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Filmkonzeption Baden-Württemberg - Ministerium für Wissenschaft ...

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Empfehlungen der Arbeitsgruppe<br />

<strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />

Dezember 2008


Empfehlungen der Arbeitsgruppe<br />

- 2 -<br />

<strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />

Inhaltsverzeichnis<br />

Einführung Seite 5<br />

1.<br />

2.<br />

3.<br />

4.<br />

5.<br />

6.<br />

7.<br />

Der Filmstandort <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />

Die Entwicklung der baden-württembergischen Filmausbildung<br />

Die Entwicklung der Kinos und Filmfestivals<br />

Filmkultur in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />

Die Entwicklung der Filmwirtschaft<br />

Die neue <strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />

Hinweis zu den folgenden Empfehlungen<br />

I. Die baden-württembergische Filmförderung Seite 12<br />

1. Derzeitige Situation<br />

2. Bewertung<br />

3. Beschlussvorschlag<br />

II. Auftragssituation <strong>für</strong> Produzenten und Dienstleister Seite 22<br />

Bindung von Kreativen an den Standort<br />

Platzierung von Fernsehserien<br />

1. Derzeitige Situation<br />

2. Bewertung<br />

2.1 Fernsehserien<br />

2.2 Nachwuchsförderung<br />

2.3 Qualifizierung der baden-württembergischen Nachwuchsproduzenten<br />

2.4 Sonstiges<br />

3. Beschlussvorschlag<br />

- <strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> -


- 3 -<br />

III. Förderung und Entwicklung des Filmstandorts Seite 32<br />

(Vernetzung, Clusterförderung, Öffentlichkeitsarbeit)<br />

1. Derzeitige Situation<br />

2. Bewertung<br />

3. Perspektiven<br />

4. Exkurs: Filmschau <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />

5. Beschlussvorschlag<br />

IV. Förderung des Bereichs Animation Media Seite 38<br />

1. Derzeitige Situation<br />

2. Bewertung<br />

2.1 Beratende, vermittelnde und logistische Förderaktivitäten<br />

a) Firmengründungen und -ansiedlungen<br />

b) Standortmarketing<br />

c) Vernetzung am Standort<br />

2.2 Finanzielle Förderanreize<br />

a) Produktionsförderung <strong>für</strong> Animationsfilme<br />

b) Förderung der Entwicklung und Vorbereitung von Animationsfilmen<br />

c) Unterstützung von Visual-Effects-Dienstleistern bei der Projektakquise<br />

d) Förderung von Computer- und Videospielen sowie sonstigen inter-<br />

aktiven filmrelevanten Projekten (Digital Content)<br />

e) Förderung von Forschungs- und Entwicklungsprojekten<br />

3. Beschlussvorschlag<br />

V. Förderung und Entwicklung des Werbe- und Wirtschaftsfilms Seite 48<br />

1. Derzeitige Situation<br />

2. Bewertung<br />

3. Beschlussvorschlag<br />

- <strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> -


- 4 -<br />

VI. Verbesserung der Finanzierungssituation von Produzenten Seite 53<br />

und Dienstleistern<br />

1. Derzeitige Situation<br />

2. Bewertung<br />

3. Beschlussvorschlag<br />

VII. Ausbildung im Filmbereich Seite 58<br />

1. Einleitung<br />

2. Derzeitige Situation der Filmakademie<br />

3. Bewertung<br />

4. Beschlussvorschlag<br />

VIII. Förderung von Filmfestivals und Kongressen, Seite 64<br />

Kinoförderung, Digitalisierung, Haus des Dokumentarfilms<br />

1. Einleitung<br />

2. Förderung von Filmfestivals und Kongressen<br />

3. Kinoförderung<br />

4. Digitalisierung<br />

5. Haus des Dokumentarfilms<br />

6. Beschlussvorschlag<br />

Anlagen Seite 74<br />

A1 Mitglieder der Arbeitsgruppe „<strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>“<br />

A2 Liste der angehörten Sachverständigen<br />

A3 Einführung in den Begriff „Animation Media“<br />

- <strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> -


Einführung<br />

- 5 -<br />

1. Der Filmstandort <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />

Die bisherige Entwicklung des Filmstandorts <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> lässt sich grund-<br />

sätzlich in vier Phasen unterteilen:<br />

Die erste umfasst den Zeitraum bis 1990. Bis dahin spielte die unabhängige Film-<br />

produktion in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> nur eine Nebenrolle. Großes Renommee besaßen<br />

der Süddeutsche Rundfunk in Stuttgart und der Südwestfunk in <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong>. Da sie<br />

bei ihrer Gründung nicht auf baden-württembergische Filmproduzenten zurückgreifen<br />

konnten, waren sie gezwungen, eigene Produktionsstrukturen aufzubauen. Dies wie-<br />

derum hatte zur Folge, dass von den beiden Sendern auch in der Folgezeit kaum<br />

Anreize zur Gründung oder Ansiedlung unabhängiger Filmproduktionsfirmen ausgin-<br />

gen. So gab es im Bereich der freien Filmproduktion zwar immer wieder vereinzelte<br />

Aktivitäten; diese führten jedoch nicht zur Herausbildung einer dauerhaften Film-<br />

Infrastruktur.<br />

Anders verlief die Entwicklung im Bereich der Filmtheater. In <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />

entstand über die 1950er, 1960er und 1970er Jahre hinweg eine vielfältige, weitge-<br />

streute Kinolandschaft. Außerdem wurden namhafte Filmfestivals wie die Internatio-<br />

nalen Filmfestspiele Mannheim-Heidelberg, die Biberacher Filmfestspiele oder das<br />

Internationale Trickfilm-Festival Stuttgart gegründet. Letzteres hatte insofern den<br />

Charakter einer Initialzündung, als sich - auch dank des Zusammenspiels mit der<br />

Stuttgarter Kunstakademie - im Lauf der 1980er Jahre eine lebendige Szene von<br />

Animationsfilmern in der Region Stuttgart bildete.<br />

Im Jahr 1991 begann die eigentliche Aufbauphase des Filmstandorts: Die Filmaka-<br />

demie <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> in Ludwigsburg wurde gegründet. Mit ihrem neuartigen<br />

Ausbildungskonzept sowie mit zahlreichen Preisen und Auszeichnungen erzielte sie<br />

binnen kürzester Zeit überregionale Aufmerksamkeit. Von Anfang an bestand auch<br />

eine enge Verzahnung der Filmakademie mit dem Internationalen Trickfilm-Festival<br />

Stuttgart sowie der regionalen Animationsfilmszene.<br />

Die Absolventinnen und Absolventen der Filmakademie eröffneten dem Standort<br />

erstmals die Chance, auch über den Animationsbereich hinaus die Filmproduktion in<br />

<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> in Gang zu bringen. Mit der gemeinsam mit dem Süddeutschen<br />

Rundfunk und dem Südwestfunk in die Wege geleiteten Gründung der MFG Medien-<br />

- <strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> -


- 6 -<br />

und Filmgesellschaft im Jahr 1995 sowie der zweiten Ausbaustufe der Filmakademie<br />

ergriff das Land <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> diese Gelegenheit und leitete eine weitere Pro-<br />

fessionalisierung des Filmstandorts ein, die in den Jahren zwischen 1995 und 2000<br />

zur Gründung mehrerer Produktionsfirmen sowie weiterer Filmfestivals führte. Au-<br />

ßerdem kam es zur Gründung der ersten Filmberatungsstelle im Land, der Film Co-<br />

mission Region Stuttgart. In diese Zeit fiel ferner die Fusion des Süddeutschen<br />

Rundfunks und des Südwestfunks zum neuen Südwestrundfunk, mit der unter ande-<br />

rem die Erwartung verbunden war, dass mittelfristig ein Teil der Produktionskapazitä-<br />

ten bei den Sendern abgebaut und Freiraum <strong>für</strong> die Beauftragung unabhängiger<br />

Filmproduzenten geschaffen würde. Tatsächlich begann der neue Südwestrundfunk<br />

unverzüglich mit diesem Prozess, so dass sich insbesondere im Nachwuchsbereich<br />

neue Chancen <strong>für</strong> junge Filmproduzenten ergaben. Dazu trug auch das gemeinsame<br />

Engagement des Landes und des Südwestrundfunks in der MFG Medien- und Film-<br />

gesellschaft bei, die schon in ihrer Anfangsphase einen erheblichen Beitrag zur Etab-<br />

lierung junger baden-württembergischer Firmen leistete.<br />

Eine weitere Entwicklungsetappe schließlich wurde im Jahr 2000 eingeleitet, als die<br />

Landesregierung eine <strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> verabschiedete, die <strong>für</strong><br />

den gesamten Filmbereich ein deutlich stärkeres politisches und finanzielles Enga-<br />

gement vorsah. Aus dieser Konzeption resultierte eine Reihe von Standortentwick-<br />

lungen, die in den folgenden Abschnitten dargestellt werden.<br />

2. Die Entwicklung der baden-württembergischen Filmausbildung<br />

Im Rahmen einer dritten Ausbaustufe wurde die Filmakademie im Jahr 2001 um<br />

mehrere Ausbildungsbereiche erweitert, unter anderem um eine bundesweit einmali-<br />

ge Ausbildung <strong>für</strong> Fernsehserien. Mit der „Masterclass Ludwigsburg Paris“ wurde die<br />

Filmakademie außerdem Träger eines europäischen Vorzeigeprojekts. Kurz darauf,<br />

im Jahr 2002, wurde das Institut <strong>für</strong> Animation, Visual Effects und digitale Postpro-<br />

duktion (Animationsinstitut) geschaffen, welches wesentlich dazu beitrug, dass die<br />

Filmakademie heute eine der erfolgreichsten und attraktivsten Filmhochschulen in<br />

ganz Europa ist. Seit dem Studienjahr 2007/2008 bietet die Filmakademie mehrere<br />

neue Studienfächer zur Arbeit mit der High-Definition-Technologie (HD-Technologie)<br />

an und verfügt dank eines Sonderzuschusses aus der Zukunftsoffensive IV des Lan-<br />

des auch über die entsprechende HD-Ausstattung.<br />

Parallel zur Filmakademie wurden auch die Filmausbildungsangebote anderer Hoch-<br />

schulen weiterentwickelt, so beispielsweise der Hochschule der Medien Stuttgart<br />

- <strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> -


- 7 -<br />

oder der Hochschule <strong>für</strong> Gestaltung Karlsruhe. Auch der private Ausbildungssektor<br />

in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> entwickelte eine Reihe hochwertiger Angebote.<br />

Dazu kam die in der letzten <strong>Filmkonzeption</strong> angeregte und mittlerweile gegründete<br />

Akademie <strong>für</strong> Darstellende Kunst in Ludwigsburg, die die Qualität und die Attraktivität<br />

des Filmausbildungsstandorts <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> in den nächsten Jahren noch er-<br />

heblich steigern wird.<br />

3. Die Entwicklung der Kinos und Filmfestivals<br />

Im Bereich der Filmtheater verlief die Entwicklung in den letzten Jahren sehr kontinu-<br />

ierlich. In <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> gibt es nach wie vor überdurchschnittlich viele Kinos,<br />

und erfreulicherweise verteilen sie sich nicht nur auf die Ballungsräume, sondern<br />

auch auf den ländlichen Raum. Diese gute Struktur ist auch ein Verdienst der Kino-<br />

förderung des Landes: <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> hat als einziges Land in Deutschland<br />

eine Regelförderung <strong>für</strong> Kommunale Kinos eingeführt. Außerdem fördert die MFG<br />

Medien- und Filmgesellschaft nachhaltig auch gewerbliche Programmkinos und klei-<br />

ne Kinos auf dem Land.<br />

Im Bereich der Filmfestivals entwickelte sich <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> ebenfalls kontinu-<br />

ierlich weiter. Auf Anregung der letzten <strong>Filmkonzeption</strong> wurden die größeren Filmfes-<br />

tivals im Raum Stuttgart in einer gemeinsamen Trägergesellschaft (Film- und Me-<br />

dienfestival gGmbH) gebündelt. In diesem Zusammenhang wurden insbesondere<br />

das Internationale Trickfilm-Festival Stuttgart und der Kongress FMX gestärkt.<br />

4. Filmkultur in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />

Die künstlerische Ausbildung der Filmakademie und die gezielte Fördertätigkeit der<br />

MFG Medien- und Filmgesellschaft waren in den letzten Jahren die Hauptgrundlage<br />

da<strong>für</strong>, dass in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> eine Vielzahl künstlerisch hochwertiger und er-<br />

folgreicher Filme entstand. <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> hat sich - auch dank der Erhöhung<br />

der Filmfördermittel, die in der letzten <strong>Filmkonzeption</strong> beschlossen wurde - als<br />

Standort <strong>für</strong> künstlerisch hochwertigen Film profiliert. Produzenten und Regisseure<br />

aus dem Land sind auf Wettbewerben und Festivals in der ganzen Welt vertreten<br />

und erhalten regelmäßig Preise und Auszeichnungen. Das Gleiche gilt <strong>für</strong> die Studie-<br />

renden und Absolventen der baden-württembergischen Ausbildungsstätten.<br />

- <strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> -


5. Die Entwicklung der Filmwirtschaft<br />

- 8 -<br />

Die <strong>Filmkonzeption</strong> aus dem Jahr 2000 legte - neben Filmausbildung, Kinos, Festi-<br />

vals und Filmkunst - auch einen Schwerpunkt auf die Entwicklung der baden-<br />

württembergischen Filmwirtschaft. Dies führte unter anderem zur Verdichtung der<br />

regionalen Filmberatungsstellen sowie zur Schaffung weiterer Vernetzungsinstru-<br />

mente. Die bereits erwähnte Erhöhung der Filmfördermittel hatte ebenfalls nicht nur<br />

filmkünstlerische Ziele, sondern auch standortpolitische: Sie sollte Filmproduktionen<br />

in größerer Zahl und in größerem Umfang nach <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> ziehen und mit<br />

ihnen Produzenten und Dienstleister.<br />

Außerdem empfahl die <strong>Filmkonzeption</strong> 2000 die stärkere Zusammenarbeit des Lan-<br />

des mit Fernsehsendern und appellierte insbesondere an den Südwestrundfunk, sich<br />

stärker in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> zu engagieren. Aus heutiger Sicht waren die in der<br />

<strong>Filmkonzeption</strong> 2000 formulierten Erwartungen an den Südwestrundfunk allerdings<br />

zu optimistisch. In der Gesamtbetrachtung nahm das Engagement des Südwestrund-<br />

funks am Filmstandort <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> in den letzten Jahren dennoch zu. Da<br />

außerdem auch das ZDF sowie die Sender ProSieben und SAT.1 ihre Produktionstä-<br />

tigkeit im Land verstärkten, konnte das Volumen der baden-württembergischen Film-<br />

produktion seit dem Jahr 2000 deutlich gesteigert werden. Auch die Infrastruktur am<br />

Filmstandort hat sich in den letzten Jahren weiter verbessert, nicht zuletzt dank einer<br />

überdurchschnittlich guten Entwicklung im Bereich der Animation und der Visual Ef-<br />

fects sowie beim Werbe- und Wirtschaftsfilm.<br />

6. Die neue <strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />

Nachdem die im Jahr 2000 verabschiedete <strong>Filmkonzeption</strong> fast vollständig umge-<br />

setzt war, vereinbarten die CDU und die FDP/DVP in ihrem Koalitionsvertrag <strong>für</strong> die<br />

laufende Legislaturperiode die Entwicklung einer neuen filmpolitischen Konzeption<br />

<strong>für</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>.<br />

Mit der Entwicklung dieser neuen <strong>Filmkonzeption</strong> wurde im Frühjahr 2007 eine Ar-<br />

beitsgruppe beauftragt. Darin waren neben Vertretern der zuständigen Landesminis-<br />

terien auch der Südwestrundfunk, die MFG Medien- und Filmgesellschaft, die Film-<br />

akademie und die Film Commission Region Stuttgart vertreten. Dazu kamen zahlrei-<br />

che Vertreter der Filmbranche, die <strong>für</strong> einzelne Themen zu den Beratungen der Ar-<br />

beitsgruppe hinzugezogen wurden. Die Filmbranche insgesamt erhielt im Rahmen<br />

einer Veranstaltung, des Forums <strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> am 29. Sep-<br />

- <strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> -


- 9 -<br />

tember 2008, Gelegenheit, Anregungen zu geben, die in die weitere Entwicklung der<br />

<strong>Filmkonzeption</strong> einflossen.<br />

Die Arbeitsgruppe <strong>Filmkonzeption</strong> nahm im Rahmen ihrer Beratungen eine umfas-<br />

sende Analyse des Filmstandorts <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> vor. Über die bereits genann-<br />

ten Feststellungen hinaus kam sie insbesondere zu folgenden Bewertungen:<br />

Im Bereich der Filmausbildung hat sich <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> hervorragend entwickelt.<br />

Für die (insbesondere technischen) Herausforderungen der nächsten Jahre ist der<br />

Ausbildungsstandort sehr gut gerüstet. Die neue <strong>Filmkonzeption</strong> sollte sich im Be-<br />

reich der Ausbildung deshalb auf das Ziel konzentrieren, die erreichte, hohe Qualität<br />

<strong>für</strong> die Zukunft zu sichern.<br />

Auch im Bereich der Kinos und der Filmfestivals geht es vor allem darum, die er-<br />

reichte Qualität zu sichern. Dies gilt auch <strong>für</strong> das Haus des Dokumentarfilms in Stutt-<br />

gart, eine europaweit einzigartige Institution. Bei all diesen Einrichtungen hat sich die<br />

bisherige Förderpolitik des Landes bewährt. Für wesentliche Veränderungen dieser<br />

Förderpolitik besteht deshalb kein Anlass. Handlungsbedarf besteht allerdings hin-<br />

sichtlich der Landeszuschüsse, die im Zuge der letzten <strong>Filmkonzeption</strong> vereinheitlicht<br />

und teilweise angepasst wurden. Wegen allgemeiner Sparmaßnahmen des Landes<br />

wurden sie in den letzten Jahren nicht mehr erhöht bzw. sogar leicht gekürzt. Ange-<br />

sichts steigender Kosten könnte diese Stagnation Kinos, Filmfestivals und das Haus<br />

des Dokumentarfilms auf Dauer vor große Schwierigkeiten stellen. Auf die Filmthea-<br />

ter kommt außerdem mit der digitalen Filmprojektion eine technische Revolution zu,<br />

die voraussichtlich auch die Filmpolitik vor große Herausforderungen stellen wird.<br />

Was die Förderung der Filmkunst sowie des Filmnachwuchses betrifft, so hat sich<br />

<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> in den letzten Jahren hervorragend profiliert. Deshalb sollte das<br />

Land auch in Zukunft ein Standort sein, an dem der künstlerisch ambitionierte und<br />

der Nachwuchsfilm eine Heimat haben. <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> hat hier nicht nur einen<br />

öffentlichen Auftrag; es hat auch ein wertvolles Image erworben, das gepflegt werden<br />

sollte.<br />

Geht es in den bisher genannten Bereichen vor allem um Qualitätssicherung und<br />

Fortführung des bisher Erreichten, so reicht dies in Bezug auf den Filmwirtschafts-<br />

standort nicht aus. Trotz aller Fortschritte, die in den letzten Jahren erzielt werden<br />

konnten, hat der Filmstandort <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> es noch nicht geschafft, so viel<br />

Produktionsvolumen zu generieren, dass dauerhafte, sich selbst tragende Produkti-<br />

ons- und Dienstleisterstrukturen am Standort entstanden sind. Der nächste logische<br />

- <strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> -


- 10 -<br />

Schritt in der Entwicklung des Filmstandorts besteht deshalb darin, sich in den<br />

nächsten Jahren mehr auf die Stärkung des Filmwirtschaftsstandorts zu konzentrie-<br />

ren.<br />

Die zentralen Herausforderungen liegen dabei in einer deutlichen Steigerung des<br />

Produktionsvolumens am Filmstandort <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> sowie in einer stärkeren<br />

Fokussierung der Filmpolitik auf diejenigen Branchensegmente, die die besten<br />

Wachstumschancen <strong>für</strong> den Standort bieten.<br />

Die nachfolgenden Empfehlungen konzentrieren sich deshalb vor allem darauf, die<br />

baden-württembergische Filmwirtschaft zu stärken und insbesondere:<br />

• das Volumen der baden-württembergischen Filmproduktion zu steigern<br />

• die wirtschaftlichen Potentiale des Filmstandorts zu entwickeln<br />

• die Rahmenbedingungen <strong>für</strong> die Filmwirtschaft zu stärken<br />

• die öffentliche Wahrnehmung des Standorts, der Filmbranche und der<br />

Filme aus <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> zu verbessern<br />

Diese Schwerpunktsetzung darf allerdings nicht in der Weise missverstanden wer-<br />

den, dass die baden-württembergische Filmpolitik ihre bisherigen Grundsätze aufge-<br />

ben und sich zukünftig ausschließlich auf filmwirtschaftliche Ziele konzentrieren soll-<br />

te. Im Gegenteil: Filmförderung muss auch in Zukunft vor allem Kulturförderung sein,<br />

und die Weiterführung der gesamtheitlichen Standortstrategie, die der letzten Film-<br />

konzeption aus dem Jahr 2000 zugrunde lag, ist die Basis auch <strong>für</strong> die zukünftige<br />

Entwicklung des Filmstandorts. Dass diese <strong>Filmkonzeption</strong> dennoch einen (nicht<br />

ausschließlichen, aber doch sehr deutlichen) Schwerpunkt auf die Entwicklung der<br />

Filmwirtschaft legt, liegt allein daran, dass in diesem Bereich sowohl der größte<br />

Handlungsbedarf als auch das größte Potential <strong>für</strong> die nächsten Jahre gesehen wer-<br />

den.<br />

Ausgeklammert wurde in dieser <strong>Filmkonzeption</strong> der Bereich der Filmpädagogik. Dies<br />

liegt allerdings weniger an der gezielt filmwirtschaftlichen Ausrichtung der Konzepti-<br />

on, sondern vielmehr daran, dass die Medienpädagogik insgesamt Thema einer wei-<br />

teren landespolitischen Initiative, nämlich des „Kindermedienlandes <strong>Baden</strong>-Württem-<br />

berg“ ist.<br />

- <strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> -


- 11 -<br />

7. Hinweis zu den folgenden Empfehlungen<br />

Die mit der Entwicklung der <strong>Filmkonzeption</strong> beauftragte Arbeitsgruppe hat eine Reihe<br />

von Empfehlungen und Maßnahmen entwickelt. In den Kapiteln I bis VIII werden die-<br />

se ausführlich dargestellt und begründet. Die Umsetzung dieser Empfehlungen und<br />

Maßnahmen ist allerdings nur möglich, wenn der finanzielle Spielraum, welcher der<br />

baden-württembergischen Filmpolitik und ihrer Filmförderung zur Verfügung steht,<br />

erheblich ausgeweitet wird.<br />

Die Arbeitsgruppe sieht in dieser Erhöhung der Filmfördermittel die zentrale Voraus-<br />

setzung <strong>für</strong> die weitere Entwicklung des Filmstandorts <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>. Um dies<br />

zu unterstreichen, wird das Kapitel über die Entwicklung der Filmfördermittel bewusst<br />

an den Anfang dieser <strong>Filmkonzeption</strong> gestellt.<br />

- <strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> -


- 12 -<br />

I. Die baden-württembergische Filmförderung<br />

1. Derzeitige Situation<br />

Eine der wichtigsten Maßnahmen der <strong>Filmkonzeption</strong> aus dem Jahr 2000 war die<br />

deutliche Aufstockung der baden-württembergischen Filmfördermittel. Im Jahr 2002<br />

stand <strong>für</strong> den Filmbereich insgesamt (d.h. einschließlich der Festivalförderung des<br />

Landes) ein Fördervolumen von 13,3 Millionen Euro zur Verfügung. Dies und die an-<br />

deren Maßnahmen der <strong>Filmkonzeption</strong> führten zu einer verstärkten Ansiedlung von<br />

Produzenten und Dienstleistern und zu einer höheren Zahl an Filmproduktionen in<br />

<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>.<br />

Die schwierige Situation der öffentlichen Haushalte in den Jahren 2003 bis 2006<br />

zwang das Land jedoch auch im Filmbereich zu Einsparungen. Deshalb betrug das<br />

Gesamtvolumen der baden-württembergischen Filmförderung im Jahr 2007 nur noch<br />

knapp 11 Millionen Euro. Auf den Bereich der Produktionsförderung entfielen davon<br />

4,3 Millionen Euro.<br />

Vor dem Hintergrund allgemein steigender Herstellungskosten <strong>für</strong> Filmproduktionen<br />

führte diese Reduzierung zu einem Nachlassen der Filmproduktion in <strong>Baden</strong>-Würt-<br />

temberg. Dazu kamen filmpolitische Initiativen anderer Länder sowie die Schaffung<br />

des Deutschen FilmFörderFonds (DFFF) auf Bundesebene, welche den Wettbewerb<br />

der regionalen Filmförderungen untereinander verschärften und letztlich in mehreren<br />

Ländern zu einer Erhöhung der Produktionsfördermittel führten. Laut Auswertung der<br />

Filmförderanstalt des Bundes (FFA) standen den Fördereinrichtungen der Länder im<br />

Jahr 2007 folgende Budgets <strong>für</strong> die Produktionsförderung zur Verfügung:<br />

• Filmstiftung Nordrhein-Westfalen 29,0 Millionen Euro<br />

• FilmFernsehFonds Bayern 23,5 Millionen Euro<br />

• Medienboard Berlin-Brandenburg 23,2 Millionen Euro<br />

• Mitteldeutsche Medienförderung 14,2 Millionen Euro<br />

• Nordmedia 9,2 Millionen Euro<br />

• Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein 7,7 Millionen Euro<br />

• MFG Medien- und Filmgesellschaft <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> 4,3 Millionen Euro<br />

Die der MFG Filmförderung zur Verfügung stehenden 4,3 Millionen Euro sind - selbst<br />

wenn man berücksichtigt, dass einige der genannten Filmfördereinrichtungen mehre-<br />

re Länder abdecken - im Vergleich zu anderen Förderanstalten gering.<br />

- <strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> -


- 13 -<br />

Abgesehen von seinem niedrigen Fördervolumen weist der Filmstandort <strong>Baden</strong>-<br />

<strong>Württemberg</strong> mehrere Besonderheiten auf, die bei der Frage, wie die Filmförderung<br />

des Landes zukünftig ausgestaltet werden sollte, berücksichtigt werden müssen:<br />

1) Der einzige Fernsehsender, der sich am Produktionsstandort <strong>Baden</strong>-Württem-<br />

berg bisher in größerem Umfang engagiert, ist der Südwestrundfunk. Dadurch<br />

werden zu wenige Fernsehproduktionen und insbesondere zu wenige Fernseh-<br />

serien im Land realisiert.<br />

2) Die Filmakademie <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> in Ludwigsburg ist bundesweit und auch<br />

im internationalen Vergleich eine der besten Ausbildungsstätten <strong>für</strong> Film. Wegen<br />

des nicht ausreichenden Produktionsvolumens suchen ihre hochqualifizierten<br />

Absolventinnen und Absolventen ihre berufliche Zukunft derzeit eher an den<br />

etablierten Medienstandorten als in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>.<br />

3) <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> ist ein führender High-Tech-Standort mit einer langen indus-<br />

triellen Tradition. In den letzten Jahren hat der Dienstleistungsbereich immer<br />

mehr an Bedeutung gewonnen; speziell wissensintensive Dienstleistungen aus<br />

dem IT- bzw. kulturwirtschaftlichen Bereich konnten ihre Wettbewerbsfähigkeit<br />

steigern und sich zunehmend mit dem industriellen Bereich vernetzen. Hieraus<br />

ergeben sich interessante Anknüpfungspunkte <strong>für</strong> die Filmwirtschaft.<br />

Aus diesen drei Faktoren ergibt sich die grundsätzliche Aufgabenstellung <strong>für</strong> die<br />

Filmpolitik und die Filmförderung <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>s. Sie werden deshalb (zu-<br />

sammen mit anderen Besonderheiten des Standorts) in den folgenden Kapiteln ge-<br />

nauer behandelt und bilden die Grundlage <strong>für</strong> eine Reihe von Empfehlungen an die<br />

Filmpolitik des Landes.<br />

2. Bewertung<br />

Um die in den weiteren Kapiteln dieser <strong>Filmkonzeption</strong> empfohlenen Maßnahmen<br />

realisieren zu können, bedarf es - wie bereits der Vergleich mit den Fördervolumina<br />

anderer Länder zeigte - einer deutlichen Erhöhung der baden-württembergischen<br />

Filmfördermittel.<br />

Dies wird besonders deutlich, wenn man sich vor Augen führt, wie die Entwicklung<br />

eines Filmstandorts in der Praxis verläuft:<br />

- <strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> -


- 14 -<br />

Kreative Talente agieren in aller Regel standortunabhängig: Autoren, Regisseure,<br />

Kameraleute oder Visual-Effects-Spezialisten binden sich meistens nicht an einen<br />

bestimmten Ort oder an ein bestimmtes Produktionsunternehmen, sondern bestim-<br />

men den jeweiligen Ort ihrer Tätigkeit nach der Attraktivität der ihnen angebotenen<br />

Projekte. Dem Standort mehr verbunden sind hingegen Filmproduzenten und Dienst-<br />

leistungsunternehmen. Sie entwickeln Projekte bzw. akquirieren Aufträge und rekru-<br />

tieren da<strong>für</strong> die Kreativen, die am Filmstandort gebraucht werden.<br />

Die tendenzielle Standorttreue von Produzenten und Dienstleistern schafft dann ge-<br />

nügend Beschäftigungsmöglichkeiten, wenn eine ausreichende Masse an Produkti-<br />

onsvolumen erreicht wird. Dann ist auch den Kreativen ein dauerhaftes Verbleiben<br />

am Standort möglich.<br />

Die baden-württembergische Filmförderung hat deshalb folgende Möglichkeiten, um<br />

im Rahmen ihrer Projektförderung zusätzliches Produktionsvolumen <strong>für</strong> das Land zu<br />

generieren und die Entwicklung des hiesigen Filmwirtschaftsstandorts voranzubrin-<br />

gen:<br />

• die Förderung von Startup-Unternehmen im Land<br />

• die Schaffung von Anreizen <strong>für</strong> eine Ansiedlung auswärtiger Unternehmen<br />

• die Schaffung von Anreizen <strong>für</strong> Auftraggeber (z.B. über die Kooperation mit<br />

Fernsehsendern)<br />

• die Akquise attraktiver Filmproduktionen <strong>für</strong> den Standort<br />

Die Nutzung all dieser Mittel erfordert in vielen Bereichen ein scheinbar gegenläufi-<br />

ges Vorgehen:<br />

• Die Filmförderung sollte sowohl etablierte auswärtige Produzenten und<br />

Dienstleister an den Standort holen, als auch bereits hier ansässige Produ-<br />

zenten und Dienstleister fördern.<br />

• Sie sollte sowohl Kinofilme als auch Fernsehproduktionen unterstützen.<br />

• Sie sollte sowohl große, <strong>für</strong> den Wirtschaftsstandort wichtige Projekte fördern<br />

(ggf. auch solche auswärtiger Produzenten) als auch kleinere Filme.<br />

- <strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> -


- 15 -<br />

• Sie sollte bei ihren Förderentscheidungen beides berücksichtigen: die künst-<br />

lerische Qualität und den filmwirtschaftlichen Nutzen - und natürlich beson-<br />

ders solche Produktionen fördern, die beides miteinander verbinden.<br />

• Sie sollte sowohl den Nachwuchs als auch etablierte Produzenten, Dienst-<br />

leister und Kreative fördern.<br />

All diese Aspekte hat die MFG Medien- und Filmgesellschaft <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> in<br />

ihrer bisherigen Arbeit berücksichtigt. Um sie aber im Sinne einer gesamtheitlichen<br />

Strategie zu bündeln, und um jeden der genannten Aspekte im notwendigen Umfang<br />

berücksichtigen zu können, sind die bisherigen Filmfördermittel viel zu niedrig.<br />

Dies gilt insbesondere dann, wenn das Ziel der Filmförderung darin bestehen soll,<br />

die oben erwähnte „kritische Masse“ an Filmproduktionen <strong>für</strong> den Standort zu akqui-<br />

rieren, ab derer sich dauerhafte Produktions- und Dienstleisterstrukturen bilden kön-<br />

nen.<br />

Eine Erhöhung der Filmfördermittel erscheint deshalb notwendig, auch um den in<br />

Kapitel II formulierten Anschub zu erreichen, der erforderlich ist, um deutlich stärker<br />

als bisher größere Produktionen in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> zu realisieren. Insbesondere<br />

hier kommt auch das immer wieder zu hörende Argument zum Tragen, dass das<br />

Produzieren in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> wegen der noch nicht ausreichend vorhandenen<br />

filmischen Infrastruktur teurer sei als an etablierten Filmstandorten.<br />

Der in Kapitel IV vorgeschlagene Förderschwerpunkt Animation Media erfordert e-<br />

benfalls eine Aufstockung der Produktionsfördermittel, genauso wie die in Kapitel II<br />

angeregte Berücksichtigung neuer Medien und Vertriebswege in der Vertriebsförde-<br />

rung der MFG Medien- und Filmgesellschaft.<br />

Im übrigen würde ein höheres Filmfördervolumen und damit verbunden die Möglich-<br />

keit <strong>für</strong> baden-württembergische Produzenten, höhere Filmbudgets zu generieren,<br />

auch die Chancen dieser Produzenten verbessern, von den Förderangeboten des<br />

Deutschen FilmFörderFonds (DFFF) zu profitieren.<br />

Ein weiterer Aspekt betrifft die Filmakademie <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>: Das Land hat in<br />

den letzten Jahren erhebliche Mittel in den Ausbau der Filmakademie investiert, mit<br />

dem Erfolg, dass sie inzwischen eine herausragende Position unter den deutschen<br />

Filmhochschulen einnimmt. Im Vergleich zu den Möglichkeiten, die sich daraus <strong>für</strong><br />

- <strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> -


- 16 -<br />

das Land ergeben, ist das Volumen der Filmförderung zu niedrig. Nicht zuletzt darin<br />

liegt die Ursache da<strong>für</strong>, dass viele Absolventen ihre berufliche Zukunft außerhalb von<br />

<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> suchen. Der hohe Qualitätsstandard der Filmakademie sollte<br />

deshalb mit einem entsprechend hohen Standard der Filmförderung korrespondie-<br />

ren. Ansonsten profitiert <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> nicht in dem Maße von der Filmakade-<br />

mie, wie es möglich und wünschenswert wäre.<br />

Als erster wichtiger Schritt zur Entwicklung des Filmstandorts wird deshalb empfoh-<br />

len, das Produktionsfördervolumen der MFG Medien- und Filmgesellschaft zeitnah<br />

auf 10 Millionen Euro zu erhöhen. Mittelfristig wird ein zweiter Schritt empfohlen, in<br />

dem die Produktionsfördermittel mindestens auf das Niveau der Mitteldeutschen Me-<br />

dienförderung (14 Millionen Euro) erhöht werden.<br />

Der Südwestrundfunk steuert als Mitgesellschafter derzeit rund 4,9 Millionen Euro<br />

zur Finanzierung der MFG Medien- und Filmgesellschaft bei. Davon fließen etwa 3,7<br />

Millionen Euro in den Bereich Filmförderung. Im Verhältnis zu diesem Senderbeitrag<br />

sind die Produktionsfördermittel der MFG Medien- und Filmgesellschaft mit 4,3 Milli-<br />

onen Euro sehr gering. Deshalb kann dem Südwestrundfunk eine Beteiligung an der<br />

vorgeschlagenen Erhöhung der Filmfördermittel nicht zugemutet werden (auch nicht<br />

im Hinblick auf die Relation zum finanziellen Engagement anderer ARD-Sender in<br />

den Länderfilmförderungen). Die Erhöhung müsste vielmehr vom Land <strong>Baden</strong>-<br />

<strong>Württemberg</strong> geleistet werden.<br />

In diesem Zusammenhang wird empfohlen, mit dem ZDF über eine Erhöhung seines<br />

finanziellen Beitrags zur MFG Medien- und Filmgesellschaft zu verhandeln. Im Ver-<br />

gleich zu den Beiträgen, die andere Filmfördereinrichtungen vom ZDF erhalten, und<br />

angesichts des hohen Zuschauer- und Rundfunkgebührenzahlerpotentials <strong>Baden</strong>-<br />

<strong>Württemberg</strong>s erscheint die bisherige finanzielle Beteiligung zu niedrig.<br />

Im übrigen könnte die finanzielle Ausstattung der MFG Medien- und Filmgesellschaft<br />

auch über die Einbindung weiterer Gesellschafter verbessert werden.<br />

Eine deutliche Aufstockung der Produktionsfördermittel würde gegenüber der bishe-<br />

rigen Förderpraxis folgende wesentliche Verbesserungen nach sich ziehen:<br />

• Die Planungssicherheit baden-württembergischer Produzenten würde ge-<br />

stärkt, weil diese voraussetzen könnten, in Zukunft auch Filmprojekte mit hö-<br />

herem Produktionsbudget allein in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> und ohne die Inan-<br />

spruchnahme auswärtiger Filmförderung finanzieren zu können.<br />

- <strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> -


- 17 -<br />

• Mit diesen höheren Produktionsbudgets stiege auch die Chance <strong>für</strong> hiesige<br />

Produzenten, Fördermittel des Deutschen FilmFörderFonds (DFFF) in An-<br />

spruch nehmen zu können.<br />

• Größere internationale oder deutsche Produktionsfirmen könnten zu einer<br />

Ansiedlung in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> animiert werden, was die Auslastung der<br />

hiesigen Infrastruktur und die Beschäftigungsmöglichkeiten <strong>für</strong> die hier aus-<br />

gebildeten kreativen Nachwuchskräfte verbessern würde.<br />

• Die Erhöhung der Produktionsfördermittel würde auch den in Kapitel IV emp-<br />

fohlenen Einsatz von jährlich bis zu 3 Millionen Euro Fördermitteln <strong>für</strong> einen<br />

neuen Förderschwerpunkt Animation Media ermöglichen.<br />

• Die MFG Medien- und Filmgesellschaft wäre in der Lage, größere Filmprojek-<br />

te in Zukunft allein (d.h. ohne Hinzuziehung anderer Landesförderanstalten)<br />

oder majoritär zu fördern, mit der Folge, dass höhere und qualifiziertere Lan-<br />

deseffekte ausbedungen werden könnten.<br />

Was diese Landeseffekte betrifft, so hat die MFG Medien- und Filmgesellschaft ihre<br />

Förderung bereits bisher mit klaren Vorgaben verbunden. Dies führte über die letzten<br />

sechs Jahre hinweg zu einem stabilen durchschnittlichen Gesamt-Landeseffekt von<br />

rund 195 %. Der höchste Landeseffekt wurde im Jahr 2000 erwirtschaftet, als die<br />

MFG Medien- und Filmgesellschaft sich an der TV- und Jugendserie „Fabrixx“ des<br />

Südwestrundfunks sowie an einer internationalen, in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> realisierten<br />

Kinoproduktion beteiligte (letztere erhielt eine Förderung von 1 Million Euro und er-<br />

brachte einen Landeseffekt von 386 %, d. h. Ausgaben und Aufträge in <strong>Baden</strong>-<br />

<strong>Württemberg</strong> in Höhe von 3,8 Millionen Euro).<br />

Die Erfolge der Förderpolitik <strong>für</strong> die Entwicklung des Filmstandorts werden trotz die-<br />

ser Zahlen allerdings nur bei einer langfristigen Betrachtung sichtbar. Es ist deshalb<br />

wichtig, dass ungeachtet der oben skizzierten Gesamtstrategie konkrete Förder-<br />

schwerpunkte und Zielvorgaben definiert werden, an denen sich die Vergabegremien<br />

der MFG Medien- und Filmgesellschaft orientieren können, und dass neben der Hö-<br />

he der Landeseffekte auch deren Qualität berücksichtigt wird.<br />

Ein qualitativ hoher Landeseffekt kann grundsätzlich unterstellt werden bei Filmpro-<br />

jekten originär baden-württembergischer Produktionsfirmen.<br />

- <strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> -


- 18 -<br />

Bei Filmen, die von auswärtigen Unternehmen realisiert werden, setzt ein qualitativ<br />

hoher Landeseffekt voraus, dass in hohem Maße Dienstleister und Infrastruktur aus<br />

<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> zum Einsatz kommen. Ein hoher Standortnutzen kann auch dar-<br />

in liegen, dass die Realisierung solcher Projekte zur Schaffung neuer Infrastruktur in<br />

<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> führt. Unbefriedigend ist der Standorteffekt hingegen, wenn so-<br />

genannte „Briefkastenfirmen“ in den Genuss von Filmförderung kommen, die zwar<br />

<strong>für</strong> das jeweilige Projekt den vereinbarten Landeseffekt erbringen, jedoch keine wirk-<br />

liche Ambition haben, sich dauerhaft und nachhaltig am Standort <strong>Baden</strong>-<br />

<strong>Württemberg</strong> zu engagieren.<br />

Bei der Förderung auswärtiger bzw. nicht aus dem Land heraus entstandener Pro-<br />

duktionsfirmen ist deshalb besonders genau zu prüfen, inwieweit neben dem quanti-<br />

tativen auch der oben beschriebene qualitative Landeseffekt zu erwarten ist.<br />

Die bisherigen Erfahrungen der baden-württembergischen Filmförderung und das<br />

Beispiel anderer Standorte zeigen, dass eine standortpolitisch erfolgreiche Verstär-<br />

kung der Förderpolitik sich grundsätzlich auf folgende Bereiche konzentrieren sollte :<br />

• Nachwuchsproduktionen (beginnend mit Diplom- und Debütfilmen bis hin zu<br />

ersten Kino- und Fernseh-Primetime-Produktionen)<br />

• Kinofilme mit hohem Visual-Effects- bzw. Dienstleisteranteil<br />

• Animation Media (siehe Kapitel IV)<br />

• Anschubfinanzierung zur Akquise von Fernsehserien unter Einbeziehung<br />

möglichst vieler baden-württembergischer Filmschaffender - wobei dies nur<br />

ausnahmsweise in Betracht kommen kann, weil Fernsehserien in der Regel<br />

ohne Filmförderung finanziert werden können<br />

Dazu kommt mit dem Werbe- und Wirtschaftsfilm ein Bereich, der <strong>für</strong> die Entwicklung<br />

des Filmstandorts <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> große Bedeutung und hohes Potential hat,<br />

der allerdings nicht <strong>für</strong> eine Filmförderung in Frage kommt. Zur Entwicklung dieses<br />

Segments (und auch der anderen Bereiche des Filmstandorts) wird in Kapitel III eine<br />

Clusterinitiative <strong>für</strong> den Gesamtbereich Film und Digital Media empfohlen.<br />

Fernseh-Koproduktionen wurden schon bisher von der MFG Medien- und Filmgesell-<br />

schaft gefördert. Sie müssen nach der Vergabeordnung der MFG Filmförderung ein<br />

höheres Qualitätskriterium als andere Projekte erfüllen („herausragende Programm-<br />

- <strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> -


- 19 -<br />

qualität und herausragende kulturelle Bedeutung“). Im Sinne der Nachhaltigkeit müs-<br />

sen bei solchen Koproduktionen <strong>für</strong> den hiesigen Produzenten essentielle und wirt-<br />

schaftlich gehaltvolle Rechte gefordert werden, so dass ihm auch jenseits der in der<br />

Projektkalkulation finanzierten Eigenkosten- und Gewinnanteile wirtschaftliche Per-<br />

spektiven verbleiben. Dies ist auch <strong>für</strong> das Zusammenspiel mit Banken und anderen<br />

Finanzierungsmodulen entscheidend. Für diesen Bereich wird deshalb empfohlen,<br />

die Förderrichtlinien der MFG Medien- und Filmgesellschaft gemäß den Empfehlun-<br />

gen der Leitlinien Fernsehförderung, die im November 2007 von der Länderkoordi-<br />

nierung Film beschlossen wurden, weiterzuentwickeln.<br />

Auftragsproduktionen hingegen sollten nur in Ausnahmefällen gefördert werden,<br />

nämlich wenn deren Realisierung in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> erheblich zur Auslastung<br />

der bestehenden oder zur Schaffung neuer Infrastruktur beiträgt. Als Fördermaß-<br />

nahme kommt in solchen Fällen nur eine Unterstützung der Projektentwicklung, eine<br />

Anschubfinanzierung oder die Abdeckung eventueller Mehrkosten bei einer Produk-<br />

tion in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> in Frage. Der sich aus solchen Projekten ergebende Nut-<br />

zen <strong>für</strong> den Standort wird in der Regel so hoch sein, dass die Frage des Rechte-<br />

verbleibs zweitrangig ist.<br />

Für die zukünftige Ausgestaltung der Förderregularien werden folgende Anregungen<br />

gegeben:<br />

• Im Hinblick auf die hohe Bedeutung von Fernsehserien <strong>für</strong> die Standortent-<br />

wicklung sollte es möglich sein, in besonderen Fällen und insbesondere bei<br />

einer Förderung der Projektentwicklung den geforderten quantitativen Lan-<br />

deseffekt unter die in der Vergabeordnung der MFG Filmförderung definierten<br />

120 % abzusenken.<br />

• Um baden-württembergischen Produktionsfirmen die Schwierigkeiten kleintei-<br />

liger Finanzierungen ein Stück weit zu ersparen, sollte die Vergabeordnung<br />

der MFG Filmförderung insoweit an vergleichbare Länderförderungen ange-<br />

passt werden, als <strong>für</strong> die maximale Mitfinanzierungsquote der baden-württem-<br />

bergischen Filmförderung zukünftig das Gesamtbudget des Films bzw. bei in-<br />

ternationalen Koproduktionen der gesamte deutsche Anteil am Budget als<br />

Bemessungsgrundlage zugrunde gelegt wird.<br />

• Im Hinblick auf die zunehmende Bedeutung des Förderbereichs Produktions-<br />

vorbereitung <strong>für</strong> zum Beispiel die Animation Media (siehe Kapitel II und IV)<br />

- <strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> -


- 20 -<br />

sollten die maximale Fördersumme (zur Zeit 75.000 Euro) und die prozentua-<br />

le Höchstbeteiligungsgrenze angepasst werden.<br />

• Für die Produktionsförderung von Kino- und Fernsehfilmen sollte in Zukunft<br />

der gleiche Qualitätsanspruch gelten.<br />

Bei einer konsequenten Umsetzung der dargestellten Förderstrategie und bei einer<br />

Orientierung der Filmförderung an den oben genannten Schwerpunkten dürfte es<br />

nicht notwendig sein, die Produktionsfördermittel der MFG Medien- und Filmgesell-<br />

schaft in „Fördertöpfe“ aufzuteilen. Im Sinne einer transparenten und einheitlichen<br />

Förderpolitik wird deshalb weiterhin die Konzentration der Fördermittel auf ein Ge-<br />

samtbudget empfohlen.<br />

3. Beschlussvorschlag<br />

1) Der Landesregierung wird empfohlen, das Produktionsfördervolumen der MFG<br />

Medien- und Filmgesellschaft zeitnah auf 10 Millionen Euro und im Lauf der Fol-<br />

gejahre auf 14 Millionen Euro zu erhöhen. Die Arbeitsgruppe sieht eine solche<br />

Etatanhebung als die entscheidende Voraussetzung da<strong>für</strong> an, die in dieser Film-<br />

konzeption definierten Ziele zu erreichen.<br />

2) Weiter wird empfohlen, konkrete Förderschwerpunkte und Zielvorgaben zu defi-<br />

nieren, an denen sich die Vergabegremien der MFG Medien- und Filmgesell-<br />

schaft orientieren können. Dabei sollte neben der Höhe der Landeseffekte auch<br />

deren Qualität berücksichtigt werden.<br />

3) Im Interesse einer wirtschaftlichen Weiterentwicklung des Filmstandorts sollte<br />

sich die Verstärkung der baden-württembergischen Filmförderung grundsätzlich<br />

auf folgende Bereiche konzentrieren, wobei selbstverständlich auch hier das<br />

Grunderfordernis der kulturellen Qualität entscheidend bleibt:<br />

• Nachwuchsproduktionen (beginnend mit Diplom- und Debütfilmen bis hin zu<br />

ersten Kino- und Fernseh-Primetime-Produktionen)<br />

• Kinofilme mit hohem Visual-Effects- bzw. Dienstleisteranteil<br />

• Animation Media (siehe Kapitel IV)<br />

- <strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> -


- 21 -<br />

• Anschubfinanzierung zur Akquise von Fernsehserien unter Einbeziehung<br />

möglichst vieler baden-württembergischer Filmschaffender - wobei dies nur<br />

ausnahmsweise in Betracht kommen kann, weil Fernsehserien in der Regel<br />

ohne Filmförderung finanziert werden können<br />

- <strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> -


- 22 -<br />

II. Auftragssituation <strong>für</strong> Produzenten und Dienstleister<br />

Bindung von Kreativen an den Standort<br />

Platzierung von Fernsehserien<br />

1. Derzeitige Situation<br />

Mit der MFG Medien- und Filmgesellschaft und der Filmakademie verfügt <strong>Baden</strong>-<br />

<strong>Württemberg</strong> über zwei wesentliche Grundbausteine <strong>für</strong> den Aufbau eines erfolgrei-<br />

chen Filmstandorts. In der <strong>Filmkonzeption</strong> aus dem Jahr 2000 wurden weitere<br />

Grundlagen geschaffen: eine zentrale Beratungsstelle <strong>für</strong> die Filmwirtschaft, mehrere<br />

regionale Filmberatungsstellen und mit der Akademie <strong>für</strong> Darstellende Kunst in Lud-<br />

wigsburg eine weitere zentrale Ausbildungsstätte. Dazu kommt eine traditionell hohe<br />

Dichte an gewerblichen und kommunalen Kinos, ferner eine Reihe erfolgreicher Film-<br />

festivals.<br />

In den letzten Jahren gab es in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> - auch dank der Tätigkeit der<br />

MFG Medien- und Filmgesellschaft - sowohl im Bereich des Spiel- und Dokumentar-<br />

films als auch im Bereich der Animation Media (siehe Kapitel IV) eine Reihe von Un-<br />

ternehmensgründungen.<br />

Im Bereich der Animation und teilweise auch der Visual Effects konnten sich junge<br />

Firmen durch die Zusammenarbeit mit arrivierten, am Markt etablierten Unternehmen<br />

weiterentwickeln. Die auf Animation Media spezialisierten Firmen haben - vor allem<br />

im Bereich des Werbe- und Wirtschaftsfilms - in kurzer Zeit ein beachtliches Produk-<br />

tionsvolumen erreicht.<br />

Demgegenüber gestaltet sich die Entwicklung der Unternehmen im Bereich der klas-<br />

sischen Fernsehproduktion und des Kinofilms langwieriger und schwieriger. Erfolg-<br />

reich sind hier vor allem diejenigen Produktionsfirmen (meist Gründungen von oder<br />

mit Absolventen der Filmakademie oder der Hochschule <strong>für</strong> Gestaltung Karlsruhe),<br />

die mehrgleisig sowohl fiktionale als auch dokumentarische Formate produzieren.<br />

Die grundsätzlichen Voraussetzungen <strong>für</strong> eine kontinuierliche Aufwärtsentwicklung<br />

des Filmstandorts <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> sind somit gegeben. Dabei wird von Kennern<br />

der Filmbranche in starkem Umfang die Meinung vertreten, dass die Chancen <strong>für</strong> ein<br />

kontinuierliches Wachstum am Filmstandort <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> am ehesten in der<br />

Region Stuttgart/Ludwigsburg vorhanden sind.<br />

- <strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> -


- 23 -<br />

Trotz der herausragenden Stellung der Filmakademie und trotz des Erfolgs zahlrei-<br />

cher Filme und Kreativer aus dem Land suchen jedoch nach wie vor viele Absolven-<br />

tinnen und Absolventen der Filmakademie ihre berufliche Zukunft außerhalb <strong>Baden</strong>-<br />

<strong>Württemberg</strong>s. Hauptursache da<strong>für</strong> ist die Tatsache, dass die Zahl und das Volumen<br />

der in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> produzierten Filme noch nicht die „kritische Masse“ er-<br />

reicht haben, um einer größeren Zahl von Produzenten, Dienstleistern und Kreativen<br />

ein dauerhaftes Verbleiben im Land zu ermöglichen.<br />

Die Infrastruktur des Filmstandorts <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> hat sich in den letzten Jah-<br />

ren zwar deutlich verbessert; <strong>für</strong> eine kontinuierliche, industrielle Filmproduktion fehlt<br />

es allerdings immer noch an einigen Faktoren. Die baden-württembergische Filmpoli-<br />

tik sollte sich deshalb in den nächsten Jahren vor allem darauf konzentrieren, die<br />

Infrastruktur am Filmstandort zu verdichten. Dabei korrespondiert das eine Ziel - eine<br />

größere Zahl von Absolventinnen und Absolventen der baden-württembergischen<br />

Ausbildugnseinrichtungen an den Standort zu binden - unmittelbar mit einem zweiten<br />

Ziel, nämlich die Auftragssituation der hiesigen Filmschaffenden zu verbessern und<br />

das Produktionsvolumen am Filmstandort auf die notwendige „kritische Masse“ zu<br />

erhöhen.<br />

Erhebliche Bedeutung hat in diesem Zusammenhang die Akquise von Fernsehserien<br />

<strong>für</strong> den hiesigen Standort. Hier kommt hinzu, dass Serien auch <strong>für</strong> die Imagebildung<br />

eines Landes sehr wichtig sind. <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> ist bisher in den Programmen<br />

der privaten und der meisten öffentlich-rechtlichen Fernsehsender unterrepräsentiert.<br />

Zusammenfassend stellen sich <strong>für</strong> die Filmpolitik somit drei gleichrangige, eng mit-<br />

einander verflochtene Ziele:<br />

• möglichst schnell die Verbesserung der Auftragssituation <strong>für</strong> Produzenten<br />

und Dienstleister<br />

• als Mittel dazu insbesondere die Platzierung von Fernsehserien in <strong>Baden</strong>-<br />

<strong>Württemberg</strong><br />

• langfristig die stärkere Bindung von Produzenten, Dienstleistern und Kreati-<br />

ven an den Standort<br />

- <strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> -


- 24 -<br />

Die im folgenden Abschnitt entwickelten Maßnahmenvorschläge können nicht isoliert<br />

einem einzelnen dieser Ziele zugeordnet werden. Sie betreffen vielmehr alle drei Zie-<br />

le gleichermaßen.<br />

2. Bewertung<br />

Um eine Auftragslage sowie Produktionsmöglichkeiten zu schaffen, die ein Verblei-<br />

ben von Filmschaffenden in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> wirtschaftlich sinnvoll erscheinen<br />

lassen, kommen grundsätzlich folgende Maßnahmen in Frage:<br />

• eine deutliche Erhöhung der Filmfördermittel, um stärker als bisher Anreize<br />

<strong>für</strong> Produzenten und Auftraggeber schaffen zu können<br />

• eine stärkere Berücksichtigung des Standorts <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> in den<br />

Programmentscheidungen der Fernsehsender (bei der Wahl des Drehorts,<br />

der Vergabe von Aufträgen und der Schaffung von Koproduktionsmöglich-<br />

keiten)<br />

• die gezielte Kooperation des Landes und der MFG Medien- und Filmgesell-<br />

schaft mit Fernsehsendern<br />

Im Interesse einer möglichst kontinuierlichen Auslastung des Standorts sowie der<br />

Bindung von Filmschaffenden, die aus <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> stammen oder hier aus-<br />

gebildet wurden, sollte das Augenmerk dabei zum einen auf Fernsehserien, zum an-<br />

deren auf eine nachhaltige Förderung des Nachwuchses gelegt werden.<br />

Beide Bereiche, Serien und Nachwuchs, erfordern sowohl das Engagement von<br />

Fernsehsendern als auch eine Begleitung durch die Filmförderung, letztere im Fall<br />

von Serien allerdings nur <strong>für</strong> einen Übergangszeitraum und auch nur in Form einer<br />

Entwicklungs- oder Anschubförderung. Beide könnten deshalb auch Gegenstand<br />

einer gezielten Kooperation des Landes mit Fernsehsendern sein.<br />

In diesem Zusammenhang sehr zu begrüßen ist die Absicht des Südwestrundfunks,<br />

den Ansatz <strong>für</strong> Kinoproduktionen in seinem Etat von derzeit 300.000 Euro auf<br />

500.000 Euro im Jahr 2009 und auf 1 Million Euro im Jahr 2010 erhöhen.<br />

- <strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> -


- 25 -<br />

Ein weiterer <strong>für</strong> das Produktionsvolumen in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> sehr wesentlicher<br />

Bereich liegt in den Animation Media, die in Kapitel IV einer genaueren Betrachtung<br />

unterworfen werden.<br />

2.1 Fernsehserien<br />

Die Serienproduktion ist aus vielen Gründen ein optimales Mittel, um Kreative und<br />

Dienstleister nachhaltig an den Standort zu binden, um den Standort populär zu ma-<br />

chen und um dauerhafte Standorteffekte zu erzielen.<br />

Zur Zeit gibt es in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> kaum ein Filmproduktionsunternehmen, wel-<br />

ches die kostenintensive und schwer planbare Entwicklung von lang laufenden Se-<br />

rienformaten bewältigen kann. Auch die Realisierung solcher Serien ist mit den der-<br />

zeitigen Produktionsstrukturen nicht bzw. nur in Teilen möglich. Bei größeren Serien-<br />

projekten tendieren Fernsehsender deshalb erfahrungsgemäß dazu, erfahrene, kapi-<br />

tal- und strukturstarke Unternehmen an den etablierten Medienstandorten zu beauf-<br />

tragen.<br />

In der ersten Phase der Serienakquise muss es deshalb vor allem darum gehen, jeg-<br />

liche Serienaktivität im Land zu unterstützen, damit die hiesigen Filmschaffenden<br />

Erfahrung in der Realisierung von Fernsehserien sammeln können. Gelingt dies im<br />

notwendigen Umfang, so ist es nur eine Frage der Zeit, bis eine Festigung der hiesi-<br />

gen Produktionsstrukturen und eine spürbare Belebung des Filmstandorts in Gang<br />

kommen wird.<br />

Um diese Serienaktivitäten zu unterstützen, gibt es grundsätzlich zwei Möglichkeiten:<br />

• Zum einen sollte versucht werden, Fernsehsender und etablierte auswärtige<br />

Serienproduzenten <strong>für</strong> die Realisierung von Serien am hiesigen Filmstandort<br />

zu gewinnen. Als eines der bevölkerungsreichsten Länder Deutschlands hat<br />

<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> ein großes Zuschauerpotential, das mehr Fernsehbilder<br />

aus dem Land sicher begrüßen würde. Entsprechend hoch ist auch die Quo-<br />

tenerwartung bei einer authentischen, gut gemachten <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>-<br />

Serie. Der Landesregierung wird deshalb empfohlen, Verhandlungen mit allen<br />

öffentlich-rechtlichen und privaten Sendern und Senderverbünden aufzuneh-<br />

men, die <strong>für</strong> die Ausstrahlung baden-württembergischer Fernsehserien in Fra-<br />

ge kommen. Ebensolche Verhandlungen werden mit den etablierten deut-<br />

schen Serienproduzenten empfohlen.<br />

- <strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> -


- 26 -<br />

• Zum zweiten sollten die Entwicklung und anschubweise auch die Produktion<br />

eigener Serien durch baden-württembergische Firmen unterstützt und die Auf-<br />

geschlossenheit von Fernsehsendern <strong>für</strong> deren Serienideen erhöht werden.<br />

Bedingung <strong>für</strong> eine, allerdings nur ausnahmsweise in Frage kommende Anschubför-<br />

derung von Serien ist in beiden Fällen, dass in deren Realisierung (und im zweiten<br />

Fall auch in die Entwicklung) möglichst stark Filmschaffende aus dem Land und Ab-<br />

solventen der baden-württembergischen Filmausbildungseinrichtungen einbezogen<br />

werden.<br />

Unabhängig von Serien sollten bevorzugt auch Kooperationsprojekte baden-württem-<br />

bergischer Produzenten mit größeren auswärtigen Produktionsunternehmen unter-<br />

stützt werden, um einen Know-how-Transfer und eine Professionalisierung der hiesi-<br />

gen Produktionsfirmen zu erreichen. Es gibt in der Vergangenheit mehrere Beispiele,<br />

wie baden-württembergische Nachwuchsproduzenten sinnvoll in die Arbeit großer<br />

Produktionshäuser eingebunden werden können, um sich auf diese Weise weiterzu-<br />

entwickeln. Diese spezielle Form der Produzentennachwuchsförderung sollte des-<br />

halb von der Förderpolitik und von den auftraggebenden Fernsehsendern weiter ge-<br />

pflegt werden.<br />

2.2 Nachwuchsförderung<br />

Der größte Teil der baden-württembergischen Filmproduktionsunternehmen wurde<br />

von oder unter Einbindung von Absolventen der Filmakademie gegründet. Dies und<br />

die Tatsache, dass die Filmakademie und auch andere Ausbildungseinrichtungen im<br />

Land jedes Jahr eine Reihe hochqualifizierter Filmschaffender in den freien Markt<br />

entlassen, macht deutlich, dass die Förderung des filmischen Nachwuchses <strong>für</strong> die<br />

Entwicklung des Filmstandorts <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> von entscheidender Bedeutung<br />

ist.<br />

Sowohl der Südwestrundfunk als auch die MFG Medien- und Filmgesellschaft enga-<br />

gieren sich bereits bisher in hohem Maße <strong>für</strong> die Nachwuchsförderung. Im Bereich<br />

des Dokumentarfilms geschieht dies vor allem durch das Förderabkommen „Junger<br />

Dokumentarfilm“: Studierende und Absolventen der Filmakademie erhalten dabei die<br />

Chance, ihren Diplom- bzw. Debütfilm mithilfe einer Förderung im Land zu realisieren<br />

und im SWR Fernsehen zu präsentieren. Das Pendant dazu im Spielfilmbereich ist<br />

das Förderabkommen „Fifty-Fifty“, an dem neben dem Südwestrundfunk auch das<br />

ZDF beteiligt ist, und das Absolventen (in besonderen Fällen auch Studierenden) der<br />

- <strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> -


- 27 -<br />

Filmakademie die Möglichkeit zu einem Debütfilm innerhalb der Programmreihen<br />

„Debüt im Ersten“, „Debüt im Dritten“ und „Das kleine Fernsehspiel“ bietet. Bei bei-<br />

den Förderprogrammen ist in der Regel ein baden-württembergischer Produzent be-<br />

teiligt. Im Idealfall fördern der „Junge Dokumentarfilm“ und „Fifty-Fifty“ somit sowohl<br />

den künstlerischen als auch den Produzentennachwuchs im Land.<br />

Während Regisseure, Autoren und andere Kreative auf der Grundlage solcher De-<br />

bütfilme beste Voraussetzungen haben, sich in der Filmbranche zu etablieren und<br />

Anschlussaufträge zu erhalten, tun sich Debütfilmproduzenten damit erheblich<br />

schwerer. In der Regel gelingt es ihnen weder beim Südwestrundfunk noch beim<br />

ZDF, über Debütfilme hinaus an attraktive Produktionsaufträge zu kommen. Eine<br />

Hauptschwierigkeit dabei liegt in der Entwicklung sendeplatztauglicher Filmstoffe<br />

(siehe Abschnitt 2.3).<br />

Die Konzentration der jungen baden-württembergischen Produzenten auf Debütpro-<br />

duktionen hat zur Folge, dass die Kreativen, die sich mit ihnen profiliert haben, am<br />

Standort <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> keine ausreichenden Weiterbeschäftigungsmöglichkei-<br />

ten finden und gezwungen sind, stattdessen mit etablierten Produktionsfirmen an<br />

anderen Standorten zusammenzuarbeiten. Eine weitere Folge ist, dass die betroffe-<br />

nen, auf Debütfilme beschränkten Produzenten über kurz oder lang in finanzielle<br />

Schwierigkeiten kommen.<br />

Grund da<strong>für</strong> ist, dass mit Debütproduktionen zwar Preise erzielt und Anerkennung<br />

erlangt werden kann (durchaus auch auf internationaler Ebene), dass aber die we-<br />

nigsten dieser Filme wirtschaftlich weiterverwertet werden können. Hinzu kommt,<br />

dass diese Filme oft mit vergleichsweise niedrigen Budgets hergestellt werden,<br />

gleichzeitig aber wegen des Qualitätsanspruchs der debütierenden Kreativen ein ho-<br />

hes Überschreitungsrisiko bergen. Deshalb können Debütproduzenten oft keine aus-<br />

reichenden Gewinne realisieren. Darüber hinaus führt diese Produktionsweise auch<br />

häufig dazu, dass die Projekte mit schlecht bezahlten Praktikanten und Volontären<br />

umgesetzt werden, was den Bemühungen um das qualitative Ansehen und die Pro-<br />

fessionalisierung des hiesigen Filmstandorts abträglich ist.<br />

Vor diesem Hintergrund sollten Debütfilme <strong>für</strong> Nachwuchsproduzenten deshalb dazu<br />

dienen, ihnen die Tür zu weiteren, lukrativeren Fernseh- oder Kinokoproduktionen zu<br />

öffnen. Die Übergangsmöglichkeiten von der bisherigen Nachwuchsförderung zu<br />

besser ausgestatteten Fernsehformaten, sei es im Rahmen von Auftrags- oder Kino-<br />

koproduktionen, sollten deshalb erleichtert werden.<br />

- <strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> -


- 28 -<br />

Eine Förderung durch die Programme „Junger Dokumentarfilm“ und „Fifty-Fifty“ ist<br />

eine Visitenkarte <strong>für</strong> die jeweiligen Produktionsfirmen. Die weiteren Entwicklungs-<br />

schritte <strong>für</strong> die notwendige Professionalisierung müssen in enger Zusammenarbeit<br />

mit den Fernsehanstalten und in Einzelfällen auch mithilfe von Filmförderung getan<br />

werden. Die aktuelle Entwicklung hat dazu geführt, dass die Debütformate des Süd-<br />

westrundfunks und des ZDF und somit auch die Nachwuchsförderprogramme „Jun-<br />

ger Dokumentarfilm“ und „Fifty-Fifty“ inzwischen auch Diplomfilme der Filmakademie<br />

mit einbeziehen können. Deshalb sollten die bereits vorhandenen Förderprogramme<br />

sowie alle weiteren Nachwuchsaktivitäten des Südwestrundfunks, des ZDF, der pri-<br />

vaten Sender, der MFG Filmförderung und der Filmakademie zu einem Gesamtpaket<br />

Nachwuchsförderung gebündelt und gegebenenfalls weiterentwickelt werden, und<br />

zwar in Anlehnung an ähnliche Programme anderer Landesförderanstalten (die aller-<br />

dings im Bereich der Produktionsförderung besser ausgestattet sind als die MFG<br />

Filmförderung). Ziel dabei muss sein, nicht nur dem kreativen Nachwuchs, sondern<br />

auch jungen baden-württembergischen Filmproduzenten Entwicklungsperspektiven<br />

im Fernsehen zu eröffnen.<br />

Unabhängig davon wird angeregt, bei allen Nachwuchsförderprogrammen einheitlich<br />

auf den Eigenmitteleinsatz des Produzenten zu verzichten.<br />

Darüber hinaus wird empfohlen, das Engagement der Sender ProSieben und SAT.1<br />

an der Filmakademie zum Anlass zu nehmen, eine intensivere Kooperation mit der<br />

Sendergruppe im Bereich der Nachwuchsförderung anzustreben.<br />

Unabhängig von den beiden Förderabkommen mit der MFG Medien- und Filmgesell-<br />

schaft hat der Südwestrundfunk seine Bereitschaft erklärt, Nachwuchskräften weitere<br />

Möglichkeiten in seinem Programm zu eröffnen: So wird der Sender in Zukunft - ein<br />

überzeugendes Konzept vorausgesetzt - zusätzlich zu seinen bisherigen Nach-<br />

wuchsinitiativen jährlich einen Regisseur oder eine Regisseurin der Reihe „Junger<br />

Dokumentarfilm“ oder einen Absolventen der Filmakademie <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> mit<br />

einem Dokumentarfilm <strong>für</strong> das SWR Fernsehen beauftragen.<br />

Ein wichtiger Bereich der Nachwuchsförderung sind außerdem die sogenannten<br />

Drittmittelprojekte der Filmakademie. Sie ermöglichen die Einbindung von Absolven-<br />

ten der Filmakademie in konkrete Filmproduktionen und halten damit die Bindung<br />

dieser Absolventen an den hiesigen Filmstandort aufrecht.<br />

Die Drittmittelprojekte bieten jedoch nicht nur den Absolventen im kreativen Bereich<br />

Entfaltungsmöglichkeiten. Sie bergen auch die Chance, baden-württembergische<br />

- <strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> -


- 29 -<br />

Nachwuchsproduzenten einzubinden. Der Landesregierung wird deshalb empfohlen,<br />

darauf hinzuwirken, dass die Filmakademie mit den <strong>für</strong> eine Kooperation in Frage<br />

kommenden Filmproduzenten in der Region Stuttgart/Ludwigsburg ein Verfahren <strong>für</strong><br />

eine kontinuierliche Zusammenarbeit im Rahmen ihrer Drittmittelprojekte entwickelt.<br />

2.3 Qualifizierung der baden-württembergischen Nachwuchsproduzenten<br />

Die Entwicklung vom Nachwuchs- zum etablierten Produzenten erfordert auf Seiten<br />

der betroffenen Unternehmen die Bereitschaft, sich einer möglichst großen Bandbrei-<br />

te an Formaten und Stoffen zu stellen und dabei auch die Realisierung von Wirt-<br />

schafts-, Industrie- und Imagefilmen in Betracht zu ziehen. Die Entscheidung, sich<br />

über Debüt und Arthouse hinaus eine wirtschaftliche Perspektive aufzubauen, liegt<br />

jedoch - zumindest im Bereich des Spielfilms, des Dokumentarfilms und der Serie -<br />

nicht allein im Ermessen des jeweiligen Produzenten. Es bedarf dazu vielmehr kon-<br />

kreter Perspektiven auf Seiten der Fernsehsender und der Filmförderung, wie sie im<br />

vorhergehenden Abschnitt aufgezeigt wurden. Es bedarf jedoch auch einer inhaltli-<br />

chen und finanziellen Qualifizierung der Produzenten, und zwar insbesondere im Be-<br />

reich der Stoffentwicklung.<br />

Die Entwicklung sendeplatztauglicher Stoffe ist der entscheidende Schritt, um Pro-<br />

duktionsaufträge von Fernsehsendern zu erhalten. Die Stoffentwicklung ist jedoch<br />

- wenn sie professionell und in der nötigen Schnelligkeit und Vielfalt erfolgen soll -<br />

sehr kostenintensiv. In der Konkurrenz zwischen etablierten Produzenten und Nach-<br />

wuchsfirmen herrscht hier ein besonders markantes (und wettbewerbsentscheiden-<br />

des) Ungleichgewicht.<br />

Die MFG Medien- und Filmgesellschaft hat die Wichtigkeit dieses Bereichs frühzeitig<br />

erkannt und deshalb eine sehr fortschrittliche und effektive Drehbuchförderung ent-<br />

wickelt. Mehr als ein Fünftel der von der MFG Filmförderung unterstützten Dreh-<br />

buchentwicklungen wurde bisher verfilmt, und viele weitere geförderte Drehbücher<br />

haben konkrete Realisierungsaussichten. Auch zahlreiche nationale und internatio-<br />

nale Festivalpreise sowie Erfolge in Kino und Fernsehen belegen den Erfolg der ba-<br />

den-württembergischen Drehbuchförderung.<br />

Die Entscheidung <strong>für</strong> eine Auftragsvergabe fällt jedoch in vielen Fällen schon vor der<br />

Drehbuchentwicklung. Eine effektive Stoffentwicklungsförderung muss deshalb<br />

schon früher einsetzen. Hier<strong>für</strong> wurde bereits in der letzten <strong>Filmkonzeption</strong> das För-<br />

dermodul „Incentive Funding“ entwickelt, welches baden-württembergische Produ-<br />

- <strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> -


- 30 -<br />

zenten in die Lage versetzt, mehrere Stoffe gleichzeitig bis zur Präsentations- und<br />

Entscheidungsreife zu entwickeln.<br />

Vor dem Hintergrund der obigen Ausführungen sollte Incentive Funding in der Weise<br />

weiterentwickelt werden, dass Produzenten gezielt auch bei der Entwicklung von Se-<br />

rienstoffen unterstützt werden. Auch im nachfolgenden Bereich der produktionsvor-<br />

bereitenden Maßnahmen kann Filmförderung diesbezüglich sehr hilfreich sein. Au-<br />

ßerdem wird empfohlen, Incentive Funding um die Möglichkeit sogenannter „Pitches“<br />

zu erweitern und Produzenten insoweit stärker als bisher die Teilnahme am Wettbe-<br />

werb um Auftragsproduktionen zu ermöglichen. Im übrigen wird empfohlen, Incentive<br />

Funding im Rahmen des beihilferechtlich Möglichen mit größtmöglicher Flexibilität <strong>für</strong><br />

die geförderten Nachwuchsproduzenten auszugestalten.<br />

2.4 Sonstiges<br />

Eine weitere Maßnahme zur Bindung von Produzenten und Dienstleistern könnten<br />

konkrete Ansiedlungsanreize oder -erleichterungen sein, beispielsweise in Form von<br />

Stipendien oder durch die Ausweisung von Startup-Zentren, wo Nachwuchsunter-<br />

nehmen der Filmbranche zu besonders günstigen Bedingungen Räume zur Verfü-<br />

gung gestellt werden. In diesem Zusammenhang sollten auch die bestehenden Tech-<br />

nologie- bzw. Gründerzentren - beispielsweise die vom Land in den letzten Jahren<br />

geförderten Softwarezentren - aufgefordert werden, sich gezielt auch Existenzgrün-<br />

dern aus dem Filmbereich zu öffnen.<br />

Geprüft werden sollte auch, inwieweit eine gezielte Förderung von Existenzgründern<br />

im Filmbereich sinnvoll wäre, beispielsweise nach dem Vorbild des brandenburgi-<br />

schen Media-Exist-Programms.<br />

3. Beschlussvorschlag<br />

1) Der Landesregierung wird empfohlen, zur Platzierung von Fernsehserien am<br />

hiesigen Filmstandort Verhandlungen mit allen öffentlich-rechtlichen und privaten<br />

Sendern und Senderverbünden aufzunehmen, die <strong>für</strong> die Ausstrahlung baden-<br />

württembergischer Fernsehserien in Frage kommen. Ebensolche Verhandlungen<br />

werden mit den etablierten deutschen Serienproduzenten empfohlen.<br />

- <strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> -


- 31 -<br />

2) Außerdem wird der Landesregierung empfohlen, alle notwendigen Schritte zu<br />

unternehmen, um die Aufgeschlossenheit von Fernsehsendern <strong>für</strong> eine Serien-<br />

produktion in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> zu erhöhen. In Ausnahmefällen sollen gezielt<br />

die Entwicklung und anschubweise auch die Produktion baden-württembergi-<br />

scher Serien unterstützt werden.<br />

3) Der Landesregierung wird ferner empfohlen, mit dem Südwestrundfunk, dem<br />

ZDF sowie mit privaten Sendern über die Bündelung und Weiterentwicklung aller<br />

Aktivitäten im Bereich der Nachwuchsförderung zu verhandeln, und zwar mit<br />

dem Ziel, nicht nur dem kreativen Nachwuchs, sondern auch jungen baden-würt-<br />

tembergischen Filmproduzenten Entwicklungsperspektiven im Fernsehen zu er-<br />

öffnen.<br />

4) Entsprechende Verhandlungen sollten auch mit Privatsendern geführt werden.<br />

Dabei sollte insbesondere das Engagement der Sender ProSieben und SAT.1<br />

an der Filmakademie zum Anlass genommen werden, eine intensivere Koopera-<br />

tion mit der Sendergruppe im Bereich der Nachwuchsförderung anzustreben.<br />

5) Der Landesregierung wird weiter empfohlen, darauf hinzuwirken, dass die Film-<br />

akademie mit den <strong>für</strong> eine Kooperation in Frage kommenden Filmproduzenten in<br />

der Region Stuttgart/Ludwigsburg ein Verfahren <strong>für</strong> eine kontinuierliche Zusam-<br />

menarbeit im Rahmen ihrer Drittmittelprojekte entwickelt.<br />

6) Für das Fördermodul Incentive Funding der MFG Medien- und Filmgesellschaft<br />

wird empfohlen, dieses in der Weise weiterzuentwickeln, dass Produzenten ge-<br />

zielt auch bei der Entwicklung von Serienstoffen unterstützt werden können. Au-<br />

ßerdem wird empfohlen, Incentive Funding um die Möglichkeit sogenannter „Pit-<br />

ches“ zu erweitern und Produzenten insoweit stärker als bisher die Teilnahme<br />

am Wettbewerb um Auftragsproduktionen zu ermöglichen. Im übrigen wird emp-<br />

fohlen, Incentive Funding im Rahmen des beihilferechtlich Möglichen mit größt-<br />

möglicher Flexibilität <strong>für</strong> die geförderten Nachwuchsproduzenten auszugestalten.<br />

- <strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> -


- 32 -<br />

III. Förderung und Entwicklung des Filmstandorts<br />

(Vernetzung, Clusterförderung, Öffentlichkeitsarbeit)<br />

1. Derzeitige Situation<br />

Die Profilierung des Filmstandorts wurde bereits in der letzten <strong>Filmkonzeption</strong> Ba-<br />

den-<strong>Württemberg</strong> als wesentliches Ziel der Filmpolitik formuliert. Die MFG Medien-<br />

und Filmgesellschaft <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> hat seitdem eine Vielzahl von Vernet-<br />

zungsaktivitäten entfaltet. Sie hat außerdem gezielte Öffentlichkeitsarbeit <strong>für</strong> das<br />

„Filmland <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>“ betrieben und mit der Schaffung einer zentralen Be-<br />

ratungsstelle <strong>für</strong> die Filmwirtschaft sowie mehrerer regionaler Beratungsstellen (Film<br />

Commissions) eine effizientere Vernetzung von Filmproduzenten, Filmschaffenden<br />

und technischen Dienstleistern in Gang gebracht.<br />

Allerdings waren auch andere Länder in diesen Bereichen sehr aktiv. Bayern bei-<br />

spielsweise betreibt eine gezielte Clusterförderung <strong>für</strong> den Bereich Audiovisuelle<br />

Medien. In Nordrhein-Westfalen wurde ein Cluster Medienwirtschaft identifiziert und<br />

zu einem Förderschwerpunkt erklärt.<br />

Im Vergleich dazu stößt die MFG Medien- und Filmgesellschaft <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />

mit ihren personellen und finanziellen Ressourcen an Grenzen. Die Wirksamkeit und<br />

Nachhaltigkeit, die andere Länder mit einer institutionalisierten Clusterförderung er-<br />

zielen, kann mit den derzeit vorhandenen Mitteln nicht erreicht werden. Manche er-<br />

folgversprechende Initiative konnte deshalb nicht mit der Konsequenz weiterverfolgt<br />

werden, wie dies sinnvoll gewesen wäre und wie dies in anderen Ländern möglich<br />

ist.<br />

Hinzu kommt, dass der Filmstandort <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> trotz großer Fortschritte<br />

national und international noch nicht in dem Maße wahrgenommen wird, wie es an-<br />

gemessen und wünschenswert wäre. <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> gilt dank des Erfolgs der<br />

Filmakademie in der internationalen Filmbranche vor allem als Ausbildungsstandort.<br />

Die Vielfalt der hiesigen Produktionsaktivitäten, die vom Spiel- und Dokumentarfilm<br />

über den Animationsfilm bis zur Realisierung von Werbe- und Wirtschaftsfilmen so-<br />

wie Visual Effects reichen, wird dagegen noch zu wenig wahrgenommen.<br />

- <strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> -


2. Bewertung<br />

- 33 -<br />

Eine Intensivierung der Vernetzungs- und Werbeaktivitäten am und <strong>für</strong> den Film-<br />

standort ist zur Stärkung der Filmwirtschaft insbesondere im Wettbewerb mit anderen<br />

Ländern dringend notwendig. Besonders gilt dies <strong>für</strong> diejenigen Bereiche der Film-<br />

produktion, die der kulturellen Filmförderung nicht zugänglich sind (z.B. den Werbe-<br />

und Wirtschaftsfilm) und die nur auf diese Art gefördert werden können.<br />

Standortmarketing und Vernetzung erfordern jedoch eine koordinierende Instanz und<br />

können erfahrungsgemäß nicht von den am Standort tätigen Unternehmen alleine<br />

geleistet werden.<br />

Eine institutionalisierte Vernetzungsinstanz könnte außerdem stärker auf einzelne<br />

Segmente der Filmbranche im Land eingehen und beispielsweise gezielte Kampag-<br />

nen auch <strong>für</strong> den Werbefilm- oder den Animationsstandort <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> ent-<br />

wickeln. Um wirksam und nachhaltig arbeiten zu können, benötigt sie allerdings zu-<br />

mindest mittelfristig eine ausreichende Ausstattung mit Personal und Projektmitteln,<br />

wie sie beispielsweise mit einer Clusterförderung durch das Land erreicht werden<br />

könnte.<br />

Eine solche Clusterinitiative <strong>für</strong> den Filmstandort könnte die tragfähige zukünftige<br />

Entwicklung auch in den größeren Kontext der Kreativwirtschaft und der Informati-<br />

onstechnologie stellen. Die Bereiche Film, TV und Kino sind nicht nur traditionell der<br />

Kreativwirtschaft zuzuordnen, sondern durch die Konvergenz der Medien auch ver-<br />

stärkt unter dem Aspekt der digitalen Wertschöpfung zu sehen. Die vielfach diskutier-<br />

te Konvergenz der Medien ist ein Prozess, der bereits vor längerer Zeit in Gang ge-<br />

kommen ist. Dennoch ist erst seit wenigen Jahren diese Konvergenz tatsächlich so<br />

weit fortgeschritten, dass die Unternehmen und die Kreativen, unter anderem in Film,<br />

TV und Kino, damit unausweichlich konfrontiert werden. Daher gilt es jetzt dringend,<br />

auf die veränderten Rahmenbedingungen zu reagieren.<br />

Vor diesem Hintergrund ist es <strong>für</strong> die Entwicklung des Filmstandorts <strong>Baden</strong>-Württem-<br />

berg auch entscheidend, dass sich die Filmwirtschaft wesentlich stärker mit der in-<br />

formations- und kommunikationstechnischen Kompetenz im Land verknüpft.<br />

In diesem Kontext sollte eine Clusterinitiative <strong>für</strong> den Filmstandort nicht nur den klas-<br />

sischen Filmbereich (Film, TV, Kino) umfassen, sondern auch das Internet und die<br />

digitalen Medien (Digital Media) berücksichtigen. In der konkreten Ausgestaltung des<br />

- <strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> -


- 34 -<br />

Clustermanagements wird deshalb die MFG Medien- und Filmgesellschaft insgesamt<br />

eine zentrale Rolle spielen können und müssen.<br />

3. Perspektiven<br />

Eine Clusterinitiative <strong>für</strong> den Gesamtbereich Film und Digital Media könnte aufbauen<br />

auf:<br />

• die bisherigen Marketing- und Vernetzungsmaßnahmen der MFG Filmförderung<br />

• das Erfahrungswissen und die Kontakte der MFG Medienentwicklung<br />

• das Know-how über die Instrumentarien der klassischen Wirtschaftsförderung<br />

und die Instrumentarien der Clusterförderung<br />

In die Arbeit des Clustermanagements sollten auch die relevanten Wirtschaftsförder-<br />

gesellschaften im Land und insbesondere <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> International (bw-i),<br />

einbezogen werden. Außerdem wird die Zusammenarbeit mit dem Institut <strong>für</strong> Exis-<br />

tenzgründungen (Ifex) sowie den staatlichen Förderbanken besonders empfohlen.<br />

Von einem Clustermanagement sollten Interessierte auch Unterstützung bei wichti-<br />

gen Unternehmensansiedlungen und Filmprojekten von grundsätzlicher Bedeutung<br />

erhalten. Oft ist es derzeit nur unter Schwierigkeiten und mit erheblicher Zeitverzöge-<br />

rung möglich, Förder- und Unterstützungsmaßnahmen über den Bereich der MFG<br />

Filmförderung hinaus transparent zu machen oder gar in Aussicht zu stellen. In die-<br />

sem Zusammenhang wäre es vorstellbar, je nach Art des Ansiedlungs- oder Filmpro-<br />

jekts alle relevanten Entscheidungsträger kurzfristig zu einer „Task Force“ zusam-<br />

menzurufen. Die Zusammensetzung könnte je nach Einzelfall variieren und sollte<br />

neben dem Land und seinen Einrichtungen (Staatsministerium, Wirtschaftsministeri-<br />

um, MFG Medien- und Filmgesellschaft, Film Commissions, Filmakademie, Förder-<br />

banken) auch weitere wichtige Akteure einbeziehen (Fernsehsender, betroffene Pro-<br />

duzenten, Dienstleister, Banken, etc.). Allerdings ist unter dieser „Task Force“ keine<br />

feste Einrichtung zu verstehen, sondern ein nur im Bedarfsfall auf kurzem Dienstweg<br />

zu bildendes und in seiner Zusammensetzung je nach Einzelfall variierendes Gremi-<br />

um.<br />

Die landesweit agierende Clusterinitiative sollte möglichst schnell eine detaillierte<br />

Konzeption und ein Arbeitsprogramm vorlegen, um beim Wirtschaftsministerium zu<br />

- <strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> -


- 35 -<br />

gegebener Zeit unverzüglich einen Antrag auf Förderung beispielsweise aus EFRE-<br />

Mitteln einreichen zu können. Die Arbeitsgruppe geht davon aus, dass folgende Ele-<br />

mente Teil des Programms sein müssten:<br />

• die Vernetzung der baden-württembergischen Werbe- und Wirtschaftsfilm-<br />

produzenten mit den im Land vorhandenen Agenturen und Auftraggebern,<br />

beispielsweise auch mittels einer hochrangigen Begegnungsveranstaltung<br />

<strong>für</strong> Industrievertreter, Agenturen und Werbefilmproduzenten<br />

• die Koordinierung und Bündelung der Initiativen zur Information der Banken-<br />

branche über die Besonderheiten der Filmproduktion und der Filmfinanzie-<br />

rung<br />

• die Entwicklung von Maßnahmen, die die Aufgeschlossenheit der baden-<br />

württembergischen Banken <strong>für</strong> die Finanzierung von Unternehmen und Pro-<br />

jekten der Filmbranche verbessern<br />

• die Einrichtung eines landesweiten „Production Guides“ im Internet (nach<br />

dem Vorbild der Film Commission Region Stuttgart und in gleicher Struktur<br />

wie der landesweite „Location Guide“).<br />

• ergänzend zur Gesamtdarstellung des „Filmlandes <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>“<br />

auch die gezielte Bewerbung von Teilbereichen des Filmstandorts (Werbe-<br />

und Wirtschaftsfilmstandort, Animation Media <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>, etc.).<br />

• die Entwicklung eines Marketingkonzepts <strong>für</strong> den Animation-Media-Standort<br />

<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />

• die Verstärkung der Repräsentanz des Animation-Media-Standorts bei nati-<br />

onalen und internationalen Branchenveranstaltungen sowie die Akquise<br />

zentraler Branchenveranstaltungen im Bereich der Animation Media <strong>für</strong> Ba-<br />

den-<strong>Württemberg</strong><br />

• die Einführung und konsequente Verwendung einer neuen Marke „Animation<br />

Media <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>“<br />

• die Entwicklung eines Marketingkonzepts <strong>für</strong> den Werbe- und Wirtschafts-<br />

filmstandort <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />

- <strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> -


- 36 -<br />

4. Exkurs: Filmschau <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />

Die Filmschau <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> wird vom Filmbüro <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> e.V. ver-<br />

anstaltet und findet jährlich seit 1996 in Stuttgart statt. Ihr Potential als „Werkschau<br />

des baden-württembergischen Films“ wurde jedoch wegen ihres relativ geringen<br />

Budgets und ihrer weitgehend ehrenamtlichen Strukturen bisher noch nicht ausge-<br />

schöpft. Es wird deshalb vorgeschlagen, sie in folgender Weise konzeptionell weiter-<br />

zuentwickeln:<br />

• noch klarere Positionierung als „Schaufenster des baden-württembergischen<br />

Filmschaffens“ in allen Filmgattungen und Formaten<br />

• stärkere Einbindung filmrelevanter Institutionen im Land und Ausbau der Film-<br />

schau zu einer Vernetzungsplattform der gesamten baden-württembergischen<br />

Filmszene<br />

• Einbeziehung der europäischen Partnerregionen und Nachbarländer <strong>Baden</strong>-<br />

<strong>Württemberg</strong>s<br />

• Veranstaltung von Filmpremieren, Previews mit Gästen und Zuschauergesprä-<br />

chen<br />

• Durchführung von Fachveranstaltungen <strong>für</strong> die Filmbranche (Vorträge, Präsen-<br />

tationen, Werkstattgespräche u.ä.)<br />

• Schaffung von Präsentationsmöglichkeiten <strong>für</strong> Filmhochschulen<br />

• Auslobung weiterer Preise, insbesondere im Jugend- und Nachwuchsbereich<br />

• Öffnung <strong>für</strong> ein breiteres Publikum<br />

• Intensivierung der Öffentlichkeitsarbeit<br />

• Professionalisierung der Organisationsstrukturen<br />

Zur Finanzierung dieser konzeptionellen Erweiterungen wird eine angemessene Auf-<br />

stockung des Landeszuschusses <strong>für</strong> die Filmschau <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> empfohlen.<br />

- <strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> -


5. Beschlussvorschlag<br />

- 37 -<br />

1) Die Arbeitsgruppe Firmkonzeption empfiehlt der Landesregierung, eine landes-<br />

weite Clusterinitiative <strong>für</strong> den Gesamtbereich Film und Digital Media vorrangig zu<br />

fördern.<br />

2) Die Arbeitsgruppe empfiehlt der Clusterinitiative im Einzelnen, die oben genann-<br />

ten Maßnahmen in ihr Arbeitsprogramm aufzunehmen.<br />

3) Außerdem wird empfohlen, die Filmschau <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> zu einem öffent-<br />

lichkeitswirksamen „Schaufenster des baden-württembergischen Films“ weiter-<br />

zuentwickeln und den Landeszuschuss <strong>für</strong> das Festival angemessen zu erhö-<br />

hen.<br />

- <strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> -


- 38 -<br />

IV. Förderung des Bereichs Animation Media<br />

1. Derzeitige Situation<br />

Mit einem Umsatz von rund 54 Milliarden Euro im Jahr 2006 hat sich die Unterhal-<br />

tungs- und Medienbranche zu einem der wichtigsten Wirtschaftszweige in Deutsch-<br />

land entwickelt. Laut einer Prognose von PricewaterhouseCoopers wird der Umsatz<br />

bis 2011 auf rund 62 Milliarden Euro steigen. Innerhalb der Unterhaltungs- und Me-<br />

dienbranche ist der audiovisuelle Bereich derjenige mit den höchsten Steigerungsra-<br />

ten. Eine wesentliche Rolle spielen dabei Animationsfilme, Visual Effects, digitale<br />

Postproduktion, Computerspiele und alle damit verbundenen oder daraus entstehen-<br />

den Arten animierter Medien (Animation Media).<br />

Animation Media in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />

In Deutschland sind derzeit mehrere Standorte dabei, Entwicklungs- und Produkti-<br />

onskompetenz im Bereich der Animation Media aufzubauen. Dies eröffnet kleineren<br />

Filmstandorten wie <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> die Chance, sich in diesem Zukunftsfeld zu<br />

profilieren. Die Voraussetzungen da<strong>für</strong>, dass <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> möglicherweise<br />

sogar die führende Rolle unter den deutschen Animation-Media-Standorten spielen<br />

kann, sind - wie die folgende Aufzählung zeigt - durchaus vorhanden:<br />

• <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> verfügt über eine lange Animationsfilmtradition und eine in<br />

den vergangenen Jahren gewachsene Animationsbranche.<br />

• Vor allem in der Region Stuttgart gibt es kreativ und technisch sehr starke, er-<br />

folgreiche Animationsproduzenten und Visual-Effects-Dienstleister. Sie produ-<br />

zieren ein breites Spektrum von Animationsserien, Spielfilmen mit Visual Ef-<br />

fects, Computer- und Videospielen, Auftragsarbeiten und künstlerischen Anima-<br />

tionsspielfilmen.<br />

• Eine führende Stellung nimmt <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> insbesondere bei Visual-<br />

Effects-Herstellern ein: Zwei der größten deutschen Unternehmen befinden sich<br />

in der Region Stuttgart. Hinzu kommt eine Reihe mittlerer und kleinerer Unter-<br />

nehmen.<br />

• Einige Firmen in der Region Stuttgart sind derzeit dabei, ihre Kapazitäten zu<br />

bündeln, um gemeinsam internationale Kinoproduktionen mit hohem Visual-<br />

- <strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> -


- 39 -<br />

Effects-Anteil akquirieren zu können. Im Erfolgsfall ist die Einbindung weiterer<br />

am Standort ansässiger Unternehmen sowie die Kooperation mit der Filmaka-<br />

demie und weiteren Hochschulen in der Region geplant.<br />

• Ebenfalls gut platziert ist <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> bei den Animationsfilmproduzen-<br />

ten: Mehrere in der Region Stuttgart ansässige Firmen haben sich in den letz-<br />

ten Jahren sehr gut entwickelt und haben ohne Zweifel das Potential, internati-<br />

onal verwertbare Filme zu produzieren. Dazu kommt eine Reihe kleinerer Fir-<br />

men.<br />

• Bei den Entwicklern von Computerspielen ist <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> insbesondere<br />

im badischen Landesteil gut aufgestellt.<br />

• Mit dem Internationalen Trickfilm-Festival Stuttgart und der FMX finden die zwei<br />

wichtigsten deutschen Branchenveranstaltungen im Bereich der Animation Me-<br />

dia in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> statt.<br />

• Das Cartoon Forum, die wichtigste europäische Veranstaltung <strong>für</strong> Animations-<br />

serienproduzenten, Fernsehsender und Filmfinanziers, fand im Jahr 2008 in<br />

Ludwigsburg statt.<br />

• Die Filmakademie <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> mit ihrem renommierten Animationsin-<br />

stitut ist anerkanntermaßen die beste Ausbildungsstätte <strong>für</strong> Animation Media in<br />

Deutschland. Laut Ranking des 3D World Magazine aus dem Jahr 2007 liegt<br />

sie weltweit sogar auf Platz 2 der erfolgreichsten Filmschulen <strong>für</strong> Animation<br />

Media.<br />

Auf dieser Basis hat <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> die einmalige Chance, zum führenden<br />

Animation-Media-Standort in Deutschland zu werden. Sein Alleinstellungsmerkmal<br />

liegt in der Bündelung eines seit jeher technologisch geprägten Wirtschaftsstandorts<br />

mit gleichermaßen vorhandener kreativer und künstlerischer Kompetenz, ergänzt<br />

durch hervorragende Ausbildungsangebote.<br />

2. Bewertung<br />

Die zunehmende Bedeutung der Animation Media eröffnet große Chancen <strong>für</strong> den<br />

hiesigen Wirtschaftsstandort. Allerdings können diese Chancen nur genutzt werden,<br />

wenn die baden-württembergische Filmförderung die finanzielle Unterstützung dieses<br />

Bereichs intensiviert. Mit einer längerfristigen Förderung sowie gezieltem Standort-<br />

marketing könnten die Impulse gegeben und die Entwicklungen unterstützt bzw. in<br />

- <strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> -


- 40 -<br />

Gang gebracht werden, die notwendig sind, um <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> zum bundesweit<br />

führenden Animation-Media-Standort zu entwickeln.<br />

Bei den nachfolgenden Empfehlungen wird unterschieden zwischen Förderaktivitä-<br />

ten, die lediglich beratender, vermittelnder oder logistischer Natur sind, und solchen,<br />

die finanzielle Anreize bieten.<br />

2.1 Beratende, vermittelnde und logistische Förderaktivitäten<br />

a) Firmengründungen und -ansiedlungen<br />

Trotz des beachtlichen Ansiedlungserfolgs, der insbesondere seit Gründung der<br />

Filmakademie und der MFG Medien- und Filmgesellschaft zu verzeichnen ist, be-<br />

darf es in den nächsten Jahren weiterer Firmengründungen am Standort. Die poli-<br />

tische Aufmerksamkeit sollte dabei sowohl auf Neugründungen als auch auf die<br />

Ansiedlung etablierter nationaler und internationaler Firmen in <strong>Baden</strong>-<br />

<strong>Württemberg</strong> gerichtet sein.<br />

Die Basis da<strong>für</strong> bilden die bewährte Mittelstandsförderung des Landes, das För-<br />

derspektrum der MFG Medien- und Filmgesellschaft, die hohe VFX-Kompetenz<br />

der Filmakademie und ihrer Absolventen sowie die Strahlkraft der FMX, des In-<br />

ternationalen Trickfilm-Festivals Stuttgart mit dem Animation Production Day und<br />

des Cartoon Forums Ludwigsburg. In Kombination mit den Anreizen des Deut-<br />

schen FilmFörderFonds (DFFF) verleihen sie einer Ansiedlung von Animations-<br />

filmproduzenten und Animation-Media-Dienstleistern in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> hohe<br />

Attraktivität. Verstärkt wird diese durch vielfältige Beratungs- und Unterstützungs-<br />

angebote.<br />

Die Vielfalt an Ansprechpartnern kann jedoch <strong>für</strong> solche Ansiedlungsinteressen-<br />

ten zum Problem werden, die bei ihrer Investitionsentscheidung von eindeutigen<br />

und schnellen Entscheidungen und Aussagen abhängig sind. Die in Kapitel III<br />

empfohlene „Task Force“ sollte deshalb insbesondere auch im Bereich der Ani-<br />

mation Media zum Einsatz kommen.<br />

- <strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> -


) Standortmarketing<br />

- 41 -<br />

Trotz seiner unumstrittenen Kompetenz wird der Animation-Media-Standort Ba-<br />

den-<strong>Württemberg</strong> in der Filmbranche und in den Medien noch nicht ausreichend<br />

wahrgenommen. Es wird deshalb empfohlen, zusätzlich zur bisherigen Werbung<br />

<strong>für</strong> den Filmstandort und gemeinsam mit Einrichtungen wie <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />

International (bw-i) ein gezieltes Standortmarketing <strong>für</strong> den Bereich der Animation<br />

Media zu entwickeln.<br />

Hierzu bedarf es neben klassischer Werbemaßnahmen einer Verstärkung der Re-<br />

präsentanz des Standorts bei nationalen und internationalen Branchenveranstal-<br />

tungen; außerdem sollte versucht werden, zentrale Veranstaltungen <strong>für</strong> die Ani-<br />

mation-Media-Branche verstärkt nach <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> zu holen (wie es im<br />

Jahr 2008 mit dem Cartoon Forum Ludwigsburg gelungen ist).<br />

Das Internationale Trickfilm-Festival Stuttgart und die FMX sollten ihre Funktion<br />

als Schaufenster <strong>für</strong> die baden-württembergische Animation-Media-Branche wei-<br />

ter ausbauen. In diesem Zusammenhang sollte auch die Auslobung weiterer Prei-<br />

se (z.B. <strong>für</strong> Visual Effects oder hochwertige Computerspiele) angestrebt werden.<br />

Darüber hinaus wird empfohlen, die Gesamtdarstellung des Animation-Media-<br />

Standorts in eine Marke „Animation Media <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>“ zu bündeln. Die-<br />

se Marke sollte als Oberbegriff <strong>für</strong> Animationsfilme, Visual Effects, Computerspie-<br />

le und interaktive Medien fungieren und sowohl von baden-württembergischen<br />

Unternehmen als auch von staatlichen Förder- und Ausbildungseinrichtungen in<br />

ihrer Öffentlichkeitsarbeit verwendet werden.<br />

c) Vernetzung am Standort<br />

Die Vernetzung des Animation-Media-Standorts <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> sollte - we-<br />

gen der identischen technischen Basis - den gesamten Bereich animationsbasier-<br />

ter Medien umfassen, also Animationsfilmproduzenten, Visual-Effects-Dienstleis-<br />

ter, Postproduktionshäuser sowie die Entwickler von Computerspielen und gege-<br />

benenfalls auch von Software, Mobilapplikationen und interaktiven Anwendungen.<br />

Eine gute Kommunikation der Firmen am Standort untereinander sowie mit der<br />

MFG Medien- und Filmgesellschaft, der Filmakademie und anderen öffentlichen<br />

Einrichtungen verbessert die Möglichkeiten der Auftragsakquise (insbesondere <strong>für</strong><br />

- <strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> -


- 42 -<br />

gemeinsame Film- oder Visual-Effects-Projekte), vermindert Reibungsverluste<br />

und Missverständnisse, führt zu besserem Wissenstransfer und verbessert die<br />

Profilierung und Außendarstellung des Animation-Media-Standorts <strong>Baden</strong>-Würt-<br />

temberg insgesamt.<br />

Um gemeinsam akquirierte Projekte auch tatsächlich ausführen zu können, be-<br />

darf es zusätzlich des Aufbaus gemeinsamer technischer und organisatorischer<br />

Arbeitsstrukturen, beispielsweise eines schnellen Glasfasernetzes nach dem Vor-<br />

bild des Londoner SohoNet. Hier wird empfohlen, eine Anbindung an das bereits<br />

bestehende BelWü-Netz zu prüfen. Die vielfältigen Aktivitäten des Landes zur<br />

Verbesserung der Breitbandstruktur sollten außerdem auch dem Filmbereich zu-<br />

gute kommen.<br />

Die Bildung von Netzwerken, sowohl kommunikativer als auch organisatorisch-<br />

technischer Art, sollte insbesondere von einer eventuellen Clusterinitiative <strong>für</strong> den<br />

Gesamtbereich Film und Digital Media unterstützt bzw. koordiniert werden. Eine<br />

wichtige Aufgabe dieser Vernetzungsinstanz wird auch darin gesehen, den Be-<br />

reich der Animation Media am Standort <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> zahlenmäßig zu er-<br />

fassen und dessen Entwicklung in regelmäßigen Abständen zu evaluieren.<br />

Zu begrüßen ist darüber hinaus die Initiative der MFG Filmförderung, sich ge-<br />

meinsam mit europäischen Partnern um ein europäisches Interreg-Projekt zur<br />

Förderung der digitalen audiovisuellen Industrie auf unterschiedlichen Feldern zu<br />

bemühen. Im Rahmen dieses Projekts sind Vernetzungsmaßnahmen sowie Ver-<br />

anstaltungen zur Weiterbildung, zum Wissenstransfer und <strong>für</strong> Firmenpräsentatio-<br />

nen geplant.<br />

2.2 Finanzielle Förderanreize<br />

Um <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> zum führenden Animation-Media-Standort in Deutschland<br />

weiterzuentwickeln, ist es unumgänglich, im Rahmen der Filmförderung weitere fi-<br />

nanzielle Anreize <strong>für</strong> die Entwicklung bzw. Produktion von animierten Filmen und<br />

Medienprojekten zu bieten. Deshalb wird empfohlen, innerhalb der in Kapitel I emp-<br />

fohlenen Aufstockung der Filmfördermittel bis zu 3 Mio. Euro gezielt <strong>für</strong> die Förde-<br />

rung von Animation Media zu verwenden (Förderschwerpunkt Animation Media).<br />

Weiter wird empfohlen, <strong>für</strong> die Vergabe dieser Sondermittel gegebenenfalls innerhalb<br />

der MFG Medien- und Filmgesellschaft ein eigenes Vergabegremium einzurichten.<br />

- <strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> -


- 43 -<br />

Das Gremium sollte mit maximal drei Personen besetzt sein, um im Bedarfsfall<br />

schnell zusammentreten und flexibel Entscheidungen treffen zu können.<br />

Mit einem Förderschwerpunkt Animation Media könnte eine Reihe von Fördersituati-<br />

onen abgedeckt werden, die die MFG Filmförderung im Rahmen ihres bisherigen<br />

Budgets nur unzureichend berücksichtigen kann. Die einzelnen Fördersituationen<br />

werden in den folgenden Abschnitten skizziert.<br />

a) Produktionsförderung <strong>für</strong> Animationsfilme<br />

Die Unterstützung von Animationsfilmprojekten gehört schon bisher zum Förder-<br />

spektrum der MFG Medien- und Filmgesellschaft. Allerdings reichen die finanziel-<br />

len Mittel <strong>für</strong> größere Filmprojekte meistens nicht aus. Die baden-württembergi-<br />

schen Animationsfilmproduzenten haben inzwischen das Potential, in absehbarer<br />

Zeit auch Animationslangfilme oder -serien zu produzieren und damit nachhaltige<br />

Beschäftigungseffekte am Standort auszulösen, die diejenigen beim klassischen<br />

Spielfilm weit übertreffen. Bedingung da<strong>für</strong> und letztlich entscheidender Faktor <strong>für</strong><br />

die tatsächliche Realisierung solcher Projekte ist jedoch eine konsequente, finan-<br />

ziell ausreichend ausgestattete Filmförderung. Sie ist auch ein entscheidender<br />

Anreiz da<strong>für</strong>, auswärtige Animationsfilmunternehmen zu einem Wechsel nach<br />

<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> zu bewegen.<br />

Eine Förderung sollte sowohl <strong>für</strong> Kino- als auch <strong>für</strong> Fernsehprojekte möglich sein.<br />

Um mit ihr möglichst große Nachhaltigkeit zu erzielen, sollte sie auf Filme konzen-<br />

triert werden, die zur Schaffung werthaltiger Rechte bei den Produzenten führen.<br />

b) Förderung der Entwicklung und Produktionsvorbereitung von Animationsfilmen<br />

Die Förderung der Produktionsvorbereitung hat <strong>für</strong> den Animationsfilm besonders<br />

große Bedeutung. Bei ihrer Ausgestaltung könnte - wie auch bei der Produktions-<br />

förderung - auf das bewährte Instrumentarium der MFG Filmförderung zurückge-<br />

griffen werden, das - soweit erforderlich - an die Besonderheiten der Animations-<br />

filmproduktion angepasst werden sollte. Der in Kapitel I empfohlenen Erhöhung<br />

der maximalen Fördersumme kommt hierbei besonders große Bedeutung zu.<br />

- <strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> -


- 44 -<br />

Auch <strong>für</strong> diesen Förderbereich sollte besonderes Augenmerk darauf gelegt wer-<br />

den, dass sie Projekten zugute kommt, mit denen verwertbare Urheberrechte ge-<br />

neriert werden können. Deshalb sollte neben der Vorbereitung von Filmen und<br />

Fernsehserien im Einzelfall auch die Entwicklung sonstiger filmrelevanter Projekte<br />

mit interaktiven Inhalten (Digital Content) unterstützt werden können. Auf die Aus-<br />

führungen zu Ziffer d) und e) wird ausdrücklich verwiesen.<br />

c) Unterstützung von Visual-Effects-Dienstleistern bei der Projektakquise<br />

Die baden-württembergischen Visual-Effects-Hersteller haben mittlerweile das<br />

Potential, sich ernsthaft um internationale Großaufträge bewerben zu können. Es<br />

bestehen deshalb realistische Chancen - auch dank der Anreize des Deutschen<br />

FilmFörderFonds (DFFF) - internationale Filmproduktionen <strong>für</strong> die Realisierung ih-<br />

rer Visual Effects nach <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> zu holen. Auch hier besteht - wenn<br />

es gelingt, eine gewisse Regelmäßigkeit solcher Aufträge zu erzielen - die Chan-<br />

ce, dauerhafte Strukturen und attraktive Arbeitsplätze im Land zu schaffen.<br />

In der jetzigen Phase ist <strong>für</strong> die baden-württembergische Visual-Effects-Dienst-<br />

leisterszene vor allem die Akquise von solchen Aufträgen wichtig, die als Refe-<br />

renz <strong>für</strong> die Bewerbung um weitere Großaufträge dienen können. Obwohl deut-<br />

sche Visual-Effects-Dienstleister ihre Effekte tendenziell günstiger anbieten als<br />

amerikanische Firmen, erwarten internationale Auftraggeber regelmäßig eine zu-<br />

sätzliche Filmförderung. <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> und der Standort Deutschland ins-<br />

gesamt konkurrieren hier mit Ländern wie beispielsweise Großbritannien, die ihre<br />

Animation-Media-Branche erheblich unterstützen.<br />

Mit dem Deutschen FilmFörderFonds (DFFF) wurde auch <strong>für</strong> Deutschland eine<br />

attraktive Fördermöglichkeit geschaffen, die - kombiniert mit zusätzlichen För-<br />

deranreizen aus <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> - die Positionierung hiesiger Visual-Effects-<br />

Dienstleister unterstützen kann. Die Schaffung solcher zusätzlichen Förderanrei-<br />

ze <strong>für</strong> den Visual-Effects-Standort - gegebenenfalls auch <strong>für</strong> einen befristeten<br />

Zeitraum - wird deshalb ausdrücklich empfohlen. Sie könnte über die konkrete<br />

Förderung hinaus auch Signalwirkung <strong>für</strong> den Animation-Media-Standort und <strong>für</strong><br />

die neue Marke „Animation Media <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>“ entfalten.<br />

Neben der Schaffung von Fördermöglichkeiten zur besseren Projektakquise<br />

könnten neu gegründete Unternehmen auch bei bestimmten Anfangsinvestitionen<br />

- <strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> -


- 45 -<br />

oder -aufwendungen (z.B. bei der Herstellung von „Teasern“ oder Technologie-<br />

tests) unterstützt werden.<br />

In allen Fällen sollte die Förderung sich auf herausragende Projekte beschrän-<br />

ken, die aufgrund ihrer technischen Qualität und ihrer kreativen Leistung als Refe-<br />

renz dienen können bzw. bei denen baden-württembergische Unternehmen ihr<br />

Spektrum und Firmenprofil erweitern können. Unabhängig davon sollte auch <strong>für</strong><br />

solche Filmprojekte der <strong>für</strong> die Filmförderung stets zugrunde gelegte Qualitätsan-<br />

spruch gelten.<br />

d) Förderung von Computer- und Videospielen sowie sonstigen interaktiven filmrele-<br />

vanten Projekten (Digital Content)<br />

Computerspiele werden entgegen landläufiger Annahme keineswegs nur von Ju-<br />

gendlichen genutzt, sondern auch von vielen Erwachsenen. Generationsübergrei-<br />

fend besteht deshalb ein großer und vom Markt noch nicht in ausreichendem Ma-<br />

ße gedeckter Bedarf an hochwertigen Spielen. Die Förderung kulturell hochwerti-<br />

ger oder pädagogisch wertvoller Spiele ist deshalb nicht nur wirtschafts-, sondern<br />

auch medienpolitisch sehr wünschenswert. Dies bestätigt unter anderem eine<br />

französische Beihilferegelung zur Entwicklung von Videospielen mit kulturellem<br />

Inhalt, die Ende 2007 von der EU-Kommission als Kulturförderung genehmigt<br />

wurde.<br />

Dem Land <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> wird deshalb empfohlen, auch seinerseits die Ent-<br />

wicklung kulturell wertvoller Computer- und Videospiele durch hiesige Produzen-<br />

ten zu fördern. Dies wäre auch ein Beitrag zu der in der aktuellen Koalitionsver-<br />

einbarung der Regierungsfraktionen formulierten Zielsetzung, Kinder und Jugend-<br />

liche zu einem konstruktiven Umgang mit Medien und neuen Technologien anzu-<br />

halten und in diesem Zusammenhang das „Kinderland <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>“ um<br />

entsprechende Maßnahmen zu ergänzen.<br />

Mit Computer- und Videospielen sind hier keineswegs die sogenannten „Action-<br />

Spiele“ gemeint. Vielmehr geht es um alle softwaregestützten, interaktiven Me-<br />

dienapplikationen <strong>für</strong> Information, Bildung, <strong>Wissenschaft</strong> und Kunst. Mit der För-<br />

derung sollen gezielt wertvolle Alternativen zu den verbreiteten Action-Spielen<br />

geschaffen werden. Allerdings müssen im Rahmen einer <strong>Filmkonzeption</strong> insoweit<br />

Grenzen gezogen werden, als <strong>für</strong> sie nur die Schnittmenge der Spielentwicklung<br />

mit dem Bereich der Animation Media relevant sein kann.<br />

- <strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> -


- 46 -<br />

Es wird deshalb empfohlen, die bei der MFG Medien- und Filmgesellschaft be-<br />

stehende bereichsübergreifende Digital-Content-Förderung <strong>für</strong> interaktive filmre-<br />

levante Projekte zu intensivieren und gegebenenfalls dahingehend zu aktualisie-<br />

ren, dass von diesem Fördertatbestand auch die Entwicklung neuer, kulturell<br />

hochwertiger Computer- und Videospiele (im oben genannten Sinn) abgedeckt<br />

wird.<br />

e) Förderung von Forschungs- und Entwicklungsprojekten<br />

Die MFG Medienentwicklung hat am Standort <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> ein For-<br />

schungs- und Entwicklungscluster Visual Computing identifiziert und 2007 eine<br />

entsprechende Clusterinitiative gestartet. Mit 24 Forschungsbereichen in Hoch-<br />

schulen, Instituten und Unternehmen und über 130 Softwareentwicklungs- und<br />

Dienstleistungsunternehmen ist in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> eine weltweit herausra-<br />

gende F&E-Landschaft entstanden.<br />

Handlungsbedarf sieht die Clusterinitiative unter anderem in der internationalen<br />

Profilierung von Visual Computing mit dem Schwerpunkt Animation Media. Die in-<br />

ternationale Anerkennung, die dem Forschungsprojekt „Künstliche Darstellung“<br />

des Animationsinstituts der Filmakademie zuteil wurde, zeigt, dass sich auch der<br />

Filmstandort in diesem Bereich profilieren kann.<br />

Es wird deshalb empfohlen, <strong>für</strong> besondere Einzelfälle auch eine Förderung von<br />

Forschungs- und Entwicklungsprojekten baden-württembergischer Unternehmen<br />

oder Ausbildungseinrichtungen vorzusehen, soweit diese den Film- bzw. Animati-<br />

on-Media-Bereich betreffen, bzw. den F&E-Bereich <strong>für</strong> solche Forschungsmaß-<br />

nahmen zu öffnen.<br />

3. Beschlussvorschlag<br />

1) Die Arbeitsgruppe empfiehlt der Landesregierung, die Förderung des gesamten<br />

Bereiches der Animation Media als eines der zentralen standortpolitischen Ziele<br />

der baden-württembergischen Filmpolitik zu formulieren.<br />

- <strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> -


- 47 -<br />

2) In diesem Zusammenhang empfiehlt die Arbeitsgruppe die Einführung und kon-<br />

sequente Verwendung einer neuen Marke „Animation Media <strong>Baden</strong>-Württem-<br />

berg“.<br />

3) Als wichtigste Maßnahme zur Förderung des Animation-Media-Bereichs wird die<br />

Schaffung eines neuen Förderschwerpunkts Animation Media angeregt. Der<br />

Landesregierung wird empfohlen, innerhalb der in Kapitel I empfohlenen Aufsto-<br />

ckung der Filmfördermittel bis zu 3 Mio. Euro gezielt <strong>für</strong> die Förderung von Ani-<br />

mation Media zu verwenden Diese sollten insbesondere <strong>für</strong> folgende Zwecke<br />

eingesetzt werden:<br />

• Produktionsförderung <strong>für</strong> Animationsfilme<br />

• Förderung der Produktionsvorbereitung von Animationsfilmen<br />

• Unterstützung von Visual-Effects-Dienstleistern bei der Projektakquise<br />

• Förderung von kulturell wertvollen Computer- und Videospielen sowie<br />

sonstigen interaktiven filmrelevanten Projekten (Digital Content)<br />

• Förderung von Forschungs- und Entwicklungsprojekten<br />

- <strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> -


- 48 -<br />

V. Förderung und Entwicklung des Werbe- und Wirtschaftsfilms<br />

1, Derzeitige Situation<br />

Der Werbe- und Wirtschaftsfilm hat große Bedeutung <strong>für</strong> den Filmstandort <strong>Baden</strong>-<br />

<strong>Württemberg</strong>: Seine Produzenten schaffen nicht nur Arbeitsplätze (unter anderem<br />

<strong>für</strong> die Absolventen des Studiengangs „Werbefilm“ der Filmakademie); sie tragen<br />

auch - neben Spielfilm- und Dokumentarfilmproduzenten sowie allen filmrelevanten<br />

Dienstleistern - zu einer Verbesserung der Produktionsstrukturen am Standort und<br />

damit zu einer höheren Attraktivität des Produktionsstandorts insgesamt bei.<br />

Der mit Werbe-, Wirtschafts- und Imagefilmen in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> erzielte Umsatz<br />

ist laut einer aktuellen Studie der MFG Medien- und Filmgesellschaft sogar höher als<br />

derjenige, der mit der Produktion von Kino- oder Fernsehproduktionen erzielt wird.<br />

Ein Grund da<strong>für</strong> ist die Tatsache, dass viele Filmproduktionsunternehmen mehrere<br />

Geschäftsfelder bedienen: Zu den ausgewiesenen Werbefilm-Spezialisten kommt<br />

eine Reihe von Unternehmen, <strong>für</strong> die die Produktion von Werbe- und Wirtschaftsfil-<br />

men nur eines von mehreren Standbeinen ist.<br />

Bei der Herstellung dieser Art von Filmen haben die digitale Postproduktion und die<br />

Herstellung von Visual Effects besondere Bedeutung. Dies kommt insbesondere der<br />

Region Stuttgart zugute, wo es eine Reihe von Firmen mit diesem speziellen Know-<br />

how gibt. In Verbindung mit den vielen Groß- und mittelständischen Unternehmen<br />

<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>s sowie den zahlreichen Werbeagenturen am Standort besteht<br />

hier ein großes, in Zukunft noch wachsendes Auftragspotential.<br />

Bewegtbild-Boom im Internet<br />

Wachsende Bedeutung kommt dem Bewegtbild in der medialen (Marken-)Kommuni-<br />

kation zu:<br />

• Die Nachfrage nach Werbung mit Bewegtbildern im Internet steigt rasant (der<br />

Markt <strong>für</strong> sogenannte Video-Ads wuchs im letzten Jahr um 400%). Internet-<br />

Medien, TV-Sender, Verlage und Unternehmen integrieren Bewegtbilder strate-<br />

gisch in ihre Kommunikationsangebote und Produkte (z.B. Corporate TV, Onli-<br />

ne AV-Reportagen).<br />

- <strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> -


- 49 -<br />

• Internet-Fernsehen bzw. Web-TV findet eine rasante Verbreitung (bereits über<br />

50% der Jugendlichen greifen <strong>für</strong> den TV-Konsum auf Streaming-Portale zu-<br />

rück).<br />

• Damit werden das Web-TV und online abrufbare Serien-, Reportage-, Informa-<br />

tions- oder Werbeclips zu einem unverzichtbaren Segment des Werbe- und<br />

Wirtschaftsfilms.<br />

• In diesem Zusammenhang ist auch der Trend der verschwimmenden Grenzen<br />

zwischen Produzent und Konsument, bzw. zwischen Profi und Amateur zu se-<br />

hen. Der Erfolg zahlreicher Video-Plattformen (YouTube, MyVideo, etc.) hat<br />

auch gerade <strong>für</strong> den Werbefilm eine nicht zu unterschätzende Bedeutung (Vira-<br />

les Marketing).<br />

• Des Weiteren ist der Trend zu beobachten, dass sich IPTV-Plattformen (interak-<br />

tives, internetbasiertes TV im Abonnement) zunehmend formieren und etablie-<br />

ren.<br />

Einige Unternehmen aus <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> haben sich bereits erfolgreich in den<br />

Bereichen „Virales Marketing“, „IPTV“ und „Animation, Visual Effects sowie Digital<br />

Images“ positioniert.<br />

Zum herkömmlichen Werbe- und Imagefilm kommt ein wachsender Bedarf an Mes-<br />

sepräsentationen und Veranstaltungen, die filmisch gestaltet oder untermalt werden.<br />

Die Filmbranche profitiert hier unter anderem von den in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> eben-<br />

falls gut vertretenen Event-Agenturen. Speziell auch in diesem Bereich hat die digita-<br />

le Filmproduktion große Bedeutung.<br />

Die FMX als europaweit zentrale Branchenveranstaltung <strong>für</strong> digitale Filmproduktion<br />

ist deshalb auch ein wichtiges Schaufenster <strong>für</strong> die Kompetenz <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>s<br />

im Bereich des Werbe- und Wirtschaftsfilms. Zusammen mit der jährlichen Verlei-<br />

hung des Deutschen Wirtschaftsfilmpreises in Ludwigsburg, dem Internationalen<br />

Werbefilmfestival Spotlight und dem Porsche David Award an der Filmakademie re-<br />

präsentiert sie die kreative Komponente des traditionellen Wirtschaftsstandorts Ba-<br />

den-<strong>Württemberg</strong>.<br />

- <strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> -


2. Bewertung<br />

- 50 -<br />

Der Werbe- und Wirtschaftsfilm ist als Auftragsfilmproduktion nicht auf öffentliche<br />

Förderung angewiesen. Eine enge Vernetzung mit den Akteuren eines auszubauen-<br />

den Clusters im Gesamtbereich Film und Digital Media ist somit die beste Möglich-<br />

keit, die Werbe- und Wirtschaftsfilmbranche am Standort zu unterstützen und die<br />

Kompetenz <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>s in diesem Bereich herauszustellen (das Gleiche<br />

gilt auch <strong>für</strong> andere Bereiche der Filmproduktion, die <strong>für</strong> eine kulturelle Filmförderung<br />

nicht in Frage kommen, wie zum Beispiel die Produktion von Unterhaltungssendun-<br />

gen und Fernsehshows).<br />

Aufgrund der Branchenentwicklung hin zu digitaler Produktion und Distribution über<br />

das Internet gilt es, die Werbe- und Wirtschaftsfilmbranche auch stärker mit vorhan-<br />

denen Kompetenzen in Informationstechnologie und Online-Medien zu vernetzen.<br />

Eine konsequente Clusterförderung wäre auch der richtige Weg, dem Problem ent-<br />

gegenzutreten, dass die beachtliche Zahl und die hohe Fachkompetenz der Werbe-<br />

und Wirtschaftsfilmproduzenten in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> von vielen potentiellen Auf-<br />

traggebern noch nicht genügend wahrgenommen wird. Ziel der Aktivitäten <strong>für</strong> diesen<br />

Bereich muss deshalb vor allem sein, dass die in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> und auch bun-<br />

desweit angesiedelten Unternehmen und Werbeagenturen stärker als bisher auf das<br />

große Potential der Werbe- und Wirtschaftsfilmproduzenten im Land aufmerksam<br />

werden.<br />

Ein guter Auftakt <strong>für</strong> die zielgerichtete Vernetzung von Auftraggebern und Filmbran-<br />

che wäre eine hochrangige Begegnungsveranstaltung mit Unternehmensvertretern,<br />

Agenturen und Werbefilmproduzenten.<br />

Alle Marktteilnehmer sind sich darin einig, dass ohne Videos im Internet künftig kaum<br />

ein Medienauftritt mehr Bestand haben kann. Zudem wird in der Wirtschaft deutlich,<br />

welche Bedeutung das internetbasierte Bewegtbild in Zukunft haben wird. Daher ist<br />

der Ausbau von Kompetenz in Bewegtbildtechnologien, -formaten und -anwendun-<br />

gen in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> notwendig. Mögliche Maßnahmen in dieser Richtung wä-<br />

ren beispielsweise eine Auszeichnung von herausragenden Videos auf einer der<br />

Bewegtbildplattformen oder ein „Creative Lab“ <strong>für</strong> Online-Video-Ads.<br />

Weiter wird empfohlen, ein umfassendes Werbe- und Vernetzungskonzept <strong>für</strong> den<br />

Werbe- und Wirtschaftsfilmstandort <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> zu entwickeln. Darin sollten<br />

- <strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> -


- 51 -<br />

insbesondere auch die folgenden Alleinstellungsmerkmale <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>s be-<br />

tont werden:<br />

• die FMX - Internationale Konferenz <strong>für</strong> Animation, Effekte, Games and Digital<br />

Media<br />

• die Verleihung des Deutschen Wirtschaftsfilmpreises<br />

• das Internationale Werbefilmfestival Spotlight<br />

• der Porsche David Award<br />

Bei der Planung von Vernetzungsaktivitäten sowie imagefördernden Maßnahmen<br />

und Veranstaltungen wird empfohlen, an diese bereits vorhandenen „Leuchtturm“-<br />

Veranstaltungen anzuknüpfen. Außerdem sollten branchenübergreifend Synergieef-<br />

fekte und Kontakte gesucht werden, beispielsweise zur vielfältigen baden-württem-<br />

bergischen Architektenszene und zu den Messeaktivitäten am Standort.<br />

Des weiteren wird empfohlen, bei der Existenzgründerförderung des Landes ein spe-<br />

zielles Augenmerk auf Unternehmen zu legen, die beabsichtigen, interdisziplinär im<br />

Synergiefeld zwischen Werbefilm, neuen Medien, Events und Firmenpräsentationen<br />

zu agieren.<br />

Zur Profilierung <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>s als Zentrum <strong>für</strong> Eventkompetenz in Verbin-<br />

dung mit digitaler Filmproduktion wird außerdem die Auslobung eines entsprechen-<br />

den Preises, beispielsweise im Rahmen der FMX, angeregt.<br />

3. Beschlussvorschlag<br />

1) Die Arbeitsgruppe empfiehlt der Landesregierung, im Rahmen ihrer allgemeinen<br />

Standortpolitik sowie speziell im Rahmen der Clusterförderung besonderes Au-<br />

genmerk auf die Vernetzung der baden-württembergischen Werbe- und Wirt-<br />

schaftsfilmproduzenten mit den im Land vorhandenen Unternehmen und Werbe-<br />

agenturen zu legen. Dabei sollte auch die Integration von Online-Bewegtbild-<br />

Agenturen und -Dienstleistern gewährleistet werden.<br />

2) Als Auftakt da<strong>für</strong> wird angeregt, eine hochrangige Begegnungsveranstaltung mit<br />

Unternehmensvertretern, Agenturen und Werbefilmproduzenten durchzuführen.<br />

- <strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> -


- 52 -<br />

3) Als weiteren Schritt empfiehlt die Arbeitsgruppe die Entwicklung eines umfas-<br />

senden Werbe- und Vernetzungskonzepts <strong>für</strong> den Werbe- und Wirtschaftsfilm-<br />

standort <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>.<br />

4) Zur Profilierung <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>s als Zentrum <strong>für</strong> Eventkompetenz in Ver-<br />

bindung mit digitaler Filmproduktion wird außerdem die Auslobung eines ent-<br />

sprechenden Preises, beispielsweise im Rahmen der FMX, angeregt.<br />

- <strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> -


- 53 -<br />

VI. Verbesserung der Finanzierungssituation von Produzenten und<br />

Dienstleistern<br />

1. Derzeitige Situation<br />

Junge Filmproduzenten aber auch etablierte Firmen haben immer wieder Probleme,<br />

eine angemessene Finanzierung <strong>für</strong> ihre Unternehmen und <strong>für</strong> ihre Filmprojekte zu<br />

erhalten. Oft werden Firmenansiedlungen oder interessante Filmprojekte dadurch<br />

erschwert, dass es nicht möglich ist, Banken als Finanzierungspartner zu finden.<br />

Dieses Problem betrifft nicht nur, aber doch überwiegend die kleineren Filmstandorte<br />

in Deutschland. Die dort ansässigen Banken haben in der Regel wenig Erfahrung in<br />

der Filmfinanzierung und sind deshalb grundsätzlich eher zurückhaltend. Dies gilt<br />

teilweise selbst <strong>für</strong> Förderbanken, deren Bürgschafts- und Finanzierungsangebote<br />

die Filmbranche oft nicht erreichen.<br />

Die Finanzierungsrisiken bei der Zwischenfinanzierung von Filmprojekten sind bei<br />

objektiver Betrachtung <strong>für</strong> Banken nicht höher als in anderen Branchen: Die Erfah-<br />

rung zeigt, dass nach Drehbeginn von fernseh- oder förderfinanzierten Projekten so<br />

gut wie kein Filmprojekt scheitert. Das Fertigstellungsrisiko <strong>für</strong> Produzenten, Auftrag-<br />

geber und Banken ist somit relativ gering. Lediglich bei Gap-Finanzierungen, deren<br />

Risiken in den zukünftig zu erwirtschaftenden und deswegen nicht exakt einschätz-<br />

baren Erlösen liegen, ist es nachvollziehbar, dass Banken Vorsicht walten lassen.<br />

Dass manche Banken dennoch nicht nur der Gap-Finanzierung, sondern jeglicher Art<br />

von Filmfinanzierung skeptisch gegenüberstehen, hat deshalb andere Gründe:<br />

• Die Eigenkapitalausstattung der Filmbranche - vor allem der jungen Unterneh-<br />

men, von denen kleinere Standorte wie <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> überwiegend ge-<br />

prägt sind - ist oft unzureichend. Dazu kommt, dass selbst hergestellte Filme als<br />

immaterielle Wirtschaftsgüter in deutschen Bilanzen nicht aktiviert werden dür-<br />

fen. Die Folge davon ist, dass diese „Filmwerte“ nicht in der Bilanz stehen und<br />

entsprechend auch keine Erhöhung des Eigenkapitals bewirken. Nach her-<br />

kömmlichen Rating-Methoden führt die grundsätzlich mangelhafte Eigenkapital-<br />

ausstattung verbunden mit dem Aktivierungsverbot <strong>für</strong> die produzierten Filme<br />

dazu, dass Filmproduktionsunternehmen aus Bankensicht mit unzureichender<br />

Bonität und erhöhtem Risiko eingestuft werden.<br />

- <strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> -


- 54 -<br />

• Als weiteres Problem kommt hinzu, dass die ersten Projekte junger Filmprodu-<br />

zenten meist Debütproduktionen sind, deren Gewinnmargen in der Regel zu<br />

wünschen übrig lassen. Spürbare Gewinne werden oft erst erzielt, wenn diese<br />

Anfangsphase überwunden ist und lukrativere Aufträge akquiriert werden kön-<br />

nen.<br />

• Eine Schwierigkeit <strong>für</strong> Banken liegt auch darin, dass der Prozess der Filmpro-<br />

duktion und -verwertung sehr kompliziert ist. Es ist deshalb besonderes, bei<br />

Banken nicht ohne weiteres vorhandenes Fachwissen erforderlich, um die tat-<br />

sächlichen Finanzierungsrisiken abschätzen zu können. Dies hat zur Folge,<br />

dass der Aufwand, den Banken in das Filmgeschäft investieren müssen, in Re-<br />

lation zum Ertragspotential sehr hoch ist und dass deswegen die Filmbranche<br />

<strong>für</strong> Banken relativ unattraktiv ist.<br />

• Zuletzt kämpft die Filmbranche seit der Medienkrise Ende der 1990er Jahre mit<br />

einem Negativ-Image, das durch die kürzlichen Turbulenzen um den Miss-<br />

brauch steuerbegünstigter Medienfonds neue Nahrung erhielt.<br />

Um die Zurückhaltung der Banken (mit der auch junge Unternehmen in anderen Wirt-<br />

schaftszweigen konfrontiert sind) zu verringern, wurden staatliche Hilfsangebote<br />

entwickelt, die das Finanzierungsrisiko der beteiligten Banken begrenzen. <strong>Baden</strong>-<br />

<strong>Württemberg</strong> ist dabei mit den Bürgschafts- und Finanzierungsprogrammen der<br />

L-Bank, der Bürgschaftsbank sowie ihrer jeweiligen Tochterunternehmen grundsätz-<br />

lich sehr gut aufgestellt. Die verschiedenen Möglichkeiten, eine Bürgschaft zu erhal-<br />

ten, wurden Ende 2006 von der Bürgschaftsbank und der MFG Medien- und Filmge-<br />

sellschaft sogar in ein gemeinsames Bürgschaftsprogramm <strong>für</strong> die Filmwirtschaft zu-<br />

sammengefasst.<br />

Auch der aus der letzten <strong>Filmkonzeption</strong> heraus entstandene koordinierte Internet-<br />

auftritt zum Filmland <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> (www.filmlandbw.de) bietet Filmschaffen-<br />

den aus dem Land eine umfassende Übersicht der öffentlichen Förder- und Finanzie-<br />

rungsangebote.<br />

Allerdings basieren die öffentlichen Bürgschafts- und Finanzierungsangebote grund-<br />

sätzlich darauf, dass eine Hausbank einen Teil des Finanzierungsrisikos mitträgt. Die<br />

Zurückhaltung der privaten Banken blieb deshalb trotz dieser Angebote bestehen, so<br />

dass diese die Filmbranche nicht in dem Umfang erreichen, wie es notwendig wäre.<br />

Lediglich die im Umfeld der Filmakademie <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> angesiedelte Kreis-<br />

sparkasse Ludwigsburg hat diese Zurückhaltung aufgegeben und steht Filmfinanzie-<br />

rungen offener gegenüber. Allerdings erreichen ihre Finanzierungsangebote natur-<br />

- <strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> -


- 55 -<br />

gemäß nur Firmen, die im Landkreis Ludwigsburg ansässig sind. Filmproduzenten<br />

aus den übrigen Regionen <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>s tun sich hingegen nach wie vor<br />

schwer, Banken zu finden.<br />

Ein großer Standortvorteil <strong>für</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> ist allerdings der vor einigen Jah-<br />

ren erklärte Verzicht des Südwestrundfunks auf Sicherungsbürgschaften bei Filmpro-<br />

jekten, die von der MFG Medien- und Filmgesellschaft gefördert werden. Dieses Ent-<br />

gegenkommen erleichtert Produzenten die Zwischenfinanzierung ihrer Filmprojekte<br />

erheblich.<br />

2. Bewertung<br />

Die Verbesserung der Finanzierungssituation <strong>für</strong> Unternehmen der Filmwirtschaft ist<br />

eine wichtige Voraussetzung <strong>für</strong> die nachhaltige Entwicklung des Filmstandorts Ba-<br />

den-<strong>Württemberg</strong>. Mit den Bürgschafts- und Finanzierungsangeboten der L-Bank<br />

und der Bürgschaftsbank hat die baden-württembergische Filmpolitik ihre Gestal-<br />

tungsmöglichkeiten in diesem Bereich allerdings zum großen Teil bereits ausge-<br />

schöpft. Weitere Fortschritte erfordern ein stärkeres Engagement des privaten Ban-<br />

kensektors.<br />

Es wird deshalb empfohlen, im Rahmen einer eventuellen Clusterinitiative <strong>für</strong> den<br />

Gesamtbereich Film und Digital Media Maßnahmen zu entwickeln, die die Aufge-<br />

schlossenheit der baden-württembergischen Banken <strong>für</strong> die Finanzierung von Unter-<br />

nehmen und Projekten der Filmbranche verbessern.<br />

Ein wichtiger Faktor dabei ist die Information der Banken über die Besonderheiten<br />

der Filmproduktion und der Filmfinanzierung. Das Wirtschaftsministerium hat dazu<br />

bereits im Sommer 2006 die Begegnungsveranstaltung „Film meets Finance“ in<br />

Ludwigsburg durchgeführt. Weitere Bemühungen wurden von der MFG Medien- und<br />

Filmgesellschaft, der Kreissparkasse Ludwigsburg, der Bürgschaftsbank und den<br />

Film Commissions unternommen. Diese Initiativen sollten in der Zukunft verstärkt,<br />

koordiniert und gebündelt werden.<br />

Um baden-württembergischen Filmunternehmen unabhängig von ihrem Geschäfts-<br />

sitz eine Finanzierungsoption zu eröffnen, sollten insbesondere landesweit tätige<br />

Banken <strong>für</strong> ein stärkeres Engagement im Filmbereich motiviert werden. Der Landes-<br />

regierung wird deshalb empfohlen, das Thema auch bei zentralen Veranstaltungen<br />

wie dem Mittelstandsforum <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> anzusprechen.<br />

- <strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> -


- 56 -<br />

Verbesserung der Eigenkapitalsituation von Filmunternehmen<br />

Um die Zurückhaltung der Banken zu überwinden, sollten jedoch auch Wege gesucht<br />

werden, die zum großen Teil schwierige Eigenkapitalsituation der Filmunternehmen<br />

zu verbessern. Die zu diesem Zweck im Rahmen der Mittelstandsförderung entwi-<br />

ckelten Wagniskapital-Programme weisen hierzu den richtigen Weg. Allerdings soll-<br />

ten diese Angebote besser auf die Bedürfnisse der Filmbranche zugeschnitten wer-<br />

den. Es wird deshalb empfohlen, dass die MFG Medien- und Filmgesellschaft ge-<br />

meinsam mit den zuständigen Förderbanken (L-Bank und MBG - Mittelständische<br />

Beteiligungsgesellschaft) nach dem Vorbild des im Jahr 2006 entwickelten Bürg-<br />

schaftsprogramms auch ein spezielles Wagniskapitalprogramm <strong>für</strong> die Filmwirtschaft<br />

entwickelt.<br />

Grundsätzlich wünschenswert <strong>für</strong> den Filmstandort <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> wäre auch<br />

ein privat finanzierter Filmfördertopf nach dem Vorbild des Bayerischen Banken-<br />

fonds. Angesichts der derzeit noch vorherrschenden Zurückhaltung der baden-würt-<br />

tembergischen Banken gegen ein Engagement im Filmbereich und angesichts der<br />

aktuellen Schwierigkeiten des Bankensektors erscheint dies allenfalls mittelfristig<br />

realistisch.<br />

Stattdessen wird der Landesregierung deshalb empfohlen zu prüfen, inwieweit die<br />

staatlichen Förderbanken ihre Förderangebote um Kreditprogramme zur Zwischenfi-<br />

nanzierung und Gap-Finanzierung von Filmprojekten erweitern können. <strong>Baden</strong>-<br />

<strong>Württemberg</strong> würde damit dem Vorbild Nordrhein-Westfalens und seiner NRW.BANK<br />

folgen, welche seit Juli 2007 solche Direktfinanzierungsprogramme anbieten.<br />

Darüber hinaus sollte auch geprüft werden, ob speziell <strong>für</strong> den Filmbereich zusätzli-<br />

che Wagniskapitalangebote eingerichtet werden bzw. bestehende Angebote noch<br />

deutlicher <strong>für</strong> die Filmbranche geöffnet werden können.<br />

Außerdem wird angeregt, die Bürgschaftsangebote der L-Bank und der Bürgschafts-<br />

bank <strong>für</strong> den Filmbereich generell so auszugestalten, dass nicht der übliche Bürg-<br />

schaftsanteil von 50 %, sondern stets der Höchstrahmen von 80 % zum Tragen<br />

kommt.<br />

Eine weitere Möglichkeit, die Finanzierungssituation von Filmproduzenten auf dem<br />

Förderwege zu verbessern, liegt auch in der in Kapitel II vorgeschlagenen Flexibili-<br />

sierung des Förderprogramms Incentive Funding der MFG Medien- und Filmgesell-<br />

schaft.<br />

- <strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> -


3. Beschlussvorschlag<br />

- 57 -<br />

1) Die Arbeitsgruppe empfiehlt der Landesregierung, Maßnahmen zu entwickeln,<br />

die die Aufgeschlossenheit der baden-württembergischen Banken <strong>für</strong> die Finan-<br />

zierung von Unternehmen und Projekten der Filmbranche verbessern.<br />

2) Weiter wird empfohlen, dass die MFG Medien- und Filmgesellschaft gemeinsam<br />

mit den zuständigen staatlichen Förderbanken nach dem Vorbild des im Jahr<br />

2006 entwickelten Bürgschaftsprogramms die bestehenden öffentlichen Wagnis-<br />

kapitalangebote zu einem speziellen Wagniskapitalprogramm <strong>für</strong> die Filmwirt-<br />

schaft zusammenfasst.<br />

3) Der Landesregierung wird außerdem empfohlen zu prüfen, inwieweit die staatli-<br />

chen Förderbanken ihre Bürgschafts- und Finanzierungsangebote um Kreditpro-<br />

gramme zur Zwischenfinanzierung und Gap-Finanzierung von Filmprojekten er-<br />

weitern können.<br />

4) Außerdem wird angeregt, im Hinblick auf die Besonderheiten der Filmbranche<br />

die Bürgschaftsangebote der L-Bank und der Bürgschaftsbank <strong>für</strong> den Filmbe-<br />

reich grundsätzlich so auszugestalten, dass nicht der übliche Bürgschaftsanteil<br />

von 50 %, sondern stets der Höchstrahmen von 80 % zum Tragen kommt.<br />

5) Darüber hinaus sollte auch geprüft werden, ob speziell <strong>für</strong> den Filmbereich zu-<br />

sätzliche Wagniskapitalangebote eingerichtet werden können.<br />

- <strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> -


VII. Ausbildung im Filmbereich<br />

1. Einleitung<br />

- 58 -<br />

Das Filmland <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> wird national und international nach wie vor primär<br />

als Ausbildungsstandort wahrgenommen. Diese Wahrnehmung gilt in erster Linie der<br />

Filmakademie <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> in Ludwigsburg, die mit ihrem in Deutschland ein-<br />

zigartigen praxisbetonten Ausbildungskonzept sowie mit zahlreichen Preisen und<br />

Auszeichnungen mittlerweile eine Spitzenstellung unter den europäischen Filmhoch-<br />

schulen erreicht hat. Dies belegen unter anderem der erste Platz, den die Filmaka-<br />

demie im Jahr 2006 in einem Filmhochschul-Ranking der Zeitschrift Focus errungen<br />

hat, und der zweite Platz, den das Ausbildungsangebot des Instituts <strong>für</strong> Animation,<br />

Visual Effects und digitale Postproduktion in einem weltweiten Vergleich der Fach-<br />

zeitschrift 3D World im Jahr 2007 belegte.<br />

Neben der Filmakademie bilden auch die Hochschule <strong>für</strong> Gestaltung in Karlsruhe, die<br />

Hochschule der Medien in Stuttgart sowie einige weitere staatliche Ausbildungsein-<br />

richtungen Filmschaffende aus und machen immer wieder mit interessanten Filmen<br />

und hochrangigen Preisen auf sich aufmerksam. Auch der private Ausbildungssektor,<br />

namentlich die Merz Akademie in Stuttgart und die Lazi-Akademie in Esslingen,<br />

spielt <strong>für</strong> die baden-württembergische Filmausbildung eine wichtige Rolle. Zahlreiche<br />

Berührungspunkte mit dem Film weisen schließlich Ausbildungsangebote im Bereich<br />

der Computeranimation auf, wie sie beispielsweise an den Universitäten in Stuttgart,<br />

Tübingen und Konstanz oder an den Hochschulen Karlsruhe und Furtwangen existie-<br />

ren.<br />

Dass die Filmpolitik des Landes sich dennoch in erster Linie auf die Filmakademie in<br />

Ludwigsburg konzentriert, hat seinen Grund darin, dass die Filmakademie landesweit<br />

die einzige staatliche Ausbildungseinrichtung ist, deren Angebot ausschließlich auf<br />

die Bereiche Film und Fernsehen gerichtet ist. Deshalb konzentrieren sich diese<br />

Empfehlungen - wie auch die letzte <strong>Filmkonzeption</strong> des Landes aus dem Jahr 2000 -<br />

vor allem auf die Filmakademie sowie teilweise auch auf die ebenfalls in Ludwigs-<br />

burg ansässige, von ihr mitgetragene neue Akademie <strong>für</strong> Darstellende Kunst.<br />

Im Gegensatz zur Situation des Jahres 2000, als die Erweiterung der Filmakademie<br />

um neue Studiengänge und Räumlichkeiten dringend geboten war, hat das Ausbil-<br />

dungsangebot der Akademie mittlerweile eine Breite und eine Qualität erreicht, die<br />

derzeit keine wesentliche Ausdehnung oder Erweiterung erfordert. Mit 13 Ausbil-<br />

- <strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> -


- 59 -<br />

dungsbereichen und insgesamt rund 400 Studierenden hat sie eine Größe erreicht,<br />

die auch zukünftig einen erstklassigen Ausbildungsstandard gewährleistet. Ihre Auf-<br />

gabe in den nächsten Jahren wird deshalb vor allem darin bestehen, den erreichten<br />

Ausbildungsstandard zu sichern und das Zusammenspiel mit der neuen Akademie<br />

<strong>für</strong> Darstellende Kunst zu fördern.<br />

Diese Zielsetzung korrespondiert sehr gut mit dem Ziel dieser <strong>Filmkonzeption</strong>, den<br />

filmpolitischen Schwerpunkt in den nächsten Jahren vor allem auf den Bereich der<br />

Filmproduktion und insbesondere die Steigerung des baden-württembergischen Pro-<br />

duktionsvolumens zu legen. Die folgenden Ausführungen betrachten die Filmakade-<br />

mie deshalb vor allem in ihrer Funktion <strong>für</strong> den hiesigen Filmproduktionsstandort. Als<br />

„Motor des Filmstandorts“, wie die Akademie oft bezeichnet wird, hat sie bereits in<br />

der Vergangenheit entscheidend zur Entwicklung des Standorts beigetragen und<br />

wird auch in Zukunft eine wesentliche Rolle spielen. Dies gilt auch <strong>für</strong> alle anderen<br />

baden-württembergischen Filmausbildungsstätten, auf die ein Teil der nachfolgenden<br />

Erwägungen und Empfehlungen durchaus übertragen werden kann.<br />

2. Derzeitige Situation der Filmakademie<br />

Die Filmakademie profitierte in ihrer bald 20-jährigen Erfolgsgeschichte von drei kon-<br />

sequent umgesetzten Grundgedanken:<br />

• einem konsequenten Bezug zur praktischen Filmarbeit während des gesam-<br />

ten Studiums (Learning by Doing)<br />

• der Erkenntnis, dass zeitgemäße Filme ausschließlich in Teams realisiert wer-<br />

den können<br />

• dem weitgehenden Verzicht auf festes Lehrpersonal und stattdessen die be-<br />

fristete Beschäftigung von hochqualifizierten Persönlichkeiten der Filmpraxis<br />

als freie Dozenten<br />

Diese Prinzipien prägen das gesamte Ausbildungsangebot der Filmakademie, wel-<br />

ches mittlerweile sämtliche marktfähigen Genres und Gewerke umfasst. Dabei hat<br />

sie gegenüber anderen Filmhochschulen in Deutschland mehrere Alleinstellungs-<br />

merkmale:<br />

- <strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> -


- 60 -<br />

• einen Ausbildungsbereich gezielt <strong>für</strong> Serienformate<br />

• einen besonderen Aufbaustudiengang Filmmusik<br />

• ein spezielles Ausbildungsangebot <strong>für</strong> Bildungs- und <strong>Wissenschaft</strong>sfilme<br />

• eine beispielhafte Kooperation im Diplomfilmbereich mit öffentlich-rechtlichen<br />

und privaten Fernsehsendern<br />

Eine besondere Rolle innerhalb der Filmakademie spielt das Institut <strong>für</strong> Animation,<br />

Visual Effects und digitale Postproduktion (Animationsinstitut). Es ist zuständig <strong>für</strong><br />

den Ausbildungsbereich Animation, dessen inhaltliche Schwerpunkte im animierten<br />

Kurzfilm, in der Realisierung von Visual Effects <strong>für</strong> Spielfilme und Werbefilme und in<br />

der Erstellung von Konzepten <strong>für</strong> animationsbasierte Formate liegen. Dazu gibt es<br />

den in Deutschland einmaligen Studienbereich Interaktive Medien und die Ausbil-<br />

dung zum Technical Director, die es Absolventen von Informatikstudiengängen er-<br />

laubt, in zwei Jahren eine Zusatzqualifikation <strong>für</strong> die Arbeit in der Film- und Spielein-<br />

dustrie zu erlangen. In all diesen Ausbildungsbereichen arbeitet das Institut eng mit<br />

den anderen Studiengängen der Filmakademie zusammen (Drehbuch, Spielfilm,<br />

Werbefilm, Dokumentarfilm, <strong>Wissenschaft</strong> und Bildung, Interaktive Medien). Außer-<br />

dem ist das Animationsinstitut verantwortlich <strong>für</strong> die digitale Postproduktion aller Fil-<br />

me, die an der Filmakademie entstehen.<br />

Zum Ausbildungsangebot der Filmakademie gehört darüber hinaus seit dem Jahr<br />

2001 die Masterclass Ludwigsburg-Paris, eine von der EU, vom Bund und vom Land<br />

<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> finanzierte Postgraduiertenausbildung <strong>für</strong> Filmschaffende aus<br />

ganz Europa, die sich mittlerweile hervorragend etabliert hat und entscheidend zum<br />

internationalen Ansehen der Filmakademie beiträgt.<br />

Überhaupt spielt die Intensivierung der internationalen Verbindungen <strong>für</strong> die Film-<br />

akademie eine immer zentralere Rolle und wird in den nächsten Jahren eines ihrer<br />

wichtigsten Entwicklungsfelder sein. Schon jetzt kooperiert sie mit zahlreichen Film-<br />

hochschulen und Filmausbildungseinrichtungen in der ganzen Welt.<br />

Eine wesentliche Rolle bei dieser Vernetzung spielt auch die von der Filmakademie<br />

veranstaltete und vom Animationsinstitut organisierte FMX. Als internationale Konfe-<br />

renz <strong>für</strong> Animation, Visual Effects, Computerspiele und digitale Medien ist sie mitt-<br />

lerweile die größte und wichtigste europäische Veranstaltung in diesem Bereich (vgl.<br />

auch die Ausführungen im Kapitel IV).<br />

- <strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> -


- 61 -<br />

In all ihren Ausbildungsbereichen entlässt die Filmakademie jedes Jahr rund 100 ta-<br />

lentierte und exzellent ausgebildete Nachwuchskräfte in die Berufspraxis am Me-<br />

dienstandort <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> und darüber hinaus.<br />

3. Bewertung<br />

Für den Filmstandort <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> hat die Filmakademie mehrere wichtige<br />

Funktionen. Als Ausbildungsstätte mit Produktionscharakter sorgt sie zum einen <strong>für</strong><br />

den kreativen und wirtschaftlichen Nachwuchs, den der junge hiesige Filmstandort<br />

benötigt; zum anderen ist sie mit rund 250 Filmen, die jährlich von ihren Studieren-<br />

den realisiert werden, selbst Teil dieses Produktionsstandorts. In beiden Rollen hat<br />

die Filmakademie dank ihrer überregionalen Strahlkraft auch Magnetfunktion <strong>für</strong> den<br />

Standort, indem sie zahlreiche Medienschaffende und Medienkunden in die Region<br />

Stuttgart zieht. Die Filmakademie ist somit nicht nur Ausbildungs- und Produktions-<br />

stätte, sondern auch ein wesentlicher Wirtschafts- und Imagefaktor <strong>für</strong> den Film-<br />

standort <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>.<br />

Den Absolventen der Filmakademie verdankt die Region Stuttgart und insbesondere<br />

die Stadt Ludwigsburg eine lebendige, sehr kreative und mittlerweile auch erfolgrei-<br />

che (Debüt-)Filmszene, die Produzenten, Drehbuchautoren, Regisseure, Kameraleu-<br />

te, Cutter und Animationsfilmer umfasst. Die Weiterentwicklung dieser Filmszene<br />

setzt – wie in Kapitel II bereits dargestellt - allerdings eine deutliche Steigerung des<br />

in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> realisierten Filmproduktionsvolumens voraus. Wieviele Absol-<br />

venten der Filmakademie sich am Standort niederlassen, hängt wesentlich von die-<br />

sem Faktor ab. Positiv zu vermerken ist, dass speziell im Animationsbereich bereits<br />

ein starkes Netzwerk von baden-württembergischen Firmen entstanden ist, in dem<br />

auch immer wieder Absolventen des Animationsinstituts Arbeit finden.<br />

Über ihre Drittmittelprojekte generiert die Filmakademie zusätzliche Aufträge <strong>für</strong> den<br />

hiesigen Produktionsstandort, in die sie regelmäßig auch ihre Absolventen einbindet.<br />

Diese Beschäftigungsmöglichkeiten vor Ort an der schwierigen Schnittstelle zwi-<br />

schen Diplom und Debüt leisten einen wichtigen Beitrag dazu, dass Absolventen<br />

nicht sofort nach dem Diplom <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> verlassen, sondern hier im Land<br />

den ersten Schritt in ihre berufliche Zukunft tun.<br />

Vielversprechend <strong>für</strong> den Standort ist zudem die Kooperation der Filmakademie mit<br />

der neuen Akademie <strong>für</strong> Darstellende Kunst (ADK). Die Nachbarschaft einer Thea-<br />

- <strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> -


- 62 -<br />

terbühne und eines Filmstudios auf dem gemeinsamen Campusgelände in Ludwigs-<br />

burg bildet ein europaweites Alleinstellungsmerkmal, das im interdisziplinären Raum<br />

zwischen Theater und Film völlig neue kreative Kräfte und Projekte freisetzen wird.<br />

Außerdem hat diese Konstellation zur Folge, dass der Standort <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />

künftig nicht nur die Absolventen der Filmakademie, sondern auch exzellenten, fil-<br />

misch geschulten schauspielerischen Nachwuchs zu bieten hat, was die Infrastruktur<br />

<strong>für</strong> die Filmproduktion im Land deutlich verbessern wird.<br />

Ihre vielfältige und unverzichtbare Funktion <strong>für</strong> den Filmstandort kann die Filmaka-<br />

demie jedoch auf längere Sicht nur dann wahrnehmen, wenn sie auch weiterhin ihre<br />

internationale Spitzenstellung behält. Ein wichtiger Faktor und quasi das Herzstück<br />

der hochwertigen Ausbildung ist die stets auf aktuellem Stand zu haltende hochwer-<br />

tige Film- und Medientechnik der Filmakademie. Die Filmbranche ist derzeit von ra-<br />

santem technischem Fortschritt geprägt. Außerdem ist die Konkurrenz unter den<br />

deutschen Filmhochschulen in dieser Hinsicht sehr groß. Der Technikbestand der<br />

Filmakademie droht mittlerweile in Teilen zu überaltern beziehungsweise zu ver-<br />

schleißen. Es muss deshalb in den kommenden Jahren unbedingt da<strong>für</strong> Sorge ge-<br />

tragen werden, dass die Filmakademie regelmäßig und marktorientiert ihren techni-<br />

schen Bestand erneuern kann. Gelingt dies nicht, wäre ihre führende Stellung unter<br />

den deutschen Filmhochschulen gefährdet, da die Qualität ihrer Ausbildung und ihrer<br />

Filme mit Sicherheit darunter leiden würde. Dies wäre nicht nur eine existentielle Be-<br />

drohung <strong>für</strong> die Filmakademie, sondern hätte auch negative Auswirkungen auf den<br />

Medienstandort insgesamt. Die Filmakademie nützt dem Standort nur, wenn sie sich<br />

langfristig als Eliteeinrichtung auch über die Grenzen des Landes hinaus behaupten<br />

kann.<br />

Im Zuge von Erweiterungsmaßnahmen erhielt die Filmakademie in der Vergangen-<br />

heit vom Land mehrfach Mittel <strong>für</strong> Neuinvestitionen (zuletzt aus der Zukunftsoffensive<br />

IV). Woran es aber jetzt fehlt, sind ausreichende Reinvestitionsmittel. Der Landesre-<br />

gierung wird deshalb empfohlen, zur Substanzerhaltung der Filmakademie deren<br />

institutionelle Förderung dahingehend anzupassen, dass der Akademie ausreichen-<br />

de Reinvestitionsmittel zur Verfügung stehen, um ihre technische Ausstattung auf<br />

dem notwendigen Standard halten zu können.<br />

Ein bislang noch nicht erwähnter Aspekt ist der Bereich Forschung und Entwicklung,<br />

der insbesondere am Animationsinstitut in den letzten Jahren sehr wichtig geworden<br />

ist. So trug beispielsweise das aus Mitteln der Zukunftsoffensive III des Landes ge-<br />

förderte Forschungsprojekt „Künstliche Darsteller“ entscheidend zur internationalen<br />

Reputation des Animationsinstituts bei: Das im Rahmen dieses Projekts entwickelte<br />

- <strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> -


- 63 -<br />

Tool-Set zur Gesichtsanimation wird mittlerweile weltweit von über 7.000 Firmen und<br />

Künstlern erprobt und benutzt, darunter vielen namhaften Personen aus Lehre und<br />

Industrie. Daneben kooperiert das Animationsinstitut mit Universitäten und Firmen,<br />

so im Rahmen des Clusters Visual Computing <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> mit der Universi-<br />

tät Konstanz, oder präsentiert seine Ergebnisse auf internationalen Kongressen, et-<br />

wa auf der SIGGRAPH 2008 in Los Angeles. Damit die Filmakademie diese Arbeit<br />

fortsetzen, sich verstärkt auch um nationale und internationale Fördermittel bewer-<br />

ben und ihre Forschungsergebnisse zukünftig auch vermarkten kann, wird der Lan-<br />

desregierung empfohlen, die institutionelle Förderung der Filmakademie um zusätzli-<br />

che, speziell <strong>für</strong> den Forschungsbereich reservierte Mittel zu erhöhen.<br />

4. Beschlussvorschlag<br />

1) Der Landesregierung wird empfohlen, der Filmakademie ausreichende Rein-<br />

vestitionsmittel zur Verfügung zu stellen, um ihre technische Ausstattung auf<br />

dem notwendigen Standard zu halten.<br />

2) Ferner wird der Landesregierung empfohlen, die institutionelle Förderung der<br />

Filmakademie um zusätzliche, speziell <strong>für</strong> den Forschungsbereich reservierte<br />

Mittel zu erhöhen.<br />

- <strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> -


- 64 -<br />

VIII. Förderung von Filmfestivals und Kongressen, Kinoförderung,<br />

Digitalisierung, Haus des Dokumentarfilms<br />

1. Einleitung<br />

Neben der Filmproduktion und der Ausbildung werden die Qualität und das Image<br />

eines Filmstandorts von einer Reihe weiterer Faktoren geprägt. Einer davon sind die<br />

Filmtheater, die <strong>für</strong> die Verbreitung von Filmen sorgen und die <strong>für</strong> das kulturelle und<br />

gesellschaftliche Leben unverzichtbar sind. Dies gilt besonders im ländlichen Raum,<br />

wo Kinos neben den örtlichen Vereinen oft das einzige Veranstaltungsangebot <strong>für</strong> die<br />

Bevölkerung bilden. Eine ausreichende, flächendeckende und möglichst qualitätvolle<br />

Kinoversorgung ist deshalb unabdingbar.<br />

Eine wichtige Rolle spielen auch Filmfestivals. Sie verschaffen dem filminteressierten<br />

Publikum die Möglichkeit, deutsche und internationale Filme zu sehen, die in Kino<br />

und Fernsehen sonst kaum gezeigt werden. Außerdem bieten sie Produzenten, Re-<br />

gisseuren und dem Filmnachwuchs im Land die Möglichkeit, ihre Arbeiten vor Publi-<br />

kum, Presse und Fachwelt zu präsentieren und gegebenenfalls zu vermarkten. Für<br />

den Filmstandort sind sie auch deshalb wichtig, weil sie die Aufmerksamkeit der Öf-<br />

fentlichkeit und der Filmbranche nach <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> lenken und die Möglich-<br />

keit eröffnen, <strong>für</strong> den Standort zu werben.<br />

Mit dem Haus des Dokumentarfilms Stuttgart besitzt <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> darüber<br />

hinaus eine europaweit einmalige Forschungs- und Dokumentationsstätte, die <strong>für</strong><br />

das Ansehen und die Wahrnehmung des Filmstandorts ebenfalls von großer Bedeu-<br />

tung ist.<br />

Alle drei Bereiche, Kinos, Festivals und Haus des Dokumentarfilms, werden vom<br />

Land <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> bzw. der MFG Medien- und Filmgesellschaft finanziell ge-<br />

fördert. Das Haus des Dokumentarfilms wird darüber hinaus auch vom Südwestrund-<br />

funk mitfinanziert. Die Einsparmaßnahmen, die das Land in den letzten Jahren auch<br />

im Filmbereich vorgenommen hat, gingen an diesen Einrichtungen nicht spurlos vor-<br />

über. Sie hatten vielmehr Einschränkungen im Veranstaltungsprogramm und in der<br />

Infrastruktur zur Folge. Deshalb wäre eine Erhöhung der Landeszuschüsse im Zuge<br />

dieser <strong>Filmkonzeption</strong> sehr angemessen.<br />

Wie bereits an anderer Stelle dargestellt, sollte der filmpolitische Schwerpunkt in den<br />

nächsten Jahren allerdings im Bereich der Filmproduktion liegen. Ein deutlich stärke-<br />

- <strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> -


- 65 -<br />

res Engagement <strong>für</strong> Kinos, Festivals und das Haus des Dokumentarfilms kann der<br />

Landesregierung vor diesem Hintergrund nicht empfohlen werden. Eine Bestandssi-<br />

cherung allerdings muss <strong>für</strong> diese Einrichtungen gewährleistet sein, und zwar zumin-<br />

dest in der Weise, dass die in den letzten Jahren vorgenommenen Zuschusskürzun-<br />

gen zurückgenommen werden. Ansonsten besteht die Gefahr, dass der hohe Stan-<br />

dard, den <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> bei Kinos und Filmfestivals erreicht hat, gefährdet<br />

wird und dass das Haus des Dokumentarfilms seine Aufgaben nicht mehr im not-<br />

wendigen Umfang erfüllen kann.<br />

Darüber hinaus gibt es in jedem der drei Bereiche einige Besonderheiten, auf die in<br />

den folgenden Ausführungen hingewiesen wird.<br />

2. Förderung von Filmfestivals und Kongressen<br />

In <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> findet eine Reihe überregional bzw. international wahrge-<br />

nommener Filmfestivals statt, die sämtlich vom Land <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> gefördert<br />

werden:<br />

• das Internationale Filmfestival Mannheim-Heidelberg<br />

• das Internationale Trickfilm-Festival Stuttgart<br />

• die Europäische Kurzfilmbiennale Ludwigsburg<br />

• die FMX - Konferenz <strong>für</strong> Animation, Effekte, Games und Digital Media<br />

(Stuttgart)<br />

• die Französischen Filmtage Tübingen & Stuttgart<br />

• der Stuttgarter Filmwinter und der parallel dazu veranstaltete Kongress<br />

Media Space<br />

• das Internationale Werbefilmfestival Spotlight<br />

• die Biberacher Filmfestspiele<br />

• der Branchentreff Dokville (Ludwigsburg)<br />

• die Filmschau <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> (Stuttgart)<br />

Unter den genannten Veranstaltungen spielt die Filmschau <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> eine<br />

Sonderrolle. Als gezielte Werkschau des baden-württembergischen Films hat sie <strong>für</strong><br />

- <strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> -


- 66 -<br />

die Präsentation des Filmstandorts eine besondere Funktion. Deshalb wird sie ge-<br />

sondert unter Kapitel III abgehandelt.<br />

Nicht vom Land gefördert wird das Stuttgarter Festival „Bollywood And Beyond“, das<br />

sich in der kurzen Zeit seines Bestehens zu einem der wichtigsten indischen Filmfes-<br />

tivals der Welt entwickelt hat.<br />

Bewertung<br />

Die Förderung von Filmfestivals hat aus Sicht des Landes zweierlei Komponenten:<br />

Zum einen geht es darum, hochwertige Kulturereignisse zu fördern und dem künstle-<br />

risch wertvollen Film die notwendige Plattform und die notwendige Geltung zu ver-<br />

schaffen. Der zweite Aspekt ist standortpolitisch: Festivals werben <strong>für</strong> <strong>Baden</strong>-Würt-<br />

temberg, sie dienen der Präsentation baden-württembergischer Filme, und sie för-<br />

dern hiesige Filmschaffende und Nachwuchskräfte.<br />

In diesen beiden Aspekten, dem künstlerischen und dem standortpolitischen, unter-<br />

scheiden sich die baden-württembergischen Filmfestivals ganz erheblich: Das Inter-<br />

nationale Filmfestival Mannheim-Heidelberg, die Französischen Filmtage Tübingen &<br />

Stuttgart und der Stuttgarter Filmwinter sind wegen ihres künstlerischen Erfolgs und<br />

wegen ihrer internationalen Ausrichtung <strong>für</strong> das Image des Landes von großem Wert.<br />

Als Plattform <strong>für</strong> den baden-württembergischen Film allerdings sind sie derzeit von<br />

ihrer programmlichen Ausrichtung her weniger geeignet. Das Internationale Trickfilm-<br />

Festival Stuttgart in Verbindung mit der FMX, die Europäische Kurzfilmbiennale Lud-<br />

wigsburg, das Internationale Werbefilmfestival Spotlight und die Filmfestspiele Bibe-<br />

rach hingegen bieten neben künstlerisch hochwertigen Filmen auch hervorragende<br />

Möglichkeiten, Filme aus dem Land zu zeigen und <strong>für</strong> den Standort zu werben.<br />

Alle diese Festivals haben sich in den letzten Jahren kontinuierlich weiterentwickelt<br />

und verfolgen in künstlerischer und programmlicher Hinsicht einen zielsicheren, er-<br />

folgreichen Weg. In ihrer Summe bilden sie einen reichen, bunten und vielfältigen<br />

Festivalstrauß, von dem sowohl das Publikum als auch die Filmbranche in <strong>Baden</strong>-<br />

<strong>Württemberg</strong> in vielerlei Hinsicht profitieren.<br />

Das wichtigste Ziel der baden-württembergischen Festivalförderung muss deshalb<br />

die kontinuierliche Weiterentwicklung dieser Festivals sein. Abgesehen vom Interna-<br />

tionalen Trickfilm-Festival und der FMX, die 2006 konzeptionell erweitert und finan-<br />

ziell neu ausgestattet wurden, waren die Festivals in den letzten Jahren mit stagnie-<br />

- <strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> -


- 67 -<br />

renden Landeszuschüssen bzw. sogar Haushaltseinsparungen konfrontiert. Eine An-<br />

passung der Landeszuschüsse wäre deshalb angemessen. Konkret wird eine Erhö-<br />

hung um 10 % <strong>für</strong> alle Festivals vorgeschlagen, die in den letzten fünf Jahren gleich-<br />

bleibende bzw. verringerte Zuschüsse erhielten. Voraussetzung da<strong>für</strong> ist allerdings<br />

eine entsprechende Zuschusserhöhung der mitfinanzierenden Kommunen.<br />

Im Bereich der Film- und Medienfestival gGmbH zeichnet sich ab, dass die Europäi-<br />

sche Kurzfilmbiennale Ludwigsburg voraussichtlich nicht mehr in ihrer bisherigen<br />

Form stattfinden kann. Für die alternative Veranstaltung, die derzeit von der Film-<br />

und Medienfestival gGmbH entwickelt wird, wird angeregt, insbesondere folgende<br />

zwei Faktoren zu berücksichtigen:<br />

• Das neue Festival sollte in engem Verbund mit der Filmakademie und der<br />

Akademie <strong>für</strong> Darstellende Kunst stattfinden.<br />

• Es sollte geprüft werden, ob eine jährliche Durchführung des Festivals<br />

sinnvoll wäre.<br />

Der Landesregierung wird außerdem empfohlen, Erweiterungen ihrer Festivalförde-<br />

rung in den nächsten Jahren vor allem unter dem Aspekt der Weiterentwicklung des<br />

Filmwirtschaftsstandorts vorzunehmen. Die Filmfestivals im Land werden auf diese<br />

Weise dazu motiviert, bei ihrer konzeptionellen Weiterentwicklung auch die Belange<br />

der hiesigen Filmbranche zu berücksichtigen.<br />

In diesem Zusammenhang wäre vorstellbar, dass die baden-württembergischen<br />

Filmfestivals - soweit noch nicht geschehen und im Rahmen ihrer Möglichkeiten - in<br />

ihr Programm gezielt Filme aus <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> (eventuell sogar in eigenen<br />

Filmreihen) aufnehmen. Auch die Rahmenprogramme der Festivals bieten Möglich-<br />

keiten, Filme und Filmschaffende aus <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> einzubinden, ohne da-<br />

durch die Individualität der einzelnen Festivals aufzugeben. In diesem Bereich liegen<br />

auch Betätigungsmöglichkeiten <strong>für</strong> eine eventuelle Clusterinitiative.<br />

3. Kinoförderung<br />

<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> zeichnet sich durch eine breit gestreute und vergleichsweise<br />

dichte Kinostruktur aus. 255 Kinos mit 650 Leinwänden verteilen sich auf 144 Kom-<br />

munen. 13 % der baden-württembergischen Städte und Gemeinden verfügen somit<br />

über ein Kino. Auch die Kinoversorgung im ländlichen Raum ist im Vergleich zu an-<br />

deren Flächenländern überdurchschnittlich hoch.<br />

- <strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> -


- 68 -<br />

Beim größten Teil dieser Filmtheater handelt es sich um private Betriebe (gewerbli-<br />

che Kinos). Eine wichtige Rolle spielen aber auch Kommunale Kinos: In Ballungs-<br />

räumen bilden sie Zentren <strong>für</strong> den künstlerisch anspruchsvollen Film, in kinoärmeren<br />

Regionen helfen sie außerdem, Lücken in der Kinoversorgung zu schließen. Einen<br />

wichtigen Beitrag zur Kinoversorgung leistet darüber hinaus das Kinomobil <strong>Baden</strong>-<br />

<strong>Württemberg</strong>, das ausschließlich Kommunen ansteuert, die selbst kein Kino besit-<br />

zen.<br />

Der künstlerisch wertvolle Film ist jedoch keineswegs nur eine Domäne der Kommu-<br />

nalen Kinos. Eine Reihe gewerblicher Filmtheater ist - oft mit hohem wirtschaftlichem<br />

Risiko - ebenfalls bestrebt, ihren Besuchern auch anspruchsvolle Filmkunst zu bie-<br />

ten. Dass diese Kinos bestehen können und dass <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> auch bei den<br />

Kommunalen Kinos führend ist, liegt ohne Zweifel zu einem großen Teil an der vor-<br />

bildlichen Kinoförderung der MFG Medien- und Filmgesellschaft.<br />

Gewerbliche Filmkunsttheater, die sich mit ihrem Programm qualifiziert haben, wer-<br />

den von der MFG Filmförderung mit Investitionshilfen in Form von zinslosen Darle-<br />

hen sowie mit Kinoprogrammprämien unterstützt. Mit diesen Unterstützungsmaß-<br />

nahmen wird das unternehmerische Risiko <strong>für</strong> künstlerisch ambitionierte Kinos ge-<br />

mildert. Sie sind deshalb ein wichtiger Beitrag da<strong>für</strong>, dass Filmkunst auch tatsächlich<br />

im Kino zu sehen ist.<br />

Institutionell unterstützt die MFG Filmförderung Kommunale Kinos in <strong>Baden</strong>-Würt-<br />

temberg. Die Ausgestaltung dieser Fördermaßnahme als Regelförderung ist bun-<br />

desweit einmalig: Grundsätzlich hat jedes Kommunale Kino, das Programmqualität<br />

und kommunale Förderung nachweisen kann, Anspruch auf eine entsprechende Ge-<br />

genfinanzierung durch die MFG Filmförderung, und zwar exakt in Höhe von 45 %<br />

des jeweiligen kommunalen Zuschusses.<br />

Das Kinomobil <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> erhält ebenfalls eine institutionelle Förderung,<br />

und zwar in Höhe von jährlich 139.000 Euro.<br />

Die Kinoförderung der MFG Filmförderung hat insofern auch eine medienpädagogi-<br />

sche Komponente, als sie die Voraussetzung da<strong>für</strong> schafft, dass Kinobesucher und<br />

insbesondere auch Kinder und Jugendliche mit qualitativ hochwertigen Filmen kon-<br />

frontiert werden. Sie hat insoweit eine ähnliche Funktion wie der öffentlich-rechtliche<br />

Auftrag der ARD-Sender und des ZDF. Damit liegt die Kinoförderung im originären<br />

Interesse beider Gesellschafter der MFG Medien- und Filmgesellschaft und berück-<br />

- <strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> -


- 69 -<br />

sichtigt sowohl die medienpolitischen Belange des Landes als auch den Programm-<br />

auftrag des Südwestrundfunks.<br />

Allerdings stehen die von der MFG geförderten Einrichtungen mittlerweile vor dem<br />

gleichen Problem wie die Filmfestivals: Die Kommunalen Kinos mussten im Zuge von<br />

Einsparmaßnahmen eine Absenkung des Fördersatzes von 50 % auf 45 % hinneh-<br />

men, der Zuschuss <strong>für</strong> das Kinomobil und das Budget <strong>für</strong> Programmprämien an ge-<br />

werbliche Kinos wurden ebenfalls um 10 % reduziert. Angesichts steigender Kosten<br />

und ausgeschöpfter Einsparpotentiale erscheint eine Rücknahme dieser Kürzungen<br />

dringend geboten. Deshalb wird der Landesregierung empfohlen, den Fördersatz <strong>für</strong><br />

Kommunale Kinos, den Zuschuss <strong>für</strong> das Kinomobil und das Budget <strong>für</strong> Kinopro-<br />

grammprämien wieder auf die ursprüngliche Höhe festzusetzen.<br />

4. Digitalisierung<br />

Die derzeit größte Herausforderung <strong>für</strong> die deutschen Kinos ist die unmittelbar be-<br />

vorstehende Umstellung der Filmprojektion vom herkömmlichen analogen Filmmate-<br />

rial auf digitale Medien. Die finanziellen und logistischen Vorteile der digitalen Film-<br />

verbreitung sind so offensichtlich, dass es nur noch eine Frage der Zeit ist, bis neue<br />

Filme den Kinos nicht mehr in herkömmlicher Weise, sondern nur noch auf digitalen<br />

Trägern zur Verfügung stehen.<br />

Allerdings besteht das strukturelle Problem, dass die finanziellen Vorteile des digita-<br />

len Vertriebs vor allem bei Filmproduzenten und Verleihern liegen, während die Kos-<br />

ten <strong>für</strong> die Anschaffung digitaler Projektoren von den Kinos zu tragen sind. Deshalb<br />

verhalten sich viele Filmtheater noch zögerlich und erwarten entsprechende Investiti-<br />

onshilfen von ihren Verleihfirmen. Da die Bereitschaft hierzu noch nicht ausreichend<br />

ist, wird gleichzeitig der Ruf nach öffentlicher Förderung laut. In die Pflicht genom-<br />

men werden soll dabei vor allem die Filmförderungsanstalt des Bundes.<br />

Die MFG Filmförderung hat insofern Vorsorge <strong>für</strong> den „digitalen Roll-Out“ getroffen,<br />

als sie in den letzten beiden Jahren nicht das volle Budget ihrer Kinoinnovationsdar-<br />

lehen vergeben hat. Vielmehr wurden Teilbeträge zurückbehalten, um zu gegebener<br />

Zeit ausreichend Spielraum <strong>für</strong> eine Vergabe an solche Kinos zu haben, die die Um-<br />

stellung auf digitale Projektion allein nicht bewältigen können. Dies werden vor allem<br />

kleinere Filmtheater sein, die im ländlichen Raum das Kulturangebot bereichern,<br />

aber auch solche Kinos, die Programme jenseits des üblichen Angebots anbieten.<br />

- <strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> -


- 70 -<br />

Nur Kinos, auf die diese Voraussetzungen zutreffen, können <strong>für</strong> eine Förderung mit<br />

öffentlichen Mitteln in Frage kommen. Für alle anderen Filmtheater sollte es grund-<br />

sätzlich möglich sein, die Umstellung auf digitale Projektion ohne staatliche Hilfe zu<br />

bewältigen. Die Filmbranche ist deshalb zuallererst selbst gefordert, einen gerechten<br />

Ausgleich <strong>für</strong> Lasten und Nutzen der Digitalisierung zu finden.<br />

Der Landesregierung wird deshalb empfohlen, über die im Bereich der MFG-Kino-<br />

innovationsdarlehen bisher getroffenen Maßnahmen hinaus sehr zurückhaltend bei<br />

der Bereitstellung zusätzlicher Mittel <strong>für</strong> die Digitalisierung der Kinos in <strong>Baden</strong>-<br />

<strong>Württemberg</strong> zu sein. Allenfalls könnten wirtschaftlich schwache Kinos, die im ländli-<br />

chen Raum das Kulturangebot bereichern, oder Kinos mit einem besonderen Arthou-<br />

se-Programm unter bestimmten Voraussetzungen auch in den Genuss von Zuschüs-<br />

sen anstelle von Darlehen kommen (was allerdings bedeuten würde, dass insgesamt<br />

weniger Kinos von den begrenzten Mitteln der MFG Filmförderung profitieren könn-<br />

ten).<br />

Für die Digitalisierung Kommunaler Kinos schließlich könnte es im Einzelfall hilfreich<br />

sein, wenn die mitfinanzierenden Kommunen ihre Zuschüsse erhöhten. Dies würde<br />

die Möglichkeit eröffnen, dass die MFG Filmförderung entsprechend dem oben dar-<br />

gestellten Verteilungsschlüssel die Investitionsmaßnahme mitfinanzieren kann.<br />

5. Haus des Dokumentarfilms<br />

Das Haus des Dokumentarfilms - Europäisches Medienforum Stuttgart e.V. - besteht<br />

seit 1991. Die Initiative zu seiner Gründung ging vom Süddeutschen Rundfunk aus.<br />

Es wird derzeit von zwölf institutionellen Mitgliedern getragen. Den Löwenanteil der<br />

Mitgliedsbeiträge von insgesamt ca. 436.000 Euro pro Jahr erbringen der Südwest-<br />

rundfunk (205.000 Euro) und das Land <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> (136.000 Euro).<br />

Die restlichen Mitglieder erbringen zusammen rund 95.000 Euro; zu ihnen gehören<br />

die Sender ZDF, WDR und ARTE, die MFG Filmförderung, die Verwertungsgesell-<br />

schaft der Film- und Fernsehproduzenten und verschiedene Institutionen aus dem<br />

Raum Stuttgart.<br />

- <strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> -


- 71 -<br />

Das Haus des Dokumentarfilms hat die Aufgabe, den dokumentarischen Film und<br />

verwandte Genres wie Fernsehdokumentation, Feature und Reportage zu fördern, zu<br />

erforschen und zu sammeln. Es ist in dieser Form einmalig in Europa.<br />

Unter Förderung ist zu verstehen, dass Produzenten, Regisseure und Autoren die<br />

Einrichtungen des Hauses <strong>für</strong> Recherchezwecke nutzen, die Veranstaltungen besu-<br />

chen und Beratung in Anspruch nehmen können. In der Veranstaltungstätigkeit her-<br />

vorzuheben ist der jährliche Branchentreff Dokville, der binnen kürzester Zeit zu einer<br />

bundesweit wahrgenommenen Pflichtveranstaltung <strong>für</strong> die deutsche Dokumentar-<br />

filmbranche wurde.<br />

Die Forschung widmet sich vor allem der Geschichte des Dokumentarfilms. Zur Zeit<br />

ist ein großes Projekt über die Entwicklung des deutschsprachigen dokumentari-<br />

schen Films von 1945 bis heute in Arbeit.<br />

Die Sammlungstätigkeit des Hauses des Dokumentarfilms erstreckt sich auf mehrere<br />

Segmente: Das große Dokumentarfilmarchiv mit mehr als 7.000 Filmen, das allen<br />

Interessierten offensteht, ist der einzige Ort in Deutschland, an dem in dieser Band-<br />

breite herausragende Dokumentarfilme und Fernsehdokumentationen angesehen<br />

werden können. Daneben unterhält das Haus des Dokumentarfilms mit Unterstüt-<br />

zung des Landes und der MFG Filmförderung die Landesfilmsammlung <strong>Baden</strong>-<br />

<strong>Württemberg</strong>. In ihr werden zum einen Belegexemplare aller von der MFG Medien-<br />

und Filmgesellschaft geförderten Filme aufbewahrt, zum zweiten historische Filmdo-<br />

kumente über <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> und zum dritten historische Filme, die <strong>Baden</strong>er<br />

oder <strong>Württemberg</strong>er in aller Welt hergestellt haben.<br />

Die Landesfilmsammlung <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> ist eine in ganz Deutschland einmali-<br />

ge Institution. Ihr Bestand liegt zur Zeit bei etwa 4.000 Filmen. Ausschnitte daraus<br />

werden von in- und ausländischen Produktionsfirmen und Sendern genutzt. Die da-<br />

raus resultierenden Lizenzerlöse verringern den Finanzbedarf <strong>für</strong> den Betrieb der<br />

Landesfilmsammlung. Von einer Kostendeckung kann allerdings - wie bei allen ähnli-<br />

chen Archiven - keine Rede sein. Deshalb erhält das Haus des Dokumentarfilms -<br />

ergänzend zu deren Mitgliedsbeiträgen - da<strong>für</strong> Projektzuschüsse von der MFG Film-<br />

förderung (168.000 Euro) und dem Land <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> (30.000 Euro).<br />

Mit seinem Gesamtspektrum stellt das Haus des Dokumentarfilms eine sinnvolle und<br />

notwendige Ergänzung zu den Aktivitäten des Südwestrundfunks (des wichtigsten<br />

„Doku“-Senders in der ARD), der Filmakademie und der MFG Medien- und Filmge-<br />

sellschaft dar.<br />

- <strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> -


Bewertung<br />

- 72 -<br />

Die ursprüngliche Grundfinanzierung des Hauses des Dokumentarfilms ist inflations-<br />

bereinigt stark geschrumpft. Zum Teil wird dies mit selbst erwirtschafteten Mitteln aus<br />

den verschiedenen Bereichen der Einrichtung ausgeglichen. Dazu kamen in der jün-<br />

geren Vergangenheit Personaleinsparungen, eine Verschlankung der Strukturen und<br />

ein Umzug in neue Räumlichkeiten, so dass das Haus des Dokumentarfilms sein Ef-<br />

fizienzsteigerungspotential mittlerweile voll ausgeschöpft hat.<br />

Das digitale Zeitalter bringt außerdem neue Herausforderungen <strong>für</strong> das Haus des<br />

Dokumentarfilms, die mit der bisherigen finanziellen Ausstattung nicht zu leisten sind:<br />

• die Digitalisierung des Dokumentarfilmbestandes<br />

• die Onlinerecherche <strong>für</strong> die Landesfilmsammlung<br />

• die Internetplattform <strong>für</strong> die Dokumentarfilmbranche<br />

• zusätzliche Online-Dienstleistungen (Sendeplatzberatung etc.)<br />

Eine Anpassung des Landeszuschusses an das Haus des Dokumentarfilms wäre<br />

deshalb angemessen. Entsprechend den obigen Empfehlungen <strong>für</strong> Filmfestivals und<br />

Kinos wird eine Erhöhung um 10 % vorgeschlagen.<br />

Die Landesfilmsammlung <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> war nach anfänglicher Finanzierung<br />

durch die Landesstiftung mit einer erheblichen Reduzierung ihrer Projektmittel kon-<br />

frontiert. Auf Grundlage eines neuen Betriebskonzepts wurde gemeinsam mit dem<br />

Land und der MFG Filmförderung im Jahr 2007 eine neue Finanzierung entwickelt.<br />

Damit wurde eine ausreichende Grundlage <strong>für</strong> den Betrieb der Landesfilmsammlung<br />

in den nächsten Jahren geschaffen.<br />

6. Beschlussvorschlag:<br />

1) Die Arbeitsgruppe empfiehlt der Landesregierung, die Landeszuschüsse <strong>für</strong> die-<br />

jenigen Festivals, die in den letzten fünf Jahren gleichbleibende bzw. verringerte<br />

Zuschüsse erhielten, um 10 % zu erhöhen.<br />

- <strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> -


- 73 -<br />

2) Der Landesregierung wird außerdem empfohlen, Erweiterungen ihrer Festival-<br />

förderung in den nächsten Jahren vor allem unter dem Aspekt der Weiterent-<br />

wicklung des Filmwirtschaftsstandorts vorzunehmen.<br />

3) In diesem Zusammenhang könnte darauf hingewirkt werden, dass die baden-<br />

württembergischen Filmfestivals - im Rahmen ihrer Möglichkeiten und soweit<br />

noch nicht geschehen - in ihr Programm gezielt Filme und Filmschaffende aus<br />

<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> integrieren.<br />

4) Für den Bereich der Kinos werden folgende Maßnahmen empfohlen:<br />

• die Erhöhung des Förderschlüssels <strong>für</strong> Kommunale Kinos von 45 % auf 50 %<br />

• die Erhöhung des Budgets <strong>für</strong> Programmprämien an gewerbliche Filmtheater<br />

von 171.000 Euro auf 190.000 Euro<br />

• die Erhöhung der institutionellen Förderung <strong>für</strong> das Kinomobil <strong>Baden</strong>-<br />

<strong>Württemberg</strong> von 139.000 Euro auf 154.000 Euro<br />

5) Für das Haus des Dokumentarfilms wird der Landesregierung empfohlen, den<br />

Mitgliedsbeitrag des Landes von derzeit 135.900 Euro wieder auf die ursprüngli-<br />

che Höhe von 151.000 Euro zu erhöhen.<br />

- <strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> -


Anlage 1<br />

- 74 -<br />

Arbeitsgruppe „<strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>“<br />

MDgt Professor Dr. Claus Eiselstein (Vorsitzender der Arbeitsgruppe)<br />

Staatsministerium <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />

Bernhard Nellessen<br />

Fernsehdirektor<br />

SWR Südwestrundfunk<br />

Egon Mayer<br />

Stellvertretender Fernsehdirektor<br />

SWR Südwestrundfunk<br />

Carl Bergengruen<br />

Leiter der Hauptabteilung Film und Familienprogramm<br />

SWR Südwestrundfunk<br />

Gabriele Röthemeyer<br />

Geschäftsführerin Filmförderung<br />

MFG Medien- und Filmgesellschaft <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> mbH<br />

Klaus Haasis<br />

Geschäftsführer Medienentwicklung<br />

MFG Medien- und Filmgesellschaft <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> mbH<br />

Dieter Krauß<br />

MFG Medien- und Filmgesellschaft <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> mbH<br />

Professor Thomas Schadt<br />

Geschäftsführer<br />

Filmakademie <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> GmbH<br />

- <strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> -


Professor Thomas Haegele<br />

- 75 -<br />

Leiter des Instituts <strong>für</strong> Animation, Visual Effects und digitale Postproduktion<br />

Filmakademie <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> GmbH<br />

Marianne Gassner<br />

Leiterin der Film Commission Region Stuttgart<br />

Wirtschaftsförderung Region Stuttgart GmbH<br />

MR’in Monika Mundkowski-Bek<br />

Wirtschaftsministerium <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />

MR’in Dr. Angela Kalous<br />

Staatsministerium <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />

ORR’in Dr. Cornelia Eberle<br />

Staatsministerium <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />

RR Andreas Schüle<br />

Staatsministerium <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />

AR’in Christiane Windeck<br />

Staatsministerium <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />

RA’Fr. Tanja Wahl<br />

Staatsministerium <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />

OI’in Anja Gall<br />

Staatsministerium <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />

- <strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> -


Anlage 2<br />

- 76 -<br />

Arbeitsgruppe „<strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>“<br />

Liste der angehörten Sachverständigen<br />

Dr. Thomas Bellut<br />

Programmdirektor<br />

Zweites Deutsches Fernsehen (ZDF), Mainz<br />

Matthias Berlinghof<br />

Stellvertretender Vorstand<br />

Kreissparkasse Ludwigsburg<br />

Andreas Brey<br />

Abteilungsleiter Medien und Region Süd<br />

DZ Bank AG, München<br />

Dr. Stefan Gärtner<br />

Senior Vice President<br />

German Free TV Holding GmbH, Unterföhring<br />

Andreas Hykade<br />

Studio FILM BILDER, Stuttgart<br />

Michael Jungfleisch<br />

Geschäftsführer<br />

Gambit Film und Fernsehproduktion, Ludwigsburg<br />

Hans-Hinrich Koch<br />

Geschäftsführer<br />

av independents Film & TV GmbH, Ludwigsburg<br />

- <strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> -


Thilo Kuther<br />

Geschäftsführer<br />

PIXOMONDO IMAGES Ludwigsburg<br />

Boris Michalski<br />

Produzent<br />

- 77 -<br />

noirfilm filmproduktion GmbH & Co. KG, Karlsruhe<br />

Anja Raiser<br />

Geschäftsführerin<br />

SCHOKOLADE Filmproduktion GmbH, Stuttgart<br />

Florian Rederer<br />

Geschäftsführer<br />

SCHOKOLADE Filmproduktion GmbH, Stuttgart<br />

Barbara Schardt<br />

Managerin des Clusters Audiovisuelle Medien<br />

FilmFernsehFonds Bayern, München<br />

Carsten Schuffert<br />

Vorstand<br />

Bewegte Bilder Medien AG, Tübingen<br />

Inga von Staden<br />

Beratung Neue Medien und Studienleiterin Interaktive Medien<br />

an der Filmakademie <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>, Ludwigsburg<br />

Neben den offiziellen Anhörungen in den Sitzungen der Arbeitsgruppe „Filmkonzepti-<br />

on <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>“ führten die Mitglieder der Arbeitsgruppe zahlreiche Einzel-<br />

gespräche mit Vertretern der Filmbranche. Dazu kam eine Reihe von schriftlichen<br />

Anregungen, die ebenfalls in die Entwicklung der <strong>Filmkonzeption</strong> einflossen. Zwi-<br />

schen März und November 2008 bestand außerdem die Möglichkeit, über einen Link<br />

auf den Internetseiten des Staatsministeriums und der MFG Medien- und Filmgesell-<br />

- <strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> -


- 78 -<br />

schaft per E-Mail Anregungen zur <strong>Filmkonzeption</strong> und Stellungnahmen zur Entwick-<br />

lung des Filmstandorts abzugeben.<br />

Die Filmbranche insgesamt erhielt im Rahmen einer Veranstaltung, des Forums<br />

<strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> am 29. September 2008, Gelegenheit, Anre-<br />

gungen und Meinungsäußerungen zur <strong>Filmkonzeption</strong> abzugeben.<br />

- <strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> -


Anlage 3<br />

- 79 -<br />

Einführung in den Begriff „Animation Media“<br />

Vorbemerkung<br />

Die Einführung digitaler, rechnergestützter Techniken hat die Konzeption, Produktion<br />

und Distribution von Bildmedien in den vergangenen zwei Jahrzehnten tiefgreifend<br />

verändert. Seitdem diese Techniken flächendeckend auch dem Konsumenten zur<br />

Verfügung stehen (Verbreitung von Computern und Laptops, schnelle Internetverbin-<br />

dungen, Mobiltelefonie etc.), werden diese Veränderungen immer deutlicher sichtbar.<br />

Digitale Technik führt zu Medienkonvergenz<br />

In der digitalen Akquisition, Bearbeitung und Distribution von Bewegtbild-Medien lie-<br />

gen alle Daten (Assets) in kompatibler Form auf einem Rechner. Auch ein „reales“<br />

Kamera-Bild ist im digitalen Datenraum nichts anderes als eine 2D-Imageplane in<br />

einem „virtuellen“ 3D-Raum. Alle Assets - ob mit der Kamera im Studio oder vor Ort<br />

aufgenommen, mit Hilfe verschiedener Programme im Rechner erstellt oder aus ei-<br />

nem Archiv kommend - können im Computer auf vielfältige Weise bearbeitet, kombi-<br />

niert, verändert oder wiedergegeben werden. Sie können, egal <strong>für</strong> welche Medien sie<br />

hergestellt wurden, auch in allen anderen Medien eingesetzt werden. Diese Tatsache<br />

verändert nicht nur die technischen Abläufe, sondern die gesamte Wertschöpfungs-<br />

kette.<br />

Animation ist eine Technik zur Herstellung von Bewegtbild-Medien<br />

Im Film wird durch die Aneinanderreihung von Einzelbildern die Illusion von Bewe-<br />

gung geschaffen. Gibt die Folge dieser Einzelbilder einen in der Realität inszenierten<br />

oder dort von selbst ablaufenden Vorgang fotografisch wieder, spricht man von Real-<br />

film. Besteht die Sequenz aus synthetisch erzeugten Einzelbildern, spricht man von<br />

Animation. In diesem Sinn beruhen alle Bewegtbild-Medien, die nicht einen in der<br />

Realität inszenierten oder dort von selbst ablaufenden Vorgang fotografisch abbilden,<br />

auf der Technik der Animation.<br />

- <strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> -


- 80 -<br />

Alle Medien, die Animationstechniken nutzen, sind Animation Media<br />

Der Begriff Animation wird in zwei verschiedenen Bedeutungen verwendet. Zum ei-<br />

nen bezeichnet er das Genre des Animationsfilms, zum anderen steht er <strong>für</strong> die viel-<br />

gestaltigen Animationstechniken, die in der Herstellung von Bewegtbild-Medien ein-<br />

gesetzt werden. Animation ist also nicht nur ein Genre, sondern auch eine Technik.<br />

Der Begriff Animation Media umfasst deutlich mehr als nur den Bereich des Animati-<br />

onsfilms. Er steht <strong>für</strong> alle Bewegtbild-Medien, die sich in der Produktionsvorberei-<br />

tung, in der Produktion oder in der Distribution auf Animationstechniken stützen. Zu<br />

den animationsgetriebenen Medien (animation-driven media) oder kurz Animation<br />

Media gehören somit Animationsfilm, Visual Effects einschließlich der digitalen Post-<br />

produktion, viele Arten von Computerspielen sowie die meisten interaktiven Anwen-<br />

dungen.<br />

Im Animationsfilm (Trickfilm) bewegen sich gezeichnete oder sonstwie erzeugte<br />

Charaktere (Puppenanimation, Computeranimation) durch eine in ähnlicher Weise<br />

konstruierte Welt. Animierte Filme und Serien gibt es im Kino, im Fernsehen und auf<br />

DVD, zunehmend auch im Internet und auf Handys.<br />

Visual Effects spielen eine wichtige Rolle in nahezu allen Kino- und Fernsehfilmen.<br />

Oft sind sie sichtbar (etwa wenn Dinge gezeigt werden, die „real“ nicht gedreht wer-<br />

den könnten), meist aber unsichtbar (etwa als digitale Set-Ergänzung, um Produkti-<br />

onskosten zu sparen). Auch der gesamte Bereich der digitalen Postproduktion vom<br />

Schnitt über die Color Correction bis zu Motion Graphics, Digital Internegative und<br />

stereoskopischer Projektion beruht auf Animationstechniken.<br />

Computerspiele sind im Prinzip nichts anderes als interaktive Animationen, bei de-<br />

nen sich, vom Nutzer gesteuert, computergenerierte Charaktere in Echtzeit durch<br />

computergenerierte Welten bewegen. Vom Umsatz her gesehen sind Computerspie-<br />

le heute das wichtigste Einsatzgebiet von Animation. Als „Serious Games“ spielen<br />

sie eine zunehmende Rolle in Training und Ausbildung.<br />

Zu den interaktiven Anwendungen gehören viele Inhalte im Internet, von bewegter<br />

Graphik („Typo-Animation“) bis zu Multi-User-Plattformen. Jede Software <strong>für</strong> alle Ar-<br />

ten von Rechnern (Desktop, Laptop, Handy) nutzt Animationstechniken zumindest<br />

als GUI (Graphische Benutzeroberfläche).<br />

- <strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> -


- 81 -<br />

Auch Visual Computing (bildnutzende Verfahren in Forschung und Entwicklung,<br />

Produkt-Design und industrieller Fertigung) beruht auf digitalen Animationstechniken.<br />

So gesehen spielt Animation auch im industriellen Bereich eine zunehmende Rolle.<br />

Animation Media - ein wichtiger Teil der Kreativwirtschaft<br />

In Deutschland sind rund 210.000 Unternehmen mit knapp einer Million Erwerbstäti-<br />

gen in der Kultur- und Kreativwirtschaft tätig. Die Quote der Selbständigen ist mit 25<br />

Prozent außergewöhnlich hoch. Der Beitrag zur Bruttowertschöpfung liegt bei rund<br />

60 Milliarden Euro (Quelle: Bundesministerium <strong>für</strong> Wirtschaft und Technologie).<br />

Animationsfilm, Visual Effects, Computerspiele und interaktive Anwendungen sind<br />

Teilbranchen von großer volkswirtschaftlicher Bedeutung. Insbesondere mit dem<br />

konsequenten Einsatz neuer digitaler Techniken leisten sie einen wichtigen Beitrag<br />

zu Wachstum und Innovation.<br />

Prof. Thomas Haegele<br />

- <strong>Filmkonzeption</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> -

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