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ich bin so verdammt unrocknroll - Rowohlt Theaterverlag

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Albrecht<br />

Berg<br />

Chandrasekhar<br />

von Düffel<br />

Fosse<br />

Freyer<br />

Gedeon<br />

Gieselmann<br />

Greig<br />

Habermehl<br />

Hornby<br />

Jelinek<br />

Kehlmann<br />

Kelly<br />

Kluck<br />

von Kürthy<br />

Lachauer<br />

Löhle<br />

McIntyre<br />

Melquiot<br />

Müller<br />

Naumann<br />

Ott<br />

Pollesch<br />

Roth<br />

Schmitt<br />

Schober<br />

Senkel<br />

Shakespeare<br />

Stephens<br />

Syha<br />

von Trier<br />

Martin Walser<br />

Theresia Walser<br />

de Weck<br />

Zaimoglu<br />

Zeh<br />

THEATER VERLAG<br />

2010/ 11


Uraufführungen 2010/11:<br />

Sibylle Berg<br />

LASST EUCH ÜBERRASCHEN!<br />

Ein Weihnachtsstück<br />

Theater Bonn<br />

03.12.2010<br />

Regie: Maaike van Langen<br />

Sibylle Berg<br />

MISSIONEN DER SCHÖNHEIT<br />

Holofernesmomente<br />

Staatstheater Stuttgart<br />

30.09.2010<br />

Regie: Hasko Weber<br />

John von Düffel<br />

GULLIVERS REISE<br />

Nach Jonathan Swift<br />

Deutsches Nationaltheater<br />

Weimar<br />

13.11.2010<br />

Regie: Marcelo Diaz<br />

Thomas Freyer<br />

DER GESTIEFELTE KATER<br />

Frei nach den Gebrüdern Grimm<br />

Landestheater Eisenach<br />

24.11.2010<br />

Regie: Rainer Fiedler<br />

Thomas Freyer<br />

DER KÖNIG IST TOT<br />

(Arbeitstitel)*<br />

Staatsschauspiel Dresden<br />

März 2011<br />

Regie: Tilmann Köhler<br />

David Gieselmann<br />

FALSCHER HASE<br />

Theater Bielefeld<br />

05.02.2011<br />

Regie: Christian Schlüter<br />

Anne Habermehl<br />

NARBENGELÄNDE<br />

Bühnen der Stadt Gera<br />

08.10.2010<br />

Regie: Anne Habermehl<br />

Händl Klaus<br />

GRUPPE JUNGER HUND*<br />

Stadttheater Bern<br />

08.10.2010<br />

Regie: Stefan Otteni<br />

Händl Klaus<br />

DER EINFLUSS DES<br />

MENSCHEN AUF DEN<br />

MOND*<br />

Libretto zur Oper von<br />

Klaus Lang<br />

Staatstheater Braunschweig<br />

26.03.2011<br />

Regie: Paul Esterhazy<br />

Händl Klaus<br />

BLUTHAUS*<br />

Libretto zur Oper von<br />

Georg Friedr<strong>ich</strong> Haas<br />

Schwetzinger SWR Festspiele<br />

April 2011<br />

Regie: N.N.<br />

Elfriede Jelinek<br />

WINTERREISE<br />

Münchner Kammerspiele<br />

Februar 2011<br />

Regie: Johan Simons<br />

Elfriede Jelinek<br />

EIN STURZ<br />

als Teil von Das Werk<br />

Schauspiel Köln<br />

29.10.2010<br />

Regie: Karin Beier<br />

Oliver Kluck<br />

FEUER MIT MIR<br />

Theater Chemnitz<br />

18.02.2011<br />

Regie: Max Claessen<br />

Ulla Lachauer<br />

PARADIESSTRASSE<br />

Städtische Bühnen Münster<br />

23.09.2010<br />

Regie: Barbara Wachendorff<br />

Philipp Löhle<br />

SUPERNOVA (WIE GOLD<br />

ENTSTEHT)<br />

Nationaltheater Mannheim<br />

15.01.2011<br />

Regie: Cilli Drexel<br />

Tina Müller<br />

ICH KANN FLIEGEN ZÄHMEN,<br />

ECHT WAHR<br />

Theater Bremen/Junge Akteure<br />

04.02.2011<br />

Regie: Tanja Spinger<br />

René Pollesch<br />

DREI WESTERN*<br />

Staatstheater Stuttgart<br />

26.09.2010<br />

Regie: René Pollesch<br />

René Pollesch<br />

SOZIALISTISCHE<br />

SCHAUSPIELER SIND<br />

SCHWERER VON DER IDEE<br />

EINES REGISSEURS ZU<br />

ÜBERZEUGEN*<br />

Schauspiel Frankfurt<br />

09.10.2010<br />

Regie: René Pollesch<br />

René Pollesch<br />

XY BEAT*<br />

Münchner Kammerspiele<br />

27.11.2010<br />

Regie: René Pollesch<br />

René Pollesch<br />

NOCH OHNE TITEL*<br />

Volksbühne am Rosa-<br />

Luxemburg-Platz, Berlin<br />

12.01.2011<br />

Regie: René Pollesch<br />

René Pollesch<br />

WAS DU AUCH MACHST,<br />

MACH ES NICHT SELBST*<br />

Nach Tocotronic<br />

Theater Freiburg<br />

18.03.2011<br />

Regie: René Pollesch<br />

René Pollesch<br />

FAHRENDE FRAUEN*<br />

Schauspielhaus Zür<strong>ich</strong><br />

14.05.2011<br />

Regie: René Pollesch<br />

Holger Schober<br />

SUPERMAN IST TOT<br />

Theater Heilbronn<br />

11.11.2010<br />

Regie: Dominik Günther<br />

Holger Schober<br />

UND SIE BEWEGT SICH<br />

DOCH*<br />

Theater Heidelberg<br />

23.02.2011<br />

Regie: Dominik Günther<br />

Holger Schober<br />

SCHWARZE MILCH*<br />

Comedia Theater Köln<br />

März 2011<br />

Regie: Ulrike Stöck<br />

Ulrike Syha<br />

HERR SCHUSTER KAUFT<br />

EINE STRASSE<br />

Nationaltheater Mannheim<br />

25.09.2010<br />

Regie: Mirja Biel in Zusammenarbeit<br />

mit Joerg Zboralski<br />

Ulrike Syha<br />

JENSEITS VON EDEN*<br />

Nach John Steinbeck<br />

Theater Basel<br />

11.02.2011<br />

Regie: Peter Kastenmüller<br />

Koen Tachelet<br />

HOTEL SAVOY<br />

Nach Joseph Roth<br />

Münchner Kammerspiele<br />

07.10.2010<br />

Regie: Johan Simons<br />

Martin Walser<br />

EIN LIEBENDER MANN<br />

Das Meininger Theater<br />

01.10.2010<br />

Regie: Ansgar Haag<br />

Theresia Walser/Karl-Heinz Ott<br />

DIE GANZE WELT<br />

Nationaltheater Mannheim<br />

20.11.2010<br />

Regie: Burkhard C. Kosminski<br />

Laura de Weck<br />

FÜR DIE NACHT<br />

Theater Basel<br />

April 2011<br />

Regie: Werner Düggelin<br />

Feridun Zaimoglu/Günter Senkel<br />

ALPSEGEN<br />

Münchner Kammerspiele<br />

April 2011<br />

Regie: Sebastian Nübling<br />

Feridun Zaimoglu/Günter Senkel<br />

HAMLET<br />

Nach William Shakespeare<br />

Thalia Theater Hamburg<br />

18.09.2010<br />

Regie: Luk Perceval<br />

Juli Zeh<br />

NOCH OHNE TITEL*<br />

Düsseldorfer Schauspielhaus<br />

16.04.2011<br />

Regie: Hans-Ulr<strong>ich</strong> Becker<br />

Erstaufführungen 2010/11:<br />

Anupama Chandrasekhar<br />

FALSCH VERBUNDEN –<br />

DISCONNECT<br />

Landestheater Linz<br />

16.10.2010<br />

Regie: Gerhard Willert<br />

Jon Fosse<br />

TOD IN THEBEN<br />

Nach Sophokles<br />

Salzburger Festspiele<br />

11.08.2010<br />

Regie: Angela R<strong>ich</strong>ter<br />

David Greig/Gordon McIntyre<br />

EINE SOMMERNACHT<br />

Oldenburgisches Staatstheater<br />

22.10.2010<br />

Regie: Krystyn Tuschhoff<br />

Dennis Kelly<br />

OSAMA DER HELD<br />

Schauspiel Essen<br />

01.10.2010<br />

Regie: Alexander May<br />

Dennis Kelly<br />

WAISEN<br />

Theater Basel<br />

22.10.2010<br />

Regie: Elias Perrig<br />

Neil LaBute<br />

LIEBER SCHÖN<br />

Burgtheater (Kasino) Wien<br />

17.09.2010<br />

Regie: Alexandra Liedtke<br />

Mark Ravenhill<br />

GEMEINSCHAFTSKUNDE<br />

Theater Duisburg<br />

26.03.2011<br />

Regie: Kathrin Sievers<br />

Die mit * markierten Titel<br />

liegen n<strong>ich</strong>t oder noch n<strong>ich</strong>t<br />

als Rollenbuch vor


«Was Jelinek virtuos<br />

vorführt, sind die Abgründe<br />

unseres Sprechens,<br />

ist das beredte Verschweigen,<br />

das Darüberhinwegreden,<br />

die Fertigkeit, s<strong>ich</strong> die<br />

Wahrheit diskutierend und<br />

scheinbar reflektierend<br />

vom Leib zu halten –<br />

«Man verläuft s<strong>ich</strong> immer selbst im entscheidenden Moment.»<br />

ja: s<strong>ich</strong> dem Schmerz zu<br />

entziehen.» Süddeutsche Zeitung<br />

Elfriede Jelinek<br />

Winterreise<br />

Besetzung variabel<br />

Fremd in der Welt und fremd dem eigenen<br />

Leben gegenüber, folgt Elfriede Jelinek<br />

in ihrem neuen Stück den Spuren des<br />

Wanderers aus Franz Schuberts Winterreise.<br />

Der Weg beginnt im Wahnsinn<br />

der unmittelbaren Gegenwart (Bankenskandale,<br />

Entführung<strong>so</strong>pfer, die eingekerkert<br />

aus der Zeit fallen) und führt immer<br />

deutl<strong>ich</strong>er zu Stationen in Jelineks<br />

Biographie: die komplizierte Beziehung<br />

zur Mutter, die Einweisung des Vaters in<br />

die Psychiatrie bis hin zu einer eben<strong>so</strong><br />

schonungslosen wie ironischen Selbstabrechnung<br />

Jelineks mit ihrer Rolle als<br />

Autorin, die «das immer gle<strong>ich</strong>e Lied<br />

leiert».<br />

In beeindruckender Klarheit und fast<br />

unheiml<strong>ich</strong>er D<strong>ich</strong>te ruft Winterreise,<br />

einer musikalischen Engführung gle<strong>ich</strong>,<br />

noch einmal all die Themen auf, die Elfriede<br />

Jelinek in den letzten Jahren und<br />

Jahrzehnten beschäftigt haben. Entstanden<br />

ist dabei eines ihrer persönl<strong>ich</strong>sten<br />

und anrührendsten Werke überhaupt.<br />

Winterreise entstand auf Anregung<br />

der Münchner Kammerspiele, wo im<br />

Februar 2011 in der Regie von Johan<br />

Simons die Uraufführung sein wird. Die<br />

Buchausgabe des Stücks erscheint im Januar<br />

2011 im <strong>Rowohlt</strong> Verlag.<br />

www.rowohlt-theater.de 1


Für Karin Beiers Inszenierung von Das<br />

Werk hat Elfriede Jelinek außerdem den<br />

Zusatztext Ein Sturz geschrieben, ein<br />

Satyrspiel über den Einsturz des Kölner<br />

Stadtarchivs, das im Oktober 2010 am<br />

Schauspiel Köln uraufgeführt wurde.<br />

Jelineks Wirtschaftskomödie Die Kontrakte<br />

des Kaufmanns war 2010 in<br />

Nicolas Stemanns Uraufführungsinszenierung<br />

u.a. eingeladen zum Berliner<br />

Theatertreffen und nominiert für den<br />

Mülheimer Dramatikerpreis. In dieser<br />

Sai<strong>so</strong>n hat das Stück Premiere am<br />

Thea ter St. Gallen (Schweizer Erstaufführung,<br />

Regie: Thorleifur Örn Arnas<strong>so</strong>n),<br />

Staatsschauspiel Dresden (Regie:<br />

Bernd Freytag) und am Luzerner Theater<br />

( Regie: Isabel Osthues).<br />

Rechnitz (Der Würgeengel) wird in<br />

dieser Sai<strong>so</strong>n nachgespielt am Düsseldorfer<br />

Schauspielhaus (Regie: Hermann<br />

Schmidt­Rahmer) <strong>so</strong>wie am Theater<br />

Freiburg (Regie: Marcus Lobbes).<br />

Zu den weiteren Jelinek­Inszenierungen<br />

2010/11 gehören u.a. Wolken.Heim<br />

am Theater Chemnitz (Regie: Dieter<br />

Boyer), In den Alpen am Vorarlberger<br />

Landestheater Bregenz (Österre<strong>ich</strong>ische<br />

Erstaufführung, Regie: Paul Lerchbaumer),<br />

Prinzessinnendramen – Der<br />

Tod und das Mädchen am Staatstheater<br />

Braunschweig (Regie: Patrick Wengenroth)<br />

und Ulrike Maria Stuart am Theater<br />

Konstanz (Regie: Samuel Schwarz).<br />

Außerdem war im September 2010<br />

die schwedische Erstaufführung von<br />

Jelineks Babel am Göteborgs Stadsteater<br />

(Regie: Mellika Melani), und Het<br />

Nationale Toneel, Den Haag, zeigte die<br />

holländische Erstaufführung von Über<br />

Tiere (Regie: Susanne Kennedy).<br />

2<br />

«Große Güte. Müsst ihr denn alle ein Bewusstsein haben?<br />

Genügt es n<strong>ich</strong>t, dass ihr da seid?»<br />

Sibylle Berg<br />

Lasst euch überraschen!<br />

Ein Weihnachtsstück<br />

4D – 3H<br />

Weihnachten, das Fest der Familienzwangszusammenführung.<br />

Voll böser<br />

Ahnungen warten die Eltern – Alt­68er,<br />

Akademiker und bis heute Gegner des<br />

«Systems» – auf den jährl<strong>ich</strong>en Besuch<br />

ihrer missratenen Brut. Die Tochter,<br />

Marie, ist PR­Agentin und verheiratet<br />

mit Fred, einem Lektor. Lukas, der<br />

Sohn, arbeitet als Kurator und lebt zusammen<br />

mit Lena, Art­Direktorin bei<br />

einem großen Nachr<strong>ich</strong>tenmagazin und<br />

momentan hochschwanger. An welchem<br />

Punkt hat die progressive Erziehung<br />

bloß versagt, dass aus den Kindern keine<br />

kiffenden Revolutionäre, <strong>so</strong>ndern<br />

karrieregeile Spießer werden konnten?<br />

Umgekehrt ist den Kindern das Sozialdemokratentum<br />

und die Bildungshuberei<br />

der Eltern seit langem quälend peinl<strong>ich</strong>.<br />

Nach Hause führen sie nur noch<br />

materielle Interessen: Marie und Lukas<br />

möchten die Familienvilla erben und<br />

sähen Vater und Mutter gern in einem<br />

schönen Pflegeheim. Keine guten Voraussetzungen<br />

für einen harmonischen<br />

Heiligabend. Die gewohnten Rituale<br />

wie Baumschmücken und Bescherung<br />

werden zwar stur durchgezogen, doch<br />

hinter der Fassade tobt ein Grabenkrieg<br />

jeder gegen jeden. Unangenehme<br />

Wahrheiten werden ausgepackt, und<br />

dass plötzl<strong>ich</strong> die unehel<strong>ich</strong>e schwarze<br />

Tochter des Vaters auftaucht, von der<br />

angebl<strong>ich</strong> n<strong>ich</strong>t einmal er selbst wusste,<br />

ist noch lange n<strong>ich</strong>t das Ende.<br />

Mit Lasst euch überraschen! hat Sibylle<br />

Berg einen boshaften Kommentar zur<br />

aktuellen Werte­Diskussion geschrieben.<br />

Zugle<strong>ich</strong> seziert sie genüssl<strong>ich</strong> die<br />

Mechanismen klassischer Boule vardkomö<br />

dien, samt abgrundtiefer Logiklöcher<br />

und hanebüchener Klischees, und<br />

entstellt sie bis zur Kenntl<strong>ich</strong>keit.<br />

Das Stück entstand als Auftragswerk<br />

für das Theater Bonn, wo im Dezember<br />

2010 die Uraufführung sein wird (Regie:<br />

Maaike van Langen).


Hauptsache Arbeit!, Staatstheater Stuttgart<br />

Missionen der Schönheit<br />

Holofernesmomente<br />

Besetzung variabel<br />

«Gut auszusehen bedeutet, dass du häufiger<br />

vergewaltigt wirst als die anderen»,<br />

stellt Judit aus Kinshasa gle<strong>ich</strong> zu Anfang<br />

fest und spr<strong>ich</strong>t aus eigener Erfahrung.<br />

Judit aus Berlin ritzt s<strong>ich</strong> mit einer<br />

Rasierklinge, weil sie keinem gängigen<br />

Schönheitsideal entspr<strong>ich</strong>t. Und Judit<br />

aus Betulia vergiftet Mann und Söhne,<br />

damit endl<strong>ich</strong> Ruhe ist.<br />

Wie willkürl<strong>ich</strong> aus dem Weltgeschehen<br />

herausgegriffen wirken Sibylle<br />

Bergs acht «Holofernesmomente»: acht<br />

schlagl<strong>ich</strong>tartige Monologe von Frauen<br />

verschiedenen Alters und verschiedener<br />

Nationalität, die von Verletzungen und<br />

Narben erzählen, von Selbstverstümmelung<br />

und Fremdvern<strong>ich</strong>tung, Tod<br />

und Zerstörung. Sie tun dies n<strong>ich</strong>t mit<br />

biblischer Wucht, <strong>so</strong>ndern fast beiläufig<br />

und lakonisch, mal lückenhaft, mal<br />

beklemmend klar, mal in völliger Selbstverkennung,<br />

meist aber geprägt von<br />

finster­bitterem Humor.<br />

Uraufgeführt wurden Bergs Missionen<br />

der Schönheit im September 2010 am<br />

Staatstheater Stuttgart (Regie: Hasko<br />

Weber).<br />

Ebenfalls in Stuttgart und in Webers Regie<br />

war im März 2010 die Uraufführung<br />

von Hauptsache Arbeit!, das eingeladen<br />

war zu den Autorentheatertagen am<br />

Deutschen Theater Berlin und abgedruckt<br />

in Theater heute: «Mit dia bo lischer<br />

Traurigkeit und satanischem Sarkasmus<br />

grillt (Sibylle Berg) die armen<br />

Sünder, die noch an ein Leben vor dem<br />

Tode glauben und s<strong>ich</strong> mit ihrem romantischen<br />

Lieben und Hoffen nur immer<br />

tiefer in die Verdammnis stürzen …<br />

Hauptsache Arbeit! ist eine raben­<br />

schwarze Groteske … ein Stakkato<br />

kalauernder Textflächen<br />

und rasenden Theoriegefasels<br />

in den Kulissen der Unterhaltungsindustrie.»<br />

(Frankfurter<br />

Allgemeine Zeitung)<br />

Außerdem wurde im März<br />

2010 Bergs Nur nachts am<br />

Burgtheater (Akademietheater)<br />

Wien uraufgeführt (Regie:<br />

Niklaus Helbling): «Ein wunderbar<br />

witziges, auch trostvoll<br />

heiteres Stück …, (das) nahe<br />

legt, den falschen Ernst zu vergessen<br />

und die Lebensangst abzulegen<br />

… Sibylle Berg hat eine<br />

Gesellschaft der grauen Männchen<br />

entworfen, als Spiegel der<br />

Verhältnisse, eine atomisierte<br />

Welt, in der die Einzelteilchen<br />

noch einmal, vielle<strong>ich</strong>t ein letztes<br />

Mal, verrückt spielen. Eineinhalb<br />

Stunden größtes Vergnügen.»<br />

(Süddeutsche Zeitung)<br />

Hauptsache Arbeit! wird in dieser Sai<strong>so</strong>n<br />

nachgespielt am Deutschen Theater<br />

Göttingen (Regie: Katja Fillmann),<br />

Schauspielhaus Salzburg (Österre<strong>ich</strong>ische<br />

Erstaufführung, Regie: Marion<br />

Hackl) und am Stadttheater Gießen<br />

(Regie: Hermann Schein).<br />

Nur nachts hat deutsche Erstaufführung<br />

am Staatstheater Nürnberg (Regie:<br />

Schirin Khodadadian), bisher gefolgt<br />

von Inszenierungen am Badischen<br />

Staatstheater Karlsruhe (Regie: Anke<br />

Bußmann) und am Deutschen Theater<br />

Berlin (Regie: Rafael Sanchez).<br />

Zurzeit schreibt Sibylle Berg an einem<br />

neuen Roman.<br />

www.rowohlt-theater.de 3


Theresia Walser/<br />

Karl-Heinz Ott<br />

4<br />

Die ganze Welt<br />

2D – 2H<br />

«Dass andere immer meinen, man hätte Zeit. Als warte<br />

man bloß darauf, dass man eingeladen wird. Das ganze Übel der Menschheit kommt<br />

daher, dass die Leute es n<strong>ich</strong>t mit s<strong>ich</strong> allein in einem Zimmer aushalten.»<br />

Wenn die Gäste n<strong>ich</strong>t zur Party kommen,<br />

kommt die Party eben zu den Gästen,<br />

ob diese wollen oder n<strong>ich</strong>t. Und R<strong>ich</strong>ard<br />

und Regina wollen ganz entschieden<br />

n<strong>ich</strong>t. Früher haben sie wild und ausdauernd<br />

gefeiert, sind viel gereist, oft ausgegangen;<br />

heute genießen sie, verschanzt<br />

in ihrer großen leeren Wohnung, gutes<br />

Essen und die Abgeschiedenheit allein<br />

zu zweit. Da aber die Welt ihre eigenen<br />

Gesetze hat und Menschen zur Geselligkeit<br />

<strong>verdammt</strong>, stehen unversehens Ri­<br />

chard und Reginas Nachbarn Dolf und<br />

Tina in der Tür, bewaffnet mit Weinflaschen<br />

und Schnitzelplatten – der Auftakt<br />

eines Anti­Strindbergschen Totentanzes.<br />

Pointen­ und detailgenau beobachten<br />

Theresia Walser und Karl­Heinz Ott,<br />

was geschieht, wenn ein klassisches<br />

«Lass­uns­drüber­reden»­Paar auf zwei<br />

passionierte Schweiger trifft, Verbalexhi<br />

bi tio nisten Sozialmuffeln begegnen.<br />

Konträre Lebensmodelle prallen aufeinan<br />

der, <strong>so</strong> komisch wie gespenstisch,<br />

immer jedoch mit hoher Reibungsenergie,<br />

und ihre leidenschaftl<strong>ich</strong>en Verfechter<br />

liefern s<strong>ich</strong> einen Schlagabtausch, der<br />

am Ende zieml<strong>ich</strong> handgreifl<strong>ich</strong> wird.<br />

Nach ihrer Neufassung der Geierwally,<br />

die in dieser Sai<strong>so</strong>n am Theater Konstanz<br />

nachgespielt wird (Regie: Christine<br />

Eder), haben Theresia Walser und<br />

Karl­Heinz Ott mit Die ganze Welt ihr<br />

zweites gemeinsames Stück geschrieben.<br />

Entstanden ist es als Auftragswerk für<br />

das Nationaltheater Mannheim, wo im<br />

Dezember 2010 die Uraufführung sein<br />

wird (Regie: Burkhard C. Kosminski).<br />

Herrenbestatter, Nationaltheater<br />

Mannheim


Ebenfalls in Mannheim und in Kosminskis<br />

Regie war in der letzten Spielzeit die<br />

Uraufführung von Walsers Herrenbestatter<br />

(Stückabdruck in Theater heute<br />

02/2010), in dem ein Kaufhaus kurz vor<br />

der Abwicklung steht: «Eine wunderbare<br />

Untergangskomödie über überflüssige<br />

Menschen, die (Theresia Walser) in den<br />

verschnittenen Ecken der Nischengesellschaft<br />

aufstöbert, in den toten Winkeln<br />

und an den Unorten des Alltags … Allein<br />

dafür, wie sie Wörter wie ‹Windjacke›<br />

oder ‹Brustbeutel› mit kulturkämpferischem<br />

Tremolo auflädt, bevor sie endgültig<br />

aus dem Wortschatz ausgemustert<br />

werden, müsste man Walser in Samt und<br />

Seide hüllen. Herrenbestatter ist ein Memento<br />

mori aus dem Hades der Herrenkonfektion.»<br />

(Süddeutsche Zeitung)<br />

Im November 2010 hat außerdem<br />

Walsers Ein bisschen Ruhe vor dem<br />

Sturm am Pfalztheater Kaiserslautern<br />

Premiere (Regie: Reinhard Karow), und<br />

im September 2010 zeigte das Husets<br />

Teater Kopenhagen die dänische Erstaufführung<br />

von Morgen in Katar.<br />

Zurzeit schreibt Theresia Walser für das<br />

Theater Freiburg an einem neuen Auftragswerk,<br />

Canvas (Arbeitstitel), dessen<br />

Uraufführung für Herbst 2011 geplant<br />

ist (Regie: Annette Pullen).<br />

Juli Zeh<br />

«Weißt du, was m<strong>ich</strong> ankotzt?<br />

Man kann n<strong>ich</strong>ts mehr zum ersten<br />

Mal machen. Alles schon da<br />

gewesen. Unsere Vorfahren haben<br />

die Party gründl<strong>ich</strong> abgefeiert. Für<br />

uns bleibt nur Karaoke.<br />

Wir stehen jeden Morgen auf,<br />

um ein Lied zu singen, das ein<br />

anderer geschrieben hat, während<br />

die Musik vom Band kommt.»<br />

Good Morning, Boys<br />

and Girls<br />

3D – 2H – 1 weitere/r Darsteller/in<br />

Minutiös plant Jens, genannt «Cold»,<br />

den Amoklauf an seiner Schule. Ins<br />

Täterprofil passt er perfekt: Er ist 16,<br />

Außen seiter, hört böse Musik, spielt<br />

gern Counter Strike, schreibt finstere<br />

Kurzgesch<strong>ich</strong>ten. Dass es vor ihm zahllose<br />

andere Amokläufer gab, ist ihm bewusst,<br />

al<strong>so</strong> muss er eben krasser sein.<br />

Schon hört er seine Eltern auf CNN<br />

Interviews geben, orchestriert im Kopf<br />

den eigenen Nachruhm, das weltweite<br />

Betroffenheitspathos. Erst als «Cold»<br />

Susanne, eine Mitschülerin, kennenlernt<br />

und s<strong>ich</strong> verliebt, nimmt die Gesch<strong>ich</strong>te<br />

eine unvorhergesehene Wendung.<br />

Good Morning, Boys and Girls entstand<br />

als Auftragswerk für das Düs­<br />

seldorfer Schauspielhaus, wo im April<br />

2010 die Uraufführung war (Regie: Stephan<br />

Rottkamp). «Juli Zeh verschränkt<br />

und verzahnt die Gedanken und Gefühle<br />

ihres schießenden Helden (oder<br />

Antihelden) Cold aufs engste mit der<br />

Welt, in der er lebt: Elternhaus, Schule,<br />

Fernsehen. Sie will damit n<strong>ich</strong>ts erklären,<br />

n<strong>ich</strong>ts entschuldigen, vor n<strong>ich</strong>ts<br />

warnen … Sie zeigt allein, wie bruchlos<br />

Colds Gedankenwelt und Lebenswelt<br />

zueinander passen … Offenbar ist das<br />

etwas, das s<strong>ich</strong> <strong>so</strong> nur im Theater formulieren<br />

lässt, ohne dass hinten gle<strong>ich</strong><br />

eine falsche Moral rauskommt. Zeh verwendet<br />

dafür ein ganz einfaches Mittel:<br />

Sie hat recherchiert und denkt s<strong>ich</strong> dann,<br />

<strong>so</strong> gut sie kann, in Cold hinein. Keinen<br />

ihrer Sätze kann ein Experte dann wieder<br />

in den Medien zum Besten geben.<br />

In ihnen steckt nur ein Stück einfache<br />

Wahrheit oder Selbsterkenntnis, die<br />

uns abhanden gekommen ist: Klar gehört<br />

der Amok zu uns.» (Frankfurter<br />

Rundschau) «Zeh (geht) streng analytisch<br />

vor und nimmt das Amok­Thema<br />

www.rowohlt-theater.de 5


in einem multi per spek ti vi schen Ge danken<br />

kon strukt unter die Lupe, n<strong>ich</strong>t als<br />

individual­ oder schulpsychologisches,<br />

<strong>so</strong>ndern als breiter angelegtes gesellschaftl<strong>ich</strong>es<br />

Phänomen … Permanent –<br />

und gekonnt – wechselt sie die Zeit­ und<br />

Realitätsebenen, bis man n<strong>ich</strong>t mehr genau<br />

sagen kann: Was ist Wirkl<strong>ich</strong>keit,<br />

was Phantasie?» (Süddeutsche Zeitung)<br />

«Ein Stück, das näher an der Wahrheit ist<br />

als jede mediale Erklärungs­ Hysterie.»<br />

(Nachtkritik)<br />

Außerdem wurde im November 2009<br />

am Münchner Volkstheater Juli Zehs<br />

Der Kaktus uraufgeführt (Regie: Bettina<br />

Bruinier), eine «bestechend pointierte<br />

Terrorfarce» (Frankfurter Allgemeine<br />

Zeitung), in der Zeh «das vermeintl<strong>ich</strong><br />

Unmögl<strong>ich</strong>e gelingt: ein Boulevardstück<br />

mit Demokratiediskurs» (die tageszeitung).<br />

Weitere Inszenierungen von Der<br />

Kaktus folgen in dieser Sai<strong>so</strong>n u.a. am<br />

Theater Ingolstadt (Regie: Alexander<br />

Schilling), Theater Freiberg (Regie: Andreas<br />

Pannach), Theater Phönix, Linz<br />

6<br />

Good Morning, Boys and Girls, Düsseldorfer Schauspielhaus<br />

(Österre<strong>ich</strong>ische Erstaufführung, Regie:<br />

Esther Muschol), Jungen Theater Göttingen<br />

und am Theater Erlangen (Regie:<br />

Johannes Wenzel).<br />

Auch Zehs Debütstück Corpus Delicti<br />

über die Auswüchse des Gesundheitswahns<br />

wird diese Sai<strong>so</strong>n mehrfach nachgespielt:<br />

am Schauspiel Essen (Regie:<br />

Florian von Hoermann), Landestheater<br />

Tü<strong>bin</strong>gen (Regie: Jenke Nordalm) <strong>so</strong>wie<br />

am Staatstheater Braunschweig (Regie:<br />

Crescentia Dünßer).<br />

Zurzeit schreibt Juli Zeh für das Düsseldorfer<br />

Schauspielhaus an einem neuen<br />

Auftragswerk, das im April 2011 in<br />

der Regie von Hans­Ulr<strong>ich</strong> Becker uraufgeführt<br />

wird.<br />

Ulrike Syha<br />

Herr Schuster kauft<br />

eine Straße<br />

4D – 1H<br />

Ein «linksliberaler Garten». Sommerabend.<br />

Herr Schuster, seine Frau, deren<br />

Schwester, die Schwiegermutter und das<br />

neue Au­pair warten auf die Ankunft<br />

eines letzten Gastes. Die Zeit bis dahin<br />

überbrücken sie mit Monopoly – einem<br />

Spiel, das Menschen dazu zwingt, andere<br />

«in die In<strong>so</strong>lvenz zu treiben», wie<br />

die politisch engagierte Schwiegermutter<br />

bissig anmerkt. Doch der Bankrott<br />

beginnt bereits, bevor der erste Würfel<br />

fällt. Die heile Welt der jüngeren Generation<br />

(Reihenhaus, Kinder, gut bezahlte<br />

Jobs) war der Schwiegermutter seit jeher<br />

suspekt – ist denn ziviler Ungehorsam<br />

gänzl<strong>ich</strong> ausgestorben? Ihre Töchter<br />

wiederum denken mit Schaudern an die<br />

Zeit ihrer Kindheit (Demos, Kommunen,<br />

Anti­AKW­Plakate) zurück. Eine<br />

Grundsatzdebatte über Moral und Ideale<br />

ist al<strong>so</strong> wieder einmal unvermeidl<strong>ich</strong>.<br />

Während es im Gebüsch bedrohl<strong>ich</strong><br />

raschelt, Wind durch die Bäume fährt<br />

und aus der Ferne seltsame Geräusche<br />

in den Garten wehen, entwirft Herr<br />

Schuster, der hauptberufl<strong>ich</strong> Krimis<br />

schreibt, im Kopf seine ganz eigenen<br />

apokalyptischen Szenarien. Er wird zum<br />

Zuschauer seiner selbst, eingekreist von<br />

drei streitenden Frauen und einer stillen<br />

vierten, dem Au­pair, die seine Existenz<br />

auf eine völlig unvorhergesehene Art in<br />

Frage stellt …<br />

Herr Schuster kauft eine Straße ist eine<br />

doppelbödige Konversationskomödie,<br />

in der Alan Ayckbourn auf David Lynch


und Stephen King trifft. Bis zum beängstigenden<br />

Schluss weiß man in Syhas Vororthölle<br />

n<strong>ich</strong>t, ob das r<strong>ich</strong>tige Leben im<br />

falschen spielt oder eher umgekehrt.<br />

Entstanden ist das Stück, abgedruckt<br />

in Theater heute 11/2010, während<br />

Ulrike Syhas Hausautorenschaft am<br />

Na tio nal thea ter Mannheim, wo im<br />

September 2010 die Uraufführung war<br />

(Regie: Mirja Biel in Zusammenarbeit<br />

mit Joerg Zboralski).<br />

Ebenfalls am Nationaltheater Mannheim<br />

wurde in der letzten Sai<strong>so</strong>n Fracht<br />

(Nautisches Denken I – IV) nachgespielt<br />

(Regie: Torge Kübler), das im Februar<br />

2010 in der Regie von Dieter Boyer am<br />

Theater Chemnitz Uraufführung hatte.<br />

Außerdem zeigte das Nationaltheater<br />

Ljubljana im Januar 2010 die slowenische<br />

Erstaufführung von Privatleben<br />

(Regie: Ivana Djilas), das 2009 für den<br />

Mülheimer Dramatikerpreis nominiert<br />

war.<br />

«Eurem Leben fehlt es doch an<br />

jegl<strong>ich</strong>er <strong>so</strong>zialen Härte.<br />

Das hier, das alles um euch rum, das<br />

ist doch n<strong>ich</strong>t das wirkl<strong>ich</strong>e Leben.<br />

Was wollt ihr euren Kindern sagen,<br />

wenn sie anfangen, die fremde,<br />

bedrohl<strong>ich</strong>e Welt da draußen zu er­<br />

kunden? Ja, ihr habt recht, tut uns<br />

leid, das Universum, in dem ihr bisher<br />

gelebt habt, das gibt es eigentl<strong>ich</strong><br />

gar n<strong>ich</strong>t, aber wir dachten, es wäre<br />

witziger, wenn ihr das mit achtzehn<br />

selbst herausfindet?»<br />

Fracht (Nautisches Denken I–IV), Nationaltheater Mannheim<br />

Im September 2010 war im NDR die<br />

Ursendung von Syhas Hörspiels Epizentrum<br />

(Regie: Antje Vowinckel), und am<br />

Theater Basel wird im Februar 2011 ihre<br />

Dramatisierung von John Steinbecks<br />

Roman Jenseits von Eden uraufgeführt<br />

(Regie: Peter Kastenmüller).<br />

Zurzeit schreibt Ulrike Syha an einem<br />

Auftragswerk für das Theater Chemnitz,<br />

dessen Uraufführung in der Sai<strong>so</strong>n<br />

2011/12 geplant ist.<br />

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Anne Habermehl<br />

8<br />

Narbengelände<br />

2D – 2H<br />

Februar 1989. Marie und Marc wollen<br />

nachts über die Grenze in den Westen<br />

fliehen – ein Versuch, der scheitert, denn<br />

kurz davor geraten sie in Streit. Marie<br />

merkt, dass s<strong>ich</strong> ihre S<strong>ich</strong>t der Zukunft<br />

erhebl<strong>ich</strong> von der Marcs unterscheidet.<br />

Blindlings läuft sie in den Wald,<br />

um nachzudenken, und wird tagelang<br />

verschwunden bleiben. Marc zieht den<br />

Fluchtplan allein durch und wird erschossen.<br />

Elf Jahre später. Gle<strong>ich</strong> nach dem<br />

Mauer fall ist Marie wortlos von zu<br />

Hause weggegangen und nie mehr<br />

«Du findest nie einen Ort, an dem du frei bist. Der Ort, wo du <strong>so</strong> frei bist,<br />

wie du sein willst, den gibts gar n<strong>ich</strong>t. Nur vielle<strong>ich</strong>t, wenn man tot ist.»<br />

zurück gekehrt. Ohne Ziel ist sie herumgezogen,<br />

hat diverse Jobs ausprobiert<br />

und lebt heute in einem stillgelegten<br />

Bahnhof. Ihre Eltern haben die Heimat<br />

nie verlassen und dort die großen Umwälzungen<br />

verfolgt. Papa ist die neue<br />

Welt <strong>so</strong> fremd geworden, dass er in seiner<br />

Steinsammlung lieber nach Spuren<br />

der alten sucht. Das Bergwerk, in dem<br />

er beschäftigt war, wurde geflutet – aber<br />

womögl<strong>ich</strong> «braucht der Boden auch<br />

mal Erholung von den ganzen Menschen»,<br />

wie er meint. Ingrid, die Mutter,<br />

ist zwar voller Tatendrang, weiß aber<br />

n<strong>ich</strong>t genau, wo anfangen. Sie stöbert<br />

in Schutthalden, surft im World Wide<br />

Web und reist schließl<strong>ich</strong> ihrer Tochter<br />

hinterher.<br />

Aus wechselnden Perspektiven und in<br />

zeitl<strong>ich</strong> verschachtelten Szenen erzählt<br />

Anne Habermehl vom Preis, den Freiheit<br />

haben kann, mit welchen Hoffnungen<br />

und Sehnsüchten sie verknüpft ist und<br />

wie schwer diese manchmal umzusetzen<br />

sind, zumal wenn jeder eine gänzl<strong>ich</strong> andere<br />

Vorstellung von der Freiheit hat.<br />

Narbengelände entstand als Auftragswerk<br />

für die Bühnen der Stadt Gera/<br />

Landestheater Altenburg, wo im Oktober<br />

2010 in Habermehls Regie die Uraufführung<br />

war.<br />

Anne Habermehls vorheriges Stück<br />

Daddy, für das sie 2008 den Werkauftrag<br />

des Stückemarktes des Berliner<br />

Theatertreffens erhielt, ist in Alexander<br />

Nerl<strong>ich</strong>s Uraufführungsinszenierung<br />

nach wie vor am Bayerischen Staatsschauspiel<br />

München (Marstall) zu<br />

sehen. Küss m<strong>ich</strong> hinter Kaufhof, 2009<br />

am Theater Chemnitz uraufgeführt<br />

(Regie: Alexandra Wilke), hat in dieser<br />

Sai<strong>so</strong>n am Thea ter Ingolstadt Premiere<br />

(März 2011, Regie: Sebastian Hirn), und<br />

Letztes Territorium, dessen Uraufführung<br />

2008 am Thalia Theater Hamburg<br />

war (Regie: Corinna Sommerhäuser),<br />

wurde bzw. wird bisher nachgespielt<br />

am Stadttheater Konstanz (März 2010,<br />

Regie: Davud Bouchehri) <strong>so</strong>wie am Landestheater<br />

Tü<strong>bin</strong>gen (April 2011, Regie:<br />

Martin Kreidt).


Sam, Deutsches Theater Berlin<br />

«Man verwendet Monate Arbeit<br />

darauf, s<strong>ich</strong> von körperl<strong>ich</strong>en<br />

Bedürfnissen und Impulsen zu<br />

befreien, und endet damit,<br />

seinem einzigen Bekannten Essen<br />

an den Kopf zu werfen.<br />

Der menschl<strong>ich</strong>e Körper ist eine<br />

Enttäuschung.»<br />

Katharina Schmitt<br />

Sam<br />

1H – mind. 1 weitere/r Darsteller/in<br />

Sam, ein Performance­Künstler aus New<br />

York, schließt s<strong>ich</strong> für ein Jahr in einen<br />

Käfig ein. Ein Selbstexperiment der totalen<br />

Reduktion und I<strong>so</strong>lation, Zeugnis<br />

auch einer radikalen Unerbittl<strong>ich</strong>keit<br />

gegen s<strong>ich</strong> selbst. Sams Performance<br />

unterliegt strengsten Regeln: n<strong>ich</strong>t sprechen,<br />

n<strong>ich</strong>t lesen, n<strong>ich</strong>t schreiben; immer<br />

das gle<strong>ich</strong>e Essen, immer derselbe<br />

Besuch zur selben Zeit. Es entsteht kein<br />

Werk, n<strong>ich</strong>ts, was die verbrachte Lebenszeit<br />

überdauert. Nach einem Jahr<br />

im Käfig wird Sam zunächst die selbst<br />

bestimmten Vorschriften n<strong>ich</strong>t<br />

durchbrechen – die innere Beschränkung<br />

scheint mehr Bestand<br />

zu haben als das äußere<br />

Gefängnis.<br />

Angeregt von den One- Year-<br />

Performances des Künstlers<br />

Tehching Hsieh, beschreibt<br />

Katharina Schmitt eine Kunst,<br />

die zum Kerker wird – und<br />

zum Gle<strong>ich</strong>nis für das Gefängnis<br />

des Körpers und der Zeit,<br />

dem wir auch durch den künstlerischen<br />

Akt n<strong>ich</strong>t entkommen können. Mit ihrem<br />

Stück schärft sie den Blick für die<br />

Regeln, denen wir uns unterwerfen oder<br />

implizit längst unterworfen sind. Die<br />

Normen jedenfalls, die dem Zusammenspiel<br />

von Arbeit, Kunst und Produktivität<br />

<strong>so</strong>wie dem Verhältnis von Zuschauer<br />

und (Kunst­)Objekt eingeprägt sind,<br />

werden in der Performance eben<strong>so</strong> wie<br />

in Katharina Schmitts Theatertext raffiniert<br />

gebrochen. «Bitte sehen Sie n<strong>ich</strong>t<br />

weg. Bitte sehen Sie mir genau zu … Ich<br />

werde s<strong>ich</strong>er n<strong>ich</strong>t mit Ihnen sprechen.»<br />

In der Regie von Sebastian Hartmann<br />

und mit Samuel Finzi als Sam wurde das<br />

Stück im Rahmen der Autorentheatertage<br />

am Deutschen Theater Berlin präsentiert.<br />

«Sam thematisiert radikaler<br />

als viele die Konfrontation von Kunst<br />

und Leben … Zeit, Freiheit und die<br />

Blickwechsel zwischen Betrachtern und<br />

Betrachtetem tauchen neu auf, und<br />

Schmitt kreuzt in knapper Sprache diese<br />

Blicke von außerhalb und innerhalb des<br />

Käfigs.» (Berliner Zeitung)<br />

Zuletzt war im Dezember 2009 die<br />

Uraufführung von Katharina Schmitts<br />

Stück Im Pelz am Schauspiel Leipzig.<br />

Die Inszenierung (Regie: Johannes<br />

Schmit) war zum Radikal Jung­Festival<br />

am Münchner Volkstheater eingeladen.<br />

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«Katharina Schmitt betrachtet die labile<br />

Balance in der Beziehung zwischen Herr<br />

und Sklave auf kleinste Verschiebungen<br />

hin und fragt nebenbei, ob s<strong>ich</strong> die Liebe<br />

überhaupt vertragl<strong>ich</strong> regeln lässt …<br />

Der Text ist faszinierend feinnervig und<br />

sen<strong>so</strong>risch.» (Nachtkritik)<br />

In der aktuellen Spielzeit schreibt Katharina<br />

Schmitt an einem Auftragswerk<br />

mit dem Arbeitstitel Jugendbildnis für<br />

das Thalia Theater Hamburg.<br />

10<br />

«Sie haben doch Erfahrung mit dem Tod.» –<br />

«Keiner hat Erfahrung mit dem Tod.»<br />

Laura de Weck<br />

Für die Nacht<br />

1D – 3H<br />

Vier Menschen finden s<strong>ich</strong> in der Dämmerung<br />

eines Tages am Tisch eines Sterbenden<br />

zusammen. Wie in einem Musikstück<br />

manifestieren sie s<strong>ich</strong> zunächst<br />

nur als Stimmen. Sie variieren ihren<br />

Tonfall, folgen rhythmischen Vorgaben,<br />

formieren s<strong>ich</strong> zum Chor. Doch aus den<br />

abstrakten Tönen schälen s<strong>ich</strong> Motive<br />

heraus, aus den Sprechern werden Figuren,<br />

eine Gesch<strong>ich</strong>te entwickelt s<strong>ich</strong>.<br />

Dieses Oszillieren zwischen abstraktem<br />

Klang und konkreter inhaltl<strong>ich</strong>er Bedeutung<br />

bestimmt das Stück, das den<br />

großen Themen von Verlust und Tod<br />

in den kleinsten Modulationen nachlauscht,<br />

in der flüchtigen Begegnung, in<br />

der beiläufigen Bemerkung. Alle Figuren<br />

sind mit unterschiedl<strong>ich</strong>en Formen des<br />

Verlusts konfrontiert, und auch wenn<br />

sie weit davon entfernt sind, s<strong>ich</strong> gegenseitig<br />

Halt geben zu können, ergänzen<br />

s<strong>ich</strong> doch im Verlauf ihrer Begegnung<br />

ihre unterschiedl<strong>ich</strong>en S<strong>ich</strong>tweisen zu<br />

einem Sinn stiftenden Ganzen. Dass diese<br />

Nocturne mit dem Tod endet, scheint<br />

fast unvermeidl<strong>ich</strong>.<br />

Für die Nacht wird im April 2011<br />

in der Regie von Werner Düggelin am<br />

Thea ter Basel uraufgeführt.<br />

Düggelin hat bereits 2007 Laura<br />

de Wecks Debütstück Lieblingsmenschen<br />

(Stückabdruck<br />

in Thea ter heute 07/2007) am<br />

Theater Basel zur Uraufführung<br />

gebracht. Das Stück wurde<br />

danach an über 20 Theatern<br />

nachgespielt (darunter auch in<br />

Argentinien, Russland, Usbekistan,<br />

Tsche chien, Litauen und<br />

Italien) und war 2008 für den<br />

Mülheimer Dramatikerpreis nominiert.<br />

Laura de Wecks SumSum ist in<br />

der aktuellen Spielzeit in einer<br />

bilingualen deutsch­russischen<br />

Koproduktion, die am Theater<br />

Erlangen Premiere hatte, in Zür<strong>ich</strong><br />

zu sehen (Regie: Valentin<br />

Levitskiy und Eberhard Köhler).<br />

Das Stück wurde kürzl<strong>ich</strong><br />

auch vom Schweizer Radio als<br />

Hörspiel (Regie: Reto Ott) ausgestrahlt.


Martin Walser<br />

Ein liebender Mann<br />

5D – 6H – Doppelbesetzungen mögl<strong>ich</strong><br />

1823 in Marienbad begegnet Goethe,<br />

73­jährig, der 19­jährigen Ulrike von<br />

Levetzow und verliebt s<strong>ich</strong> in sie. Der<br />

alte Mann ist fast schockiert vom Ungestüm<br />

seiner Gefühle und mindestens<br />

eben<strong>so</strong> überrascht von ihrer vertrauten<br />

Le<strong>ich</strong>tigkeit. Fernab Goethes Weimarer<br />

Arbeitswelt flaniert das Paar mit wachsendem<br />

Einverständnis durch den <strong>so</strong>m­<br />

«Mir ist das All, <strong>ich</strong> <strong>bin</strong> mir selbst verloren,<br />

Der <strong>ich</strong> noch erst den Göttern Liebling war;<br />

Sie prüften m<strong>ich</strong>, verliehen mir Pandoren,<br />

So re<strong>ich</strong> an Gütern, re<strong>ich</strong>er an Gefahr;<br />

Sie drängten m<strong>ich</strong> zum grabeseligen Munde,<br />

Sie trennen m<strong>ich</strong>, und r<strong>ich</strong>ten m<strong>ich</strong> zu Grunde.»<br />

aus: Johann Wolfgang von Goethe, Marienbader Elegie<br />

merl<strong>ich</strong>en Kurort und prüft s<strong>ich</strong> in geistre<strong>ich</strong>en<br />

Wortgefechten, bei denen Ulrike<br />

den D<strong>ich</strong>terfürsten durch ihre unverstellte<br />

Art und streitlustigen Widerworte<br />

herausfordert und bezaubert. Natürl<strong>ich</strong><br />

bleibt, was vor der Welt nur als Skandal<br />

gelten kann, n<strong>ich</strong>t ungetrübt – durch<br />

die eigene Befangenheit anges<strong>ich</strong>ts des<br />

Altersunterschieds, die Einwände von<br />

Ulrikes Mutter und einen jungen Nebenbuhler,<br />

der <strong>so</strong> heißblütig auftritt,<br />

wie Goethe es nie sein wollte und als<br />

Greis n<strong>ich</strong>t mehr sein kann. Doch Goethes<br />

ärgster Feind ist seine eigene Skepsis.<br />

Ist n<strong>ich</strong>t alles, was er denkt, schon<br />

vollendet vorformuliert, ist n<strong>ich</strong>t jede<br />

seiner Empfindungen längst zum Zitat<br />

geronnen? In schwachen Momenten<br />

scheint ihm selbst die<br />

Marienbader Elegie, dieses «bedeutendste<br />

intimste Ged<strong>ich</strong>t seines<br />

Alters» (Stefan Zweig), mit<br />

dem er die Trennung von Ulrike<br />

verarbeitet, nur die schale Sublimierung<br />

des Erlebten zu sein.<br />

Durch diese selbstzweiflerische<br />

Verzehrung wird Goethe um<strong>so</strong><br />

mehr, was er n<strong>ich</strong>t mehr glaubte,<br />

sein zu können: ein liebender<br />

Mann.<br />

Vorabgedruckt in der Frankfurter<br />

Allgemeinen Zeitung,<br />

wurde Ein liebender Mann<br />

2008 zum Bestseller mit bisher<br />

200000 verkauften Exemplaren.<br />

«Was bei Walser <strong>so</strong>gle<strong>ich</strong><br />

entzückt, ist die Anmut<br />

seiner Schilderung. Man lässt<br />

s<strong>ich</strong> bezaubert ein auf Liebes­<br />

Passion, D<strong>ich</strong>ter­Gescheitheit,<br />

lebendigstes Zeitkolorit. Da<br />

übertrifft Walser, sprachmächtig,<br />

n<strong>ich</strong>t nur s<strong>ich</strong> selbst, <strong>so</strong>ndern<br />

auch <strong>so</strong> manche berühmte<br />

Goethe­Schilderung der deutschen<br />

Literatur.» (Süddeutsche Zeitung)<br />

«Dieser Roman ist (Walsers) schönster<br />

geworden: diskret und zart, erfüllt – von<br />

Liebe, in einem umfassenden Verständnis.»<br />

(Frankfurter Rundschau)<br />

Mit viel Witz und Eleganz hat Martin<br />

Walser seinen Roman selbst für die Bühne<br />

adaptiert. Sein Goethe flirtet hier mit<br />

dem Publikum eben<strong>so</strong> wie er um Ulrike<br />

wirbt. Und der getreue Diener Stadelmann<br />

ist pfiffiger Mitverschworener,<br />

der mit dem passenden Goethe­Zitat auf<br />

den Lippen meist das letzte Wort behält.<br />

Die Uraufführung des Stückes war im<br />

Oktober 2010 am Meininger Theater<br />

(Regie: Ansgar Haag).<br />

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Erik Gedeon<br />

12<br />

«Abgründig komisch, dramatisch traurig, bizarr und weise.»<br />

Ewig jung<br />

3D – 4H<br />

Wir schreiben das Jahr 2050. Längst ist<br />

das Theater geschlossen und dient einer<br />

Handvoll betagter Schauspieler als Altersresidenz.<br />

Abends sitzen sie auf der<br />

Bühne zusammen und durchleben noch<br />

einmal ihre früheren Erfolge. Es könnte<br />

alles <strong>so</strong> schön sein, wäre da n<strong>ich</strong>t<br />

Schwester Angelika, die ihre Schützlinge<br />

n<strong>ich</strong>t nur mit Kinderliedern zum<br />

Mitklatschen malträtiert, <strong>so</strong>ndern ihnen<br />

auch durch ihre musikalischen Vorträge<br />

über Krankheit, Alter und Tod die ganze<br />

Stimmung versaut. Doch kaum dreht sie<br />

ihnen den Rücken zu, regt s<strong>ich</strong> bei den<br />

Bühnenstars die Lebensgier. Von «I Love<br />

Rock’n’Roll» bis «Staying Alive» zeigt<br />

Berliner Zeitung<br />

s<strong>ich</strong>: Der alte Kampfgeist ist noch n<strong>ich</strong>t<br />

erloschen, nur etwas eingeschränkt<br />

durch morsche Knochen und falsche<br />

Gebisse …<br />

«Schonungslos blickt Gedeon vom<br />

Klavier aus auf die Gebrechen und<br />

die Gemeinheiten der greisen Bühnenkünstler<br />

… Bei aller Bösartigkeit lässt<br />

er aber stets die Liebe und Lust zum Leben<br />

spüren – und eben<strong>so</strong> den Schmerz<br />

des Abschieds von ihm mitschwingen.»<br />

(Hamburger Abendblatt) «Ab<strong>so</strong>lut<br />

kult ver däch tig.» (Die Welt)<br />

Ewig jung wurde von Erik Gedeon ursprüngl<strong>ich</strong><br />

unter dem Titel Thalia Vista<br />

Social Club als Vorbühnenstück für das<br />

Hamburger Thalia Theater entwickelt,<br />

wo es seit der Premiere im Januar 2001<br />

durchgehend im Repertoire ist. Nachgespielt<br />

wurde das Stück bisher am Staatsschauspiel<br />

Dresden, Renaissance­Theater<br />

Berlin und an den Kammerspielen<br />

Paderborn; mit Inszenierungen in Skandinavien<br />

und England hat es längst auch<br />

international seinen Siegeszug durch die<br />

Theaterszene angetreten. 2009 erhielt<br />

die Osloer Produktion von Ewig jung<br />

den renommierten medienübergreifenden<br />

Norwegischen Komikpreis.<br />

Theatertreffen<br />

Ein Singspiel aus den Alpen<br />

2D – 5H<br />

Auf einem einsamen Bergbauernhof hat<br />

das Theaterspielen lange Tradition. Bauer,<br />

Bäuerin, Pfarrer, Knecht und Magd:<br />

Jeder kennt seine Rolle und verkörpert<br />

sie mit Inbrunst und Leidenschaft. Bis<br />

eines Tages Gerüchte von einer Einr<strong>ich</strong>tung<br />

namens Theatertreffen den Hof erre<strong>ich</strong>en<br />

und dem Jüngsten die Freude am<br />

schl<strong>ich</strong>ten Spiel vergällen. Unbedingt<br />

will er fort, in die Stadt, und dort das<br />

Neue, Andere entdecken. Die friedl<strong>ich</strong>e<br />

Gemeinschaft ist außer s<strong>ich</strong> vor Entsetzen,<br />

doch auch die drastischsten Warnungen<br />

vor Regietheater und ähnl<strong>ich</strong>en<br />

Widerwärtigkeiten können den Jungen<br />

n<strong>ich</strong>t aufhalten – die heile Theaterwelt<br />

gerät ins Wanken.<br />

Vollständig von Erik Gedeon komponiert,<br />

ist das «Singspiel aus den Alpen»<br />

ein absurder Heimatabend über<br />

das Glück des Bewährten und die Sehnsucht<br />

nach dem Neuen. «Musik und<br />

Inhalt laufen gegeneinander und führen<br />

n<strong>ich</strong>t nur die Wirkl<strong>ich</strong>keit, <strong>so</strong>ndern das<br />

Theater selbst ad absurdum … In Gedeons<br />

Heimatabend geht es aber auch<br />

um künstlerische Verortung und um den


Wunsch, theatralische Grenzen<br />

zu bewahren oder s<strong>ich</strong> im<br />

Überschreiten dieser Grenzen<br />

neu zu erfinden … Eine Art<br />

Hommage an das Dorftheater.»<br />

(Westfälischer Anzeiger)<br />

Theatertreffen entstand im<br />

Auftrag der Ruhrfestspiele<br />

Recklinghausen in Koproduktion<br />

mit dem Theater<br />

Lindenhof Melchingen. Die<br />

Uraufführung war im Mai<br />

2010 in Recklinghausen (Regie:<br />

Erik Gedeon).<br />

Das Wunder von<br />

Schweden<br />

Eine musikalische<br />

Möbelsaga<br />

Text: Klas Abrahams<strong>so</strong>n<br />

Musik und deutsche<br />

Textfassung: Erik Gedeon<br />

3D – 6H<br />

Mutlos sieht ein Trupp gebeutelter Investmentbanker<br />

einer grauen Zukunft<br />

entgegen. Der Raubtierkapitalismus,<br />

an den sie glaubten, hat sie schmähl<strong>ich</strong><br />

im St<strong>ich</strong> gelassen. Deshalb aber auf Gewinnstreben<br />

und Profitmaximierung<br />

gle<strong>ich</strong> ganz zu verz<strong>ich</strong>ten, widerstrebt<br />

ihnen zutiefst. Ein neues Leitbild muss<br />

her, ein Retter, ein Wunder … das Wunder<br />

von Schweden: IKEA! Schließl<strong>ich</strong> ist<br />

IKEA­Gründer Ingvar Kamprad n<strong>ich</strong>t<br />

nur aus eigener Kraft steinre<strong>ich</strong> geworden,<br />

<strong>so</strong>ndern in seiner Tugendhaftigkeit<br />

geradezu ein moderner Messias – oder<br />

etwa n<strong>ich</strong>t? Von Kamprads ersten Schritten<br />

als armer Stre<strong>ich</strong>holzverkäufer bis<br />

zu seiner Herrschaft über ein globales<br />

Möbelimperium ist Gedeons und Abrahams<strong>so</strong>ns<br />

«musikalische Möbelsaga»<br />

«Ob arm, ob re<strong>ich</strong>, ob w<strong>ich</strong>tig<br />

Ob klein, ob dünn, ob fett:<br />

Ein jeder hat ein Recht<br />

Auf Sofa, Tisch und Bett.<br />

Ihr Sitzgruppenbesitzer<br />

Aus Nord, Süd, Ost und West<br />

Steht auf, organisiert euch<br />

Vereinigt euch gle<strong>ich</strong> jetzt!»<br />

Das Wunder von Schweden, Deutsches Schauspielhaus Hamburg<br />

ein säkulares Oratorium auf den Erlöser<br />

vom Bösen, den Erfinder eines gütigen<br />

Kapitalismus – wenn es <strong>so</strong> etwas denn<br />

gibt. Gedeon «erweist s<strong>ich</strong> als ernsthafter,<br />

höchst differenzierter Theatermacher<br />

– sein Wunder von Schweden ist<br />

eine vielsch<strong>ich</strong>tige und böse Farce zum<br />

Thema Kapitalismus … Ein kluger, bemerkenswerter<br />

Abend.» (NDR)<br />

Das Wunder von Schweden entstand<br />

im Auftrag des Deutschen Schauspielhauses<br />

Hamburg in Koproduktion mit<br />

den Ruhrfestspielen Recklinghausen,<br />

wo im Juni 2009 auch die Uraufführung<br />

war (Regie: Erik Gedeon). Im September<br />

2010 zeigte das Malmö Stadsteater die<br />

schwedische Erstaufführung.<br />

Erik Gedeon wurde als Sohn schwedischschweizerischer<br />

Eltern in Bern geboren.<br />

Er studierte Klavier und Komposition,<br />

war musikalischer Leiter am Schauspiel<br />

Hannover und am Thalia Theater Ham­<br />

burg. Er ist Autor, Regisseur und Komponist;<br />

zu seinen erfolgre<strong>ich</strong>sten Werken<br />

gehören: Erdbeerfelder für immer. A<br />

really funny evening with singing Germans<br />

(Schauspiel Köln, 2004), Europa<br />

für Anfänger. Ein Abend mit Türke<br />

(Schauspiel Köln, 2005), Schwabenblues<br />

(Sprechtext von Felix Huby und Jürgen<br />

Popig, Theater der Welt in Koproduktion<br />

mit dem Staatstheater Stuttgart,<br />

dem Theater Lindenhof Melchingen<br />

und den Freil<strong>ich</strong>tspielen Schwäbisch<br />

Hall, 2005), Stairways to Heaven (Düsseldorfer<br />

Schauspielhaus, 2007) und Zigeunerjunge<br />

(Deutsches Schauspielhaus<br />

Hamburg in Koproduktion mit den<br />

Ruhrfestspielen Recklinghausen, 2008).<br />

Seit 2010 vertritt der <strong>Rowohlt</strong> Theater<br />

Verlag die deutschsprachigen Aufführungsrechte<br />

an Erik Gedeons Songdramen.<br />

www.rowohlt-theater.de 13


David Gieselmann<br />

14<br />

Falscher Hase<br />

1D – 1H<br />

Lisbeth Reimers bekommt Besuch von<br />

ihrem Nachbarn, dem Polizisten Reinhard<br />

Peters. Oder verhält es s<strong>ich</strong> ganz<br />

anders? Die ältere Dame hat die Polizei<br />

angerufen, um s<strong>ich</strong> über den Lärm<br />

in ihrer eigenen Wohnung zu beschweren:<br />

Lärm, den es gar n<strong>ich</strong>t gibt. Seit<br />

zwei Wochen wählt sie jeden Tag den<br />

Notruf, und dann muss Nachbar Peters<br />

nach dem Rechten sehen – außerhalb<br />

der Dienstzeit. Jetzt verlangt der junge<br />

Mann eine Erklärung. Was hat es mit<br />

dem «Notrufmissbrauch» auf s<strong>ich</strong>? Ist<br />

die alte Dame einsam, senil oder gar<br />

selbstmordgefährdet? Oder verhält es<br />

s<strong>ich</strong> ganz anders? Wie s<strong>ich</strong> herausstellt,<br />

ist Frau Reimers wesentl<strong>ich</strong> besser über<br />

Herrn Peters’ Leben informiert, als ihm<br />

lieb ist. Seine Hobbys sind genau<strong>so</strong> langweilig<br />

wie sein Arbeitsalltag. Es scheint,<br />

als wäre n<strong>ich</strong>t Lisbeth, <strong>so</strong>ndern der junge<br />

Mann einsam und als gäbe ihm seine<br />

Nachbarin nur aus Für<strong>so</strong>rge Grund<br />

für seine tägl<strong>ich</strong>en «Besuche» bei ihr.<br />

Oder verhält es s<strong>ich</strong> ganz anders? Als<br />

die ältere Dame von einer Entführung<br />

ber<strong>ich</strong>tet, will der Polizist plötzl<strong>ich</strong> keinen<br />

Einwand mehr gelten lassen. Hat er<br />

die Spur zu einem Verbrechen entdeckt?<br />

Oder verhält es s<strong>ich</strong> … Was als Plausch<br />

an der Wohnungstür beginnt, entwickelt<br />

s<strong>ich</strong> zu einem gegenseitigen Verhör und<br />

einem Gefecht, das mit suggestiver Gesprächsführung<br />

und überraschenden<br />

Enthüllungen geführt wird.<br />

In Falscher Hase spielt David Gieselmann<br />

geschickt und höchst amüsant mit<br />

Erwartungshaltungen des Publikums<br />

und zeigt zwei Figuren, die auf durchaus<br />

existenzielle Weise um ihre S<strong>ich</strong>t der<br />

Realität kämpfen. Die Uraufführung des<br />

Stücks ist im Februar 2011 am Theater<br />

Bielefeld (Regie: Christian Schlüter).<br />

Falscher Hase ist der zweite Teil<br />

von David Gieselmanns Trilogie des<br />

Verschwindens, deren erster Teil, Die<br />

Tauben, nach der Uraufführung an der<br />

Schaubühne am Lehniner Platz, Berlin,<br />

in der aktuellen Spielzeit auch in Reykjavik,<br />

Ljubljana, Odense und Sydney zu<br />

sehen ist. Auch Herr Kolpert wird weiterhin<br />

international gespielt und wurde<br />

mittlerweile in mehr als 20 Ländern<br />

aufgeführt.<br />

«Soll <strong>ich</strong> Ihnen<br />

alle meine<br />

Kängurupostkarten<br />

zeigen? Ich habe<br />

bestimmt dreißig<br />

Stück davon.<br />

Darwin würde s<strong>ich</strong> im<br />

Grabe umdrehen, wenn er<br />

erfahren hätte, dass es im<br />

21. Jahrhundert immer<br />

noch diese bescheuerten<br />

Beuteltiere gibt.»<br />

Zuletzt war im Januar 2010 die Uraufführung<br />

von Gieselmanns Der W<strong>ich</strong>tigtuer<br />

am Theater St. Gallen (Regie:<br />

Tim Kramer). «Seiner Komödie hat<br />

David Gieselmann eine historische Vorlage,<br />

näml<strong>ich</strong> ein Stück des ‹dänischen<br />

Molière› Ludvig Holberg von 1723 zu<br />

Grunde gelegt und den Stoff in eine neue<br />

zeitgemäße Form verpackt.» (Neue Zürcher<br />

Zeitung) «Der W<strong>ich</strong>tigtuer ist eine<br />

wohldosierte Mischung aus beißendem<br />

Humor, Situationskomik, Klamauk,<br />

Gags und witzigen Wortspielereien …<br />

Das Resultat ist Unterhaltung mit Niveau.»<br />

(Tagesanzeiger)


Feridun Zaimoglu /<br />

Günter Senkel<br />

Alpsegen<br />

Besetzung variabel<br />

«Wer den letzten Tropfen im Glas verschmäht, den packt der Teufel an den Schultern, an den Zipfeln<br />

zupft er ihn und schüttelt, bis er <strong>so</strong>weit ist, in der Flimmerwelt zu verschwinden. Hat s<strong>ich</strong> der Teufel<br />

hergeschl<strong>ich</strong>en? Sind diese Leute, die wir sehen, vom Himmel in den Nacken gebissen? Ein Kerl saß<br />

am Tisch hinten rechts, ein Schnapsglas mit Balusterschaft stand vor ihm, genau auf einem roten Karo<br />

des Tischtuchs, und er stierte, wies die Halbpolierten tun, die Schweinebiester, die kein Gottbehütd<strong>ich</strong><br />

und Amen kennen – <strong>so</strong> einer<br />

wars. Hat mit den Münzen<br />

in seiner Tasche geklimpert,<br />

und ausgetrunken hat er<br />

auch n<strong>ich</strong>t den Schnaps. Ein<br />

Taubenschreck, der an den<br />

Knöcheln blutet. Ein schläfriger<br />

Mann. Nein, kein Mann.<br />

Der fahle Gimpel hat uns<br />

besucht.»<br />

An Tagen schweren Wetters, wenn in<br />

München n<strong>ich</strong>t nur die warme Luft<br />

aus dem Gebirge herabweht, <strong>so</strong>ndern<br />

auch Geister und Seelen vom Fuß des<br />

Berges in die Stadt drängen, geschehen<br />

merkwürdige Dinge. Der fahle Gimpel<br />

oder die Mondhelle, die Weiz und die<br />

grauen Hirten gaukeln den von Kopfweh<br />

geplagten Städtern ihre uralten<br />

Gesch<strong>ich</strong>ten vor und verbreiten den<br />

drückenden Alb, der für jeden Menschen<br />

eine andere Gestalt annimmt und<br />

eigentl<strong>ich</strong> doch ganz harmlos ist. Hat die<br />

alte Wirtin das Gel<strong>ich</strong>ter herbeigelockt<br />

mit ihren leeren Gedecken, die sie für<br />

den Herrn Jesus und ihren verstorbenen<br />

Ehemann auf den Tisch stellt? Nachdem<br />

der Familienvater ihr seltsames Treiben<br />

beobachtet hat, flieht er zurück in die<br />

Anonymität des Hotelzimmers. Dorthin<br />

ist er mit dem schwulen Italiener<br />

durchgebrannt, doch beim verbotenen<br />

Stelld<strong>ich</strong>ein in der Großstadt bekommt<br />

er kalte Füße. Währenddessen lässt s<strong>ich</strong><br />

sein Sohn Max, von der Mutter auf die<br />

Suche nach dem Abtrünnigen geschickt,<br />

von den Verlockungen der traumartigen<br />

Stadt vom Weg abbringen. Sein Vater<br />

wird am Ende in die S<strong>ich</strong>erheit seines<br />

Dorfes zurückkehren, n<strong>ich</strong>t Manns<br />

genug für den verwegenen amourösen<br />

Fehltritt. Doch Max macht den Schritt<br />

hinüber in eine andere Welt und nimmt<br />

Platz am gedeckten Tisch der Wirtin.<br />

Feridun Zaimoglu und Günter Senkel<br />

haben für ihr neues Stück ausgiebige<br />

Streifzüge durch München unternommen.<br />

Alpsegen ist eine Feier der Gegensätze:<br />

Urbane Gegenwart trifft auf ländl<strong>ich</strong>es<br />

Leben, mythischer Erzählfluss<br />

auf nüchterne Realitätserkundung. Das<br />

Vergangene ist n<strong>ich</strong>t vergangen, und die<br />

toten Seelen sind höchst lebendig. Das<br />

magische Denken rückt der Wirkl<strong>ich</strong>keit<br />

zu Leibe, auf dass sie s<strong>ich</strong> zeige.<br />

Alpsegen entstand als Auftragswerk<br />

für die Münchner Kammerspiele, wo im<br />

April 2011 in der Regie von Sebastian<br />

Nübling die Uraufführung sein wird.<br />

Zuletzt hatte im September 2010 Zaimoglus<br />

und Senkels Neufassung von<br />

Shakespeares Hamlet am Thalia Theater<br />

Hamburg Premiere (Regie: Luk Perceval).<br />

In Vorbereitung ist außerdem ihre<br />

Bearbeitung von Shakespeares Julius<br />

Caesar, die im Auftrag des Theaters Kiel<br />

entsteht. Mehr dazu siehe S. 36.<br />

Zurzeit schreiben Zaimoglu und Senkel<br />

für die Wuppertaler Bühnen an dem<br />

Libretto für eine Kammeroper des Komponisten<br />

Enver Yalcin Özdiker, deren<br />

Uraufführung im Mai 2011 sein wird.<br />

Zuvor zeigt im März 2011 die Neuköllner<br />

Oper, Berlin, die Uraufführung ihres<br />

Musiktheaterprojekts Discount Diaspora<br />

(Musik: Vivan Bhatti).<br />

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Philipp Löhle<br />

16<br />

Supernova (wie Gold<br />

entsteht)<br />

2D – 4H<br />

«Löhle lässt s<strong>ich</strong> weder von Soziologen noch vom Arbeitsmarkt die Stimmung verderben.<br />

Für unmögl<strong>ich</strong>e Projekte war er schon immer der r<strong>ich</strong>tige Mann.» Theater heute<br />

Goldrausch im Nordschwarzwald.<br />

Friedr<strong>ich</strong>, studierter Geologe und erfolgloser<br />

Dauerpraktikant, findet mit<br />

seiner Mutter Emma und deren Freund<br />

Wolf bei Waldarbeiten zufällig einige<br />

Goldklumpen. Kurzerhand präsentiert<br />

Friedr<strong>ich</strong> seinem ehemaligen Chef eine<br />

Satellitenanalyse der Region mit der<br />

Auss<strong>ich</strong>t auf ein milliardenschweres<br />

Goldvorkommen. Sein Aufstieg zum<br />

Topverdiener und Projektmanager folgt<br />

schneller, als er «Bluff» sagen kann.<br />

Seine Freundin stattet bereits die neue<br />

Wohnung aus, Greenpeace kettet s<strong>ich</strong><br />

an die bedrohten Bäume, und Friedr<strong>ich</strong><br />

fragt s<strong>ich</strong> zunehmend verzweifelt, warum<br />

niemand den Betrug durchschaut.<br />

Der zweite Teil von Supernova ist das<br />

von inneren Monologen durchzogene<br />

Portrait von Friedr<strong>ich</strong>s Mutter, die<br />

s<strong>ich</strong> der Aufregung um den Goldrausch<br />

komplett entzieht und ihr Leben radikal<br />

verändert. Sie stürzt s<strong>ich</strong> in historische<br />

Studien und entdeckt den wahren<br />

Ursprung der Goldnuggets – von dem<br />

Friedr<strong>ich</strong> und Wolf jedoch nie erfahren<br />

werden. Von Wolfs Verstrickung in den<br />

Aufstieg des Schwarzwaldes zur Boomregion<br />

handelt der dritte Teil. Eben<strong>so</strong><br />

wie Friedr<strong>ich</strong> wird er vom rasanten Geschehen<br />

überrollt und steigt zum Spitzenkandidat<br />

einer großen Partei auf.<br />

Doch gelingt ihm mit Hilfe seiner beiden<br />

besten Freunde ein bauernschlauer Ausweg<br />

aus dem ganzen Schwindel.<br />

Eine Supernova ist das kurze, übermäßig<br />

helle Aufleuchten eines Sterns, eine<br />

Explosion, bei der Schwermetalle<br />

entstehen und der Stern selbst<br />

vern<strong>ich</strong>tet wird. In drei Teilen,<br />

die s<strong>ich</strong> ästhetisch deutl<strong>ich</strong><br />

voneinander unterscheiden, beleuchtet<br />

Löhle aus unterschiedl<strong>ich</strong>en<br />

Perspektiven, wie Gold<br />

entsteht.<br />

«Philipp Löhle ver<strong>bin</strong>det histo<br />

ri sche Fakten und Gegenwartsbezüge<br />

mit dramatischer<br />

Fiktion zu einem Mögl<strong>ich</strong>keitsraum<br />

mit einer ganz eigenen Logik.<br />

Dialogische Szenen stehen<br />

neben erzählerischen Passagen,<br />

und die Gesch<strong>ich</strong>ten von Friedr<strong>ich</strong>,<br />

Emma und Wolf werden<br />

einem nahegebracht, aber auch<br />

das Exemplarische hinter ihren<br />

Biographien erscheint, und der<br />

Irrwitz des Ganzen bleibt gle<strong>ich</strong>sam<br />

nah und fern.» ( Ingoh Brux<br />

im Jahrbuch 2010 von Theater heute)<br />

Supernova (wie Gold entsteht) ist als<br />

Auftragswerk für das Nationaltheater<br />

Mannheim entstanden, wo im Januar<br />

2011 die Uraufführung sein wird (Regie:<br />

Cilli Drexel).<br />

Zuletzt hatte Löhles Die Überflüssigen<br />

(Stückabdruck in Theater der Zeit<br />

09/2010) im Oktober 2010 am Schauspielhaus<br />

Wien österre<strong>ich</strong>ische Erstaufführung<br />

(Regie: Sebastian Schug). Die<br />

Uraufführung war im Mai 2010 am<br />

Maxim Gorki Theater, Berlin (Regie:<br />

Dominic Friedel). «Sympathischerweise<br />

verz<strong>ich</strong>tet Löhle auf den theaterübl<strong>ich</strong>en<br />

Sozialkitsch. Er ze<strong>ich</strong>net seine mürrischen<br />

Provinzler weder als derangierte<br />

Opfer der Verhältnisse noch als glückl<strong>ich</strong>e<br />

Arbeitslose, <strong>so</strong>ndern gibt ihnen eine<br />

etwas dumpfe Würde.» (Süddeutsche<br />

Zeitung) «Löhle geht Schelmen­Spaß<br />

und einer Lust am Absurden n<strong>ich</strong>t aus


Warteraum Zukunft, Deutsches Schauspielhaus Hamburg<br />

dem Weg und breitet doch einen Hauch<br />

Trauer über das zurückgestutzte Dasein<br />

in dem verfallenen Ort.» (Der Tagesspiegel)<br />

Außerdem hat in dieser Sai<strong>so</strong>n Die Uns<strong>ich</strong>erheit<br />

der Sachlage (Uraufführung:<br />

Schauspielhaus Bochum, Mai 2009,<br />

Stückabdruck in Theater heute 05/2009)<br />

österre<strong>ich</strong>ische Erstaufführung am Landestheater<br />

Niederösterre<strong>ich</strong>, St. Pölten<br />

(Regie: Steffen Jäger).<br />

Oliver Kluck<br />

Feuer mit mir<br />

Besetzung variabel<br />

Der Augenzeuge eines Schul­Amoklaufs<br />

bringt rückblickend seine eigene Frustration<br />

über die Institution Schule zum<br />

Ausdruck, die beinahe seine Traumatisierung<br />

durch die Gewalttat übersteigt.<br />

Das skurrile Fernsehteam einer Lifestyle­<br />

Sendung treibt, begeistert von seinen<br />

eigenen Verdiensten, die Sanierung und<br />

Verschönerung des von Pistolenkugeln<br />

zerfetzten Schulgebäudes voran. Zwei<br />

Journalisten sind nur am Rande mit<br />

halbwegs seriöser Ber<strong>ich</strong>terstattung beschäftigt<br />

und halten vor allem mit ihren<br />

misanthropischen Ans<strong>ich</strong>ten n<strong>ich</strong>t hinterm<br />

Berg. Diese und andere Stimmen<br />

treffen schließl<strong>ich</strong> bei der Er öff nungsfeier<br />

des renovierten Schulgebäudes –<br />

die zugle<strong>ich</strong> als Gedenkveranstaltung<br />

dienen <strong>so</strong>ll – aufeinander und formieren<br />

«Genetische Veranlagung, Filme,<br />

Videospiele. Die Antwort auf die<br />

Frage, warum es zur Eskalation<br />

kommt, bleibt offen. Schon wieder<br />

hat uns die Verräterin Kultur verraten,<br />

hier dargestellt in der Art der durch<br />

und durch mickrigen und verlogenen<br />

Aufklärung, die wie das Ausatmen<br />

einsetzt, nach dem großen Lauf über<br />

die Flure der Republik.» Oliver Kluck<br />

s<strong>ich</strong> zu einem bizarr misstönigen Chor.<br />

«Aus einer ungewöhnl<strong>ich</strong>en Perspektive<br />

eröffnet Oliver Kluck mit seinem Text<br />

ein Panorama an gesellschaftl<strong>ich</strong>en Bezügen,<br />

die vor ihren unterschiedl<strong>ich</strong>en<br />

Hintergründen ein Gesamtbild zivilisatorischen<br />

Versagens ergeben. Er scheut<br />

s<strong>ich</strong> n<strong>ich</strong>t vor einem grundsätzl<strong>ich</strong>en<br />

und gnadenlosen Diskurs über die Institution<br />

Schule und die Träger kultureller<br />

Verantwortung. Doch erhebt er<br />

s<strong>ich</strong> n<strong>ich</strong>t arrogant über die Hilflosigkeit<br />

folgenloser Erklärungsversuche. Er<br />

provoziert, er polarisiert, und er mischt<br />

s<strong>ich</strong> ein.» (Esther Holland­Merten im<br />

Jahrbuch 2010 von Theater heute)<br />

Feuer mit mir entstand als Auftragswerk<br />

für das Theater Chemnitz und<br />

wird dort im Februar 2011 uraufgeführt<br />

(Regie: Max Claessen).<br />

Klucks Warteraum Zukunft (Stückabdruck<br />

in Theater heute 08/2010) wurde<br />

mit dem Kleist­Förderpreis 2010<br />

ausgeze<strong>ich</strong>net und als Koproduktion<br />

der Ruhrfestspiele Recklinghausen mit<br />

dem Deutschen Schauspielhaus Ham­<br />

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urg im Mai 2010 uraufgeführt (Regie:<br />

Alice Buddeberg). «Kluck (Jahrgang<br />

1980) muss im Alltag ein guter, ein stiller<br />

Beobachter sein. So leise und sacht,<br />

wie er seinen Text entfaltet, <strong>so</strong> bestechend<br />

authentisch formuliert er seine<br />

Gedankenflüsse. Er schreibt schön, um<br />

dann hinterrücks auszuholen und dem<br />

Zuschauer verbal mit aller Wucht eins<br />

überzubraten.» (Nachtkritik) «Kluck<br />

wirft einen unsentimentalen, witzigen<br />

und gnadenlosen Blick auf die Zumutungen<br />

der Arbeitswelt … Warteraum<br />

Zukunft ist unverschämt unterhaltend,<br />

aber was das Stück über die gängige Satire<br />

hinaus hebt, ist die klare Haltung<br />

des Autors.» (Frankfurter Rundschau)<br />

Warteraum Zukunft wurde vom<br />

NDR als Hörspiel produziert (Regie:<br />

Leonhard Koppelmann) und wird in<br />

der Spielzeit 2010 / 11 am Deutschen<br />

Nationaltheater Weimar (Regie: Daniela<br />

Kranz), Deutschen Theater Berlin<br />

(Regie: Simon Solberg), Jungen Theater<br />

Göttingen (Regie: Alexander Krebs) und<br />

Schauspielhaus Salzburg (Österre<strong>ich</strong>ische<br />

Erstaufführung) nachgespielt.<br />

Das Prinzip Meese, beim Berliner Stückemarkt<br />

2009 mit dem Förderpreis für<br />

neue Dramatik ausgeze<strong>ich</strong>net, ist derzeit<br />

in der Uraufführungsinszenierung von<br />

Antú Romero Nunez am Maxim Gorki<br />

Theater zu sehen und hatte im Oktober<br />

2010 am Theater Basel Schweizer Erstaufführung<br />

(Regie: Tumasch Clalüna).<br />

Zurzeit schreibt Oliver Kluck als<br />

«Außer haus autor» des Deutschen Nationaltheaters<br />

Weimar eine Serie von<br />

Texten, die unter dem Titel Kluck-Labor<br />

I–IV zu sehen sein werden. Außerdem<br />

war er zu den Werkstatttagen des Wiener<br />

Burgtheaters eingeladen.<br />

18<br />

Jörg Albrecht<br />

Harry Lime lebt! Und das<br />

in diesem L<strong>ich</strong>t!<br />

1D – 2H<br />

«Das Kino macht<br />

irgend wann den Final<br />

Cut, der höchstens<br />

durch eine alternative<br />

Schnittfassung auf der<br />

DVD noch relativiert<br />

werden kann. Das<br />

Theater kann jedes<br />

Mal wieder neu auf die<br />

Realität reagieren,<br />

an jedem Abend.»<br />

Jörg Albrecht<br />

Die kriegszerstörte Stadt versinkt in<br />

Finsternis. Zugle<strong>ich</strong> fließen viel Geld<br />

und Strom in ihre Ausleuchtung als Kulisse.<br />

Ein Film wird gedreht, von dessen<br />

Bildern das Image der Stadt jahrzehntelang<br />

profitieren wird – auch wenn<br />

(oder gerade weil?) dabei vieles neuerl<strong>ich</strong><br />

ins Dunkel rückt oder abs<strong>ich</strong>tl<strong>ich</strong><br />

geschwärzt wird. Die Rede ist von Wien<br />

und dem Noir­Klassiker Der dritte<br />

Mann: ein Thriller, der einerseits von<br />

der <strong>so</strong>zialen Verantwortung des Individuums<br />

in Krisenzeiten handelt, andererseits<br />

zieml<strong>ich</strong> bald zum Marketingtool<br />

der Tourismusindustrie mutiert. Höchste<br />

Zeit al<strong>so</strong> für eine Neubel<strong>ich</strong>tung. Drei<br />

junge Menschen, eine Art Terrorgang in<br />

nahtlos wechselnden Rollen und Konstellationen,<br />

r<strong>ich</strong>ten die Scheinwerfer<br />

auf jene blinden Flecken, die der Film<br />

unfreiwillig hinterlassen hat und die<br />

niemand gerne sehen möchte. Von seiner<br />

chaotischen Entstehungsgesch<strong>ich</strong>te<br />

bis zu seinem Jubiläum 60 Jahre später<br />

unterziehen sie als praktizierende<br />

Randgänger des Kinos «den Dritten<br />

Mann einer theatralischen, schattenre<strong>ich</strong>en<br />

Relektüre, ein paar teuflische<br />

Remake­Ideen inklusive … Es geht um<br />

theoretische Überlegungen zur Filmrezeption<br />

wie das unkontrollierte Ineinandergreifen<br />

von Fiktion, Gesch<strong>ich</strong>te und<br />

Gedächtnis … Harry Lime lebt! ist ein<br />

le<strong>ich</strong>ter, verspielter Abend, der dort interessant<br />

wird, wo das (historische) Erzählen<br />

seine Sinnbildung hinterfragt.»<br />

(Der Standard)<br />

Entstanden ist Jörg Albrechts Stück<br />

als Auftragswerk für das Schauspielhaus<br />

Wien, wo im Januar 2010 die Uraufführung<br />

war (Regie: Jan­Christoph<br />

Gockel).<br />

Außerdem wurde im Oktober 2009<br />

in der Regie von Roger Vontobel am<br />

Theater Neumarkt, Zür<strong>ich</strong>, Albrechts<br />

Calvincamera – Können wir uns die Ka-


tastrophen n<strong>ich</strong>t sparen, Herr Calvin?<br />

uraufgeführt, «eine bitterböse Satire<br />

auf den angestrengten Größenwahn der<br />

kleinen Schweiz … Demontiert werden<br />

(nebenher) die Träume vom s<strong>ich</strong>eren Rezept<br />

für den international erfolgre<strong>ich</strong>en<br />

Film.» (Neue Zürcher Zeitung)<br />

Mit dem Theaterkollektiv copy &<br />

waste hat Albrecht zuletzt Wasteler<br />

1&2 erarbeitet, das im Mai 2010 in<br />

einem Berliner Plattenbau uraufgeführt<br />

wurde und anschließend auch am Theater<br />

Chemnitz zu sehen war. Für Frühjahr<br />

2011 ist ein neues copy & waste­Projekt<br />

am Hebbel am Ufer/HAU in Vorbereitung.<br />

Seit September 2010 ist Jörg Albrecht<br />

für ein Jahr Stadtschreiber in Graz.<br />

Fabrice Melquiot<br />

Sex ist eine geisteskranke<br />

Zeit­ und<br />

Energieverschwendung<br />

(Faire l’amour est une maladie mentale<br />

qui gaspille du temps et de l’énergie)<br />

3H<br />

Deutsch von Almuth Voß<br />

Drei Polizisten in einer kleinen<br />

Wohnung. Ex­Polizisten<br />

eigentl<strong>ich</strong>: Bernard, der Älteste,<br />

ist frisch pensioniert.<br />

Thierry, 40, hat gekündigt.<br />

Und Alban, der Jüngste, ist<br />

auf unbestimmte Zeit suspendiert.<br />

Während seiner<br />

Streife ist ein Mann ums Leben<br />

gekommen – wie, darüber<br />

schweigt Alban s<strong>ich</strong> aus.<br />

Was die drei an Privatleben<br />

hatten, hat den Job n<strong>ich</strong>t überlebt. Das<br />

Bier im Kühlschrank, die Tierfilme im<br />

Fernsehen, der Streit ums Einkaufen<br />

täuschen kaum darüber hinweg, dass ihr<br />

Zusammen leben wenig mehr bietet als<br />

«funktionale Räume für alleinstehende<br />

«Mein Leben<br />

zieht im Geist<br />

vorbei und<br />

grüßt m<strong>ich</strong><br />

freundl<strong>ich</strong>, wie<br />

der Papst die<br />

Menge grüßt.»<br />

Männer», in denen die Normalität<br />

auf <strong>so</strong> verzweifelte wie lächerl<strong>ich</strong>e<br />

Weise aufrechterhalten wird. Jeder<br />

maßregelt den anderen und hält<br />

ihn an seinem Platz, auch wenn jeder<br />

s<strong>ich</strong> nach dem Ausbruch sehnt.<br />

Zwar sucht Bernard die Liebe oder<br />

wenigstens schnellen Sex in Kontaktanzeigen,<br />

träumt Alban gegen<br />

jede Vernunft immer noch von einer<br />

großen Polizei karriere und flüchtet<br />

Thierry s<strong>ich</strong> regelmäßig ins Theater.<br />

Doch zu mehr ist keiner von ihnen<br />

fähig. Keiner kommt ohne die anderen<br />

aus, keiner kann s<strong>ich</strong> den anderen<br />

entziehen. Und als Alban schließl<strong>ich</strong><br />

gezwungen wird, offenzulegen, was am<br />

Tag seiner Suspendierung wirkl<strong>ich</strong> geschah,<br />

fügt s<strong>ich</strong> die Kette kleiner ritueller<br />

Demütigungen, die schließl<strong>ich</strong> zum<br />

Tod eines Menschen führte, nur allzu<br />

glatt in die alltägl<strong>ich</strong>en Mechanismen<br />

von Einschüchterung und Autorität.<br />

Ganz auf seine drei Figuren konzen<br />

triert, ist Sex ist eine geisteskranke<br />

Zeit- und Energieverschwendung dennoch<br />

hochpolitisch in seiner<br />

Darstellung eines Systems, in<br />

dem die Staatsgewalt die Uns<strong>ich</strong>erheit,<br />

die sie bekämpfen<br />

<strong>so</strong>ll, noch befördert und dabei<br />

ihre Angestellten eben<strong>so</strong><br />

deformiert wie die Gesellschaft<br />

insgesamt.<br />

Die Uraufführung von Sex<br />

ist eine geistes kranke Zeitund<br />

Energieverschwendung<br />

war im Januar 2009 am<br />

Théâtre Les Ateliers in Lyon<br />

(Regie: Gilles Chavassieux). Die Übersetzung<br />

von Almuth Voß wurde durch<br />

das Programm Transfert Théâtral /<br />

Thea ter­Transfer gefördert.<br />

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Jon Fosse<br />

20<br />

Tod in Theben<br />

Nach Sophokles<br />

(Døden i Teben)<br />

3D – 9H – Doppelbesetzungen mögl<strong>ich</strong><br />

Deutsch von Hinr<strong>ich</strong> Schmidt-Henkel<br />

Gibt es individuelle Freiheit? Ist es Ödipus’<br />

Schuld, dass er den Vater ermordet<br />

und die Mutter geheiratet hat? Ist auch<br />

nach der schreckl<strong>ich</strong>en Enthüllung das<br />

fatale Schicksal unauswe<strong>ich</strong>l<strong>ich</strong>? In Tod<br />

in Theben verd<strong>ich</strong>tet Jon Fosse die drei<br />

großen Tragödien Sophokles’ über den<br />

Fall des König Ödipus, sein Exil auf Ko­<br />

lonos und den Tod seiner<br />

Tochter Antigone zu einem<br />

durchgehenden Drama von<br />

äußerster Reduktion und<br />

emotionaler Intensität. Es<br />

ist das Urstück jedes Familien dramas<br />

und ein Stück über Schuld, das Schweigen<br />

und die Einsamkeit. So offenbart<br />

s<strong>ich</strong> in Tod in Theben eine verblüffende<br />

Seelenverwandtschaft zweier Autoren,<br />

die zwar Jahrtausende trennen, aber<br />

deren Nachdenken über die grundlegenden<br />

Bedingungen der menschl<strong>ich</strong>en<br />

Existenz sie doch ver<strong>bin</strong>det.<br />

Die Figuren gewinnen in Fosses Bearbeitung<br />

eine erstaunl<strong>ich</strong>e Direktheit, ihre<br />

Positionen vertreten sie gänzl<strong>ich</strong> unverstellt,<br />

was die Eskalation der Konflikte<br />

ohne Umschweife vorantreibt. Eben<strong>so</strong><br />

unverhüllt zeigt s<strong>ich</strong> schnell die Hoffnungslosigkeit<br />

des archaischen Mythos,<br />

der ein dunkles L<strong>ich</strong>t auf das schuldbeladene<br />

Dasein des Einzelnen wirft. Die<br />

inhaltl<strong>ich</strong>e Stringenz der Fassung findet<br />

Tod in Theben, Salzburger Festspiele<br />

«Am besten<br />

man wäre n<strong>ich</strong>t geboren …<br />

nur eines gibt Trost<br />

der Tod<br />

der letzte Ort.»<br />

ihre Entsprechung in Fosses unverwechselbarer<br />

Sprachgestaltung.<br />

Die deutschsprachige Erstaufführung<br />

von Tod in Theben war im August 2010<br />

im Rahmen des Young Directors Project<br />

bei den Salzburger Festspielen (Regie:<br />

Angela R<strong>ich</strong>ter). «Fosse hat alles<br />

schmückende Beiwerk, alle Götteranrufungen<br />

und lähmenden Wiederholungen<br />

gestr<strong>ich</strong>en. Tod in Theben ist keine Neuübersetzung,<br />

<strong>so</strong>ndern eine zeitgemäße<br />

Neud<strong>ich</strong>tung, auch wenn Jon Fosse<br />

eine an Sophokles angelehnte archaisch<br />

klingende Sprache verwendet und den<br />

Hexameter beibehält.» (Der Standard)<br />

Jon Fosse wurde im September der Internationale<br />

Ibsen­Preis 2010 für sein<br />

dramatisches Werk verliehen.


Lars von Trier<br />

Ant<strong>ich</strong>rist<br />

1D – 1H<br />

Deutsch von Maja Zade<br />

Ein Kind stirbt. Es fällt aus dem Fenster<br />

seines Zimmers, während nebenan die<br />

Eltern miteinander schlafen. Für beide<br />

stürzt die Welt ein. Doch ihre Reaktionen<br />

auf den Tod könnten unterschiedl<strong>ich</strong>er<br />

kaum sein. Traumatisiert zieht<br />

die Frau s<strong>ich</strong> in s<strong>ich</strong> selbst zurück. Der<br />

Mann, ein Therapeut, versucht die äußere<br />

Ordnung wiederherzustellen. Er<br />

nimmt die Frau mit in eine abgelegene<br />

Waldhütte, wo sie s<strong>ich</strong> ihren Ängsten<br />

«Wenn du Angst hast<br />

vor Ungeheuern, schau<br />

«Wo die Macht wirkt und ihr Wesen enthüllt,<br />

ihnen in die Augen.» Lars von Trier<br />

wozu sie ja immer einen anderen braucht, und das<br />

Verstörende an diesem Film ist, daß immer nur ein<br />

andres, das nächste Wesen, das es gibt, die Frau dem<br />

stellen und Trauerarbeit leisten <strong>so</strong>ll – ein<br />

gefährl<strong>ich</strong>es Experiment, in dem rigorose<br />

Rationalität auf die Unberechenbarkeit<br />

von Gefühlen trifft.<br />

Ant<strong>ich</strong>rist spaltete bei seiner Premiere<br />

bei den letztjährigen Filmfestspielen in<br />

Cannes die Kritik: «Ein Meisterwerk»<br />

fanden die einen, «frauenfeindl<strong>ich</strong>»<br />

die anderen. In seiner Verteidigung des<br />

Films schrieb M<strong>ich</strong>ael Althen: «Womögl<strong>ich</strong><br />

besteht Lars von Triers Kunst<br />

auch darin, den ausgeleierten Formen<br />

immer wieder etwas abzutrotzen, was<br />

man vorher <strong>so</strong> noch n<strong>ich</strong>t gesehen<br />

hat … Ant<strong>ich</strong>rist ist wie Strindberg und<br />

Bergman und all die skandinavischen<br />

Beziehungskalamitäten in eins gerollt,<br />

durchzogen von Nebelschwaden von<br />

Therapiepalaver, Freudscher Traumdeu­<br />

Mann, der Mann der Frau dieses ver-<br />

steckte Wesen, die Macht, vorführen<br />

muß, obwohl der Kindstod die Eltern<br />

auch hätte zusammenführen können,<br />

wo al<strong>so</strong> die Macht wirkt, dort hat Gott<br />

sein Recht verloren, die andre Partei<br />

gewinnt, der Ant<strong>ich</strong>rist.» Elfriede Jelinek in<br />

ihrem Essay zu Ant<strong>ich</strong>rist<br />

Breaking the Waves, Oldenburgisches Staatstheater<br />

tung und religiöser Mystik. Aber irgendwie<br />

führen all diese überdeutl<strong>ich</strong> ausgelegten<br />

Deutungsspuren in die Irre. Man<br />

könnte auch sagen: in einen Irrsinn, der<br />

seinesgle<strong>ich</strong>en sucht.» (Frankfurter Allgemeine<br />

Zeitung) «Lars von Trier ist<br />

der Extremist des Gegenwartskinos …<br />

Fragen, wie Felsblöcke <strong>so</strong> schwer, stehen<br />

in seinen Filmen vor uns. Es sind immer<br />

dieselben, wie er auch immer an demselben<br />

Film weiterzudrehen scheint – von<br />

Breaking the Waves über Dogville bis zu<br />

Ant<strong>ich</strong>rist … Immer radikaler treibt er<br />

die Versuchsanordnung voran, in der der<br />

moderne Mensch den Klumpen Schleim<br />

aufhebt, der am Anfang aller Evolution<br />

stand … Lars von Trier ist vielle<strong>ich</strong>t der<br />

Erste, der mit Antonin Artauds ‹Theater<br />

der Grausamkeit› Ernst macht.» (Thea­<br />

www.rowohlt-theater.de 21


ter der Zeit) Die Uraufführung von Ant<strong>ich</strong>rist<br />

war im September 2010 am Aarhus<br />

Teater (Regie: Annika Silkeberg).<br />

In der letzten Sai<strong>so</strong>n inszenierte Anna<br />

Bergmann Breaking the Waves am Oldenburgischen<br />

Staatstheater. Der Boss<br />

vom Ganzen wurde bzw. wird nachgespielt<br />

am Landestheater Detmold (Regie:<br />

Oliver Haffner), Theater Bielefeld<br />

(Regie: Alexander Hawemann) und am<br />

neuen theater Halle (Regie: Tanja R<strong>ich</strong>ter).<br />

Dear Wendy hatte Schweizer Erstaufführung<br />

am Theater Basel in Koproduktion<br />

mit dem jungen theater basel<br />

(Regie: Sebastian Nübling) und ist ab<br />

April 2011 auch am Zimmertheater Tü<strong>bin</strong>gen<br />

zu sehen (Regie: Endre Holéczy).<br />

Elfriede Jelineks Essay zu Ant<strong>ich</strong>rist ist<br />

nachzulesen auf ihrer Homepage www.<br />

elfriedejelinek.com.<br />

22<br />

Anupama<br />

Chandrasekhar<br />

Falsch verbunden –<br />

Disconnect<br />

2D – 3H<br />

Deutsch von Gerhard Willert<br />

«Hier spr<strong>ich</strong>t Ross Adams von True Blue<br />

Capital. Ich habe mit meinem Boss über<br />

Ihre Schwierigkeiten gesprochen und<br />

habe gute Nachr<strong>ich</strong>ten für Sie. Ein Angebot,<br />

das Sie n<strong>ich</strong>t ablehnen können.»<br />

Aber Ross heißt eigentl<strong>ich</strong> Roshan, und<br />

wenn am anderen Ende der Leitung in<br />

Chicago die Morgen<strong>so</strong>nne scheint, ist es<br />

nach Mitternacht in seiner fensterlosen<br />

Telefonka<strong>bin</strong>e in Chennai, Indien. In<br />

langen Nachtsch<strong>ich</strong>ten bombardieren<br />

drei junge indische Universitätsab<strong>so</strong>lventen<br />

mit perfektem amerikanischem<br />

Akzent die säumigen Kunden einer<br />

Kreditkartenfirma mit Anrufen. Ihr Job<br />

ist es, Schulden einzutreiben, mögl<strong>ich</strong>st<br />

viel, mögl<strong>ich</strong>st schnell. Sie drohen und<br />

schme<strong>ich</strong>eln, sind mal verständnisvoll,<br />

mal streng und werden <strong>so</strong> unfreiwillig<br />

zu Lebensberatern und Kummerkästen<br />

von Menschen, die zu lange geglaubt haben,<br />

s<strong>ich</strong> jeden Wunsch erfüllen zu können.<br />

Ihre Persönl<strong>ich</strong>keiten und Biographien<br />

wechseln sie dabei je nach Bedarf,<br />

die tägl<strong>ich</strong>e Quote stets im Auge. Immer<br />

mehr scheinen die Lebenswelten zu verschwimmen,<br />

verwandelt Roshan s<strong>ich</strong> in<br />

Ross. Die schüchternen Avancen seiner<br />

Kollegin Vidya, die Kritik seines konser­<br />

«Deine Arbeit hier ist entscheidend für die Weltwirtschaft. Du trägst zum<br />

Wachstum der Call­Center­Industrie bei. Du hältst eine amerikanische Kreditgesellschaft<br />

über Wasser. Wenn du True Blue rettest, rettest du vielle<strong>ich</strong>t Amerika.»


vativen Vorgesetzten und die<br />

Anrufe seiner Mutter sind nur<br />

mehr Störgeräusche in seinem<br />

Traum vom American way of<br />

life. Doch im Call Center erhöht<br />

s<strong>ich</strong> der Erfolgsdruck,<br />

und als Ross das Schicksal<br />

einer seiner Schuldnerinnen<br />

selbst in die Hand nimmt,<br />

offenbaren s<strong>ich</strong> die Gräben,<br />

die zwischen den Zeitzonen<br />

liegen.<br />

Die Uraufführung von Falsch verbunden<br />

– Disconnect war im Februar 2010<br />

am Royal Court Theatre, London (Regie:<br />

Indhu Rubasingham). «Das Stück<br />

ist ein kleines Wunder … Mühelos<br />

spannt es den Bogen von den Verwerfungen<br />

innerhalb der Gruppe bis hin zur<br />

Weltwirtschaft, die am Tropf der USA<br />

hängt … Das alles mit frappierendem<br />

Witz, schnellen, exakt ineinander greifenden<br />

Dialogen und großem Sinn für<br />

die Metaphorik des Geschehens.» (The<br />

Independent) Die deutschsprachige<br />

Erst auf füh rung war im Oktober 2010<br />

am Landestheater Linz (Regie: Gerhard<br />

Willert).<br />

Nick Hornby<br />

NippleJesus<br />

Deutsch von Clara Drechsler und<br />

Harald Hellmann<br />

1H<br />

Der ehemalige Türsteher Dave tritt seinen<br />

neuen Job als Museumswärter an.<br />

Als er ausgewählt wird, ein Werk in einem<br />

abgetrennten Raum zu bewachen,<br />

in dem der Zutritt erst ab 18 erlaubt ist,<br />

wundert er s<strong>ich</strong> zunächst über die strengen<br />

S<strong>ich</strong>erheitsmaßnahmen. Schließl<strong>ich</strong><br />

handelt es s<strong>ich</strong> bei dem Bild um eine<br />

Darstellung von Jesus am Kreuz. Erst<br />

bei näherer Betrachtung erkennt man,<br />

warum es massiven Anstoß erregen<br />

könnte. Die Collage besteht aus weibl<strong>ich</strong>en<br />

Brustwarzen, die aus Pornoheften<br />

ausgeschnitten wurden. Zuerst ist Dave<br />

schockiert und erledigt seinen Auftrag<br />

mit allergrößtem Widerwillen. Als er jedoch<br />

die Künstlerin persönl<strong>ich</strong> kennenlernt,<br />

beginnt er, ihr Werk mit anderen<br />

Augen zu sehen. Fortan schützt er den<br />

NippleJesus n<strong>ich</strong>t nur vor empörten<br />

Angreifern, er schwingt s<strong>ich</strong> <strong>so</strong>gar gegenüber<br />

seiner Familie zum Anwalt des<br />

Kunstwerks auf. Dennoch kann Dave<br />

n<strong>ich</strong>t verhindern, dass das Exponat<br />

«Achtung!<br />

In diesem Raum<br />

befindet s<strong>ich</strong><br />

ein Kunstwerk<br />

von kontroversem<br />

Charakter.»<br />

einem Anschlag zum Opfer fällt. Anders<br />

als erwartet ist die Künstlerin aber<br />

n<strong>ich</strong>t am Boden zerstört. Denn in Wahrheit<br />

ging es ihr gar n<strong>ich</strong>t um das Bild<br />

an s<strong>ich</strong>, <strong>so</strong>ndern um die Reaktionen des<br />

Publikums darauf, die von einer Überwachungskamera<br />

aufgeze<strong>ich</strong>net wurden<br />

und als Film nun selbst zum Ausstellung<strong>so</strong>bjekt<br />

werden. Auch Dave war Teil<br />

der Installation und ist einmal mehr verblüfft<br />

von der Welt der modernen Kunst.<br />

Nick Hornbys «hinreißendes Plädoyer<br />

für Toleranz» (Die Welt), subversiv<br />

erzählt aus der S<strong>ich</strong>t eines «Kulturbanausen»,<br />

wurde seit seiner deutschsprachigen<br />

Erstaufführung im Oktober<br />

2004 am Staatstheater Stuttgart (Regie:<br />

Matthias Kaschig) vielfach nachgespielt,<br />

zuletzt an der Vaganten Bühne Berlin<br />

(Mai 2010, Regie: Martin Jürgens). In<br />

der aktuellen Sai<strong>so</strong>n hat Hornbys Monolog<br />

Premiere u.a. am Schlosstheater<br />

Celle und am Theater Trier (Regie: Britta<br />

Benedetti).<br />

Nick Hornby, geboren 1957 in Redhill,<br />

Großbritannien, zählt zu den bekanntesten<br />

und erfolgre<strong>ich</strong>sten Autoren<br />

seiner Generation. Sein Werk umfasst<br />

mittlerweile ein Dutzend Romane, darunter<br />

High Fidelity, About a Boy und<br />

A Long Way Down, für die er mehrfach<br />

ausgeze<strong>ich</strong>net wurde. Zuletzt erschien<br />

im Verlag Kiepenheuer & Witsch Juliet,<br />

Naked. Seine Bücher dienten als Vorlage<br />

für erfolgre<strong>ich</strong>e Kinofilme, für sein<br />

Drehbuch zu An Education war Hornby<br />

für einen Oscar nominiert. NippleJesus<br />

ist derzeit der einzige Hornby­Text, für<br />

den die Theaterrechte zur Verfügung<br />

stehen.<br />

www.rowohlt-theater.de 23


David Greig/<br />

Gordon McIntyre<br />

24<br />

Eine Sommernacht<br />

Ein Stück mit Musik<br />

(Midsummer)<br />

1D – 1H<br />

Deutsch von Barbara Christ<br />

«Das Leben gibt uns<br />

die Karten, und in<br />

Wahrheit spielen wir<br />

sie n<strong>ich</strong>t mal aus, wir<br />

drehen sie ledigl<strong>ich</strong><br />

um und sehen uns<br />

an, was wir haben …<br />

Man könnte<br />

meinen, das<br />

Leben ist ein<br />

Pokerspiel,<br />

aber eigentl<strong>ich</strong><br />

ist es eine<br />

Patience.»<br />

Eine Weinbar in Edinburgh. Helen, erfolgre<strong>ich</strong>e<br />

Scheidungsanwältin, wird<br />

gerade mal wieder von ihrem verheirateten<br />

Liebhaber versetzt; Bob, ein unauffälliger<br />

Kleinkrimineller, wartet auf<br />

seinen nächsten Auftrag. Sie sind beide<br />

35, und <strong>so</strong> wie es aussieht, halten das<br />

Leben und diese Nacht n<strong>ich</strong>t mehr viel<br />

für sie bereit – al<strong>so</strong> stürzen sie s<strong>ich</strong> in<br />

einen betrunkenen One­Night­Stand.<br />

«Nach dem eher enttäuschenden Ergebnis<br />

schickt sie ihn in die Nacht, Lückenbüßer<br />

und wirkl<strong>ich</strong> überhaupt n<strong>ich</strong>t ihr<br />

Typ. Eigentl<strong>ich</strong> Ende der Gesch<strong>ich</strong>te.<br />

Wenn man s<strong>ich</strong> n<strong>ich</strong>t am nächsten Tag<br />

zufällig wieder begegnen würde. Beide<br />

ein paar Wochenendpannen weiter. Helena<br />

im vollgekotzten Brautjungfernkleid,<br />

Bob mit 15000 Pfund für Diebes­<br />

gut in der Tasche, mit denen er es n<strong>ich</strong>t<br />

mehr rechtzeitig zur Bank geschafft hat.<br />

Aus einem gemeinsamen Nachmittag<br />

wird eine lange, schräg­magische Mitt<strong>so</strong>mmernacht,<br />

in der sie die gesamten<br />

15000 auf den Kopf hauen, literweise<br />

Alkohol auf den Straßen Edinburghs<br />

trinken, Bob die Gitarre seiner Träume<br />

kaufen und in einem Bondage­Club zu<br />

e<strong>so</strong>terischen Erkenntnissen kommen.<br />

Und vielle<strong>ich</strong>t, ganz vielle<strong>ich</strong>t, ist es auch<br />

der Anfang einer Liebesgesch<strong>ich</strong>te fürs<br />

21. Jahrhundert … Statt Linearität hat<br />

dieses selbstironische ‹play with <strong>so</strong>ngs›<br />

eine emotionale Logik, die Wiedererkennungslacher<br />

im Minutentakt beschert,<br />

ohne ins Sentimentale zu driften. Greig<br />

spielt federle<strong>ich</strong>t mit den schweren Fragen,<br />

die man s<strong>ich</strong> immer mal wieder im<br />

Leben stellen <strong>so</strong>llte. Brillant.» (Theater<br />

heute)<br />

David Greigs und Gordon McIntyres<br />

Musical für Musicalhasser feierte in<br />

Greigs Regie beim Edinburgh Festival<br />

2009 Erfolge bei Publikum und Kritik.<br />

Die Produktion ging auf Tournee, bevor<br />

sie im Januar 2010 ans Soho Theatre,<br />

London, wechselte. «Zart, komisch,<br />

aber niemals kitschig, ist Eine Sommernacht<br />

eine echte Rarität: eine Liebeskomödie<br />

mit <strong>so</strong> viel Verstand wie Herz.<br />

Durchzogen von wehmütig­ironischen<br />

Songs,<br />

verleiht die phantastische<br />

Idee, wir könnten<br />

unser Leben selbst in die<br />

Hand nehmen und uns<br />

neu erfinden, dem Stück<br />

sein emotionales Fundament<br />

… Das Leben ist<br />

hier kein Hollywoodfilm:<br />

Alles ist anstrengend<br />

und chaotisch.<br />

Es regnet. Menschen<br />

schwitzen. Der Sex ist<br />

schlecht und die Liebe alles andere als<br />

le<strong>ich</strong>t. Kaum auszuhalten, dieser Realismus,<br />

<strong>so</strong>llte man meinen, stattdessen<br />

schwebt man auf einer Wolke von Gelächter<br />

aus dem Theater.» (The Guardian)<br />

«Greig spielt n<strong>ich</strong>t nur mit den<br />

Mechanismen einer Liebeskomödie, er<br />

legt all seine Mittel gnadenlos offen …<br />

klug, witzig und mit Mut zum Gefühl.»<br />

(Financial Times)<br />

Die deutschsprachige Erstaufführung<br />

von Eine Sommernacht war im Oktober<br />

2010 am Oldenburgischen Staatstheater<br />

(Regie: Krystyn Tuschhoff); das Burgtheater<br />

Wien zeigt im Dezember 2010<br />

die österre<strong>ich</strong>ische Erstaufführung (Regie:<br />

Sarantos Zervoulakos).<br />

Im Mai 2011 ist am Stadttheater Bern<br />

außerdem die Schweizer Erstaufführung<br />

von David Greigs Jugendstück Gelber<br />

Mond (Regie: Olivier Bachmann).


Dennis Kelly<br />

Waisen<br />

(Orphans)<br />

1D – 2H<br />

Deutsch von John Birke<br />

Plötzl<strong>ich</strong> steht Liam in der Tür, blutüberströmt.<br />

Draußen sei ein Mann überfallen<br />

worden, ein Ausländer. Er, Liam,<br />

habe ihm nur helfen wollen, doch dann<br />

sei der Mann weggerannt. Helen, Liams<br />

Schwester, und ihr Mann Danny hatten<br />

eigentl<strong>ich</strong> einen romantischen Abend<br />

zu zweit verbringen wollen. Nun aber<br />

dringt die Straße in ihr Haus. Danny will<br />

die Polizei rufen. Helen, die seit dem frühen<br />

Tod der Eltern eine Art Mutterersatz<br />

für Liam ist, hindert ihn daran. Warum?,<br />

beginnt Danny s<strong>ich</strong> zu fragen und ahnt<br />

noch n<strong>ich</strong>ts von dem Horror, der auf ihn<br />

wartet.<br />

Kühl und knapp bringt Dennis Kelly<br />

die bürgerl<strong>ich</strong>e Welt, wie wir sie kennen,<br />

zum Einsturz. «Stein um Stein<br />

wird Liams Lügengebäude abgetragen,<br />

doch in diesem schmerzhaften Prozess<br />

der Wahrheitsfindung verstricken s<strong>ich</strong><br />

alle Beteiligten immer tiefer in Mit­<br />

«Aus simplen Ausgangssituationen entwickelt Dennis Kelly<br />

hochkomplexe Theaterstücke, die s<strong>ich</strong> zu einem Denkfeld öffnen.»<br />

schuld. Grausam­genüssl<strong>ich</strong> zieht Kelly<br />

die Schraube an, bis die Gesch<strong>ich</strong>te ihre<br />

schlimmstmögl<strong>ich</strong>e Wendung genommen<br />

hat … Zurück bleiben: eine zerstörte<br />

Ehe, eine zerstörte Familie und<br />

ein zerstörter Mann. Und ein messerscharfer<br />

Thriller über gesellschaftl<strong>ich</strong>e<br />

Ent<strong>so</strong>lidarisierung und die Wiederkehr<br />

der Gruppenmoral.» (Süddeutsche Zeitung)<br />

«Wie Simon Stephens beschäftigt<br />

s<strong>ich</strong> auch Kelly mit dem Gedanken, dass<br />

ein Gewaltakt die Reaktion auf eine<br />

gefühlte existenzielle Benachteiligung<br />

ist … Er spannt ein Netz <strong>so</strong>ziopolitischer<br />

Fragen (und) verhandelt im trauten<br />

Dreierkreis, wie weit Loyalität gehen<br />

kann und darf. Was Familie heißt, im<br />

genetischen und weiteren gesellschaftl<strong>ich</strong>en<br />

Sinne. Inwieweit und für wen oder<br />

was wir heutzutage Verantwortung<br />

übernehmen. Wie destruktiv die Angst<br />

vor ‹dem anderen› ist.» (Theater heute)<br />

«Kelly ist der abgründigste unter den<br />

Gegenwartsdramatikern. Ständig zieht<br />

er seinen Figuren – und uns – den Boden<br />

unter den Füßen weg. In Waisen ist er in<br />

Bestform.» (The Guardian)<br />

Waisen wurde 2009 beim Edinburgh<br />

Festival uraufgeführt, wo es mit dem<br />

Fringe First und dem Herald Angel<br />

Award ausgeze<strong>ich</strong>net wurde. Anschlie­<br />

die tageszeitung<br />

ßend wechselte die Produktion ans Soho<br />

Theatre, London.<br />

Das Stück war im April­Heft 2010 von<br />

Theater heute abgedruckt; in der letztjährigen<br />

Kritikerumfrage von Thea ter<br />

heute wurde Dennis Kelly zum besten<br />

ausländischen Dramatiker des Jahres<br />

gewählt.<br />

Die deutschsprachige Erstaufführung<br />

von Waisen war im Oktober 2010 am<br />

Theater Basel (Regie: Elias Perrig), d<strong>ich</strong>t<br />

gefolgt von der deutschen Erstaufführung<br />

am Staatstheater Nürnberg (Regie:<br />

Caro Thum) und Inszenierungen am<br />

Theater Oberhausen (Regie: Peter Carp)<br />

<strong>so</strong>wie am Schauspielhaus Wien (Österre<strong>ich</strong>ische<br />

Erstaufführung, Regie: Ramin<br />

Gray). Weitere Produktionen sind<br />

in Vorbereitung.<br />

Die Götter weinen<br />

(The Gods Weep)<br />

5D – 9H – Doppelbesetzungen mögl<strong>ich</strong><br />

Deutsch von John Birke<br />

Eine Wirtschaftskrise bombt die<br />

Menschheit zurück in die Steinzeit:<br />

Mit Shakespearescher Wucht schildert<br />

Dennis Kelly in seinem monströsen<br />

www.rowohlt-theater.de 25


jüngsten Stück, auf welch fragilem Fundament<br />

unsere hochtechnologisierte,<br />

profitorientierte Gegenwart ruht. Der<br />

Firmenpatriarch Colm will s<strong>ich</strong> aus dem<br />

aktiven Geschäftsleben zurückziehen<br />

und teilt seinen global agierenden Konzern<br />

unter seinen Nachfolgern auf, den<br />

CEOs R<strong>ich</strong>ard und Catherine. Sofort<br />

kommt es zu erbitterten Machtkämpfen,<br />

anfangs noch im Business­Anzug<br />

geführt, die s<strong>ich</strong> bald flächenbrandartig<br />

zu einem brutalen Bürgerkrieg ausweiten.<br />

Wie Säure fressen s<strong>ich</strong> rücks<strong>ich</strong>tslose<br />

Gier und Ansprüche auf die Vorherrschaft<br />

durch den dünnen Firnis unserer<br />

aufgeklärten Epoche, bis alle Beteiligten<br />

buchstäbl<strong>ich</strong> wieder zu Jägern und<br />

Sammlern werden …<br />

Angesiedelt zwischen König Lear und<br />

Christopher Nolans Film Inception,<br />

macht Dennis Kelly «Trauer und Hass,<br />

die aus einer unbestimmten Vorzeit ins<br />

Heute ragen, zu lebendigen Verkörperungen<br />

einer Vergangenheit, die n<strong>ich</strong>t<br />

vergehen will. Er lässt uns hineinlugen<br />

in einen im Mantel der Zivilisation ent­<br />

26<br />

Kinder<strong>so</strong>rgen, Deutsches Theater Berlin<br />

standenen Riss, durch den … scheinbar<br />

irrational Gewalt br<strong>ich</strong>t und die Menschen<br />

selbst und ihr Leben irreversibel<br />

verändert. Alle Figuren in Die Götter<br />

weinen tragen traumatische Bilder von<br />

Schuld und Schrecken mit s<strong>ich</strong> herum,<br />

die archaischen Ursprungs sind … Heißt<br />

es im Lear noch, die Götter seien gerecht<br />

und straften die Menschen mit den Konsequenzen<br />

ihres eigenen Wesens, <strong>so</strong> erkennt<br />

Colm im Wahn, dass menschl<strong>ich</strong>e<br />

Kultur und Wissen in keiner beständigen<br />

Form über Zeit und Zerstörung hinweg<br />

gerettet werden können. Die Menschen<br />

sind nun n<strong>ich</strong>t nur s<strong>ich</strong> selbst, <strong>so</strong>ndern<br />

auch den Göttern zur Strafe geworden.»<br />

(Beate Heine im Jahrbuch 2010 von<br />

Theater heute)<br />

Uraufgeführt wurde Die Götter weinen<br />

im März 2010 in einer Produktion<br />

der Royal Shakespeare Company und<br />

mit Jeremy Irons als Colm am Londoner<br />

Hampstead Theatre. «Ein Stück, das<br />

auf wenig Gegenliebe bei jenen stoßen<br />

wird, die finden, Theaterautoren <strong>so</strong>llen<br />

eins zu eins das wahre Leben abbilden.<br />

Aber manchmal ist die Wahrheit<br />

eben vielsch<strong>ich</strong>tiger als<br />

das, was man in der Zeitung<br />

liest.» (Tribune)<br />

Außerdem zeigte das Schauspiel<br />

Essen im Oktober 2010<br />

die deutschsprachige Erstaufführung<br />

von Kellys 2005 entstandenem<br />

Stück Osama der<br />

Held (Regie: Alexander May).<br />

Im selben Monat hatte<br />

Schutt, Kellys Debüt als Dramatiker,<br />

Premiere am Deutschen<br />

Nationaltheater Weimar<br />

(Regie: Anne S. Domenz), DNA wurde<br />

bzw. wird in dieser Sai<strong>so</strong>n nachgespielt<br />

am Theater Bremen (Regie: M<strong>ich</strong>ael Talke)<br />

und am Schauspiel Frankfurt (Regie:<br />

Robert Schuster), eben<strong>so</strong> Liebe und Geld<br />

am Düsseldorfer Schauspielhaus (Regie:<br />

Jörg Reimer) <strong>so</strong>wie an den Wuppertaler<br />

Bühnen (Regie: Peter Wallgram).<br />

In Stephan Kimmigs Inszenierung<br />

war Liebe und Geld 2010 zum Berliner<br />

Thea ter treffen eingeladen.


Simon Stephens<br />

Marine Parade<br />

Ein Stück mit Musik<br />

Text: Simon Stephens<br />

Musik und Songtexte: Mark Eitzel<br />

4D – 5H – Musiker<br />

Deutsch von Barbara Christ<br />

«Die Polkappen<br />

schmelzen. Der<br />

Golfstrom erwärmt<br />

s<strong>ich</strong>. Langfristig<br />

hat das fatale<br />

Konsequenzen,<br />

aber vorerst bringt<br />

es uns einen<br />

erstaunl<strong>ich</strong> ruhigen<br />

Tag und einen<br />

erstaunl<strong>ich</strong> le<strong>ich</strong>ten<br />

Wind vom Meer.»<br />

Ein schäbiges Hotel im Seebad Brighton.<br />

Spät<strong>so</strong>mmer, Meerblick, Sonnenuntergänge,<br />

alles inklusive. Dabei darf das<br />

heruntergekommene Flair durchaus als<br />

passende Umgebung für die Menschen<br />

verstanden werden, die hier logieren –<br />

auch bei ihnen bröckelt der Putz auf die<br />

eine oder andere Weise. Es sind Paare<br />

verschiedenen Alters, aber auch Einsame<br />

und Gestrandete, die s<strong>ich</strong> auf der Suche<br />

nach etwas Romantik, Sinnl<strong>ich</strong>keit,<br />

Zuvers<strong>ich</strong>t ans Meer verirrt haben.<br />

Seiner bisher «größten Liebesgesch<strong>ich</strong>te»<br />

– <strong>so</strong> Simon Stephens<br />

über Marine Parade – ist<br />

von vornherein das Unheil eingeschrieben.<br />

Die Begegnungen<br />

der Figuren sind von familiärer<br />

Vertrautheit oder der verliebten<br />

Aufregung des Neubeginns geprägt.<br />

Doch immer schwebt die<br />

Bedrohung über der Idylle. Verdrängte<br />

Schuld, der Schatten krimineller<br />

Handlung oder der drohende Abschied<br />

kommen in überraschenden Wendungen<br />

der Dialoge zum Vorschein, und fast<br />

beiläufig br<strong>ich</strong>t die Katastrophe in den<br />

Alltag ein. Bei allem Pessimismus gelingt<br />

Stephens ein emphatischer und humorvoller<br />

Blick auf seine Charaktere. Und<br />

wo Worte n<strong>ich</strong>t ausre<strong>ich</strong>en, bere<strong>ich</strong>ert<br />

Mark Eitzel, Songwriter­Ikone und<br />

Band leader, das Stück mit unaufdringl<strong>ich</strong>en<br />

Songs und tröstl<strong>ich</strong>en Gitarrenklängen.<br />

Die Uraufführung von Marine Parade<br />

war im Mai 2010 beim Brighton Festival<br />

(Regie: Jo McInnes), die deutschsprachige<br />

Erstaufführung im Juni 2010<br />

am Staatstheater Mainz (Regie: Matthias<br />

Fontheim). «Als Beschreibung,<br />

wie die flüchtigen Beziehungen als Kapital<br />

der Freiheit ihre einsamen Schulden<br />

anhäufen, ist diese Szenenfolge von<br />

einer unmittelbaren Menschenkenntnis<br />

geführt.» (Süddeutsche Zeitung) «Es ge­<br />

lingt Stephens, aus dem ‹beschissensten<br />

Scheißhotel auf der ganzen Welt›, wie<br />

Hausherr Steve es selbst nennt, einen<br />

atmosphärisch d<strong>ich</strong>ten Bühnenort zu<br />

formen, ein Klischee zwar, aber bewohnt<br />

von sehr klischeefreien Menschen.»<br />

(Frankfurter Allgemeine Zeitung)<br />

Ubus Prozess<br />

(The Trial of Ubu)<br />

1D – 9H – Doppelbesetzungen mögl<strong>ich</strong><br />

Deutsch von Barbara Christ<br />

Ubus Gewaltherrschaft über Polnisch­<br />

Ballonien ist gebrochen, in Frankfurt<br />

am Main wurde er aufgegriffen und verhaftet.<br />

Jetzt sitzt er verwundert in der<br />

Zelle eines Justizpalastes und muss s<strong>ich</strong><br />

von europäischen Beamten seine Rechte<br />

erklären lassen. Mit Ubus Prozess, das<br />

als «Sequel» zu Jarrys Ubu­Dramen geschrieben<br />

wurde, holt Simon Stephens<br />

König Ubu in die Gegenwart und stellt<br />

ihn in einem Schauprozess vor einen Internationalen<br />

Strafger<strong>ich</strong>tshof. In dem<br />

Verfahren wird er mit seinen alten Weggefährten<br />

und seinen Opfern konfrontiert,<br />

die als Zeugen gegen ihn aussagen.<br />

Das Ger<strong>ich</strong>t müht s<strong>ich</strong> redl<strong>ich</strong>, aus dem<br />

monströsen Diktator einen einfachen<br />

Mr. Ubu zu machen. Doch der bürokratische<br />

Apparat und die Floskeln der<br />

www.rowohlt-theater.de 27


Ubus Prozess, Schauspiel Essen<br />

Juristen versagen vor Ubus kindl<strong>ich</strong>em<br />

Erstaunen und seiner ungebremsten Impulsivität.<br />

Ubus Prozess entstand als Auftragswerk<br />

für das Schauspiel Essen, wo im<br />

April 2010 in Koproduktion mit Toneelgroep<br />

Amsterdam die Uraufführung war<br />

(Regie: Sebastian Nübling). «Nübling<br />

und Stephens unterziehen Jarrys totalitäre<br />

Allegorie einem juristischen Gedankenspiel:<br />

Welche Werte können wir<br />

den Schlächtern von heute effektiv entgegensetzen?»<br />

(Süddeutsche Zeitung)<br />

«Stephens entlarvt das Problem der<br />

Gerechtigkeit als Problem der Interpretierbarkeit<br />

von Sprache.» (Nachtkritik)<br />

28<br />

Steilwand/Terminal 5<br />

(Sea Wall / T5)<br />

1D – 1H<br />

Deutsch von Barbara Christ<br />

In Steilwand ber<strong>ich</strong>tet Alex, ein junger<br />

Vater, vom schlimmsten Ereignis in<br />

seinem Leben. Fast beiläufig erzählt er<br />

vom privaten Familienglück, den all­<br />

«Ihr wollt etwas, das in euch ist, nehmen<br />

und in eine Institution packen. In ein Schriftstück.<br />

In ein Gebäude.<br />

Das funktioniert n<strong>ich</strong>t.»<br />

jährl<strong>ich</strong>en Urlaubswochen in Südfrankre<strong>ich</strong>,<br />

einem idyllischen Sommertag am<br />

Meer – und selbst noch vom plötzl<strong>ich</strong>en<br />

Unfalltod seiner kleinen Tochter,<br />

der seine Existenz in ihren Grundfesten<br />

erschüttert.<br />

Mit der gle<strong>ich</strong>en stillen Verzweiflung<br />

verlässt die Protagonistin in Terminal 5<br />

eines Tages ihren gewohnten Weg alltägl<strong>ich</strong>er<br />

Erledigungen und fährt zum Flughafen<br />

hinaus. Umgeben vom lauten Gedränge<br />

der Großstadt, beansprucht sie<br />

radikal einen Moment des Innehaltens<br />

und blickt auf das geschäftige Treiben<br />

herab, wie in den Abgrund, der s<strong>ich</strong> in<br />

ihrem eigenen Leben auftut.<br />

Im Januar 2010 war die deutschsprachige<br />

Erstaufführung von Steilwand<br />

am Schauspiel Frankfurt (Regie: Lily<br />

Sykes), wo im Frühjahr 2011 auch die<br />

deutschsprachige Erstaufführung von<br />

Terminal 5 sein wird (Regie: Lily Sykes).<br />

«Mikroskopisch, aber voller Mitgefühl<br />

skizziert Stephens (in Steilwand) den Bewusstseinsstrom<br />

seines Protagonisten.»<br />

(Theater heute) «Stephens erzählt zwar<br />

einerseits von der Tragik ganz normaler<br />

Menschenleben, aber er scheut s<strong>ich</strong><br />

n<strong>ich</strong>t, zuletzt noch eine Tür zu<br />

größeren Themen aufzustoßen.»<br />

(Frankfurter Rundschau)<br />

Im März 2010 war außerdem<br />

die deutschsprachige Erstaufführung<br />

von Punk Rock am Deutschen<br />

Schauspielhaus Hamburg<br />

(Regie: Daniel Wahl). «Gle<strong>ich</strong><br />

nach Beginn des Stückes zeigt<br />

s<strong>ich</strong> die dramatische Kunstfertigkeit<br />

von Simon Stephens, die in<br />

Deutschland ihresgle<strong>ich</strong>en sucht:<br />

welcher der gestressten, pubertierenden<br />

Schüler den Finger an<br />

den Abzug legen wird, bleibt lange<br />

Zeit offen.» (Die Welt) «Stephens<br />

hat eine Sprache gefunden, die<br />

zeigt, wie sie denken und fühlen und<br />

miteinander umgehen. Diese Sprache<br />

ist <strong>so</strong> stark und überzeugend, dass die<br />

sieben Schauspieler ihre Rollen glaubhaft<br />

verkörpern können.» (NDR Info/<br />

Kultur) Im September 2010 hatte Punk<br />

Rock Schweizer Erstaufführung am<br />

jungen theater basel (Regie: Sebastian<br />

Nübling); die nächsten Premieren sind<br />

am Staatstheater Mainz (Regie: Matthias<br />

Kaschig), Theater Bielefeld (Regie:<br />

Kerstin Lenhart), Theater Kiel (Regie:<br />

Ulrike Maack) und am Volkstheater<br />

Wien (Österre<strong>ich</strong>ische Erstaufführung,<br />

Regie: Schirin Khodadadian).<br />

Harper Regan wird ab Januar 2011 mit<br />

Theatergastspiele Kempf auf Tournee<br />

gehen (Regie: Sa<strong>bin</strong>e Mitterecker) und<br />

weiterhin an zahlre<strong>ich</strong>en Theatern gezeigt<br />

– die nächsten Premieren sind u.a.<br />

am Theater Ingolstadt (Regie: Martin<br />

Schulze), Theater Aachen (Regie: Ronny<br />

Jakubaschk) und Tiroler Landestheater,<br />

Innsbruck (Regie: Christine<br />

Wipplinger).


«<strong>ich</strong> frag<br />

m<strong>ich</strong> ob wir<br />

überhaupt zum funktionieren gemacht sind<br />

<strong>ich</strong> meine wenn wir <strong>so</strong>llten würden wir doch oder»<br />

Laura Naumann<br />

süßer vogel und<strong>so</strong>weiter<br />

3D – 3H<br />

Ab 14 Jahre<br />

Kein Jugendclub, keine Kneipe und kein<br />

Café. Nur der Hügel, wo s<strong>ich</strong> Schnucki,<br />

Kleines, Bombe und die anderen treffen,<br />

zwischen Bänken, Schaukeln, Picknickhütte<br />

und Citytoilette, «völlig fehl<br />

am platz weil keine rede sein kann von<br />

city». Eigentl<strong>ich</strong> jeden Tag, auch heute<br />

wieder – aber heute feiern sie ein Abschiedsfest.<br />

Amanda ist die Erste von<br />

ihnen, die geht, raus aus dem Ort, in<br />

dem sie alle aufgewachsen sind, einfach<br />

runter zum Bahnhof und los, «denn eine<br />

wegfahrt die ist lustig».<br />

Aber bevor die Feier r<strong>ich</strong>tig losgeht, ist<br />

Amanda auch schon fort. Stehen gelassen<br />

zwischen den Girlanden, kommen<br />

die fünf anderen ins Reden: Wer sie<br />

sind und wer sie sein wollen. Übers<br />

Wegwollen, aber wohin, die Sehnsucht,<br />

aber wonach? Wie <strong>so</strong>ll ihr Leben aussehen:<br />

ein großes Aufbegehren gegen das<br />

ewige «shit happens» oder doch lieber<br />

das Eigenheim mit Garten? Nach und<br />

nach, als längst kein Bier mehr da ist<br />

und Kleines schon mit Gras statt mit<br />

Konfetti wirft, wird es doch noch ein<br />

r<strong>ich</strong>tiges Fest. Denn hier auf dem Hügel,<br />

in einer Nacht auf dem uns<strong>ich</strong>eren Grat<br />

zwischen Vergangenheit und Zukunft,<br />

verschieben s<strong>ich</strong> die Perspektiven. Für<br />

einen Moment treten die vorgeformten<br />

Antworten auf die Frage, wie die Jugend<br />

wohl zu sein hat, in den Hintergrund.<br />

Und zwischen Wollen und Sollen, Planen<br />

und Hoffen auf das Leben, das jetzt<br />

endl<strong>ich</strong> r<strong>ich</strong>tig beginnen <strong>so</strong>ll, hängt wie<br />

ein Versprechen der Satz in der Luft: «<strong>so</strong><br />

viel versteh <strong>ich</strong> / jeder macht es am ende<br />

r<strong>ich</strong>tig».<br />

«Bemerkenswert ist … die Sprache, in<br />

die Naumann das diffuse Sehnen der Figuren<br />

nach einem anderen Leben hüllt.<br />

Poetisch, klar, schnörkellos.» (Nachtkritik)<br />

süßer vogel und<strong>so</strong>weiter erhielt den<br />

Münchner Förderpreis für deutschsprachige<br />

Dramatik 2009 und war 2010 zu<br />

den Autorentheatertagen des Deutschen<br />

Theaters Berlin eingeladen.<br />

www.rowohlt-theater.de 29


30<br />

tut mir ja leid Vati<br />

aber <strong>ich</strong> muss<br />

2D – 2H<br />

Ab 14 Jahre<br />

Bei Ludwig ist alles in Ordnung. Er<br />

nimmt keine Drogen, hat gute Noten<br />

und versteht s<strong>ich</strong> mit seinem Vater –<br />

bis er ihm eröffnet, dass er nach dem<br />

Abi n<strong>ich</strong>t «irgendwas mit Zukunft und<br />

Geld» studieren, <strong>so</strong>ndern mit seiner<br />

Band auf Tour gehen will. Von da an<br />

wird die Céline­Dion­Musik, die Ludwigs<br />

Vater <strong>so</strong> liebt, regelmäßig übertönt<br />

durch Streit und Geschrei: «und<br />

dann schmeiß <strong>ich</strong> die Tür das kann <strong>ich</strong><br />

zieml<strong>ich</strong> gut und hau ab das kann <strong>ich</strong><br />

noch besser».<br />

Was macht man, wenn man die enttäuschen<br />

muss, die man liebt? Wenn<br />

genau der, der einen am besten kennen<br />

müsste, am wenigsten versteht? Und<br />

dann steht auch noch irgendein Mädchen<br />

vor dem Band­Raum und will<br />

eine Beziehung oder auch «nur ficken<br />

ab und zu … Hauptsache irgendwas<br />

mit dir». Ludwig läuft weiter, raus<br />

aus dem Ort. Wütend wirft er eine<br />

Scheibe ein, und das ist sein Glück,<br />

denn <strong>so</strong> lernt er Frau Rose kennen.<br />

Frau Rose hat eine 68er­Jugend und<br />

einiges andere hinter s<strong>ich</strong>, über das<br />

sie n<strong>ich</strong>t gerne spr<strong>ich</strong>t; ein verwirrter<br />

Jugendl<strong>ich</strong>er im Vorgarten bringt sie<br />

da n<strong>ich</strong>t aus der Fassung. Dass allerdings<br />

Ludwig ihr Fenster repariert<br />

und ihren Garten umgräbt, hat sie<br />

n<strong>ich</strong>t erwartet; dass sie ihn mögen<br />

wird, schon gar n<strong>ich</strong>t. Langsam<br />

entsteht aus Ludwigs Erzählungen,<br />

Frau Roses genauen Fragen<br />

und ihren seltenen Antworten eine<br />

Freundschaft, die beider Blick auf<br />

die Dinge verändert – bis Ludwig<br />

«<strong>ich</strong> <strong>bin</strong> <strong>so</strong> <strong>verdammt</strong> <strong>unrocknroll</strong>»<br />

um ein Haar seinen eigentl<strong>ich</strong>en<br />

Plan aus den<br />

Augen verliert.<br />

tut mir ja leid Vati aber<br />

<strong>ich</strong> muss entstand im Auftrag<br />

des Theaters Junge<br />

Generation in Dresden<br />

und wurde dort im Dezember<br />

2009 uraufgeführt<br />

(Regie: Ania M<strong>ich</strong>aelis).<br />

Laura Naumann, 1989 in<br />

Leipzig geboren, wuchs im<br />

Kreis Chemnitz auf und<br />

studiert seit 2008 an der<br />

Universität Hildesheim<br />

Kreatives Schreiben und<br />

Kulturjournalismus. 2006<br />

und 2008 war sie Preisträgerin<br />

beim «Treffen Junger<br />

Autoren» der Berliner Festspiele.<br />

Sie erhielt 2008 ein<br />

Stipendium von «Interplay<br />

Europe e.V.» zur Förderung<br />

junger Dramatiker und<br />

nahm 2009 am Nachwuchsdramatikerfestival<br />

«World<br />

Interplay» (Australien) teil.<br />

Mit ihrem Stück meerrauschenhören<br />

wurde sie 2008<br />

zum Dramatikerworkshop<br />

beim Stückemarkt des Berliner<br />

Theatertreffens eingeladen.<br />

In der Sai<strong>so</strong>n 2009/10<br />

war Laura Naumann Stipendiatin<br />

des Autorenlabors<br />

am Düsseldorfer Schauspielhaus.<br />

Tina Müller<br />

Ich kann Fliegen zähmen,<br />

echt wahr<br />

1D – 2H<br />

Ab 6 Jahre<br />

Benis Papa Christoph ist eine Fliege.<br />

Dauernd summt er herum, muss schnell<br />

hier und dann noch da was erledigen,<br />

kaum setzt er s<strong>ich</strong> mal hin, ist er auch<br />

schon wieder weg, und wenn man ihm<br />

was sagt, hat er es gle<strong>ich</strong> wieder vergessen.<br />

Beni wird ganz schwindlig davon,<br />

dass sein Vater nie n<strong>ich</strong>ts tut. Aber<br />

wenn Beni lieber mit ihm Pause machen<br />

möchte, ist dafür überhaupt keine Zeit.<br />

«Alles, was <strong>ich</strong> mache, mache <strong>ich</strong> nur<br />

für euch», heißt es dann und: «Jetzt wird<br />

erst mal dein Zimmer aufgeräumt.»<br />

Dann fühlt s<strong>ich</strong> Beni vor lauter Arbeit<br />

wie eine Ameise. Keine be<strong>so</strong>nders gute<br />

Ameise allerdings, denn welche r<strong>ich</strong>tige<br />

Ameise träumt schon vom N<strong>ich</strong>tstun?<br />

Da hilft es auch n<strong>ich</strong>ts, wenn Papa<br />

«vielle<strong>ich</strong>t, wenn es s<strong>ich</strong> einr<strong>ich</strong>ten lässt,<br />

gle<strong>ich</strong> noch mal ein paar Sekunden» Zeit<br />

hat. Und Marieke, Benis große Schwester?<br />

Wühlt s<strong>ich</strong> als Motte durch ihren<br />

gesamten Kleiderschrank. Das geht<br />

zwar auch allein ganz gut. Aber schön<br />

wäre es schon, wenn Christoph ordentl<strong>ich</strong><br />

hingucken würde, während sie den<br />

Rekord im Nah­ans­L<strong>ich</strong>t­Fliegen auf­


stellt. So kann es n<strong>ich</strong>t weitergehen, findet<br />

Beni, das dauernde Gesumme und<br />

Gebrumme macht sie alle noch verrückt.<br />

Irgendwie muss <strong>so</strong> eine Fliege doch zu<br />

zähmen sein? Zahm genug, um einfach<br />

mal dazubleiben und n<strong>ich</strong>t wegzufliegen?<br />

Aber dazu müsste man sie erst mal<br />

fangen … Mit Witz und Phantasie stürzt<br />

s<strong>ich</strong> Beni in den Kampf um die väterl<strong>ich</strong>e<br />

Aufmerksamkeit.<br />

Ich kann Fliegen zähmen, echt wahr<br />

entsteht in Zusammenarbeit mit Junge<br />

Akteure am Theater Bremen und wird<br />

dort im Februar 2011 uraufgeführt (Regie:<br />

Tanja Spinger). Die Stückentwicklung<br />

wird vom Stipendienprogramm<br />

Nah dran! Neue Stücke für das Kindertheater,<br />

ein Kooperationsprojekt vom<br />

Kinder­ und Jugendtheaterzentrum der<br />

BRD in Frankfurt am Main und dem<br />

Deutschen Literaturfonds e.V. (Bundeskulturstiftung),<br />

gefördert.<br />

Stadt der Hunde<br />

Jugendoper<br />

Musik: Sinem Altan<br />

1D – 2H – 1 Klavier<br />

Ab 14 Jahre<br />

Seit Stunden sitzt die Mopsdame Dilara<br />

angebunden an einem Laternenpfahl.<br />

Keinesfalls will sie eingestehen, dass<br />

Herrchen Murat n<strong>ich</strong>t wiederkommt;<br />

schon gar n<strong>ich</strong>t dem gekreuzten Pitbull­<br />

Angeber Nero und Schäfer, dem streu­<br />

«N<strong>ich</strong>ts machen geht n<strong>ich</strong>t.»<br />

Stadt der Hunde, Neuköllner Oper, Berlin<br />

nenden Schäferhund mit Helfersyndrom.<br />

Aber dann rauft s<strong>ich</strong> das ungle<strong>ich</strong>e Trio<br />

doch zusammen, mehr Notgemeinschaft<br />

als Wolfsrudel. Schließl<strong>ich</strong> hat keiner<br />

von ihnen mehr ein Zuhause – nur den<br />

Kiez, ein Paradies der Gerüche und<br />

Geräusche für einen Hund, der s<strong>ich</strong> zu<br />

helfen weiß; allerdings auch ein hartes<br />

Pflaster, wo jeder s<strong>ich</strong> durchbeißt, wie<br />

er kann. «Das S<strong>ich</strong>­behaupten­Müssen,<br />

das N<strong>ich</strong>t­geliebt­Werden, das Auf­s<strong>ich</strong>gestellt­Sein<br />

… Eine amüsante Oper für<br />

Jugendl<strong>ich</strong>e, die alle Teenie­Dramen<br />

spielend umreißt: erste Liebe, Konkurrenzdruck,<br />

Identitätskrise und Neuköllner<br />

Alltag. Stadt der Hunde glänzt mit<br />

<strong>so</strong>zialkritischen Metaphern und, dank<br />

der jungen Komponistin Sinem Altan,<br />

mit flotten Klaviertönen und tierischen<br />

Hymnen.» (Der Tagesspiegel) «Leise,<br />

schön, schräg und schrill singen sie …<br />

Und weil das Komische dem Tragischen<br />

entspringt, haben sie keine Scheu, darzustellen,<br />

dass man s<strong>ich</strong> als armer Hund<br />

www.rowohlt-theater.de 31


auch zieml<strong>ich</strong> zum Affen macht.» (Neues<br />

Deutschland) In Stadt der Hunde<br />

«werden Tiere n<strong>ich</strong>t bis zur Selbstaufgabe<br />

vermenschl<strong>ich</strong>t. Die Inkongruenzen,<br />

die bleiben und das tierische Spiel<br />

als Metapher auf bestimmte Aspekte<br />

des menschl<strong>ich</strong>en Lebens<br />

erst wirksam machen, treiben<br />

das Stück voran … Ein dunkler,<br />

mitreißender Abend.» (Berliner<br />

Zeitung)<br />

Stadt der Hunde entstand im<br />

Auftrag der Neuköllner Oper,<br />

Berlin, und wurde dort im Dezember<br />

2009 uraufgeführt (Regie:<br />

Mario Portmann). Die Inszenierung<br />

wurde im Oktober<br />

mit dem Ikarus Theaterpreis<br />

2010 ausgeze<strong>ich</strong>net.<br />

Tina Müller ist mit Filmriss nominiert<br />

für den Deutschen Jugendtheaterpreis,<br />

den sie bereits<br />

2008 für ihr Stück Bikini erhielt. Die<br />

Deutsche Erstaufführung von Filmriss<br />

ist im Januar 2011 am Thea ter Ulm<br />

(Regie: Julia Heinr<strong>ich</strong>s). Bikini wurde<br />

in der Produktion von Junge Akteure/<br />

Thea ter Bremen (Regie: Tanja Spinger)<br />

im Herbst 2010 auf einer Europa­Tournee<br />

in Schulen gezeigt.<br />

8 Väter, Müllers Patchworkfamilienstück,<br />

erhielt 2010 den Kaas & Kappes­Preis<br />

und wird in dieser Sai<strong>so</strong>n am<br />

Theater Chemnitz (Regie: Matthias<br />

Huber) und am Theater Bielefeld (Regie:<br />

Martina Breinlinger) nachgespielt.<br />

Seit September 2010 zeigt das Stadttheater<br />

Bremerhaven Türkisch Gold (Regie:<br />

Maria­Elena Hackbarth), das ab Januar<br />

2011 auch am Deutschen Theater Berlin<br />

(Regie: Katja Fillmann) zu sehen sein<br />

wird.<br />

32<br />

«Ich könnte ohne Luisa<br />

n<strong>ich</strong>t leben. Sie ohne m<strong>ich</strong><br />

schon. Aber dass sie es<br />

trotzdem n<strong>ich</strong>t tut, ist das<br />

Größte, was jemals ein<br />

Mensch für m<strong>ich</strong> getan hat.<br />

Aber <strong>ich</strong> weiß n<strong>ich</strong>t, ob das<br />

jetzt zu weit führt. Redet<br />

man über <strong>so</strong> was bei euch?<br />

Na ja. Hallo <strong>ich</strong> <strong>bin</strong> Karl.<br />

Und <strong>ich</strong> <strong>bin</strong> abhängig.»<br />

Holger Schober<br />

Superman ist tot<br />

1D – 1H<br />

Ab 14 Jahre<br />

Luisa steht auf das DC Universe, Karl<br />

liebt Marvel. Jeder Comic­Fan weiß,<br />

was das bedeutet: lebenslange Feindschaft,<br />

gegensätzl<strong>ich</strong>e Weltanschauungen,<br />

wechselseitige Verachtung. Erstaunl<strong>ich</strong>,<br />

dass die beiden bei der Frage<br />

«Zu dir oder zu mir?» sehr schnell einig<br />

werden. Das ist der Beginn einer Liebesgesch<strong>ich</strong>te,<br />

die neben tiefer Zuneigung<br />

leider auch durch einen anderen Umstand<br />

begünstigt wird: Als Apothekerin<br />

kommt Luisa problemlos an die Stoffe,<br />

die Karl exzessiv einwirft. Und aus Liebe<br />

zu ihm wird sie selbst zum Junkie. Wenn<br />

die beiden «drauf» sind, fühlen sie s<strong>ich</strong><br />

unverwundbar, stärker als Superman.<br />

Dass das n<strong>ich</strong>t gesund ist, wird beiden<br />

schnell klar. Die Monologe, die sie vor<br />

ihrer Selbsthilfegruppe halten und die<br />

das Stück durchziehen, sind trotzdem<br />

n<strong>ich</strong>t der Schlusspunkt ihrer<br />

Gesch<strong>ich</strong>te, <strong>so</strong>ndern entpuppen<br />

s<strong>ich</strong> als Rückblenden. Die beiden<br />

stehen einfach zu sehr darauf, s<strong>ich</strong><br />

im Rausch in ihre Comic­Helden<br />

zu verwandeln, als dass sie von den<br />

Drogen lassen könnten.<br />

Die Superman­Droge Tilidin gibt<br />

es tatsächl<strong>ich</strong>. Das Medikament<br />

besitzt euphorisierende Wirkung,<br />

macht schmerzunempfindl<strong>ich</strong> und<br />

ist bei Jugendl<strong>ich</strong>en beliebt, die<br />

s<strong>ich</strong> damit z.B. für Schlägereien<br />

aufputschen. Holger Schober hat<br />

ein Stück geschrieben, das die<br />

Drogenprobleme der Jugendl<strong>ich</strong>en<br />

n<strong>ich</strong>t didaktisch ausstellt, <strong>so</strong>ndern<br />

zunächst einfach dem verführerischen<br />

Sog des Allmachtsgefühls folgt. Dass<br />

der Nahkampf mit einem Linienbus<br />

lebensgefährl<strong>ich</strong> enden muss, macht er<br />

trotzdem schmerzhaft deutl<strong>ich</strong>.<br />

Superman ist tot entstand als Auftragswerk<br />

für das Theater Heilbronn,<br />

wo im November 2010 die Uraufführung<br />

ist (Regie: Dominik Günther).<br />

In der aktuellen Spielzeit wird außerdem<br />

Holger Schobers Und sie bewegt<br />

s<strong>ich</strong> doch! am Theater Heidelberg uraufgeführt<br />

(Februar 2011, Regie: Dominik<br />

Günther). Am Comedia Theater<br />

Köln ist im März 2011 die Uraufführung<br />

von Schwarze Milch (Regie: Ulrike<br />

Stöck). Im Dschungel Wien kam bereits<br />

im Mai 2010 Otaku, ein Stück über drei<br />

Splatterfilm­Freaks, zur Uraufführung<br />

(Regie: Christian Strasser).


Holger Schober, Jahrgang 1976, hat<br />

zahlre<strong>ich</strong>e Kinder­ und Jugendtheaterstücke<br />

geschrieben, für die er mehrfach<br />

ausgeze<strong>ich</strong>net wurde. Hikikomori war<br />

für den Deutschen Jugendtheaterpreis<br />

2006 nominiert, die Inszenierung des<br />

Thalia Theaters Hamburg gewann den<br />

Theaterpreis «Faust» in der Kategorie<br />

«Herausragende Inszenierung Jugendstück»<br />

und ist in der aktuellen Spielzeit<br />

am Deutschen Theater Berlin (Regie:<br />

Dominik Günther) und am Schauspielhaus<br />

Bochum (Regie: Martina van Boxen)<br />

zu sehen. Schobers Jugendstück<br />

Clyde und Bonnie gewann den österre<strong>ich</strong>ischen<br />

Theaterpreis Stella in zwei<br />

Kategorien und steht in der aktuellen<br />

Spielzeit am Comedia Theater Köln (Regie:<br />

Ulrike Stöck), Theater Lübeck (Regie:<br />

Marco Štorman), Theater Erlangen<br />

(Regie: Johannes Wenzel), Fränkischen<br />

Theater Schloss Maßbach (Regie: Thomas<br />

Klischke), Theater Aachen (Regie:<br />

Nora Mansmann), Theater Hagen (Regie:<br />

Werner Hahn) und in Amsterdam<br />

bei De Toneelmakerij (Regie: Ad de<br />

Bont) auf dem Programm. Schobers<br />

Klassenzimmerstück Ich komma saufen<br />

wird nach der Uraufführung am Wiener<br />

Klassenzimmertheater am Mecklenburgischen<br />

Landestheater Parchim und am<br />

Theater Hof nachgespielt.<br />

Thomas Freyer<br />

Der gestiefelte Kater<br />

Frei nach den Gebrüdern Grimm<br />

1D – 4H<br />

Ab 6 Jahre<br />

Es waren einmal: Eine Prinzessin, die<br />

s<strong>ich</strong> langweilt, weil sie immer nur Prinzessin<br />

sein darf. Ein König, der n<strong>ich</strong>ts<br />

begreift und viel befiehlt. Ein Diener, der<br />

niemals Zeit zum Träumen hat. Ein Zauberer,<br />

der s<strong>ich</strong> selbst für <strong>so</strong> gefährl<strong>ich</strong><br />

hält, dass er die Gefahr n<strong>ich</strong>t sieht. Ein<br />

Hans, der n<strong>ich</strong>ts als Müller sein will und<br />

aus dem doch ein Graf gemacht wird,<br />

und – ein sprechender Kater. Außerdem<br />

ein paar Musiker, die hartnäckig weiterspielen,<br />

obwohl sie wegen der leeren königl<strong>ich</strong>en<br />

Kassen längst gefeuert sind …<br />

Angelehnt an das Märchen der Gebrüder<br />

Grimm, erzählt Thomas Freyer<br />

die Gesch<strong>ich</strong>te vom Kater, der seinem<br />

Herrn einen besseren Platz in der Welt<br />

verschaffen will, als Familienstück im<br />

«In meinem Alter war der Vater<br />

Ein Kerl<br />

Ein ausgemachter Kater<br />

Ein durch und durch bekanntes Tier<br />

Ein schneller Jäger mit Manier<br />

Ich träume mir, <strong>ich</strong> wär das auch<br />

Die Sonne scheint mir auf den Bauch<br />

Ich wache auf und <strong>bin</strong> nur <strong>ich</strong><br />

Nur faul und träge innerl<strong>ich</strong><br />

Ein halber Kater, fürchterl<strong>ich</strong><br />

Doch eines Tages kommt die Zeit<br />

Bin näml<strong>ich</strong> unverschämt gescheit<br />

Bin zwar kein Jäger, schnell und leis<br />

Doch stolz<br />

Mit Köpfchen, und <strong>ich</strong> weiß<br />

Was mit dem Köpfchen anzufangen»<br />

besten Sinne, näml<strong>ich</strong> ganz und gar<br />

ausgehend von seinen Figuren, deren<br />

Nöte Kindern und Erwachsenen gle<strong>ich</strong>ermaßen<br />

nahe sind. Liebenswert und<br />

unzufrieden, egoistisch, wohlmeinend<br />

und unbedarft versuchen sie, ihr Leben<br />

ein Stück besser zu machen. Und wäre<br />

der Kater n<strong>ich</strong>t gewesen, wäre es wohl<br />

keinem von ihnen je gelungen.<br />

Freyers Neufassung von Der gestiefelte<br />

Kater entstand als Auftragswerk für<br />

das Landestheater Eisenach und wird<br />

dort im Dezember 2010 uraufgeführt<br />

(Regie: Rainer Fiedler).<br />

Zuletzt war im Januar 2010 am Maxim<br />

Gorki Theater, Berlin, die Uraufführung<br />

von Thomas Freyers Im Rücken die Stadt<br />

www.rowohlt-theater.de 33


(Regie: Nora Schlocker), das im September<br />

2010 auch am Staatstheater Cottbus<br />

Premiere hatte (Regie: Harald Fuhrmann).<br />

Im Rücken die Stadt «markiert<br />

eine Zäsur in der Nachwendedramatik.<br />

Es ist dies näml<strong>ich</strong> wahrscheinl<strong>ich</strong> der<br />

erste groß angelegte Bühnentext, der<br />

s<strong>ich</strong> einer Frage widmet, die n<strong>ich</strong>t nur<br />

im deutschen Theater, <strong>so</strong>ndern auch<br />

gesamtgesellschaftl<strong>ich</strong> bemerkenswerterweise<br />

bislang kaum gestellt wird: die<br />

Frage der jungen, diesseits von 1989 erwachsen<br />

gewordenen Generation nach<br />

dem Leben und Denken ihrer Eltern im<br />

34<br />

Im Rücken die Stadt, Maxim Gorki Theater, Berlin<br />

DDR­Alltag, die Frage, wer wann warum<br />

s<strong>ich</strong> wie mit dem System arrangiert<br />

hat … Bemerkenswert ist das Stück<br />

vor allem, weil es diese Frage weder<br />

plump­moralisch noch vorwurfsvoll,<br />

aber durchaus energisch stellt.» (Berliner<br />

Zeitung) Die Figuren «reden nur<br />

das Nötigste. Es sind Helden des kollektiven<br />

Beschweigens, und was sie sagen,<br />

hat etwas Beleidigtes, Aufgestörtes,<br />

Fetzenhaftes, als sei jemand gekommen<br />

und habe es ihnen entrissen. In Thomas<br />

Freyers Stück reden die Jungen, die noch<br />

gar n<strong>ich</strong>ts erlebt haben, vorbei an den<br />

Alten, denen das, was sie erlebt haben,<br />

zu n<strong>ich</strong>ts zerfällt.» (Die Zeit)<br />

Außerdem hat im April 2011 Amoklauf<br />

mein Kinderspiel am Landestheater<br />

Coburg (Regie: Vivian Frey) <strong>so</strong>wie am<br />

Landestheater Tü<strong>bin</strong>gen (Regie: Marco<br />

Štorman) Premiere.<br />

Zurzeit schreibt Thomas Freyer an einem<br />

Auftragswerk für das Staatsschauspiel<br />

Dresden (Arbeitstitel: Der König<br />

ist tot). Die Uraufführung in der Regie<br />

von Tilmann Köhler ist für März 2011<br />

geplant.


«Alles, was<br />

größer ist als normalgroß, ist gefährl<strong>ich</strong>!<br />

Und normalgroß <strong>bin</strong> <strong>ich</strong>!»<br />

John von Düffel<br />

Gullivers Reise<br />

Familienstück nach Jonathan Swift<br />

1D – 5H<br />

Ab 6 Jahre<br />

Schiffsjunge Gulliver ist der Kleinste<br />

von allen. Al<strong>so</strong> schubsen ihn auch alle<br />

herum. Dauernd muss er schuften,<br />

n<strong>ich</strong>ts kann er Kapitän und Steuermann<br />

recht machen. Bei einem heftigen Sturm<br />

wird er als Einziger an Land gespült –<br />

und ist höchst erstaunt, auf einmal als<br />

«Menschberg» angesprochen zu werden.<br />

Aber tatsächl<strong>ich</strong>: Die Bewohner<br />

des Landes Liliput re<strong>ich</strong>en Gulliver<br />

n<strong>ich</strong>t einmal bis zum Knöchel. Was sie<br />

n<strong>ich</strong>t daran hindert, s<strong>ich</strong> höchst w<strong>ich</strong>tig<br />

und bedeutend zu fühlen und <strong>so</strong>gle<strong>ich</strong><br />

zu beratschlagen, was mit dem Schiffbrüchigen<br />

wohl anzufangen sei. Sofort<br />

erschießen, schlägt der Großadmiral<br />

vor. Schließl<strong>ich</strong> ist der Fremde eine Bedrohung<br />

für die gesamte Bevölkerung,<br />

von den riesigen Mengen an Lebensmitteln,<br />

die er verbraucht, ganz zu schwei­<br />

gen. Die Prinzessin ist auch dafür: Gar<br />

zu gern sähe sie Gullivers Ring in ihrer<br />

Schatzkammer. Andererseits: Könnte <strong>so</strong><br />

ein Riese n<strong>ich</strong>t auch ganz nützl<strong>ich</strong> sein?<br />

Immerhin befindet man s<strong>ich</strong> im Krieg<br />

gegen die Blefuscudier, die <strong>so</strong>eben eine<br />

erneute Attacke vorbereiten. Tatsächl<strong>ich</strong><br />

kann Gulliver den Angriff auf Liliput<br />

abwenden. Doch der Großadmiral<br />

intrigiert gegen Gulliver, und der König<br />

findet es <strong>so</strong> schwierig, beim Regieren<br />

auch noch zu denken, dass der frischgebackene<br />

Held, eh er s<strong>ich</strong>’s versieht,<br />

schon wieder fast erschossen wird. Wäre<br />

da n<strong>ich</strong>t die kluge Vaniliput, die n<strong>ich</strong>t<br />

nur Gulliver das Leben rettet, <strong>so</strong>ndern<br />

auch herausfindet, wie man den Krieg<br />

ein für allemal beenden kann.<br />

Nach dem berühmten Roman von<br />

Jonathan Swift hat John von Düffel<br />

ein Theaterstück für die ganze Familie<br />

geschrieben, das die Kleinen groß und<br />

die Großen ganz schön klein erscheinen<br />

lässt. Gullivers Reise entstand im Auftrag<br />

des Deutschen Nationaltheaters<br />

Weimar, wo im November 2010 die Uraufführung<br />

ist (Regie: Marcelo Diaz).<br />

Im gle<strong>ich</strong>en Monat hat das Stück in der<br />

Regie von Annette Büschelberger am<br />

Theater Heidelberg Premiere.<br />

Zuletzt wurde von John von Düffel am<br />

Landestheater Salzburg König Shakespeare<br />

oder Alles ist wahr im März 2010<br />

uraufgeführt (Regie: Carl Philip von<br />

Maldeghem). «Was Shakespeare erlebt,<br />

wirkt s<strong>ich</strong> unmittelbar auf sein Schreiben<br />

aus. Szenen aus seiner Gegenwart<br />

gehen unmittelbar in Szenen aus dem<br />

Stück über. Düffel ist ein derart ausgefuchster<br />

Shakespeare­Kenner, dass er<br />

virtuos mit Zitaten spielen und den Tonfall<br />

des D<strong>ich</strong>ters nachahmen kann, dass<br />

n<strong>ich</strong>t zu unterscheiden ist, wo im Text<br />

Shakespeare aufhört und original Düffel<br />

anfängt.» (Salzburger Nachr<strong>ich</strong>ten)<br />

Außerdem wird in dieser Spielzeit<br />

John von Düffels Klassenzimmerstück<br />

Traumjobs am Theater Naumburg (Regie:<br />

Paul Sonderegger) und am Theater<br />

St. Gallen nachgespielt. Das Theater<br />

Konstanz zeigt im Mai 2011 Best of<br />

Nibelungen (Regie: Felix Strasser). Im<br />

Dezember 2010 ist die slowenische Erstaufführung<br />

von Düffels Oscar­ Wilde­<br />

Bearbeitung Das Bildnis des Dorian<br />

Gray am Slowenischen Nationaltheater<br />

in Ljubljana.<br />

www.rowohlt-theater.de 35


Klassiker<br />

Bearbeitung<br />

Klassiker<br />

Klassiker<br />

Klassiker<br />

William<br />

Shakespeare<br />

36<br />

«Unbesänftigt<br />

ungesättigt<br />

ungeraten<br />

ist das Fleisch.<br />

Stockt mein Herz,<br />

stirbt mein Herz,<br />

still mein Herz,<br />

im Todesschlaf.<br />

Was kommt danach?<br />

Zu sein schändet m<strong>ich</strong>,<br />

schadet mir.<br />

N<strong>ich</strong>t zu sein<br />

ängstigt m<strong>ich</strong>.<br />

Lieber Untertan <strong>bin</strong> <strong>ich</strong> als tot –<br />

ist das wahr?<br />

Verfall <strong>ich</strong> und verderbe hier,<br />

weil <strong>ich</strong> m<strong>ich</strong><br />

vorm Jenseits fürchte?<br />

In diesem Kopf,<br />

in diesem Fleisch:<br />

keine gnadenvolle Ruh.»<br />

Hamlet<br />

Neufassung von Feridun Zaimoglu<br />

und Günter Senkel<br />

2D – 14H – Doppelbesetzungen mögl<strong>ich</strong><br />

Nach William Shakespeares Othello,<br />

entstanden für Luk Percevals legendäre<br />

Inszenierung – im März 2003 an den<br />

Münchner Kammerspielen erstaufgeführt<br />

und seit der letzten Spielzeit am<br />

Thalia Theater Hamburg zu sehen –,<br />

haben Feridun Zaimoglu und Günter<br />

Senkel nun auch Hamlet «neu übersetzt<br />

und bearbeitet und ein energiegeladenes<br />

Werk mit poetisch­archaischer Sprache<br />

geschaffen» (dpa): «eine das Original<br />

geschickt komprimierende wie variie­<br />

Hamlet, Thalia Theater Hamburg<br />

rende Bearbeitung» (Frankfurter<br />

Allgemeine Zeitung). Zaimoglus<br />

und Senkels «Textfassung gibt<br />

n<strong>ich</strong>t vor, der kom plexe Shakespeare<br />

zu sein, <strong>so</strong>ndern forscht<br />

gezielt nach einer zeitgenössischen<br />

Befindl<strong>ich</strong>keit» (Süddeutsche<br />

Zeitung), indem die beiden<br />

das ursprüngl<strong>ich</strong>e Drama «zupackend<br />

kürzten und dennoch den Stoff n<strong>ich</strong>t<br />

aushöhlten. Dazu schrieben Zaimoglu<br />

und Senkel <strong>so</strong> zart und behände, dass<br />

man s<strong>ich</strong> in ihrem Shakespeare­Deutsch<br />

eben<strong>so</strong> zu Hause fühlen kann wie in<br />

diesem tolldrastischen Dänemark und<br />

seinem überforderten Prinzen» (Spiegel<br />

Online).<br />

Die Erstaufführung war in Percevals<br />

Regie im September 2010 am Thalia<br />

Theater Hamburg.<br />

In Vorbereitung ist außerdem Zaimoglus<br />

und Senkels Neufassung von<br />

Shakespeares Julius Caesar, deren Erstaufführung<br />

im April 2011 am Theater<br />

Kiel geplant ist (Regie: Marc Lunghuß).<br />

Mehr zu Feridun Zaimoglu und Günter<br />

Senkel siehe S. 15.<br />

R<strong>ich</strong>ard II., Thalia Theater Hamburg<br />

R<strong>ich</strong>ard II.<br />

Solo eines Königs<br />

Textfassung von Susanne Meister<br />

und Cornelia Rainer<br />

1H<br />

Die Textfassung von Regisseurin Cornelia<br />

Rainer und Dramaturgin Susanne<br />

Meister wurde im November 2009 mit<br />

Sven­Eric Bechtolf am Hamburger Thalia<br />

Theater als «grandioses Ein­Mann­<br />

Drama» (Frankfurter Allgemeine Zeitung)<br />

uraufgeführt. Der Untertitel Solo<br />

eines Königs verkündet «das Konzept<br />

eines großen Abends … Dabei tun die<br />

Autoren Shakespeare keine Gewalt<br />

an, schon das Original ist ganz auf R<strong>ich</strong>ard<br />

konzentriert, es wurde hier al<strong>so</strong><br />

zur Kenntl<strong>ich</strong>keit entstellt.» (Die Welt)<br />

Die Bearbeitung entdeckt in R<strong>ich</strong>ard II.


Klassiker Bearbeitung Klassiker Klassiker<br />

«einen virtuosen D<strong>ich</strong>ter»<br />

und «lyrischen Selbstzerstörer»<br />

(Hamburger Abendblatt).<br />

«Der König hat hier<br />

nur s<strong>ich</strong>. Sein Drama ist er<br />

selber. Und wenn er am Ende<br />

n<strong>ich</strong>t stirbt, denn es ist ja<br />

keiner da, der ihn ermorden<br />

könnte, <strong>so</strong> vergeht er doch:<br />

in ein N<strong>ich</strong>ts. Das er sein und<br />

werden will. Sagt er. Mehr ein<br />

existentialistischer, weniger<br />

ein historischer König. Al<strong>so</strong><br />

doch sehr nahe einem Stück<br />

für uns heute.» (Frankfurter<br />

Allgemeine Zeitung) «Eine<br />

philo<strong>so</strong>phische Reflexion<br />

über das Wesen von Herrschaft,<br />

gekleidet in poetische<br />

Verse.» (Deutschlandradio<br />

Kultur)<br />

Die Fassung wurde im Oktober<br />

2010 am Forum Theater<br />

Stuttgart nachgespielt<br />

(Regie: Dieter Nelle).<br />

«Wie stumme Schatten gehen wir aneinander vorbei,<br />

eine Versammlung von Gespenstern.»<br />

Hotel Savoy, Münchner Kammerspiele<br />

Joseph Roth<br />

Hotel Savoy<br />

Bühnenfassung von Koen Tachelet<br />

2D – 7H<br />

Europa zwischen den Weltkriegen.<br />

Nach drei Jahren aus der russischen<br />

Gefangenschaft entlassen, findet<br />

Gabriel Dan bei seiner Rückkehr<br />

inmitten von Elend und Zerstörung<br />

ein Relikt vergangener Zeiten vor:<br />

das Hotel Savoy. «Wasser, Seife,<br />

ein Lift, Stubenmädchen mit weißen<br />

Hauben … elektrische Lampen,<br />

schrillende Klingeln, daunengepolsterte<br />

Betten, schwellend und freudig<br />

bereit, den Körper aufzunehmen.»<br />

Zumindest in den unteren der sieben<br />

Stockwerke, den Etagen der Re<strong>ich</strong>en,<br />

scheint der Glanz der Vorkriegsära<br />

erhalten geblieben zu sein. Je weiter<br />

Dan aber nach oben steigt, desto<br />

billiger werden die Zimmer, desto<br />

bunter und heruntergekommener<br />

ihre Bewohner, zwischen denen auch<br />

er seine Bleibe findet. Hoffnungslose<br />

Varietéartisten, Geschäftemacher,<br />

Lotteriezahlenträumer und Spekulanten<br />

machen hier Station, jeder<br />

auf dem Weg woandershin und doch<br />

zum Bleiben <strong>verdammt</strong>. Schon bald<br />

r<strong>ich</strong>ten s<strong>ich</strong> alle Hoffnungen auf die<br />

Ankunft des amerikanischen Millio­<br />

www.rowohlt-theater.de 37


Klassiker<br />

38<br />

Bearbeitungen<br />

Bearbeitungen B<br />

Bearbeitungen<br />

närs Bloomfield. Gle<strong>ich</strong>zeitig gärt in der<br />

Stadt die Unzufriedenheit, eine Arbeiterrevolte<br />

braut s<strong>ich</strong> zusammen – aber die<br />

ersehnte Veränderung bleibt aus, <strong>so</strong> wie<br />

auch Bloomfield alle Erwartungen enttäuscht<br />

…<br />

2008 feierte Koen Tachelets Dramatisierung<br />

von Joseph Roths Hiob in Johan<br />

Simons’ Regie an den Münchner Kammerspielen<br />

seine umjubelte Premiere.<br />

Mit Tachelets Bearbeitung von Hotel<br />

Savoy eröffnete nun Johan Simons im<br />

Oktober 2010 am gle<strong>ich</strong>en Ort seine Intendanz.<br />

Gabriel Dans Beobachtungen<br />

sind «in Koen Tachelets behutsamer<br />

Stückfassung … n<strong>ich</strong>t länger die eifrigen<br />

Notizen eines Intellektuellen, <strong>so</strong>ndern<br />

die verwunderten Selbstgespräche eines<br />

Einsamen, Entwurzelten, Kriegstraumatisierten.<br />

So ist auf der Bühne auch<br />

n<strong>ich</strong>t zu vermeiden und um<strong>so</strong> charismatischer,<br />

dass s<strong>ich</strong> die Wunderwelt des<br />

Hotels … um Gabriel dreht, n<strong>ich</strong>t er s<strong>ich</strong><br />

um die Welt». (Frankfurter Allgemeine<br />

Zeitung) Erstaunl<strong>ich</strong>, «wie viel Komik,<br />

Spielfreude und pralles Erzähltheater<br />

Simons aus Roths Roman herauszuholen<br />

versteht, ohne dabei an inhaltl<strong>ich</strong>er<br />

Kraft einzubüßen … wobei ihm wun­<br />

«Mach dir kein<br />

Bild von mir.<br />

Steck m<strong>ich</strong><br />

n<strong>ich</strong>t in eine<br />

Gesch<strong>ich</strong>te. Das<br />

ist das einzige,<br />

worum <strong>ich</strong> d<strong>ich</strong><br />

bitte.»<br />

derbare Schauspieler und eine von Koen<br />

Tachelet geschickt dialogisierte, episch<br />

n<strong>ich</strong>t zu ausfransende Bühnenfassung<br />

zur Verfügung stehen» (Süddeutsche<br />

Zeitung).<br />

Tachelets Hiob­Dramatisierung wurde<br />

bzw. wird bisher nachgespielt am<br />

Staatstheater Kassel (Regie: Thomas<br />

Bockelmann), am Volkstheater Wien<br />

(Regie: Markus Sturminger) <strong>so</strong>wie an<br />

den Städtischen Bühnen Münster (Regie:<br />

Markus Kopf).<br />

Daniel Kehlmann<br />

Ruhm<br />

Bühnenfassung von<br />

Anna Maria Krassnigg<br />

3D – 5H – Doppelbesetzungen mögl<strong>ich</strong><br />

Ein Mann kauft ein Mobiltelefon und<br />

bekommt Anrufe, die einem anderen<br />

gelten, nach kurzem Zögern beginnt er<br />

ein Spiel mit der fremden Identität. Ein<br />

bekannter Schauspieler wird von einem<br />

Tag auf den nächsten n<strong>ich</strong>t mehr angerufen,<br />

als hätte jemand sein Leben an<br />

s<strong>ich</strong> gerissen. Ein Schriftsteller macht<br />

zwei Reisen in Begleitung einer Frau,<br />

deren größter Albtraum es ist, in einer<br />

seiner Gesch<strong>ich</strong>ten vorzukommen, ein<br />

verwirrter Internetblogger wiederum<br />

wünscht s<strong>ich</strong> n<strong>ich</strong>ts sehnl<strong>ich</strong>er, als einmal<br />

Romanfigur zu sein. Ein weltweit<br />

gelesener E<strong>so</strong>terik­Guru verliert ausgerechnet<br />

in der Konfrontation mit einer<br />

Hilfe suchenden Äbtissin die Fassung,<br />

eine Krimiautorin geht auf einer abenteuerl<strong>ich</strong>en<br />

Reise in Zentralasien verloren,<br />

eine alte Dame auf dem Weg zum


earbeitungen Bearbeitungen<br />

Bearbeitungen<br />

Tod hadert mit dem Schriftsteller, der sie<br />

erfunden hat, und ein Abteilungsleiter<br />

in einem Mobiltelefonkonzern verliert<br />

über seinem Doppelleben zwischen zwei<br />

Frauen Arbeit und Verstand.<br />

Neun Epi<strong>so</strong>den ordnen s<strong>ich</strong> nach und<br />

nach zu einem Gesamtbild: ein raffiniertes<br />

Spiel mit Realität und Fiktionen, ein<br />

Text über Ruhm und Verschwinden,<br />

Wahrheit und Täuschung.<br />

Daniel Kehlmanns Roman erschien<br />

2009, bisher wurden über 300000 Exemplare<br />

verkauft. «Scherz, Satire, Ironie<br />

und tiefere Bedeutung halten s<strong>ich</strong><br />

die Waage. Kehlmann scheint alles zu<br />

können – das Le<strong>ich</strong>te, das ein Buch zum<br />

Lesevergnügen macht, und das Philo<strong>so</strong>phische,<br />

das zum Denken anregt.»<br />

(Neue Zürcher Zeitung) «Ein Buch von<br />

funkelnder Intelligenz.» (Frankfurter<br />

Allgemeine Zeitung)<br />

Im Juli 2010 war bei den Festspielen<br />

Re<strong>ich</strong>enau die Uraufführung von Ruhm<br />

in einer Fassung von Anna Maria Krassnigg,<br />

die auch Regie führte.<br />

Kehlmanns Die Vermessung der Welt ist<br />

in der Dramatisierung von Dirk Engler<br />

weiterhin am Deutschen Theater Göttingen<br />

zu sehen und hatte bzw. hat in der<br />

aktuellen Spielzeit Premiere am Theater<br />

Freiberg (Regie: Lutz Hillmann) und<br />

am Altonaer Theater, Hamburg (Regie:<br />

Christian Nickel), das mit der Pro duktion<br />

auch auf Tournee gehen wird.<br />

Ulla Lachauer<br />

Paradiesstraße<br />

Bühnenfassung von Ulla Lachauer<br />

und Barbara Wachendorff<br />

1D<br />

«Ich <strong>bin</strong> ein Glückskind. An einem<br />

Sonntag <strong>bin</strong> <strong>ich</strong> geboren, den 19. Juni<br />

1910, morgens, gerade in die Sonne hinein.»<br />

So beginnen die Lebenserinnerungen<br />

der Bauerntochter Lena Grigoleit,<br />

die am äußersten Rand Ostpreußens im<br />

Dorf Bittehnen zur Welt kommt. Noch<br />

einmal lässt sie die Jahre an der Memel<br />

lebendig werden, erzählt von Tilsit und<br />

seinen Märkten, von der Roggenernte<br />

auf den Feldern, von ausgelassenen Festen<br />

und von Tagen der Trauer. Lena wird<br />

in der Schule «auf Deutsch erzogen», ist<br />

gerade zwölf Jahre alt, als Litauen das<br />

Bearbeitungen<br />

Land nördl<strong>ich</strong> der Memel<br />

besetzt. Anderthalb<br />

Jahrzehnte später, inzwischen<br />

ist Lena Mutter<br />

einer Tochter, hat Hitler<br />

ihr Heimatdorf durch den<br />

Hitler­Stalin­Pakt wieder<br />

«heim ins Re<strong>ich</strong>» geholt.<br />

Das bisher friedl<strong>ich</strong>e Zusammenleben<br />

der Dorfbewohner<br />

wird mehr und<br />

mehr durch Misstrauen<br />

vergiftet. Die Gestapo<br />

versucht, Lena und ihren<br />

Mann als Spitzel anzuwerben;<br />

die Juden in der<br />

Umgebung, noch vor kurzem<br />

selbstverständl<strong>ich</strong>er<br />

Teil der Gemeinschaft,<br />

werden deportiert oder<br />

getötet. Ende 1944 geht<br />

Lena mit der Familie auf den Treck<br />

nach Westen, kehrt aber schon 1945 in<br />

ihr zerstörtes Dorf zurück, das jetzt zu<br />

Russland gehört. 1951 wird die ganze<br />

Familie nach Sibirien umgesiedelt, lebt<br />

dort unter ärml<strong>ich</strong>sten Verhältnissen<br />

und wird Bittehnen erst Jahre später<br />

wiedersehen. Dort sind sie nun die einzigen<br />

Deutschen, ihr Hof gehört zu einer<br />

Kolchose. Und 1991, als wieder Panzer<br />

durch ihr Dorf rollen, denkt Lena nur:<br />

«Halt d<strong>ich</strong> am Zaun, der Himmel ist<br />

hoch.» Lebensbejahend und eigenständig<br />

durch Kriegswirren, Flucht und<br />

Vertreibung hindurch, ist ihr jedoch<br />

eines immer klar: Ihre Heimat ist hier,<br />

in Bittehnen, Paradiesstraße.<br />

Das Buch Paradiesstraße, das Ulla<br />

Lachauer aus Interviews, Briefen und<br />

handschriftl<strong>ich</strong>en Aufze<strong>ich</strong>nungen zusammen<br />

mit Lena Grigoleit montiert<br />

hat, setzt diesem bewegten Leben ein<br />

Denkmal. 1996 im <strong>Rowohlt</strong> Verlag erschienen,<br />

wurde es ein großer Erfolg bei<br />

www.rowohlt-theater.de 39


Bearbeitungen<br />

Bearbeitungen<br />

Bearbeitungen<br />

B e a<br />

40<br />

«Die aller­aller­allerschlimmste weibl<strong>ich</strong>e Problemzone heißt: Mann.»<br />

Publikum und Kritik und verkaufte s<strong>ich</strong><br />

über 300000­mal. «Dieses Buch geht zu<br />

Herzen … Wer die Seiten liest, hat s<strong>ich</strong><br />

keine Zeile gelangweilt. Er hat eine andere<br />

Welt kennengelernt und wird das<br />

Buch gle<strong>ich</strong> weiterre<strong>ich</strong>en.» (Die Zeit)<br />

«Ein wunderbares Buch. Es entfaltet einen<br />

Zauber, dem man s<strong>ich</strong> n<strong>ich</strong>t entziehen<br />

kann.» (NDR)<br />

Gemeinsam mit der Regisseurin Barbara<br />

Wachendorff hat Ulla Lachauer<br />

Paradiesstraße als Monolog für die Bühne<br />

adaptiert. Die Uraufführung war in<br />

Wachendorffs Regie im September 2010<br />

an den Städtischen Bühnen Münster;<br />

die Produktion wird auch in litauischer<br />

Sprache in Litauen gezeigt.<br />

Ildikó von Kürthy<br />

Mondscheintarif<br />

Monologfassung von Britta Focht<br />

und Neidhardt Nordmann<br />

1D<br />

Es ist Samstag, genauer gesagt, Samstagabend.<br />

Cora Hübsch durchleidet<br />

Höllenqualen. Denn vor drei Tagen<br />

hatte sie den besten Sex ihres Lebens.<br />

Und das auch noch mit dem Mann ihrer<br />

Träume: Dr. med. Daniel Hofmann,<br />

gutaussehend, erfolgre<strong>ich</strong>, scheinbar<br />

ungebunden. Cora würde im siebten<br />

Himmel schweben, wäre da n<strong>ich</strong>t ein<br />

entscheidender Haken: Daniel ruft n<strong>ich</strong>t<br />

an. Mit jeder Minute, die verstre<strong>ich</strong>t,<br />

sieht die Zukunft düsterer aus. Ver<strong>so</strong>rgt<br />

mit einer Familienpackung Schokolade,<br />

das Telefon stets fest im Blick, lässt<br />

Cora die Turbulenzen der letzten Wochen<br />

noch einmal Revue passieren: die<br />

Totalblamage bei der ersten Begegnung,<br />

die Peinl<strong>ich</strong>keiten bei der folgenden. Romantische<br />

Abendessen zu zweit, Strategieplanung<br />

mit ihrer besten Freundin<br />

Jo, schließl<strong>ich</strong> die schicksalhafte Nacht<br />

bei ihm. Seitdem: Funkstille. Hat Daniel<br />

sie tatsächl<strong>ich</strong> gle<strong>ich</strong> nach der<br />

ersten Nacht ad acta gelegt?<br />

Oder steht s<strong>ich</strong> vielmehr Cora<br />

mit ihrer Strategie selbst im<br />

Weg? Als sie die Hoffnung bereits<br />

aufgegeben hat, nimmt<br />

ihre Gesch<strong>ich</strong>te doch noch die<br />

entscheidende Wendung.<br />

Ildikó von Kürthys Debütroman<br />

Mond schein tarif,<br />

der im <strong>Rowohlt</strong> Taschenbuch<br />

Verlag erschienen ist und Einblicke<br />

in die «verwirrte moderne<br />

Frauenseele» (Der Spiegel) gibt,<br />

hat s<strong>ich</strong> bisher weit über 1,7 Millionen<br />

Mal verkauft und wurde 2001 verfilmt.<br />

Neben der Mehrper<strong>so</strong>nen­Fassung von<br />

Friedr<strong>ich</strong> Dudy und Katja Wolff, die zuletzt<br />

u.a. am Grenzlandtheater Aachen<br />

(Regie: Ulf Dietr<strong>ich</strong>) und am Neuen<br />

Thea ter Hannover (Regie: Niklas Heinecke)<br />

aufgeführt wurde, liegt mit<br />

der Bearbeitung von Britta Focht und<br />

Neidhardt Nordmann nun auch eine<br />

Monologfassung vor. Diese Fassung, in<br />

der Britta Focht selbst 75­mal als Cora<br />

Hübsch am Theater Lüneburg zu sehen<br />

war, wird im Januar 2011 auf dem<br />

Theater schiff Potsdam (Regie: Constanze<br />

Jungnickel) nachgespielt.<br />

Endl<strong>ich</strong>!, der neue Roman von Ildikó<br />

von Kürthy, ist im Herbst 2010 bei Wunderl<strong>ich</strong><br />

erschienen. Für diesen, wie auch<br />

für die anderen Romane der Autorin, die<br />

insgesamt mehr als fünf Millionen Mal<br />

verkauft und in 21 Sprachen übersetzt<br />

wurden, sind die Aufführungsrechte<br />

verfügbar.


Bildnachweise:<br />

A.T. Schäfer (Cover: Szenenfoto aus Mädchen<br />

in Uniform, Deutsches Schauspielhaus<br />

Hamburg, Regie: René Pollesch)<br />

Karin Rocholl (S. 1)<br />

Katja Hoffmann (S. 2)<br />

Cecilia Gläsker (S. 3)<br />

Ekko von Schw<strong>ich</strong>ow (S. 4 l.)<br />

Peter Peitsch (S. 4 m.)<br />

Christian Kleiner (S. 4 r.)<br />

David Finckh (S. 5)<br />

Sebastian Hoppe (S. 6)<br />

Christian Kleiner (S. 7 l. u. r.)<br />

Ben Wolf/ben wolf photography (S. 8)<br />

Arno Declair (S. 9 l.)<br />

Reinhard Werner (S. 9 r.)<br />

Gunter Glückl<strong>ich</strong> (S. 10)<br />

Karin Rocholl (S. 11)<br />

A.T. Schäfer (S. 13)<br />

Thomas Aurin (S. 14)<br />

Iko Freese, Drama – Agentur für<br />

Theaterfotografie (S. 15)<br />

Fernando Perez Re (S. 16)<br />

Kerstin Schomburg (S. 17 l.)<br />

Iko Freese, Drama – Agentur für<br />

Theaterfotografie (S. 17 r.)<br />

Beowulf Sheehan (S. 18)<br />

Jeanne Roualet (S. 19)<br />

I<strong>so</strong>lde Ohlbaum (S. 20 l.)<br />

Arno Declair (S. 20 r.)<br />

Jan Buus (S. 21 l.)<br />

Andreas J. Etter (S. 21 r.)<br />

picture alliance/dpa (S. 23)<br />

Katrin Ribbe (S. 24)<br />

Arno Declair (S. 26)<br />

Katrin Ribbe (S. 27)<br />

Arno Declair (S. 28)<br />

Renate Baricz (S. 29)<br />

Maja Hürst (S. 31 l.)<br />

Matthias Heyde (S. 31 r.)<br />

Matthias Horn (S. 33)<br />

Thomas Aurin (S. 34)<br />

Katja von Düffel (S. 35)<br />

Armin Smailovic (S. 36 l.)<br />

Krafft Angerer (S. 36 r.)<br />

LSD/Lenore Blievern<strong>ich</strong>t (S. 37)<br />

billy & hells (S. 38)<br />

Winfried Lachauer (S. 39)<br />

Det Kempke (S. 40)<br />

Alle weiteren Abbildungen sind über das Archiv<br />

des <strong>Rowohlt</strong> Theater Verlages nachweisbar<br />

oder konnten bisher n<strong>ich</strong>t ermittelt werden.<br />

Impressum:<br />

<strong>Rowohlt</strong> Theater Verlag<br />

Hamburger Straße 17<br />

D-21465 Reinbek bei Hamburg<br />

Tel. 040-7272-270<br />

Fax 040-7272-276<br />

theater@rowohlt.de<br />

www.rowohlt-theater.de<br />

Leitung: Nils Tabert<br />

(nils.tabert@rowohlt.de)<br />

Lektorat:<br />

Bastian Häfner<br />

(bastian.haefner@rowohlt.de)<br />

Maren Zindel<br />

(maren.zindel@rowohlt.de)<br />

Aufführungsverträge: Tanja Müller<br />

(tanja.mueller@rowohlt.de)<br />

Honorarbuchhaltung: Marion Steinert<br />

(marion.steinert@rowohlt.de)<br />

Redaktion: Bastian Häfner, Tanja Müller,<br />

Nils Tabert, Maren Zindel<br />

Layout: Das Herstellungsbüro, Hamburg<br />

Druck: Bartels Druck, Lüneburg


<strong>Rowohlt</strong> Theater Verlag · Hamburger Straße 17 · D-21465 Reinbek · Tel. 040-72 72 270 · Fax 040-72 72 276 · E-Mail: theater@rowohlt.de<br />

www.rowohlt-theater.de

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