Filmkonzeption Baden-Württemberg - Ministerium für Wissenschaft ...
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Empfehlungen der Arbeitsgruppe<br />
<strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />
Dezember 2008
Empfehlungen der Arbeitsgruppe<br />
- 2 -<br />
<strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />
Inhaltsverzeichnis<br />
Einführung Seite 5<br />
1.<br />
2.<br />
3.<br />
4.<br />
5.<br />
6.<br />
7.<br />
Der Filmstandort <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />
Die Entwicklung der baden-württembergischen Filmausbildung<br />
Die Entwicklung der Kinos und Filmfestivals<br />
Filmkultur in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />
Die Entwicklung der Filmwirtschaft<br />
Die neue <strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />
Hinweis zu den folgenden Empfehlungen<br />
I. Die baden-württembergische Filmförderung Seite 12<br />
1. Derzeitige Situation<br />
2. Bewertung<br />
3. Beschlussvorschlag<br />
II. Auftragssituation <strong>für</strong> Produzenten und Dienstleister Seite 22<br />
Bindung von Kreativen an den Standort<br />
Platzierung von Fernsehserien<br />
1. Derzeitige Situation<br />
2. Bewertung<br />
2.1 Fernsehserien<br />
2.2 Nachwuchsförderung<br />
2.3 Qualifizierung der baden-württembergischen Nachwuchsproduzenten<br />
2.4 Sonstiges<br />
3. Beschlussvorschlag<br />
- <strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> -
- 3 -<br />
III. Förderung und Entwicklung des Filmstandorts Seite 32<br />
(Vernetzung, Clusterförderung, Öffentlichkeitsarbeit)<br />
1. Derzeitige Situation<br />
2. Bewertung<br />
3. Perspektiven<br />
4. Exkurs: Filmschau <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />
5. Beschlussvorschlag<br />
IV. Förderung des Bereichs Animation Media Seite 38<br />
1. Derzeitige Situation<br />
2. Bewertung<br />
2.1 Beratende, vermittelnde und logistische Förderaktivitäten<br />
a) Firmengründungen und -ansiedlungen<br />
b) Standortmarketing<br />
c) Vernetzung am Standort<br />
2.2 Finanzielle Förderanreize<br />
a) Produktionsförderung <strong>für</strong> Animationsfilme<br />
b) Förderung der Entwicklung und Vorbereitung von Animationsfilmen<br />
c) Unterstützung von Visual-Effects-Dienstleistern bei der Projektakquise<br />
d) Förderung von Computer- und Videospielen sowie sonstigen inter-<br />
aktiven filmrelevanten Projekten (Digital Content)<br />
e) Förderung von Forschungs- und Entwicklungsprojekten<br />
3. Beschlussvorschlag<br />
V. Förderung und Entwicklung des Werbe- und Wirtschaftsfilms Seite 48<br />
1. Derzeitige Situation<br />
2. Bewertung<br />
3. Beschlussvorschlag<br />
- <strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> -
- 4 -<br />
VI. Verbesserung der Finanzierungssituation von Produzenten Seite 53<br />
und Dienstleistern<br />
1. Derzeitige Situation<br />
2. Bewertung<br />
3. Beschlussvorschlag<br />
VII. Ausbildung im Filmbereich Seite 58<br />
1. Einleitung<br />
2. Derzeitige Situation der Filmakademie<br />
3. Bewertung<br />
4. Beschlussvorschlag<br />
VIII. Förderung von Filmfestivals und Kongressen, Seite 64<br />
Kinoförderung, Digitalisierung, Haus des Dokumentarfilms<br />
1. Einleitung<br />
2. Förderung von Filmfestivals und Kongressen<br />
3. Kinoförderung<br />
4. Digitalisierung<br />
5. Haus des Dokumentarfilms<br />
6. Beschlussvorschlag<br />
Anlagen Seite 74<br />
A1 Mitglieder der Arbeitsgruppe „<strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>“<br />
A2 Liste der angehörten Sachverständigen<br />
A3 Einführung in den Begriff „Animation Media“<br />
- <strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> -
Einführung<br />
- 5 -<br />
1. Der Filmstandort <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />
Die bisherige Entwicklung des Filmstandorts <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> lässt sich grund-<br />
sätzlich in vier Phasen unterteilen:<br />
Die erste umfasst den Zeitraum bis 1990. Bis dahin spielte die unabhängige Film-<br />
produktion in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> nur eine Nebenrolle. Großes Renommee besaßen<br />
der Süddeutsche Rundfunk in Stuttgart und der Südwestfunk in <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong>. Da sie<br />
bei ihrer Gründung nicht auf baden-württembergische Filmproduzenten zurückgreifen<br />
konnten, waren sie gezwungen, eigene Produktionsstrukturen aufzubauen. Dies wie-<br />
derum hatte zur Folge, dass von den beiden Sendern auch in der Folgezeit kaum<br />
Anreize zur Gründung oder Ansiedlung unabhängiger Filmproduktionsfirmen ausgin-<br />
gen. So gab es im Bereich der freien Filmproduktion zwar immer wieder vereinzelte<br />
Aktivitäten; diese führten jedoch nicht zur Herausbildung einer dauerhaften Film-<br />
Infrastruktur.<br />
Anders verlief die Entwicklung im Bereich der Filmtheater. In <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />
entstand über die 1950er, 1960er und 1970er Jahre hinweg eine vielfältige, weitge-<br />
streute Kinolandschaft. Außerdem wurden namhafte Filmfestivals wie die Internatio-<br />
nalen Filmfestspiele Mannheim-Heidelberg, die Biberacher Filmfestspiele oder das<br />
Internationale Trickfilm-Festival Stuttgart gegründet. Letzteres hatte insofern den<br />
Charakter einer Initialzündung, als sich - auch dank des Zusammenspiels mit der<br />
Stuttgarter Kunstakademie - im Lauf der 1980er Jahre eine lebendige Szene von<br />
Animationsfilmern in der Region Stuttgart bildete.<br />
Im Jahr 1991 begann die eigentliche Aufbauphase des Filmstandorts: Die Filmaka-<br />
demie <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> in Ludwigsburg wurde gegründet. Mit ihrem neuartigen<br />
Ausbildungskonzept sowie mit zahlreichen Preisen und Auszeichnungen erzielte sie<br />
binnen kürzester Zeit überregionale Aufmerksamkeit. Von Anfang an bestand auch<br />
eine enge Verzahnung der Filmakademie mit dem Internationalen Trickfilm-Festival<br />
Stuttgart sowie der regionalen Animationsfilmszene.<br />
Die Absolventinnen und Absolventen der Filmakademie eröffneten dem Standort<br />
erstmals die Chance, auch über den Animationsbereich hinaus die Filmproduktion in<br />
<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> in Gang zu bringen. Mit der gemeinsam mit dem Süddeutschen<br />
Rundfunk und dem Südwestfunk in die Wege geleiteten Gründung der MFG Medien-<br />
- <strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> -
- 6 -<br />
und Filmgesellschaft im Jahr 1995 sowie der zweiten Ausbaustufe der Filmakademie<br />
ergriff das Land <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> diese Gelegenheit und leitete eine weitere Pro-<br />
fessionalisierung des Filmstandorts ein, die in den Jahren zwischen 1995 und 2000<br />
zur Gründung mehrerer Produktionsfirmen sowie weiterer Filmfestivals führte. Au-<br />
ßerdem kam es zur Gründung der ersten Filmberatungsstelle im Land, der Film Co-<br />
mission Region Stuttgart. In diese Zeit fiel ferner die Fusion des Süddeutschen<br />
Rundfunks und des Südwestfunks zum neuen Südwestrundfunk, mit der unter ande-<br />
rem die Erwartung verbunden war, dass mittelfristig ein Teil der Produktionskapazitä-<br />
ten bei den Sendern abgebaut und Freiraum <strong>für</strong> die Beauftragung unabhängiger<br />
Filmproduzenten geschaffen würde. Tatsächlich begann der neue Südwestrundfunk<br />
unverzüglich mit diesem Prozess, so dass sich insbesondere im Nachwuchsbereich<br />
neue Chancen <strong>für</strong> junge Filmproduzenten ergaben. Dazu trug auch das gemeinsame<br />
Engagement des Landes und des Südwestrundfunks in der MFG Medien- und Film-<br />
gesellschaft bei, die schon in ihrer Anfangsphase einen erheblichen Beitrag zur Etab-<br />
lierung junger baden-württembergischer Firmen leistete.<br />
Eine weitere Entwicklungsetappe schließlich wurde im Jahr 2000 eingeleitet, als die<br />
Landesregierung eine <strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> verabschiedete, die <strong>für</strong><br />
den gesamten Filmbereich ein deutlich stärkeres politisches und finanzielles Enga-<br />
gement vorsah. Aus dieser Konzeption resultierte eine Reihe von Standortentwick-<br />
lungen, die in den folgenden Abschnitten dargestellt werden.<br />
2. Die Entwicklung der baden-württembergischen Filmausbildung<br />
Im Rahmen einer dritten Ausbaustufe wurde die Filmakademie im Jahr 2001 um<br />
mehrere Ausbildungsbereiche erweitert, unter anderem um eine bundesweit einmali-<br />
ge Ausbildung <strong>für</strong> Fernsehserien. Mit der „Masterclass Ludwigsburg Paris“ wurde die<br />
Filmakademie außerdem Träger eines europäischen Vorzeigeprojekts. Kurz darauf,<br />
im Jahr 2002, wurde das Institut <strong>für</strong> Animation, Visual Effects und digitale Postpro-<br />
duktion (Animationsinstitut) geschaffen, welches wesentlich dazu beitrug, dass die<br />
Filmakademie heute eine der erfolgreichsten und attraktivsten Filmhochschulen in<br />
ganz Europa ist. Seit dem Studienjahr 2007/2008 bietet die Filmakademie mehrere<br />
neue Studienfächer zur Arbeit mit der High-Definition-Technologie (HD-Technologie)<br />
an und verfügt dank eines Sonderzuschusses aus der Zukunftsoffensive IV des Lan-<br />
des auch über die entsprechende HD-Ausstattung.<br />
Parallel zur Filmakademie wurden auch die Filmausbildungsangebote anderer Hoch-<br />
schulen weiterentwickelt, so beispielsweise der Hochschule der Medien Stuttgart<br />
- <strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> -
- 7 -<br />
oder der Hochschule <strong>für</strong> Gestaltung Karlsruhe. Auch der private Ausbildungssektor<br />
in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> entwickelte eine Reihe hochwertiger Angebote.<br />
Dazu kam die in der letzten <strong>Filmkonzeption</strong> angeregte und mittlerweile gegründete<br />
Akademie <strong>für</strong> Darstellende Kunst in Ludwigsburg, die die Qualität und die Attraktivität<br />
des Filmausbildungsstandorts <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> in den nächsten Jahren noch er-<br />
heblich steigern wird.<br />
3. Die Entwicklung der Kinos und Filmfestivals<br />
Im Bereich der Filmtheater verlief die Entwicklung in den letzten Jahren sehr kontinu-<br />
ierlich. In <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> gibt es nach wie vor überdurchschnittlich viele Kinos,<br />
und erfreulicherweise verteilen sie sich nicht nur auf die Ballungsräume, sondern<br />
auch auf den ländlichen Raum. Diese gute Struktur ist auch ein Verdienst der Kino-<br />
förderung des Landes: <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> hat als einziges Land in Deutschland<br />
eine Regelförderung <strong>für</strong> Kommunale Kinos eingeführt. Außerdem fördert die MFG<br />
Medien- und Filmgesellschaft nachhaltig auch gewerbliche Programmkinos und klei-<br />
ne Kinos auf dem Land.<br />
Im Bereich der Filmfestivals entwickelte sich <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> ebenfalls kontinu-<br />
ierlich weiter. Auf Anregung der letzten <strong>Filmkonzeption</strong> wurden die größeren Filmfes-<br />
tivals im Raum Stuttgart in einer gemeinsamen Trägergesellschaft (Film- und Me-<br />
dienfestival gGmbH) gebündelt. In diesem Zusammenhang wurden insbesondere<br />
das Internationale Trickfilm-Festival Stuttgart und der Kongress FMX gestärkt.<br />
4. Filmkultur in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />
Die künstlerische Ausbildung der Filmakademie und die gezielte Fördertätigkeit der<br />
MFG Medien- und Filmgesellschaft waren in den letzten Jahren die Hauptgrundlage<br />
da<strong>für</strong>, dass in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> eine Vielzahl künstlerisch hochwertiger und er-<br />
folgreicher Filme entstand. <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> hat sich - auch dank der Erhöhung<br />
der Filmfördermittel, die in der letzten <strong>Filmkonzeption</strong> beschlossen wurde - als<br />
Standort <strong>für</strong> künstlerisch hochwertigen Film profiliert. Produzenten und Regisseure<br />
aus dem Land sind auf Wettbewerben und Festivals in der ganzen Welt vertreten<br />
und erhalten regelmäßig Preise und Auszeichnungen. Das Gleiche gilt <strong>für</strong> die Studie-<br />
renden und Absolventen der baden-württembergischen Ausbildungsstätten.<br />
- <strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> -
5. Die Entwicklung der Filmwirtschaft<br />
- 8 -<br />
Die <strong>Filmkonzeption</strong> aus dem Jahr 2000 legte - neben Filmausbildung, Kinos, Festi-<br />
vals und Filmkunst - auch einen Schwerpunkt auf die Entwicklung der baden-<br />
württembergischen Filmwirtschaft. Dies führte unter anderem zur Verdichtung der<br />
regionalen Filmberatungsstellen sowie zur Schaffung weiterer Vernetzungsinstru-<br />
mente. Die bereits erwähnte Erhöhung der Filmfördermittel hatte ebenfalls nicht nur<br />
filmkünstlerische Ziele, sondern auch standortpolitische: Sie sollte Filmproduktionen<br />
in größerer Zahl und in größerem Umfang nach <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> ziehen und mit<br />
ihnen Produzenten und Dienstleister.<br />
Außerdem empfahl die <strong>Filmkonzeption</strong> 2000 die stärkere Zusammenarbeit des Lan-<br />
des mit Fernsehsendern und appellierte insbesondere an den Südwestrundfunk, sich<br />
stärker in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> zu engagieren. Aus heutiger Sicht waren die in der<br />
<strong>Filmkonzeption</strong> 2000 formulierten Erwartungen an den Südwestrundfunk allerdings<br />
zu optimistisch. In der Gesamtbetrachtung nahm das Engagement des Südwestrund-<br />
funks am Filmstandort <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> in den letzten Jahren dennoch zu. Da<br />
außerdem auch das ZDF sowie die Sender ProSieben und SAT.1 ihre Produktionstä-<br />
tigkeit im Land verstärkten, konnte das Volumen der baden-württembergischen Film-<br />
produktion seit dem Jahr 2000 deutlich gesteigert werden. Auch die Infrastruktur am<br />
Filmstandort hat sich in den letzten Jahren weiter verbessert, nicht zuletzt dank einer<br />
überdurchschnittlich guten Entwicklung im Bereich der Animation und der Visual Ef-<br />
fects sowie beim Werbe- und Wirtschaftsfilm.<br />
6. Die neue <strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />
Nachdem die im Jahr 2000 verabschiedete <strong>Filmkonzeption</strong> fast vollständig umge-<br />
setzt war, vereinbarten die CDU und die FDP/DVP in ihrem Koalitionsvertrag <strong>für</strong> die<br />
laufende Legislaturperiode die Entwicklung einer neuen filmpolitischen Konzeption<br />
<strong>für</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>.<br />
Mit der Entwicklung dieser neuen <strong>Filmkonzeption</strong> wurde im Frühjahr 2007 eine Ar-<br />
beitsgruppe beauftragt. Darin waren neben Vertretern der zuständigen Landesminis-<br />
terien auch der Südwestrundfunk, die MFG Medien- und Filmgesellschaft, die Film-<br />
akademie und die Film Commission Region Stuttgart vertreten. Dazu kamen zahlrei-<br />
che Vertreter der Filmbranche, die <strong>für</strong> einzelne Themen zu den Beratungen der Ar-<br />
beitsgruppe hinzugezogen wurden. Die Filmbranche insgesamt erhielt im Rahmen<br />
einer Veranstaltung, des Forums <strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> am 29. Sep-<br />
- <strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> -
- 9 -<br />
tember 2008, Gelegenheit, Anregungen zu geben, die in die weitere Entwicklung der<br />
<strong>Filmkonzeption</strong> einflossen.<br />
Die Arbeitsgruppe <strong>Filmkonzeption</strong> nahm im Rahmen ihrer Beratungen eine umfas-<br />
sende Analyse des Filmstandorts <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> vor. Über die bereits genann-<br />
ten Feststellungen hinaus kam sie insbesondere zu folgenden Bewertungen:<br />
Im Bereich der Filmausbildung hat sich <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> hervorragend entwickelt.<br />
Für die (insbesondere technischen) Herausforderungen der nächsten Jahre ist der<br />
Ausbildungsstandort sehr gut gerüstet. Die neue <strong>Filmkonzeption</strong> sollte sich im Be-<br />
reich der Ausbildung deshalb auf das Ziel konzentrieren, die erreichte, hohe Qualität<br />
<strong>für</strong> die Zukunft zu sichern.<br />
Auch im Bereich der Kinos und der Filmfestivals geht es vor allem darum, die er-<br />
reichte Qualität zu sichern. Dies gilt auch <strong>für</strong> das Haus des Dokumentarfilms in Stutt-<br />
gart, eine europaweit einzigartige Institution. Bei all diesen Einrichtungen hat sich die<br />
bisherige Förderpolitik des Landes bewährt. Für wesentliche Veränderungen dieser<br />
Förderpolitik besteht deshalb kein Anlass. Handlungsbedarf besteht allerdings hin-<br />
sichtlich der Landeszuschüsse, die im Zuge der letzten <strong>Filmkonzeption</strong> vereinheitlicht<br />
und teilweise angepasst wurden. Wegen allgemeiner Sparmaßnahmen des Landes<br />
wurden sie in den letzten Jahren nicht mehr erhöht bzw. sogar leicht gekürzt. Ange-<br />
sichts steigender Kosten könnte diese Stagnation Kinos, Filmfestivals und das Haus<br />
des Dokumentarfilms auf Dauer vor große Schwierigkeiten stellen. Auf die Filmthea-<br />
ter kommt außerdem mit der digitalen Filmprojektion eine technische Revolution zu,<br />
die voraussichtlich auch die Filmpolitik vor große Herausforderungen stellen wird.<br />
Was die Förderung der Filmkunst sowie des Filmnachwuchses betrifft, so hat sich<br />
<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> in den letzten Jahren hervorragend profiliert. Deshalb sollte das<br />
Land auch in Zukunft ein Standort sein, an dem der künstlerisch ambitionierte und<br />
der Nachwuchsfilm eine Heimat haben. <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> hat hier nicht nur einen<br />
öffentlichen Auftrag; es hat auch ein wertvolles Image erworben, das gepflegt werden<br />
sollte.<br />
Geht es in den bisher genannten Bereichen vor allem um Qualitätssicherung und<br />
Fortführung des bisher Erreichten, so reicht dies in Bezug auf den Filmwirtschafts-<br />
standort nicht aus. Trotz aller Fortschritte, die in den letzten Jahren erzielt werden<br />
konnten, hat der Filmstandort <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> es noch nicht geschafft, so viel<br />
Produktionsvolumen zu generieren, dass dauerhafte, sich selbst tragende Produkti-<br />
ons- und Dienstleisterstrukturen am Standort entstanden sind. Der nächste logische<br />
- <strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> -
- 10 -<br />
Schritt in der Entwicklung des Filmstandorts besteht deshalb darin, sich in den<br />
nächsten Jahren mehr auf die Stärkung des Filmwirtschaftsstandorts zu konzentrie-<br />
ren.<br />
Die zentralen Herausforderungen liegen dabei in einer deutlichen Steigerung des<br />
Produktionsvolumens am Filmstandort <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> sowie in einer stärkeren<br />
Fokussierung der Filmpolitik auf diejenigen Branchensegmente, die die besten<br />
Wachstumschancen <strong>für</strong> den Standort bieten.<br />
Die nachfolgenden Empfehlungen konzentrieren sich deshalb vor allem darauf, die<br />
baden-württembergische Filmwirtschaft zu stärken und insbesondere:<br />
• das Volumen der baden-württembergischen Filmproduktion zu steigern<br />
• die wirtschaftlichen Potentiale des Filmstandorts zu entwickeln<br />
• die Rahmenbedingungen <strong>für</strong> die Filmwirtschaft zu stärken<br />
• die öffentliche Wahrnehmung des Standorts, der Filmbranche und der<br />
Filme aus <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> zu verbessern<br />
Diese Schwerpunktsetzung darf allerdings nicht in der Weise missverstanden wer-<br />
den, dass die baden-württembergische Filmpolitik ihre bisherigen Grundsätze aufge-<br />
ben und sich zukünftig ausschließlich auf filmwirtschaftliche Ziele konzentrieren soll-<br />
te. Im Gegenteil: Filmförderung muss auch in Zukunft vor allem Kulturförderung sein,<br />
und die Weiterführung der gesamtheitlichen Standortstrategie, die der letzten Film-<br />
konzeption aus dem Jahr 2000 zugrunde lag, ist die Basis auch <strong>für</strong> die zukünftige<br />
Entwicklung des Filmstandorts. Dass diese <strong>Filmkonzeption</strong> dennoch einen (nicht<br />
ausschließlichen, aber doch sehr deutlichen) Schwerpunkt auf die Entwicklung der<br />
Filmwirtschaft legt, liegt allein daran, dass in diesem Bereich sowohl der größte<br />
Handlungsbedarf als auch das größte Potential <strong>für</strong> die nächsten Jahre gesehen wer-<br />
den.<br />
Ausgeklammert wurde in dieser <strong>Filmkonzeption</strong> der Bereich der Filmpädagogik. Dies<br />
liegt allerdings weniger an der gezielt filmwirtschaftlichen Ausrichtung der Konzepti-<br />
on, sondern vielmehr daran, dass die Medienpädagogik insgesamt Thema einer wei-<br />
teren landespolitischen Initiative, nämlich des „Kindermedienlandes <strong>Baden</strong>-Württem-<br />
berg“ ist.<br />
- <strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> -
- 11 -<br />
7. Hinweis zu den folgenden Empfehlungen<br />
Die mit der Entwicklung der <strong>Filmkonzeption</strong> beauftragte Arbeitsgruppe hat eine Reihe<br />
von Empfehlungen und Maßnahmen entwickelt. In den Kapiteln I bis VIII werden die-<br />
se ausführlich dargestellt und begründet. Die Umsetzung dieser Empfehlungen und<br />
Maßnahmen ist allerdings nur möglich, wenn der finanzielle Spielraum, welcher der<br />
baden-württembergischen Filmpolitik und ihrer Filmförderung zur Verfügung steht,<br />
erheblich ausgeweitet wird.<br />
Die Arbeitsgruppe sieht in dieser Erhöhung der Filmfördermittel die zentrale Voraus-<br />
setzung <strong>für</strong> die weitere Entwicklung des Filmstandorts <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>. Um dies<br />
zu unterstreichen, wird das Kapitel über die Entwicklung der Filmfördermittel bewusst<br />
an den Anfang dieser <strong>Filmkonzeption</strong> gestellt.<br />
- <strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> -
- 12 -<br />
I. Die baden-württembergische Filmförderung<br />
1. Derzeitige Situation<br />
Eine der wichtigsten Maßnahmen der <strong>Filmkonzeption</strong> aus dem Jahr 2000 war die<br />
deutliche Aufstockung der baden-württembergischen Filmfördermittel. Im Jahr 2002<br />
stand <strong>für</strong> den Filmbereich insgesamt (d.h. einschließlich der Festivalförderung des<br />
Landes) ein Fördervolumen von 13,3 Millionen Euro zur Verfügung. Dies und die an-<br />
deren Maßnahmen der <strong>Filmkonzeption</strong> führten zu einer verstärkten Ansiedlung von<br />
Produzenten und Dienstleistern und zu einer höheren Zahl an Filmproduktionen in<br />
<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>.<br />
Die schwierige Situation der öffentlichen Haushalte in den Jahren 2003 bis 2006<br />
zwang das Land jedoch auch im Filmbereich zu Einsparungen. Deshalb betrug das<br />
Gesamtvolumen der baden-württembergischen Filmförderung im Jahr 2007 nur noch<br />
knapp 11 Millionen Euro. Auf den Bereich der Produktionsförderung entfielen davon<br />
4,3 Millionen Euro.<br />
Vor dem Hintergrund allgemein steigender Herstellungskosten <strong>für</strong> Filmproduktionen<br />
führte diese Reduzierung zu einem Nachlassen der Filmproduktion in <strong>Baden</strong>-Würt-<br />
temberg. Dazu kamen filmpolitische Initiativen anderer Länder sowie die Schaffung<br />
des Deutschen FilmFörderFonds (DFFF) auf Bundesebene, welche den Wettbewerb<br />
der regionalen Filmförderungen untereinander verschärften und letztlich in mehreren<br />
Ländern zu einer Erhöhung der Produktionsfördermittel führten. Laut Auswertung der<br />
Filmförderanstalt des Bundes (FFA) standen den Fördereinrichtungen der Länder im<br />
Jahr 2007 folgende Budgets <strong>für</strong> die Produktionsförderung zur Verfügung:<br />
• Filmstiftung Nordrhein-Westfalen 29,0 Millionen Euro<br />
• FilmFernsehFonds Bayern 23,5 Millionen Euro<br />
• Medienboard Berlin-Brandenburg 23,2 Millionen Euro<br />
• Mitteldeutsche Medienförderung 14,2 Millionen Euro<br />
• Nordmedia 9,2 Millionen Euro<br />
• Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein 7,7 Millionen Euro<br />
• MFG Medien- und Filmgesellschaft <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> 4,3 Millionen Euro<br />
Die der MFG Filmförderung zur Verfügung stehenden 4,3 Millionen Euro sind - selbst<br />
wenn man berücksichtigt, dass einige der genannten Filmfördereinrichtungen mehre-<br />
re Länder abdecken - im Vergleich zu anderen Förderanstalten gering.<br />
- <strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> -
- 13 -<br />
Abgesehen von seinem niedrigen Fördervolumen weist der Filmstandort <strong>Baden</strong>-<br />
<strong>Württemberg</strong> mehrere Besonderheiten auf, die bei der Frage, wie die Filmförderung<br />
des Landes zukünftig ausgestaltet werden sollte, berücksichtigt werden müssen:<br />
1) Der einzige Fernsehsender, der sich am Produktionsstandort <strong>Baden</strong>-Württem-<br />
berg bisher in größerem Umfang engagiert, ist der Südwestrundfunk. Dadurch<br />
werden zu wenige Fernsehproduktionen und insbesondere zu wenige Fernseh-<br />
serien im Land realisiert.<br />
2) Die Filmakademie <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> in Ludwigsburg ist bundesweit und auch<br />
im internationalen Vergleich eine der besten Ausbildungsstätten <strong>für</strong> Film. Wegen<br />
des nicht ausreichenden Produktionsvolumens suchen ihre hochqualifizierten<br />
Absolventinnen und Absolventen ihre berufliche Zukunft derzeit eher an den<br />
etablierten Medienstandorten als in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>.<br />
3) <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> ist ein führender High-Tech-Standort mit einer langen indus-<br />
triellen Tradition. In den letzten Jahren hat der Dienstleistungsbereich immer<br />
mehr an Bedeutung gewonnen; speziell wissensintensive Dienstleistungen aus<br />
dem IT- bzw. kulturwirtschaftlichen Bereich konnten ihre Wettbewerbsfähigkeit<br />
steigern und sich zunehmend mit dem industriellen Bereich vernetzen. Hieraus<br />
ergeben sich interessante Anknüpfungspunkte <strong>für</strong> die Filmwirtschaft.<br />
Aus diesen drei Faktoren ergibt sich die grundsätzliche Aufgabenstellung <strong>für</strong> die<br />
Filmpolitik und die Filmförderung <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>s. Sie werden deshalb (zu-<br />
sammen mit anderen Besonderheiten des Standorts) in den folgenden Kapiteln ge-<br />
nauer behandelt und bilden die Grundlage <strong>für</strong> eine Reihe von Empfehlungen an die<br />
Filmpolitik des Landes.<br />
2. Bewertung<br />
Um die in den weiteren Kapiteln dieser <strong>Filmkonzeption</strong> empfohlenen Maßnahmen<br />
realisieren zu können, bedarf es - wie bereits der Vergleich mit den Fördervolumina<br />
anderer Länder zeigte - einer deutlichen Erhöhung der baden-württembergischen<br />
Filmfördermittel.<br />
Dies wird besonders deutlich, wenn man sich vor Augen führt, wie die Entwicklung<br />
eines Filmstandorts in der Praxis verläuft:<br />
- <strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> -
- 14 -<br />
Kreative Talente agieren in aller Regel standortunabhängig: Autoren, Regisseure,<br />
Kameraleute oder Visual-Effects-Spezialisten binden sich meistens nicht an einen<br />
bestimmten Ort oder an ein bestimmtes Produktionsunternehmen, sondern bestim-<br />
men den jeweiligen Ort ihrer Tätigkeit nach der Attraktivität der ihnen angebotenen<br />
Projekte. Dem Standort mehr verbunden sind hingegen Filmproduzenten und Dienst-<br />
leistungsunternehmen. Sie entwickeln Projekte bzw. akquirieren Aufträge und rekru-<br />
tieren da<strong>für</strong> die Kreativen, die am Filmstandort gebraucht werden.<br />
Die tendenzielle Standorttreue von Produzenten und Dienstleistern schafft dann ge-<br />
nügend Beschäftigungsmöglichkeiten, wenn eine ausreichende Masse an Produkti-<br />
onsvolumen erreicht wird. Dann ist auch den Kreativen ein dauerhaftes Verbleiben<br />
am Standort möglich.<br />
Die baden-württembergische Filmförderung hat deshalb folgende Möglichkeiten, um<br />
im Rahmen ihrer Projektförderung zusätzliches Produktionsvolumen <strong>für</strong> das Land zu<br />
generieren und die Entwicklung des hiesigen Filmwirtschaftsstandorts voranzubrin-<br />
gen:<br />
• die Förderung von Startup-Unternehmen im Land<br />
• die Schaffung von Anreizen <strong>für</strong> eine Ansiedlung auswärtiger Unternehmen<br />
• die Schaffung von Anreizen <strong>für</strong> Auftraggeber (z.B. über die Kooperation mit<br />
Fernsehsendern)<br />
• die Akquise attraktiver Filmproduktionen <strong>für</strong> den Standort<br />
Die Nutzung all dieser Mittel erfordert in vielen Bereichen ein scheinbar gegenläufi-<br />
ges Vorgehen:<br />
• Die Filmförderung sollte sowohl etablierte auswärtige Produzenten und<br />
Dienstleister an den Standort holen, als auch bereits hier ansässige Produ-<br />
zenten und Dienstleister fördern.<br />
• Sie sollte sowohl Kinofilme als auch Fernsehproduktionen unterstützen.<br />
• Sie sollte sowohl große, <strong>für</strong> den Wirtschaftsstandort wichtige Projekte fördern<br />
(ggf. auch solche auswärtiger Produzenten) als auch kleinere Filme.<br />
- <strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> -
- 15 -<br />
• Sie sollte bei ihren Förderentscheidungen beides berücksichtigen: die künst-<br />
lerische Qualität und den filmwirtschaftlichen Nutzen - und natürlich beson-<br />
ders solche Produktionen fördern, die beides miteinander verbinden.<br />
• Sie sollte sowohl den Nachwuchs als auch etablierte Produzenten, Dienst-<br />
leister und Kreative fördern.<br />
All diese Aspekte hat die MFG Medien- und Filmgesellschaft <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> in<br />
ihrer bisherigen Arbeit berücksichtigt. Um sie aber im Sinne einer gesamtheitlichen<br />
Strategie zu bündeln, und um jeden der genannten Aspekte im notwendigen Umfang<br />
berücksichtigen zu können, sind die bisherigen Filmfördermittel viel zu niedrig.<br />
Dies gilt insbesondere dann, wenn das Ziel der Filmförderung darin bestehen soll,<br />
die oben erwähnte „kritische Masse“ an Filmproduktionen <strong>für</strong> den Standort zu akqui-<br />
rieren, ab derer sich dauerhafte Produktions- und Dienstleisterstrukturen bilden kön-<br />
nen.<br />
Eine Erhöhung der Filmfördermittel erscheint deshalb notwendig, auch um den in<br />
Kapitel II formulierten Anschub zu erreichen, der erforderlich ist, um deutlich stärker<br />
als bisher größere Produktionen in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> zu realisieren. Insbesondere<br />
hier kommt auch das immer wieder zu hörende Argument zum Tragen, dass das<br />
Produzieren in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> wegen der noch nicht ausreichend vorhandenen<br />
filmischen Infrastruktur teurer sei als an etablierten Filmstandorten.<br />
Der in Kapitel IV vorgeschlagene Förderschwerpunkt Animation Media erfordert e-<br />
benfalls eine Aufstockung der Produktionsfördermittel, genauso wie die in Kapitel II<br />
angeregte Berücksichtigung neuer Medien und Vertriebswege in der Vertriebsförde-<br />
rung der MFG Medien- und Filmgesellschaft.<br />
Im übrigen würde ein höheres Filmfördervolumen und damit verbunden die Möglich-<br />
keit <strong>für</strong> baden-württembergische Produzenten, höhere Filmbudgets zu generieren,<br />
auch die Chancen dieser Produzenten verbessern, von den Förderangeboten des<br />
Deutschen FilmFörderFonds (DFFF) zu profitieren.<br />
Ein weiterer Aspekt betrifft die Filmakademie <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>: Das Land hat in<br />
den letzten Jahren erhebliche Mittel in den Ausbau der Filmakademie investiert, mit<br />
dem Erfolg, dass sie inzwischen eine herausragende Position unter den deutschen<br />
Filmhochschulen einnimmt. Im Vergleich zu den Möglichkeiten, die sich daraus <strong>für</strong><br />
- <strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> -
- 16 -<br />
das Land ergeben, ist das Volumen der Filmförderung zu niedrig. Nicht zuletzt darin<br />
liegt die Ursache da<strong>für</strong>, dass viele Absolventen ihre berufliche Zukunft außerhalb von<br />
<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> suchen. Der hohe Qualitätsstandard der Filmakademie sollte<br />
deshalb mit einem entsprechend hohen Standard der Filmförderung korrespondie-<br />
ren. Ansonsten profitiert <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> nicht in dem Maße von der Filmakade-<br />
mie, wie es möglich und wünschenswert wäre.<br />
Als erster wichtiger Schritt zur Entwicklung des Filmstandorts wird deshalb empfoh-<br />
len, das Produktionsfördervolumen der MFG Medien- und Filmgesellschaft zeitnah<br />
auf 10 Millionen Euro zu erhöhen. Mittelfristig wird ein zweiter Schritt empfohlen, in<br />
dem die Produktionsfördermittel mindestens auf das Niveau der Mitteldeutschen Me-<br />
dienförderung (14 Millionen Euro) erhöht werden.<br />
Der Südwestrundfunk steuert als Mitgesellschafter derzeit rund 4,9 Millionen Euro<br />
zur Finanzierung der MFG Medien- und Filmgesellschaft bei. Davon fließen etwa 3,7<br />
Millionen Euro in den Bereich Filmförderung. Im Verhältnis zu diesem Senderbeitrag<br />
sind die Produktionsfördermittel der MFG Medien- und Filmgesellschaft mit 4,3 Milli-<br />
onen Euro sehr gering. Deshalb kann dem Südwestrundfunk eine Beteiligung an der<br />
vorgeschlagenen Erhöhung der Filmfördermittel nicht zugemutet werden (auch nicht<br />
im Hinblick auf die Relation zum finanziellen Engagement anderer ARD-Sender in<br />
den Länderfilmförderungen). Die Erhöhung müsste vielmehr vom Land <strong>Baden</strong>-<br />
<strong>Württemberg</strong> geleistet werden.<br />
In diesem Zusammenhang wird empfohlen, mit dem ZDF über eine Erhöhung seines<br />
finanziellen Beitrags zur MFG Medien- und Filmgesellschaft zu verhandeln. Im Ver-<br />
gleich zu den Beiträgen, die andere Filmfördereinrichtungen vom ZDF erhalten, und<br />
angesichts des hohen Zuschauer- und Rundfunkgebührenzahlerpotentials <strong>Baden</strong>-<br />
<strong>Württemberg</strong>s erscheint die bisherige finanzielle Beteiligung zu niedrig.<br />
Im übrigen könnte die finanzielle Ausstattung der MFG Medien- und Filmgesellschaft<br />
auch über die Einbindung weiterer Gesellschafter verbessert werden.<br />
Eine deutliche Aufstockung der Produktionsfördermittel würde gegenüber der bishe-<br />
rigen Förderpraxis folgende wesentliche Verbesserungen nach sich ziehen:<br />
• Die Planungssicherheit baden-württembergischer Produzenten würde ge-<br />
stärkt, weil diese voraussetzen könnten, in Zukunft auch Filmprojekte mit hö-<br />
herem Produktionsbudget allein in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> und ohne die Inan-<br />
spruchnahme auswärtiger Filmförderung finanzieren zu können.<br />
- <strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> -
- 17 -<br />
• Mit diesen höheren Produktionsbudgets stiege auch die Chance <strong>für</strong> hiesige<br />
Produzenten, Fördermittel des Deutschen FilmFörderFonds (DFFF) in An-<br />
spruch nehmen zu können.<br />
• Größere internationale oder deutsche Produktionsfirmen könnten zu einer<br />
Ansiedlung in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> animiert werden, was die Auslastung der<br />
hiesigen Infrastruktur und die Beschäftigungsmöglichkeiten <strong>für</strong> die hier aus-<br />
gebildeten kreativen Nachwuchskräfte verbessern würde.<br />
• Die Erhöhung der Produktionsfördermittel würde auch den in Kapitel IV emp-<br />
fohlenen Einsatz von jährlich bis zu 3 Millionen Euro Fördermitteln <strong>für</strong> einen<br />
neuen Förderschwerpunkt Animation Media ermöglichen.<br />
• Die MFG Medien- und Filmgesellschaft wäre in der Lage, größere Filmprojek-<br />
te in Zukunft allein (d.h. ohne Hinzuziehung anderer Landesförderanstalten)<br />
oder majoritär zu fördern, mit der Folge, dass höhere und qualifiziertere Lan-<br />
deseffekte ausbedungen werden könnten.<br />
Was diese Landeseffekte betrifft, so hat die MFG Medien- und Filmgesellschaft ihre<br />
Förderung bereits bisher mit klaren Vorgaben verbunden. Dies führte über die letzten<br />
sechs Jahre hinweg zu einem stabilen durchschnittlichen Gesamt-Landeseffekt von<br />
rund 195 %. Der höchste Landeseffekt wurde im Jahr 2000 erwirtschaftet, als die<br />
MFG Medien- und Filmgesellschaft sich an der TV- und Jugendserie „Fabrixx“ des<br />
Südwestrundfunks sowie an einer internationalen, in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> realisierten<br />
Kinoproduktion beteiligte (letztere erhielt eine Förderung von 1 Million Euro und er-<br />
brachte einen Landeseffekt von 386 %, d. h. Ausgaben und Aufträge in <strong>Baden</strong>-<br />
<strong>Württemberg</strong> in Höhe von 3,8 Millionen Euro).<br />
Die Erfolge der Förderpolitik <strong>für</strong> die Entwicklung des Filmstandorts werden trotz die-<br />
ser Zahlen allerdings nur bei einer langfristigen Betrachtung sichtbar. Es ist deshalb<br />
wichtig, dass ungeachtet der oben skizzierten Gesamtstrategie konkrete Förder-<br />
schwerpunkte und Zielvorgaben definiert werden, an denen sich die Vergabegremien<br />
der MFG Medien- und Filmgesellschaft orientieren können, und dass neben der Hö-<br />
he der Landeseffekte auch deren Qualität berücksichtigt wird.<br />
Ein qualitativ hoher Landeseffekt kann grundsätzlich unterstellt werden bei Filmpro-<br />
jekten originär baden-württembergischer Produktionsfirmen.<br />
- <strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> -
- 18 -<br />
Bei Filmen, die von auswärtigen Unternehmen realisiert werden, setzt ein qualitativ<br />
hoher Landeseffekt voraus, dass in hohem Maße Dienstleister und Infrastruktur aus<br />
<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> zum Einsatz kommen. Ein hoher Standortnutzen kann auch dar-<br />
in liegen, dass die Realisierung solcher Projekte zur Schaffung neuer Infrastruktur in<br />
<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> führt. Unbefriedigend ist der Standorteffekt hingegen, wenn so-<br />
genannte „Briefkastenfirmen“ in den Genuss von Filmförderung kommen, die zwar<br />
<strong>für</strong> das jeweilige Projekt den vereinbarten Landeseffekt erbringen, jedoch keine wirk-<br />
liche Ambition haben, sich dauerhaft und nachhaltig am Standort <strong>Baden</strong>-<br />
<strong>Württemberg</strong> zu engagieren.<br />
Bei der Förderung auswärtiger bzw. nicht aus dem Land heraus entstandener Pro-<br />
duktionsfirmen ist deshalb besonders genau zu prüfen, inwieweit neben dem quanti-<br />
tativen auch der oben beschriebene qualitative Landeseffekt zu erwarten ist.<br />
Die bisherigen Erfahrungen der baden-württembergischen Filmförderung und das<br />
Beispiel anderer Standorte zeigen, dass eine standortpolitisch erfolgreiche Verstär-<br />
kung der Förderpolitik sich grundsätzlich auf folgende Bereiche konzentrieren sollte :<br />
• Nachwuchsproduktionen (beginnend mit Diplom- und Debütfilmen bis hin zu<br />
ersten Kino- und Fernseh-Primetime-Produktionen)<br />
• Kinofilme mit hohem Visual-Effects- bzw. Dienstleisteranteil<br />
• Animation Media (siehe Kapitel IV)<br />
• Anschubfinanzierung zur Akquise von Fernsehserien unter Einbeziehung<br />
möglichst vieler baden-württembergischer Filmschaffender - wobei dies nur<br />
ausnahmsweise in Betracht kommen kann, weil Fernsehserien in der Regel<br />
ohne Filmförderung finanziert werden können<br />
Dazu kommt mit dem Werbe- und Wirtschaftsfilm ein Bereich, der <strong>für</strong> die Entwicklung<br />
des Filmstandorts <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> große Bedeutung und hohes Potential hat,<br />
der allerdings nicht <strong>für</strong> eine Filmförderung in Frage kommt. Zur Entwicklung dieses<br />
Segments (und auch der anderen Bereiche des Filmstandorts) wird in Kapitel III eine<br />
Clusterinitiative <strong>für</strong> den Gesamtbereich Film und Digital Media empfohlen.<br />
Fernseh-Koproduktionen wurden schon bisher von der MFG Medien- und Filmgesell-<br />
schaft gefördert. Sie müssen nach der Vergabeordnung der MFG Filmförderung ein<br />
höheres Qualitätskriterium als andere Projekte erfüllen („herausragende Programm-<br />
- <strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> -
- 19 -<br />
qualität und herausragende kulturelle Bedeutung“). Im Sinne der Nachhaltigkeit müs-<br />
sen bei solchen Koproduktionen <strong>für</strong> den hiesigen Produzenten essentielle und wirt-<br />
schaftlich gehaltvolle Rechte gefordert werden, so dass ihm auch jenseits der in der<br />
Projektkalkulation finanzierten Eigenkosten- und Gewinnanteile wirtschaftliche Per-<br />
spektiven verbleiben. Dies ist auch <strong>für</strong> das Zusammenspiel mit Banken und anderen<br />
Finanzierungsmodulen entscheidend. Für diesen Bereich wird deshalb empfohlen,<br />
die Förderrichtlinien der MFG Medien- und Filmgesellschaft gemäß den Empfehlun-<br />
gen der Leitlinien Fernsehförderung, die im November 2007 von der Länderkoordi-<br />
nierung Film beschlossen wurden, weiterzuentwickeln.<br />
Auftragsproduktionen hingegen sollten nur in Ausnahmefällen gefördert werden,<br />
nämlich wenn deren Realisierung in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> erheblich zur Auslastung<br />
der bestehenden oder zur Schaffung neuer Infrastruktur beiträgt. Als Fördermaß-<br />
nahme kommt in solchen Fällen nur eine Unterstützung der Projektentwicklung, eine<br />
Anschubfinanzierung oder die Abdeckung eventueller Mehrkosten bei einer Produk-<br />
tion in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> in Frage. Der sich aus solchen Projekten ergebende Nut-<br />
zen <strong>für</strong> den Standort wird in der Regel so hoch sein, dass die Frage des Rechte-<br />
verbleibs zweitrangig ist.<br />
Für die zukünftige Ausgestaltung der Förderregularien werden folgende Anregungen<br />
gegeben:<br />
• Im Hinblick auf die hohe Bedeutung von Fernsehserien <strong>für</strong> die Standortent-<br />
wicklung sollte es möglich sein, in besonderen Fällen und insbesondere bei<br />
einer Förderung der Projektentwicklung den geforderten quantitativen Lan-<br />
deseffekt unter die in der Vergabeordnung der MFG Filmförderung definierten<br />
120 % abzusenken.<br />
• Um baden-württembergischen Produktionsfirmen die Schwierigkeiten kleintei-<br />
liger Finanzierungen ein Stück weit zu ersparen, sollte die Vergabeordnung<br />
der MFG Filmförderung insoweit an vergleichbare Länderförderungen ange-<br />
passt werden, als <strong>für</strong> die maximale Mitfinanzierungsquote der baden-württem-<br />
bergischen Filmförderung zukünftig das Gesamtbudget des Films bzw. bei in-<br />
ternationalen Koproduktionen der gesamte deutsche Anteil am Budget als<br />
Bemessungsgrundlage zugrunde gelegt wird.<br />
• Im Hinblick auf die zunehmende Bedeutung des Förderbereichs Produktions-<br />
vorbereitung <strong>für</strong> zum Beispiel die Animation Media (siehe Kapitel II und IV)<br />
- <strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> -
- 20 -<br />
sollten die maximale Fördersumme (zur Zeit 75.000 Euro) und die prozentua-<br />
le Höchstbeteiligungsgrenze angepasst werden.<br />
• Für die Produktionsförderung von Kino- und Fernsehfilmen sollte in Zukunft<br />
der gleiche Qualitätsanspruch gelten.<br />
Bei einer konsequenten Umsetzung der dargestellten Förderstrategie und bei einer<br />
Orientierung der Filmförderung an den oben genannten Schwerpunkten dürfte es<br />
nicht notwendig sein, die Produktionsfördermittel der MFG Medien- und Filmgesell-<br />
schaft in „Fördertöpfe“ aufzuteilen. Im Sinne einer transparenten und einheitlichen<br />
Förderpolitik wird deshalb weiterhin die Konzentration der Fördermittel auf ein Ge-<br />
samtbudget empfohlen.<br />
3. Beschlussvorschlag<br />
1) Der Landesregierung wird empfohlen, das Produktionsfördervolumen der MFG<br />
Medien- und Filmgesellschaft zeitnah auf 10 Millionen Euro und im Lauf der Fol-<br />
gejahre auf 14 Millionen Euro zu erhöhen. Die Arbeitsgruppe sieht eine solche<br />
Etatanhebung als die entscheidende Voraussetzung da<strong>für</strong> an, die in dieser Film-<br />
konzeption definierten Ziele zu erreichen.<br />
2) Weiter wird empfohlen, konkrete Förderschwerpunkte und Zielvorgaben zu defi-<br />
nieren, an denen sich die Vergabegremien der MFG Medien- und Filmgesell-<br />
schaft orientieren können. Dabei sollte neben der Höhe der Landeseffekte auch<br />
deren Qualität berücksichtigt werden.<br />
3) Im Interesse einer wirtschaftlichen Weiterentwicklung des Filmstandorts sollte<br />
sich die Verstärkung der baden-württembergischen Filmförderung grundsätzlich<br />
auf folgende Bereiche konzentrieren, wobei selbstverständlich auch hier das<br />
Grunderfordernis der kulturellen Qualität entscheidend bleibt:<br />
• Nachwuchsproduktionen (beginnend mit Diplom- und Debütfilmen bis hin zu<br />
ersten Kino- und Fernseh-Primetime-Produktionen)<br />
• Kinofilme mit hohem Visual-Effects- bzw. Dienstleisteranteil<br />
• Animation Media (siehe Kapitel IV)<br />
- <strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> -
- 21 -<br />
• Anschubfinanzierung zur Akquise von Fernsehserien unter Einbeziehung<br />
möglichst vieler baden-württembergischer Filmschaffender - wobei dies nur<br />
ausnahmsweise in Betracht kommen kann, weil Fernsehserien in der Regel<br />
ohne Filmförderung finanziert werden können<br />
- <strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> -
- 22 -<br />
II. Auftragssituation <strong>für</strong> Produzenten und Dienstleister<br />
Bindung von Kreativen an den Standort<br />
Platzierung von Fernsehserien<br />
1. Derzeitige Situation<br />
Mit der MFG Medien- und Filmgesellschaft und der Filmakademie verfügt <strong>Baden</strong>-<br />
<strong>Württemberg</strong> über zwei wesentliche Grundbausteine <strong>für</strong> den Aufbau eines erfolgrei-<br />
chen Filmstandorts. In der <strong>Filmkonzeption</strong> aus dem Jahr 2000 wurden weitere<br />
Grundlagen geschaffen: eine zentrale Beratungsstelle <strong>für</strong> die Filmwirtschaft, mehrere<br />
regionale Filmberatungsstellen und mit der Akademie <strong>für</strong> Darstellende Kunst in Lud-<br />
wigsburg eine weitere zentrale Ausbildungsstätte. Dazu kommt eine traditionell hohe<br />
Dichte an gewerblichen und kommunalen Kinos, ferner eine Reihe erfolgreicher Film-<br />
festivals.<br />
In den letzten Jahren gab es in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> - auch dank der Tätigkeit der<br />
MFG Medien- und Filmgesellschaft - sowohl im Bereich des Spiel- und Dokumentar-<br />
films als auch im Bereich der Animation Media (siehe Kapitel IV) eine Reihe von Un-<br />
ternehmensgründungen.<br />
Im Bereich der Animation und teilweise auch der Visual Effects konnten sich junge<br />
Firmen durch die Zusammenarbeit mit arrivierten, am Markt etablierten Unternehmen<br />
weiterentwickeln. Die auf Animation Media spezialisierten Firmen haben - vor allem<br />
im Bereich des Werbe- und Wirtschaftsfilms - in kurzer Zeit ein beachtliches Produk-<br />
tionsvolumen erreicht.<br />
Demgegenüber gestaltet sich die Entwicklung der Unternehmen im Bereich der klas-<br />
sischen Fernsehproduktion und des Kinofilms langwieriger und schwieriger. Erfolg-<br />
reich sind hier vor allem diejenigen Produktionsfirmen (meist Gründungen von oder<br />
mit Absolventen der Filmakademie oder der Hochschule <strong>für</strong> Gestaltung Karlsruhe),<br />
die mehrgleisig sowohl fiktionale als auch dokumentarische Formate produzieren.<br />
Die grundsätzlichen Voraussetzungen <strong>für</strong> eine kontinuierliche Aufwärtsentwicklung<br />
des Filmstandorts <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> sind somit gegeben. Dabei wird von Kennern<br />
der Filmbranche in starkem Umfang die Meinung vertreten, dass die Chancen <strong>für</strong> ein<br />
kontinuierliches Wachstum am Filmstandort <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> am ehesten in der<br />
Region Stuttgart/Ludwigsburg vorhanden sind.<br />
- <strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> -
- 23 -<br />
Trotz der herausragenden Stellung der Filmakademie und trotz des Erfolgs zahlrei-<br />
cher Filme und Kreativer aus dem Land suchen jedoch nach wie vor viele Absolven-<br />
tinnen und Absolventen der Filmakademie ihre berufliche Zukunft außerhalb <strong>Baden</strong>-<br />
<strong>Württemberg</strong>s. Hauptursache da<strong>für</strong> ist die Tatsache, dass die Zahl und das Volumen<br />
der in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> produzierten Filme noch nicht die „kritische Masse“ er-<br />
reicht haben, um einer größeren Zahl von Produzenten, Dienstleistern und Kreativen<br />
ein dauerhaftes Verbleiben im Land zu ermöglichen.<br />
Die Infrastruktur des Filmstandorts <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> hat sich in den letzten Jah-<br />
ren zwar deutlich verbessert; <strong>für</strong> eine kontinuierliche, industrielle Filmproduktion fehlt<br />
es allerdings immer noch an einigen Faktoren. Die baden-württembergische Filmpoli-<br />
tik sollte sich deshalb in den nächsten Jahren vor allem darauf konzentrieren, die<br />
Infrastruktur am Filmstandort zu verdichten. Dabei korrespondiert das eine Ziel - eine<br />
größere Zahl von Absolventinnen und Absolventen der baden-württembergischen<br />
Ausbildugnseinrichtungen an den Standort zu binden - unmittelbar mit einem zweiten<br />
Ziel, nämlich die Auftragssituation der hiesigen Filmschaffenden zu verbessern und<br />
das Produktionsvolumen am Filmstandort auf die notwendige „kritische Masse“ zu<br />
erhöhen.<br />
Erhebliche Bedeutung hat in diesem Zusammenhang die Akquise von Fernsehserien<br />
<strong>für</strong> den hiesigen Standort. Hier kommt hinzu, dass Serien auch <strong>für</strong> die Imagebildung<br />
eines Landes sehr wichtig sind. <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> ist bisher in den Programmen<br />
der privaten und der meisten öffentlich-rechtlichen Fernsehsender unterrepräsentiert.<br />
Zusammenfassend stellen sich <strong>für</strong> die Filmpolitik somit drei gleichrangige, eng mit-<br />
einander verflochtene Ziele:<br />
• möglichst schnell die Verbesserung der Auftragssituation <strong>für</strong> Produzenten<br />
und Dienstleister<br />
• als Mittel dazu insbesondere die Platzierung von Fernsehserien in <strong>Baden</strong>-<br />
<strong>Württemberg</strong><br />
• langfristig die stärkere Bindung von Produzenten, Dienstleistern und Kreati-<br />
ven an den Standort<br />
- <strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> -
- 24 -<br />
Die im folgenden Abschnitt entwickelten Maßnahmenvorschläge können nicht isoliert<br />
einem einzelnen dieser Ziele zugeordnet werden. Sie betreffen vielmehr alle drei Zie-<br />
le gleichermaßen.<br />
2. Bewertung<br />
Um eine Auftragslage sowie Produktionsmöglichkeiten zu schaffen, die ein Verblei-<br />
ben von Filmschaffenden in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> wirtschaftlich sinnvoll erscheinen<br />
lassen, kommen grundsätzlich folgende Maßnahmen in Frage:<br />
• eine deutliche Erhöhung der Filmfördermittel, um stärker als bisher Anreize<br />
<strong>für</strong> Produzenten und Auftraggeber schaffen zu können<br />
• eine stärkere Berücksichtigung des Standorts <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> in den<br />
Programmentscheidungen der Fernsehsender (bei der Wahl des Drehorts,<br />
der Vergabe von Aufträgen und der Schaffung von Koproduktionsmöglich-<br />
keiten)<br />
• die gezielte Kooperation des Landes und der MFG Medien- und Filmgesell-<br />
schaft mit Fernsehsendern<br />
Im Interesse einer möglichst kontinuierlichen Auslastung des Standorts sowie der<br />
Bindung von Filmschaffenden, die aus <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> stammen oder hier aus-<br />
gebildet wurden, sollte das Augenmerk dabei zum einen auf Fernsehserien, zum an-<br />
deren auf eine nachhaltige Förderung des Nachwuchses gelegt werden.<br />
Beide Bereiche, Serien und Nachwuchs, erfordern sowohl das Engagement von<br />
Fernsehsendern als auch eine Begleitung durch die Filmförderung, letztere im Fall<br />
von Serien allerdings nur <strong>für</strong> einen Übergangszeitraum und auch nur in Form einer<br />
Entwicklungs- oder Anschubförderung. Beide könnten deshalb auch Gegenstand<br />
einer gezielten Kooperation des Landes mit Fernsehsendern sein.<br />
In diesem Zusammenhang sehr zu begrüßen ist die Absicht des Südwestrundfunks,<br />
den Ansatz <strong>für</strong> Kinoproduktionen in seinem Etat von derzeit 300.000 Euro auf<br />
500.000 Euro im Jahr 2009 und auf 1 Million Euro im Jahr 2010 erhöhen.<br />
- <strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> -
- 25 -<br />
Ein weiterer <strong>für</strong> das Produktionsvolumen in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> sehr wesentlicher<br />
Bereich liegt in den Animation Media, die in Kapitel IV einer genaueren Betrachtung<br />
unterworfen werden.<br />
2.1 Fernsehserien<br />
Die Serienproduktion ist aus vielen Gründen ein optimales Mittel, um Kreative und<br />
Dienstleister nachhaltig an den Standort zu binden, um den Standort populär zu ma-<br />
chen und um dauerhafte Standorteffekte zu erzielen.<br />
Zur Zeit gibt es in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> kaum ein Filmproduktionsunternehmen, wel-<br />
ches die kostenintensive und schwer planbare Entwicklung von lang laufenden Se-<br />
rienformaten bewältigen kann. Auch die Realisierung solcher Serien ist mit den der-<br />
zeitigen Produktionsstrukturen nicht bzw. nur in Teilen möglich. Bei größeren Serien-<br />
projekten tendieren Fernsehsender deshalb erfahrungsgemäß dazu, erfahrene, kapi-<br />
tal- und strukturstarke Unternehmen an den etablierten Medienstandorten zu beauf-<br />
tragen.<br />
In der ersten Phase der Serienakquise muss es deshalb vor allem darum gehen, jeg-<br />
liche Serienaktivität im Land zu unterstützen, damit die hiesigen Filmschaffenden<br />
Erfahrung in der Realisierung von Fernsehserien sammeln können. Gelingt dies im<br />
notwendigen Umfang, so ist es nur eine Frage der Zeit, bis eine Festigung der hiesi-<br />
gen Produktionsstrukturen und eine spürbare Belebung des Filmstandorts in Gang<br />
kommen wird.<br />
Um diese Serienaktivitäten zu unterstützen, gibt es grundsätzlich zwei Möglichkeiten:<br />
• Zum einen sollte versucht werden, Fernsehsender und etablierte auswärtige<br />
Serienproduzenten <strong>für</strong> die Realisierung von Serien am hiesigen Filmstandort<br />
zu gewinnen. Als eines der bevölkerungsreichsten Länder Deutschlands hat<br />
<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> ein großes Zuschauerpotential, das mehr Fernsehbilder<br />
aus dem Land sicher begrüßen würde. Entsprechend hoch ist auch die Quo-<br />
tenerwartung bei einer authentischen, gut gemachten <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>-<br />
Serie. Der Landesregierung wird deshalb empfohlen, Verhandlungen mit allen<br />
öffentlich-rechtlichen und privaten Sendern und Senderverbünden aufzuneh-<br />
men, die <strong>für</strong> die Ausstrahlung baden-württembergischer Fernsehserien in Fra-<br />
ge kommen. Ebensolche Verhandlungen werden mit den etablierten deut-<br />
schen Serienproduzenten empfohlen.<br />
- <strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> -
- 26 -<br />
• Zum zweiten sollten die Entwicklung und anschubweise auch die Produktion<br />
eigener Serien durch baden-württembergische Firmen unterstützt und die Auf-<br />
geschlossenheit von Fernsehsendern <strong>für</strong> deren Serienideen erhöht werden.<br />
Bedingung <strong>für</strong> eine, allerdings nur ausnahmsweise in Frage kommende Anschubför-<br />
derung von Serien ist in beiden Fällen, dass in deren Realisierung (und im zweiten<br />
Fall auch in die Entwicklung) möglichst stark Filmschaffende aus dem Land und Ab-<br />
solventen der baden-württembergischen Filmausbildungseinrichtungen einbezogen<br />
werden.<br />
Unabhängig von Serien sollten bevorzugt auch Kooperationsprojekte baden-württem-<br />
bergischer Produzenten mit größeren auswärtigen Produktionsunternehmen unter-<br />
stützt werden, um einen Know-how-Transfer und eine Professionalisierung der hiesi-<br />
gen Produktionsfirmen zu erreichen. Es gibt in der Vergangenheit mehrere Beispiele,<br />
wie baden-württembergische Nachwuchsproduzenten sinnvoll in die Arbeit großer<br />
Produktionshäuser eingebunden werden können, um sich auf diese Weise weiterzu-<br />
entwickeln. Diese spezielle Form der Produzentennachwuchsförderung sollte des-<br />
halb von der Förderpolitik und von den auftraggebenden Fernsehsendern weiter ge-<br />
pflegt werden.<br />
2.2 Nachwuchsförderung<br />
Der größte Teil der baden-württembergischen Filmproduktionsunternehmen wurde<br />
von oder unter Einbindung von Absolventen der Filmakademie gegründet. Dies und<br />
die Tatsache, dass die Filmakademie und auch andere Ausbildungseinrichtungen im<br />
Land jedes Jahr eine Reihe hochqualifizierter Filmschaffender in den freien Markt<br />
entlassen, macht deutlich, dass die Förderung des filmischen Nachwuchses <strong>für</strong> die<br />
Entwicklung des Filmstandorts <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> von entscheidender Bedeutung<br />
ist.<br />
Sowohl der Südwestrundfunk als auch die MFG Medien- und Filmgesellschaft enga-<br />
gieren sich bereits bisher in hohem Maße <strong>für</strong> die Nachwuchsförderung. Im Bereich<br />
des Dokumentarfilms geschieht dies vor allem durch das Förderabkommen „Junger<br />
Dokumentarfilm“: Studierende und Absolventen der Filmakademie erhalten dabei die<br />
Chance, ihren Diplom- bzw. Debütfilm mithilfe einer Förderung im Land zu realisieren<br />
und im SWR Fernsehen zu präsentieren. Das Pendant dazu im Spielfilmbereich ist<br />
das Förderabkommen „Fifty-Fifty“, an dem neben dem Südwestrundfunk auch das<br />
ZDF beteiligt ist, und das Absolventen (in besonderen Fällen auch Studierenden) der<br />
- <strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> -
- 27 -<br />
Filmakademie die Möglichkeit zu einem Debütfilm innerhalb der Programmreihen<br />
„Debüt im Ersten“, „Debüt im Dritten“ und „Das kleine Fernsehspiel“ bietet. Bei bei-<br />
den Förderprogrammen ist in der Regel ein baden-württembergischer Produzent be-<br />
teiligt. Im Idealfall fördern der „Junge Dokumentarfilm“ und „Fifty-Fifty“ somit sowohl<br />
den künstlerischen als auch den Produzentennachwuchs im Land.<br />
Während Regisseure, Autoren und andere Kreative auf der Grundlage solcher De-<br />
bütfilme beste Voraussetzungen haben, sich in der Filmbranche zu etablieren und<br />
Anschlussaufträge zu erhalten, tun sich Debütfilmproduzenten damit erheblich<br />
schwerer. In der Regel gelingt es ihnen weder beim Südwestrundfunk noch beim<br />
ZDF, über Debütfilme hinaus an attraktive Produktionsaufträge zu kommen. Eine<br />
Hauptschwierigkeit dabei liegt in der Entwicklung sendeplatztauglicher Filmstoffe<br />
(siehe Abschnitt 2.3).<br />
Die Konzentration der jungen baden-württembergischen Produzenten auf Debütpro-<br />
duktionen hat zur Folge, dass die Kreativen, die sich mit ihnen profiliert haben, am<br />
Standort <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> keine ausreichenden Weiterbeschäftigungsmöglichkei-<br />
ten finden und gezwungen sind, stattdessen mit etablierten Produktionsfirmen an<br />
anderen Standorten zusammenzuarbeiten. Eine weitere Folge ist, dass die betroffe-<br />
nen, auf Debütfilme beschränkten Produzenten über kurz oder lang in finanzielle<br />
Schwierigkeiten kommen.<br />
Grund da<strong>für</strong> ist, dass mit Debütproduktionen zwar Preise erzielt und Anerkennung<br />
erlangt werden kann (durchaus auch auf internationaler Ebene), dass aber die we-<br />
nigsten dieser Filme wirtschaftlich weiterverwertet werden können. Hinzu kommt,<br />
dass diese Filme oft mit vergleichsweise niedrigen Budgets hergestellt werden,<br />
gleichzeitig aber wegen des Qualitätsanspruchs der debütierenden Kreativen ein ho-<br />
hes Überschreitungsrisiko bergen. Deshalb können Debütproduzenten oft keine aus-<br />
reichenden Gewinne realisieren. Darüber hinaus führt diese Produktionsweise auch<br />
häufig dazu, dass die Projekte mit schlecht bezahlten Praktikanten und Volontären<br />
umgesetzt werden, was den Bemühungen um das qualitative Ansehen und die Pro-<br />
fessionalisierung des hiesigen Filmstandorts abträglich ist.<br />
Vor diesem Hintergrund sollten Debütfilme <strong>für</strong> Nachwuchsproduzenten deshalb dazu<br />
dienen, ihnen die Tür zu weiteren, lukrativeren Fernseh- oder Kinokoproduktionen zu<br />
öffnen. Die Übergangsmöglichkeiten von der bisherigen Nachwuchsförderung zu<br />
besser ausgestatteten Fernsehformaten, sei es im Rahmen von Auftrags- oder Kino-<br />
koproduktionen, sollten deshalb erleichtert werden.<br />
- <strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> -
- 28 -<br />
Eine Förderung durch die Programme „Junger Dokumentarfilm“ und „Fifty-Fifty“ ist<br />
eine Visitenkarte <strong>für</strong> die jeweiligen Produktionsfirmen. Die weiteren Entwicklungs-<br />
schritte <strong>für</strong> die notwendige Professionalisierung müssen in enger Zusammenarbeit<br />
mit den Fernsehanstalten und in Einzelfällen auch mithilfe von Filmförderung getan<br />
werden. Die aktuelle Entwicklung hat dazu geführt, dass die Debütformate des Süd-<br />
westrundfunks und des ZDF und somit auch die Nachwuchsförderprogramme „Jun-<br />
ger Dokumentarfilm“ und „Fifty-Fifty“ inzwischen auch Diplomfilme der Filmakademie<br />
mit einbeziehen können. Deshalb sollten die bereits vorhandenen Förderprogramme<br />
sowie alle weiteren Nachwuchsaktivitäten des Südwestrundfunks, des ZDF, der pri-<br />
vaten Sender, der MFG Filmförderung und der Filmakademie zu einem Gesamtpaket<br />
Nachwuchsförderung gebündelt und gegebenenfalls weiterentwickelt werden, und<br />
zwar in Anlehnung an ähnliche Programme anderer Landesförderanstalten (die aller-<br />
dings im Bereich der Produktionsförderung besser ausgestattet sind als die MFG<br />
Filmförderung). Ziel dabei muss sein, nicht nur dem kreativen Nachwuchs, sondern<br />
auch jungen baden-württembergischen Filmproduzenten Entwicklungsperspektiven<br />
im Fernsehen zu eröffnen.<br />
Unabhängig davon wird angeregt, bei allen Nachwuchsförderprogrammen einheitlich<br />
auf den Eigenmitteleinsatz des Produzenten zu verzichten.<br />
Darüber hinaus wird empfohlen, das Engagement der Sender ProSieben und SAT.1<br />
an der Filmakademie zum Anlass zu nehmen, eine intensivere Kooperation mit der<br />
Sendergruppe im Bereich der Nachwuchsförderung anzustreben.<br />
Unabhängig von den beiden Förderabkommen mit der MFG Medien- und Filmgesell-<br />
schaft hat der Südwestrundfunk seine Bereitschaft erklärt, Nachwuchskräften weitere<br />
Möglichkeiten in seinem Programm zu eröffnen: So wird der Sender in Zukunft - ein<br />
überzeugendes Konzept vorausgesetzt - zusätzlich zu seinen bisherigen Nach-<br />
wuchsinitiativen jährlich einen Regisseur oder eine Regisseurin der Reihe „Junger<br />
Dokumentarfilm“ oder einen Absolventen der Filmakademie <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> mit<br />
einem Dokumentarfilm <strong>für</strong> das SWR Fernsehen beauftragen.<br />
Ein wichtiger Bereich der Nachwuchsförderung sind außerdem die sogenannten<br />
Drittmittelprojekte der Filmakademie. Sie ermöglichen die Einbindung von Absolven-<br />
ten der Filmakademie in konkrete Filmproduktionen und halten damit die Bindung<br />
dieser Absolventen an den hiesigen Filmstandort aufrecht.<br />
Die Drittmittelprojekte bieten jedoch nicht nur den Absolventen im kreativen Bereich<br />
Entfaltungsmöglichkeiten. Sie bergen auch die Chance, baden-württembergische<br />
- <strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> -
- 29 -<br />
Nachwuchsproduzenten einzubinden. Der Landesregierung wird deshalb empfohlen,<br />
darauf hinzuwirken, dass die Filmakademie mit den <strong>für</strong> eine Kooperation in Frage<br />
kommenden Filmproduzenten in der Region Stuttgart/Ludwigsburg ein Verfahren <strong>für</strong><br />
eine kontinuierliche Zusammenarbeit im Rahmen ihrer Drittmittelprojekte entwickelt.<br />
2.3 Qualifizierung der baden-württembergischen Nachwuchsproduzenten<br />
Die Entwicklung vom Nachwuchs- zum etablierten Produzenten erfordert auf Seiten<br />
der betroffenen Unternehmen die Bereitschaft, sich einer möglichst großen Bandbrei-<br />
te an Formaten und Stoffen zu stellen und dabei auch die Realisierung von Wirt-<br />
schafts-, Industrie- und Imagefilmen in Betracht zu ziehen. Die Entscheidung, sich<br />
über Debüt und Arthouse hinaus eine wirtschaftliche Perspektive aufzubauen, liegt<br />
jedoch - zumindest im Bereich des Spielfilms, des Dokumentarfilms und der Serie -<br />
nicht allein im Ermessen des jeweiligen Produzenten. Es bedarf dazu vielmehr kon-<br />
kreter Perspektiven auf Seiten der Fernsehsender und der Filmförderung, wie sie im<br />
vorhergehenden Abschnitt aufgezeigt wurden. Es bedarf jedoch auch einer inhaltli-<br />
chen und finanziellen Qualifizierung der Produzenten, und zwar insbesondere im Be-<br />
reich der Stoffentwicklung.<br />
Die Entwicklung sendeplatztauglicher Stoffe ist der entscheidende Schritt, um Pro-<br />
duktionsaufträge von Fernsehsendern zu erhalten. Die Stoffentwicklung ist jedoch<br />
- wenn sie professionell und in der nötigen Schnelligkeit und Vielfalt erfolgen soll -<br />
sehr kostenintensiv. In der Konkurrenz zwischen etablierten Produzenten und Nach-<br />
wuchsfirmen herrscht hier ein besonders markantes (und wettbewerbsentscheiden-<br />
des) Ungleichgewicht.<br />
Die MFG Medien- und Filmgesellschaft hat die Wichtigkeit dieses Bereichs frühzeitig<br />
erkannt und deshalb eine sehr fortschrittliche und effektive Drehbuchförderung ent-<br />
wickelt. Mehr als ein Fünftel der von der MFG Filmförderung unterstützten Dreh-<br />
buchentwicklungen wurde bisher verfilmt, und viele weitere geförderte Drehbücher<br />
haben konkrete Realisierungsaussichten. Auch zahlreiche nationale und internatio-<br />
nale Festivalpreise sowie Erfolge in Kino und Fernsehen belegen den Erfolg der ba-<br />
den-württembergischen Drehbuchförderung.<br />
Die Entscheidung <strong>für</strong> eine Auftragsvergabe fällt jedoch in vielen Fällen schon vor der<br />
Drehbuchentwicklung. Eine effektive Stoffentwicklungsförderung muss deshalb<br />
schon früher einsetzen. Hier<strong>für</strong> wurde bereits in der letzten <strong>Filmkonzeption</strong> das För-<br />
dermodul „Incentive Funding“ entwickelt, welches baden-württembergische Produ-<br />
- <strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> -
- 30 -<br />
zenten in die Lage versetzt, mehrere Stoffe gleichzeitig bis zur Präsentations- und<br />
Entscheidungsreife zu entwickeln.<br />
Vor dem Hintergrund der obigen Ausführungen sollte Incentive Funding in der Weise<br />
weiterentwickelt werden, dass Produzenten gezielt auch bei der Entwicklung von Se-<br />
rienstoffen unterstützt werden. Auch im nachfolgenden Bereich der produktionsvor-<br />
bereitenden Maßnahmen kann Filmförderung diesbezüglich sehr hilfreich sein. Au-<br />
ßerdem wird empfohlen, Incentive Funding um die Möglichkeit sogenannter „Pitches“<br />
zu erweitern und Produzenten insoweit stärker als bisher die Teilnahme am Wettbe-<br />
werb um Auftragsproduktionen zu ermöglichen. Im übrigen wird empfohlen, Incentive<br />
Funding im Rahmen des beihilferechtlich Möglichen mit größtmöglicher Flexibilität <strong>für</strong><br />
die geförderten Nachwuchsproduzenten auszugestalten.<br />
2.4 Sonstiges<br />
Eine weitere Maßnahme zur Bindung von Produzenten und Dienstleistern könnten<br />
konkrete Ansiedlungsanreize oder -erleichterungen sein, beispielsweise in Form von<br />
Stipendien oder durch die Ausweisung von Startup-Zentren, wo Nachwuchsunter-<br />
nehmen der Filmbranche zu besonders günstigen Bedingungen Räume zur Verfü-<br />
gung gestellt werden. In diesem Zusammenhang sollten auch die bestehenden Tech-<br />
nologie- bzw. Gründerzentren - beispielsweise die vom Land in den letzten Jahren<br />
geförderten Softwarezentren - aufgefordert werden, sich gezielt auch Existenzgrün-<br />
dern aus dem Filmbereich zu öffnen.<br />
Geprüft werden sollte auch, inwieweit eine gezielte Förderung von Existenzgründern<br />
im Filmbereich sinnvoll wäre, beispielsweise nach dem Vorbild des brandenburgi-<br />
schen Media-Exist-Programms.<br />
3. Beschlussvorschlag<br />
1) Der Landesregierung wird empfohlen, zur Platzierung von Fernsehserien am<br />
hiesigen Filmstandort Verhandlungen mit allen öffentlich-rechtlichen und privaten<br />
Sendern und Senderverbünden aufzunehmen, die <strong>für</strong> die Ausstrahlung baden-<br />
württembergischer Fernsehserien in Frage kommen. Ebensolche Verhandlungen<br />
werden mit den etablierten deutschen Serienproduzenten empfohlen.<br />
- <strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> -
- 31 -<br />
2) Außerdem wird der Landesregierung empfohlen, alle notwendigen Schritte zu<br />
unternehmen, um die Aufgeschlossenheit von Fernsehsendern <strong>für</strong> eine Serien-<br />
produktion in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> zu erhöhen. In Ausnahmefällen sollen gezielt<br />
die Entwicklung und anschubweise auch die Produktion baden-württembergi-<br />
scher Serien unterstützt werden.<br />
3) Der Landesregierung wird ferner empfohlen, mit dem Südwestrundfunk, dem<br />
ZDF sowie mit privaten Sendern über die Bündelung und Weiterentwicklung aller<br />
Aktivitäten im Bereich der Nachwuchsförderung zu verhandeln, und zwar mit<br />
dem Ziel, nicht nur dem kreativen Nachwuchs, sondern auch jungen baden-würt-<br />
tembergischen Filmproduzenten Entwicklungsperspektiven im Fernsehen zu er-<br />
öffnen.<br />
4) Entsprechende Verhandlungen sollten auch mit Privatsendern geführt werden.<br />
Dabei sollte insbesondere das Engagement der Sender ProSieben und SAT.1<br />
an der Filmakademie zum Anlass genommen werden, eine intensivere Koopera-<br />
tion mit der Sendergruppe im Bereich der Nachwuchsförderung anzustreben.<br />
5) Der Landesregierung wird weiter empfohlen, darauf hinzuwirken, dass die Film-<br />
akademie mit den <strong>für</strong> eine Kooperation in Frage kommenden Filmproduzenten in<br />
der Region Stuttgart/Ludwigsburg ein Verfahren <strong>für</strong> eine kontinuierliche Zusam-<br />
menarbeit im Rahmen ihrer Drittmittelprojekte entwickelt.<br />
6) Für das Fördermodul Incentive Funding der MFG Medien- und Filmgesellschaft<br />
wird empfohlen, dieses in der Weise weiterzuentwickeln, dass Produzenten ge-<br />
zielt auch bei der Entwicklung von Serienstoffen unterstützt werden können. Au-<br />
ßerdem wird empfohlen, Incentive Funding um die Möglichkeit sogenannter „Pit-<br />
ches“ zu erweitern und Produzenten insoweit stärker als bisher die Teilnahme<br />
am Wettbewerb um Auftragsproduktionen zu ermöglichen. Im übrigen wird emp-<br />
fohlen, Incentive Funding im Rahmen des beihilferechtlich Möglichen mit größt-<br />
möglicher Flexibilität <strong>für</strong> die geförderten Nachwuchsproduzenten auszugestalten.<br />
- <strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> -
- 32 -<br />
III. Förderung und Entwicklung des Filmstandorts<br />
(Vernetzung, Clusterförderung, Öffentlichkeitsarbeit)<br />
1. Derzeitige Situation<br />
Die Profilierung des Filmstandorts wurde bereits in der letzten <strong>Filmkonzeption</strong> Ba-<br />
den-<strong>Württemberg</strong> als wesentliches Ziel der Filmpolitik formuliert. Die MFG Medien-<br />
und Filmgesellschaft <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> hat seitdem eine Vielzahl von Vernet-<br />
zungsaktivitäten entfaltet. Sie hat außerdem gezielte Öffentlichkeitsarbeit <strong>für</strong> das<br />
„Filmland <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>“ betrieben und mit der Schaffung einer zentralen Be-<br />
ratungsstelle <strong>für</strong> die Filmwirtschaft sowie mehrerer regionaler Beratungsstellen (Film<br />
Commissions) eine effizientere Vernetzung von Filmproduzenten, Filmschaffenden<br />
und technischen Dienstleistern in Gang gebracht.<br />
Allerdings waren auch andere Länder in diesen Bereichen sehr aktiv. Bayern bei-<br />
spielsweise betreibt eine gezielte Clusterförderung <strong>für</strong> den Bereich Audiovisuelle<br />
Medien. In Nordrhein-Westfalen wurde ein Cluster Medienwirtschaft identifiziert und<br />
zu einem Förderschwerpunkt erklärt.<br />
Im Vergleich dazu stößt die MFG Medien- und Filmgesellschaft <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />
mit ihren personellen und finanziellen Ressourcen an Grenzen. Die Wirksamkeit und<br />
Nachhaltigkeit, die andere Länder mit einer institutionalisierten Clusterförderung er-<br />
zielen, kann mit den derzeit vorhandenen Mitteln nicht erreicht werden. Manche er-<br />
folgversprechende Initiative konnte deshalb nicht mit der Konsequenz weiterverfolgt<br />
werden, wie dies sinnvoll gewesen wäre und wie dies in anderen Ländern möglich<br />
ist.<br />
Hinzu kommt, dass der Filmstandort <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> trotz großer Fortschritte<br />
national und international noch nicht in dem Maße wahrgenommen wird, wie es an-<br />
gemessen und wünschenswert wäre. <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> gilt dank des Erfolgs der<br />
Filmakademie in der internationalen Filmbranche vor allem als Ausbildungsstandort.<br />
Die Vielfalt der hiesigen Produktionsaktivitäten, die vom Spiel- und Dokumentarfilm<br />
über den Animationsfilm bis zur Realisierung von Werbe- und Wirtschaftsfilmen so-<br />
wie Visual Effects reichen, wird dagegen noch zu wenig wahrgenommen.<br />
- <strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> -
2. Bewertung<br />
- 33 -<br />
Eine Intensivierung der Vernetzungs- und Werbeaktivitäten am und <strong>für</strong> den Film-<br />
standort ist zur Stärkung der Filmwirtschaft insbesondere im Wettbewerb mit anderen<br />
Ländern dringend notwendig. Besonders gilt dies <strong>für</strong> diejenigen Bereiche der Film-<br />
produktion, die der kulturellen Filmförderung nicht zugänglich sind (z.B. den Werbe-<br />
und Wirtschaftsfilm) und die nur auf diese Art gefördert werden können.<br />
Standortmarketing und Vernetzung erfordern jedoch eine koordinierende Instanz und<br />
können erfahrungsgemäß nicht von den am Standort tätigen Unternehmen alleine<br />
geleistet werden.<br />
Eine institutionalisierte Vernetzungsinstanz könnte außerdem stärker auf einzelne<br />
Segmente der Filmbranche im Land eingehen und beispielsweise gezielte Kampag-<br />
nen auch <strong>für</strong> den Werbefilm- oder den Animationsstandort <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> ent-<br />
wickeln. Um wirksam und nachhaltig arbeiten zu können, benötigt sie allerdings zu-<br />
mindest mittelfristig eine ausreichende Ausstattung mit Personal und Projektmitteln,<br />
wie sie beispielsweise mit einer Clusterförderung durch das Land erreicht werden<br />
könnte.<br />
Eine solche Clusterinitiative <strong>für</strong> den Filmstandort könnte die tragfähige zukünftige<br />
Entwicklung auch in den größeren Kontext der Kreativwirtschaft und der Informati-<br />
onstechnologie stellen. Die Bereiche Film, TV und Kino sind nicht nur traditionell der<br />
Kreativwirtschaft zuzuordnen, sondern durch die Konvergenz der Medien auch ver-<br />
stärkt unter dem Aspekt der digitalen Wertschöpfung zu sehen. Die vielfach diskutier-<br />
te Konvergenz der Medien ist ein Prozess, der bereits vor längerer Zeit in Gang ge-<br />
kommen ist. Dennoch ist erst seit wenigen Jahren diese Konvergenz tatsächlich so<br />
weit fortgeschritten, dass die Unternehmen und die Kreativen, unter anderem in Film,<br />
TV und Kino, damit unausweichlich konfrontiert werden. Daher gilt es jetzt dringend,<br />
auf die veränderten Rahmenbedingungen zu reagieren.<br />
Vor diesem Hintergrund ist es <strong>für</strong> die Entwicklung des Filmstandorts <strong>Baden</strong>-Württem-<br />
berg auch entscheidend, dass sich die Filmwirtschaft wesentlich stärker mit der in-<br />
formations- und kommunikationstechnischen Kompetenz im Land verknüpft.<br />
In diesem Kontext sollte eine Clusterinitiative <strong>für</strong> den Filmstandort nicht nur den klas-<br />
sischen Filmbereich (Film, TV, Kino) umfassen, sondern auch das Internet und die<br />
digitalen Medien (Digital Media) berücksichtigen. In der konkreten Ausgestaltung des<br />
- <strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> -
- 34 -<br />
Clustermanagements wird deshalb die MFG Medien- und Filmgesellschaft insgesamt<br />
eine zentrale Rolle spielen können und müssen.<br />
3. Perspektiven<br />
Eine Clusterinitiative <strong>für</strong> den Gesamtbereich Film und Digital Media könnte aufbauen<br />
auf:<br />
• die bisherigen Marketing- und Vernetzungsmaßnahmen der MFG Filmförderung<br />
• das Erfahrungswissen und die Kontakte der MFG Medienentwicklung<br />
• das Know-how über die Instrumentarien der klassischen Wirtschaftsförderung<br />
und die Instrumentarien der Clusterförderung<br />
In die Arbeit des Clustermanagements sollten auch die relevanten Wirtschaftsförder-<br />
gesellschaften im Land und insbesondere <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> International (bw-i),<br />
einbezogen werden. Außerdem wird die Zusammenarbeit mit dem Institut <strong>für</strong> Exis-<br />
tenzgründungen (Ifex) sowie den staatlichen Förderbanken besonders empfohlen.<br />
Von einem Clustermanagement sollten Interessierte auch Unterstützung bei wichti-<br />
gen Unternehmensansiedlungen und Filmprojekten von grundsätzlicher Bedeutung<br />
erhalten. Oft ist es derzeit nur unter Schwierigkeiten und mit erheblicher Zeitverzöge-<br />
rung möglich, Förder- und Unterstützungsmaßnahmen über den Bereich der MFG<br />
Filmförderung hinaus transparent zu machen oder gar in Aussicht zu stellen. In die-<br />
sem Zusammenhang wäre es vorstellbar, je nach Art des Ansiedlungs- oder Filmpro-<br />
jekts alle relevanten Entscheidungsträger kurzfristig zu einer „Task Force“ zusam-<br />
menzurufen. Die Zusammensetzung könnte je nach Einzelfall variieren und sollte<br />
neben dem Land und seinen Einrichtungen (Staatsministerium, Wirtschaftsministeri-<br />
um, MFG Medien- und Filmgesellschaft, Film Commissions, Filmakademie, Förder-<br />
banken) auch weitere wichtige Akteure einbeziehen (Fernsehsender, betroffene Pro-<br />
duzenten, Dienstleister, Banken, etc.). Allerdings ist unter dieser „Task Force“ keine<br />
feste Einrichtung zu verstehen, sondern ein nur im Bedarfsfall auf kurzem Dienstweg<br />
zu bildendes und in seiner Zusammensetzung je nach Einzelfall variierendes Gremi-<br />
um.<br />
Die landesweit agierende Clusterinitiative sollte möglichst schnell eine detaillierte<br />
Konzeption und ein Arbeitsprogramm vorlegen, um beim Wirtschaftsministerium zu<br />
- <strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> -
- 35 -<br />
gegebener Zeit unverzüglich einen Antrag auf Förderung beispielsweise aus EFRE-<br />
Mitteln einreichen zu können. Die Arbeitsgruppe geht davon aus, dass folgende Ele-<br />
mente Teil des Programms sein müssten:<br />
• die Vernetzung der baden-württembergischen Werbe- und Wirtschaftsfilm-<br />
produzenten mit den im Land vorhandenen Agenturen und Auftraggebern,<br />
beispielsweise auch mittels einer hochrangigen Begegnungsveranstaltung<br />
<strong>für</strong> Industrievertreter, Agenturen und Werbefilmproduzenten<br />
• die Koordinierung und Bündelung der Initiativen zur Information der Banken-<br />
branche über die Besonderheiten der Filmproduktion und der Filmfinanzie-<br />
rung<br />
• die Entwicklung von Maßnahmen, die die Aufgeschlossenheit der baden-<br />
württembergischen Banken <strong>für</strong> die Finanzierung von Unternehmen und Pro-<br />
jekten der Filmbranche verbessern<br />
• die Einrichtung eines landesweiten „Production Guides“ im Internet (nach<br />
dem Vorbild der Film Commission Region Stuttgart und in gleicher Struktur<br />
wie der landesweite „Location Guide“).<br />
• ergänzend zur Gesamtdarstellung des „Filmlandes <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>“<br />
auch die gezielte Bewerbung von Teilbereichen des Filmstandorts (Werbe-<br />
und Wirtschaftsfilmstandort, Animation Media <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>, etc.).<br />
• die Entwicklung eines Marketingkonzepts <strong>für</strong> den Animation-Media-Standort<br />
<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />
• die Verstärkung der Repräsentanz des Animation-Media-Standorts bei nati-<br />
onalen und internationalen Branchenveranstaltungen sowie die Akquise<br />
zentraler Branchenveranstaltungen im Bereich der Animation Media <strong>für</strong> Ba-<br />
den-<strong>Württemberg</strong><br />
• die Einführung und konsequente Verwendung einer neuen Marke „Animation<br />
Media <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>“<br />
• die Entwicklung eines Marketingkonzepts <strong>für</strong> den Werbe- und Wirtschafts-<br />
filmstandort <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />
- <strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> -
- 36 -<br />
4. Exkurs: Filmschau <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />
Die Filmschau <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> wird vom Filmbüro <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> e.V. ver-<br />
anstaltet und findet jährlich seit 1996 in Stuttgart statt. Ihr Potential als „Werkschau<br />
des baden-württembergischen Films“ wurde jedoch wegen ihres relativ geringen<br />
Budgets und ihrer weitgehend ehrenamtlichen Strukturen bisher noch nicht ausge-<br />
schöpft. Es wird deshalb vorgeschlagen, sie in folgender Weise konzeptionell weiter-<br />
zuentwickeln:<br />
• noch klarere Positionierung als „Schaufenster des baden-württembergischen<br />
Filmschaffens“ in allen Filmgattungen und Formaten<br />
• stärkere Einbindung filmrelevanter Institutionen im Land und Ausbau der Film-<br />
schau zu einer Vernetzungsplattform der gesamten baden-württembergischen<br />
Filmszene<br />
• Einbeziehung der europäischen Partnerregionen und Nachbarländer <strong>Baden</strong>-<br />
<strong>Württemberg</strong>s<br />
• Veranstaltung von Filmpremieren, Previews mit Gästen und Zuschauergesprä-<br />
chen<br />
• Durchführung von Fachveranstaltungen <strong>für</strong> die Filmbranche (Vorträge, Präsen-<br />
tationen, Werkstattgespräche u.ä.)<br />
• Schaffung von Präsentationsmöglichkeiten <strong>für</strong> Filmhochschulen<br />
• Auslobung weiterer Preise, insbesondere im Jugend- und Nachwuchsbereich<br />
• Öffnung <strong>für</strong> ein breiteres Publikum<br />
• Intensivierung der Öffentlichkeitsarbeit<br />
• Professionalisierung der Organisationsstrukturen<br />
Zur Finanzierung dieser konzeptionellen Erweiterungen wird eine angemessene Auf-<br />
stockung des Landeszuschusses <strong>für</strong> die Filmschau <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> empfohlen.<br />
- <strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> -
5. Beschlussvorschlag<br />
- 37 -<br />
1) Die Arbeitsgruppe Firmkonzeption empfiehlt der Landesregierung, eine landes-<br />
weite Clusterinitiative <strong>für</strong> den Gesamtbereich Film und Digital Media vorrangig zu<br />
fördern.<br />
2) Die Arbeitsgruppe empfiehlt der Clusterinitiative im Einzelnen, die oben genann-<br />
ten Maßnahmen in ihr Arbeitsprogramm aufzunehmen.<br />
3) Außerdem wird empfohlen, die Filmschau <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> zu einem öffent-<br />
lichkeitswirksamen „Schaufenster des baden-württembergischen Films“ weiter-<br />
zuentwickeln und den Landeszuschuss <strong>für</strong> das Festival angemessen zu erhö-<br />
hen.<br />
- <strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> -
- 38 -<br />
IV. Förderung des Bereichs Animation Media<br />
1. Derzeitige Situation<br />
Mit einem Umsatz von rund 54 Milliarden Euro im Jahr 2006 hat sich die Unterhal-<br />
tungs- und Medienbranche zu einem der wichtigsten Wirtschaftszweige in Deutsch-<br />
land entwickelt. Laut einer Prognose von PricewaterhouseCoopers wird der Umsatz<br />
bis 2011 auf rund 62 Milliarden Euro steigen. Innerhalb der Unterhaltungs- und Me-<br />
dienbranche ist der audiovisuelle Bereich derjenige mit den höchsten Steigerungsra-<br />
ten. Eine wesentliche Rolle spielen dabei Animationsfilme, Visual Effects, digitale<br />
Postproduktion, Computerspiele und alle damit verbundenen oder daraus entstehen-<br />
den Arten animierter Medien (Animation Media).<br />
Animation Media in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />
In Deutschland sind derzeit mehrere Standorte dabei, Entwicklungs- und Produkti-<br />
onskompetenz im Bereich der Animation Media aufzubauen. Dies eröffnet kleineren<br />
Filmstandorten wie <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> die Chance, sich in diesem Zukunftsfeld zu<br />
profilieren. Die Voraussetzungen da<strong>für</strong>, dass <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> möglicherweise<br />
sogar die führende Rolle unter den deutschen Animation-Media-Standorten spielen<br />
kann, sind - wie die folgende Aufzählung zeigt - durchaus vorhanden:<br />
• <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> verfügt über eine lange Animationsfilmtradition und eine in<br />
den vergangenen Jahren gewachsene Animationsbranche.<br />
• Vor allem in der Region Stuttgart gibt es kreativ und technisch sehr starke, er-<br />
folgreiche Animationsproduzenten und Visual-Effects-Dienstleister. Sie produ-<br />
zieren ein breites Spektrum von Animationsserien, Spielfilmen mit Visual Ef-<br />
fects, Computer- und Videospielen, Auftragsarbeiten und künstlerischen Anima-<br />
tionsspielfilmen.<br />
• Eine führende Stellung nimmt <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> insbesondere bei Visual-<br />
Effects-Herstellern ein: Zwei der größten deutschen Unternehmen befinden sich<br />
in der Region Stuttgart. Hinzu kommt eine Reihe mittlerer und kleinerer Unter-<br />
nehmen.<br />
• Einige Firmen in der Region Stuttgart sind derzeit dabei, ihre Kapazitäten zu<br />
bündeln, um gemeinsam internationale Kinoproduktionen mit hohem Visual-<br />
- <strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> -
- 39 -<br />
Effects-Anteil akquirieren zu können. Im Erfolgsfall ist die Einbindung weiterer<br />
am Standort ansässiger Unternehmen sowie die Kooperation mit der Filmaka-<br />
demie und weiteren Hochschulen in der Region geplant.<br />
• Ebenfalls gut platziert ist <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> bei den Animationsfilmproduzen-<br />
ten: Mehrere in der Region Stuttgart ansässige Firmen haben sich in den letz-<br />
ten Jahren sehr gut entwickelt und haben ohne Zweifel das Potential, internati-<br />
onal verwertbare Filme zu produzieren. Dazu kommt eine Reihe kleinerer Fir-<br />
men.<br />
• Bei den Entwicklern von Computerspielen ist <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> insbesondere<br />
im badischen Landesteil gut aufgestellt.<br />
• Mit dem Internationalen Trickfilm-Festival Stuttgart und der FMX finden die zwei<br />
wichtigsten deutschen Branchenveranstaltungen im Bereich der Animation Me-<br />
dia in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> statt.<br />
• Das Cartoon Forum, die wichtigste europäische Veranstaltung <strong>für</strong> Animations-<br />
serienproduzenten, Fernsehsender und Filmfinanziers, fand im Jahr 2008 in<br />
Ludwigsburg statt.<br />
• Die Filmakademie <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> mit ihrem renommierten Animationsin-<br />
stitut ist anerkanntermaßen die beste Ausbildungsstätte <strong>für</strong> Animation Media in<br />
Deutschland. Laut Ranking des 3D World Magazine aus dem Jahr 2007 liegt<br />
sie weltweit sogar auf Platz 2 der erfolgreichsten Filmschulen <strong>für</strong> Animation<br />
Media.<br />
Auf dieser Basis hat <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> die einmalige Chance, zum führenden<br />
Animation-Media-Standort in Deutschland zu werden. Sein Alleinstellungsmerkmal<br />
liegt in der Bündelung eines seit jeher technologisch geprägten Wirtschaftsstandorts<br />
mit gleichermaßen vorhandener kreativer und künstlerischer Kompetenz, ergänzt<br />
durch hervorragende Ausbildungsangebote.<br />
2. Bewertung<br />
Die zunehmende Bedeutung der Animation Media eröffnet große Chancen <strong>für</strong> den<br />
hiesigen Wirtschaftsstandort. Allerdings können diese Chancen nur genutzt werden,<br />
wenn die baden-württembergische Filmförderung die finanzielle Unterstützung dieses<br />
Bereichs intensiviert. Mit einer längerfristigen Förderung sowie gezieltem Standort-<br />
marketing könnten die Impulse gegeben und die Entwicklungen unterstützt bzw. in<br />
- <strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> -
- 40 -<br />
Gang gebracht werden, die notwendig sind, um <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> zum bundesweit<br />
führenden Animation-Media-Standort zu entwickeln.<br />
Bei den nachfolgenden Empfehlungen wird unterschieden zwischen Förderaktivitä-<br />
ten, die lediglich beratender, vermittelnder oder logistischer Natur sind, und solchen,<br />
die finanzielle Anreize bieten.<br />
2.1 Beratende, vermittelnde und logistische Förderaktivitäten<br />
a) Firmengründungen und -ansiedlungen<br />
Trotz des beachtlichen Ansiedlungserfolgs, der insbesondere seit Gründung der<br />
Filmakademie und der MFG Medien- und Filmgesellschaft zu verzeichnen ist, be-<br />
darf es in den nächsten Jahren weiterer Firmengründungen am Standort. Die poli-<br />
tische Aufmerksamkeit sollte dabei sowohl auf Neugründungen als auch auf die<br />
Ansiedlung etablierter nationaler und internationaler Firmen in <strong>Baden</strong>-<br />
<strong>Württemberg</strong> gerichtet sein.<br />
Die Basis da<strong>für</strong> bilden die bewährte Mittelstandsförderung des Landes, das För-<br />
derspektrum der MFG Medien- und Filmgesellschaft, die hohe VFX-Kompetenz<br />
der Filmakademie und ihrer Absolventen sowie die Strahlkraft der FMX, des In-<br />
ternationalen Trickfilm-Festivals Stuttgart mit dem Animation Production Day und<br />
des Cartoon Forums Ludwigsburg. In Kombination mit den Anreizen des Deut-<br />
schen FilmFörderFonds (DFFF) verleihen sie einer Ansiedlung von Animations-<br />
filmproduzenten und Animation-Media-Dienstleistern in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> hohe<br />
Attraktivität. Verstärkt wird diese durch vielfältige Beratungs- und Unterstützungs-<br />
angebote.<br />
Die Vielfalt an Ansprechpartnern kann jedoch <strong>für</strong> solche Ansiedlungsinteressen-<br />
ten zum Problem werden, die bei ihrer Investitionsentscheidung von eindeutigen<br />
und schnellen Entscheidungen und Aussagen abhängig sind. Die in Kapitel III<br />
empfohlene „Task Force“ sollte deshalb insbesondere auch im Bereich der Ani-<br />
mation Media zum Einsatz kommen.<br />
- <strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> -
) Standortmarketing<br />
- 41 -<br />
Trotz seiner unumstrittenen Kompetenz wird der Animation-Media-Standort Ba-<br />
den-<strong>Württemberg</strong> in der Filmbranche und in den Medien noch nicht ausreichend<br />
wahrgenommen. Es wird deshalb empfohlen, zusätzlich zur bisherigen Werbung<br />
<strong>für</strong> den Filmstandort und gemeinsam mit Einrichtungen wie <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />
International (bw-i) ein gezieltes Standortmarketing <strong>für</strong> den Bereich der Animation<br />
Media zu entwickeln.<br />
Hierzu bedarf es neben klassischer Werbemaßnahmen einer Verstärkung der Re-<br />
präsentanz des Standorts bei nationalen und internationalen Branchenveranstal-<br />
tungen; außerdem sollte versucht werden, zentrale Veranstaltungen <strong>für</strong> die Ani-<br />
mation-Media-Branche verstärkt nach <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> zu holen (wie es im<br />
Jahr 2008 mit dem Cartoon Forum Ludwigsburg gelungen ist).<br />
Das Internationale Trickfilm-Festival Stuttgart und die FMX sollten ihre Funktion<br />
als Schaufenster <strong>für</strong> die baden-württembergische Animation-Media-Branche wei-<br />
ter ausbauen. In diesem Zusammenhang sollte auch die Auslobung weiterer Prei-<br />
se (z.B. <strong>für</strong> Visual Effects oder hochwertige Computerspiele) angestrebt werden.<br />
Darüber hinaus wird empfohlen, die Gesamtdarstellung des Animation-Media-<br />
Standorts in eine Marke „Animation Media <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>“ zu bündeln. Die-<br />
se Marke sollte als Oberbegriff <strong>für</strong> Animationsfilme, Visual Effects, Computerspie-<br />
le und interaktive Medien fungieren und sowohl von baden-württembergischen<br />
Unternehmen als auch von staatlichen Förder- und Ausbildungseinrichtungen in<br />
ihrer Öffentlichkeitsarbeit verwendet werden.<br />
c) Vernetzung am Standort<br />
Die Vernetzung des Animation-Media-Standorts <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> sollte - we-<br />
gen der identischen technischen Basis - den gesamten Bereich animationsbasier-<br />
ter Medien umfassen, also Animationsfilmproduzenten, Visual-Effects-Dienstleis-<br />
ter, Postproduktionshäuser sowie die Entwickler von Computerspielen und gege-<br />
benenfalls auch von Software, Mobilapplikationen und interaktiven Anwendungen.<br />
Eine gute Kommunikation der Firmen am Standort untereinander sowie mit der<br />
MFG Medien- und Filmgesellschaft, der Filmakademie und anderen öffentlichen<br />
Einrichtungen verbessert die Möglichkeiten der Auftragsakquise (insbesondere <strong>für</strong><br />
- <strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> -
- 42 -<br />
gemeinsame Film- oder Visual-Effects-Projekte), vermindert Reibungsverluste<br />
und Missverständnisse, führt zu besserem Wissenstransfer und verbessert die<br />
Profilierung und Außendarstellung des Animation-Media-Standorts <strong>Baden</strong>-Würt-<br />
temberg insgesamt.<br />
Um gemeinsam akquirierte Projekte auch tatsächlich ausführen zu können, be-<br />
darf es zusätzlich des Aufbaus gemeinsamer technischer und organisatorischer<br />
Arbeitsstrukturen, beispielsweise eines schnellen Glasfasernetzes nach dem Vor-<br />
bild des Londoner SohoNet. Hier wird empfohlen, eine Anbindung an das bereits<br />
bestehende BelWü-Netz zu prüfen. Die vielfältigen Aktivitäten des Landes zur<br />
Verbesserung der Breitbandstruktur sollten außerdem auch dem Filmbereich zu-<br />
gute kommen.<br />
Die Bildung von Netzwerken, sowohl kommunikativer als auch organisatorisch-<br />
technischer Art, sollte insbesondere von einer eventuellen Clusterinitiative <strong>für</strong> den<br />
Gesamtbereich Film und Digital Media unterstützt bzw. koordiniert werden. Eine<br />
wichtige Aufgabe dieser Vernetzungsinstanz wird auch darin gesehen, den Be-<br />
reich der Animation Media am Standort <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> zahlenmäßig zu er-<br />
fassen und dessen Entwicklung in regelmäßigen Abständen zu evaluieren.<br />
Zu begrüßen ist darüber hinaus die Initiative der MFG Filmförderung, sich ge-<br />
meinsam mit europäischen Partnern um ein europäisches Interreg-Projekt zur<br />
Förderung der digitalen audiovisuellen Industrie auf unterschiedlichen Feldern zu<br />
bemühen. Im Rahmen dieses Projekts sind Vernetzungsmaßnahmen sowie Ver-<br />
anstaltungen zur Weiterbildung, zum Wissenstransfer und <strong>für</strong> Firmenpräsentatio-<br />
nen geplant.<br />
2.2 Finanzielle Förderanreize<br />
Um <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> zum führenden Animation-Media-Standort in Deutschland<br />
weiterzuentwickeln, ist es unumgänglich, im Rahmen der Filmförderung weitere fi-<br />
nanzielle Anreize <strong>für</strong> die Entwicklung bzw. Produktion von animierten Filmen und<br />
Medienprojekten zu bieten. Deshalb wird empfohlen, innerhalb der in Kapitel I emp-<br />
fohlenen Aufstockung der Filmfördermittel bis zu 3 Mio. Euro gezielt <strong>für</strong> die Förde-<br />
rung von Animation Media zu verwenden (Förderschwerpunkt Animation Media).<br />
Weiter wird empfohlen, <strong>für</strong> die Vergabe dieser Sondermittel gegebenenfalls innerhalb<br />
der MFG Medien- und Filmgesellschaft ein eigenes Vergabegremium einzurichten.<br />
- <strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> -
- 43 -<br />
Das Gremium sollte mit maximal drei Personen besetzt sein, um im Bedarfsfall<br />
schnell zusammentreten und flexibel Entscheidungen treffen zu können.<br />
Mit einem Förderschwerpunkt Animation Media könnte eine Reihe von Fördersituati-<br />
onen abgedeckt werden, die die MFG Filmförderung im Rahmen ihres bisherigen<br />
Budgets nur unzureichend berücksichtigen kann. Die einzelnen Fördersituationen<br />
werden in den folgenden Abschnitten skizziert.<br />
a) Produktionsförderung <strong>für</strong> Animationsfilme<br />
Die Unterstützung von Animationsfilmprojekten gehört schon bisher zum Förder-<br />
spektrum der MFG Medien- und Filmgesellschaft. Allerdings reichen die finanziel-<br />
len Mittel <strong>für</strong> größere Filmprojekte meistens nicht aus. Die baden-württembergi-<br />
schen Animationsfilmproduzenten haben inzwischen das Potential, in absehbarer<br />
Zeit auch Animationslangfilme oder -serien zu produzieren und damit nachhaltige<br />
Beschäftigungseffekte am Standort auszulösen, die diejenigen beim klassischen<br />
Spielfilm weit übertreffen. Bedingung da<strong>für</strong> und letztlich entscheidender Faktor <strong>für</strong><br />
die tatsächliche Realisierung solcher Projekte ist jedoch eine konsequente, finan-<br />
ziell ausreichend ausgestattete Filmförderung. Sie ist auch ein entscheidender<br />
Anreiz da<strong>für</strong>, auswärtige Animationsfilmunternehmen zu einem Wechsel nach<br />
<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> zu bewegen.<br />
Eine Förderung sollte sowohl <strong>für</strong> Kino- als auch <strong>für</strong> Fernsehprojekte möglich sein.<br />
Um mit ihr möglichst große Nachhaltigkeit zu erzielen, sollte sie auf Filme konzen-<br />
triert werden, die zur Schaffung werthaltiger Rechte bei den Produzenten führen.<br />
b) Förderung der Entwicklung und Produktionsvorbereitung von Animationsfilmen<br />
Die Förderung der Produktionsvorbereitung hat <strong>für</strong> den Animationsfilm besonders<br />
große Bedeutung. Bei ihrer Ausgestaltung könnte - wie auch bei der Produktions-<br />
förderung - auf das bewährte Instrumentarium der MFG Filmförderung zurückge-<br />
griffen werden, das - soweit erforderlich - an die Besonderheiten der Animations-<br />
filmproduktion angepasst werden sollte. Der in Kapitel I empfohlenen Erhöhung<br />
der maximalen Fördersumme kommt hierbei besonders große Bedeutung zu.<br />
- <strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> -
- 44 -<br />
Auch <strong>für</strong> diesen Förderbereich sollte besonderes Augenmerk darauf gelegt wer-<br />
den, dass sie Projekten zugute kommt, mit denen verwertbare Urheberrechte ge-<br />
neriert werden können. Deshalb sollte neben der Vorbereitung von Filmen und<br />
Fernsehserien im Einzelfall auch die Entwicklung sonstiger filmrelevanter Projekte<br />
mit interaktiven Inhalten (Digital Content) unterstützt werden können. Auf die Aus-<br />
führungen zu Ziffer d) und e) wird ausdrücklich verwiesen.<br />
c) Unterstützung von Visual-Effects-Dienstleistern bei der Projektakquise<br />
Die baden-württembergischen Visual-Effects-Hersteller haben mittlerweile das<br />
Potential, sich ernsthaft um internationale Großaufträge bewerben zu können. Es<br />
bestehen deshalb realistische Chancen - auch dank der Anreize des Deutschen<br />
FilmFörderFonds (DFFF) - internationale Filmproduktionen <strong>für</strong> die Realisierung ih-<br />
rer Visual Effects nach <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> zu holen. Auch hier besteht - wenn<br />
es gelingt, eine gewisse Regelmäßigkeit solcher Aufträge zu erzielen - die Chan-<br />
ce, dauerhafte Strukturen und attraktive Arbeitsplätze im Land zu schaffen.<br />
In der jetzigen Phase ist <strong>für</strong> die baden-württembergische Visual-Effects-Dienst-<br />
leisterszene vor allem die Akquise von solchen Aufträgen wichtig, die als Refe-<br />
renz <strong>für</strong> die Bewerbung um weitere Großaufträge dienen können. Obwohl deut-<br />
sche Visual-Effects-Dienstleister ihre Effekte tendenziell günstiger anbieten als<br />
amerikanische Firmen, erwarten internationale Auftraggeber regelmäßig eine zu-<br />
sätzliche Filmförderung. <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> und der Standort Deutschland ins-<br />
gesamt konkurrieren hier mit Ländern wie beispielsweise Großbritannien, die ihre<br />
Animation-Media-Branche erheblich unterstützen.<br />
Mit dem Deutschen FilmFörderFonds (DFFF) wurde auch <strong>für</strong> Deutschland eine<br />
attraktive Fördermöglichkeit geschaffen, die - kombiniert mit zusätzlichen För-<br />
deranreizen aus <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> - die Positionierung hiesiger Visual-Effects-<br />
Dienstleister unterstützen kann. Die Schaffung solcher zusätzlichen Förderanrei-<br />
ze <strong>für</strong> den Visual-Effects-Standort - gegebenenfalls auch <strong>für</strong> einen befristeten<br />
Zeitraum - wird deshalb ausdrücklich empfohlen. Sie könnte über die konkrete<br />
Förderung hinaus auch Signalwirkung <strong>für</strong> den Animation-Media-Standort und <strong>für</strong><br />
die neue Marke „Animation Media <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>“ entfalten.<br />
Neben der Schaffung von Fördermöglichkeiten zur besseren Projektakquise<br />
könnten neu gegründete Unternehmen auch bei bestimmten Anfangsinvestitionen<br />
- <strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> -
- 45 -<br />
oder -aufwendungen (z.B. bei der Herstellung von „Teasern“ oder Technologie-<br />
tests) unterstützt werden.<br />
In allen Fällen sollte die Förderung sich auf herausragende Projekte beschrän-<br />
ken, die aufgrund ihrer technischen Qualität und ihrer kreativen Leistung als Refe-<br />
renz dienen können bzw. bei denen baden-württembergische Unternehmen ihr<br />
Spektrum und Firmenprofil erweitern können. Unabhängig davon sollte auch <strong>für</strong><br />
solche Filmprojekte der <strong>für</strong> die Filmförderung stets zugrunde gelegte Qualitätsan-<br />
spruch gelten.<br />
d) Förderung von Computer- und Videospielen sowie sonstigen interaktiven filmrele-<br />
vanten Projekten (Digital Content)<br />
Computerspiele werden entgegen landläufiger Annahme keineswegs nur von Ju-<br />
gendlichen genutzt, sondern auch von vielen Erwachsenen. Generationsübergrei-<br />
fend besteht deshalb ein großer und vom Markt noch nicht in ausreichendem Ma-<br />
ße gedeckter Bedarf an hochwertigen Spielen. Die Förderung kulturell hochwerti-<br />
ger oder pädagogisch wertvoller Spiele ist deshalb nicht nur wirtschafts-, sondern<br />
auch medienpolitisch sehr wünschenswert. Dies bestätigt unter anderem eine<br />
französische Beihilferegelung zur Entwicklung von Videospielen mit kulturellem<br />
Inhalt, die Ende 2007 von der EU-Kommission als Kulturförderung genehmigt<br />
wurde.<br />
Dem Land <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> wird deshalb empfohlen, auch seinerseits die Ent-<br />
wicklung kulturell wertvoller Computer- und Videospiele durch hiesige Produzen-<br />
ten zu fördern. Dies wäre auch ein Beitrag zu der in der aktuellen Koalitionsver-<br />
einbarung der Regierungsfraktionen formulierten Zielsetzung, Kinder und Jugend-<br />
liche zu einem konstruktiven Umgang mit Medien und neuen Technologien anzu-<br />
halten und in diesem Zusammenhang das „Kinderland <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>“ um<br />
entsprechende Maßnahmen zu ergänzen.<br />
Mit Computer- und Videospielen sind hier keineswegs die sogenannten „Action-<br />
Spiele“ gemeint. Vielmehr geht es um alle softwaregestützten, interaktiven Me-<br />
dienapplikationen <strong>für</strong> Information, Bildung, <strong>Wissenschaft</strong> und Kunst. Mit der För-<br />
derung sollen gezielt wertvolle Alternativen zu den verbreiteten Action-Spielen<br />
geschaffen werden. Allerdings müssen im Rahmen einer <strong>Filmkonzeption</strong> insoweit<br />
Grenzen gezogen werden, als <strong>für</strong> sie nur die Schnittmenge der Spielentwicklung<br />
mit dem Bereich der Animation Media relevant sein kann.<br />
- <strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> -
- 46 -<br />
Es wird deshalb empfohlen, die bei der MFG Medien- und Filmgesellschaft be-<br />
stehende bereichsübergreifende Digital-Content-Förderung <strong>für</strong> interaktive filmre-<br />
levante Projekte zu intensivieren und gegebenenfalls dahingehend zu aktualisie-<br />
ren, dass von diesem Fördertatbestand auch die Entwicklung neuer, kulturell<br />
hochwertiger Computer- und Videospiele (im oben genannten Sinn) abgedeckt<br />
wird.<br />
e) Förderung von Forschungs- und Entwicklungsprojekten<br />
Die MFG Medienentwicklung hat am Standort <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> ein For-<br />
schungs- und Entwicklungscluster Visual Computing identifiziert und 2007 eine<br />
entsprechende Clusterinitiative gestartet. Mit 24 Forschungsbereichen in Hoch-<br />
schulen, Instituten und Unternehmen und über 130 Softwareentwicklungs- und<br />
Dienstleistungsunternehmen ist in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> eine weltweit herausra-<br />
gende F&E-Landschaft entstanden.<br />
Handlungsbedarf sieht die Clusterinitiative unter anderem in der internationalen<br />
Profilierung von Visual Computing mit dem Schwerpunkt Animation Media. Die in-<br />
ternationale Anerkennung, die dem Forschungsprojekt „Künstliche Darstellung“<br />
des Animationsinstituts der Filmakademie zuteil wurde, zeigt, dass sich auch der<br />
Filmstandort in diesem Bereich profilieren kann.<br />
Es wird deshalb empfohlen, <strong>für</strong> besondere Einzelfälle auch eine Förderung von<br />
Forschungs- und Entwicklungsprojekten baden-württembergischer Unternehmen<br />
oder Ausbildungseinrichtungen vorzusehen, soweit diese den Film- bzw. Animati-<br />
on-Media-Bereich betreffen, bzw. den F&E-Bereich <strong>für</strong> solche Forschungsmaß-<br />
nahmen zu öffnen.<br />
3. Beschlussvorschlag<br />
1) Die Arbeitsgruppe empfiehlt der Landesregierung, die Förderung des gesamten<br />
Bereiches der Animation Media als eines der zentralen standortpolitischen Ziele<br />
der baden-württembergischen Filmpolitik zu formulieren.<br />
- <strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> -
- 47 -<br />
2) In diesem Zusammenhang empfiehlt die Arbeitsgruppe die Einführung und kon-<br />
sequente Verwendung einer neuen Marke „Animation Media <strong>Baden</strong>-Württem-<br />
berg“.<br />
3) Als wichtigste Maßnahme zur Förderung des Animation-Media-Bereichs wird die<br />
Schaffung eines neuen Förderschwerpunkts Animation Media angeregt. Der<br />
Landesregierung wird empfohlen, innerhalb der in Kapitel I empfohlenen Aufsto-<br />
ckung der Filmfördermittel bis zu 3 Mio. Euro gezielt <strong>für</strong> die Förderung von Ani-<br />
mation Media zu verwenden Diese sollten insbesondere <strong>für</strong> folgende Zwecke<br />
eingesetzt werden:<br />
• Produktionsförderung <strong>für</strong> Animationsfilme<br />
• Förderung der Produktionsvorbereitung von Animationsfilmen<br />
• Unterstützung von Visual-Effects-Dienstleistern bei der Projektakquise<br />
• Förderung von kulturell wertvollen Computer- und Videospielen sowie<br />
sonstigen interaktiven filmrelevanten Projekten (Digital Content)<br />
• Förderung von Forschungs- und Entwicklungsprojekten<br />
- <strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> -
- 48 -<br />
V. Förderung und Entwicklung des Werbe- und Wirtschaftsfilms<br />
1, Derzeitige Situation<br />
Der Werbe- und Wirtschaftsfilm hat große Bedeutung <strong>für</strong> den Filmstandort <strong>Baden</strong>-<br />
<strong>Württemberg</strong>: Seine Produzenten schaffen nicht nur Arbeitsplätze (unter anderem<br />
<strong>für</strong> die Absolventen des Studiengangs „Werbefilm“ der Filmakademie); sie tragen<br />
auch - neben Spielfilm- und Dokumentarfilmproduzenten sowie allen filmrelevanten<br />
Dienstleistern - zu einer Verbesserung der Produktionsstrukturen am Standort und<br />
damit zu einer höheren Attraktivität des Produktionsstandorts insgesamt bei.<br />
Der mit Werbe-, Wirtschafts- und Imagefilmen in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> erzielte Umsatz<br />
ist laut einer aktuellen Studie der MFG Medien- und Filmgesellschaft sogar höher als<br />
derjenige, der mit der Produktion von Kino- oder Fernsehproduktionen erzielt wird.<br />
Ein Grund da<strong>für</strong> ist die Tatsache, dass viele Filmproduktionsunternehmen mehrere<br />
Geschäftsfelder bedienen: Zu den ausgewiesenen Werbefilm-Spezialisten kommt<br />
eine Reihe von Unternehmen, <strong>für</strong> die die Produktion von Werbe- und Wirtschaftsfil-<br />
men nur eines von mehreren Standbeinen ist.<br />
Bei der Herstellung dieser Art von Filmen haben die digitale Postproduktion und die<br />
Herstellung von Visual Effects besondere Bedeutung. Dies kommt insbesondere der<br />
Region Stuttgart zugute, wo es eine Reihe von Firmen mit diesem speziellen Know-<br />
how gibt. In Verbindung mit den vielen Groß- und mittelständischen Unternehmen<br />
<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>s sowie den zahlreichen Werbeagenturen am Standort besteht<br />
hier ein großes, in Zukunft noch wachsendes Auftragspotential.<br />
Bewegtbild-Boom im Internet<br />
Wachsende Bedeutung kommt dem Bewegtbild in der medialen (Marken-)Kommuni-<br />
kation zu:<br />
• Die Nachfrage nach Werbung mit Bewegtbildern im Internet steigt rasant (der<br />
Markt <strong>für</strong> sogenannte Video-Ads wuchs im letzten Jahr um 400%). Internet-<br />
Medien, TV-Sender, Verlage und Unternehmen integrieren Bewegtbilder strate-<br />
gisch in ihre Kommunikationsangebote und Produkte (z.B. Corporate TV, Onli-<br />
ne AV-Reportagen).<br />
- <strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> -
- 49 -<br />
• Internet-Fernsehen bzw. Web-TV findet eine rasante Verbreitung (bereits über<br />
50% der Jugendlichen greifen <strong>für</strong> den TV-Konsum auf Streaming-Portale zu-<br />
rück).<br />
• Damit werden das Web-TV und online abrufbare Serien-, Reportage-, Informa-<br />
tions- oder Werbeclips zu einem unverzichtbaren Segment des Werbe- und<br />
Wirtschaftsfilms.<br />
• In diesem Zusammenhang ist auch der Trend der verschwimmenden Grenzen<br />
zwischen Produzent und Konsument, bzw. zwischen Profi und Amateur zu se-<br />
hen. Der Erfolg zahlreicher Video-Plattformen (YouTube, MyVideo, etc.) hat<br />
auch gerade <strong>für</strong> den Werbefilm eine nicht zu unterschätzende Bedeutung (Vira-<br />
les Marketing).<br />
• Des Weiteren ist der Trend zu beobachten, dass sich IPTV-Plattformen (interak-<br />
tives, internetbasiertes TV im Abonnement) zunehmend formieren und etablie-<br />
ren.<br />
Einige Unternehmen aus <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> haben sich bereits erfolgreich in den<br />
Bereichen „Virales Marketing“, „IPTV“ und „Animation, Visual Effects sowie Digital<br />
Images“ positioniert.<br />
Zum herkömmlichen Werbe- und Imagefilm kommt ein wachsender Bedarf an Mes-<br />
sepräsentationen und Veranstaltungen, die filmisch gestaltet oder untermalt werden.<br />
Die Filmbranche profitiert hier unter anderem von den in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> eben-<br />
falls gut vertretenen Event-Agenturen. Speziell auch in diesem Bereich hat die digita-<br />
le Filmproduktion große Bedeutung.<br />
Die FMX als europaweit zentrale Branchenveranstaltung <strong>für</strong> digitale Filmproduktion<br />
ist deshalb auch ein wichtiges Schaufenster <strong>für</strong> die Kompetenz <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>s<br />
im Bereich des Werbe- und Wirtschaftsfilms. Zusammen mit der jährlichen Verlei-<br />
hung des Deutschen Wirtschaftsfilmpreises in Ludwigsburg, dem Internationalen<br />
Werbefilmfestival Spotlight und dem Porsche David Award an der Filmakademie re-<br />
präsentiert sie die kreative Komponente des traditionellen Wirtschaftsstandorts Ba-<br />
den-<strong>Württemberg</strong>.<br />
- <strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> -
2. Bewertung<br />
- 50 -<br />
Der Werbe- und Wirtschaftsfilm ist als Auftragsfilmproduktion nicht auf öffentliche<br />
Förderung angewiesen. Eine enge Vernetzung mit den Akteuren eines auszubauen-<br />
den Clusters im Gesamtbereich Film und Digital Media ist somit die beste Möglich-<br />
keit, die Werbe- und Wirtschaftsfilmbranche am Standort zu unterstützen und die<br />
Kompetenz <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>s in diesem Bereich herauszustellen (das Gleiche<br />
gilt auch <strong>für</strong> andere Bereiche der Filmproduktion, die <strong>für</strong> eine kulturelle Filmförderung<br />
nicht in Frage kommen, wie zum Beispiel die Produktion von Unterhaltungssendun-<br />
gen und Fernsehshows).<br />
Aufgrund der Branchenentwicklung hin zu digitaler Produktion und Distribution über<br />
das Internet gilt es, die Werbe- und Wirtschaftsfilmbranche auch stärker mit vorhan-<br />
denen Kompetenzen in Informationstechnologie und Online-Medien zu vernetzen.<br />
Eine konsequente Clusterförderung wäre auch der richtige Weg, dem Problem ent-<br />
gegenzutreten, dass die beachtliche Zahl und die hohe Fachkompetenz der Werbe-<br />
und Wirtschaftsfilmproduzenten in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> von vielen potentiellen Auf-<br />
traggebern noch nicht genügend wahrgenommen wird. Ziel der Aktivitäten <strong>für</strong> diesen<br />
Bereich muss deshalb vor allem sein, dass die in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> und auch bun-<br />
desweit angesiedelten Unternehmen und Werbeagenturen stärker als bisher auf das<br />
große Potential der Werbe- und Wirtschaftsfilmproduzenten im Land aufmerksam<br />
werden.<br />
Ein guter Auftakt <strong>für</strong> die zielgerichtete Vernetzung von Auftraggebern und Filmbran-<br />
che wäre eine hochrangige Begegnungsveranstaltung mit Unternehmensvertretern,<br />
Agenturen und Werbefilmproduzenten.<br />
Alle Marktteilnehmer sind sich darin einig, dass ohne Videos im Internet künftig kaum<br />
ein Medienauftritt mehr Bestand haben kann. Zudem wird in der Wirtschaft deutlich,<br />
welche Bedeutung das internetbasierte Bewegtbild in Zukunft haben wird. Daher ist<br />
der Ausbau von Kompetenz in Bewegtbildtechnologien, -formaten und -anwendun-<br />
gen in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> notwendig. Mögliche Maßnahmen in dieser Richtung wä-<br />
ren beispielsweise eine Auszeichnung von herausragenden Videos auf einer der<br />
Bewegtbildplattformen oder ein „Creative Lab“ <strong>für</strong> Online-Video-Ads.<br />
Weiter wird empfohlen, ein umfassendes Werbe- und Vernetzungskonzept <strong>für</strong> den<br />
Werbe- und Wirtschaftsfilmstandort <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> zu entwickeln. Darin sollten<br />
- <strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> -
- 51 -<br />
insbesondere auch die folgenden Alleinstellungsmerkmale <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>s be-<br />
tont werden:<br />
• die FMX - Internationale Konferenz <strong>für</strong> Animation, Effekte, Games and Digital<br />
Media<br />
• die Verleihung des Deutschen Wirtschaftsfilmpreises<br />
• das Internationale Werbefilmfestival Spotlight<br />
• der Porsche David Award<br />
Bei der Planung von Vernetzungsaktivitäten sowie imagefördernden Maßnahmen<br />
und Veranstaltungen wird empfohlen, an diese bereits vorhandenen „Leuchtturm“-<br />
Veranstaltungen anzuknüpfen. Außerdem sollten branchenübergreifend Synergieef-<br />
fekte und Kontakte gesucht werden, beispielsweise zur vielfältigen baden-württem-<br />
bergischen Architektenszene und zu den Messeaktivitäten am Standort.<br />
Des weiteren wird empfohlen, bei der Existenzgründerförderung des Landes ein spe-<br />
zielles Augenmerk auf Unternehmen zu legen, die beabsichtigen, interdisziplinär im<br />
Synergiefeld zwischen Werbefilm, neuen Medien, Events und Firmenpräsentationen<br />
zu agieren.<br />
Zur Profilierung <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>s als Zentrum <strong>für</strong> Eventkompetenz in Verbin-<br />
dung mit digitaler Filmproduktion wird außerdem die Auslobung eines entsprechen-<br />
den Preises, beispielsweise im Rahmen der FMX, angeregt.<br />
3. Beschlussvorschlag<br />
1) Die Arbeitsgruppe empfiehlt der Landesregierung, im Rahmen ihrer allgemeinen<br />
Standortpolitik sowie speziell im Rahmen der Clusterförderung besonderes Au-<br />
genmerk auf die Vernetzung der baden-württembergischen Werbe- und Wirt-<br />
schaftsfilmproduzenten mit den im Land vorhandenen Unternehmen und Werbe-<br />
agenturen zu legen. Dabei sollte auch die Integration von Online-Bewegtbild-<br />
Agenturen und -Dienstleistern gewährleistet werden.<br />
2) Als Auftakt da<strong>für</strong> wird angeregt, eine hochrangige Begegnungsveranstaltung mit<br />
Unternehmensvertretern, Agenturen und Werbefilmproduzenten durchzuführen.<br />
- <strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> -
- 52 -<br />
3) Als weiteren Schritt empfiehlt die Arbeitsgruppe die Entwicklung eines umfas-<br />
senden Werbe- und Vernetzungskonzepts <strong>für</strong> den Werbe- und Wirtschaftsfilm-<br />
standort <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>.<br />
4) Zur Profilierung <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>s als Zentrum <strong>für</strong> Eventkompetenz in Ver-<br />
bindung mit digitaler Filmproduktion wird außerdem die Auslobung eines ent-<br />
sprechenden Preises, beispielsweise im Rahmen der FMX, angeregt.<br />
- <strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> -
- 53 -<br />
VI. Verbesserung der Finanzierungssituation von Produzenten und<br />
Dienstleistern<br />
1. Derzeitige Situation<br />
Junge Filmproduzenten aber auch etablierte Firmen haben immer wieder Probleme,<br />
eine angemessene Finanzierung <strong>für</strong> ihre Unternehmen und <strong>für</strong> ihre Filmprojekte zu<br />
erhalten. Oft werden Firmenansiedlungen oder interessante Filmprojekte dadurch<br />
erschwert, dass es nicht möglich ist, Banken als Finanzierungspartner zu finden.<br />
Dieses Problem betrifft nicht nur, aber doch überwiegend die kleineren Filmstandorte<br />
in Deutschland. Die dort ansässigen Banken haben in der Regel wenig Erfahrung in<br />
der Filmfinanzierung und sind deshalb grundsätzlich eher zurückhaltend. Dies gilt<br />
teilweise selbst <strong>für</strong> Förderbanken, deren Bürgschafts- und Finanzierungsangebote<br />
die Filmbranche oft nicht erreichen.<br />
Die Finanzierungsrisiken bei der Zwischenfinanzierung von Filmprojekten sind bei<br />
objektiver Betrachtung <strong>für</strong> Banken nicht höher als in anderen Branchen: Die Erfah-<br />
rung zeigt, dass nach Drehbeginn von fernseh- oder förderfinanzierten Projekten so<br />
gut wie kein Filmprojekt scheitert. Das Fertigstellungsrisiko <strong>für</strong> Produzenten, Auftrag-<br />
geber und Banken ist somit relativ gering. Lediglich bei Gap-Finanzierungen, deren<br />
Risiken in den zukünftig zu erwirtschaftenden und deswegen nicht exakt einschätz-<br />
baren Erlösen liegen, ist es nachvollziehbar, dass Banken Vorsicht walten lassen.<br />
Dass manche Banken dennoch nicht nur der Gap-Finanzierung, sondern jeglicher Art<br />
von Filmfinanzierung skeptisch gegenüberstehen, hat deshalb andere Gründe:<br />
• Die Eigenkapitalausstattung der Filmbranche - vor allem der jungen Unterneh-<br />
men, von denen kleinere Standorte wie <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> überwiegend ge-<br />
prägt sind - ist oft unzureichend. Dazu kommt, dass selbst hergestellte Filme als<br />
immaterielle Wirtschaftsgüter in deutschen Bilanzen nicht aktiviert werden dür-<br />
fen. Die Folge davon ist, dass diese „Filmwerte“ nicht in der Bilanz stehen und<br />
entsprechend auch keine Erhöhung des Eigenkapitals bewirken. Nach her-<br />
kömmlichen Rating-Methoden führt die grundsätzlich mangelhafte Eigenkapital-<br />
ausstattung verbunden mit dem Aktivierungsverbot <strong>für</strong> die produzierten Filme<br />
dazu, dass Filmproduktionsunternehmen aus Bankensicht mit unzureichender<br />
Bonität und erhöhtem Risiko eingestuft werden.<br />
- <strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> -
- 54 -<br />
• Als weiteres Problem kommt hinzu, dass die ersten Projekte junger Filmprodu-<br />
zenten meist Debütproduktionen sind, deren Gewinnmargen in der Regel zu<br />
wünschen übrig lassen. Spürbare Gewinne werden oft erst erzielt, wenn diese<br />
Anfangsphase überwunden ist und lukrativere Aufträge akquiriert werden kön-<br />
nen.<br />
• Eine Schwierigkeit <strong>für</strong> Banken liegt auch darin, dass der Prozess der Filmpro-<br />
duktion und -verwertung sehr kompliziert ist. Es ist deshalb besonderes, bei<br />
Banken nicht ohne weiteres vorhandenes Fachwissen erforderlich, um die tat-<br />
sächlichen Finanzierungsrisiken abschätzen zu können. Dies hat zur Folge,<br />
dass der Aufwand, den Banken in das Filmgeschäft investieren müssen, in Re-<br />
lation zum Ertragspotential sehr hoch ist und dass deswegen die Filmbranche<br />
<strong>für</strong> Banken relativ unattraktiv ist.<br />
• Zuletzt kämpft die Filmbranche seit der Medienkrise Ende der 1990er Jahre mit<br />
einem Negativ-Image, das durch die kürzlichen Turbulenzen um den Miss-<br />
brauch steuerbegünstigter Medienfonds neue Nahrung erhielt.<br />
Um die Zurückhaltung der Banken (mit der auch junge Unternehmen in anderen Wirt-<br />
schaftszweigen konfrontiert sind) zu verringern, wurden staatliche Hilfsangebote<br />
entwickelt, die das Finanzierungsrisiko der beteiligten Banken begrenzen. <strong>Baden</strong>-<br />
<strong>Württemberg</strong> ist dabei mit den Bürgschafts- und Finanzierungsprogrammen der<br />
L-Bank, der Bürgschaftsbank sowie ihrer jeweiligen Tochterunternehmen grundsätz-<br />
lich sehr gut aufgestellt. Die verschiedenen Möglichkeiten, eine Bürgschaft zu erhal-<br />
ten, wurden Ende 2006 von der Bürgschaftsbank und der MFG Medien- und Filmge-<br />
sellschaft sogar in ein gemeinsames Bürgschaftsprogramm <strong>für</strong> die Filmwirtschaft zu-<br />
sammengefasst.<br />
Auch der aus der letzten <strong>Filmkonzeption</strong> heraus entstandene koordinierte Internet-<br />
auftritt zum Filmland <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> (www.filmlandbw.de) bietet Filmschaffen-<br />
den aus dem Land eine umfassende Übersicht der öffentlichen Förder- und Finanzie-<br />
rungsangebote.<br />
Allerdings basieren die öffentlichen Bürgschafts- und Finanzierungsangebote grund-<br />
sätzlich darauf, dass eine Hausbank einen Teil des Finanzierungsrisikos mitträgt. Die<br />
Zurückhaltung der privaten Banken blieb deshalb trotz dieser Angebote bestehen, so<br />
dass diese die Filmbranche nicht in dem Umfang erreichen, wie es notwendig wäre.<br />
Lediglich die im Umfeld der Filmakademie <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> angesiedelte Kreis-<br />
sparkasse Ludwigsburg hat diese Zurückhaltung aufgegeben und steht Filmfinanzie-<br />
rungen offener gegenüber. Allerdings erreichen ihre Finanzierungsangebote natur-<br />
- <strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> -
- 55 -<br />
gemäß nur Firmen, die im Landkreis Ludwigsburg ansässig sind. Filmproduzenten<br />
aus den übrigen Regionen <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>s tun sich hingegen nach wie vor<br />
schwer, Banken zu finden.<br />
Ein großer Standortvorteil <strong>für</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> ist allerdings der vor einigen Jah-<br />
ren erklärte Verzicht des Südwestrundfunks auf Sicherungsbürgschaften bei Filmpro-<br />
jekten, die von der MFG Medien- und Filmgesellschaft gefördert werden. Dieses Ent-<br />
gegenkommen erleichtert Produzenten die Zwischenfinanzierung ihrer Filmprojekte<br />
erheblich.<br />
2. Bewertung<br />
Die Verbesserung der Finanzierungssituation <strong>für</strong> Unternehmen der Filmwirtschaft ist<br />
eine wichtige Voraussetzung <strong>für</strong> die nachhaltige Entwicklung des Filmstandorts Ba-<br />
den-<strong>Württemberg</strong>. Mit den Bürgschafts- und Finanzierungsangeboten der L-Bank<br />
und der Bürgschaftsbank hat die baden-württembergische Filmpolitik ihre Gestal-<br />
tungsmöglichkeiten in diesem Bereich allerdings zum großen Teil bereits ausge-<br />
schöpft. Weitere Fortschritte erfordern ein stärkeres Engagement des privaten Ban-<br />
kensektors.<br />
Es wird deshalb empfohlen, im Rahmen einer eventuellen Clusterinitiative <strong>für</strong> den<br />
Gesamtbereich Film und Digital Media Maßnahmen zu entwickeln, die die Aufge-<br />
schlossenheit der baden-württembergischen Banken <strong>für</strong> die Finanzierung von Unter-<br />
nehmen und Projekten der Filmbranche verbessern.<br />
Ein wichtiger Faktor dabei ist die Information der Banken über die Besonderheiten<br />
der Filmproduktion und der Filmfinanzierung. Das Wirtschaftsministerium hat dazu<br />
bereits im Sommer 2006 die Begegnungsveranstaltung „Film meets Finance“ in<br />
Ludwigsburg durchgeführt. Weitere Bemühungen wurden von der MFG Medien- und<br />
Filmgesellschaft, der Kreissparkasse Ludwigsburg, der Bürgschaftsbank und den<br />
Film Commissions unternommen. Diese Initiativen sollten in der Zukunft verstärkt,<br />
koordiniert und gebündelt werden.<br />
Um baden-württembergischen Filmunternehmen unabhängig von ihrem Geschäfts-<br />
sitz eine Finanzierungsoption zu eröffnen, sollten insbesondere landesweit tätige<br />
Banken <strong>für</strong> ein stärkeres Engagement im Filmbereich motiviert werden. Der Landes-<br />
regierung wird deshalb empfohlen, das Thema auch bei zentralen Veranstaltungen<br />
wie dem Mittelstandsforum <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> anzusprechen.<br />
- <strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> -
- 56 -<br />
Verbesserung der Eigenkapitalsituation von Filmunternehmen<br />
Um die Zurückhaltung der Banken zu überwinden, sollten jedoch auch Wege gesucht<br />
werden, die zum großen Teil schwierige Eigenkapitalsituation der Filmunternehmen<br />
zu verbessern. Die zu diesem Zweck im Rahmen der Mittelstandsförderung entwi-<br />
ckelten Wagniskapital-Programme weisen hierzu den richtigen Weg. Allerdings soll-<br />
ten diese Angebote besser auf die Bedürfnisse der Filmbranche zugeschnitten wer-<br />
den. Es wird deshalb empfohlen, dass die MFG Medien- und Filmgesellschaft ge-<br />
meinsam mit den zuständigen Förderbanken (L-Bank und MBG - Mittelständische<br />
Beteiligungsgesellschaft) nach dem Vorbild des im Jahr 2006 entwickelten Bürg-<br />
schaftsprogramms auch ein spezielles Wagniskapitalprogramm <strong>für</strong> die Filmwirtschaft<br />
entwickelt.<br />
Grundsätzlich wünschenswert <strong>für</strong> den Filmstandort <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> wäre auch<br />
ein privat finanzierter Filmfördertopf nach dem Vorbild des Bayerischen Banken-<br />
fonds. Angesichts der derzeit noch vorherrschenden Zurückhaltung der baden-würt-<br />
tembergischen Banken gegen ein Engagement im Filmbereich und angesichts der<br />
aktuellen Schwierigkeiten des Bankensektors erscheint dies allenfalls mittelfristig<br />
realistisch.<br />
Stattdessen wird der Landesregierung deshalb empfohlen zu prüfen, inwieweit die<br />
staatlichen Förderbanken ihre Förderangebote um Kreditprogramme zur Zwischenfi-<br />
nanzierung und Gap-Finanzierung von Filmprojekten erweitern können. <strong>Baden</strong>-<br />
<strong>Württemberg</strong> würde damit dem Vorbild Nordrhein-Westfalens und seiner NRW.BANK<br />
folgen, welche seit Juli 2007 solche Direktfinanzierungsprogramme anbieten.<br />
Darüber hinaus sollte auch geprüft werden, ob speziell <strong>für</strong> den Filmbereich zusätzli-<br />
che Wagniskapitalangebote eingerichtet werden bzw. bestehende Angebote noch<br />
deutlicher <strong>für</strong> die Filmbranche geöffnet werden können.<br />
Außerdem wird angeregt, die Bürgschaftsangebote der L-Bank und der Bürgschafts-<br />
bank <strong>für</strong> den Filmbereich generell so auszugestalten, dass nicht der übliche Bürg-<br />
schaftsanteil von 50 %, sondern stets der Höchstrahmen von 80 % zum Tragen<br />
kommt.<br />
Eine weitere Möglichkeit, die Finanzierungssituation von Filmproduzenten auf dem<br />
Förderwege zu verbessern, liegt auch in der in Kapitel II vorgeschlagenen Flexibili-<br />
sierung des Förderprogramms Incentive Funding der MFG Medien- und Filmgesell-<br />
schaft.<br />
- <strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> -
3. Beschlussvorschlag<br />
- 57 -<br />
1) Die Arbeitsgruppe empfiehlt der Landesregierung, Maßnahmen zu entwickeln,<br />
die die Aufgeschlossenheit der baden-württembergischen Banken <strong>für</strong> die Finan-<br />
zierung von Unternehmen und Projekten der Filmbranche verbessern.<br />
2) Weiter wird empfohlen, dass die MFG Medien- und Filmgesellschaft gemeinsam<br />
mit den zuständigen staatlichen Förderbanken nach dem Vorbild des im Jahr<br />
2006 entwickelten Bürgschaftsprogramms die bestehenden öffentlichen Wagnis-<br />
kapitalangebote zu einem speziellen Wagniskapitalprogramm <strong>für</strong> die Filmwirt-<br />
schaft zusammenfasst.<br />
3) Der Landesregierung wird außerdem empfohlen zu prüfen, inwieweit die staatli-<br />
chen Förderbanken ihre Bürgschafts- und Finanzierungsangebote um Kreditpro-<br />
gramme zur Zwischenfinanzierung und Gap-Finanzierung von Filmprojekten er-<br />
weitern können.<br />
4) Außerdem wird angeregt, im Hinblick auf die Besonderheiten der Filmbranche<br />
die Bürgschaftsangebote der L-Bank und der Bürgschaftsbank <strong>für</strong> den Filmbe-<br />
reich grundsätzlich so auszugestalten, dass nicht der übliche Bürgschaftsanteil<br />
von 50 %, sondern stets der Höchstrahmen von 80 % zum Tragen kommt.<br />
5) Darüber hinaus sollte auch geprüft werden, ob speziell <strong>für</strong> den Filmbereich zu-<br />
sätzliche Wagniskapitalangebote eingerichtet werden können.<br />
- <strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> -
VII. Ausbildung im Filmbereich<br />
1. Einleitung<br />
- 58 -<br />
Das Filmland <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> wird national und international nach wie vor primär<br />
als Ausbildungsstandort wahrgenommen. Diese Wahrnehmung gilt in erster Linie der<br />
Filmakademie <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> in Ludwigsburg, die mit ihrem in Deutschland ein-<br />
zigartigen praxisbetonten Ausbildungskonzept sowie mit zahlreichen Preisen und<br />
Auszeichnungen mittlerweile eine Spitzenstellung unter den europäischen Filmhoch-<br />
schulen erreicht hat. Dies belegen unter anderem der erste Platz, den die Filmaka-<br />
demie im Jahr 2006 in einem Filmhochschul-Ranking der Zeitschrift Focus errungen<br />
hat, und der zweite Platz, den das Ausbildungsangebot des Instituts <strong>für</strong> Animation,<br />
Visual Effects und digitale Postproduktion in einem weltweiten Vergleich der Fach-<br />
zeitschrift 3D World im Jahr 2007 belegte.<br />
Neben der Filmakademie bilden auch die Hochschule <strong>für</strong> Gestaltung in Karlsruhe, die<br />
Hochschule der Medien in Stuttgart sowie einige weitere staatliche Ausbildungsein-<br />
richtungen Filmschaffende aus und machen immer wieder mit interessanten Filmen<br />
und hochrangigen Preisen auf sich aufmerksam. Auch der private Ausbildungssektor,<br />
namentlich die Merz Akademie in Stuttgart und die Lazi-Akademie in Esslingen,<br />
spielt <strong>für</strong> die baden-württembergische Filmausbildung eine wichtige Rolle. Zahlreiche<br />
Berührungspunkte mit dem Film weisen schließlich Ausbildungsangebote im Bereich<br />
der Computeranimation auf, wie sie beispielsweise an den Universitäten in Stuttgart,<br />
Tübingen und Konstanz oder an den Hochschulen Karlsruhe und Furtwangen existie-<br />
ren.<br />
Dass die Filmpolitik des Landes sich dennoch in erster Linie auf die Filmakademie in<br />
Ludwigsburg konzentriert, hat seinen Grund darin, dass die Filmakademie landesweit<br />
die einzige staatliche Ausbildungseinrichtung ist, deren Angebot ausschließlich auf<br />
die Bereiche Film und Fernsehen gerichtet ist. Deshalb konzentrieren sich diese<br />
Empfehlungen - wie auch die letzte <strong>Filmkonzeption</strong> des Landes aus dem Jahr 2000 -<br />
vor allem auf die Filmakademie sowie teilweise auch auf die ebenfalls in Ludwigs-<br />
burg ansässige, von ihr mitgetragene neue Akademie <strong>für</strong> Darstellende Kunst.<br />
Im Gegensatz zur Situation des Jahres 2000, als die Erweiterung der Filmakademie<br />
um neue Studiengänge und Räumlichkeiten dringend geboten war, hat das Ausbil-<br />
dungsangebot der Akademie mittlerweile eine Breite und eine Qualität erreicht, die<br />
derzeit keine wesentliche Ausdehnung oder Erweiterung erfordert. Mit 13 Ausbil-<br />
- <strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> -
- 59 -<br />
dungsbereichen und insgesamt rund 400 Studierenden hat sie eine Größe erreicht,<br />
die auch zukünftig einen erstklassigen Ausbildungsstandard gewährleistet. Ihre Auf-<br />
gabe in den nächsten Jahren wird deshalb vor allem darin bestehen, den erreichten<br />
Ausbildungsstandard zu sichern und das Zusammenspiel mit der neuen Akademie<br />
<strong>für</strong> Darstellende Kunst zu fördern.<br />
Diese Zielsetzung korrespondiert sehr gut mit dem Ziel dieser <strong>Filmkonzeption</strong>, den<br />
filmpolitischen Schwerpunkt in den nächsten Jahren vor allem auf den Bereich der<br />
Filmproduktion und insbesondere die Steigerung des baden-württembergischen Pro-<br />
duktionsvolumens zu legen. Die folgenden Ausführungen betrachten die Filmakade-<br />
mie deshalb vor allem in ihrer Funktion <strong>für</strong> den hiesigen Filmproduktionsstandort. Als<br />
„Motor des Filmstandorts“, wie die Akademie oft bezeichnet wird, hat sie bereits in<br />
der Vergangenheit entscheidend zur Entwicklung des Standorts beigetragen und<br />
wird auch in Zukunft eine wesentliche Rolle spielen. Dies gilt auch <strong>für</strong> alle anderen<br />
baden-württembergischen Filmausbildungsstätten, auf die ein Teil der nachfolgenden<br />
Erwägungen und Empfehlungen durchaus übertragen werden kann.<br />
2. Derzeitige Situation der Filmakademie<br />
Die Filmakademie profitierte in ihrer bald 20-jährigen Erfolgsgeschichte von drei kon-<br />
sequent umgesetzten Grundgedanken:<br />
• einem konsequenten Bezug zur praktischen Filmarbeit während des gesam-<br />
ten Studiums (Learning by Doing)<br />
• der Erkenntnis, dass zeitgemäße Filme ausschließlich in Teams realisiert wer-<br />
den können<br />
• dem weitgehenden Verzicht auf festes Lehrpersonal und stattdessen die be-<br />
fristete Beschäftigung von hochqualifizierten Persönlichkeiten der Filmpraxis<br />
als freie Dozenten<br />
Diese Prinzipien prägen das gesamte Ausbildungsangebot der Filmakademie, wel-<br />
ches mittlerweile sämtliche marktfähigen Genres und Gewerke umfasst. Dabei hat<br />
sie gegenüber anderen Filmhochschulen in Deutschland mehrere Alleinstellungs-<br />
merkmale:<br />
- <strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> -
- 60 -<br />
• einen Ausbildungsbereich gezielt <strong>für</strong> Serienformate<br />
• einen besonderen Aufbaustudiengang Filmmusik<br />
• ein spezielles Ausbildungsangebot <strong>für</strong> Bildungs- und <strong>Wissenschaft</strong>sfilme<br />
• eine beispielhafte Kooperation im Diplomfilmbereich mit öffentlich-rechtlichen<br />
und privaten Fernsehsendern<br />
Eine besondere Rolle innerhalb der Filmakademie spielt das Institut <strong>für</strong> Animation,<br />
Visual Effects und digitale Postproduktion (Animationsinstitut). Es ist zuständig <strong>für</strong><br />
den Ausbildungsbereich Animation, dessen inhaltliche Schwerpunkte im animierten<br />
Kurzfilm, in der Realisierung von Visual Effects <strong>für</strong> Spielfilme und Werbefilme und in<br />
der Erstellung von Konzepten <strong>für</strong> animationsbasierte Formate liegen. Dazu gibt es<br />
den in Deutschland einmaligen Studienbereich Interaktive Medien und die Ausbil-<br />
dung zum Technical Director, die es Absolventen von Informatikstudiengängen er-<br />
laubt, in zwei Jahren eine Zusatzqualifikation <strong>für</strong> die Arbeit in der Film- und Spielein-<br />
dustrie zu erlangen. In all diesen Ausbildungsbereichen arbeitet das Institut eng mit<br />
den anderen Studiengängen der Filmakademie zusammen (Drehbuch, Spielfilm,<br />
Werbefilm, Dokumentarfilm, <strong>Wissenschaft</strong> und Bildung, Interaktive Medien). Außer-<br />
dem ist das Animationsinstitut verantwortlich <strong>für</strong> die digitale Postproduktion aller Fil-<br />
me, die an der Filmakademie entstehen.<br />
Zum Ausbildungsangebot der Filmakademie gehört darüber hinaus seit dem Jahr<br />
2001 die Masterclass Ludwigsburg-Paris, eine von der EU, vom Bund und vom Land<br />
<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> finanzierte Postgraduiertenausbildung <strong>für</strong> Filmschaffende aus<br />
ganz Europa, die sich mittlerweile hervorragend etabliert hat und entscheidend zum<br />
internationalen Ansehen der Filmakademie beiträgt.<br />
Überhaupt spielt die Intensivierung der internationalen Verbindungen <strong>für</strong> die Film-<br />
akademie eine immer zentralere Rolle und wird in den nächsten Jahren eines ihrer<br />
wichtigsten Entwicklungsfelder sein. Schon jetzt kooperiert sie mit zahlreichen Film-<br />
hochschulen und Filmausbildungseinrichtungen in der ganzen Welt.<br />
Eine wesentliche Rolle bei dieser Vernetzung spielt auch die von der Filmakademie<br />
veranstaltete und vom Animationsinstitut organisierte FMX. Als internationale Konfe-<br />
renz <strong>für</strong> Animation, Visual Effects, Computerspiele und digitale Medien ist sie mitt-<br />
lerweile die größte und wichtigste europäische Veranstaltung in diesem Bereich (vgl.<br />
auch die Ausführungen im Kapitel IV).<br />
- <strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> -
- 61 -<br />
In all ihren Ausbildungsbereichen entlässt die Filmakademie jedes Jahr rund 100 ta-<br />
lentierte und exzellent ausgebildete Nachwuchskräfte in die Berufspraxis am Me-<br />
dienstandort <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> und darüber hinaus.<br />
3. Bewertung<br />
Für den Filmstandort <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> hat die Filmakademie mehrere wichtige<br />
Funktionen. Als Ausbildungsstätte mit Produktionscharakter sorgt sie zum einen <strong>für</strong><br />
den kreativen und wirtschaftlichen Nachwuchs, den der junge hiesige Filmstandort<br />
benötigt; zum anderen ist sie mit rund 250 Filmen, die jährlich von ihren Studieren-<br />
den realisiert werden, selbst Teil dieses Produktionsstandorts. In beiden Rollen hat<br />
die Filmakademie dank ihrer überregionalen Strahlkraft auch Magnetfunktion <strong>für</strong> den<br />
Standort, indem sie zahlreiche Medienschaffende und Medienkunden in die Region<br />
Stuttgart zieht. Die Filmakademie ist somit nicht nur Ausbildungs- und Produktions-<br />
stätte, sondern auch ein wesentlicher Wirtschafts- und Imagefaktor <strong>für</strong> den Film-<br />
standort <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>.<br />
Den Absolventen der Filmakademie verdankt die Region Stuttgart und insbesondere<br />
die Stadt Ludwigsburg eine lebendige, sehr kreative und mittlerweile auch erfolgrei-<br />
che (Debüt-)Filmszene, die Produzenten, Drehbuchautoren, Regisseure, Kameraleu-<br />
te, Cutter und Animationsfilmer umfasst. Die Weiterentwicklung dieser Filmszene<br />
setzt – wie in Kapitel II bereits dargestellt - allerdings eine deutliche Steigerung des<br />
in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> realisierten Filmproduktionsvolumens voraus. Wieviele Absol-<br />
venten der Filmakademie sich am Standort niederlassen, hängt wesentlich von die-<br />
sem Faktor ab. Positiv zu vermerken ist, dass speziell im Animationsbereich bereits<br />
ein starkes Netzwerk von baden-württembergischen Firmen entstanden ist, in dem<br />
auch immer wieder Absolventen des Animationsinstituts Arbeit finden.<br />
Über ihre Drittmittelprojekte generiert die Filmakademie zusätzliche Aufträge <strong>für</strong> den<br />
hiesigen Produktionsstandort, in die sie regelmäßig auch ihre Absolventen einbindet.<br />
Diese Beschäftigungsmöglichkeiten vor Ort an der schwierigen Schnittstelle zwi-<br />
schen Diplom und Debüt leisten einen wichtigen Beitrag dazu, dass Absolventen<br />
nicht sofort nach dem Diplom <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> verlassen, sondern hier im Land<br />
den ersten Schritt in ihre berufliche Zukunft tun.<br />
Vielversprechend <strong>für</strong> den Standort ist zudem die Kooperation der Filmakademie mit<br />
der neuen Akademie <strong>für</strong> Darstellende Kunst (ADK). Die Nachbarschaft einer Thea-<br />
- <strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> -
- 62 -<br />
terbühne und eines Filmstudios auf dem gemeinsamen Campusgelände in Ludwigs-<br />
burg bildet ein europaweites Alleinstellungsmerkmal, das im interdisziplinären Raum<br />
zwischen Theater und Film völlig neue kreative Kräfte und Projekte freisetzen wird.<br />
Außerdem hat diese Konstellation zur Folge, dass der Standort <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />
künftig nicht nur die Absolventen der Filmakademie, sondern auch exzellenten, fil-<br />
misch geschulten schauspielerischen Nachwuchs zu bieten hat, was die Infrastruktur<br />
<strong>für</strong> die Filmproduktion im Land deutlich verbessern wird.<br />
Ihre vielfältige und unverzichtbare Funktion <strong>für</strong> den Filmstandort kann die Filmaka-<br />
demie jedoch auf längere Sicht nur dann wahrnehmen, wenn sie auch weiterhin ihre<br />
internationale Spitzenstellung behält. Ein wichtiger Faktor und quasi das Herzstück<br />
der hochwertigen Ausbildung ist die stets auf aktuellem Stand zu haltende hochwer-<br />
tige Film- und Medientechnik der Filmakademie. Die Filmbranche ist derzeit von ra-<br />
santem technischem Fortschritt geprägt. Außerdem ist die Konkurrenz unter den<br />
deutschen Filmhochschulen in dieser Hinsicht sehr groß. Der Technikbestand der<br />
Filmakademie droht mittlerweile in Teilen zu überaltern beziehungsweise zu ver-<br />
schleißen. Es muss deshalb in den kommenden Jahren unbedingt da<strong>für</strong> Sorge ge-<br />
tragen werden, dass die Filmakademie regelmäßig und marktorientiert ihren techni-<br />
schen Bestand erneuern kann. Gelingt dies nicht, wäre ihre führende Stellung unter<br />
den deutschen Filmhochschulen gefährdet, da die Qualität ihrer Ausbildung und ihrer<br />
Filme mit Sicherheit darunter leiden würde. Dies wäre nicht nur eine existentielle Be-<br />
drohung <strong>für</strong> die Filmakademie, sondern hätte auch negative Auswirkungen auf den<br />
Medienstandort insgesamt. Die Filmakademie nützt dem Standort nur, wenn sie sich<br />
langfristig als Eliteeinrichtung auch über die Grenzen des Landes hinaus behaupten<br />
kann.<br />
Im Zuge von Erweiterungsmaßnahmen erhielt die Filmakademie in der Vergangen-<br />
heit vom Land mehrfach Mittel <strong>für</strong> Neuinvestitionen (zuletzt aus der Zukunftsoffensive<br />
IV). Woran es aber jetzt fehlt, sind ausreichende Reinvestitionsmittel. Der Landesre-<br />
gierung wird deshalb empfohlen, zur Substanzerhaltung der Filmakademie deren<br />
institutionelle Förderung dahingehend anzupassen, dass der Akademie ausreichen-<br />
de Reinvestitionsmittel zur Verfügung stehen, um ihre technische Ausstattung auf<br />
dem notwendigen Standard halten zu können.<br />
Ein bislang noch nicht erwähnter Aspekt ist der Bereich Forschung und Entwicklung,<br />
der insbesondere am Animationsinstitut in den letzten Jahren sehr wichtig geworden<br />
ist. So trug beispielsweise das aus Mitteln der Zukunftsoffensive III des Landes ge-<br />
förderte Forschungsprojekt „Künstliche Darsteller“ entscheidend zur internationalen<br />
Reputation des Animationsinstituts bei: Das im Rahmen dieses Projekts entwickelte<br />
- <strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> -
- 63 -<br />
Tool-Set zur Gesichtsanimation wird mittlerweile weltweit von über 7.000 Firmen und<br />
Künstlern erprobt und benutzt, darunter vielen namhaften Personen aus Lehre und<br />
Industrie. Daneben kooperiert das Animationsinstitut mit Universitäten und Firmen,<br />
so im Rahmen des Clusters Visual Computing <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> mit der Universi-<br />
tät Konstanz, oder präsentiert seine Ergebnisse auf internationalen Kongressen, et-<br />
wa auf der SIGGRAPH 2008 in Los Angeles. Damit die Filmakademie diese Arbeit<br />
fortsetzen, sich verstärkt auch um nationale und internationale Fördermittel bewer-<br />
ben und ihre Forschungsergebnisse zukünftig auch vermarkten kann, wird der Lan-<br />
desregierung empfohlen, die institutionelle Förderung der Filmakademie um zusätzli-<br />
che, speziell <strong>für</strong> den Forschungsbereich reservierte Mittel zu erhöhen.<br />
4. Beschlussvorschlag<br />
1) Der Landesregierung wird empfohlen, der Filmakademie ausreichende Rein-<br />
vestitionsmittel zur Verfügung zu stellen, um ihre technische Ausstattung auf<br />
dem notwendigen Standard zu halten.<br />
2) Ferner wird der Landesregierung empfohlen, die institutionelle Förderung der<br />
Filmakademie um zusätzliche, speziell <strong>für</strong> den Forschungsbereich reservierte<br />
Mittel zu erhöhen.<br />
- <strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> -
- 64 -<br />
VIII. Förderung von Filmfestivals und Kongressen, Kinoförderung,<br />
Digitalisierung, Haus des Dokumentarfilms<br />
1. Einleitung<br />
Neben der Filmproduktion und der Ausbildung werden die Qualität und das Image<br />
eines Filmstandorts von einer Reihe weiterer Faktoren geprägt. Einer davon sind die<br />
Filmtheater, die <strong>für</strong> die Verbreitung von Filmen sorgen und die <strong>für</strong> das kulturelle und<br />
gesellschaftliche Leben unverzichtbar sind. Dies gilt besonders im ländlichen Raum,<br />
wo Kinos neben den örtlichen Vereinen oft das einzige Veranstaltungsangebot <strong>für</strong> die<br />
Bevölkerung bilden. Eine ausreichende, flächendeckende und möglichst qualitätvolle<br />
Kinoversorgung ist deshalb unabdingbar.<br />
Eine wichtige Rolle spielen auch Filmfestivals. Sie verschaffen dem filminteressierten<br />
Publikum die Möglichkeit, deutsche und internationale Filme zu sehen, die in Kino<br />
und Fernsehen sonst kaum gezeigt werden. Außerdem bieten sie Produzenten, Re-<br />
gisseuren und dem Filmnachwuchs im Land die Möglichkeit, ihre Arbeiten vor Publi-<br />
kum, Presse und Fachwelt zu präsentieren und gegebenenfalls zu vermarkten. Für<br />
den Filmstandort sind sie auch deshalb wichtig, weil sie die Aufmerksamkeit der Öf-<br />
fentlichkeit und der Filmbranche nach <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> lenken und die Möglich-<br />
keit eröffnen, <strong>für</strong> den Standort zu werben.<br />
Mit dem Haus des Dokumentarfilms Stuttgart besitzt <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> darüber<br />
hinaus eine europaweit einmalige Forschungs- und Dokumentationsstätte, die <strong>für</strong><br />
das Ansehen und die Wahrnehmung des Filmstandorts ebenfalls von großer Bedeu-<br />
tung ist.<br />
Alle drei Bereiche, Kinos, Festivals und Haus des Dokumentarfilms, werden vom<br />
Land <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> bzw. der MFG Medien- und Filmgesellschaft finanziell ge-<br />
fördert. Das Haus des Dokumentarfilms wird darüber hinaus auch vom Südwestrund-<br />
funk mitfinanziert. Die Einsparmaßnahmen, die das Land in den letzten Jahren auch<br />
im Filmbereich vorgenommen hat, gingen an diesen Einrichtungen nicht spurlos vor-<br />
über. Sie hatten vielmehr Einschränkungen im Veranstaltungsprogramm und in der<br />
Infrastruktur zur Folge. Deshalb wäre eine Erhöhung der Landeszuschüsse im Zuge<br />
dieser <strong>Filmkonzeption</strong> sehr angemessen.<br />
Wie bereits an anderer Stelle dargestellt, sollte der filmpolitische Schwerpunkt in den<br />
nächsten Jahren allerdings im Bereich der Filmproduktion liegen. Ein deutlich stärke-<br />
- <strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> -
- 65 -<br />
res Engagement <strong>für</strong> Kinos, Festivals und das Haus des Dokumentarfilms kann der<br />
Landesregierung vor diesem Hintergrund nicht empfohlen werden. Eine Bestandssi-<br />
cherung allerdings muss <strong>für</strong> diese Einrichtungen gewährleistet sein, und zwar zumin-<br />
dest in der Weise, dass die in den letzten Jahren vorgenommenen Zuschusskürzun-<br />
gen zurückgenommen werden. Ansonsten besteht die Gefahr, dass der hohe Stan-<br />
dard, den <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> bei Kinos und Filmfestivals erreicht hat, gefährdet<br />
wird und dass das Haus des Dokumentarfilms seine Aufgaben nicht mehr im not-<br />
wendigen Umfang erfüllen kann.<br />
Darüber hinaus gibt es in jedem der drei Bereiche einige Besonderheiten, auf die in<br />
den folgenden Ausführungen hingewiesen wird.<br />
2. Förderung von Filmfestivals und Kongressen<br />
In <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> findet eine Reihe überregional bzw. international wahrge-<br />
nommener Filmfestivals statt, die sämtlich vom Land <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> gefördert<br />
werden:<br />
• das Internationale Filmfestival Mannheim-Heidelberg<br />
• das Internationale Trickfilm-Festival Stuttgart<br />
• die Europäische Kurzfilmbiennale Ludwigsburg<br />
• die FMX - Konferenz <strong>für</strong> Animation, Effekte, Games und Digital Media<br />
(Stuttgart)<br />
• die Französischen Filmtage Tübingen & Stuttgart<br />
• der Stuttgarter Filmwinter und der parallel dazu veranstaltete Kongress<br />
Media Space<br />
• das Internationale Werbefilmfestival Spotlight<br />
• die Biberacher Filmfestspiele<br />
• der Branchentreff Dokville (Ludwigsburg)<br />
• die Filmschau <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> (Stuttgart)<br />
Unter den genannten Veranstaltungen spielt die Filmschau <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> eine<br />
Sonderrolle. Als gezielte Werkschau des baden-württembergischen Films hat sie <strong>für</strong><br />
- <strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> -
- 66 -<br />
die Präsentation des Filmstandorts eine besondere Funktion. Deshalb wird sie ge-<br />
sondert unter Kapitel III abgehandelt.<br />
Nicht vom Land gefördert wird das Stuttgarter Festival „Bollywood And Beyond“, das<br />
sich in der kurzen Zeit seines Bestehens zu einem der wichtigsten indischen Filmfes-<br />
tivals der Welt entwickelt hat.<br />
Bewertung<br />
Die Förderung von Filmfestivals hat aus Sicht des Landes zweierlei Komponenten:<br />
Zum einen geht es darum, hochwertige Kulturereignisse zu fördern und dem künstle-<br />
risch wertvollen Film die notwendige Plattform und die notwendige Geltung zu ver-<br />
schaffen. Der zweite Aspekt ist standortpolitisch: Festivals werben <strong>für</strong> <strong>Baden</strong>-Würt-<br />
temberg, sie dienen der Präsentation baden-württembergischer Filme, und sie för-<br />
dern hiesige Filmschaffende und Nachwuchskräfte.<br />
In diesen beiden Aspekten, dem künstlerischen und dem standortpolitischen, unter-<br />
scheiden sich die baden-württembergischen Filmfestivals ganz erheblich: Das Inter-<br />
nationale Filmfestival Mannheim-Heidelberg, die Französischen Filmtage Tübingen &<br />
Stuttgart und der Stuttgarter Filmwinter sind wegen ihres künstlerischen Erfolgs und<br />
wegen ihrer internationalen Ausrichtung <strong>für</strong> das Image des Landes von großem Wert.<br />
Als Plattform <strong>für</strong> den baden-württembergischen Film allerdings sind sie derzeit von<br />
ihrer programmlichen Ausrichtung her weniger geeignet. Das Internationale Trickfilm-<br />
Festival Stuttgart in Verbindung mit der FMX, die Europäische Kurzfilmbiennale Lud-<br />
wigsburg, das Internationale Werbefilmfestival Spotlight und die Filmfestspiele Bibe-<br />
rach hingegen bieten neben künstlerisch hochwertigen Filmen auch hervorragende<br />
Möglichkeiten, Filme aus dem Land zu zeigen und <strong>für</strong> den Standort zu werben.<br />
Alle diese Festivals haben sich in den letzten Jahren kontinuierlich weiterentwickelt<br />
und verfolgen in künstlerischer und programmlicher Hinsicht einen zielsicheren, er-<br />
folgreichen Weg. In ihrer Summe bilden sie einen reichen, bunten und vielfältigen<br />
Festivalstrauß, von dem sowohl das Publikum als auch die Filmbranche in <strong>Baden</strong>-<br />
<strong>Württemberg</strong> in vielerlei Hinsicht profitieren.<br />
Das wichtigste Ziel der baden-württembergischen Festivalförderung muss deshalb<br />
die kontinuierliche Weiterentwicklung dieser Festivals sein. Abgesehen vom Interna-<br />
tionalen Trickfilm-Festival und der FMX, die 2006 konzeptionell erweitert und finan-<br />
ziell neu ausgestattet wurden, waren die Festivals in den letzten Jahren mit stagnie-<br />
- <strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> -
- 67 -<br />
renden Landeszuschüssen bzw. sogar Haushaltseinsparungen konfrontiert. Eine An-<br />
passung der Landeszuschüsse wäre deshalb angemessen. Konkret wird eine Erhö-<br />
hung um 10 % <strong>für</strong> alle Festivals vorgeschlagen, die in den letzten fünf Jahren gleich-<br />
bleibende bzw. verringerte Zuschüsse erhielten. Voraussetzung da<strong>für</strong> ist allerdings<br />
eine entsprechende Zuschusserhöhung der mitfinanzierenden Kommunen.<br />
Im Bereich der Film- und Medienfestival gGmbH zeichnet sich ab, dass die Europäi-<br />
sche Kurzfilmbiennale Ludwigsburg voraussichtlich nicht mehr in ihrer bisherigen<br />
Form stattfinden kann. Für die alternative Veranstaltung, die derzeit von der Film-<br />
und Medienfestival gGmbH entwickelt wird, wird angeregt, insbesondere folgende<br />
zwei Faktoren zu berücksichtigen:<br />
• Das neue Festival sollte in engem Verbund mit der Filmakademie und der<br />
Akademie <strong>für</strong> Darstellende Kunst stattfinden.<br />
• Es sollte geprüft werden, ob eine jährliche Durchführung des Festivals<br />
sinnvoll wäre.<br />
Der Landesregierung wird außerdem empfohlen, Erweiterungen ihrer Festivalförde-<br />
rung in den nächsten Jahren vor allem unter dem Aspekt der Weiterentwicklung des<br />
Filmwirtschaftsstandorts vorzunehmen. Die Filmfestivals im Land werden auf diese<br />
Weise dazu motiviert, bei ihrer konzeptionellen Weiterentwicklung auch die Belange<br />
der hiesigen Filmbranche zu berücksichtigen.<br />
In diesem Zusammenhang wäre vorstellbar, dass die baden-württembergischen<br />
Filmfestivals - soweit noch nicht geschehen und im Rahmen ihrer Möglichkeiten - in<br />
ihr Programm gezielt Filme aus <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> (eventuell sogar in eigenen<br />
Filmreihen) aufnehmen. Auch die Rahmenprogramme der Festivals bieten Möglich-<br />
keiten, Filme und Filmschaffende aus <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> einzubinden, ohne da-<br />
durch die Individualität der einzelnen Festivals aufzugeben. In diesem Bereich liegen<br />
auch Betätigungsmöglichkeiten <strong>für</strong> eine eventuelle Clusterinitiative.<br />
3. Kinoförderung<br />
<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> zeichnet sich durch eine breit gestreute und vergleichsweise<br />
dichte Kinostruktur aus. 255 Kinos mit 650 Leinwänden verteilen sich auf 144 Kom-<br />
munen. 13 % der baden-württembergischen Städte und Gemeinden verfügen somit<br />
über ein Kino. Auch die Kinoversorgung im ländlichen Raum ist im Vergleich zu an-<br />
deren Flächenländern überdurchschnittlich hoch.<br />
- <strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> -
- 68 -<br />
Beim größten Teil dieser Filmtheater handelt es sich um private Betriebe (gewerbli-<br />
che Kinos). Eine wichtige Rolle spielen aber auch Kommunale Kinos: In Ballungs-<br />
räumen bilden sie Zentren <strong>für</strong> den künstlerisch anspruchsvollen Film, in kinoärmeren<br />
Regionen helfen sie außerdem, Lücken in der Kinoversorgung zu schließen. Einen<br />
wichtigen Beitrag zur Kinoversorgung leistet darüber hinaus das Kinomobil <strong>Baden</strong>-<br />
<strong>Württemberg</strong>, das ausschließlich Kommunen ansteuert, die selbst kein Kino besit-<br />
zen.<br />
Der künstlerisch wertvolle Film ist jedoch keineswegs nur eine Domäne der Kommu-<br />
nalen Kinos. Eine Reihe gewerblicher Filmtheater ist - oft mit hohem wirtschaftlichem<br />
Risiko - ebenfalls bestrebt, ihren Besuchern auch anspruchsvolle Filmkunst zu bie-<br />
ten. Dass diese Kinos bestehen können und dass <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> auch bei den<br />
Kommunalen Kinos führend ist, liegt ohne Zweifel zu einem großen Teil an der vor-<br />
bildlichen Kinoförderung der MFG Medien- und Filmgesellschaft.<br />
Gewerbliche Filmkunsttheater, die sich mit ihrem Programm qualifiziert haben, wer-<br />
den von der MFG Filmförderung mit Investitionshilfen in Form von zinslosen Darle-<br />
hen sowie mit Kinoprogrammprämien unterstützt. Mit diesen Unterstützungsmaß-<br />
nahmen wird das unternehmerische Risiko <strong>für</strong> künstlerisch ambitionierte Kinos ge-<br />
mildert. Sie sind deshalb ein wichtiger Beitrag da<strong>für</strong>, dass Filmkunst auch tatsächlich<br />
im Kino zu sehen ist.<br />
Institutionell unterstützt die MFG Filmförderung Kommunale Kinos in <strong>Baden</strong>-Würt-<br />
temberg. Die Ausgestaltung dieser Fördermaßnahme als Regelförderung ist bun-<br />
desweit einmalig: Grundsätzlich hat jedes Kommunale Kino, das Programmqualität<br />
und kommunale Förderung nachweisen kann, Anspruch auf eine entsprechende Ge-<br />
genfinanzierung durch die MFG Filmförderung, und zwar exakt in Höhe von 45 %<br />
des jeweiligen kommunalen Zuschusses.<br />
Das Kinomobil <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> erhält ebenfalls eine institutionelle Förderung,<br />
und zwar in Höhe von jährlich 139.000 Euro.<br />
Die Kinoförderung der MFG Filmförderung hat insofern auch eine medienpädagogi-<br />
sche Komponente, als sie die Voraussetzung da<strong>für</strong> schafft, dass Kinobesucher und<br />
insbesondere auch Kinder und Jugendliche mit qualitativ hochwertigen Filmen kon-<br />
frontiert werden. Sie hat insoweit eine ähnliche Funktion wie der öffentlich-rechtliche<br />
Auftrag der ARD-Sender und des ZDF. Damit liegt die Kinoförderung im originären<br />
Interesse beider Gesellschafter der MFG Medien- und Filmgesellschaft und berück-<br />
- <strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> -
- 69 -<br />
sichtigt sowohl die medienpolitischen Belange des Landes als auch den Programm-<br />
auftrag des Südwestrundfunks.<br />
Allerdings stehen die von der MFG geförderten Einrichtungen mittlerweile vor dem<br />
gleichen Problem wie die Filmfestivals: Die Kommunalen Kinos mussten im Zuge von<br />
Einsparmaßnahmen eine Absenkung des Fördersatzes von 50 % auf 45 % hinneh-<br />
men, der Zuschuss <strong>für</strong> das Kinomobil und das Budget <strong>für</strong> Programmprämien an ge-<br />
werbliche Kinos wurden ebenfalls um 10 % reduziert. Angesichts steigender Kosten<br />
und ausgeschöpfter Einsparpotentiale erscheint eine Rücknahme dieser Kürzungen<br />
dringend geboten. Deshalb wird der Landesregierung empfohlen, den Fördersatz <strong>für</strong><br />
Kommunale Kinos, den Zuschuss <strong>für</strong> das Kinomobil und das Budget <strong>für</strong> Kinopro-<br />
grammprämien wieder auf die ursprüngliche Höhe festzusetzen.<br />
4. Digitalisierung<br />
Die derzeit größte Herausforderung <strong>für</strong> die deutschen Kinos ist die unmittelbar be-<br />
vorstehende Umstellung der Filmprojektion vom herkömmlichen analogen Filmmate-<br />
rial auf digitale Medien. Die finanziellen und logistischen Vorteile der digitalen Film-<br />
verbreitung sind so offensichtlich, dass es nur noch eine Frage der Zeit ist, bis neue<br />
Filme den Kinos nicht mehr in herkömmlicher Weise, sondern nur noch auf digitalen<br />
Trägern zur Verfügung stehen.<br />
Allerdings besteht das strukturelle Problem, dass die finanziellen Vorteile des digita-<br />
len Vertriebs vor allem bei Filmproduzenten und Verleihern liegen, während die Kos-<br />
ten <strong>für</strong> die Anschaffung digitaler Projektoren von den Kinos zu tragen sind. Deshalb<br />
verhalten sich viele Filmtheater noch zögerlich und erwarten entsprechende Investiti-<br />
onshilfen von ihren Verleihfirmen. Da die Bereitschaft hierzu noch nicht ausreichend<br />
ist, wird gleichzeitig der Ruf nach öffentlicher Förderung laut. In die Pflicht genom-<br />
men werden soll dabei vor allem die Filmförderungsanstalt des Bundes.<br />
Die MFG Filmförderung hat insofern Vorsorge <strong>für</strong> den „digitalen Roll-Out“ getroffen,<br />
als sie in den letzten beiden Jahren nicht das volle Budget ihrer Kinoinnovationsdar-<br />
lehen vergeben hat. Vielmehr wurden Teilbeträge zurückbehalten, um zu gegebener<br />
Zeit ausreichend Spielraum <strong>für</strong> eine Vergabe an solche Kinos zu haben, die die Um-<br />
stellung auf digitale Projektion allein nicht bewältigen können. Dies werden vor allem<br />
kleinere Filmtheater sein, die im ländlichen Raum das Kulturangebot bereichern,<br />
aber auch solche Kinos, die Programme jenseits des üblichen Angebots anbieten.<br />
- <strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> -
- 70 -<br />
Nur Kinos, auf die diese Voraussetzungen zutreffen, können <strong>für</strong> eine Förderung mit<br />
öffentlichen Mitteln in Frage kommen. Für alle anderen Filmtheater sollte es grund-<br />
sätzlich möglich sein, die Umstellung auf digitale Projektion ohne staatliche Hilfe zu<br />
bewältigen. Die Filmbranche ist deshalb zuallererst selbst gefordert, einen gerechten<br />
Ausgleich <strong>für</strong> Lasten und Nutzen der Digitalisierung zu finden.<br />
Der Landesregierung wird deshalb empfohlen, über die im Bereich der MFG-Kino-<br />
innovationsdarlehen bisher getroffenen Maßnahmen hinaus sehr zurückhaltend bei<br />
der Bereitstellung zusätzlicher Mittel <strong>für</strong> die Digitalisierung der Kinos in <strong>Baden</strong>-<br />
<strong>Württemberg</strong> zu sein. Allenfalls könnten wirtschaftlich schwache Kinos, die im ländli-<br />
chen Raum das Kulturangebot bereichern, oder Kinos mit einem besonderen Arthou-<br />
se-Programm unter bestimmten Voraussetzungen auch in den Genuss von Zuschüs-<br />
sen anstelle von Darlehen kommen (was allerdings bedeuten würde, dass insgesamt<br />
weniger Kinos von den begrenzten Mitteln der MFG Filmförderung profitieren könn-<br />
ten).<br />
Für die Digitalisierung Kommunaler Kinos schließlich könnte es im Einzelfall hilfreich<br />
sein, wenn die mitfinanzierenden Kommunen ihre Zuschüsse erhöhten. Dies würde<br />
die Möglichkeit eröffnen, dass die MFG Filmförderung entsprechend dem oben dar-<br />
gestellten Verteilungsschlüssel die Investitionsmaßnahme mitfinanzieren kann.<br />
5. Haus des Dokumentarfilms<br />
Das Haus des Dokumentarfilms - Europäisches Medienforum Stuttgart e.V. - besteht<br />
seit 1991. Die Initiative zu seiner Gründung ging vom Süddeutschen Rundfunk aus.<br />
Es wird derzeit von zwölf institutionellen Mitgliedern getragen. Den Löwenanteil der<br />
Mitgliedsbeiträge von insgesamt ca. 436.000 Euro pro Jahr erbringen der Südwest-<br />
rundfunk (205.000 Euro) und das Land <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> (136.000 Euro).<br />
Die restlichen Mitglieder erbringen zusammen rund 95.000 Euro; zu ihnen gehören<br />
die Sender ZDF, WDR und ARTE, die MFG Filmförderung, die Verwertungsgesell-<br />
schaft der Film- und Fernsehproduzenten und verschiedene Institutionen aus dem<br />
Raum Stuttgart.<br />
- <strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> -
- 71 -<br />
Das Haus des Dokumentarfilms hat die Aufgabe, den dokumentarischen Film und<br />
verwandte Genres wie Fernsehdokumentation, Feature und Reportage zu fördern, zu<br />
erforschen und zu sammeln. Es ist in dieser Form einmalig in Europa.<br />
Unter Förderung ist zu verstehen, dass Produzenten, Regisseure und Autoren die<br />
Einrichtungen des Hauses <strong>für</strong> Recherchezwecke nutzen, die Veranstaltungen besu-<br />
chen und Beratung in Anspruch nehmen können. In der Veranstaltungstätigkeit her-<br />
vorzuheben ist der jährliche Branchentreff Dokville, der binnen kürzester Zeit zu einer<br />
bundesweit wahrgenommenen Pflichtveranstaltung <strong>für</strong> die deutsche Dokumentar-<br />
filmbranche wurde.<br />
Die Forschung widmet sich vor allem der Geschichte des Dokumentarfilms. Zur Zeit<br />
ist ein großes Projekt über die Entwicklung des deutschsprachigen dokumentari-<br />
schen Films von 1945 bis heute in Arbeit.<br />
Die Sammlungstätigkeit des Hauses des Dokumentarfilms erstreckt sich auf mehrere<br />
Segmente: Das große Dokumentarfilmarchiv mit mehr als 7.000 Filmen, das allen<br />
Interessierten offensteht, ist der einzige Ort in Deutschland, an dem in dieser Band-<br />
breite herausragende Dokumentarfilme und Fernsehdokumentationen angesehen<br />
werden können. Daneben unterhält das Haus des Dokumentarfilms mit Unterstüt-<br />
zung des Landes und der MFG Filmförderung die Landesfilmsammlung <strong>Baden</strong>-<br />
<strong>Württemberg</strong>. In ihr werden zum einen Belegexemplare aller von der MFG Medien-<br />
und Filmgesellschaft geförderten Filme aufbewahrt, zum zweiten historische Filmdo-<br />
kumente über <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> und zum dritten historische Filme, die <strong>Baden</strong>er<br />
oder <strong>Württemberg</strong>er in aller Welt hergestellt haben.<br />
Die Landesfilmsammlung <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> ist eine in ganz Deutschland einmali-<br />
ge Institution. Ihr Bestand liegt zur Zeit bei etwa 4.000 Filmen. Ausschnitte daraus<br />
werden von in- und ausländischen Produktionsfirmen und Sendern genutzt. Die da-<br />
raus resultierenden Lizenzerlöse verringern den Finanzbedarf <strong>für</strong> den Betrieb der<br />
Landesfilmsammlung. Von einer Kostendeckung kann allerdings - wie bei allen ähnli-<br />
chen Archiven - keine Rede sein. Deshalb erhält das Haus des Dokumentarfilms -<br />
ergänzend zu deren Mitgliedsbeiträgen - da<strong>für</strong> Projektzuschüsse von der MFG Film-<br />
förderung (168.000 Euro) und dem Land <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> (30.000 Euro).<br />
Mit seinem Gesamtspektrum stellt das Haus des Dokumentarfilms eine sinnvolle und<br />
notwendige Ergänzung zu den Aktivitäten des Südwestrundfunks (des wichtigsten<br />
„Doku“-Senders in der ARD), der Filmakademie und der MFG Medien- und Filmge-<br />
sellschaft dar.<br />
- <strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> -
Bewertung<br />
- 72 -<br />
Die ursprüngliche Grundfinanzierung des Hauses des Dokumentarfilms ist inflations-<br />
bereinigt stark geschrumpft. Zum Teil wird dies mit selbst erwirtschafteten Mitteln aus<br />
den verschiedenen Bereichen der Einrichtung ausgeglichen. Dazu kamen in der jün-<br />
geren Vergangenheit Personaleinsparungen, eine Verschlankung der Strukturen und<br />
ein Umzug in neue Räumlichkeiten, so dass das Haus des Dokumentarfilms sein Ef-<br />
fizienzsteigerungspotential mittlerweile voll ausgeschöpft hat.<br />
Das digitale Zeitalter bringt außerdem neue Herausforderungen <strong>für</strong> das Haus des<br />
Dokumentarfilms, die mit der bisherigen finanziellen Ausstattung nicht zu leisten sind:<br />
• die Digitalisierung des Dokumentarfilmbestandes<br />
• die Onlinerecherche <strong>für</strong> die Landesfilmsammlung<br />
• die Internetplattform <strong>für</strong> die Dokumentarfilmbranche<br />
• zusätzliche Online-Dienstleistungen (Sendeplatzberatung etc.)<br />
Eine Anpassung des Landeszuschusses an das Haus des Dokumentarfilms wäre<br />
deshalb angemessen. Entsprechend den obigen Empfehlungen <strong>für</strong> Filmfestivals und<br />
Kinos wird eine Erhöhung um 10 % vorgeschlagen.<br />
Die Landesfilmsammlung <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> war nach anfänglicher Finanzierung<br />
durch die Landesstiftung mit einer erheblichen Reduzierung ihrer Projektmittel kon-<br />
frontiert. Auf Grundlage eines neuen Betriebskonzepts wurde gemeinsam mit dem<br />
Land und der MFG Filmförderung im Jahr 2007 eine neue Finanzierung entwickelt.<br />
Damit wurde eine ausreichende Grundlage <strong>für</strong> den Betrieb der Landesfilmsammlung<br />
in den nächsten Jahren geschaffen.<br />
6. Beschlussvorschlag:<br />
1) Die Arbeitsgruppe empfiehlt der Landesregierung, die Landeszuschüsse <strong>für</strong> die-<br />
jenigen Festivals, die in den letzten fünf Jahren gleichbleibende bzw. verringerte<br />
Zuschüsse erhielten, um 10 % zu erhöhen.<br />
- <strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> -
- 73 -<br />
2) Der Landesregierung wird außerdem empfohlen, Erweiterungen ihrer Festival-<br />
förderung in den nächsten Jahren vor allem unter dem Aspekt der Weiterent-<br />
wicklung des Filmwirtschaftsstandorts vorzunehmen.<br />
3) In diesem Zusammenhang könnte darauf hingewirkt werden, dass die baden-<br />
württembergischen Filmfestivals - im Rahmen ihrer Möglichkeiten und soweit<br />
noch nicht geschehen - in ihr Programm gezielt Filme und Filmschaffende aus<br />
<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> integrieren.<br />
4) Für den Bereich der Kinos werden folgende Maßnahmen empfohlen:<br />
• die Erhöhung des Förderschlüssels <strong>für</strong> Kommunale Kinos von 45 % auf 50 %<br />
• die Erhöhung des Budgets <strong>für</strong> Programmprämien an gewerbliche Filmtheater<br />
von 171.000 Euro auf 190.000 Euro<br />
• die Erhöhung der institutionellen Förderung <strong>für</strong> das Kinomobil <strong>Baden</strong>-<br />
<strong>Württemberg</strong> von 139.000 Euro auf 154.000 Euro<br />
5) Für das Haus des Dokumentarfilms wird der Landesregierung empfohlen, den<br />
Mitgliedsbeitrag des Landes von derzeit 135.900 Euro wieder auf die ursprüngli-<br />
che Höhe von 151.000 Euro zu erhöhen.<br />
- <strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> -
Anlage 1<br />
- 74 -<br />
Arbeitsgruppe „<strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>“<br />
MDgt Professor Dr. Claus Eiselstein (Vorsitzender der Arbeitsgruppe)<br />
Staatsministerium <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />
Bernhard Nellessen<br />
Fernsehdirektor<br />
SWR Südwestrundfunk<br />
Egon Mayer<br />
Stellvertretender Fernsehdirektor<br />
SWR Südwestrundfunk<br />
Carl Bergengruen<br />
Leiter der Hauptabteilung Film und Familienprogramm<br />
SWR Südwestrundfunk<br />
Gabriele Röthemeyer<br />
Geschäftsführerin Filmförderung<br />
MFG Medien- und Filmgesellschaft <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> mbH<br />
Klaus Haasis<br />
Geschäftsführer Medienentwicklung<br />
MFG Medien- und Filmgesellschaft <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> mbH<br />
Dieter Krauß<br />
MFG Medien- und Filmgesellschaft <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> mbH<br />
Professor Thomas Schadt<br />
Geschäftsführer<br />
Filmakademie <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> GmbH<br />
- <strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> -
Professor Thomas Haegele<br />
- 75 -<br />
Leiter des Instituts <strong>für</strong> Animation, Visual Effects und digitale Postproduktion<br />
Filmakademie <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> GmbH<br />
Marianne Gassner<br />
Leiterin der Film Commission Region Stuttgart<br />
Wirtschaftsförderung Region Stuttgart GmbH<br />
MR’in Monika Mundkowski-Bek<br />
Wirtschaftsministerium <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />
MR’in Dr. Angela Kalous<br />
Staatsministerium <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />
ORR’in Dr. Cornelia Eberle<br />
Staatsministerium <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />
RR Andreas Schüle<br />
Staatsministerium <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />
AR’in Christiane Windeck<br />
Staatsministerium <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />
RA’Fr. Tanja Wahl<br />
Staatsministerium <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />
OI’in Anja Gall<br />
Staatsministerium <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />
- <strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> -
Anlage 2<br />
- 76 -<br />
Arbeitsgruppe „<strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>“<br />
Liste der angehörten Sachverständigen<br />
Dr. Thomas Bellut<br />
Programmdirektor<br />
Zweites Deutsches Fernsehen (ZDF), Mainz<br />
Matthias Berlinghof<br />
Stellvertretender Vorstand<br />
Kreissparkasse Ludwigsburg<br />
Andreas Brey<br />
Abteilungsleiter Medien und Region Süd<br />
DZ Bank AG, München<br />
Dr. Stefan Gärtner<br />
Senior Vice President<br />
German Free TV Holding GmbH, Unterföhring<br />
Andreas Hykade<br />
Studio FILM BILDER, Stuttgart<br />
Michael Jungfleisch<br />
Geschäftsführer<br />
Gambit Film und Fernsehproduktion, Ludwigsburg<br />
Hans-Hinrich Koch<br />
Geschäftsführer<br />
av independents Film & TV GmbH, Ludwigsburg<br />
- <strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> -
Thilo Kuther<br />
Geschäftsführer<br />
PIXOMONDO IMAGES Ludwigsburg<br />
Boris Michalski<br />
Produzent<br />
- 77 -<br />
noirfilm filmproduktion GmbH & Co. KG, Karlsruhe<br />
Anja Raiser<br />
Geschäftsführerin<br />
SCHOKOLADE Filmproduktion GmbH, Stuttgart<br />
Florian Rederer<br />
Geschäftsführer<br />
SCHOKOLADE Filmproduktion GmbH, Stuttgart<br />
Barbara Schardt<br />
Managerin des Clusters Audiovisuelle Medien<br />
FilmFernsehFonds Bayern, München<br />
Carsten Schuffert<br />
Vorstand<br />
Bewegte Bilder Medien AG, Tübingen<br />
Inga von Staden<br />
Beratung Neue Medien und Studienleiterin Interaktive Medien<br />
an der Filmakademie <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>, Ludwigsburg<br />
Neben den offiziellen Anhörungen in den Sitzungen der Arbeitsgruppe „Filmkonzepti-<br />
on <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>“ führten die Mitglieder der Arbeitsgruppe zahlreiche Einzel-<br />
gespräche mit Vertretern der Filmbranche. Dazu kam eine Reihe von schriftlichen<br />
Anregungen, die ebenfalls in die Entwicklung der <strong>Filmkonzeption</strong> einflossen. Zwi-<br />
schen März und November 2008 bestand außerdem die Möglichkeit, über einen Link<br />
auf den Internetseiten des Staatsministeriums und der MFG Medien- und Filmgesell-<br />
- <strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> -
- 78 -<br />
schaft per E-Mail Anregungen zur <strong>Filmkonzeption</strong> und Stellungnahmen zur Entwick-<br />
lung des Filmstandorts abzugeben.<br />
Die Filmbranche insgesamt erhielt im Rahmen einer Veranstaltung, des Forums<br />
<strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> am 29. September 2008, Gelegenheit, Anre-<br />
gungen und Meinungsäußerungen zur <strong>Filmkonzeption</strong> abzugeben.<br />
- <strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> -
Anlage 3<br />
- 79 -<br />
Einführung in den Begriff „Animation Media“<br />
Vorbemerkung<br />
Die Einführung digitaler, rechnergestützter Techniken hat die Konzeption, Produktion<br />
und Distribution von Bildmedien in den vergangenen zwei Jahrzehnten tiefgreifend<br />
verändert. Seitdem diese Techniken flächendeckend auch dem Konsumenten zur<br />
Verfügung stehen (Verbreitung von Computern und Laptops, schnelle Internetverbin-<br />
dungen, Mobiltelefonie etc.), werden diese Veränderungen immer deutlicher sichtbar.<br />
Digitale Technik führt zu Medienkonvergenz<br />
In der digitalen Akquisition, Bearbeitung und Distribution von Bewegtbild-Medien lie-<br />
gen alle Daten (Assets) in kompatibler Form auf einem Rechner. Auch ein „reales“<br />
Kamera-Bild ist im digitalen Datenraum nichts anderes als eine 2D-Imageplane in<br />
einem „virtuellen“ 3D-Raum. Alle Assets - ob mit der Kamera im Studio oder vor Ort<br />
aufgenommen, mit Hilfe verschiedener Programme im Rechner erstellt oder aus ei-<br />
nem Archiv kommend - können im Computer auf vielfältige Weise bearbeitet, kombi-<br />
niert, verändert oder wiedergegeben werden. Sie können, egal <strong>für</strong> welche Medien sie<br />
hergestellt wurden, auch in allen anderen Medien eingesetzt werden. Diese Tatsache<br />
verändert nicht nur die technischen Abläufe, sondern die gesamte Wertschöpfungs-<br />
kette.<br />
Animation ist eine Technik zur Herstellung von Bewegtbild-Medien<br />
Im Film wird durch die Aneinanderreihung von Einzelbildern die Illusion von Bewe-<br />
gung geschaffen. Gibt die Folge dieser Einzelbilder einen in der Realität inszenierten<br />
oder dort von selbst ablaufenden Vorgang fotografisch wieder, spricht man von Real-<br />
film. Besteht die Sequenz aus synthetisch erzeugten Einzelbildern, spricht man von<br />
Animation. In diesem Sinn beruhen alle Bewegtbild-Medien, die nicht einen in der<br />
Realität inszenierten oder dort von selbst ablaufenden Vorgang fotografisch abbilden,<br />
auf der Technik der Animation.<br />
- <strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> -
- 80 -<br />
Alle Medien, die Animationstechniken nutzen, sind Animation Media<br />
Der Begriff Animation wird in zwei verschiedenen Bedeutungen verwendet. Zum ei-<br />
nen bezeichnet er das Genre des Animationsfilms, zum anderen steht er <strong>für</strong> die viel-<br />
gestaltigen Animationstechniken, die in der Herstellung von Bewegtbild-Medien ein-<br />
gesetzt werden. Animation ist also nicht nur ein Genre, sondern auch eine Technik.<br />
Der Begriff Animation Media umfasst deutlich mehr als nur den Bereich des Animati-<br />
onsfilms. Er steht <strong>für</strong> alle Bewegtbild-Medien, die sich in der Produktionsvorberei-<br />
tung, in der Produktion oder in der Distribution auf Animationstechniken stützen. Zu<br />
den animationsgetriebenen Medien (animation-driven media) oder kurz Animation<br />
Media gehören somit Animationsfilm, Visual Effects einschließlich der digitalen Post-<br />
produktion, viele Arten von Computerspielen sowie die meisten interaktiven Anwen-<br />
dungen.<br />
Im Animationsfilm (Trickfilm) bewegen sich gezeichnete oder sonstwie erzeugte<br />
Charaktere (Puppenanimation, Computeranimation) durch eine in ähnlicher Weise<br />
konstruierte Welt. Animierte Filme und Serien gibt es im Kino, im Fernsehen und auf<br />
DVD, zunehmend auch im Internet und auf Handys.<br />
Visual Effects spielen eine wichtige Rolle in nahezu allen Kino- und Fernsehfilmen.<br />
Oft sind sie sichtbar (etwa wenn Dinge gezeigt werden, die „real“ nicht gedreht wer-<br />
den könnten), meist aber unsichtbar (etwa als digitale Set-Ergänzung, um Produkti-<br />
onskosten zu sparen). Auch der gesamte Bereich der digitalen Postproduktion vom<br />
Schnitt über die Color Correction bis zu Motion Graphics, Digital Internegative und<br />
stereoskopischer Projektion beruht auf Animationstechniken.<br />
Computerspiele sind im Prinzip nichts anderes als interaktive Animationen, bei de-<br />
nen sich, vom Nutzer gesteuert, computergenerierte Charaktere in Echtzeit durch<br />
computergenerierte Welten bewegen. Vom Umsatz her gesehen sind Computerspie-<br />
le heute das wichtigste Einsatzgebiet von Animation. Als „Serious Games“ spielen<br />
sie eine zunehmende Rolle in Training und Ausbildung.<br />
Zu den interaktiven Anwendungen gehören viele Inhalte im Internet, von bewegter<br />
Graphik („Typo-Animation“) bis zu Multi-User-Plattformen. Jede Software <strong>für</strong> alle Ar-<br />
ten von Rechnern (Desktop, Laptop, Handy) nutzt Animationstechniken zumindest<br />
als GUI (Graphische Benutzeroberfläche).<br />
- <strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> -
- 81 -<br />
Auch Visual Computing (bildnutzende Verfahren in Forschung und Entwicklung,<br />
Produkt-Design und industrieller Fertigung) beruht auf digitalen Animationstechniken.<br />
So gesehen spielt Animation auch im industriellen Bereich eine zunehmende Rolle.<br />
Animation Media - ein wichtiger Teil der Kreativwirtschaft<br />
In Deutschland sind rund 210.000 Unternehmen mit knapp einer Million Erwerbstäti-<br />
gen in der Kultur- und Kreativwirtschaft tätig. Die Quote der Selbständigen ist mit 25<br />
Prozent außergewöhnlich hoch. Der Beitrag zur Bruttowertschöpfung liegt bei rund<br />
60 Milliarden Euro (Quelle: Bundesministerium <strong>für</strong> Wirtschaft und Technologie).<br />
Animationsfilm, Visual Effects, Computerspiele und interaktive Anwendungen sind<br />
Teilbranchen von großer volkswirtschaftlicher Bedeutung. Insbesondere mit dem<br />
konsequenten Einsatz neuer digitaler Techniken leisten sie einen wichtigen Beitrag<br />
zu Wachstum und Innovation.<br />
Prof. Thomas Haegele<br />
- <strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> -