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Maligne Knochentumoren

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<strong>Maligne</strong> <strong>Knochentumoren</strong><br />

Osteosarkom<br />

Das Osteosarkom ist der häufigste maligne Knochentumor<br />

des Kindesalters und tritt unter Bevorzugung<br />

des männlichen Geschlechts vorwiegend<br />

innerhalb der 2. Lebensdekade auf. Prädilektionsstellen<br />

sind die Metaphysen langer Röhrenknochen,<br />

insbesondere die des distalen Femurs, der proximalen<br />

Tibia und des proximalen Humerus. Der Befall<br />

anderer Röhrenknochen, platter Knochen und der<br />

Wirbelsäule ist sehr viel seltener.<br />

Histologie. Wichtigstes histologisches Kriterium ist<br />

das Vorkommen proliferierender, Osteoid produzierender<br />

Tumorzellen. Verschiedene Subtypen des<br />

Osteosarkoms werden nach ihrer Lage im Knochen,<br />

ihrem feingeweblichen Aufbau und Differenzierungsgrad<br />

klassifiziert.<br />

Klinik und Therapie. Lokaler Schmerz, Schwellung<br />

und Überwärmung stellen die häufigsten klinischen<br />

Symptome dar, pathologische Frakturen sind hierbei<br />

nicht selten. Als Therapie der Wahl gilt heute<br />

die Tumorresektion nach präoperativer Chemotherapie.<br />

Die Chemotherapie beeinflusst einerseits entscheidend<br />

die Prognose der Erkrankung, ermöglicht<br />

in vielen Fällen jedoch auch eine Extremitäten erhaltende<br />

operative Lokaltherapie.<br />

MRT-Spezifisches<br />

n Osteosarkome zeigen auf MRT-Aufnahmen fast immer<br />

ein inhomogenes Signalverhalten. Prinzipiell weist das<br />

Tumorgewebe bei T1-Gewichtung zumeist ein muskelisointenses<br />

Signal, bei T2-Gewichtung ein hyperintenses<br />

Signal auf. Eine stärkere Osteoidproduktion führt<br />

auf Aufnahmen aller Pulssequenzen zu Signalabsenkungen<br />

bis zur nahezu vollständigen Signalauslöschung<br />

in vorwiegend osteoplastischen Arealen<br />

�Abb. 8.12).<br />

n Chondroblastische Elemente hingegen können zu einer<br />

Verlängerung der T2-Relaxationszeit führen.<br />

n Fokale Hämorrhagien oder zystische Komponenten sind<br />

häufige Befunde und können zu entsprechenden lokalen<br />

Signalalterationen führen.<br />

n Der teleangiektatische Subtyp des Osteosarkoms zeichnet<br />

sich durch ein der aneurysmatischen Knochenzyste<br />

ähnelndes Erscheinungsbild mit multiplen, oft Flüssigkeitsspiegel<br />

beinhaltenden, zystischen Hohlräumen<br />

aus. Neben zystischen Anteilen ist bei dieser Variante<br />

des Osteosarkoms jedoch auch eine solide Komponente<br />

zu erwarten, welche auf MR-Aufnahmen in der Regel<br />

darstellbar ist.<br />

Knochen- und Weichteiltumoren<br />

Diagnose. Der MRT kommt in der präoperativen<br />

Ausdehnungsbestimmung des Osteosarkoms eine<br />

entscheidende Bedeutung zu. Der Nachweis bzw.<br />

Ausschluss einer Gelenkinvasion und einer Infiltration<br />

der Gefäû- und Nerven-Scheiden muss jedoch<br />

immer noch als problematisch angesehen werden.<br />

Reaktive Synovitiden und Gelenkergüsse sind bei<br />

gelenknahen Tumoren häufig anzutreffen und dürfen<br />

nicht als Zeichen einer Gelenkbeteiligung gedeutet<br />

werden �Abb. 8.12). Ist hingegen kein<br />

Gelenkerguss nachweisbar, so ist eine artikuläre Tumorinvasion<br />

relativ unwahrscheinlich. Die Beurteilung<br />

benachbarter Gefäûe und Nerven wird durch<br />

die bei Einsatz konventioneller Sequenztechniken<br />

oft extrem schwierige Differenzierung von Tumorgewebe<br />

und -ödem sowie durch ihre relativ geringe<br />

Ortsauflösung limitiert. Die Diagnose einer �beim<br />

Osteosarkom sehr seltenen) Gefäû-Nerven-Infiltration<br />

sollte daher MR-tomographisch nur bei eindeutigem<br />

Befund, d.h. falls Tumorgewebe innerhalb<br />

oder um das neurovaskuläre Bündel erkennbar ist,<br />

gestellt werden.<br />

Skip-Läsionen, d.h. medulläre Metastasen im tumortragenden<br />

oder benachbarten Knochen, sollten<br />

bei der Erstuntersuchung eines Osteosarkoms erfasst<br />

werden. Der eigentlichen, möglichst hochauflösenden<br />

MRT-Untersuchung des Tumors sollte daher<br />

eine Darstellung des gesamten Knochens mittels<br />

Body-Phased-Array oder Körperspule �koronare<br />

T1w SE-Sequenz) vorausgehen.<br />

Therapieverlauf. Neben der primären Definition der<br />

lokalen Tumorausdehnung gilt die MRT heute auch<br />

als relevantes Verfahren zur Beurteilung des Effekts<br />

der präoperativen Chemotherapie. Hierbei muss jedoch<br />

beachtet werden, dass die alleinige Abnahme<br />

des Tumorvolumens keinen eindeutigen Prädiktor<br />

für eine adäquate Tumor-Response darstellt. Dynamische,<br />

kontrastmittelverstärkte GE-Sequenzen erscheinen<br />

für die Differenzierung von Therapie-Respondern<br />

und -Non-Respondern besser geeignet,<br />

wobei die mit diesem Verfahren quantifizierbare<br />

therapieinduzierte Abnahme der Gefäûdichte jedoch<br />

im Therapieverlauf erst relativ spät zu einem<br />

verwertbaren Kriterium wird.<br />

Rummeny, Reimer, Heindel, Ganzkörper MR-Tomographie �ISBN 3131250127), ã 2006 Georg Thieme Verlag KG<br />

> Die Diagnose einer Gefäû-<br />

Nerven-Infiltration durch das<br />

Osteosarkom sollte MR-tomographisch<br />

nur bei eindeutigem<br />

Nachweis von Tumorgewebe<br />

innerhalb oder um das neurovaskuläre<br />

Bündel gestellt werden.<br />

> Die Tumorresektion nach<br />

präoperativer Chemotherapie<br />

ist heute die Therapie der Wahl<br />

des Osteosarkoms.<br />

445


Abb. 8.12 a±e Osteosarkom<br />

des distalen Femurs.<br />

a u. b Koronare native �a) und<br />

kontrastverstärkte �b)<br />

T1w SE-Aufnahmen zeigen<br />

einen signalinhomogenen,<br />

gelenknah gelegenen<br />

Tumor, der die<br />

Epiphysenfuge überschreitet<br />

und eine ausgedehnte<br />

extraossäre<br />

Weichteilkomponente<br />

aufweist.<br />

c u. d Die axialen T2w SE-Aufnahmen<br />

lassen neben<br />

signalintensiven Tumoranteilen<br />

Areale mit nahezu<br />

vollständigem Signalverlust<br />

infolge stärkerer<br />

Osteoidbildung sowie<br />

eine spikuläre Periostreaktion<br />

�Pfeile in c) erkennen.<br />

Des Weiteren<br />

findet sich ein reaktiver<br />

Gelenkerguss bei unmittelbar<br />

an das Femoropatellargelenkreichendem,<br />

jedoch noch extrasynovialemWeichteilanteil<br />

�Pfeilspitze in d).<br />

> Bildgebend kann ein höherdifferenziertesChondrosarkom<br />

nur anhand tiefer kortikaler<br />

Erosionen oder kompletter<br />

Kortikalispenetrationen von einem<br />

Chondrom differenziert<br />

werden.<br />

446<br />

8 Peripheres Skelettsystem<br />

Chondrosarkom<br />

Das Chondrosarkom ist ein maligner, Knorpel bildender<br />

Tumor, der primär oder sekundär, d.h. auf<br />

dem Boden eines Enchondroms oder Osteochondroms,<br />

auftreten kann. Primäre Chondrosarkome<br />

zeigen einen Häufigkeitsgipfel innerhalb der 6. Lebensdekade,<br />

sekundäre Chondrosarkome finden sich<br />

auch bei jüngeren Patienten. Häufigste Lokalisationen<br />

des primären Chondrosarkoms sind das Becken<br />

und das proximale Femur, gefolgt von Schultergürtel<br />

und proximalem Humerus, Rippen und Tibia.<br />

Klinik und Histologie. Klinisches Leitsymptom des<br />

Tumors ist der Schmerz, der bei chondrogenen Knochenläsionen<br />

allgemein als malignitätsverdächtiges<br />

Zeichen gewertet werden muss. Gröûere Tumoren<br />

imponieren klinisch nicht selten als tastbare, derbe<br />

Schwellungen. Prognostisch entscheidend ist der<br />

Rummeny, Reimer, Heindel, Ganzkörper MR-Tomographie �ISBN 3131250127), ã 2006 Georg Thieme Verlag KG<br />

histologische Differenzierungsgrad der Läsion, der<br />

vom Low-Grade-Tumor �Grad 1) mit einer 5-Jahres-<br />

Überlebensrate von 90% bis zum dedifferenzierten<br />

Chondrosarkom �Grad 4) mit einer Überlebensrate<br />

von 10% reichen kann.<br />

MRT-Spezifisches<br />

e Am Resektionspräparat zeigt<br />

sich eine exakte Übereinstimmung<br />

von makroskopisch und<br />

MR-tomographisch definierter<br />

Tumorausdehnung. Intraoperativ<br />

fand sich keine Gelenkbeteiligung.<br />

n In der MRT zeigen höherdifferenzierte Chondrosarkome<br />

das typische Befundmuster Knorpel bildender Tumoren<br />

mit lobuliertem Aufbau, signalintensiver Matrix<br />

auf T2w Aufnahmen und ¹ring- und bogenförmigerª<br />

Kontrastmittelanreicherung. Eine Abgrenzung gegenüber<br />

Chondromen erscheint bei zentralen Tumoren<br />

bildgebend nur bei Nachweis tiefer kortikaler Erosionen<br />

�. 2 /3 der Kortikalisdicke) oder kompletter Kortikalispenetrationen<br />

mit Tumor-Weichteil-Kontakt möglich.

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