Grundkurs Informatik Aufgabensammlung mit Lösungen Teil 1
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1-84 Aufgaben und Lösungen 4.2 Boole’sche Algebra Aufgabe 4.2.1 (T1) a) Was wird durch die Aussagenlogik beschrieben? b) Was ist eine logische Verknüpfung? c) Geben Sie die Absorptionsgesetze an. d) Was ist ein Boole’scher Verband? e) Was ist ein Venn-Diagramm? f) Was ist eine binäre Schaltfunktion? g) Beschreiben Sie das Boole’sche Normalformtheorem. h) Was sind Maxterme und Minterme? i) Was sind benachbarte Terme? Lösung a) In der Aussagenlogik studiert man als Wahrheitsfunktionen bezeichnete Verknüpfungen von Aussagen durch logische Operatoren, deren Ergebnisse wiederum Aussagen sind. Unter Aussagen versteht man in der Aussagenlogik Elemente a, b, c… einer Menge, wobei diese Elemente – neben anderen, in diesem Zusammenhang nicht relevanten Eigenschaften – einen Wahrheitswert besitzen, der nur die beiden Zustände „wahr“ oder „falsch“ annehmen kann. b) Zur Verknüpfung Aussagen werden die folgenden logischen Grundverknüpfungen verwendet: Verknüpfung Name gebräuchliche Schreibweisen ___________________________________________________________________________________________ nicht a Negation ¬a, a, a a und b Konjunktion a b, a & b, a b, ab a oder b Disjunktion a b, a + b wenn a dann b Implikation a b, a b a genau dann wenn b Äquivalenz a b, a b Der Wahrheitswert des Ergebnisses einer Wahrheitsfunktion hängt nur von den Wahrheitswerten der Argumente der Wahrheitsfunktion ab. Da es nur zwei Wahrheitswerte gibt, kann man sämtliche Wahrheitsfunktionen durch endliche Tabellen eindeutig definieren. Für die oben genannten Verknüpfungen lauten die zugehörigen Tabellen: Zweistellige Verknüpfungen von a mit b Einstellige Verknüpfung von a a b a b a b a b a b a ¬a 0 0 0 0 1 1 0 1 0 1 1 0 1 0 1 0 1 0 1 0 0 0 1 1 1 1 1 1 Da Aussagen nur die beiden Wahrheitswerte „wahr“ bzw. 1 und „falsch“ bzw. 0 annehmen können, kann es genau 2 2 =4 einstellige und 2 4 =16 zweistellige logische Verknüpfungen geben. Man kann zeigen dass man alle diese Verknüpfungen durch oben bereits definierten Grundverknüpfungen Konjunktion, Disjunktion und Negation ausgedrückt kann. c) Die Absorptionsgesetze lauten: a (a b) = a und a (a b) = a d) Ein Boole’scher verband ist wie folgt definiert: Die Aussagenlogik lässt sich durch Einführung einer als Boole’scher Verband bezeichneten algebraischen Struktur (nach George Boole, 1815-1864) auf eine allgemeine mathematische Grundlage stellen. Eine nichtleere Menge V, in der zwei zweistellige Verknüpfungen definiert sind, heißt ein Verband, wenn die folgenden Axiome erfüllt sind:
Aufgaben und Lösungen 1-85 Axiom 1: Kommutativität Axiom 2: Assoziativität Axiom 3: Absorption Axiom 4: Existenz des Null- und Einselements und Verknüpfung damit Ein Verband heißt distributiver Verband, wenn außerdem die Distributivgesetze gelten. Ein Verband heißt ein komplementärer distributiver Verband, wenn zusätzlich komplementäre Elemente eingeführt werden. Ein komplementärer distributiver Verband wird auch als Boole’scher Verband bezeichnet. Wählt man als Verknüpfungen und , und identifiziert man das zu a komplementäre Element mit a, so erkennt man, dass der Aussagenlogik die algebraische Struktur eines Boole’schen Verbandes zu Grunde liegt. Wie man leicht zeigen kann, lassen sich insbesondere die logischen Verknüpfungen Implikation, Äquivalenz und Exklusiv-Oder auch durch Konjunktion, Disjunktion und Negation ausdrücken, so dass man tatsächlich mit den beiden zweistelligen Verknüpfungen und auskommt. e) Venn-Diagramme dienen in der Mengenlehre zur anschaulichen, grafischen Darstellung der Verknüpfung von Mengen. Es gibt eine strukturelle Übereinstimmung (Isomorphie) der Mengenlehre mit der Aussagenlogik: „oder“ entspricht „Vereinigung“, „und“ entspricht „Durchschnitt“ und „nicht“ entspricht „Komplementbildung“. Deswegen hat man auch die an die Symbole der Mengenoperationen erinnernde Schreibweise und für die logischen Verknüpfungen „oder“ und „und“ eingeführt. Wegen dieser Isomorphie lassen sich auch logische Verknüpfungen durch Venn-Diagramme anschaulich darstellen, wie die folgende Abbildung zeigt: a) A B b) A B c) A B a) Schnittmenge A B der Mengen A und B, entsprechend der logischen UND-Verknüpfung. b) Vereinigungsmenge A B der Mengen A und B, entsprechend der ODER-Verknüpfung. c) (A B) (/A /B), entsprechend der XOR-Verknüpfung. f) Wendet man die Boole’sche Algebra auf die Analyse und Synthese von digitalen Schaltungen an, so identifiziert man „wahr“ bzw. 1 mit dem Zustand „Spannung vorhanden“ und „falsch“ bzw. 0 mit dem Zustand „Spannung nicht vorhanden“. Die Boole’sche Algebra wird dann als Schaltalgebra bezeichnet und Funktionen von Wahrheitswerten als Schaltfunktionen. Präziser spricht man von n-stelligen binären Schaltfunktionen f(x1, x2,... xn) mit den Variablen x1, x2,... xn, da die Argumente xi nur die beiden Werte 0 und 1 annehmen können. Sowohl Definitionsbereich als auch Wertebereich sind also auf die Werte {0, 1} beschränkt, es gibt daher nur 2 2n n-stellige binäre Schaltfunktionen, die sich wegen der Endlichkeit von Definitions- und Wertebereich immer in Form von endlichen Wahrheitstabellen angeben lassen. Die bereits eingeführten logischen Verknüpfungen kann man demnach auch als ein- und zweistellige Schaltfunktionen auffassen. Alle 4 einstelligen und alle 16 zweistelligen Schaltfunktionen sind somit bereits in Form logischer Verknüpfungen oder Wahrheitsfunktionen eingeführt worden. Allgemein lässt sich eine Schaltfunktion als „schwarzen Kasten“ mit einem Ausgang und einem oder mehreren Eingängen darstellen: e1 e2 . . . en n-stellige Schaltfunktion g) Das Boole’sche Normalform-Theorem liefert eine einfache Möglichkeit, aus der Wahrheitstabelle einer Schaltfunktion die Schaltfunktion selbst zu konstruieren. Zur Herleitung des Boole’schen Normalform-Theorems geht man von folgender Identität aus, die sich aus den Gesetzen des Boole’schen Verbandes ergibt: a
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Axiom 1: Kommutativität<br />
Axiom 2: Assoziativität<br />
Axiom 3: Absorption<br />
Axiom 4: Existenz des Null- und Einselements und Verknüpfung da<strong>mit</strong><br />
Ein Verband heißt distributiver Verband, wenn außerdem die Distributivgesetze gelten.<br />
Ein Verband heißt ein komplementärer distributiver Verband, wenn zusätzlich komplementäre<br />
Elemente eingeführt werden. Ein komplementärer distributiver Verband wird<br />
auch als Boole’scher Verband bezeichnet.<br />
Wählt man als Verknüpfungen und , und identifiziert man das zu a komplementäre<br />
Element <strong>mit</strong> a, so erkennt man, dass der Aussagenlogik die algebraische Struktur eines<br />
Boole’schen Verbandes zu Grunde liegt. Wie man leicht zeigen kann, lassen sich insbesondere<br />
die logischen Verknüpfungen Implikation, Äquivalenz und Exklusiv-Oder auch<br />
durch Konjunktion, Disjunktion und Negation ausdrücken, so dass man tatsächlich <strong>mit</strong> den<br />
beiden zweistelligen Verknüpfungen und auskommt.<br />
e) Venn-Diagramme dienen in der Mengenlehre zur anschaulichen, grafischen Darstellung<br />
der Verknüpfung von Mengen. Es gibt eine strukturelle Übereinstimmung (Isomorphie) der<br />
Mengenlehre <strong>mit</strong> der Aussagenlogik: „oder“ entspricht „Vereinigung“, „und“ entspricht<br />
„Durchschnitt“ und „nicht“ entspricht „Komplementbildung“. Deswegen hat man auch die<br />
an die Symbole der Mengenoperationen erinnernde Schreibweise und für die logischen<br />
Verknüpfungen „oder“ und „und“ eingeführt. Wegen dieser Isomorphie lassen sich<br />
auch logische Verknüpfungen durch Venn-Diagramme anschaulich darstellen, wie die folgende<br />
Abbildung zeigt:<br />
a) A B<br />
b)<br />
A B<br />
c) A B<br />
a) Schnittmenge A B der Mengen A und B, entsprechend der logischen UND-Verknüpfung.<br />
b) Vereinigungsmenge A B der Mengen A und B, entsprechend der ODER-Verknüpfung.<br />
c) (A B) (/A /B), entsprechend der XOR-Verknüpfung.<br />
f) Wendet man die Boole’sche Algebra auf die Analyse und Synthese von digitalen Schaltungen<br />
an, so identifiziert man „wahr“ bzw. 1 <strong>mit</strong> dem Zustand „Spannung vorhanden“ und<br />
„falsch“ bzw. 0 <strong>mit</strong> dem Zustand „Spannung nicht vorhanden“. Die Boole’sche Algebra<br />
wird dann als Schaltalgebra bezeichnet und Funktionen von Wahrheitswerten als Schaltfunktionen.<br />
Präziser spricht man von n-stelligen binären Schaltfunktionen f(x1, x2,... xn) <strong>mit</strong><br />
den Variablen x1, x2,... xn, da die Argumente xi nur die beiden Werte 0 und 1 annehmen<br />
können. Sowohl Definitionsbereich als auch Wertebereich sind also auf die Werte {0,<br />
1} beschränkt, es gibt daher nur 2 2n n-stellige binäre Schaltfunktionen, die sich wegen der<br />
Endlichkeit von Definitions- und Wertebereich immer in Form von endlichen Wahrheitstabellen<br />
angeben lassen.<br />
Die bereits eingeführten logischen Verknüpfungen kann man demnach auch als ein- und<br />
zweistellige Schaltfunktionen auffassen. Alle 4 einstelligen und alle 16 zweistelligen<br />
Schaltfunktionen sind so<strong>mit</strong> bereits in Form logischer Verknüpfungen oder Wahrheitsfunktionen<br />
eingeführt worden.<br />
Allgemein lässt sich eine Schaltfunktion als „schwarzen Kasten“<br />
<strong>mit</strong> einem Ausgang und einem oder mehreren Eingängen<br />
darstellen:<br />
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n-stellige Schaltfunktion<br />
g) Das Boole’sche Normalform-Theorem liefert eine einfache Möglichkeit, aus der Wahrheitstabelle<br />
einer Schaltfunktion die Schaltfunktion selbst zu konstruieren. Zur Herleitung<br />
des Boole’schen Normalform-Theorems geht man von folgender Identität aus, die sich<br />
aus den Gesetzen des Boole’schen Verbandes ergibt:<br />
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