfgemeinde. Als sie ihn fanden, war er dem Todenahe und lag in einem Ameisenhaufen. Nach derRettung wurde er als Englischlehrer Teil der Gemeinde.Er machte es möglich, dass Tourguides wieRiccardo heute Ökotouristen aus aller Welt durchden Wald führen.Urwald purIn der «Chalalán Ecolodge», der Unterkunft für Touristen,sind wir während unseres Aufenthalts die alleinigenGäste. Allein mit Riccardo, dem Koch unddem Wald.In der Regenzeit ist der Wald satter an Farbenund Klängen, er ist dichter, grüner und lauter.Über unseren Köpfen rast ein Affenrudel kreischenddurch die Baumkronen, die Kerne ihrerFruchtnahrung rasseln neben uns auf den Boden.Wildschweine kreuzen unseren Weg und knallenohrenbetäubend mit ihren Stosszähnen. Bei dernächtlichen Ruderpartie erinnert die zuckendeSeeoberfläche unweigerlich an den heissen Asphalt.Jedoch dröhnt kein Motor, verwischt keinflimmernder Dampf die Sicht. Im Konzert des Waldesleuchtet ein gelbes Auge mit schwarzer Sichelüber das Wasser. Es taucht ab, verschwindet in derschwarzen Unendlichkeit und Riccardo flüstert:«ein Kaiman.»polykum Nº 1/13-14EXTRAS 35

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!